Stiftung III / Hochbauamt des Kantons Schlosspark Arenenberg

Wiederherstellung Lustgarten Hortense und Parkwege 2007 /2008 Stiftung Napoleon II I/ Hochbauamt des Kantons Thurgau

Schlosspark Arenenberg Wiederherstellung Lustgarten Hortense und Parkwege 200 7/2008

2 Monika Knill, Regierungsrätin, Departement für Erziehung und Kultur Dr. Jakob Stark, Regierungsrat, Departement Bau und Umwelt Ein Elysium am Untersee

3 Felix Keller, Präsident Stiftung Napoleon III. Die Stiftung Napoleon III. und die Wiederherstellung des Schlossparkes Arenenberg

4 Dominik Gügel, Direktor Napoleonmuseum Thurgau, Schloss und Park Arenenberg Phönix aus der Asche Eine kleine Geschichte des Arenenberger Schlossparks

10 Thomas Hasler, Staufer & Hasler Architekten, Frauenfeld Inszenierte Landschaft

12 Markus Friedli, Kantonsbaumeister Thurgau Vom Mut zum Guten

13/ 14 Pläne

15 Projektdaten

16 Sponsoren und beteiligte Unternehmer Monika Knill, Regierungsrätin, Departement für Erziehung und Kultur Felix Keller, Präsident Stiftung Napoleon III. Dr. Jakob Stark, Regierungsrat, Departement Bau und Umwelt II Die Stiftung Napoleon III. und die I Ein Elysium am Untersee Wiederherstellung des Schlossparkes Arenenberg

schaft, die sich noch heute durch die Vielseitigkeit Ende 20 01 wurde die Stiftung Napoleon III. ge- vielen tatkräftigen Personen. Ihnen allen möchten ihrer Schlösser und Parkanlagen sowie durch ihre gründet. Gemäss Stiftungszweck fördert sie „kul - wir an dieser Stelle herzlich danken. Besonderen landschaftliche Nutzung auszeichnet. turelle Aktivitäte n ... im geschichtlichen Umfeld der Dank schulden wir der Regierung des Kantons Im Jahre 2004 beauftragte das Hochbauamt Familie Bonaparte auf Schloss Arenenberg. Dabei Thurgau für die sehr grosszügige Unterstützung des Kantons Thurgau das Architekturbüro Staufer werden die internationalen Verflechtungen des kai- aus dem Lotteriefonds. Ein grosses Dankeschön & Hasler aus Frauenfeld sowie den Landschaftsar - serlichen Hofes am Bodensee spannend erleb - gebührt auch dem Hochbauamt für die perfekte chitekt Martin Klauser mit der Untersuchung der bar.” Von dieser Zielsetzung her erschien die Stif - Vorbereitung des Projektes und für die Übernahme Parkgeschichte des Schlosses Arenenberg. Gestützt tung prädestiniert, sich um die Rekonstruktion des der Planungskosten – speziell danken möchten auf historische Dokumente, Fotografien und Stiche Parks zu kümmern. Da der Park die Geschichte wir dem Leiter des Hochbauamtes, Herrn Markus sowie Kartenmaterial konnte gezielt nach den im der Familie Bonaparte ausserhalb des Museums Friedli, der sich mit grossem persönlichem Enga - Schlosspark vermuteten Objekten gesucht werden. fortschreibt und so der Arenenberg erst als Ge- gement für unsere Sache eingesetzt hat. Wir be- Die Gemeinde hatte bei der letz - samtkunstwerk verständlich wird, stimmten die danken uns aber auch ganz herzlich bei all den

Übersichtsplan „Oh Freund! Was hätte ich nicht darum gegeben, ten Revision des Zonenplanes umsichtig eine Stiftungsräte am 20. März 2004 dem Vorschlag übrigen Sponsoren, die uns äusserst zahlreich Hand in Hand mit Dir diese Gegend zu durchwan - neue Parkzone im Bereich des historischen Par- zu, ihre Aktivitäten für die nächsten Jahre haupt- und grosszügig bedacht haben. dern, deren Reize genügend zu beschreiben ich kes geschaffen. Mangels weitergehender Unter - sächlich auf den Park zu konzentrieren. Sofort Mit dem Abschluss der Wiederherstellung mich nur zu unfähig fühle“, schrieb Graf Hermann suchungen konnte diese Zone damals noch nicht ging der Ausschuss die Arbeiten an. Potenzielle des Schlossparkes Arenenberg können wir dem von Pückler-Muskau bei einem Besuch am Unter - mit den tatsächlichen räumlichen Erfordernissen Sponsoren wurden kontaktiert und um Unterstüt - Kanton Thurgau und der interessierten Bevölke - see im Jahre 1808 in einem Brief – und fuhr an in Übereinstimmung gebracht werden. Nachdem zung angefragt. rung ein Kleinod am Untersee übergeben. Die Stif - anderer Stelle fort: „Welch ein Elysium könnte hier klar war, welche Grenzen zwischen Parkzone und Das Projekt fand grossen Zuspruch – und tung Napoleon III. ist überzeugt, dass der Park geschaffen werde n ..., nur eine geringe Unterstüt - Forstgebiet gelten, konnten die Änderung des schon am 23. Mai 2007 war es soweit: Wir durften weit über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus zung durch Menschenhände, und der schönste Zonenplanes und die Rodung bzw. die Ersatzauf - den offiziellen Spatenstich zur Wiederherstellung ausstrahlen wird. englische Garten wäre geschaffen, den zu sehen forstung durchgeführt werden. des Schlossparkes Arenenberg feiern! Zusammen man vielleicht nachher hunderte Meilen zurückle - Dass sich dieser Landschaftspark heute wie - mit Vertretern der Regierung und der kantonalen gen würde, da jetzt wenig Menschen nur die Exi - der in seinem historisch belegten Zustand präsen - Amtsstellen, mit Sponsoren und Journalisten be- Mitglieder des Stiftungsrates ( Stan d: 01 . 05 . 200 8) stenz dieser herrlichen Gegend kennen.“ tiert und als „Elysium“, als kleines Paradies auf Er- gingen wir diesen feierlichen Akt. Wer hätte ge-

Schon wenige Jahre später verwirklichte sich den, erneut zum Verweilen einlädt, haben wir vorab dacht, dass wir bereits 2007 mit den Bauarbeiten I Felix Keller, Präsident (Ausschus s), St . Gallen

der Traum des schwärmerischen Adligen dank Kö- der Stiftung Napoleon III. zu verdanken. Sie hat sich beginnen könnten! Für alle war dieses Fest ein I Gügel Dominik, Vizepräsident (Ausschus s) nigin Hortense, der Stieftochter und Erbin Napo - aktiv und erfolgreich um die Finanzierung und um erfreulicher Meilenstein. Arenenberg

leons I. Sie und ihr Sohn Louis Napoléon, der spä - die Realisierung des Projektes gekümmert. Allen Mit- Schon kurze Zeit nach Baubeginn kamen zur I Borner Daniel, Aktuar (Ausschus s), Weinfelden

tere Kaiser Napoleon III., gestalteten den Land - gliedern dieser Stiftung, umsichtig geführt durch Stif - Überraschung aller weit mehr historische Befunde I Grosjean Marc-Andrea, Quästor (Ausschuss) , schaftspark Schritt für Schritt zu einem der hoch - tungspräsident Felix Keller, gebührt ein grosser Dank ans Tageslicht als vermutet. Nur eine der vielen Uttwil

wertigsten Landschaftsgärten weit und breit. Seine für die ehrenamtlich geleistete Arbei t! Ebenso herz - kleinen Sensationen sei hier genannt: Im Bereich I Henseleit Susanne, Beisitzerin (Ausschuss) , internationale Bedeutung gewinnt der Park durch lich danken wir allen Stiftungen und Sponsoren, die der Eremitage fand das Amt für Archäologie unter Illhart

seinen historischen Hintergrund und die mannigfal - dieses Projekt so grosszügig unterstützt haben. In dem meterhohen Erdkegel eine beeindruckende I Lang Heier, Beisitzer (Ausschuss) , Frauenfeld

tigen Einflüsse, die seine Schöpfer aus der ganzen den Dank schliessen wir ein das Architekturbüro Kaskadenwand aus Tuff- bzw. Tropfstein mit Grot - I Wenzinger Hans, Beisitzer (Ausschuss) , Welt mitbrachten. Der nicht nur für damalige Ver - Staufe r& Hasler, den Landschaftsarchitekt Martin ten und Wassertreppen. Kreuzlingen hältnisse spektakuläre Arenenberger Schlosspark Klauser sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Mit Stolz dürfen wir festhalten, dass wir I Mühlemann Ernst, Mitglied Stiftungsrat, fand bald auch Nachahmer. So entstand am Ufer des Napoleonmuseums, des Hochbauamtes des unse r hochgestecktes Ziel – die Finanzierung des Ermatingen des Untersees eine von Museumsdirektor Dominik Amtes für Denkmalpflege und des Amtes für Archäo - Parkes – in Windeseile erreichen konnten. Dies I Veit Brigitte, Mitglied Stiftungsrat, Stuttgart Gügel als „Côte Napoléon“ bezeichnete Land - logie, die sich ebenfalls vorbildlich engagiert haben. war nur möglich dank des grossen Einsatzes von

2 3 Dominik Gügel, Direktor Napoleonmuseum Thurgau, Schloss und Park Arenenberg

II I Phönix aus der Asche Eine kleine Geschichte des Arenenberger Schlossparks

Als Hortense de Beauharnais im Jahre 181 6 das müse- und Krautgärtlein sowie Obstbäume, deren zurückzukaufen. Sofort begannen Restaurierungs- damals noch renaissancehafte Schloss Arenen - Ertrag ein begehrtes Exportgut im gesamten Bo- arbeiten, die zum Ziel hatten, den Zustand von berg kennenlernte und sich wohl auf den ersten denseegebiet war. Vor allem der Wein spielt dabei 1835 wiederherzustellen. Spätere Veränderungen Blick in es verliebte, bestand die Anlage schon seit (bis zum heutigen Ta g) eine zentrale Rolle. Um 1530 lassen sich nicht nachweisen. Auch in der Zeit mindestens 400 Jahren. Vielleicht sogar schon län- trat eine entscheidende Veränderung ein: Sebas- nach dem Tod III. ( 1873) scheint es keine ger; immerhin deutet die bis ins 18. Jahrhundert tian Gaisberger, der letzte reformierte Konstanzer Umbauten gegeben zu haben. Der immer wieder gebräuchliche mittelalterliche Bezeichnung „Nar - Bürgermeister, liess den Narrenberg als ein „lustig konstruierte Einfluss Eugénies, seiner Witwe, muss renberg“ auf eine antike Besiedlung hin – eine Ver - Haus“ neu errichten. Diese in der Kunst- und Gar - genauso in den Bereich der „Gerüchteküche“ ver - mutung, die durch vereinzelte Streufunde provinz - tenbaugeschichte vielfach verwendete Formulie - bannt werden wie die Behauptung, es handle sich römischer Keramik unterstützt wird. rung impliziert einen – wie auch immer gearteten – Bild von ihrer Hand gilt leider als verschollen. bei der Grotte um eine Kopie von Lourdes, in der Die erste urkundliche Erwähnung fällt ins Schlosspark. Somit dürfte es Gaisberger gewesen Trotz der für diese Periode nur spärlich sprudeln - sogar eine wundertätige Marienstatue gestanden Jahr 1402. Genannt wird ein Weingut, das einer sein, der die Basis für den heutigen Garten schuf. den historischen Quellen steht zu erwarten, dass habe, die Napoleon III. und seinen Sohn Loulou Konstanzer Patrizierfamilie gehörte – durchaus nor- In den kommenden 200 Jahren erfuhr sein Schloss, die heute wieder zu besichtigenden Einbauten im geheilt habe. Erst 1906, nach der Schenkung der male Besitzverhältnisse, da der Thurgau bis zum soweit wir wissen, keine weiteren Veränderungen. Wesentlichen auf die Königin und ihre Ideen zu- Arenenberger Gesamtanlage an den Kanton Thur - „Schwaben-“ oder „Schweizerkrieg“ im Jahre 1499 Noch 1764 zeigte es sich in seiner spätmittelalter - rückgehen: Nymphäum (Eiskeller), Fontaine, Pa- gau, kam erneut Bewegung in den Park. Zunächst Rechtsgebiet der Reichsstadt Konstanz war. Der lichen Gestalt, mit Umfassungsmauern und Trep - villon, Grotten, Brücken, Himmelsleiter etc. liess die neu geschaffene Landwirtschaftliche Arenenberg blieb auch nach der Niederlage des pengiebeln sowie einem an italienischen Vorbil - Wenn in der Literatur immer wieder Hortense Schule das Gebiet in eine landwirtschaftliche Hauses Habsburg mit einer kurzen Unterbrechung dern orientierten Garten – just an der Stelle, wo als die Schöpferin des Arenenberger Parks gilt, so Nutzzone umbauen. Die darin vorhandenen Instal - in Konstanzer Besitz. Ob diese frühe Anlage be- sich heute der Schlosspark befindet. Im ersten trifft dies nur bedingt zu. Einen mindestens eben - lationen wurden als unnütz erachtet und sollten reits über einen „Garten“ im eigentlichen Sinn ver - Drittel des 18. Jahrhunderts wird erstmals eine so wichtigen Einfluss auf die Anlage übte ihr Sohn deshalb zerstört werden. Nur der Weitsicht Georg fügte, lässt sich im Augenblick nicht sicher fest - „Eremitage“ erwähnt, und auf Portraits der dama - Louis Napoléon aus. Es darf nicht vergessen wer - Alfons Simons, des letzten kaiserlichen und ersten stellen. Ohne Zweifel bestanden Rebberge, Ge- ligen Besitzerfamilie von Streng meint man im den, dass der spätere Kaiser schon früh Interesse kantonalen Obergärtners, ist es zu verdanken, Bereich des Parks Wasserspiele und Bauwerke zu an der Landschaftsgärtnerei hegte. Die Wurzeln dass dieser Plan nur bedingt verwirklicht wurde. erkennen. Auch in diesem Fall bestätigten die ar- dazu legte seine Grossmutter, die berühmte Kai - Simon unterlief die Absicht und schützte die wert - chäologischen Befunde die historischen und kunst - serin Joséphine, bereits während seiner ersten vollen Einbauten mit wenigen Ausnahmen durch historischen Forschungen: deutlich traten die Spu- sechs Lebensjahre auf Schloss Malmaison. Eine eine dicke Humusschicht, so dass auch spätere ren älterer Anlagen ans Tageslicht. Leidenschaft, die ihn nicht mehr loslassen sollte! Veränderungen, etwa die Ablagerung des Erdaus - Königin Hortense, die Stieftochter Napo - Bereits in den 1820er Jahren, also als „Teenager“, hubs des neuen Schulgebäudes, nur geringen leons I. und Mutter Napoleons III., erwarb im Jahr beschäftigte sich Louis mit der Umgestaltung der Schaden anrichteten. Was er leider nicht verhin - 181 7 also ein Schloss mit reicher Vorgeschichte, Arenenberger Anlage. Er plante und baute eigen - dern konnte, war das Fällen wertvoller Bäume. als sie den Arenenberg für sich und ihren Sohn händig neue Wege, wobei ihm vor allem der „Fel - 191 7 quittierte er frustriert seinen Dienst, 1924 Louis Napoléon kaufte. Sofort begann sie mit den sengarten“ (wohl der heutige „Parkwald“) am Her - wurde mit dem Abriss der verfallenen Eremitage Umbauarbeiten, vor allem auch im Park. Das We- zen lag. Später konzentrierte er sich auf die Kon - ein letzter noch sichtbarer Rest der einstigen kai - gesystem wurde neu geschaffen, Installationen struktion von verschiedenen Brücken, die derzeit serlichen Anlage beseitigt. Dies bedeutete aller- („fabriques“) wurden errichtet und die wohl vor - noch nicht alle erfasst sind. Das Jahr 1835 mar - dings nur ein Kapitel in der Geschichte des Are- handenen Wasserspiele modernisiert. Ob die kiert den Höhepunkt dieser Entwicklung und gleich - nenberger Schlossparks: 80 Jahre später schickte Königin die heutigen Grotten gänzlich neu schuf, zeitig auch ihren Abschluss. 1838 musste der sich – dank der Stiftung Napoleon III. und vieler muss derzeit dahingestellt bleiben. Sicher ist, Prinz den Bodensee verlassen, Schloss Arenen- anderer Helfer – „Phönix“ an, aus der Asche em- dass sie eine neue Eremitage errichten liess und berg geriet in private Hände. Erst 1855 gelang es porzusteigen. Man darf gespannt sein, zu welchen dies auch voller Stolz an Freunde berichtete. Ein dem nunmehrigen Kaiser, sein „Elternhaus“ wieder Höhenflügen er sich noch leiten lässt!

4 5 D K,L

C

J

I

B

A

Übersichtsplan Situation

A Promenade E B Musikkanzel C Rotunde D Waldschule E Treppe zur Kapelle F Grotte „Eugenie“ G Eremitage F H Kleine Grotte I Springbrunnen G J Eiskeller K Latrinenenstollen L Grotte West H

5m 10m 15m

Thomas Hasler, Staufer & Hasler Architekten, Frauenfeld

IV Inszenierte Landschaft

ten es ans Licht: Hier lag das Potenzial für einen es hierzulande ein eher seltenes Erlebnis gewesen elysischen Ort mit einmaligen objects trouvés, aber sein, einen Springbrunnen in Betrieb zu sehen. Die auch die Verpflichtung, so manches Fehlende zu historische Technik erlaubte es nicht überall, Was - ersetzen. Unsere Gespräche mit Gartenkennern serspiele zu installieren. Erst hier unten, tief unter und Historikern bauten breitgefächerte Ansprüche den Quellfassungen des Gutshofes war es mög - auf. Einer schien uns der Wichtigste zu sein: Der lich, die Höhendifferenz mittels Druckleitungen zu Park sollte nach seiner Wiedergeburt eine dichte nutzen und das Wasser vertikal in die Höhe atmosphärische Wirkung entfalten. Viele Folge ent- schiessen zu lassen. Diese alte Methode wurde scheidungen wurden diesem Ziel untergeordnet. heute zu neuem Leben erweckt. Die Zysterne beim Wir hatten es mit Elementen in äusserst un- Haupthaus auf der oberen Plattform wurde reak- terschiedlichen Zuständen zu tun. Manche waren tiviert und speist das Wasserspiel ohne direkte telquel vorhanden und mussten nur repariert wer - Pumpenkraft. den, andere waren verschwunden, konnten aber An den Rändern des Gartens fungieren weite - mit Hilfe der historischen Quellen rekonstruiert re Elemente als Akteure im szenischen Aufbau des

werden. Eine dritte Gattung bedurfte einer muti - Latrinenstollen innen wiedererstandenen Landschaftsraums. Die Stirn- gen Neuinterpretation – die Quellen waren zu fassade der neu erbauten Eremitage richtet sich spärlich und die Baumethoden mussten neu umgedeutet, die nicht frei von Kühnheit und Dra - auf das Zentrum der Raumkammer aus. Sie ist in gefunden werden. Die Differenzen in der Erschei - matik ist. Die Darstellung des landschaftlichen Ge- Thurgauer Eiche gebaut und mit einem Zederndach nung sollten für den Betrachter ohne plakative gensatzes könnte an dieser Stelle nicht prägnan - gedeckt. Der Bau ist klein und besitzt gerade Rhetorik des Alten gegen das Neue lesbar blei - ter sein. Oben die sichere Plattform, die den erha - dadurch eine gewisse Kostbarkeit. Das Eichenholz

Blick aus Eremitage ben, die Einzelteile sollten zu einer atmosphäri - benen Blick auf Untersee und Insel Reichenau ist sorgsam gefügt, verzapft und an seiner Ober - schen Einheit verschmolzen werden. freigibt, unten der Treppenweg, der den Besucher fläche reliefartig gefräst. Das Romantische und das Der Landschaftspark auf dem Arenenberg war zu- Zunächst galt es, das Potenzial des Ortes, in eine wilde unbekannte Welt entführt. Durch die Technische vereinen sich in der Bauform. Ihre Rai - nächst ein reiner Mythos. Dort, wo er verborgen die Dramaturgie der Geländeformation zu nutzen. Bäume hindurch absteigend, durchquert man eine son d’être bezieht die Eremitage nicht aus ihrem sein sollte, überwucherte bloss dichtes Jungholz Lange Zeit war die tief unter dem Schloss liegen - kühlere und feuchtere Zone. Die weit durch die Zweck, sondern aus ihrem lebendigen Ausdruck. eine schiefe Ebene. Wohl waren einige Elemente de Waldlichtung nur über einen weiten Umweg er- Luft gespannten Treppenbrücken vermitteln einen Auch die restaurierte Grotte „Eugenie“ und der

sichtbar, der Eiskeller und der obere Gewölbeteil reichbar. Nun sollte der Lustgarten der Hortense Eremitage innen Hauch von Wagemut. Der feingliedrige Steg führt Eiskeller säumen den platzartigen Weg unterhalb des Latrinenstollens lugten verwunschen aus der wieder direkt mit dem oberen Schlossgarten, dem in gerader Linie hinunter und mündet in einen des freigelegten Sandsteinfelsens. Die Bepflanzung Erde und fristeten ihr unbeachtetes Dasein als ver - sogenannten „Pleasure-Ground“, verbunden wer - schroff gezackten, steilen Erdweg, der den Blick bettet die Kunstbauten in den Naturraum ein. Die streute Ruinen im Wald, bereit, die Phantasie spie- den: dort der domestizierte Vorgarten, hier der bald hierhin, bald dorthin lenkt. Auf der unteren Waldränder sollen dereinst ihre eigenen und viel - lender Kinder anzuregen. Inwieweit aber der nicht wilde Landschaftspark, der mit seinem Herzstück, Ebene angekommen, macht die Dramatik der Ge- fältigen Pflanzenbilder hervorbringen und damit die näher datierbare Plan aus dem frühen 19. Jahr - der Eremitage, ja notabene auch wieder zum Sinn - mächlichkeit Platz. Was vorher ein abenteuerlicher räumliche Szenerie abrunden. Ausgehend von die- hundert die vergangene Wirklichkeit abbildete, und bild der Abgeschiedenheit werden sollte. Den Auf - Abstieg war, ist nun ein gemütliches Wandeln auf ser gefassten Landschaftskammer schweift der ob die wenigen historischen Fotografien tatsäch - takt für diese neue Beziehung bildet die neue komfortablen Wegen. Selbst dort, wo Stufen not - Blick schliesslich über die Lichtung hinaus auf lich hier verschüttete Bauten zeigten, blieb zwei - Treppenanlage, die entlang der Kapelle hinunter - wendig werden, sind diese weit auseinandergezo - den stillen See und das weite Umland. felhaft. Wir stellten uns auf bescheidene Ge- führt. Hier wird die ganze Dramatik des Ortes er- gen. Nur schon der Anblick ihrer sanften Steigun - Der Lustgarten der Hortense ist ein zentraler schichtsspuren ein, die da im Untergrund schlum - lebbar. Die längst verschüttete und nicht mehr gen lädt zum beschaulichen Umschreiten der da- Teil der Landschaftsgestaltung auf dem Arenen - mern sollten. Erst die archäologischen Sondier - nachvollziehbare alte Wegführung im rutschge - zwischen liegenden Pflanzeninseln ein. berg. Er vermag ein Bild davon zu vermitteln, wie grabungen und schliesslich der Abtrag der in den fährdeten Hang wurde – unter Einsatz zeitgemäs - Der zentrale Ort in diesem Garten ist der die Gesamtanlage mit den heute noch nicht reali - 1960er Jahren entsorgten Aushubmassen brach - ser technischer Mittel – zu einer Treppenanlage Springbrunnen. Im frühen 19. Jahrhundert dürfte sierten Etappen einmal aussehen könnte.

10 11 Markus Friedli, Kantonsbaumeister Thurgau

V Vom Mut zum Guten

Etwas Ausserordentliches ist geschehen. Mit dem als Stiftungsratspräsident stets konkretere Züge wiederhergestellten Schlosspark auf Arenenberg er- angenommen. Es ist dabei insbesondere der ener- hält der Thurgau ein einmaliges Geschenk. Die wieder gischen und treibenden Persönlichkeit von Felix vervollständigte Anlage ist, als Ganzes betrachtet, Keller zu verdanken, dass das Projekt zielgerichtet vielleicht das ideelle Herzstück im Kanton, welches umgesetzt werden konnte. Daher gilt ihm unser nach aussen am schillerndsten zu leuchten vermag. ausdrücklicher Dank für seine besonderen Ver - dienste an der Sache. Der Erfolg um die Wieder - herstellung des Schlossparks Arenenberg hätte sich ohne tatkräftiges Tun eines weitgespannten Netzes vieler Beteiligter wohl kaum eingestellt. Es sind dies zum einen die Stiftungsmitglieder wie Eiskeller etwa Marc Grosjean als deren Quästor – und zum anderen verschiedene kantonale Stellen, inbeson - dere die Ämter für Archäologie und Denkmalpfle - ge sowie das Forst- und das Hochbauamt. Sie alle

Eremitage, Grotte wurden mit grossem Wohlwollen von den Gemein - den Ermatingen und Salenstein sekundiert.

1m 2m Aussergewöhnlich ist auch, dass die Öffent - Eigentlicher Kopf in der Planung und Aus- lichkeit diesen Park durch eine private Organisation, führung der Wiederherstellung des Schlossparks Eiskeller M 1:70 die Stiftung Napoleon III., zurückgewinnen durfte. In war zweifelsfrei das Architekturbüro Staufe r& einer Welt, in der so vieles berechenbar und berech - Hasler aus Frauenfeld. Thomas Hasler hat in der Eremitage nend ist, berührt uns diese uneigennützige, sinnhaf - entwerferischen Entwicklung und baulichen Um- te Tat. Als sich zur Jahrtausendwende im Stiftungs- setzung dieses anspruchsvollen Projektes mit per- rat der programmatische Gedanke für die Wieder- sönlicher Hingabe und klugem Verständnis seine herstellung des gleichsam versunkenen Schloss- fachliche Kompetenz einmal mehr unter Beweis parkes festsetzte, wurde das Projekt mancherorts gestellt. Dafür hat er sich die Anerkennung aller als Schwärmerei belächelt. Doch bald entzündete Beteiligten erworben. Einmal mehr sind auf dieser sich der Funke der Faszination für dieses aben - Baustelle die Thurgauer Unternehmer, Handwer- teu erliche Vorhaben bei Heier Lang, Dominik ker und Spezialisten ihrem guten Ruf gerecht ge- Gügel sowie dem Schreibenden und übertrug sich worden und haben eine Arbeit von hoher Qualität auf alle Mitglieder der Stiftung Napoleon III. geleistet. Was vorerst vage Vermutungen zur histori - Zum Schluss, aber sicherlich an erste Stelle schen Vorlage waren, wurde durch Recherchen und zu setzen, geht ein grosses und spezielles Danke - vor allem durch die überwältigenden Funde schlag - schön an alle Sponsoren, welche durch ihre gros - artig greifbar. Heute präsentiert sich der Schloss- szügigen Spenden, zusammen mit den durch den park Arenenberg in neu gewonnener Schönheit, Thurgauer Regierungsrat gesprochenen Beiträgen, doch bis dahin lag vor allen Protagonisten des Pro - es erst ermöglicht haben, die Wiederherstellung jektes ein langer und bisweilen auch steiniger Weg. des Schlossparks wahr werden zu lassen, auf Anfänglich unter der Leitung von Dr. Felix dass sich die bewegte Geschichte des Arenen - 1m 2m Müller hat das Vorhaben ab 2005 mit Felix Keller bergs mit dem Mut zum Guten fortschreibt.

12 13 VI Projektdaten Wiederherstellung Schlosspark Arenenberg

Termine Projektleitung Projekt + Koste n: RRB vom 7. November 2006 Hochbauamt des Kantons Thurgau Baubewilligun g: 15. Dezember 2006 Markus Friedli, Kantonsbaumeister Baubegin n: Februar 2007 Philipp Leuzinger, Projektleiter Eröffnun g: 16. August 2008 Projektierung

1m 2m Kosten Staufer & Hasler Architekten, Frauenfeld Vorbereitungsarbeiten: 25 0 000. – Rekonstruierte Elemente: 90 0 000. – Archäologie Treppe zur Kapelle Plätze und Wege: 85 0 000. – Amt für Archäologie des Kanton Thurgau Bepflanzung: 30 0 000. – Hansjörg Brem, Kantonsarchäologe Installationen: 30 0 000. – Regula Gubler Total: Fr. 2 60 0 000. – Denkmalpflege Grundeigentümer Amt für Denkmalpflege Staat Thurgau Beatrice Sendner, Kantonale Denkmalpflegerin

Bauherrschaft Planerteam Stiftung Napoleon III Architektu r: Staufer & Hasler Architekten AG, Frauenfeld Verantw. Mitarbei t: Sandra Frei, Marcel Woerz, Ueli Vogt Planungskommission Bauleitung: Staufer & Hasler Architekten AG, Frauenfeld Markus Friedli ( Vorsit z ) Bauleite r: Marcel Woerz Heier Lang Bauingenieur e: Conzett, Bronzini, Gartmann AG, Chur Springbrunnen Philipp Leuzinger Projektleitung: Jürg Conzett Felix Keller BHAteam Ingenieure AG, Frauenfeld Beatrice Sendner Projektleitung: Leo Stäheli Hansjörg Brem Jürg Buchli Ingenieurbüro, Haldenstein Regula Gubler Elektroingenieu r: Eltec AG, Kreuzlingen Otto Balsiger Projektleitung: Gregor Keller Marc Grosjean Sanitäringenieu r: Planimpuls AG, Kreuzlingen Dominik Gügel Projektleitung: Beat Eigenmann Erich Tiefenbacher Springbrunnenplane r: Urs Baumann AG, Samstagern Thomas Hasler Hydrogeologie + Geotechni k: Andreas Zingg, 1m 2m Müllheim-Wigoltigen Baukommission Beratung Landschaftsarchitektu r: Martin Klauser, Rorschach Markus Friedli ( Vorsit z) Beratung Gartendenkmalpfleg e: Judith Rohrer, Zürich Heier Lang Felix Keller Marc Grosjean Dominik Gügel Thomas Hasler Marcel Woerz

14 15 VII Sponsoren und beteiligte Unternehmer

Sponsoren Arber Friederich, Salenstein Bundesamt für Kultur, Bern Chocolat Bernrain AG, Kreuzlingen Doerig Dr. Hans-Ulrich, Zumikon Dr. Heinrich Mezger-Stiftung, Weinfelden Ernst Göhner Stiftung, Zürich Florindon Foundation, Zürich Fond Landschaft Schweiz (FLS), Bern Geisselhardt Daniel, Ermatingen Gemeinde Ermatingen, Ermatingen Gubler Margrit, Kreuzlingen Haltiner Dr. Eugen, Winterthur Thurella AG, Egnach Him mel Wolfgang, Konstanz MOWAG GmbH, Kreuzlingen AMAG AG, Kreuzlingen Jubiläumsstiftung der Credit Suisse Group, Zürich Jubiläumsstiftung der Thurgauer Kantonalbank, Weinfelden Künzli Ren é+Silvia, Berlingen Lienhard Fredy, Niederteufen Lotteriefonds des Kantons Thurgau Mendelin Beate, Kreuzlingen Piatti Livio, Zollikon Pieper Michael, Hergiswil Pro Patria, Zürich Salenstein Gemeinde Thurgauer Verband der Raiffeisenbanken Karl Steiner AG, Zürich Steinegg Stiftung Herisau Thurg. Kulturstiftung Ottoberg, Weinfelden UBS Kulturstiftung, Zürich FELA Management AG, Diessenhofen Ulrico Hoepli-Stiftung, Zürich von Schwarzenberg Dr. Friederich K., Zollikon Vontobel-Stiftung, Zürich Weiner G., Konstanz Zahn Co. AG, Kreuzlingen

Beteiligte Unternehmen Vorbereitungsarbeiten Rodungsarbeiten Forstrevierkörperschaft Salenstein – Raperswilen; Bürgergemeinde Ermatingen Forstbe - trieb, 8272 Ermatingen Erdarbeiten Karl Geiges AG, 8532 Warth Bauprovisorium Elektro Reisch GmbH, 8272 Ermatingen Bauwas - serprovisorium A. Ribi-Eichenberger, 8272 Ermatingen Gebäude Eremitage Hossmann Holzbau AG, 9556 Affeltrangen; Hans Thomann AG, 9562 Märwil Sockel Eremitage Urs Traber, 8266 Steckborn Bodenbelag Eremitage Felix Hotz, 8570 Weinfelden Restauration Eiskeller Tobias Hotz, 8570 Weinfelden Rekonstruktion Eiskellerboden Tobias Hotz, 8570 Weinfelden Flügelwand Eiskeller Kunz Baugeschäft, 8272 Ermatingen Metallverkleidung Eiskeller Albert Bach, 8264 Eschenz Flügelwand Latrinenstollen Tobias Hotz, 8570 Weinfelden Umgebung Rekonstruktion Grotten „Eugenie“ Stefan Meier, 5430 Wettingen; Urs Traber, 8266 Steckborn; Peter Kubalek, 8272 Ermatingen Restauration Grotte West Urs Traber, 8266 Steckborn; Peter Kubalek, 8272 Ermatingen Schutzdach Grotte Gige r+ Böll Gerüstbau AG, 5453 Busslingen Instandstellung Brunnen Felix Hotz, 8570 Weinfelden Montagebau Metalltreppe Müller Metallbau AG, 8259 Kaltenbach Fundamente Metalltreppe Eberle Landschaftsbau AG, 9100 Herisau Metallstufen Albert Bach, 8264 Eschenz Rekonstruktion Badeweg Karl Geiges AG, 8532 Warth Rekonstruktion Wege Karl Geiges AG, 8532 Warth Bepflanzungen Müller Gar - tenbau AG, Frauenfeld Felsbegrünung Eberle Landschaftsbau AG, 9100 Herisau Gartenmauern Müller Gartenbau AG, 8500 Frauen - feld Mauerabdeckungen Felix Hotz, 8570 Weinfelden Schachtabdeckungen Albert Bach, 8264 Eschenz Werkleitungen Karl Geiges AG, 8532 Warth Gesteuerte Bohrungen Schenk AG, 9216 Heldswil Tauchpumpe Häny AG, 8645 Jona Steuerschrank Züllig AG, 9424 Rheineck Elektrische Installationen Heinz Fehr Elektroanlagen, 8268 Mannenbach Sanitärinstallation Willi Studer AG, 8280 Kreuz - lingen Bautafel P+ P Reklame AG, 8264 Eschenz Lampenhalter und Handläufe Rudolf Boss, Mechanische Werkstätte, 8556 Illhart Holzhandläufe Hans Eugster AG, 8507 Hörhausen Zaunbau Herren & Graf AG, 9546 Tuttwil Ausstattung Sitzbänke Hossmann Holzbau AG, 9556 Affeltrangen Metalltüren Albert Bach, 8264 Eschen Grafik Atelier für visuelle Gestaltung, 8500 Frauenfeld Beleuchtungskörper Regent AG, Zürich Abfalleimer Müller Metallbau AG, 8259 Kaltenbach Beschrif - tung Lebrument AG, 9015 St . Gallen

Herausgeber Stiftung Napoleon III mit Unterstützung durch das Hochbauamt des Kantons Thurgau Fotonachweis Heinrich Helfenstein, Zürich, Seiten: 4, 5, 8–9, 10, 11 unten, 12, 15 rechts Staufe r&Hasler, Frauenfeld, Seiten: Umschlag, 11 oben, 15 links, 16 Gestaltung Claudia Maag, Sulgen Lektorat Barbara Fässler, Frauenfeld Herstellung Heer Druck AG, Sulgen Copyright Hochbauamt des Kantons Thurgau, Autoren und Fotografen

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