Alte Musik im Radio

Februar 2021

S A M S T A G 6. Februar 2021, 17:04 Uhr

WDR 3 Vesper

Gottes Wort (17:04 – 18:45 Uhr)

Von Dorothee Prasser

„Ach, dass ich hören sollte, was Gott der Herr Hugo Distler redet, dass er Frieden zusagte seinem Volk”. – Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort, Als „Wort Gottes“ wird im Christentum in erster Choralbearbeitung Linie die Heilige Schrift, also die Bibel bezeich- Armin Schoof, Orgel net, die auch in mündlicher Form weitergegeben werden kann. Im Johannesevangelium ist Jesus Christus selbst das „fleischgewordene Wort Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort für Gottes“. Im ersten Teil der Vesper hören wir sechsstimmigen gemischten Chor und geistliche Musik die sich mit dem „Wort Got- Orgelpositiv tes“ beschäftigt. Martin Luther sieht in seinem Arno Schneider, Orgelpositiv „Kampflied“ „Erhalt uns, Herr, bei deinem Athesinus Consort Berlin Wort“ das Wort Gottes zugleich als Versprechen Leitung: Klaus-Martin Bresgott Gottes. Sein Choraltext ist in Zusammenhang mit dem Schmalkaldischen Krieg zu sehen; er ist Georg Friedrich Kauffmann eine Bitte um göttlichen Beistand für die vom O Herre Gott, dein göttlich Wort, katholischen Klerus und von den Türken be- Choralbearbeitung drängte evangelische Christenheit. Der Christian Schmitt-Engelstadt, Orgel Lübecker Komponist Dietrich Buxtehude Luthers Choral zur Vorlage für eine Kantate und verband Arvo Pärt ihn mit dem Text „Verleih uns Frieden gnädig- Und ich hörte eine Stimme für gemischten Chor lich“. Arvo Pärts Chorstück „Und ich hörte eine World Choir for Peace Stimme“ behandelt einen Text aus der Offen- Leitung: Nicol Matt barung des Johannes, und Tobias Michael vertonte Zeilen der „Gute Hirte“- Johann Theile Erzählung aus dem Johannes-Evangelium: Ach, dass ich hören sollte, dass Gott, der Herr, „Meine Schafe hören meine Stimme“. Kantate für Sopran oder Tenor, 2 Violinen, 2 Violen und Basso continuo Tobias Michael , Sopran Meine Schafe hören meine Stimme Hamburger Ratsmusik Madrigal für Singstimmen und Basso continuo Leitung: Simone Eckert Weser-Renaissance Leitung: Manfred Cordes Peter Hasse Ach das ich hören solt, Motette für Singstimmen, Dietrich Buxtehude 3 Zinken, 3 Posaunen und Basso continuo Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort Hanna Zumsande und Cornelia Samuelis, Kantate für Soli, 2 Violinen und Basso continuo Sopran , Sopran Stefan Kahle, Countertenor , Alt Tobias Hunger und Benjamin Glaubitz, Tenor , Tenor Joachim Höchbauer, Bass , Bass Instrumentalisten der Capella St. Marien Amsterdam Orchestra Leitung: Johannes Unger Leitung:

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„Siglo de Oro“– Weltliche Musik rund um S O N N T A G Spaniens „Goldenes Jahrhundert“ 7. Februar 2021, 6:04 Uhr (18:04 – 19:00 Uhr) WDR 3 am Sonntagmorgen Von Christoph Prasser mit Geistlicher Musik (ab 7:04 Uhr)

Als „Siglo de Oro“ bezeichnet man das „Goldene 6:04 – 7:00 Uhr Jahrhundert, das ungefähr Mitte des 16. Jahr- hunderts begann und Spanien zu einer der größ- Franz Danzi ten politischen Mächte in Europa aufsteigen ließ. Ouvertüre zum Singspiel „Camilla und Eugen In dessen Folge erlebte auch die Musik des Lan- oder Der Gartenschlüssel“ des eine hohe Blütezeit. Ihr charakteristisches Orchester Le Phénix Merkmal in jener Zeit ist die Ver-mischung von Volkskultur einerseits und höfischer Kunstpro- Wilhelm Friedrich Ernst Bach duktion andererseits. Aber auch auf instrumenta- Sinfonie C-Dur ler Ebene tat sich einiges: So wurde z. B. die 5- Das Kleine Konzert saitige „Chitarra Espagnola“ zum spanischen Leitung: Hermann Max Exportschlager. Sie sollte bald überall in Europa in Mode kommen. Der zweite Teil der Vesper Bartholdy begibt sich auf die markanten Spuren der span- 6 Lieder ohne Worte, op. 30 schen weltlichen Musik rund um das „Siglo de Ronald Brautigam, Hammerflügel Oro“, dem „Goldenen Jahrhundert“ Spaniens. Juan Arañes Brandenburgisches Konzert Nr. 4 G-Dur, A la vida bona. Chacona aus „Libro segundo de BWV 1049 für Violine, 2 Blockflöten, Streicher tonos y villancicos“ und Basso continuo La Capella Reial de Catalunya Concerto Copenhagen Hespèrion XXI Leitung: Lars Ulrik Mortensen Leitung: Jordi Savall Anonymus Die Forelle, op. 32, D 550 Marizápalos in der Bearbeitung für Harfe von Erich Schubert Raquel Andueza, Sopran Silke Aichhorn, Harfe La Galanía 7:04 – 8:30 Uhr Gaspar Sanz Geistliche Musik Folias La Galanía Józef Swider Cantus gloriosus für Chor a cappella Anonymus Kölner Kantorei Vuestra belleza señora Leitung: Volker Hempfling Raquel Andueza, Sopran La Galanía Jan Dismas Zelenka Dixit Dominus D-Dur Sebastián de Aguirre für Soli, Chor, 2 Oboen, Streicher und Basso El coquis / Morisca triste / Bran a la cran continuo Los Otros Gabriela Eibenová, Sopran Filippo Mineccia, Countertenor Anonymus Tobias Hunger, Tenor L’amor dona, ch’io te porto / De fosse la qui Jiri Miroslav Prochézka, Bass mecho / El cervel mi fa nocte i die Ensemble Inégal Ursula Thelen, Sopran Prague Baroque Soloists Torsten Müller, Schlagwerk Leitung: Adam Viktora Flautando Köln Zoltán Kodály Andrea Falconiero Laudes Organi Folias echa para mi Señora Doña Tarolilla de Rundfunkchor Berlin Carallenos Arvid Gast, Orgel Hespèrion XXI Leitung: Simon Halsey

Folias, aus „Il primo libro di Canzone“ Heinrich Ignaz Franz Biber L’Arpeggiata Sonata Nr. 8 Leitung: Christina Pluhar für 2 Violinen, 3 Violen und Basso continuo Les Cornets Noirs Santiago de Murcia / Gaspar Sanz Leitung: Johannes Strobl Canarios Los Otros

Redaktion: Richard Lorber

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Michael Praetorius S A M S T A G Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort 13. Februar 2021, 17:04 Uhr Choralkonzert für 4 Chöre, Bläser und Basso continuo WDR 3 Vesper RIAS Kammerchor Capella de la Torre Michael-Praetorius-Jubiläum (Teil 1) Leitung: Risto Joost (17:04 – 17:45 Uhr)

Johann Sebastian Bach Von Gela Birckenstaedt Erhalt uns Herr, bei deinem Wort, BWV 126 Kantate zum Sonntag Sexagesimae war Organist, Kapellmeister, Benno Schachtner, Countertenor Komponist, Orgelsachverständiger und Musik- Benedikt Kristjánsson, Tenor gelehrter. Viele Jahre hat er für den Hof von Tobias Berndt, Bass Braunschweig-Wolfenbüttel gearbeitet. Außer- Gaechinger Cantorey dem war er gefragt, wenn es darum ging, bedeu- Leitung: Hans-Christoph Rademann tenden Ereignissen den passenden musikali- schen Rahmen zu verleihen, wie etwa den Präludium und Fuge C-Dur, BWV 547 Dresdner Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Barry Jordan an der Glatter-Götz-Orgel des Reformation. In seinen Kompositionen stützt Magdeburger Doms sich Praetorius sowohl auf die protestantische als auch die katholische Kirchenmusiktradition, indem er beispielweise protestantische Kirchen- Redaktion: Werner Wittersheim lieder mit venezianischer Mehrchörigkeit verbin- det. Bereits zu Lebzeiten erschien der größte Teil seines riesigen Œuvres in einer 20-bändigen Druckausgabe, und auch sein Musikkompendi- S O N N T A G um „Syntagma musicum“ wurde damals veröf- 7. Februar 2021, 20:04 Uhr fentlicht. Bis heute liefert es wertvolle Informa- tionen für die historische Aufführungspraxis. Am WDR 3 Oper 15. Februar 2021 jährt sich Praetorius’ Todestag zum 400. Mal und sein Geburtstag zum 450. Mal Gli amori d’Ergasto − wenn man 1571 als Geburtsjahr annimmt Oper von Jakob Greber (einiges spricht dafür, einiges deutet aber auch auf 1572). Nichtsdestoweniger ein guter Grund, „Signor Giacomo Greber“ haben ihn die Eng- die beiden Vesperstunden diesem großartigen länder genannt, obwohl er eigentlich Jakob Komponisten zu widmen. Greber hieß. Wahrscheinlich hat er in Italien studiert und ist von dort direkt nach London Michael Praetorius gegangen, wo 1705 mit seiner Oper „Gli amori Allein Gott in der Höh sei Ehr zu 6 Stimmen d’Ergasto“ das Londoner Opernhaus am Hay- Vocalensemble Rastatt market eröffnet wurde. Erhalten hat sich aller- Les Favorites dings nur eine weitere italienische Oper Gre- Leitung: Holger Speck bers, die zu Ehren von Elisabeth Christine, der Gattin Kaiser Karls VI., 1713 in Innsbruck Kyrie zu 8 Stimmen erklang und deren Partitur sich heute in der Weser-Renaissance Bremen Nationalbibliothek Wien findet – auch sie kennt Leitung: Manfred Cordes man unter dem Titel „Gli amori d’Ergasto“. Kai Wessel wird sie in der Reihe Forum Alte Musik Nun bitten wir den Heiligen Geist Köln wieder zum Klingen bringen − zusammen zu 4 bis 6 Stimmen mit Studierenden der Hochschule für Musik und Athesinus Consort Berlin Tanz Köln und dem jungen „Orchestra Kairos“. Leitung: Klaus-Martin Bresgott

Pales/Echo: Marija Grinevska, Sopran Maria Magdalena et altera Maria zu 4 Stimmen Aigle: Miriam Rippel, Sopran Huelgas Ensemble Corinna: Rahel Flassig, Sopran Leitung: Paul van Nevel Orminos: Marta Ribeiro Martins, Sopran Nisos: Luca David Segger, Altus A solis ortus cardine Aminta: Camilo Delgado Díaz, Tenor Albert Bolliger an der Arp Schnitger-Orgel Nicandros: Soowon Han, Bariton der St.-Jacobi-Kirche Hamburg Ergastos: Simon Noah Langenegger, Bariton Meris: Michael Krinner, Bass Ach Gott vom Himmel sieh darein Choralkonzert zu 4, 12 bis 20 Stimmen Orchestra Kairos Weser-Renaissance Bremen Leitung Kai Wessel Leitung: Manfred Cordes

Aufnahme vom 10. Januar 2021 Martin Luther aus der Trinitatiskirche Köln Wir gläuben all an einen Gott Lutz Kirchhof, Laute Martina Kirchhof, Viola da gamba Redaktion: Richard Lorber

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Michael-Praetorius-Jubiläum (Teil 2) S O N N T A G (18:04 – 19:00 Uhr) 14. Februar 2021, 6:04 Uhr

Von Gela Birckenstaedt WDR 3 am Sonntagmorgen mit Geistlicher Musik (ab 7:04 Uhr) Michael Praetorius Haes est dies quam fecit Dominus 6:04 – 7:00 Uhr Psalmmotette zu 12 Stimmen Weser-Renaissance Bremen Karl von Ordonez Leitung: Manfred Cordes Sinfonie C-Dur Toronto Camerata Hans Leo Haßler Leitung: Kevin Mallon Canzon g-Moll Jean-Charles Ablitzer an der Fritzsche- Johann Heinrich Schmelzer Treutmann-Orgel der Kirche St. Levin in Harbke Sonata prima, aus der Sammlung „Sonatae unarum fidium“ Melchior Schildt John Holloway, Violine Herzlich lieb hab’ ich dich, o Herr Aloysia Assenbaum, Orgel Per Kynne Frandsen an der Esaias Compenius- Lars Ulrik Mortensen, Cembalo Orgel in Schloss Frederiksborg, Dänemark Antonio Caldara Michael Praetorius Konzert d-Moll Wir glauben all an einen Gott für Violoncello, 2 Violinen und Basso continuo Choralkonzert in 3 Chören zu 2 bis 11 Stimmen Jan Vogler, Violoncello und Generalbass La Folia Barockorchester La Capella Ducale Leitung: Robin Peter Müller Musica Fiata Leitung: Roland Wilson Ludwig van Beethoven Sonate Nr. 10 G-Dur, op. 14,2 Ballet / Courante / Philou Ronald Brautigam, Hammerflügel aus „Terpsichore Musarum“ La Fenice Franz Schubert Leitung: Jean Tubéry Ouvertüre D-Dur, D 556 für Orchester L’Orfeo Barockorchester Der 116. Psalm Davids Leitung: Michi Gaigg aus Burckhard Großmanns „Angst der Hellen und Friede der Seelen“ für 5 Singstimmen und 7:04 – 8:30 Uhr 5 Instrumente Geistliche Musik Huelgas Ensemble Leitung: Paul van Nevel Giovanni Felice Sances O Iesu mi dulcissime Scherzi Musicali Redaktion: Richard Lorber Leitung: Nicolas Achten

Johann Rosenmüller In te Domine speravi Alex Potter, Countertenor Chelycus

Jachet von Mantua / Adrian Willaert Laetatus sum Capilla Flamenca Leitung: Dirk Snellings

Carl Friedrich Christian Fasch Missa für 16 Stimmen in 4 Chören Kammerchor Stuttgart Leitung: Frieder Bernius

Felix Mendelssohn Bartholdy Allegro d-Moll Johannes Unger an der Gottfried Silbermann- Orgel der St. Georgenkirche Rötha

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Johann Sebastian Bach S A M S T A G Sehet, wir gehn hinauf gen Jerusalem, BWV 159 20. Februar 2021, 17:04 Uhr Kantate zum Sonntag Estomihi Rachel Nicholls, Sopran WDR 3 Vesper , Countertenor Gerd Türk, Tenor Espressione napoletana Peter Kooij, Bass (17:04 – 17:45 Uhr) Leitung: Von Helga Heyder-Späth

Johann Peter Kellner Expressivität war im 18. Jahrhundert gefragt auf Lasset uns mit Jesu ziehen den Opernbühnen Neapels! Nicht umsonst sorg- Kantate zum Sonntag Estomihi te der neapolitanische Stil damals in ganz Euro- Cantus Thuringia pa für Aufsehen, selbst abseits der „Bretter, die Capella Thuringia die Welt bedeuten“. Denn Komponisten wie Leitung: Bernhard Klapprott Nicola Porpora, Leonardo Leo und Alessandro Scarlatti würzten auch ihre geistlichen Werke mit einer ordentlichen Prise an „espressione napole- Redaktion: Werner Wittersheim tana“ – sei es in dichten, harmonisch reizvollen Ensemblesätzen, sei es in konzertanten Solo- motetten mit ihrem effektvollen Wechsel von ariosen und rezitativischen Abschnitten. Oft liegen diesen Werken hoch emotionale Texte zu- grunde. So vertont Scarlatti in seiner Solo- motette „De tenebroso lacu“ den eindringlichen S O N N T A G Klagegesang einer „büßenden Seele“, die aus 14. Februar 2021, 20:04 Uhr „dunklem Tränensee“ und „tiefem Kerker“ ihren Gott um Gnade bittet. Scarlatti verzichtet hier auf WDR 3 Oper oberflächliche Virtuosität. Und doch wirkt seine Musik ungemein dramatisch. Arsilda, regina di Ponto Dramma per musica von Leonardo Leo Heu nos miseros dolentes „Arsilda“ ist Antonio Vivaldis dritte Oper. Sie Motette für Doppelchor zu 9 Stimmen und Basso besticht mit ihrer Fülle an originellen musikali- continuo schen Einfällen und ihrer ausgewählten Instru- Vivete Felici mentation und fällt in eine äußerst fruchtbare Leitung: Geoffroy Jourdain Schaffensperiode des venezianischen Kom- ponisten, in der neben vielen Instrumental- Alessandro Scarlatti werken, insbesondere Konzerten für das De tenebroso lacu berühmte Mädchenwaisenhaus Ospedale della Motette für Singstimme, Streicher und Basso Pietà, auch großartige Sakralwerke sowie continuo Auftragskompositionen für zumeist deutsche Anthea Pichanick, Alt Auftraggeber und Verehrer entstanden. Freilich Les Accents fielen damals umfangreiche Teile von „Arsil- Leitung: Thibault Noally da“ der Zensur zum Opfer. Die WDR-Aufnahme präsentiert die Fassung des Werkes vor den Nicola Porpora Eingriffen der Zensur. Qui habitat in adjutorio Motette für Chor, Streicher und Basso continuo Arsilda: Simonetta Cavalli, Sopran Roberta Invernizzi, Sopran Lisea: Lucia Sciannimanico, Mezzosopran Coro Mysterium Vocis Barzane: Nicky Kennedy, Sopran Cappella de’ Turchini Tamese: Joseph Cornwell, Tenor Leitung: Antonio Florio Cisardo: Sergio Foresti, Bass Mirinda: Elena Cecchi Fedi, Sopran Nicandro: Alessandra Rossi, Sopran Coro da Camera italiano, Roma Orchestra Barocca Modo Antiquo Leitung: Federico Maria Sardelli

Aufnahme aus der Chiesa del Santissimo Crocifisso, Barga

Redaktion: Richard Lorber

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Carl Czerny – Tasten-Lehrmeister der Nation S O N N T A G (18:04 – 19:00 Uhr) 21. Februar 2021, 6:04 Uhr

Von Andreas Nachtsheim WDR 3 am Sonntagmorgen mit Geistlicher Musik (ab 7:04 Uhr) Nur wenige Komponisten sind so bekannt und gleichzeitig so berüchtigt wie Carl Czerny. Für 6:04 – 7:00 Uhr Tausende von „Klavier-Geschädigten“ wurden seine fingerbrechenden und oft als musikalisch Gottfried Finger stumpfsinnig empfundenen Etüden zur geradezu Sonate Nr. 2 D-Dur traumatischen Erfahrung. Doch fanden die für Bassgambe, Theorbe und Orgel gequälten Musikliebhaber – und mit ihnen der La Rêveuse Großteil der gesamten musikalischen Welt – eine Art geheime Rache für diese Tortur: sie Georg Friedrich Händel straften und strafen weiterhin Czernys gesamtes Konzert Nr. 3 g-Moll übriges Œuvre mit vollständiger Missachtung. für Oboe, Streicher und Basso continuo Dabei machen dessen „dornenreiche“ pädago- Katharina Suske, Oboe gische und klavierdidaktische Werke gerade Die Freitagsakademie einmal ein Zehntel seines Schaffens aus. Die Vesper möchte heute Carl Czerny auch auf Samuel Arnold anderen Gebieten musikalisch zu Wort kommen Ouvertüre B-Dur, op. 8,1 lassen und so diesen verengten Blick auf den Toronto Camerata „Tasten-Lehrmeister der Nation“ weiten. Leitung: Kevin Mallon

Carl Czerny Pieter Hellendaal Präludium Nr. 1 C-Dur Sonate Nr. 6 D-Dur, op. 5 aus „Die Kunst des Präludierens“, op. 300 Johannes Pramsohler, Violine Kolja Lessing, Klavier Gulrim Choi, Violoncello Philippe Grisvard, Cembalo Marcia funebre sulla morte di Luigi van Beethoven, op. 146 Ralph Vaughan Williams Melvyn Tan, Hammerflügel Fantasie über ein Thema von Thomas Tallis für doppeltes Streichorchester Scherzo und Finale aus dem Quartett e-Moll Aurora Orchestra Sheridan Ensemble Leitung: Nigel Short

Franz Schubert 7:04 – 8:30 Uhr Die Forelle, Geistliche Musik arrangiert für Horn und Klavier von Carl Czerny Andrew Clark, Horn Vytautas Miskinis Geoffrey Govier, Klavier Angelis suis für Chor Kammerchor consonare Ludwig van Beethoven Leitung: Almut Stümke Allegro con brio aus der Sinfonie Nr. 5 c-Moll, op. 67, arrangiert für 2 Klaviere von Carl Czerny Stanislaw Sylwester Szarzynski Vicky Yannoula and George-Emmanuel Litania cursoria Lazaridis, Klavier für Sopran, Alt, Tenor, Bass, Streicher und Basso continuo Carl Czerny Aldona Bartnik, Sopran Fantasia concertante, op. 256 Alexander Schneider, Alt für Klavier, Flöte und Violoncello Maciej Gocman, Tenor Trio Laflamme Tomáš Král, Bass Wroclaw Baroque Ensemble Etüden Nr. 3, 6 und 7 Leitung: Andrzej Kosendiak aus „Die Kunst der Fingerfertigkeit“, op. 740 Jean-Frédéric Neuburger, Klavier Grzegorz Gerwazy Gorczycki Completorium Psalmmotette für Singstimmen, Trompeten, Redaktion: Richard Lorber Violinen und Basso continuo Susan Gilmour Bailey, Sopran Matthew Venner, Countertenor Maciej Gocman, Tenor Tomás Král, Bass Instrumentalisten Leitung: Andrzej Kosendiak

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Arvo Pärt D O N N E R S T A G Memento, Ode VII aus „Kanon Pokajanen“ 25. Februar 2021, 20:04 Uhr Polyphony Leitung: Stephen Layton WDR 3 Konzert

Johann Sebastian Bach WDR 3 Alte Musik in NRW Nach dir, Herr, verlanget mich, BWV 150 Brühler Schlosskonzerte – „El Fuego“ Kantate für Soli, Chor, Streicher und Basso continuo Wie mögen sie gelebt haben, die Menschen zu Vox Luminis Zeiten der spanischen Renaissance? Mit dieser Leitung: Lionel Meunier Frage beschäftigt sich das junge katalanische Vokalquartett „Cantoría“, das sich 2016 an der In dich hab ich gehoffet, Herr, BWV 640 Musikhochschule von Barcelona zusammen- Ullrich Böhme an der Bach-Orgel der getan hat. Ihr Kernrepertoire ist die Musik der Thomaskirche Leipzig iberischen Halbinsel aus dem 16. Jahrhundert. In ihrem Konzert mit der Überschrift „El Sebastian Knüpfer Fuego“ steht Musik des iberischen Mittelmeer- Ach Herr, strafe mich nicht raumes im Mittelpunkt, voller Gegensätze zwi- Kantate für 2 Soprane, Alt, Tenor, Bass, Bläser, schen feuriger Leidenschaft und religiöser Hin- Pauken, Streicher und Basso continuo gabe. Dazu bekommen die Vier instrumentale Cantus Cölln Unterstützung von Orgel, Viola da gamba und Leitung: Konrad Junghänel Vihuela – einem der Laute verwandten spani- schen Zupfinstrument aus dem 15. Jahrhundert.

Redaktion: Werner Wittersheim Spanische Vokalmusik aus dem 16. Jahrhundert von Mateo Flecha, Diego Ortiz, Juan Vasquez und Bartomeu Cárceres u. a.

Ensemble Cantoría

Aufnahme aus der Schlosskirche Brühl

Redaktion: Richard Lorber

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S A M S T A G 27. Februar 2021, 17:04 Uhr

WDR 3 Vesper

Santa Maria Maggiore Musik für Kinder – Musik von Kindern (17:04 – 17:45 Uhr) (18:04 – 19:00 Uhr)

Von Dorothee Prasser Von Judith Nüsser

Santa Maria Maggiore ist eine der fünf Patriar- Musik hat das Leben vieler Kinder von jeher chalkirchen Roms, das heißt, sie untersteht geprägt. Aber welche Musik hat man in der direkt dem Papst. Im Jahr 432 wurde sie von Barockzeit und in der Klassik speziell für Kinder Papst Sixtus III. als Ecclesia Sanctae Mariae geschrieben, und welche Stücke haben sie geweiht. Bis heute hat der dreischiffige Innen- sogar selbst komponiert? Wie überall auf der raum den frühchristlichen Charakter bewahrt. Welt wurden auch im barocken Italien die Kinder Mosaiken an den Wänden mit Geschichten aus mit einem Wiegenlied, einer ninna nanna, in den dem Alten Testament und der Triumphbogen mit Schlaf gesungen. Als junge Schüler kamen sie Mosaiken der Leidensstationen Christi stammen dann, wenn sie Glück hatten, zu Lehrern wie tatsächlich noch aus dem fünften Jahrhundert. Johann Sebastian Bach oder Antonio Vivaldi, die Im ersten Teil der Vesper stellen wir einige durchaus anspruchsvolle Musik für ihren Unter- Kapellmeister der Marienkirche aus dem 16. und richt schrieben. Nicht nur das sprichwörtliche 17. Jahrhundert vor. Selbst der große Giovanni Wunderkind Mozart, auch Telemann und Monte- Pierluigi da Palestrina, der „Erneuerer der verdi haben im Kindesalter bereits komponiert. Kirchenmusik“ und Kapellmeister im Petersdom, Als „Mozart aus Hamburg“ feierte man den war eine Zeit lang auch in Santa Maria Maggiore jungen Mendelssohn, der mit 13 Jahren schon angestellt. Und der berühmte Opernkomponist eigene Sinfonien dirigierte, die erstaunliche Alessandro Scarlatti – er ließ sich auf die Kapell- Eigenständigkeit und Einfallsreichtum zeigen. meisterstelle ein, als seinerzeit von Papst Innozenz XII. alle Theater- und Opern- Roberto De Simone aufführungen in Rom verboten waren. Canna Austina Pino De Vittorio, Gesang Alessandro Scarlatti Laboratorio ’600 Astiterunt reges La Stagione Armonica Antonio Vivaldi Carlo Steno Rossi, Orgelpositiv Concerto C-Dur für 2 Blockflöten, 2 Violinen „in tromba marina“, 2 Mandolinen, 2 Theorben, 2 Giovanni Maria Nanino Chalumeaux, Violoncello und Basso continuo Morir non può ’l mio core Il Giardino Armonico Ensemble I Fedeli Leitung: Giovanni Antonini

Magnificat à 8 für 2 Chöre Johann Sebastian Bach Le Parlement de Musique Präludium D-Dur, BWV 936 Robert Hill, Clavichord Francisco Soto de Langa Nell’apparir del sempiterno sole Lauda alla Madonna del Presepio de Santa Sonate B-Dur, KV 8 Maria Maggiore di Roma Rachel Podger, Violine Concerto Romano Gary Cooper, Hammerflügel Leitung: Alessandro Quarta Giovanni Pierluigi da Palestrina Europa / Europäische Türkei Kyrie aus der „Missa Papae Marcelli“ aus „Klingende Geographie“ Choir of King’s College Cambridge Musica Fiorita Leitung: David Willcocks Leitung: Daniela Dolci

Orazio Benevoli Agnus Dei aus der „Missa Si Deus pro nobis“ Lapidabant Stephanum / Ego sum pastor bonus Le Concert Spirituel / Veni in hortum meum Leitung: Hervé Niquet Joseph Benet, Tenor Josep Cabré, Bariton Alessandro Melani Leitung: Gérard Lesne, Countertenor Derelinquat impius für 3 Singstimmen und Instrumente Felix Mendelssohn Bartholdy I Musici del Gran Principe Sinfonie B-Dur für Streicher Leitung: Samuele Lastrucci L’Orfeo Barockorchester Leitung: Michi Gaigg

Redaktion: Richard Lorber

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S O N N T A G Carl Philipp Emanuel Bach 28. Februar 2021, 6:04 Uhr Leite mich nach deinem Willen Himlische Cantorey WDR 3 am Sonntagmorgen Les Amis de Philippe mit Geistlicher Musik (ab 7:04 Uhr) Leitung: Ludger Rémy

6:04 – 7:00 Uhr Fuge über B.A.C.H. Marie-Claire Alain an der Migendt-Marx-Orgel Johann Pfeiffer der Kirche „Zur frohen Botschaft“ Berlin Konzert G-Dur Michael Goede, Orgel caterva musica Redaktion: Werner Wittersheim Leitung: Olaf Reimers, Violoncello

Frédéric Blasius Suite d’harmonie Nr. 2 Es-Dur Mozzafiato S O N N T A G 28. Februar 2021, 20:04 Uhr Ludwig van Beethoven Sonate Nr. 26 Es-Dur, op. 81a WDR 3 Oper Olga Pashchenko, Hammerflügel Semele Johann Franz Xaver Sterkel Oratorium von Georg Friedrich Händel Ouvertüre Nr. 2 C-Dur l’arte del mondo 1743 probiert Händel in London etwas Neues Leitung: Werner Ehrhardt aus: eine Oper im Stil eines Oratoriums mit eng- lischem Text. Dafür wählt er die mythologische, 7:04 – 8:30 Uhr auf Ovids „Metamorphosen“ zurückgehende Geistliche Musik Geschichte um die Königstochter Semele. Sie will ihren Geliebten Jupiter in seiner wahren, Leonardo Leo göttlichen Gestalt sehen und verbrennt in den Reminiscere miserationum Flammen der Wahrheit zu Asche. Händels Les Talens Lyriques „Messiah“-Mitarbeiter Charles Jennens nennt Leitung: Christophe Rousset das Ergebnis abschätzig eine „schlüpfrige Oper“. Den tatsächlich erotischen, aber auch drama- Luigi Cherubini tischen und witzigen Plot gießt Händel in eine Kyrie et Pater noster Synthese aus italienischer Oper und englischem Sibylla Rubens, Sopran Maskenspiel mit imposanten Chören und Britta Schwarz, Alt unwiderstehlichen Arien. In denen zeichnet er Tobias Hunger, Tenor mit einfühlsamem Humor und viel Sinnlichkeit Tobias Berndt, Bass die emotionale Seelenlage seiner Charaktere. Ensemble Frauenkirche Dresden Leitung: Matthias Grünert Semele: Louise Alder, Sopran Jupiter: Hugo Hymas, Tenor Charles Gounod Juno / Ino: Lucile Richardot, Mezzosopran Christus factus est Athamas: Carlo Vistoli, Countertenor Judith van Wanroij, Sopran Cadmus / Somnus: Gianluca Buratto, Bass Brussels Philharmonic Iris: Emily Owen, Sopran Leitung: Hervé Niquet Cupid: Angela Hicks, Sopran Apollo: Peter Davoren, Tenor Anonymus Augur: Angharad Rowlands, Mezzosopran Domine, ne in furore tuo Hohepriester: Dan D’Souza, Bariton Le Poème Harmonique Monteverdi Choir Leitung: Vincent Dumestre English Baroque Soloists Leitung: John Eliot Gardiner Johann Sebastian Bach Fantasie und Fuge g-Moll, BWV 542 Kei Koito an der Gottfried Silbermann-Orgel der Redaktion: Richard Lorber Hofkirche Dresden

Was Gott tut, das ist wohlgetan, BWV 100 Kantate für Soli, Chor, Bläser, Pauken, Streicher und Basso continuo Hana Blazíková, Sopran Damien Guillon, Countertenor Stand: 1. Februar 2021 Gerd Türk, Tenor Änderungen vorbehalten Peter Kooij, Bass Aktualisierungen unter Bach Collegium Japan www1.wdr.de/radio/wdr3/musik/alte-musik- Leitung: Masaaki Suzuki monatsueberblick-100.html

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