Die Bibliothek Der Königin Hortense Auf Schloss Arenenberg
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Die Bibliothek der Königin Hortense auf Schloss Arenenberg Autor(en): Egli, Christina Objekttyp: Article Zeitschrift: Librarium : Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen- Gesellschaft = revue de la Société Suisse des Bibliophiles Band (Jahr): 56 (2013) Heft 1 PDF erstellt am: 24.09.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-731113 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. 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Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch CtfRJS77W,4 £GL7 DIE BIBLIOTHEK DER KÖNIGIN HORTENSE AUF SCHLOSS ARENENBERG Ein kleines Schloss auf einer Anhöhe im Mauerwerk befindliche hölzerne Säule gegenüber der Insel Reichenau birgt ein in der Südwand des heutigen Bibliotheks- Kleinod, eine Bibliothek, deren Spuren über raums im Erdgeschoss sowie die Balken in zwei Jahrhunderte zurückverfolgt werden den Mansarden im dritten Stockwerk lie- können. Das «schönste Schloss am Boden- ferten eine dendrochronologische Datie- see» war einst die Residenz der ehemaligen rung für die Jahre nach 1520. Nach dem Königin von Holland und Herzogin von 16. Jahrhundert veränderte sich baulich Saint-Leu, Hortense Bonaparte, geborene kaum mehr etwas auf Arenenberg. de Beauharnais. Letzte Besitzerin vor dem Kauf durch die Bonapartes war die heute in der Schweiz Ätrte GwcAfcAte der SVA/o.wc.ï lebende Familie von Streng, damals ange- sehene konstanzisch-thurgauische Adlige. Richtig bekannt wurde das kleine Eigentlich hatten diese überhaupt nicht vor, Schloss am Untersee durch die Nieder- ihre Domäne zu verkaufen, als sich Hör- lassung der Familie Bonaparte ab 1817. tense Bonaparte an sie wandte. Sie indessen Doch bestand das Gebäude schon lange ließ nicht locker und erreichte ihr Ziel im vorher. Die erste Erwähnung reicht ins Februar 1817. 14 Jahrhundert zurück. Die Anlage gehörte einer Konstanzer Patrizierfamilie. Sogar Die Dzmi/ie üona^ar/e am .Bodetuee der Kleine Rat von Konstanz beschäftigte sich mit dem ursprünglich «Narrenberg» Im Dezember 1815 erreichten mehrere genannten Gut. In den Ratsprotokollen Kutschen die Markstätte, den Marktplatz wird erwähnt, dass im Jahr 1500, nach der Stadt Konstanz. Daraus entstiegen eine dem Schwaben- bzw. Schweizer-Krieg, das Frau mit ihrem siebenjährigen Sohn sowie Schloss auf Kosten der Stadt befestigt wer- einige Begleitpersonen. Es handelte sich den sollte. Ob dies ausgeführt wurde, ist um die ehemalige Königin von Holland unklar. und Herzogin von Saint-Leu, Hortense de Abgesehen von einer kurzen Phase zwi- Beauharnais, sowie den Prinzen Louis Na- sehen 1520 und 1530, in der die Domäne an poléon Bonaparte. Sie sollten etwa fünf das Kartäuserkloster Buxheim bei Mem- Wochen in einem kleinen Appartement im mingen übergegangen war, gehörte der zweiten Stock des Hotels «Zum Goldenen Arenenberg meistens konstanzisch-thur- Adler» verbringen, bevor sie sich in einem gauischen Adelsfamilien. Sebastian Gais- größeren Haus im Stadtteil Petershausen berger, der letzte reformierte Bürgermeister niederlassen konnten. Das sogenannte Vin- von Konstanz, ließ die Anlage in ein «Lust- cent'sche Gut musste zuerst renoviert wer- schloss» umbauen, zu dem schon ein Gar- den, und die Möbel aus der Schweiz bzw. ten gehörte. Paris mussten eintreffen, bevor der franzö- Wurde es dabei abgerissen und neu ge- sische Hof sich wohnlich einrichtete. baut, oder lediglich ausgekernt und im In- Wie alle Mitglieder der Familie Bona- neren neu aufgeführt? Einzig und allein parte war auch Hortense de Beauharnais zwei Holzproben liefern uns Informationen aus Frankreich vertrieben und ins Exil ge- für die Möglichkeit der zweitenThese: Eine schickt worden. Einige Monate zuvor hat- 34 ten die «Hundert Tage», die zweite Phase «La Reine et moi nous faisions de fré- des Ersten Kaiserreichs, mit der verlorenen quentes courses dans les environs de Schlacht von Waterloo und der zweiten Ab- Constance, toujours dans l'intention de dankung Kaiser Napoleons I. ihr Ende ge- trouver un joli site, où nous établirions funden. Napoleon wurde auf die weit ent- notre colonie ; mais c'était à présent vers la fernte Insel St. Helena im Südatlantik ge- Suisse que se tournaient tous les plans de schickt, in der Hoffnung, dass er diesmal la Reine. Les magistrats du canton le plus nicht entkommen würde. Seine zweite Ge- voisin de nous, celui deThurgovie, faisaient mahlin, Marie-Louise von Osterreich, seine dire à la Reine que, si elle voulait se fixer Geschwister und seine Mutter hatten dans leur pays, elle y serait soutenue par Frankreich bereits nach seiner ersten Ab- les autorités et par le peuple Ce canton, dankung im April 1814 verlassen und sich comme tous ceux de nouvelle formation, in Italien bzw. in den Vereinigten Staaten était démocratique et dans une ligne d'opi- niedergelassen. Hortense, seine Stieftoch- nion politique qui nous était tout à fait ter und Schwägerin, war während der Ers- favorable. Ce fut donc de ce côté que se ten Restauration in Frankreich geblieben tournèrent toutes nos recherches.»' und hatte sich - zusammen mit ihrer Mut- Im Februar 1817 wurde Hortense de ter, der geschiedenen Kaiserin Joséphine, Beauharnais endlich Besitzerin des Anwe- bis zu deren frühem Tod am 29. Mai 1814 - sens auf dem Arenenberg. Noch bevor mit den Alliierten angefreundet, insbeson- sie es kaufen konnte, plante sie zahlreiche dere mit Zar Alexander I. Nach der Rück- Veränderungen sowie Anbauten: Sie wollte kehr des Kaisers im März 1815 stand Hör- die Umfassungsmauer mit ihren Zinnen tense wieder an seiner Seite. Sie nahm die abreißen, Dependancen errichten und den Rolle der verstorbenen Joséphine und der Garten zu einem Landschaftspark im Stil in ihre Heimat zurückgekehrten zweiten des beginnenden ig. Jahrhunderts umge- Kaiserin ein. stalten. Doch dieses Verhalten wurde von den Zunächst blieb sie jedoch nicht am Alliierten nach der Machtergreifung und Bodensee. Um dem jungen Kanton Thür- der Rückkehr des bourbonischen Königs gau nicht zu schaden - insbesondere gegen- Ludwigs XVIII. nicht geschätzt. Am Abend über der Berner Regierung und dem fran- des 7.Juli 1815 musste Hortense mit ihren zösischen Botschafter in der Schweiz, Graf Söhnen Napoléon Louis und Louis Napo- Auguste de Talleyrand, Neffe des berühm- léon Paris fluchtartig verlassen. Es folgte ten Prinzen von Benevent -, verließ Hör- eine Reise von mehreren Monaten durch tense im Frühjahr 1817 Arenenberg und die Schweiz und Savoyen, bevor sie schließ- siedelte sich im Königreich Bayern an. In lieh an den Bodensee kam. Und auch Augsburg kaufte sie ein Haus in der Heilig- hier durfte sie zunächst nur provisorisch kreuzstraße und fing ein neues Leben an. bleiben, das heißt, man gestand ihr die Mög- In ihren Memoiren erzählt Hortense lichkeit zu, sich von den zahlreichen Stra- über ihre literarischen Aktivitäten, wie zum pazen, die sie erlebt hatte, zu erholen. An- Beispiel bei ihrer Ankunft in Konstanz. schließend sollte sie sich nach einem end- Erschöpft und durchfroren waren sie und gültigen Aufenthaltsort umschauen. Dafür ihr Sohn sowie ihr kleiner Hof an der suchte sie eine angemessene Unterkunft, Markstätte angekommen und hatten das wo sie für längere Zeit bleiben könnte. Hör- Appartement im «Goldenen Adler» bezo- tense fand diese in der Schweiz, im nahen gen. Sofort machte sich Abbé Bertrand, ihr Kanton Thurgau. Den genauen Hergang Beichtvater und Privatlehrer des jungen beschreibt ihre Gesellschaftsdame Louise Prinzen, auf die Suche nach Lesestoff. Das Cochelet in ihren Memoiren: einzige Buch, das er auftreiben konnte, war 35 L« awecdofes de fit Cour de AAifijf^e-.^Mg'UJte, aus kleinen Büsten. Ein Stapel großformatiger denen er jeden Abend nach dem Nacht- Bücher liegt auf einer Tischleiter daneben. essen in Fortsetzungen vorlas. Auch später, Auch für Augsburg findet sich eine Bild- nach ihrer Ankunft in Augsburg, schrieb quelle und somit ein Hinweis auf den Hortense: «Rien ne venait plus troubler nächsten Aufenthaltsort des Schranks. Er mes occupations.Je me livrais toute entière ist sehr deutlich zu erkennen, auch hier feh- à la lecture ; je continuai mes études dans len die vier bereits erwähnten kleinen Büs- les arts d'agrément. Je n'avais aucune idée ten. Da drei der vier Büsten den Bruder der de la politique : j'en étais honteuse avec la Königin darstelllen, muss man davon aus- réputation qu'on me faisait. Je cherchais gehen, dass diese erst nach dessenTod 1824 à m'en instruire et principalement à acqué- angefertigt wurden. Bücher sind auf der