SPD – 05. WP Fraktionssitzung: 11. 05. 1967

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11. Mai 1967: Fraktionssitzung

AdsD, SPD-BT-Fraktion 5. WP, 64 Überschrift: »Protokoll der Fraktionssitzung am 11. Mai 1967«. Dauer: 14.11–15.32 Uhr. Anwesend: 167. Vorsitz: Schellenberg. Bundesregierung: Heinemann, Schmid, Strobel, Wehner, Wischnewski. PStS: Arndt, Börner, Jahn. Protokoll: Bartholomäi. Datum der Niederschrift: nicht bekannt.

Sitzungsverlauf: A. Vorbereitung einer verteidigungspolitischen Debatte B. Bericht aus dem Ältestenrat C. Vorlagen aus den Arbeitskreisen D. Verschiedenes

Ernst Schellenberg1 gratuliert zu Beginn der Fraktionssitzung Elinor Hubert, Erwin Lange und Fritz Hörauf zum Geburtstag. Er stellt fest, wie wichtig die erhöhte Prä- senzpflicht bei der gestrigen Abstimmung über das Stabilitätsgesetz war.2 Weiterhin teilt er mit, daß er veranlaßt habe, daß bis Freitag eine Zusammenstellung der kritischen Punkte des Stabilitätsgesetzes den Genossen in die Fächer gelegt werde.

– Vorbereitung einer verteidigungspolitischen Debatte – 3 Ernst Schellenberg berichtet, daß a) die CDU/CSU an die Fraktion mit der Anregung herangetreten sei, eine gemeinsame Große Anfrage zur Verteidigungspolitik einzubringen, um der FDP zuvorzukommen. Die FDP habe im Ältestenrat bereits zu erkennen gegeben, daß sie eine Initiative ergrei- fen werde,4 b) der Fraktionsvorstand die Angelegenheit beraten habe und der Fraktion empfehle, den Arbeitskreis VIII5 zu bevollmächtigen, über das einzuschlagende Verfahren nach der für Dienstag nach Pfingsten vorgesehenen Sitzung des Verteidigungsausschusses zu befinden. Zu diesem Zeitpunkt werde auch der Fraktionsvorsitzende6 und der zustän- dige Arbeitskreisvorsitzende7 von der deutsch-amerikanischen Konferenz wieder zu- rückgekehrt sein.8 Die Fraktion beschließt nach kurzer Debatte entsprechend. – Bericht aus dem Ältestenrat – Heinz Frehsee berichtet aus dem Ältestenrat über die nächsten Termine.

1 Vgl. SPD-Fraktionssitzung am 9. Mai 1967 (Teil 1), Anm. 2. 2 Vgl. SPD-Fraktionssitzung am 9. Mai 1967 (Teil 1), mit Anm. 27. 3 Vgl. auch DIE SPD-FRAKTION TEILT MIT, Nr. 229/67 vom 11. Mai 1967, die dem Protokoll beiliegt. 4 Jede der drei Fraktionen brachte jeweils eine eigene Große Anfrage zur Verteidigungspolitik ein, vgl. SPD-Fraktionssitzung am 7. Juli 1967 (Teil 1), Anm. 25. 5 Sicherheitsfragen. 6 . 7 Karl Wilhelm Berkhan. 8 Vgl. SPD-Fraktionssitzung am 9. Mai 1967 (Teil 1), Anm. 2.

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Am 6. 6. 1967 findet um 14.30 Uhr eine Fraktionsvorstandssitzung und um 17 Uhr eine

Fraktionssitzung statt. Am 7., 8. und 9. 6. 1967 soll die 2. Lesung des Haushalts erfolgen; 9 die 3. Lesung in der ursprünglich sitzungsfreien Woche am 13. und 14. 6. 1967. Nur für diese beiden Tage gelte Präsenzpflicht. Es sei ihm im Ältestenrat zu erreichen gelungen, daß in der Woche vom 19.–24. 6. 67 Ausschußsitzungen in Berlin stattfinden werden. Er bittet die Ausschußvorsitzenden der Fraktion, ihre Ausschüsse nach Berlin einzuberu- fen. In der letzten Woche vor der Sommerpause soll die erste Beratung der Notstands- gesetze erfolgen.10 Hans Hermsdorf hält dieses Vorgehen für nicht zweckmäßig, da sonst draußen im Lande während der ganzen Sommerpause eine umfangreiche Diskussion entstehen würde. Daran schließt sich eine längere Debatte [an], bei der Hugo Collet und Franz Marx die Ansicht von Hans Hermsdorf teilen. Ihm widersprechen Max Seidel, Karl Herold, , und Willy Könen mit der Begründung, daß durch den Aufschub nichts gewonnen sei. Die öffentliche Debatte finde – übrigens von uns gewünscht – in jedem Falle statt. Es [werde] aber für uns viel leichter, wenn vor der Sommerpause11 nicht nur über die Regierungsvorlage debattiert würde, sondern unsere Stellungnahme zur Regierungsvorlage in erster Lesung vorliege. Die Fraktion nimmt die Mitteilung von Heinz Frehsee zur Kenntnis.

– Vorlagen aus den Arbeitskreisen – Kleine Anfrage betr. Hilfen für körperlich und geistig behinderte Kinder12 Elinor Hubert bittet die Fraktion der Kleinen Anfrage zuzustimmen. Es handelt sich im wesentlichen um die sogenannten »Contergan-Kinder«. Die Auskunft, die die Frak- tion mit dieser Kl[einen] Anfrage von der Bundesregierung haben will, soll die Grund- lage für spätere Gesetzgebung bilden.13 Willy Könen macht den Vorschlag, in Punkt 1 die Worte »durch die Krankenversicherung« zu streichen. Ernst Schellenberg regt an, daß Willy Könen sich mit Elinor Hubert in Verbindung setzt und den endgültigen Text des Antrages fertigstellt. Die Fraktion soll die Ermäch- tigung geben, diesen Text dann einzubringen. Die Fraktion stimmt zu. – Verschiedenes –

Erhard Eppler zitiert folgende Passage aus der Süddeutschen Zeitung vom 11. 5. 67: »Leber für Amerikas Vietnam-Politik

Verkehrsminister Leber überbrachte die guten Wünsche der Regierung Kiesinger / Brandt und erwiderte die amerikanische Betonung der Priorität des Bündnisses mit einer vorbe- haltlosen Unterstützung der Position der USA im Vietnamkrieg als ›Verteidigung der Freiheit, wobei er die Behauptung aufstellte, daß diejenigen Deutschen, die das amerika- nische Engagement in Asien kritisierten, denjenigen Kräften in Amerika Auftrieb ver- schafften, die ein Engagement Amerikas in Berlin oder Deutschland bekämpften. Die An- teilnahme Deutschlands an Vietnam sei ›nicht kontemplativ, sondern existenziell.«

9 Vgl. hierzu BT STEN. BER. 64, S. 5266–5338, 5360–5465, 5498–5552, 5595–5641 u. S. 5662–5692. 10 In der Sitzung vom 29. Juni 1967, BT STEN. BER. 64, S. 5856–5902. 11 »vor der Sommerpause« ist handschriftlich ins Protokoll eingefügt. 12 BT ANL. 112, Drs. V/1736, liegt dem Protokoll bei. Der BMI beantwortete die Anfrage am 26. Mai 1967 schriftlich (ebd., Drs. V/1804). 13 In der folgenden Wahlperiode verabschiedete der das »Gesetz über die Errichtung einer Stiftung ›Hilfswerk für behinderte Kinder‹«, BGBl. 1971 I S. 2018. Zweck der Stiftung war die Unter- stützung von Kindern, deren Behinderungen durch das Schlafmittel »Contergan« verursacht worden waren. Vgl. auch den Beginn der Beratungen am 16. Juni 1970, BT STEN. BER. 73, S. 3203–3207.

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Dazu stellte drei Fragen: 1. Stimmt die Meldung der Süddeutschen Zeitung? 2. Wenn ja, hat für die Bundesregierung gesprochen? 3. Wenn er für die Bundesregierung gesprochen hat, hat er sich mit dem sozialdemokra- tischen Bundesaußenminister14 abgesprochen, der sich zur amerikanischen Vietnampo- litik sehr differenziert zu äußern pflegt? Er bat die anwesenden Mitglieder der Bundesregierung um entsprechende Auskunft. Hans-Jürgen Wischnewski erklärte, er wisse von der Sache nichts, sei aber bereit, die Angelegenheit nachzuprüfen. Es wurde vorgeschlagen, die Auskunft bald einzuholen, damit die Fraktionsmitglieder noch vor Rückkehr in ihre Wahlkreise über den Tatbe- stand korrekt informiert und für die Versammlungen draußen entsprechend gewappnet seien. Die Fraktion beauftragt Ernst Schellenberg, das Entsprechende zu veranlassen.

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