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Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) - Entwurf -

Anlage 5 Prüfung von Windpotenzialflächen inner- halb von Landschaftsschutzgebieten

Unterlage zum Beteiligungsverfahren 2020 Bearbeitungsstand 16.12.2020

Landkreis Kreisentwicklung/ Wirtschaftsförderung Regionalplanung Bürgermeister-Schrader-Str. 24 | 37603 Holzminden Internet www.landkreis-holzminden.de/rrop-entwurf eMail [email protected]

Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) Landkreis Holzminden 2020

Fachlicher Teil Windenergie Prüfung von Potenzialflächen innerhalb von Landschaftsschutzgebieten

Überarbeitung der Fassung 2018, 09.10.2020

erstellt im Auftrag des Landkreises Holzminden - Amt für Kreisentwicklung / Wirtschaftsförderung -

Projektleitung: Dipl.-Ing. Oliver Gockel

Bearbeitung: Dipl.-Ing. Oliver Gockel, Dipl.-Ing. Margrit Logemann M. Sc. Landschaftswissenschaften Stefan Thümmel

Planungsgruppe Umwelt

Stiftstr. 12 30159 Hannover Tel.: (0511) 51 94 97 82 Gellerser Str. 21, 31860 Emmerthal Tel.: (05155) 5515 [email protected] Umweltfachliche Planung und Beratung

1 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

Inhaltsverzeichnis

1 Anlass und Aufgabenstellung ...... 1 2 Rahmenbedingungen und Methodik ...... 1 2.1 Vorgehen ...... 2 2.2 Realisierbarkeit von WEA innerhalb Landschaftsschutzgebieten ...... 4 2.3 Schutzzweck der betrachteten Landschaftsschutzgebiete (LSG) ...... 6 3 Potenzialflächen in den Landschaftsschutzgebieten ...... 9 4 Zusammenfassendes Ergebnis ...... 12 5 Literatur ...... 13 Anlage 1: Gebietsblätter ...... 15

Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

1 Anlass und Aufgabenstellung

Der Landkreis Holzminden als Träger der Regionalplanung stellt sein Regionales Raumord- nungsprogramm neu auf. Im Kontext mit der Neuaufstellung erfolgt auch die Festlegung von Vorranggebieten für Windenergienutzung. Festgelegt werden bisher folgende Gebiete:

Tab. 1: Vorranggebiete für Windenergie

Gebietskörperschaft Bezeichnung Vorranggebiet Größe in ha , Halle Heyen 108 / Kölkerberg 17 Ottenstein Ottenstein-West 34 Gemeindefreies Gebiet Grünen- Hils – Hauptkamm (Wellenbrink) 114 plan Gemeindefreies Gebiet Grünen- Hils – Hauptkamm (Lichtenhagen) 34 plan Summe 307

Hinzu kommen bereits bestehende Windparks bzw. Teilflächen davon, für die jedoch nur noch Bestandsschutz gilt.

Die Vorranggebiete wurden auf Grundlage eines gesamträumlichen Konzeptes mit harten und weichen Tabukriterien und einer anschließenden Einzelfallprüfung der sich ergebenden Poten- zialflächen herausgearbeitet (s. Begründung zu Kap. 4.2.2, Nutzung der Windenergie).

Innerhalb des gesamträumlichen Planungskonzeptes sind Landschaftsschutzgebiete als harte Tabuzone definiert worden und standen damit einer Darstellung als Potenzialflächen entge- gen.

Da sich im Landkreis Holzminden aufgrund der Landschaftsstruktur und der Vielzahl bzw. Großflächigkeit von Schutzgebieten nur sehr begrenzt Möglichkeiten zu einer Windenergienut- zung ergeben, war zu prüfen, ob sich nicht innerhalb der großflächigen Landschaftsschutzge- biete Bereiche abgrenzen lassen, die als weitere Potenzialflächen ggf. in Betracht kommen.

2 Rahmenbedingungen und Methodik

Geschützte Teile von Natur und Landschaft sind bei der Planung und Genehmigung von Windener- gieanlagen entsprechend der für sie geltenden Vorschriften zu berücksichtigen. Die gilt auch auf der Ebene der Regionalplanung bei der Festlegung von Vorranggebieten Windenergienutzung. Allerdings besteht sowohl bei Landschaftsschutzgebieten als auch Naturparken kein grundsätzlicher natur- schutzrechtlicher Ausschluss der Windenergienutzung, es sind hier der jeweilige Schutzzweck bzw. die formulierten Verbote zu betrachten.

Gemäß dem Nds. Windenergieerlass (Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen an Land, Gem. RdErl. d. MU, ML, MS, MW und MI v. 24.02.2016) sind Landschaftsschutzgebiete demzufolge nur dann als harte Tabuzone und damit hartes Ausschlusskriterium einzustufen, wenn sie im Rahmen

1 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

der einzelgebietlichen Verordnung mit einem Bauverbot verbunden sind bzw. WEA nicht mit dem Schutzzweck zu vereinbaren sind.

Dem entsprechen auch die Empfehlungen des Niedersächsischen Landkreistages (Regionalplanung und Windenergie, Empfehlungen zu den weichen Tabuzonen, Stand 06.02.2014), die für übrige Landschaftsschutzgebiete (ohne Bauverbot bzw. mit nicht entgegenstehendem Schutzzweck) nur die Einstufung als weiches Tabukriterium vorsehen.

Seitens den Landkreises Holzminden wurden die Landschaftsschutzgebiete aufgrund des Bauverbo- tes hierbei grundsätzlich als harte Tabuzone klassifiziert. Insofern stehen diese Gebiete zunächst nicht für die Windenergienutzung zur Verfügung.

2.1 Prüfkulisse

Üblicherweise wurde die Prüfkulisse die bestehenden und die rechtsverbindlich verordneten und im Amtsblatt des Landkries Holzminden veröffentlichten Landschaftsschutzgebiete umfassen.

Derzeit sind aber zwei neue Landschaftsschutzgebiete (LSG) im Verfahren, was bei entsprechender Umsetzung Auswirkung auf die übrigen Landschaftsschutzgebiete des Landkreises hat, da diese in den neuen LSG ganz oder teilweise aufgehen. Es handelt sich um die

• LSG HOL 16, „Sollingvorland-Wesertal“, Verordnungsentwurf vom 30.09.2019 und • LSG HOL 17, „Rühler Schweiz und Burgberg“, Verordnungsentwurf vom 25.05.2020.

Durch diese LSG werden v. a. das LSG HOL 14 „Wesertal“, sowie die kleineren LSG HOL 1 „Kuppe der großen Homburg“, HOL 5 „Bärenbrink“, HOL 7 „Buchenbrink mit Hahnenklippe“, HOL 12 „Kell- berg“ und HOL 13 „Hooptal“ vollständig ersetzt, außerdem Teile des LSG HOL 11 („Holzberg“, weitere Teile als NSG) und insbesondere die nördliche Hälfte des

• LSG HOL 15 „-Vogler“ welches sich nach Umsetzung der Verordnungen nur noch süd- lich der Bahnstrecke Kreiensen-Holzminden im Solling erstreckt.

Im Vorgriff auf die zu erwartende Verordnung bzw. Änderung der entsprechenden LSG werden daher die

• LSG HOL 16, „Sollingvorland-Wesertal“ und • LSG HOL 15 „Solling-Vogler“ mit reduzierter Gebietskulisse

betrachtet. Das LSG HOL 17, „Rühler Schweiz und Burgberg“ wird, zumal ohnehin auch Vogelschutz- und FFH-Gebiet, nicht von Potenzialflächen für Windenergienutzung innerhalb LSG berührt.

Grundsätzlich ausgenommen ist hierbei innerhalb von Landschaftsschutzgebieten das Vogelschutz- gebiet “Sollingvorland“. D. h. dieses wurde für die gistechnische Ermittlung von möglichen Potenzial- flächen innerhalb von Landschaftsschutzgebieten nicht herangezogen.

2.2 Vorgehen

Um zu prüfen, ob sich auch innerhalb der Landschaftsschutzgebiete des Landkreises Holzminden

• dem LSG HOL 15, Solling-Vogler und • dem LSG HOL 16, „Sollingvorland-Wesertal“ (über beide LSG ist auch der Naturpark Solling-Vogler abgedeckt)

2 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung mögliche Potenzialflächen für Windenergie befinden, sind mehrere Schritte erforderlich:

• GIS-technische Ermittlung von Flächen innerhalb der Landschaftsschutzgebiete, die den übri- gen harten und weichen Tabukriterien des gesamträumlichen Planungskonzeptes entspre- chen, also z. B. die definierten Siedlungsabstände einhalten. • Ausscheidung offensichtlich ungeeigneter Flächen (z. B. unter 15 ha Flächengröße). • Einzelfallbezogenen Prüfung, innerhalb dieser • Prüfung ob andere/weitere rechtliche oder tatsächliche Hindernisse und Belange der Planung von Vorranggebieten Windenergienutzung entgegenstehen bzw. diese Flä- chen reduzieren würden. Dies entspricht der Einzelfallprüfung wie sie auch für alle anderen Potenzialflächen durchgeführt wurde. Hierdurch ergibt sich Klarheit inwiefern und in welchem Umfang die Flächen unabhängig vom LSG Status überhaupt zur Ver- fügung stehen. Denn, die Aufhebung des Schutzgebietsstatus allein zu dem Zweck, den Weg für eine Planung frei zu machen, kann sich auch als rechtswidrig erweisen, wenn sie nicht vollzugsfähig ist (z. B. stehen artenschutzrechtliche oder immissions- schutzrechtliche Vorschriften der Planung erkennbar entgegen, vgl. Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, 2013). • Prüfung der verbleibenden Flächen, die nicht schon aufgrund anderer entgegenste- hender/abwägungsrelevanter Belange entfallen sind, auf ihre Vereinbarkeit mit den Verboten und dem Schutzzweck der jeweiligen Schutzgebietsverordnung. • Beurteilung der Möglichkeit einer Teillöschung von LSG-Flächen, d. h. die Beurteilung der Verhältnismäßigkeit einer Preisgabe der Schutzzwecke des jeweiligen Land- schaftsschutzgebietes für die Aufstellung von Windenergieanlagen.

Zur Durchführung dieser Schritte erfolgte neben der Auswertung der raumspezifischen Daten des ge- samträumlichen Planungskonzeptes der sonstigen vorgesehenen Festlegung des RROP eine Analy- se der Schutzgebietsverordnungen eine Auswertung des Landschaftsrahmenplanes (einschl. der Ak- tualisierungen 2011 und 2015) sowie eine Begehung der jeweiligen Flächen vor Ort (2018 und teil- weise ergänzend 2020).

Hinsichtlich der Kriterien spielen hierbei innerhalb der LSG bestimmte Aspekte aufgrund des Schutz- status allerdings eine besondere Rolle. So werden die Beurteilung des Landschaftsbildes (günstige und besonders günstige Voraussetzungen für das Landschaftserleben) aber auch Vorsorgeabstände zu Schutzgebieten und schutzrelevanten, windkraftsensiblen Arten besonders berücksichtigt und füh- ren zur Reduktion von Flächen. Auch werden i. d. R. höhere Waldrandabstände (100 m) berücksich- tigt, da den Wäldern und Waldrändern in den LSG i. d. R. auch eine besondere Bedeutung und Funk- tion zukommt.

In Bezug auf windkraftsensible Arten wurde unter Vorsorgeaspekten hierbei Bezug genommen auf die Horsterfassung im Landkreis Holzminden aus 2017, auf die Daten zu Uhubrutrevieren (Landkreis Holzminden, Datensatz 2017, Zeitraum 2006 – 2016), auf die Daten des NLWKN (Datenstand Land- kreis Holzminden 2015; Brutvögel 2010, erg. 2013, Abgleich mit Abfrage WMS-Dienst 2020). Ferner wurden auch die Daten des Gutachtens DÖRFER et al. (2015) mit Erfassungen der Jahre 2013/ 2014 berücksichtigt, da sich hierdurch Hinweise auf Horstvorkommen oder Aktionsräume ergeben, die im Abgleich mit weiteren Informationen (Raumstruktur, vorhandenes Grünland oder Gewässer als rele- vante Nahrungshabitate, geeignete Habitatstrukturen, hohe Horstdichte etc.) auf die Bedeutung von Teilräumen nicht nur in der Vergangenheit sondern auch aktuell schließen lassen (z. B. mögliche Wechselhorste). Berücksichtigt wurden hierbei die Schutzabstände für Rotmilan (1.500 m) und Uhu (1.000 m). In Bezug auf den Schwarzstorch wurden vorsorglich auch die älteren Hinweise zu Habita-

3 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

ten aus DÖRFER et al. (2015) beachtet. Die deutlich höheren Schutzabstände des Schwarzstorches (3.000 m) sowie dessen Flugrouten wurden nur ergänzend berücksichtigt.

Als Schutzabstände zu anderen Schutzgebieten wurden aufgrund der Pufferfunktion von Land- schaftsschutzgebieten in der Flächenabgrenzung berücksichtigt:

• 200 m Schutzabstand für NSG und FFH-Gebiete. Hintergrund sind die Empfehlung des NLT (2014, NSG bzw. Fledermausschutz), die Arbeitshilfe Fledermäuse und Windenergie Thürin- gen (2015), die Empfehlungen zur Berücksichtigung tier-ökologischer Belange bei Windener- gieplanungen in Schleswig-Holstein (2008) und Hinweise der Fachagentur Windenergie an Land (Windenergie und Fledermausschutz Diskussionsveranstaltung zu aktuellen Erkenntnis- sen aus Forschung und Praxis, 2019). • 1.000 m Schutzabstand werden für FFH-Gebiete mit besonderer Bedeutung für Fledermaus- vorkommen angewandt (zumal nach Leitfaden Entwicklung der Windenergie und Natura 2000 der EU-Kommission (2012) auch das Große Mausohr als Fledermausart zu den Arten mit Kol- lisionsrisiko gehört). Besondere Bedeutung weisen hierbei die Gebiete DE 4222-331 „Wälder im südlichen Solling“, DE 4322-331 „Mausohr-Wochenstube Südsolling“, DE 4022-331 „Mau- sohr-Wochenstubengebiet bei “ auf. Die übrigen relevanten FFH-Gebiete (DE 4024-331 „Asphaltstollen im Hils“ und DE 4024-332 „Laubwälder und Klippenbereiche im Selter, Hils und Greener Wald“) spiuelen keine Rolle für die Betrachtung der Potenzialflächen in LSG. • 1.200 m Schutzabstand werden zu EU-Vogelschutzgebieten, hier dem VSG DE4022-431 (V68) „Sollingvorland“ und dem VSG DE4223-401 (V 55) „Solling“ angesetzt (NLT 2014, LAG VSW 2014).

2.3 Realisierbarkeit von WEA innerhalb von Landschaftsschutzgebieten

Da ein wesentlicher Schutzzweck von Landschaftsschutzgebieten i. d. R. das Landschaftsbild und damit verbundenen Funktionen sowie unterschiedliche Aspekte des Naturhaushaltes sind, greifen Windenergieanlagen durch ihre unverhältnismäßige Größe regelmäßig in diese Schutzzwecke ein. Eine Genehmigung von Windenergieanlagen dabei ausgeschlossen, wenn die jeweilige Schutzge- bietsverordnung entsprechende Bauverbote enthält und dies nicht mit dem Schutzzweck gemäß der Schutzgebietsverordnung zu vereinbaren ist.

Beide LSG-Verordnungen im Landkreis Holzminden enthalten ein Bauverbot, auch wenn dieses (mit Ausnahmen der Zone 2 des LSG HOL 16, „Sollingvorland-Wesertal“) nicht explizit dem Wortlaut nach auf Windenergieanlagen bezogen ist. Allerdings gilt hierbei ein Erlaubnisvorbehalt, der im Einzelnen auch die Errichtung baulicher Anlagen ermöglicht. D. h. eine Genehmigung von Anlagen kann in die- sen Gebieten über eine Befreiung nach § 67 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG im Rahmen von Einzelfallent- scheidungen gegeben sein.

Allerdings bedingt eine derartige Befreiung eine Abwägung der unterschiedlichen Belange, bei einer Windenergieanlage auf der einen Seite

• des öffentlichen Interesses an Naturschutz und Landschaftspflege und auf der anderen Seite • des öffentlichen Interesses an der Energiewende mit der Nutzung erneuerbare Energien und Beiträgen zum Klimaschutz.

Eine Befreiung wird hierbei in der Regel mit Vorgaben bzw. zu erfüllende Auflagen verbunden sein.

4 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

Gemäß Entwurf zum Nds. Windenergieerlass 2020 „…können im Wege der Befreiung gleichwohl nur singuläre, keine großflächigen Eingriffe zugelassen werden (VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 5. 4. 1990 — 8 S 2303/89 —). In diesen Fällen ist es erforderlich, dass die Erteilung einer Befreiung von den Bestimmungen rechtlich möglich ist, weil objektiv eine Befreiungslage gegeben ist und dies unter Beteiligung der zuständigen Naturschutzbehörde festgestellt wurde („Planung in eine Befreiungslage hinein“), (VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 13. 10. 2005 — 3 S 2521/04 — Rn. 43). Die Befreiung darf nach Umfang und Häufigkeit nicht dazu führen, dass die Schutzgebietsverordnung gegenstands- los wird oder sie ihren Zweck ganz oder teilweise nicht mehr erreichen kann (Schumacher/Fischer- Hüflte, Kommentar zum BNatSchG, § 67 Anmerkung 5).

Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege stehen einem Vorhaben insbesondere dann entgegen, wenn dieses in nicht durch Ausnahmegenehmigung oder Befreiung zu behebender Weise in Widerspruch zu einer geltenden Landschaftsschutzverordnung steht (OVG NRW, Urteil vom 5. 9. 2006 — 8 A 1971/04 —; ständige Rechtsprechung BVerwG, Beschl. vom 2. 2. 2000 — 4 B 104/99 — ).“

Bei der i. d. R. großflächiger Betroffenheit oder der (teilweisen) Funktionslosigkeit eines Landschafts- schutzgebietes (vgl. VGH München, Urt. vom 14.01.2003 - 1 N 01.2072) durch die Realisierung von Windenergieanlagen ist somit eine Änderung der Schutzgebietsverordnung erforderlich bevor eine Festlegung durch das Regionale Raumordnungsprogramm getroffen wird (s. auch niedersächsischer. Windenergieerlass und Entwurf hierzu vom Juli 2020). Windenergieanlagen werden somit in der Re- gel in Landschaftsschutzgebieten nur errichtet werden können, wenn die Verordnung entsprechend verändert oder aufgehoben wurde.

Diese Änderung der Verordnung kann in einer teilweisen oder vollständigen Aufhebung (Löschung oder Teillöschung des LSG) bestehen. Eine Änderung der Verordnung kann auch dadurch erfolgen, dass das Schutzgebiet in Zonen mit einem entsprechend dem jeweiligen Schutzzweck abgestuften Schutz gegliedert wird (§ 22 Abs. 1 S. 3 BNatSchG), bzw. entsprechende Ausnahmetatbestände in die Vorordnung integriert werden. Die Zonierung ermöglicht z. B. die Freigabe von Teilflächen für die Windenenergienutzung, sofern keine oder weniger starke Interessenkonflikte zwischen der Windener- gie und dem Schutzzweck der Verordnung bestehen, ohne die Teilfläche aus dem Schutzgebiet her- auszunehmen.

Bei der Entscheidung über die Änderung der Landschaftsschutzgebietsverordnung wägt die Natur- schutzbehörde die sich gegenüberstehenden Interessen ab. Eine Pflicht der Naturschutzbehörden zur Aufrechterhaltung von Schutzgebietsverordnungen besteht nicht. Eine Schutzgebietsfestsetzung kann nachträglich aufgehoben oder beschränkt werden, sofern den besonderen Schutzzwecken entgegen- stehende, überwiegende sachliche Gründe eine Zurückstellung der Naturschutzbelange rechtfertigen. Ob und inwieweit eine Änderung oder Aufhebung einer Landschaftsschutzgebietsverordnung erfolgt, liegt im Ermessen des Verordnungsgebers, hier des Landkreises.

Allerdings hat ein entsprechendes Änderungsverfahren der Landschaftsschutzgebietsverordnung zu erfolgen, bevor eine Festlegung durch das regionale Raumordnungsprogramm getroffen wird, es sei denn, die Errichtung von Windenergieanlagen stünde dem Schutzzweck ohnehin nicht entgegen.

Ferner ist mit einer Teillöschung eines LSG ggf. auch die Neuausweisung bzw. Ergänzung des jewei- ligen LSG an anderer Stelle verbunden.

5 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

2.4 Schutzzweck der betrachteten Landschaftsschutzgebiete (LSG)

Im Landkreis Holzminden sind zwei sehr großflächige LSG vorhanden bzw. im Verfahren. Beide könn- ten für eine Festlegung von Vorranggebieten Windenergienutzung in Betracht kommen.

Tab. 2: Schutzzweck der Landschaftsschutzgebiete

LSG HOL 15 Solling-Vogler 1

Größe: ursprünglich 25.157 ha, reduziert um das LSG HOL 16 und 17 und NSG-Flächen ca. 15.663 ha (NLWKN 2020) Gebietscharakter: Der naturraumtypische Charakter (modifiziert aufgrund Gebietsreduktion) des Landschaftsraumes Solling wird u. a. bestimmt durch: Ausgedehntes, in sich geschlossenes und vielfältig strukturiertes Waldgebiet; durch Grünland und Ackerland ge- prägte Täler, landschaftsbestimmende Bachtäler und deren Feuchtflächen, Kleingewässer, Gehölzsäume und Wiesen, staunasse Waldflächen und Hochmoorreste mit besonders zu schützenden Tieren und Pflanzen; aufge- lassene Steinbrüche; landschaftsbestimmendes bewaldetes Sollinggewölbe, Grabenbruch/-struktur (Derental- Hellental), Hochfläche (Hochsolling) und (Steil-)Hänge; Wiesen, Weiden, Ackerflächen, Feldhecken sowie Baum- und Strauchgruppen; landwirtschaftlich geprägte Talräume mit Gehölzen begleiteten Bächen und grünlandbe- stimmten Auen, sowie Baum- und Strauchreihen an Wegen, Feldrainen und Geländekanten. Allgemeiner Schutzzweck (§ 2 der Verordnung): In diesem für die Erholung bedeutsamen Landschaftsraum sind der Erhalt, die Pflege, die Entwicklung und die Wiederherstellung eines charakteristischen und vielfältigen Landschaftsbildes sowie die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes besonders zu fördern. Besonderer Schutzzweck (§ 2 der Verordnung): Unterstrichen Schutzzweck mit bes. Relevanz in Bezug auf WEA 1. Erhalt und die Pflege von geomorphologischen Besonderheiten; insbesondere Erdfälle, Kerbtäler, Steil- hänge, Felsen und Kuppen sowie 2. der Erhalt und die Entwicklung bzw. Wiederherstellung von naturnahen Fließgewässern einschließlich ihrer Auen, Nass- und Feuchtflächen, Quellbereichen, Stillgewässern, Mooren, Bergwiesen, Magerra- sen, Feuchtgrünland, Heiden und Gehölzstrukturen wie Einzelbäume, Baumgruppen, Baumreihen, Feldhecken, Streuobstwiesen, die das Landschaftsbild beleben und gliedern oder als Lebensstätten der heimischen Tier- und Pflanzenwelt dienen, 3. der Erhalt und die Entwicklung naturnah bewirtschafteter Wälder, standortangepasster Mischbestände und kulturhistorisch bewirtschafteter Waldnutzungsformen, 4. der Erhalt und die Entwicklung von naturnahen Waldsäumen, Waldinnen- und -außenränden die vielfäl- tige Lebensmöglichkeiten für Tier- und Pflanzenarten bieten, 5. der Erhalt und die Entwicklung der Funktion des Landschaftsschutzgebietes als Pufferzone für Natur- schutzgebiete, flächenhafte Naturdenkmale, besonders geschützte Biotope, Naturwälder und Flächen mit besonderer Bedeutung für den Artenschutz, 6. der Erhalt und die Entwicklung der Eignung der Landschaft für naturbezogene Erholung unter Berück- sichtigung des Entwicklungsplans für den "Naturpark Solling Vogler"; insbesondere nachhaltige Siche- rung eines abwechslungsreichen, vielgestaltigen Landschaftsbildes als Grundlage für die naturverträgli-

1 Mit dem Urteil des OVG Lüneburg vom 04.12.2018 wurde die ursprüngliche die Verordnung des LSG HOL 16 „Sollingvorland-Wesertal“ unwirksam. Derzeit ist ein Verordnungsentwurf für das LSG HOL 16 im Beteiligungs- verfahren. Für das LSG HOL 15 „Solling-Vogler“ wurde die entsprechend im Norden reduzierte Gebietskulisse zu Grunde gelegt. Berücksichtigt wurde der Verordnungstext gemäß Veröffentlichung im Amtsblatt des Land- kreises Holzminden Nr. 4 v. 24.05.2019, S. 88.

6 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

LSG HOL 15 Solling-Vogler 1 che Erholung des Menschen, 7. der Erhalt kulturhistorisch bzw. naturwissenschaftlich bedeutsamer Landschaftselemente, wie z. B. Grabhügel, Wüstungen, Wölbäcker, Ackerterrassen, Hohlwege, Grenzwälle, Trockenmauern, Flachsrot- ten, ehemalige Steinbrüche und andere archäologische Bau- und Bodendenkmale, 8. die Wiederherstellung von Grünlandflächen insbesondere in den Talräumen, 9. die Sicherung des Bodens an erosionsgefährdeten Steilhängen durch Dauerbestockung oder Wieder- herstellung von Grünlandflächen, 10. der Erhalt und die Entwicklung von Weg-, Grünland-, Ackerrainen und Grabenrändern als Flächen mit extensiver Pflege und Phasen eigendynamischer Entwicklung, 11. der Erhalt und die Entwicklung bzw. Wiederherstellung klimatisch wirksamer Luftaustauschflächen, ins- besondere in Talräumen, innerörtlichen Ventilationsbahnen und Freiräumen 12. der Erhalt, die Pflege sowie die Entwicklung offener Aussichtspunkte oder ausgewählter Wegstrecken mit weiten Einblicken in die Landschaft.

Verbote (§ 3 der Verordnung, jeweils Auszug WEA-relevanter Verbote): Im Landschaftsschutzgebiet sind folgende Handlungen neben den Verboten und Einschränkungen aus anderen Rechtsvorschriften verboten: 1. Baumaßnahmen aller Art, auch solche, die keiner Genehmigung bedürfen, 6. Stören der Ruhe durch unnötigen Lärm; insbesondere durch weit hörbare Geräusche, nicht mit der ordnungs- gemäßen Bewirtschaftung und Nutzung der Grundflächen im Zusammenhang stehen

Ferner ist auch „…weißes Umhüllen oder Abdecken von Silagen, Stroh, Heu und anderen Futtermitteln sowie deren Beschwerung mit Altreifen in mehr als einer Lage oder mit Bauschutt, ….“ verboten, was prinzipiell auf die besondere Bedeutung des Landschaftsbildes und dessen visuelle Empfindlichkeit hinweist.

LSG HOL 16 Sollingvorland-Wesertal 2

Größe: 20.757 ha Gebietscharakter: Das Landschaftsschutzgebiet (LSG) ist überwiegend der naturräumlichen Einheit „Sollingvorland“ zuzurechnen, einer Schichtstufenlandschaft, die sich östlich und nördlich an den Solling anlehnt. Berge und Hügel werden aus Buntsandstein und Muschelkalk, im geringen Umfang auch durch Keuper aufgebaut. Ferner prägen lößbedeckte Mulden und Senken den Untergrund. Darüber hinaus umfasst das Landschaftsschutzgebiet Teile der naturräum- lichen Einheiten des Alfelder Berglandes, des Holzmindener Wesertals, des Weserengtals von , des Lipper Berglandes, des Pyrmonter Berglandes, des Alfelder Berglandes und Teile des Oberwälder Landes, ein westlich des Wesertals anschließendes stark zertaltes Muschelkalkgebiet. Das LSG ist in zwei Zonen unterteilt: • Zone 1 umfasst die Flächen des LSG, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft erfor- derlich ist, • Zone 2 ist Bestandteil des EU-Vogelschutzgebietes V 68 „Sollingvorland“ (DE 4022-431). Allgemeiner Schutzzweck (§ 2 (1) der Verordnung): 1. Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts und der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, einschließlich des Schutzes von Lebensstätten und Lebensräumen bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten, 2. die Erhaltung und Entwicklung des Landschaftsbildes und der Landschaft wegen der Vielfalt, Eigenart und

2 Mit dem Urteil des OVG Lüneburg vom 04.12.2018 wurde die ursprüngliche die Verordnung des LSG HOL 16 „Sollingvorland-Wesertal“ unwirksam. Derzeit ist ein Verordnungsentwurf für das LSG HOL 16 im Beteiligungs- verfahren. Diese Verordnung und die entsprechende Gebietsabgrenzung vom 30.09.2020 wurden zu Grunde gelegt.

7 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

LSG HOL 16 Sollingvorland-Wesertal 2 Schönheit sowie der besonderen kulturhistorischen Bedeutung, 3. die Erhaltung und Entwicklung der Landschaft wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Erholung. Besonderer Schutzzweck Zone 1 (LSG außerhalb Natura 2000) (§ 2 (2) der Verordnung): Unterstrichen Schutzzweck mit bes. Relevanz in Bezug auf WEA 1. die Erhaltung und die Entwicklung der Eignung der Landschaft für naturbezogene Erholung unter Be- rücksichtigung des Entwicklungsplans für den „Naturpark Solling- Vogler"; insbesondere die nachhaltige Sicherung eines abwechslungsreichen, vielgestaltigen Landschaftsbildes als Grundlage für die naturver- trägliche Erholung des Menschen, 2. die Erhaltung und die Entwicklung der Funktion des LSG als Pufferzone für Naturschutzgebiete, flä- chenhafte Naturdenkmale, gesetzlich geschützte Biotope, Naturwälder und Flächen mit besonderer Be- deutung für den Artenschutz, 3. die Erhaltung, Entwicklung und Pflege von artenreichen Grünlandkomplexen, insbesondere in den Tal- räumen und den zumeist an Wald angrenzenden Steilhanglagen der Hügel und Bergkuppen, mit einge- lagerten Erdfällen, mesophilem Grünland, mageren Mähwiesen, Kalkmagerrasen, Wacholderbeständen auf Kalkmagerrasen, Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation, Streuobstwiesen und Saumbiotopen, als Le- bensraum für zahlreiche, an die vorhandenen Lebensbedingungen angepasste, bedrohte Tier- und Pflanzenarten, 4. die Erhaltung, Entwicklung und Pflege aller Grünlandflächen als Nahrungshabitate, insbesondere für die wertbestimmenden Anhang I-Arten (Art. 4 Abs. 1 Vogelschutzrichtlinie) Rotmilan, Uhu und Neuntöter, 5. die Erhaltung und die Entwicklung bzw. Wiederherstellung von Gehölzstrukturen wie Einzelbäumen, Baumgruppen, Baumreihen, Hecken, Gebüschen und Feldgehölzen, die das Landschaftsbild beleben und gliedern oder als Lebensstätten der heimischen Tier- und Pflanzenwelt dienen, 6. die Erhaltung und die Entwicklung standortheimischer, strukturreicher Laubwälder und standortange- passter Mischbestände mit möglichst allen natürlichen und naturnahen Entwicklungsphasen, einem ho- hen Anteil von Altholz, stehendem und liegendem Totholz sowie Habitatbaumflächen bis hin zur natürli- chen Waldentwicklung (z.B. Prozessschutz), 7. die Erhaltung vorhandener und die Förderung potentieller Höhlenbäume, 8. die Erhaltung und die Entwicklung störungsarmer Brut- und Nahrungshabitate, 9. die Erhaltung und die Entwicklung von arten- und strukturreichen Waldaußenrändern sowie von Bestan- desrändern innerhalb des Waldes entlang von Wegen, die vielfältige Lebensmöglichkeiten für Tier- und Pflanzenarten bieten, 10. die Erhaltung und die Entwicklung strukturreicher, sich weitgehend eigendynamisch entwickelnder Fließgewässer mit ihren angrenzenden Bachauen, Nass- und Feuchtflächen und Feuchtgrünländern sowie von Quellbereichen und Stillgewässern und dazugehörigen Gehölzstrukturen, 11. den Schutz und die Förderung der wild lebenden Tiere und Pflanzen, insbesondere des Luchses, der Wildkatze, der Haselmaus, des Uhus, des Rotmilans, des Neuntöters, des Schwarzstorches, des Wan- derfalken, der Spechte sowie der weiteren europäischen geschützten Vogelarten, der Reptilien, der Am- phibien, der Wirbellosenarten, zahlreicher Fledermausarten sowie ihrer Lebensgemeinschaften und Le- bensstätten, 12. die Sicherung des Bodens an erosionsgefährdeten Steilhängen durch Dauerbestockung mit Wald oder Wiederherstellung von Grünlandflächen, 13. die Erhaltung und die Pflege von geomorphologischen Besonderheiten; insbesondere Erdfälle, Kerb- und Kastentäler, Steilhänge, Felsen und exponierte Kuppen sowie im Gelände noch deutlich sichtbare glaziale Schotterterrassen der Weser, 14. die Erhaltung kulturhistorisch bzw. naturwissenschaftlich bedeutsamer Landschaftselemente, wie z. B. Wüstungen, Wölbäcker, Ackerterrassen, Hohlwege, Grenzwälle, Trockenmauern, Kalktriften, Flachsrot- ten, Nieder- und Mittelwälder, ehemalige Steinbrüche und andere archäologische Bau- und Boden- denkmäler, 15. die Erhaltung, die Pflege sowie die Entwicklung offener Aussichtspunkte oder ausgewählter Wegstre- cken mit weiten Einblicken in die Landschaft.

Besonderer Schutzzweck Zone 2 (Natura 2000): Hier nicht relevant, da innerhalb eines Vogelschutzgebietes (u. a. Rotmilan wertbestimmend). Verbote (§ 7 der Verordnung, jeweils Auszug WEA-relevanter Verbote): Im Landschaftsschutzgebiet sind innerhalb der Zone 1 folgende Handlungen neben den Verboten und Ein- schränkungen aus anderen Rechtsvorschriften verboten: 1. bauliche Anlagen aller Art, auch solche, die keiner Genehmigung der Bauaufsichtsbehörde oder sonstiger Ge- nehmigung/Erlaubnis bedürfen oder nur vorübergehender Art sind, zu erstellen,

8 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

LSG HOL 16 Sollingvorland-Wesertal 2 3. die Veränderung der Geländeoberflächenstruktur von Hohlwegen, Tälern, Senken, aufgelassenen Steinbrü- chen und Grünland sowie das Verändern oder Beseitigen von Böschungen, Steilhängen, Klippen, Wüstungen, Wölbäckern, Ackerterrassen, Grenzwällen, Trockenmauern, Flachsrotten sowie sonstigen archäologischen Bau – und Bodendenkmälern sowie das Beseitigen oder Überdecken von glazialen Schotterterrassen der Weser, 4. außerhalb des Waldes stehende Einzelbäume, Baumgruppen, Feldgehölze, Sträucher, Hecken oder Gebü- sche zu beseitigen, zu beschädigen oder zu verändern, 5. die Beseitigung von arten- und strukturreichen Waldaußenrändern, 8. die Ruhe und Ungestörtheit der Natur durch Lärm, Licht oder auf andere Weise zu stören.

Innerhalb der Zone 2 -Umsetzungsflächen des Vogelschutzgebietes V 68 „Sollingvorland“ ist es verboten:

1. Windenergieanlagen zur errichten und zu betreiben

3 Potenzialflächen in den Landschaftsschutzgebieten

Insgesamt ergeben sich aus dem gesamträumlichen Planungskonzept unter Anwendung der harten und weichen Tabukriterien (mit Ausnahme der LSG) 7 Potenzialflächen bzw. Flächen- komplexe aus mehreren Teilflächen, die Innerhalb von Landschaftsschutzgebieten liegen (s. Abb. 1):

Tab. 3: Potenzialflächen in Landschaftsschutzgebieten (LSG)

Nr. Bezeichnung Potenzialfläche Landschaftsschutzgebiet Größe in ha 21 Brevörde-Meiborssen Sollingvorland-Wesertal Zone 1 175 22 Heidbrink Sollingvorland-Wesertal Zone 1 17 23 Solling-Vogler 20 24 Neuhaus Solling-Vogler 25 25 Derental Solling-Vogler 231 26 Meinbrexen Solling-Vogler 15 27 Lauenförde Solling-Vogler 145

Fläche von < 15 ha wurden hierbei nicht in der Einzelfallbetrachtung betrachtet. Eine Konzent- ration von mehreren WEA (mind. 3 WEA modernen Typs, Bündelungsprinzip) und die damit verbundene steuernde Wirkung der Festlegung ist aufgrund der geringen Flächengröße hierfür nicht erkennbar.

Die Kulisse der LSG umfasst die Fläche des LSG HOL 16 „Sollingvorland-Wesertal“ gemäß Verordnungsentwurf bzw. Beteiligungsentwurf für die Träger öffentlicher Belange (Stand 08.09.2020). Für das LSG HOL 15 „Solling-Vogler“ wurde die Gebietskulisse gemäß Verord- nung vom 16.09.2002, veröffentlicht im Amtsblatt des Landkreises Holzminden Nr. 4 v. 24.05.2019, reduziert um die Fläche des LSG Hol 16 und ohne NSG-Flächen berücksichtigt (s. GIS-Datensatz NLWKN, Abruf 14.09.2020).

Da in beiden LSG der Erhalt und die Entwicklung von Wäldern einschließlich der Waldränder explizit im Schutzzweck genannt wird und die Gebietscharakteristik beider LSG durch großflä- chige Wälder bzw. das Zusammenspiel von Wald und Offenland bestimmt wird, werden Wald-

9 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

flächen innerhalb der LSG nicht im Blick auf eine mögliche Festlegung von Vorranggebieten Windenergienutzung betrachtet. Es zeichnet sich hier von vornherein ab, dass wegen der viel- fältigen Funktionen der Waldflächen in den LSG eine (Teil-)Löschung nicht in Betracht kommt. Es ist hierfür schon im Vorfeld aufgrund der allgemeinen Bedeutung von Wald und der speziel- len im Zusammenhang mit den LSG nicht erkennbar, dass den besonderen Schutzzwecken entgegenstehende, überwiegende sachliche Gründe eine Zurückstellung der Naturschutzbe- lange rechtfertigen.

Abb. 1: Potentialflächen innerhalb von Landschaftsschutzgebieten

Die übrigen in Tabelle 3 benannten Flächen werden der Einzelfallprüfung und dort der Prüfung auf eine Verträglichkeit mit dem Schutzzweck bzw. die Verhältnismäßigkeit einer Teillöschung

10 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung unterzogen. Das Ergebnis dieser Prüfung ist in den Gebietsblättern in der Anlage 1 dokumen- tiert.

Hierbei sind an eine mögliche Teillöschung bestimmte Prüfkriterien anzulegen, um die Ver- hältnismäßigkeit zwischen dem Schutzzweck des Gebietes und den Belangen des Klimaschut- zes bzw. der regenerativen Energieversorgung, hier der Windenergienutzung zu wahren.

Es sind dabei die Auswirkungen von Windenergieanlagen auf die Schutzzwecke der Land- schaftsschutzgebietsverordnung im Hinblick auf Ausmaß und Intensität der Beeinträchtigungen zu betrachten. Es ist aber auch zu berücksichtigen, dass nicht schon wegen der Neuartigkeit einer solchen Windkraftanlage stets davon ausgegangen werden kann, dass sie die natürliche Eigenart oder die Erholungsfunktion der Landschaft beeinträchtigt und als störender Fremd- körper anzusehen ist (BVerwG, Urteil vom 16.6.1994 - 4 C 20.93 -, BVerwGE 96, 95 m.w.N., s. VGH Mannheim, Urteil vom 13.10.2005, 3 S 2521/04, Rn. 54). Andererseits verweist das Ge- richt im hier streitgegenständlichen Fall auch auf die von WEA ausgehenden gravierenden Be- einträchtigungen des Landschaftsbildes (Höhe über z. B. der Höhenlinie umgebender Höhen- züge, verstärkte optische Wahrnehmung durch luftfahrtrechtliche Kennzeichnung und Rotor- blattbewegung, insbesondere bei geringer Vorbelastung des Raumes).

Zudem wird darauf hingewiesen, dass der Sache nach auch nur Gebiete, die schutzwürdig und schutzbedürftig sind, als Natur- oder Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen werden dürfen. Die hinreichende Schutzwürdigkeit von Natur und Landschaft ist eine der naturschutzbehördli- chen Abwägung beim Erlass der Verordnung vorgelagerte objektive Voraussetzung für die Un- terschutzstellung (VGH Bad.-Württ., Urteil vom 21.6.2000 - 5 S 3161/98 -, NVwZ-RR 2001, 659; vgl. auch Urteil vom 18.11.1996 - 5 S 432/96 -, NVwZ-RR 1998, 99).

Insofern kann auch nicht beliebig von einer fehlenden Schutzwürdigkeit von Teilflächen eines LSG ausgegangen werden.

Folgende Kriterien sind hierbei auf Grundlage der konkreten Schutzgebietsverordnungen der betroffenen LSG insbesondere zu berücksichtigen:

• Der naturraumtypische Charakter als Grundlage für die natur-/ landschaftsbezogene Erholung des Menschen (Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft) insbesondere auch • in Bezug auf kulturhistorisch bzw. naturwissenschaftlich bedeutsamer Land- schaftselemente (hier z. B. auch historische Kulturlandschaften mit tlw. landes- weiter Bedeutung), • geomorphologische Besonderheiten wie z. B. auch exponierte und damit ein- sehbare Bergkuppen, Höhenrücken, Plateaus/Hochflächen und • die konkrete Schutzwürdigkeit (Bewertung) der Landschaft im Bereich der Po- tenzialfläche, • der Erholungswert der betroffenen Landschaft (Erhaltung und Entwicklung der Eignung der Landschaft für naturbezogene Erholung, z. B. vorhandene Erholungsinfrastruktur aber auch Ruhe/Ungestörtheit), • die Sichtbarkeit der Windenergieanlagen auf den Potenzialflächen (z. B durch Horizon- tüberhöhung, Kuppenlagen, Plateaulagen) sowie deren Nah- und Fernwirkung unter besonderes Beachtung offener Aussichtspunkte (Wegeführungen) und weiter Einblicke in die Landschaft,

11 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

• der Schutz des Naturhaushaltes, insbesondere in Bezug • auf geschützte Tierarten (Artenschutz, hier v. a. windenergieempfindliche Vo- gel- und Fledermausarten), z. B. auch Waldränder als Lebensraum entspre- chender Arten und • die Funktion des Landschaftsschutzgebietes als Pufferzone für Schutzgebiete und Flächen mit besonderer Bedeutung für den Artenschutz, aber auch unabhängig von der Schutzgebietsverordnung

• die Lage der Potenzialfläche innerhalb des Landschaftsschutzgebietes (am Rand oder zentral) und die Größe der beanspruchten Fläche, • und die vorhandenen Vorbelastungen im Bereich der Potenzialflächen (durch z. B. turmartige Erhöhungen).

Dem stehen das besondere öffentliche Interesse an der Errichtung von Windenergieanlagen im Hinblick auf den Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung und deren Beitrag zum Kli- maschutz (Schaffung von substanziell Raum für die Windenergie), aber auch die mögliche Konzentration von Windenergieanlagen an einem Standort, womit weitere Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch Windenergieanlagen in anderen Bereichen verhindert werden könne gegenüber.

Auch ist eine mögliche Lagegunst oder auch –ungunst der Potenzialflächen (Erschließung, Zuwegung, die Nähe zu Stromtrassen/Bündelung, Windeignung) nicht unbedeutend.

Dabei ist zumindest eine mäßige Windkraftnutzungseignung (DWD 2005, vgl. auch Windge- schwindigkeiten im Jahresmittel, DWD 2004) im Landkreis Holzminden großflächig gegeben (mit Ausnahme v. a. der Westhänge des Sollings, von Teilen des Wesertales, des Vogler/ Homburgwaldes und am Schmetzer Berg westlich ). Eine prinzipielle Eignung v. a. in Bezug auf Schwachwindanlagen mit Nabenhöhen von etwa 150 m ist daher in weiten Teilen des Landkreises vorhanden.

4 Zusammenfassendes Ergebnis

Unter Berücksichtigung aller relevanten Belange und Wertungsgesichtspunkte kann schließlich für keine der betrachteten Flächen eine für die Realisierung eine Vorranggebietes Windener- gienutzung erforderliche Teillöschung als verhältnismäßig erachtet werden.

Details der Beurteilung sind den nachfolgenden Gebietsblättern zu entnehmen.

12 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

5 Literatur

BatMap/NABU Niedersachsen e.V., 2015: BatMap - Fledermaus Informationssystem, Stand 2015/2020, http://www.batmap.de/web/start/start.

Dörfer, K. u. Birgit Czyppull (2015): Erfassung ornithologischer Daten im Zuge der Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogrammes (RROP) im Landkreis Holzminden, mit Ergänzung 2017

DWD, Deutscher Wetterdienst (2005): Windkraftnutzungseignung gemäß Referenzertragskriterium nach EEG – 80 m ü. Grund – in Niedersachsen

DWD, Deutscher Wetterdienst (2004): Jahresmittel der Windgeschwindigkeiten – 80 m ü. Grund – in Niedersachsen, 1981 - 2000

Fachagentur Windenergie an Land (2017): Windenergienutzung und Gebietsschutz

Landkreis Holzminden (1996): Landschaftsrahmenplan mit Aktualisierungsentwürfen 2011 und 2015

Landkreis Holzminden (2015): Vorentwurf zum Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) – Fach- licher Teil Windenergie – Anlage zur Beschlussvorlage 184/2015

Landkreis Holzminden (2019a): Amtsblatt Nr. 4 vom 24.05.2019, S. 88, Verordnung über das Land- schaftsschutzgebiet "Solling -Vogler" im Landkreis Holzminden

Landkreis Holzminden (2019b): Begründung zur Landschaftsschutzgebietsverordnung „Sollingvor- land-Wesertal“ (HOL 16) im Landkreis Holzminden (Bearbeitungsstand 30.09.2019)

Landkreis Holzminden (2019c): Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet „Sollingvorland- Wesertal" im Landkreis Holzminden, Emtwurf Stand 30.09.2019

Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (2013): Aufhebungs- und Änderungsverfahren von Landschaftsschutzgebieten zu Gunsten von Windenergieanla- gen

NKWKN 2013 (Datenlieferung LK Holzminden 2015): Daten zu für Brut- und Gastvögel wertvollen Be- reichen (Stand 2006 und 2010, erg. 2013). Zusätzliche Datenabfrage WMS-Dienst 2020

Niedersächsischer Landkreistag (NLT) (Hrsg.), 2011: Naturschutz und Windenergie: Hinweise zur Be- rücksichtigung des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie zur Durchführung der Umweltprüfung und Umweltverträglichkeitsprüfung bei Standortplanung und Zulassung von Windenergieanlagen, 4. Auflage (Stand 2011), Hannover.

Niedersächsischer Landkreistag (NLT) (Hrsg.), 2013: Arbeitshilfe "Regionalplanung und Windenergie" (Stand: 15. November 2013); Arbeitshilfe zur Steuerung der Windenergienutzung mit Aus- schlusswirkung in Regionalen Raumordnungsprogrammen (Kategorisierung harte und wei- che Tabuzonen)

Niedersächsischer Landkreistag (NLT) (Hrsg.), 2014a: Arbeitshilfe "Regionalplanung und Windener- gie"; Empfehlungen des NLT zu den weichen Tabuzonen zur Steuerung der Windenergie- nutzung mit Ausschlusswirkung in Regionalen Raumordnungsprogrammen (Stand: 6. Feb- ruar 2014), Hannover

Niedersächsischer Landkreistag (NLT) (Hrsg.), 2014b: Arbeitshilfe Naturschutz und Windenergie: Hinweise zur Berücksichtigung des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei Standort- planung und Zulassung von Windenergieanlagen (Stand: Oktober 2014) Hannover.

Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz: Leitfaden „Umsetzung des Ar- tenschutzes bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen in Niedersach- sen“, Fassung 12.02.2015

13 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Nds. Umweltministerium) 2016: Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen an Land in Niedersachsen und Hin- weise für die Zielsetzung und Anwendung (Windenergieerlass), einschl. Anlage 2: Leitfaden Umsetzung des Artenschutzes bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen in Niedersachsen (Nds. MBl. Nr. 7/2016).

Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Nds. Umweltministerium) 2020a: Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen an Land (Windenergieerlass), Entwurf 2020 Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Nds. Umweltministerium) 2020b: Abschlusserklärung des Runden Tisches zur Zukunft der Windenergie in Nieder- sachsen

Gesetze, Richtlinien, Erlasse, Urteile

Bundesnaturschutzgesetz – Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (BNatSchG) vom 29. Ju- li 2009 (BGBl. I S. 2542)), zuletzt geändert durch Art. 1 G v. 15.9.2017 (BGBl. I S. 3434)

Gem. RdErl. d. MU, d. ML, d. MS, d. MW u. d. MI v. 24. 2. 2016 — MU-52-29211/1/300 —— Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen an Land in Niedersachsen und Hinweise für die Zielsetzung und Anwendung (Windenergieerlass), einschl. Anlage 2 Leitfaden Umsetzung des Artenschutzes bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen in Nieder- sachsen (Nds. MBl. Nr. 7/2016)

NAGBNatSchG (Niedersächsisches Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz) vom 19. Feb- ruar 2010 verkündet als Artikel 1 des Gesetzes zur Neuordnung des Naturschutzrechts vom 19. Februar 2010 (Nds. GVBl. S. 104)

Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 30. November 2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten. - ABI. EU Nr. L 20/7 vom 26.1.2010. Zuletzt ge- ändert durch RL 2013/17/EU - ABl. Nr. L 158 vom:10.06.2013 S. 193– „Vogelschutzrichtli- nie“

Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen - ABl. EG Nr. L 206/7 vom 22.7.92, zuletzt geändert durch Richtlinie RL 2013/17/EU - ABl. Nr. L 158 vom 10.06.2013 S. 193. – „FFH-Richtlinie“

VGH Baden-Württemberg. Urteil vom 13.10.2005, 3 S 2521/04

14 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

Anlage 1: Gebietsblätter

15 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

Potenzielle Vorrangfläche 21 Meiborssen-Brevörde

Gemeinde(n) Brevörde,

Fläche in ha 175, 2

Höhen in mNN Ca. 120 - 270

Ausdehnung maximal in m 3.320 x 1.009

Lagebeschreibung:

Das Gebiet liegt zwischen zwei bewaldeten Hügeln in einer im Westen mäßig und im Osten stärker strukturierten landwirtschaftlichen Nutzfläche zwischen den Ortschaften Meiborssen und Brevörde. Es herrschen Ackerflächen vor, an den Waldrändern sind Grünlandflächen vorhan- den. Der östliche Ausläufer des Gebietes erstreckt sich dabei nördlich des Ziegenkopfes bis weit in das Glessetal herunter. Der Höhenunterschied innerhalb des Gebietes beträgt ca. 150 m. Das Potenzialgebiet ist nur teilweise durch befestigte Wirtschaftswege erschlossen (im zent- ralen Bereich auch Graswege) und nicht vorbelastet.

LSG HOL 16

Natura 2000 / Das Potenzialgebiet befindet sich in der Zone 1 des LSG 16 „Solling- Schutzgebiete vorland-Wesertal“. Der besondere Schutzzweck besagt, dass die Eig- nung der Landschaft für naturbezogene Erholung unter Berücksichti-

16 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

gung des Entwicklungsplans für den „Naturpark Solling- Vogler"; ins- besondere die nachhaltige Sicherung eines abwechslungsreichen, vielgestaltigen Landschaftsbildes in Verbindung einer Vielzahl von Bi- otop-/Landschaftsstrukturen und Habitaten gef. Arten erhalten und entwickelt werden soll. Hervorzuheben ist der Erhalt geomorphologi- schen Besonderheiten (z. B. Kerb- und Kastentäler, Kuppen), die Er- haltung kulturhistorisch bzw. naturwissenschaftlich bedeutsamer Landschaftselemente und die Erhaltung, die Pflege sowie die Entwick- lung offener Aussichtspunkte oder ausgewählter Wegstrecken mit wei- ten Einblicken in die Landschaft.

Die hohe Schutzwürdigkeit der Zone 1 des LSG begründet sich durch die besondere Eigenart und die herausragende Schönheit des Gebie- tes (ausgedehnte, in sich geschlossenen Waldgebiete, Waldgebiete sowie strukturreiche Offenländer im Bereich landschaftsbestimmender Hügel und Bergkuppen, gegliedert durch markante Täler).In der LSG- Verordnung werden alle Handlungen verboten, die den Charakter des Gebietes verändern oder dem Schutzzweck zuwiderlaufen, soweit sie nicht unter Erlaubnisvorbehalt oder freigestellt sind. In Folge dessen ist die die Errichtung baulicher Anlagen verboten.

Der bereits angesprochene Erlaubnisvorbehalt bezieht sich hierbei ausdrücklich auf Hofstellen, Wegebefestigungen und Freileitungen. Jedenfalls sind im § 4 (Erlaubnisvorbehalt) und 5 (Freistellungen) kei- ne Windenergieanlagen benannt.

Die Anlagen bedürften somit einer Befreiung im Rahmen einer einzel- fallbezogenen Prüfung, wobei (wie bereits erläutert) der Festlegung einer Potenzialfläche für Windenergiegewinnung ein Teillöschungsver- fahren des Kreistages vorausgehen muss, da es sich hier nicht um Einzelanlagen handelt.

Nördlich unmittelbar angrenzend an die Potenzialfläche befindet sich das geplante Naturschutzgebiet 7 „Buchenwald am Ahrensberg bei Meiborssen“ mit dem Schutzzweck (LRP 1996, aktualisiert 2015) des Erhalts von überwiegend gut ausgeprägtem älterem Laubwald meso- philer Standorte (Perlgras-Buchenwald). Im Osten ragt das §30-Biotop GB 4022/119 in das Potenzialgebiet hinein (submontanes Grünland frischer, basenreicher Standorte; me- sophiles Gebüsch, typischer Kalkmagerrasen). Im Nordosten streicht die Potenzialfläche in das Glessetal aus bis zur Glesse (§30-Biotop GB4022/047). Das EU-Vogelschutzgebiet DE 4022-431 „Sollingvorland“ befindet sich ca. 3,5 km östlich der Potenzialfläche. Das FFH-Gebiet DE 3922-301 „Emmer“ liegt etwa 2,7 km westlich. Für beide Gebiete werden keine erheblichen Beeinträchtigungen erwartet.

Die Fläche liegt in einem relativ großen unzerschnittenen verkehrsar- men Raum > 66 km 2 (Ottensteiner Hochfläche, LK Holzminden:

17 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

RROP-Entwurf).

Einschränkende Infra- Im Süden verläuft eine Richtfunktrasse außerhalb. Im Osten (Glesse- struktur tal) grenzt eine Tiefflugstrecke der Bundeswehr an. Erreichbarkeit/Erschließung tlw. nur über schmale, gehölzbegleitete Wirtschaftswege. sonstige Erfordernis- Die Potenzialfläche ist komplett als Vorbehaltsgebiet Natur und Land- se der Raumordnung schaft festgelegt. Das potenzielle Naturschutzgebiet 7 (vgl. Schutzge- und Landesplanung / biete) wird als Vorranggebiet Natur und Landschaft festgelegt. Der Raumverträglichkeit unmittelbar östlich verlaufende Brevörder Bach (Glesse) ist zudem als Vorranggebiet Biotopverbund festgelegt. Darüber hinaus ist der überwiegende Teil der Potenzialfläche als Vor- behaltsgebiet Erholung festgelegt. Angrenzend und teilweise überlap- pend befindet sich ein Vorranggebiet landschaftsbezogene Erholung (Weserhänge). Der südliche gelegene Ort Polle ist Standort mit be- sonderer Entwicklungsaufgabe Tourismus. Zudem verlaufen im Po- tenzialgebiet bzw. angrenzend zahlreiche Wanderwege, wie bspw. der Qualitätswanderweg „Durchs Habichtstal“ und die Wege Po 4, Bre 1, Ot 5 sowie Va.2. Im Norden und Süden befinden sich zudem Vorbehaltsgebiete Wald, zu denen ein Abstand von 100 m (und nicht nur 35 m) eingehaltene werden soll, da der Wald besondere Funktionen aufweist. Es handelt sich ganz überwiegend um Laub- und Mischwälder, mit vorgelagerten Grünländern, tlw. Lärmschutzwald mit z. T. hoher bis sehr hoher Be- deutung für Arten und Lebensgemeinschaften oder das Landschafts- bild. Die Bedeutung des Glessetals und der Waldrandbereich wird auch durch die Festlegung eines von Aufforstung freizuhaltenden Ge- bietes deutlich. Die Potenzialflächen befindet sich im Vorranggebiet Heilquelle. Die Flächen sind nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbei- trag zum RROP: Landkreis Holzminden“ Vorbehaltsgebiet Landwirt- schaft aufgrund besonderer Funktionen.

Abwägungsrelevante Belange

Wohnorte / Denkmal- Die Ortschaften Meiborssen (westlich), Polle (südlich) und Brevörde schutz (östlich) befinden sich in einem Abstand von min. 850 m, Wohnge- bäude im Außenbereich im Abstand von mind. 690 m (tlw. am Orts- rand Polle). Der angewandte 850 m/-690 m Siedlungsabstand schließt eine Siedlungsentwicklung in größerem Umfang in Richtung Windvor- ranggebiet weitgehend aus. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegt die Ortschaft Brevörde. Erhöhte Lärmbelästigungen sind möglich bzw. nicht pauschal auszuschließen und wären konkret im Genehmigungs- verfahren zu prüfen, dies könnte zu Betriebseinschränkungen führen. Der Ort Meiborssen liegt bei niedrigem Sonnenstand im durch Schat-

18 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

tenwurf belasteten Wirkraum liegt, da keine abschirmenden Strukturen vorhanden sind.

Natur- und Arten- Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allgemein: schutz/ Landschafts- Die Potenzialfläche befindet sich in einem insgesamt mäßig struktur- bild reichen Landschaftsraum, der in Teilbereichen jedoch reich durch Ge- hölze und Grünlandbereiche gegliedert ist. Die Potenzialfläche wird zwar überwiegend ackerbaulich genutzt, am Hainholz sowie im Lip- pegrund und Nordhang des Ziegenkopfes sind jedoch ausgedehnte Bereiche mit gehölz- und strukturreichem Grünland vorhanden, denen der LRP (1996, aktualisiert 2015) eine hohe, z.T. auch eine sehr hohe Bedeutung für den Schutz von Arten und Lebensgemeinschaften bei- misst. Darüber hinaus werden eine zentral gelegene Fläche und ein- zelne Waldrandbereiche als Grünland genutzt. Der nordöstliche Aus- läufer erstreckt sich zudem in das grünlandgeprägte Glessetal mit der Glesse/ dem Brevörder Bach als § 30-Biotop und WRRL-Gewässer. Es grenzen Waldgebiete an, denen der LRP teilweise eine hohe bis sehr hohe Bedeutung für den Schutz von Arten und Lebensgemein- schaften beimisst (mesophiler Laubwald Ahrensberg, ältere Waldbe- stände Hainholz).

Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf der Potenzialfläche selbst nicht unbedingt zu er- warten, für die angrenzenden Wälder und Waldränder aber nicht aus- zuschließen, sondern durchaus zu erwarten. Während der Begehung 2018 konnte ein Rotmilan im Nordwesten der Potenzialfläche beo- bachtet werden. Die Potenzialfläche befindet sich zudem im 3.000 m Prüfradius eines Schwarzstorches. Im Bereich des Ahrensberges sind Flugbewegungen bzw. ein Nahrungshabitat des Schwarzstorchs nachgewiesen (DÖRFER et al. 2015). Im westlich gelegenen Kalksteinbruch befindet sich ein seit 2005 tra- dierter Uhu-Brutplatz. Das Revier umfasst die westlichen Bereiche des Potenzialgebietes (1.000 m Puffer).

Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die Potenzialfläche selbst kein tradiertes Rastgebiet bzw. von besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch dem Weserberg- land für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu. Andere Arten sind zumindest im Umfeld im Durchzug ebenfalls zu erwarten (z. B. Rotmilan, aber auch Kleinvögel).

Bedeutung Fledermäuse: Gemäß BatMap ist für 2020 im Umfeld (im TK 25-Quadranten) zumin- dest mit dem Vorkommen der Großen Bartfledermaus, Mücken- und der Zwergfledermaus zu rechnen, weitere Arten sind aufgrund der Raumstruktur sehr wahrscheinlich. Relevant sind hierbei insbesondere die Waldränder und die strukturierten Grünland-/Gehölzkomplexe.

19 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

Bedeutung Landschaftsbild: Eine Landschaftsbildbewertung wurde im Zuge des Landschaftsrah- menplanes durchgeführt und im Jahr 2011 im Zuge einer Teilaktuali- sierung teilweise verändert. Damit wurde festgestellt, dass die Vo- raussetzungen für das Landschaftserleben im Landschaftsraum über- wiegend als ungünstig einzustufen sind, mit Ausnahme der Waldrän- der und einiger verbindenden Gehölzstrukturen, sowie insbesondere auch des strukturreichen Glessetals im Nordosten (als besonders günstig bewertet). Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung sind daher mit Ausnahme der genannten Bereiche nicht besonders ausgeprägt. Es handelt sich um eine weiträumig gegliederte Feldflur.

Auf Grundlage einer Begehung der Fläche 2018 ist ergänzend im De- tail jedoch festzuhalten, dass sich v. a. mit dem Ahrensberg (markante Kuppenlage) aber auch dem Ziegenkopf und den Hang- /Plateauabschnitten dazwischen eine sehr exponiert gelegenen Hö- henlage über dem Wesertal und auch Teilen der Ottensteiner Hoch- fläche ergibt (bis 287 m ü NN). Sie ist selber (aufgrund der weiträumi- gen Gliederung) weit einsehbar und es bestehen sehr weitreichende und ausgeprägte Sichtbeziehungen in das Umland (offener Aussichts- punkt: Vogler, Rühler Schweiz, Wesertal, Köterberg). Die Fläche ist zudem durch ihre bisherige Ruhe und Ungestörtheit geprägt und somit für die ruhige landschaftsbezogene Erholung prädestiniert. Während der Ahrensberg selber strukturarm (mehr oder weniger ungegliedert) aber als Kuppe sehr markant ist, schließt nach Osten zum Ziegenkopf eine weiträumig, aber stärker gegliederte Feldflur an.

Wasser / Boden Im Nordwesten und im Osten der Fläche verlaufen am Holzborn und im Lippegrund zwei Zuflüsse zum Brevörder Bach (Glesse). Vorherr- schende Bodentypen sind Braunerden und Pseugogleye. Im Norden sind Rendzina als seltene Böden (Südhänge Hainholz) vorhanden (BK 50).

Zusammenfassung / Schlussfolgerung

Die Potenzialfläche wird als nicht raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass kein „Vorrang- gebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien sowie den Belangen der Raumordnung und abwägungsrelevanter Belange verkleinert sich das Gebiet auf insgesamt etwa 65 ha. Es würden hier unter Berücksichtigung der Waldflächen (v. a. Laub-/Mischwald) und Waldrän- der (100 m), der § 30 Biotope und besonders hoch bewerteter Landschaftsbildeinheiten (Gles- setal, strukturreiche Randbereiche v. a. im Osten mit besonderer Relevanz für den Schutz- zweck des LSG) sowie von Großvogellebensräume (ohne jedoch den Schutzabstand 3.000 m Schwarzstorch) bereits nur zwei Teilflächen verbleiben (6,2 und 59 ha) (s. Abbildung). Beide verbleibenden Teilflächen grenzen an ein Nahrungshabitat des Schwarzstorchs, das Vorhan- densein eines Rotmilanlebensraumes ist ebenfalls nicht auszuschließen und könnte arten- schutzrechtliche Konflikte auslösen. Die westliche Teilfläche ist zudem sehr klein. Beide Teilflä- chen, v. a. die größere östliche befinden sich in weit einsehbaren Kuppenlagen, in einem Vor-

20 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung behaltsgebiet für landschaftsbezogene Erholung und innerhalb des 3.000 m Schutzabstandes des Schwarzstorches. Im nahen Umfeld liegen weiterhin Vorranggebiete für landschaftsbezo- gene Erholung und ein VR Natur und Landschaft.

Fazit im Zuge der LSG-Betrachtung

Die Schutzwürdigkeit der Fläche ist durch die dargelegte Bedeutung für Natur und Landschaft belegt. Hervorzuheben sind angrenzende standortheimischer Laubwälder, arten- und struktur- reiche Waldränder und Talräume (Glessetal) und insbesondere offenen Aussichtspunkten mit weiten Sichtachsen sowie die Pufferfunktion für zumindest pot. Naturschutzgebiete. Es gibt kei- ne Anhaltspunkte für eine innerhalb des LSG belegbare abweichende Beurteilung. Im Gegenteil ist ein markanter Landschaftsausschnitt innerhalb des LSG betroffen, von dem visuell stark prägenden Elemente wie WEA sehr weit in die Landschaft und das LSG (Wesertal, Wilmeröder Berg, visuelle Wirkung auf einen sehr großen Teil des gesamten LSG) hineinwirken und dieses überprägen.

Eine Teillöschung des LSG an dieser Stelle ist nicht verhältnismäßig, da es sich um einen weit- gehend unbelasteten Raum handelt, dessen visuelle Störungen auch auf andere Bereiche aus- strahlen und den Schutzzielen des (verbleibenden) LSG nachhaltig entgegenstehen würde. Zu- dem würden WEA hier auch in das gegenüberliegende LSG „Burgberg, Heinser Klippen, Rühler Schweiz“ hineinwirken.

LSG 16 keine LSG-Teillöschung pot. Vorranggebiet entfällt!

21 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

Potenzielle Vorrangfläche 22 Heidbrink

Gemeinde(n) Polle

Fläche in ha 17,4

Höhen in m üNN 92 - 100

Ausdehnung maximal in m 577 x 321

Lagebeschreibung: Das Gebiet liegt an der K 25 südöstlich der Domäne Heidbrink und der Ortschaft Polle, in einer strukturarmen landwirtschaftlichen Nutzfläche (Acker) (Die Heinser Trift) mit angrenzenden Waldgebieten. Das Potenzialgebiet ist durch die K 25 gut erschlossen und ansonsten nicht vorbelastet.

LSG 16

LSG 17

Natura 2000 / Das Potenzialgebiet befindet sich in Zone 1 des LSG 16 „Sollingvor- Schutzgebiete land-Wesertal“. Der besondere Schutzzweck der Zone 1 ist die Er- haltung, Pflege, Entwicklung bzw. Wiederherstellung u.a. von geo- morphologischen Besonderheiten, naturnahen Fließgewässern und Grünländern, standortheimischer Laubwälder, arten- und strukturrei- che Waldränder, kultur- und naturhistorisch bedeutsamen Land- schaftselementen. Wichtige Aspekte sind auch die landschaftsbezo- gene Erholung in Verbindung mit offenen Aussichtspunkten mit wei- ten Sichtachsen sowie die Pufferfunktion für Naturschutzgebiete. In der Zone 1 sind alle Baumaßnahmen, auch solche die keiner öffent-

22 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

lich-rechtlichen Genehmigung bedürfen verboten. Darüber hinaus ist das Stören der Ruhe in Natur und Landschaft durch Lärm verboten. Der Festlegung einer Potenzialfläche für Windenergiegewinnung muss daher ein Teillöschungsverfahren des Kreistages vorausge- hen. Im Norden grenzt das Naturschutzgebiet 170 „In den Eichen“ an. Es umfasst den durch die Weser geprägten Bereich der Nieder- und Mittelterrasse innerhalb einer Flussschleife. Am Gleitufer haben sich bis zu 20 m mächtige diluviale Sedimentationsschichten abgelagert, auf denen heute naturnahe Laubmischwälder mit einem hohen An- teil alter Eichen und Totholz wachsen. An die Waldbestände an- grenzend erstrecken sich durch Kiesabbau entstandene Abgra- bungsgewässer. Die Abgrabungsgewässer der Niederterrasse unter- liegen dem regelmäßigen Einfluss des jährlichen Hochwassers der Weser. Im Süden befindet sich in ca. 140 m Entfernung das EU Vogel- schutzgebiet DE 4022-431 „Sollingvorland“, das FFH-Gebiet DE 4022-302 bzw. das Naturschutzgebiet 95 „Heinsener Klippen“. Das Naturschutzgebiet liegt auf den Höhenzügen des Voglers etwa 300 m über NN. Wertbestimmend für das Gebiet sind die in süd- westlicher Richtung exponierten Kalk-Trockenrasen, die Zeugnis über die früher in Südniedersachsen verbreitete Landnutzungsform der Hutung geben. Floristische Besonderheiten der Kalktrockenra- sen sind die zahlreichen Enzian- und Orchideenvorkommen. Auf der Kuppe des Weinberges wächst Kalk-Buchenwald mit Maiglöckchen und verschiedenen Orchideen. Zu den Erhaltungszielen des Natura 2000-Gebietes gehört u.a. Großes Mausohr, Uhu, Schwarzstorch und Rotmilan . Zudem liegt das Gebiet im Naturpark „Solling-Vogler“. Das LSG 17 „Burgberg, Heinsener Klippen, Rühler Schweiz“ verläuft im Nordos- ten und umfasst das FFH-Gebiet außerhalb von NSG-Flächen

Einschränkende Infra- Die K 25 verläuft randlich im Gebiet. Sie muss inklusive eines Puf- struktur fers (Anbauverbotszone 20 m) berücksichtigt werden. Aufgrund der K 25 andererseits gute Erreichbarkeit/Erschließung der Fläche.

sonstige Erfordernisse Die Potenzialfläche ist vollständig als Vorbehaltsgebiet Natur und der Raumordnung und Landschaft festgelegt. Die Naturschutzgebiete HA95 und 170 wer- Landesplanung / den als Vorranggebiet Natur und Landschaft festgelegt. Das FFH- Raumverträglichkeit Gebiet und das EU-Vogelschutzgebiet sind als Vorranggebiet Natu- ra 2000 festgelegt, ebenso die Naturschutzgebiete (vgl. Schutzge- biete). Zum Vogelschutzgebiet wird hierbei eine Schutzabstand von 1.200 m (NLT 2014) berücksichtigt, für Naturschutzgebiete 200 m. Die Potenzialfläche grenzt an ein Vorranggebiet landschaftsbezo- genen Erholung um Reileifzen unmittelbar an. Der 1,5 km westlich gelegene Ort Polle ist Standort mit besonderer Entwicklungsaufga- be Tourismus. Wanderweg um das NSG „In den Eichen“, Weser- radweg entlang Heinser Klippen/ Kapenberg und Weser. Die angrenzenden Wälder werden als Vorbehaltsgebiet Wald fest- gelegt, zu dem mind. ein Abstand von 35 m, in diesem Fall von 100 m einzuhalten ist, da der Wald besondere Funktion aufweist (Laub-/Mischwald in Zuordnung zu Schutzgebieten, Erholung).

23 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

Die Fläche ist nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbei- trag zum RROP: Landkreis Holzminden“ Vorbehaltsgebiet Land- wirtschaft aufgrund besonderer Funktionen und hohem Ertragspo- tenzial.

Im Norden wurde zudem im Entwurf des RROP ein Vorranggebiet Rohstoffsicherung, also für den langfristigen Bedarf festgelegt.

Abwägungsrelevante Belange

Wohnorte / Denkmal- Heinsen im Süden befindet sich in einem Abstand von min. 850 m. schutz Der angewandte 850 m-Siedlungsabstand schließt eine Siedlungs- entwicklung in größerem Umfang in Richtung Windvorranggebiet weitgehend aus, was aufgrund der Weser hier aber ohnehin nicht möglich wäre. Das westlich gelegene Grundzentrum Polle liegt in 1400 m Entfernung. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegen keine Ortschaften. Daher werden erhöhte Lärmbelästigun- gen ausgeschlossen. Im Nordosten der Potenzialfläche befindet sich die Domäne Heid- brink, die sich bei niedrigem Sonnenstand im durch Schattenwurf belasteten Wirkraum befindet.

Natur- und Arten- Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allgemein: schutz/ Landschafts- Bei der Potenzialfläche handelt es sich um eine Ackerfläche, die bild nördlich an ein großräumig strukturarmes, ackerbaulich genutztes Gebiet grenzt. Südlich der Potenzialfläche befindet sich ein älterer Mischwaldbestand, In unmittelbarer Nähe in Richtung Weser ist ein Mosaik aus Kalktrockenhangwald, Schluchtwald und mesophilem Laubwald vorhanden, nordöstlich der Potenzialfläche ein mesophi- ler und bodensaurer Laubwald. Waldbiotoptypen denen der LRP (1996) eine sehr hohe Bedeutung für den Schutz von Arten und Lebensgemeinschaften beimisst.

Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf der Potenzialfläche selbst nicht zu erwarten, für die angrenzenden Wälder und Waldränder aber nicht auszu- schließen, sondern durchaus zu erwarten. Die Potenzialfläche be- findet sich im 6.000 m Prüfradius des Schwarzstorches. Flugbewe- gungen (2014) sind im Bereich des Naturschutzgebietes 170 „In den Eichen“ nachgewiesen. Das NSG „In den Eichen“ ist gemäß NLWKN 2013 ein Brutvogelhabitat mit offenen Status. Östlich grenzt ein Bereich mit landesweiter Bedeutung an (Rotmilanlebens- raum, NLWKN 4122.2/4). In ca. 1,4 km Entfernung Brutrevier des Uhus am Kapenberg.

Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die Potenzialfläche selbst kein tradiertes Rastgebiet bzw. von besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch dem We- serbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu.

24 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

Andere Arten sind zumindest im Umfeld im Durchzug ebenfalls zu erwarten (z. B. Rotmilan, aber auch Kleinvögel).

Bedeutung Fledermäuse: Gemäß BatMap ist für 2020 im Umfeld (im TK 25 Quadranten) zu- mindest mit dem Vorkommen der Zwergfledermaus, Wasserfleder- maus, der Großen Bartfledermaus, des Großen Mausohres und der Mückenfledermaus zu rechnen, weitere Arten sind aufgrund der Raumstruktur sehr wahrscheinlich. Relevant sind hierbei insbeson- dere die Waldränder.

Bedeutung Landschaftsbild: Eine Landschaftsbildbewertung wurde im Zuge des Landschafts- rahmenplanes durchgeführt und 2011 in diesem Bereich aktuali- siert (Entwurf: Landschaftsbildaktualisierung 2011). Dabei wurde festgestellt, dass die Voraussetzungen für das Landschaftserleben auf der Potenzialfläche selbst als ungünstig einzustufen sind. Die angrenzenden Wälder werden jedoch als besonders günstig bewer- tet. Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung sind dort besonders ausge- prägt,

Auf Grundlage einer Begehung der Fläche 2018 ist ergänzend im Detail festzuhalten, dass die Fläche selber zwar eine mehr oder weniger strukturarme, weiträumig gegliederte Feldflur darstellt, das Umfeld aber umso bedeutsamer ist und sich eine sehr hohe Ein- sehbarkeit ergibt. Hervorzuheben ist hier die Blickbeziehung von der Burg Polle und auch dem Weserradweg aus zur Potenzialfläche und darüber hinweg in Richtung Rühler Schweiz und Vogler.

Wasser / Boden Auf dem Potenzialgebiet befinden sich keine Gewässer. Vorherr- schender Bodentyp ist eine flache Parabraunerde und eine mittlere Gley-Braunerde.

Zusammenfassung / Schlussfolgerung

Die Potenzialfläche wird als nicht raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass kein „Vorrang- gebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien (Wald- randabstand, Kreisstraße) sowie den Belangen der Raumordnung (Vorrang Rohstoffsicherung Vorrang Erholung angrenzend, Tourismus Polle) und abwägungsrelevanter Belange (NSG, FFH im nahen Umfeld) verkleinert sich das Gebiet insgesamt auf 13 ha und erfüllt somit nicht die Mindestgröße von 15 ha des Planungskonzeptes, die für eine steuernde Wirkung und dem Bün- delungsprinzip der Windenergie notwendig sind. Unter Berücksichtigung des Vorsorgeabstan- des von 1.200 m zum Vogelschutzgebiet entfällt das pot. Vorranggebiet komplett (s. Abb). Das Vorranggebiet Rohstoffsicherung hat hier keinen Einfluss im Blick auf mögliche eine Vorbelas- tung, da es für den langfristigen Bedarf ausgelegt ist und auch keineswegs bei einer Nutzung vergleichbare visuelle Wirkungen hätte.

Artenschutzrechtliche Konflikte können zudem aufgrund der Raumstrukturen und Arthinweise nicht ausgeschlossen werden.

Fazit im Zuge der LSG-Betrachtung

Die Schutzwürdigkeit der Fläche ist durch die dargelegte Bedeutung der umliegenden Bereiche

25 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

für Natur und Landschaft belegt. Hervorzuheben ist die Bedeutung für das Landschaftsbild nicht der Fläche an sich, sondern des Umfeldes, hierbei insbesondere der Sichtbeziehungen von der Burg Polle oder dem Weserradweg und auch den umgebenden Höhen aus und damit die land- schaftsbezogene Erholung in Verbindung mit Sichtbeziehungen. Es gibt keine Anhaltspunkte für eine innerhalb des LSG belegbare abweichende Beurteilung. Eine Teillöschung des LSG an dieser Stelle wäre nicht verhältnismäßig und würde wesentlichen Zielen der Raumentwicklung (hier insbesondere des Tourismus i. V. mit Polle, Erholung i. V. mit Reileifzen) und den Schutz- zielen des (verbleibenden) LSG zuwiderlaufen.

Zudem würden WEA hier auch in das angrenzende LSG „Burgberg, Heinsener Klippen, Rühler Schweiz“ hineinwirken und sehr weit sichtbar sein.

keine LSG- Teillöschung

pot. Vorranggebiet entfällt!

LSG 16

26 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

Potenzielle Vorrangfläche 23 Heinade-Braak

Gemeinde(n) Deensen, Heinade

Fläche in ha 20,5

Höhen in m üNN 320 - 370

Ausdehnung maximal in m 382 x 241, 265 x 247, 444 x 192

Lagebeschreibung:

Das Gebiet besteht aus drei Teilflächen und befindet sich westlich der Ortschaften Heinade und südlich von Deensen am östlichen Sollingrand. Die Teilflächen sind für sich genommen dabei nur ca. 5,6 bis 8,5 ha groß. Die südliche Teilfläche (ca. 6,6 ha) liegt ca. 1,1 km entfernt von den beiden anderen Teilflächen und ist somit eher als separate eigene Fläche zu werten (Abstand größer als das 3 – 5fache des möglichen Rotordurchmessers einer modernen WEA). Das Gebiet bzw. die Teilflächen liegen auf Acker am Waldrand. Die beiden nördlichen Teilflächen befinden sich hierbei in einem durch vorgelagerte Waldinseln, Waldausläufer, Rinnen und Gräben gegliedertem (gekammerten) Landschaftsausschnitt. Die südliche, weiter entfernte Teilfläche liegt oberhalb des Tales nach Pilgrim in einem auch durch Hecken und vorgelagerte Gehölzinseln strukturiertem aber offenerem Bereich. Moderne Windräder werden den Solling aufgrund ihrer Höhe von 230 m und der hier bereits erhöhten Lage überragen. Das Potenzialgebiet ist durch bestehende Wirtschaftswege gut er- schlossen.

LSG 16

LSG 15

27 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

Natura 2000 / Die drei Teilflächen des Potenzialgebietes befinden sich im LSG 15 Schutzgebiete „Solling-Vogler“ bzw. im Naturpark „Solling-Vogler“. Der besondere Schutzzweck ist u. a. die Erhaltung, Pflege, Entwicklung bzw. Wie- derherstellung u. a. von geomorphologischen Besonderheiten, ins- besondere Erdfälle, Kerbtäler, Steilhänge, Felsen und Kuppen. Der Erhalt und die Entwicklung von vielfältigen naturnahen Strukturen wie Fließgewässern einschließlich ihrer Auen, Gehölzstrukturen die das Landschaftsbild beleben und gliedern oder als Lebensstätten der heimischen Tier- und Pflanzenwelt dienen, naturnahe Walder, Waldsäume und Waldränder. Wichtiger Aspekt ist auch die land- schaftsbezogene Erholung unter Berücksichtigung des Entwick- lungsplans für den "Naturpark Solling-Vogler"; insbesondere die nachhaltige Sicherung eines abwechslungsreichen, vielgestaltigen Landschaftsbildes als Grundlage für die naturverträgliche Erholung des Menschen. Darüber hinaus weist das LSG eine Pufferfunktion für Naturschutzgebiete auf.

Im LSG sind alle Baumaßnahmen, auch solche, die keiner öffent- lich-rechtlichen Genehmigung bedürfen, verboten. Darüber hinaus ist das Stören der Ruhe in Natur und Landschaft durch Lärm verbo- ten.

Der Erlaubnisvorbehalt nach § 5 bezieht sich hierbei mit Ausnahme von Wegebefestigungen nicht auf bauliche Anlagen. Freigestellt nach § 4 sind nur bestimmte bauliche Maßnahme. Jedenfalls sind weder im § 5 (Erlaubnisvorbehalt) noch 4 (Freistellungen) Wind- energieanlagen benannt.

Die Anlagen bedürften somit einer Befreiung (§ 6) im Rahmen ei- ner einzelfallbezogenen Prüfung, wobei (wie bereits erläutert) der Festlegung einer Potenzialfläche für Windenergiegewinnung ein Teillöschungsverfahren des Kreistages vorausgehen muss.

Ca. 1.800 m nordöstlich befindet sich das LSG Hol 16 „Sollingvor- land-Wesertal“ (Zone 2). Ca. 1.500 m östlich liegt auch das NSG/ FFH-Gebiet DE 4123-301 „Holzberg bei , Heukenberg“ (NSG HA 150 „Holz- berg, Denkiehäuser Wald, Heukenberg“) sowie das Vogelschutz- gebiet DE 4022-431 „Sollingvorland“. Im Süden liegt das Vogel- schutzgebiet DE 4223-401 „Solling“ sowie das NSG/ FFH-Gebiet DE 4123-302 „Moore und Wälder im Hochsolling, Hellental“ (NSG HOL HA 149). Aufgrund der Lage und Entfernung ist jeweils eine FFH-Vorprüfung und ggf. auch eine FFH-Verträglichkeitsprüfung durchzuführen. Das Naturschutzgebiet HA 150 „Holzberg, Denkiehäuser Wald, Heukenberg“ umfasst hierbei mit den Holzbergwiesen eine histori- sche Kulturlandschaft landeweiter Bedeutung (NLWKN 2019). Als besonderer Schutzzweck ist u. a. der Schutz von Fledermäusen (v. a. Großes Mausohr, die Erhaltung störungsarmer Brut- und Nah- rungshabitate, im Blick auf Rotmilan und Uhu im VSG) und die Er- haltung und die Entwicklung der strukturreichen Kulturlandschaft,

28 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

des Landschaftsbildes in seiner Vielfalt, besonderen Eigenart und hervorragenden Schönheit sowie die Erhaltung und die Förderung der Ruhe und Ungestörtheit zum Zwecke des ruhigen Landschafts- erlebens benannt.

Die Flächen liegen zudem in einem relativ großen unzerschnitte- nen verkehrsarmen Raum > 66 km 2 (LK Holzminden: RROP- Entwurf).

Einschränkende Infra- Tiefflugroute der Bundeswehr im Osten unmittelbar angrenzend. struktur Erschließung von der L 580 und einen befestigten Wirtschaftsweg (asphaltiert) im Norden, ungünstiger v. a. für die südliche Teilfläche über kurvige und enge Wege.

sonstige Erfordernisse Die Bereiche der bestehende LSG und dazwischen liegende Flä- der Raumordnung und chen bei Heinade sind als Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft Landesplanung / und als Vorbehaltsgebiet Erholung festgelegt. Raumverträglichkeit Hellental im Süden der Potenzialteilflächen (ca. 1,5 km entfernt) ist Standort mit besonderer Entwicklungsaufgabe Erholung. Hier sind die touristischen Einrichtungen konzentriert. Über Hellental und Heinade führt eine Teiletappe des Weserberg- landweges. Über Schorborn/ Deensen nördlich verläuft eine regio- nal bedeutsamer Wander-/Radwanderweg (Tour 16, Solling- Vogler), im Umfeld der Potenzialteilflächen verlaufen zudem lokale Wanderwege. Die angrenzenden Wälder sind als Vorbehaltsgebiet Wald festge- legt, zu dem ein Minimalabstand von 35 m einzuhalten ist. Jedoch ist örtlich ein erhöhter Waldrandabstand von 100 m aufgrund der Bedeutung der weit ausgreifenden Waldinseln, -ausläufer und Tal- züge (Pilgrim, Deensen) für den Biotopverbund und die Land- schaftsstruktur anzuwenden. Zudem finden sich auch mehrere Horstbäume am Waldrand und die Flächen liegen im LSG mit be- sonderem Schutzbedarf für Wälder/Waldränder. Berücksichtigt wird dabei auch der derzeit vor Ort stattfindende Umbau der Fichtenbe- stände in Laub- bzw. Mischwald (tlw. neue Anpflanzungen) bzw. auch die. Entwicklung abgestorbener Fichtenbestände durch Suk- zession. Alle Teilflächen der Potenzialfläche liegen in einem Vorranggebiet Trinkwassergewinnung, die beiden nördlichen Teilflächen auch im Trinkwasserschutzgebiet Nordwest-Solling, Zone IIIB. Die Flächen sind nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fach- beitrag zum RROP: Landkreis Holzminden“ Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft aufgrund besonderer Funktionen und (Teilbereiche) aufgrund eines hohen landwirtschaftlichen Ertragspotentials.

Abwägungsrelevante B elange

Wohnorte / Denkmal- Die Ortschaften Heinade, Braak, Deensen und Schorborn befinden schutz sich in einem Abstand von min. 850 m. Der angewandte 850 m- Siedlungsabstand schließt eine Siedlungsentwicklung in größerem Umfang in Richtung Windvorranggebiet weitgehend aus.

29 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegen keine Ortschaften (Entfernung beträgt jeweils über 1.000 m). Es sind keine erhöhten Lärmbelästigungen zu erwarten. Heinade kann allerdings bei niedrigem Sonnenstand im durch Schattenwurf belasteten Wirkraum liegen, da kaum abschirmenden Strukturen vorhanden sind.

Natur- und Arten- Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allgemein: schutz/ Landschafts- Die Potenzialteilflächen werden ackerbaulich genutzt. Es ist eine bild Zweiteilung der gesamten Potenzialfläche erkennbar. Den Norden mit einem durch Waldinseln, Gehölze und Waldausläufer geglieder- tem Übergang vom Wald zum wenig strukturiertem Offenland, der Süden mit einer insgesamt offeneren und vom Waldrand sowie Gehölzen eingefassten Struktur.

Gemäß Landschaftsrahmenplan kommt dabei im Süden der nörd- lich angrenzenden Bachniederung (Nebenarm des Spüligbaches) eine Bedeutung als zu erhaltender Grünlandbereich und als Bio- topverbundentwicklungsachse zu. Dies trifft westlich auch auf die vorgelagerten Grünlandflächen und Gehölze zu, die in die Feldflur vom Sollingrand zum Holzberg hin ausstreichen. Insofern kommt hier dem Raum eine Bedeutung in Bezug auf den Biotopverbund insgesamt zu.

Entsprechendes gilt auch für den nördlichen Teil. Hier ist der Raum durchsetzt und gegliedert von Waldinseln (Laub- und Nadelwald), in Verbindung mit teilweise Grünland das dem Waldrand des Sollings vorgelagert ist (Entwicklungsachse Biotopverbund gemäß Landschaftsrahmenplan). Innerhalb der angrenzenden Waldberei- che befinden sich die Nadelholz-(Fichten)bestände im Umbau (neue Anpflanzungen, Schlagfluren, abgestorbene und aufgelichte- te Bestände mit aufkommenden Vor-/ Pionierwald).

Grundsätzlich ist von Funktionsbezügen zwischen Solling und dem nahegelegenem Holzberg auszugehen.

Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf den Potenzialteilfläche selbst auszuschließen bzw. nicht zu erwarten. Dies gilt aber nicht für das unmittelbare Umfeld. Im Abstand von ca. 1.000 m wurde 2014 an der L 580 in einem Gehölz ein Brutnachweis für Rotmilan nachgewiesen (DÖRFER et al. 2015, zudem handelt es sich um einen landesweit bedeutsamen Rotmilan-Lebensraum, NLWKN 4123.4/5). Die Flug- bewegungen wurden im Offenland östlich der Potenzialteilfläche nachgewiesen. Der Horststandort konnte 2017 nicht mehr bestätigt werden. Allerdings bestehen mehrere Horstnachweise ohne Besatz im gesamten südlichen Bereich (südlich des Weges nach Pilgrim). Im Norden liegt ein Horstnachweis an einem Waldrand unmittelbar östlich der Potenzialteilflächen vor. Weitere Flugbewegungen sind für den Bereich östlich von Braak

30 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

nachgewiesen, jedoch ohne einen konkreten Horststandort. Aller- dings befindet sich in den Wäldern des Holzberges (Vogelschutz- gebiet) ein landesweit bedeutsamer Rotmilan-Lebensraum (NLWKN 2013, 4123.4/1 und 2/9). Insgesamt liegen aus den Be- reich -Deensen-Heinade sehr viele Beobachtungen des Rotmilans in hoher Dichte über einen langen Zeitraum vor.

Ferner liegt die Beobachtung eines Uhus beim Überfliegen des südlichen Ortsrandes von Heinade vor, eine Brut in Fichtenbestän- den westlich von Merxhausen ist möglich.

Das pot. Vorranggebiet (alle Teilflächen) befindet sich auch fast vollständig im 6.000 m-Prüfradius eines Schwarzstorch-Habitats. Eine erhöhte, potenzielle Bedeutung als Nahrungshabitat wird auf- grund der Strukturen und der Nutzung im pot. Vorranggebiet aber ausgeschlossen.

Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die Potenzialfläche selbst kein bekanntes tradiertes Rast- gebiet bzw. von besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt je- doch dem Weserbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Be- deutung zu und der Durchzug von Rastvögeln (auch windkraftsen- siblen Arten) ist nicht grundsätzlich auszuschließen.

Bedeutung Fledermäuse: Im Westen und Nordosten außerhalb der Potenzialfläche befinden sich potenzielle Quartierwälder von sensiblen Fledermausarten. Gemäß BatMap (2020) ist im Umfeld (im TK 25-Quadranten) zu- mindest mit dem Vorkommen des Großen Mausohrs, der Breitflü- gelfledermaus und des Gr. Abendsegler zu rechnen (v. a. ältere Nachweise), aktueller Nachweise (2017) liegen im Umfeld zudem für Zwergfledermaus, Rauhautfledermaus und Langohr vor, weitere Arten sind aufgrund der Raumstruktur evtl. vorhanden. Relevant sind hierbei insbesondere die Waldränder und die strukturreicheren Grünland-/Gehölzkomplexe am Holzberg, aber auch die dem Solling vorgelagerten Waldinseln und Tälchen (v.a. südlich Deen- sen, Tal in Richtung Pilgrim, Nebengewässer des Spüligbaches, Leitstrukturen).

Bedeutung Landschaftsbild: Die Landschaftsbildbewertung des Landschaftsrahmenplanes wur- de hier im Jahr 2011 im Zuge einer Teilaktualisierung der Bewer- tung nicht verändert. Die Voraussetzungen für das Landschaftser- leben im Landschaftsraum sind hier im Offenland zwar überwie- gend als ungünstig eingestuft, die Potenzialteilflächen werden aber von günstig oder besonders günstig hinsichtlich Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung bewerteten Talräumen und Waldflächen umfasst. So dass sich insgesamt eine höhere Bedeutung ergibt. Besonders ist zu berücksichtigen, dass die grünlandgeprägten Hänge des Holzberges als historische Kulturlandschaft auch landesweiter Be- deutung (NLWKN 2019) von besonderer Relevanz sind (ca. 1.600 m östlich, s. auch Landschaftsrahmenp lan). Entsprechendes gilt für den Bereich Burgberg, Amelungsborn und Homburg, der gemäß

31 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

NLWKN auch das Forst- und Beverbachtal einschließt. Die Potenzialteilflächen sind hier vom Osten und Norden der Stadtoldendorfer Hochfläche aus sowie den umliegenden Höhen- zügen (Holzberg, Homburgwald, Ausläufer des Burgberges mit je- weils sehr hoher Bedeutung für das Landschaftsbild) einsehbar.

Auf Grundlage einer Begehung der Fläche 2018/2020 ist ergän- zend im Detail festzuhalten, dass sich der Bereich um die Potenzi- alflächen auch hinsichtlich des Landschaftsbildes in zwei Teilräu- me gliedern lässt, die sich in den o. g. Strukturen (Waldinseln, Tal- raum Pilgrim mit angrenzendem Offenland) widerspiegeln. Die süd- liche Teilfläche liegt hierbei auf einer gegenüber dem Umfeld (Hei- nade, Merzhausen) erhöhten Plateaulage mit weiträumiger Sicht- beziehung in Richtung Holzberg (und entsprechender Einsehbar- keit von dort aus). Die beiden nördlichen Teilflächen sind stärker gekammert und abgeschirmt, weisen in ihrer Hanglage ebenfalls weiträumige Sichtbeziehungen auf und sind dabei insbesondere Richtung Burgberg und Kloster Amelungsborn stärker geöffnet. Die Fläche ist durch ihre bisherige weitgehende Ruhe und Ungestört- heit geprägt (lediglich L 580 im Osten) und somit für die ruhige landschaftsbezogene Erholung innerhalb des LSG prädestiniert.

Wasser / Boden Auf den Potenzialteilflächen selbst befinden sich keine Gewässer. Als Bodentyp treten Regosole, mittlere Braunerde und podsolierte Braunerden in Erscheinung (BK 50).

Zusammenfassung / Schlussfolgerung

Aufgrund der Bedeutung für die Erholung sowie für Natur und Landschaft werden Flächen nicht als Vorranggebiet Windenergienutzung festgelegt. Die Ausdehnung der Flächen über eine Strecke von ca. 2,5 km in Verbindung mit den bedeutsamen Sichtbeziehungen und der Höhenlage der Potenzialteilflächen würde zu einer Überprägung und Entwertung des Raumes mit Auswirkungen auf weite Teile des verbleibenden LSG und auf umliegende historische Kulturlandschaften sowie die Sichtbeziehungen zu den umliegenden Höhenzügen führen.

Die beiden nördlichen Teilflächen liegen zudem in über 1.000 m Abstand zur südlichen Teil- fläche, so dass sich keine ausreichende Bündelung /Kompaktheit der Gesamtfläche ergibt. Jede der Teilflächen bietet im Prinzip jeweils nur einer WEA Raum, dennoch wird ein großer Raum überprägt. Schon aus diesem Grund entfallen die Flächen komplett.

Den Belangen des Biotopverbundes, dem Erhalt von vorhandenen Leitstrukturen sowie der Offenhaltung eines Korridors zwischen Solling und Holzberg ist besonders Rechnung zu tra- gen. Aus diesem Grund ist das Tälchen nach Pilgrim einschließlich eines Vorsorgeabstands von 100 m (analog zum Waldrand mit besonderen Funktionen) freizuhalten. Entsprechend ist im Norden aber auch für den Komplex aus Offenland, Waldrand und Waldinseln zu verfahren.

Daher reduziert sich die südliche Teilfläche zum Tal nach Pilgrim hin und aufgrund der ermit- telten Horststandorte auch zum Wald hin (100 m Waldrandabstand). Die nördlichen Teilflä- chen reduzieren sich ebenfalls entsprec hend, aufgrund der beschriebenen Waldrandsituation, die hier einen erhöhten Waldrandabstand erfordert. Die dann verbleibenden Restflächen sind mit 2 und jeweils ca. 4 ha so klein, dass sie nicht aufrechterhalten werden und komplett ent-

32 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

fallen.

Artenschutzrechtliche Belange können in diesem Bereich nicht abschließend bewertet wer- den, sie können aber aufgrund der Raumstrukturen und vorhandenen Arthinweise auch nicht ausgeschlossen werden, sondern sind v. a. für die südliche Teilfläche sogar sehr wahrschein- lich (Rothorstmilannachweis im 1.500 m Abstand, nachgewiesener Flugraum bis an die Po- tenzialteilfläche). Unter Berücksichtigung des Schutzabstandes von 1.500 m würde die Flä- che im Süden dabei ebenfalls entfallen.

Im Rahmen eines Genehmigungsverfahrens wären zudem auch die Auswirkungen auf Natu- ra-2000 Gebiete konkret zu prüfen und eine FFH-Vorprüfung sowie ggf. eine FFH Verträg- lichkeitsprüfung durchzuführen.

Ferner wären insbesondere auch die Belange der örtlichen Bevölkerung im Blick auf v. a. Schattenwurf zu beachten.

Fazit im Zuge der LSG-Betrachtung

Die Schutzwürdigkeit der Flächen innerhalb des LSG ist durch die dargelegte Bedeutung für Natur und Landschaft belegt, auch unabhängig davon, dass derzeit eine Umbau, eine Verän- derung der vorhandenen Waldflächen erfolgt. Hervorzuheben ist die Bedeutung für das Land- schaftsbild des Umfeldes im Kontext mit den Waldflächen des Sollings bzw. die landschafts- bezogene Erholung in Verbindung auch mit offenen Aussichtspunkten/Wander-/Radwegen und Sichtbeziehungen z. B. in Richtung Holzberg, Homburgwald/Stadtoldendorf, Burgberg. Es gibt keine Anhaltspunkte für eine innerhalb des LSG belegbare dauerhaft abweichende Beurteilung dieser Flächen. Im Gegenteil sind hier teilweise für das Landschaftsbild sehr be- deutsame Teilräume betroffen (Tal Pilgrim). Die Umgebung würde durch WEA aufgrund der teilweise sehr exponierten Lage zudem weit in das (verbleibende) LSG visuell überprägt. Ferner liegen in der näheren Umgebung auch zwei historische Kulturlandschaft landeweiter Bedeutung und das LSG HOL 16. Eine Teillöschung des LSG an dieser Stelle wäre nicht ver- hältnismäßig und würde wesentlichen Zielen der Raumentwicklung und den Schutzzielen des (verbleibenden) LSG zuwiderlaufen. Es würde aufgrund der Kleinflächigkeit der einzelnen Teilflächen und der im Vergleich dazu großen Längsausdehnung ein weit ausgreifender Querriegel an WEA zwischen Solling und Holzberg ergeben, bei gleichzeitig aber nur gerin- ger Anlagenzahl und vergleichsweise hohem Aufwand für die Erschließung einzelner WEA.

33 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

LSG 16

keine LSG- Teillöschung

pot. Vorranggebiet entfällt!

34 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

Potenzielle Vorrangfläche 24 Neuhaus

Gemeinde(n) Holzminden

Fläche in ha 25,0

Höhen in m üNN 410 - 500

Ausdehnung maximal in m 577 x 477, 300 x 159

Lagebeschreibung: Das Gebiet besteht aus zwei Teilflächen und befindet sich östlich bzw. südlich der Ortschaft Neuhaus am Solling. Das Gebiet liegt in einer strukturreichen landwirtschaftlich extensiv ge- nutzten Umgebung (Grünland) an den Hängen des Moosbergs mit überwiegend Nadelwald. Moderne Windräder werden den Solling aufgrund ihrer Höhe von 230 m überragen und trotz der vorhandenen Strukturen auch von Neuhaus aufgrund der exponierten Lage gut sichtbar sein. Die Teilflächen des Potenzialgebietes sind durch bestehende Wirtschaftswege erschlos- sen.

LSG 15

Natura 2000 / Die zwei Teilflächen des Potenzialgebietes befinden sich im LSG 15 Schutzgebiete „Solling-Vogler“ bzw. im Naturpark „Solling-Vogler“. Der besondere Schutzzweck ist u. a. die Erhaltung, Pflege, Entwick-

lung bzw. Wiederherstellung u. a. von geomorphologischen Beson- derheiten, insbesondere Erdfälle, Kerbtäler, Steilhänge, Felsen und Kuppen. Der Erhalt und die Entwicklung von vielfältigen naturnahen Strukturen wie Fließgewässern einschließlich ihrer Auen, Gehölz- strukturen die das Landschaftsbild beleben und gliedern oder als Le- bensstätten der heimischen Tier- und Pflanzenwelt dienen, naturna-

35 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

he Walder, Waldsäume und Waldränder. Wichtiger Aspekt ist auch die landschaftsbezogene Erholung unter Berücksichtigung des Ent- wicklungsplans für den "Naturpark Solling-Vogler"; insbesondere die nachhaltige Sicherung eines abwechslungsreichen, vielgestaltigen Landschaftsbildes als Grundlage für die naturverträgliche Erholung des Menschen. Darüber hinaus weist das LSG eine Pufferfunktion für Naturschutzgebiete auf. Im LSG sind alle Baumaßnahmen, auch solche, die keiner öffentlich- rechtlichen Genehmigung bedürfen, verboten. Darüber hinaus ist das Stören der Ruhe in Natur und Landschaft durch Lärm verboten. Der Erlaubnisvorbehalt nach § 5 bezieht sich hierbei mit Ausnahme von Wegebefestigungen nicht auf bauliche Anlagen. Freigestellt nach § 4 sind nur bestimmte bauliche Maßnahme. Jedenfalls sind weder im § 5 (Erlaubnisvorbehalt) noch 4 (Freistellungen) Windener- gieanlagen benannt. Die Anlagen bedürften somit einer Befreiung (§ 6) im Rahmen einer einzelfallbezogenen Prüfung, wobei (wie bereits erläutert) der Fest- legung einer Potenzialfläche für Windenergiegewinnung ein Teillö- schungsverfahren des Kreistages vorausgehen muss. Am westlichen Rand der südlichen Teilfläche befindet sich das Na- turdenkmal 144 „Eichenallee Neuhaus“. Etwa 200 m westlich befin- det sich zudem das potenzielle NSG 132 „Ochsenställe“, überwie- gend gut ausgeprägter Laubwald auf bodensaurem Standort (Hainsimsen-Buchenwald, Eichenbestand) mit hohem Altholzanteil; gefährdete Pflanzengesellschaft/Ökosystem. Der genannte Schutz- zweck kann 2016 trotz Durchforstung (mit z. T. Förderung der Eiche) bestätigt und auf die östlich angrenzenden Bestände (WLB, tlw. WQE) ausgeweitet werden. Östlich der nördlichen Teilfläche liegt das pot. NSG 133 „Am Dölmebruch (Erweiterung NSG HA 99 Torf- moor)“ mit naturnahen Stillgewässern (Biotopschutzteiche), Hoch- moorstadien, Sumpf (Pfeifengrasstadien), gefährdete Pflanzenge- sellschaften/Ökosysteme, gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Ca. 890 m nordöstlich befindet sich das FFH-Gebiet DE 4123-302 „Moore und Wälder im Hochsolling, Hellental“ sowie das Vogel- schutzgebiet DE DE4223-401 „Solling“. Aufgrund der Lage und Ent- fernung ist eine FFH-Vorprüfung ggf. FFH-Verträglichkeitsprüfung durchzuführen. Eine Vorsorgeabstand von 1.200 m wird berücksich- tigt (NLT 2014). Die Fläche liegt zudem in einem relativ großen unzerschnittenen verkehrsarmen Raum > 64 km 2 (LK Holzminden: RROP-Entwurf). Einschränkende Infra- Keine struktur Erreichbarkeit/Erschließung über Zuwegungen nur durch Wald bzw. gehölz-/baumbestandene Wege. sonstige Erfordernisse Der Bereich um Neuhaus am Solling und weite Teile des Potenzial- der Raumordnung und gebietes sind als Vorranggebiet landschaftsgebunden Erholung fest- Landesplanung / gelegt. Die verbleibenden Restflächen sind als Vorbehaltsgebiet Er- Raumverträglichkeit holung festgelegt. Neuhaus am Solling / Silberborn ist Standort mit besonderer Entwicklungsaufgabe Tourismus. An der Potenzialfläche führen mehrere regional bedeutsame Wege vorbei, bspw. der Pil-

36 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

gerweg Loccum-Volkenroda, Weserberglandweg, Mountainbike- Route Solling-Vogler-Tour/ Tour durch den Hochsolling sowie die Qualitätswanderwege „Sollinghöhe (Hs 1), Hengstweide/ Rundweg Ahlewiesen (N 5/ N 7) und Wildparkroute/ Kaffeerunde Wildparkhaus (N 1). Westlich grenzt der Wildpark Neuhaus an. Nördlich befindet sich der Hochsollingturm (Aussichtsturm). Die Bereiche des LSG sind als Vorbehaltsgebiet Natur und Land- schaft festgelegt. Die NSG und das ND sind als Vorranggebiet Natur und Landschaft festgelegt (vgl. Schutzgebiete). Die östlich entspringende Dölme stellt ein lineares Vorranggebiet für den Biotopverbund im Solling dar. Ebenfalls ein Vorranggebiet Bio- topverbund bildet der südlich an das kleinere Gebiet angrenzende Bereich. Das Vorranggebiet Biotopverbund knüpft hierbei an Vor- ranggebiete Natur und Landschaft an und kennzeichnet Korrido- re/Bereiche, in denen es gilt, den Biotopverbund zu erhalten und weiterzuentwickeln. Beide Potenzialteilflächen liegen innerhalb eines Vorbehaltsgebietes Kulturelles Sachgut, welches die historische Kulturlandschaft lan- desweiter Bedeutung Hochsolling umfasst. Die angrenzenden Wälder sind als Vorbehaltsgebiet Forstwirtschaft festgelegt, zu dem ein Minimalabstand von 35 m einzuhalten ist. Al- lerdings wäre hier vor dem Hintergrund der Bedeutung für die Erho- lungsnutzung auch ein erhöhter Waldrandabstand von 100 m in Ver- bindung mit dem besonderem Schutzbedarf für Wald und Waldrän- der im LSG gerechtfertigt, v. a. für die südliche Teilfläche. Östlich grenzt ein Trinkwasserschutzgebiet an (Italquellen und Gie- selbornquelle) bzw. die Flächen liegen innerhalb eines Trinkwasser- gewinnungsgebietes (Ahlequelle). Südwestlich grenzt ein Vorrang- gebiet Trinkwassergewinnung an die Potenzialfläche an. Die Flächen sollen nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fach- beitrag zum RROP Landkreis Holzminden“ als Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft aufgrund besonderer Funktionen und aufgrund eines hohen landwirtschaftlichen Ertragspotentials (Teilbereiche) ausge- wiesen werden. Abwägungsrelevante Belange

Wohnorte / Denkmal- Der Ort Neuhaus im Solling befindet sich in einem Abstand von min. schutz 850 m. Der angewandte 850 m-Siedlungsabstand schließt eine Sied- lungsentwicklung in größerem Umfang in Richtung Windvorrangge- biet weitgehend aus. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegen keine Orte, so dass keine erhöhte Lärmbelästigung für die Wohnbevölkerung zu erwarten ist. Die östlichen Bereiche von Neuhaus im Solling liegen bei niedrigem Sonnenstand im durch Schattenwurf belasteten Wirkraum, da keine ausreichend abschirmenden Strukturen vorhanden sind. Natur- und Arten- Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allgemein: schutz/ Landschafts- Beide Teilflächen des Potenzialgebietes befinden sich innerhalb ei- bild nes durch Gehölze reich strukturierten landschaftlichen Umfeldes von Neuhaus und werden als Grünland genutzt. Die Flächen weisen gemäß LRP eine mittlere Bedeutung auf, Ziel ist hier aber die Offen-

37 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

haltung der Grünlandbereiche und die Sicherung der kulturland- schaftlichen Charakteristik. Südwestlich bis südöstlich grenzen meist Nadelwald-Jungbestände, teilweise auch ältere Bestände an die Teilflächen an, Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf der Potenzialfläche selbst nicht zu erwarten, für das unmittelbare Umfeld aber keinesfalls auszuschließen. Das Ge- biet gehörte nicht zum Kartierbereich der avifaunistischen Untersu- chung 2013/2014 (DÖRFER et al. 2015). Im Umfeld bzw. unmittelbar angrenzend bestehen jedoch mehrere landesweit bedeutsame Groß- vogellebensräume (Schwarzstorchnahrungshabitat, Rotmilanlebens- raum, NLWKN 2013 4223.3/1, 3/2 und 3/3, VSG Solling). Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die Potenzialfläche selbst kein bekanntes tradiertes Rastge- biet bzw. von besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch dem Weserbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu und der Durchzug von Rastvögeln (auch windkraftsensiblen Ar- ten) ist nicht grundsätzlich auszuschließen. Bedeutung Fledermäuse: Im Westen und Nordosten der Potenzialfläche befinden sich potenzi- elle Quartierwälder von sensiblen Fledermausarten. Gemäß BatMap (2020) ist im Umfeld (im TK 25-Quadranten) zumindest mit dem Vor- kommen der Breitflügelfledermaus, des Gr. Abendsegler, des Lang- ohrs und der Zwergfledermaus zu rechnen, weitere Arten sind auf- grund der Raumstruktur evtl. vorhanden. Relevant sind hierbei ins- besondere die Waldränder und die strukturreicheren Grünland- /Gehölzkomplexe. Bedeutung Landschaftsbild: Die Landschaftsbildbewertung des Landschaftsrahmenplanes wurde hier im Jahr 2011 im Zuge einer Teilaktualisierung der Bewertung nicht verändert. Die Voraussetzungen für das Landschaftserleben im Landschaftsraum sind hier als besonders günstig, angrenzend als günstig eingestuft, Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung sind daher im genannten Bereich besonders ausgeprägt. Darüber hinaus hat der Bereich als historische Kulturlandschaft Hochsolling auch landeswei- te Bedeutung (NLWKN 2017). Beide Potenzialflächen liegen kom- plett innerhalb dieser Landschaft für die schon im LRP der Erhalt der kulturlandschaftlichen Charakteristik als Ziel definiert wurde. Auf Grundlage einer Begehung der Flächen 2018 kann dies auch im Detail bestätigt werden. Die Flächen sind mit ihrem Umfeld durch ih- re Ausstattung Lage und Zuordnung zu Wanderwegen, Aussicht- punkten und touristischen Einrichtungen von hervorgehobener Be- deutung für die Erholungsnutzung und die Sicherung eines attrakti- ven Landschaftsbildes um Neuhaus und Silberborn. Wasser / Boden Am Rand der kleineren Potenzialfläche fließt die Dölme. Als Boden- typ treten Parabraunerden und podsolierte Braunerden in Erschei- nung (BK 50. Tlw. als Boden hoher natürlicher Ertragsfähigkeit (Pa-

38 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

rabraunerde). Zusammenfassung / Schlussfolgerung Die Potenzialfläche wird als nicht raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass kein „Vor- ranggebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien so- wie den Belangen der Raumordnung, insbesondere Natur und Landschaft sowie Erholung und abwägungsrelevanter Belange (Kulturlandschaft, Erholungsfunktion, Waldrandabstand, Bedeu- tung Landschaftsbild) verbleibt keine Restfläche vom Gebiet bzw. den beiden Teilflächen. Artenschutzrechtliche Belange können aufgrund fehlender Kartierungen in diesem Bereich nicht abschließend bewertet werden, sie können aufgrund der Raumstrukturen und Arthinwei- se aber auch nicht ausgeschlossen werden. Fazit im Zuge der LSG-Betrachtung Die Schutzwürdigkeit der Fläche ist durch die dargelegte Bedeutung für Natur und Landschaft belegt. Hervorzuheben ist die Bedeutung für das Landschaftsbild, die landschaftsbezogene Erholung in Verbindung auch mit Aussichtspunkten und Sichtbeziehungen (z. B. Hochsolling- turm) aber auch touristischen Einrichtungen (z. B. Wildpark). Es gibt keine Anhaltspunkte für eine innerhalb des LSG belegbare abweichende Beurteilung. Im Gegenteil ist ein insgesamt sehr charakteristischer und bedeutsamer Landschaftsausschnitt innerhalb des LSG betroffen. Eine Teillöschung des LSG an dieser Stelle wäre nicht verhältnismäßig und würde wesentli- chen Zielen der Raumentwicklung und den Schutzzielen des (verbleibenden) LSG zuwiderlau- fen, zumal sich aus der Berücksichtigung der abwägungsrelevanten Belange auch keine ver- bleibende Restfläche ergibt.

keine LSG- Teillöschung

pot. LSG 15 Vorranggebiet entfällt!

39 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

Potenzielle Vorrangfläche 25 Derental

Gemeinde(n) Derental, Lauenförde

Fläche in ha 230,9,

Höhen in m üNN 210 - 410

Ausdehnung maximal in m 3.051 x 1970, 335 x 350, 380 x 411

Lagebeschreibung: Das Potenzialgebiet besteht aus 3 Teilflächen und befindet sich nördlich der Ortschaft De- rental, in einer überwiegend strukturarmen landwirtschaftlichen Nutzfläche (Acker) mit an- grenzenden Waldgebieten auf einem Hochplateau. Eine Ausnahme stellt die nordwestliche Teilfläche dar, die innerhalb einer Waldlichtung liegt, sowie der südöstliche Teil der großen östlichen Teilfläche, der sich in das steilhängige, tief eingeschnittene und von Grünland ge- prägte Tal der Steimke bzw. des Höxterborn hineinzieht. Das Potenzialgebiet ist durch Wirt- schaftswege erschlossen und ansonsten nicht vorbelastet, Der o. g. südöstliche Bereich ist dabei steilhängig und tlw. nicht erschlossen.

LSG 15

Natura 2000 / Das Potenzialgebiet befinden sich im LSG 15 „Solling-Vogler“ Schutzgebiete bzw. im Naturpark „Solling-Vogler“. Der besondere Schutzzweck ist u. a. die Erhaltung, Pflege, Ent- wicklung bzw. Wiederherstellung u. a. von geomorphologischen Besonderheiten, insbesondere Erdfälle, Kerbtäler, Steilhänge, Felsen und Kuppen. Der Erhalt und die Entwicklung von vielfälti-

40 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

gen naturnahen Strukturen wie Fließgewässern einschließlich ih- rer Auen, Gehölz-strukturen die das Landschaftsbild beleben und gliedern oder als Lebensstätten der heimischen Tier- und Pflan- zenwelt dienen, naturnahe Walder, Waldsäume und Waldränder. Wichtiger Aspekt ist auch die landschaftsbezogene Erholung un- ter Berücksichtigung des Entwicklungsplans für den "Naturpark Solling-Vogler"; insbesondere die nachhaltige Sicherung eines abwechslungsreichen, vielgestaltigen Landschaftsbildes als Grundlage für die naturverträgliche Erholung des Menschen. Dar- über hinaus weist das LSG eine Pufferfunktion für Naturschutz- gebiete auf. Im LSG sind alle Baumaßnahmen, auch solche, die keiner öffent- lich-rechtlichen Genehmigung bedürfen, verboten. Darüber hinaus ist das Stören der Ruhe in Natur und Landschaft durch Lärm ver- boten. Der Erlaubnisvorbehalt nach § 5 bezieht sich hierbei mit Ausnah- me von Wegebefestigungen nicht auf bauliche Anlagen. Freige- stellt nach § 4 sind nur bestimmte bauliche Maßnahme. Jeden- falls sind weder im § 5 (Erlaubnisvorbehalt) noch 4 (Freistellun- gen) Windenergieanlagen benannt. Die Anlagen bedürften somit einer Befreiung (§ 6) im Rahmen ei- ner einzelfallbezogenen Prüfung, wobei (wie bereits erläutert) der Festlegung einer Potenzialfläche für Windenergiegewinnung ein Teillöschungsverfahren des Kreistages vorausgehen muss. Sowohl am West- als auch am Ostrand der größeren Potenzial- fläche befinden sich zwei geschützte Biotope: GB 4222/012 (na- turnaher Bach des Berg- und Hügellands mit Schottersubstrat, Sturzquelle, sonstiges mageres Nassgrünland, Binsen- und Sim- senried nährstoffreicher Standorte, Erlen- und Eschen-Quellwald) und GB 4222/011 (naturnaher Bach des Berg- und Hügellands mit Schottersubstrat), nach Westen übergehend in das GB 4222/028 vorhanden. Ca. 580 m südöstlich (Landkreis Northeim) befindet sich das FFH-Gebiet DE 4222-331 „Wälder im südlichen Solling“ mit den Erhaltungszielen u.a. Großes Mausohr und Bechsteinfle- dermaus. Etwa 800 m südöstlich (Landkreis Northeim) liegt das EU-Vogelschutzgebiet DE 4023-401 „Solling“. Zu den Erhaltungs- zielen gehören u.a. Uhu, Schwarzstorch und Rotmilan. Erhebliche Beeinträchtigungen müssen im Rahmen einer FFH-Vorprüfung, ggf. Verträglichkeitsprüfung ausgeschlossen werden. Es wird eine Vorsorgeabstand von 1.200 m (NLT 2014) berücksichtigt. Süd- westlich liegt das FFH-Gebiet „Mausohr-Wochenstube Südsolling“ in Meinbrexen mit ggf. Funktionsbezügen in die Waldbereiche nördlich der Potenzialfläche (zumindest FFH-Vorprüfung erforder- lich). Ca. 440 m nördlich befindet sich das potenzielle Naturschutzge- biet 138 „Stutzenborn“, ein gut ausgeprägter Laubwald auf bo- densaurem Standort (Hainsimsen-Buchenwald), gefährdete Pflanzengesellschaft/Ökosystem (1996). Der genannte Schutz- zweck kann aktuell trotz Durchforstung (mit z. T. gezielter Entfer- nung der Fichte) bestätigt und auf die östlich angrenzenden Be-

41 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

stände (WLB) sowie den quelligen/ feuchten südlichen Bereich (Im Stutzenborn) ausgeweitet werden. Auf der Potenzialfläche direkt an der Landkreisgrenze befindet sich das pot. Naturschutzgebiet 142 „Höxterborn und Bärenborn“ mit Quellbereichen, Stillgewässer, naturnaher Bachabschnitt, Bruchwald, Niedermoor/Sumpf, Feuchtwiese, gefährdete Pflan- zengesellschaften/Ökosysteme, gefährdete Pflanzenart, gefähr- dete Schneckenart (1996). Zudem liegt das Gebiet im Naturpark „Solling-Vogler“. Die Fläche liegt zudem überwiegend (größere östliche Fläche) in einem relativ großen unzerschnittenen verkehrsarmen Raum > 50 km 2 (LK Holzminden: RROP-Entwurf).

Einschränkende Infra- Keine struktur Erreichbarkeit/Erschließung in der Plateaulage über befestigte (asphaltierte) Wirtschaftswege, tlw. Graswege und über Zuwe- gungen durch Wald. Teilweise steilhängig und nicht erschlossen. sonstige Erfordernisse Die Potenzialfläche ist vollständig als Vorbehaltsgebiet Natur und der Raumordnung und Landschaft festgelegt. Die potenziellen Naturschutzgebiete (vgl. Landesplanung / Schutzgebiete) werden als Vorranggebiet Natur und Landschaft Raumverträglichkeit festgelegt. An das pot. NSG 138 schließen sich die Vorranggebie- te Biotopverbund Nr. 45 und 46 an (großflächige, z. T. alte Laub- waldgebiete am Buchberg, Eschenberg und Winterberg). Die Potenzialfläche ist zudem als Vorbehaltsgebiet Erholung, im Osten auch als Vorranggebiet landschaftsbezogene Erholung (Nr. 3 „Derental“) festgelegt. Der Ort Fürstenberg ist Standort mit be- sonderer Entwicklungsaufgabe Tourismus. Im bzw. am Potenzial- gebiet verläuft der kommunaler Wanderweg Der 1 „Hinauf zum Höxterborn“. Der nordöstliche Bereich der Haupt-Potenzialfläche befindet sich in einem Vorranggebiet Trinkwassergewinnung bzw. in der Schutzzone IIIA und IIIB eines Trinkwasserschutzgebietes. Die angrenzenden Wälder werden als Vorbehaltsgebiet Wald festgelegt, zu dem mind. ein Abstand von 35 m einzuhalten ist. Allerdings ist hier ein für die östliche Hauptfläche und die nördli- che Fläche im Wald erhöhter Waldrandabstand von 100 m auf- grund der Bedeutung für die Erholungsnutzung, dem Vorhanden- sein von v. a. Laub-/Mischwald (mit Funktion gem WFK als Wald- schutzfläche, Erholungswald, Lärmschutzwald), tlw. dem Bio- topverbund und dem besonderen Schutzbedarf für Wald/ Wald- ränder im LSG gerechtfertigt. Die Fläche ist nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbei- trag zum RROP: Landkreis Holzminden“ Vorbehaltsgebiete Land- wirtschaft aufgrund besonderer Funktionen und hohem Ertragspo- tenzial.

Abwägungsrelevante Belange

Wohnorte / Denkmal- Der südlich gelegene Ort Derental befindet sich in einem Abstand von min. 850 m. Der angewandte 850 m-Siedlungs-abstand

42 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung schutz schließt eine Siedlungsentwicklung in größerem Umfang in Rich- tung Windvorranggebiet weitgehend aus. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegen keine Ortschaften. Daher werden erhöhte Lärmbelästigun- gen ausgeschlossen. Die Randbezirke von Derental können sich bei niedrigem Son- nenstand im durch Schattenwurf belasteten Wirkraum befinden.

Natur- und Arten- Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allge- schutz/ Landschafts- mein: Die Potenzialfläche befindet sich in einem überwiegend bild wenig strukturreichen Landschaftsraum, der jedoch im östlichen Teilbereich durch Gehölze gegliedert ist. Die drei Teilflächen sind durch bewaldete Bereiche voneinander getrennt und werden überwiegend ackerbaulich genutzt. Die Haupt-Potenzialfläche weist im südöstlich gelegenen Tal (Steimketal, Derentaler Wie- sen, Höxterborn) sowie im nördlichen Bereich am Waldrand me- sophiles Grünland und z.T. extensives Grünland mit hoher Bedeu- tung auf. Nördlich grenzt Laubwald überwiegend standortheimi- scher Baumartenzusammensetzung an, dem der LRP (1996) eine hohe Bedeutung für den Schutz von Arten und Lebensgemein- schaften beimisst. Das südliche der beiden kleinen Teilgebiete grenzt am Dagesberg nördlich an einen Schluchtwald mit eben- falls hoher Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften an, im Übrigen sind die Teilflächen von Laubwald überwiegend standortheimischer Baumartenzusammensetzung, Misch- und tlw. Nadelwald unterschiedlichen Bestandsalters umgeben. Die nörd- liche kleinere Teilfläche ist als Rodungsinsel dabei vollständig von Laub- und Mischwald umfasst. Gemäß den Zielen des LRP sind die Grünlandflächen zu erhal- ten/offen zu halten, dies gilt insbesondere für die Derentaler Wie- sen im Blick auch auf den Erhalt der kulturlandschaftlichen Cha- rakteristik. Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf der Potenzialfläche selbst nicht gänzlich auszuschließen bzw. insbesondere für das Umland (Wald, Wald- ränder) zu erwarten und dort auch belegt. 2014 bzw. 2017 wurden mehrere Horststandorte im Umfeld und am Rand der östlichen Haupt-Potenzialfläche nachgewiesen. Im angrenzenden Land- kreis Northeim wurden in etwa 150 m Entfernung zum Potenzial- gebiet 2017 ein Horststandort des Rotmilans nachgewiesen). Flugbewegungen im Potenzialgebiet sind nicht belegt, es liegt zum überwiegenden Teil jedoch im 1.500 m Vorsorgeabstand zum Horst (NLT 2014, Nds. Windenergieerlass, der entsprechend be- rücksichtigt wird). Während der Begehung konnte am Rand der Derentaler Wiesen ein Rotmilan beobachtet werden. Die östliche Potenzialfläche befindet sich zudem im 3.000-Schutzabstand/ Prüfradius eines Schwarzstorch-Habitats. Die nordwestliche Potenzialfläche grenzt an ein Brutvogelhabitat mit offenen Status an. Ca. 1.000 m südlich der südwestlichen Teilfläche befindet sich ein landesweit bedeutsamer Rotmilan-

43 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

Lebensraum (NLWKN 4322.1/2), 440 m südlich der größeren öst- lichen Fläche im Landkreis Northeim ebenfalls ein Gebiet landes- weiter Bedeutung (Schwarzstorchbruthabitat (NLWKN 4322.2/7). Für den Hang des Treitenberges westlich Derental liegen zudem Horstnachweise aus 2014 vor (u. a. Mäusebussard). Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die Potenzialfläche selbst kein tradiertes Rastgebiet bzw. von besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch dem Weserbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu. Andere Arten sind zumindest im Umfeld im Durchzug eben- falls zu erwarten (z.B. Rotmilan, aber auch Kleinvögel). Bedeutung Fledermäuse: Gemäß BatMap ist für 2020 im Umfeld (im TK 25-Quadranten) zumindest mit dem Vorkommen von Breitflügelfledermaus, Rau- hautfledermaus und Zwergfledermaus zu rechnen, weitere Arten sind aufgrund der Raumstruktur sehr wahrscheinlich, insbesonde- re das Große Mausohr (Wochenstube Meinbrexen, ggf. Funkti- onsbezüge zu Jagdhabitaten im Wald). Relevant sind hierbei ins- besondere die Waldränder und Gehölzstrukturen sowie die De- rentaler Wiesen, für das Große Mausohr auch die Wälder selbst als Jagdhabitat.. Bedeutung Landschaftsbild: Eine Landschaftsbildbewertung wurde im Zuge des Landschafts- rahmenplanes durchgeführt (1996). Dabei wurde festgestellt, dass die Voraussetzungen für das Landschaftserleben auf der Potenzialfläche zwischen ungünstig (Offenflächen) bis hin zu be- sonders günstig (Waldbereiche, Grünlandflächen, Talraum der Derentaler Wiesen) einzustufen sind. Vielfalt, Eigenart und Na- turwirkung variieren hier und sind teilweise besonders ausge- prägt. Im LRP werden die Derentaler Wiesen als historische Kul- turlandschaft dargestellt. Auf Grundlage einer Begehung der Fläche 2018 ist ergänzend im Detail festzuhalten, dass sich die Potenzialfläche (Hauptfläche) auf einer ausgeprägten Plateaulage oberhalb der Ortschaft De- rental und oberhalb des Steimketales, der Derentaler Wiesen be- findet, an die im Norden Waldflächen anschließen. Es handelt sich um eine sehr weiträumig gegliederte, sehr offene Feldflur, die nach Osten hin strukturreicher wird (Grünland, Gehölze). Ei- nerseits ergeben sich dadurch von der Fläche selbst sehr weite Ausblicke und Sichtbeziehungen in die Landschaft, in das Weser- tal (z. B. auch vom Wanderweg Der 1), andererseits aufgrund der erhöhten, exponierten Lage (bis ca. 370 - 380 m ü NN) auch eine weite Einsehbarkeit selbst Die beiden kleineren Flächen im Wes- ten liegen am Waldrand oder im Wald, jedoch ebenfalls exponiert über dem Wesertal. Die Fläche ist insgesamt durch ihre bisherige Ruhe und Ungestörtheit geprägt und somit für die ruhige land- schaftsbezogene Erholung prädestiniert.

44 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

Wasser / Boden Auf dem größeren Potenzialteilgebiet an der Landkreisgrenze be- finden sich Quellbereiche. Vorherrschende Bodentypen sind fla- che Pseudogley-Pelosol-Braunerde, Braunerden sowie randlich (Talhänge) Terra fusca-Parabraunerde.

45 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

Zusammenfassung / Schlussfolgerung Die Potenzialfläche wird als nicht raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass kein „Vor- ranggebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien sowie den Belangen der Raumordnung und abwägungsrelevanter Belange (Erholung, Wald- rand, Landschaftsbild) verkleinert sich das Gebiet insgesamt auf ca. 25 ha (9 ha südwestli- ches, 16 ha östliches Potenzialgebiet). Das nördliche Teilgebiet entfällt komplett, hier würde unter Berücksichtigung des Waldrandabstandes im Zentrum nur eine Kleinfläche von ca. 5 ha verbleiben, vor dem Hintergrund der Erschließung durch den Wald und den Abständen zu den übrigen Potenzialflächen erlaubt dies keine Bündelung und sinnvolle Konzentrati- onswirkung. Artenschutzrechtliche Belange können in diesem Bereich auch unter Berücksichtigung vor- handener Kartierungen nicht abschließend bewertet werden, sie können aufgrund der Raumstrukturen und Arthinweise aber auch nicht ausgeschlossen werden, sondern sind v. a. in der östlichen Hauptpotenzialfläche sogar wahrscheinlich. Unter Berücksichtigung des 1.500 m Schutzabstand zum Rotmilanhorst; reduziert sich diese östliche Fläche daher auf ca. 16 ha (s. Abb.), aber auch ohne Berücksichtigung des Rotmilans würde sich bereits deut- lich aufgrund anderer Belange reduzieren (auf ca. 50 ha). Unter Berücksichtigung des 3.000 m Schutzabstandes für den Schwarzstorch würde sie sogar ganz entfallen. Die noch verbleibenden Flächen weisen weiterhin eine sehr hohe Sichtbarkeit aufgrund der exponierten Lage auf und wirken weit in das LSG hinein. Fazit im Zuge der LSG-Betrachtung Die Schutzwürdigkeit der Fläche ist durch die dargelegte Bedeutung für Natur und Land- schaft belegt. Hervorzuheben sind angrenzende standortheimischer Laubwälder, arten- und strukturreiche Waldränder, die Derentaler Wiesen und insbesondere offene Aussichtspunkte mit weiten Sichtachsen in das Wesertal. Zu beachten sind zudem Funktionsbezüge vom FFH-Gebiet „Mausohr-Wochenstube Südsolling“. Es gibt keine Anhaltspunkte für eine inner- halb des LSG belegbare abweichende Beurteilung. Im Gegenteil ist ein markanter Land- schaftsausschnitt innerhalb des LSG betroffen, von dem aus visuell stark prägende Elemen- te wie WEA sehr weit in die Landschaft (Wesertal, v. a. auch Fürstenberg und Corvey) und das weitere LSG hineinwirken. Hierdurch würde in Verbindung mit den schon bestehenden Vorbelastungen durch WEA auf nordrhein-westfälischer Seite eine hohe Belastungsintensität des Raumes entstehen. Eine Teillöschung des Landschaftsschutzgebietes an dieser Stelle ist nicht verhältnismäßig, da es sich um einen weitgehend unbelasteten Raum handelt, der insbesondere auch der Er- holung dient und dessen visuelle Störung auch auf andere Bereiche ausstrahlen und den Schutzzielen des (verbleibenden) LSG nachhaltig entgegenstehen würde. Der Wanderweg Der 1 verläuft durch das Potenzialgebiet. Eine Festlegung als Vorranggebiet Windenergie- nutzung läuft an dieser Stelle dem Masterplan Tourismus im Weserbergland und der Solling- Vogler-Region und den Plänen des Naturparks zuwider.

46 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

keine LSG- Teillöschung

pot. Vorranggebiet entfällt!

47 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

Potenzielle Vorrangfläche 26 Meinbrexen

Gemeinde(n) Lauenförde

Fläche in ha 15,5

Höhen in m üNN 210 - 245

Ausdehnung maximal in m 690 x 413

Lagebeschreibung:

Das Potenzialgebiet befindet sich südöstlich der Ortschaft Meinbrexen und südwestlich des Ortes Derental, in einer wenig strukturierten landwirtschaftlichen Nutzfläche (überwiegend Acker) mit angrenzenden Waldgebieten. Das Potenzialgebiet ist durch einen Wirtschaftsweg erschlossen und ansonsten nicht vorbelastet.

LSG 15

Natura 2000 / Das Potenzialgebiet befinden sich im LSG 15 „Solling- Schutzgebiete Vogler“ bzw. im Naturpark „Solling-Vogler“. Der besondere Schutz zweck ist u. a. die Erhaltung, Pflege, Entwicklung bzw. Wiederherstellung u. a. von geomorpholo- gischen Besonderheiten, insbesondere Erdfälle, Kerbtäler, Steilhänge, Felsen und Kuppen. Der Erhalt und die Entwick- lung von vielfältigen naturnahen Strukturen wie Fließgewäs- sern einschließlich ihrer Auen, Gehölz-strukturen die das

48 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

Landschaftsbild beleben und gliedern oder als Lebensstätten der heimischen Tier- und Pflanzenwelt dienen, naturnahe Walder, Waldsäume und Waldränder. Wichtiger Aspekt ist auch die landschaftsbezogene Erholung unter Berücksichti- gung des Entwicklungsplans für den "Naturpark Solling- Vogler"; insbesondere die nachhaltige Sicherung eines ab- wechslungsreichen, vielgestaltigen Landschaftsbildes als Grundlage für die naturverträgliche Erholung des Menschen. Darüber hinaus weist das LSG eine Pufferfunktion für Natur- schutzgebiete auf. Im LSG sind alle Baumaßnahmen, auch solche, die keiner öffentlich-rechtlichen Genehmigung bedürfen, verboten. Darüber hinaus ist das Stören der Ruhe in Natur und Land- schaft durch Lärm verboten. Der Erlaubnisvorbehalt nach § 5 bezieht sich hierbei mit Ausnahme von Wegebefestigungen nicht auf bauliche Anla- gen. Freigestellt nach § 4 sind nur bestimmte bauliche Maß- nahme. Jedenfalls sind weder im § 5 (Erlaubnisvorbehalt) noch 4 (Freistellungen) Windenergieanlagen benannt. Die Anlagen bedürften somit einer Befreiung (§ 6) im Rah- men einer einzelfallbezogenen Prüfung, wobei (wie bereits erläutert) der Festlegung einer Potenzialfläche für Wind- energiegewinnung ein Teillöschungsverfahren des Kreista- ges vorausgehen muss. Ca. 1.400 m südwestlich (Landkreis Northeim) befindet sich das FFH-Gebiet DE 4222-331 „Wälder im südlichen Solling“ mit den Erhaltungszielen u.a. Großes Mausohr und Bechst- einfledermaus. Etwa 3.700 m östlich (Landkreis Northeim) liegt das EU-Vogelschutzgebiet DE 4223-401 „Solling“, Zu den Erhaltungszielen gehören u.a. Uhu, Schwarzstorch und Rotmilan. Ca. 1.300 m westlich liegt das FFH-Gebiet „Maus- ohr-Wochenstube Südsolling“, da ein funktionaler Bezug zwischen den Fledermaus FFH-Gebieten nicht auszuschlie- ßen ist, ist eine FFH- Vorprüfung/Prüfung erforderlich. Etwa 1.500 m südwestlich liegt das pot. NSG 143 „Weser- steilhang bei Lauenförde“, mit Vorwald auf bodensaurem Standort, Zwergstrauchheide, gefährdetem Ökosystem, ge- fährdeter Pflanzen- und Reptilienart. Ca. 1.200 m westlich befindet sich das potenzielle Naturschutzgebiet 150 „Kiestei- che Meinbrexen“ mit naturnahen Verlandungsbereichen nährstoffreichen Stillgewässern, naturnahen Stillgewässer (ehem. Abbaugewässer), Weiden-Auwald der Flussufer, Weiden-Ufergebüsch, Röhricht; gefährdeten Biotoptypen, na- turnahen Entwicklungsflächen in der Weseraue mit Verbin- dung zur Weser (Entwicklung auentypischer Biotopkomplexe im Überschwemmungsgebiet). Zudem liegt das Gebiet im Naturpark „Solling-Vogler“. Die Fläche liegt ferner in einem relativ großen unzerschnit- tenen verkehrsarmen Raum > 50 km 2 (RROP-Entwurf, LK

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Holzminden). sonstige Erfordernisse der Die Potenzialfläche ist vollstän dig als Vorbehaltsgebiet Natur Raumordnung und Landes- und Landschaft festgelegt. Die potenziellen Naturschutzge- biete (vgl. Schutzgebiete) werden als Vorranggebiet Natur planung / Raumverträglichkeit und Landschaft festgelegt. Die ca. 1.200 m westlich fließen- de Weser wird als Vorranggebiet Biotopverbund Nr. FG 6 festgelegt . Die Potenzialfläche ist zudem als Vorbehaltsgebiet Erholung festgelegt. Darüber hinaus befindet sich die Potenzialfläche größtenteils in einem Vorranggebiet Trinkwassergewinnung (Trinkwas- sergewinnungsgebiet Brunnen „Von Mansbergscher Wald“). Die angrenzenden Wälder werden als Vorbehaltsgebiet Wald festgelegt, zu dem mind. ein Abstand von 35 m einzuhalten ist. Allerdings wäre hier vor dem Hintergrund einer zukünftig naturnäheren Waldentwicklung (Waldumbau Nadelwald er- folgt bereits) auch ein erhöhter Waldrandabstand von 100 m durch die Lage der Flächen im LSG mit besonderem Schutz- bedarf für Wald und Waldränder gerechtfertigt. Die Fläche ist nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum RROP: Landkreis Holzminden“ Vorbehalts- geb iete Landwirtschaft aufgrund besonderer Funktionen und hohem Ertragspotenzial.

Einschränkende Kriterien (Inf- keine rastruktur) Erreichbarkeit/Erschließung über tlw. gehölzbegleitete, eng- kurvige Wirtschaftswege.

Abwägungsrelevante Belange

Wohnorte / Denkmalschutz Der nordöstlich gelegene Ort Derental und das nordwestlich gelegene Meinbrexen befindet sich in einem Abstand von min. 850 m. Der angewandte 850 m-Siedlungsabstand schließt eine Siedlungsentwicklung in größerem Umfang in Richtung Windvorranggebiet weitgehend aus. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwind- richtung liegen keine Ortschaften. Daher werden erhöhte Lärmbelästigungen ausgeschlossen. Die Randbezirke von Meinbrexen können sich bei niedrigem Sonnenstand im durch Schattenwurf belasteten Wirkraum befinden, da keine ausreichend abschirmenden Strukturen vorhanden sind.

Natur- und Artenschutz/ Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) all- Landschaftsbild gemein: Die relativ kleine Potenzialfläche ist strukturarm und wird ackerbaulich genutzt. Nördlich ist das Gebiet von Acker- flächen umgeben, eine breite Hecke grenzt an, südlich und westlich grenzt Nadelwald meist jüngerer Bestände an die Potenzialfläche. Großflächig erfolgte hier bereits in 2018 ein

50 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

Einschlag bzw. die Holzernte, so dass aktuell große Teile der Fichtenbestände nicht mehr vorhanden sind bzw. im Umbau befinden. Insgesamt eher nachrangige Bedeutung für Arten- und Lebensgemeinschaften. Als räumlich Abgrenzung nach Norden ergibt sich die zu erhaltende Heckenstruktur. Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf der Potenzialfläche selbst nicht zu erwarten, für die Randbereiche aber auch nicht aus- zuschließen. Der Bereich gehörte nicht zum Suchraum für Greifvögel (DÖRFER et al. 2015), daher liegen keine Kartie- rergebnisse vor. In nördlich gelegenen Gehölzen und Wäl- dern wurden jedoch Horststandorte nachgewiesen. Etwa 335 m nördlich befindet sich ein landesweit bedeutsamer Rotmilan-Lebensraum (NLWKN 4322.1/2). Die Potenzialfläche befindet sich zudem im 6.000 m Prüfra- dius eines Schwarzstorchhabitats. Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die Potenzialfläche selbst kein tradiertes Rastgebiet bzw. von besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt je- doch dem Weserbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu. Andere Arten sind zumindest im Umfeld im Durchzug ebenfalls zu erwarten (z. B. Rotmilan, aber auch Kleinvögel). Bedeutung Fledermäuse: Gemäß BatMap ist für 2020 im Umfeld (im TK 25- Quadranten) zumindest mit dem Vorkommen von Breitflügel- fledermaus, Rauhautfledermaus und Zwergfledermaus zu rechnen, weitere Arten sind aufgrund der Raumstruktur sehr wahrscheinlich. Relevant sind hierbei insbesondere die Waldränder und Gehölzstrukturen. Südöstlich der südlichen Potentialfläche befindet sich im Landkreis Northeim das FFH-Gebiet DE 4222-331 „Wälder im südlichen Solling“ mit u. a. Bechsteinfledermaus und Großem Mausohr als Erhal- tungsziel. Eine Wochenstube der Art befindet sich westlich in Meinbrexen (FFH-Gebiet „Mausohr-Wochenstube Süd- solling“), Funktionsbeziehungen zwischen beiden Gebieten (Wochenstube – Jagdhabitat) sind nicht auszuschließen, sondern wahrscheinlich. Die Potenzialfläche liegt dazwi- schen. Bedeutung Landschaftsbild: Eine Landschaftsbildbewertung wurde im Zuge des Land- schaftsrahmenplanes durchgeführt und im Jahr 2011 in die- sem Bereich aktualisiert. Dabei wurde festgestellt, dass die Voraussetzungen für das Landschaftserleben auf der Poten- zialfläche als ungünstig einzustufen sind. Die angrenzenden Waldbereiche werden hingegen als günstig bis besonders günstig bewertet. Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung variie- ren hier. Auf Grundlage einer Begehung der Fläche 2018 ist ergän-

51 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

zend im Detail festzuhalten, dass sich die Potenzialfläche oberhalb der Ortschaft Meinbrexen und oberhalb des Weser- tales befindet. Es handelt sich um eine weiträumig geglieder- te, offene Feldflur, die hier durch die bewaldeten Hänge des Mansbergschen Waldes und eine Heckenstruktur eingefasst wird und sich in exponierter Höhenlage über dem Wesertal befindet. Nach Norden grenzt der strukturreiche Talraum von Meinbrexen nach Derental an (Grünland, Gehölze). Die Flä- che ist insgesamt durch ihre bisherige Ruhe und Ungestört- heit geprägt und somit für die ruhige landschaftsbezogene Erholung prädestiniert, es bestehen aber keine ausgewiese- nen Wanderwege im näheren Umfeld oder auf der Fläche.

Wasser / Boden Im Norden verläuft ein Graben auf dem Potenzialgebiet. Vorherrschende Bodentypen sind Pseudogley- Parabraunerde (seltener Boden) und Pseudogley-Braunerde.

Zusammenfassung / Schlussfolgerung

Die Potenzialfläche wird als nicht raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass kein „Vor- ranggebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien so- wie den Belangen der Raumo rdnung und abwägungsrelevanter Belange verkleinert sich das Gebiet insgesamt auf knapp 15 ha und erreicht somit gerade die Mindestgröße, die im Pla- nungskonzept festgelegt wurde. Dabei wurde zwar die Begrenzung nach Norden an der He- cke, nicht aber eine erhö hter Waldrandabstand berücksichtigt. Mit diesem ergäbe sich noch eine deutlich kleinere Fläche. Eine abschließende Klärung von artenschutzrechtlichen Belangen ist aufgrund fehlender Kar- tierungen in diesem Bereich nicht möglich, sie können aufgrund der Raumstrukturen und Art- hinweise aber auch nicht ausgeschlossen werden, auch wenn derzeit pot. relevante Strukturen starker Veränderung unterliegen (Holzeinschlag).

Fazit im Zuge der LSG-Betrachtung

Die Schutzwürdigkeit der Fläche ergibt sich aus dem Gesamtzusammenhang innerhalb des LSG Kontext mit der Lage oberhalb Meinbrexen und oberhalb des Wesertales sowie angren- zend an das Steimketal und den Talraum zwischen Meinbrexen und Derental, außerdem durch die Lage zwischen den Mausohr FFH-Gebieten im Bereich von Leitstrukturen. Dem LSG kommt hier eine Pufferfunktion zwischen FFH-Gebieten im Hinblick auf die Sicherung eines funktionalen Zusammenhangs im Netz Natura 2000 zu. Es gibt keine Anhaltspunkte für eine innerhalb des LSG belegbare abweichende Beurteilung gegenüber anderen LSG-Flächen. Es ist ein Landschaftsausschnitt innerhalb des LSG betroffen, von dem aus visuell stark prägende Elemente wie WEA sehr weit in die Landschaft (Wesertal) und das weitere LSG hineinwirken würden. Hierdurch würde in Verbindung mit den schon bestehenden Vorbelastungen durch WEA auf nordrhein-westfälischer Seite eine hohe Belastungsintensität des Raumes beidseitig der Weser entstehen.

Eine Teillöschung des Landschaftsschutzgebietes an dieser Stelle ist nicht verhältnismäßig, da es sich um einen weitgehend unbelasteten Raum handelt, der insbesondere Natur und Landschaft dient und auch von Relevanz für das Netz Natura 2000 ist.

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keine LSG- Teillöschung

pot. Vorranggebiet entfällt!

LSG 15

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Potenzielle Vorrangfläche 27 Lauenförde

Gemeinde(n) Lauenförde

Fläche in ha 145,4

Höhen in m üNN 130 - 240

Ausdehnung maximal in m 1.920 x 1.579, 344 x 868

Lagebeschreibung: Das Potenzialgebiet besteht aus 2 Teilflächen und befindet sich östlich der Ortschaft Lauen- förde in einer wenig strukturierten landwirtschaftlichen Nutzfläche (überwiegend Acker) mit an- grenzenden Waldgebieten. Das Potenzialgebiet ist durch Wirtschaftswege erschlossen. Die nördliche Teilfläche wird durch die B 241 von der südlichen Fläche getrennt.

LSG

Natura 2000 / Das Potenzialgebiet befinden sich im LSG 15 „Solling-Vogler“ bzw. Schutzgebiete im Naturpark „Solling-Vogler“. Der besondere Schutzzweck ist u. a. die Erhaltung, Pflege, Ent- wicklung bzw. Wiederherstellung u. a. von geomorphologischen Besonderheiten, insbesondere Erdfälle, Kerbtäler, Steilhänge, Fel- sen und Kuppen. Der Erhalt und die Entwicklung von vielfältigen naturnahen Strukturen wie Fließgewässern einschließlich ihrer Au- en, Gehölz-strukturen die das Landschaftsbild beleben und glie- dern oder als Lebensstätten der heimischen Tier- und Pflanzenwelt dienen, naturnahe Walder, Waldsäume und Waldränder. Wichtiger Aspekt ist auch die landschaftsbezogene Erholung unter Berück-

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sichtigung des Entwicklungsplans für den "Naturpark Solling- Vogler"; insbesondere die nachhaltige Sicherung eines abwechs- lungsreichen, vielgestaltigen Landschaftsbildes als Grundlage für die naturverträgliche Erholung des Menschen. Darüber hinaus weist das LSG eine Pufferfunktion für Naturschutzgebiete auf. Im LSG sind alle Baumaßnahmen, auch solche, die keiner öffent- lich-rechtlichen Genehmigung bedürfen, verboten. Darüber hinaus ist das Stören der Ruhe in Natur und Landschaft durch Lärm ver- boten. Der Erlaubnisvorbehalt nach § 5 bezieht sich hierbei mit Ausnah- me von Wegebefestigungen nicht auf bauliche Anlagen. Freige- stellt nach § 4 sind nur bestimmte bauliche Maßnahme. Jedenfalls sind weder im § 5 (Erlaubnisvorbehalt) noch 4 (Freistellungen) Wind-energieanlagen benannt. Die Anlagen bedürften somit einer Befreiung (§ 6) im Rahmen ei- ner einzelfallbezogenen Prüfung, wobei (wie bereits erläutert) der Festlegung einer Potenzialfläche für Windenergiegewinnung ein Teillöschungsverfahren des Kreistages vorausgehen muss. Ca. 350 m östlich (Landkreis Northeim) befindet sich das FFH- Gebiet DE 4222-331 „Wälder im südlichen Solling“ mit den Erhal- tungszielen u.a. Großes Mausohr und Bechsteinfledermaus. Hier wird ein Vorsorgeabstand von 1.000 m berücksichtigt (vgl. Arbeits- hilfe Fledermäuse und Windenergie Thüringen, 2015 i. V. mit Leit- faden Entwicklung der Windenergie und Natura 2000 der EU- Kommission, 2012). Etwa 3.800 m östlich (Landkreis Northeim) liegt das EU-Vogelschutzgebiet DE 40224223-431 401 „Sollingvor- land“. Zu den Erhaltungszielen gehören u.a. Uhu, Schwarzstorch und Rotmilan. Erhebliche Beeinträchtigungen müssen im Rahmen einer FFH-Vorprüfung/Prüfung ausgeschlossen werden. Einzube- ziehen ist hierbei auch das FFH-Gebiet „Mausohr-Wochenstube Südsolling“ in Meinbrexen. Das pot. NSG 143 „Wesersteilhang bei Lauenförde“, ein Steilhang mit Vorwald auf bodensaurem Standort, Zwergstrauchheide, ge- fährdetem Ökosystem, gefährdeter Pflanzen- und Reptilienart grenzt direkt im Westen der nördlichen Teilfläche an. Hier befindet sich auch das geschützte Biotop GB 4322/021 mit Laubwald tro- ckenwarmer Silikathänge, Bergheide und natürlicher Felsflur aus basenarmen Silikatgestein. Ca. 815 m nördlich befindet sich das potenzielle Naturschutzgebiet 150 „Kiesteiche Meinbrexen“ mit na- turnahen Verlandungsbereichen nährstoffreichen Stillgewässern, naturnahen Stillgewässern (ehem. Abbaugewässer), Weiden- Auwald der Flussufer, Weiden-Ufergebüsch, Röhricht; gefährdeten Biotoptypen, naturnahe Entwicklungsfläche in der Weseraue mit Verbindung zur Weser (Entwicklung auentypischer Biotopkomplexe im Überschwemmungsgebiet). Zudem liegt das Gebiet im Naturpark „Solling-Vogler“. Die Fläche liegt zudem teilweise (Nordfläche) in einem relativ gro- ßen unzerschnittenen verkehrsarmen Raum > 50 km 2 (LK Holz- minden: RROP-Entwurf).

55 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

Einschränkende Infra- Die B 241 verläuft zwischen den Teilflächen (anbaufreie Zone struktur 20 m). Hierdurch allerdings auch gute Erschließung/Erreichbarkeit der Teilflächen, jedoch engkurvige Führung der B 241 im Bereich Bahnunterführung/Küsterberg. Südliche Teilfläche tlw. über durch Wald verlaufenden, engkurvigen Wirtschaftsweg erreichbar. sonstige Erfordernisse Die Potenzialfläche ist vollständig als Vorbehaltsgebiet Natur und der Raumordnung und Landschaft festgelegt. Die potenziellen Naturschutzgebiete (vgl. Landesplanung / Schutzgebiete) werden als Vorranggebiet Natur und Landschaft Raumverträglichkeit festgelegt. Die westlich fließende Weser wird als Vorranggebiet Biotopverbund Nr. FG 6 festgelegt . Der Siekgraben innerhalb der südlichen Potenzialteilfläche ist ebenfalls Vorranggebiet für Bio- topverbund. Teile der nördlichen Potenzialfläche (Nordrand) befinden sich in einem Vorbehaltsgebiet Erholung. Lauenförde ist als Standort mit besonderer Entwicklungsaufgabe Erholung festgelegt. Der Weser- radweg verläuft ca. 200 m westlich der Nordfläche. Im angrenzen- den Landkreis Northeim verläuft der Qualitätswanderweg „Ar- chotrail“ bzw. der Wanderweg Br 2 mit Ausblicken auf die Potenti- alfläche und ins Wesertal. Darüber hinaus befindet sich der nördliche Bereich der Potenzial- fläche größtenteils in einem Vorranggebiet Trinkwassergewinnung (Trinkwassergewinnungsgebiet Brunnen „Von Mansbergscher Wald“). Die angrenzenden Wälder werden als Vorbehaltsgebiet Wald fest- gelegt, zu dem mind. ein Abstand von 35 m einzuhalten ist. Da hier über größere Abschnitt unmittelbar angrenzend Laub- und Misch- waldbestand mit höherer naturschutzfachlicher Bedeutung (tlw. § 30 Biotop, pot NSG), bzw. für die Erholung bedeutsamer Wald an- zutreffen ist, ist auch aufgrund der Lage im LSG und dem entspre- chenden Schutzzweck ein erhöhter Waldrandabstand von 100 m zu berücksichtigen, zumindest abseits der B 241 (dort 35 m). Die Fläche ist nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbei- trag zum RROP: Landkreis Holzminden“ Vorbehaltsgebiete Land- wirtschaft aufgrund besonderer Funktionen und hohem Ertragspo- tenzial.

Abwägungsrelevante Belange

Wohnorte / Denkmal- Der westlich gelegene Ort Lauenförde und die östliche Streusied- schutz lung Brüggefeld befindet sich in einem Abstand von min. 850 m bzw. 690 m für Brüggefeld. Der angewandte -Siedlungsabstand schließt eine Siedlungsentwicklung in größerem Umfang in Rich- tung Windvorranggebiet weitgehend aus. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegen die Einzelhöfe Brüggefeld. Hier muss mit einer erhöhten Lärmbelästigung gerechnet werden. Teile von Lauenförde und Brüggefeld können sich bei niedrigem Sonnenstand im durch Schattenwurf belasteten Wirkraum befin-

56 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung

den, da keine ausreichend abschirmenden Strukturen vorhanden sind. Angrenzend am Nordostrand der nördlichen Potenzialfläche befin- det sich ein Grabhügel, nördlich der südlichen Potenzialfläche an der B 241 ein Steinkreuz (Denkmale).

Natur- und Arten- Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allgemein: schutz/ Landschafts- Die Potenzialfläche selber ist relativ strukturarm, in den Randbe- bild reichen sind Grünlandbereiche mit ausgeprägtem Gehölz- und Strukturreichtum vorhanden. Strukturreicher sind hierbei Flächen unterhalb in der Flur Ohrsberg und Kleine Rhön (unterhalb des Wirtschaftsweges) innerhalb der Nordfläche bzw. die Südfläche (Erosionsrinne im Bereich des Siekgrabens). Die beiden Teilflä- chen der Potenzialfläche werden dabei ackerbaulich genutzt und sind überwiegend von Ackerflächen umgeben. Die südliche Teilflä- che umfasst eine schmale Grünlandfläche mit z.T. extensiver Nut- zung (Siekgraben, Erosionsrinne). Die nördliche Teilfläche ist im Westen durch Gehölze entlang der Straßen und Wege strukturiert und grenzt nördlich und westlich kleinflächig an bedeutsame Hang- und Schluchtwälder, ansonsten an Nadel-, Laub- und Mischwälder unterschiedlichen Bestandsalters. Zwischen den beiden Teilflä- chen verläuft das strukturreiche aber durch die B 241 vorbelastete Tiefental. Der LRP (1996) misst den Hang-/Schluchtwaldbereichen eine hohe bis sehr hohe Bedeutung für den Schutz von Arten und Lebensgemeinschaften bei. Eine mittlere bis hohe Bedeutung kommt auch dem Tiefental und der Erosionsrinne des Siekgrabens auch im Blick auf den Biotopverbund und den angrenzenden Laub- und Mischwäldern zu. Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf der Potenzialfläche bzw. dem Teilflächen selbst nicht zu erwarten, in den umgebenden Waldrändern aber nicht auszuschließen, Auf den Flächen südlich der B 241 wurden 2014 auch Flugbewegungen des Rotmilans nachgewiesen und in der Flächenabgrenzung berücksichtigt (DÖRFER et al. 2015). Die erfassten Horststandorte in den Wäldern waren im Kartierjahr ohne Besatz. Möglicherweise befindet sich im Tiefental an der B 241 ein unbekannter Horst des Rotmilans (DÖRFER et al. 2015). Die Po- tenzialfläche befindet sich zudem im 6.000 m Prüfradius eines Schwarzstorchhabitats. Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die Potenzialfläche selbst kein tradiertes Rastgebiet bzw. von besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch dem We- serbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu. Zudem sind auch andere Arten zumindest im Umfeld zu erwarten (z. B. Rotmilan, aber auch Kleinvögel). Bedeutung Fledermäuse: Gemäß BatMap ist für 2020 im Umfeld (im TK 25-Quadranten) zu- mindest mit dem Vorkommen von Rauhaut- und Zwergfledermaus zu rechnen, weitere Arten sind aufgrund der Raumstruktur sehr

57 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Umweltbericht

wahrscheinlich. Relevant sind hierbei insbesondere die Waldrän- der und Gehölzstrukturen. Östlich der südlichen Potentialfläche be- findet sich im Landkreis Northeim das FFH-Gebiet DE 4222-331 „Wälder im südlichen Solling“ mit u. a. Bechsteinfledermaus und Großem Mausohr als Erhaltungsziel. Eine Wochenstube der Art befindet sich in Meinbrexen (FFH-Gebiet „Mausohr-Wochenstube Südsolling“), Funktionsbeziehungen zwischen beiden Gebieten (Wochenstube – Jagdhabitat) sind nicht auszuschließen, sondern wahrscheinlich. Bedeutung Landschaftsbild: Eine Landschaftsbildbewertung wurde im Zuge des Landschafts- rahmenplanes durchgeführt und im Jahr 2011 in diesem Bereich aktualisiert. Dabei wurde festgestellt, dass die Voraussetzungen für das Landschaftserleben auf der Potenzialfläche überwiegend als ungünstig einzustufen sind. Die angrenzenden Waldbereiche und Gehölzstrukturen werden hingegen als günstig bis besonders günstig bewertet. Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung variieren hier. Auf Grundlage einer Begehung der Fläche 2018 ist ergänzend im Detail festzuhalten, dass sich die Potenzialfläche oberhalb der Ort- schaft Lauenförde und oberhalb des Wesertales in hang- tlw. pla- teauartiger Lage (östlicher Teil der Nordfläche) befindet. Es han- delt sich um eine weiträumig gegliederte, offene Feldflur, die hier durch den Mansbergschen Wald und die Waldflächen des Schmesserfeldes im Norden und Osten gerahmt werden. Geteilt werden die Potenzialflächen durch das Tiefental und die Erosions- rinne des Siekgrabens. Der westliche Teil der Nordfläche ist durch Gehölze entlang der Wege stärker strukturiert und damit stärker gekammert und weniger einsehbar, die Südfläche weist als glie- dernde Struktur die Erosionsrinne des Siekgrabens auf, ist über- wiegend weit einsehbar. Insbesondere vom östlichen Teil der Nordfläche (Aussichtspunkt am Waldrand) eröffnen sich weite Sichtbeziehungen in das Wesertal und die gegenüberliegenden Höhenzüge. Als Vorbelastung besteht die B 241, wobei die Nord- fläche Teil eines unzerschnittenen Raumes ist. Die Fläche ist zu- mindest teilweise und in Verbindung mit den angrenzenden Wäl- dern für die ruhige landschaftsbezogene Erholung prädestiniert, es bestehen auf der Fläche (Nordfläche) und im Umfeld mehrere Rad- /Wanderwege.

Wasser / Boden Auf der südlichen Potentialfläche findet sich ein Quellaustritt und ein kurzer Bachlauf des Siekgrabens, die nördliche Potenzialfläche tangiert einen Quellbereich im Tiefental. Vorherrschende Bodenty- pen sind Pseudogley-Parabraunerde, flache Parabraunerden und tiefe Kolluvisol.

Zusammenfassung / Schlussfolgerung Die Potenzialfläche wird als nicht raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass kein „Vor- ranggebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien so- wie den Belangen der Raumordnung und abwägungsrelevanter Belange (Waldrand, zu erhal-

58 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Holzminden - Fachlicher Teil Windenergie, LSG-Prüfung tende Biotopstrukturen Tiefental und Siekgraben, Biotopverbund, für das Landschaftsbild be- deutende Flächen, Rotmilanlebensraum, Schutzabstand FFH-Gebiet) verkleinert sich das Ge- biet insgesamt auf ca. 88 ha im Norden. Die südlichen Teilfläche entfällt u. a. aufgrund der na- turschutzfachlichen Bedeutung (Rotmilan, Siekgraben) und auch sehr offenen Lage zu Lauen- förde vollständig. Die verbleibende Fläche im Norden ist aufgrund ihrer exponierten Lage aber auch weithin sichtbar, insbesondere der höher gelegene östliche Teil, wohingegen der westli- che Teil strukturreicher und von daher empfindlicher ist. Insbesondere die Erholungsnutzung wird stark belastet. Die angrenzenden Wälder weisen verschiedene regionale und lokale Qua- litätswanderwege auf. Eine abschließende Klärung von artenschutzrechtlichen Belangen ist auch mit der vorliegen- den Kartierung in diesem Bereich nicht möglich, hieraus sind aber erste Konflikte erkennbar (Südfläche), bzw. können nicht ausgeschlossen werden. Fazit im Zuge der LSG-Betrachtung Die Schutzwürdigkeit der Fläche ergibt sich aus dem Gesamtzusammenhang im Kontext in- nerhalb des LSG mit der exponierten Lage oberhalb der Ortslagen Lauenförde, Beverungen und Meinbrexen und oberhalb der Weserschleife. Hervorzuheben ist die Bedeutung der teil- weise angrenzenden Wälder und Waldränder, des wenn auch vorbelasteten Tiefentals und der Erosionsrinne des Siekgrabens, ebenso offenen Aussichtspunkten mit weiten Sichtachsen vom Waldrand aus in das Wesertal. Hinzu kommt die Lage zwischen den Mausohr FFH-Gebieten im Bereich von Leitstrukturen (Talzüge, lineare Gehölze, Waldränder). Dem LSG kommt hier eine Pufferfunktion zwischen FFH-Gebieten im Hinblick auf die Sicherung eines funktionalen Zusammenhangs im Netz Natura 2000 zu. Es gibt keine Anhaltspunkte für eine innerhalb des LSG belegbare abweichende Beurteilung gegenüber anderen LSG-Flächen. Es ist ein Landschaftsausschnitt innerhalb des LSG betrof- fen, von dem aus visuell stark prägende Elemente wie WEA sehr weit in die Landschaft (We- sertal) und das weitere LSG hineinwirken. Hierdurch würde in Verbindung mit den schon be- stehenden Vorbelastungen durch WEA auf nordrhein-westfälischer Seite eine hohe Belas- tungsintensität des Raumes beidseitig der Weser entstehen. Eine Teillöschung des Landschaftsschutzgebietes an dieser Stelle ist nicht verhältnismäßig, da es sich um einen nur randlich durch die B 241 und punktuell die L 550 vorbelasteten Raum handelt, der insbesondere Natur und Landschaft dient und auch von Relevanz für das Netz Natura 2000 ist.

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keine LSG- Teillöschung

pot. LSG Vorranggebiet entfällt!

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