H HENSELMANN 2019 –1 BEITRÄGE ZUR STADTPOLITIK M I T W I R K E N

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T I E T Z 1 HENSELMANN #2 BEITRÄGE ZUR STADTPOLITIK EDITORIAL TOM STROHSCHNEIDER AUSGABE 2019 — 1 BAUHAUS 1 00 · AUSBLICK MIT DEM BAUHAUS AUFS

EDITORIAL 2 TOM STROHSCHNEIDER MIT DEM BAUHAUS AUFS GANZE GEHEN 3-4 GANZE GEHEN THOMAS FLIERL THOMAS FLIERL

WARUM IST DAS BAUHAUS AKTUELL? 5-7 PHILIPP OSWALT

DIE BAUHAUS-MUSEEN 8-9 «Auch wenn das Bauhaus nur auf 14 Jahre Arbeit zurückblicken kann, reicht sein ästhe - SYNOPSE In der letzten HENSELMANN- Ausgabe, in der die «Aufstellung zum THOMAS FLIERL / DIETER FESEKE tisches und politisches Echo bis heute. Es aufzunehmen, setzt eine eigene Position voraus.»

BAUHAUS-MUSEEN 10-11 Mit diesen Worten haben wir vor einigen Monaten die Neuherausgabe der Zeit schrift Fest» vor dem Bauhaus-Jubiläum Thema war, hatten wir Skepsis DESSAU BERLIN HENSELMANN eröffnet – nun liegt eine neue Ausgabe der «Beiträge zur Stadtpolitik» vor, JÜRGEN TIETZ artikuliert. Diese war unter anderem vom großkoalitionären Bun - und auch in dieser folgen wir weiter diesem Motto. Inzwischen liegt ein Teil des Jubilä - ACH MÄDELS, DIE FRAUEN 12 REZENSION umsreigens hinter uns, die Herausforderungen, eine kritische, eine an den Widersprü - destagsbeschluss verursacht, in dem es hieß: «Das Bauhaus gehört KATHRIN GERLOF chen ansetzende, eine die gesellschaftspolitische Kraft des Bauhaus aufnehmende ABSEITS DES RUMMELS 13-14 der Welt, aber es kommt aus Deutschland und ist einer der erfolg - REZENSION Debatte zu führen, bleibt bestehen. – Wie nahe das Bauhaus an den offenen Nerven- TOM STROHSCHNEIDER enden einer kontroversen Gegenwart liegt, hat unter anderem der Streit um den Auftritt reichsten Exportartikel unserer Kulturgeschichte.» – Schon jetzt ANZEIGEN 15 der linken Punkband «Feine Sahne Fischfilet» gezeigt. Thomas Flierl schaut in dieser

SERIAL FOTOCODE | TYPOFOTO 16,17,32 Ausgabe unter anderem auf diese, durchaus unerwartete Politisierung des Jubiläums. kann man sagen, unsere Befürchtungen gegenüber dem Bauhaus-Jubel sind bestätigt wor - kommunalpolitischen Querelen scheiterte, aber im Rahmen der Berlin-Politik der Bundes - COLLAGEN Aber ist das Bauhaus deshalb auch im konzeptionellen, den ganzen Anspruch den, zum Teil auf absurde Weise, erfreulicherweise aber wurde sie überwiegend positiv regierung umsetzbar war, am Berliner Landwehrkanal übergeben. Mein Gropius ist besser DIETER FESEKE – enttäuscht. Dank der Initiative vieler Akteure, Projektgruppen und Institutionen sind groß - als Dein Gropius... – Nach der deutschen Vereinigung 1990 setzte sich mit der Föde - umfassenden Sinne noch «aktuell»? Philipp Oswalt geht dieser Frage nach und sieht WALTER GROPIUS 18-19 artige Entdeckungen gemacht worden, konnte das Bild vom Bauhaus in seiner ganzen Viel - ralisierung Ostdeutschlands die Konkurrenz in gewisser Weise fort. Weimar konnte zu DIE ERFINDUNG DES KÜNSTLERGESTALTERS auch heute das Potenzial: Bejahung von Modernität bei kritischer Distanz zur Gegenwart, falt, in seinen historischen Entwicklungsphasen und in den jeweiligen Kontexten differen - Recht gegenüber dem für die Geschichte des Bauhaus vernachlässigbaren Standort Berlin WOLFGANG RUPPERT Suche nach Komplexitätsreduktion und Synthese, Bemühen um gesellschaftliche Eman - ziert, die Bauhaus-Rezeption in Ost und West historisiert und die internationale Verflech - ein eigenes Museum beanspruchen, ebenso Dessau, denn das Werkstattgebäude eignet tungen dieser einzigartigen Kunsthochschule herausgearbeitet werden. – Was sich nicht als Museum. Der Bauhaus-Verbund und die drei Museumsprojekte müssen auch HFG ULM / NID AHMEDABAD 20-21 zipation mit Mitteln der Gestaltung. Idee und Umsetzung der drei neuen, mit Blick SCHULEN DES AUFBRUCHS – allerdings weiterhin fehlt, sind vor allem zukunftsweisende Aktualisierungen. Das hängt als Versuch eines Ausgleichs dieser jahrzehntelangen Konkurrenz unter der Moderation REGINA BITTNER auf 100 Jahre Bauhaus geplanten Museen in Weimar, Dessau und Berlin spielen auf den wohl mit dem Fehlen eines konsistenten Reformprojektes insgesamt zusammen – als einer an Bedeutung gewinnenden Bundeskulturpolitik gedeutet werden. Welche andere Deutungs hintergrund des Bauhaus-Erbes. Die nur 14 Jahre existierende Hochschule für deutsche Gestaltungshochschule hatte eine so kurze Geschichte und so viele Standorte? FESTIVAL SCHULE FUNDAMENTAL 22-23 folgenden Seiten eine Rolle. – Der zweite Heftabschnitt stellt die «Schule» in den Gestaltung wurde zwar aus Anlass ihrer Gründung vor 100 Jahren – aber mehr noch in Bei einem so starken institutionellen Hintergrund und dem starken finanziellen Engage - EINE BAUHAUS-SCHULE AUF ZEIT Resonanz mit einer unsicher werdenden Weimarer Republik und also der Wahrnehmung ment von Bund und Ländern muss sich doch die historische Bedeutung herleiten lassen. REGINA BITTNER · KATJA KLAUS · PHILIPP SACK Mittelpunkt: Institutionen, Lehrende und Studierende: Wolfgang Ruppert nimmt sich die einer End- und keiner Aufbruchszeit – gefeiert. – Um hier nicht missverstanden zu werden, keineswegs soll die herausragende widersprüchlichen Sichtweisen auf Walter Gropius vor und die von ihm intendierte Her - DIE HOCHSCHULEN FÜR GESTALTUNG 24-25 ästhetische und historische Rolle des Bauhaus in Zweifel gezogen werden, aber das starke SYNOPSE vorbringung eines neuen Typus des «KünstlerGestalters». Regina Bittner schaut auf die Unerwartete Re-Politisierung zum Auftakt Gewicht auf die Musealisierung wirft doch Fragen für die Bauhaus-Rezeption auf. – THOMAS FLIERL / DIETER FESEKE Ulmer Hochschule für Gestaltung und das National Institut of Design im indischen Ahme - Dazu trug auch die Absage des Konzerts der Band «Feine Sahne Fischfilet» auf der Des - Durch die zeitversetzte Inbetriebnahme der Museen werden wir im Jubeljahr 2019 nur sauer Bauhaus-Bühne im Oktober letzten Jahres durch die Direktorin Claudia Perren bei – wissen, was Weimar und Dessau mit ihren neuen Häusern vermögen. Berlin lässt auf sich DAS HAUS UND DER BODEN 26-27 FLORIAN HERTWECK dabad als «Schulen des Aufbruchs», die unter grundverschiedenen Bedingungen nach aus Angst vor Protesten der militanten rechten Szene. Perren wollte keine Konfrontation warten. In dieser HENSELMANN -Ausgabe versuchen wir, die drei Museen erstmals in Konzepten einer zeitgemäßen Designausbildung suchten. Die Rückschau auf das multi - von militanten Demonstranten und dem fragilen Weltkulturerbe und anstatt die Demons - ihren stadträumlichen Bezügen, in ihrer Architektur und in ihren Größenverhältnissen GLÜCKSVERSPRECHEN SERIELLES BAUEN 28-29 tranten vom Bauhaus-Gebäude fernzuhalten, unterband sie den Anlass ihres Protestes: das einander gegenüberzustellen. – Bisher kann nur das Weimarer Museum betrachtet KATHRIN GERLOF kulturelle «Festival Schule Fundamental am Bauhaus Dessau» vermittelt, wie das alte vom ZDF veranstaltete Konzert. Hier brach die politische Realität der bundesdeutschen werden. Die Diskrepanz zwischen der Verortung im Stadtraum, der programmatisch richti -

MELDUNGEN · PROJEKTE · REZENSIONEN 30-31 Bauhausgebäude zu einem quicklebendigen Lernort transformiert wurde. Die nach- Gesellschaft in die Jubeldramaturgie auf verstörende Weise ein. Die Neonazis bedankten gen Positionierung des Bauhaus-Museums an der Bruchstelle von NS -Gauforum und Wei - sich mit einem Transparent «Danke Bauhaus» vor der Weltkulturerbe-Ikone. – Die mar-Hallen-Park aus der Zwischenkriegszeit einerseits, und der monströsen, einem Sarko - HERMANN-HENSELMANN-STIFTUNG folgende Infografik versammelt als Synopse eine Chronologie relevanter «Hochschulen Chance, dass die im Bauhaus-Verbund zusammengeschlossenen Institute aus diesem Lern - phag ähnlichen Architektur des Museums von Heike Hanada anderseits ist unübersehbar. der Gestaltung» im Kontext des historischen Bauhaus. – In Zeiten, in denen die Ent - prozess einen eigenen Verhaltenskodex erarbeiten und so ihre Unabhängigkeit von der Poli - Das ist allerdings die gebaute Rücknahme des Bauhaus, ist näher an Hermann Gieslers HENSELMANN · Beiträge zur Stadtpolitk eignung spekulativen Wohnungseigentums breite Akzeptanz gewinnt, kommt auch die tik (den Staatskanzleien und der Straße) stärken, sich durch gegenseitige Solidarität im Turmhaus als an Walter Gropius’ Dessauer Bauten. Natürlich wäre ein Projekt der klassi - wird von der Hermann-Henselmann-Stiftung öffentlichen Diskurs behaupten und so vielleicht auch einen Anstoß für die bundesweite schen, weißen, gläsernen Moderne hier auch falsch, ja verfälschend, galt es doch nicht nur herausgegeben — in Kooperation mit der Frage nach der Verfügung über Grund und Boden wieder in den Blick – darum dreht sich Debatte geben, wurde leider nicht genutzt. Das Konzert fand dann im Dessauer «Brauhaus» topographisch, sondern auch architektonisch den Bruch zu artikulieren. – Für die Rosa-Luxemburg-Stiftung. Florian Hertwecks Text. Und Kathrin Gerlof klopft das Glücksversprechen «serielles statt – und nicht im «Bauhaus». Topographie der Moderne – die Neuformatierung als einem Muster aus der Klas - sik um und nach 1800 , dem «Neuen Weimar» vor und um 1900 , dem Bauhaus 1919 –1925 , Bauen» auf seine Trag fähigkeit ab. Außerdem haben wir uns für diese Ausgabe von Last und Chance der Musealisierung der Reformbewegung nach dem Bauhaus, der vor 1933 einsetzenden NS -Zeit mit dem KZ HENSELMANN Ausstellungen und Neuerscheinungen zur Geschichte und Gegenwart Die Hauptinvestitionen von Bund und Ländern gehen in den Neubau von drei Bauhaus- Buchenwald und dem Gauforum, der verhältnismäßig langen Nachkriegszeit von SBZ und Museen in Weimar, Dessau und (den Erweiterungsbau) in Berlin. Werner Durth hat unlängst DDR und dem heutigen Zeitgeist – hätte man sich anderes gewünscht, einen programma - HERMANN des Bauhaus angesehen. Gedruckt wurde in einem kleineren aber ökonomisch – die Vorgeschichte der Entscheidung, das ursprünglich für Darmstadt geplante Bauhaus- tischen Bau einer reflektierten, «unvollendeten Moderne». – Und als Museum? HENSELMANN optimalen Format . Der Erwerb erfolgt über die Website der Hermann-Henselmann- Archiv in West-Berlin zu errichten, als Teil der deutsch-deutschen Konkurrenz dargestellt. Kein Ausblick aus der Ausstellung auf die Referenzpunkte Gauforum und den Park (immer - Stiftung – wir freuen uns auf ihre Bestellung. Ein besonderer Dank für die Unter- Zum 50 . Jahrestag der Eröffnung 1976 hatte die DDR das Bauhaus-Gebäude in Dessau res - hin ein, für die Ausstellung allerdings bedeutungsloser, Blick in Richtung Buchenwald), tauriert. 60 Jahre nach Gründung des Bauhaus in Weimar 1979 wurde das nach Plänen von wenig Platz für Sonderausstellungen, zweigeschossig versetzte Etagen mit Blick in Luft - STIFTUNG stützung geht an unseren Kooperationspartner Rosa-Luxemburg-Stiftung. Walter Gropius für die Darmstädter Rosenhöhe projektierte Bauhaus-Archiv, das dort an räume, die für die Ausstellung nichts bringen, ein Design, das die Präsentation an den

TOM STROHSCHNEIDER ist gelernter Historiker, arbeitet seit langem als Journalist und ist Redakteur der common Verlagsgenossenschaft. 3 Wänden untersagt und so Objekte in Vitrinen präferiert, wenig historische Kontextualisie - noch eines ihrer Kunstwerke gezeigt und erläutert bekommen?» Als «Historienschrott», rung, keine explizite Darstellung der vielfältigen Akteur*innen des Bauhaus in Weimar. entstanden auf «Verkitschungsbefehl von ganz oben», charakterisierte Hannah Pilarczyk PHILIPP OSWALT – Die thematische Konzentration auf die Bauhaus-Werkstätten, die Bauhaus-Bühne im SPIEGEL die Produktion. «Dass ausgerechnet die Ufa Fiction nun die Geschichte des und die Bauhaus-Woche 1923 mag für sich funktionieren, warum aber eine private Schen - Bauhaus erzählen und in ihren revisionistischen Produktionskatalog vor ‹Unsere Mütter, WARUM IST kung von Mies van der Rohe-Möbeln hier gezeigt wird, wenn doch die Geschichte des Bau - unsere Väter› einsortieren darf, ist wahrscheinlich das Einzige, das an diesem unsäglichen haus über Weimar hinaus nicht erzählt wird, bleibt schleierhaft. Die schmale inhaltliche Film Relevantes über deutsche Geschichte zum Ausdruck bringt.» Wie klar und erfrischend Brücke: Man wolle auf die kommenden Bauhaus-Direktoren hinweisen. So bleibt für war doch dagegen die Perspektive auf der oben schon erwähnten Tagung im selbstbewuss - Hannes Meyer nur eine Projektionsfläche neben der Spielecke. Hätte man mit den Möbeln ten Zürich « Die Schweizer Moderne und das Bauhaus ». Hier kam niemand auf die Idee, DAS BAUHAUS AKTUELL? von Gropius und Mies mithalten wollen, hätte man ja sein co-op Design oder die Muster - von « Bauhaus-Moderne » zu reden. wohnung des Bauhaus Dessau zeigen können. – Das provisorische Bauhaus- Museum am Theaterplatz 1995 –2018 war zu klein, aber charmant arrangiert und machte Forschung jenseits der Bauhaus-Institutionen Wer das Bauhaus in Weimar oder Dessau besucht, erwartet nicht neugierig auf die ganze Sammlung, auf das Bauhaus Weimar in all seinen Facetten. Nun Durch die Konzentration auf ihre neuen Häuser fallen die Bauhaus-Museen tendenziell als gibt es ein großes Museum und die Bilanz fällt eher bescheiden aus. Mag sein, dass dies Forschungsakteure aus. Sie sind beansprucht von der Präsentation und Vermittlung, nicht nur das «Museum», also die Präsentation des Erbes, sondern ebenso auch den impliziten, nicht näher erläuterten Absprachen zwischen den drei Museen der Produktion von Wissen. Wie die Präsentation und Vermittlung von Wissen mit dessen geschuldet ist. Wenn nun auch architektonisch nicht mehr möglich, wünscht man sich doch Erzeugung tendenziell zusammenfallen kann, hat dagegen das Projekt «bauhaus imagi - bald eine inhaltliche Lüftung des Mausoleums in Weimar. – Solche erste Eindrücke nista» demonstriert, das seit 2016 die internationale Verflechtungsgeschichte des Bauhaus selbst verständlich die lebendige «Schule», ein Bauhaus, an dem sind sicher überzogen, sie werden sich relativieren, wenn auch die beiden anderen Museen untersucht, das nach 1933 weiterwirkte. Die Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt öffnen. In Dessau bereits Anfang September. Das Konzept des spanischen Büros addenda (zuvor mit Veranstaltungen und Teilausstellungen in vielen Regionen der Welt) und die auch heute noch unterrichtet wird. Warum eigentlich? Das Bauhaus architects (vormals González Hinz Zabala) «sieht einen transparenten Korpus vor, der die Website «bauhaus imaginista» verfolgen, «auf welch vielfältige Weise internationale schwebende Black Box als Ort für die Sammlung und das Erdgeschoss als Offene Bühne für Begegnungen und Bedingungen die Konzepte des Bauhauses verwandelten: durch Migra - wurde vor mehr als achtzig Jahren geschlossen. Nüchtern Jahre 1877 mehr als eine Million Patente für das Bauwesen sondern auch auf weitere Avantgardegruppierungen der zeitgenössische Positionen und Wechselausstellungen umfasst.» Das klingt vielverspre - tion, aber auch Imagination, Interpretation und Aneignung seiner pädagogischen und betrachtet ist es erstmal absurd, das Fortleben einer Institu - angemeldet. Diese technische Entwicklung schlägt sich in klassischen Moderne. Aber anders als die heroische Selbst - chend, zumindest was den lebendigen Charakter des Museums durch Sonderausstellungen gestalterischen Praktiken in China, Nordkorea, Indien, Marokko, der Sowjetunion, Nigeria, tion zu erwarten, die bekanntermaßen schon seit so langer der Architektur der Moderne nieder und prägt diese in rele - beschreibung der Avantgarden des 20 . Jahrhunderts sind angeht. Ob die räumliche Trennung des Museumneubaus vom Bauhaus-Campus mit dem den USA, Japan, Großbritannien, Taiwan und Brasilien.» – Magdalena Droste legte Zeit nicht mehr existiert. – Woher kommt diese selt - vanter Weise. Moderne Bauten sind in dieser Hinsicht nicht sie nicht die primären Initiatoren und Autoren des Moderni - Bauhaus-Gebäude und den Meisterhäusern von Walter Gropius und die intendierte Idee zum Jubiläum die aktualisierte Neuauflage ihres Standardwerkes «Bauhaus 1919 –1933 » same Unab geschlossenheit des Bauhauserbes? Woher die holistische Entitäten, sondern Aggregate aus einer Vielzahl sierungsprozesses, die Motoren der Erneuerung. Längst einer Steigerung der Attraktivität der Dessauer Innenstadt aufgehen und dem Bauhaus- vor. Das Buch zum DFG -Projekt «Bewegte Netze. Bauhausangehörige und ihre Beziehungs- Erwartung, dass durch das «Bauhaus» – zumindest als Idee von Komponenten. Jedes Mikroelement selbst bildet sich in hatte der Zivilisationsbruch stattgefunden, hatte die Mo - Gedanken kompatibel sind, bleibt abzuwarten. – Berlin hat den Vorteil, daraus Kon - Netzwerke in den 1930 er und 1940 er Jahren» steht noch aus, ebenso die Publikation «Der – auch heute wesentliche Beiträge zur Gestaltung der einer technischen Evolution aus, die sich global durch ein derne bestehende Traditionen zerbrochen. sequenzen zu ziehen. Das Bauhaus-Archiv hat nicht nur die weltweit größte Bauhaus- neue Mann und das Bauhaus. Männlichkeitskonzepte in der klassischen Moderne» von Gegenwart erbracht werden? Eine Erwartung, die im Übrigen Kollektiv von Erfindern, Ingenieuren und Herstellern entfal - Sammlung, sondern setzt auch, wie anlässlich eines Vortrages seiner Direktorin Annemarie Anja Baumhoff. Einen bemerkenswerte Output lieferte Philipp Oswalt mit gleich drei von nicht nur an den historischen Bauhausstätten besteht, son - tet, welche gemeinsam am Metatext der technischen Ent - Reparaturbetrieb der Moderne Jaeggi in Zürich während der Tagung «Die Schweizer Moderne und das Bauhaus» im ihm 2019 herausgegebenen Büchern: «Hannes Meyer und das Bauhaus. Im Streit der Deu - dern auch andernorts formuliert wird. Etwa bei dem Bau - wicklung schreiben. Das bautechnische Wissen hat sich von So gesehen waren die Avantgarden in der Entwicklung der November letzten Jahres zu erleben war, strikt auf zeitgemäße Interpretation der Bauhaus- tungen» (mit Thomas Flierl), «Hannes Meyers neue Bauhauslehre», «Bauhaus/Documenta. hausmuseum in der chinesischen Stadt Hángzhou, das 2012 handwerklichen Traditionen in technische Produkte verla - Moderne nicht eine Vorhut, sondern der kulturelle Repara - Idee. Der Wettstreit der Bauhaus-Museen bleibt weiter interessant. Vision und Marke» (u.a. mit Daniel Tyradellis) sowie als Autor «Marke Bauhaus 1919- von der Chinese Academy of Arts eröffnet wurde, um die gert. Handwerkliche Kulturen beruhen auf dem impliziten turbetrieb der Moderne. Wenn etwa Walter Gropius 1923 heutige Designlehre und -praxis zu beleben. – Wenn Wissen der Handwerkstraditionen, auf lebendigen lokalen von «Kunst und Technik – eine neue Einheit» sprach, so war wir dies verstehen wollen, geht es nicht um die Formen und Praktiken. Mit der Moderne wurde das bautechnische Wis - dies weniger Ausdruck einer ungebrochenen Zukunfts - Produkte des Bauhaus – sei es in ihren trivialisierten Formen, sen in Patenten explizit gemacht und in die Produkte und ihre euphorie, als Verweis auf ein gestörtes, krisenhaftes Ver - wie etwa bei Fertighäusern im Bauhausstil, oder in ihren feti - Gebrauchsanweisungen verlagert. Daher können moderne hältnis zwischen Kunst und Technik, das durch kulturelle schisierten und musealisierten Formen, wie im Bauhaustou - Bautechniken unabhängig von lokalen Baukulturen weltweit Erneuerung in eine neue Balance und einen neuen Zusam - rismus mit lizensierten Nachbauten originalen Bauhaus- eingesetzt werden. Die Modernisierung entwickelt zentrifu - menhang gebracht werden sollte. – Symptomatisch designs oder der Rekonstruktion von Bauhausbauten. All das gale Kräfte, welche bestehende Zusammenhänge auflöst dafür ist die Architektur des Bauhausgebäudes selbst. So ist sehr real, aber nicht mehr als die Verwertung einer ver - und die Gegenwart fragmentiert. Die Entfesselung dieser gestalterisch innovativ es ist, so offenkundig ist zugleich, gangenen Epoche, einer nicht mehr lebendigen Praxis. Die technisch-wissenschaftlichen Kräfte hat eine bemerkens - dass es technisch gesehen ein Rückblick in das 19 . Jahrhun - Scheitelpunkte 2019 ». – Auch das auf fünf Jahre angelegte und mit der Zeitschrift «ARCH+» ver - Ursache für die fortbestehende Virulenz der Bauhausideen werte Dynamik. Aber diese Entwicklung, dieser Fortschritt, dert ist: Stahlbeton, Skelettbauweise, Glasfassade, Zentral - Für den Kreis der Bauhaus- und Moderne-Forscher*innen ist die im Jubeljahr, allen Diffe - bundene «Projekt Bauhaus» kann auf eine bemerkenswerte Bilanz verweisen (www.pro - liegen tiefer und erfordern einen genaueren Blick auf das ist nahezu wertefrei, quasi ungerichtet und zunächst einmal heizung, Aufzug und vieles mehr sind Errungenschaften des renzierungen zum Trotz, stets reproduzierte Vorstellung natürlich ein Graus, dass alle klas - jekt-bauhaus.de). Zuletzt war im Grünen Salon der Volksbühne die Beerdigung des Bauhaus Wesen der Moderne. ziellos. Wissenschaft, Technik und Wirtschaft können erfreu - 19 . Jahrhunderts. Technisch gesehen wäre es möglich ge - sische Moderne nun «Bauhaus-Moderne» sein und der «Bauhaus»-Stil in allem stecken «Ciao Bauhaus» zelebriert worden: «Es ist an der Zeit, vom Bauhaus Abschied zu nehmen, liche wie schreckliche Dinge hervorbringen, und meist lie - wesen, das Bauhausgebäude in nahezu gleicher Gestalt soll, was die ästhetische Kultur zeitgenössischer moderner Gesellschaften ausmacht. Das um sich unvoreingenommen den Herausforderungen der Gegenwart zu stellen zu können. Die Moderne: Fragmentiert und zentrifugal gen diese Dinge sehr nahe beieinander. Eine Technologie – auch 50 Jahre früher zu errichten. Die technischen, aber «iPhone» sei Bauhaus, heißt es. Ist diese Reduktion der Preis, um wieder an die Idee des Fünf Jahre lang hat ‹projekt bauhaus› eine kritische Inventur der Bauhausideen unternom - Das Bauhaus ist Teil der Moderne, deren Epoche um 1800 wie etwa das Flugzeug Junkers 52 – kann gleichermaßen auch gestalte rischen Zitate des Bauhausgebäudes gleichen Fortschritts anknüpfen zu können? War nicht vor kurzem noch das Bauhaus – im post- men, ihren utopischen Überschuss, die immanenten Widersprüche und das Potential für mit der Industrialisierung, dem Kapitalismus, den modernen zum Transport vieler Menschen in den Urlaub, wie zum Bom - eher einer Spolienarchitektur des vergangenen Industrie - modernen Verständnis – Schuld am monotonen Massenwohnungsbau und an falsch ver - die Gegenwart überprüft.» Zum Abschluss auf der Hauptbühne der Volksbühne: «Das Bau - Wissenschaften und den Nationalstaaten Gestalt annahm bardieren von Städten genutzt werden. Eine neue Substanz zeitalters als einem Aufbruch ins Neue und Unbekannte. standener Gleichmacherei? Wie historisch und ästhetisch reflektiert sind hier die Zugänge? haus – ein rettendes Requiem». – Was bleibt zur Halbzeit im Jubiläumsjahr? Alles und bis heute fortdauert. Das Verständnis von der Architek - – wie Zyklon B – kann dem menschlichen Wohlbefinden Genau dies kritisierte dann auch der amerikanische Erfinder – Auch die richtige Idee, an das Bauhaus bundesweit zu erinnern, hat zu vielen Bauhaus? Nein. Mit dem Bauhaus aufs Ganze gehen? Ja! Deshalb versuchen wir in der tur der Moderne folgt meist einer heroischen Geschichts - durch die Bekämpfung von Ungeziefer dienen, wie zur indus - und Architekt-Ingenieur Buckminster Fuller: «Der ‹Inter- regionalen Initiativen ermutigt, bei denen oft der Bezug zum Bauhaus als eher konstruiert zweiten Ausgabe von HENSELMANN zum Bauhaus zwei Punkte zu setzen: Erstens, wo schreibung: Heroische Architekten schaffen ikonische Bau - triellen Ermordung von Menschen genutzt werden. Die Ambi - nationale Stil›, der auf diese Weise durch die Neuerer vom gelten muss. Besonders tut sich hier das Land Nordrhein-Westfalen mit dem Rahmen - liegt das Erbe jenseits der Museen in den Hochschulen für Gestaltung? Und zweitens: Die ten, die Geschichte schreiben. Die Realität der Architektur - valenz der Moderne gehört zu ihrem Wesenskern. Bauhaus nach Amerika gebracht wurde, stellte eine Mode - programm «Bauhaus im Westen» hervor. Der 6. Rheinische Tag für Denkmalpflege «Neues als soziale Grundfrage wiederentdeckte WOHNUNGSFRAGE und die ihr zugrundeliegende praxis ist weitgehend eine andere. Die Moderne als Prozess erscheinung dar, die ohne die Kenntnis der wissenschaft - bauen! Moderne Architektur der Weimarer Republik im Rheinland» formuliert dagegen BODENFRAGE eröffnen neue Zugänge zum Bauhaus. – Wir plädieren für eine Fort - vollzieht sich in der Akkumulation einer Vielzahl von kleins - Bauhaus: Suche nach einer neue Synthese lichen Grundlagen für strukturelle Mechanik und Chemie erfreulich exakt: «Obwohl direkte Verbindungen zum Schulbetrieb des Bauhaus, etwa durch setzung des Bauhaus-Jubiläums! Für den anstehenden gesellschaftlichen Wandel benötigt ten Veränderungen in den unterschiedlichsten Bereichen. Als das Bauhaus 1919 gegründet wurde, hatte unmittelbar auskam. (…) Die internationale Bauhaus-Schule benutzte ehemalige Studierende des Bauhaus selten sind und die Bauten Mies van der Rohes in Deutschland einen Bauhaus-Projektfonds 2019 –2033 , ein in die Zukunft gestülptes viertes, Es ist eine Evolution in einem Prozess mit zahllosen Akteu - davor die krisenhafte Entwicklung der modernen Industrie - Standardinstallationen und brachte es gerade noch fertig, Krefeld die Ausnahme von der Regel blieben, finden sich im Rheinland doch auch eine virtuelles Museum. Damit sich Deutschland nicht wie 1933 vor dem Abgrund sieht, braucht ren in unzähligen Mikroschritten. – Exemplarisch staaten in die Katastrophe des Ersten Weltkriegs gemündet, die Hersteller zur Modifikation der Oberfläche von Wasser - Reihe von Gebäuden jener Zeit, die eine funktionale Konzeption mit einer sachlichen Archi - es Aufbruch. Eine zukunftsweisende Rezeption des Bauhaus, auch im grün-rot-roten Spek - dafür ist die Bautechnik, die für die klassische Avantgarde dem ersten modernen, industrialisierten Krieg. Ein Tradi- hähnen sowie der Farbe, Größe und Anordnung der Kacheln tektursprache verbinden.» – Beobachten wir so zum einen eine Überdehnung des trum, hat gerade erst begonnen. mit ihrer Begeisterung für neue Materialien und Konstruk - tions- und Zivilisationsbruch unvorstellbarer Härte hatte zu überreden. (…) Kurz, sie befassten sich nur mit dem Pro - Bauhaus-Begriffes, muss das Bauhaus zum anderen als Projektionsfläche zeitgenössischer tionen eine wichtige Rolle spielte. Patente repräsentieren stattgefunden. In Reaktion auf die zentrifugale, ungerichtete blem, die Oberfläche von Endprodukten zu modernisieren, THOMAS FLIERL , Jahrgang 1957, ist Philosoph, Historiker und Autor. 2002 bis 2006 war er Kultur- und Wis - Reduktionen herhalten. Verstörung und Empörung rief der ARD -Film «Lotte am Bauhaus» senschaftssenator von Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Themenfeld Architektur, Stadtentwick - und dokumentieren im Bereich dieser materiellen Kultur die und nicht zuletzt zerstörerische Entfaltung der Moderne ver - wobei diese Endprodukte notwendigerweise Subfunktionen hervor, der unter Anspielung auf Thomas Manns «Lotte in Weimar» (und in Dessau) die lung, Geschichte und Politik. Evolution der Moderne. Auf Basis unzähliger Erfindungen suchte das Bauhaus, die Fragmentierung durch eine neue einer technisch veralteten Welt waren.» – Es wäre soziale Frage am Bauhaus pseudofeministisch reduzierte, «sich in die Vergangenheit für die verschiedensten Elemente und Methoden wird die Gesamtheit und Synthese zu überwinden und zugleich, dem fehlgeleitet, mit dieser durchaus zutreffenden Kritik den hineinempört, aber zur Gegenwart schweigt. Oder wann haben Sie in der Primetime von Bau technik ständig weiterentwickelt. In Deutschland etwa Projekt der Moderne einen Sinn, eine Ausrichtung, ein Ziel Wert der Leistung von Walter Gropius und des Bauhaus ARD und ZDF zuletzt den Namen einer zeitgenössischen Künstlerin gehört oder besser wurden seit Einführung des modernen Patentwesens im zu geben. – Dies trifft nicht nur auf das Bauhaus zu, insgesamt zu schmälern. Hingegen sollte es Anlass sein,

4 FOTOCOLLAGE* QUELLEN © FOTOS: FEINE SAHNE FISCHFILET, KONZERT BRAUHAUS · VOLKSBÜHNE BERLI N/ PROJEKT BAUHAUS/CIAO BAUHAUS! · BAUHAUS IMAGINISTA /AFRIKA · AR D/ LOTTE AM BAUHAUS · SPECTOR BOOKS /HANNES MEYER-CO VER 5 unser Verständnis der künstlerischen Avantgarde zu über - «sich seinerzeit vorgenommen hatte, wenngleich ohne lose Schriften, geometrische Grundformen und die Verwen - dessen vereinsamen, hatte die virtuelle Größe des Bauhaus Instabilität und Widerspruch hatte, war seit seinem Ausscheiden aus dem Bauhaus 1928 denken. Viel zu sehr folgen wir den Selbstdarstellungen und Erfolg, eine humanistische Sicht auf die technische Zivilisa - dung von Elementarfarben. Die Produkte waren hierbei weni - den gegenteiligen Effekt: Sie schuf Aufmerksamkeit und Auf Basis eines vagen programmatischen Kerns formierte intensiv damit befasst, eine griffige, widerspruchsfreie Selbstheroisierungen der Avant garden als Speerspitzen der tion freizulegen, d.h. die menschliche Umwelt als ein neues ger Motoren der Transformation, als dass sie in ihrer ikono - Attraktion und zog viele interessierte und experimentelle sich ein diskursiver Suchprozess, der eher eine produktive Marke «bauhaus» zu formulieren, die ein vermeintlich zeit- Gesellschaft, welche die Traditionen aufbrechen und ins ‹konkretes Entwurfsfeld› zu betrachten.» Und: «Das Bauhaus grafischen Qualität die Schwelle des bereits weit vorange - Menschen an, wovon das Schaffen des Bauhaus wiederum Instabilität als Gewissheit zum Ausdruck brachte. In den loses Idealbild der neuen Einheit von Kunst und Technik for - Unbekannte voranschreiten. Doch de facto befanden sie begnügte sich nicht damit, das Hin und Her der Welt wider - schrittenen Epochenwechsels in leicht verständ licher Form real profitierte. Die überzogenen Behauptungen wurden zu vierzehn Jahren ihrer Existenz folgte die Schule nicht etwa muliert, die in dem Bauhausstil der frühen Dessauer Phase sich in einer prekären Situation, in der die einstigen kultu - zuspiegeln; es versuchte auch, diese Welt zu verändern. (...) dinglich-visuell markierten. Gegenüber dieser Zeichenhaf - selbsterfüllenden Prophezeiungen. einem festen Programm; vielmehr richtete sie ihr Konzept mit ihren Stahlrohrmöbeln und einer kubischen Architektur rellen Zusammenhänge längt zerstört waren. Der Moderne - Das Bauhaus befand sich immer in Gegenrichtung, weil es tigkeit trat die angebliche Priorität der alltagsweltlichen gleich mehrfach neu aus. Aufgrund einer bemerkenswerten mit Flachdächern, großen Verglasungen und weißen Fas - prozess war in technisch-wissenschaftlicher Hinsicht weit auf die Zukunft ausgerichtet war.» – Das historische Performativität der Produkte meist in den Hintergrund . Utopischer Überschuss und Vagheit Dynamik gab es nicht das Bauhaus, sondern die Bauhäuser saden mündete. Möglich war dies nur durch Ausblendung vorangeschritten und hatte zu einer kulturellen wie gesell - Bauhaus hat versucht, die Transformation von der hand - – Die abstrakte und reduktionistische Zeichenhaftig - Wesentlich zur Aktualität des Bauhaus trägt der utopische – unterschiedliche, widersprüchliche, gegensätzliche Strö - seiner Vorgänger (van der Velde), Mitstreiter (Arbeitsrat für schaftlichen Krise geführt. Die Suche nach neuen kulturel - werklichen zur industriellen Produktion, vom Laissez-faire- keit der Objekte formulierte das ästhetisch Versprechen Überschuss der Bauhausprogrammatik bei. Eben weil es eine mungen und Meinungen. Symptomatisch hierfür war die Kunst), Zeitgenossen (sowjetische Avantgarde) und Nach- len Formen war weniger proaktiv als reaktiv. Gleichwohl Kapitalismus zum Sozialstaat fortschrittlich zu gestalten. einer neuen Einfachheit im Kontrast zu einer zu nehmenden Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit des histo- Koexistenz der Suche nach Norm, Standard und Universali - folger (Hannes Meyer). Die konzeptuellen Konflikte und wäre es einseitig und verkürzt, die Avantgarden auf die Wesentlich war hierbei, dass es eine kritische Differenz zur komplexeren, ausdifferenzierten und mit der Entfaltung der rischen Bauhaus gab, zwischen Idee und Praxis, er zeugt tät mit der exzentrischen Individualität der Bauhäusler und Krisen des Bauhaus, welche für jegliches Aktualisierungsbe - Rolle einer Reparaturtruppe zu reduzieren, denn sie reagier - Gegenwart formulierte. Es verfolge die Idee, mit Gestaltung Individualität vielfältigeren Welt. das uneingelöste Versprechen den Drang zur Fortführung. ihrer Werke. – Denn das war gerade die Stärke: mühen essenziel wären, wurden systematisch verschwiegen ten nicht nur auf den Modernisierungsprozess, sie agierten Gesellschaft transformieren zu können. Also Gestaltung – Die symbolischen Formen waren zudem pro - – Verstärkt wird die fortwirkende Virulenz des Bau - Widersprechende Konzepte und gegensätzliche Ideen in und vertuscht, eine aseptische Ikone wurde geschaffen. auch in Hinsicht auf die Formulierung kultureller Prozesse. nicht als Affirmation der Gegenwart, als Dienstleistung am grammatisch aufgeladen mit emanzipatorischen Ideen und haus durch seine konzeptuelle Vagheit und Diffusität, die Verbindung zu bringen, in produktiven Austausch. Josef Bemerkenswerterweise hat Gropius bis zu seinem Tode zur Sie waren also Getriebene wie auch Treibende. Status quo, sondern Gestaltung als Kritik der Gegenwart, Versprechen, welche sie zwar dinglich-alltagsweltlich weit - zu einer breiten Anschlussfähigkeit führt, der Möglichkeit, Albers beschrieb dies im Nachhinein so: «Das Beste am Beschreibung der Bauhauskonzeption nur seinen Text von als Imagination eines anderen Möglichkeitsraum; Gestal - gehend nicht einlösen konnten, die sie aber als visuell- Bauhaus war, dass wir voneinander absolut unabhängig 1923 veröffentlicht, als hätte danach keine relevante Wei - Synthese des Wissen tung als emanzipatorisches Versprechen. räumliche Metaphern ästhetisch veranschaulichten und und uns über nichts einig waren. Wenn Wassily Kandinsky terentwicklung oder Veränderungen stattgefunden. Und Die Suche nach einer neuen Synthese umfasste neben der damit glaubhaft repräsentierten . ‹Ja› sagte, sagte ich ‹Nein›, und wenn er ‹Nein› sagte, sagte obwohl sein Bild des historischen Bauhaus nicht nur verzerrt, gegenständlichen Welt der vom Menschen gestalteten Modell einer Moderne – Durch die geschichtliche Entwicklung wurden die ich ‹Ja›. Dabei waren wir bestens befreundet, weil wir sondern auch bewusst verfälscht ist, hat es sich durch - Objekte die Welt des Denkens und Wissens. Die Krise der Wesentliches Kennzeichen der Moderne ist, dass verschie - Gestaltungen des Bauhaus zum Gegenbild der NS -Moderne, gemeinsam die Studierenden mit unterschiedlichen Sicht - gesetzt: mit Hilfe von Institutionen wie dem Museum of Moderne war nicht zuletzt gekennzeichnet durch das unver - dene kulturelle Ideen von Moderne und Modernisierung welche in ihrer unvergleichlichen Brutalität das emanzi- weisen konfrontieren wollten.» Modern Art, der Harvard University und dem Bauhaus-Archiv, mittelte Nebeneinander unterschiedlicher Wissensarten gleichzeitig existieren und im Widerstreit liegen. Und hier patorische Versprechen ihres Gegenpols deutlicher zum und Projekten wie der Wanderausstellung «50 Jahre Bau - und die Konflikte zwischen diesen. Dazu gehörten – um die nimmt das Bauhaus – so meine These – eine strategische Vorschein brachte, dessen Glaubwürdigkeit bekräftigte und Wo stehen wir heute? haus» von 1968 und der von Hans Maria Wingler geschrie - für Gestaltungsfragen wichtigsten Wissensformen zu be- Rolle ein. Die Aktualität des Bauhaus liegt in seiner Haltung de facto heroisierte. Heute sind wir an einem anderen Punkt als vor 80 Jahren. benen Bibel der Bauhausgeschichtsbeschreibung aus dem nennen – die sich rapide entfaltenden modernen Natur-, und Positionierung zum Modernisierungsprozess, die es Der Designtheoretiker und Die Moderne hat alle Lebensbereiche durchdrungen. Die Jahr 1962 . Das Bild, welches wir heute vom Bauhaus haben, Technik- wie auch Geisteswissenschaften, das schrittweise prototypisch praktiziert hat. In der Auseinandersetzung über Die fortgesetzte Verwendung des Formenrepertoires des Konsumgesellschaft ist voll entfaltet, ebenso wie das fossile ist das von Walter Gropius. – Wenn es irgend etwas abgelöste, doch in vielen Alltagsbereichen noch sehr prä - die Frage, welche Moderne wir wollen, formuliert das Bau - Bauhaus (welches de facto das Repertoire einer breiten zeitweilige Rektor der Hoch - Energiesystem. Die digitalen Technologien befinden sich in in Deutschland nach 1945 gegeben hat, was mit einer ge - sente, wenn auch zunehmend fragmentierte tradierte Erfah - haus eine Idee von Moderne, die nach wie vor Grundfragen Störung der klassischen Moderne ist) stellt durch seine einer rapiden Expansion. – In den 1920 er Jahren wissen Berechtigung und Relevanz als eine Aktualisierung rungswissen, das neu entstehende industrielle Produktions - der Gegenwart adressiert. Es sind nicht die konkreten programmatische Aufladung eine Art Glaubensbekenntnis schule für Gestaltung Ulm sprach man von der Neuen Welt, dem Neuen Menschen, der der Bauhausidee verstanden werden kann, dann war dies wissen und der mystifizierende Geniekult des 19 . Jahrhun - Lösungen für dieses Modell einer Moderne, welche die dar, mit welchem das vom Bauhaus repräsentierte Moder - Neuen Stadt. Heute geht es nicht mehr darum, eine neue die Hochschule für Gestaltung in Ulm. Und dies geschah derts. Vor diesem Hintergrund suchte das Bauhaus durch die Aktualität des Bauhaus ausmachen. – Das vom nisierungsmodell und die darin formulierten Werte symbo - Tomás Maldonado sprach davon Welt zu erfinden. Wir benötigen ein anderes Verständnis als genau in der bewussten Abkehr von dem Bauhauserbe, wie Integration von Wissenschaft, Kunst und Technik nach einer Bauhaus formulierte Modell einer Moderne formuliert eine lisch-rituell bejaht werden. Hiermit erfolgt eine für jeder - die klassische Avantgarde von Erneuerung und dem Neuen. es von Gropius vertreten wurde, und einer expliziten Kritik neuen Synthese des Wissens, nach einer neuen Kohärenz Kritik des Status quo wie es gleichzeitig die Modernität mann verständliche kulturelle Positionierung in dem fort - (…) «Das Bauhaus begnügte sich Die moderne Industriegesellschaft durchdringt die ganze daran. Im Kontext des 100 -jährigen Bauhausjubiläums ist im Geistigen. Diese war – bei zugleich vorhandenen esote - bejaht. Es sieht die Antworten auf die Herausforderung der dauernden gesellschaftlichen Widerstreit konkurrierender Welt. Eine Ausweitung und Radikalisierung der Moderne ist von Kritik aber wenig zu hören. Unter dem nebulösen, ver - rischen Ansätzen – zwar vorwiegend rationalistisch-positi - Gegenwart eben nicht in einer Restaurierung zerstörter kul - Mo der nisierungsmodelle . nicht damit, das Hin und Her obsolet. Es geht um Gestaltung als Re-Form der Gegenwart, meintlich radikalen, aber letztendlich völlig unverbindlichen vistisch orientiert, doch suchte sie die Dominanz der Natur- tureller Traditionen und Modelle, sondern die Weiter- und nicht um Neukonstruktionen. – Der Blick auf das Motto «Die Welt neu denken» soll das Bauhauserbe touris - und Technikwissenschaften durch andere Wissensarten Neuentwicklung von kulturellen Modellen und Praktiken auf Exemplarische Praxis der Welt widerzuspiegeln; Ganze ist nach wie vor unverzichtbar, aber wir haben heute tisch, kulturell und politisch in Wert gesetzt werden. Drei auszubalancieren. Gestaltungsfragen wurden durch die Ent - Basis der technischen und wissenschaftlichen Möglichkei - Entscheidend war, dass dieses Modell des In-der-Welt-Sein den positivistischen Glauben an die Möglichkeit eines Bauhausmuseen wurden und werden gebaut, die kulturelle wicklung von systematischen Methoden zur Behandlung ten der Gegenwart. Diese gegenwartsbejahende Haltung nicht alleine Idee blieb, die Formulierung eines Manifestes, es versuchte auch, diese Welt umfassenden und vollständigen Verstehens der Welt, an die Maschinerie des Außenministeriums läuft auf Hochtouren, von Formen, Geometrie und Bewegungen, Farben und Mate - zum und im Modernisierungsprozess macht die Essenz der sondern gemeinschaftlich modellhaft praktiziert wurde. Und Einheitswissenschaft, verloren. Nicht auflösbare Wider - die öffentlich-rechtlichen Medien und die Filmförderung rialien versachlicht, Produktionswissen durch Werkstattpra - Bauhausidee aus, die mit ihrer kritischen Distanz zum Status hiermit geht das Bauhaus über die Avantgardebewegungen zu verändern. (...) Das Bauhaus sprüche wie auch eine fundamentale Unvollständigkeit des produzieren Bauhausfilme im Dutzend. – Die politi - xis und Prototypenentwicklung erschlossen und umgekehrt quo Antworten auf die aktuellen Krisen der Modernisierung der klassischen Moderne vom Dadaismus und Futurismus Wissens und der Erkenntnis erfordert ein Agieren mit Unsi - schen Parteien im Bundestag von der CSU bis zur Linken wissenschaftliche Erkenntnisse in die Gestaltungsarbeit zu geben verspricht. – Dabei zeichnet sich das über DeStijl bis zum Surrealismus hinaus: Es gelang ihm, die befand sich immer in Gegen- cherheiten und Unwissen . – Trotz dieser Verände - beschwören unisono das Bauhaus als von «Einfachheit, eingeführt und für diese fruchtbar gemacht. Gestaltung Modernisierungsmodell des Bauhaus keineswegs durch Ein - Grenzen von Künstlerklubs zu überwinden und sich ansatz - rungen eignet sich das Modell Bauhaus noch heute für eine Schönheit, Funktionalität» gekennzeichnetes «Gutes De - wurde nicht mehr isoliert von und im Konflikt mit Wissen - zigartigkeit aus, sondern ist eher typisch für eine Vielzahl weise im gesellschaftlichen Alltag zu verankern. Die Kraft richtung, weil es auf die Zukunft Positionierung im Modernisierungsdiskurs: Bejahung von sign» für eine «demokratische Gesellschaft», «sozial» und schaft und Technik gesehen . Angestrebt waren die Verknüp - moderner Positionen der 1920 er Jahre in Europa – vor allem des Bauhaus lag nicht in seinem Manifest (das schnell ver - Modernität bei kritischer Distanz zur Gegenwart, Suche nach «zugänglich für alle Menschen». – Der zeitweilige fung und wechselseitige Befruchtung der unterschiedlichen im deutschsprachigen und niederländischen Raum. Doch altet war), sondern in seiner pädagogischen und gestalteri - ausgerichtet war.» Komplexitätsreduktion und Synthese, Bemühen um gesell - Direktor der Ulmer Hochschule Tomás Maldonado schrieb Disziplinen. Somit gelang in Ansätzen eine Synthese von wohl kaum einer anderen Gruppierung bzw. Institution ein - schen Praxis. Und diese beruhte auf einer selbstorganisier - schaftliche Emanzipation mit Mitteln der Gestaltung etc. bereits 1963 : «Das Verständnis der eigentlichen Bedeutung zuvor durch die Entwicklung der Moderne getrennten Wis - schließlich des Werkbundes und des CIAM ist es gelungen, ten und selbstbestimmten Produktion. In dieser gelang die Das Bauhaus hat seinen (vermeintlichen?) Avantgarde- des Bauhauses, vor allem die Beziehung zu unseren gegen - sensarten, von Bild- und Textwissen, von analytischem und eine auch international so erfolgreiche Marke zu kreieren, Verknüpfung von Theorie mit Praxis, die sich Gestaltung als charakter verloren und ist zum Namensgeber eines anderen wärtigen Problemen, gibt es nicht. Im Grunde handelt es sich projektivem Arbeiten, von intuitivem, implizitem und ratio - so dass heute das Bauhaus oft als pars pro toto steht und gesellschaftlicher Aufgabe widmete. kulturellen Modells geworden, das selbst schon Tradition ist. nur um eine Scheinblüte, um den Versuch, das Bauhaus zu nalem Wissen. – Das Bauhaus war ein Experiment ihm fälschlicherweise viele Gestaltungen anderer zuge - eine Vielzahl von Ideen und Blickwinkeln einzubinden. – Aber wie andere Traditionen auch bedarf es der kanonisieren oder besser noch, zu archäologisieren, das Bau - der Entgrenzung, Entkategorisierung und Zusammenfüh - schrieben werden, wie es etwa bei der vermeintlichen Bau - Kollektivität und Marke – Mit der Einbeziehung einer großen Zahl relevan - steten Neuinterpretation und Aktualisierung, um seine Rele - haus in eine Reliquie zu verwandeln, die nur bei feierlichen rung, der Verbindung des zuvor Getrennten: Interaktion der hausstadt Tel Aviv der Fall ist. Bauhaus ist zu einem Stil-, ja Eine Voraussetzung des Modellcharakters des Bauhaus war ter Gegenwartspositionen entwickelte das historische vanz für die Gegenwart zu behaupten. Der Bedarf an kultu - Anlässen hervorgeholt wird. In ein Kultobjekt, das bisweilen unterschiedlichen gestalterischen Disziplinen; Durchdrin - nahezu zu einem Epochenbegriff geworden. die für die 1920 er Jahre typische Gruppenbildung, die das Bauhaus einen Plattformcharakter aus, der letztendlich die rellen Reparaturen der Modernisierungskrisen besteht fort . die Funktionen des Totems erfüllt, bisweilen die eines Tabus. gung von Kunst, Wissenschaft und Technik; Verschmelzung Individuelle überwand. Die Produkte des Bauhaus wurden progressive Gegenwart als Ganzes repräsentieren sollte, Auf diese Weise wird das Bauhaus endgültig außer Spiel von Forschung, Lehre und Praxis; Zusammenführung von kul - Zur Prägnanz des «Modell Bauhaus», die für seinen Erfolg nicht unter den Namen ihrer Gestalter in die Welt gebracht, sei es durch die Einladung zu Vorträgen und Lehraufträgen, Das untote Bauhaus gesetzt und seine Nicht-Aktualität beschlossen; genau das turellen Einflüssen aus verschiedensten Ländern. ausschlaggebend war, trugen mehrere Faktoren bei : sondern unter dem gemeinschaftlichen Label. Die Marke sei es durch die Aufnahme von Fremdautoren in die Publi - Doch stellt sich die Frage, ob es zu solchen Aktualisierungen Gegenteil dessen, was heute Not täte.» – eine visuell-rhetorische Plakativität der Gestal - Bauhaus wurde bewusst entwickelt und positioniert. kationen des Bauhaus. überhaupt kommt, wenn man das Elend der Bauhausrezep - PHILIPP OSWALT , Jahrgang 1964, ist Architekt und Professor für Ein Entwurf des In-der-Welt-Sein tungsprodukte, die den Übergang vom Handwerk in die Durch geschickte Vermarktung und PR war das tion seit 1930 betrachtet. Walter Gropius, der bis zu seinem Architekturtheorie und Entwerfen an der Universität Kassel. Er begrün - – dete mit Partnern die Initiative «projekt bauhaus», die sich seit 2015 Das Bauhaus formulierte einen Entwurf des In-der-Welt- Industrieepoche markierte, sei es in der Architektur durch Bauhaus gerade zu Anfang in vieler Hinsicht überbewertet Tod die ungebrochene Aktualität der Bauhausidee propagiert dem Potenzial des Bauhaus für die Gegenwart widmet. Sein des Menschen in der Moderne. Der Designtheoretiker Flachdach, Glasfassade, weiße Wände und kubische Baufor - und quasi ein Scheinriese, der größer zu sein vorgab, und zeitweilige Rektor der Hochschule für Gestaltung Ulm men, sei es im Produktdesign durch die Verwendung der als er war. Doch anders als in Kinderzählungen, in denen Tomás Maldonado sprach davon, dass das Bauhaus 1963 Materialien Stahl und Glas, sei es in der Grafik durch serifen - Scheinriesen ihre Umwelt in Angst versetzen und infolge -

6 © FOTOCOLLAGE* QUELLE FOTOS: HFG-ARCHIV ULM · TOMÁS MALDONADO · HOCHSCHULE FÜR GESTALTUNG ULM · MAX BILL ANLÄSSLICH DES 100-JÄHRIGEN BAUHAUS JUBILÄUMS ENTSTEHEN DREI NEUE MUSEEN IN WEIMAR, DESSAU UND BERLIN. SIE SIND BEGEGNUNGSORTE, KULTURZENTREN, BILDUNGSLABORE UND VERANSTALTUNGSBÜHNEN. DIE BAUHAUS- MUSEEN THOMAS FLIERL / DIETER FESEKE WEIMAR «EIN NEUES KULTURQUARTIER FÜR DIE MODERNE » 1 BAUHAUS-MUSEUM WEIMAR NEUBAU HEIKE HANADA | BENEDICT TONON · BERLIN

Mit dem neuen BAUHAUS-MUSEUM WEIMAR entstand ein neues Kulturquartier in der 22 m Bahnhof Bauherrin: Klassik Stiftung Weimar Stadt Weimar, das den Bogen vom ausgehenden 19. Jahrhundert über die ambivalente Historie NORDVORSTADT der Moderne bis hin zur Gegenwart spannt. In unmittelbarer architektonischer und musealer Finanzierung: 22,6 Mio. € Neues Nachbarschaft treffen hier in einer Art «Topographie der Moderne» Reformideen des ausge - Museum Freistaat Thüringen und Bund Bauhaus Gauforum henden 19. und frühen 20. Jahrhunderts, ein bemerkenswertes Kulturprojekt der Weimarer Museum Weimar Republik, das ehemalige «Gauforum» der Nationalsozialisten mit einer Ausstellung zum Thema SÜD · NACHTSANSICHT WEST · PARKSEITE OM Nutzfläche: 4.600 qm WEIMAR Zwangsarbeit, die DDR -Moderne und das neue Bauhaus-Museum Weimar aufeinander. ALTSTADT Deutsches Ausstellungsfläche: 2.100 qm – Am Rande des Weimarhallenparks direkt gegenüber der Herrschaftsarchitektur des Nationaltheater

A m ehemaligen nationalsozialistischen «Gauforums» steht der Neubau des Bauhaus-Museums H FRONTANSICHT o Breite x Höhe: 44 x 22 m r n Weimar. Die Architekten setzen dem historisch sensiblen Ort mit einem Kubus, der auf einem WESTVORSTADT Goethepark Betonsockel thront, ein minimalis tisches, zugleich aber selbstbewusstes Statement entgegen Bauhaus PARKVORSTADT Universität und lösen dieses mit einem komplexen Spiel aus fünf unterschiedlichen Raumebenen in seinem Weimar Inneren auf. Der Entwurf stammt von HEIKE HANADA . Sie setzte sich mit ihrer Idee 2012 in einem internationalen Architektenwettbewerb gegen mehr als 500 Teilnehmer durch. OM OST – Das neue Domizil der Bauhaus-Sammlung der Klassik Stiftung, deren wichtigsten 44 m Grundstein einst Walter Gropius selbst legte, verfügt über ca. 3.000 Quadratmeter Nutzfläche. 1/2 SÜD DESSAU «OFFENE BAUHAUS-BÜHNE IN DER STADT » 1 BAUHAUS MUSEUM DESSAU NEUBAU ADDENDA ARCHITECTS (VORMALS GONZÁLEZ HINZ ZABALA) · BARCELONA PARKSEITE 12 m

0ST 105 m

BAUSTELLE APRIL 2019 Meisterhäuser · Ebertallee

Hochschule Umwelt Bauherrin: Stiftung Bauhaus Dessau Anhalt FH Bundesamt BAUHAUS UCI DESSAU Finanzierung: 28 Mio. € G r o PERSPEKTIVE STADTZENTRUM p i u Land Sachsen-Anhalt und Bund s a Anhaltinisches l l e Theater Dessau e ZENTRUM

Stadtpark Bauhaus Nutzfläche: 3.670 qm Museum

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s Das BAUHAUS MUSEUM DESSAU entsteht zum 100 . Gründungsjubiläums des Bauhaus und wird im Jubiläumsjahr 2019 eröffnet werden. Das neue Bauhaus Museum im Dessauer Stadtpark präsentiert die wertvolle Sammlung der Stiftung Bauhaus r e

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Dessau und schafft eine neue Verbindung zu den übrigen Bauhaus-Bauten in der Stadt. Bisher war die Präsentation der Sammlung im Bauhausgebäude nur eingeschränkt möglich. In dem neuen Museum entstehen erstmals geeignete Räumlichkeiten für K Breite x Höhe: 12 x 105 m FRONTANSICHT ße Stra eine umfassende öffentliche Präsentation. Die Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau umfasst rund 49.000 katalogisierte Exponate und ist die zweitgrößte Sammlung zum Thema Bauhaus weltweit . Das Bauhaus Museum Dessau wird von sche – kani As

ADDENDA ARCHITECTS (vormals GONZÁLEZ HINZ ZABALA ) gebaut . Ende 2015 wurde der Entwurf von dem jungen Architekturbüro aus Barcelona GONZÁLEZ HINZ ZABALA in einem offenen internationalen Wettbewerb unter 831 Einreichungen Historischer ausgewählt. Überzeugt hat die Jury die Museumskonzeption — HAUS IM HAUS – mit einem schwebenden Riegel aus Stahl in einer gläsernen Hülle . Im Obergeschoss wird eine in sich geschlossene «BLACK BOX » die Präsentation der Sammlung ermög - Friedhof Siedlung lichen. Das transparente Erdgeschoss, das Foyer des Museums, gibt als offene Bühne unter anderem kuratorische Freiheiten für zeitgenössische Wechselausstellungen und Veranstaltungen. Standort des neuen Museums ist der STADTPARK im Zentrum Törten 1/3 von Dessau, indem es eine Verbindung schafft zwischen dem städtischen Teil der Kavalierstraße und der grünen Parkseite . OM BERLIN «IM DIALOG MIT WALTER GROPIUS » 1 BAUHAUS-ARCHI V MUSEUM FÜR GESTALTUNG ERWEITERUNGSBAU STAAB ARCHITEKTEN BERLIN

19 m GLASTURM HANSAVIERTEL Bundeskanzleramt In Berlin wird der B AUHAUS-MUSEUMSNEUBAU ein architektonisches Zeichen setzen Haus der Kulturen der Welt Bauherrin: Bauhaus-Archiv Berlin und mit dem markanten Bau von Walter Gropius in e S inen Dialog treten . Steigende p – Schloss Bellevue r e Besucherzahlen und ein stetig anwachsender Sammlungsbestand ließen den von Bauhaus- e Englischer Garten Brandenburger Finanzierung: 64,3 Mio. € Tor Gründer Walter Gropius entworfen 1979 17. Juni en und fertiggestellten Bau mit den charakteristischen Straße des Berlin und Bund Sheddächern an seine Grenzen stoßen. Nun entsteht ein ERWEITERUNGSBAU mit einer Siegessäule TIERGARTEN Gesamtnutzfläche von rund 5 .900 Quadratmetern. Der Entwurf des Berliner A RCHITEKTEN SÜD · UFERSEITE / LANDWEHRKANAL OM Nutzfläche: 5.900 qm GROPIUS-BESTANDSBAUTEN Postdamer Platz VOLKER STAAB überzeugte in einem internationalen Wettbewerbsverfahren mit 4 1 ausge - Ausstellungsfläche: 2.000 qm wählten Teilnehmern . Im Stadtbild zeigt sich der Erweiterungsbau durch einen fili - RIEGEL· CAFE/SHOP – Aquarium Berlin Bauhaus-Archiv granen, fünfgeschossigen Glasturm und einen Riegel für Café und Shop. Sämtliche Ausstel - Museum für Gestaltung Berlin Breite x Länge: 58 x 140 m OBJEKT/GELÄNDE

L a n lungsflächen, die rund 2 .000 Quadratmeter umfassen werden, liegen unterhalb eines Plateaus, d w . e r h t r S k r a e n das als neue Freifläche gestaltet ist und mit einem großen Innenhof an den Bestand anschließt. m a a l s Ku td rfü o rs P ten Hier werden ab 2 022 in Dauer- und Wechselausstellungen die Schätze der weltweit größten stra ße AUSSTELLUNGSFLÄCHEN FOYER + DEPOT AUSSTELLUNGSFLÄCHEN Bauhaus-Sammlung präsentiert. Das Bestandsgebäude wird nach der denkmalgerechten Sanie- U-Gleisdreieck rung das Forschungsarchiv, die Bibliothek, die Sammlungsmagazine sowie Veranstaltungs - OM flächen beherbergen.Die Aufgabe, das Gebäude um ein Museum von doppelter Fläche zu OM erweitern, bot die Chance, es besser im Stadtraum zu verankern und seine Präsenz zu stärken.1 /4 WEST WEST 58 m

8 INFOGRAFIK* QUELLEN: 1) BAUHAUS KOOPERATION / BAUHAUS100.DE · 2) KLASSIK STIFTUNG WEIMAR / HEIKE HANADA - LABORATORY OF ART AND ARCHITECTURE · 3) STIFTUNG BAUHAUS DESSAU / ADDENDA ARCHITECTS · 4) BAUHAUS-ARCHIV E.V. / STAAB ARCHITEKTEN 9 empor. Am gelungensten ist die Raumwirkung dort, wo die zurück geworfen spiegelt sich die Stadt in der Glasfront haus-Museum also die eigentliche Antwort darauf geben, JÜRGEN TIETZ Geschosse aufgebrochen wurden, um Blickbezüge zwi - wider. In seinem Inneren gibt sich das Museum betont wie ein Bauhaus 2.0 nach 100 Jahren aussieht? Es ist ihm schen den Etagen zu öffnen. Doch selbst sie fördern letzt - betonruppig und werkstattmäßig. Über ein flexibel bespiel - am ehesten zuzutrauen. lich nur die museale Selbstreflektion. Über eine himmels - bares weites Erdgeschoss gelangen die Besucher künftig leitergleiche Kaskadentreppe geht es wieder zum Ausgang in das Ausstellungsobergeschoss empor. Es ist erneut eine Gleichwohl spricht einiges dafür, dass der ganze Bauhaus - hinab. Immerhin öffnen sich hier einzelne Ausblicke, eine museale Black-Box, die jeden optischen Austausch mit jubel grässlich überfrachtet ist und die Singularitätsbe - BAUHAUS wirkliche Interaktion von Museum und Umwelt entsteht so ihrer Umgebung verweigert . hauptung der Bedeutung des Bauhauses derart überinter - gleichwohl nicht . pretiert wird, dass jede architektonische Auseinanderset - WEIMAR Bleiben Berlins Bauhauspläne. Dort hatte man sich eigent - zung mit ihm schnell zu scheitern droht. Zugleich werfen Von Weimar aus wurde das Bauhaus bekanntlich nach lich schon 2005 auf den Weg gemacht, um das 1979 eröff - die beiden Bauhaus-Museen in Weimar und Dessau ein DESSAU Dessau vertrieben. Dort wird derzeit noch eifrig am neuen nete Bauhaus-Archiv zu erweitern. Der erste Anlauf, für Schlaglicht auf die aktuelle Situation der international Bauhaus-Museum gewerkelt. Dessen Entwurf stammt vom den die japanischen Superstars von Sanaa einen Entwurf nahezu bedeutungslosen Architektur in Deutschland. Das BERLIN Architekturbüro addenda (vormals Gonzales, Hinz, Zabala ) vorgelegt hatten, scheiterte an der Finanzierung und damit Bauen wird durch eine übermäßige gesetzliche Regulie - MUSEEN aus Barcelona, die sich in einem offenen Architektenwett - eine Eröffnung im Bauhaus-Jubeljahr. Einen zweiten Wett - rungswut stranguliert. Gleichzeitig wird es mit minima - bewerb durchsetzen konnten. Für September 2019 ist die bewerb gewann Volker Staab , der zu Recht zu den erfolg - lisierten Budgets geknebelt, die mit maximalisierten An - Was ist das Bauhaus 2019? Wieviel Walter Gropius, Hannes Meyer Eröffnung des Hauses geplant. Ein Besuch auf der Baustelle reichsten deutschen Museumsarchitekten zählt. Mit Sanie - sprüchen der Bauherrenschaft und Nutzer einhergeht. Geld und Ludwig Mies van der Rohe hat in einem Museum zu stecken, das 100 Jahre nach Gründung der einflussreichen deutschen Kunst - schule deren Ideen und Arbeiten ausstellt? Oder müssen sich die Ausstellungshallen im Gegenteil von dem Bauhaus-Erbe befreien? Antworten bieten drei neue Museen in Weimar, Dessau und Berlin.

Doch halt. Bereits die Frage nach dem «wieviel Bauhaus» Berlin grandios restauriert wurde. Bleibt Mies, und der die zweifelnd vor dem Haus stehen mögen, mantraartig klar: birgt Fallstricke. Sie unterstellt nämlich, dass es das eine, baute getreu dem Bonmot über ihn einfach, koste es Ja, ich bin wirklich das … Bauhaus Museum Bauhaus Gleichwohl spricht einiges einheitliche Bauhaus wirklich gab, aus dem ein typischer was es wolle . – Wenn aber das Bauhaus schon in der Museum…, als brauche es angesichts der abweisenden rung und Umbau des Stuttgarter Landtages hat er darüber ist beim Bauen gewiss nicht alles. Aber aus dieser unguten Bauhaus-Stil hervorgegangen ist. Dann braucht man nur kurzen Zeitspanne seines Bestehens bis 1933 derart hete - Architektur dieser gewaltige Bauhaus-Black-Box sicher - dafür, dass der ganze Bauhaus - hinaus bewiesen, dass er in der Lage ist, auch mit der Anspruchs- und Gemengelage kann schwerlich eine weg - noch eine Art architektonisches Kochbuch: Ein paar Tonnen rogen war, wie sollte es dann heute aussehen? Bauhaus heitshalber einer solchen Selbstvergewisserung. Nein, die - Nachkriegsmoderne gut umzugehen. Während man also in weisende Architektur entstehen. Darüber hinaus fehlt es Flachdach, etliche Kilo Fensterbänder mit Stahlrahmen und heute ist also keine Frage des Stils, sondern einer Haltung. ses Haus bietet keinen geheimen Sinn zu kosten, wie’s den jubel grässlich überfrachtet ist Weimar und Dessau 2019 Eröffnung feiert, haben die Bau - in Deutschland – nicht nur im Museumsbau – an jenem literweise weiße Farbe, fertig ist der Bauhaus-Salat. Nein, Es formuliert ein ganzheitliches künstlerisches und gesell - Wissenden erbaut. Stattdessen fühlen sich vermutlich jene arbeiten in Berlin gerade erst begonnen. – Das Ber - leidenschaftlichen Aufbruchsgeist, an der Lust zur künst- so funktionierte Bauhaus weder 1919 noch 2019 . schaftliches Konzept, zukunftsweisend in Form, Material Moderne-Kritiker bestätigt, die mit zeitgenössischem Bauen und die Singularitätsbehaup - liner Bauhaus-Archiv geht noch auf einen Entwurf des Bau - lerisch en Innovation und an Mut, die das Neue Bauen der und Funktion. Absolut modern in städtebaulicher wie in öko - in erster Linie klotzige Betonkisten in Verbindung bringen, hausgründers Walter Gropius aus den 1960 er Jahren 1920 er Jahre wie das Bauhaus einst ausmachten. Zu hin - Es gab nie nur das eine Bauhaus und daher auch keinen ein - logischer Hinsicht, muss ein Bauhaus 2.0 kluge Antwort auf die sich derart abweisend präsentieren, dass einem fast die tung der Bedeutung des Bau - zurück. Ursprünglich für einen Standort in Darmstadt kon - terfragen ist zudem das Selbstverständnis der Museen. heitlichen Bauhaus-Stil, obgleich das im hundertsten Jubel - die relevanten Herausforderungen der Gegenwart parat Lust vergeht, einzutreten. Wie schade. Ob die aus Kosten - zipiert, strickte der Berliner Architekt Hans Bandel dessen Licht und Klima gelten als die ärgsten Feinde allen Kunst - jahr der Bauhausgründung weltweit immer wieder sugge - haben. Das also ist die Latte, an der sich die drei neuen gründen verworfene Glasfassade Abhilfe geschaffen hätte? hauses derart überinterpretiert Entwurf für das Grundstück am Landwehrkanal um. Doch erhalts. Sie wollen gebändigt, müssen reguliert sein. Doch riert wird. Das Bauhaus war eine der schillerndsten Facet - Museen messen lassen müssen. Ihre Aufgabe wäre es, zur So steht der Koloss von Weimar jedenfalls hermetisch da, schon bei der Eröffnung war das mittlerweile denkmalge - ohne Licht und Luft, ohne Sichtbezug zur Welt, für die die ten einer architektonischen Moderne seit der Wende zum fortschreitenden mystifizierenden Musealisierung des Bau - ohne einen erkennbaren Bezug zur umgebenden Stadt. wird, dass jede architektonische schützte Bauhaus-Archiv eigentlich zu klein für die welt - Kunst ja einst entstanden ist, bleibt alle Kunstpräsentation 20 . Jahrhundert, die mit dem Neuen Bauen der 1920 er Jahre haus einen Gegenpol zu formulieren, indem sie ein ästheti - Autistisch, sich selbst genug. Am interessantesten ist der weit größte und bedeutendste Bauhaussammlung. Es man - ganz ohne Lust und Leben. Vergraben in traurigen Kisten, bei für einen baukulturellen und gesellschaftlichen Umbruch sches und baukulturelles Zukunftslaboratorium kreieren. Blick auf die Fassade der Rückseite. Dort schafft die hüge - Auseinandersetzung mit ihm gelte ihm an Sonderausstellungsfläche, an ausreichend denen es am Ende egal ist, ob sie nun aus Beton bestehen standen. Zwischen den esoterisch-handwerklich geprägten lige Landschaft, die Vogt Landschaftsarchitekten (Zürich, Depots sowie an einem angemessenen Vortragsraum und oder mit Glas verhängt werden. Hierhin werden nur jene Anfängen des Bauhaus in Weimar, seiner bau lichen Blüte in Also auf nach Weimar , um diese Forderung zu über prüfen. Berlin) angelegt haben, einen bewegten Kontrapunkt zur schnell zu scheitern droht. einem Ort für die Vermittlung der Bauhausideen. Hinzu Besucher gelockt, die wissen, was sie erwartet. Das Poten - Dessau und seinem kurzen Nachleben in Berlin, lagen mo- Auf mitten in das Herz der deutschen Klassik , die dort Hand starren Architektur. – Wie ein Museum aus dem glei - kamen die klimatischen Probleme des Hauses. Staabs Ent - zial von Museen als «Dritte Orte» wird zu selten ausge - derne Welten. Ablesen lässt sich das an den drei Bauhaus- in Hand mit der Klassischen Moderne schreitet. Auf zu chen Material (und ebenfalls mit recht wenigen Fenstern) wurf sieht vor, den Altbau denkmalgerecht zu sanieren und schöpft. Dazu müssen niederschwellige Aufenthaltsqualitä - Direktoren Gropius, Meyer und Mies van der Rohe . Walter Gropius und Goethe, zu Bauhaus und Buchenwald. Dort ganz anders, nämlich gleichermaßen klug wie lust- und um einen markanten, fünfgeschossigen Glasturm zu ergän - ten zwanglos mit der Möglichkeit zur ästhetischen Bildung Gropius, lärmender Propagandist des Bauhaus und der ei- steht am Rande des nationalsozialistischen Gau forums, kraftvoll aussehen kann, das haben Beispiele wie das groß - bietet also lediglich einen ersten Eindruck, noch ohne Aus - zen. Von einem zarten Mantel aus tragenden Stahlstützen verschmolzen sein, die sich in einer lustvollen architektoni - genen Person, formulierte mit dem Bauhaus eine program - gleich neben der Weimarhalle der Hamburger Architekten artig Vorarlberg-Museum (Cukrowicz Nachbaur) längst stellungsstücke. Doch auch hier macht sich beim Rundgang umhüllt, soll er künftig weithin sichtbar den Eingang mar - schen Gestaltung und einer einladenden stadt räumlichen matische Setzung. In Dessau gab er ihr mit Glasfront, fla - von Gerkan, Marg und Partner (gmp) das neue Museum, das bewiesen. Aber Weimar ist halt nicht Bregenz und Thürin - schnell Ernüchterung breit. Zwischen Altstadtfragmenten, kieren. Der Turm bietet zudem Raum für Museumspädago - Verortung widerspiegeln. Eine Einladung auf dem Weg zu chem Dach und industriellen Materialien eine gebaute nach einem Entwurf der Berliner Architektin Heike Hanada gen nicht Vorarlberg. – Die Atmosphäre im Inneren DDR -Plattenbauten und gruseligster Investorenarchitektur gik, Lounge und Dachgarten. Vom Turm gelangen die Besu - einer neuen Moderne, zu einem neuen Bauhaus . Form. Doch Achtung! Gropius Meisterhäuser sind nicht nur entstanden ist . – Es ist ein mächtiger Betonkoloss, des Museums ist spürbar unterkühlt. Immerhin, von der Ein - der Nachwendezeit böte das neue Museum die Chance für cher in das Sockelgeschoss der Museumserweiterung, mit Kompositionen cooler Kuben, sondern vor allem formal über dessen streng ge schlossene Fassade sich ein minima - gangshalle fällt der Blick durch ein weites Fenster in die Dessau, die Innenstadt durch ein architektonisches High - den eigentlichen Räumen für die Dauer- und Sonderaus - JÜRGEN TIETZ studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Ur- und Frühgeschichte an der Freien Universität Berlin. Er arbeitete minimalisierte bürgerliche Villen. Kaum größer könnte der listisches Fugenraster legt, das nachts teilweise erleuchtet villenschöne Parkumgebung und durch ein zweites hinab in light aufzuwerten. Doch der langgestreckte gläserne Rie - stellung, die dem Altbau vorgelagert werden. Schützend an verschiedenen Ausstellungsprojekten und Veröffentlichungen Unterschied zu Hannes Meyers « ADGB Gewerkschafts - wird. Ein monumen tales Portal ist hoch in den monolithi - das kleine Café des Museums. Das war es aber auch schon. gel bietet keine «Hallo, hier bin ich»-Architektur. Was im soll sie sich um einen offenen Hof legen. Dort könnte ein zur Architektur und Denkmalgeschichte des 20. Jahrhunderts mit und schreibt für überregionale Tageszeitungen. Ein Schwerpunkt seiner schule» in Bernau sein, mit der er ziegelruhig und städte - schen Baukörper ge schnitten. Es bleibt die einzige Öffnung Ansonsten stülpt sich das Haus wie eine gewaltige Lager - Ent wurf als eine luftig transparente Referenz an die Glas - Ort von hoher Aufenthaltsqualität entstehen. Über Treppen Arbeit ist die Architektur der Moderne. bau lich bewegt, einen sozialen und bildungspolitischen An - an der Hauptschauseite des Museums. Fenster sind dort mit Rippendecke und selt samen weiß geschlämmten hausfantasien eines Ludwig Mies van der Rohe daherkam, und Rampen ist er an Gropius‘ Bauteil mit seinen markan - spruch gestaltete. Obwohl inzwischen Welterbe, ist sie ein ansonsten Fehlanzeige und werden auch am übrigen Betonwänden über seine Exponate, weil für den geplanten verströmt in der gebauten Wirklichkeit lediglich den Muff ten Sheddächern angebunden, der künftig Verwaltung und bis heute unter bewertetes Meisterwerk, ein «hidden cham - Gebäude nur homöopathisch eingesetzt. In luftiger Höhe Lehmputz ebenfalls kein Geld vorhanden war. Über schmale einer Kreissparkasse der 1990 er Jahre. Auf sich selbst Bibliothek beherbergt. – Wird Staabs Berliner Bau - pion», der in den letzten Jahren von Winfried Brenne aus macht ein stets umlaufender Schriftzug allen Betrachtern, Stiegen führt der Besucherweg in die Ausstellungsräume

10 FOTOCOLLAGE* QUELLEN © FOTOS: KLASSIK-STIFTUNG.DE/HEIKE HANADA · BAUHAUS-DESSAU.DE/ADDENDA ARCHITECTS · BAUHAUS-ARCHIV.DE/STAAB ARCHITEKTEN 11 ACH MÄDELS , DIE FRAUEN ABSEITS DES RUMMELS KATHRIN GERLOF EIN NEUER SAMMELBAND NIMMT SICH DIE GEGENSÄTZE , Jena, Weimar – diese Thüringer Städte-Triade galt Grundaussage ist, dass es im Kontrast zum historischen entfalten. Die sparsam ist mit didaktischem Überzug, was im Lutherjahr 2017 als das Nonplusultra eines touristischen Bauhaus heute um die Emanzipation der Frauen in der Kunst man denn da zu sehen oder zu denken habe, die den Werken UND KONFLIKTE DER BAUHAUS-GESCHICHTE VOR Bildungstrips. Der Reformator, die Frühromantik, die Aufklä - gut bestellt ist. Sie sei selbstverständlich, wird gesagt. im Wortsinn den ihnen gebührenden Platz einräumt. rung, die Klassik, der Terror eher nicht: Reiseführer verspra - Darüber lässt sich streiten, denn wenn man sich nur einmal – Auf eine schöne Art verwegen steht am Anfang die chen, in drei Tagen nicht nur klüger geworden zu sein, son - anschaut, wie es dort, wo aus Kunst Vermögensanlage oder Frage «Warum können Sie kein Bauhaus mehr sehen?». Und TOM STROHSCHNEIDER dern auch gutes Essen, schönste Altstädte, freundliche Werkschau wird, um die Preisgestaltung bei und Anerken - wird mit den Fotos der israelischen Künstlerin Naomi Tereza Menschen. Luther light, Goethe satt, Buchenwald gehörte nung von Künstlerinnen bestellt ist, ließe sich das in Abrede Salmon (sie promovierte 2013 an der Bauhaus-Universität) bei den meisten Reiseanbietern nicht dazu, stattdessen das stellen. – 31 Künstlerinnen stellen in der Erfurter kolportiert, die sich im Alltag der Anwesenheit jenes Farb - Wer sich bei einem großen Onlinebuchhändler für das Bauhaus Flair der Universitätsstadt Jena, sozusagen die Ankunft in Ausstellung Werke vor. Sie kommen aus den Fakultäten dreiklangs nähert, der wie kein anderer für das Bauhaus der Gegenwart. Städte- mischte sich mit Geschichtshop - Kunst und Gestaltung, was meint: Freie Kunst, Medienkunst steht: blue-yellow-red-blau-gelb-rot. Ein blaues Handtuch, interessiert, bekommt es mit einem Problem zu tun: Die Auswahl ist ping. Wer allein reiste war im Zweifelsfall besser dran. und Mediengestaltung, Produkt-Design und Visuelle Kom - ein gelbes Wischtuch, ein roter Seifenspender. Die Ironie – Das gilt vielleicht auch in diesem Jahr, denn nun ist munikation sowie Architektur. Ganz gewiss stimmt die Fest - des Trivialen – gelbe Pommes, blauer und roter Messergriff Bauhaus und fast alles dreht sich um Weimar. Aber Weimar stellung, dass die Widerstände gegen Künstlerinnen heute – überall scheint Bauhaus auf, das macht es ja gegenwärtig zu groß, riesig, unüberschaubar. Allein 993 Bücher über die Schule allein ist nicht das ganze Vergnügen. Denn die Landeshaupt - nicht mehr da sind, bzw. eine weitaus subtilere Form ange - dann oft auch so nervenaufreibend (war bei Luther nicht stadt hat sich ebenfalls – einmal ordentlich und einmal fast nommen haben, wo es sie weiterhin gibt. Den heutigen anders) und zugleich ist es ein wunderbar ironischer Ein - für Gestaltung, deren Geschichte, ihre Protagonisten, die Werke verwegen – des Jubiläums angenommen. Ihre zwei großen Absolventinnen wird nicht zwingend der rote Teppich aus - stieg in eine sehenswerte Ausstellung, in der Malerei, Ausstellungsorte, die Kunsthalle Erfurt und das Angermu - gerollt, aber sie haben Möglichkeiten und auch die sozial - Zeichnung, Fotografie, Video, Installation, Objekt, Produkt - seum widmen sich dem Thema, ob und wie das Bauhaus ökonomischen Bedingungen, derer es für freie Kunst als design und Architektur miteinander kämpfen und gegenei - und so weiter sind hier gelistet. Fotografische Weltreisen, ein Bau - Möglichkeitsraum für Frauen war und ist. – Und weil Ausdrucksform und zugleich Möglichkeit, seinen Lebens - nander fraternisieren. – Im Rahmen der Ausstellung zwei Ausstellungen in einer Stadt, die sich ausschließlich unterhalt zu verdienen, bedarf, sind besser als zu Beginn fand im Mai eine Diskussion unter dem Titel «Chancen - haus-Roman oder Beispiele jener Literatur, die sich zur verkaufs - der Kunst von Frauen widmen, vielleicht doch eine zu viel ist des 20. Jahrhunderts. Im Ausstellungstext heißt es denn gleich? Künstlerinnen heute» statt. Im Vorfeld hatte der und also zu Verwirrung führen können, heißt die im Anger - auch selbstbewusst: «Hier steht das Werk pars pro toto für Erfurter Bauhaus-Forscher und Kommunikationswissen - fördernden Kanonisierung selbst ermächtigt und «Bauhaus-Ikonen, museum «Vier Bauhausmädels» und die in der Kunsthalle eine Situation, welche die künstlerische Selbstentfaltung schaftler Patrick Rössler noch einmal festgehalten, was «BauhausFrauen». Wer immer auf die Idee mit den Mädels von Frauen als eine Selbstverständlichkeit ansieht, in der auch in diesem Jubiläumsjahr erneut überdeutlich klar

gekommen ist, gehört dafür nicht gelobt. Gertrud Arndt, gerechte Strukturen für die Entwicklung von Menschen jed - geworden ist: Das Bauhaus wurde von den Meistern ge - Marianne Brandt, Margarete Heymann und Margaretha Rei - weden Geschlechts zu den gesetzlich verankerten Zielen prägt: «Und die Meister waren mit einer Ausnahme männ - die man kennen sollte« aufreiht. – In einer Welt, in mengefunden haben, sollen dem gerecht werden. Da geht ríguez Morales schreitet die Einflüsse ab, die sich in den frü - chardt, mögen für die Bauhausmänner in ihrer Zeit die staatlichen Handelns gehören, auch wenn die Praxis noch lich. Denen ist es gelungen, auch nach dem Krieg die Rezep - der der gesellschaftliche Reichtum einem berühmten es um «Designer und Künstler», um «Ideen und Ideologie» hen mexikanischen Gestaltungsschulen bemerkbar machen. Mädels gewesen sein, und es lag darin ganz gewiss auch manches zu wünschen übrig lässt.» – Und zur Rück - tion des Bauhauses zu dominieren – in den Ausstellungen ersten Satz zufolge als «ungeheure Warensammlung» er - oder um »Ursprünge« – unter solchen Überschriften-Dächern Und David Maulen de los Reyes versucht die Puzzleteile des eine paternalistisch-freundliche Art der Anerkennung versicherung und Selbstvergewisserung, damit nur niemand und in den Büchern. – Deshalb ist es nicht erstaun - scheint, stellt das Angebot an Büchern zu einem Thema trifft man dann aber nicht auf allgemeine Einführungen, son - Bauhaus-Netzwerkes in Lateinamerika zusammenzufügen. gegenüber den jungen Frauen, die nicht Hausfrau, Stenoty - denkt, hier handle es sich um eine «Frauenecke», steht dann lich, dass bis vor ungefähr 20 Jahren Frauen sehr wenig auch so etwas wie ein Zeugnis aus. Man sollte daraus kein dern bekommt Geschichten vom Bauhaus erzählt, die das – Ein anderes Thema, auf das verschiedene Beiträge pistin, Verkäuferin, stattdessen Künstlerinnen geworden da auch: «Die vielfältigen, qualitativ bemerkenswerten, oft vorkamen in der Bauhaus-Geschichtsschreibung.» Man Urteil über die aktuelle Lage der Bauhaus-Literatur schluss - «gefühlte Wissen» ergänzen, es hier und da positiv stören, des im Metropol Verlag mit Unterstützung der Rosa-Luxem - sind, die wir heute als stille Bewunderung werten können. genug auch staunenswerten Zeugnisse ästhetischer Kreati - könnte sich der kleinen Hoffnung hingeben, die in der Aus - folgern, es hat großartige Neuerscheinungen zum Jubi - neue Perspektiven ermöglichen. – Etwa, wenn burg-Stiftung erschienenen Sammelbandes immer wieder – Was aber noch nicht ausreicht, der Ausstellung vität in dieser Ausstellung sollen nicht deshalb herausge - stellung im Erfurter Kunstmuseum gute Nahrung findet, lä umsjahr gegeben. Bücher, die wie Kontergewichte zu Clemens Bach «Anarchistische und marxistische Spuren im zu sprechen kommen, führt zurück in die dunkelste deutsche dann diesen Titel zu verpassen. Die ist inzwischen (Finis - stellt werden, weil die Veranstalter glauben, dass ihre dass die Geschichtsschreibung nun ein wenig anders funk - einem 100-Jahre-Rummel wirken, dem es an Glättungen, theoretischen Werk von László Moholy-Nagy» verfolgt , Geschichte und hat zugleich etwas mit dem heutigen sage war am 16. Juni) Vergangenheit, war sehenswert, Besonderheit in der weiblichen Konnotation liege. Nein, sie tioniert. Vielleicht ist in zehn Jahren schon Konsens, dass an Vereinfachungen, an tourismusökonomischen Motiven oder wenn Monika Wucher am Beispiel von Ernö Kállai in Umgang damit zu tun: Wie antifaschistisch war das Bau - auch wenn die Präsentation der 335 Objekte aus privaten sind besonders, weil sie formale und inhaltliche Konse - eine Ausstellung nicht Bauhausmädels heißen sollte . nicht eben fehlte. den Blick nimmt, wie der Schriftleiter der Zeitschrift «bau - haus, wie sehr lässt es sich zu einer Geschichte der Emigra - und öffentlichen Sammlungen und Archiven ein wenig den quenz auszeichnet, weil sie Innovatives, Einmaliges, Über - haus» zu Zeiten von Hannes Meyer «den institutionalisier - tion reduzieren und welche erinnerungspoli tischen Bilder AUSSTELLUNG: BAUHAU SFRAUEN Eindruck erweckte, als sei es im Jubiläumsjahr nicht gerade raschendes, Irritierendes, Erzählerisches, Nachdenkliches, LEHRERINNEN UND ABSOLVENTINNEN DER BAUHAUS UNIVERSITÄT WEIMAR Georg Leidenberger und Bernd Hüttner haben ob dieses ten Avantgarde-Kanon aus der Innensicht infrage stellte». werden heute aufgerufen? – Auch in diesem Sam - einfach, noch ausreichend Exponate zusammenzubekom - Spielerisches, Ironisches, handwerklich Brillantes oder aus - KUNSTMUSEUM ERFURT · 18.04. –14.07.2019 «Bauhaus-Rummels, der oft mit dem historischen Bauhaus Einen neuen Blick auf die Rolle von Frauen am Bauhaus wirft melband wird kritisch reflektiert, wie das Bauhaus «zu einer men. Schließlich wollen viele und schließlich gibt es drei gesprochen Praktisches bieten in ihren Perspektiven auf DIE KÜNSTLERINNEN wenig gemein hat», auf die Schwierigkeiten hingewiesen, Dina Comisarenco Mirkin, die dem häufigen Vorwurf, es Visitenkarte eines Landes umgedeutet wird, das in der Welt Orte (Weimar, Dessau, Berlin), die sozusagen die Hoheit unsere Welt…» – Diese Beschreibung wirkt ambi - LIZ BACHHUBER RICARDA LÖSER «aus kritischer Perspektive» an eine Entwicklung zu erin - habe «Geschlechter-Apartheid» an der Schule gegeben, aus lieber als Wiege der Nachkriegsmoderne angesprochen DANICA DAKIC NINA LUNDSTRÖM über alles beanspruchen. – Viel spannender (und valent erst dann, wenn man sich vorstellt, es bedürfte sol - NICOLE DEGENHARDT BARBARA NEMITZ nern, deren Einfluss unbestritten ist, die man aber ohne genderkritischer Perspektive eine andere Lesart entgegen - werden möchte, denn als Land, das zwei Weltkriege und noch bis zum 14. Juli anzuschauen) ist die Ausstellung «Bau - cher Selbstvergewisserung auch bei einer Ausstellung, die ELFI E. FRÖHLICH NINA RÖDER Kenntnisnahme der Widersprüche nicht in Gänze erfassen stellt: dass nämlich «die allgemeine Atmosphäre» eher den Holocaust verantwortet». Laura Rosengarten versucht NADINE GÖPFERT NAOMI TEREZA SALMON hausFrauen» im Kunstmuseum Erfurt. Und natürlich wäre es ausschließlich die Kunstwerke von Männern zeigt. Tut es JANA GUNSTHEIMER TONIA SCHMITZ kann. Wo «Symbole und Superlative» grell strahlen, bleibe «recht frei» gewesen und die Geschlechterungleichheit für in ihrem Beitrag «Bauhaus und National sozialismus» dieses geradezu ein Coup gewesen, hätten sich die Kuratorinnen nicht. Das wissen wir. – Nicole Degenhardt, eine der CHRISTIANE HAASE THERESA SCHUBERT «kein Platz für Erneuerung oder gar Radikal-Kritisches, auch die Bauhäuslerinnen «nicht so extrem» gewesen sei. Hier «einseitige Bild vom Bauhaus als Opfer des Naziregimes» zu HEIKE HANADA ANKE STILLER darauf eingelassen, beiden Ausstellungen den gleichen ausgestellten Künstlerinnen, hat für ihre rätselhaft schönen CHRISTINE HILL LAURA STRASSER für die «Gegensätze und Konflikte». – Damit ist ein seien in der Literatur der «historische Kontext ignoriert und korrigieren. Auf der einen Seite wurden mindestens 17 Bau - Titel zu geben und somit allen ausgestellten Künstlerinnen Fotografien den Titel «Das Wesen erscheint und die Erschei - FRANZISKA UND SOPHIA HOFFMANN MARIA VILL Selbstanspruch des Sammelbandes «100 Jahre Bauhaus» Werte und Situationen der Gegenwart auf die Vergangen - häusler vom NS -Regime ermordet – auf der anderen ver - KATHARINA HOHMANN LEONIE WEBER den ehrenvollen Titel Bauhausfrau zuzugestehen. – nung ist wesentlich» gefunden. Das wäre auch eine gute INDRA KUPFERSCHMID KAREN WEINERT formuliert, den Leidenberger und Hüttner herausgegeben heit projiziert» worden, so Mirkin. – Eine besondere suchten die ehemaligen Bauhausdirektoren Walter Gropius Bei den Frauen also handelt es sich um Lehrerinnen und Überschrift für die Ausstellung gewesen. Die im Übrigen VERENA KYSELKA ROSMARIE WEINLICH haben, an «Vielfalt, Konflikt und Wirkung» schon formuliert. Aufmerksamkeit wird der Wirkungsgeschichte des Bauhaus und Mies van der Rohe «sich über Jahre mit den Nazis zu MEIKE LANGER NADINE WOTTKE Absolventinnen der Bauhaus Universität Weimar und die den Künstlerinnen Licht und Raum genug lässt, Wirkung zu CARINA LINGE LUSHA YE 16 Einzelbeiträge, die sich zu kurzen Schwerpunkten zusam - und seiner Protagonisten in Lateinamerika zuteil, Luis Rod - arrangieren, obgleich deren menschenverachtende Prakti -

12 FOTOCOLLAGE* QUELLEN © FOTOS: BAUHAUS-UNIVERSITÄT WEIMAR · KUNSTMUSEUM ERFURT / JANNIS UFFRECHT, SAMUEL SOLAZZO (ANNA RUPP) · CHRISTIANE HAASE · CARINA LINGE FOTOCOLLAGE* QUELLE © FOTO: METROPOL-VERLAG · COVERMOTIV 13 ken offenkundig waren», so Rosengarten. Auf der einen der Antifaschistischen Aktion. Bis heute gehört es in leich - haus-Band. «Erst in den späten 1950 er- und 1960 er-Jah - Seite die Verfolgung, der faschistische Kampf gegen das ter Abwandlung zum Symbolvorrat linker Bewegungen welt - ren erlebte sie eine Renaissance.» – Die Ambivalenz KENNENLERN-ANGEBOT Bauhaus – auf der anderen Seite die Indienstnahme von weit. Nachdem Maximilian Sauerbier und Sebastian Helm des Bauhaus, die in den Texten des Sammelbandes gezeigt Bauhaus-Aspekten durch die Nazis. – «Die Zugehö - 2008 erstmals bei Recherchen auf Gebhard stießen, war die werden kann, ist wissenschaftlich «in einigen Aspekten auf - rigkeit zum Bauhaus allein bedeutete noch nicht, von den Frage aufgeworfen, warum dieser Gestalter «in kaum einer gearbeitet, allerdings verlassen die Forschungsergebnisse Nazis verfolgt zu werden. Vielmehr war ausschlaggebend, Bauhaus-Publikation Erwähnung findet, obwohl er ein Sig - kaum ihre Fachkreise», so Rosengarten. Wie man diese ob die Künstler_ innen und Gestalter_ innen aus Sicht der net entworfen hat, das weitaus häufiger kopiert und be- Lücke füllen könnte, auch und gerade jenseits der Bauhaus- 9 AUSGABEN FÜR 9 EURO Nationalsozialisten jüdischer Herkunft oder kommunisti - kannter werden sollte als die Stahlrohrstühle von Marcel Literatur, also auch noch andere Weise sinnlich erfahrbar, scher Gesinnung waren», schreibt Rosengarten – und zeigt Breuer». – Schroeter & Berger zeichnen die politische sichtbar und erinnerungspolitisch wirksam, dazu haben JETZT nd .DIEWOCHE TESTEN auf der anderen Seite, wie Bauhäusler weitermachten, wie und gestalterische Biografie Gebhards nach, der «mit der Schroeter & Berger einen Vorschlag parat – einer, der auf »ihre Entwürfe als nationalsozialistisches Design» im Aus - Machtübertragung an die Faschisten und der zunehmenden Max Gebhard zurückgeht . – Für die von den Nazis land präsentiert und «auch innerhalb des Deutschen Reichs Repression» seine Arbeit in die Illegalität verlegen musste, ermordeten Baushäusler hatte dieser «eine Ideenskizze» für — 9 SAMSTAGE BEQUEM FREI HAUS zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor und identitätsstiften - aber im Widerstand aktiv blieb. Nach dem Zweiten Welt - einen Erinnerungsort entwickelt: «eine Scheibe transpa- den Moment» wurden. Das Bauhaus- und Werkbunddesign krieg wurde er Ressortleiter der Bildredaktion und Presse - renten Materials vor der Wand des Gebäudes, auf ihr die — LIEFERUNG ENDET AUTOMATISCH sei dabei doppelt vereinnahmt worden: Einerseits «luden zeichner beim « Vorwärts », 1950 wurde Gebhard vom SED - Namen der Ermordeten. Als Plastik aus Material und Schrift, die Nazis die Erzeugnisse mit neuem politischen Gehalt auf Zentralorgan «Neues Deutschland» engagiert, später war aus Licht und Schatten wäre es ein Denkmal für jene und — KEIN ABO und brachten sie als Gegenstände gemäßigter Modernität er als Grafiker beim Aufbau- und beim Dietz-Verlag tätig . ein Symbol für das Bauhauskonzept». Schroeter & Berger gegen den grassierenden Nazi-Kitsch in Position», anderer - – «In der DDR nahm er Kontakt zu Bauhäuslern auf, wollen diese Idee «in den nächsten Jahren in die Nähe einer seits entsprach die Materialität von Alltagsexponaten aus die keine Nazis geworden waren und nun in der DDR leben Umsetzung bringen». Man darf hoffen, dass dies im 100 . Glas, Ton und Porzellan einer Wirtschaftspolitik, die seit wollten. Sie trafen sich regelmäßig, und Gebhard setzte sich Jahr der Gründung und an ge sichts eines «Bauhaus-Rum - — JETZT BESTELLEN: 1936 auf Aufrüstung und Autarkie setzte. – In die intensiv für die Rehabilitierung des Bauhaus ein», heißt es mels», der nicht der ganzen Geschichte gerecht wird, die WWW .DASND.D E/NDWOCHE entgegengesetzte, die antifaschistische Richtung blickt der in der biografischen Skizze. Das war mindestens anfänglich entsprechende Unterstützung findet. Der hier besprochene — TELEFON: 030 2978-1800 Beitrag des Gestaltungsbüros Schroeter & Berger über Max keine Sache, die bei den DDR-Oberen auf Gegenliebe stieß. Sammelband trägt seinen Teil dazu bei . — Gebhard, jenen «selbstlosen, in der BRD kaum und in der Gebhard musste «für ein Weiterbestehen der ‹Bauhaus- BERND HÜTTNER UND GEORG LEIDENBERGER (HG.) DDR zu wenig beachteten Bauhäusler». Gebhard schuf idee› kämpfen, war diese doch zu Stalins und Ulbrichts 100 JAHRE BAUHAUS. zusammen mit Max Keilson « eines der in seinen Abwand - Zeiten als ‹westlich› und anti-völkisch verschrien», so formu - VIELFALT, KONFLIKT UND WIRKUNG lungen weltweit bekanntesten politischen Signets », das lieren es Georg Leidenberger und Bernd Hüttner in dem Bau - METROPOL VERLAG 2019 · 271 SEITEN · 22 EURO

STUDIEN

DASS ZUM VORSCHEIN KOMMT, So koexistieren im Bauhaus friedlich die deutschen Tu gen- Um Missverständnissen zuvorzukommen: Diese Les arten

WAS ZUM VORSCHEIN KOMMEN SOLL den: Dichten, Denken, Handwerken, Innovieren, Indus tria - und Indienstnahmen des Bauhauses sind nicht per se falsch. G lisieren, Vernachhaltigen und Geeinigtsein. Und ausnahms - Die Behauptung der falschen Lesart würde unterstellen, N Wir stellen eine rhetorische Frage: Ist es plausibel, dass alle weise kann man fürs 20. Jahrhundert sogar friedfertigen dass es die richtige Deutung, die eine historische Wahrheit U

politischen Fraktionen der Gegenwart von der Linken bis Internationalismus vorweisen. Wer wollte da etwas ande - gibt. Doch wie jedes historische Phänomen ist das Bauhaus T zur CSU in der Bundestagsdebatte über die Bewilligung der res, als dabei sein? nicht mehr nur «es selbst», sondern auch das Konstrukt der F I WERNER HEINZ UND BERND BELINA

Gelder für das Jubiläum das Bauhaus aufs höchste willkom - Zuschreibungen, Aneignungen, Hommagen und Vereinnah - T

men geheißen hätten, so wie sie es getan haben, wenn das In einer wohligen Distanz zum Phänomen, dort, wo eine mungen der Nach geschichte. Mit einem Wort, das Bauhaus S

DIE KOMMUNALE Bauhaus einen feststell baren Kern gehabt hätte? Könnten allzu konkrete Begegnung nicht wehtun kann, fühlt man sich ist Gegenstand von Interpretationen – Missverständnisse sich alle politischen Richtungen in einer Sache einig sein, ganz wohl: Im Kulturbetrieb herrscht Einigkeit, das Wort eingeschlossen. Die Eigentümlichkeit der Bauhaus-Rezep - G

R BODENFRAGE die so anstößig wäre wie ein kantiges Unikum? Bauhaus nur noch als eine Art Marker für Projekte heranzu - tion besteht vielmehr darin, dass mit großer Regelmäßigkeit ERSCHIENEN: FEBRUAR 2019 ziehen, die man als humanistisch, nachhaltig und irgendwie nur die jeweils bevorzugten Bauhaus- Fakten bemüht wer - U B Die Sache wird wohl eher so verständlich: Wenn man im ästhetisch verstan den haben möchte. Wer Fördergelder für den. So wird der Gegenstand durch Auslassung auf Linie

linken Lager Bauhaus hört, denkt man an das sozialreforme - Designprojekte einwerben möchte, setzt sich gewohnheits - gebracht. Bevor man das Bauhaus zur eigenen Referenz M E rische Programm, Hannes Meyer und den Volks bedarf. Bei mäßig in Linie zum Bauhaus, damit umweglos klar wird , macht, ist das Material häufig schon derart zugerichtet , dass CHRISTOPH TRAUTVETTER UND SOPHIE BONCZYK den Konservativen klingt dagegen Industrie, Versöhnung dass es nicht um Werbung oder verkaufszentrierte Produkt- zum Vorschein kommt, was zum Vorschein kommen soll . X und die internationale Wirkung durch. Liberale vernehmen: ästhetik geht, sondern um Kultur . Auch den Betreiber Innen U

L PROFITMAXIMIERER ODER individueller Ausdruck und Freiheit. Auch gewisse proto- des Online-Shops bauhaus-classics24.com ist formale typische Formen ökologischen Bewusstseins lassen sich für Reduktion Ausweis genug für Bauhaus-Nähe – gleichgültig, A VERANTWORTUNGSVOLLE S das Bauhaus konstruieren – womit die Anschlussfähigkeit ob die zum Verkauf angebotenen Produkte weit vor oder ERSCHIENEN: JUNI 2019 auch unter Grünen gewährleistet ist. Alle scheinen etwas nach Gründung und Schließung des Bauhauses entworfen O VERMIETER? für sich finden zu können . wurden. Neben Möbelläden und Fertighausanbietern ge - R Auszug aus dem Text von Julia Meer und Florian Walzel lingt es auch Cafés, Buchläden, Friseuren, Modelabels , «What is it that makes the Bauhaus so appealing?», einer Rockband, einer Brauerei, einer Investmentbank sowie der in dem hier besprochenen Sammelband «100 Jahre einem Solarkongress, sich in Bezug zum Bauhaus zu setzen. Bauhaus. Vielfalt, Konflikt und Wirkung» enthalten ist.

14 FOTOCOLLAGE* QUELLEN © · SIGNET/FOTO: HOWLINGPIXEL.COM · HER-ZU-UNS / PLAKAT DER ANTIFASCHISTISCHEN AKTION · MAX GEBHARD (1932) — AGK-IMAGES · ERSTES TREFFEN DER ANTIFASCHISTISCHEN AKTION, BERLIN 1932 15

Gropius und der großherzoglichen Verwaltung kam. – Regional unterschiedliche Chancen zur Reform Die meisten Bauhäusler arbeiteten in ihrer künstlerischen WOLFGANG RUPPERT Hieran konnte er im März/April 1919 anknüpfen, um sein radi - Die Bedeutung des Konzeptes von Gropius für Weimar wird Praxis auch nach dem Verlassen der Institution sowohl an auf WALTER GROPIUS kales Re form projekt zur inneren Verbindung der Professionen im Vergleich plastisch. Aus der Revolutionszeit ergaben sich das Leben bezogenen Entwurfsprojekten der «nützlichen Kün- auf den Weg zu bringen, nun getragen von der thüringischen in den unterschiedlichen deutschen Ländern gegensätzliche ste» des Gebrauchs als auch an freikünstlerischen Arbeiten. Revolutionsregierung. – Gropius musste hierfür die Weichenstellungen. In München entwickelte der bedeu - DIE ERFINDUNG DES «KÜNSTLE RGESTALTERS» 1 Bereits 2007 war der Mythos Bauhaus Titel einer Konferenz am ZIF der Univer - akademischen Professoren der bisherigen Kunsthochschule tende Jugendstilkünstler aus den sität Bielefeld, vgl. Anja Baumhoff/ Magdalena Droste: Mythos Bauhaus, Berlin übernehmen. Sie wandten sich bereits im Verlauf des ersten Debatten des Künstlerrates heraus ein Konzept für die Inte - 2009 2 Überblick zum Bauhaus in Wolfgang Ruppert: Künstler! Kreativität zwi - schen Mythos, Habitus und Profession, Köln 2015 , S. 103-122 3 Zum Begriff UND DAS BAUHAUS Jahres wieder vom neuen, integrativen Konzept ab – als sie gration von Kunstakademie und Kunstgewerbeschule. Nach Wolfgang Ruppert: ‹KünstlerGestalter›. Widersprüche im Künstlerhabitus am Bau - die Konsequenzen für ihren individuellen Künstlerhabitus dem Sieg der Gegenrevolution im Mai 1919 war diese haus, in Sabine Fastert u.a.(Hg): Die Wiederkehr des Künstlers. Themen und Po - erkannten – und versanken nach einer Rückgründung in eine Reform auf Druck des nun gestärkten kulturkonservativen sitionen der aktuellen Künstler/Innenforschung, Köln/Weimar/ Wien 2011, S. 1 175-192 4 Wolfgang Ruppert: Der moderne Künstler. Zur Sozial- und Kulturge - Der Mythos Bauhaus wirkt weiter. Doch auch 100 Jahre nach der eigene Institution mit ihrem konventionellen Selbstbild als Professorenkollegiums der Münchner Kunstakademie vom schichte der kreativen Individualität in der kulturellen Moderne, (3. Aufl.) Berlin Bildhauer oder Maler schließlich in der Bedeutungslosigkeit. Tisch. 13 Von diesem wurde während der ganzen zwanziger 2017 (zuerst Frankfurt a.M. 1998 ), S. 237 5 Vgl. Ruppert 2017 , S. 478ff . 6 vgl. 7 8 Demgegenüber setzte der neue Direktor markante Zeichen für Jahre kein einziger modernistischer Künstler berufen, zur «modernen Bewegung» Ruppert 2018, S. 144f. Ruppert 2018 , S. 145 Gründung stehen widersprüchliche Sichtweisen einander gegen - Ruppert 2017 , S. 494f . 9 Magdalena Droste: Vom Meister zum Professor. Die die Bedeutung der modernistischen Kunst für sein Konzept: sodass 1933 auch niemand zu entlassen war. – Auch Symbolik der Titelfrage am Bauhaus, in Wolfgang Ruppert/ Christian Fuhrmeister Er berief sofort den Kubisten Lyonell Feiniger und den in Wien in Berlin hatte der Arbeitsrat für Kunst einen Reformdiskurs (Hg): Zwischen Deutscher Kunst und internationaler Modernität. Formen der Künstlerausbildung 1918 bis 1968 , Weimar 2007 , S. 127-136 10 Thomas Flierl: über. Einerseits werden die aus den neuen künstlerischen Arbeits - bereits lehrenden Expressionisten Johannes Itten nach Wei - begonnen, auf den sich dessen Vorsitzender Gropius im Zwischen Anerkennung und Ablehnung. Bauhaus-Rezeption in der Sowjetunion, mar. 1920 folgte der in München mittlerweile chancenlose März 1919 in seinem Bauhausmanifest stützte. Doch auch in Thomas Flierl/ Philipp Oswalt (Hg): Hannes Meyer und das Bauhaus. Im Streit Paul Klee. Mit Wassily Kandinsky hatte es während dessen hier waren die Beharrungskräfte des akademischen Tradi - der Deutungen, Leipzig 2018, S. 362 11 vgl. Ruppert 2018 , S. 238 12 Selbst im formen entstandenen Artefakte in zahllosen Publikationen und Protestschreiben gegen seine Entlassung nannte Meyer Gropius «den Gründer des Beteiligung an der Neueinrichtung von künstlerischen Institu - tionalismus zu stark, als dass es eine Chance zu einer Bauhauses» und hob dessen Mehrschichtigkeit als Kunsthochschule hervor, indem tionen für den Kunstsektor der frühen Sowjetunion Kontakte grundsätzlichen Reform gegeben hätte. Immerhin wurde er eigens auf die Maler «Paul Klee, L. Feininger und W. Kandinsky als Künstler Ausstellungen gefeiert. Andererseits dient der Gründungsdirektor gegeben. 10 Nach dessen Rückkehr nach Deutschland über - 1924 im Zuge der sozialdemokratisch-liberalen Kulturpoli - von Weltruf» hinwies, vgl. Mein Hinauswurf aus dem Bauhaus, in: Das Tage - buch,16. August 1930 , nachgedruckt in Flierl/ Ostwald 2018 S. 133 13 Ruppert nahm auch dieser Maler ab 1922 Theorieunterricht für die tik in Preußen schließlich eine Reformhochschule gegrün - 2017 , S. 501 ff. 14 Wolfgang Ruppert (Hg): Künstler im Nationalsozialismus, Walter Gropius als Ziel von Angriffen: Er sei in zu starkem Maße für zukünftigen KünstlerGestalter im Bauhaus. Der auf techni - det, die «Vereinigten Staatsschulen für freie und ange - Köln/Weimar/Wien 2015 , S. 46 15 Sabine Weißler: Bauhaus-Gestaltung im NS- sche Experimente ausgerichtete Modernist László Moholy- wandte Kunst», in der auch ge mäßigt moderne Künstler bis Propagandaausstellungen, in Winfried Nerdinger: Bauhaus Moderne im Natio - nalsozialismus. Zwischen Anbiederung und Verfolgung, München 1993 , S. 48-63 sein Projekt als PR -Mann eingetreten, habe ein zu einseitig kennzeichnete die unterschiedlichen Professionen. Mit dem Die Neuformulierung des Künstlerhabitus Nagy arbeitete bald an einer neuen Ästhetik von Licht und 1933 lehren konnten, wie Karl Hofer, Edwin Scharff, Emil auf ihn selbst konzentriertes Bild hinterlassen, sei mit den Beginn der «modernen Bewegung» 1896 sollte daher ein durch Gropius Schatten – im Fotogramm – sowie, mithilfe von technischem Rudolf Weiss 14 . – Doch die kulturkonservativen WOLFGANG RUPPERT , lehrte zwischen 1983 und 1988 Kultur - geschichte im Studiengang Geschichtswissenschaft der Universität Architektur experimenten – wie in Dessau- Törten – aber neues, ganzheitliches Kunstverständnis angestrebt werden. 6 Gropius agierte 1919 im Kontext des linken und liberalen Teils Gerät, der Bewegung. 11 Die Funktionalität des industriellen Gegenkräfte diffamierten den Modernismus bereits seit Bielefeld, seit 1988 als Professor an der Universität der Künste Berlin. BV: Der moderne Künstler. Zur Sozial- und Kulturgeschichte der kreativen «gescheitert». Man hielt ihm vor, dass er nicht zeichnen Deren führende Protagonisten, Peter Behrens oder Richard der Öffentlichkeit, die auf ein emanzipatorisches Weltbild ver - Modernisierungsschubs der zwanziger Jahre ging schließlich 1919 als «Kulturbolschewismus». Die Mehrheit unter den Individualität in der kulturellen Moderne, Suhrkamp Taschenbuch Wissen - konnte, dafür einen Mitarbeiter benötigte und zudem keinen Riemerschmid, hatten in der Regel in den 1880 er Jahren an traute. Dieser Kontext ermöglichte es ihm, eine völlig neue 1922/23 in die programmatische Formel der Verbindung von Kunstprofessoren der Kunstakademien blieb an der «hohen schaft 1352, Berlin 2017 (3. Aufl.), (zuerst Frankfurt a.M. 1998); Künstler! Kreativität zwischen Mythos, Habitus und Profession, Köln 2018; (Hg): «ordentlichen Abschluss» eines Studiums der Architektur einer Kunstakademie Malerei oder Bildhauerei studiert und Kunsthochschule einzurichten und als Direktor mit Überzeu - «Kunst und Technik» von Gropius ein. In den Kunstakademien Kunst» orientiert. Die deutschnationale, völkische und Künstler im Nationalsozialismus, Köln/Weimar/ Wien 2015 vorzuweisen hatte. Diese Einwände sind intellektuell arbeiteten nun in dem sich öffnenden kulturellen Raum in den gungskraft bis 1928 zu führen, trotz aller Widerstände und schlicht. Sie gehen zudem von einer Konvention «des Archi - Medien Architektur (z.B. Behrens AEG -Gebäude Berlin, Rie - Fliehkräfte der unterschiedlichen Impulse und Personen. Sein tekten» und unreflektierten Vorstellungen «vom Künstler» merschmid Münchner Kammerspiele), in der Gestaltung von Verständnis war für die Institution prägend. Unter seiner Lei - aus. Damit erfassen sie in keiner Weise den innovativen Alltagsdingen, Industrieprodukten oder der Grafik gleicher - tung entwickelte sich dieses Pionierprojekt schnell zu einem Anteil, der Walter Gropius an der Programmatik des Bau - maßen als «angewandte Künstler». Hierzu war kein spezifi - der kreativsten Produktionsorte von ästhetischer Modernität. haus als einer Kunst- und Gestaltungs hochschule zukommt .2 scher Berufsabschluss, etwa «als Architekt», erforderlich. Im Meisterrat wurde ein kollegiales Beratungsgremium der – Demgegenüber muss eine kulturgeschichtliche Vielmehr wurden diejenigen künstlerischen Entwürfe reali - Lehrenden geschaffen. Die Zusammenarbeit von Handwer - Perspektive nach den strukturellen Gründen für die außer - siert, die die Zeitgenossen überzeugten. Für etwa 10 Jahre kern als Werkmeister und Künstlern als Formmeister, unter ordentliche kreative Produktivität des Bauhauses fragen. symbolisierte das Jugendstilornament als epochentypische Aufgabe des Titels Professor für einige Jahre, symbolisierte WALTER GROPIUS · JOHANNES ITTEN · LYONEL FEINIGER · PAUL KLEE · WASSILY KANDINSKY LÁSZLÓ MOHOLY-NAGY · GEORG MUCHE · JOSEF ALBERS · TOMÁS MALDONADO · MAX BILL Das Konzept von Gropius beinhaltete eine neue Integra- Chiffre für diese Generation die Vision des modernen Lebens. 7 die Abgrenzung von den Kunstakademien. 9 Aufgrund der galt Technik dagegen weiterhin als unvereinbar mit Kunst. schließlich nationalsozialistische Rechte sah in der natio - tionsform von künstlerischen Kompetenzen durch Überwöl - Frühzeitig bemühte sich Behrens 1902 um die Einrichtung Siege der politischen Rechten bei regionalen Wahlen durchlief – Der häufig zitierte Satz aus dem Bauhausmanifest nalen Aufladung des Akademismus die wahre «deutsche bung der Spaltung der kreativen Arbeit in «freie» und «nütz - einer Professur an der Kunstakademie München. 8 Dies wurde das Bauhaus verschiedene Phasen. In Thüringen erfolgte 1924 «Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau» muss Kunst», für die es Geldmittel bereitzustellen gelte. Sie kürz - liche» Künste im 19. Jahrhundert. Der in seinem Studienpro - jedoch vom Kollegium mit der Begründung abgewiesen, sein die Kürzung des Haushalts, wodurch Gropius mit dem erzwun - daher primär metaphorisch verstanden werden. Mit einer ten dem Bauhaus daher 1932 erneut die Mittel, setzten t 8

gramm angelegte Künstlerhabitus des «KünstlerGestalters» Arbeitsansatz sei «angewandte Kunst» und nicht zur «hohen genen Neubeginn in Dessau 1925 erstmals die Möglichkeit «Kathedrale der Zukunft» war das Ziel des Aufbaus einer sich mit ihrem Ausschließlichkeitsanspruch in der Malerei r 1 e war Ergebnis einer Synthese von modernistischer Kunst und Kunst» der Kunstakademie gehörig. Diskussionsbeiträge, erhielt, eigene Hochschulgebäude und Meisterhäuser als Gemeinschaft von Künstlerindividuen gemeint. Im expressiv- und Bildhauerei jedoch erst sukzessive bis 1937 durch. 0 d 2

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handwerklich fundierter Gestaltungsarbeit. Um die Bedeu - Schriften und Versuchsschulen sollten als Impulse die Hierar - seine Architekturmanifeste zu errichten. – Auf welches «geis - utopischen Zeitgeist des Winters 1918/19 sollten die koope - Innerhalb der NS-Bewegung hatte sich eine Minderheit von R u

E h N tung dieser Innovation zu verstehen, ist es notwendig, den chie überwinden helfen, blieben jedoch ohne weitertragende tige Rüstzeug» konnte sich Gropius stützen? Er agierte mit dem rierenden Professionen zur künstlerischen Arbeit an einem nationalen Modernisten gesammelt, die bis 1935/37 nicht B r D h M historischen Ort der Bauhausgründung in der langfristigen Wirkung. In der konkreten Utopie der kreativen Szene zur Ent - Habitus einer selbstbewussten Bürgerlichkeit, die anders quasisakralen gemeinsamen Werk der «Zukunft» versammelt ohne Einfluss blieb und beispielsweise einen begabten E a E : V J N

Geschichte der kulturellen Moderne zu verdeutlichen. wicklung einer ästhetisch gestalteten Lebenswelt bewegte gerichtete Mit akteur e einbezog. Erste Fähigkeiten in der prak - werden. Doch diese Programmatik transformierte sich im Bauhäusler wie Herbert Bayer als Gestalter von national - H . T O 0 N sich Gropius. Mit der Revolution im November 1918 tischen Gestaltungsarbeit hatte er im Entwurfsbüro von Peter Zeitverlauf durch die beteiligten Akteure. Erprobt sozialistischen Propagandaausstellungen, so der «Deutsch - U – – C

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Die Hierarchie im Künstlerhabitus überwinden und dem Zusammenbruch der symbolischen Ordnung des Behrens erworben. Die Verbindung von Kunst und Leben der wurde diese kooperierende Arbeitsweise im Haus am Horn landausstellung» von 1936 , gewann. Profilierte Bau haus- t m S E S i x N

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Um 1800 hatten sich die Umformungen mit der Etablierung Kaiserreiches entstand eine günstige Konstellation. Sie beflü - «modernen Bewegung » wirkte in ihm weiter und ging in das für die erste Bauhausaustellung 1923 , das von dem Entwerfer lehrer wie Gropius gingen im Verlauf der dreißiger Jahre E e s P t U T r I der bürgerlichen Gesellschaft auch auf die Berufsbilder in den gelte den Zeitgeist des kulturellen Aufbruchs in der Linken Bauhausprojekt ein. Gropius hatte sich zudem um 1910 an den Georg Muche konzipiert und mithilfe der Werkstätten von den als gefragte «Künstlergestalter» in die USA . Zahlreiche n e E P T l W o t

4 S NS I Künsten erstreckt und diese « vergeistigt ». Die Neugründung nach der Katastrophenerfahrung des Ersten Weltkriegs. Die Theoriedebatten im Werkbund beteiligt. Die Strukturpro - Studierenden eingerichtet wurde. – Eine eigene Archi - andere Bauhäusler arbeiteten während der -Herrschaft K s

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n 2 B von Ausbildungsinstitutionen, beispielsweise der Akademie Vision einer «Neuen Zeit» war in der Arbeiterbewegung mit bleme des modernen Lebens, wie sie mit der Mobilität durch tekturabteilung differenzierte Gropius bekanntlich erst 1927 in Deutschland weiter, nicht wenige mit einer zustimmen - m ü i 4 R

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der bildenden Künste München 1808 , war Ausdruck für ein der Erfahrung von industriellen und gesellschaftlichen Moder - die Erfindung der Eisenbahn, des Fahrrads und Autos im Ver - aus, mit Hannes Meyer als Leiter. Gropius zog sich 1928 den Haltung zur Führerdiktatur. · N A m

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neues Verständnis von «hoher» Kunst». Es entstand eine Hie - nisierungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ent - kehr entstanden waren, galten als neue Herausforderung in zurück, nachdem er sich in der uferlosen Verwaltungsarbeit e U U O H

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A T R rarchie zwischen den «freien» Professionen der «hohen Kunst » standen. Sie schloss die Bildungsutopie einer «Kunst für alle» den Städten. Auf diesen Denkhorizont der modernen Lebens - und Verteidigung des Projektes gegen Angriffe auch von Kan - Nachwirkungen des «KünstlerGestalters» I L , G N I g f H E n – mit Malerei, Bildhauerei und Architektur – und der seit der und Teilhabe am ästhetischen Genuss in der eigenen Lebens - welt bezog sich Gropius. Er hatte in seiner Entwurfs - dinsky allein gelassen fühlte. Gropius warf Klee und Kandin - Ohne Gropius und dessen Denkhorizont, der auf die zeit- S – H S Ö

V A u L l B d I S Mitte des 19 Jahrhunderts neu konstituierten Synthese des welt ein. – Im November 1918 bildeten sich an den arbeit an einem radikal-funktionales Architekturkonzept für die sky vor, sich als selbstbezogene Künstler mit vorrangigem genössischen Modernisierungen bezogen blieb, hätte es k / O n T G R c T E u

«Kunst-Gewerbes». Eine qualitative Kluft zwischen dem Künstlerorten schnell regionale Künstlerräte, in denen darü - Schuhleistenfabrik in Alfeld begonnen, sich ein eigenstän - Bezug zum Kunstbetrieb zu verhalten. Meyer fungierte bis kein derartig wirkungsmächtiges Bauhaus gegeben. Seine i

+ F H S s F V A w sozialen Raum zur Selbstentfaltung des Individuums im Ver - ber diskutiert wurde, was die demokratische Gleichheitsfor - diges Profil zu schaffen. Daher schlug ihn der Begründer der 1930 als sein Nachfolger als Direktor, der sich mit dem neuen Verbindung von künstlerischem Modernismus und qualifizier - u L t T G a N n E O

lauf einer Studiendauer von 6 bis 7 Jahren an den Kunstaka - derung für die Entfaltungschancen der Kreativität in den Weimarer Kunstgewerbeschule, der Belgier Henry van de Programm an Zielen der Arbeiterbewegung zur Verbesserung ter Werkstattarbeit gelang um 1920 an keiner anderen A h O E Y L

u r R R Ü demien und einer lediglich dreijährigen Schulausbildung im künstlerischen Professionen und damit der Künstlerausbil - Velde, zum Leiter einer neukonzipierten Hochschule vor, der materiellen Lebenswelt der Arbeiter orientierte und am Kunsthochschule in dieser Konsequenz und war der Haupt - R a e 12 E P M K K B W V Kunstgewerbe, vorwiegend im Zeichnen von Ornamenten, dung bedeuten könnte. Blicken wir zunächst auf Weimar . weshalb es bereits 1916 zu einem ersten Gespräch zwischen «Volksbedarf statt Luxusbedarf» qualitativ neu ausrichtete. grund für die kreative Produktivität in der neuen Institution. d

18 © FOTOCOLLAGE* QUELLEN: BAUHAUS-DESSAU.DE · HFG-ARCHIV ULM · BAUHAUS-ARCHIV BERLIN · STIFTUNG BAUHAUS DESSAU · VG BILD-KUNST BONN · BILDARCHIV FOTO MARBURG 19 arbeiteten sie in Zusammenarbeit mit den Köchinnen der Bau - che interessiert, die den Übergang der afrikanischen Gesell - LEN als POETISCHE PER FORMANCE . Bei einer PROZESSION REGINA BITTNER hauskantine weiter zu Speisen und Kunst werken. In ihrer schaft zur postkolonialen Moderne ermöglichen sollte. vom Bauhaus in die Dessauer Parklandschaft notierten die KATJA KLAUS Workshopreihe ging es um die Rolle, die Frauen* beim Spre - Warum und wie erinnern wir diese internationalen Schul - Teilnehmer*innen ihre Beobachtungen und Überlegungen FESTIVAL SCHULE chen über diesen «neuen Menschen» zugedacht ist, und experimente des vergangenen Jahrhunderts gerade heute? auf einer großen PAPIERBAHN . Die Performance kulminierte PHILIPP SACK darum, wie sich bestimmte Räume des Bauhausgebäudes Beim ABSCHLUSSPLENUM waren sich die versammelten in einer Lesung auf der Bauhausbühne, bei der alle Beteilig - auch heute noch als gegendert wahrnehmen lassen. – Kunsthistoriker*innen und Geisteswissenschaftler*innen ten die verschiedenen Aufzeichnungen zeitgleich vortragen Im Zeichensaal im zweiten Obergeschoss schuf die von einig: Hier wurden Schulen als Keimzellen des Neudenkens und damit wieder der Vielstimmigkeit Ausdruck verliehen, Absolvent*innen der HFBK HAMBURG gemeinsam mit des Verhältnisses von Kunst, Gestaltung und Gesellschaft von der die Debatten zuvor bereits geprägt waren . – FRIEDRICH VON BORRIES entwickelte Bib liothek für Gesell - erprobt, die Ressourcen für die gegenwärtigen Suchbewe - Das alte Bauhausgebäude beherbergte an diesen fünf Tagen 60 FUNDAMENTAL schaftsdesign den Rahmen für das Symposium BAUHAUS gungen nach alternativen Lernorten bereitstellen. Dafür, die - Einzelveranstaltungen, über 150 Beteiligten und mehr als 1.000 TRANSLATED : Die im Titel angesprochene Idee der Überset - ses Wissen mit heutigen Initiativen, Aktivist*innen und Besucher* innen. Ehemalige Teilnehmer*innen des BAU HAUS EINE BAUHAUS-SCHULE AUF ZEIT zung meinte dabei nicht einfache Über nahme eines pädago - Bewegungen in Kontakt zu bringen, so waren sich die Teil - LAB hatten mit ihrer Festivalarchitektur aus inein ander verwo - gischen Modells sondern vielmehr eine ständige Bewe - nehmer*innen einig, kann es keinen besseren Ort als das benen und am Raster des Gebäudes orientierten Strukturen Beim Flechten ihrer textilen Skulpturen berichtet die Künstlerin Ruth gung, Veränderung und Neubestim mung in jeweils unter - Bauhaus geben. – Als der schottische Anthropologe aus farbigen Spanngurten einen Dialog zwischen der histori - schiedlichen Kontexten. Die mutigen Lernexperimente des TIM INGOLD die Parlamen tarier* innen, Praktiker*innen, Akti - schen Lernumgebung und den vielfäl tigen Aktions feldern des Asawa über ihre Lernerfahrung bei Josef Albers am Black Mountain DESIGN LABORATORY in New York als Teil einer Strategie vist*innen und Forscher* innen, Studierenden und Gäste des Festivalprogramm entworfen. Eine temporäre Architektur, die College. Der Film läuft in der historischen Weberei im Bauhaus gebäude

Dessau und wird von LUCIA TRIAS und MARIANE EL GHRAY - bildete den Auftakt das Jubiläumsprogrammes der Stiftung röhren, Zerstäubern und anderen Utensilien, um die Wolken CHE kommentiert, zwei Studierenden des Masterkurses Bauhaus Dessau – nicht zuletzt auch deshalb, weil die Insti - zu erzeugen und in Form zu bringen. Unter Anleitung von BAUHAUS TRANSLATED COOP DESIGN RESEARCH .1 Die performative Führung ist Teil tution selbst seit Jahren ein Ort postgradualer Bildungsfor - CLEMENS WINKLER , Designer aus Zürich, erkundeten die der LIQUID WALKS , kuratiert von der Künstlerin ANGELIKA mate für junge Professionelle und Studierende ist, die Teilnehmer*innen des Workshops die Möglichkeiten und WANIEK , in denen sich am Eröffnungsabend die internatio - Möglichkeiten einer «Schule» in einer Erbeinstitution aus - Grenzen des Einsatzes von Wasserdampf als Material nalen Teilnehmer*innen des Festivals Schule FUNDAMEN - testen. – Im «Parlament der Schulen» kamen dreißig für Gestaltungsaufgaben – ein spielerischer Forschungs- TAL dem Bauhausgebäude nähern. In allen Räumen flim - Vertreter*innen experimenteller Kunst-, Design- und Archi - prozess, der eher auf das poetische denn auf das praktische LIQUID WALKS mert es, selbst an die Nordfassade sind Fotos von moder - tekturschulen wie PAPER CRANE (Bangalore), RUANGRUPA Potential dieses Materials abzielt. So wurden in den nen Schulprojekten aus Mexiko von 1940 projiziert, die (Jakarta), CIUDAD ABIERTA (Valparaiso), CASCO ART INSTI - Gesprächen unter den Beteiligten nicht nur die physikali - HANNES MEYER auf seiner Reise durch das Land dokumen - TUTE (Utrecht), OPEN SCHOOL EAST (Margate) u.a. zusam - schen Materialeigenschaften des erzeugten Nebels erör - tiert hatte. – Die Studierenden bringen die filmischen men, um Möglichkeiten und Grenzen einer Aktualisierung tert, sondern beispielsweise auch die Allgegenwart der Zeugnisse internationaler Übersetzungen der Bauhaus - der pädagogischen Modelle des Bauhauses vor dem Hinter - Wolkenmetapher im Technologiebereich diskutiert. Neben PARLAMENT DER SCHULEN schule mit ihren eigenen Lebens- und Lernerfahrungen in grund ihrer jeweiligen lokalen Gegebenheiten zu diskutie - Clemens Winkler erarbeiteten Studierendengruppen aus Kontakt. Das alte Bauhausgebäude ist wie ein Rahmen, der ren. Von Südamerika bis Indonesien reichte das geographi - MANCHESTER , SHEFFIELD , EDINBURGH und NEW YORK diese Dialoge stimuliert. Die Eröffnungsszenerie setzt den sche, von partizipativen Planungs- und Gestaltungsprozes - unterschiedlichste Versuchsanordnungen des Materialfor - Ton für das, worum es in dem fünftätigen Festival gehen sen bis hin zur fortwährenden Befragung des eigenen schens und kommentierten so die in das Prinzip der Bau - sollte: ein kritisches Engagement, ein Sich-in-Beziehung- Sta tus als Institution das thematische Spektrum der einge - haus-Werkstatt eingetragene Agenda des haptischen Ler - Setzen mit der historischen Lernumgebung Bauhaus aus den ladenen Schulen. Was sie bei aller Verschiedenheit ihrer nens. Und schließlich debattierten die Alumni des BAU - LERNUMGEBUNG BAUHAUS Problemlagen der Gegenwart. Schließlich hat sich im Bau - Ansätze und Ziele einte, war die Wahrnehmung eines HAUS LAB , eines postgradualen Bildungsprogramms der hausgebäude in Dessau das CURRICULUM der Avant garde - Moments historischer Dringlichkeit: Es ging darum, die Er- Stifutng im Bereich der GLOBAL MODERNISM STUDIES , ihre schul e materialisiert. Gleichwohl die Schule nur sechs rungenschaften des pädagogischen Projekts der Moder ne in dem dreimonatigen Forschungs- und kuratorischen Pro - Jahre hier wirken konnte, verkörpert das Gebäude noch zum einen in ihren Ambivalenzen anzuerkennen, und diese zess unternommenen Objekt-Lektionen. – Der immer die in Glas und Stein gebaute Überzeugung, dass zum anderen gegen die Bedrohungen zu verteidigen, wie gegenüberliegende historische Vorkursraum wurde zum FESTIVAL SCHULE FUNDAMENTAL GESTALTUNGSPROBEN. GESPRÄCHE ZUM UNTERRICHT AM BAUHAUS DESSAU AM BAUHAUS 12. –18 . MÄRZ 2019 REGINA BITTNE R/ KATJA KLAUS [HG.] SPECTOR BOOKS LEIPZIG · 204 SEITEN · 2019

Schulen Keimzellen für die Gestaltung des Zusammenlebens sie insbesondere von nationalistischen und illiberalen Schauplatz für For mate, die sich kritisch mit den gängigen der Bewältigung der GREAT DEPRESSION in den USA, die Festivals in der Bauhaus aula am Freitagabend versammelte, den Respekt vor dem Erbe mit dem Austesten seiner Brauch - in der Zukunft sind, weniger Ausbildungsstätte als Experi - politischen Strömungen ausgehen. Einer ausführlichen Begriffen von Wissen, seinem Erwerb und seiner Gültigkeit SHANNAN CLARK darlegte, war dabei ebenso faszinierend um über nichts einfacheres oder auch komplizierteres als barkeit für eine experimentelle Lerngemeinschaft verband, mentraum. – Was wäre also heute eine Bauhaus- Vorstellungsrunde im Plenum folgten, über die Festivaltage beschäftigten. In Anlehnung an die pädagogische Innova - wie die Radikalität, Energie und Strahlkraft der Höheren über die UNIVERSITÄT als gemeinsames Gut nachzudenken, und das Bauhausgebäude für die fünf Tage des Festivals zu Schule? Wie würde sie sich der Gestaltung von Alltags - verteilt, Ausschusssitzungen zu den Themen PRAXIS , INSTI - tion des Vorkurses ging es bei den in diesem Raum angesie - Künstlerisch-Technischen Werkstätten, bekannt als BX УTE - kam für einen Moment die enorme Geschäftigkeit des Festi - einem quicklebendigen Lernort transformierte . umgebungen einer globalisierten Gesellschaft zuwenden ? TUTION und POLITIK , bevor dann in einem Ab schluss- delten Formaten um Praktiken des Verlernens, um das Neu- MAC , die ANNA BOKOV untersuchte und im Rahmen radika - vals zum Stillstand. Ingold skizzierte entlang scheinbar ein - 1 Das internationale Masterprogramm CoopDesignResearch ist ein kooperativer Welche Experimente würde sie wagen, wie das Lernen in plenum VISIONEN FÜR EINE BAUHAUS-SCHULE DER Begreifen gestalterischer Praxen von den Grundlagen an. ler Massenbildungskampagnen im revolutionären Russland facher Prinzipien wie Wahrheitssuche, Neugier, Freiheit, Masterstudiengang der Hochschule Anhalt, der Stiftung Bauhaus Dessau und der Humboldt Universität zu Berlin der Gemeinschaft organisieren? Und wie würde sie, im GEGENWART UND ZUKUNFT ent wickelt wurden. – Die Festebene mit Aula, Bühne und Kantine schließlich bot besprach. Die israelische Kunsthistorikerin AYALA LEVIN bot Lerngemeinschaft und COMMON GOOD , was ein COMMING TOGETHER IN DIFFERENCE MULTIVERSITY Mikrokosmos Campus, neue Politiken eines sozialen Während der Sitzungssaal des Parlaments in der histori - Raum für Aktionen, die sich mit dem ambivalenten Funda - mit ihrem Vortrag Einblicke in eine Reihe grundlegender , also eine sein KATJA KLAUS ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Akademie Designs umsetzen ? – Das Bauhausgebäude selbst schen Metallwerkstatt als Plenum mit wechselnden Spre - ment der Bauhauspädagogik auseinandersetzten: der Designworkshops des Architekten JULIAN BEINART , die von könnte . – D iesen ge dank lichen Faden griffen die Ver - der Stiftung Bauhaus Dessau. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich Pädagogik, Design und Vermittlung, seit 2016 betreut sie die CIUDAD lieferte das Layout für die Programmlinien des Festivalpro - cher* innen fungierte, stand die historische Weberei im Schaffung eines neuen Menschen. Auf die blinden Flecken 1961 bis 1965 in Mosambik, Ni geria, Südafrika, Rhodesien treter*innen der chilenischen Architekturschule Open Studios. Von 2005 bis 2014 war sie Referentin des Direktors. gramms: dem PARLAMENT DER SCHULEN , den Werkstät - Werkstattflügel zeitweilig buchstäblich unter Dampf: dieser Erzählung wiesen SEPAKE ANGIAMA und CLARE und Kenia durchgeführt wurden. Inspiriert von seinen ehe - ABIERTA auf und gestalteten in Zusammenarbeit mit den PHILIPP SACK ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Akademie der Stiftung Bauhaus Dessau. Er hat in Heidelberg, Lyon und Paris Kunst- BUTCHER KEVIN LYNCH GYÖRGY KEPES ten der «Lernumgebung Bauhaus» zu Wissen und Material Riesige Wolken aus Wasserdampf waberten durch den mit ihren Gästen hin. In der Kantine nahmen sie maligen MIT-Lehrern und war anderen Parlamentarier* innen und zahlreichen Gästen das geschichte, Mittlere und Neuere Geschichte sowie Museumswissen - und dem Symposium BAUHAUS TRANSLATED . Das Festival Raum, Menschen in Maler overalls hantierten mit Papp - einige der Tische in Beschlag, schälten Kartoffeln und ver - Beinart an der Entwicklung einer neuen populären Bildspra - Abschlussplenum der Programmlinie PARLAMENT DER SCHU - schaften und promoviert zur Geschichte der Stock-Photography.

20 © FOTOCOLLAGE* QUELLEN FOTOS: STIFTUNG BAUHAUS DESSAU / NATHALIE WAECHTER · MAURICIO SOSA NORENA 21 Bauhaus im Nachkriegseuropa als Moderne zu beerben sei. lehren de Kumar Vyas sprach von einem postkolonialen 1 Otl Aicher: «Voraussetzungen der Erschließung 1960 », Nachlass Otl Aicher Ai.Az. HFG AHMEDABAD 2074 Nr. 1.98, S.19 , HfG- Archiv/Ulm Museum. 2 Sarah Williams Goldhagen & REGINA BITTNER – Als auf dem Höhepunkt der internationalen Studen - Design diskurs, in dem das westliche internationale Nach - Rejean Legault (Hg.): Anxious Modernisms, MIT Press, Cambridge 2002 . 3 Paul tenproteste 1968 die Ausstellung « 50 Jahre Bauhaus » eröff - kriegsdesign eine Ressource neben anderen darstellte, Betts: «Das Bauhaus als Waffe im Kalten Krieg. Ein Amerikanisch-Deutsches Joint | Venture», in: Philip Oswalt (Hrsg.): Bauhaus Streit. 1919–2009 : Kontroversen und nete und Gropius eine Rede an die gegen die Schließung der dessen Kern es jedoch war, landes eigene präkoloniale Kontrahenten, HatjeCantz, Ostfildern Ruit 2009, S. 196–213 , hier: S. 206 . 4 ULM NID 11 HfG protestierenden Studenten hielt, sich nicht um Politik, Design-Praktiken auszubilden . – Insofern war die Paul Betts: The Authority of Everyday Objects. A Cultural History of West German sondern um ihre Expertise als Gestalter einer neuen Ästhetik Ausgangslage der beiden Pionierinstitutionen moderner Industrial Design, University of California Press, Berkely 2004, S. 170 ff . 5 Ebd. 6 Tomás Maldonado: «Ist das Bauhaus aktuell», in: ulm, No. 8/9, 1963, S. 5–13 . 8 zu kümmern, traf dies auf wenig Sympathie. Musealisiertes Designbildung äußerst unterschiedlich: Das NID als Flagg - 7 Siehe: Asger Jorn: «Notes on the Formation of an Imaginist Bauhaus», «www.bop - Bauhaus traf auf lebendige Nachfolginstitution. Die kultu - schiff eines neuen Indiens sah sich mit der Aufgabe konfron - secrets.org/SI/bauhaus.htm», www.bop secrets. org/ SI /bauhaus.htm» (5 November SCHULEN DES AUFBRUCHS 2018 ). 8 Frederic J. Schwartz: «The Disappearing Bauhaus. Architecture and its rellen Orientierungsnöte und Generationenkonflikte der tiert, einkommensschwache Konsumenten aus der zumeist Public in Early Federal Republic», in: Jeffrey Saletnik & Robin Schuldenfrei (Hg.): westdeutschen Nachkriegsgesellschaft, in die das Ringen ländlich geprägten Bevölkerung in das Design-Denken zu Bauhaus Construct. Fashioning Identity, Discourse and Modernism, Routledge ZWEI MODERNE CAMPI IM TRANSKULTURELLEN DIALOG Chapman & Hall, London 2009 , S. 61–82 , hier: S. 79 . 9 Der India Report von um die kulturelle Einordnung des Bauhaus eingebettet war, integrieren und zugleich den Dynamiken einer an der Indus - Charles und Ray Eames aus dem Jahr 1958 steht im Research Archive der Edition wurden hier öffentlich ausgetragen . trialisierung orientierten Modernisierung zu entsprechen. «www.bauhaus-imaginista.org/editions/ 5/moving-away» Moving Away dieses On - Die Ulmer Hochschule dagegen rang um ein Verhältnis zwi - line Journals kostenfrei zum Download bereit . 10 Farhan Sirajul Karim: «MoMA, the Ulm and the development of design pedagogy in India», in: Shanay Jhaveri & «Der indische Staat besteht erst seit 13 Jahren. Und schon wäre DESIGN FÜR DIE UNABHÄNGIGKEIT: NID schen Konsumismus und moralischen Ansprüchen an die Devika Singh (Hg.): Western Artists and India. Creative Inspirations in Art and De - Zwei Jahre bevor Otl Aicher seine Reise nach Indien unter - Gebrauchsgüterproduktion im « Wirtschaftswunder » einer sign, The Shoestring Publisher, London 2013 , S. 122–139 , hier: S. 132 ; auch kos - tenfrei abrufbar im Research Archive der Edition « www.bauhaus-imaginista.org/ 12 die Weltgeschichte nicht mehr denkbar ohne seinen unorthodoxen nahm, hatten Charles und Ray Eames im Auftrag des Präsi - unaufhaltsam wachsenden Konsumgesellschaft. Es sind editions/ 5/moving-away » Moving Away dieses Online Journals. 11 H. Kumar denten des jungen unabhängigen Indiens, Jawaharlar also völlig konträre Problemhorizonte, vor deren Hinter - Vyas: «Design History. An Alternative Approach», in: Design Issues, Vol. 22 , No. 4, Autum 2006, S. 28 . 12 Karim: « Moma, the Ulm and the development of desgin Nehru , und gefördert von der amerikanischen Ford Founda - grund die beiden Schulen nach Konzepten einer zeitgemä - pedagogy in India », 2013, S. 132 . 13 Alison Clarke: « Design for Development Einfluss. Indien hat im letzten Jahrzehnt mehr neue Inhalte geliefert tion 1958 den «India Report» vorgelegt. 9 Der heute als ßen Designausbildung suchten. Doch gerade das Ulmer ICSID and UNIDO . The anthropological turn in the 1970th Design », in: Journal Gründungs dokument des National Instituts of Design gel - Institut bot für das NID eine Alternative gegenüber den of Design History, Vol. 29 , No. 1, 1 February 2016, S. 43–57 , hier: S. 46 . 14 Der Beitrag geht zu rück auf Forschungen im Rahmen des Bauhaus Lab 2017 «Between als irgendein anderes Land. Von ihm, nicht von Russland, wurde die tende Bericht sollte Bedingungen und Möglichkeiten einer kolonialen Hinterlassenschaften an. Chairs. Design Pedagogies in Transcultural Dialogue»

Konzeption der Koexistenz ins Gespräch gebracht.… Es hat von Kaltem Krieg und nationaler Unabhängigkeit bildeten in der Traditionslinie des Bauhaus: So gab es auch hier eine die Gewaltlosigkeit konzipiert, die Idee der dritten Kraft, die beiden Hochschulen – und eingebunden in internatio - Grundlehre – zunächst von Josef Albers (der bereits am der Bündnisfreiheit gegenüber den Machtblöcken. … Sein nale Netzwerke von Experten, Institutionen und Akteuren – Bauhaus den Vorkurs unterrichtete) und Walter Peterhans Weg der Entlassung aus dem Kolonialismus war Beispiel besondere Orte der Neu bestimmung des Verhältnisses von (ehemaliger Leiter der Fotoklasse am Bauhaus) unterrichtet, für eine ganze Reihe von Staaten. Es hat politische Persön - Design und Gesellschaft . und die Ausbildung fand – angelehnt an das Bauhaus – in lichkeiten von ungewöhnlicher moralischer Autorität her - Werkstätten statt. Aber während Max Bill einen «Artist- vorgebracht: Gandhi und Nehru. Obwohl es eine spekula - NACH DEM BAUHAUS: ULM Designer» als kultureller Vermittler zwi schen Industrie und tive Behauptung ist, spricht einiges dafür, dass wir ohne Otl Aicher gehörte gemeinsam mit Inge Scholl und Hans Markt ausbilden wollte, dessen Aufgabe in der Gestaltung Indien heute in einer massiven Auseinandersetzung zwi - Werner Richter zu den Gründern der HfG Ulm. Zunächst guter Formen alltäglicher Ge brauchs gegenstände als «kul - modernen Designbildung im unabhängigen Indien untersu - NACHSATZ REGINA BITTNER (Dr.phil.) studierte Kulturwissenschaften und Kunstgeschichte an der Universität Leipzig und promovierte am Insti - schen Ost und West stünden.» 1 – Otl Aichers Bericht sollte die vom Geist des Antifaschismus bestimmte Hoch - turelle Güter» bestand, nahm sein Nachfolger, der Argen- chen. Die Modernisierungsagenda Nehrus schloss auch Während die Ulmer Hochschule den Zerreißproben seiner tut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin. Als über seine Indienreise 1960 mit dem seltsamen Titel schule eine neue junge Generation von demokratisch orien - tinier Tomás Maldonado, Abstand von Bills moralischem eine aktive Design- und Architekturpolitik ein. Massive Gegenwart um 1968 nicht mehr standhalten konnte , Leiterin der Akademie der Stiftung Bauhaus Dessau ist sie für die Kon - zeption und Lehre der postgradualen Programme für Architektur- und «Voraussetzungen der Erschließung» ist ein faszinierendes tierten, der Öffentlichkeit verpflichteten Journalisten, Aka - Idealismus. Worum es ihm ging, war eine Schule, die die Infrastrukturprojekte, der Ausbau der großen Industrie, ver folgte das NID weiterhin die in den Gründungsjahren Moderneforschung verantwortlich. Sie kuratierte zahlreiche Ausstel - Dokument der Stimmungslage einer Generation, die Natio - demikern, Kulturakteuren und Publizisten hervorbringen . Die aktuellen Aufgaben des industriellen Designs bearbeiten die Förderung moderner Bildungseinrichtungen – all dies formu lierte Designagenda. Die 1979 im National Institut of lungen zur Architektur-, Design- und Kulturgeschichte der Moderne. Seit 2009 ist sie stellvertretende Direktorin der Stiftung Bauhaus Des - nalsozialismus und Krieg erlebt hatte und mit Sorge die Idee einer solchen neuen und unabhängigen Schule ging konnte. Der Designer sollte dabei als Koordinator zum akti - war Teil der staatlichen Fünfjahrespläne, mit denen ein Design Ahmedabad veranstaltete internationale Konferenz sau. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten in Forschung und Lehre gehören: geopolitischen Spannungen des Kalten Krieges beobach - zurück auf die von Inge Scholl initiierte Volkshochschule. Die ven Partner der modernen Industrie werden. 4 Seine konse - modernes Indien seine koloniale Vergangenheit hinter sich «Design for Development» bildete den Höhepunkt dieses global modernism studies in Architektur und Design, Moderne und Migration, Kulturgeschichte der Moderne und Heritage Studies. tete. Es ist ein Bericht über die wirtschaftliche, soziale, Schwester der von den Nationalsozialisten ermordeten quent wissenschaftliche, an rationalen Kriterien ausgerich - lassen wollte . – Ähnlich der HfG Ulm war auch das Design diskurses, der Abstand vom hegemonialen west- politische und kulturelle Situation des Landes, nicht frei Geschwister Scholl hatte diese als Ort der politischen De - tete Gestaltungslehre, die Vermittlung neuester technischer NID von Beginn an als globale Plattform der Designausbil - lichen De sign paradigma nehmen wollte. Im Kontext west- Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG) von Exotismen und doch zugleich voller Sympathie für das batte und demokratischen Bildung in Ulm etabliert und mit Kenntnisse und die Einführung von sogenannten Entwick - dung konzipiert. Der Aufbau des NID als erste moderne licher Ex porte von Modernisierungsmodellen in die Entwick - 1952–1968 — 1952 von der Pädagogin Inge Scholl, Modernisierungsstreben des Subkontinents. Von heute Otl Aicher und Hans Werner Richter an einem Curriculum für lungsgruppen fand international An erkennung und wurde Gestaltungsschule in Indien unterstützten internationale lungsländer suchte man nach alternativen Praktiken für dem Grafikdesigner Otl Aicher sowie dem Künstler und aus lesen sich die Materialien der Reise des HfG -Gründers eine zeitgemäße und politische «Re-Education» gearbeitet. durch ein Netzwerk internationaler Gestalter und Theoreti - Fachleute wie Louis Kahn, Charles und Ray Eames, Ale - einen wirt schaftlichen und sozialen Wandel. In Ahmedabad Architekten Max Bill gegründet, gehörte die Hochschule Otl Aicher wie die Ouvertüre zu einer Zusammenarbeit Dank ihres breiten internationalen Netzwerkes kamen sie ker wie Abraham Moles, Bruce Archer, Charles Morris oder xander Girard, George Nakashima, Hans Gugelot deren sprachen sich die internationalen Delegierten für ein post - zu den wichtigsten Nachfolgeinstitutionen des Bauhaus. zwischen zwei Gestaltungsschulen, welche die Nach - auch mit Max Bill, ehemaliger Bauhaus-Student, in Kontakt. Charles und Ray Eames unterstützt. 5 – In der haus- Beratertätigkeit großzügig von der amerikanischen Ford koloniales Verständnis von Design aus. Man wollte sich nun Ihre gestalterische Haltung fußte auf Wissenschaft und kriegsmoderne in Design und Architektur nachhaltig mit - Bill wurde der Direktorenposten der Schule angeboten, auch eigenen Zeitschrift ulm fragt Maldonado 1963 , ob das Foundation gefördert wurde. Zugleich – und das haben die von der westlichen Hegemonie, die Design mit formalen Rationalität. Damit reagierte sie auf die kulturelle und bestimmten: Die Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm vor dem Hintergrund des kulturellen Kapitals, das seine Bauhaus noch aktuell sei. Gegenüber einem eher restau - Eames in ihrem Report herausgestellt – besaß Indien aber ästhe tischen Wertvorstellungen verband, loslösen und sich politische Situation im Nachkriegsdeutschland. und das National Institut of Design (NID) in Ahmedabad. Bauhausvergangenheit und seiner Beziehung zu Walter rativen Verständnis des Bauhaus im Nachkriegsdeutsch - eine eigene Kultur der Gestaltung von Dingen des alltägli - stattdessen vernakulären und «appropriate technologies» National Institute of Design Ahmedabad (NID) – Beide Campi sind beispielhafte Plattformen des Gropius bei den amerikanischen Alliierten besaß. Paul Betts land forderte Maldonado « eine schonungslose Gewissens - chen Gebrauchs: Der Lota, ein aus Ton gefertigtes Wasser - ausgerichteten Gestaltungsweisen von Gebrauchsgegen - 1961 –heute — Im Zusammenhang mit den Moderni - sierungsplänen von Ministerpräsident Jawaharlal Nehru Ringens um eine zeitgemäße Gestaltunghaltung, die die stellte heraus, dass das Bauhaus als kultureller Repräsen - prüfung » der Gründe, warum das Bauhaus dreimal ge schlos- gefäß, wurde zur Metapher dieser von den Eames nicht ständen zuwenden. – Mit der Ahmedabad Declara - entstand 1961 die erste Designhochschule im unabhängi - Diskurse um die Moderne in Architektur und Design der tant einer vom Nationalsozialismus nicht kontaminierten sen wurde. Dabei könne ins besondere das bisher wenig ohne einen gewissen Exotismus bewunderten Kultur des tion, so Alison Clarke, formierte sich nun eine « alternative gen Indien. Als Gründungsdokument gilt der im Auftrag 1950 er und 1960 er Jahre generell be stimm te. Die ameri - Vergangenheit, nämlich der Weimarer Republik, eine liberal beachtete Wirken Hannes Meyers für die HfG Ulm als Formgebens. So hatte das National Institute of Design von design movement underpinned by theories of anthropo - der Regierung von Ray und Charles Eames erstellte India kanische Architekturhistorikerin Sarah William Goldhagen demokratische Traditionslinie für die Neuorientierung am Vorbild gelten .6 – Die Auseinandersetzung mit dem Beginn gleich zwei Aufgaben zu erfüllen: Auf der einen logy, intermediate technology, development studies and Report, der die Vermittlung zwischen modernem Produkt - sprach von einem «Anxious Modernisms» – der Suche nach westlichen Liberalismus bot. 3 Insofern stellte das Bauhaus Vermächtnis des Bauhaus bildet schließlich so etwas wie Seite sollte es Motor für ein modernes industrielles Pro - Neomarxist critique of Western consumer culture ». 13 Hatte design und lokalem Handwerk betont. Das Institut arbei - gestalterischen Positionen in einer veränderten globalen für die Gründung der HfG ein überzeugendes und kaum hin - das Basso continuo der Schule auf dem Kuhberg. Während duktdesign werden; zugleich sollte es aber auch an der För - sich das National Institute of Design von seinem, wie es tete eng mit der HfG Ulm zusammen. Ordnung, geprägt durch westliche Massenkonsum- und terfragbares kulturelles Erbe dar, dass auch die Finanzierung Maldonado Abstand vom «expressionistischen Bauhaus» derung und Verbesserung der lokalen «Cottage industries» Saloni Mathur nennt, « problem-solving spirit of the Neh - India Lounge Wohlfahrtgesellschaften, den Systemwettstreit zwischen der Schule mit Mitteln des amerikanischen Re-Education nahm, musste sich Max Bill schon in der Gründungsphase mitwirken. Im Curriculum des neuen Instituts waren des - ruvian era » verabschiedet, zu dem auch seine Allianz mit 1965 wurde Hans Gugelot, Dozent an der HfG Ulm, einge - Ost und West und neuen Allianzen im globalen Süden. Fonds begründen half. Doch so kulturpolitisch bedeutsam der Ulmer Hochschule mit Vorwürfen von Seiten der Künst - halb die sogenannten «craft documentations», Feldstudien dem Ulmer Institut gehörte? Wenn heute die die Ahmeda - laden, einen Sommerkurs am NID zu unterrichten. Dort Dass man in den 1950er Jahren Abstand zur «klassischen deren Unterstützung für die Formierung der HfG anfangs lergruppe bauhaus imaginiste auseinandersetzen. Asger der Studierenden zu lokalen Handwerkskulturen, fest ver - bad Declaration im Designdiskurs zum Social Design und traf er Gajanan Upadhyaya und zusammen entwickelten Moderne» nahm, hatte nicht nur generationelle Ursachen, gewesen sein mag, in seinem Curriculum, seiner Architektur Jorn wollte mit der internationalen Bewegung eines Imagi - ankert . – Allerdings war dies ein schwieriges Unter - Critical Design eine Neubewertung erfährt, dann haben die sie die India Lounge. Die India Lounge war ein leichter sondern vor allem gesellschaft liche, wirtschaftliche und kul - und seinen Produkten rang die Schule permanent um einen nären Bauhauses das freie Experiment, die Ekstase des fangen auch und gerade deshalb, weil sich das NID als Konversationen und Missverständnisse zwischen diesen Stuhl aus Teakholz und gewebtem indischen Stoff. Ur - 7 turelle Verschiebungen zum Hintergrund die dem Gestalter zeitgemäßen Bezug zum Bauhaus. – Das von Bill ent - Ausdrucks, die Verschwendung im Spiel befördern. Der postkoloniales Design Institut verstand, das konsequent beiden für die Nachkriegsmoderne so einflussreichen Campi sprünglich war der Stuhl als Dreier-Sitzkombination mit eine neue Rolle zuwiesen. 2 Neugegründete Universitäten worfene Hochschulgebäude gilt als Modell des kooperati - Briefwechsel zwischen Bill und Jorn ist ein beeindrucken - vom kolonialen Projekt des «Craft improvements» Abstand zu diesem Paradigmenwechsel entscheidend beigetragen. passendem Fußhocker konzipiert. Sie steht beispielhaft und Hochschulen entstanden rund um den Globus als Teil ven Zusammenwohnens und -arbeitens von Studenten und des Dokument der Such bewegungen einer neuen Genera - nahm. «Design» sollte sich als moderne Profession inner - für das Zusammenwirken zweier Ansätze, des System- jenes Versprechen moderner Gesellschaften, Bildung und Dozenten und stellt Bezüge zum Bauhausgebäude in Dessau tion, die mit Massenkonsum, kalten Kriegsfrontstellungen halb der Bedingungen des Konsumgütermarktes in Indien designs der Ulmer Schule und der Low Cost Designs, dem sozialen Aufstieg zu ermög lichen. Im geopolitischen Kontext her. Auch das Curriculum steht in den Anfangsjahren noch und Umweltzerstörung konfrontiert danach fragt, wie das entwickeln .10 Der sowohl an der HfG als auch am NID sich das Institut in Ahmedabad verpflichtet hatte.

22 © FOTOCOLLAGE* QUELLE: ARCHIV GUGELOT / HANS GUGELOT · INDIA LOUNGE SITZGRUPPE, 1965 — FOTO: WOLFGANG SIOL 23 DIE HOCHSCHULEN FÜR GESTALTUNG KONTEXT BAUHAUS AUSWAHL THOMAS FLIERL / DIETER FESEKE

1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 ERSTER WELTKRIEG ZWEITER WELTKRIEG 1914-1918 1939-1945 «Das Bauhaus war ideengeschichtlich eingebettet in die allgemeine Stromung der kulturellen Entwicklung des 19. Jahrhunderts. Mit den «Ecole de Beaux KUNSTGEWERBESCHULE / KUNSTGEWERBEMUSEUM HOCHSCHULE FÜR GESTALTUNG / MUSEUM FÜR GESTALTUNG ZHDK ZÜRCHER HOCHSCHULE DER KÜNSTE Arts» in Frankreich begann (...) eine Sammlungsbewegung der Kunstausbil - HOCHSCHULE FÜR GESTALTUNG ZÜRICH / ZHDK 1933 NEUBAU 1960 2007 dung, in die auch die der Architektur einbezogen wurde. In diesen Zusammen - CH · ZÜRICH hang gehören die Reformbewegungen der anderen europäischen Länder, wie Die Zürcher Hochschule der Künste ging aus der 1878 gegründeten Kunstgewerbeschule der Stadt Zürich hervor und hat eine hat eine lange Geschichte von Wandlungen. Sie hatte ihren Sitz im 1933 errichteten Gebäude von Adolf Steger etwa die «Arts and Crafts Bewegung» in England, Jugendstil und Werkbund in und Karl Egender, wie auch das Museum für Gestaltung. Zuletzt fusionierten 2007 die Hochschule für Gestaltung und Kunst ( HGKZ ) und die Hochschule für Musik und Theater ( HMT ). Allein das Departement Design gliedert sich in sieben Deutschland, aber auch konstruktivistische Ansätze, wie etwa in Italien und den Fachrichtungen, in denen gelehrt und geforscht wird. Im Herbst 2014 wurde ein neuer Campus auf dem Toni-Areal in Zürich-West bezogen. — Angegliedert sind das Museum für Gestaltung Zürich. Diese ist aus dem 1875 gegründeten Kunst - Niederlanden und den genossenschaftlichen Bewegungen in der Schweiz. gewerbemuseum der Stadt Zürich hervorgegangen. 1933 bezogen das Museum und die Kunstgewerbeschule das inzwischen denkmalgeschützte Gebäude. Es gilt als eines der herausragenden Beispiele moderner Schweizer Architektur. — Damit gab es zwar schon vor dem ersten Weltkrieg eine verstärkte Suche nach Bedeutende Lehrende/Studierende : Sophie Taeuber-Arp, Johannes Itten, Hans Finsler, André Gelpke, Stefi Geyer, Hansjörg Mattmüller, Serge Stauffer, Robert Haussmann – Ruedi Baur, Max Bill, René Burri, Maria Eichhorn, Hans Falk, Adrian neuen Formen, die ohne historischen Rückbezug so etwas wie eine neue Sach - Frutiger, Augusto Giacometti, HR Giger, Markus Imboden, Richard Paul Lohse, Urs Lüthi, Doris Stauffer, Tika, Oliviero Toscani lichkeit zum Ziel hatten. Aber es erfolgte noch kein Durchbruch. »1

STAATLICHE AKADEMIE FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE AKADEMIE BRESLAU 1911 – 1932 D · BRESLAU BAUHAUS-UNIVERSITÄT WEIMAR Die Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau ging aus der am Kaiserin-Augusta-Platz bereits 1791 gegründeten Königlichen Kunst- und Gewerbeschule hervor . Infolge der 2. Preußischen Die Bauhaus-Universität Weimar ist eine auf gestalterische und technische Bereiche Notverordnung wurde die Akademie am 1. April 1932 geschlossen. Nach der Schließung wurde der Unterricht in Meisterateliers für rund ein Jahr weitergeführt. Ihr erster Direktor ( 1903 ) war Hans Poelzig, unter orientierte Universität in Weimar, deren Ursprünge auf die 1860 gegründete Großher - dem die Königliche Kunst- und Gewerbeschule den Rang einer Akademie erhielt und seit 1911 Königliche Kunst- und Gewerbeakademie hieß. — Bedeutende Lehrende/Studierende: Emil Bartoschek, zoglich-Sächsische Kunstschule und auf das 1919 gegründete Staatliche Bauhaus August Endell, Gertrude Daubert, Johnny Friedlaender, Gerhart Hauptmann, Georg Paul Heyduck, Willy Jaeckel, Hans Leistikow, Otto Mueller, Ernst Ludwig Molzahn, Otto Mueller, Georg Muche, Otto Mueller, zurückgehen. Den Rang einer Hochschule erlangte sie 1910 . Ihren heutigen Namen Herbert Sandberg, Hans Scharoun, Oskar Schlemmer. erhielt sie aber erst 1996 . An der Universität sind ca. 4.000 Studierende immatrikuliert. — 2010 feierte die Bauhaus-Universität Weimar ihr 150-jähriges Bestehen als Kunst - 1860 GROSSHERZOGLICH-SÄCHSISCHE KUNSTSCHULE FÜR BILDENDE KUNST G-SH F BILDENDE KUNST WEIMAR DESSAU BERLIN HOCHSCHULE FÜR ARCHITEKTUR UND BAUWESEN (HAB) BAUHAUS-UNIVERSITÄT WEIMAR schule und Hochschule in Weimar. 2019 begeht sie das 100-jährige Jubiläum des 1910 – 1919 BAUHAUS 1919 –1933 1951 – 1991 1996 – Bauhaus, das dort gegründet wurde. D · WEIMAR / DESSAU / BERLIN WZ GESTALTUNG STIFTUNG BAUHAUS DESSAU / AKADEMIE 1986 1994 – BAUHAUS DESSAU Das Staatliche Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar als Kunstschule gegründet. Es entstand am 12 . April 1919 aus der Vereinigung der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst BAUHAUS DESSAU · STIFTUNG BAUHAUS DESSAU · AKADEMIE in Weimar und der 1915 aufgelös ten Kunst gewerbeschule Weimar. Nach Art und Konzeption war es damals etwas völlig Neues, da das Bauhaus eine Zusammenführung von Kunst und Handwerk darstellte. — WISSENSCHAFTLICH- KULTURELLES ZENTRUM Die Stiftung Bauhaus Dessau ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz im Das historische Bauhaus ( 1919 bis 1933 ) nimmt in der Reihe der Kunstschulen eine Sonderstellung ein. Seine Exklusivitat und Programmatik weiteten die Perspektive für die moderne Architektur und Kunst. DDR / SAMMLUNG historischen Bauhausgebäude in Dessau-Roßlau – und wurde in ihrer heutigen Form Es gilt heute als die einflussreichste Bildungsstätte im Bereich der Architektur, der Kunst und des Designs im 20. Jahrhundert. Der Deutsche Werkbund gilt als Vorläufer und Begleiter – zugleichen wurde es beein - 1994 gegründet. Sie ist ein Ort der Forschung, Lehre und experimentellen Gestaltung. flusst von zeitgleichen Strömungen und Institutionen wie De Stijl (Niederlande) und BX УTEMAC Moskau. — Bedeutende Lehrende / Studierende: Hannes Meyer, Ludwig Mies van der Rohe – Anni u. Josef — Der Bereich «Akademie» forscht und arbeitet zur Bauhaus-Pädagogik und führt Albers, Marianne Brandt, Marcel Breuer, Lyonel Feininger, Johannes Itten, Vasilij Kandinskij , Paul Klee, László Moholy-Nagy, Georg Muche, Walter Peterhans, Oskar Schlemmer, Joost Schmidt, Gunta Stölzl u.v.a. Programme durch, in deren Rahmen Studierende und junge Professionelle aus verschie - BXУTEИH denen gestalterischen Disziplinen, so z. B. dem Design und der Architektur, in der HÖHERE KÜNSTLERISCH-TECHNISCHE WERKSTÄTTEN 1920 –1930 CHICAGO Tradition des historischen Bauhaus lernen, forschen und gestalten. BX УTEMAC MOSKAU SOWJETUNION · MOSKAU «Erst mit der Gründung des Bauhaus in Weimar 1919 – als Staatliche Hoch - In Folge der Oktoberrevolution ( 1917 ) wurden Staatliche Freie Kunstwerkstätten (svomas) gebildet – u.a. in Sankt Petersburg, Kasan, Saratow, Odessa, Charkow und Witebsk. Die BX УTEMAC (Höhere Künstle - schule für Gestaltung – durch Walter Gropius wird ein neuer Weg gesucht: risch-Technische Werkstätten) in Moskau war eine von 1920 bis 1930 bestehende staatliche Kunsthochschule in Moskau – hervorgegangen am 19.12.1920 per Dekret der Sowjetregierung. Sie hatte sich den Ideen NIEDERLANDE BERLIN Anstatt in die Breite und Tiefe, wie an den Universitäten, suchte Gropius eine der russischen Avantgarde verschrieben. Von 1927 bis 1930 wurde sie geführt als BX УTEИH. Das Besondere dieser neuen Werkstätten war die Verbindung der Schönen Künste – Malerei und Bildhauerei – mit den DESSAU radikale Verkürzung der Aspekte allein auf jene, die sich aus der Tätigkeit des sogenannten Produktionskünsten – Architektur, Druckgewerbe, Metall- und Holzbearbeitung, Textil und Keramik. Die künstlerisch-technischen Werkstätten waren in Zielsetzung, Aufgabenbereich und Organisation dem WEIMAR Gestaltens ergaben. Die Ausbildung wurde vom Ende her gedacht. Was muss im gleichen Zeitraum bestehenden Bauhaus vergleichbar. — Im Zuge der Zurückdrängung der Avantgarde (sozial. Realismus) wurde sie 1930 aufgelöst. Bedeutende Lehrende/Studierende: Robert Falk, Anna Golubkina, ein Gestalter können, um mit einem bestimmten Material in einem eingegrenz - Vasilij Kandinskij, Michail Lifšic, Ėl' Lisickij, Ivan Leonidov, Konstantin Mel’nikov, Ljubov’ Popova, Aleksandr Rod čenko, Varvara Stepanova, Vladimir Tatlin. ULM NORTH CAROLINA ten Anwendungsfeld zeitgemäße Antworten geben zu können? Damit wurden ZÜRICH die traditionellen Grenzen zwischen Architektenausbildung, Handwerk und BLACK MOUNTAIN COLLEGE 1933 –1957 Kunst überwunden. »2 «Die Ausbildung des Künstlers durfte in der modernen USA · NORTH CAROLINA Gesellschaft nicht mehr aufgeteilt werden auf theoretisch orientierte Aka - Das Black Mountain College wurde 1933 in der Nähe von Asheville, North Carolina gegründet und bestand bis 195 7. Es war Ende der 1940 er Jahre die führende Institution zur interdisziplinären Ausbildung vor - de mien, die «freie Kunst » lehrten, und rein handwerklich orientierte Kunst ge wer - wiegend (aber nicht ausschließlich) künstlerischer Fachrichtungen. Am Black Mountain College sammelten sich unter anderem einige Lehrende aus dem Bauhaus nach ihrer Emigration aus Deutschland (Walter be schulen, die für den Bereich der «angewandten Kunst » zuständig waren. An einem Institut sollten sowohl die ästhetischen als auch die handwerklichen Gropius, Lyonel Feininger, Anni/Josef Albers, Alexander Schawinsky). Folgende Fachrichtungen wurden gelehrt: Bildende Kunst, Theater, Literatur, Musik, Architektur, Geschichte, Physik, Ökonomie. — 3 Bedeutende Lehrende: Richard Buckminster Fuller, John Cage, Merce Cunningham, Willem de Kooning, Robert Motherwell, Charles Olson, Ben Shahn, Cy Twombly, Stefan Wolpe – Gastdozenten: Albert Einstein, Prinzipien der neuen Zeit vermittelt werden » (Vorlehre, Werklehre, Baulehre). Clement Greenberg, William Carlos Williams — Studierende: Ruth Asawa, Robert De Niro Sr., Arthur Penn, Robert Rauschenberg, Dorothea Rockburne, John Wieners, Vera B. Williams. «Zudem errichtete der Begriff ‹Gestaltung › eine Grenze zu den Kunstakademien und den älteren Kunst gewerbeschulen, mit dem Anspruch, eine neue Brücke TEL AVIV zwischen gesellschaftsbezogenen künstlerischen Kompetenzen und der freien,

CHICAGO 4 NEW BAUHAUS SCHOOL OF DESIGN IIT · ILLINOIS INSTITUTE OF TECHNOLOGY [INSTITUTE OF DESIGN] ästhetischen Arbeit zu schaffen. » «Dementsprechend gab es am Bauhaus keine NEW BAUHAUS CHICAGO · IIT 1937 –1949 INSTITUTE OF DESIGN 1949 – Fachabteilungen, sondern die Studierenden lernten in den Werkstätten, wo sie USA · ILLINOIS / CHICAGO den Namen und den Status eines Lehrlings hatten, die Lehrer hießen deshalb Das IIT Institute of Design wurde 1937 von László Moholy-Nagy als New Bauhaus gegründet. Kurz nach Schließung wurde es 1939 unter neuem Namen als Chicago School of Design wieder eröffnet.— Das ‹Meister › und nicht mehr Professor. — Ab 1923 erfolgte eine Hinwendung zur Illinois Institute of Technology (Technische Universität in Chicago) entstand 1940 unter diesem Namen aus der Vereinigung des Armour Institute of Technology, gegründet 1893, und dem Lewis Institute, gegründet Industrie unter dem Leitsatz: ‹Kunst und Technik – eine neue Einheit ›. Mit Han- 1895. Das Gelände des IIT im Süden von Chicago war der erste derartige Campus in den USA gewesen und wurde 1938 von Ludwig Mies van der Rohe entworfen und realisiert. Bis heute gilt der architektonische nes Meyer, wird dann ab 1927 das Lehrprogramm auf das Bauen ausgeweitet, Entwurf als beispielhaft. — Die Ausbildungs fächer sind u.a.: Mathematik, Ingenieurwesen, Architektur, Psychologie, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft und Recht. Bedeutende Lehrende und Studie - was eine eigenständige Architektenausbildung ermöglichte. Das Bauhaus hatte rende u.a.: László Moholy-Nagy, Ludwig Mies van der Rohe, Harry Callahan, Leon Max Lederman, Karl Menger – Marvin Camras, Martin Cooper, Hans Hollein, Helmut Jahn, Grote Reber, Susan Solomon. sich gewandelt. (... ) Mit dem «Funktionalismus » (Adolf Behne, 1926 ) verband sich schließlich die Maxime: «Zweckmässigkeit sollte nicht mehr gefordert werden müssen, sollte selbstverständlich sein (...)» .5 HOCHSCHULE FÜR GESTALTUNG ULM 1953 –1968 Die gesellschaftspolitischen Realitäten in Europa ( Faschismus / Nationalsozia - BRD · ULM lismus / Stalinismus) veränderten alles: die Schließung des Bauhaus 1933 durch Die Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG Ulm) wurde 1953 von Inge Aicher-Scholl, Otl Aicher, Max Bill u.w. in Ulm gegründet und bestand bis 1968 . Sie gilt als die international bedeu tendste Design-Hochschule nach dem Bauhaus. International genoss sie einen hervor - die Nazis. Ebenso unvermeidbar (wenn auch aus anderen Gründen) löste sich ragenden Ruf und war Wegbereiter und Vorbild sowohl für künftige Design-Studiengänge an Hochschulen für Gestaltung als auch für das Berufsbild des Designers. — Am 1. April 1953 wurde Max Bill (Bauhausschüler) erster Rektor der neu gegründeten Hochschule – in Moskau bereits 1930 die Ausbildungsstätte BX УTEMAC auf. Ihre Bezug - später ab 1962 folgte Otl Aicher. Die Bauten der Hochschule für Gestaltung gehören zu den bedeutendsten der frühen BRD und knüpfen mit ihrer «Konkreten Architektur» an die Tradition des Bauhaus an. Die Fachgebiete waren: Produktgestaltung, Visuelle Kommunikation, nahme auf die einflussreiche «russischen Avantgarde » (ab 1920 · Ėl’ Lisickij, Bauen, Information und Film. Nach Entwürfen von Max Bill entstand der Campus ( 1955 ) – ganz in der Tradition des Bauhaus. 1958 erschien die erste Ausgabe der HfG-Zeitschrift «ulm», die bis zum Ende der Hochschule herausgegeben wurde. — Die für die Schließung Rod čenko u.v.a. ) wich der neuen Orientierung des staatlich verordneten sozia - ausschlaggebenden (politischen) Ursachen im CDU -geführten Baden-Württemberg sind heute umstritten. Die Geschwister-Scholl-Stiftung stellte den Betrieb der Hochschule zum 31. Dezember 1968 ein. — Bedeutende Lehrende: Josef Albers, Bruce Archer, Gui Bonsiepe, listischen Realismus. —Dennoch: die Impulse des BAUHAUS in die Welt, Hans Gugelot, Johannes Itten, Herbert W. Kapitzki, Alexander Kluge, Helmut Lachenmann, Beate Mainka-Jellinghaus, Tomás Maldonado, Josef Müller-Brockmann, Walter Peterhans, Edgar Reitz, Claude Schnaidt, Nicolaus Sombart, Friedrich Vordemberge-Gildewart. waren nicht mehr aufzuhalten. Andern orts – insbesondere in Nordamerika – waren Anfang der dreißiger Jahre Voraussetzungen gegeben, die europäischen UDK STAATLICHEN HOCHSCHULE FÜR BILDENDE KÜNSTE HOCHSCHULE DER KÜNSTE HDK UNIVERSITÄT DER KÜNSTE UDK Ausbil dungs erfahrungen fortzusetzen bzw. fort zu schrei ben – sowohl in der 1946 –1975 FÜR MUSIK UND DARSTELLENDE KUNST 1975 –2001 2001 – UNIVERSITÄT DER KÜNSTE BERLIN V erbreiterung der Ausbildungsdisziplinen als auch in der Kombination mit D · BERLIN n euesten wis senschaft lichen Erkenntnissen (Interdisziplinarität). Zahlreiche An der 1696 gegründeten «Akademie der Künste Berlin» wurde 1875 eine Hochschule der bildenden Künste eingerichtet. 1903 erhielt diese mit der Hochschule für Musik einen gemeinsamen Campus in Charlottenburg. Seit 1867 diente die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums «Bauhaus-Emigranten » zogen in die USA und fanden – ausgestattet mit als Schule für Musterzeichner. Nachdem 1918/19 auch in Berlin die Reform der Künstlerausbildung diskutiert wurde, konnten 1924 die «Vereinigten Staatsschulen» (VS) mit den Abteilungen Architektur, bildende Kunst und angewandte Kunst mit Bruno Paul als Direktor gebildet R e nommee – neue Heraus forderungen als Lehrende — wie am Black Mountain werden. Quer dazu liegende «Ergänzungsfächer», Werkstätten und wissenschaftliche Vorträge integrierten alle Studienrichtungen. Nach einer «Säuberung» 1933 erfolgte der Rückbau im Sinne der NS-Kunst, 1945 ein demokratischer Neubeginn als HfbK unter Karl Hofer. 1975 wurden C ollege/North-Carolina: Anni und Josef Albers, Lyonel Feininger, Xanti Scha - in der Hochschule der Künste alle Ausbildungsrichtungen der ästhetischen Professionen zusammengeholt. Die 1996 gebildete Fakultät Gestaltung versammelte – begrifflich in Anlehnung an das Bauhaus – Architektur, Produktdesign, Visuelle Kommunikation, Gesellschafts- und winsky, auch Walter Gropius — oder wie in Chicago: László Moholy-Nagy mit Wirtschaftskommunikation. Bedeutende Lehrende waren: Anton von Werner, Wilhelm Gerstel, Emil Rudolf Weis, Edwin Scharff, Oskar Schlemmer – später: Herbert W. Kapitzki, Hans Röricht, Georg Baselitz, Valie Export, Katharina Sieverding, Rebecca Horn, Vivienne Westwood. dem «New Bauhaus », kurzzeitig später überführt ins IIT (Illinois Institute of KUNSTHOCHSCHULE HALLE HOCHSCHULE FÜR INDUSTRIELLE FORMGESTALTUNG 1958 –1989 HOCHSCHULE FÜR KUNST UND DESIGN KUNSTHOCHSCHULE T echnology) – eben so Ludwig Mies van der Rohe am Armour-Institute. — 1915 – 1958 1989 –2010 2010 – BURG GIEBICHENSTEIN HALLE In Europa konnte erst nach Ende des zweiten Weltkriegs die Wiederaufnahme D / DDR · HALLE der Bauhaus-Ideen an den Gestaltungshochschulen erfolgen (Ausnahme: Zürich / Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (Burg Halle) ist die 1915 gegründete Kunsthochschule in Halle an der Saale. Die heutige Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle geht auf die Gewerbliche Zeichen- und Handwerkerschule der Stadt Halle zurück. «neutrale » Schweiz). Dies geschah natürlich auf ganz unterschiedliche Weise, wie Diese Schule entstand 1879 aus der Vereinigung der seit 1852 bestehenden Provinzial-Gewerbeschule Halle und der seit 1870 bestehenden Gewerblichen Zeichenschule. Nach Auflösung des Bauhaus in Weimar im Jahr 1925 kamen zahlreiche ehemalige Bauhäusler die frühzeitig ge startete Hochschule für Gestaltung Ulm im west lichen Nach - als Lehrende an die «Burg», unter ihnen Marguerite Friedlaender, , Hans Wittwer, Charles Crodel und Erwin Hahs. Der Bildhauer Gerhard Marcks bekleidete von 1928 bis 1933 das Amt des Direktors. – In der Nachkriegszeit wurde die «Burg» als Kunstschule kriegsdeutschland aufzeigte – mit konzeptionell substantieller Programmatik .— wiederaufgebaut. Unter Direktor Walter Funkat wurde 1958 der Grundstein für die Hochschule für industrielle Formgestaltung gelegt, die bis 1989 eine der einflussreichsten Ausbildungsstätten für Designer und Künstler in der DDR war.— Heute ist sie eine der größten Fazit: «Einzelne Elemente der Bauhaus-Pädagogik – insbesondere des Vorkurses Kunsthochschulen in Deutschland. — Bedeutende Lehrende / Studierende: Erich Consemüller, Hanns Hopp, Benita Koch-Otte, Johannes Niemeyer, Johanna Schütz-Wolff, Paul Thiersch, Gustav Weidanz, Jochen Ziska, Rolf Frick, Helmut Brade, Dieter Hofmann. – leben an den internationalen Kunst- und Gestaltungshochschulen bis heute fort HOCHSCHULE FÜR BILDENDE UND ANGEWANDTE KUNST KUNSTHOCHSCHULE BERLIN KUNSTHOCHSCHULE BERLIN-WEISSENSEE – «verknüpft mit epochentypischen Herausforderungen und Zielsetzungen, die 1946 –1969 1969-1990 1990 weißensee kunsthochschule berlin 6 KUNSTHOCHSCHULE BERLIN-WEISSENSEE NEUBAU – von den Lehrenden mit ihrem eigenem Künstlerhabitus beantwortet werden » . DDR / D · BERLIN KUNSTSCHULE DES NORDENS · HS FÜR ANGEWANDTE KUNST · HS FÜR BILDENDE UND ANGEWANDTE KUNST Mehr noch als in bestimmten Formen und Produkten zeigt sich die Wirkung des Die Kunsthochschule Berlin-Weißensee wurde 1946 in Berlin-Weißensee gegründet. 1947 erfolgte die staatliche Anerkennung als Kunsthochschule durch die sowjetische Militäradministration und die Umbenennung in Hochschule für angewandte Kunst. 1950 wurde Bauhaus vor allem in den grund legenden Ideen und Methoden.» 7— Unsere Aus - Mart Stam Direktor der Kunsthochschule und begründete das fächerübergreifende Grundlagenstudium. Stam blieb Direktor der Hochschule bis 1952 . Die Hochschule bezog im Jahr 1956 eigens für ihre Bedürfnisse hergerichtete Gebäude in der damaligen Straße 203 wahl an Hochschulen repräsentiert wenige – aber relevante Beispiele . (frühere Schokoladenfabrik) – Architektenteam: Selman Selmanagi č, Peter Flierl, Erwin Krause und Günther Köhler. In Kunsthochschule Berlin wurde sie 1969 umbenannt. Eine Besonderheit ist das für alle Studierenden verbindliche Künstlerische Grundlagenstudium, 1 Vgl. Gerhard Curdes, Vortrag bei der Jahrestagung des club off ulm am 29.09.06 in Weil am Rhein, Bauhaus und HFG – Parallelen , das an die Tradition des Bauhaus anknüpft — Bedeutende Lehrende / Studierende: Theo Balden, Axel Bertram, Dieter Goltzsche, Rudolf Grüttner, Waldemar Grzimek, Heinz Hirdina, Daniel Libeskind, Arno Mohr, Gabriele Mucchi, Selman Selmanagi č, Werner Stötzer, Unterschiede, Konfliktfelder (www.club-off-ulm.de/output/Curdes-Bauhaus-und-HFG-Parallelen-Unterschiede-Konfliktfelder-Weil-2006.pdf) 2 ebenda. 3 Vgl. Freistaat Thüringen – Landesstelle für Politische Bildung (www.thueringen.de/de/lzt/index.asp?unten= http://www. Klaus Wittkugel, Walter Womacka – Georg Baselitz, Karl Clauss Dietel, Bert Neumann, Einar Schleef. thue ringen.de/ de/lzt/thueringen/blaetter/bauhaus/content.html) 4 Vgl. Wolfgang Ruppert (S. 18-19) 5 Vgl. dazu 1) 6 Vgl. dazu 4) © INFOGRAFIK* QUELLEN TEXTE: WIKIPEDIA/CEVREN · UDK WOLFGANG RUPPERT / FOTOS: BAUHAUS-ARCHIV BERLIN · HFG-ARCHIV ULM · KH HALLE · KH BERLIN-WEISSENSEE · UDK BERLIN · STIFTUNG BAUHASU DESSAU · MUSEUM FÜR GESTALTUNG ZÜRICH / VG BILD-KUNST · AKG IMAGES 7 Vgl. Bauhaus – Archiv für Gestaltung, Berlin (www.bauhaus.de/de/das_bauhaus/ 81_ nach_1933/) waren. Eine andere Konzeption wurde fast zeitgleich, aber Superblocks und Siedlungen, an denen auch Akteure aus und der Verzicht auf Eigentum immer mehr zum Lifestyle FLORIAN HERTWECK am anderen Ende der Welt von Henry George formuliert, der dem Dunstkreis des Bauhaus mitwirkten . Die Anarchisten wird . – Und die Architekten? Sie schaffen meistens in seinem erfolgreichen Buch «Fortschritt und Armut» das banden hingegen den Status des Bo dens an seine Kultivie - nur eine Illusion des Politischen. So hatte sich beispiels - Bodenmonopol weniger kritisierte und forderte, die Boden - rung. Wenn Michail Bachtin bereits gefordert hatte, dass weise Bernoulli gewundert, dass der Leser von Le Corbu - rente zugunsten der Gemeinschaft zu erheben und gleichzei - die Erde nur jenem gehören sollte, der sie kultiviert, so siers Städtebau bis zur fünftletzten Seite warten muss, um DAS HAUS tig alle anderen Steuern abzu schaffen. Frank Lloyd Wright verlangten die Anarchisten der 1920 er und 1930 er Jahre, zu erfahren, dass der Boden enteignet werden soll, wobei übersetzte mit «Broadacre City» Georges sozioökonomische dass jeder erst seinen Garten für sich und die Gemeinschaft sein gesamter Städtebau ohne kommunalisierten Boden Konzeption in eine städtebauliche Vision. Mit seinem bestellt, bevor er darauf ein Haus setzen darf . – nicht vorzustellen sei. Es gibt tatsächlich einige Stadt - Single-Tax -Konzept stellte Henry George eine gesellschaft - Die zweite Welle der Bodenreformbewegung schwappt konzeptionen, die explizit auf einem vergemeinschaftlichen liche Frage, die nichts von ihrer Aktualität verloren hat: Wol - nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge der Wiederaufbauan - Boden entstehen sollten: Wrights Broadacre City, Garniers UND DER BODEN len wir in einer Gesellschaft leben, die hauptsächlich Arbeit strengungen auf. Obwohl viele Städte sehr zerstört worden Cité industrielle, Sorias Bandstadt, natürlich die Projekte und durch Arbeit hergestellte Produkte und Leistungen waren, hatten sich zumindest im Westen die Besitzstände der sowjetischen Architekten wie Leonidovs Magnitogorsk. besteuert? Oder wollen wir in einer Gesellschaft leben, die tatsächlich nicht geändert. Während liberale und konserva - In einem kleineren Maßstab muss Hannes Meyers Freidorf Wie schon in der Romantik symbolisiert die Kathedrale des Bauhaus - den Grund und Boden – sowie die Vermögen – besteuert, tive Politiker privates Eigentum an Boden zu schützen such - genannt werden, die französischen Grands Ensembles, die die in der Regel auf ein Erbe oder auf den Erwerb dieses ten (was sie seit dem Ende des 19. Jahrhunderts als heilig angesprochenen Ge nossenschaften in Deutschland, Öster - Manifests die Kooperation der verschiedenen Künste. Als Vorbild Bodens als einer Ware zurück zuführen sind? ansahen), wollten deutsche Sozialdemokraten wie Hans- reich und der Schweiz. Fast die gesamte Internationale Jochen Vogel in städtischen Gebieten, die einem hohen Ent - Bauausstellung Berlin 1979 –1984/1987 war im Erbrecht - für das Bauhaus war die Bauhütte jener Ort im Mittelalter, wo die Im 20. Jahrhundert tauchten zwei Wellen der Bodenreform - wicklungsdruck unterlagen, den Grund und Boden in öffent - verfahren entstanden. Für die Architektur stellt sich die ansätze auf, die beide Male auf einen radikalen Wandel der liches Eigentum überführen. Vogel konnte sich auf Hans Ber - Frage, ob die Vergesellschaftung des Bodens neue Architek - Stadtentwicklung reagierten. Die erste Welle entstand mit noulli, den Autor des programmatischen Buchs «Die Stadt turtypologien und eine neue architektonische Kultur hervor - Handwerker zusammengekommen waren, um unter der Leitung des der Bevölkerungsexplosion, die europäische Städte gegen und ihr Boden», berufen, der unter Einfluss Gesells die bringt. Sicherlich macht die Integration der verschiedensten Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts heimsuch - Trennung von Boden und Architektur propagierte, vor allem gemeinschaftlichen Funktionen den Wohnungsbau hybrider. Baumeisters den Gemeinschaftsbau zu errichten. Nachdem im ten und die mit einer zügellosen Bodenspekulation einher - um einen kohärenten und sozial verträglichen Städtebau zu Auch wird der Garten als Gemeinschaftsraum wesentlicher ging. Aufgrund des Fehlens von städtebaulichen Regelwer - betreiben. Ähnliche An sätze wurden in den 1960 er Jahren Bestandteil der Architektur, was von den Anarchisten aber ken hatte diese Situation vor allem für die Arbeiter men - bereits in Italien verfolgt. – Nach der neoliberalen auch von dem Planerteam der Hufeisensiedlung – Bruno 19 . Jahrhundert der Architekt häufig zu einem Fassadenzeichner schenunwürdige Lebensverhältnisse verursacht, die Charles Wende der 1980 er Jahre begannen etliche Gemeinden, Taut, Martin Wagner, und vor allem Leberecht Migge – Dickens und Émile Zola textlich und Gustav Doré und ihre Liegenschaften zu verkaufen, einerseits ideologisch erkannt wurde. Durch die zeitliche Begrenzung eines Erb - degradiert wurde, zielten Gropius und seine Mitstreiter damit auf Heinrich Zille zeichnerisch eindrücklich dokumentiert haben. motiviert, da der freie Markt in dieser Logik besser mit Geld pachtvertrags wird auch die Recycle- und Umnutzungs - Die Antworten darauf wurde von den moderatesten bis hin umzugehen vermöge als die öffentliche Hand und da sich in fähigkeit eines Gebäudes an Bedeutung gewinnen . – die Neuausrichtung der Künste und die Rehabilitierung der Archi - zu den radikalsten Bodenreformern sowie von Anarchisten ihm die Wohnungsfrage von allein lösen würde, anderer - Von einigen europäischen Städten können andere lernen. und Kommunisten gegeben. Es darf auch nicht unterschlagen seits – und das besonders nach der schweren sogenannten Amsterdam beispielsweise verfügt noch heute über um die werden, dass auch Nationalsozialisten die Nationalisierung Banken- und Finanzkrise von 2008 – um ihre Haushalte 80 Prozent seines Grund und Bo dens, den die Stadt über Erb - tektur ab. Diese expressionistische Ausrichtung des Bauhaus , des Bodens forderten, um diesen sowie durch Kriege gewon - auszugleichen, mit allen bekannten deutlich negativen pachtrecht vergeben hat. In der Schweiz wird dieses Instru - nenen neuen Boden exklusiv unter Volksgenossen aufzu- Auswirkungen auf die Entwicklung der Städte. Berlin hat ment immer populärer, weil damit viel effektiver als über die sich der Autonomie der Künste verschrieben hatte, wich jedoch teilen . – Unter den Bodenreformern sticht Silvio beispielsweise nach der Vereinigung über rund die Hälfte Bebauungs- und Flächennutzungspläne soziale Stadtent - Gesell hervor, dessen Freilandkonzeption die Kommunalisie - seines baureifen Grund und Bodens verfügt. Das meiste ist wicklung betrieben werden kann. Die Frage nach der Gestal - rung des Bodens forderte, während die Gebäude privat ver - davon an die Meistbietenden verkauft worden, egal, was tung dieser Verträge ist dabei wesentlich, wie hoch der im Laufe der 1920er Jahre immer mehr einer der Gesell - meinte kürzlich der Direktor der aktuellen IBA -Stuttgart, ihr seid Fremdlinge und Beisassen bei mir.» Bei den alten bleiben sollten. Gesell verbindet nicht nur die Rolle des diese damit vorhatten. Wie Vogel bereits 1972 feststellte: Erbpachtzins ausfällt und welche programmatischen Vorga - schaft dienenden Rolle. Die nunmehr dominierende Neue Andreas Hofer: « Wir haben es toleriert, dass Städte eine Griechen wurde bei Stadtgründungen der Grund und Boden Bodens mit dem Geldsystem – die Kommerzialisierung des Von alleine regelt sich die Wohnungsfrage mitnichten. ben definiert werden. Diesen Fragen geht ein Buch nach, Sachlichkeit, die die Industrie in die Synthese von Kunst und Ware geworden sind, und eine Generation von Immobilien - gleichmäßig unter seinen Bürgern aufgeteilt und mit der Bodens ist tatsächlich unökonomisch –, er hebt auch die – Seit wenigen Jahren bahnt sich nun eine neue das derzeit an der Universität Luxemburg vorbereitet und Kunsthandwerk integrierte, manifestierte die soziale Funk - spezialisten ausgebildet, die sie so behandeln .» – Bedingung verknüpft, dass ihn keiner verkaufen durfte. In ökologische Bedeutung eines gemeinschaftlich behandelten Welle der Bodenreformbewegung an, auch angesichts der Ende dieses Jahres erscheinen wird. Es wird Zeit, dass wir tion von Kunst und Architektur. In diesem Sinn sollten das Städte sind zur Ware geworden, weil der Grund und Boden, der mittelalterlichen deutschen Stadt wurden der Boden Bodens hervor. Dank diverser Schriften und Initiativen von sich verschärfenden Situation auf dem Wohnungsmarkt in Wohnungsbau und die Stadt nicht mehr als Ware begreifen . Kunstwerk und das Bauwerk seine Autonomie verlieren und auf dem sie entwickelt werden, nicht als gemeinsames Gut und das Haus voneinander getrennt: Wer den Boden besaß, Bodenreformern wie Gesell, Rudolf Eberstadt oder Adolf den europäischen Großstädten. Diese Welle ist weniger in der Logik von industrieller Standardisierung hergestellt behandelt wird. Im Gegenteil: Ein Jahrzehnt nach der Ban - durfte nicht das Haus darauf errichten. Auch hier war die Damaschke sind nach dem Ersten Weltkrieg zahlreiche ideologisch aufgestellt, was damit zu tun hat, dass sich die FLORIAN HERTWECK ist Architekt und Professor an der Universität Luxemburg, wo er den internationalen Masterstudiengang «Archi - werden. Damit wurden aber Objekte wie das Haus am Horn ken- und Finanzkrise, infolge derer unfassbare Mengen von Spekulation mit Boden ausgeschlossen. Und wenn ein gemeinnützige Wohnungsbauten entstanden, mit den klassischen Ideologien auflösen und auch, weil das Teilen tecture, European Urbanism and Globalization» leitet. oder die Teppiche und Teekannen immer mehr zur handel- Geld in den Immobilienmarkt geflossen sind, ist der städti - Grundstück in der Stadt beispielsweise nach Brand nicht baren Ware. Der soziale Anspruch der zweiten Phase des sche – und landwirtschaftliche – Boden zum bedeutenden zügig bebaut wurde, durfte es dem Besitzer weggenommen Bauhaus , den Lebensstandard der Bevölkerung durch die Bestandteil des kapitalistischen Systems geworden, bzw. werden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts reagier - massenweise Herstellung und Verbreitung von gleichsam dessen, was Kritiker heute Finanzialisierung nennen. Die ten viele Denker auf die Enclosure of the commons , der ästhetischen wie nützlichen Gegenständen deutlich anzu - Tatsache, dass Boden als Spekulationsobjekt gehandelt nach 1760 unternommenen Privatisierung der Gemein - heben, wurde tatsächlich vom Kapitalismus absorbiert. Das wird, trägt zweifelsohne zur Verschärfung vieler Probleme schaftsgüter, der Karl Marx die Rolle des Katalysators für war auch eine der Kritiken der Postmoderne an die Adresse bei, mit denen wir heute in den Städten konfrontiert sind: den Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus zuge - des Funktionalismus, dass er jenen Bedingungen entsprach, Mietenexplosion, Wohnungsnot, Gentrifizierung, Monofunk - schrieben hatte. 1776 fordert Thomas Spence die Kommu - um zum Mainstream des Kapitals zu werden. Der zweite tionalisierung ganzer Viertel, Gated Communities und Luft - nalisierung des Bodens, deren Rente Haupteinkommen der Direktor des Bauhaus, Hannes Meyer, war sich bewusst, dass verschmutzung. Die Bodenfrage ist von wesentlicher Bedeu - Kommunen werden sollte. Ein Jahr später forderte Adam der sozialen Frage nur systemisch beizukommen ist. – tung für unsere gebaute und unbebaute Umwelt. Die Art und Smith die Besteuerung des gesamten Bodens, um die Ein - Zu Beginn seines Buchs «Topologie der Kunst» stellt Boris Weise, wie der Boden aufgeteilt, verteilt und genutzt wird, nahmen unter der Gemeinschaft gerecht aufzuteilen. Groys fest, dass Kunst vor allem eine Ökonomie geworden bedingt Architektur, die Stadt und unser Zusammenleben. – In großem Maßstab nimmt die Privatisierung des ist: «Die Aufgabe der Kunst besteht in Produktion, Verbrei - Die Bodenfrage ist tatsächlich die soziale Frage unserer Zeit. Bodens ihren Lauf nach der Französischen Revolution und tung und Verkauf von Kunstwerken […]. Die Kunstwerke der Verbreitung des Code Napoléon in Europa. Die Kritik zirkulieren in unserer Ökonomie wie andere Ware auch im Die Vorstellung des Bodens als gemeinschaftliches Gut, von Pierre Joseph Proudhon – «Eigentum ist Diebstahl» – Kontext der allgemeinen Warenzirkulation.» Tatsächlich bzw. dass der Boden unter den Menschen gerecht aufgeteilt sowie von Friedrich Engels, der wie der Ko-Autor des Kom - sind heute nicht nur die Kunst, sondern auch Architektur, werden sollte, ist so alt wie die Sesshaftigkeit des Men - munistischen Manifests die Kommunalisierung der gesam - insbesondere der Wohnungsbau, und selbst die Stadt als schen. Bereits in der Bibel heißt es, «Grund und Boden darf ten Erde propagierte, sind ähnlicher Natur, auch wenn solche Objekte eines globalen Finanzmarkts geworden. So nicht für immer verkauft werden, denn das Land ist mein und beide in der Wohnungsfrage unterschiedlicher Meinung

26 © FOTOCOLLAGE* QUELLE FOTO: AKG-IMAGES · LYONEL FEINGER: BAUHAUS-KATHEDRALE · BAUHAUS-MANIFEST · 1923 27 Bauweisen heute weniger denn je zu einer tödlich langwei - hinter allem die Frage, welches Dach, welche Baugröße ist terische, konstruktive und technische ebenso wie energe - ligen, weil gleichförmigen Architektursprache führen müs - förderfähig. Damit waren die Parameter gesetzt. Aber diese tische und ökologische.» – Die allgegenwärtige sen. Die Gleichförmigkeit entsteht zum einen erst durch die Zeiten waren dann auch schnell vorbei.» – Die Frage ist, ob dazu die öffentliche oder die private Hand GLÜCKSVERSPRECHEN Kombination von Masse und zum anderen durch Vernachläs - Gesellschaft habe sich, sagt Meyer, in «eine furchterre - besser in der Lage ist. Und dahinter steht die Frage, wer sigung von Stadtentwicklung und Raumgestaltung, die gende Qualität gearbeitet», und er meint damit die stetig bei dem Versuch, einen eklatanten Mangel an Wohnraum Missachtung von Proportionen und Beziehungen zwischen wachsende Zahl an Vorschriften in Bereichen wie Wärme - in großen Metropolen zu beseitigen, noch oder zumindest KATHRIN den Teilen der Serie, durch soziale Verwerfungen, die einem schutz, Sicherheit, Lärmschutz, technische Ausstattung, die besser Licht, Luft und Sonne mitdenkt . Quartier, das massenhaft preiswerte Wohnungen vorhält, einhergehen bzw. sich beißen mit gestiegenen Erwartun - KATHRIN GERLOF Jahrgang 1962, hat viele Jahre als Redakteurin bei SERIELLES BAUEN GERLOF ihren Stempel aufdrücken. Das alles muss nicht sein, aber gen. «Die Luxusvorstellungen, die Wünsche sind ja oft Tageszeitungen gearbeitet und ist seit 1995 freiberuflich als Filme- macherin, Autorin und Journalistin tätig. Ihre Romane werden bei Auf - wenn der Druck groß und Tempo gefragt ist, besteht die unökologisch. Früher wurde ein Zimmer geheizt, heute sind bau verlegt, zuletzt erschien im Herbst 2018 «Nenn mich November». Gefahr, dass es genauso kommt . – Fakt ist: Wenn es alle. Bei dieser Form des Wachstums durch steigenden Serielles Bauen gilt als effizient, ressourcenschonend, wirtschaftlich. Herstellungs- und Montageprozesse optimiert und auf Verbrauch helfen auch dreifach verglaste Fenster nicht.» Serie ausgerichtet werden, können ein höheres Bautempo Viel schwerer wiege aber, dass zu wenig darüber diskutiert Zugleich haftet ihm das Vorurteil an, langweilig zu sein und schnell und größere Effizienz erreicht werden. In einem Wirt - werde, ob der Massenwohnungsbau nicht auch mit einer schaftssystem, das auf Skalierbarkeit (Fähigkeit eines Sys - kulturellen Verelendung einhergehe. Trivialqualität werde Typisierung Gebäudetypen, die in Grundzügen gleich tems zur Größenveränderung und zum Wachstum) setzt, ist gesichert, der kulturelle Anspruch stehe hintenan. – sind, zugleich Möglichkeiten der Modifikation eröffnen. schäbig zu wirken. Gerade aber stellt es wieder einmal ein Heils - dies ein wichtiges Argument. Das politische Argument – Peter Meyer hat einmal gemeinsam mit seinen Kollegen Der Typenbau verlangt oft eine serielle Vorfertigung von Wohnraummangel zu beseitigen und bezahlbare Wohnun - einen Vorschlag für eine interessante Serie in Berlin-Fried - Bauelementen. Ein Beispiel dafür sind die in der DDR ent - versprechen dar. In allem stecken ein wahrer Kern und zugleich gen vorzuhalten – kommt erst danach. – Peter Meyer richshain (zwischen Strausberger Platz und Straße der Pari - wickelten Wohnungsbauserien (Plattenbau), Q3A als vom Architekturbüro Meyer Grosse Hebestreit Sommerer ser Kommune) unterbreitet. Die drei Blätter, die er zur Erklä - erste drei-, vier- und fünfgeschossige Großserie, später maßlose Übertreibung . — Zuerst einmal gilt es, auf den Boden weiß darüber zu erzählen, was es mit dem Heilsverspre - rung auf dem Tisch ausbreitet, erzählen eine Geschichte, die und bis zum Ende der DDR , WBS 70 , basierend auf einem chen, den Möglichkeiten (verpasste und genutzte) und den sich zur Versinnbildlichung auch des aktuellen Dilemmas gut Plattenraster von 1,20 mal 1,20 Meter. Typisierung in die - Hemmnissen auf sich hat, die der sogenannten Beseitigung eignet: 32 zehngeschossige Punkthäuser auf je 18 mal 18 ser Weise hat oft eine gewissen Monotonie im Stadtbild der Tatsachen zu kommen. Als Serie zählt, was aus mindestens drei des Wohnraummangels entgegenstehen. Die Grundfrage Meter Fläche, verteilt auf das Quartier, eine überschaubare zur Folge, zeichnet sich aber durch nicht unbeträchtlichen Serie, deren Teile den An wohner*innen weder die Luft, Variantenreichtum bei der inneren Grundrissaufteilung gleichen oder zumindest sehr ähnlichen Einzelteilen be- gesellschaftlichen Versuchen, Abhilfe zu schaffen. Über die effekte in Größenordnungen werden erwartet. Ob daraus noch das Licht, noch die Sonne nehmen würden. Wohnraum aus, die jedoch keine etagenweise Abweichung erlaubt . steht. Drei Standard-Einfamilienhäuser auf der grünen jeweiligen Intentionen unterschiedlicher Wirtschaftssys - eine neue Tristesse oder neues Glück erwächst, wird man und – so ließe es sich sehen – eine Aufwertung der städte - Vorfertigung Heißt erst einmal nur Auslagerung der Pro - Wiese (Gästeklo im Hausflur rechts, geradeaus die ameri - teme, die damit verbunden waren, sind Bücher geschrieben erst später sehen. Aber da nicht über Stadtplanung, Stadt - baulichen Qualität durch Struktur und behutsame Verände - duktion von Bauteilen. Bauen mit vorgefertigten Teilen ist kanische Küche) sind also eine Serie. Berlin-Marzahn oder und Kolloquien abgehalten worden – das muss an dieser entwicklung geredet wurde, sollte die Hoffnung nicht über - rung der Textur des Quartiers. Sehr schön sieht das aus. Und Basis und Grundlage der Architekturproduktion und reicht Mümmelmannsberg in Hamburg sind die Inkarnation der Stelle als Randglosse genügen. – «Razionalismo» bordend sein. – 1929 wurde auf einem Kongress in natürlich gab es mehr Bedenken als Zustimmung, wie das von der Normierung bei Ziegelsteinen bis hin zur Fertigpro - Serie. Dazwischen liegen Welten, Vorurteile, Heilsverspre - ging es um eine sichtbare Ordnung, die sich in einer neuen Frankfurt am Main die Wohnung als Existenzminimum defi - bei innerstädtischer Bebauung und Plänen zur Verdichtung duktion ganzer Raummodule. Im 20 . Jahrhundert gewann ist. Aus 32 wurden im zweiten Schritt 22, im dritten 17, die Idee der Vorfertigung vor allem im Zusammenhang mit «Serielle Systeme dürfen nicht aus - gebaut worden ist nicht eines. Zum Unmut der Bewoh- der Diskussion über Lösungen für Wohnungsmangel und schließlich im Kontext von Stückzahlen - ner*innen gesellte sich der Un-Mut der Entscheider*innen die Verminderung sozialer Ungleichheit an Kraft und optimierung und wirtschaftlicher Effizienz- und beides zusammen ergab: nichts . Zuspruch. Vorfertigung kann witterungsunabhängig und steigerung gesehen werden, sondern zeitlich getrennt vom Bauprozess stattfinden, ermöglicht Peter Meyer sieht ein unlösbares Problem: «Es gibt keine bessere Qualitätskontrolle und größere Effizienz. müssen zugleich sämtliche Anforderun - Universalgelehrten mehr, und nicht mehr die Orte, an denen Serielles Bauen Meint mehrere oder eine Serie von gen erfüllen, die auch an jedes andere alles zusammen gedacht und bedacht werden kann. Über Bauten nach gleichem Gebäudeplan. Serielles Bauen ist Gebäude gestellt werden: architekto - städtebauliche Qualität wird kaum noch geredet. Alles ist wenig flexibel, kann aber sowohl in konventioneller Bau - chen, Übertreibungen, Missverständnisse. Die Begriffe pur - Ästhetik ausdrücken und das Chaos bannen sollte. Heute niert, Bauhausgründer Gropius formulierte den Gedanken nisch-gestalterische, konstruktive und extrem arbeitsteilig, 3-D-Software und Simulationstools weise (Stein auf Stein) als auch mit vorgefertigten Teilen zeln durcheinander, das serielle wird dem modularen Bauen geht es – mal wieder – darum, das serielle Bauen zur aus, schuf gemeinsam mit Hans Scharoun die Großsiedlung technische ebenso wie energetische vereinfachen Planungs- und Fertigungsprozesse, der Tech - passieren. Aber der Zahl drei reden wir von einer Serie. gleichgesetzt, die industrielle Vorfertigung von Bauteilen Lösung eines in den Metropolen sich zunehmend verschär - Siemensstadt ( 1929-1934 ), Bruno Tauts «Tuschkastensied - und ökologische.» Serie schafft Struktur nikglaube ist unendlich groß, aber der Prozess der digitalen Modular – ein Beispiel macht Schule MOBS ist die oder Modulen in Werkhallen als Beweis für serielles Bauen fenden Problems heranzuziehen. Und das modulare Bauen lung» Gartenstadt Falkenberg setzte Maßstäbe. Allein in und mit Struktur lässt sich städte bau- Durchtechnisierung funktioniert auf der Baustelle nicht wenig charmante Abkürzung für das interessante «Modell- genommen. – Dass serielles Bauen immer der Vor - auch, womit wir wieder bei der Unschärfe der Begrifflich - Berlin entstanden zwischen 1914 und 1934 sechs Siedlun - mehr, denn hier beginnt dann doch der handwerkliche Pro - vorhaben zur Beschleunigung von Schulneubauten» der liche Qualität erlangen. Das allerdings fertigung bedarf, Vorfertigung aber nicht zwingend zur keiten wären. Parallel dazu wird die Diskussion geführt, ob gen, die heute Weltkulturerbe sind. Ernst May sind in die - zess.» – Meyer spitzt zu und verdichtet: «Man kann Berliner Regierung. Beschlossen 2016 wurde ein nichtof - Serie führt, scheint eine Petitesse, ist es aber nicht. Ein - serielles und modulares Bauen dazu taugen, schleichend ser Zeit 12.000 Wohnungen in Frankfurt am Main zu ver - wird viel zu wenig mitgedacht. Statt- ästhetisch sehen, dass die Rechner-Architektur weniger fener Realisierungswettbewerb mit 15 Teilnehmenden heitliche Bauteile zu verwenden, das war sozusagen eine und en passant die Standards zu senken und soziale Klüfte danken. – Der Kerngedanke hinter allem, was vom dessen geht es vorrangig um Effizienz. Qualität hat als die Handwerker-Architektur. Sehr additiv, durchgeführt, die aufgefordert waren, eine typisierte und Grundvoraussetzung für nomadisches Leben mit einem zu vergrößern. Als die MUF 2.0 (mobile Unterkunft für Bauhaus kam: Licht, Luft, Sonne für alle. Typisierung und weniger Gestaltung. Und niemand stellt mehr die Frage, ob, modular konzipierte Grundschule mit Sporthalle zu ent - Dach über den Kopf. Die Jurte, das Zelt, da Vincis Garten- Ge flüchtete) gepriesen wurde ihrer Möglichkeit wegen, serielle Vorfertigung setzten die Grundvoraussetzungen. wenn ich auf dem Flughafengelände Tegel sechs gleiche werfen. Ein flexibler und möglichst wirtschaftlicher Typen - pavillons, die sich zerlegen und wieder aufbauen ließen, das später wirklich armen Familien als Wohnraum zu dienen, Der Flächenverbrauch war teilweise enorm und ist heute Kitas baue, das dann in Neukölln später genauso aussehen bau, mit dem sich neue räumliche Konzepte umsetzen las - alles beruhte auf Vorfertigung, die Mobilität ermöglichte. wurde davor gewarnt, damit zugleich einer Sichtweise Vor - unter den Verwertungsbedingungen und Spekulationsexzes - muss. Aber was wir brauchen ist mehr Varianz. Natürlich sen, sollte es sein. Klar ist: Spätestens im Jahr 2026 wer - Der Krieg der modernen Zeit gebar die transportablen Sani - schub zu leisten, die schlicht und billig für jene Klientel als sen, die der Kapitalismus aufzwingt, nicht mehr denkbar. sei, ob es eine wirtschaftliche Basis für serielles Bauen hast du Preisvorteile bei der Massenproduktion. Aber wir den in Berlin rund 53.000 mehr Schülerinnen und Schüler tätsbaracken, der Baustoff Holz ermöglichte, Häuser relativ ausreichend definiert. – 2018 wurde ein erstes euro - – Gesagt wird, dass sowohl Gropiusstadt, als auch gibt, sagt er. «Kann jemand 50 Schulen in Serie bauen oder unterschätzen die Folgen.» – Dies ist kein Veto lernen, als gegenwärtig. 5,5 Milliarden Euro wurden vom schnell auf- aber auch wieder abzubauen, vor allem, wenn paweites Ausschreibungsverfahren für serielles und modu - Marzahn den damals gedachten Gedanken entsprangen und setzt derjenige vielleicht seine Existenz aufs Spiel, weil gegen serielles Bauen in abgeschlossenen Gebieten. Land für die Schulbauoffensive bereitgestellt. Und da das die Konstruktion aus einheitlichen Teilen bestand. lares Bauen beendet, in dessen Ergebnis neun Bieter den wiederum die Voraussetzung schufen, dass soziale Brenn - nach den 50 Schulen keine weitere Schule kommt? In der «Serie ist ok, aber sie sollte überschaubar klein sein. Es ist Land ab 2020 und der Schuldenbremse wegen keine Kre - Zuschlag für «innovative Wohnungsbaukonzepte» beka - punkte entstehen. Darin steckt Wahrheit und zugleich die DDR gab es zum Beispiel die Schule Typ Erfurt, in der war doch ein Riesenthema, wie Massenprodukte angeeignet dite mehr aufnehmen kann, bekommt die kommunale In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts gründeten men, aus denen nun Mitgliedsunternehmen des Spitzenver - Übertreibung. Soziale Brennpunkte entstehen durch missli - bis zum Kaffeelöffel alles standardisiert. Spielräume gab werden, indem später der Versuch unternommen wird, sie Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE , die dies tun darf, Architekten in Mailand eine Bewegung namens «raziona - bandes der Wohnungsbauwirtschaft ( GDW ) auswählen che soziale Verhältnisse und gesellschaftliche Verformun - es maximal in Farbgestaltung und Fassadenbeschichtung. für sich zu individualisieren.» – In der Zeitschrift für einen Großauftrag. Mit der Cluster-Schule setzt Berlin lismo». Sie verkündeten, Architektur müsse sich an die Ord - können. Das Versprechen: schneller, einfacher, kostengüns - gen, die wiederum ihre Basis in einem ökonomischen Sys - So etwas geht nur in einem zentral organisierten System Architektur «Detail» steht zum Thema Serielles Bauen: einen Trend fort, dem andere Kommunen folgen. Damit nung der Vernunft halten, beteten den «reinen Rhythmus» tiger, da eine Rahmenvereinbarung zeitaufwändige Aus - tem finden. Man könnte dem Bauhaus also den Vorwurf und der Architekt muss sehen, nicht in diese Mühle zu ge- «Serielle Systeme dürfen nicht ausschließlich im Kontext könnte fast das Ende der Klassenzimmer-Flur-Schulen, wie an und nahmen die serielle Wiederkehr einzelner Elemente schreibungs- und Vergabeprozesse beschleunige und die machen, dass es an der Stelle den Kapitalismus nicht aus - raten. Das war für ihn ein Elend.» – Peter Meyer von Stückzahlenoptimierung und wirtschaftlicher Effizienz - wir sie kennen und nicht lieben, eingeläutet werden. als gestalterische Grundlage ihres Tuns. Das Heilsverspre - vorgefertigten Bauteile Bauzeiten verkürzten. 2.000 bis reichend mitgedacht hat. Ob das weiterbringt, scheint frag - be schäftigt die wirtschaftliche Frage. Er hat bereits in sei - steigerung gesehen werden, sondern müssen zugleich Stattdessen werden die neuen Schulen dem Cluster-Prin - chen der Serie kam erst später, mit der Anerkenntnis der 3.200 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche sind aufgerufen, lich. – Der Fortschritt – von Marzahn und Mümmel - nem Metier gearbeitet, als der soziale Wohnungsbau im sämtliche Anforderungen erfüllen, die auch an jedes zip folgen – räumliche Offenheit, visuelle Verbindungen, Wohnungsnot, wachsendem Elend des Wohnens und was unter den gegenwärtig üblichen Kosten liegt. Skalen - mannsberg aus betrachtet – besteht darin, dass serielle Westen seine Hochzeit hatte. «Alles klar umrissen und andere Gebäude gestellt werden: architektonisch-gestal - flexible Nutzungsmöglichkeiten bei Flächen.

28 © FOTOCOLLAGE* QUELLE FOTO: CSM-SYSTEMBAU-SHELTER2020 · AGK-IMAGES 29 STUDIE · GROSSE IMMOBILIEN UNTERNEHMEN 16. HERMANN-HENSELMANN-KOLLOQUIUM — IN BERLIN 5) PERSPEKTIVEN: SIEDLUNGSSTERN · MÄRZ 2020 AUSSTELLUNG HERMANN HENSELMANN STIFTUNG Wem gehört die Stadt? Immer häufiger wird diese Frage Im Jahr 2020 wird die Veranstaltungsreihe « 100 Jahre Am 1. Oktober 2020, genau zum 100. Jahrestag der Schaf - gestellt, aber es gibt zu wenige Antworten. Und es geht bei Groß-Berlin» mit einem strategischen Thema abgeschlos - fung von Groß-Berlin, wird die Ausstellung «100 Jahre MELDUNGEN · PROJEKTE · REZENSIONEN Mietsteigerungsraten von 150 Prozent in zehn Jahren in sen. Berlin und sein Umland präsentieren sich heute als (Groß-) Berlin. Ein unvollendetes Projekt» im Kronprinzen - Berliner Innenstadtbezirken um mehr Hintergrundwissen. Siedlungsstern. Zugleich ist der Siedlungsstern ein Leitbild palais eröffnet, die im Auftrag des Architekten- und Inge - oper/Block C), um wenige Jahre später die beiden Neubau - liches Wohnungsbauprogramm?, Zusammen tun! Wie wir Um sich wehren zu können, um zu wissen, wen man über - im neuen Landesentwicklungsplan für die Hauptstadtregion nieur-Vereins zu Berlin von der Berlin 2020 gGmbH vorberei - PROJEKTE städte der DDR in industrieller Bauweise zu gestalten und uns gemeinsam gegen den Mietenwahnsinn wehren kön - haupt ansprechen und adressieren kann. Die im Juni 2019 Berlin-Brandenburg. Woraus besteht aber dieser Stern? tet wird. Die Hermann-Henselmann-Stiftung ist ein Partner VORTRAGSREIHE · AUSSTELLUNG · TAGUNG · STUDIEN zu bauen. Diesen Weg vom Bauhaus zur Stalinallee und nen, Nachbarschaften erhalten! Gegen Verdrängung und bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung erschienene Studie «Pro - Was hat er für Potenziale, wo liegen die Probleme? Wie dieses Ausstellungsvorhabens, die Ergebnisse der Kollo - zurück will das Team von Architekturhistorikern aus Wolf - Verdrängende, Wem gehört Berlin? Nach Google ist vor Sie - fitmaximierer oder verantwortungsvolle Vermieter? Große kann er gefestigt und weiterentwickelt werden – als öffent - quien werden im Konzept der Ausstellung berücksichtigt. BAUHAUS LECTURES 2018/201 9 · RÜCKBLICK gang Thöner, Eduard Kögel, Andreas Butter, Ulrich Hartung, mens» – Smart Cities, Digitale Stadt und Gentrifizierung 4.0 Immobilienunternehmen mit mehr als 3.000 Wohnungen in licher Raum, als Hauptbühne der Verkehrswende, als Platt - WWW.AIV-BERLIN.DE/UPLOADS/100-JAHRE-BERLIN/190430_BB2020_ FLYER.PDF Was bringt das große Bauhaus-Jubiläum, was sind die inte - Oliver Sukrow und Thomas Flierl, gemeinsam mit der Enke - Wem zahl ich eigentlich Miete? Oder Wohnungsbaugenos - Berlin im Profil» von Christoph Trautvetter und Sophie Bon - form für Stadtteilzentren, als Standort Identität stiftender ressanten Kontroversen über das politische und gestalte- lin Natascha Paulick und dem Gestalter Dieter Feseke, nach - senschaften, Mietshäusersyndikat, Stiftungen u.a. Was cyk liefert Hintergrundinformationen zu den Eigentümern Bauwerke, als Raum für Nachverdichtung, als Kontrastraum rische Erbe, welche Bezüge lassen sich zur heutigen gesell - zeichnen. Zur Ausstellung erscheint eine Begleitpublikation. jetzt gebraucht wird!» kontrovers zu besprechen. Verschie - und den Geschäftspraktiken der Unternehmen, die in Berlin zu den Regionalparks. Hier sind viele Akteure gefragt: die BUCHREZENSION schaftlichen Situation herstellen? Um Fragen wie diese dene politische Akteursebenen waren präsent: Vertreten mehr als 3.000 Wohnungen besitzen und damit von dem Bezirke, die Umlandgemeinden, die beiden Länder, die ver - BRUNO FLIERL – HAUS STADT MENSCH drehte sich die nun abgeschlossene Veranstaltungsreihe WENDE-BAUHAUS:BAUHAUS-WENDE waren sowohl politische Mandatsträger*innen aus dem Volksentscheid «Deutsche Wohnen & Co. enteignen» schiedenen Senatsverwaltungen, aber auch zivilgesell - ÜBER ARCHITEKTUR UND GESELLSCHAFT. Bauhaus Lectures, die in den vergangenen Monaten vielfäl - TAGUNG AM BAUHAUS DESSAU | 8.–10.11.2019 Bundestag, aus verschiedenen Landesparlamenten sowie betroffen wären. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung unterstützt schaftlichen Initiativen und Wirtschaftsverbände. GESPRÄCHE · DAS NEUE BERLIN 2019 tige Perspektiven auf die einflussreichste Bildungsstätte für In der Woche vom 4. zum 10. November 1989 fand am Bau - kommunalpolitisch Aktive aus verschiedenen Kommunen. Multiplikatoren (Verwaltung, Politiker, Journalisten) und Nachdem 2017 , zum 90 . Geburtstag des Architekturtheore - Architektur und Design im 20. Jahrhundert ermöglichte. haus in Dessau das II. Internationale Walter-Gropius-Semi - Dazu Vertreter*innen der kritischen Wissenschaft, Akti - Mieter*innen bei der Analyse der wirtschaftlichen Zusam - tikers und -kritikers Bruno Flierl, Aufsätze aus sechs Jahr - Organisiert vom Bauhaus-Institut in Weimar und der Her - nar statt – ein programmatisches Planungsseminar, das den vist*innen aus bundesweiten, landesweiten und lokalen menhänge und zeigt, wie durch die Profitorientierung die PUBLIKATIONEN zehnten erschienen waren, liegt nun ein Band mit Gesprä - mann-Henselmann-Stiftung in Kooperation mit der Rosa- Grundstein legte für das Langzeitprojekt Industrielles Gar - Stadtinitiativen, Gewerkschaften und Verb̈a nden. Und auch Ungleichheit erhöht und Gesellschaften ausgehöhlt werden. LUKAS VERLAG, BERLIN / JE BAND 25 EURO chen mit Bruno Flierl vor. Zehn Kapitel rekapitulieren die Luxemburg-Stiftung konnten dabei seit dem vergangenen tenreich, das im Jahr 2000 Teil der Weltausstellung EXPO viele ganz konkret Betroffene wie Vonovia-Mieter*innen, WWW.ROSALUX.DE/PUBLIKATION/ID/40502/PROFITMAXIMIERER-ODER- 1) WOHNUNGSFRAGE thematischen Schwerpunktes seines Lebenswerks: Stadt - VERANTWORTUNGSVOLLE-VERMIETER/ Herbst unter anderem Forschungsergebnisse zur Real- und wurde. Was war dieses Seminar? Was waren die Heraus - Deutsche Wohnen-Häuser Mieter*innen, VertreterInnen Das Groß-Berlin-Gesetz von 1920 schuf entscheidende Rah - planung und Städtebau in der DDR und der Umgang mit Rezeptionsgeschichte des Bauhauses mit der interessierten forderungen seinerzeit? Wer waren die Partner? Was war aus einzelnen Ḧa usern, Aktive aus Organizing-Kampagnen, menbedingungen für eine neue Wohnungspolitik, die zur Ver - ihrem Erbe heute, die Entwicklung des Ost-Berliner Stadt - Öffentlichkeit diskutiert werden. Gestartet wurden die das Bauhaus in der DDR ? Welche Rolle spielte diese einzig - Stadtteilinitiativen, Gewerbetreibende etc. All diesen Ak- besserung der Wohnverhältnisse breiter Schichten führte. zentrums, Schloss-Palast-Humboldt Forum, Hochhäuser in Lectures im Oktober 2018 an historischer Stätte in Weimar artige Institution in den letzten Jahren der DDR ? Welcher teur* innen konnte auf der Konferenz eine Plattform zur 100 JAHRE GROSS-BERLIN Erst mit Groß-Berlin wurde eine einheitliche kommunale Pla - der Stadt, eine kritische Würdigung des industriellen Woh - mit einem Vortrag des Thüringer Kultusminister Benjamin- Impuls ging von ihr aus und welche Rolle spielte sie in der Pr̈a sentation ihrer konkreten Situation sowie ein Vernet - KOLLOQUIEN · PUBLIKATIONEN · AUSSTELLUNG nung und ein öffentlich kontrollierter Wohnungsbau möglich, nungsbaus, Architektur und bildende Kunst, Auftraggeber Immanuel Hoff. Das Bauhaus in seiner Vielfalt und Ambiva - Wende? Was bedeutete die Wende für diese Institution und zungsraum geboten werden. Eine Dokumentation der Dis - der in der Weimarer Republik, in der nationalsozialistischen und Architekt. Vorangestellt ist eine biographische Selbst - lenz sowie in seiner gesellschaftlichen Verortung zu erfas - für die Region? – Diesen Fragen möchte – genau 30 kussionsrunden auf der Konferenz findet sich auf der Web - Im Jahr 2020 jährt sich eines der bedeutendsten Ereignisse Zeit und in den Jahrzehnten der Spaltung der Stadt unter - auskunft (vgl. auch seine Autobiographie Selbstbehauptung. sen, statt es zu einem werbewirksamen Markenträger zu Jahre später – eine Tagung vom 8. bis 10. November 2019 seite der Rosa-Luxemburg-Stiftung . in der Geschichte Berlins zum 100 . Mal: die Bildung der schiedliche Formen annahm. Vor dem Hintergrund dynamisch Leben in drei Gesellschaften bei Theater der Zeit 2015 ). degradieren, galt auch bei den anderen Veranstaltungen als am Bauhaus in Dessau nachgehen. Es werden sowohl Zeit - WWW.ROSALUX.DE/DOKUMENTATION/ID/40141/RLS-CITIES-REBEL - neuen Stadtgemeinde zum 1. Oktober 1920 . Das so ge nannte wachsender Bevölkerungszahlen und steigender Mieten – Diese enorme Produktivität im hohen Alter ist beein - LISCHLINKSSOLIDARISCH/ Richtschnur. Ines Weizmann blickte auf «Die Neuerfindung zeugen wie der ehemalige Direktor, Prof. Dr. Rolf Kuhn, aber «Groß-Berlin-Gesetz» wurde nach vielen Jahren harter Aus - stellt sich heute wieder und dringlich die Frage nach einer druckend, sie hält Bruno Flierl am Leben und kostet ihn von Raum und Zeit» rund um das Jahr 1919, Max Welch auch ehemalige Mitarbeiter*innen sowie Gäste aus dem In- EINE NEUE BODENREFORMDEBATTE einandersetzung am 27. April 1920 verabschiedet – «mit neuen Wohnungspolitik, und zwar nicht nur für die Innen - zugleich die letzten Kräfte. Obgleich er immer wieder Texte Guerra stellte das Bauhaus in den Kontext von Reform der und Ausland eingeladen, die in der Wendewoche des Jah - lebhaftem Beifall der Linken und Zischen von seiten der stadt, sondern für die gesamte, wachsende Hauptstadtre - zum selben Thema schrieb, hat er sich nie wiederholt. Seine Lebenswelt und gesamtgesellschaftlicher Rationalisierung, res 1989 am Gropius-Seminar teilnahmen. Zudem werden Im Februar 2019 hat die Rosa-Luxemburg-Stiftung die aktu - Rechten», wie es in den Zeitungen damals hieß. Die Stadt - gion. Das Buch ( 224 Seiten) bereichert historische und aktu - Arbeitsdokumentation ist online zugänglich: in Thomas Flierls Vorträgen standen die Bauhaus-Rezeption das historische Bauhaus wie das neu eröffnete Bauhaus- elle Studie «Die kommunale Bodenfrage – Hintergrund und fläche wuchs dabei um das Dreizehnfache, die Bevölke - elle Beiträge um Erfahrungen aus London, Moskau und Paris. DDR-PLANUNGSGESCHICHTE.DE/BRUNO-FLIERL/ in der frühen Sowjetunion und die Rolle von Hannes Meyer Museum in Dessau besichtigt, aber auch die Projekte in der Lösungsstrategien» von Dr. Werner Heinz und Prof. Dr. Bernd rungszahl verdoppelte sich auf knapp 3,9 Millionen; Berlin WWW.HERMANN-HENSELMANN-STIFTUNG.DE/ARCHIVE/1009 Das neue Buch fand in der FAZ vom 24. Mai 2019 eine sehr im Zentrum . – Der Bedeutung und Widerspiegelung, Region, die aus der Idee von 1989 hervorgegangen sind und Belina vorgestellt. Bodenspekulation, so zeigen die Erfah - wurde zur drittgrößten Stadt der Welt. Die Hermann-Hen - positive Be sprechung. Man könne bei Flierl nachlesen, die das Bauhaus in der BRD und der DDR erlebten, widme - die Transformation der Region Dessau-Bitterfeld-Witten - rungen aus anderen Ländern und auch in Deutschland, zieht selmann- Stiftung nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, sich 2) VERKEHRSFRAGE warum es nach dreißig Jahren mit der vielbeschworenen ten sich Philipp Oswalt und Wolfgang Thöner. Anja Gut- berg insgesamt begleitet haben. – Heute stellt sich früher oder später die Verdrängung von an den Bedürfnissen in mehreren Kolloquien mit Schlüsselthemen der Stadtent - Groß-Berlin war zunächst ein Produkt des neuen Schnell - «inneren Einheit» so schlecht stehe. Wenn Flierl «von sei - tenberger stellte die Bundesschule des ADGB in Bernau auch die Frage, wie mit dem Erbe des Langzeitprojekts von mittleren und niedrigen Einkommensgruppen orientier - wicklung des Großraums Berlin zu befassen: Im Lichte der bahnverkehrs und später die Bühne der autogerechten nem – am Ende erfolglosen – Einsatz für den Erhalt des (UNESCO -Welterbe) u nter anderem bei einer Exkursion vor Industrielles Gartenreich umzugehen ist. Schließlich ist es ten Wohnräumen, Gewerbestrukturen sowie sozialen und damaligen Erfahrungen sollen die aktuellen Herausforde - Stadtregion. Groß-Berlin hat widersprüchliche Verkehrsge - Republikpalastes erzählt oder die beabsichtigte bauliche Ort vor. Und bei einer die Bauhaus Lectures abschließenden auch ein – wenngleich oft übersehenes – Bauhaus-Erbe: Es kulturellen Einrichtungen aus bestimmten Lagen nach sich. rungen interpretiert und für die Zukunft formuliert werden. schichte geschrieben. Nach der Wiedervereinigung wurde Nachverdichtung des Areals zwischen Fernsehturm und «Kritischen Revue» diskutierten Annemarie Jaeggi (Direktorin gab nicht nur ein Bauhaus, es gab auch das Bauhaus, das in Je teurer der Grund, desto größer ist das Interesse am Bau Die Ergebnisse der Kolloquien werden in Buchform publiziert . – mit 100 jähriger Vorbereitung – ein neues Eisenbahnsys - Schlossneubau kritisiert, ist keine Bitterkeit zu hören, son - des Bauhaus-Archivs Berlin) und Philipp Oswalt (Universität der DDR im Jahr 1986 neu gegründet worden war und das von Luxuswohnungen und neuen Konsumtempeln – obwohl tem mit neuen Hauptbahnhöfen realisiert. Die immer noch dern das Sentiment des sozialistischen Romantikers. Oder Kassel / projekt bauhaus) mit Thomas Flierl über die Bezie - in der Wende jenes Modell regionaler Transformation auf vielerorts dringend Platz für Kitas, Spielplätze, Grünflächen KOLLOQUIEN nicht abgeschlossene Neuorganisation der Flughäfen wird wie er selbst sagt: ‹I had this dream.›» hungen zwischen der medialen und touristischen Vermark - den Weg gebracht hat. Welche Bilanz ist zu ziehen? Welche oder eben erschwinglichen, also «leistbaren» Wohnraum die Schwerpunkte in der Stadtregion weiter verändern. 15. HERMANN-HENSELMANN-KOLLOQUIUM — tung, der Musealisierung und der Erforschung des Bauhaus Erfahrungen lassen sich ableiten und wie können diese die benötigt wird. Um etwas an dieser sich in vielen Kommunen Heute ringen wir um eine Mobilitätswende, zugleich wird HENSELMANN – BEITRÄGE ZUR STADTPOLITIK 4) DIE PLANUNGSKULTUR · MÄRZ 2019 im Jubiläumsjahr sowie über das generelle Spannungsver - Debatten um die aktuelle Transformation bereichern? Der in Deutschland immer stärker zuspitzenden Situation ändern der innerstädtische Autobahn(halb)ring A 100 weiter ausge - Das Zeitungsmagazin HENSELMANN #2 erscheint im neuen hältnis von Historisierung und Aktualisierung des Bauhaus . Ausstieg aus der Braunkohle bis 2038 ist Teil eines neuen, zu können, ist daher eine andere, eine sozial ausgerichtete Im März 2019 fand das 4. Kolloquium der Veranstaltungs - baut. Das Buch (208 Seiten) bereichert historische und aktu - Format und kann bestellt werden – unter folgendem Link: grundlegenden Strukturwandels, der wesentlich durch die Bodenpolitik zentral. Boden sollte keine Ware sein wie jede reihe « 100 Jahre Groß-Berlin» statt. Groß-Berlin war und ist elle Beiträge um Erfahrungen aus London, Paris und Wien. WWW.HERMANN-HENSELMANN-STIFTUNG.DE/ORDERS BAUHAUS · SHANGHAI · STALINALLEE · HA-NEU Energiewende und den Klimawandel mitgeprägt ist: Welche andere. Es sollte möglich sein, nicht zuletzt auf der Grund - ein Spiegel der Planungskultur, der Suche nach Ordnung WWW.HERMANN-HENSELMANN-STIFTUNG.DE/ARCHIVE/1245 DER LEBENSWEG DES ARCHITEKTEN RICHARD PAULICK Rolle spielen dabei die Region und das Land Sachsen- lage von Artikel 15 des Grundgesetzes – der besagt, dass einer chaotisch wachsenden Großstadt. Dazu gehörte die IMPRESSUM Aus Anlass der diesjährigen Triennale der Moderne (11. bis Anhalt? Welche neuen Ideen und Vorhaben erwachsen Grund und Boden zum Zweck der Vergesellschaftung in Suche nach großen Plänen, aber auch der dauernde Streit 3) GRÜNFRAGE HENSELMANN – Beiträge zur Stadtpolitik – herausgegeben von 13. Oktober 2019 ) plant die Hermann-Henselmann-Stiftung, dabei für die Region und vergleichbare Orte weltweit? Gemeineigentum oder andere Formen der Gemeinwirtschaft zwischen den Bezirken und dem Berliner Magistrat, zwischen Bereits beim Wettbewerb Groß-Berlin 1910 war klar gewor - der Hermann-Henselmann-Stiftung in Kooperation mit der Rosa- im Café Sibylle eine Ausstellung über Richard Paulick zu zei - überführt werden kann – zum Schutz der Bevölkerung und Berlin und seinem Umland. Heute stellt sich erneut die den: Wachsende Großstadtregionen brauchen nicht nur Ver - Luxemburg-Stiftung – Redaktion: Thomas Flierl (V.i.S.d.P.), Kathrin gen, den Bauhäusler, China-Emigranten, Architekten des RLS-CITIES: REBELLISCH.LINKS.SOLIDARISCH. des Gemeinwohls hier von öffentlicher Seite Eingriffe vor - Frage nach einer Planungskultur. Diese umfasst eine Ver - kehrsstraßen und Wohnquartiere, sondern auch Stadtgrün: Gerlof, Tom Strohschneider (common verlagsgenossenschaft e.G.), BERLIN-KONFERENZ ZU WOHNEN, BAUEN, STADT Wiederaufbaus der Staatsoper und der Blöcke C-Nord und - zunehmen und stärkere Vorgaben zu machen. Die Studie ständigung über die strategische Planung einer wachsenden grüne Keile, grüne Ringe, grüne Straßen, grüne Plätze und Stefan Thimmel (Rosa-Luxemburg-Stiftung), Layout und Grafik: Süd der Stalinallee in Berlin, den Chefarchitekten von Hoy - Zur RLS -Cities Konferenz der Rosa-Luxemburg-Stiftung beleuchtet die Ursachen der herrschenden Bodenproblema - und nachhaltigen Großstadtregion, aber auch über eine «Gartenstädte». Angesichts des Wachstums Berlins und sich Dieter Feseke – Druck: DBM Druckhaus Berlin-Mitte © 2019 — erswerda und Halle-Neustadt. Die Wege der Architektur kamen am 28.02 . und 01.03.2019 über 400 Teilnehmer*- tik und stellt positive internationale Beispiele und mögliche neue Qualität öffentlicher Steuerung mit angemessenen zuspitzender Herausforderungen des Klimawandels, Arten- Die Herausgeber haben sich bis Redaktionsschluss bemüht, die Inhaber von Abbildungsrechten ausfindig zu machen. Personen und kreuzen sich im 20. Jahrhundert. Zur selben Zeit als das innen zusammen, um erstens die Frage: «Wie rebellisch, Lösungsansätze vor. Sie zeigt: Wer die Bodenfrage nicht Institutionen, rechtlichen und finanziellen Instrumenten – und Ressourcenschutzes stellt sich heute die Frage nach Institutionen, die möglicherweise nicht erreicht worden sind und Bauhaus in der DDR offiziell als «formalistisch» und «kos - links und solidarisch ist die Stadtpolitik in Berlin?» zu disku - grundsätzlich klärt, wer den Boden auf Dauer dem Zugriff im Rahmen einer Verständigung von Politik und Verwaltung einer Balance zwischen Stein und Grün in anderer Weise als Rechte an verwendeten Abbildungen beanspruchen, werden gebe - mopolitistisch» abgelehnt wurde, entwirft der Bauhäusler tieren und zweitens mit den über 75 Referent*nnen aus der Kommunen entzieht, hat einen deutlich geringeren in Berlin und Brandenburg und einer Beteiligung zivilgesell - in der Nachkriegszeit. Das Buch ( 240 Seiten) bereichert ten sich nachträglich mit dem Herausgeber in Verbindung zu setzen. und welterfahrene Architekt Paulick zwei klassische Pro - Deutschland, Spanien, Österreich und den Niederlanden in Spielraum, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen . schaftlicher Initiativen. historische und aktuelle Beiträge um Erfahrungen aus Paris. * SERIAL FOTOCODE | TYPOFOTO · COLLAGEN (16, 17, 32) jekte der «Architektur der nationalen Traditionen» (Staats - insgesamt zwölf Panels Themen wie «Braucht es ein öffent - WWW.ROSALUX.DE/PUBLIKATION/ID/40013/DIE-KOMMUNALE-BODENFRAGE/ WWW.HERMANN-HENSELMANN-STIFTUNG.DE/ARCHIVE/1378 WWW.HERMANN-HENSELMANN-STIFTUNG.DE/ARCHIVE/1245 * INFOGRAFIKEN (8-9, 24-25) © 2019 DIETER FESEKE

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