Nationale Volksarmee 1 Nationale Volksarmee
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Nationale Volksarmee 1 Nationale Volksarmee Nationale Volksarmee Führung Oberbefehlshaber Frieden: Minister für Nationale Verteidigung, Krieg: Nationaler Verteidigungsrat de jure: Oberbefehlshaber de facto: Nationaler Verteidigungsrat Verteidigungsminister: Zuletzt Rainer Eppelmann Sitz des Hauptquartiers: Strausberg bei Berlin Militärische Stärke [1] Aktive Soldaten: Zuletzt 155.319 Wehrpflicht: 18 Monate Wehrtauglichkeitsalter: 18 bis 60 Anteil der Soldaten an der Gesamtbevölkerung: Zuletzt 0,95 % Haushalt Militärbudget: Anteil am BNE: Geschichte [2] Gründung: 1. März 1956 [3] Faktische Gründung: 10. Juli 1952 Auflösung: 2. Oktober 1990 Die Nationale Volksarmee (NVA) war von 1956 bis 1990 die Armee der Deutschen Demokratischen Republik. Geschichte Entstehung Die Gründung der NVA erfolgte am 18. Januar 1956 per Gesetz [4] durch die Volkskammer (zeitlich nach der Bundeswehr). Die Aufstellung erfolgte in mehreren Etappen, bis zum 1. März 1956 sollten die Stäbe und Verwaltungen einsatzfähig sein.[5] Die NVA-Gründung war das Ergebnis einer Entwicklung, die am 10. Juli 1952 mit der Proklamation der „Nationalen Streitkräfte“ durch die Volkskammer der DDR begonnen hatte.[6] In ihrem Verlauf wurden die Kasernierte Volkspolizei (KVP) sowie die Grundstrukturen einer Militärorganisation aufgebaut. Der Aufbau vollzog sich ab 1955 unter Anleitung der Sowjetunion. Dabei wurde wie bei der Bundeswehr auf Nationale Volksarmee 2 ehemalige Angehörige der Wehrmacht zurückgegriffen. Sie kamen meist aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft und hatten dort an Antifa-Schulungen teilgenommen. Der bekannteste ehemalige Wehrmachtsgeneral, der auch in der NVA diente, war Vincenz Müller. Mitte 1956 waren im 17.500 Mann starken Offiziersbestand der NVA etwa 2.600 ehemalige Mannschafts- und etwa 1.600 Unteroffiziersdienstgrade sowie knapp 500 Offiziere – insgesamt also knapp 27 Prozent – ehemalige Wehrmachtsangehörige. Die ehemaligen Offiziere wurden vorwiegend im Ministerium, an Schulen und in Kommandostellen der Teilstreitkräfte und Militärbezirke eingesetzt. Von den 82 höheren Kommandoposten in der Armee waren 61 von ehemaligen Wehrmachtsangehörigen besetzt. Positionierung und Entwicklung Nach der Gründung war die NVA – im Gegensatz zu den anderen Armeen des Warschauer Paktes – eine Freiwilligenarmee, was in der propagandistischen Auseinandersetzung mit der Bundeswehr als Vorzug hervorgehoben wurde. Die Wiederbewaffnungsdiskussion war an der DDR nicht spurlos vorübergegangen, der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 hatte die Führung der DDR erheblich verunsichert. Ein deutliches Misstrauen der osteuropäischen Verbündeten den Ostdeutschen gegenüber blieb lange bestehen. Die Einführung der Wehrpflicht 1962 nach dem Bau der Berliner Mauer [7] wurde von vielen als Niederlage empfunden. Mit der Einführung der Wehrpflicht wurde es der NVA möglich, die angestrebte Personalstärke von circa 170.000 Soldaten zu erreichen. Die NVA diente zunächst der Machtabsicherung der SED nach innen und war selbst erheblicher Kontrolle durch die SED unterworfen. Die Partei hatte sich durch die Einrichtung der Politische Hauptverwaltung (PHV) in der Armee und durch eine spezielle Struktur von Parteiorganisationen die führende Rolle in der NVA gesichert. Die Offiziere und Fähnriche waren, bis auf wenige Ausnahmen, Mitglieder der SED. Bei den Unteroffizieren wurde ein hoher Anteil an SED-Mitgliedern angestrebt. Laut Giese [8] resultierte daraus ein erhebliches Konfliktpotenzial zwischen politischem Anspruch und militärischer Professionalität. Die politische Beeinflussung habe sich Abordnung der NVA beim VIII. Parteitag der SED 1971 anfangs sehr negativ auf die militärischen Entscheidungsprozesse ausgewirkt. Die 1970er- und 1980er-Jahre waren durch einen Professionalisierungsprozess und eine stärkere eigenständige außenpolitische Rolle der NVA gekennzeichnet. Im Dauerkonflikt der DDR mit der Bundesrepublik um die Anerkennung im Ausland wurden auch die Streitkräfte eingesetzt. Insbesondere in Afrika und dem Mittleren Osten war die NVA zur Unterstützung und Begleitung vielfältiger Rüstungs- und (Militär-)Infrastrukturprojekte für befreundete Regierungen und Befreiungsbewegungen tätig und unterhielt eine hohe Auslandspräsenz, die nur von der Sowjetunion und Kuba übertroffen wurde. Anfang der 1980er-Jahre wurde der Bereich militärische Mikroelektronik insbesondere im Süden der DDR ausgebaut, was als Mikroelektronikcluster bis heute nachwirkt. Nach der Wahl Gorbatschows zum Generalsekretär der KPdSU Mitte der 1980er-Jahre fiel aber die Sowjetunion als Hauptabnehmer von hochwertigen Rüstungsexporten aus, was erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten auslöste. Nationale Volksarmee 3 Militärische Erfahrung und Auslandspräsenz Teile der NVA waren 1968 für militärische Aktionen zur Niederschlagung des Prager Frühlings vorgesehen, die NVA war am Einmarsch in die Tschechoslowakei aber aus politischen Gründen nicht unmittelbar beteiligt. Die 7. Panzerdivision und die 11. Motorisierte Schützendivision sollten ursprünglich laut Planung an der Intervention mitwirken. Wegen der zu erwartenden außenpolitischen Wirkungen, es wäre der erste Kampf- und Auslandseinsatz deutscher Truppenverbände nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen, wurden diese Divisionen nicht eingesetzt. Sie leisteten logistische Hilfe beim Einmarsch und standen in Grenznähe bereit, um im Falle eines möglichen, der Sowjetarmee außer Kontrolle geratenden Volksaufstandes, einzugreifen. Verbindungsoffiziere, NVA-Nachrichtensoldaten und auch MfS-Offiziere waren direkt in der ČSSR im verdeckten oder korrespondierenden Einsatz. Im Herbst 1981 stand die NVA bereit, um gegebenenfalls an der Seite der Sowjetarmee Ehrenwache des Wachregiments Friedrich Engels in Polen einzugreifen. Eine Intervention unterblieb auch in diesem Fall. der NVA am Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus (Neue Wache) in Mehrere Male befand sich die NVA über einen längeren Zeitraum im Berlin im Exerzierschritt, 1990 Zustand der erhöhten Gefechtsbereitschaft. Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961, bei dem sie logistisch und absichernd mitwirkte, 1962 während der Kubakrise und 1968 bei der Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Truppen der Sowjetunion und drei weiterer Warschauer-Pakt-Staaten in der ČSSR sowie letztmalig in der Zeit der Wende im Herbst 1989. Die Leistungen der NVA bei Manövern des Warschauer Pakts galten als gut. Die NVA war wegen ihres hohen Ausbildungsstandards, der ständigen Einsatzbereitschaft und ihrer guten Disziplin eine der schlagkräftigsten Armeen des Warschauer Pakts. Sie konnte allerdings aus der Sowjetunion nicht immer die modernste Technik beziehen, da Besuch des Stellvertretenden Ministers für die verfügbaren finanziellen Möglichkeiten oft erschöpft waren, Nationale Verteidigung Siegfried Weiß bei Truppen, die an den Aktionen im Rahmen der Lieferengpässe bestanden oder aus Geheimhaltungsgründen keine Niederschlagung des Prager Frühlings beteiligt Exporte vorgesehen war. Zudem lehnte es die sowjetischen waren. Rüstungsindustrie und die Militärführung ab, modernste Technik sofort für Bündnispartner zugänglich zu machen. So war auch die Nationale Volksarmee nicht dauerhaft auf dem höchsten Stand der Technik und wartete gelegentlich über Jahre auf diverse technische Neuheiten, die unter den sowjetischen Waffenbrüdern schon als veraltet galten. Trotz ihrer anfänglich geringen Bedeutung wuchs die Nationale Volksarmee bis zum Zusammenbruch des Ostblocks zu einem der wichtigsten Bündnispartner der sowjetischen Streitkräfte heran und erlangte den Respekt der sowjetischen Führung und vermochte eine eigenständigere außenpolitische Rolle einzunehmen[9] . Erich Honecker beim Truppenbesuch, 1972 Nationale Volksarmee 4 Ähnlich wie viele Armeen des sozialistischen Lagers und anders als die meisten westlichen Armeen wurde die NVA selbst im großen Umfang als wirtschaftliche Produzentin aktiv. Zahlreiche Soldaten wurden zeitweise als Erntehelfer, im Braunkohleabbau und für Bauaufgaben eingesetzt. Dieses wurde bisweilen auch von den Militärs selbst kritisch betrachtet, weil sich so Ausfälle in der militärischen Ausbildung ergaben.[10] Seit Mitte der 1960er-Jahre war die NVA auch in Afrika und dem Mittleren Osten präsent, wo sie Berater und Experten[11] für eine Reihe von Regierungen und Revolutionsbewegungen stellte und in der Auslandspräsenz der Ostblockstaaten nur von Kuba und der Sowjetunion übertroffen wurde[9] . Ende der 1970er-Jahre, auch im Zusammenhang mit dem Tod der hochrangigen ZK-Mitglieder Werner Lamberz und Paul Markowski bei einer Libyenreise, wurden Militärhilfe- und Wirtschaftsprojekte der DDR in Entwicklungsländern in der westlichen Öffentlichkeit bekannt und diskutiert. Massive Kampfeinsätze, wie etwa 1980 mit dem Spiegeltitel „Honeckers Afrika-Korps“[12] suggeriert, waren von DDR-Seite aber nicht beabsichtigt. Laut Joachim Nawrocki[13] seien bis 1980 in Angola und Mosambik, Algerien, Libyen, den Irak, Syrien, Südjemen, Äthiopien, Guinea-Bissau, Benin, Nigeria, in der damaligen Volksrepublik Kongo (Kongo-Brazzaville), Tansania und Sambia zwischen 100 (Nigeria) und etwa 2000 (Angola) Offiziere und Soldaten der Nationalen Volksarmee und des MfS stationiert gewesen. Gordon A. Craig [11] führt Meldungen (1978) über die Stationierung von über 1200 NVA-Soldaten im Bereich Artillerie, Kommunikation und Logistik in Algerien und 450 Soldaten in Libyen an. Craig erwähnt darüber hinaus eine mögliche Beteiligung von NVA-Soldaten bei Kämpfen in Ogaden und Eritrea, nach Walter Döbler [14] wären NVA-Angehörige 1979 in bewaffnete Auseinandersetzungen