Benediktiner Von St

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Benediktiner Von St B2865F ISSN 0179-0102 missionsblätter Das Magazin der Missionsbenediktiner von St. Ottilien 104. Jahrgang · Heft 3 · 2009 Benedikt - Patron Europas Impulse für die heutige Gesellschaft und für viele Kulturen 2 INHALT In diesem Heft MISSION RUBRIKEN HEIMAT 4 Seelsorge am Hindukusch 10 Neues aus aller Welt 18 Rund um die Erzabtei Porträts und Projekte rund Neues aus St. Ottilien P. Jonathan Göllner ist zum um die Missionsbenediktiner zweiten Mal als Militärpfarrer in 20 Den Gästen ein Afghanistan 12 Latein ist tot ... Zuhause bieten 6 »Der heilige Benedikt hat Der aktive Gebrauch der P. Javier Suárez ist neuer Europa eine Seele gegeben« lateinischen Sprache Gastpater in St. Ottilien Predigt anlässlich des 13 ... es lebe Latein 21 Oblate sein - wie geht das? Benediktusfestes Latein als Grundlage Ein bewegtes Leben immer in der 8 Impulse für viele Kulturen humanistischer Bildung Nachfolge Christi Die Regel des heiligen Benedikt 16 VELVO tagt in St. Ottilien kann weit über Europa hinaus Vereinigung ehemaliger wirken Lehrlinge von St. Ottilien 14 »Ich kann nicht ‚nein‘ sagen« trifft sich im September Gesundheitlich fit übernimmt 22 Humor Rätsel Bischof Viktor Josef Dammert & noch heute viele Aufgaben 23 Buchtipps Was sich zu lesen lohnt 23 Impressum GEBURTSTAGSEMPFANG: Friedrich Kardinal Wetter, eme- ritierter Bischof von München und Freising (l.), und der Bischof der Diözese Augsburg, Dr. Walter Mixa (r.), gratulierten Bischof em. Dr. Viktor Josef Dammertz anlässlich eines Empfangs zur Feier seines 80. Geburtstags. missionsblätter 3/2009 EDITORIAL 3 Liebe Leserin, Lieber Leser, iese Ausgabe der DMissionsblätter ist stark geprägt vom hei- ligen Benedikt, seiner Regel und den Wir- kungen, die die Regel in Europa entfaltet und in anderen Kulturen entfal- ten kann. P. Jérôme Hess, Leiter des Studienhauses auf dem Odilienberg im Elsass, hat am Benediktustag in St. Ottilien eine Predigt gehalten, in der er zeigt, was unsere heutige Gesellschaft aus der Regel lernen kann. Die Predigt finden Sie auf Seite 6. Erzabt Jeremias ist überzeugt, dass einige Gesell- BENEDIKTUSFEST: schaften und Völker durch das Wirken christlicher P. Jérôme Hess, Leiter des Studienhauses auf dem Odilienberg Missionare ein kulturelles Überleben ermöglicht im Elsass, hält die Predigt. (S.6) bekamen und darüber hinaus, durch die Einführung von Schrift und »weltweit anerkannter moralischer Begriffe«, sich dem Druck der Globalisierung stel- len konnten, ohne unterzugehen. (Interview S. 8) Zur Ausbreitung benediktinischen Gedankenguts hat in der Vergangenheit mit beigetragen, dass geistliche und weltliche Eliten in Europa Latein lesen, schreiben und sprechen konnten. Wie Latein heute noch gepflegt werden kann (S. 13), und wel- che Vorteile das Erlernen bringt (S. 14), lesen sie in zwei Gastbeiträgen. Im wahrsten Sinne des Wortes des »sich in die erste Linie begeben« ist derzeit einer unserer Mitbrüder aktiv: P. Jonathan Göllner ist zum zweiten Mal als Militärseelsorger in Afghanistan. Seit seinem ersten Einsatz hat sich einiges geändert. Was das bedeutet und mit welchen Gefühlen er derzeit bei den Solda- ten ist, erzählt er ab Seite 4. P. Jonathan gilt unser Gebet; wünschen wir ihm eine gesunde Rückkehr - und Ihnen wünsche ich 70. JAHRESTAG DER OBLATION: viel Vergnügen bei der Lektüre. Sr. Gudula (Elisabeth Stephany) legte am Pfingstsonntag 1939 in München die Oblation ab. Mehr über Oblaten, Oblatinnen Ihr P. Frederik Kell und Oblation erfahren Sie auf Seite 21. missionsblätter 3/2009 4 Seelsorge am Hindukusch P. Jonathan Göllner ist zum zweiten Mal als Militärpfarrer in Afghanistan Die Fragen stellte Martin Wind Seit 2002 befinden sich deutsche Soldaten im Rahmen der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan. Sie tragen zur Befriedung und zum Wiederaufbau des Landes bei. P. Jonathan Göllner aus der Abtei Königsmünster war bereits vor zwei Jahren als Militärseelsorger dabei. Nun geht er ein weiteres Mal und spricht über die veränderte Lage, seine Vorbereitung und Erwartungen. P. Jonathan, Sie gehen erneut nach Afghanistan hat sich seit Ihrem meine Erfahrungen mit den Soldaten Afghanistan. War das eine eigene Ent- Einsatz vor zwei Jahren deutlich ver- vertieft. scheidung oder ein Gestellungsbefehl? ändert. Mit welchen Gefühlen gehen Sie nun nach Afghanistan? Ich weiß deutlich um die Gefährdung. P. Jonathan: Wer heute in die Mili- Der erste Einsatz war in Masar-i- tärseelsorge einsteigt, weiß, dass er P. Jonathan: Die Sicherheitslage hat Sharif. Dort ist es deutlich ruhiger. alle zwei Jahre ins Ausland gehen sich klar verschärft. Ich fahre daher Der jetzige Einsatz wird in Kundus wird. Der letzte Einsatz liegt zwei mit deutlich anderen Gefühlen als sein, dem derzeitigen Schwerpunkt Jahre zurück und so bin ich jetzt wie- beim ersten Einsatz. Beim ersten der Anschläge auf deutsche Truppen. der an der Reihe. Auslandsbegleitung Einsatz war alles neu, ungewohnt, ist mittlerweile ein Schwerpunkt der herausfordernd. Haben Sie spezielle Schulung erhal- Militärseelsorge geworden. Da sind Jetzt ist es so, dass ich mittlerweile ten, um dieser „verschärften“ Sicher- wir nicht anders als die Truppe auch. mehr weiß über das Land, ich habe heitslage gerecht werden zu können? missionsblätter 3/2009 UZBEKIS- TAJIKISTAN CHINA TURKMENISTAN TAN MISSION Kabul 5 AFGHANISTAN PAKISTAN IRAN Seelsorge am Hindukusch INDIEN Feyzabad Mazar-e Sharif Kunduz EINSATZGEBIET: Die Bundeswehr ist im Rah- men des ISAF-Einsatzes seit 2002 an der Grenze zu Uzbe- AFGHANISTAN kistan und Tajikistan rund um die Städte Mazar-e-Sharif und Kunduz eingesetzt. In Kabul der jüngsten Vergangenheit kam es immer häufiger zu Gefechten mit den »Taliban«. N © Peter Neumann (2009) 0 50 100 km GLOBE Relief von www.ngdc.noaa.gov P. Jonathan: Zum einen machen wir Soldaten an die Militärseelsorge etwas Viele Soldaten haben den Eindruck, die gleiche Ausbildung wie die Sol- verändert? dass in der deutschen Öffentlichkeit daten, mit dem Unterscheid, dass wir eine gewisse Dienstleistungsmentalität nicht an der Waffe ausgebildet werden P. Jonathan: Insgesamt haben die gegenüber der Bundeswehr entstanden und im Einsatz keine Waffe tragen. Auslandseinsätze der Bundeswehr den ist, so nach dem Motto: „Wir bezahlen Stellenwert der Militärseelsorge in der Euch, macht Euren Job!“ D. h. wir trainieren mit den Sanitätern Truppe deutlich gesteigert. Es gibt Die Soldaten wünschen sich mehr „Retten“ und „Bergen“, und wir üben Umfrageergebnisse, die belegen, dass Anteilnahme und Wertschätzung die sogenannte Eigensicherung, tragen selbst konfessionslose Soldaten Wert ihres Einsatzes, der durchaus auch mit die 15 kg schwere Schutzweste, lernen, auf die Begleitung eines Seelsorgers schweren Verletzungen oder sogar töd- wie wir schnell und richtig den Helm legen. lich enden kann. aufsetzen und vieles andere mehr. Wie kommt das? Was wollen Sie für die Soldaten sein, Auf der anderen Seite haben wir eige- und was ist für Sie das spezifisch Mis- ne seelsorgliche Ausbildungsanteile, z. P. Jonathan: Das ist die besondere sionsbenediktinische Ihres Einsatzes B. psycho-soziale Notfallversorgung. Rolle des Seelsorgers: Er ist kein als Militärseelsorger? Das ist helfende Gesprächsführung Soldat, kennt dennoch die Abläufe in in Krisensituationen für Soldaten im der Truppe, behält aber eine gewisse P. Jonathan: Schlichtweg den Alltag Einsatz, aber auch für ihre Famili- Außenperspektive, weil er nicht in die der Soldaten teilen, mit ihnen zusam- en und Angehörigen im Heimatland. Befehlsstrukturen eingebunden ist. Die men (er)leben, kameradschaftlicher strikte Schweigepflicht des Seelsorgers Begleiter sein, Zeuge der Hoffnung, Das sind ab einem halben Jahr vor garantiert absolute Vertraulichkeit. die uns erfüllt (1 Petrus 3,14). Ich will dem Einsatz insgesamt etwa sechs den Soldaten ein Zeichen des Heils in bis acht Wochen Ausbildungseinheit. Deutsche Soldaten in einem Einsatz einer unheilen Welt sein. im Ausland - das ist nicht nur für die Hat sich in den vergangenen zwei Politik eine besondere Herausforde- Wir haben in der Bundeswehr Jahren in der Erwartungshaltung der rung, sondern auch für die Entsand- inzwischen einen großen Anteil ten. Wie gehen die Soldaten damit kirchlich nicht gebundener Sol- um? daten, für die die Begegnung mit GOTTESDIENST: einem Militärseelsorger oft die P. Jonathan Göllner (dritter v.l.) mit dem P. Jonathan: Die Soldaten wünschen erste Begegnung mit „Kirche“ ist. »Kirchenchor« während einer Eucharistiefeier sich Rückhalt aus der Familie, aber Darin steckt eine große Chance und in einer Zeltkirche im Feldlager in Masar-i- auch einen Rückhalt in der Bevölke- eine Verantwortung. Das ist durchaus Sharif im Norden Afghanistans (Bild 2007). rung für ihre Arbeit. missionarisch „Kirche-Sein“. missionsblätter 3/2009 6 »Der heilige Benedikt hat Europa eine Seele gegeben« Predigt anlässlich des Benediktusfestes in St. Ottilien Text: P. Jérôme Hess Der heilige Benedikt wurde 1964 von Papst Paul VI. zum Patron Europas erhoben. Für den Leiter des Studienhauses auf dem Odilienberg im Elsass, P. Jérôme Hess, sind Benedikt und seine Regel aktueller denn je: In einer Zeit, die von großen wirtschaftlichen Umbrüchen geprägt ist und in der die Ideen auszugehen drohen, kann uns die Regel Orientierung geben. m Jahre 2006 wurde in unserem 2. Der heilige Benedikt hat unserem vor einem Wandel unserer Zivilisati- Wallfahrtsort die von den Pilger- Europa heute viel zu sagen. Der Fran- on. Nach dem Zusammenbruch des Igruppen sehr beliebte Kapelle der zose Robert Schumann, der mit dem Marxismus hat auch der Neolibera- heiligen Attala und
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