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Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland Bonn, den 23. April 1980

HEINRICH KÖPPLERf Für Frieden : Wir schulden ihm Dank Seite 3 und Freiheit Schuldenpolitik der SPD/FDP Die gemeinsame Wahlkampfkommission führt zur Wohlstandsillusion Von CDU und CSU hat auf ihrer Sitzung Seite 5 am 21. April in Bonn die Werbelinie für den Bundestagswahl kämpf 1980 verabschiedet • KOALITION Und gleichzeitig das Wahlkampf-Motto SPD-Wahlanzeige: Einzigartige beschlossen. Dazu erklärt Generalsekretär Niedertracht Seite 9 Heiner Geißler: Die Union stellt ihren Bundestagswahlkampf unter • WOHNGELD das Motto: „Für Frieden und Freiheit — CDU/ Wichtige Anträge der Union wurden von der Koalition abge- CSU". Damit wollen wir den Bürgern in der Bun- lehnt desrepublik Deutschland signalisieren, worum die Eröffnung des Rechtsentscheides Entscheidung am 5. Oktober letztlich geht: bei Mietstreitigkeiten Seite 11/12 t Frieden und Freiheit sind durch das expansive Ausgreifen des sowjetischen Imperialismus • ABHÖRSKANDAL weltweit bedroht. Tatverdacht der illegalen Aktion M Die SPD/FDP-Bundesregierung hat über der nicht ausgeräumt Seite 13 kurzsichtigen Befriedigung heutiger Ansprüche leichtfertig die Aufgaben der Zukunftssicherung • BUNDESWEHR und damit des sozialen Friedens und der in- Wehrbeauftragter bestätigt Fehl- neren Freiheit vernachlässigt. leistungen Apels Seite 14 ^ Das menschliche Maß politischen und admini- strativen Handelns ist der SPD/FDP-Koalition • ZUR SACHE im Gestrüpp'ideologischer Zwänge abhanden- Renten sind keine Almosen gekommen. Seite 15 Die Union hat in ihrer zwanzigjährigen Regie- rungszeit Frieden und Freiheit gesichert. AUch die • DOKUMENTATION achtziger Jahre sollen Jahre des Friedens und der Die Chancen der jungen Freiheit werden. Generation nicht verspielen (Weiter auf Seite 2) grüner Teil UiD 15 • 23. April 1980 • Seite 2

(Fortsetzung von Seite 1) Nordrhein-Westfalen stand im Mittel- punkt der Diskussionen der Kommis- Wir rufen deshalb die Wähler auf, die sion. Phase der Unentschlossenheit und des Beharrens in einer zukunftsblinden Po- litik zu beenden und durch einen neuen Schmidts zögernde Haltung politischen Anfang die Grundlagen für verurteilt Frieden und Freiheit zu sichern. Wir Die Wahlkampfkommission beschäftigte stehen mit dem atlantischen Bündnis sich außerdem mit der außenpoliti- für verläßliche Sicherheit. Der weltwei- schen Lage und insbesondere mit der • ten Bedrohung von Frieden und Freiheit sich abzeichnenden weiteren Ver- werden wir solidarisch mit den Verbün- schlechterung des Verhältnisses zwi- deten entschlossen und wirksam be- schen Bonn und Washington. Nach Auf- gegnen. fassung der Wahlkampfkommission be- Wir meistern die Herausforderungen ruht diese Entwicklung in der zwielichti- der Zukunft, indem wir die Familie, das gen Haltung der SPD und des Bundes- Fundament der freien menschlichen kanzlers in wichtigen außenpolitischen Gesellschaft, fördern. Wir garantieren Fragen. Dazu gehört die nach wie vor die Soziale Marktwirtschaft und sichern unentschlossene und zögerliche Hal- damit die Voraussetzungen zur Wieder- tung gegenüber den wirtschaftspoliti- erlangung der Vollbeschäftigung und schen Sanktionen der Vereinigten Staa- zur Erhaltung des Generationenvertra- ten gegenüber dem Iran, aber auch ges in der Rentenversicherung. Damit gegenüber der Sowjetunion wegen des wir auch in den 80er Jahren in Freiheit Einfalls in Afghanistan. und sozialem Frieden leben können. Dazu gehört auch die neu entstandene Verunsicherung, die der Bundeskanzler Freiheit verlangt Menschlichkeit. So wie wir für Menschenrechte in aller Welt durch seine Äußerungen in den letzten kämpfen, so wollen wir bei uns dem Tagen dadurch hervorgerufen hat, daß Fortschritt ein menschliches Gesicht er im Zusammenhang mit seiner Mos- bewahren. Wir werden bürokratische kau-Reise den Nachrüstungsbeschluß Fesseln sprengen und die Selbstverant- der NATO vom Dezember zur Disposi- wortung der mündigen Bürger stärken. tion zu stellen scheint. Diese Entwick- Wir wollen als vertrauenswürdiger An- lung beweist, daß der Bundeskanzler in walt die Interessen jener Mitbürger ver- zunehmendem Maße in die Abhängig- treten, die nicht über einflußreiche Or- keit der in den Vereinigten Staaten so ganisationen verfügen. bezeichneten „Moskau-Fraktion" inner- So werden wir unseren Beitrag leisten halb der SPD-Bundestagsfraktion gerät. für Frieden und Freiheit — für unser Die Wahlkampfkommission hat das deutsches Vaterland und für die Völker Wahlprogramm der Unionsparteien wei- der Welt. ter beraten, das absprachegemäß jn Die Sitzung der Wahlkampfkommission vier Wochen auf dem Bundesparteitag stand unter dem Eindruck des plötzli- der CDU und auf der gleichzeitig statt- chen Todes von Heinrich Köppler. Die findenden Parteiausschußsitzung der dadurch veränderte politische Lage in CSU diskutiert und verabschiedet wird. UID 15 • 23. April 1980 • Seite 3

Helmut Kohl zum Tode von Heinrich Köppler Wir schulden ihm Dank Mit dem Tode von Heinrich Köppler verliert die Christlich Demokratische Union Deutschland eine ihrer führenden Persönlichkeiten. Wir trauern mit seiner Familie um einen treuen Freund und Weggefährten. Mehr als drei Jahrzehnte hat Heinrich Köppler in wichtigen und hohen öffentlichen Ämtern unserem Vaterlande gedient. Mit aller Kraft und höch- stem Einsatz hat er seine Pflichten erfüllt. Als Bundestagsabgeordneter, Parlamentarischer Staatssekretär und als Par- lamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, als stell- vertretender CDU-Bundesvorsitzender und als erster Repräsentant der CDU- Nord rhein-Westfalen hat Heinrich Köppler uns ein Vorbild für eine Politik aus christlicher Verantwortung gegeben. Er verstand Politik als Auftrag der Bürger und als Verantwortung für unsere freiheitliche Demokratie. Sein Name steht für Grundsatztreue und Toleranz, für Bürgernähe und Menschlichkeit, für Fairneß und Zuverlässig- keit. Wir trauern über seinen Tod und verneigen uns vor seinem Werk. Dafür schulden wir ihm Dank. Wir führen seinen Auftrag als Erbe weiter. Heinrich Köppler lebt so in unse- rer dankbaren Erinnerung weiter.

gerung der Steuerentlastung, sondern INFORMATION sie will verhindern, daß die SPD/FDP- Koalition vor den Wahlen — wie gehabt — einen Steuerbetrug begeht. Steuerbetrug vorbeugen Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion legt Strauß macht Massen mobil Wert auf eine solide Beratung des von Fünftausend im Euskirchener Erftstadion, der Bundesregierung vorgelegten Steu- Sechstausend in der Krefelder Rhein- erentlastungspakets, stellt der finanzpo- landhalle, Zwanzigtausend im Aachener litische Sprecher der Fraktion, Hans- Tivoli — Franz Josef Strauß hält NRW jörg Häfele, fest. Denn nur unter dieser in Atem mit seinen Wahlkundgebungen. Voraussetzung ist eine gerechte Entla- Dazu kommen die Fünftausend bei der stung des Steuerzahlers möglich. Der bedeutungsvollen Feier der Handwerks- Antrag der CDU/CSU-Fraktion auf kammer Düsseldorf für die Jungmeister, Durchführung eines Anhörungsverfah- vor denen der Kanzlerkandidat der rens war notwendig, weil die bisher Union erklärte: vorgelegten Regierungsvorschläge teil- „Wir Deutschen haben keine Rohstoffe weise unausgegoren sind. Die Anhö- und keine ausreichenden Energiequel- rung bezweckt keinesfalls eine Verzö- len. Unser Rohstoff ist seit jeher der UiD 15 • 23. April 1980 • Seite 4

Geist, ist das hohe Ausbildungsniveau, gesetzlichen Ablieferungen hinaus kei- ist die hervorragende handwerkliche ne Sonderablieferungen der Post an Präzisionsarbeit und die beispielhafte den Bundeshaushalt mehr vorzusehen. Arbeitsdisziplin." Insbesondere müsse der mit dem 31. März ausgelaufene „Nachttarif ||" Zwei Gesetze an den (Mondscheintarif) unter Beibehaltung Vermittlungsausschuß des neu eingeführten „Billigtarifs" als Der Bundesrat hat zum Krankenhausfi- „Nacht- und Wochenendtarif" wieder nanzierungsgesetz und zum Verkehrs- eingeführt werden. Die Nahbereiche lärmschutzgesetz mehrheitlich den Ver- müßten angemessen erweitert werden, mittlungsausschuß angerufen. Dieser wobei die Ortsnetze an Grenzen und wird sich in seiner nächsten Sitzung am Küsten sowie im Zonenrandgebiet be- 22. Mai 1980 mit den Anrufungsbegeh- sonders zu berücksichtigen seien. ren des Bundesrates befassen. Das wahre Gesicht Fluchthilfe ist nicht sittenwidrig des SED-Staates Wer gegen Zahlung hoher Geldsummen Unter Bezugnahme auf Pressemeldun- Bürger der DDR illegal in die Bundesre- gen, nach denen Reisende aus der Bun- publik schleust und darüber Verträge desrepublik Deutschland an der Zonen- abschließt, handelt nicht sittenwidrig. grenze durch Behörden der DDR ge- Das hat der Dritte Zivilsenat des Bun- zwungen würden, das Kürzel „BRD" für desgerichtshofes (BGH) in einem in Bundesrepublik Deutschland auch ge- Karlsruhe bekanntgegebenen Grund- gen ihren Willen in Formularen zu ver- satzurteil entschieden. (Aktenzeichen III wenden, und daß sie veranlaßt würden, ZR 185/77 vom 21. 2. 80.) den Satz: „Ich bin ein BRD-Bürger" Die Karlsruher Richter halten an ihrer 15mal aufzuschreiben, hat der Unions- Auffassung fest, daß ein DDR-Bürger abgeordnete Wilfried Böhm (Melsun- bei einer Übersiedlung in die Bundesre- gen), Mitglied des Ausschusses für in- publik oder nach West-Berlin von sei- nerdeutsche Beziehungen, in einem nem Recht auf Freizügigkeit Gebrauch Fernschreiben an Staatssekretär Gaus macht. Wer ihm dabei helfe, handele und an den Bundesminister für inner- grundsätzlich nicht sittenwidrig, auch deutsche Beziehungen u. a. geschrie- wenn er sich dafür bezahlen lasse. ben: „Falls diese Schikanen tatsächlich von den Behörden der DDR durchge- Union für Wiedereinführung führt werden, wären sie eine bezeich- nende Begleitmusik zum Besuch des des Mondscheintarifs SED-Wirtschaftsfunktionärs Mittag in Der Bundesrat hat mit den von der der Bundesrepublik Deutschland, die Union geführten Ländern die Bundesre- schlagartig den wirklichen Alltag der gierung aufgefordert, darauf hinzuwir- innerdeutschen Beziehungen deutlich ken, daß die für 1980 und die folgenden machen würden. Jahre erwarteten beträchtlichen Gewin- Ich bitte Sie, mit allem Nachdruck bei ne der Post auch für weitere Gebühren- den Behörden der DDR vorstellig zu ermäßigungen im Fernmeldewesen ein- werden, und einen sofortigen Verzicht gesetzt werden. In diesem Zusammen- von derartigen Schikanen und eine öf- hang sei es notwendig, künftig über die fentliche Entschuldigung zu verlangen." UiD 15 • 23. April 1980 - Seite 5

WIRTSCHAFTSDEBATTE Schuldenpolitik der SPD/FDP führt zur Wohlstandsillusion

Die Sorge um die weitere Preisent- Der Bundesdurchschnitt bewegt sich wicklung und die noch nicht zu seit Jahren um eine Million. Das sind überschauenden außenwirtschaft- eine Million zuviel. lichen Risiken standen im Vorder- Die erste und wichtigste Frage für die grund der Wirtschaftsdebatte im Beurteilung der weiteren wirtschaftli- Deutschen Bundestag. Die CDU/CSU chen Entwicklung in der Bundesrepu- verband ihre Kritik an der Wirt- blik Deutschland ist die Frage nach schafts- und Finanzpolitik der Bun- dem weiteren Verlauf der Verschul- desregierung mit der nachdrück- denspolitik. Daß die Verschuldung des lichen Forderung zu einem klaren Staates in den letzten Jahren nicht nur marktwirtschaftlichen Kurs. ein finanz- oder haushaltspolitisches, sondern auch ein wirtschaftspolitisches In der Debatte stellte Kurt H. Bieden- Problem geworden ist, wird heute nicht kopf u.a. fest: Der Pfad marktwirtschaft- mehr bestritten. licher Lösungen bleibt die beste Antwort Weder der Sachverständigenrat noch auf die anstehenden Probleme. Nicht die Bundesbank noch irgendein ande- Flucht in dirigistische Scheinalternati- ven, sondern beharrliche Stärkung der rer Sachverständiger, der sich an der marktwirtschaftlichen Ordnung muß der Diskussion beteiligt, bezweifelt die Not- wendigkeit einer Kursänderung im Be- kategorische Imperativ auch für das reich der Verschuldenspolitik, und je- nächste Jahrzehnt sein. der sagt voraus, daß im anderen Falle, Grundlage für unsere Wirtschaftspolitik bei einer Fortsetzung der gegenwärti- ist nach wie vor die Zielvorgabe des gen Politik, nicht nur die Vollbeschäfti- Stabilitätsgesetzes: Vollbeschäftigung, gung gefährdet ist, nicht nur das Preisstabilität, ausgeglichene Handels- Wachstum gefährdet ist, sondern lang- und Leistungsbilanz bei angemessenem fristig auch die marktwirtschaftliche Wachstum. Diese Ziele sind im Rahmen Ordnung gefährdet ist. der marktwirtschaftlichen Ordnung zu Was heißt denn marktwirtschaftliche lösen. Das Ziel Vollbeschäftigung ist in Ordnung? Marktwirtschaftliche Ord- der Bundesrepublik nur teilweise, und nung heißt, daß die Bürger zu einem zwar nur regional, erreicht. wesentlichen Teil über die Verfügung Es gibt einige Länder, etwa das Land des Volkseinkommen selbst bestimmen. Baden-Württemberg, in denen es kaum In dem Maß, in dem der Staatsanteil am noch Arbeitslosigkeit gibt. Es gibt Län- Bruttosozialprodukt, d. h. am Volksein- der, etwa das Land Nordrhein-Westfa- kommen, wächst, bestimmt der Staat len, in denen die Arbeitslosigkeit über darüber, was mit dem Volkseinkommen dem Bundesdurchschnitt liegt. geschieht. UiD 15 • 23. April 1980 • Seite 6

Wenn der Anteil, über den der Staat Warum leistet der Bürger weniger Wi- verfügt, eine gewisse Grenze über- derstand gegen die Staatsverschul- schreitet, wird die staatliche Verfügung dung? Weil mit der Staatsverschuldung über das Volkseinkommen zur Regel eine Wohlstandsillusion verbunden ist. und die private Verfügung über das Der Bürger kauft Staatspapiere und private Einkommen zur Ausnahme. Und glaubt, er bilde damit Vermögen. dann haben wir die Systemverände- Gleichzeitig erhält er die mit den rung. Dann haben wir eine Situation, wo Staatspapieren finanzierte staatliche man private Verfügungen noch in Teil- Leistung und glaubt, er erhalte diese bereichen erläßt, aber alle wichtigen Leistung auf Grund seiner Steuerzah- Entscheidungen beim Staat landen, ob lung. es künftige Investitionen, künftige For- schung, künftige Forschungsunterstüt- Er übersieht aber, daß er das dem Staat zung etc. etc. sind. Genau dies be- im Wege der Kredithingabe überlasse- schreibt die Veränderung der Wirt- ne Geld selbst verbraucht, nämlich kon- schaftsordnung durch Staatsverschul- sumiert hat, daß er dieses Kapital spä- dung. Auf diesem Weg sind wir schon ter zurückzahlen muß und daß er in der einen wesentlichen Schritt gegangen. Zwischenzeit Steuern zahlen muß, um die Zinsen auf das Kapital zu finanzie- Die Staatsverschuldung greift im übri- ren, das er bereits als Bürger in Form gen tief in das Gefüge der Wirtschaft von Transferleistungen wieder ver- ein und verletzt damit zunehmend den braucht hat. kategorischen Imperativ marktwirt- schaftlicher Ordnung. Diese Wohlstandsillusion hat eine ge- fährliche Wirkung. Sie hat deshalb eine gefährliche Wirkung, weil die Bürger Der Bürger wird getäuscht nicht mehr mit den Kosten der Leistun- Die Privathaushalte in der Bundesrepu- gen konfrontiert werden, die sie in An- blik Deutschland zahlen heute nach spruch nehmen. Auskunft der bisherigen Arbeiten der Transferkommission ungefähr die Hälfte Nur wenn die Bürger wissen, was mehr ihrer Transfereinkommen selbst. Das Lehrer, was mehr Ärzte, was mehr So- heißt, ungefähr die Hälfte dessen, was zialhelfer, was mehr Jugendarbeiter, Privathaushalte vom Staat in Form von was mehr Straßen, was mehr Kanäle Zuschüssen, Beihilfen, Leistungen und kosten, sind sie überhaupt in der Lage, sonst bekommen, müssen sie zunächst als mündige Bürger demokratisch dar- selber als Steuern bezahlen. über zu befinden, ob das ein Bedarf ist, den sie politisch geltend machen und Ein Lediger zahlt in der Bundesrepublik dann auch bezahlen wollen. Deutschland heute für die letzten 100 DM über 50% Steuern und Abgaben, Wer einen wesentlichen Teil des gegen- und wenn er heiraten will, bieten wir wärtigen Bedarfs mit Staatsverschul- ihm an, daß er beim Staat ein Darlehen dungen finanziert, beraubt die Bürger beantragen darf, damit er heiraten der Möglichkeit, über die Kosten dieses kann. gegenwärtigen Bedarfs ein sinnvolles, aufgeklärtes Urteil zu fällen, und belastet Wäre es nicht viel vernünftiger, ihm die gleichzeitig nachkommende Generatio- Vermögensbildung zu gestatten, so daß nen mit den Kosten eines Bedarfs, von er den Staat nicht braucht? dem sie nichts mehr haben. UiD 15 • 23. April 1980 • Seite 7 In der Energiepolitik völlig versagt

MdB Karl Heinz Narjes befaßte sich mit Wir müssen die ölwaffe ernst nehmen; der verfehlten Energiepolitik der Bun- sie ist nicht stumpf. Sie wird von Tag zu desregierung und stellte u. a. fest: Hätte Tag schärfer, weil die multinationalen die Bundesregierung nach dem ersten Verteilergesellschaften von Tag zu Tag ölschock rechtzeitig entschlossen be- aus ihren Einflußpositionen mehr und gonnen, eine Energiepolitik des „Weg mehr herausgedrängt werden. vom öl" nicht nur aufs Papier, sondern auch ins Werk zu setzen, wären wir Die Bundesregierung weiß sehr genau, heute nicht so lebensgefährlich in unse- welche große Bedeutung die Elektrizi- rer nationalen Sicherheit durch Import- tätsversorgung für unsere Industriege- abhängigkeit bedroht, wie wir es tat- sellschaft hat. Wir haben dem, was sie sächlich sind. zu diesem Thema in der ursprünglichen Fassung des Energieprogramms ge- Die Energiepolitik der Bundesregierung schrieben hat, nichts hinzuzufügen. ist eine Energiepolitik ohne Gesamt- Aber was ist in der Praxis daraus ge- strategie. Die Bundesregierung hat sich worden? Engpaßbefürchtungen für die bis in die Iran-Krise hinein — das ist zweite Hälfte der 80er Jahre, sonst jetzt offenkundig — keine hinreichen- nichts! den Vorstellungen über die weittragen- den Konsequenzen der Importabhän- gigkeit gemacht. Schwere Versäumnisse in der Frage der Kernenergie Deshalb lauten die Fragen an den Bun- deswirtschaftsminister und an seinen Ebenso deutlich ist es, daß in der Amtsvorgänger: Warum haben Sie es Stromerzeugung die Kernenergie un- unterlassen, den theoretisch richtigen verzichtbar ist. Wir haben es mit Freude Weg „weg vom öl" tatsächlich ernst- registriert, daß der Bundeswirtschafts- haft auch als Politik zu verfolgen? War- minister in seiner Rede in diesem Zu- um haben sie den Wettlauf gegen die sammenhang das Wort „Versäumnisse" Uhr, der 1973 begonnen hatte, sechsein- benutzt hat. Nur ist das noch eine halb Jahre zurückgestellt? Warum gilt harmlose Bezeichnung des faktischen offiziell noch die zweite Fortschreibung Kernenergiemoratoriums, das die Bun- des Energieprogramms, in der noch desregierung durch ihre Innenminister heute für das Jahr 1990 42% ölabhän- Maihofer und Baum implementieren gigkeit vorgesehen wird? und ausführen ließ. Das große unsere Energieversorgung Wenn heute für die zweite Hälfte der bedrohende und gefährdende Problem 80er Jahre die Stromversorgung nicht ist das der Ölversorgung. Es ist eine gesichert erscheint, so sind die Verant- Existenzfrage, die uns von außen aufer- wortlichen und Schuldigen alle Mitglie- legt ist. Es gibt im übrigen keine Alter- der dieser Bundesregierung, die die native zwischen ölsparen und ölsubsti- Nutzung der Kernenergie in einem un- tution. Beides sind gleichrangige und vorstellbaren Maß an Bürokratie zu er- gleichwertige Ziele. Das eine kann das sticken sich bemüht und das auch er- andere nicht ersetzen. folgreich bewerkstelligt haben. Man hat UiD 15 • 23. April 1980 • Seite 8

Verstoß gegen Frieden und Völkerverständigung Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat einstimmig nachstehenden Antrag im Deutschen Bundestag eingebracht. Die namentliche Abstimmung darüber wird am Mittwoch, 23. April, erfolgen. Der Bundestag wolle beschließen: Der Deutsche Bundestag verurteilt den Einmarsch der sowjetischen Streitkräfte in Afghanistan und ihren fortgesetzten imperialistischen Unterwerfungskrieg gegen die afghanische Bevölkerung. Er hält dieses Verhalten für unvereinbar mit den Grundprinzipien des Friedens und der Völkerverständigung, die in der Olympischen Charta als Ziele der Olympischen Spiele niedergelegt sind, und fordert deshalb die olympischen Sportler und ihre Organisationen auf, an den Olympischen Spielen in Moskau nicht teilzunehmen. Begründung: Der sowjetische Einmarsch vom Dezember 1979 in das bis dahin blockfreie Afghanistan ist am 14. Januar 1980 von 104 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (bei nur 18 Gegenstimmen und 18 Enthaltungen) verurteilt worden, ohne daß die Sowjetunion daraus Konsequenzen gezogen hätte. Sie hat auch nicht auf die Appelle der moslemischen Länder und der westlichen Welt rea- giert, die einen Abzug der sowjetischen Truppen gefordert haben, son- dern führt im Gegenteil unter Einsatz ihrer überlegenen Militärmacht einen blutigen Unterdrückungskrieg gegen die afghanische Bevölkerung, der Tau- sende von Opfern, darunter auch viele Frauen und Kinder, gefordert hat und rücksichtslos fortgesetzt wird. Die Sowjetunion verstößt als gastgebendes Land gegen Frieden und Völker- verständigung, die nach der Olympischen Charta und nach dem Sinn der Olym- pischen Spiele die Voraussetzung für ihren erfolgreichen Verlauf sind. Unter diesen Umständen würde eine Teilnahme an den Spielen eine Tolerie- rung des Verhaltens der Sowjetunion bedeuten. In Anbetracht der damit ver- bundenen Verantwortung, die über die eigene Person der Teilnehmer hinaus- reicht, rät der Deutsche Bundestag den deutschen Sportlern und ihren Organi- sationen von der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Moskau ab.

es sich erspart, die Nutzung der Kern- Sicherheitsklausel energie formell zu verbieten. Man hat bei DDR-Verträgen jeden einzelnen Reaktor zum Abschuß Für eine sogenannte Sicherheitsklausel freigegeben. in künftigen Verträgen mit der DDR hat Im übrigen ein Beispiel für ausste- sich der CDU-Bundestagsabgeordnete hende dringende Maßnahmen: Wir sind von Wrangel auf dem Zonenrandkon- im siebenten Jahr der Ölkrise, und die greß der CDU Hessen in Rotenburg- öffentlichen Hände haben bis heute Fulda ausgesprochen. Dadurch solle si' noch nicht ernsthaft begonnen, für ih- chergestellt werden, daß die Bundesre- ren eigenen Gebäudebestand ein Bei- publik ihre vielfältigen Zahlungen an spiel für vorbildliche Umstrukturierung die DDR einstelle, wenn der Osten ge' hin auf neue Technologien zu geben. schlossene Verträge nicht einhalte. UiD 15 • 23. April 1980 • Seite 9

In einem Leserbrief, den aer stellvertre- KOALITION tende CDU-Vorsitzende an die Zeitschriften gerichtet hat, in denen die SPD-Anzeige erschienen ist, SPD-Wahlanzeige: heißt es: „Unter den sechsunddreißig abgebilde- Einzigartige ten Frauen könnte auch meine Mutter Niedertracht sein, die einen Sohn — meinen einzi- gen Bruder — im zweiten Weltkrieg In einer Wahlanzeige, die die SPD verloren hat; ich selbst wurde viermal Nordrhein-Westfalens u. a. im „Gong" verwundet. Ich habe zwei Söhne, denen Nr. 16 und im „Stern" veröffentlichte, ich das Schicksal meines Bruders und hat sie 36 Kriegerwitwen unter Namens- auch mein eigenes ersparen möchte. nennung abgebildet und diese älterei. Es ist deshalb eine einzigartige Nieder- Frauen das Schicksal ihrer nächsten tracht, wenn die SPD durch ihre Anzei- Angehörigen beklagen lassen. Über- ge den Eindruck zu erwecken versucht, die Kriegsgefahr ginge nicht von der schrift: „Wir wollen nie wieder Krieg". Sowjetunion, sondern von den dort zi- Unterschrift: „Deshalb entscheiden wir tierten Politikern der Christlich Demo- uns für Johannes Rau und Helmut kratischen Union Deutschlands aus. Schmidt". In der Anzeige wird der Ein- Zu dieser Niedertracht kommt noch ein druck erweckt, als könnten nur die bei- Falschzitat. Von den beiden mit unter den SPD-Politiker einen dritten Welt- Anführungszeichen zugeschriebenen krieg verhindern. Sätzen stammt nur der zweite von mir, Die Wahlkampf-„Aussage" wird auch nämlich: ,Wir Deutsche können uns „begründet" mit teilweise falschen und nicht unter Berufung auf Hitler der aus dem Zusammenhang gerissenen Zi- Pflicht entziehen, einen Beitrag zur Ab- taten der CDU-Politiker Alfred Dregger, wehr der globalen Bedrohung zu lei- Manfred Wörner und Wilfried Hassel- sten.' Daran halte ich fest. Der erste mir mann. unterschobene Satz .Notfalls müssen Hierzu erklärte CDU-Sprecher Günther deutsche Soldaten Öl-Golf schützen' Henrich u. a.: Die Genossen stört es stammt nicht von mir, sondern von der nicht, daß sie auf diese Weise das Los Zeitungsredaktion des .Express'. In schwergeprüfter Menschen für die eige- zwei Bundestagsreden und einem aus- nen Ziele ausschlachten. Schindluder führlichen Rundfunkinterview habe ich treiben nennt man das. Alles soll nur das Gegenteil empfohlen." dem demagogischen Ziel dienen, in der Der „Rheinische Merkur" kommentiert Bevölkerung den Eindruck zu erwek- unter der Überschrift „Demagogie": ken, als ob die Sicherung des Friedens „Für den Stimmenfang ist jede bösarti- bei der einen Partei in besseren und bei ge Unterstellung recht, auch wenn sie der anderen in schlechteren Händen weit schlimmer als eine Formalbeleidi- sei. Johannes Rau sollte sich von die- gung ist. Kaum beschlossen, ist das ser „Wahlhilfe" distanzieren, wenn er Fairneß-Abkommen der Parteien schon nicht Verdacht laufen will, selbst der kaum mehr wert als das Papier, auf Erfinder der Sache zu sein. dem es steht." UiD 15 • 23. April 1980 • Seite 10

Schmidts Schnauze erklärte die CSU-Fraktion, sei „zusam- men mit prominenten Funktionären der Schwere Vorwürfe gegen den Bundes- DKP" vor das Mikrophon getreten. „Das kanzler und grundlegende Zweifel an Empörende an diesem Skandal ist, daß seinem außenpolitischen Kurs hat Hel- sich Lochner unverhüllt zur Zusammen- mut Kohl in Bonn gegenüber der Frank- arbeit mit Kommunisten bekannte." furter Allgemeinen Zeitung geäußert. „Wer dem deutschen Volk in der ge- genwärtigen Lage nicht in aller Deut- Nein aus Südhessen lichkeit sagt, daß Friede und Sicherheit zu Börners Atomkurs allein im NATO-Bündnis und vor allem Die südhessische SPD hat Ministerprä- in der Allianz mit Amerika möglich ist, sident Holger Börner in der von der der versäumt seinen geschichtlichen Landesregierung verfolgten Atomener- Auftrag", erklärte er und verwies in gie-Politik die Gefolgschaft verweigert. diesem Zusammenhang auf jüngste Auf dem Bezirksparteitag in Maintal bei Äußerungen des Kanzlers insbesondere Frankfurt lehnten die über 300 Delegier- auf den Satz: „Wir können uns keine ten die Zustimmung Börners zum Bau Gesten der Stärke leisten und keine einer Wiederaufbereitungsanlage auf markigen Zeichen der Unerschütterlich- hessischem Gebiet mit großer Mehrheit keit. Wir haben die Schnauze voll da- ab. Erwartungsgemäß wurde der ge- von." Schmidt solle ganz konkret sa- stürzte Umweltminister Görlach mit 272 gen, wovon er „die Schnauze voll" ha- Stimmen gegen 50 bei 17 Enthaltungen be. Man muß sich einmal vorstellen, zum neuen Bezirksvorsitzenden ge- was es für die Bundesrepublik bedeu- wählt. Er tritt die Nachfolge von Rudi ten würde, wenn der amerikanische Arndt an. Präsident sagen würde: „Wir haben von Deutschland und seinen Problemen, insbesondere von denen Berlins, die Familienfeindliche Schnauze voll." FDP-Steuerpolitik Die FDP-Steuerpolitik rutscht immer SPD-Stadtrat mit Kommunisten mehr nach links. Der Unionsabgeordne- te Wolfgang Schäuble machte darauf Eine Veranstaltung der Münchner Ak- aufmerksam, daß sich die Vorsitzende tion „Rock gegen rechts — stoppt des Bundestagsfinanzausschusses, Strauß!" mit dem SPD-Stadtrat Albert Frau Matthäus-Maier, für die Abschaf- Lochner hat die CSU-Fraktion im Stadt- fung des Ehegattensplittings ausge- rat als einen „Skandal besonderen Aus- sprochen habe. Ihr muß nach seiner maßes" bezeichnet. Die Junge Union Auffassung mit Nachdruck widerspro- München (JU) hat in einem Brief den chen werden. Das Ehegattensplitting Kreisjugendring ultimativ aufgefordert, entspricht dem Verfassungsgebot des sich umgehend von linksradikalen und Artikels 6 GG, der Ehe und Familie dem verfassungsfeindlichen Vereinigungen besonderen Schutz des Staates unter- zu distanzieren. Gleichzeitig kritisierte stellt. Auch der Grundsatz der Besteue- der CSU-Landtagsabgeordnete Kurt rung nach der Leistungsfähigkeit gebie- Faltlhauser das Kreisverwaltungsrefe- tet, daß ein Ehepaar bei gleichem Ein- rat, weil es eine gleichzeitige Altemativ- kommen steuerlich weniger belastet Aktion der JU abgelehnt habe. Lochner, wird als ein Alleinstehender. U/D 15 • 23. April 1980 • Seite 11

WOHNGELD/MIETEN Wichtige Anträge der Union wurden von der Koalition abgelehnt

Die CDU/CSU hat der Wohngeld- tober dieses Jahres und nicht erst 1981 Novelle zugestimmt, weil sie Ver- in Kraft treten zu lassen, lehnte die besserungen der Wohngeldleistun- Koalition ab. Damit werden diejenigen gen für Familien mit zwei und mehr Rentner, deren Wohngeld noch in die- Kindern bringt und insoweit mit sem Jahr neu zu berechnen ist, zusätz- allerdings dreijähriger Verspätung lich getroffen. Bei der Ermittlung des die Forderungen der CDU/CSU für die Höhe des Wohngeldes maßgebli- erfüllt, die diese bereits bei der chen Einkommens werden die für 1981 vierten Wohngeldnovelle erhoben zu erwartenden Rentensteigerungen be- hatte, erklärte MdB Franz Möller, rücksichtigt. Berichterstatter im Ausschuß für Auch den weiteren Anträgen der CDU/ Raumordnung, Bauwesen und CSU Städtebau. — auf Einführung eines Umzugskosten- Die CDU/CSU bedauert aber ganz be- zuschusses für ungenügend versorgte sonders, daß die Koalition sich nicht kinderreiche Familien, ihrer Forderung nach einer spürbaren — auf Beseitigung von Unstimmigkei- Verbesserung der Wohngeldleistungen ten bei der Berechnung des Wohngel- auch für die Ein- und Zweifamilienhaus- des nach Ausbau oder Erweiterung des halte angeschlossen hat. Diese Haus- Wohnraumes, halte werden also künftig durchschnitt- hat sich die Koalition versagt. lich lediglich eine Erhöhung ihres Wohngeldes erhalten, die bei der näch- Förderungsmethoden sten Rentenerhöhung schon wieder un- weiterhin unzulänglich ter den Tisch fällt. SPD und FDP haben am 16. April im Gerade die Rentner haben in der letz- Wohnungsbauausschuß den Entschlie- ten Zeit die gestiegenen Mietkosten be- ßungsantrag der CDU/CSU zum Haus- sonders zu spüren bekommen. Sie hät- halt des Bundesbauministers zu Fall ten eine wirkliche, eine spürbare An- gebracht. passung verdient. Das, was ihnen nun Dazu erklärt der Abgeordnete Lorenz nach großen Ankündigungen und damit Niegel: geweckten Erwartungen als Anpassung SPD und FDP haben es damit abge- verkauft wird, ist nicht mehr als ein lehnt, die Bundesregierung aufzufor- Almosen, das nur für ein Jahr reicht. dern, Selbst der Antrag der CDU/CSU, die für 1. die Wohnungs- und Städtebaupolitik Rentner günstige Neuregelung der Ein- neu zu ordnen und dabei die Förde- kommensermittlung bereits zum 1. Ok- rungsinstrumentarien des sozialen UID 15 • 23. April 1980 • Seite 12

Wohnungsbaus und der Wohngeldför- Gericht, von Landgerichtsbezirk zu derung gezielter und treffsicherer aus- Landgerichtsbezirk unterschiedlich be- zugestalten; antwortet. Diese Rechtszersplitterung 2. die gegenwärtigen Förderungsme- ist eine Folge des für Streitigkeiten aus thoden im Neubau, in der Wohnungs- Wohnraummietverhältnissen eröffneten modernisierung einschließlich der Maß- Rechtszug, der beim Landgericht endet. nahmen zur Energieeinsparung und Die uneinheitliche Rechtsprechung auf Lärmbekämpfung sowie zur städtebauli- dem für weite Bevölkerungskreise wich- chen Sanierung und Wohnumfeldver- tigen Rechtsgebiet des Wohnraummiet- besserung so aufeinander abzustim- rechts ist aus rechtsstaatlicher Sicht, men, daß ihre Gesamteffizienz gestei- insbesondere aus Gründen der Gleich- gert wird; heit vor dem Gesetz und der Rechtssi- 3. die allgemeinen rechtlichen und cherheit, außerordentlich bedenklich. wohnungswirtschaftlichen Rahmenbe- Es erschien daher erforderlich, dieser dingungen mit dem Ziel zu überprüfen, Entwicklung durch geeignete gesetzge- die Wohnungswirtschaft insgesamt stär- berische Maßnahmen entgegenzuwir- ker in den ökonomischen Gesamtpro- ken. zeßablauf einzubinden; Die Eröffnung des Rechtsentscheides 4. durch eine verstärkt mittel- und lang- ist ein geeigneter Schritt zur Verein- fristig orientierte Planung der Bundes- heitlichung der Rechtsprechung zum mittel zur Verstetigung des Baugesche- Wohnraummietrecht. Die Vorteile des hens beizutragen. bisherigen zweistufigen Rechtszuges — Gewährleistung eines ortsnahen, ver- Eröffnung des gleichsweise schnellen und kostengün- stigen Verfahrens — werden erhalten. Rechtsentscheides Der Rechtszug in Wohnraummietsachen bei Mietstreitigkeiten wird nicht um eine weitere volle Instanz verlängert, so daß das angestrebte Ziel, Die CDU/CSU hat sich mit ihrem Ge- die Einheitlichkeit der Rechtsprechung, setzentwurf zur Änderung des Dritten gefährdet würde. Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher Darüber, ob noch eine dritte Instanz mit Vorschriften, das der Bundestag am 18. der Sache befaßt werden soll, haben April 1980 in zweiter und dritter Lesung nicht die Parteien, sondern das Beru- verabschiedet hat, voll durchsetzen fungsgericht zu entscheiden. In dessen können. Damit wird nun der Rechtsent- Hand bleibt auch die Sachentschei- scheid im Verfahren, in denen das dung, während das Oberlandesgericht Landgericht als Berufungsgericht ent- bzw. der Bundesgerichtshof nicht mit scheidet, für alle bedeutsamen Rechts- dem gesamten Rechtsstreit, sondern fragen eröffnet, die sich aus einem nur mit der Vorentscheidung solcher Mietvertragsverhältnis über Wohnraum Rechtsfragen belastet wird, die aus ergeben oder den Bestand eines sol- Gründen der Rechtsfortbildung oder chen betreffen. der Sicherung einer einheitlichen Die Rechtsprechung zum Wohnraum- Rechtsprechung einer obergerichtli- mietrecht ist uneinheitlich. Wichtige chen oder höchstrichterlichen Klärung Rechtsfragen werden oft von Gericht zu bedürfen. UiD 15 • 23. April 1980 • Seite 13

ABHÖRSKANDAL Tatverdacht der illegalen Aktion nicht ausgeräumt

Nach zweijähriger Arbeit, nach der auch über erhebliches Wissen aus dem Vernehmung von 60 Zeugen in Bereich der Nachrichtendienste verfüg- 52 Sitzungen, nach der Auswertung ten. Deshalb kann es sich bei den aus- umfangreicher Akten hat der parla- führenden Personen nur um konspirativ mentarische Untersuchungsaus- vorgehende, femmeldetechnisch ausge- schuß dem Bundestag einen 120 bildete Spezialisten gehandelt haben." Seiten umfassenden Bericht vorge- Die Untersuchungen des Ausschusses legt über die illegale Abhörung haben ergeben, daß der MAD unter der von Franz Josef Strauß, den damit Amtszeit des persönlichen Vertrauens- im Zusammenhang stehenden mannes von elf illegale Rufmordversuch in der Lockheed- Abhöraktionen durchgeführt hatte. Affäre und über die Abhörpraktiken Auch in Fällen, in denen dem Brigade- des MAD, des BND und des general Scherer, den Helmut Schmidt Bundesamtes für Verfassungsschutz. als Verteidigungsminister in dieses Amt gehievt hatte, mangels hinreichender Zu den drei Untersuchungskomple- Verdachtsgründe mehrmals ein Antrag xen stellte MdB auf Telefonüberwachungen abgelehnt folgendes fest: wurde, trug der MAD-Chef keine Beden- Die umfangreichen Beweisaufnahmen ken, andere Lauschmittel einzusetzen. haben den dringenden Tatverdacht nicht entkräften können, daß sachkun- Den Vertrauensmann von Helmut Schmidt trifft die Hauptschuld daran, dige Angehörige oder ehemalige Ange- daß der MAD durch 11 illegale Abhör- hörige eines der drei deutschen Dienste operationen ins Kreuzfeuer der öffentli- an der illegalen Abhöraktion gegen Franz Josef Strauß beteiligt waren. chen Kritik geraten ist. Ich möchte das in einigen Punkten un- Wenn schon rechtsstaatliche Grenzen termauern: in diesem Ausmaße verletzt worden sind — wie will man dann guten Gewissens Der Abschluß stellt mit den Stimmen behaupten, daß gegen F. J. Strauß nicht von SPD und FDP folgendes fest: „Wur- auch illegale Aktionen durchgeführt de das Gespräch abgehört? Ja, davon wurden? muß ausgegangen werden. Bei der Ab- höraktion gegen Franz Josef Strauß Dieser gründliche und objektive Bericht muß es sich um ein von langer Hand hat auch erwiesen, daß alle im Wahljahr vorbereitetes Unternehmen gehandelt 1976 gegen Strauß erhobenen Verleum- haben, dessen Urheber nicht nur über dungen im Zusammenhang mit Lock- technisches Spezialkönnen, sondern heed-Geschäften haltlos waren. UiD 15 - 23. April 1980 • Seite 14

Ministerium durchforsten und auf Miß' • BUNDESWEHR stände untersuchen durfte. Wenn nämlich in der Statistik des Wehrbeauftragter Wehrbeauftragten nachgewiesen wird, daß der Bundesminister der Verteidi- bestätigt gung in mindestens drei Dutzend gra- vierender Fälle, die in den früheren Be- Fehlleistungen Apels richten enthaltenen Vorschläge nicht beachtet, auf die lange Bank gescho- Der katastrophale Zustand der ben oder einfach ignoriert hat, dann ist deutschen Bundeswehr ist ein das höchst bedenklich; denn zu diesem weiteres eklatantes Beispiel für die Katalog des Wehrbeauftragten gehören verfehlte Politik der SPD/FDP- auch solche Dauerbrenner wie Fragen Koalition. Der Wehrbeauftragte der Besoldung, der Dienstzeitbelastung Berkhan (SPD) stellt insbesondere und der Behebung des Verwendungs- Minister Apel ein schlechtes Zeug- und Beförderungsstaus. nis aus. (Siehe auch UiD 14/80, Die soziale Lage der Soldaten muß Nicht nur der Wehrbeauftragte, sondern verbessert werden). auch die Unionsparteien haben immer wieder auf Maßnahmen gegen diesen Zum Bericht des Wehrbeauftragten Stau gedrängt. Offensichtlich ist Bun- nimmt der desverteidigungsminister je- Vorsitzende der Arbeitsgruppe Verteidi- doch entschlossen, die Lösung des gung der CDU/CSU-Bundestagsfrak- Problems, von dem überaus schädliche tion, Willi Weiskirch, wie folgt Stellung: Wirkungen auf das innere Gefüge der Der Bericht des Wehrbeauftragten 1979 Streitkräfte ausgehen, auf die lange ist gegenüber seinen beiden Vorläufern Bank zu schieben. Dieser Sorge g"Dt deutlich entschärft worden — vor allem denn auch der Wehrbeauftragte Aus- wohl deshalb, weil in den vergangenen druck, wenn er seine Bedenken darüber Berichten der Bundesminister der Ver- äußert, „daß entsprechende Regelun- teidigung mit aufsehenerregenden Fehl- gen erst ab 1982 oder gar später vorge- leistungen seines Hauses konfrontiert sehen sind". worden war. Zu den besorgniserregenden Feststel- Nach der ersten Lektüre des Berichtes lungen des Wehrbeauftragten gehören lassen sich solche Fehlleistungen je- auch seine Hinweise auf das rückläufi- doch auch für das vergangene Jahr ge Bewerberaufkommen an Offiziersan- gleich schockweise entdecken. wärtern sowie seine Kritik an der man- Die dem Bericht erstmalig beigegebene gelhaften Dienstaufsicht in der Truppe- Sachstand-Statistik über wichtige Vor- schläge und Anregungen des Wehrbe- Anträge von Wehrdienst- auftragten und ihre Befolgung — man verweigerern gestiegen sollte besser sagen: Nichtbefolgung — durch das Bundesministerium der Ver- Die Zahl der Anträge auf Kriegsdienst- teidigung und die Bundesregierung läßt verweigerung ist im Januar und Februar jedenfalls Bedauern darüber aufkom- erheblich gestiegen. Es sind 9 039 An- men, daß die Maiziere-Kommission sei- träge eingegangen, beinahe so viel, wie nerzeit zwar die Truppe, nicht aber das im „Postkarte genügt"-Monat 1977. Zur Sache: Renten sindkeineAlmosen

Seit dem Rentenbetrug der SPD von Leistungsbezogenheit der Rente aus- 1976 ist bekannt daß Rentner und Beitrags- gehöhlt Manipulationen auf dem Weg zahler sich auf das Wort von SPD und FDP zur Einheitsrente werden dadurch nicht verlassen können. Die von der SPD erleichtert angekündigte Rückkehr zur bruttolohn- bezogenen Rente ist noch längst nicht ver- Die CDU bekämpft diese gleich- wirklicht Stattdessen haben Wehner und macherischen Pläne der SPD. Denn: Renten die Genossen um ihn einen neuen, gefähr- sind keine Almosen Sie sind hart erarbei- lichen Plan ausgeheckt: tete Ansprüche auf einen gesicherten Lebensabend Daran darf nicht gerüttelt Die SPD will die Nivellierung der Renten. werden.

Die Verwirklichung dieser Pläne, z. B. Die CDU will, daß das Vertrauen der die Einführung einer Mindestrente, würde Rentner und Beitragszahler in die gesetz- viele Milliarden DM jährlich kosten Das ist liche Rentenversicherung wieder herge- unsenös. Zudem wäre die Beitragsleistung stellt wird Die CDU hält deshalb ent- dann nicht mehr der Maßstab der Rente. schieden an der bruttolohnbezogenen, dynamischen Rente fest: Der Bruttolohn ist Dieser SPD-Vorstoß hat System: Immer der einzig klare und verläßliche Maßstab wieder hat die SPD versucht, solche Pläne der Rentenfestsetzung und der Renten- durchzusetzen. Beispielsweise: anpassung.

O Im SPD-Gesetzentwurf zur Rentenreform Er beugt Mißbrauch und Willkür vor. 1956 ist bereits im Ansatz die Mindest- rente enthalten. Die CDU wird durch eine wachstums- und umweltfreundliche Wirtschaftspolitik O Im Herbst 1975 wurden unter dem für eine dauerhafte Gesundung der Finanz- damaligen SPD-Minister Arendt Pläne grundlagen der Rentenversicherung für eine massive Rentennivellierung sorgea (Sockelbetragsrente) entwickelt

O Im 21, Rentenanpassungsgesetz 1978 wurde die Bruttolohn-Anpassung der Allein die CDU garantiert Rente ausgesetzt Damit wurde die die soziale Sicherheit. CDU sicher haftssielle sozial *'" OneMidikeitsaibeil 5300 Bonn I 140 und frei UID 15 • 23. April 1980 • Seite 16

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