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EXTRA A ZUM LAND F Die Gedenkstätte KZ Osthofen P

Die offizielle Errichtung eines der ersten zum 1. Mai 1933. In dem kleinen ländli- - nationalsozialistischen Konzentrationsla- chen Ort Osthofen, in der Nähe von ger im Deutschen Reich erfolgte durch Worms gelegen, wurde ein Konzentra- den seit dem 13. März 1933 als „Staats- tionslager für den Volksstaat Hessen kommissar für das Polizeiwesen in Hes- (Rheinhessen, Starkenburg, Oberhessen) D sen“ zuständigen Dr. Werner Best auf errichtet. Alle aus politischen Gründen in dem Wege einer Durchführungsbestim- Polizeihaft genommenen Personen, deren mung der „Reichtagsbrandverordnung“ Haftzeit eine Woche oder länger dauern

N sollte, waren dorthin zu verbringen. A L N I E H

R Außenansicht der Gedenkstätte KZ Osthofen Vorgeschichte von Best verfasste Dokument der hessi- Der promovierte Jurist Best, nach der schen Polizei. Es handelte sich dabei um „Machtergreifung“ in Hessen am 6. März einen Racheakt. Best hatte Schäfer wegen zunächst zum Sonderkommissar für das verschwiegener Vorstrafen und dem Vor- hessische Polizeiwesen ernannt und ab legen eines gefälschten Doktordiploms Juli 1933 als Landespolizeipräsident für zum Rücktritt aus dem hessischen Land- das Polizeiwesen zuständig, galt innerhalb tag gedrängt. Wilhelm Schäfer wurde im seiner Partei als Fachmann für die Bekämp- Frühjahr 1933 auf Veranlassung Bests in fung politischer Gegner und für Sicherheits- Schutzhaft genommen. Zeitweise befand fragen. Bereits am 5. August 1931 hatte sich Schäfer auch im KZ Osthofen. Als im der damalige Gerichtsassessor Best auf Juli 1933 die Leiche Schäfers in der Nähe einem Treffen führender hessischer Natio- von Neu-Isenburg aufgefunden wurde, nalsozialisten, darunter der stellvertretende wurde Best mit dem Mord in Verbindung Wassung und der Offenbacher gebracht. Seine „Ungeschicklichkeit“ in Kreisleiter und Wirtschaftsreferent Wilhelm dieser Affäre diente im Herbst 1933 sei- Schäfer, seine Pläne kundgetan, welche nem Widersacher, dem Gauleiter Jakob Maßnahmen nach einer Machtübernahme Sprenger, als Vorwand, Best aus dem hes- durch die NSDAP zu ergreifen seien. Best sischen Polizeidienst zu entlassen. ging in einem schriftlich niederge- Die Veröffentlichung des nach dem Ent- legten Szenario stehungsort „Boxheimer Dokument“ be- von einem abge- nannten Textes schlug in Hessen und im wehrten kommu- ganzen Deutschen Reich für kurze Zeit nistischen Umsturz- hohe Wellen. Best wurde vom Staats- versuch aus. „Zur Rettung des Vol- Im Datterich, einer Wochenschrift für Hessen, kes“ müssten be- erschien am 4. Dezember 1931 eine Karikatur, waffnete national- die sich kritisch mit dem „Boxheimer Dokument“ sozialistische Grup- auseinandersetzte. pen die Macht Quelle: Hessisches Landesarchiv Darmstadt ergreifen und den Ausnahmezustand Werner Best, Mitte der erklären. „SA, Land- 30er Jahre wehren o.ä.“ sollten Quelle: Hessisches die unumschränkte Landesarchiv Darmstadt Vollzugsgewalt er- halten. „Widerstand wird grundsätzlich mit dem Tode bestraft“. Ebenfalls erschossen werden sollten alle, die ihre Waffen nicht binnen 24 Stunden ablieferten und alle Angehörigen des öffentlichen Dienstes, die sich an Streiks oder Sabotagemaßnah- men beteiligen würden. Zu diesem Zwecke sollten Feldgerichte eingerichtet werden. Auf dem Boxheimer Hof bei Bürstadt/ Lampertheim in der Nähe von Worms fan- den unter Beteiligung des Pächters Richard Wagner mehrere Besprechungen zu dieser Frage statt. Wilhelm Schäfer übergab das 2 dienst suspendiert und ein Verfahren ge- Das Reichstagswahlergebnis und die gen ihn wegen Hochverrats eingeleitet. „Reichstagsbrandverordnung“, die im § 2 Mangels Beweisen wurde dieses im Okto- auch Eingriffe in die Länderrechte erlaub- ber 1932 jedoch außer Kraft gesetzt. Letzt- te, schufen auch die Grundlagen für die lich hatte eben jene Affäre Hitler auf den „Machtergreifung“ in Hessen und die Über- jungen Juristen aufmerksam gemacht und nahme der für die „Gegnerbekämpfung“ dessen weitere Karriere in der SS nach- und für Sicherheitsfragen zentralen Posi- haltig befördert. tionen im Polizeibereich durch Best.

Unmittelbar nach seiner Ernennung zum Die Errichtung des Polizeichef in Hessen konnte Best seine Konzentrationslagers Osthofen Vorstellungen der „Gegnerbekämpfung“ Wieso Osthofen? Warum entschied sich Realität werden lassen. Stützen konnte er Best für die damals knapp 5000 Einwoh- sich dabei auf die eilig am Tag nach dem ner umfassende Gemeinde als Standort Brand des Reichtags von Reichspräsident des einzigen staatlichen Konzentrations- von Hindenburg am 28. Februar 1933 er- lagers für den gesamten Volksstaat Hes- lassene Notverordnung, die wesentliche sen mit Regierungssitz in Darmstadt? Grundrechte außer Kraft setzte. Mit den darin legalisierten Einschränkungen der Sicher war die Verkehrslage der Gemein- persönlichen Freiheit konnten umfangrei- de an der Bahnstrecke mit unmittelbarem che Verhaftungen zum angeblichen „Schutz Anschluss an die Hauptverkehrsstraße von Volk und Staat“ durchgeführt werden. zwischen Mainz und Worms zumindest akzeptabel. Auch die Nähe zu der Indus- Die daraufhin im ganzen Reich einsetzen- triestadt Worms mit ihrem hohen Arbeiter- de Verhaftungswelle brachte bereits vor anteil mag eine Rolle gespielt haben, galt den am 5. März anstehenden Wahlen zum doch die Stadt vor 1933 als „rote Hoch- neuen Reichstag Hunderte der bekannte- burg“. Entscheidender dürfte hingegen sten kommunistischen Funktionäre hinter gewesen sein, dass die Osthofener Schloss und Riegel. Ebenfalls verhaftet NSDAP bereits Anfang März dort Fakten wurden aber auch etliche Funktionäre der geschaffen hatte. Linksparteien und der Gewerkschaften. Schließlich wurde die so genannte „Reichs- Am 6. März, gerade einen Tag nach der tagsbrandverordnung“ auch zum Anlass Reichstagswahl, die der NSDAP in Ost- genommen, nach den Wahlen die Reichs- hofen mit 52,8 % ein im Vergleich zum tagsmandate der KPD zu konfiszieren. Reichsdurchschnitt deutlich besseres Er- Die Wahlen, die den Beginn einer zwölf gebnis beschert hatte, hatten die örtlichen Jahre andauernden Diktatur und Protagonisten dieser Partei fast die gesam- Gewaltherrschaft mit bis dahin unvorstell- te SPD-Gemeinderatsfraktion ohne jegli- barem Ausmaß von Gewaltverbrechen che rechtliche Grundlage in die zu die- begründeten, sind daher mit Nichten als sem Zeitpunkt leer stehende „frei“ zu bezeichnen. ehemalige Papierfabrik im

Diese Außenaufnahme des Konzentrationslagers konnte als Ansichtskarte im Lager erworben und versandt werden.

3 Ziegelhüttenweg eingesperrt. Die Fabrik Funktionäre und auch keine „Wiederho- gehörte einem jüdischen Osthofener Fabri- lungsfälle“. Denn schließlich waren diese kanten. Zum Zeitpunkt der offiziellen Er- Männer dafür vorgesehen, nur ein paar richtung am 1. Mai 1933 bestand das La- Tage später, nämlich am 1. Mai, dem von ger schon fast zwei Monate. Mindestens den Nationalsozialisten reichsweit propa- 250 Personen, die meisten davon aus Ost- gandistisch inszenierten „Tag der nationa- hofen, Worms, Alzey und Umgebung, wa- len Arbeit und Versöhnung“ wieder frei- ren bereits im März und April in Fußmär- gelassen zu werden. So feierte dann auch schen oder größeren Sammeltransporten die bereits gleichgeschaltete regionale mit LKWs in dieses Konzentrationslager hessische Presse am 1. Mai die Freilassung verbracht worden. von 115 Häftlingen aus dem Konzentra- tionslager Osthofen als „besondere Über- Noch Anfang April 1933 ließ Best sein raschung“. Viele von ihnen wurden am Büro auf eine Anfrage der sozialdemokra- 2. Mai im Zuge der Zerschlagung der Ge- tischen „Mainzer Volkszeitung“ öffentlich werkschaften erneut verhaftet und nach dementieren, von der Existenz eines Kon- Osthofen transportiert. zentrationslagers in Osthofen Kenntnis zu haben. Am 20. April jedoch wies er die Die Berichterstattung der von ihm neugeschaffene „Zentralpolizei- Presse stelle“, die aus der allgemeinen Polizei Bereits in ihrer Wochenendausgabe am herausgelöste, personell und hinsichtlich 22./23. April 1933 hatte die „Niersteiner ihrer Befugnisse ausgeweitete und ver- Warte“ in einem ganzseitigen gut bebilder- selbstständigte politische Polizei Hessens, ten Artikel unter der Überschrift „Erzie- sowie alle Kreisämter an, nach einem fest- hungs- und Besserungsanstalt in Osthofen“ gelegten Schlüssel insgesamt 100 Häftlinge ausführlich, wenn auch stark beschöni- nach Osthofen einzuliefern. Ausdrücklich gend, über das Konzentrationslager berich- sollten bei dieser Verhaftungsaktion vor tet. Anfang Mai besichtigten Pressevertre- allem Arbeiter eingeliefert werden, keine ter auf Einladung der hessischen Staats-

Alzey, Frühjahr 1933: Nazigegner werden auf LKWs, begleitet von Hilfspolizei und regulärer Polizei, in das nahe gelegene KZ Osthofen trans- portiert. Quelle: privat

4 pressestelle das Konzentrationslager Ost- Erwähnung. Ebenso erwähnt wurde Ost- hofen. In den kommenden Tagen konnte hofen im „Braunbuch über Reichstags- die Bevölkerung in allen Teilen Hessens brand und Hitler-Terror“, das im August und darüber hinaus die offizielle Version 1933 in Basel erschien. Weder die Miss- über Sinn und Zweck dieses Lagers und handlung Carlo Mierendorffs in Osthofen, über die darin herrschenden Zustände noch die Folterungen Siegfried Reschs bei lesen. Tagtäglich folgten Pressemeldungen seiner Verhaftung durch die Wormser SS über durchgeführte Razzien, Haussuchun- blieben im Ausland verborgen. Die über gen, Verhaftungen und Abtransporte nach die ausländischen Botschaften eingereich- Osthofen. Auch für alle Bahnreisenden ten Protestnoten führten im Falle des wurde die Existenz des Lagers durch die Wormser Juden Resch wegen seiner pol- mit riesigen Lettern am Gebäude ange- nischen Staatsbürgerschaft zur Freilassung. brachte Inschrift gut sichtbar gemacht. „In In anderen Fällen, wie bei Mierendorff, Osthofen (ist) noch viel Platz“, wurde zum wurden die Proteste von der Deutschen geflügelten Wort. Selbst in seiner Bütten- Botschaft zurückgewiesen. rede zur Mainzer Fastnacht warnte Seppel Glückert am 18. November 1933 vor der Lagerleitung und „Wormser Gegend“. Die Existenz dieses Wachmannschaft frühen Lagers wurde also keineswegs Best ernannte mit der Anordnung vom geheim gehalten. Im Gegenteil, durch die 1. Mai den Osthofener SS-Sturmbann- gezielten warnenden und zugleich ver- führer Karl d’Angelo, vor 1933 zeitweise harmlosenden Informationen sollten die Vorsitzender der NSDAP-Ortsgruppe, zum „Volksgenossen“ zu einem Zeitpunkt, als ehrenamtlichen Lagerleiter und unterstell- die NS-Diktatur noch keinesfalls gefestigt te ihn der Dienstaufsicht des Polizeiamtes war, am effektiven Widerstand gehindert Worms. D’Angelo, der mit Best gut werden. bekannt war, beide gehörten seit 1931 der hessischen NSDAP-Landtagsfraktion an, Im Ausland reagierte man bestürzt auf die hatte sich bereits vor seiner offiziellen Errichtung von Konzentrationslagern und Ernennung selbst als Lagerleiter benannt. die Verfolgung von Juden und politischen Verwaltung und Einberufung der NS-Gegnern. Worms fand als Ort beson- Lagerwache aus den Reihen der eilig ver- deren Terrors in der internationalen Presse eidigten Hilfspolizisten übertrug Best dem Polizeiamt Worms unter Leitung des Polizeipräsidenten Heinrich Maria Jost. Der Nationalsozialist war nach der Wormser Häftlinge aus den Reihen der Amtsenthebung seines Vorgängers, des Kommunisten und der Sozialdemokraten unter scharfer Bewachung teils uniformierter SA-Männer, Hilfspolizisten und regulären Polizeibeamten auf den Weg in das Konzentrationslager Osthofen.

5 Sozialdemokraten Heinrich Maschmeyer, krankung vom anwesenden Dr. Daum in diese Position eingesetzt worden. nicht behandelt wurde. Zu den Haupttä- Maschmeyer musste außer dem Verlust tigkeiten des Arztes zählte das Unterzeich- seines Amtes und den damit verbunde- nen vorgefertigter Formulare, die bei An- nen finanziellen Einbußen zahlreiche kunft und Entlassung der Häftlinge auszu- Demütigungen im KZ Osthofen erdulden. füllen waren. Den ankommenden Häft- lingen wurde, trotz unübersehbarer Spu- Der in Worms gebürtige Kaufmann Heinz ren stattgefundener Misshandlungen, be- Ritzheimer, Verwaltungsführer des SS-Sturm- scheinigt, sie seien „gesund und haft- bannes Worms mit Sitz in Osthofen, über- fähig“, bei der Entlassung hieß es dann, nahm am 31. März 1933 auch das Amt sie seien „gesund und arbeitsfähig“. Bei des Verwaltungsführers des Konzentra- der Verhaftung selbst und den anschlies- tionslagers. Für diese Tätigkeit erhielt er senden Verhören wurden die Nazigegner ab Anfang Juli 1933 eine Entlohnung von häufig brutal zusammengeschlagen. Viele zwei Reichsmark pro Tag. Die übrige La- Häftlinge wurden daher mit deutlich gerwache wurde für ihre Dienste mit 50 sichtbaren Spuren der Misshandlungen Pfennig pro Tag entlohnt. Das dürfte für eingeliefert oder kamen deutlich gezeich- diejenigen der SS- und SA- Männer, die in net von den Verhören zurück. Bevor eine Folge der Wirtschaftskrise oder persönli- Staatspolizei-Außenstelle im Dezember chen Unvermögens arbeitslos waren, durch- 1933 in das 1. OG des Konzentrations- aus ein Anreiz gewesen sein. Der SS-Sturm- lagers einzog, wurden die Häftlinge häu- bannarzt Dr. Reinhold Daum, wie Best fig zu Vernehmungen nach Worms in die und d’Angelo von 1931 bis 1933 für die SS-Kaserne in der Erenburgerstraße ge- NSDAP im hessischen Landtag, war im bracht oder über diese gefürchtete Adres- KZ Osthofen für die ärztliche Betreuung se in das KZ Osthofen eingeliefert. Dort, der Häftlinge zuständig. Für jeden kran- wo heute die Fachhochschule ihren Sitz ken Häftling auf „seinem Krankenrevier“ hat, war damals der Sitz der Gestapo- durfte er 50 Pfennig abrechnen. Von einer Außenstelle Worms. Chef dieser Außen- angemessenen ärztlichen Betreuung konn- stelle war Kriminalobersekretär Johann te dennoch nicht die Rede sein. Der Worm- Johannes. Die Folterungen in den dorti- ser Sportreporter Richard Kirn schilderte gen Kellern gehören zu den schlimmsten 1946 in der Wormser Ausgabe des „Neuen Erinnerungen vieler ehemaliger Häftlinge. Mainzer Anzeigers“ ausführlich die Qua- len eines Mithäftlings, der trotz einer aku- Im Zuge der machtpolitischen Auseinan- ten schmerzhaften schweren Nierener- dersetzungen in Hessen wurden vom hes-

Bewaffnete SS - Wachmänner vor dem Gebäude des Konzentrationslagers, Aufnahme vom Februar 1934. Quelle: Landesarchiv Speyer 6 sischen Gauleiter und Reichstatthalter Ja- der Schutzhaft und die Einweisungen in kob Sprenger im Herbst 1933 der amtie- das KZ Osthofen wurden stärker zentrali- rende Ministerpräsident Ferdinand Werner, siert. Ab März 1934 waren dafür nur noch der noch im Sommer zum Landespolizei- Staatsminister Jung und das Polizeiamt in präsidenten ernannte Werner Best sowie Darmstadt zuständig. Die zuvor durch Kreis- fast die ganze Polizeiführung entlassen. ämter und Polizeiämter eingewiesenen Das Amt des Polizeipräsidenten wurde Häftlinge waren umgehend zu entlassen. nicht mehr besetzt. Die einsetzenden Um- Diese neue Verfügung dürfte allerdings strukturierungen wirkten sich auch auf keine allzu große Rolle mehr gespielt ha- die Verwaltung des Konzentrationslagers ben, die Anzahl der Häftlinge ging stetig in Osthofen aus: Die SA-Wachmänner zurück, bis im Juli 1934 schließlich die wurden vom Wachdienst abgezogen. Auflösung des wohl ersten Konzentrations- Dafür kamen SS-Männer aus den Sonder- lagers in Nazi-Deutschland im Zuge der und Wachkommandos Offenbach und reichsweiten Zentralisierung der KZ-Sys- Darmstadt zum Einsatz. Insbesondere die- tems erfolgte. se SS-Männer werden häufig von ehema- ligen Häftlingen mit brutalen Übergriffen Die Häftlinge in Verbindung gebracht. Die Verwaltung Entsprechend der Reichtagsbrandverord- des Lagers wurde dem Leiter des hessi- nung und der als Durchführungsverord- schen Personalamtes Otto Löwer, einem nung erlassenen Bestimmungen zur Um- engen Vertrauten Sprengers, unterstellt. setzung der Schutzhaft waren die Anhän- Der Wormser Jurist Philipp Wilhelm Jung ger und Funktionäre der offiziell zwar nahm die Position des schon im Sommer nicht verbotenen, aber in ihren Strukturen 1933 vom Staatspräsidenten zum Minister- zerschlagenen KPD im besonders hohen präsidenten degradierten Werner ein. Ausmaß von Massenverhaftungen betrof- Tatsächlich das Sagen hatte aber nun Reichs- fen. So ist auch die Mehrzahl der Häftlin- statthalter Sprenger. Auch die Anordnungen ge in Osthofen diesem politischen Spek-

Reichsstatthalter Jakob Sprenger (3.v.l.), Staatsminister Philipp Wilhelm Jung (4.v.l.), Polizeiinspektor Otto Löwer (5.v.l.) halbverdeckt. Quelle: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt

7 trum zuzurechnen. Von Verfolgung und Dr. Carlo Mierendorff Inhaftierung stark betroffen waren aber Als entschiedener Gegner der Nationalso- auch in ihrer Region bekannte Persön- zialisten wurde der Pressereferent im hessi- lichkeiten anderer Linksparteien, allen schen Innenministerium und SPD-Reichs- voran der Sozialdemokratischen Partei, tagsabgeordnete erstmals am 7. März 1933 der Gewerkschaften, Angehörige des seit verhaftet und aus dem Staatsdienst entlas- März 1933 verbotenen Reichsbanners sen. Nach einem vorübergehenden Aufent- Schwarz Rot Gold sowie der Eisernen halt in der Schweiz nahmen Gestapobeam- Front. Unter den schätzungsweise 3 000 te Mierendorff am 13. Juni 1933 bei einem Häftlingen befanden sich nachweislich konspirativen Treffen in am Main auch sieben Frauen. fest und brachten ihn am 21. Juni nach Ost- hofen. „Hier habt ihr euren Arbeiterverräter!“ Von 1600 Schutzhäftlingen in Osthofen, Mit diesen Worten lieferte die Darmstädter deren Namen der Gedenkstätte bekannt SS Mierendorff in Osthofen ein. In der ers- sind, waren 114 Juden. Viele von ihnen ten Nacht wurde er so schwer geschlagen wurden zunächst wegen politischer, gegen und misshandelt, dass er sich am nächsten das NS-Regime gerichteter Aktivitäten ver- Tag kaum bewegen konnte. Auch das haftet. Sie gehörten meist der SPD oder Sprechen fiel im sehr schwer. Er musste der KPD an. Spätestens ab Ende August deshalb für mehrere Wochen in das Kran- 1933 ließ Landespolizeipräsident Best in Hessen unter der Überschrift: „Warnung an die Juden“ öffentlich bekannt machen, dass Juden vermehrt in Polizeihaft zu neh- men und nach Osthofen zu bringen seien. Die Juden begännen „die gebotene Zu- rückhaltung“ außer Acht zu lassen, indem sie sich „deutschen Mädchen (…) nähern“. Die Anzahl der Juden im KZ Osthofen Carlo Mierendorff stieg daraufhin stark an. Die aus der Luft Quelle: Archiv der gegriffenen Beschuldigungen und stereo- sozialen Demokratie (AdsD) typen Begründungen waren in vielen Fäl- len eindeutig rassistisch und nicht mehr kenrevier verlegt werden. Nach seiner Ent- durch die offizielle Anordnung, die ledig- lassung aus der Krankenstation wurde er lich politische Gründe für die Verhängung zum Kristallisationspunkt für die sozialde- der Schutzhaft vorsah, gedeckt. mokratischen Mithäftlinge. Über eine Kon- taktperson, die Gewerkschafterin Hedwig Nach der Selbstauflösung des Zentrums Bardorf aus Worms, stand er während sei- im Juli 1933 als letzte der demokratischen ner gesamten KZ-Zeit in Verbindung zu Parteien wurden ab Sommer 1933 auch Emil Henk, der zu den Organisatoren des frühere Anhänger oder Mitglieder der ka- sozialistischen Widerstands im Raum Hei- tholischen Zentrumspartei verhaftet und delberg/ Mannheim gehörte. Von Osthofen in das KZ Osthofen eingeliefert. Von Ver- wurde er Anfang November 1933 in das folgung betroffen waren nun, nachdem KZ Börgermoor im Emsland verlegt. Bis zu die erste Verhaftungswelle abgeebbt war, seiner Entlassung 1938 musste er noch ver- auch Christen, Separatisten oder vermeint- schiedene Konzentrationslager durchleiden. liche Separatisten, Siebenten-Tags-Adven- Ungebrochen von der langen Haft engagierte tisten, Zeugen Jehovas, Sinti sowie Perso- er sich zu Beginn des 2. Weltkrieges im nen, die wegen Betteleien aufgegriffen deutschen Widerstand. Er starb am 4. Dezem- worden waren. ber 1943 bei einem Luftangriff auf Leipzig. 8 Misshandelt und gedemütigt Besuchssperren und sogar Scheinerschies- Die Unterbringung und die hygienischen sungen den Lageralltag vieler Häftlinge. Verhältnisse im Konzentrationslager Ost- Unter Misshandlungen und Demütigun- hofen waren äußerst primitiv. Die Häft- gen hatten besonders die Juden, aber linge schliefen in der Fabrikhalle anfangs auch Intellektuelle und als „Bonzen“ diffa- auf nacktem, nur mit einer dünnen Stroh- mierte frühere Staatsbeamte zu leiden. Ein schütte bedecktem Betonboden, später jüdischer Häftling wurde an Jom Kippur, schreinerten sie sich doppelstöckige Prit- dem höchsten jüdischen Fastentag, unter schen sowie Tische und Bänke. Als es Prügel gezwungen Schweinefleisch zu kälter wurde, bekamen sie zu ihrem Stroh- essen. Andere jüdische Häftlinge wurden sack noch eine Decke. Im Herbst mauer- beim Appell vom Lagerleiter beschimpft ten sie sich Kamine für kleine Öfen, die und beleidigt, dann mussten sie nur mit mit Holz befeuert wurden, warm wurde Konservenbüchsen ausgestattet, in die stin- es in der zugigen und nasskalten Halle kenden Latrinegruben hinab steigen und jedoch nie. Viele Häftlinge litten unter der die Fäkalien herausschöpfen. Als zusätzli- Kälte und erkrankten an Nieren- und Bla- che Strafe durfte an sie nach getaner Ar- senleiden, die zum Teil lebenslang anhiel- beit keine Schmierseife zum Reinigen ten. Trotz der miserablen Haftbedingun- ihrer Kleidung oder ihres Körpers ausge- gen kam in Osthofen kein Häftling ums geben werden. Dahinter, wie überhaupt Leben. Dennoch beherrschten Terror und an den mangelhaften sanitären Verhältnis- Missachtung jeglicher Menschenwürde, sen, steckte perfide Absicht. Drei Wasser- Prügel, Fußtritte, Essensentzug, Post- oder hähne im Hof mit kaltem Wasser und da-

Das Foto stammt vom ehemaligen Häftling des Konzentrationslagers, Hans Rasp. Es wurde von einem Wachmann vor dem Haus des Hausmeisters aufgenommen. Die Familie des Hausmeisters der still gelegten Papierfabrik wohnte auch zur KZ-Zeit auf dem Gelände.

9 neben ein Sandhaufen, das musste als de der Geschäftstelle der NSDAP-Kreis- Waschgelegenheit für das mit durchschnitt- leitung in der Mainzer Straße in Worms lich etwa 200 bis 300 Häftlingen belegte ausführen. Andere wurden dazu abkom- Lager reichen. mandiert, in den Gestapokellern das Blut der dort verhörten und gepeinigten Lei- Der frühere Wormser Polizeipräsident densgenossen zu entfernen. Maschmeyer wurde dem Gespött der Be- völkerung preisgegeben, indem er auf der Häftlingssolidarität und Flucht Straße vor dem Lager sitzend, Kaffee mah- Noch schlimmere Zustände herrschten im len musste. Dem fast zwei Meter großen so genannten Lager II, das für den Voll- ehemaligen Wormser Polizeihauptkommis- zug des „verschärften Arrestes“ in der sar Wilhelm Ruppert wurde befohlen, mit Nähe des Hauptlagers in einer leer ste- einem Besen mit abgesägtem Stiel gebückt henden alten Holzmühle eingerichtet den Hof zu fegen. Und Carlo Mierendorff worden war. Verschärfter Arrest wurde musste tagelang Nägel gerade klopfen, die von Best vor allem gegen „Wiederho- seine Mithäftlinge eigens dafür krumm lungstäter“ verhängt. In den besonders schlagen mussten. kalten Wintermonaten wurden die dort untergebrachten Häftlinge in das Amts- gerichtsgefängnis in Osthofen verlegt. Gegen den Terror der Wachmannschaft versuchten sich die Häftlinge soweit mög- Der frühere Wormser lich gegenseitig zu helfen. So brachten sie Polizeipräsident heimlich zusätzliche Nahrungsmittel in das Heinrich Lager II zu den dort Inhaftierten, die sehr Maschmeyer, unter den mageren Essensrationen litten. Aufnahme aus Häftlinge, denen eine besondere „Aufmerk- dem Jahre 1930. samkeit“ durch die Wachmannschaft oder Quelle: einzelne Wachleuten zu teil wurde, wur- Landesarchiv Speyer den mitunter erfolgreich dem zuständigen SS-Arbeitseinsatzleiter Otto Krebs für Außen- Die durchschnittliche Haftzeit im Ostho- arbeitskommandos vorgeschlagen. Damit fener Lager betrug zwei bis sechs Wochen. waren sie vor brutalen Übergriffen sicher. Die Häftlinge wurden beim Morgenappell Außerdem ergaben sich bei Außenarbei- zu Arbeiten, die für den Lagerbetrieb er- ten Fluchtmöglichkeiten. forderlich waren, eingeteilt. So schreiner- In Erinnerung geblieben ist die Flucht des ten sie das Lagermobiliar, übernahmen Schuhmacherei im Konzentrationslager Reinigungsarbeiten oder flickten und re- Osthofen; Pressefoto der Niersteiner Warte vom parierten mit den ihnen zur Verfügung 23./24. April 1933. stehenden beschränkten Mitteln die Klei- dungsstücke und Schuhe ihrer Mithäftlinge. Andere Häftlinge wurden diversen Außen- kommandos zugeteilt. Gerade örtliche Nationalsozialisten, allen voran der Lager- leiter Karl d’Angelo, haben von der billi- gen oder gar unentgeltlichen Arbeitskraft profitiert. Im größeren Umfang waren in seiner Osthofener Druckerei Häftlinge im Arbeitseinsatz. Ein Arbeitskommando musste Bau- und Stuckarbeiten im Gebäu- 10 jüdischen Mainzer Rechtsanwaltes Max Mitgliedsausweis Tschornicki. Dank der Hilfe seiner Mithäft- der Internatio- linge und seiner Verlobten sowie der Un- nalen Brigade terstützung durch Osthofener Bürger konn- von Willy Vogel. Quelle: te er am 3. Juli 1933 aus dem Lager ent- Morweiser, Her- kommen und in das damals mit Völker- mann/Ludwigs- bundsmandat unter französischer Verwal- hafen tung stehende Saargebiet fliehen. Der po- litisch unerschrockene sozialdemokrati- sche Jurist war den hessischen National- sozialisten lange vor 1933 ein Dorn im Auge gewesen. In unzähligen politischen Prozessen hatte er die Angehörigen der Linksparteien couragiert verteidigt und die Verbrechen der Nazis zur Anklage gebracht. Noch Anfang März 1933 hatte er in einem Armee bei und kehrte schließlich mit sei- in der sozialdemokratischen Mainzer Volks- ner Einheit über Algier, Palermo und Nea- zeitung veröffentlichten Artikel gegen die pel in seine Heimatstadt Worms zurück. „Reichstagsbrandverordnung“ kritisch Stel- lung bezogen. Tschornickis Flucht führte Das Ende des KZ Osthofen ihn 1935 nach der Angliederung des Im Zuge der angestrebten Zentralisierung Saargebiets an das Deutsche Reich nach der Konzentrationslager beauftragte Hein- Südfrankreich. Dort wurde er von deut- rich Himmler im Mai 1934 Theodor Eicke, schen Gestapobeamten aufgespürt und Kommandant des KZ Dachau, die beste- am 11. August 1944 über Lyon in das KZ henden Konzentrationslager zu überneh- Auschwitz deportiert. Er starb am 21. men, umzuorganisieren und zu vereinheit- April 1945 kurz vor Kriegsende in einem lichen. Damit einher ging die Auflösung Außenlager von Dachau an den Folgen der meisten kleineren KZ-Lager. Als eines von Ruhr und Entkräftung. der letzten frühen Lager wurde das KZ Osthofen im Juli 1934 aufgelöst. Bis zu Dem in Worms bekannten vormaligen diesem Zeitpunkt war die Anzahl der KPD-Kreisleiter Wilhelm Vogel blieben Schutzhäftlinge im Zuge der Konsolidie- die Verhörmethoden des Gestapobeamten rung der NS-Diktatur wie überall im Deut- Johannes, denen er im KZ Osthofen un- schen Reich, so auch in Hessen stark terzogen worden war, zeitlebens im Ge- zurück gegangen. Zum Zeitpunkt der dächtnis. 1933 bewogen sie ihn dazu, um- Schließung des KZ-Lagers befanden sich gehend aus dem KZ Osthofen zu fliehen. offiziell noch 84 Personen aus dem Volks- Er wich zunächst in das Saargebiet aus. staat Hessen in Schutzhaft. Einige davon, 1935 floh er weiter nach Frankreich. Dort wie beispielsweise Carlo Mierendorff, schloss er sich dem kommunistischen Wi- waren zwischenzeitlich in andere Lager derstand an, der vom Exil aus die Verbin- überstellt worden. Die Mehrheit der Schutz- dung zu den Kommunisten in Deutschland häftlinge war jedoch mit der Auflage einer aufrecht hielt. Mit Beginn des spanischen täglichen Meldepflicht zunächst entlassen Bürgerkrieges kämpfte er gegen das faschi- worden. Viele von ihnen wurden danach stische Franco-Regime. Nach der Nieder- noch mehrfach verhaftet, terrorisiert und lage der republikanischen Regierung folg- misshandelt. Einige von ihnen durften das te seine Ausweisung aus Spanien. Er wur- Ende der NS-Diktatur nicht erleben. Sie de mehrfach interniert, konnte jedoch flie- starben in anderen Konzentrationslagern hen. In Marokko trat er 1944 der britischen oder in Strafbataillonen, in die sie „zur 11 Bewährung“ gepresst wurden. Für die oder die Verhaftung von Nachbarn und Wachmannschaft des KZ Osthofen war Freunden. auch nach dessen Schließung ihre Tätigkeit für den NS-Staat keineswegs beendet. 1947 kehrte Anna Seghers nach Deutsch- Viele Angehörige der Lagerwache beka- land zurück, wo sie für „Das siebte Kreuz“ men andere Positionen innerhalb der hes- mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet sischen Polizei zugewiesen oder wurden wurde. 1950 folgte der Umzug nach Ost- von der Leitung des KZ Dachau als Wach- Berlin. Dort starb sie am 1. Juni 1983. personal übernommen. Karl d’Angelo wurde gar Leiter des dortigen Schutzhaft- Konzentrationslager – lagers. Allerdings endete seine Karriere Möbelfabrik – Gedenkstätte dort abrupt. Er erschien dem Lagerkom- Nach Schließung des Konzentrationslagers mandanten Theodor Eicke „butterweich“ 1934 stand der Fabrikkomplex zunächst und daher für die Position des Schutzhaft- leer. Auf dem Wege der Zwangsverstei- lagerleiters völlig ungeeignet. Trotzdem gerung erwarben im Oktober 1936 die blieb ihm eine Karriere in Nazideutsch- Eheleute Bühner Gebäude und Gelände land nicht versagt. Er avancierte zum Poli- der ehemaligen Papierfabrik, um dorthin zeipräsidenten in Cuxhaven und später in ihre bestehende Möbelfabrik umzusiedeln Heilbronn. und sich somit zu vergrößern. Die Möbel- fabrik „Hildebrand & Bühner G.m.b.H” Ein Roman: „Das siebte Kreuz“ befasste sich mit der serienmäßigen und das KZ Osthofen Herstellung von Wohnzimmerschränken. Die Mainzer Schriftstellerin Anna Seghers hat in ihrem im Jahre 1942 in den USA erstveröffentlichten Roman „The Seventh Cross“ den Häftlingen in Osthofen litera- risch ein Denkmal gesetzt. Als Netty Reiling wurde sie am 19. November 1900 als Tochter des angesehenen jüdischen Kunst- und Antiquitätenhändlers Isidor Reiling und dessen Frau Hedwig geboren. Nach kurzer Gestapohaft ging sie 1933 nach Paris ins Exil. Dort entstand auch ihr weltberühmter Roman „Das siebte Kreuz“. Darin erzählt sie von einer Flucht aus ei- nem fiktiven Konzentrationslager Westho- fen. Diese Flucht ist im Jahr 1937 angesie- delt, zu einer Zeit, als das reale Konzen- trationslager im Nachbarort Osthofen be- reits seit drei Jahren geschlossen war. Anders als im Roman geschildert, hat es im Osthofener KZ auch keine Todesfälle gegeben. Wirklichkeitsnah hingegen schil- dert Anna Seghers, wie in Rheinhessen mit politischen Gegnern umgegangen wurde. Titelholzschnitt des Mexikaners Leopoldo Méndez für die erste deutschsprachige Ausgabe des Aus eigener Erfahrung beschreibt sie die Romans „Das siebte Kreuz“ von Anna Seghers im unterschiedlichen Reaktionen der einhei- Verlag El Libro Libre, Mexiko 1942. mischen Bevölkerung auf die Anfänge Quelle: Stiftung Archiv der Akademie der Künste, des Nationalsozialismus, dessen Ideologie Berlin 12 Mindestens 16 größtenteils belgische Kriegs- gefangene mussten dort zwischen Dezem- ber 1942 und März 1945 Zwangsarbeit leisten.

1976 ging die Firma Hildebrand & Bühner in Konkurs, das Gelände und die Gebäude wurden vermietet und u. a. von einer Plas- tik-Recyclingfirma genutzt. Die Bausub- stanz verfiel immer mehr. Die Geschichte des Konzentrationslagers war verdrängt und vergessen. Nur mit erheblichen Anstrengungen gelang es schließlich, den Emilion Leon Thiry, einer der belgischen Schutt wegzuräumen und die Geschichte Kriegsgefangenen. sichtbar zu machen. Quelle: Ceges-Soma, Brüssel

Die ersten, die sich dafür einsetzten, wa- ren ehemalige Häftlinge. 1972 gründeten 1986 wurde unter Federführung des Deut- sie unter Führung von Karl Schreiber aus schen Zweiges des Christlichen Friedens- Bickenbach und Beteiligung der „Verei- dienstes e.V. mit Sitz in Frankfurt gemein- nigung der Verfolgten des Naziregimes/ sam mit dem DGB Rheinland-Pfalz, der Bund der Antifaschisten“ eine Lagerge- Lagergemeinschaft ehemaliger Insassen meinschaft. Sie initiierten erste Gedenk- und der VVN/BdA Rheinland-Pfalz der feiern vor Ort und erreichten, dass 1978 „Förderverein Projekt Osthofen” gegrün- eine Gedenktafel an einer Außenmauer det, der die Idee zu einer Gedenkstätte angebracht werden durfte. 1979 erschien weiter vorantrieb. 1988 konnten erste eine erste Publikation über das KZ Ost- Räume auf dem Gelände angemietet und hofen, herausgegeben vom ehemaligen erstmals kontinuierlich pädagogische Buchenwald-Häftling Paul Grünewald. Arbeit geleistet werden. Außerdem brach- Anfang der achtziger Jahre kamen weitere te der Förderverein die Geschichte des Mitstreiter hinzu: Die DGB-Jugend veran- staltete drei Friedensfahrten nach Ostho- fen, der Bund für Umwelt und Natur- schutz (BUND) beantragte, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen.

Die Möbelfabrik Hildebrand und Bühner, Foto aus den 1950er Jahren. Quelle: Privat 13 ehemaligen Konzentrationslagers Ostho- fen durch verschiedene Veranstaltungen wie Konzerte, Vorträge, Lesungen und Kunstaktionen immer mehr ins Licht der Öffentlichkeit.

1989 wurde das Gebäude unter Denkmal- schutz gestellt. 1991 erwarb das Land Rheinland-Pfalz die Liegenschaft mit dem Ziel, hier eine Gedenkstätte einzurichten. Die Landesregierung beauftragte die Lan- deszentrale für politische Bildung Rhein- land-Pfalz mit der inhaltlichen Arbeit, die in Kooperation mit dem Förderverein die Gedenkstätte ausbaute. 1996 wurde eine vorläufige Dauerausstellung in ersten re- novierten Räumen eröffnet.

Seit 2002 haben das Referat „Gedenkar- beit” und das NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz der Landeszentrale für po- litische Bildung ihren Sitz in der Gedenk- stätte. Mit der Eröffnung der Daueraus- stellung „Verfolgung und Widerstand in Rheinland-Pfalz 1933-1945“ im Mai 2004 war der Ausbau der Gedenkstätte KZ Ost- hofen beendet. Heute arbeiten die Lan- deszentrale für politische Bildung Rhein- Karl Schreiber, ehemaliger Häftling und Vorsitzender der Lagergemeinschaft des KZ Eine der insgesamt drei Friedensfahrten der Osthofen, mit der 1978 an der Außenmauer DGB Jugend und der Lagergemeinschaft angebrachten Gedenktafel. ehemaliger Häftlinge des KZ Osthofen.

14 land-Pfalz und der Förderverein Projekt verfolgten Personen untergebracht. Auf Osthofen dort Hand in Hand. drei Großbildschirmen sind Filme zu sehen, die die Ereignisse in Osthofen, Hinzert Die Dauerausstellung und anderen Orten in Rheinland-Pfalz in „Verfolgung und Widerstand in den gesamtgeschichtlichen Zusammen- Rheinland-Pfalz 1933-1945" hang der Jahre 1933 bis 1945 stellen. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Zusätzliche Informationen bieten spezielle beiden Konzentrationslager Osthofen und Hörstationen. Hinzert, das 1939 bis 1945 dreißig km von Trier entfernt, bestand. Weiterer Schwerpunkt Ein Raum ist dem Roman „Das siebte Kreuz“ ist die Thematik „Verfolgung und Wider- von Anna Seghers und der Biographie stand" im heutigen Rheinland-Pfalz. Die der Autorin gewidmet. In einem speziel- Ausstellung bietet zahlreiche biographi- len Kartenraum können interaktiv Karten sche und geographisch-regionale Elemen- zur NS-Geschichte in unserer Region, te. Eine wichtige Rolle spielen dabei die zum KZ-System und zu den Lagern in gesammelten Überlieferungen der Zeit- Osthofen und Hinzert abgerufen werden. zeugen, ihre persönlichen Lebensgeschich- ten und Dokumente. Anhand einzelner Sammlung – Forschung – biographischer Informationen über ver- Vermittlung: Arbeitsmöglich- folgte Personen wird den Besucherinnen keiten in der Gedenkstätte und Besuchern der gnadenlose NS-Terror KZ Osthofen vor Augen geführt; aber auch Karrieren Das NS-Dokumentationszentrum Rhein- von Tätern aus der Region werden durch land-Pfalz in der Gedenkstätte KZ Ostho- Kurzbiographien vorgestellt. fen ist zugleich ein Ort des Gedenkens, der Dokumentation und Erforschung so- Die Ausstellung besteht aus Informations- wie der pädagogischen Vermittlung der tafeln mit zahlreichen Text- und Bilddo- NS-Zeit für das Land Rheinland-Pfalz. kumenten. In Vitrinen mit herausziehba- Diese Funktionen beeinflussen sich wech- ren Schubladen sind biographische Zeug- selseitig. Die Dokumentation zur NS-Zeit nisse zu Opfern der Konzentrationslager in Rheinland-Pfalz beschränkt sich nicht und zu den durch die Nationalsozialisten auf die beiden Konzentrationslager Ost- hofen und Hinzert. Sie hat auch andere

Blick in die Dauerausstellung Foto: Rudolf J. Uhrig, Osthofen 15 Regionen des Landes im Blick und wid- tationszentrum hat damit eine Servicefunk- met sich Themen, die unabhängig vom tion vor allem für Schulen und Universitä- KZ-System für die Regionalgeschichte der ten, aber auch für Historikerinnen und NS-Zeit von Bedeutung sind. Historiker, die sich der lokalen und regio- nalen NS-Forschung widmen. Da die Aktenüberlieferung zu den beiden Konzentrationslagern weitgehend zerstört „Ein Besuch hier ersetzt zehn Stunden oder auf unterschiedliche inländische - und Geschichtsunterricht“ lautete die Aussage für das SS-Sonderlager/KZ Hinzert zusätz- eines Lehrers nach einem Besuch mit lich auch ausländische - Archive verstreut seiner 10. Klasse in der Gedenkstätte KZ ist, ist die Ersatzdokumentation zu den Osthofen. Das Lernen an einem „authenti- beiden ehemaligen Konzentrationslagern schen Ort“ ist für viele Schülerinnen und eine der Hauptaufgaben im Dokumenta- Schüler eine wichtige Erfahrung. Die Ge- tionsbereich. Ein weiterer Sammlungs- denkstätte KZ Osthofen bietet dazu ver- schwerpunkt bildet die NS-Zeit im heuti- schiedene Möglichkeiten: Bei einem ge- gen Rheinland-Pfalz. Neben dem Schrift- führten Rundgang (Dauer ca. 2,5 – 3 Std.) gut sind die unterschiedlichsten Medien wird den Besuchern die Geschichte des in die Sammlung einbezogen. Alle Bestän- KZ Osthofen mit einem mediengestützen de sind über Datenbanken recherchierbar Informationsgespräch, einer Führung über und können nach Voranmeldung im Lese- das Gelände und einem Rundgang durch saal eingesehen werden. Ebenfalls genutzt die Dauerausstellung erläutert. Zur inten- werden kann dort eine Bibliothek mit fast siveren Arbeit werden Projekttage ange- 4000 Titeln zu verschiedenen Aspekten boten, die entdeckendes Lernen ermögli- des Nationalsozialismus in den Regionen chen und helfen sollen, Einsichten in von Rheinland-Pfalz. Strukturen des Nationalsozialismus und Motive der handelnden Personen zu Eine der wichtigsten Aufgaben des NS- gewinnen. Dokumente des NS-Dokumen- Dokumentationszentrums ist es, regionale tationszentrums können unter pädagogi- Forschungen zur NS-Zeit in unserem Bun- scher Begleitung von den Schülerinnen desland anzuregen, zu koordinieren und und Schülern selbständig erschlossen durch die Bereitstellung vielfältiger Mate- werden. Damit wird eine intensive Aus- rialien zu unterstützen. Das NS-Dokumen- einandersetzung mit den komplexen

Enkelin, Urenkelin und Ururenkel des ehemaligen Häftlings Moritz Marx aus Flonheim forschen im NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz zu dessen Schicksal.

16 Themen auch in Hinblick auf Fragen der Kunst in der Gedenkstätte Gegenwart und Zukunft angeregt. Die Einen völlig anderen Zugang zur Thema- Gedenkstätte bietet hierfür keine fest vor- tik bieten die Kunstwerke, die sich auf gefertigten Programme, sondern entwickelt dem Gelände der Gedenkstätte KZ Ost- in Zusammenarbeit mit den Lehrkräften hofen befinden. Durch sie kann, auch und Schülern ein individuelles Programm, ohne spezifische historische Vorkennt- das die Interessen der Gruppe mit einbe- nisse, der Ort des ehemaligen Konzentra- zieht. Angeboten werden dabei unter- tionslagers erfahr- und greifbar gemacht schiedliche Methoden von der Arbeit mit werden. Der Schwerpunkt der Kunst in Archivalien, Film- und Fotoarbeiten, Schreib- werkstatt, Rollenspiel, bis hin zum kreati- ven Malen und Gestalten.

Für die pädagogische Arbeit stehen vier Seminarräume mit entsprechender Tagungs- technik zur Verfügung. Auch für Einzel- besucher bietet die Gedenkstätte die Mög- lichkeit, sich in die Geschichte des KZ Osthofen zu vertiefen: Sechs Texttafeln auf dem Gelände informieren den Besucher über die Geschehnisse und Bedeutung der einzelnen Orte für die Geschichte des Lagers. Zusätzlich zur Dauerausstellung Installation „Die Grube“ können Einzelbesucher außerdem an den der Künstlerin Fee Fleck sechs Computerarbeitsplätzen der „Vertie- der Gedenkstätte KZ Osthofen liegt auf fungsstation“ weitere Informationen zur der Bildhauerei. Bereits 1990, noch vor Zeit des Nationalsozialismus in Rheinland- der Renovierung des Geländes und der Pfalz abrufen. Die Dauerausstellung wird Einrichtung der heutigen Gedenkstätte, ergänzt durch zeitlich begrenzte Wechsel- arbeitete der Frankfurter Künstler Fried- ausstellungen zu verschiedenen Aspekten helm Welge für einige Wochen in der Ge- der NS-Zeit. denkstätte und schuf unter anderem die Skulptur „Sich Windender“, die seitdem auf dem Gelände der Gedenkstätte zu sehen ist.

Im hinteren Teil der Halle, in der 1933/34 Häftlinge untergebracht waren, befindet sich heute die künstlerische Installation „Die Grube“ der Mainzer Künstlerin Fee Fleck. Darin arbeitete die Künstlerin die Geschehnisse im ukrainischen Bjelaja- Zerkow auf. Dort wurden im August 1941, im Rücken der 6. Armee, die jüdischen Einwohner durch das SS-Sonderkommando 4a erschossen und in Gruben verscharrt. Etwa 90 jüdische Kinder blieben elternlos und ohne Versorgung in einem leerstehen- den Gebäude zurück. Ihr Wimmern war Tag und Nacht zu hören. Ein Versuch zur Schülerinnen in der Dauerausstellung 17 Rettung scheiterte und so wurden auch die Kinder, mit Billigung der Wehrmacht, durch die SS erschossen. Die Lichtinstal- lation, kombiniert mit einer Tonbandse- quenz einer Zeugenaussage zu den Vor- gängen in Bjelaja-Zerkow dokumentiert eindrucksvoll das schreckliche Ausmaß des Terrors der Nationalsozialisten.

Im Sommer 2000 arbeitete auf Initiative des Fördervereins und durch finanzielle Förderung durch die Landeszentrale für politische Bildung das Bildhauersympo- sium „Künstler gegen Gewalt“ auf dem Gelände der Gedenkstätte. Die Bildhauer Hans-Otto Lohrengel, Bernhard Mathäss, Peter Schilling, Achim Ribbeck und Bernd Kleffel arbeiteten fünf Wochen lang an fünf Steinquadern direkt neben der Halle, in der während der Zeit des Konzentra- tionslagers die Häftlinge leben mussten.

Jeder Bildhauer setzte das gestellte Thema „Gewalt“ auf seine Art und Weise um und Der Künstler Friedhelm Welge sagt zu seinem verarbeitete die Eindrücke, die der Ort auf Werk, dass es sowohl den Häftling darstellt, der ihn machte. Fast 2000 Menschen besuchten sich aus seinem Leiden befreien will, als auch den in dieser Zeit die Gedenkstätte und auch nicht-wissen-wollenden Zeitgenossen (damals und heute sind die fünf Skulpturen ein besonde- heute), der sich abwendet. Beides gelingt jedoch rer Anziehungspunkt beim Rundgang über nicht. das Gedenk- stättengelände.

18 Text: Angelika Arenz-Morch, Martina • Gedenkstättenarbeit und Schule in Ruppert-Kelly, Landeszentrale für politi- Rheinland-Pfalz. Die Gedenkstätten sche Bildung Rheinland-Pfalz, Osthofen, Hinzert und Hadamar und ihre 1. Aufl. Osthofen 2010. Angebote für Schulen. Hrsg. v. Pädagogischen Zentrum Projektleitung: Dr. Dieter Schiffmann, Rheinland-Pfalz. Bad Kreuznach 2009 Direktor der Landeszentrale für politische (PZ-Information 13/2009). Bildung Rheinland-Pfalz • Meyer, Hans-Georg/Roth, Kerstin: Abbildungsnachweis: Die Bildrechte der Zentrale Staatliche Einrichtung des Landes abgebildeten Fotos liegen, soweit nicht Hessen: Das Konzentrationslager anders vermerkt, beim NS-Dokumenta- Osthofen. tionszentrum Rheinland-Pfalz/Gedenk- In: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hrsg.): stätte KZ Osthofen. Instrumentarium der Macht. Frühe Konzentrationslager 1933 – 1937. Berlin 2003, S. 189 – 219.

Weiterführende Literatur/Materialien: • NS-Dokumentationszentrum Rheinland- (in Auswahl) Pfalz. Gedenkstätte KZ Osthofen. Kurzinformation für den Besuch der • Am Anfang stand die Gewalt. In the Gedenkstätte und der Ausstellung (Flyer). beginning was violence. Das Hrsg. v. der Landeszentrale für politische Konzentrationslager Osthofen 1933/34. Bildung Rheinland-Pfalz. Mainz 2005. Ein Dokumentarfilm. (29 Min.), Sprache: deutsch und englisch. • Ruppert-Kelly, Martina: Das Projekt Hrsg. von der Landeszentrale für politi- Osthofen. Der schwierige Weg zur sche Bildung Rheinland-Pfalz. Mainz Gedenkstätte. 2008. (als DVD erhältlich) Hrsg. v. Förderverein Projekt Osthofen. Osthofen 2004. • Arenz-Morch, Angelika: Das Konzentrationslager Osthofen 1933/34. • Verfolgung und Widerstand in In: Die Zeit des Nationalsozialismus in Rheinland-Pfalz 1933 – 1945. Bd. 1: Rheinland-Pfalz. Band 2: „Für die Gedenkstätte KZ Osthofen – Außenwelt seid Ihr tot!“. Ausstellungskatalog. Hrsg. v. Hans-Georg Meyer und Hans Hrsg. v. der Landeszentrale für politische Berkessel. Mainz 2000, S. 32-51. Bildung Rheinland-Pfalz. Mainz 2008.

• Fachinger, Heribert: Leben und Alltag in • Vor 75 Jahren: „Am Anfang stand die einem frühen Konzentrationslager im Gewalt…“ Gedenkveranstaltung zur Spiegel von Häftlingsberichten und Erinnerung an die Errichtung des Erinnerungen. Konzentrationslagers Osthofen. In: Die Zeit des Nationalsozialismus in Dokumentation. Gedenkarbeit in Rheinland-Pfalz. Band 2: „Für die Rheinland-Pfalz 4. Hrsg. v. der Außenwelt seid Ihr tot!“. Hrsg. v. Hans- Landeszentrale für politische Bildung Georg Meyer und Hans Berkessel. Mainz Rheinland-Pfalz. Mainz 2008. 2000, S. 80-90.

19 Praktische Hinweise

Anschrift: Öffentliche Führungen: NS-Dokumentationszentrum Rheinland- Jeden 1. Sonntag im Monat, 14.30 Uhr; bildung-rlp.de Pfalz / Gedenkstätte KZ Osthofen Treffpunkt im Foyer der Gedenkstätte Ziegelhüttenweg 38, 67574 Osthofen (Voranmeldung nicht erforderlich) Tel.: 06242-910810, Fax: 06242-910820 E-Mail: [email protected] Anreise: Internet: www.politische-bildung-rlp.de Bahn: Nahverkehrszüge der Strecke Mannheim-Mainz; am Bahnhof Osthofen Förderverein Projekt Osthofen e.V. in nördlicher Richtung (Fahrtrichtung Ziegelhüttenweg 38, 67574 Osthofen Mainz) 3 Minuten Fußweg zur Gedenk- Tel.: 06242-910825, Fax: 06242-910829 stätte, die sich links hinter dem Bahn- [email protected] übergang befindet. Auto: Autobahn A 61 www.projektosthofen-gedenkstaette.de Speyer-Köln, Ausfahrt Gundersheim- Westhofen/Osthofen über Westhofen nach Öffnungszeiten: Osthofen. Von hier aus der Wegbeschilde- Mo, Di, Do, Fr: 9 – 13 Uhr, 14 – 17 Uhr rung zur Gedenkstätte folgen. Mi: 9 – 12 Uhr An Wochenenden und Feiertagen: 13 – 17 Uhr Führungen von Gruppen und Schulklassen nur nach Voranmeldung.

Außenansicht des Konzentrationslagers Osthofen 1933. Herausgeberin: Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, Am Kronberger Hof 6, 55116 Mainz , http://www.politische- Gestaltung: ADDVICE Werbeagentur und Artwork, Hans Jürgen Wiehr, Mainz und Artwork, Hans Jürgen Wiehr, Gestaltung: ADDVICE Werbeagentur 20