SPD – 05. WP Fraktionssitzung: 02. 12. 1965

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2. Dezember 1965: Fraktionssitzung

AdsD, SPD-BT-Fraktion 5. WP, Ord. 19. 10. 1965 – 1. 3. 1966 (alt 1038, neu 8). Über- schrift: »SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag. Protokoll der Fraktionssitzung am Donnerstag, dem 2. Dezember 1965«. Anwesend: 151 Abgeordnete; Fraktionsassistenten: Bartholomäi, Daul, Gaebler, Goller, Hofer, Laabs, Maier, Roth, Scheja, P. Schmidt; PV: Grossmann; Vorwärts: Stallberg. Prot.: E. Heinrich. Zeit: 14.30 – 16.00 Uhr.

Beginn der Fraktionssitzung: 14.30 Uhr Tagesordnung: 1. Bilanz der Aussprache über die Regierungserklärung 2. Ausschuß- und Gremienbesetzung 3. Zustimmung zu einem Antrag verschiedener Abgeordneter betr. München als Stadt der Olympischen Spiele 4. Die nächsten Termine 5. Verschiedenes Punkt 1 der Tagesordnung: Bilanz der Aussprache über die Regierungserklärung macht hierzu den Vorschlag, die Manöverkritik auf die nächste Fraktions- sitzung am 7. Dezember zu verschieben. Die Fraktion ist damit einverstanden.1 berichtet unter Bezugnahme auf eine Unterschriftenaktion über den Streit betr. die Parteienfinanzierung vor dem Bundesverfassungsgericht.2 Es gebe dabei eine Reihe von Verfahrensschwierigkeiten, da das Gericht bisher noch keine vernünfti- ge Form für die volle Beteiligung der Partei gefunden habe. Verfahrensbeteiligte seien bisher nur die klagenden Parteien. Die SPD als Partei sei nur beigeladen und könne daher keine eigenen Anträge stellen.3 In einem weiteren Schriftsatz solle nun die ver- schleierte Parteienfinanzierung (Titel 300 und 314 des Bundeshaushalts4) dargelegt

1 Siehe Nr. 132, TOP 2. 2 Neben dem Normenkontrollverfahren, das vom Land Hessen angestrengt worden war, vgl. Nr. 127, Anm. 16, waren vor dem Bundesverfassungsgericht noch Organklagen von Parteien zur Parteienfi- nanzierung anhängig. Die Gesamtdeutsche Partei (DP/BHE), die Bayernpartei und die NDP klagten dagegen, daß im Bundeshaushalt 1962 sowie 1964 und 1965 nur Haushaltsmittel für die im Bundes- tag vertretenen Parteien bereitgestellt und damit gegen Art. 21, Abs. 1 GG verstoßen worden sei. – Vgl. MÜLLER-WIGLEY, Parteienfinanzierung, S. 148 f.; AdG 1966, S. 12651. 3 Der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts, vor dem die Klagen zur Parteienfinanzierung am 19., 20. und 21. 4. 1966 verhandelt wurden, gab den Beauftragten der politischen Parteien nur die »Gelegenheit zur Äußerung in dem Verfahren«. Für die SPD erklärte ihr Bevollmächtigter Jahn, das Grundgesetz verbiete zwar nicht die Zahlung von staatlichen Zuschüssen an die Parteien, doch sei es aus verfassungspolitischen Gründen erforderlich, dafür in einem Parteiengesetz bestimmte Bedin- gungen aufzustellen. Die öffentliche Finanzierung solle die Eigenmittel der Parteien nicht überstei- gen. Sie müsse dem Grundsatz der Chancengleichheit gerecht und an einen überparteilichen Zweck, wie etwa die staatsbürgerliche Bildungsarbeit, gebunden werden. Vgl. FLECHTHEIM, Dokumente, Bd. 8, S. 112 f.; AdG 1966, S. 12639. 4 Tit. 300 in Einzelplan 04 Kap. 0403 (Presse- und Informationsamt) betraf den sog. Reptilienfond; Tit. 314, ebenfalls Kap. 0403, war nach dem Haushaltsplan formell für »Aufklärung und Unterrichtung der Bevölkerung auf den Gebieten der Sozialinvestitionen« bestimmt. – Zu der Kritik der SPD an dem Einsatz von Haushaltsmitteln des Presse- und Informationsamtes zugunsten der Regierungspar- teien, besonders der CDU/CSU, vgl. BUNDESTAGSWAHL 1965, Abschnitt: Das Wahlkostenbegren- zungsabkommen, S. 20 und 22-25. – Vgl. auch die folgende Anm.

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werden.5 Es müsse ein Antrag gestellt werden, diese Finanzierungsmethoden für verfas- sungswidrig zu erklären. Zwar könne nicht die Partei, aber ein Drittel der Mitglieder des Bundestages einen solchen Antrag beim Bundesverfassungsgericht einbringen. Die Fraktionskollegen werden daher aufgefordert, ihre Unterschrift zu geben.6 Punkt 2 der Tagesordnung: Ausschuß- und Gremienbesetzung (s. Anlage 2).7 1. Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Ord. M.: Auge, Bauer, Müller-Emmert, Reischl, Reitz, Schäfer Stellv. M.: Berlin, Hansing, Krappe, Schmitt-Vockenhausen, Schulte, Schwabe (s. S. 8)8 (bereits in der Fraktionssitzung am 25. 11. 65 bestätigt) 2. Petitionsausschuß Ord. M.: Auge, Fritsch, Kübler, Lemper, Löbbert, Matthes, Seppi, Vit, Wessel, Flämig, Müller (Mülheim), Jaschke Stellv. M.: Braun, Hofmann, Langebeck, Maibaum, Meermann, Richter, Spillecke 3. Auswärtiger Ausschuß Ord. M.: Erler, Figgen, Franke, Dr. Heinemann, Dr. Jaksch, Marx, Dr. Mommer, Mat- tick, Neumann, Franz; Carlo Schmid, , Wehner, Wischnewski Stellv. M.: Berkhan, Blachstein, Dr. Eppler, Kahn-Ackermann, Metzger, Nellen, Paul, Pöhler, Rehs, Strobel, Sänger, Welke, Wienand 4. Ausschuß für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen

5 In einem 41seitigen Schriftsatz zur Parteienfinanzierung, den Jahn als Bevollmächtigter des SPD- Parteivorstandes an das Bundesverfassungsgericht richtete, wurde dargelegt, daß jede ordnungsge- mäße Überprüfung des Tit. 300 unmöglich sei. Zur Untermauerung der Kritik an einer verschleierten Finanzierung der Regierungsparteien aus Steuermitteln wurde eine Reihe von Beispielen aufgeführt, so Anzeigenserien des BPA in Tageszeitungen in Höhe von 1,8 Mio. DM, die aus dem Tit. 314 be- zahlt wurden, Werbefilme des BPA, die u. a. in einer Wahlsendung der CDU im Fernsehen gezeigt wurden, kostenlose Materndienste des BPA für etwa 490 Heimatzeitungen und die Herstellung und Versendung von CDU/CSU-Werbematerial durch das BPA. Dieser Vorgang mache deutlich, »daß unter parteipolitischen Gesichtspunkten zwischen CDU/CSU-Wahlkampfbroschüren und regie- rungsamtlichen Informationsschriften kein Unterschied besteht und beide gleichermaßen den Wahl- kampfzwecken der CDU/CSU zu dienen bestimmt sind«. Vgl. »SPD: Geheime Parteienfinanzierung – Klage gegen Kanzler- und Presseamt«, in: »Frankfurter Rundschau« vom 9. 11. 1965, abgedr. auch in FLECHTHEIM, Dokumente, Bd. 8, S. 235-238. Vgl. auch Anm. 6 sowie Bundestagswahl 1965 (wie Anm. 4), S. 25. 6 Der von 193 SPD-Abgeordneten beim Bundesverfassungsgericht eingebrachte Antrag wurde im Rahmen des Rechtsstreits um die staatliche Parteienfinanzierung behandelt. Das Bundesverfassungs- gericht solle feststellen, daß der Fond mit dem Tit. 300 insoweit gegen Art. 114 GG verstoße, als er durch den seit 1950 im Haushaltsgesetz enthaltenen Vermerk, daß diese Ausgaben »nur der Prüfung durch den Präsidenten des Bundesrechnungshofes« unterliegen, jeder parlamentarischen Kontrolle entzogen sei. Die Übertragung von Pflichten und Rechten eines Verfassungsorgans auf den Rech- nungshof sei unzulässig. Durch sie würden die Prüfungspflicht und Kontrollfunktion des Parlaments ausgeschaltet und es an der ordnungsgemäßen Erfüllung seines Verfassungsauftrags gehindert. Ferner beantragten die SPD-Abgeordneten die Haushaltsgesetze 1964 und 1965 wegen eines Verstoßes ge- gen das Grundgesetz zum Teil für nichtig zu erklären. Vgl. »Erhard soll Geheimfonds verlieren – SPD beantragt in Karlsruhe Verbot von Propaganda auf Staatskosten«, in: »Frankfurter Rundschau« vom 7. 1. 1966; abgedr. auch bei FLECHTHEIM, ebd., S. 238-240. 7 Bei der ms. »Anlage 2« handelte es sich um die Vorschlagsliste des Fraktionsvorstandes. Die hs. darauf vom Protokollanten Heinrich vorgenommenen Veränderungen betrafen die im folgenden im Prot. genannten Umbesetzungen. 8 Ein Bezug ließ sich dazu nicht feststellen.

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Ord. M.: Franke, Fritsch, Höhmann, Hofmann, Hauck, Korspeter, Kreutzmann, Mat- tick, Neumann, Franz; Sänger, Seume, Wehner, Zerbe Stellv. M.: Bartsch, Bechert, Berger-Heise, Heinemann, Kaffka, Kunze, Kulawig, Lem- per, Riegel, Schmidt (Gellersen), Schiller, Seidel, Stammberger 5. Verteidigungsausschuß Ord. M.: Bals, Berkhan, Buchstaller, Cramer, Diekmann, Eschmann, Felder, Herold, Morgenstern, Pöhler, Richter, Schmidt (Würgendorf), Wienand Stellv. M.: Ahrens, Börner, Dröscher, Haase, Iven, Neumann, Paul; Kunze, Reischl, Schanzenbach, Carlo Schmid, Helmut Schmidt, Wellmann, Kaffka 6. Innenausschuß Ord. M.: Collet, Gertzen, Haar, Hansing, Kunze, Lautenschlager, Renger, Schmitt- Vockenhausen, Schonhofen, Urban, Wilhelm, Gscheidle Stellv. M.: Bühling, Fellermaier, Hein, Liedtke, Liehr, Lohmar, Marquardt, Müller- Emmert, Rinderspacher, Seibert, Tönjes, Wiefel (bereits in der Fraktionssitzung am Do., 25. 11. 65 bestätigt) 7. Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden Ord. M.: Bazille, Brünen, Lemper, Hamacher, Hirsch, Höhmann, Hörauf, Korspeter, Müller (Mülheim), Peters, Rehs, Spillecke, Vit Stellv. M.: Bals, Bartsch, Glombig, Hussong, Kaffka, Kreutzmann, Paul, Fritsch, Riegel, Seppi, Schanzenbach, Wessel 8. Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik Ord. M.: Freyh, Flämig, Felder, Herklotz, Kübler, Liedtke, Lohmar, Müller (München), Raffert Stellv. M.: Albertz, Brück, Frede, Meinecke, Merten, Rau, Sänger, Schwabe, Schulz 9. Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen Ord. M.: Bäuerle, Berger-Heise, Berlin, Hauffe, Hellenbrock, Herberts, Jacobi, Könen (Düsseldorf), Reitz, Wiefel, Meermann, Steinhoff Stellv. M.: Blume, Eckerland, Hamacher, Hörmann, Hufnagel, Leber, Koenen (Lip- pstadt), Löbbert, Neemann, Strohmayr, Ravens, Schmitt-Vockenhausen 10. Ausschuß für Familien- und Jugendfragen Ord. M.: Buschfort, Eckerland, Hauck, Koenen (Lippstadt), Liehr, Schanzenbach, Schimschok, Seppi, Wendt Stellv. M.: Eilers, Welslau, Westphal, Buchstaller, Hauffe, Matthes, Wolf, Zebisch, Seit- her 11. Ausschuß für Gesundheitswesen Ord. M.: Bardens, Bazille, Bechert, Hubert, Meinecke, Neumann, Paul; Schmidt (Of- fenbach), Stammberger, Tönjes Stellv. M.: Hellenbrock, Junghans, Rudoll, Schimschok, Tamblé, Rohde, Stephan, Wu- wer, W. Müller (Mülheim) 12. Rechtsausschuß Ord. M.: Arndt, Adolf, Brünen, Bauer, Bühling, Jahn, Müller-Emmert, Nellen, Reischl, Schulte Stellv. M.: Hein, Hirsch, Koch, Matthöfer, Morgenstern, Müller (München), Porzner, Rehs, Schäfer

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13. Haushaltsausschuß Ord. M.: Haehser, Hermsdorf, Hörmann, Jürgensen, Krappe, Müller (Ravensburg), Rau, Schoettle, Seidel, Tallert, Tamblé, Wellmann, Westphal Stellv. M.: Beuster, Büttner, Fritz, Haar, Kahn-Ackermann, Koch, Kreutzmann, Müth- ling, Raffert, Seibert, Saxowski, Schäfer, Schmidt (Braunschweig) 14. Finanzausschuß Ord. M.: Ahrens, Arndt, Klaus Dieter; Beuster, Corterier, Eppler, Fritz, Löbert, Koch, Kurlbaum-Beyer, Möller, Müthling, Seuffert Stellv. M.: Junker, Jürgensen, Krips, Neumann, Paul; Regling, Seume, Seither, Schiller, Gertzen, Eschmann, Jacobi, Hufnagel (bereits in der Fraktionssitzung am Donnerstag, d. 25. 11. 65 bestätigt) 15. Wirtschaftsausschuß Ord. M.: Böhm, Junker, Krips, Kurlbaum, Matthöfer, Lange, Lenders, Porzner, Ravens, Regling, Schlüter, Schiller, Seume Stellv. M.: Apel, Arendt, Arndt, Klaus Dieter; Bading, Bergmann, Elsner, Junghans, Kurlbaum-Beyer, Leber, Lotze, Michels, Möller, Stein (bereits in der Fraktionssitzung am Donnerstag, d. 25. 11. 65 bestätigt) 16. Ausschuß für Entwicklungshilfe Ord. M.: Brück, Hein, Frede, Freyh, Kahn-Ackermann, Wischnewski Stellv. M.: Collet, Hermsdorf, Metzger, Neemann, Renger, Urban 17. Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ord. M.: Blume, Fellermaier, Frehsee, Krips, Marquardt, Müller (Worms), Porzner, Rinderspacher, Saxowski, Seither, Schmidt (Gellersen), Welslau Stellv. M.: Bading, Berlin, Diekmann, Hermsdorf, Müller (Ravensburg), Ravens, Stro- bel, Tallert, Zerbe, Kriedemann, Lautenschlager, Schmidt (Würgendorf) 18. Ausschuß für Sozialpolitik Ord. M.: Biermann, Büttner, Eilers, Geiger, Glombig, Ils, Killat, Kohlberger, Lange- beck, Riegel, Rohde, Schellenberg Stellv. M.: Bäuerle, Blume, Böhm, Buschfort, Frehsee, Folger, Hörmann, Könen (Düs- seldorf), Korspeter, Schmidt (Offenbach), Wilhelm, Vit (bereits in der Fraktionssitzung am Donnerstag, d. 25. 11. 65 bestätigt) 19. Ausschuß für Arbeit Ord. M.: Behrendt, Braun, Hussong, Folger, Jaschke, Liehr, Lotze, Rudoll, Stephan, Wolf, Wuwer, Zebisch Stellv. M.: Biermann, Buschfort, Geiger, Gerlach, Kohlberger, Killat, Langebeck, Leber, Löbbert, Michels, Schonhofen, Schmidt (Offenbach) 20. Verkehrsausschuß Ord. M.: Börner, Haage, Haase, Iven, Maibaum, Schwabe, Schmidt (Braunschweig), Seibert, Seifriz Stellv. M.: Apel, Behrendt, Brück, Faller, Fellermaier, Haehser, Höhne, Tönjes, Wendt 21. Postausschuß Ord. M.: Cramer, Diekmann, Herklotz, Höhne, Peters, Spillecke Stellv. M.: Herold, Hörauf, Jürgensen, Mattick, Sänger, Schmitt-Vockenhausen

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22. Ausschuß für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge Ord. M.: Ahrens, Bartsch, Hofmann, Jaksch, Paul, Rehs Stellv. M.: Böhm, Hein, Killat, Korspeter, Kreutzmann, Riegel 23. Ausschuß für das Bundesvermögen Ord. M.: Junghans, Kreutzmann, Lange, Neemann, Stein, Strohmayer Stellv. M.: Kulawig, Möller, Schlüter, Seidel, Westphal, Haage Sonderausschuß Strafrecht Ord. M.: Arndt, Heinemann, Hein, Müller-Emmert, Kaffka, Stammberger Stellv. M.: Hirsch, Hubert, Jahn, Nellen, Renger, Schulz Vorstand des Bundestages: Berlin, Frehsee, Folger, Junghans, Krappe, Lange, Meer- mann, Mommer Ältestenrat: Frehsee, Jahn, Junghans, Marx, Mommer, Schäfer, Schellenberg, Welke Vermittlungsausschuß Ord. M.: Jahn, Möller, Schäfer, Junghans, Rohde Stellv. M.: Reischl, Seuffert, Mommer, Kurlbaum, Schmitt-Vockenhausen Europäisches Parlament Ord. M.: Apel, Arendt, Bading, Bergmann, Dröscher, Elsner, Faller, Gerlach Stellv. M.: Kriedemann, Kulawig, Merten, Metzger, Seuffert, Strobel, Seifriz Europarat Ord. M.: Bauer, Berkhan, Blachstein, Corterier, Kahn-Ackermann, Paul, Carlo Schmid, Schulz Stellv. M.: Erler, Flämig, Herold, Hubert, Pöhler, Rinderspacher, Helmut Schmidt, Wienand Kontrollausschuß beim Bundesausgleichsamt9 Ord. M.: Hasenöhrl, Stuttgart10; Korspeter, Matzner11, Ohlig12, Zühlke13 Stellv. M.: Ahrens, Lemper, Peters, Hans Stephan, Bonn14 Büchereibeirat15 Kübler, Lohmar, Sänger, Schäfer Verwaltungsrat der Deutschen Bundespost Ord. M.: Gscheidle, Jürgensen

9 Die 11 vom Bundestag zu wählenden Mitgl. brauchten nach dem LAG-Gesetz in der Fassung vom 1. 12. 1965 nicht Abgeordnete des Bundestages zu sein. Vgl. AMTLICHES HANDBUCH 5, S. 247. Zu der gemeinsamen Vorschlagsliste der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP vom 3. 12. 1965 siehe BT Anl. 101, Drs. V/92. 10 Adolf Hasenöhrl (geb. 1911), Ministerialdirigent a. D., MdL Baden-Württemberg 1964-1. 3. 1967, Mitgl. im Ausschuß für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte beim Parteivorstand. 11 Matzner gehörte dem Bundestag seit 1965 nicht mehr an. 12 Fritz Ohlig (1902-1971) war MdB (SPD) 1949-1957. 13 Zülke, MdB (SPD) seit 1949, war 1965 aus dem Bundestag ausgeschieden. 14 Hans Stephan, Mitarbeiter des Parteivorstandes der SPD. Als fünftes stellv. Mitglied der SPD wurde Willi Jäger, Fraktionsassistent für den Bereich Vertriebenenpolitik, gewählt. Vgl. Nr. 132, TOP 4. 15 Der Büchereibeirat war eine Unterkommission des Vorstandes des Deutschen Bundestages. Vgl. DATENHANDBUCH 1949-1982, S. 1024.

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Stellv. M.: Eppler, Kurlbaum Wahlmännerausschuß16 Reischl, Jahn, Schäfer, Hirsch, Müller-Emmert, Arndt17, Heinemann, Rehs, Stammber- ger, Schulte Richterwahlausschuß18 Ord. M.: Schäfer19, Reischl, Müller-Emmert, Wittrock20, Dr. Fritz Bauer, Frankfurt21, Arndt22, Stammberger, Rau Stellv. M.: Jahn, Heinemann, Hirsch, Bühling, Schulte, Rehs, Nellen, Hein23 Bundeszentrale für politische Bildung24 Kübler, Lohmar, Müller (München), Raffert, Schwabe, Schmitt-Vockenhausen Wahlprüfungsausschuß25 Ord. M.: Bauer, Müller-Emmert, Schäfer Stellv. M.: Auge, Reitz, Reischl Fritz Erler weist in einer Vorbemerkung darauf hin, daß es wesentlich mehr Wünsche als Ausschußplätze gegeben habe. Bei einigen Ausschüssen war das Verhältnis umge- kehrt. Es war daher erforderlich, einen gewissen Ausgleich herbeizuführen. Dazu gehö- re auch, daß die einzelnen Ausschüsse so kräftig wie möglich beschickt werden. Als Regel gelte, daß jeder Fraktionskollege einen ordentlichen und einen stellvertretenden Ausschußsitz bekomme. Es seien 265 Ausschußsitze bei 217 Fraktionsmitgliedern zu besetzen. Einige Doppelbesetzungen seien daher unvermeidlich. Diese dürften nicht als Gefälligkeit betrachtet werden, sondern ergeben sich aus der Arithmetik. Fritz Erler begrüßt den inzwischen eingetroffenen Genossen Alfred Kubel26, Finanz- minister des Landes Niedersachsen. Die in der Debatte über die Regierungserklärung

16 D. h. der Wahlmännerausschuß gemäß § 6, Abs. 2 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht vom 12. 3. 1951 in der Fassung vom 21. 7. 1956. 17 Arndt, Heinemann, Rehs, Stammberger und Schulte waren nur Ersatzmitglieder. 18 Nach § 5 des Richterwahlgesetzes vom 25. 8. 1950 wählte der Bundestag 11 Mitgl. des Richterwahl- ausschusses. Für die Wahl der Mitgl. des Bundesgerichtshofes vgl. DATENHANDBUCH 1949-1982, S. 564 und 928. 19 Ordentliche Mitgl. wurden Schäfer, Reischl, Müller-Emmert, Wittrock und Bauer. Vgl. BT Sten. Ber. 60, S. 437; BT Anl. 101, Drs. V/89. 20 Karl Wittrock gehörte dem Bundestag seit dem 8. 5. 1963 nicht mehr an. 21 Fritz Bauer (1903-1968), seit 1950 Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgericht Braunschweig, seit 1956 hessischer Generalstaatsanwalt, Mitgl. des Rechtspolitischen Ausschusses beim Parteivorstand. 22 A. Arndt, Stammberger und Rau wurden nicht gewählt. Vgl. Anm. 19. 23 Als stellv. Mitgl. wurden Jahn, Heinemann, Hirsch, Bühling und Schulte gewählt. Vgl. Anm. 19. 24 Vgl. Nr. 130, TOP 2 und Nr. 129, TOP 2. 25 Zur Aufgabe und Funktion des Wahlprüfungsausschusses gemäß dem Änderungsgesetz vom 24. 8. 1965 zum Wahlprüfungsgesetz vom 12. 3. 1951 vgl. DATENHANDBUCH 1949-1982, S. 85; zur Wahl vgl. BT Anl. 101, Drs. V/67 und BT Sten. Ber. 60, S. 391. 26 Alfred Kubel (geb. 1909), 1946 Ministerpräsident von Braunschweig, niedersächsischer Landesminis- ter von 1946-1955 u. a. für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit, für Finanzen und ab 1957 für Wirt- schaft und Verkehr, für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, seit Mai 1965 niedersächsischer Fi- nanzminister.

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von der CDU gegebene falsche Sachdarstellung27 sei inzwischen von Alfred Kubel in einer Pressekonferenz berichtigt worden.28 Karl Mommer erklärt zur Frage der Ausschußbesetzung, daß es auch nach der Frakti- onsentscheidung und den Wahlen im Plenum immer möglich sei, personelle Änderun- gen in der Ausschußmitgliedschaft vorzunehmen. Ein solcher Vorgang sei formal sehr einfach. Man könne die Ausschußbesetzung auch ad hoc ändern. Karl Mommer erläutert sodann die Vorschläge des Fraktionsvorstands für die gesamte Ausschuß- und Gremienbesetzung. Die Ausschüsse für Geschäftsordnung, Inneres, Haushalt, Finanzen, Wirtschaft und Sozialpolitik wurden bereits in der Fraktionssit- zung vom 25. November 1965 besetzt.29 Die Fraktion billigt sodann die Besetzungsvorschläge des Fraktionsvorstandes (s. Anla- ge 2 zum Protokoll dieser Fraktionssitzung30) für die Ausschüsse und Gremien mit folgenden Änderungen: 7. Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden: Karl Mommer gibt bekannt, daß anstelle des Genossen Kaffka der Genosse Lemper ordentliches Ausschußmitglied wird. Lisa Korspeter wird stellvertretendes, Heinz Kreutzmann ordentliches Mitglied des Ausschusses. 10. Ausschuß für Familien- und Jugendfragen: Für den noch freien stellvertr. Ausschußsitz meldet sich Max Seither.31 11. Ausschuß für Gesundheitswesen: Willi Müller (Mülheim) nimmt den noch vakanten stellvertr. Ausschußsitz ein. 14. Finanzausschuß: Anstelle von Hermann Herberts wird Josef Löbbert ordentliches Ausschußmitglied.32 17. Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten:

27 Walter Althammer (CSU) und Manfred Luda (CDU) hatten in ihren Plenarreden vom 29. 11. bzw. 1. 12. 1965 angebliche Äußerungen von Kubel kritisiert, er denke nicht daran, sich bei der Haushalts- politik am Zuwachs des »Sozialprodukts« zu orientieren. Luda bezog sich dabei auf eine Meldung der »Frankfurter Allgemeinen« vom 8. 7. 1965. Er attackierte die »miserable Haushaltspolitik« des Landes Niedersachsen und behauptete, das Land habe »nach dem Versprechen, den Zuwachs [des Haushalts] auf 6% zu begrenzen, [diesen] in den ersten drei Vierteljahren dieses Jahres um 13,4% ausgeweitet«. BT Sten. Ber. 60, S. 255 f. Nach dem Bericht der »Frankfurter Allgemeinen« hatte Ku- bel am 7. 7. in Hannover gesagt, »er denke gar nicht daran, sich in der Etatpolitik an die Zuwachsra- ten der Sozialprodukte zu halten«. Orientierungspunkt sei für ihn lediglich der Bedarf an vordringli- chen öffentlichen Ausgaben. 28 Möller (SPD) hatte zu den Althammer-Ausführungen am 30. 11. 1965 eine »Klarstellung« abgegeben, Kubel habe »sich lediglich gegen die pauschale Ausweitung der öffentlichen Haushalte im Rahmen der Zuwachsrate des Sozialprodukts gewandt«. Ebd., S. 172. Tatsächlich sah der erste, von Kubel als Finanzminister verantwortete Etatentwurf 1966, der im Juli 1965 im Landtag eingebracht worden war, nur eine Steigerung des Haushaltsvolumens um 1,7% vor. Vgl. RENZSCH, Kubel, S. 120; dort S. 118-121 auch eine konzise Darstellung der schlechten Finanzlage Niedersachsens in den Jahren 1964- 1966 und der Intentionen Kubels als neuer Finanzminister. 29 Siehe Nr. 130, TOP 1. 30 Siehe Anm. 7. Die nachfolgend aufgeführten Veränderungen sind hs. vom Protokollanten Heinrich auf der Anl. 2 vermerkt. 31 In AMTLICHES HANDBUCH 5, S. 227 wird Seither nicht aufgeführt. 32 Von den in der Anl. 2 als stellv. Mitgl. aufgeführten fehlen in der Aufstellung in AMTLICHES HAND- BUCH 5, S. 231 Eschmann, Gertzen, Hufnagel und Jacobi.

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Ursula Krips und Harri Bading tauschen die Plätze. Bading ordentliches, Krips stell- vertr. Ausschußmitglied. Martin Schmidt (Gellersen) erklärt, daß der Fraktion beim 17. Ausschuß nicht 12, sondern 13 Plätze zur Verfügung stünden. Für den stellvertretenden Ausschußsitz schlägt er Wilhelm Dröscher vor.33 Über das 13. ordentliche Mitglied kann ad hoc keine Einigung erzielt werden. Fritz Erler regt an, vorerst 12 Ausschußmitglieder zu wählen und über die Besetzung des 13. Sitzes noch zu beraten. Die Fraktion ist damit einver- standen.34 20. Verkehrsausschuß: Karl Mommer gibt bekannt, daß Hans Stephan Seifriz trotz seiner Mitgliedschaft im Europäischen Parlament zunächst ordentliches Mitglied des Ausschusses bleibe. Wenn Holger Börner Vorsitzender des Verkehrsausschusses werde, solle Seifriz Obmann werden und auf seinen Sitz im Europäischen Parlament verzichten.35 21. Postausschuß: Johann Cramer bedauert, daß er seinen Namen nicht mehr bei den Vorschlägen für den Postverwaltungsrat36 findet. Er bietet an, beim Postausschuß nur stellvertretendes Mitglied, beim Postverwaltungsrat aber ordentliches Mitglied zu werden. Fritz Erler: Über diese Personalentscheidung habe man im Fraktionsvorstand ausführ- lich gesprochen. Der neugeschaffene Postausschuß solle das Kontrollorgan für die Bundespost und ihre Organe sowie für den Postverwaltungsrat sein. Es sei also nicht möglich, gleichzeitig jemand in den Postausschuß und den Postverwaltungsrat zu dele- gieren. Die andere Seite betreffe die wirksamste Vertretung im Postverwaltungsrat. Man habe vor dem Problem gestanden, wegen seiner Verbindung zur deutschen Postgewerkschaft abzuberufen.37 Kurt Gscheidle könne nicht über die Post- gewerkschaft Mitglied des Postverwaltungsrats werden, da er aus dem aktiven Post- dienst ausgeschieden sei.38 Gscheidle habe im Postverwaltungsrat die Verbraucherinte- ressen vertreten. Da mit Johann Cramer keine Einigung zu erzielen war, müsse über den Vorschlag des Fraktionsvorstandes in der Fraktion entschieden werden. Fritz Erler regt an, zuerst über die Besetzung des Postverwaltungsrat, dann über den Postausschuß abzustimmen. Die Fraktion billigt sodann bei einer Gegenstimme die Vorschläge des Fraktionsvor- stands für die Besetzung von Postverwaltungsrat und Postausschuß. Fritz Büttner bittet darum, in ähnlichen Streitfällen möglichst schon vorher zu einer freundschaftlichen Absprache und einer Einigung unter den Kollegen zu gelangen.

33 Dröscher war auf der Vorschlagsliste zunächst gar nicht vorgesehen. Stellv. Ausschußvors. wurde Martin Schmidt (Gellersen); vgl. DATENHANDBUCH 1949-1982, S. 584. 34 Dröscher wurde das 13. ordentliche Mitgl. für die SPD und Luise Herklotz das 13. stellv. Mitgl. Vgl. AMTLICHES HANDBUCH 5, S. 234. 35 Den Vors. des Ausschusses erhielt Börner. DATENHANDBUCH 1949-1982, S. 585. Seifriz wurde erneut zum Mitgl. des Europäischen Parlamentes gewählt. Vgl. BT Anl. 101, Drs. V/91 (neu); BT Sten. Ber. 60, S. 438. 36 Siehe die Vorschlagsliste. Cramer war im Februar 1964 in den Postverwaltungsrat gewählt worden. Vgl. Nr. 76, TOP 5 und Nr. 77, TOP 3. 37 Kurt Gscheidle, MdB (SPD) 1961-7. 11. 1969, war seit 1957 stellv. Vors. der Deutschen Postgewerk- schaft. 38 Gscheidle war zunächst als Lehrling und Feinmechaniker, seit 1948 als Fernmeldetechniker, zuletzt als Werkführer bei der Deutschen Bundespost tätig. 1953 hatte er die Leitung des Sekretariats für Technik und Wirtschaft bei der Postgewerkschaft übernommen.

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Fritz Erler erklärt, daß dies versucht worden sei, aber eine Einigung nicht zu erzielen war; es sei daher nur die Möglichkeit geblieben, die Fraktion entscheiden zu lassen. 23. Ausschuß für das Bundesvermögen: Im Gegensatz zu dem gedruckten Vorschlag wird Alwin Kulawig ordentliches, Heinz Kreutzmann stellvertretendes Ausschußmitglied. Karl Mommer macht darauf aufmerksam, daß aufgrund der vom 23. Ausschuß zu beratenden Berliner Interessen ein Berliner Kollege Ausschußmitglied werden solle. Heinz Kreutzmann erklärt sich bereit, zu Gunsten von Klaus Dieter Arndt auf seinen stellvertretenden Ausschußsitz zu verzichten.39 Trotzdem soll noch einmal mit anderen interessierten Genossen über den stellvertretenden Ausschußsitz gesprochen werden.40 Karl Mommer erklärt, daß auch eine Frau Mitglied des Ältestenrates werden solle. Dies wäre möglich, wenn Elinor Hubert Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Bun- destages werde und dann im Januar aus dem Europarat ausscheide. In den Europarat solle dann Luise Herklotz gehen.41 Es sei gut, wenn die Mitglieder des Ältestenrates auch Ausschußvorsitzende seien. Hans-Jürgen Junghans wäre bereit, zugunsten von Elinor Hubert auf seinen Sitz im Ältestenrat zu verzichten.42 beklagt, daß in vielen Gremien die Frauen zurückgedrängt würden; sie sollten aber mindestens genauso stark vertreten sein wie bisher. Es sei nicht einzuse- hen, warum nur eine Frau in der Beratenden Versammlung des Europarats sein soll.43 Sie kritisiert auch, daß sechs Mitglieder des Verteidigungsausschusses für den Europa- rat nominiert wurden. Willi Berkhan betont, daß es sich dabei nur um vier ordentliche und zwei stellvertre- tende Mitglieder des Verteidigungsausschusses handele.44 Fritz Erler schlägt vor, über diese Fragen noch einmal Anfang der nächsten Woche zu sprechen.45 Wer in die Beratende Versammlung des Europarats gehe, dürfe sich nicht nur auf die Verteidigungsfragen konzentrieren. Vielmehr müsse jeder dann auch auf einem anderen Gebiet in einem der zahlreichen Ausschüsse von Europarat und WEU arbeiten. Er bittet die Fraktion, ihm einen stellvertretenden Sitz im Europarat zu geben, um in der WEU über aktuelle Fragen sprechen zu können.46 Für alle anderen Frakti- onsmitglieder gelte jedoch der Grundsatz, daß sie in den dortigen Ausschüssen mitar- beiten müßten. Für alle anderen Gremien werden die Vorschläge des Fraktionsvorstandes einstimmig angenommen.

39 Für Klaus Dieter Arndt trat Westphal, nicht Kreutzmann von seinem Ausschußsitz zurück. Vgl. AMTLICHES HANDBUCH 5, S. 240. 40 Die SPD-Fraktion erhielt mit Junghans den Ausschußvors. 41 E. Hubert wurde Vors. dieses Ausschusses. Sie schied im April 1966 aus der Beratenden Versamm- lung des Europarates aus; für sie wurde L. Herklotz am 21. 4. 1966 nachgewählt. Vgl. BT Sten. Ber. 61, S. 1653; Nr. 143, TOP 5. 42 E. Hubert kam für Junghans in den Ältestenrat. Vgl. AMTLICHES HANDBUCH 5, S. 205. 43 Die Vorschlagsliste sah unter den ordentlichen Mitgl. keine Frau, unter den stellvertetenden nur E. Hubert vor. 44 Gemeint waren Berkhan, Herold, Pöhler und Wienand (ordentliche Mitgl.) sowie C. Schmid und H. Schmidt (stellv. Mitgl.). 45 Siehe Nr. 132, TOP 4. 46 Erler wurde zum stellv. Mitgl. gewählt. Vgl. BT Anl. 101, Drs. V/90 (neu) und BT Sten. Ber. 60, S. 438.

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Karl Mommer teilt mit, daß über die Verteilung der Ausschußvorsitze noch keine Entscheidung getroffen sei. In der CDU schwanke man noch zwischen dem Wissen- schaftsausschuß und dem Kriegsopferausschuß. Rasner strebe den Kriegsopferausschuß an. Wenn man der CDU diesen Ausschuß überlasse, könne die SPD-Fraktion die Vor- sitzenden für den Wissenschaftsausschuß sowie die Ausschüsse für Bundesvermögen, Heimatvertriebene und Geschäftsordnung stellen. Die Fraktion solle auf dem Stand- punkt bleiben, den Wissenschaftsausschuß zu greifen.47 Die stellvertretenden Aus- schußvorsitzenden müßten dann noch benannt werden. Hans Bardens bittet, ihn oder einen anderen Genossen aus dem Rhein-Neckar-Raum schon jetzt für einen stellvertretenden Sitz im Verkehrsausschuß vorzumerken. Fritz Erler antwortet, daß es immer möglich sei, im Einvernehmen mit anderen Frakti- onsmitgliedern einen Austausch vorzunehmen. Hein Hamacher spricht sich dafür aus, den Besitzstand zu wahren und den Vorsitz des Kriegsfolgenausschusses zu greifen. Im Hinblick darauf habe man den Genossen Hirsch zum Obmann gemacht. Man soll sich bei dem Kampf um den Kriegsfolgenaus- schuß der Unterstützung von Bundespräsident Gerstenmaier bedienen. Fritz Erler antwortet, Karl Mommer habe hart um diesen Ausschuß verhandelt, man wolle die Chance auch weiterhin nützen. Jedoch dürfe man sich nicht auf ein Abenteu- er einlassen. Martin Hirsch wäre zwar ideal für den Vorsitz des Kriegsopferausschus- ses.48 Es gebe aber das Problem, daß der neue Ausschuß mit drei Fraktionsarbeitskrei- sen zu tun hätte. gibt zu bedenken, daß der Petitionsausschuß einer der wenigen Aus- schüsse sei, in denen die Gesetze und die Maßnahmen der Regierung korrigiert werden könnten. Es solle versucht werden, den Vorsitz dieses Ausschusses für die Fraktion zu erhalten. Walter Faller erinnert an den Beschluß, daß kein Mitglied des Europäischen Parlaments und des Europarats ordentliches Mitglied eines Bundestagsausschusses sein soll.49 Die- sen Grundsatz habe man in 10 Fällen gebrochen. Beim Europarat sei die Doppelbeset- zung die Regel. Fritz Erler gesteht ein, daß der Grundsatz in einigen Fällen umgangen wurde. Es habe aber keine andere Möglichkeit gegeben. Über diese Frage soll aber noch einmal gespro- chen werden. Punkt 3 der Tagesordnung: Zustimmung zu einem Antrag verschiedener Abgeordneter betr. München als Stadt der Olympischen Spiele (s. Anlage 3).50 Die Fraktion stimmt diesem Antrag zu. Fritz Erler betont, daß der Antrag nicht als Fraktionsantrag eingebracht werden soll. Es gebe dabei die politische Erwägung, die Olympischen Spiele in Berlin austragen zu lassen.51

47 Siehe Nr. 129, Anm. 34; zur endgültigen Regelung ferner Nr. 132, TOP 5. 48 Martin Hirsch, MdB (SPD) 1961-8. 12. 1971, Jurist und Rechtsanwalt, war 1961-1965 Vors. des Bundestagsausschusses für Wiedergutmachung und wurde stellv. Vors. des Ausschusses für Kriegs- und Verfolgungsschäden. 49 Siehe Nr. 130, TOP 1. 50 Der von 25 SPD-Abgeordneten gezeichnete »Antrag der Abgeordneten Schwabe, Marx und Genos- sen der SPD-Bundestagsfraktion«, forderte die BReg auf, alles zu tun, um die »Übertragung der Olympischen Spiele« auf München zu unterstützen. Er sah als Unterzeichner auch »Erler und Frak- tion« vor.

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Fritz Erler weist aus gegebenem Anlaß darauf hin, daß Gesetzentwürfe von Frakti- onsmitgliedern nicht angekündigt werden dürften, solange diese Anträge überhaupt noch nicht vorliegen.52 Werner Jacobi bittet, vor mündlichen Anfragen, Zusatzfragen und Zwischenfragen nach Möglichkeit die sachlich zuständigen Fraktionskollegen zu konsultieren. Fritz Erler erklärt sich damit einig. Man solle im übrigen dem Fraktionsvorsitzenden bei Zwischenfragen den Vortritt lassen. Ein großes Gedränge mache schlechten Ein- druck. Gerhard Jahn bezieht sich noch einmal auf den von dem Genossen Fritsch angekündig- ten SPD-Gesetzentwurf zum Bau- und Bodenrecht.53 In dieser Frage habe man beim rechtspolitischen Ausschuß des PV einen Ansatz gemacht. Die Frage werde in diesem Gremium weiter bearbeitet, sei aber außerordentlich schwierig.54 Punkt 4 der Tagesordnung: Die nächsten Termine (s. Anlage 1)55 Dienstag, den 7. Dezember um 11 Uhr Vorstandssitzung Dienstag, den 7. Dezember um 15 Uhr Fraktionssitzung Punkt 5 der Tagesordnung: Verschiedenes bittet aus Anlaß der Bestreikung des Bundeshausrestaurants durch die Abgeordneten den Fraktionsvorstand, über den Ältestenrat und das Bundestagspräsi- dium einen Weg zur Abhilfe zu schaffen.56 Die Preise dieses Restaurants stünden in krassestem Mißverhältnis zu der gebotenen Quantität und Qualität des Essens. Es sei eine Schande, daß man dem Restaurant so ausgeliefert sei. Die Frage müsse zu regeln sein. Dem Verkaufsstand sei es untersagt, fertige Brötchen anzubieten. Das Restaurant nütze seine Monopolstellung rücksichtslos aus. Gerhard Jahn erklärt zu dem Verkaufsstand: 1. Es liege keine Kündigung vor. 2. Eine Beschränkung des Warenangebots erfolge nicht. 3. Die Verwaltung des Bundeshauses werde sich bemühen, das Angebot des Verkaufsstandes noch zu vergrößern.

51 Eingebracht wurde er am 2. 12. als »Antrag der Abgeordneten Schwabe, Marx (München), Folger, Seuffert, Dr. Müller (München), Haage (München), Porzner, Figgen und Genossen«. Unterzeichnet hatten ihn noch 24 weitere SPD-Abgeordnete, nicht jedoch die Fraktion und Erler. BT Anl. 101, Drs. V/72; vgl. Nr. 132, TOP 4. 52 Bezieht sich auf den weiter unten erwähnten Gesetzentwurf zum Bau- und Bodenrecht. 53 Walter Fritsch, MdB schon seit 1961. 54 Der Rechtspolitische Ausschuß beim Parteivorstand hatte 1965 eine Unterkommission für Städte- baurecht eingesetzt, die sich vorrangig mit den rechtlichen, aber auch mit den finanz- und verkehrs- politischen Aspekten der städtebaulichen Probleme befaßte; JAHRBUCH SPD 1964/65, S. 89. Auf dem Parteitag vom 1.-5. 6. 1966 in Dortmund verabschiedete die SPD zwei damit zusammenhängen- de Entschließungen »zum Städtebau und Wohnungswesen« und »zu den Zielen sozialdemokrati- scher Politik für die Städte«; abgedr. u. a. in JAHRBUCH SPD 1966/67, S. 301-304. 55 Die TO – Anl. 1 – sah nur die im Prot. genannten Termine vor. 56 In den Prot. der Sitzungen des Ältestenrates findet sich dazu kein Hinweis. – Am 30. 11. 1965 hatten mehr als 100 SPD-Abgeordnete aus Protest demonstrativ im Bundestagsrestaurant mitgebrachte But- terbrote verzehrt und nur ein Glas Milch bestellt. Vgl. »Frankfurter Rundschau« vom 1. 12. 1965 (S. 3).

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Karl Mommer bezeichnet das Restaurant als unehrlich und die Preisgestaltung als »gangsterhaft«. Beim Fraktionsvorstand bestehe ein kleiner Ausschuß, der sich darum kümmere. Aber nur die Konkurrenz könne Abhilfe schaffen. Beim Neubau des Abge- ordnetenhauses solle ein Restaurant eingebaut werden, das aber nicht an den jetzigen Pächter des Bundeshausrestaurants verpachtet werden dürfe. Fritz Erler erklärt, daß die Demonstration Anlaß sein solle, über folgende drei Proble- me mit Gerstenmaier zu sprechen: 1. Beim Neubau dürfe unter keinen Umständen der jetzige Pächter genommen werden. Ein wirklicher Wettbewerb müsse sichergestellt sein. 2. Es sei nicht unzumutbar, daß der bisherige Pächter einmal seine Gewinnzahlen vorlege. Denn das Restaurant werde aus den Zuschüssen des Bundestages mitfinanziert. 3. Man müsse dem jetzigen Pächter klarmachen, daß sein Geschäftsgebaren ein wichtiger Grund zu fristloser Kündigung sei. Ansonsten sei halbjährliche Kündigung möglich.57

Ende der Fraktionssitzung: 16 Uhr Für das Protokoll: Egon Heinrich

57 Vgl. Nr. 87, 93 und 94.

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