Fraktionssitzung: 02
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SPD – 05. WP Fraktionssitzung: 02. 12. 1965 131 2. Dezember 1965: Fraktionssitzung AdsD, SPD-BT-Fraktion 5. WP, Ord. 19. 10. 1965 – 1. 3. 1966 (alt 1038, neu 8). Über- schrift: »SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag. Protokoll der Fraktionssitzung am Donnerstag, dem 2. Dezember 1965«. Anwesend: 151 Abgeordnete; Fraktionsassistenten: Bartholomäi, Daul, Gaebler, Goller, Hofer, Laabs, Maier, Roth, Scheja, P. Schmidt; PV: Grossmann; Vorwärts: Stallberg. Prot.: E. Heinrich. Zeit: 14.30 – 16.00 Uhr. Beginn der Fraktionssitzung: 14.30 Uhr Tagesordnung: 1. Bilanz der Aussprache über die Regierungserklärung 2. Ausschuß- und Gremienbesetzung 3. Zustimmung zu einem Antrag verschiedener Abgeordneter betr. München als Stadt der Olympischen Spiele 4. Die nächsten Termine 5. Verschiedenes Punkt 1 der Tagesordnung: Bilanz der Aussprache über die Regierungserklärung Fritz Erler macht hierzu den Vorschlag, die Manöverkritik auf die nächste Fraktions- sitzung am 7. Dezember zu verschieben. Die Fraktion ist damit einverstanden.1 Gerhard Jahn berichtet unter Bezugnahme auf eine Unterschriftenaktion über den Streit betr. die Parteienfinanzierung vor dem Bundesverfassungsgericht.2 Es gebe dabei eine Reihe von Verfahrensschwierigkeiten, da das Gericht bisher noch keine vernünfti- ge Form für die volle Beteiligung der Partei gefunden habe. Verfahrensbeteiligte seien bisher nur die klagenden Parteien. Die SPD als Partei sei nur beigeladen und könne daher keine eigenen Anträge stellen.3 In einem weiteren Schriftsatz solle nun die ver- schleierte Parteienfinanzierung (Titel 300 und 314 des Bundeshaushalts4) dargelegt 1 Siehe Nr. 132, TOP 2. 2 Neben dem Normenkontrollverfahren, das vom Land Hessen angestrengt worden war, vgl. Nr. 127, Anm. 16, waren vor dem Bundesverfassungsgericht noch Organklagen von Parteien zur Parteienfi- nanzierung anhängig. Die Gesamtdeutsche Partei (DP/BHE), die Bayernpartei und die NDP klagten dagegen, daß im Bundeshaushalt 1962 sowie 1964 und 1965 nur Haushaltsmittel für die im Bundes- tag vertretenen Parteien bereitgestellt und damit gegen Art. 21, Abs. 1 GG verstoßen worden sei. – Vgl. MÜLLER-WIGLEY, Parteienfinanzierung, S. 148 f.; AdG 1966, S. 12651. 3 Der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts, vor dem die Klagen zur Parteienfinanzierung am 19., 20. und 21. 4. 1966 verhandelt wurden, gab den Beauftragten der politischen Parteien nur die »Gelegenheit zur Äußerung in dem Verfahren«. Für die SPD erklärte ihr Bevollmächtigter Jahn, das Grundgesetz verbiete zwar nicht die Zahlung von staatlichen Zuschüssen an die Parteien, doch sei es aus verfassungspolitischen Gründen erforderlich, dafür in einem Parteiengesetz bestimmte Bedin- gungen aufzustellen. Die öffentliche Finanzierung solle die Eigenmittel der Parteien nicht überstei- gen. Sie müsse dem Grundsatz der Chancengleichheit gerecht und an einen überparteilichen Zweck, wie etwa die staatsbürgerliche Bildungsarbeit, gebunden werden. Vgl. FLECHTHEIM, Dokumente, Bd. 8, S. 112 f.; AdG 1966, S. 12639. 4 Tit. 300 in Einzelplan 04 Kap. 0403 (Presse- und Informationsamt) betraf den sog. Reptilienfond; Tit. 314, ebenfalls Kap. 0403, war nach dem Haushaltsplan formell für »Aufklärung und Unterrichtung der Bevölkerung auf den Gebieten der Sozialinvestitionen« bestimmt. – Zu der Kritik der SPD an dem Einsatz von Haushaltsmitteln des Presse- und Informationsamtes zugunsten der Regierungspar- teien, besonders der CDU/CSU, vgl. BUNDESTAGSWAHL 1965, Abschnitt: Das Wahlkostenbegren- zungsabkommen, S. 20 und 22-25. – Vgl. auch die folgende Anm. Copyright © 2017 KGParl Berlin 1 SPD – 05. WP Fraktionssitzung: 02. 12. 1965 werden.5 Es müsse ein Antrag gestellt werden, diese Finanzierungsmethoden für verfas- sungswidrig zu erklären. Zwar könne nicht die Partei, aber ein Drittel der Mitglieder des Bundestages einen solchen Antrag beim Bundesverfassungsgericht einbringen. Die Fraktionskollegen werden daher aufgefordert, ihre Unterschrift zu geben.6 Punkt 2 der Tagesordnung: Ausschuß- und Gremienbesetzung (s. Anlage 2).7 1. Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Ord. M.: Auge, Bauer, Müller-Emmert, Reischl, Reitz, Schäfer Stellv. M.: Berlin, Hansing, Krappe, Schmitt-Vockenhausen, Schulte, Schwabe (s. S. 8)8 (bereits in der Fraktionssitzung am 25. 11. 65 bestätigt) 2. Petitionsausschuß Ord. M.: Auge, Fritsch, Kübler, Lemper, Löbbert, Matthes, Seppi, Vit, Wessel, Flämig, Müller (Mülheim), Jaschke Stellv. M.: Braun, Hofmann, Langebeck, Maibaum, Meermann, Richter, Spillecke 3. Auswärtiger Ausschuß Ord. M.: Erler, Figgen, Franke, Dr. Heinemann, Dr. Jaksch, Marx, Dr. Mommer, Mat- tick, Neumann, Franz; Carlo Schmid, Helmut Schmidt, Wehner, Wischnewski Stellv. M.: Berkhan, Blachstein, Dr. Eppler, Kahn-Ackermann, Metzger, Nellen, Paul, Pöhler, Rehs, Strobel, Sänger, Welke, Wienand 4. Ausschuß für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen 5 In einem 41seitigen Schriftsatz zur Parteienfinanzierung, den Jahn als Bevollmächtigter des SPD- Parteivorstandes an das Bundesverfassungsgericht richtete, wurde dargelegt, daß jede ordnungsge- mäße Überprüfung des Tit. 300 unmöglich sei. Zur Untermauerung der Kritik an einer verschleierten Finanzierung der Regierungsparteien aus Steuermitteln wurde eine Reihe von Beispielen aufgeführt, so Anzeigenserien des BPA in Tageszeitungen in Höhe von 1,8 Mio. DM, die aus dem Tit. 314 be- zahlt wurden, Werbefilme des BPA, die u. a. in einer Wahlsendung der CDU im Fernsehen gezeigt wurden, kostenlose Materndienste des BPA für etwa 490 Heimatzeitungen und die Herstellung und Versendung von CDU/CSU-Werbematerial durch das BPA. Dieser Vorgang mache deutlich, »daß unter parteipolitischen Gesichtspunkten zwischen CDU/CSU-Wahlkampfbroschüren und regie- rungsamtlichen Informationsschriften kein Unterschied besteht und beide gleichermaßen den Wahl- kampfzwecken der CDU/CSU zu dienen bestimmt sind«. Vgl. »SPD: Geheime Parteienfinanzierung – Klage gegen Kanzler- und Presseamt«, in: »Frankfurter Rundschau« vom 9. 11. 1965, abgedr. auch in FLECHTHEIM, Dokumente, Bd. 8, S. 235-238. Vgl. auch Anm. 6 sowie Bundestagswahl 1965 (wie Anm. 4), S. 25. 6 Der von 193 SPD-Abgeordneten beim Bundesverfassungsgericht eingebrachte Antrag wurde im Rahmen des Rechtsstreits um die staatliche Parteienfinanzierung behandelt. Das Bundesverfassungs- gericht solle feststellen, daß der Fond mit dem Tit. 300 insoweit gegen Art. 114 GG verstoße, als er durch den seit 1950 im Haushaltsgesetz enthaltenen Vermerk, daß diese Ausgaben »nur der Prüfung durch den Präsidenten des Bundesrechnungshofes« unterliegen, jeder parlamentarischen Kontrolle entzogen sei. Die Übertragung von Pflichten und Rechten eines Verfassungsorgans auf den Rech- nungshof sei unzulässig. Durch sie würden die Prüfungspflicht und Kontrollfunktion des Parlaments ausgeschaltet und es an der ordnungsgemäßen Erfüllung seines Verfassungsauftrags gehindert. Ferner beantragten die SPD-Abgeordneten die Haushaltsgesetze 1964 und 1965 wegen eines Verstoßes ge- gen das Grundgesetz zum Teil für nichtig zu erklären. Vgl. »Erhard soll Geheimfonds verlieren – SPD beantragt in Karlsruhe Verbot von Propaganda auf Staatskosten«, in: »Frankfurter Rundschau« vom 7. 1. 1966; abgedr. auch bei FLECHTHEIM, ebd., S. 238-240. 7 Bei der ms. »Anlage 2« handelte es sich um die Vorschlagsliste des Fraktionsvorstandes. Die hs. darauf vom Protokollanten Heinrich vorgenommenen Veränderungen betrafen die im folgenden im Prot. genannten Umbesetzungen. 8 Ein Bezug ließ sich dazu nicht feststellen. Copyright © 2017 KGParl Berlin 2 SPD – 05. WP Fraktionssitzung: 02. 12. 1965 Ord. M.: Franke, Fritsch, Höhmann, Hofmann, Hauck, Korspeter, Kreutzmann, Mat- tick, Neumann, Franz; Sänger, Seume, Wehner, Zerbe Stellv. M.: Bartsch, Bechert, Berger-Heise, Heinemann, Kaffka, Kunze, Kulawig, Lem- per, Riegel, Schmidt (Gellersen), Schiller, Seidel, Stammberger 5. Verteidigungsausschuß Ord. M.: Bals, Berkhan, Buchstaller, Cramer, Diekmann, Eschmann, Felder, Herold, Morgenstern, Pöhler, Richter, Schmidt (Würgendorf), Wienand Stellv. M.: Ahrens, Börner, Dröscher, Haase, Iven, Neumann, Paul; Kunze, Reischl, Schanzenbach, Carlo Schmid, Helmut Schmidt, Wellmann, Kaffka 6. Innenausschuß Ord. M.: Collet, Gertzen, Haar, Hansing, Kunze, Lautenschlager, Renger, Schmitt- Vockenhausen, Schonhofen, Urban, Wilhelm, Gscheidle Stellv. M.: Bühling, Fellermaier, Hein, Liedtke, Liehr, Lohmar, Marquardt, Müller- Emmert, Rinderspacher, Seibert, Tönjes, Wiefel (bereits in der Fraktionssitzung am Do., 25. 11. 65 bestätigt) 7. Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden Ord. M.: Bazille, Brünen, Lemper, Hamacher, Hirsch, Höhmann, Hörauf, Korspeter, Müller (Mülheim), Peters, Rehs, Spillecke, Vit Stellv. M.: Bals, Bartsch, Glombig, Hussong, Kaffka, Kreutzmann, Paul, Fritsch, Riegel, Seppi, Schanzenbach, Wessel 8. Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik Ord. M.: Freyh, Flämig, Felder, Herklotz, Kübler, Liedtke, Lohmar, Müller (München), Raffert Stellv. M.: Albertz, Brück, Frede, Meinecke, Merten, Rau, Sänger, Schwabe, Schulz 9. Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen Ord. M.: Bäuerle, Berger-Heise, Berlin, Hauffe, Hellenbrock, Herberts, Jacobi, Könen (Düsseldorf), Reitz, Wiefel, Meermann, Steinhoff Stellv. M.: Blume, Eckerland, Hamacher, Hörmann, Hufnagel, Leber, Koenen (Lip- pstadt), Löbbert, Neemann, Strohmayr, Ravens, Schmitt-Vockenhausen 10. Ausschuß für Familien- und Jugendfragen Ord. M.: Buschfort, Eckerland, Hauck, Koenen (Lippstadt), Liehr, Schanzenbach, Schimschok, Seppi, Wendt Stellv. M.: Eilers, Welslau, Westphal, Buchstaller, Hauffe, Matthes, Wolf, Zebisch,