Aalener Jahrbuch Online

Geschichtsverein e.V.

Bearbeitet von Georg Wendt

©2018 Geschichtsverein Aalen e.V.

Bildnachweis: Soweit nicht anders vermerkt, wurden die Fotos und Illustrationen vom Stadtarchiv Aalen zur Verfügung gestellt. Umsiedlergräber auf dem St. Johann- Friedhof: Spurensuche in von Martin Grasmannsdorf

Vorbemerkung 1941 wurden vier Frauen und ein Mann aus dem Baltikum, 1942 zwei Frauen, Auf dem Sankt-Johann-Friedhof in ein Mann und ein Neugeborenes aus Aalen stößt man in der südwestli- Slowenien in Aalen beigesetzt.1 chen Ecke auf zehn verstreut stehen- (Abb. 1) de Grabsteine, die auf den ersten Blick an dort zur Ruhe gebettete Soldaten Es konnte trotz intensiver Recher- denken lassen, denn der Form der chen in Stadt- und Kreisarchiv nicht Grabsteine liegt das Eiserne Kreuz zu- ermittelt werden, aus welchen Grün- grunde. Auf einen zweiten Blick ent- den diese Beisetzungen in Aalen ver- hüllt sich jedoch, dass auf den meisten anlasst wurden, noch die Frage geklärt Steinen weibliche Vornamen stehen, werden, wer für die Kosten für Über- dazu keine Lebensdaten, sondern nur führung, Bestattung und Grabstein das Bestattungsjahr, zumeist 1941 und aufkam. Die folgende Arbeit unter- 1942. Es liegen hier also keine Opfer nimmt den Versuch nachzuzeichnen, von Kampfhandlungen. welche Bewandtnis es mit dem „Lager Neresheim“ hatte. Ein Blick in die Kriegsgräberakten im Stadtarchiv enthüllt, dass es sich hier Die baltendeutschen Umsied- vor allem um Bestattungen von „Um- ler in Neresheim siedlern vom Lager Neresheim“ han- delt. Zwischen dem 25. Oktober und dem 24. November 1940 reiste der NSD- AP-Kreisleiter von , Richard Drauz2, im Auftrag des SS Hauptam- tes 11, der „Volksdeutschen Mittel- stelle“ (VoMi)3 durch den Gau Würt- temberg-Hohenzollern und verfügte mehr als 30 Beschlagnahmungen zur Unterbringung von Volksdeutschen aus Bessarabien4. In erster Linie steu- erte Drauz katholische Klöster und Einrichtungen an.5

Am 9. November fuhr Drauz in Neres- heim vor und musste erleben, dass er die Hand nicht auf klösterlichen Be- sitz, sondern auf Eigentum des Hau- ses Thurn und Taxis legen wollte. Die Abb. 1: Einzelgrab auf dem Sankt-Johann-Friedhof in Aalen. (Privataufnahme). fideikommissrechtliche Bestätigung 1 der Schenkung des Klosters durch den räumlich auch sehr beengt, weiter be- Fürsten von Thurn und Taxis an die stehen konnte.8 (Abb. 2) Benediktiner war 1940 noch nicht ab- geschlossen. Die Klosterbibliothek wurde, nicht zu- letzt durch seine Bemühungen, von Dies bedeutete, die Schenkung war der Beschlagnahmung ausgenom- noch nicht wirksam, da die Eintra- men9 und von ihm persönlich bis gung in das Grundbuch noch nicht zum Ende der Lagerzeit bewacht.10 erfolgt war.6 Der Fürst blieb also wei- Die Klosterkirche konnte weiterhin terhin „Hausherr“.7 Das Mitglied des uneingeschränkt genutzt werden. Die Konvents, S.D. Prinz Max Emanuel von gesamte Bauaufsicht verblieb bei der Thurn und Taxis - Pater Emmeram, O. Fürstlichen Domänenkammer. S. B.- war als Mitglied der Fürstenfa- milie vor Ort daher der Ansprechpart- Das Herrichten des Lagers ner und Mittelsmann und blieb es bis 1945. Schon am 15. November 1940 wur- de ein Lagerführer dienstverpflichtet, Er bemühte sich nach Kräften, die der die Geschicke des Lagers bis Ende Interessen des Konvents und die An- 1943 lenken sollte.11 Ein Lagerverwal- sprüche des Fürstenhauses zu ver- tungsführer wurde ihm zur Seite ge- treten und die Last der Beschlagnah- stellt. Beide wurden durch die Kreislei- mung zu mildern. So ist es wohl ihm tung der NSDAP rekrutiert und durch zu verdanken, dass dem Konvent ein das Landratsamt notdienstverpflich- Teil des Ostflügels sowie das Kloster- tet. Eine besondere Qualifikation - au- gut blieben und der Konvent, wenn ßer eine längere Parteimitgliedschaft

Abb. 2: Meldung über die Quartiernehmung von Pater Emmeram, O.S.B. (©Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv).

2 Abb. 3: Briefkopf des Lagers (©Stadtarchiv Aalen). und ein Parteiamt - wurde nicht vor- Der sogenannte Hitler-Stalin-Pakt von ausgesetzt.12 1939 sollte sich jedoch bis in das noch leer stehende Lager auswirken. In einem ersten Schritt wurden die beschlagnahmten Gebäude und Räu- Die Baltennachumsiedlung me ausgemessen und in einer Liste erfasst. Insgesamt 7.364,77 Quadrat- Am 11. März 1941 traf in Aalen ein Son- meter, davon 3.823,38 Quadratmeter derzug ein. Ihm entstiegen „Balten- reine Wohnfläche, verteilt auf 126 Räu- nachumsiedler“, die wenige Tage zu- me, waren nun der Nutzung durch das vor Estland verlassen hatten. Sie hatten 13 Kloster entzogen. von der „diktierten Option“ Gebrauch gemacht, ihre Ende 1940 im Zuge des In der Folgezeit wurden die beschlag- Hitler-Stalin-Paktes von der Sowjet- nahmten Räumlichkeiten für die union okkupierte Heimat zu verlas- Bedürfnisse der erwarteten Neuan- sen und nach Deutschland überzusie- kömmlinge hergerichtet. Zur Ausstat- deln.20 Um sie - wie auch Umsiedler tung gehörten neben einfach gezim- aus Lettland - provisorisch unterzu- 14 15 merte(n) Bettstellen mit Strohsäcken bringen, griff man auf die Lagerkapa- auch Tische und Stühle, die zum Teil zitäten der Volksdeutschen Mittelstelle auch aus Aalen herangeschafft wur- zurück und damit auch auf das noch 16 den. Auch die Lagerführung wurde leer stehende Lager Neresheim.21 für ihre Aufgaben ausgestattet Tele- fonanschluss und Bankverbindung Im Umsiedlungslager, das nun als wurden eingerichtet. (Abb. 3) „Lager Nummer 18, Neresheim, Gau Württemberg“ geführt wurde, nahm Die Möblierung stammte aus Be- das Alltagsleben der rund 400 An- 17 ständen des Klosters. Aus Heilbronn kömmlinge seinen Lauf. trafen von der dortigen Gaueinsatz- führung eine Anzahl von Verwal- Abt Dr. Bernhard Durst meldete an das tungsvorschriften ein, die natürlich bischöfliche Ordinariat:Die Gäste ver- erst greifen konnten, nachdem das hielten sich bisher sehr ruhig22. Der 18 Lager belegt war. Abt verwies durch die Verwendung des Wortes „Gast“ darauf, dass er sich In Neresheim wartete man indes ungeachtet der Beschlagnahmung vergeblich auf die angekündigten weiterhin als Hausherr sah. In Befol- Volksdeutschen aus Bessarabien. gung der Ordensregeln des Hl. Be- Sie wurden nicht im Gau Württem- nedikt musste er natürlich Gäste auf- 19 berg-Hohenzollern untergebracht. nehmen und sie den Regeln gemäß behandeln.23

3 Die Berichterstattung in der in etwa zeitgleich erfolgte, Zeitungs- Kocher-und Nationalzeitung berichte vorliegen. In Schwäbisch Gmünd wurde im Dezember 1940 in Eine größere Zahl von Zeitungsbe- der „Schwäbischen Rundschau“ be- richten warf nach dem Eintreffen richtet, Volksdeutsche aus der Buko- der Umsiedler immer wieder Schlag- wina (Buchenland) seien willkommen 25 lichter auf die „Volksdeutschen“ und geheißen worden. Aus Sießen liegt das Bemühen von Lagerführung und ebenfalls ein Artikel über „Buchen- 26 Kreisleitung der NSDAP, die Neuan- landdeutsche“ vor. kömmlinge zu guten Volksgenossen zu erziehen und auch bei Laune zu Auch in UFA-Wochenschauen finden halten. sich von 1939 bis 1941 einige Filmbei- träge im Stil der Zeit.27 Die Berichte Die Grundlage hierfür könnte in ei- über das Lager Neresheim stehen, was ner direkten Weisung Himmlers zu Zahl und Umfang betrifft, für den Au- suchen sein.24 Eine Berichterstat- genblick einzigartig da. tung in den Tageszeitungen des Gaus Württemberg-Hohenzollern erfolgte Beginnend mit dem 12. März 1941 er- jedoch nicht flächendeckend. Über schienen bis zum 16. Dezember 1941 die Ankunft der Umsiedler in Schwä- in der Kocher-und Nationalzeitung bisch Hall und Heilbronn finden sich (KNZ) insgesamt 21 Artikel mit einem in der dortigen Presse keine Artikel. deutlichen Schwerpunkt zwischen Man kann jedoch feststellen, dass über April und Mai 1941 (13 Artikel). eine andere Umsiedlungsaktion, die

Abb. 4: Bildbericht in der Kocher- und Nationalzeitung (©Stadtarchiv Aalen). 4 Am 12. März schrieb der Aalener Chef- Fotografen der KNZ dokumentierten redakteur Dr. Edenhofer unter der die Heimkehr ins Reich. Auch Kreis- Überschrift „Heim ins Reich“, dass leiter Kölle wurde als Kreiseinsatzfüh- etwa 400 Umsiedler […] mit Sonderzug rer ins Bild gerückt. Das vielbewegte hier ankamen, um nach etwa einstün- Treiben von Soldaten, Mitgliedern der digem Aufenthalt die Weiterfahrt nach NS–Frauenschaft, Helferinnen und Neresheim anzutreten.28 Helfern des DRK wurde im Bild fest- gehalten, der Gang über die Schienen Er führte aus, dass der Kreisleiter Köl- zur Härtsfeldbahn war zu sehen sowie le selbst vor Ort war, die Wehrmacht Beispiele für junge Mütter mit dem Mannschaften zum Gepäcktransport Kind, den rüstigen bärtigen Mann, gestellt habe und der SS-Musikzug die ganze Familie. Wichtig erschien aus Ellwangen die Ankommenden dem Redakteur nochmals darauf hin- mit flotten Märschen erfreut habe. Die zuweisen: Charakteristisch für unsere Sprechweise der Ankömmlinge er- Umsiedler waren die hohen Pelzmüt- schien ihm fremd anmutend. Ihm fiel zen, die wir auf den Bildern sehen. auf, dass die meisten Frauen Pelzmän- (Abb. 4) tel und Pelzkappen trugen. Die vielen Kinder waren blauäugig und blond, An dieser Stelle muss die Frage erlaubt alte, gebrechliche Leute waren in grö- sein, weshalb eine derart umfangrei- ßerer Zahl unter den Ankömmlingen. che Berichterstattung gerade in Aalen Edenhofer wünschte, daß sie im Rei- einsetzte. Da keine zusammenhän- che Adolf Hitlers als Menschen deut- gende Akten der Kreisleitung der NS- schen Blutes willkommen sind. DAP den Krieg überdauert haben und daher auch kein Schriftverkehr zur Ab- Am 13. März 1941 ging die Berichter- wicklung der Ankunft der Volksdeut- stattung weiter. Herzlicher Empfang schen vorliegt, kann man nur speku- der Umsiedler kann man lesen, denn lieren, ob Kreisleiter Kölle nach außen nun freute man sich in Neresheim auf dokumentieren wollte, dass er auch in die Ankunft der Volksdeutschen, die diesem Fall eine ihm übertragene Auf- dem Ruf des Führers zur Heimkehr ins gabe äußerst gewissenhaft erfüllte. Reich selbstverständlich und bedin- gungslos Folge geleistet haben. Die Die Berichterstattung ging weiter. ganze Einwohnerschaft war auf den Noch einmal schrieb Dr. Edenhofer Beinen, die Stadt hatte die Straße vom eine Reportage, die am 3. April 1941 Bahnhof hinauf zum Lager im Schloß erschien: Wir besuchen das Umsied- sehr schön mit Guirlanden und Ha- lungslager Neresheim. Lässt man kenkreuzfähnchen geschmückt. Der Worthülsen wie überall sieht man Berichterstatter notierte, dass die Leu- frohe, zufriedene Gesichter, der La- te sich ihren Unterkunftsraum in den gerführer waltet mit Umsicht und Ge- frisch hergerichteten großen Zim- schick seines schweren und verant- mern selbst auswählen konnten. wortungsvollen Amtes, er ist ihnen wie ein Vater, ein wundervolles Gefühl Beim Aufschlagen der Kocherzeitung der Geborgenheit hat sie alle ergriffen, am 15. März stößt man auf einen großen sie wachsen hinein in die deutsche Bildbericht von der Ankunft „unserer“ Arbeits- und Schicksalsgemeinschaft Umsiedler im Kreis Aalen. Insgesamt außer Betracht, bekommt man doch sechs Bilder vom eigens abgestellten ein ziemlich genaues Bild des Lagers 5 in den ersten Tagen der Belegung. Massenandrang in keiner Weise aus- reichte, war besonders Hitler „Mein Noch stand die Ehrenpforte mit dem Kampf“ begehrt. Die medizinische Willkommspruch für die 400 Perso- Versorgung umfasste ein Ordinati- nen, die jetzt in 126 Räumen, davon onszimmer für den Lagerarzt mit Apo- rund 100 Schlafräumen (meist ganze theke, einen Krankensaal sowie einen Sippen in einem Schlafraum) unter- Saal für Wöchnerinnen, weiterhin eine gebracht waren. Säuglingsstation mit Säuglingsküche.

Wie in einer militärischen Unterkunft Die Kinderbetreuung wurde durch ei- war in jedem Raum ein Stubenältes- nen NSV-Kindergarten sichergestellt. ter „aufgestellt“, in jedem Stockwerk Jedoch hatten die Kindergärtnerin- ein Stockwerkältester dem Lagerfüh- nen ihre liebe Not, denn die Kinder rer verantwortlich. Verpflegt wurde in sprechen zumeist nur estnisch und zwei Speisesälen, wobei jeder seinen können nicht deutsch. Die Dienstzim- ständigen Platz einzunehmen hat. Pro mer für die Lagerverwaltung befanden Stock gab es einen Aufenthaltsraum sich in einem Seitentrakt. Eine kleine mit Zeitungen und Zeitschriften so- Musikkapelle wurde zusammenge- wie einem Rundfunkgerät. In der La- stellt und auch Sänger hatten sich ge- gerbücherei, deren Bestand für einen funden.

Abb. 5: Bericht von Edenhofer in der Kocher-National-Zeitung (©Stadtarchiv Aalen). 6 Natürlich schrieb Dr. Edenhofer kein richtet sich darnach. Wort von den weiter im „Schloß“ le- benden Mönchen, auch nicht von der Der Autor schloss, er sei bestärkt im Beschlagnahmungsaktion. Vielmehr Glauben, Deutschland sei unbesiegbar. wurde das Umsiedler-Lager in wo- Er rief aus: Wir gehören zum Führer chenlanger, sorgfältiger Vorbereitung und er gehört zu uns. Es würde zu weit freigemacht und eingerichtet. (Abb.5) führen, alle nun in der KNZ nachzule- senden Artikel detailliert vorzustellen. Bereits am 31. März 1941 wurde ein Es bleibt indes festzuhalten, dass es Brief aus dem Umsiedlungslager Ne- eine Vielzahl von Veranstaltungen mit resheim abgedruckt. Der Autor „H-J“29 hochrangigen Vertretern der mit der verfasste in der Folge eine Vielzahl von Betreuung beauftragen NS-Organi- Berichten, die zumeist in einer neu sationen gab: Gau- und Kreisfrauen- eingerichteten Rubrik Unsere Volks- schaftsleiterin der NS-Frauenschaft, deutsche Ecke nachzulesen waren. Kreisjugendgruppenführerin, Leiter der Gauschule des NSV Kapfenburg, Im ersten Bericht waren Umsiedler Kreisschulungsleiter, KdF Kreiswart, und Arbeitsmaiden froh vereint. An- Führerzug des Deutschen Jungvolks lass für das gesellige Beisammensein Aalen, der gleich für zwei Tage nach war der Abschied der Maiden vom Neresheim „kommandiert“ wurde, Reichsarbeitsdienst, die ihr Halbjahr machen deutlich, dass man alles dar- abgedient hatten. Erwähnt wurde, an setzte, die Umsiedler im Sinne des dass sie in rastloser Arbeit das Lager nationalsozialistischen Gedankenguts hergerichtet hatten. Stimmung und zu „guten Deutschen“ zu machen. Frohsinn an diesem Abend wurden erreicht durch viele Darbietungen der Der Anstoß für diese Veranstaltungen Arbeitsmaiden, und Nordische Natio- ist in einem umfangreichen Rund- naltänze, ausgeführt von Umsiedlern, schreiben der VoMi-Reichsleitung leiteten über zum allgemeinen Tanz. vom 4. Februar 1941 an die Einsatzfüh- Ein Dank galt Lagerführer und Lager- rer zu sehen, in dem auf die Notwen- verwaltungsführer sowie einer Frau digkeit der weltanschaulichen und Hieber, die noch häufig als Betreuerin fachlichen Betreuung der Umsiedler der Umsiedler in Artikeln auftauchte. hingewiesen wurde.30 Die Umsied- ler sollten dadurch in das Leben und Im nächsten Artikel am 3. April 1941 Denken des deutschen Volkes einge- meldete sich H-J als Umsiedler über führt werden. seine Eindrücke. Ein etwas schwüls- tiger Text (das schmale Flüsserl win- Es gab im Lager von April bis Juni det sich im Tal, die kleinen Städtchen 1941: liegen wie Nester verstreut im wer- denden Grün des Frühlings, droben - einen Lichtbildervortrag: „Das Schaf- flammen die Sterne auf) beschrieb die fen der Frau in Deutschland“ (16.04.), Zeitspanne vom tiefen Winter als wir eine „schlichte Feier“ zu Führers Ge- ausfuhren bis zum Empfang in Ne- burtstag, mit einer Rede des Lagerfüh- resheim, bei dem es allen so warm rers (25.04.), ums Herz [ward]. Nun fühlten alle den Pulsschlag in den Menschen um uns - eine Morgenfeier mit anschließen- und er ist stark und fest und unser Blut der Kundgebung unter dem Leitge- 7 danken: Wer leben will, der kämp- fe also, und wer nicht streiten will in dieser Welt des ewigen Ringens, ver- dient das Leben nicht. Zu diesem Aus- spruch des Führers gab es eine Rede der Gaufrauenschaftsleiterin, sowie klare Worte des Kreisleiters (05.05.),

- eine Weihestunde anlässlich des Muttertages. Der Leiter der Gauschule Kapfenburg des NSV sprach zur „Rolle der Mutter“ (27.05.),

- die Umsiedler erhielten einen Ein- blick in „Organisation und Tätigkeit der HJ“ (29.05.),

- der Lagerführer hielt einen Vortrag zur „Bedeutung des Kindes für Volk und Staat“ (24.06.),

- der Kreisschulungsleiter trug vor „Für was wir kämpfen“ (26.06.) und unter- Abb. 6: Das „Lagergedicht“ von „Argus“ (Privatbesitz). strich die Wichtigkeit dieses Krieges Aufführung. Natürlich ernteten die - nicht nur für Deutschland, sondern Jungmädel viel Beifall. für die ganze zivilisierte Welt. - Die Gaufilmstelle zeigte eine Wo- - derselbe sprach im Rahmen einer chenschau und den Film „Das Gewehr Feierstunde über „Die Neugestaltung über!“ (16.04.). Europas“ (30.08.). - Eine Gruppe der Ulmer KdF-Sing- Aber auch für Unterhaltung wurde ge- schar trat ganz unerwartet im La- sorgt. Neben dem bereits vorgestellten ger auf (17.04.). Dabei erfuhren die Bunten Abend mit den Maiden vom Umsiedler, es sei das große Ziel der Reichsarbeitsdienst vom 31. März be- KdF-Singscharen Nicht-eins-sein [zu] richtete „H-J“ über wollen mit jenem kümmerlichen und hohlen Gedudel fremdartiger ameri- - einen Liederabend auf Veranlassung kanisierter Musik. des KdF (09.04.): Die „Pfälzer Nachti- gall“, Else Wagner, sang zu ihrer Laute - Der Osterhase kam gleich zweimal mit zündendem Humor und verbin- und verteilte Spenden aus dem gan- dender Herzenswärme. zen Kreis (23.04.).

- Neresheimer Jungmädel erfreuten - Die Volksdeutschen veranstalteten die Umsiedler (15.04.). Hans-Sachs- im „Rössle“ einen Bunten Abend für Spiele, das „Tapfere Schneiderlein“ das Rote Kreuz mit Musik, Tanz und und die „Sieben Schwaben“ kamen zur Textvortrag (12.05.). 8 - Ein heiterer Dorfabend fand statt zer tätig waren und dadurch Zugriff (22.05.), in dessen Mittelpunkt ein Vor- zu der Schreibmaschine hatten. Von tragskünstler stand, der sich glänzend daher könnte man folgern, dass der bewährte. Verfasser des Gedichts Hans-Jürgen Märtson war. - Mehrfach wurde darauf hingewie- sen, dass die Lagerfrauenschaft einen „Argus“ schrieb in seinem Gedicht Chor gebildet habe, der bei den ver- sechs Wochen nach der Ankunft über schiedensten Veranstaltungen auftrat. eine Vielzahl von Details, die die offi- ziellen Texte in einem etwas anderen Den Zeitungslesern wurde mitge- Licht erscheinen lassen. (Abb. 6) teilt, dass für zwei im Lager geborene Kinder eine Feier zur Namensgebung Der freudige Empfang in Neresheim stattgefunden habe (24.06.).32 Mit dem wurde zum Sturmlauf in das große letzten am 30. August zu lesenden Haus, wo jedem ging die Puste aus, kurzen Artikel über die oben erwähnte die Zuweisung der Räume zum gro- Feierstunde endete die Berichterstat- ßen Kakel, denn jeder wünschte fix tung. und fein, bequemlich gut placiert zu sein. Man lebte die kleinen Egoismen Eine letzte Notiz in der KNZ wurde aus, wenn es vom Nachtisch hieß ge- am 16. Dezember 1941 abgedruckt. Sie hamstert werden ganze Schüsseln. enthielt einen Aufruf an die Nachum- siedler aus Estland und Lettland, der Die deutsche Arbeits- und Schicksals- Volksdeutschen Mittelstelle in Berlin gemeinschaft stellte sich hier so dar: ihre Anschrift mitzuteilen. Im Ganzen sei es Frau, ob Mann - ein jeder drückt sich wo er kann. Das ins Ein Gedicht Leben gerufene Lagerorchester wur- de leicht spöttisch beschrieben: Den Ein erhalten gebliebenes „Lagerge- guten Ton hält man verschieden - es dicht“ zeichnet jenseits des offiziellen waren ja nur Invaliden. Sprachgebrauchs in der KNZ ein et- was anderes Bild. Wer sich hinter der im Gedicht ge- nannten Frau Oberin verbarg, konnte Beim vorliegenden Text handelt sich nicht ermittelt werden. Am ehesten um einen maschinenschriftlichen handelte es sich um eine der Schwes- Durchschlag.33 Es wird vermutet, dass tern, die schon vor der Beschlagnah- die Umsiedler keine privaten Schreib- mung die Klosterküche besorgten. maschinen zur Verfügung hatten. Ein Typenvergleich mit dem Entlassungs- Die Umsiedler lernten die Brezel ken- schein im Anhang weist darauf hin, nen (ein Leckerbissen) doch wird au- dass der Text auf der Maschine aus genzwinkernd angemerkt: Anstatt den den Räumen der Lagerführung ge- Kranken, zum Gesunden, die Bretzel schrieben wurde. ihren Weg gefunden.

Damit liegt der Schluss nahe, dass der „Argus“ schloß: Autor „Argus“ einer der Umsiedler war, Wenn wir zerstreut in allen Gauen, die für die Lagerführung als Überset- gegründet schon sein eignes Heim

9 Gedenkt man oft der schönen Tage, wie viele Personen von Neresheim aus verbracht im Lager „Neresheim“. direkt auf einen Arbeitsplatz vermit- telt wurden. Zumindest Ärzte (5) und Abschied von Neresheim - Apotheker (3), also die „hochwertigen“ aber doch nicht für alle Berufe übernahmen wohl direkt aus dem Lager heraus ihrer Qualifikation entsprechende Aufgaben. (Abb. 7) Im August 1941 erging eine Anord- nung des Reichsführers SS, die Flücht- Für einige betagte Umsiedler wurde linge aus Estland und Lettland einer das Härtsfeld die letzte Lebensstati- eingehenden Prüfung zu unterziehen, on. Das Krankenhaus Aalen melde- sie in vier Kategorien einzuteilen und te dem Standesamt von März bis Mai dann die Angehörigen der Gruppen 1 1941 das Ableben von vier Frauen. Ihre bis 3 in den endgültigen Arbeitsein- Namen kann man auf dem Sankt-Jo- satz zu verbringen und aus dem Lager hann-Friedhof lesen. zu entlassen. Angehörige der Gruppe 4 politisch Belastete oder Verdächtige sowie die kriminell Vorbelastete (Bor- Die Belegung des Lagers mit dellmädchen usw.) waren eventuell Slowenen in ein Konzentrationslager einzuwei- sen.34 Die beschlagnahmten Räume standen jedoch nur für kurze Zeit leer, und die Diese Anweisung wurde bis Ende leise Hoffnung des Konvents, von wei- September umgesetzt.35 Die noch im teren „Gästen“ verschont zu bleiben, Lager verbliebenen Baltendeutschen zerstob Ende November 1941, als eines wurden nach Heilbronn verlegt.36 Tages eine große Gruppe von Män- Die betagtesten unter ihnen wurden von dort in die Landesfürsorgeanstalt Reutlingen überstellt, die auch als Al- tenheim diente.37 In und um Heilbronn lebten Baltendeutsche als „Letten (Bal- ten)“ noch 1944 in drei Lagern.38

Einzelne Umsiedler blieben jedoch zurück. So zum Beispiel eine im Lager beschäftigte Schreibkraft mit Mutter und Tante oder ein schwer kranker al- ter Umsiedler aus Lettland, der am 10. November 1941 im Aalener Kranken- haus starb und dann in Aalen bestat- tet wurde. Weitere zwei Umsiedler aus Estland und dreizehn (ausschließlich Frauen) aus Lettland hielten sich Ende 1945 noch in Neresheim auf.39

Da keinerlei Akten der Lagerführung und -verwaltung erhalten geblieben sind, ist auch nicht mehr feststellbar, Abb. 7: Entlassungsschein (Privatbesitz). 10 Abb. 8: Lage des Save-Sotla-Streifens im Osten des heutigen Sloweniens (©wikicommons). nern, Frauen und Kindern im Klos- von sogenannten „Rasseprüfern“ des terhof niederkniete.41 Diese Neuan- Rasse-und Siedlungsamtes der SS im kömmlinge waren Opfer der in Berlin Sommer 1941 erfasst sowie erbbio- ausgearbeiteten territorialen Neuord- logisch begutachtet und klassifiziert nung des Balkans nach dem Balkan- worden waren,47 den sogenannten feldzug im April 1941. Save-Sotla-Streifen zwangsweise ver- lassen (Abb. 8, Abb. 9). Nach diesem Balkanfeldzug und der Kapitulation Jugoslawiens am 17. Sie wurden zunächst in Lager ver- April 1941 wurde Jugoslawien zer- bracht, sollten dort „eingedeutscht“ schlagen und neu gegliedert.42 Die werden und dann als Neubauern mit- „Untersteiermark“, bis 1918 Teil des helfen den Osten zu kultivieren. In die Herzogtums Steiermark und damit geräumten slowenischen Ortschaften der Habsburger Monarchie, wurde, verpflanzte man die Bewohner der wie auch „Oberkrain“, dem Deutschen „Gottschee“, einer deutschen Spra- Reich als „CdZ-Gebiet“43 angegliedert. chinsel circa 60 km südöstlich von An der Südgrenze dieses Gebiets soll- Ljubljana (Laibach).48 te nach einer Idee Heinrich Himmlers ein „Wehrbauernwall“ als „völkischer Die „Absiedlung“ begann am 23. Ok- Schutzwall“ gebildet werden.44 Dafür tober 1941 unter massivem Polizeiein- musste das Gebiet natürlich ethnisch satz,49 die Transportzüge begannen „umgestaltet“ werden. Innerhalb von zu rollen50 und am 30. November 1941 drei bis vier Jahren sollte dort nur trafen rund 700 Slowenen in Neres- noch deutsch gesprochen werden.45 heim ein.51 Weitere Transporte in den Die ansässigen Slowenen, als rassisch Gau Württemberg-Hohenzollern gin- minderwertig, aber dennoch „gutras- gen in die Klöster Sießen, Reute, Kel- sig“ erachtet,46 mussten, nachdem sie lenried, Untermarchtal, nach Blönried,

11 und Schelklingen.52 Auch in Schwä- gezählt.58 Sofort nach der Ankunft bisch Hall wurden Slowenen in einem wurde ihnen bekannt gegeben, dass Lager untergebracht.53 Des weiteren in eine Rückkehr in ihre angestammte Oberdischingen, Schwäbisch Gmünd, Heimat verboten sei und bestraft wer- Leonberg, Bad Liebenzell, Wildberg de.59 sowie - in kleinerer Zahl - in Heil- bronn.54 Insgesamt wurden rund 300 Für jeden „Absiedler“ ab dem vollen- Lager im gesamten Reichsgebiet be- deten 14. Lebensjahr wurde ein Lager- legt,55 in denen zunächst rund 37.000 pass mit Lichtbild ausgestellt. Die Kos- Personen untergebracht wurden.56 ten für das Foto hatten die Slowenen selbst zu tragen.60 Das Leben der Slowenen in Neresheim Soziale Zusammensetzung, Geburt und Tod Es dürfte ihnen nicht leichtgefallen sein, sich mitten im Winter zurecht- Zur sozialen Zusammensetzung gibt zufinden in einer unbekannten Um- es nur wenige verstreute Hinweise. So gebung ohne größere deutsche (und sind im Geburten- und Sterberegister erst recht schwäbische) Sprachkennt- in wenigen Fällen Berufsbezeichnun- nisse, weitgehend mittellos auf engs- gen notiert: Bauer (5), Hilfsarbeiter (3), tem, rasch verwanztem Raum,57 der Schmied (1). Die Kommission, wel- zudem teilweise nicht beheizbar war. che die Bauvisitation im Januar 1942 Eine genaue Zahl der untergebrachten durchführte, berichtete über die in ih- Slowenen liegt nur einmal vor: Anfang ren Augen unverhältnismäßig vielen 1944 wurden im Lager 497 Personen Kinder.

Abb. 9: Aussiedlungsgebiet Save-Sotla Streifen (©Ferenc, Entnationalisierungspolitik, S. 671).

12 Vom 12. Januar 1942 bis zum 27. Mai da sie natürlich für die vielen Men- 1945 wurden im Kirchenregister der schen nicht ausgelegt waren. Mit Aus- Kirchengemeinde Schloß Neresheim nahme eines Aufenthaltsraums, der 27 Geburten verzeichnet, jedoch auch jedoch zugleich als Wohn- und Schlaf- vier Sterbefälle von Säuglingen. Das raum diente, blieben Flure und der Kirchenregister gibt Auskunft über 18 Hof die einzigen Möglichkeiten, sich Sterbefälle vom 26. Januar 1942 bis außerhalb der Zimmer zu bewegen, zum 31. Juli 1945.61 Als Todesursachen wenn man vom Speisesaal absieht. (nicht bei jeder Eintragung aufgeführt) Um das Zusammenleben zumindest werden genannt: Altersschwäche (9), in Ansätzen in geordnete Bahnen zu Krebs (verschiedene Arten) (5), Her- lenken, wurden sogenannte „Gangäl- zerkrankungen (2), Asthma (1), Blut- teste“ eingesetzt, die jedoch Mangel vergiftung (1), Lungenentzündung (1). an Autorität erkennen ließen.65 Das durchschnittliche Sterbealter be- trägt bei 11 Frauen rund 70 Jahre (bei Bekleidung und Ernährung einem Sterbealter von 52 bis 88 Jah- ren), bei acht Männern knapp 76 Jah- Die Bekleidung der Slowenen wurde re (bei einem Sterbealter von 72 bis 82 als zum Teil sehr schlecht bezeich- 62 Jahren). net.66 Ersatzbekleidung wurde nicht zur Verfügung gestellt, allenfalls wur- Die Unterkunft de Nähfaden (eine Rolle auf je vier Lagerinsassen) zugeteilt.67 Gauein- Auf der Grundlage der beschlag- satzführer Drauz ließ verlauten: Es ge- nahmten ausgewiesenen Wohnfläche nügt vollständig, wenn die Slovenen von rund 3.800 Quadratmetern und im Besitz eines Arbeitsanzugs sind, einer Belegung von bis zu 700 Perso- in ihrer alten Heimat waren sie auch nen kann man im Mittel allenfalls vier nicht besser ausgestattet.68 Für Schuhe bis fünf Quadratmeter pro Kopf anset- galt: Es genügt vollkommen, wenn die zen.63 Slovenen mit Holzschuhen ausgerüs- tet werden.69 Die Ausstattung der Räume war wohl kärglich. Mehr als Doppelstockbetten Inwieweit eine ausreichende Ernäh- mit Strohsäcken und Schränke, die rung sichergestellt war, lässt sich für teilweise in den Gängen aufgestellt das Lager 18 nicht ermitteln.70 Es ist waren, sowie Tische und Stühle waren aber davon auszugehen, dass die La- wohl nicht vorhanden.64 Die Slowenen gerverwaltung Bedarfsmeldungen kochten, obwohl es eigentlich unter- in Form von Bezugsscheinen für Le- sagt war, selbst Essen zuzubereiten, bensmittel abzugeben hatte. Auch auf den in den Räumen zum Teil vor- Rauchwaren wurden vermutlich in handenen eisernen Öfen. Dies wiede- begrenztem Umfang zugeteilt.71 rum führte teilweise zu einer starken Verrußung der Wände. Schulunterricht Das Brennholz wurde allem Anschein nach im Haus direkt auf den Steinbö- An geregelten Unterricht für die Kin- den gespalten. Die sanitären Anlagen der war wohl nur sehr eingeschränkt waren in beklagenswertem Zustand, zu denken: Der Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums 13 hat angeordnet, dass die in den Lagern in der Land- und Forstwirtschaft, in der Volksdeutschen Mittelstelle ver- Handwerksbetrieben und in Haushal- bleibenden Kinder der nichteindeut- ten lässt sich in Neresheim praktisch schungsfähigen Slowenen eine schu- nichts ermitteln. Allenfalls sei der lische Betreuung nach dem Grundsatz Hinweis gestattet, dass sich eine Ent- „Lesen, rechnen, Zähne putzen“ er- lohnung vermutlich an die „Reichsta- halten sollen. Diese Betreuung soll- rifordnung für landwirtschaftliche te durch „Laienkräfte in den Lagern“ Arbeitskräfte, die nicht im Besitz der erfolgen. In erster Linie sollten dafür deutschen Staatsangehörigkeit sind“ „aus den Reihen der Absiedler geeig- vom 8. Januar 1940 anlehnte. nete Kräfte, die eine gewisse pädago- gische Veranlagung besitzen, [...] her- Für männliche Arbeitskräfte wurden angezogen werden.72 Für das Jahr 1942 dort je nach Alter monatlich zwischen ist eine „Lehrhilfskraft“ nachzuweisen, zwölf und 25 RM, für weibliche Ar- die wohl bis zum Ende der Lagerzeit beitskräfte zwischen 7,50 und 17,50 Slowenenkinder unterrichtete.73 1945 RM aufgelistet.82 Löhne wurden je- wurde ein Slowene als „Lehrer des doch in keinem Fall vollständig ausbe- Umsiedlungslagers“ bezeichnet.74 Ein zahlt. Vom Verdienst wurden Beträge Pater aus dem Kloster erteilte zudem für Unterkunft und Verpflegung ein- Religionsunterricht. behalten, ein Teil auf ein (gesperrtes) Sparbuch eingelegt. Der Arbeitseinsatz Die Absiedler verfügten daher in aller Regel nur über sehr begrenzte Geld- Im Frühjahr 1942 begann der Ar- mittel, mit denen sie auch noch die beitseinsatz für alle Personen über notwendig werdende Bekleidung be- 14 Jahren, zumeist in der Land- und schaffen und die kleinen Bedürfnis- 75 Forstwirtschaft. Aber auch in Indust- se des Lebens decken [sollten].83 Für riebetrieben in Aalen, Wasseralfingen, Landarbeiter galt eine Versicherungs- Unterkochen und waren pflicht.84 Slowenen beschäftigt.76 Jüngere Mäd- chen wurden als Dienstmädchen ver- Sie umfasste Kranken- und Unfallver- 77 78 mittelt, Kinder mussten Vieh hüten, sicherung sowie die Invalidenversi- oder, für das Härtsfeld vorstellbar, Stei- cherung. Es wurden Arbeitsbücher für ne lesen. Jeder Absiedler sollte in den Ausländer ausgestellt. Gleiches galt Arbeitsprozess eingegliedert werden, für die Slowenen. Für Neresheim und denn die angespannte Arbeitseinsatz- Umgebung sind in den Hebelisten der lage im Reich verbot jegliches Brach- AOK Aalen 60 Beschäftigungsverhält- liegen von Arbeitskräften in den La- nisse eingetragen.85 gern der Volksdeutschen Mittelstelle.79 Desgleichen liegt es nahe, dass sich Tatsächlich jedoch waren von rund die formalen Regularien für Aufent- 5.500 im Gau gezählten Lagerinsassen halt und Beschäftigung der Slowenen weniger als die Hälfte im Arbeitsein- (Ausweispflicht, Arbeitserlaubniskarte 80 satz. Für Unterbringung und Verpfle- und Arbeitsbuch) an den „Polenerlas- gung im Lager mussten die Absiedler sen“ H. Görings orientierten.86 Es wäre bis zu zwei Drittel ihres Nettolohns auch interessant Belege darüber zu 81 abgeben. Über Arbeitsbedingungen finden, ob eine Aufenthaltsbeschrän- 14 kung auf Neresheim, ein Verbot von erteilt, sowie an Sonntagen gepre- Gaststättenbesuchen und eine beson- digt.91 Es ist dokumentiert, dass er ei- dere Sperrstunde galten. nige Kinder getauft hat, in einem Fall in der Klosterkirche.92 Die seelsorgerische Betreu- ung Desgleichen übernahm er die seel- sorgerische Begleitung bei Bestattun- gen.93 Auch der Stadtpfarrer von Ne- Genauso wie die Lagerführung und die resheim, Pierro,94 war in die Seelsorge Bevölkerung von Neresheim wurden eingebunden. Er taufte in der Regel Abt und Konvent mit einer ihnen un- die Neugeborenen im Krankenhaus.95 bekannten slawischen Sprache kon- frontiert. Kenntnisse der deutschen Sprache dürften bei den Slowenen - Medizinische Versorgung zieht man ihre soziale Zusammenset- zung in Betracht - auch nur rudimen- Wie in anderen Lagern erfolgte wohl tär vorhanden gewesen sein. Dessen eine medizinische Versorgung durch ungeachtet versuchten die Slowenen Schwestern der NSV. Ebenso war das immer wieder - zum Missfallen des von Barmherzigen Schwestern aus Lagerführers - an Gottesdiensten in Untermarchtal geführte Krankenhaus der Klosterkirche teilzunehmen und Neresheim eine wichtige Anlaufstati- bekamen dafür „Strafarbeiten.“87 on.

Krankenbesuche durften die räumlich Das Geburtsregister weist ausnahms- sehr beengt lebenden Patres nur vor- los das Krankenhaus als Geburtsort nehmen, wenn die Herren der Verwal- aus. Aber auch die Krankenhäuser tung des Lagers noch in Ruhe [waren], in Heidenheim und Aalen sowie das denn das Betreten der Räume des La- NSV-Säuglingsheim in Aalen behan- gers war ihnen eigentlich untersagt.88 delten eingelieferte Slowenen. Dazu geben die Sterberegister Auskunft. Sterbesakramente wurden in einem gesonderten Raum neben der Woh- Brauchtumspflege nung des Verwalters des Klosterguts gespendet. Dieser gab in diesem Zu- Da die untersteirische Bevölkerung sammenhang auch zu Protokoll, die als spiel- und sangesfreudig galt96 und Slowenen hätten ihre Räume mit Kru- auch E. Birkner sich lebhaft daran er- zifixen und Heiligenbildern ausge- innert, dass die Sloweninnen und Slo- schmückt.89 wenen häufig sangen, wurde sicher- lich auch das alltägliche Lagerleben in Ein Mitglied des Konvents, Pater Bö- Neresheim durch slowenisches Lied- ckeler90, wird in einem Schreiben von gut aufgehellt. Abt Bernhard nach dem Ende der La- gerzeit besonders herausgestellt. Er An Weihnachten 1942 scheint es eine habe nicht nur mit großem Eifer die „Julfeier“ gegeben zu haben, denn die Seelsorge ausgeübt, sondern sogar Dienstanweisung Nr. 115 des Reichs- noch in seinen alten Tagen die slo- kommissars für die Festigung Deut- wenische Sprache erlernt, Beichte ge- schen Volkstums (Heinrich Himmler) hört, den Kindern Religionsunterricht ordnete für diesen Tag eine Feier in 15 Lichterbäumen geschmückten Räu- Furcht war nicht unbegründet, denn men. Dabei sollte ein schmackhaftes war ein junger Mann erst einmal deut- Gemeinschaftsessen im Wert von 1.- scher Staatsangehöriger, wenn auch RM je Teilnehmer verabreicht wer- auf Widerruf, konnte er zum Militär- den.97 dienst einberufen werden.100 Obwohl es vorgesehen war, eingebürgerte Slo- Die „Durchschleusung“ wenen aus dem Lager zu entlassen, liegt die Vermutung nahe, dass dies in Vom 2. April 1943 bis zum 4. April 1943 Neresheim nicht immer der Fall war. hielt sich in Neresheim die Kommis- sion XXII der Einwandererzentralstelle R. Wirbelauer spricht in ihrer Zeu- (EWZ) Litzmannstadt auf, um die Slo- genaussage davon ein Unterschied wenen „durchzuschleusen“, d. h. ihre zwischen eingebürgerten und nicht „Wieder“eindeutschung durchzufüh- eingebürgerten Slovenen wurde nicht 101 ren und sie „osteinsatzfähig“ zu ma- gemacht. Es muss offen bleiben, chen. welchen genauen Status die in der He- beliste einer Lederfabrik in Bopfingen Die Liste der Familien mit Wohnort namentlich als „eindeutschungsfähig“ 102 Lager Neresheim, denen die Staats- genannten vier Slowenen hatten. angehörigkeit auf Widerruf zuerkannt wurde, umfasst 54 Namen mit zu- Umbaumaßnahmen und sammen 210 Personen.98 Aber auch neue Belegung andere Wohnorte von Slowenen sind verzeichnet: Bopfingen 21 Personen, Im Herbst 1943 musste auf Weisung Oberdorf 10 Personen, Oberstotzin- des Reichsführers SS, Heinrich Himm- gen 32 Personen, Ebnat 5 Personen ler, für das Landschulheim Rosenharz und Heubach 14 Personen. eine neue Unterkunft gesucht wer- den.103 Die Volksdeutsche Mittelstel- Die EWZ vermerkte in einem Ab- le als SS-Hauptamt erklärte sich nach schlussbericht der gesamten Schleu- längerem Hin und Her bereit, hier- sungsaktion den starken Wunsch der für Räume im Kloster Neresheim zur Slowenen, in ihre Heimat zurückzu- Verfügung zu stellen, diese instand kehren und die damit verbundene zu setzen und teilweise umzubauen. Weigerung die deutsche Sprache zu Die Räume befanden sich in den mit erlernen. Die medizinischen Unter- Slowenen belegten oberen Stockwer- suchungsergebnisse sprachen von ken des Konventsgebäudes, die nun zahlreichen Herzbeschwerden, sowie geräumt werden mussten. Dies führte häufigen Rheuma- und Magenbe- zwangsläufig zu einer noch dichteren schwerden. Belegung der übrigen Unterkünfte.

Die Kommission hatte den Eindruck Nach großen Schwierigkeiten stan- gewonnen, dass die Beschwerden den im Juli 1944 die Arbeiten vor dem „übertrieben“ wurden, um in die alte Abschluss. Das Inventar für die Schu- Heimat zurückgeschickt zu werden. le war aus dem beschlagnahmten St. Auch spielte bei jüngeren Männern Konradihaus in Schelklingen herbei- die Furcht, zur Wehrmacht einge- geschafft worden,104 die Verlegung des 99 zogen zu werden, eine Rolle. Diese Landschulheims für den August ter- 16 miniert. Ein Sinneswandel des Reichs- eingerichtet.107 Auch ein „Bekleidungs- führers machte allen Mühen ein Ende. amt der Luftwaffe“ bezog mit seinen Nun sollte im Kloster eine Schule für Beständen im Kloster Quartier.108 weltanschauliche Erziehung der SS Einzug halten. Dazu kam es jedoch aus Beim Näherrücken des Kriegsgesche- unerfindlichen Gründen auch nicht, hens wurde die Lagerführung an einen sodass im Konventsgebäude Räume Esten und einen Slowenen übergeben, leer standen, in die indes bald Flücht- und am 21. April verließen Lagerführer linge einzogen. und Lagerverwaltungsführer mitsamt ihren Familien mit 2 Pferdegespannen Mit dem Vorrücken der Roten Armee Neresheim, angeblich, um sich zur im Baltikum im Frühherbst 1944 ver- Kampftruppe zu begeben.109 ließen zahlreiche Esten und Letten ihre Heimat, da sie ihre Zukunft mit Schon bald wurde bekannt, dass bei- der des Dritten Reichs verknüpft hat- de in festgenommen worden ten. Die Volksdeutsche Mittelstelle war waren. Der Lagerverwaltungsführer im September 1944 beauftragt worden, wurde zurücktransportiert und brach- für die Verpflegung und Betreuung te einige Wochen in Neresheim im volksdeutscher und deutschstämmi- städtischen Gefängnis zu.110 Die ame- ger Flüchtlinge zu sorgen.105 Die leer rikanische Kommandantur in Ne- stehenden Räume in Neresheim bo- resheim stellte den Slowenen eigens ten sich dafür an. Vor dem Jahresen- einen Sergeant zu ihrer Verfügung de 1944 kam eine größere Zahl Letten und Litauer […] in das Umsiedlungsla- ger. Sie wurden von einem SS-Unter- sturmführer getrennt betreut. Später kam noch eine größere Gruppe Es- ten hinzu, sodass sich bei Kriegsende rund 750 Personen auf dem Ulrichs- berg drängten. Spannungen blieben nicht aus, denn die Slowenen stellten neidvoll fest, dass diese Leute weit mehr Bezugsscheine für Bekleidung [erhielten] und beim Arbeitseinsatz geradezu auffallend berücksichtigt und geschont [wurden].106

Das Ende des Lagers

Bis zum Einmarsch der Amerikaner in Neresheim am 22. April 1945 änderte sich nichts Grundlegendes. Zwei Wo- chen im April mussten alle noch en- ger zusammenrücken, denn in einem Teil der Räume wurde ein kleines SS - Kriegslazarett für 100 Verwundete, 40 Personen Pflegepersonal und 5 Ärzte Abb. 10: Slowenengräber in Neresheim (Privatbesitz). 17 ab, der für eine ausreichende Verpfle- Die Wiedergutmachung für gung sorgen sollte. das Kloster

Dies führte nahezu zwangsläufig zu Die Beschädigungen an Gebäuden, Missstimmung und Unzufriedenheit, Räumlichkeiten und Einrichtungen zu Klagen über angeblich unzurei- waren immens. Zieht man die Auflis- chende Verpflegung und Beschwer- tung von Ende 1943 in Betracht, wo den über eine Bevorzugung der Slo- bereits zahlreiche Mängel und Schä- wenen. An einen Arbeitseinsatz war den festgestellt wurden (bis hin zu nicht mehr zu denken. Alle auswärts fehlenden Brüstungsgittern an der Arbeitenden drängten zurück ins La- Freitreppe des Abteigebäudes). ger. So waren die Schäden bis August 1945 Die Lage entspannte sich erst, als Mit- sicherlich noch umfangreicher: Mau- te Mai die Esten Neresheim verließen erwerk, Wände, Böden, Fenster, sani- und im Juni Letten und Litauer ab- täre Anlagen und die dazu gehören- 111 transportiert wurden. den Leitungssysteme, Heizung und Elektrik mussten mit großem Auf- Am 20. August 1945 schließlich verlie- wand wieder in einen einigermaßen ßen rund 370 Slowenen auf amerika- akzeptablen Zustand versetzt werden, 112 nischen Lastwagen Neresheim. Die Hausschwamm musste bekämpft Neresheimer selbst wollten die Zeit mit werden.115 Ein großer Teil der Einrich- den Fremden aus dem Baltikum und tung, die 1940 der VoMi zur Benut- vom Balkan so rasch wie nur möglich zung überlassen worden war, war ver- vergessen. Neue Fremde - Flüchtlinge schwunden oder weitgehend wertlos und Vertriebene aus dem Osten - ka- geworden. Dies galt vor allem für die men an und mussten untergebracht Küche und die Wäscherei.116 und versorgt werden. Entschädigungszahlungen an das Doch einige Grabstelen auf dem Klos- Kloster wurden in der Zeit der Be- terfriedhof zeugen von alten Men- schlagnahmung nur sehr unregelmä- schen, die zwischen 1942 und 1945 im ßig geleistet. Es bleibt auch festzuhal- Lager starben. Sie wurden auf Veran- ten, dass die VoMi trotz mehrfacher lassung der Patres der Abtei in Gräber Vorstöße seitens des Klosters keinen gebettet, die ihnen ein wenig von der Mietvertrag unterschrieb.117 Insgesamt geraubten Menschenwürde wieder- listete Cellerar Uttenweiler Schäden gaben und die noch heute an sie erin- und Kosten in Höhe von rund 460.000 nern, denn die Grabstätten sind nicht RM auf.118 An Wiedergutmachung aufgelöst und werden auf Veranlas- flossen dann 1962 - 17 Jahre nach der sung des Abtes gepflegt. (Abb. 10). Lagerzeit und 14 Jahre nach der Wäh- rungsumstellung - rund 90.000 DM.119 Das Kloster selbst stand den Patres erst nach gründlicher Entwesung113 und Säuberung (dazu gehörte auch das Die Wiedergutmachung für Verbrennen von Betten und Stroh- Slowenen säcken) und Behebung der gröbsten Schäden wieder uneingeschränkt zur Der Neubeginn in der alten Heimat Verfügung.114 war häufig mit großen Entbehrun- 18 gen verbunden, denn als wir endlich Schlussbemerkung zu Hause ankamen, gab es da nichts mehr.120 Die Slowenen mussten fest- Mehr als 70 Jahre nach dem stillen stellen, dass ihre Heimstatt ausge- Ende der Lagerzeit im Kloster sind die plündert und zerstört war121 und die Erinnerungen der wenigen noch le- Versorgung mit dem Nötigsten sich benden Zeitzeugen zumeist verblasst schwierig gestaltete.122 Die zurückge- oder nur noch klischeehaft vorhan- kehrten Slowenen waren auf sich al- den. In der mündlichen Überlieferung leine gestellt. Hilfe von staatlich jugo- der Bevölkerung von Neresheim spielt slawischer Seite blieb aus. das Geschehen im Kloster von 1941 bis 1945 keine Rolle. Jedoch bleibt festzu- Eine Entschädigung im Rahmen der halten, dass im Klosterkonvent diese Stiftung „Erinnerung, Verantwortung Zeit mit einer Vielzahl von Details sehr und Zukunft“ erfolgte nicht.123 Es ist präsent ist und wohl auch bleiben von hier aus nicht festzustellen, ob wird. andere Entschädigungen flossen oder Wiedergutmachung geleistet wurde. Weitere Ergebnisse der Re- Zwar hat sich die Diözese Rottenburg cherche und offene Fragen grundsätzlich bereit erklärt, alle von der Kirche eingesetzten Zwangsarbei- Quellenlage ter unterschiedslos zu behandeln und Bis jetzt konnten keinerlei Lagerak- damit auch Slowenen zu entschädi- ten aufgefunden werden. Über ihren gen.124 Eine diesbezügliche Anfrage Verbleib ist auch im Kloster nichts wurde jedoch nicht beantwortet. bekannt. Möglicherweise wurden sie von den Amerikanern abtransportiert. Kontakte nach Neresheim Dafür gibt es jedoch keinerlei Belege. Die Akten der VoMi Einsatzleitung in nach der Rückkehr Heilbronn gingen komplett durch den Großangriff vom 4. Dezember 1944 Der Kontakt zwischen den Slowenen verloren. aus dem Lager und dem Kloster Ne- resheim brach nie ganz ab. So teilten Der Bestand „Volksdeutsche Mittelstel- zwei Pfarrer 1953 und 1956 dem Kir- le“ im Bundesarchiv Berlin ist lücken- chenregister pflichtgemäß die Fir- haft und wurde im Teil „Gau Würt- mung von drei im Lager geborenen temberg“ gesichtet. Er enthält in erster Kindern mit. Linie eine Sammlung von Dienstan- weisungen des Gaueinsatzverwal- 1992 und 1993 bekam das Kloster zwei tungsführers. Mal Besuch aus Slowenien. Bei dieser Gelegenheit wurde dem Abt ein Foto Im Staatsarchiv Ludwigsburg liegt nur gezeigt, auf dem slowenische Jugend- ein Büschel mit wenigen Blättern.126 Es liche als Ministranten in Neresheim wurde ausgewertet. Zusammenhän- 125 Vermutlich wurden abgebildet sind. gende Bestände der NSDAP-Kreislei- auch vereinzelt private Kontakte in der tung in Ellwangen sind nicht mehr Zeit nach 1945 gepflegt. Ein mündli- vorhanden, genauso wenig wie die cher Hinweis konnte allerdings nicht der Kreisbauernschaft. Im Kreisarchiv auf Stichhaltigkeit überprüft werden. des Ostalbkreises sind einige Berichte 19 für die ersten Monate nach Kriegsen- Lagerführung und Lagerper- de vorhanden. sonal

Im Kloster selbst gibt es keine eigene Feststellbar sind zwei Lagerführer zusammenhängende Überlieferung. (1940-1944, 1945), ein Lagerverwal- Das Amtsgericht Neresheim hat laut tungsführer (1940-1945), eine Schreib- telefonischer Auskunft keine Akten kraft für den Lagerführer, deren aus der Kriegszeit und hat auch keine schriftliche Auskunft in den Spruch- Akten an das Staatsarchiv abgegeben. kammerverfahrensakten eine wichti- ge Quelle ist, eine „Betreuerin“,128 eine Unterlagen der Arbeitsverwaltung und Lagerköchin, eine Krankenschwes- der Kreissparkasse gibt es nicht mehr. ter sowie eine Säuglingspflegerin.129 Einige Schwestern der „Kongregati- Deutsche Lagerhelfer, wie sie in an- on der Schwestern des Erlösers“ wa- deren Lagern teilweise nachweisbar ren für das Kloster tätig. Für sie gibt es sind, gab es wohl nicht. keine Belege, da 1945 die Bestände der Kongregation durch einen Großbrand Sicherlich wurde auch slowenisches verloren gingen. Hilfspersonal herangezogen: Lager- wachen, Heizer, Metzger, Knechte, Man ist auf eher zufällige Streufunde Küchenhilfspersonal, Wäscherinnen. angewiesen. Daraus ergibt sich, dass Ein Dolmetscher stand zur Verfügung, vieles von dem, was dargestellt wurde, sehr unvollkommen abgesichert ist und daher fehlerhaft sein kann. Aus- sagen und Informationen, die aus den Spruchkammerverfahrensakten he- rangezogen und zitiert werden, sind auf ihrem personen-, situations- und zeitgebundenen Hintergrund zu se- hen. Leider war die vor wenigen Jah- ren noch in Aalen lebende Tochter des Lagerverwaltungsführers zu keinem Gespräch oder Auskünften bereit.

Das „Herrichten des Lagers“

Man muss sich die Vorbereitung des Lagers für den eigentlichen „Betrieb“ wohl eher hektisch und improvisiert vorstellen, denn die Nachumsiedler trafen am 15. März ein, und erst zwei Tage später, am 17. März, datierte der Leihvertrag über Stühle und Tische. Als Helferinnen griff man auf die Mai- den vom Reichsarbeitsdienst zurück, die in selbstloser Arbeit das Lager ein- gerichtet hatten.127 Abb. 11: Lagerführer Dietter (©Bundesarchiv). 20 der den Arbeitseinsatz gemacht hat.130 und Fürsorge. Sie sagten, dass nun ihr Hauptamtliche Lagerpersonal scheint Vater von ihnen gehe und viele wein- also zahlenmäßig eher gering gewe- ten.138 sen zu sein, denn „es fehlte an der richtigen Überwachung der Umsied- Es ist nicht abschließend belegbar, ler.“131 Die große Zahl von Räumen war weshalb Lagerführer Dietter Anfang sicherlich auch nur schwer unter Auf- 1944 abberufen wurde, jedoch nicht zu sicht zu halten. Dazu kommt, dass die seiner ursprünglichen Dienststelle bei Zimmer der Lagerführung in einem der Polizei in Aalen zurückkehrte. Vor- anderen Gebäude als die Unterkünfte stellbar ist, dass er seine Abberufung lagen.132 aktiv betrieb, denn in einem Schreiben vom 19.11.1942 an die Stadt Aalen bat Lagerführer Dietter er um ein Berufszeugnis und andere Unterlagen zu seiner Überführung in 139 Matthäus Dietter (Abb. 11), geboren den SD des Reichsführers SS. am 6.10.1892 in Wilmandingen, Kreis Reutlingen, der erste Lagerführer, Die Bewerbungsunterlagen für seinen zum ersten Mal namentlich erwähnt Eintritt in die SS 1943 haben sich in in der KNZ vom 31. März 1941, wird Berlin erhalten. 1945 wurde er als Mit- mehrfach charakterisiert. Um die wis- arbeiter des SD festgenommen und 140 senschaftliche Ebene nicht zu verlas- sofort in Ludwigsburg interniert. sen, bleiben die folgenden Zitate ohne Bewertung und abschließendes Urteil. Lagerführer Schmitt Die Anordnung beinhaltet keine Wer- tung. Lagerführer Paul Schmitt, geboren am 9.3.1893 in Niederklein, Vertreter, ist Unser guter Lagerführer (Lagerge- als Lagerführer in der „Liste der poli- dicht) tischen Häftlinge“ vom 10. April 1946 verzeichnet.141 Festgenommen am 6. Dietter ist mein bester Lagerführer 133 Mai 1945, zusammen mit dem Lager- verwaltungsführer Remmel. Schmitt Der Lagerführer verfügt nicht über die war vor 1945 Lagerführer im Lager 20 nötige Energie, gibt sich aber Mühe 134 Heilbronn Seminar und kam vermut- lich nach Neresheim nach dem Groß- Er ist ein überzeugter Nationalsozia- angriff auf Heilbronn am 4. Dezember list. Er besucht Gaststätten in Neres- 1944. heim. Er nimmt auch an den üblichen Kegelabenden teil 135 In Neresheim selbst taucht er in der Einwohnermeldekartei nicht auf.142 Er Er bemühte [...] sich in ein geregeltes wird erwähnt in der Zeugenaussage Verhältnis zu uns zu kommen136 zur Untersuchung über Einsatzführer Hennefarth.143 In seiner Spruchkam- Er führte auf Kosten der Lagerinsassen merakte finden sich keine Hinwei- ein sehr üppiges Leben137 se zu seiner Tätigkeit als Lagerfüh- rer. 1946 zog er nach Berleburg (Kreis Bei seinem Abschied bedankten sich Marburg).144 die Slowenen für die gute Behandlung

21 Korruption und Selbstberei- haften Einzelbelege vor149, jedoch cherung weist eine Lagerstandsmeldung für den Gau Württemberg vom 30. Juli Immer wieder liest man von korrup- 1942 zehn Personen aus, die das Lager 150 tem Lagerpersonal, ohne dass dies eigenmächtig verlassen haben. nachvollziehbar belegt wäre. Einzig in einem Brief aus dem Lager Sießen Nach einer Besprechung von Lager- an die Gaueinsatzleitung beklagte sich führern im März 1944 wurde moniert, der dortige Lagerführer Weggenmann es seien schon sehr viele Personen 1943 über eine in seinen Augen be- flüchtig gegangen, die zwar zum al- trügerische Köchin, die Lebensmittel lergrößten Teil durch die Gestapo und unterschlagen hatte und bat um deren Sicherheitspolizei wieder aufgegriffen 151 Entlassung.145 Zeitzeugin E. Birkner werden konnten. berichtet mündlich über den Lager- führer von Oberdischingen, er habe Zwei Selbstmorde sind im Lager Sie- .152 schwere Pakete abtransportiert. ßen dokumentiert Es werden nicht die einzigen gewesen sein. Verlegun- Die Zeugenaussage aus Heilbronn gen zwischen Lagern lassen sich in weist auf Selbstbedienung bei Alkohol, drei Fällen nachweisen: am 14. Janu- Bekleidung, Zigaretten und Fleisch ar 1942 wurde eine größere Gruppe hin.146 In Neresheim ist nichts derglei- von Neresheim nach Sießen geschickt chen belegt. (45 Männer und 53 Frauen; die Kinder wurden nicht getrennt erfasst), von Schelklingen nach Neresheim gab es Arbeitsverweigerung, Flucht, eine Einzelverlegung und im Februar Selbstmord, Verlegungen 1945 trafen aus Löffingen in Baden 68 Slowenen ein.153 Bei Arbeitsverweigerung wurde in ei- nem ersten Schritt das Taschengeld Abt Dr. Bernhard Durst für den Slowenen selbst und für alle seine Familienangehörigen entzo- Abt Dr. Bernhard Durst, geboren gen. Bei einer zweiten Verweigerung 19.11.1882 in Bad Mergentheim, Ein- war mit drei Tagen strengem Arrest zu tritt in das Kloster Beuron 1903, Pries- bestrafen, wobei nur Suppe oder Ge- terweihe 1907, Abt 1921 bis 1965, Präses müsekost ohne Brot und Fleisch zu der Beuroner Kongregation 1948-1960, verabreichen [war]. Bei nochmaliger gestorben 27.04.1966. Abt Dr. Bernhard Arbeitsverweigerung sollte die Ein- Durst hatte sich seine Aufgabe als Pri- weisung in ein Arbeitslager veranlasst or eines wieder gegründeten Klosters 147 werden. sicherlich anders vorgestellt. (Abb. 12)

Einzelfälle lassen sich jedoch aus dem Schon ab 1935 setzte der Kreisleiter Ell- vorliegenden Material nicht belegen. wangen der NSDAP alles daran, dem Sicherlich war auch ein Lagerarrest Kloster die wirtschaftliche Grundlage eingerichtet, wie ihn die „Straf- und zu entziehen, die „jesuitische Einrich- Beschwerdeordnung für die Umsied- tung“ zu bekämpfen.154 Neben diesem lungslager der Volksdeutschen Mit- angespannten Verhältnis zur Partei 148 telstelle“ vorsah. Ebenso liegen für traten die Belastungen durch die Be- Flucht aus dem Lager keine glaub- 22 schlagnahmung und die daraus resul- Die Kontakte zum bischöflichen Ordi- tierenden Kontakte zur Lagerführung nariat wie auch zum Fürstenhaus von und ihren vorgesetzten Stellen sowie Thurn und Taxis beanspruchten viel Auseinandersetzungen mit staatli- Zeit, auch der Kontakt zum Orden ins- chen Stellen. So musste ein Streit um gesamt musste gepflegt werden. Die nicht gerechtfertigte Steuernachzah- allgemeine Verwaltung, Gebäudewirt- lungen vor dem Reichsfinanzhof in schaft und Klostergut beanspruchten Leipzig ausgefochten werden. Arbeitskraft.

Der Krieg wirkte sich auch auf die Klostergemeinschaft aus. Ein Teil der Mitbrüder wurde zum Militärdienst eingezogen und Abt Bernhard musste nun den Kontakt zu ihnen aufrechter- halten. An erster Stelle stand natürlich die Aufrechterhaltung der klösterli- chen Lebensform mit der Gestaltung der täglichen Liturgie und der Liturgie im Jahreskreis.

All diese weit gespannten Aufgaben standen unter der täglichen Sorge, den Machthabern im Staat keine Handha- be zu liefern, das Kloster vollständig zu beschlagnahmen und die Patres und Brüder in alle Winde zu zerstreuen, wie es andernorts durchaus geschah.

Abb. 12: Abt Bernhard (©Schwäbische Post) 23 Begriffserklärungen

CdZ (Chef der Zivilverwaltung), Sam- melbegriff für Gebiete, die, zunächst nicht formell annektiert, für eine Ein- gliederung ins Reich nach dem Krieg vorgesehen waren.

Fideikommiss, das, im früheren deut- schen Recht ein unveräußerliches und unteilbares Familienvermögen, in der Regel Grundbesitz, das stets ge- schlossen in der Hand eines Familien- mitglieds blieb; nur der Ertrag stand zu freier Verfügung.

Dadurch blieb die vermögensrecht- liche Grundlage für eine Familie und ihre soziale Stellung gesichert. Seit Aufkommen des Liberalismus be- kämpft und im Bereich des französi- schen Rechts (Code Napoléon), also auch im linksrheinischen Deutsch- land, beseitigt, bestimmte Artikel 155 der Weimarer Reichsverfassung die Auflösung der Fideikommisse (ergänzt durch Reichsgesetz vom 6.7.1938, be- stätigt durch Kontrollratsgesetz Num- mer 45 von 1947).

24 16 Anschreiben des Beauftragten für die Erfassung und Endnoten Sicherstellung des Vermögens der aufgelösten NSDAP an den Bürgermeister der Gemeinde Neresheim 03.08.1945. 1 Die restlichen Namen sind in den Kriegsgräberakten als Stadt Neresheim, Altregistratur 9900 (zit.:NeAR). „Sonstige Ausländer“ aufgelistet: ein polnischer Bergar- 17 Liste der Einrichtung die der Volksdeutschen Mittel- beiter (gestorben 1940) und zwei „Jugoslawen“ (gestor- stelle zur Benützung überlassen wurde, WIEDERGUTMA- ben 1942). CHUNG, S. 11 - 14. 2 Zu Biografie und Wirken von Drauz MERTENS, Annet- 18 In erster Linie eine Verwaltungsdienstanweisung te: Himmlers Klostersturm. Der Angriff auf katholische für die Lagerverwaltungen im Einsatzgau Württem- Einrichtungen im Zweiten Weltkrieg und die Wiedergut- berg erstellt von Gaueinsatzverwaltungsführer Falk am machung nach 1945. Paderborn 2006 (zit.: MERTENS, 18.12.1940, SCHMITT, SIEßEN, S. 36 f. Eine größere An- KLOSTERSTURM), S. 148 ff. Vgl. auch Eintrag „Drauz“ in zahl dieser Verwaltungsdienstanweisungen hat sich im Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Drauz Bundesarchiv Berlin (zit.: BA) erhalten, R59/448, 449). rev. 2018-01-29. Bessarabien ist heute weitgehend iden- 19 tisch mit der Republik Moldau. Insgesamt betrieb die VoMi mehr als 800 Lager: Mel- dung des Leiters der Volksdeutschen Mittelstelle Lorenz 3 Zu Begriff und Funktion MERTENS, KLOSTERSTURM an Himmler vom 28.01.1943, Institut für Zeitgeschichte S. 126-131; sehr umfassend LUMANS, Valdis O.: Himm- MA 305, Blatt 2592015-17 (Records of the Reich Leader of ler‘s Auxiliaries. The Volksdeutsche Mittelstelle and the the SS and Chief of the German Police (Microcopy T- 175) German national minorities of Europe, 1933-1945. Chapel hrsg. von den National Archives, Washington o.J. (zit.: Hill, London 1993 (zit.: LUMANS, AUXILIARIES). MELDUNG); J. MARTIN nennt in seinem Aufsatz eine 4 ABEL, Fritz: 20000 Volksdeutsche kommen nach Würt- deutlich höhere Zahl (1590), jedoch ohne Beleg, MARTIN, temberg, in: Kocher-und Nationalzeitung 12.12.1940. Der Jörg: Das Umsiedlerlager Schelklingen 1941-1945, in: Ulm Artikel erschien in allen Tageszeitungen des Gaus. Die und Oberschwaben 51 (2000), S. 234 (zit.: MARTIN, UM- gesamte Beschlagnahmungsaktion ist ausführlich darge- SIEDLERLAGER); LUMANS gibt ohne weiteren Verweis stellt bei GRASMANNSDORF, MARTIN: Die Umsiedlungs- für 1941 zwischen 1.500 und 1.800 Lager an (LUMANS, lager der Volksdeutschen Mittelstelle im Gau Württem- AUXILIARIES, S. 188). Jedoch mussten lt. Lumans in der berg-Hohenzollern 1940-1945. Eine Bestandsaufname. Folgezeit viele Lager an SS und Wehrmacht abgetreten Berlin 2013, S. 18-22; nur für die katholischen Einrichtun- werden (ebd.). gen MERTENS, KLOSTERSTURM, S. 152-165. 20 Dazu im Detail die Quellensammlung Diktierte Option. 5 Eine genaue Liste aller Beschlagnahmungen im Gau Die Umsiedlung der Deutsch-Balten aus Estland und konnte nicht aufgefunden werden. Lettland 1939-1941. Dokumentation. Zusammengestellt 6 Eine Begriffserklärung des Fideikommiss am Ende der und eingeleitet von Dietrich A. LOEBER, Neumünster Darstellung. 1972 (zit.: DIKTIERTE OPTION). Ein knapper Überblick über die gesamte NS-Umsiedlungspolitik 1939-1941 in 7 Schreiben der Fürstlichen Domänenkammer an Kreis- der Reihe „Deutschland und Europa“ der Landeszentrale leiter Drauz, Fürstlich Thurn und Taxis Zentralarchiv, (zit.: für politische Bildung Heft 45, 2004 „Migration“ S. 33. FTTZ) DK 30306, Bl. 407. 21 Weitere mit Baltendeutschen belegte Lager befanden 8 Telegramm des Abtes Dr. Bernhard Durst an den Fürst sich in Schwäbisch Hall (Gottlob-Weißer-Haus). Dort von Thurn und Taxis 13.11.1940, FTTZ DK 30306, Bl. 406. betraf die Beschlagnahmung und Räumung eine Pflege- 9 Schreiben von Kreisleiter Drauz an die Fürstlich Thurn einrichtung für geistig Behinderte, die nach Weinsberg und Taxis’sche Domänenkammer 21.11.1940, FTTZ DK gebracht wurden und von dort im Rahmen der Euthana- 30306, Bl. 412. sie in Grafeneck und Hadamar ermordet wurden. Dazu 10 Freundliche Auskunft Pater Martin Jelli, OSB. KRAUSE, Heike: „Einem Menschen Nächster sein“. Die 11 Angabe von Lagerführer Matthäus Dietter in der Akte Geschichte des Evangelischen Diakoniewerks Schwä- zu seinem Spruchkammerverfahren, Staatsarchiv Lud- bisch Hall. Schwäbisch Hall 2005, S. 155 ff; in Heilbronn wigsburg (zit.: StAL) EL 902/1 Bü 3619 (zit.: SPRUCHKAM- wurde das Hauswirtschaftliche Seminar in der Wart- MERVERFAHRENSAKTE DIETTER). bergstraße belegt; SCHLÖSSER, Susanne: Chronik der Stadt Heilbronn, Band V 1939-1945. Stadtarchiv Heil- 12 Erlernter Beruf des Lagerführers: Hufschmied, später bronn 2004. Landjäger und städtischer (Kriminal) Polizist. Funkti- 22 on in der Partei: Kreishauptstellenleiter (Angaben aus MERTENS, KLOSTERSTURM, S. 177; zur Zahl der Um- SPRUCHKAMMERVERFAHRENSAKTE DIETTER). Ausge- siedler KNZ 08.04.1941. übter Beruf des Lagerverwaltungsführers: Handelsvertre- 23 Vgl. Regel 53 „De hospitibus suscipiendis“, in deutscher ter. Funktion in der Partei: Blockwart, Spruchkammerakte Übersetzung z. B. www.benediktiner.de/regula Heinrich Remmel, StAL EL 902/1 Bü 11998 (zit.: SPRUCH- 24 So (ohne Beleg) LUMANS, AUXILIARIES, S. 193 f. KAMMERVERFAHRENSAKTE REMMEL). 25 MÜLLER, Ulrich: Die Buchenlanddeutschen in Schwä- 13 Liste der von der Volksdeutschen Mittelstelle für Um- bisch Gmünd 1940/41 und nach 1945. In: Gmünder siedlung, Gau Württemberg beschlagnahmten Räu- Studien 5 (1997), S. 45-70, hier S. 45. me im Kloster Neresheim. Benediktinerkloster an das 26 SCHMITT, SIEßEN, S. 83. Landesamt für Wiedergutmachung 23.12.1961, Beilage 3, Diözesanarchiv Rottenburg (zit.: DAR) G 1.5, Nr. 172 (zit.: 27 UFA-Wochenschauen 482 vom 29.11.1939, 491 vom WIEDERGUTMACHUNG). 31.01.1940, 542 vom 22.01.1941, 552 vom 02.04.1941. 14 „Wir besuchen das Umsiedungslager Neresheim“, KNZ 28 Die Umsiedler waren am 09.03.1941 in Deutschland 08.04.1941. eingetroffen, NeAR 6115 Liste Ausländer und Staatenlose, 14.11.1945; Rechtschreibung und Zeichensetzung in den 15 SCHMITT, Melanie: Das Umsiedlerlager der volksdeut- Zitaten folgen den Vorlagen. schen Mittelstelle im Kloster Sießen, Kreis Saulgau, 1940 -1945. Unveröffentlichte Diplomarbeit Universität Mann- 29 Vermutlich Hans-Jürgen Märtson, als Übersetzer im heim 2003 (zit.: SCHMITT, SIEßEN), S. 30. Auch in einem Lager tätig; Unterschrift auf einer Übersetzung aus dem Schreiben der Gemeindepolizeibehörde Schwäbisch Estnischen, Privatdokument. Gmünd vom 27.08.1944 ist von „gebrauchter Holzwolle 30 Detailliert SCHMITT, SIEßEN, S. 47 ff. aus Strohsäcken“ auf dem Hof des Umsiedlungslagers die 31 So auch eine Ankündigung der NS-Gemeinschaft Kraft Rede. Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd, Altregistratur 322. durch Freude, KNZ 10.11.1940. 25 32 Eines der beiden Kinder starb jedoch wenige Tage spä- ger Schloß Neresheim vom 10.01.1942, FTTZ DK 30306, ter. Sterberegister in: Tauf-Ehe- und Todten-Register der Bl. 453 (zit.: BAUVISITATION). Die Slowenen stammten Pfarrei Schloss Neresheim Anfangend vom Jahre 1808 in ihrer großen Mehrzahl aus der Gemeinde Savenstein (zit.: KIRCHENBUCH). (Boštanj) und Umgebung, (KIRCHENBUCH). 33 Er befindet sich in Privatbesitz. 52 SCHÄFER, ZWANGSARBEITER, S. 58 ff.; FERENC, 34 DIKTIERTE OPTION, S. 334. ENTNATIONALISIERUNGSPOLITIK, Dokument 185, Anm. 3 35 DIKTIERTE OPTION, S. 691. 53 36 STIHLER, Daniel: „Samenbau“ war ursprünglich com- Schriftliche Auskunft R. Wirbelauer, SPRUCHKAMMER- burgischer „Fruchtkasten“. In: Haller Tagblatt, 15.07.2005, VERFAHRENSAKTE DIETTER, Bl. 6 A, 6 B. S. 26; ZEITZEUGENBERICHT STOPAR. 37 Mehrere Schreiben hierzu StAL E 180 a II Bü 806. 54 Insgesamt wurden 1944 in 15 württembergischen 38 Aufstellung der Außenstelle Heilbronn des SD-LA Stutt- Lagern rund 5.000 Slowenen gezählt. Weingarten 709, gart über die im Gau bestehenden Umsiedlungslager, Reute 568, Blönried 182, Kellenried 295, Sießen 853, Un- 09.02.1944, StAL K 110 Bü 56 (zit.: AUFSTELLUNG). termarchtal 649, Oberdischingen 88, Schwäbisch Gmünd 39 Stadtarchiv Aalen, Kriegsgräberakten; „Liste Ausländer St. Josef, 420, Schwäbisch Gmünd Canisiushaus 199, und Staatenlose“ 14.11.1945, NeAR 6115. Neresheim 497, Schwäbisch Hall 99, Leonberg 283, Bad Liebenzell 38, Wildberg 104, Heilbronn Jugendheim 42, 40 Ein Einzelnachweis liegt in Privatunterlagen vor. AUFSTELLUNG. 41 Freundliche Auskunft Abt Norbert Stoffels, OSB. 55 Liste der Slowenenlager der Volksdeutschen Mittel- 42 Ein kurzer Überblick dazu im Handbuch für Europäi- stelle im Deutschen Reich in: ENTRECHTUNG, VER- sche Geschichte, hrsg. von Theodor SCHIEDER. TREIBUNG, MORD. NS-Unrecht in Slowenien und seine 1979 Band 7, S. 1213. Spuren in Bayern (1941-1945). Hg. von Gerhard JOCHEM 43 Begriffserklärung im Anhang. und Georg SEIDERER. Berlin 2005, S. 319-327. 44 FERENC, Tone: Quellen zur nationalsozialistischen 56 Bericht des Stabshauptamtes des Reichskommissars für Entnationalisierungspolitik in Slowenien 1941-1945. die Festigung deutschen Volkstums über die Ansiedlung Maribor 1980. Internetedition: http://www.karawanken- der ausgesiedelten Slowenen in Polen vom 16.11.1942, grenze.at. Die Dokumente werden mit ihrer Nummer Ferenc, ENTNATIONALISIERUNGSPOLITIK, Dokument in der Internetedition zitiert. Dokument 272, 323 (zit.: 276. FERENC, ENTNATIONALISIERUNGSPOLITIK). 57 Abt Bernhard erwähnt die Verwanzung mehrfach, so 45 FERENC, Tone: „Absiedler”. Slowenen zwischen z. B. in seiner Chronik von Neresheim (März bis Oktober „Eindeutschung“ und Ausländereinsatz. In: HERBERT, 1945), DAR G 1.1, Nr.1.1.b (zit.: CHRONIK). Die Wanzen- Ulrich (Hrsg.) Europa und der „Reichseinsatz“. Auslän- plage scheint in sehr vielen Lagern aufgetreten zu sein; dische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge MARTIN, SCHELKLINGEN, S. 241; besonders ausführlich in Deutschland 1938-1945. Essen 1991, S. 200-209, S. 201 dargestellt SCHMITT, SIEßEN, S. 56-58. (zit.: FERENC, ABSIEDLER) 58 Vgl. oben Anm. 54. 46 FERENC, ENTNATIONALISIERUNGSPOLITIK, Doku- 59 Verordnung des Chefs der Zivilverwaltung in der Un- ment 66. tersteiermark über das Verbot der Rückkehr von ausge- 47 Anordnung Himmlers zur Rassenüberprüfung, vom siedelten Slowenen, 20.10.1941, FERENC, ENTNATIONA- 10.06.1941, FERENC, ENTNATIONALISIERUNGSPO- LISIERUNGSPOLITIK, Dokument 161. Strafandrohungen LITIK, Dokument 79; Anordnung Himmlers zur Ein- gingen bis „Hängen im Lager“, FERENC, ENTNATIONA- richtung einer Leitstelle in Maribor vom 18.10.1941, LISIERUNGSPOLITIK, Dokument 260. Dennoch flohen FERENC, ENTNATIONALISIERUNGSPOLITIK, Doku- immer wieder Slowenen und wurden zumeist wieder ment 157.; Abschlußbericht der nationalsozialistischen aufgegriffen. SCHÄFER, ZWANGSARBEITER, S. 95, Anm. Einwandererzentralstelle -EWZ- über die Erfassung der 299. ausgesiedelten Slowenen,03.10.1943, Ferenc, ENT- 60 Rundschreiben des Gaueinsatzverwaltungsführers Falk, NATIONALISIERUNGSPOLITIK, Dokument 319 (zit.: 09.04.1942, der sich seinerseits auf eine Bestimmung der ABSCHLUßBERICHT); zur personellen Zusammen- „Reichsfinanzverwaltung der Volksdeutschen Mittelstelle“ setzung und Arbeitsweise bei der Rasseüberprüfung bezog, BA R 59/449, Bl. 42. HEINEMANN, Isabel: Die Rasseexperten der SS und die 61 Vier weitere Slowenen liegen in Aalen begraben: zwei bevölkerungspolitische Neuordnung Südosteuropas. In: Frauen, ein Mann, ein Kind. Alle verstarben im Jahr 1942, Südostforschung im Schatten des Dritten Reiches, hg. Stadtarchiv Aalen, Kriegsgräberakten. (vgl. oben Anm. 1) von Mathias BEER und Gerhard SEEWANN. München Die verschiedenen Summen weichen voneinander ab, da 2004 (Südosteuropäische Arbeiten 119), S. 135-157. nicht alle Angaben komplett vorlagen. 48 HÖSLER, Joachim: Sloweniens historische Bürde. In: 62 Eine Eintragung erfolgte ohne Geburtstermin, jedoch Aus Politik und Zeitgeschichte 46 (2006), S. 31-38. Als mit der Bemerkung „Altersschwäche“. PDF-Datei www2.bpb.de/publikationen/1CK0OU,0,Slo- weniens_historische_B%FCrde.html, S. 32. 63 Grundlage der Schätzung: Schreiben der Klosterverwal- tung Neresheim an den Caritasverband für Württemberg, 49 FERENC, ENTNATIONALISIERUNGSPOLITIK, Doku- 24.11.1945, WIEDERGUTMACHUNG, Beilage 3, Abschrift ment 164, Anmerkung 3; ZEITZEUGENBERICHT KRIS- NeAR 9897. TAN, www.logos.si/_zzo/RIJO/10.htm; Stopar, Viktor, hinterlegt im Stadtarchiv Schwäbisch Hall; ZEITZEU- 64 Es wird an dieser Stelle auf einen zusammenfassen- GENBERICHT STOPAR . Insgesamt wurden 3 sogenannte den Bericht über Umsiedlungslager zurückgegriffen, „Reservepolizeibataillone“ eingesetzt, FERENC, ENTNA- die 1940/1941 für Bessarabiendeutsche eingerichtet TIONALISIERUNGSPOLITIK, Dokument 191, Anmerkung wurden, http://www.bessarabien.de/geschichte/lager- 5. aufenthalt-1940-1941.htm rev. 2010-10-30; ein weiterer (Zeitzeugen) Bericht im Mitteilungsblatt Oktober 2008: 50 Meldungen für solche Transportzüge: www.gottschee. Der Lageraufenthalt 1940-1943, http://www.bessarabien. de/archiv/dokumente/transportzüge. de/literatur-und-medien/mitteilungsblatt/aktuell.htm 51 Datum entnommen aus Stadt Neresheim, Auslän- rev. 2010-10-30; Anschreiben der Fürstlichen Baukom- der-Aufenthaltsanzeigen an den Landrat in Aalen, mission an die Lagerleitung Neresheim, 11.11.1943, FTTZ Neresheim 27.12.1941, Stadtarchiv Bad Saulgau VI/122; NE 731 (zit.: BESICHTIGUNG). Zahl entnommen aus Bauvisitation im Umsiedlungsla- 26 65 Informationen zusammengestellt aus BAUVISITATION, vgl. Anm. 84; es erscheint zumindest fraglich, ob der Ver- BESICHTIGUNG, WIEDERGUTMACHUNG. waltungsaufwand für die Sparbücher tatsächlich geleistet 66 Eidesstattliche Erklärung R. Wirbelauer in: Spruchkam- wurde. Zumindest in Sießen erhielten die Slowenen kein merverfahrensakte Martha Remmel, StAL EL 902/1 Bü Geld, SCHMITT, SIEßEN, S. 37. 11999, Anlage 19. 84 HECKERT, Peter: Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene 67 Rundschreiben des Gauverwaltungsführers Falk, in den Orten der heutigen Stadt Maintal, http://peter- 14.01.1943. BA R 59/449, Bl. 100. heckert.org/index.php?option=com_content&view=ar- ticle&id=61&Itemid=67 rev. 2012-02-05. 68 Rundschreiben des Gaueinsatzführers Drauz (ohne 85 Datum, jedoch sicherlich Januar 1942), BA R 59/216, Bl. 6. AOK Aalen Hebelisten Neresheim, StAL PL 437/1 Bü 24, 69 Bü 200; Hebeliste Ohmenheim Bü 27; Hebeliste Elchin- Ebd. gen Bü 15; vgl. auch SCHÄFER, ZWANGSARBEITER, S. 70 STOPAR erinnert sich: „Die Verpflegung war dürftig. 142 mit Anm. 470. Gerade soviel dass man nicht verhungerte“; in Sießen 86 Detailliert ausgeführt HERBERT, FREMDARBEITER, S. wird von Hunger berichtet, SCHMITT, SIEßEN, S. 61 ff. 87-91. 71 SCHMITT, SIEßEN, S. 59; Zeugenaussage wegen Unter- 87 Schriftliche Auskunft des Klosterverwalters E. Ku- schlagungen durch den stellvertretenden Gaueinsatzfüh- chelmeister vom 14.05.1947 in SPRUCHKAMMER-VER- rer der VoMi, Eugen Hennefarth, StAL K 110 Bü 56. FAHRENSAKTE DIETTER, Bl. 14. Der Lagerführer hatte 72 Volksdeutsche Mittelstelle, Dienstanweisung Nr. 100, Disziplinargewalt und konnte Strafen aussprechen; vgl. 04.05.1942, BA 59/448, Bl. 100; eine abgeänderte Variante unten Kapite l„Arbeitsverweigerung“. für den Gau Schwaben FERENC, ENTNATIONALISIE- 88 Schriftliche Auskunft des Klosterverwalters E. Kuchel- RUNGSPOLITIK, Dokument 223. meister, SPRUCHKAMMERVERFAHRENSAKTE DIETTER. 73 Schreiben des Kultministeriums Stuttgart an die 89 Aussage E. Kuchelmeister während der mündlichen Volksdeutsche Mittelstelle Heilbronn zur Kenntnis und Verhandlung der Spruchkammer Aalen, SPRUCHKAM- Verständigung des Umsiedlerlagers in Neresheim, MERVERFAHRENSAKTE DIETTER. 01.08.1942 zur Kostenübernahme für die Anschaffung 90 von Tafeln, NeAR 5041; Selbstauskunft von Paula Hieber Gregor Böckeler, 28.12.1875 - 02.10.1945. (Spruchkammerverfahrensakte StAL EL 902/1 Bü 8412). 91 Schreiben Abt Dr. Bernhard Durst an das Bischöfliche Nach eigenen Angaben ist sie 1942/42 zur Umsiedler- Ordinariat, 24.08.1945, Betreff: Abzug der Slowenen aus betreuung eingesetzt und 1943-1945 Aushilfslehrerin. den beschlagnahmten Räumen, DAR G 1.6 Nr. 17. Weiterhin wird sie bereits 1941 in Artikeln der KNZ 92 KIRCHENREGISTER, Geburtenverzeichnis. (31.03., 23.04., 05.05., 12.05., 27.05.) als Vertrauensfrau der 93 NS-Frauenschaft genannt. KIRCHENREGISTER, Sterbeverzeichnis; die Bestattun- gen fanden morgens um 8 oder 9 Uhr statt. 74 Schreiben des kommissarischen Bürgermeisters der 94 Stadt Neresheim an die Amerikanische Militär-Kom- Hermann Pierro, 25.02.1894 - 05.12.1970, Stadtpfarrer in mandantur Aalen, 24.05.1945, Kreisarchiv Ostalbkreis, Neresheim 1935 - 1965 Altaktenbestand Landkreis Aalen, Az. 6115. 95 KIRCHENREGISTER, Geburtenverzeichnis. 75 ABSCHLUßBERICHT Berufsstatistik der „Absiedler“. 96 Aufsatz „Pflege deutschen Geistes und Wesens“, FE- Die plötzlich vorhandenen Arbeitskräfte werden bei dem RENC, ENTNATIONALISIERUNGSPOLITIK, Dokument herrschenden Arbeitskräftemangel auf lebhafte „Nach- 300. frage“ gestoßen sein. Auch im Klostergut wurden 25 Slo- 97 BA R 59/449, Bl. 94 f. wenen beschäftigt, SCHÄFER, ZWANGSARBEITER, S. 142. 98 BA R 69/429, Bl. 17-24. 76 Nachweis für Aalen und Wasseralfingen in einem 99 ABSCHLUßBERICHT, „Die gesundheitlichen Ergebnis- Schreiben des kommissarischen Bürgermeisters der se“. Stadt Neresheim an die Amerikanische Militär-Komman- dantur Aalen, 24.05.1945, Kreisarchiv Ostalbkreis, Altak- 100 FERENC, ABSIEDLER, S. 209. tenbestand Landkreis Aalen, Az. 6115; ein in Unterkochen 101 Aussage während der mündlichen Verhandlung der beschäftigter Kettenschweißer aus Savenstein findet Spruchkammer Aalen, SPRUCHKAMMERVERFAHRENS- sich im „Verzeichnis der Slowenen, welche sich vom AKTE DIETTER. 02.09.1939 bis 30.06.1946 im hiesigen Gefängnis [Aalen] 102 AOK Ellwangen, Hebeliste Bopfingen, StAL PL 437/9 befunden haben“, Kreisarchiv Ostalbkreis, Altaktenbe- Bü 41. stand Landkreis Aalen, Az 6115; Nachweis für Lederfabrik 103 in Bopfingen AOK Ellwangen, Hebeliste Bopfingen, StAL Zur Geschichte des Landschulheims SCHÄFER, PL 437/9 Bü 41. ZWANGSARBEITER, S. 151-158. Dort auch weiterführende Quellen- und Literaturabgaben. Die eingesehenen Akten, 77 Schriftliche Auskunft R. Wirbelauer in SPRUCHKAM- darunter eine ausführliche Stellungnahme des Landesju- MERVERFAHRENSAKTE DIETTER, Bl. 6 A. In Neresheim gendamtes an den Geschäftsbereich Reichsverteidigung können 18 Dienstmädchen nachgewiesen werden, AOK des Innenministeriums Hauptstaatsarchiv Stuttgart (zit.: Aalen, Hebelisten Neresheim, StAL PL 437/1 Bü 2, Bü 200. HStAS) E 151/09 Bü 513. Selbst im Haushalt von Himmler war ein slowenisches 104 Dienstmädchen tätig, FERENC, ENTNATIONALISIE- Verzeichnis über die am 26.02.1944 nach Neresheim RUNGSPOLITIK, Dokument 306. leihweise gesandten Gegenstände HStAS E 151/09 Bü 513. 105 78 SCHMITT, SIEßEN, S. 95. Der Württ. Innenminister an den Leiter des Württ. Lan- desfürsorgeverbands, StAL E 180 a II Bü 805. In diesem 79 FERENC, ABSIEDLER, S. 205; Drauz ordnet an: „Es wer- Schreiben wird Bezug genommen auf einen Runderlass den grundsätzlich alle arbeitseinsatzfähigen Slovenen in des Reichsministers des Innern an die Reichsverteidi- Arbeit gebracht“, Rundschreiben, vgl. Anmerkung 68. gungskommissare vom 07.09.1944, in dem diese Wei- 80 BA R59/217, Bl. 12. sung erfolgte. 81 Der Reichskommissar für die Festigung deutschen 106 Schreiben des kommissarischen Bürgermeisters der Volkstums, Dienstanweisung Nr. 69, 14.11.1941, BA R Stadt Neresheim an die Amerikanische Militär-Kom- 59/448, Bl. 74. mandantur Aalen, 24.05.1945, Kreisarchiv Ostalbkreis, 82 Zahlen zitiert nach MÜNKEL, AGRARPOLITIK, S. 407. Altaktenbestand Landkreis Aalen, Az. 6115. 83 FERENC, ABSIEDLER, S. 206, Dienstanweisung Nr. 69, 107 CHRONIK, a. a. O. 27 108 Nach Kriegsende waren diese Bestände heftigen 131 WIEDERGUTMACHUNG, S 3. Begehrlichkeiten ausgesetzt; Schreiben des kommis- 132 „Die Dienstzimmer der Lagerverwaltung befinden sich sarischen Bürgermeisters der Stadt Neresheim an die in einem Seitentrakt“, KNZ, 03.04.1941; damit war die Amerikanische Militär-Kommandantur Aalen, 16.05.1945, ehemalige Landwirtschaftsschule des Klosters gemeint. Kreisarchiv Ostalbkreis, Altaktenbestand Landkreis Aalen, 133 Az. 6115. Gaueinsatzführer Hennefarth an Kreisleiter Koelle, 27.09.1943; Personalakte Matthäus Dietter, Stadtarchiv 109 CHRONIK, a. a. O. Aalen. 110 SPRUCHKAMMERVERFAHRENSAKTE REMMEL, „Mein 134 BAUVISITATION. politischer Lebenslauf“. Auch belegt durch „Gefängnis- 135 kontrolle vom 30.05.1945“, NeAR 6050: „Häftling Remmel Schriftliche Auskunft E. Kuchelmeister, SPRUCHKAM- möchte den Tag seiner Entlassung wissen“. MERVERFAHRENSAKTE DIETTER. 136 111 Zusammengestellt aus mehreren Schreiben des Schriftliche Auskunft des Cellerars Pater Bonaventu- kommissarischen Bürgermeisters der Stadt Neresheim, ra Uttenweiler, SPRUCHKAMMERVERFAHRENSAKTE Kreisarchiv Ostalbkreis, Altaktenbestand Landkreis Aalen, DIETTER. Az. 6115. 137 Auskunftserteilung Bürgermeisteramt Neresheim, 112 CHRONIK, a. a. O. SPRUCHKAMMERVERFAHRENSAKTE DIETTER. 138 113 Die Kosten beliefen sich auf über 4.000 RM. Teilweise Schriftliche Aussage R. Wirbelauer, SPRUCHKAMMER- wurde hierfür eine Firma aus Aalen herangezogen, einen VERFAHRENSAKTE DIETTER. Teil der Räume entwesten Angehörige des Klosters selbst, 139 BA RS A 5501. WIEDERGUTMACHUNG, S. 10. 140 Eigene Angaben, SPRUCHKAMMERVERFAHRENSAK- 114 Am 30.03.1950 schrieb das Kloster an die Bezirksstelle TE DIETTER. für Wiedergutmachung: „Die Schäden [...] konnten [...] 141 NeAR 6060. selbst bis jetzt trotz größter Anstrengung noch nicht 142 Auskunft Hauptamt Neresheim 06.02.2009. wieder beseitigt werden“, NeAR 9897. 143 Vgl. Anm. 71. 115 WIEDERGUTMACHUNG, „Aufstellung der Reparatur- leistungen“. 144 StAL EL 902/11 Bü 8211. 116 WIEDERGUTMACHUNG, „Liste der Einrichtung die der 145 StAL K 110 Bü 56. Volksdeutschen Mittelstelle zur Benützung überlassen 146 StAL K 110 Bü 56; vgl. Anm. 74. wurde“. 147 Rundschreiben Drauz, BA R 59/216, Bl. 2, Bl. 28. 117 Das Kloster forderte einen Mietzins von insgesamt 148 BArch RD 12/9; Lagerarreste sind belegt durch Spruch- rund 430.000 RM, gezahlt wurden jedoch nur rund kammerverfahrensakten für Schwäbisch Gmünd, Schel- 30.000 RM, WIEDERGUTMACHUNG, S. 2. klingen, Sießen, Bad Liebenzell . 118 WIEDERGUTMACHUNG, S. 16. 149 Im Bereichsbericht Südwest der Kommission XXII vom 119 MERTENS, KLOSTERSTURM, S. 373. 20. Juni 1943 wird ein Slowene genannt, der laut Mittei- 120 ZEITZEUGENBERICHT KRISTAN. lung der Lagerführung in Neresheim nach der Untertei- ermark geflüchtet sei. Die Angabe erscheint angesichts 121 Bericht von Hans Baron und Franz Tscheligi über die des Geburtsdatums des Slowenen (10. Februar 1854) Lage in der Untersteiermark, Mai 1942: In dieses nun fragwürdig, BA R 69/433, Bl. 69. [...] entstandene Niemandsland stürzte sich alles, um zu stehlen und zu rauben. Verschlossene Häuser wurden 150 BA R 59/217, Bl. 12 aufgebrochen. Da nirgends eine Vermögensaufnahme 151 SCHÄFER, ZWANGSARBEITER, S. 95, Anm. 299. stattgefunden hatte, gab es auch keine Kontrolle. Was 152 SCHMITT SIEßEN, S. 65; Brief von Lagerführer Weg- daher nicht niet und nagelfest war, wurde gestohlen, genmann an die Gaueinsatzführung, vgl. Anm. 145. FERENC, ENTNATIONALISIERUNGSPOLITIK, Dokument 153 218. Stadt Neresheim, 98 Ausländer-Aufenthaltsanzeigen an den Landrat in Aalen, Neresheim, 27.12.1941, 98 Weg- 122 „Die Entbehrungen und Hunger nach unserer Rück- zugsmeldungen über Ausländer, Neresheim 26.02.1942, kehr taten richtig weh“, ZEITZEUGENBERICHT STOPAR Stadtarchiv Bad Saulgau VI/122;SCHÄFER, ZWANGSAR- 123 Der sehr rührige Verein Združenje Žrtev Okupatorjev BEITER, S. 142, Gemeindearchiv Löffingen IX/2429. 1941-1945 Kranj (Vereinigung der Okkupationsopfer 1941- 154 Schreiben von Kreisleiter Kölle an den kommissari- 1945 Kranj), kämpfte erfolglos für eine Entschädigung der schen Landrat Engel in Ellwangen 28.12.1935, Kreisarchiv heute noch Lebenden,www.rijo.homepage.t-online.de/ Ostalbkreis, Altaktenbestand Landkreis Aalen, Az. 4225,3. pdf/DE_EU_ZE_zzo_chronologie.pdf, rev. 2012-02-12. Dies fügt sich nahtlos in die nationalsozialistische Sicht- 124 So Bischof Dr. Gebhard Fürst in einer Pressekonferenz weise der Klöster als „militanter Arm der katholischen am 10.11.2000 anlässlich der Übergabe von Personenda- Kirche“, MERTENS, KLOSTERSTURM, S. 47. ten an den Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes, SCHÄFER, ZWANGSARBEITER, S. 16. 125 Freundliche Auskunft Abt Norbert Stoffels, OSB. 126 StAL K 110 Bü 56, SD-Außenstelle Heilbronn, Referat III B Hauptamt Volksdeutsche Mittelstelle, Einsatzführung Württemberg 24.03.1943 - 09.02.1944. 127 KNZ, 31.03.1941. 128 Vgl. Anm.73. 129 Protokoll der mündlichen Verhandlung der Spruch- kammer Aalen 28.08.1947, SPRUCHKAMMERVERFAH- RENSAKTE DIETTER; AOK Aalen, Hebeliste NSDAP Umsiedlungslager Neresheim, StAL PL 437/1 Bü 279. 130 Aussage R. Wirbelauer während der mündlichen Ver- handlung der Spruchkammer Aalen, SPRUCHKAMMER- VERFAHRENSAKTE DIETTER. 28