1 21. 13. Juni 1973: Fraktionssitzung
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
SPD – 07. WP Fraktionssitzung: 13. 06. 1973 (Kurzprotokoll) 21. 13. Juni 1973: Fraktionssitzung (Kurzprotokoll) AdsD, SPD-BT-Fraktion 7. WP, 2/BTFG000021. Überschrift: »Protokoll der SPD am Dienstag, den 13. 6.1973«. Zeit: 15.10–18.00 Uhr. Vorsitz: Wehner, dazwischen Schellen- berg. Protokoll: Sommer. Datum der Niederschrift: 11. 7. 1973. Sitzungsverlauf: A. Bericht des Fraktionsvorsitzenden über die Sitzung des Fraktionsvorstands (Rechte der ständigen Vertretung der DDR; Häftlingshilfegesetz; Saar-Kanalisierung). – TOP 1: In- formationen (Wohngeld; Subventionen für den Airbus; Bericht über die Reise des Bun- deskanzlers nach Israel; Doppelbesteuerungs- und Sozialversicherungsabkommen mit Polen; Stärke der NATO-Streitkräfte in Europa; Stärke der sowjetischen Streitkräfte; Streik der Fluglotsen). B. Vorbereitung der Plenarsitzungen: TOP 2: Tagesordnung und Ablauf der Plenarsitzun- gen. – TOP 3: 2. und 3. Beratung Kartellrechtsnovelle. – TOP 4: 2. und 3. Beratung Än- derung Bundesausbildungsförderungsgesetz. – TOP 5: 2. und 3. Beratung Änderung Adoptionsrecht. – TOP 6: 2. und 3. Beratung Änderung Wohneigentums- und Erbbau- recht. – TOP 7: 2. Beratung und Schlussabstimmung betr. Übereinkünfte Urheberrecht. – TOP 8: Antrag CDU/CSU betr. Jugendstrafvollzugskommission. – TOP 9: 2. und 3. Beratung Rechte der ständigen Vertretung der DDR. C. Sonstiges: TOP 11: Unterausschuss Gesamtreform Lebensmittelrecht. – TOP 12: Unter- ausschuss für humanitäre Hilfe. – TOP 13: Unterausschuss für Rundfunkfragen. – TOP 14: Rundfunkrat Deutschlandfunk. – TOP 15: Rundfunkrat Deutsche Welle. – TOP 16: Arbeitsgruppe Vermögensbildung. – TOP 17: Ausschussumbesetzungen. D. Termin und Ort der kommenden Klausurtagung des Strafrechtssonderausschuss. – TOP 18: Nächste Termine. – Verschiedenes: TOP 19: Informationsreisen des Sonderausschus- ses für die Strafrechtsreform in die USA. [A.] Vor Eintritt in die Tagesordnung entschuldigt Herbert Wehner die Mitglieder des Innerdeutschen Ausschusses, die heute in Berlin tagen, und die als krank gemeldeten Mitglieder der Fraktion. Herbert Wehner berichtet über die Sitzung des Fraktionsvorstandes vom heutigen Tage. Im Mittelpunkt stand die Diskussion über die Behandlung des Gesetzentwurfes betreffend die Rechte der Ständigen Vertretung der DDR in der Bundesrepublik (Ta- gesordnungspunkt 9 der heutigen Fraktionssitzung). Der Fraktionsvorstand stand vor der Situation, daß der Gesetzentwurf, der am Freitag auf der Tagesordnung des Bun- destages steht, bereits durch Kampfabstimmung auf die Tagesordnung am Donnerstag gesetzt werden muß. Bei einer Ablehnung des Gesetzentwurfes durch den Bundesrat – es handelt sich um ein zustimmungsbedürftiges Gesetz – wären die Fristen vor der Sommerpause für die Anrufung des Vermittlungsausschusses am Freitag nicht mehr gegeben. Herbert Wehner weist hier auf den Zusammenhang dieses Gesetzentwurfes mit der bayerischen Klage vor dem Bundesverfassungsgericht hin. Die CDU/CSU- Fraktion hat nun in letzter Minute eine Zusage gegeben, daß der Gesetzentwurf am Donnerstag nach der Mittagspause im Plenum aufgerufen werden könne. Herbert Wehner berichtet, daß der Fraktionsvorstand den Tagesordnungspunkt 10 – Änderung und Ergänzung des Häftlingshilfegesetzes – von der Tagesordnung abgesetzt habe. Der Verband der Heimkehrer hat vom 15.–17. Juni sein Jahrestreffen. Dort wird Copyright © 2020 KGParl 1 SPD – 07. WP Fraktionssitzung: 13. 06. 1973 (Kurzprotokoll) die Novellierung des Häftlingshilfegesetzes behandelt und dazu auch im besondern Stellung genommen werden. Der Geschäftsführende Präsident Herr Kießling insistiert auf die Kopplung der Termine für die Novellierung der Heimkehrergesetzgebung und des Häftlingshilfegesetzes durch die Fraktion. Dabei werde aber übersehen, daß dies Jahre zurückliege und in der Zwischenzeit andere Fakten hinzugekommen seien. Den- noch würde eine Einbringung des Gesetzentwurfs zur Änderung und Ergänzung des Häftlingshilfegesetzes zu einer demagogischen Behandlung auf dem Jahrestreffen des Heimkehrerverbandes führen. Herbert Wehner berichtet weiter, daß Klaus Dieter Arndt im Fraktionsvorstand über die Behandlung des Themas »Saar-Kanalisierung« im Haushaltsausschuß berichtet hat. Der Haushaltsausschuß hat keinen Leertitel für 1973 dafür vorgesehen. Der Koaliti- onspartner hat ebenfalls einen Leertitel – entgegen dem Votum des Fraktionsvorsitzen- den und seines Stellvertreters, Herrn Flach – abgelehnt. Im Ergebnis ist ein Kompromiß dahingehend erzielt worden, daß der Haushaltsausschuß eine Entschließung abgeben werde, daß für 1974 die üblichen Mittel für die Saar-Kanalisierung durch die Bundesre- gierung aufzubringen seien. Punkt 1 der Tagesordnung – Informationen Erich Henke weist darauf hin, daß die geltenden Obergrenzen des Wohngeldes nicht mehr ausreichend sind, insbesondere die Neubaumieten aus den jüngeren Sozialbauten zu subventionieren. Die Mieten seien zu stark in die Höhe gegangen. Es sei daher eine Anpassung der Wohngeldbestimmung erforderlich, um die Preissprünge der letzten Jahre ausgleichen zu können. Es sei für 1974 eine Steigerung im Bundeshaushalt von maximal 30 Millionen DM an Wohngeldmitteln notwendig. Der Vorschlag der Ar- beitsgruppe gehe dahin, dies aus dem Einzelplan 25 zu nehmen. Das Kabinett habe sich aber nicht in der Lage gesehen, zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen, da dies auch mit dem Stabilitätsprogramm der Bundesregierung nicht vereinbar sei. Die Ar- beitsgruppe hält den Stabilitätsgesichtspunkt für 1974 für nicht mehr so gravierend. Er habe daher die Frage an die Bundesregierung, ob das Wohngeld nicht der jüngeren Entwicklung im sozialen Wohnungsbau angepaßt werden könne und die 30 Millionen DM in den Haushaltsplan 1974 aufgenommen werden sollten. Dieter Haack berichtet, daß im Ministerium ein Gesetzentwurf ausgearbeitet worden sei, dieser aber dann zu- rückgestellt wurde, mit Rücksicht auf die Haushaltsberatungen 1974. Der Entwurf könne dann aber wieder als Koalitionsentwurf eingebracht werden. Hedwig Meermann weist darauf hin, daß bei einer Nichtnovellierung des Gesetzes 1973 Geld eingespart werde, da ein Teil der Wohngeldempfänger aus dem Kreis der Berechtigten durch höhere Einkommen ausgeschieden sei. Es könne aber niemand wollen, daß aus einer sozialpolitisch wichtigen Sache im gegenwärtigen Zeitpunkt Geld miteingespart werde. Hans Hermsdorf weist darauf hin, daß diese Sache nicht nur eine stabilitätspolitische, sondern auch eine fiskalische Seite habe. Es sei daher die Meinung des Kabinetts und durch Beschluß bestätigt worden, daß geldwirksame Gesetze nur im Zusammenhang mit dem Haushalt 1974 behandelt werden sollten. Erich Henke weist auf den vorliegenden Mietenbericht hin und daß daraus die gesetzli- chen Konsequenzen gezogen werden müssen. Festzulegen seien die neuen Mietober- grenzen, und das Gesetz muß spätestens am 1. 1. 1974 vorliegen, so daß mit der Bera- tung des Gesetzes unmittelbar begonnen werden sollte. Karl-Heinz Hansen stellt im Zusammenhang mit der Absatzfinanzierung des Airbuses folgende Frage an die Bundesregierung: Nach Pressemeldungen soll das Kabinett heute Copyright © 2020 KGParl 2 SPD – 07. WP Fraktionssitzung: 13. 06. 1973 (Kurzprotokoll) über die Absatzfinanzierung des Airbuses entschieden haben. Seine Frage lautet: 1. Ist heute entschieden worden, 2. bedeutet Absatzfinanzierung eine Exportsubventionie- rung, 3. kann eine solche Exportsubventionierung Folgen haben in Bezug auf Forde- rungen aus anderen Exportzweigen der Bundesrepublik und 4. wie würde das – die Vorfragen bejahend – in die stabilitätspolitische Landschaft passen? Bundeskanzler Brandt antwortet, daß Auswirkungen auf andere Exportzweige nicht gegeben seien, da hier ein Fall eigener Art vorläge, dem Abmachungen bis in die Zeit der Großen Koalition zugrunde lägen. Stabilitätspolitische Gründe seien auch nicht durchschlagend, es sei denn, man setze voraus, daß die gegenwärtigen Schwierigkeiten 10 Jahre anhielten. Das Kabinett habe mit Mehrheit beschlossen, aus diesem Projekt nicht auszusteigen, aber Auflagen zum Tragen kommen zu lassen. Willy Brandt schlägt vor, die Sache, insbesondere auch die Frage der Auflagen, in einem dafür zuständigen Arbeitskreis zu behandeln. Willy Brandt weist darauf hin, daß ihm nicht daran gelegen sei, vor dem Besuch von Staatspräsident Pompidou1 dem Kabinettsbeschluß eine zu positive Ausdeutung zu geben. Georg Schlaga weist auf das positive Echo des Besuches von Willy Brandt in Israel hin. Er stellt die Frage, ob der Bundeskanzler in der Lage sei, einen kurzen Bericht über seine Gespräche in Israel vor der Fraktion zu geben. Herbert Wehner weist darauf hin, daß von der Opposition der Wunsch geäußert wur- de, einen Bericht des Bundeskanzlers über seine Israel-Reise in Form einer Regierungs- erklärung zu bekommen, die dann diskutiert werden sollte. Das Kabinett hat dazu erklärt, daß dies im Rahmen der Haushaltsberatungen geschehen werde. Willy Brandt gibt den von Gerhard Schlaga gewünschten Bericht über seine Reise nach Israel. Zum Inhalt wird auf die dem Protokoll beiliegende Presseerklärung der Fraktion verwiesen. Herbert Wehner dankt Willy Brandt für seinen Bericht. Hans-Jürgen Wischnewski stellt die Frage nach dem Stand des Doppelbesteuerungsab- kommens und des Sozialversicherungsabkommens mit der Volksrepublik Polen. Hans Apel antwortet, daß das Doppelbesteuerungsabkommen vor Weihnachten unter- zeichnet worden sei, die technischen Arbeiten (Sprachenvergleich usw.) abgeschlossen seien und das Abkommen jetzt an das federführende Finanzministerium geht. Das Sozialversicherungsabkommen sei Ende April unterzeichnet