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NRW (ge)zählt: Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen im Regionalvergleich Ergebnisse auf Kreisebene – Ausgabe 2017

www.it.nrw.de NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

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Bestell-Nr.: Z241 2017 51

© Information und Technik Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, 2017 Foto: Didgeman/pixabay

2 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Inhalt

1. Einführung ...... 4

2. Die ökonomische Entwicklung in Nordrhein-Westfalen zwischen 2000 und 2015 ...... 9

3. Wirtschaftsindikatoren im Regionalvergleich – Ergebnisse einer deskriptiven Analyse ...... 12 3.1 Arbeitsproduktivität ...... 12 3.2 Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen ...... 16 3.3 Betriebsgründungsabsichten ...... 20 3.4 Lohnkosten ...... 24 3.5 Arbeitskräfteangebot ...... 28 3.6 Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte ...... 32

4. Typen regionaler Wirtschaftsstruktur – Ergebnisse einer Clusteranalyse ...... 36

5. Zusammenfassung der Ergebnisse ...... 39

Literatur ...... 41

3 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

1. Einführung

4 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

1. Einführung

Nordrhein-Westfalen ist mit 17,9 Millionen Einwohnern das Die vorliegende Veröffentlichung ist wie folgt aufgebaut: bevölkerungsreichste und mit 524 Bewohnern je Quadrat­ ­Kapitel 2 beschreibt die konjunkturellen ­Rahmenbedingun­- kilometer das am dichtesten besiedelte Flächenland gen im Analysezeitraum. Daran schließt sich eine A­ nalyse Deutschlands. Es erbrachte 2015 eine Wirtschaftsleistung der einzelnen Indikatoren an (Kapitel 3). Neben der von 646 Milliarden Euro und war damit in absoluten Zahlen ­Beschreibung der aktuellen Situation – je nach Datenverfüg­ gemessen das wirtschaftsstärkste Bundesland in Deutsch- barkeit ist dies das Jahr 2014 oder 2015 – erfolgt ein land: Immerhin sind ein Fünftel aller Waren und Dienstleis- Vergleich mit dem Jahr 2000. In Kapitel 4 wird ­mithilfe tungen in Deutschland „made in NRW“. Die Wirtschaftskraft, ­einer C­lusteranalyse der Frage nachgegangen, ob und also das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner, entsprach ­welche Muster r­egionaler w­irtschaftlicher Strukturen in 2015 mit 36 509 Euro in etwa dem Bundesdurchschnitt Nordrhein-Westfalen ­vorhanden sind. In Kapitel 5 werden (37 099 Euro). die Ergebnisse zusammengefasst.

Lange galt das Ruhrgebiet als „industrielles Herzstück“ Folgende Leitfragen behandelt die Broschüre „Wirtschaft in Deutschlands. Allerdings ist Nordrhein-Westfalen (auch) Nordrhein-Westfalen im Regionalvergleich“: historisch gesehen weit mehr als das „Land von Kohle und • Wie groß sind die regionalen Abweichungen bei den Stahl“. Mit der Textilindustrie in Ostwestfalen, im Müns- ­Indikatoren? terland und im Raum /Mönchengladbach, der • Hat die Entwicklung zwischen 2000 und 2014 bzw. 2015 Chemie ­industrie und dem Maschinenbau am Rhein oder bei den einzelnen Wirtschaftsindikatoren tendenziell zu der Landwirtschaft am Niederrhein, im Sauer- und Müns- einer wirtschaftlichen Angleichung (Konvergenz) oder terland seien einige prägende Wirtschaftsbereiche in der einem Auseinanderdriften (Divergenz) auf Kreisebene Geschichte Nordrhein-Westfalens genannt. Die heutige geführt? Wirtschaftsstruktur zeigt den weit fortgeschrittenen Struk- • Gibt es beim Wirtschaftsgeschehen regionale Muster turwandel zugunsten des Dienstleistungsbereichs: 2015 lag hinsichtlich Struktur und Entwicklung mit Blick auf die der Anteil der Dienstleistungen an der Wertschöpfung in Kreisergebnisse von Nordrhein-Westfalen? Nordrhein-Westfalen bei 72,1 Prozent, und damit über dem Bundesdurchschnitt (69,0 Prozent). Antworten auf diese Fragen finden sich im vorliegenden Band in unterschiedlicher Art und Weise: Die kartografi- Die Wirtschaftsstruktur Nordrhein-Westfalens, das 2016 schen Darstellungen bilden die aktuellen Kreis­ergebnisse seinen 70. Geburtstag feierte, hat historisch gesehen für die Indikatoren und somit die R­ egionalstruktur ab. Bal- unter ­schiedlichste Wurzeln. Information und Technik kendiagramme präsentieren die Daten nicht nur in einer Nordrhein-Westfalen, amtliche Statistikstelle des Landes, Rangfolge, sondern geben einen (ersten) Eindruck zum Zu- beschreibt in der vorliegenden Publik­ a­tion auf Basis von Kreis­ sammenhang zwischen dem aktuellen Stand und der Ent- ergebnissen die Wirtschaft und deren Entwicklung zwischen wicklung der Indikatoren. Darüber hinaus wird die Frage der 2000 und 2014/2015. Datengrundlage sind verschiedene Konvergenz oder Divergenz mit Hilfe einfacher Maßzahlen Statistiken und ­Rechensysteme, um damit das Wirtschafts- (Streuung und Korrelationskoeffizient) beantwortet. geschehen aus unterschiedlichen Perspek­tiven darzustellen. Grundsätzlich können die einzelnen Kapitel dieser Veröffent- Aus den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen stam- lichung selektiv gelesen werden. Dabei sei den Leserinnen men die Daten zur Arbeitsproduktivität, zur Bruttowert- und Lesern jedoch empfohlen, sich bei der Lektüre die Leit- schöpfung, zu den Arbeitnehmerentgelten (Lohnkosten) fragen zu vergegenwärtigen. In diesem Zusammenhang sei und zum verfügbaren Einkommen (monetärer Wohlstand auch auf die methodischen Erläuterungen zu den Maßzahlen der Bevölkerung). Für die Beschreibung der Betriebsgrün- und deren Interpretation auf den Seiten 6 und 7 hingewiesen. dungsabsichten werden aus der Gewerbeanzeigenstatistik die sogenannten Neuerrichtungen analysiert. Das verfügba- re Arbeitskräfteangebot (Erwerbsquote) wird auf Basis von Daten des Mikrozensus quantifiziert.

5 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

1. Einführung

Methodische Erläuterungen

Berichtszeitraum Klassenbildung bei der kartografischen Darstellung Die vorliegende Studie beschreibt den langfristigen Strukturwandel Die Klassenbildung bei der kartografischen Darstellung erfolgt nach zwischen dem Jahr 2000 und dem aktuell verfügbaren Berichtsjahr folgendem, standardisierten Verfahren: Grundsätzlich werden vier (Stand: Dezember 2016). Dabei variiert das aktuelle Berichtsjahr, da Klassen gebildet, und zwar je zwei Klassen mit Werten über bzw. die Daten aus verschiedenen Statistiken stammen und für verschie- unter dem Durchschnittswert für Nordrhein-­Westfalen. Die Mitte dene Zeitpunkte in unterschiedlicher regionaler Tiefe vorliegen. (Index = 100) ist das arithmetische Mittel, also der Landesdurch- schnitt. Die weitere Klassifizierung erfolgt auf Basis der Indexwerte, • Für die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen und wobei die Grenzen in der Regel in 10er-Schritten gesetzt werden, also die Erwerbstätigenrechnung liegen die Länderergebnisse Indexwerte „unter 90“; „90 bis unter 100“, „über 100 bis unter 110“, ( ­Nordrhein-Westfalen insgesamt) bis zum Jahr 2015 vor. Kreis­ „110 und mehr“. Ausnahme bildet der Indikator „Erwerbsquote“, bei ergebnisse werden in der Regel etwa ein Jahr später veröffent- dem aufgrund der geringen Spannweite die Grenze in 5er-Schritten licht (aktuell verfügbares Jahr: 2014). gesetzt wurde. Die Legendenbeschriftung bei den Karten enthält • Für den Mikrozensus (Arbeitskräfteangebot) und die Gewerbe- sowohl die Indexwerte als auch die dazugehörigen absoluten Werte. anzeigenstatistik liegen Daten bis zum Jahr 2015 vor. Bei den ausgewiesenen Klassengrenzen handelt es sich um gerun- dete Werte. In den Kapiteln 2 und 3 werden die aktuell verfügbaren Werte verwendet, für die Clusteranalyse (Kapitel 4) indes werden aus Maßzahlen zur Messung der regionalen Konvergenz ­Gründen der Einheitlichkeit für alle Indikatoren die Ergebnisse des und Divergenz Jahres 2014 verwendet. Empirische Regionalanalysen haben häufig eine ähnliche Frage­ stellung, nämlich ob sich die Regionen im L­ aufe der Entwicklung Bezugsgrößen der Indikatoren aufeinander zubewegen und sich somit angleichen oder ob sie Bei Regionalvergleichen sind aufgrund der unterschiedlichen auseinanderdriften. Diese Diskussion wird unter dem Schlagwort Größe der Regionaleinheiten (in diesem Fall sind es die kreisfreien „regionale Konvergenz und Divergenz“ geführt. Mit dieser Frage- Städte und Kreise) absolute Werte nicht unmittelbar vergleichbar. stellung beschäftigt sich auch die vorliegende Publi­kation, und Deshalb werden hierfür üblicherweise relative Darstellungsformen zwar auf Kreisebene. Einfache Maßzahlen, nämlich die gewichtete benutzt (also z. B. Bruttoinlandsprodukt pro Erwerbstätigen oder Streuung und der Korrelationskoeffizient,­s ollen Anhaltspunkte zur Pro-Kopf-Einkommen). In der vorliegenden Publikation wird da- Beantwortung dieser Frage geben. Diese werden für jeden einzel- bei jeweils die Bezugsgröße gewählt, die in den entsprechenden nen Indikator berechnet (sofern es methodisch zulässig ist) und die Fachstatistiken verwendet wird. Bei der Arbeitsproduktivität sind Ergebnisse in Kapitel 3 beschrieben. dies die Erwerbstätigen und bei den Lohnkosten die Arbeitnehmer (beide am Arbeitsort). Die Erwerbsquote wird auf die Bevölkerung Die beiden Maßzahlen ermöglichen dabei unterschiedliche Be- im erwerbsfähigen Alter (15- bis unter 65-Jährige) am Wohnort trachtungsweisen in Hinblick auf die Fragestellung: Die gewichte- bezogen. Die anderen Statistiken beziehen die Daten auf die Ein- te Streuung berücksichtigt die jeweilige Größe der Gebiets­einheit wohnerzahlen in der jeweiligen Region, wobei es zwischen den Sta- (Zahl der Erwerbstätigen, Arbeitnehmer, Einwohner oder Erwerbs­ tistiken Unterschiede bezüglich der zugrunde gelegten Einwohner- personen je kreisfreie Stadt bzw. Kreis). Größere Gebiets­einheiten zahlen gibt (siehe methodische Hinweise in den einzelnen Kapiteln). gehen demnach mit einem höheren Anteil in die Berechnung ein als kleinere. Es werden jedoch ausschließlich zwei Bestandsgrößen be- Städteregion trachtet. Die Korrelation hingegen gibt Hinweise zum Zusammen- Die Städteregion Aachen, die im Oktober 2009 aus der Stadt Aachen hang zwischen dem Ausgangswert und der Entwicklung – unab- und den Gemeinden des aufgelösten Kreises Aachen entstanden ist, hängig davon, wie groß oder klein eine Gebiets­einheit ist. Bei dieser wird in diesem Bericht aus Gründen der Vergleichbarkeit und Ein- Betrachtung erhält man somit Hinweise darauf, wie sich die Mehr- heitlichkeit als Städteregion dargestellt. Ausschlaggebend hierfür zahl der kreisfreien Städte und Kreise entwickelt hat. ist, dass die Daten für die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ­ausschließlich für die Städteregion (und nicht für die kreisfreie Stadt Aachen und den ehemaligen Kreis Aachen) vorliegen.

Kreisergebnisse Die Analyse basiert auf Kreisergebnissen. Hierunter fallen in Nordrhein-­Westfalen 22 kreisfreie Städte und 31 Kreise inklusive der Städteregion Aachen. Kreisfreie Städte sind Städte, die sowohl die Aufgaben kreisangehöriger Gemeinden als auch die Aufgaben von Kreisen wahrnehmen. Kreisfreie Städte gehören per Definition keinem Kreis an. Bei den Kreisen handelt es sich um die Zusam- menfassung der Gemeinden im jeweiligen Kreisgebiet (sogenannte kreis­angehörige Gemeinden).

6 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Gewichtete Streuung Korrelationskoeffizient Das verwendete Streuungsmaß lehnt sich an eine Disparitätsbe- Korrelationskoeffizienten dienen der Bestimmung des linearen Zu- rechnung von Eurostat an (siehe „Eurostat Jahrbuch der Regionen sammenhangs zwischen Variablen. Der verwendete Pearsonsche 2010“, S. 87). Das Streuungsmaß (= D) gibt zum einen Auskunft Korrelationskoeffizientr kann Werte zwischen −1 und +1 annehmen darüber, wie groß die Unterschiede zwischen den Kreis­ergebnissen und besitzt keine Maßeinheit. Bei der Beschreibung der Stärke des sind. Ist der Wert der Streuung gleich Null, sind die Werte des be- Zusammenhangs gelten folgende Orientierungswerte (siehe z. B. treffenden Indikators in allen Regionen identisch. Je größer die Schirbaum u. a. 2012): Streuung ist, desto größer sind die regionalen Unterschiede. Zum anderen gibt das Streuungsmaß Hinweise bezüglich der Frage nach |r| < 0,2 zu vernachlässigender/ Konvergenz oder Divergenz. Dabei ist die Entwicklung dieser Maß- kein linearer Zusammenhang zahl im Zeitverlauf von Bedeutung: Nimmt die Streuung zwischen 0,2 < |r| < 0,6 mittlerer linearer Zusammenhang den beiden Vergleichszeitpunkten ab (D ist im Jahr 2000 größer als |r| > 0,6 starker linearer Zusammenhang im Jahr 2014), bedeutet dies, dass sich die Unterschiede verringert haben (Konvergenz), nimmt die Streuung zu, ist dies ein Ausdruck von größer werdenden Unterschieden (Divergenz). Der Korrelationskoeffizient gibt Auskunft darüber, ob zwischen zwei Wertereihen (im vorliegenden Fall ist dies der Ausgangswert Die Berechnung soll am Beispiel der Arbeitsproduktivität, also des Indikators im Jahr 2000 sowie die Veränderungsrate zwischen dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Erwerbstätigen, erläutert wer- den Jahren 2000 und 2014) ein linearer Zusammenhang besteht den. Die Streuung D für Nordrhein-Westfalen ist dabei definiert als und ob die Wertereihen sich gleichgerichtet oder entgegengesetzt die Summe der absoluten Abweichungen zwischen den einzelnen entwickeln. Mit dem Korrelationskoeffizient wird somit die Entwick- Kreisergebnissen und dem Landesdurchschnitt für das BIP je Er- lung im Beobachtungszeitraum fokussiert. Ein Wert nahe –1 ist Aus- werbstätigen, gewichtet mit dem Erwerbstätigenanteil des jeweili- druck eines Konvergenzprozesses. Dieser entsteht dann, wenn in gen Kreises bzw. der jeweiligen kreisfreien Stadt an allen Erwerbs- den Regionen mit unterdurchschnittlichen Werten im Ausgangsjahr tätigen in Nordrhein-Westfalen. Damit wird für das betreffende Jahr überdurchschnittlich hohe Wachstumsraten im Beobachtungszeit- die durchschnittliche Prozentabweichung der Arbeitsproduktivität raum einhergehen und gleichzeitig Regionen mit überdurchschnitt- vom Landesdurchschnitt beschrieben. lich hohen Ausgangswerten niedrige oder negative Wachstumsra- ten verzeichnen. Das heißt: Hier gleicht sich der Indikator im Verlauf der Zeit auf Kreisebene an. Ein deutlicher Divergenzprozess zeigt D = 100 | (y – Y) | (p / P) i i sich indes in einem positiven Korrelationswert nahe +1. Dieser Wert kommt dann zustande, wenn hohe ­Ausgangswerte mit hohen Arbeitsproduktivität im Kreis/in der kreisfreien Stadt yi i Wachstumsraten und niedrige Ausgangswerte mit niedrigen Verän- Y Arbeitsproduktivität in Nordrhein-Westfalen derungsraten zusammentreffen. (Landesdurchschnitt) Erwerbstätigenzahl im Kreis/in der kreisfreien Stadt pi i P Erwerbstätigenzahl in Nordrhein-Westfalen n Zahl der Kreise/kreisfreien Städte (für Nordrhein-Westfalen: 53)

Für unser Beispiel gilt: Im Jahr 2000 wich die Arbeitsproduktivität zwischen den 53 Kreisergebnissen durchschnittlich um 13,9 Pro- zent vom NRW-Mittelwert ab.

Für die Berechnung der Streuung wurden für y und p folgende Variablen verwendet:

Indikator y p Arbeitsproduktivität Bruttoinlandsprodukt je E­ rwerbstätigen Erwerbstätige Betriebsgründungs­absichten Gewerbeanmeldungen für Neu­errichtungen Bevölkerung am 31.12.1999 (für 2000) (Dreijahresdurchschnitt) je 10 000 Einwohner bzw. am 31.12. 2013 (für 2014) Lohnkosten Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer Arbeitnehmer Arbeitskräfteangebot Erwerbspersonen je Person im Personen im erwerbsfähigen Alter (Erwerbsquote) erwerbsfähigen Alter (15 bis unter 65 Jahre) (15 bis unter 65 Jahre) Verfügbares Einkommen Verfügbares Einkommen je Einwohner Bevölkerung (Jahresdurchschnitt der privaten Haushalte des jeweiligen Jahres)

Für den Indikator „Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen“ kann aus methodischen Gründen (Strukturanteil) die Streuung nicht berechnet werden.

7 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

1. Einführung

Räumlicher Zuschnitt der Regionen

Niedersachsen

Minden-Lübbecke

Niederlande

Borken

Bielefeld Münster

Gütersloh

Kleve Höxter

Gelsen- kirchen Ober- hausen Herne Duis- burg Mülheim/ Ennepe- Ruhr- Krefeld Kreis Märkischer Düssel- Kreis dorf Mönchen- gladbach Rhein-Kreis Hessen Lever- Rheinisch- kusen Bergischer Kreis Oberbergischer Rhein- Köln Kreis Erft- -Wittgenstein Münsterland Kreis Ostwestfalen-Lippe Städteregion Aachen Düren Rhein-Sieg-Kreis Südwestfalen

Bonn Region Köln/ Region Aachen Belgien Rheinland-Pfalz Niederrhein Ruhrgebiet (Metropole Ruhr) Bergisches Städtedreieck Region Düsseldorf

Grafik: IT.NRW

Räumlicher Zuschnitt der Regionen Bei der Beschreibung der Ergebnisse wird – sofern es für die betref- Region Aachen: Städteregion Aachen, Kreise Euskirchen, Düren fende Darstellung zweckmäßig ist – auch auf zusammenfassende und Heinsberg. Regionsbezeichnungen zurückgegriffen, wie sie beispielsweise im Niederrhein: kreisfreie Städte Krefeld und Mönchengladbach, Kreise „Wirtschaftsbericht Nordrhein-Westfalen 2016“ des Wirtschafts- Viersen und sowie Rhein-Kreis Neuss. ministeriums NRW und im ­„Umweltwirtschaftsbericht Nordrhein-­ Ruhrgebiet (Metropole Ruhr): kreisfreie Städte , Essen, Westfalen 2015“ des Umweltminis­teriums NRW verwendet werden. Mülheim an der Ruhr, , Bottrop, , Bochum, Diese sind: Dortmund, Hagen, Hamm und Herne sowie Kreise Wesel, Reckling- hausen, Unna und der Ennepe-Ruhr-Kreis. Münsterland: kreisfreie Stadt Münster sowie Kreise , Coesfeld, Bergisches Städtedreieck: kreisfreie Städte Remscheid, Wuppertal Warendorf und Steinfurt. und Solingen. Ostwestfalen-Lippe: kreisfreie Stadt sowie Kreise Pader- Region Düsseldorf: kreisfreie Stadt Düsseldorf und Kreis Mettmann. born, Höxter, Lippe, Gütersloh, Herford und Minden-Lübbecke. Südwestfalen: Kreise Soest, Olpe, Siegen-Wittgenstein sowie Mär- Falls andere, übliche geografische Bezeichnungen (z. B. Westfalen, kischer Kreis und Hochsauerlandkreis. Bergisches Land, Rheinschiene, Rheinland) für die Beschreibung Region Köln/Bonn: kreisfreie Städte Köln, Bonn und der Regionalergebnisse in Einzelfällen geeigneter sind, werden sowie Rhein-Erft-Kreis, Rhein-Sieg-Kreis, Rheinisch-Bergischer und auch diese verwendet. .

8 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

2. Die ökonomische Entwicklung in Nordrhein-Westfalen zwischen 2000 und 2015

2. Die ökonomische Entwicklung in Nordrhein-Westfalen zwischen 2000 und 2015

Um die nachfolgende Wirtschaftsanalyse in einen gesamt- Wirtschaftswachstum, das mit einem Plus von 4,0 Prozent wirtschaftlichen und konjunkturellen Kontext einordnen zu im Jahr 2007 den höchsten Wert erreicht hat. Mit der Finanz- können, wird zunächst die Entwicklung einiger makroöko- und Wirtschaftskrise sank das Bruttoinlandsprodukt binnen nomischer Kennzahlen in Nordrhein-Westfalen im Beob- Jahresfrist um 5,3 Prozent (2008/2009). Seit 2010 schwan- achtungszeitraum skizziert. Die ergänzenden Abbildungen ken die jährlichen Veränderungsraten des Bruttoinlandspro- mit längeren Zeitreihen (ab den 1990er Jahren) geben einen dukts ohne einem einheitlichen Trend zu folgen. noch umfassenderen Überblick. Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte in Nordrhein-Westfalen Seit Anfang des Jahrtausends verlief die wirtschaftliche Ent- Anfang des Jahrtausends mit 8 604 800 Erwerbstäti- wicklung in ­Nordrhein-Westfalen – gemessen an der Wachs- gen den bis dahin höchsten Stand. In den darauf folgen- tumsrate des preisbereinigten Bruttoinlandprodukts – zu- den drei ­(Krisen-)Jahren sanken die Zahlen ebenso wie nächst in Form „klassischer“ Konjunkturzyklen: Im Jahr in den Jahren 2005 und 2009. Insgesamt waren 2015 in 2000 lag die Wachstumsrate bei +2,4 Prozent. Danach ­Nordrhein-Westfalen mit 9 181 500 Erwerbstätigen über schwächte sich das Wachstum ab, bis hin zu einem Rück- eine halbe Million Menschen mehr ins Erwerbsleben integ- gang des Bruttoinlandprodukts zwischen 2002 und 2003. riert als noch im Jahr 2000; das entspricht einem Plus von Dies war die Zeit, in der die Dot-Com-Blase platzte und es 6,7 Prozent. weltweit wirtschaftliche Unsicherheiten infolge der Anschlä- ge des 11. September 2001 und des Irakkriegs gab. In den Folgejahren verzeichnete Nordrhein-Westfalen wieder ein

Wirtschaftswachstum (preisbereinigt) in NRW 1992 bis 2015 in Prozent

4

2

0

–2

–4

–6 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

+1,1 –2,4 +1,3 +1,4 – 0,1 +2,0 +2,0 +1,2 +2,4 +1,3 +0,4 –1,2 +1,4 +0,5 +2,9 +4,0 +1,4 –5,3 +2,5 +2,7 +0,2 +0,2 +1,8 0

Arbeitslosenquote, Arbeitslose Arbeitsproduktivität, Bruttoinlandsprodukt und Erwerbstätige Arbeitslose sind Personen, die vorübergehend nicht in einem Siehe hierzu die Erläuterungen im Methodenkasten auf Seite 13. ­Beschäftigungsverhältnis stehen, eine versicherungspflichtige Datenquelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Beschäftigung suchen, den Vermittlungsbemühungen der Agen- Statistische Ämter der Länder. Länderergebnisse, Berechnungs- tur für Arbeit zur Verfügung stehen und sich bei der Agentur für stand: August 2015/Februar 2016. Arbeit arbeitslos gemeldet haben. Die Ausübung einer Beschäf- tigung von bis zu 15 Stunden pro Woche schließt laut SGB III eine Arbeits ­losenmeldung nicht aus, d. h. dieser Personenkreis zählt, sofern die anderen Bedingungen zutreffen, zu den Arbeitslosen. Die (hier verwendete) Arbeitslosenquote bezieht sich auf alle zivi- len Erwerbs­personen. Diese werden aus der Summe der abhängi- gen zivilen Erwerbstätigen sowie Selbständigen und mithelfenden ­Familienangehörigen ermittelt. Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit.

9 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

2. Die ökonomische Entwicklung in Nordrhein-Westfalen zwischen 2000 und 2015

Die Arbeitslosenquote ging bis zum Jahr 2001 auf 8,8 Pro- Jahre die Arbeitsproduktivität im Vergleich zum jeweiligen zent zurück. Sie stieg bis zum Jahr 2005 auf 12 Prozent Vorjahr erhöht hat. Allerdings verlief die Entwicklung nicht an. Allerdings ist die Steigerung der Quote zwischen 2004 kontinuierlich: Die Arbeitsproduktivität sank im (Boom-) und 2005 (+1,8 Prozentpunkte) auch auf die Zusammen- Jahr 2000 ebenso wie in den Krisenjahren 2003 und 2009 legung der Arbeitslosen- und Sozialhilfe (die sogenannte und in jüngster Zeit (2012, 2013 und 2015). ­Hartz-IV-Reform) Anfang 2005 zurückzuführen. Die Refor- men führten zu einer Verschiebung aus der sogenannten stil- Wie kommt dieses ­– zunächst widersprüchlich klingende – len Reserve in die registrierte Arbeitslosigkeit beziehungs- Ergebnis zustande? Die Arbeitsproduktivität ist der Quotient weise zu einem zusätzlichen Arbeitskräfteangebot. Seit aus Bruttoinlandsprodukt und der Zahl der Erwerbstätigen. dem Jahr 2006 sank die Arbeitslosenquote in Nordrhein-­ Betrachtet man die Entwicklung der beiden ­Teilkomponenten Westfalen nahezu kontinuierlich auf 8 Prozent im Jahr 2015 zeigt sich, dass in den Krisenjahren 2003 und 2009 sowohl (Ausnahmen: 2009 und 2013). das Bruttoinlandsprodukt als auch die ­Erwerbstätigenzahl rückläufig war. Die sinkende Arbeitsproduktivität in den Die Arbeitsproduktivität verknüpft die Wirtschaftsleistung anderen genannten Jahren kam (rechnerisch) dadurch mit dem Arbeitsmarkt und gibt an, wie viel Output (Brutto- zustande, dass sich die Erwerbstätigenzahl im Verhältnis inlandsprodukt) durchschnittlich pro Erwerbstätigen (­ Input) zum Wirtschaftswachstum besser entwickelt hat. Konkret: erwirtschaftet wird. Im Gesamtzeitraum, also zwischen Das Bruttoinlandsprodukt stieg (2000, 2012, 2013) oder 2000 und 2015, erhöhte sie sich in Nordrhein-­Westfalen stagnierte (2015). Im Verhältnis dazu verzeichneten die Er- um 5,6 Prozent. Betrachtet man die Entwicklung in den werbstätigenzahlen in den genannten Jahren durchgängig ­einzelnen Jahren, zeigt sich, dass sich in der Mehrzahl der ein deutliches Plus.

Entwicklung der Arbeitsproduktivität und ihrer Komponenten: Veränderung des Bruttoinlandprodukts, ­ der Erwerbstätigen und der Arbeitsproduktivität gegenüber dem Vorjahr in NRW 1992 bis 2015 in Prozent

6

4

2

0

–2

–4

–6 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

+1,1 –2,4 +1,3 +1,4 – 0,1 +2,0 +2,0 +1,2 +2,4 +1,3 +0,4 –1,2 +1,4 +0,5 +2,9 +4,0 +1,4 –5,3 +2,5 +2,7 +0,2 +0,2 +1,8 0

+0,9 –1,3 –1,0 –0,3 +0,5 +0,7 +2,0 +2,2 +3,1 –0,4 –0,4 –1,0 +0,6 – 0,1 +0,5 +1,6 +1,3 –0,2 +0,1 +1,5 +1,0 +0,6 +0,7 +0,7

+0,2 –1,1 +2,3 +1,7 –0,6 +1,3 0 –1,0 –0,6 +1,8 +0,8 –0,2 +0,8 +0,6 +2,4 +2,3 +0,1 – 5,1 +2,4 +1,2 –0,8 –0,3 +1,0 –0,7

P BI Erwerbstätige Arbeitsproduktivität

10 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Erwerbstätige am Arbeitsort in NRW 1991 bis 2015 in Millionen

9,4

9,2

9,0

8,8

8,6

8,4

8,2

8,0

7,8

7,6

7,4

7,2 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 8 ,1 8,1 8,0 7,9 7,9 8,0 8,0 8,2 8,3 8,6 8,6 8,5 8,4 8,5 8,5 8,5 8,7 8,8 8,8 8,8 8,9 9,0 9 ,1 9 ,1 9,2

Arbeitslosenquote in NRW 1995 bis 2015 in Prozent

14

12

10

8

6

4

2

0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

9,7 10,4 11,1 10,7 10,2 9,2 8,8 9,2 10,0 10,2 12,0 11,4 9,5 8,5 8,9 8,7 8,1 8,1 8,3 8,2 8,0

Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigen in NRW 1991 bis 2015 (Index 2010 = 100)

104

102

100

98

96

94

92

90

88

86 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

92,6 92,8 91,8 93,8 95,5 94,9 96,2 96,2 95,3 94,7 96,3 97,1 96,9 97,7 98,2 100,6 102,9 103,0 97,7 100,0 101,2 100,4 100,0 101,0 100,3

11 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

3. Wirtschaftsindikatoren im Regionalvergleich – Ergebnisse einer deskriptiven Analyse

3. Wirtschaftsindikatoren im Regionalvergleich – Ergebnisse einer deskriptiven Analyse

3.1 Arbeitsproduktivität

Die Arbeitsproduktivität beschreibt das Verhältnis zwischen Alle Kreise entlang der belgischen und niederländischen, wirtschaftlicher Leistung (Output) und Arbeitseinsatz (In- größtenteils auch der niedersächsischen und hessischen put). Sie wird berechnet als Quotient aus dem Bruttoinlands­ Grenze, verzeichneten relativ niedrige Werte (mehr als produkt und der Erwerbstätigenzahl. Die Arbeitsproduktivi- 10 Prozent unter dem NRW-Durchschnitt). Die geringste Ar- tät ist ein zentrales Maß gesamtökonomischer Analysen und beitsproduktivität wies 2014 die kreisfreie Stadt Bottrop mit wird als Indikator zur Messung der wirtschaftlichen Leistung einem Bruttoinlandsprodukt in Höhe von durchschnittlich einer Region und deren Wettbewerbsfähigkeit verwendet. 48 884 Euro je Erwerbstätigen auf. Die kreisfreien Städte Herne und Oberhausen sowie der Kreis Recklinghausen wa- Indikator: Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen ren weitere Ruhrgebietsorte mit unterdurchschnittlichen je Erwerbstätigen (Arbeitsproduktivität) in Euro Werten. Innerhalb des Ruhrgebiets liegen aber auch kreis- freie Städte mit einer über- oder zumindest durchschnitt­ Regionalstruktur im Jahr 2014 lichen Arbeitsproduktivität (neben Essen auch Duisburg und In Nordrhein-Westfalen erwirtschaftete ein ­Erwerbstätiger im Mülheim an der Ruhr). Jahr 2014 durchschnittlich Waren und Diens­ tleistun­gen im Wert von 69 402 Euro. Spitzenreiter bei der ­Ar­beits­produktivität war Auffallend ist, dass im Jahr 2014 die Mehrzahl der Kreise und die kreisfreie Stadt Bonn mit einem­ Wert von 99 492 Euro. Da- kreisfreien Städte (nämlich 38 von 53) eine im Vergleich zum neben zählten die kreisfreien Städte ­Düsseldorf, ­Leverkusen, NRW-Mittelwert niedrigere Arbeitsproduktivität aufwies. Köln, Essen, Münster sowie der Rhein-Kreis Neuss zu denjeni- Ursache hierfür ist, dass der NRW-Mittelwert von den bei- gen, bei denen die Arbeitsproduktivität deutlich (d. h. mehr als den sehr hohen Werten in den kreisfreien Städten Bonn und zehn Prozent) höher war als im Landesdurchschnitt. Düsseldorf (43,4 Prozent und 32,5 Prozent über dem Lan- desdurchschnitt) geprägt ist.

Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen in NRW 2014 nach kreisfreien Städten und Kreisen in Euro

Minden-Lübbecke

Steinfurt Herford

Borken

Lippe Bielefeld Münster

Gütersloh Coesfeld Warendorf

Kleve

Recklinghausen Höxter Wesel Hamm Paderborn Bottrop

Gelsen- Ober- kirchen hausen Herne Unna Soest Dortmund

Duis- Bochum burg Mülheim/ Essen Ruhr Ennepe- Krefeld Ruhr- Hagen Kreis Mettmann Viersen Märkischer Hochsauerlandkreis Wuppertal Düssel- Kreis dorf Mönchen- Remscheid gladbach Solingen Rhein-Kreis Neuss Olpe Heinsberg Lever- Rheinisch- NRW-Durchschnitt: 69 402 kusen Bergischer Kreis Oberbergischer Index NRW=100 Kreis Rhein- Köln Erft- Siegen-Wittgenstein Kreis Indexwerte Bruttoinlandsprodukt Anzahl

Städteregion Düren Rhein-Sieg-Kreis je ­Erwerbstätigen Aachen Bonn unter 90 unter 62 462 Euro 22

90 bis unter 100 62 462 bis unter 69 402 Euro 16 Euskirchen 100 bis unter 110 69 402 bis unter 76 342 Euro 8

110 und darüber 76 342 Euro und darüber 7

© GeoBasis-DE/BKG 2016 Grafik: IT.NRW 12 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Entwicklung zwischen 2000 und 2014 Einen Anhaltspunkt zur Beantwortung der Frage, ob sich im Die geringsten Wachstumsraten zwischen 2000 und 2014 Verlauf der letzten 14 Jahre die Verhältnisse auf Kreis­ebene verzeichneten die kreisfreien Städte Münster (+13,3 Pro- angeglichen haben (Konvergenz) oder a­ useinander g­ edriftet zent) und Krefeld (+16,8 Prozent) sowie der Rheinisch-­ sind (Divergenz), bietet ein Vergleich der Streuungs­maße Bergische Kreis (+13,9 Prozent) und der Kreis Düren der Jahre 2000 und 2014. Im Jahr 2000 wich die Arbeits- (+16,7 Prozent). In der kreisfreien Stadt Leverkusen sank produktivität zwischen den 53 Kreisergebnissen durch- die ­Arbeitsproduktivität sogar (–2,7 Prozent). Auch in die- schnittlich um 13,9 Prozent vom NRW-Mittelwert ab, im Jahr sen vier Regionen ist kein einheitlicher Zusammenhang zwi- 2014 betrug dieser Wert 12,5 Prozent, d.h. die ­Streuung schen Ausgangsniveau und Entwicklung festzustellen. Wäh- hat sich um 1,4 Prozentpunkte verringert. Dies ist ein Hin- rend der Rheinisch-Bergische Kreis und der Kreis Düren im weis darauf, dass sich die Arbeitsproduktivität innerhalb Jahr 2000 eine unterdurchschnittliche Arbeitsproduktivität Nordrhein-Westfalens angeglichen hat. In dieselbe Rich- aufwiesen, zählten die kreisfreien Städte Leverkusen und tung deutet der Korrelationskoeffizient: Zwischen den Münster im Kreisvergleich zu Gebieten mit hohen Ausgangs- Kreisergeb­nissen im Jahr 2000 (Ausgangsniveau) und der werten. Veränderungsrate zwischen 2000 und 2014 besteht ein mittlerer, negativer Zusammenhang (r = –0,57). Demnach Die kreisfreien Städte und Kreise mit überdurchschnitt- verzeichneten Regionen, die im Jahr 2000 eine unterdurch- lich hohen Steigerungsraten zwischen 2000 und 2014 schnittliche Arbeitsproduktivität aufwiesen, zwischen 2000 waren nicht auf bestimmte geografische Regionen in und 2014 eher hohe Wachstumsraten und umgekehrt. ­Nordrhein-Westfalen konzentriert, sondern verteilten sich auf das ganze Bundesland. Die kreisfreien Städte und Kreise Dies bedeutet jedoch nicht, dass in jedem einzelnen Kreis mit vergleichsweise niedrigen Veränderungsraten lagen – bzw. jeder einzelnen kreisfreien Stadt ein Entwicklungsmus- mit Ausnahme von Münster – im Südosten des Landes. ter vorhanden ist, das als konvergent bezeichnet werden kann. Insgesamt hat sich zwischen 2000 und 2014 die Ar- Datenquelle beitsproduktivität in Nordrhein-Westfalen um 27,4 Prozent Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Statisti- erhöht. Die höchsten Arbeitsproduktivitätssteigerungen sche Ämter der Länder. Kreisergebnisse, Berechnungsstand: verzeichneten im genannten Zeitraum die kreisfreien Städte August 2015. Herne (+48,6 Prozent) und Hamm (+41,1 Prozent) sowie der Weiterführende Informationen Kreis Recklinghausen (+48,3 Prozent). Die drei Genannten • Internetangebot der Volkswirtschaftlichen Gesamt­ gehörten Anfang des Jahrtausends zu den Regionen mit den rechnungen der Länder siehe www.vgrdl.de geringsten Werten bei der Arbeitsproduktivität. Hohe Stei- • Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen gerungsraten zwischen 2000 und 2014 wiesen aber auch der L­ änder“ (2016): Zusammenhänge, Bedeutung und der Rhein-Kreis Neuss (+38,9 Prozent) und die kreisfreie Ergebnisse. Stadt Essen (+38,0 Prozent) auf, bei denen im Ausgangsjahr • Görner, Sören (2015): Arbeit für eine starke Wirtschaft? die Werte über dem NRW-Durchschnitt lagen. IT.NRW, Statistik kompakt 03/2015.

Arbeitsproduktivität, Bruttoinlandsprodukt, Erwerbstätige Die Arbeitsproduktivität bezeichnet das Verhältnis der wirtschaftli- ­Arbeitsortprinzip (Inlandskonzept), d. h. die Erwerbstätigen werden chen Leistung (Bruttoinlandsprodukt) zum Arbeitseinsatz (Erwerbs- am Arbeits- und nicht am Wohnort gezählt. tätigenzahl). Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst den Wert der im Inland Im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) hergestellten Waren und Dienstleistungen (Wertschöpfung). Es zählen zu den Erwerbstätigen alle Personen, die einer Erwerbstä- entspricht der Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche zu- tigkeit oder mehreren Erwerbstätigkeiten nachgehen, unabhängig züglich der Gütersteuern und abzüglich der Gütersubventionen. von der Dauer der tatsächlich geleisteten oder vertragsmäßig zu Das Bruttoinlandsprodukt liegt für die Kreisergebnisse der Volks- leistenden wöchentlichen Arbeitszeit. Im Falle mehrerer Tätigkei- wirtschaftlichen Gesamtrechnungen ausschließlich nominal (in je- ten wird der Erwerbstätige nur einmal gezählt (Personenkonzept). weiligen Preisen) vor. Grund hierfür ist, dass Preisindizes zur Defla- Erwerbstätige sind Arbeitnehmer (Arbeiter und Angestellte, margi- tionierung der Daten auf Kreisebene fehlen. nal Beschäftigte, Beamte), Selbstständige oder mithelfende Fami- lienangehörige. Bei der Erwerbstätigenrechnung der VGR gilt das

13 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

3. Wirtschaftsindikatoren im Regionalvergleich – Ergebnisse einer deskriptiven Analyse

Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen in NRW 2014 nach kreisfreien Städten und Kreisen in Euro

Bottrop 48 884 kreisfreie Stadt Herne 55 923 Kreis Heinsberg 56 208 Höxter 56 260 Coesfeld 56 878 Kleve 57 485 Steinfurt 58 361 Euskirchen 58 640 Hochsauerlandkreis 58 642 Borken 58 894 Düren 59 060 Rheinisch-Bergischer Kreis 60 524 Mönchengladbach 60 795 Viersen 61 023 Hamm 61 380 Lippe 61 587 Soest 61 640 Warendorf 61 984 Oberhausen 62 052 Bielefeld 62 220 Städteregion Aachen (einschl. Stadt Aachen) 62 233 Recklinghausen 62 279 Bochum 62 522 Hagen 62 721 Paderborn 62 726 Herford 62 895 Wesel 63 077 Solingen 63 356 Oberbergischer Kreis 63 800 Olpe 63 897 Remscheid 63 987 Dortmund 64 284 Unna 64 412 Ennepe-Ruhr-Kreis 65 005 Märkischer Kreis 66 125 Siegen-Wittgenstein 66 495 Gelsenkirchen 68 113 Krefeld 68 897 Nordrhein-Westfalen 69 402 Minden-Lübbecke 69 863 Mülheim an der Ruhr 70 486 Wuppertal 71 278 Rhein-Sieg-Kreis 71 945 Mettmann 72 254 Rhein-Erft-Kreis 73 592 Duisburg 74 191 Gütersloh 75 658 Münster 76 608 Essen 78 370 Köln 79 221 Rhein-Kreis Neuss 85 542 Leverkusen 86 106 Düsseldorf 91 930 Bonn 99 492 0 20 000 40 000 60 000 80 000 100 000 120 000 14 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Veränderung des Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen in NRW 2014 gegenüber 2000 nach kreisfreien Städten und Kreisen in Prozent

Bottrop +25,6 Herne +48,6 Heinsberg +27,0 Höxter +25,7 Coesfeld +26,5 Kleve +38,9 Steinfurt +28,6 Euskirchen +18,7 Hochsauerlandkreis +26,3 Borken +31,8 Düren +16,7 Rheinisch-Bergischer Kreis +13,9 Mönchengladbach +23,6 Viersen +22,4 Hamm +41,1 Lippe +28,2 Soest +22,0 Warendorf +37,6 Oberhausen +30,5 Bielefeld +27,5 Städteregion Aachen (einschl. Stadt Aachen) +21,8 Recklinghausen +48,3 Bochum +23,0 Hagen +28,1 Paderborn +29,1 Herford +22,3 Wesel +34,7 Solingen +33,5 Oberbergischer Kreis +24,5 Olpe +34,9 Remscheid +29,9 Dortmund +27,7 Unna +34,3 Ennepe-Ruhr-Kreis +33,0 Märkischer Kreis +28,1 Siegen-Wittgenstein +34,7 Gelsenkirchen +21,3 Krefeld +16,8 Nordrhein-Westfalen +27,4 Minden-Lübbecke +28,1 Mülheim an der Ruhr +33,1 Wuppertal +26,2 Rhein-Sieg-Kreis +35,4 Mettmann +28,2 Rhein-Erft-Kreis +22,6 Duisburg +29,2 Gütersloh +32,7 Münster +13,3 Essen +38,0 Köln +19,3 Rhein-Kreis Neuss +38,9 Leverkusen – 2,7 Düsseldorf +23,0 Bonn +27,2 –10 0 10 20 30 40 50 60 15 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

3. Wirtschaftsindikatoren im Regionalvergleich – Ergebnisse einer deskriptiven Analyse

3.2 Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen

Die Wirtschaftsstruktur einer Region kann u. a. auf Basis bzw. 50,4 Prozent über dem im Dienstleistungssektor. Ins- der Wertschöpfungsanteile der drei Wirtschaftsbereiche gesamt konzentrierten sich die industriell geprägten Gebiete Landwirtschaft (genauer: Land-, Forstwirtschaft, Fischerei), (Anteil des produzierenden Gewerbes größer als 40 Prozent) produzierendes Gewerbe und Dienstleistungen dargestellt auf das Bergische Land und die daran angrenzenden Kreise werden. Die Bruttowertschöpfung beschreibt dabei die wirt- Südwestfalens. Aber auch die Kreise Gütersloh und Borken schaftliche Leistung und umfasst den im Produktionsprozess waren 2014 industriell geprägt. geschaffenen Mehrwert. Nachfolgend stehen das produzie- rende Gewerbe und der Dienstleistungsbereich im Zentrum Bei der Mehrzahl der kreisfreien Städte und Kreise lag 2014 der Betrachtung – und somit die Frage des Strukturwandels der Wertschöpfungsanteil des Dienstleistungssektors bei von der Industrie- zur ­Dienstleistungsgesellschaft. Die Da- 60 Prozent und darüber. Die „Dienstleistungsmetropole“ ten für den Sektor Landwirtschaft sind bei den Berechnun- schlechthin in Nordrhein-Westfalen ist die ehemalige Bun- gen berücksichtigt, ohne dass sie im nachfolgenden Text deshauptstadt Bonn (94,7 Prozent). Aber auch die kreisfrei- kommentiert werden. en Städte Münster, Düsseldorf, Köln, Bottrop und Dortmund sind mit Wertschöpfungsanteilen von über 80 Prozent durch Indikator: Bruttowertschöpfung nach Dienstleistungen dominiert. Wirtschaftsbereichen in Prozent Entwicklung zwischen 2000 und 2014 Regionalstruktur im Jahr 2014 Anfang des Jahrtausends war die Wirtschaftsstruktur in Im Jahr 2014 wurden in Nordrhein-Westfalen 71,9 Prozent Nordrhein-­Westfalen im Landesdurchschnitt ähnlich wie der Bruttowertschöpfung im Dienstleistungsbereich und ­heute: Damals wurden 69,1 Prozent der Bruttowertschöpfung 27,7 Prozent im produzierenden Gewerbe geschaffen. Nur im Dienstleistungsbereich und 30,4 Prozent im pr­ oduzierenden im Kreis Olpe und dem Märkischen Kreis lag der Wertschöp- Gewerbe geschaffen, d. h. der Dienstleistungsanteil hat sich in fungsanteil im produzierenden Gewerbe mit 54,7 Prozent den letzten 14 Jahren um 2,8 Prozentpunkte erhöht.

Bruttowertschöpfungsanteil des Dienstleistungsbereichs in NRW 2014 nach kreisfreien Städten und Kreisen in Prozent

Minden-Lübbecke

Steinfurt Herford

Borken

Lippe Bielefeld Münster

Gütersloh Coesfeld Warendorf

Kleve

Recklinghausen Höxter Wesel Hamm Paderborn Bottrop

Gelsen- Ober- kirchen hausen Herne Unna Soest Dortmund

Duis- Bochum burg Mülheim/ Essen Ruhr Ennepe- Krefeld Ruhr- Hagen Kreis Mettmann Viersen Märkischer Hochsauerlandkreis Wuppertal Düssel- Kreis dorf Mönchen- Remscheid gladbach Solingen Rhein-Kreis Neuss Olpe Heinsberg Lever- Rheinisch- kusen Bergischer Kreis Oberbergischer NRW-Durchschnitt: 71,9 Prozent Kreis Rhein- Köln Index NRW=100 Erft- Siegen-Wittgenstein Kreis Indexwerte Bruttowertschöpfungsanteil Anzahl Städteregion Düren Rhein-Sieg-Kreis Aachen des Dienstleistungsbereichs Bonn unter 90 unter 64,7 Prozent 14

90 bis unter 100 64,7 bis unter 71,9 Prozent 24 Euskirchen 100 bis unter 110 71,9 bis unter 79,1 Prozent 9

110 und darüber 79,1 Prozent und darüber 6

© GeoBasis-DE/BKG 2016 Grafik: IT.NRW 16 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Neben dem Märkischen Kreis und dem Kreis Olpe war im schen dem Wertschöpfungsanteil der Dienstleistungen im Jahr 2000 auch die kreisfreie Stadt Leverkusen stark vom Jahr 2000 und der Veränderung zwischen 2000 und 2014 produzierenden Gewerbe geprägt; mit einem Anteil von (in Prozentpunkten) auf Kreisebene ein mittlerer, negativer 63,6 Prozent verzeichnete Leverkusen damals den höchs- Zusammenhang. ten Wert in Nordrhein-Westfalen. Zwischen 2000 und 2014 ist in Leverkusen der Wertschöpfungsanteil des produzie- Beispiele für eine konvergente Entwicklung (unterdurch- renden Gewerbes um ca. 20 Prozentpunkte gesunken – in- schnittlicher Wertschöpfungsanteil im Dienstleistungs- zwischen liegt der Dienstleistungsanteil in Leverkusen bei sektor im Jahr 2000 und überproportionale Zunahme 56,5 ­ Prozent. zwischen 2000 und 2014) sind die kreisfreien Städte Le- verkusen, Remscheid und Krefeld, der Hochsauerlandkreis Deutliche Strukturverschiebungen zugunsten des Dienst- sowie die Kreise Herford und Soest. Dies führte in den be- leistungsbereichs verzeichneten darüber hinaus die kreis- treffenden Regionaleinheiten zu einer Annäherung an den freien Städte Bochum (+10,6 Prozentpunkte), Krefeld NRW- ­Durchschnittswert. Anderseits gab es einige kreisfreie (+7,7 Prozentpunkte), Gelsenkirchen (+7,5 Prozentpunkte) Städte und Kreise, bei denen Anfang des Jahrtausends der und Mönchengladbach (+7,4 Prozentpunkte). Dabei gilt, Dienstleistungsanteil unterdurchschnittlich war und dieser dass in den genannten kreisfreien Städten zwischen 2000 dann zwischen 2000 und 2014 auch noch zurückging (Krei- und 2014 nicht nur der Wertschöpfungsanteil des produzie- se Gütersloh, Olpe und Siegen-­Wittgenstein) oder nur gering renden Gewerbes gesunken sind, sondern auch der (absolu- anstieg (Oberbergischer Kreis, Kreise Borken und Waren- te) Wert der produzierten Waren, also die Bruttowertschöp- dorf), d. h. diese Kreise haben sich noch weiter vom Landes- fung des produzierenden Gewerbes zu Herstellungspreisen. durchschnitt entfernt.

Hat sich die Wirtschaftsstruktur – gemessen an den Wert- Betrachtet man die regionale Verteilung aller kreisfreien schöpfungsanteilen der Wirtschaftsbereiche – zwischen Städte und Kreise, die in den letzten 14 Jahren einen sin- 2000 und 2014 in den Regionen angeglichen? Aus methodi- kenden Dienstleistungsanteil (und damit eine Erhöhung des schen Gründen kann bei Strukturanteilen die Streuung nicht Wertschöpfungsanteils des produzierenden Gewerbes) ver- berechnet werden. Einen ersten Anhaltspunkt gibt jedoch zeichneten, zeigt sich keine eindeutige regionale Konzentra- die Spannweite, also die Differenz zwischen dem höchsten tion: Einige davon liegen im Ruhrgebiet, andere in Westfalen. und niedrigsten Kreisergebnis für den Wertschöpfungsanteil Viel mehr noch gilt dies für die kreisfreien Städte und Kreise, bei Dienstleistungen. Sie hat sich im Beobachtungszeitraum bei denen der Dienstleistungsanteil überproportional zuge- verringert: Im Jahr 2000 betrug die Differenz zwischen dem nommen hat (mehr als 6 Prozentpunkte). Sie sind über das höchsten Wert in der kreisfreien Stadt Bonn (93,4 Prozent) ganze Bundesland verteilt. und dem damals niedrigsten Wert in der kreisfreien Stadt Leverkusen (36,4 Prozent) 57 Prozentpunkte, 14 Jahre spä- Datenquelle ter lag sie bei 49,9 Prozentpunkten (kreisfreie Stadt Bonn/ Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Statisti- Kreis Olpe). Die Verringerung der Spannweite gilt im Übrigen sche Ämter der Länder. Kreisergebnisse, Berechnungsstand: auch, wenn jeweils die drei Extremwerte am oberen und un- August 2015/Februar 2016. teren Ende der Rangskala ausgeschlossen werden (Spann- Weiterführende Informationen weite 2000: 31,6 Prozentpunkte; Spannweite 2014: 27,1 Pro- • Görner, Sören (2015): Arbeit für eine starke Wirtschaft? zentpunkte). Das bedeutet, dass auf Basis dieser Maßzahl IT.NRW, Statistik kompakt 03/2015. eine Annäherung in der Wirtschaftsstruktur festgestellt • Görner, Sören (2011): Der Weg von Kohle und Stahl zu werden kann. Der Korrelationskoeffizient deutet ebenfalls in Dienst ­leistungen: Zur Entwicklung des Strukturwandels diese Richtung: Mit einem Wert von r = –0,41 besteht zwi- im Ruhrgebiet. IT.NRW, Statistik kompakt 02/2011.

Bruttowertschöpfung Die Bruttowertschöpfung wird durch Abzug der Vorleistungen des Bruttoinlandsprodukts zu Marktpreisen zu gelangen. Die Brut- von den Produktionswerten errechnet, sie umfasst also nur den towertschöpfung lässt sich (ebenso wie das Bruttoinlandsprodukt) im Produktionsprozess geschaffenen Mehrwert. Die Bruttowert- aufgrund fehlender regionaler Preisindizes zur Deflationierung der schöpfung ist zu Herstellungspreisen bewertet, d. h. ohne die auf Daten auf Kreisebene nur nominal (in jeweiligen Preisen) darstellen. die Güter zu zahlenden Steuern (Gütersteuern), aber einschließ- Für die hier verwendeten Kreisdaten wird die Bruttowertschöpfung lich der empfangenen Gütersubventionen. Beim Übergang von bis zur Ebene der drei Wirtschaftssektoren aufgegliedert, nämlich der Bruttowertschöpfung (zu Herstellungspreisen) zum Bruttoin- (1) Land-, Forstwirtschaft, Fischerei, (2) produzierendes Gewerbe landsprodukt sind die Nettogütersteuern (Gütersteuern abzüglich sowie (3) Dienstleistungen. Gütersubventionen) global hinzuzufügen, um zu einer Bewertung 17 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

3. Wirtschaftsindikatoren im Regionalvergleich – Ergebnisse einer deskriptiven Analyse

Bruttowertschöpfung in NRW 2014 nach kreisfreien Städten und Kreisen sowie Wirtschaftsbereichen (Landwirtschaft, produzierendes Gewerbe und Dienstleistungsbereich) in Prozent

Olpe 0,5 54,7 44,8 Märkischer Kreis 0,3 50,4 49,4 Gütersloh 0,5 45,3 54,1 Remscheid 0,1 43,9 56,0 Leverkusen 0,0 43,4 56,5 Siegen-Wittgenstein 0,2 43,0 56,8 Borken 1,6 40,5 57,9 Oberbergischer Kreis 0,4 41,5 58,1 Warendorf 1,7 39,8 58,5 Hochsauerlandkreis 1,1 39,9 59,0 Herford 0,3 39,6 60,1 Ennepe-Ruhr-Kreis 0,1 39,2 60,7 Soest 1,1 37,7 61,2 Krefeld 0,1 35,8 64,1 Rhein-Kreis Neuss 0,3 34,9 64,8 Lippe 0,5 33,8 65,7 Steinfurt 1,2 32,5 66,3 Minden-Lübbecke 0,7 33,0 66,3 Unna 0,3 33,1 66,6 Solingen 0,1 32,9 67,0 Paderborn 0,9 31,9 67,2 Wesel 0,7 32,0 67,4 Wuppertal 0,0 32,5 67,4 Gelsenkirchen 0,0 31,9 68,1 Mettmann 0,1 31,6 68,4 Hagen 0,1 31,4 68,5 Rhein-Erft-Kreis 0,3 30,8 68,8 Duisburg 0,0 31,1 68,8 Euskirchen 1,0 29,7 69,2 Oberhausen 0,0 30,1 69,9 Düren 0,8 29,0 70,2 Coesfeld 2,2 27,2 70,6 Hamm 0,3 29,0 70,7 Höxter 2,0 27,1 70,9 Heinsberg 1,0 28,0 70,9 Viersen 1,1 27,8 71,1 Recklinghausen 0,3 28,6 71,2 Mülheim an der Ruhr 0,0 28,8 71,2 Nordrhein-Westfalen 0,4 27,7 71,9 Städteregion Aachen (einschl. Stadt Aachen) 0,2 26,7 73,1 Kleve 3,0 23,2 73,8 Essen 0,0 25,6 74,3 Rheinisch-Bergischer Kreis 0,2 24,2 75,5 Bielefeld 0,1 23,8 76,1 Mönchengladbach 0,1 23,4 76,5 Bochum 0,0 21,8 78,2 Rhein-Sieg-Kreis 0,5 21,0 78,5 Herne 0,0 21,3 78,7 Dortmund 0,0 19,4 80,5 Bottrop 0,3 18,6 81,0 Köln 0,0 16,8 83,1 Düsseldorf 0,0 13,0 87,0 Münster 0,1 11,3 88,6 Bonn 0,0 5,2 94,7 Land-, Forstwirtschaft, Fischerei produzierendes Gewerbe Dienstleistungsbereich 18 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Veränderung des Bruttowertschöpfungsanteils des Dienstleistungsbereichs in NRW 2014 gegenüber 2000 nach kreisfreien Städten und Kreisen in Prozentpunkten

Olpe –0,6 kreisfreie Stadt Märkischer Kreis +2,4 Kreis Gütersloh –2,0 Remscheid +5,3 Leverkusen +20,2 Siegen-Wittgenstein –0,6 Borken +1,8 Oberbergischer Kreis +1,7 Warendorf +1,7 Hochsauerlandkreis +5,1 Herford +5,4 Ennepe-Ruhr-Kreis +3,4 Soest +5,9 Krefeld +7,7 Rhein-Kreis Neuss +2,4 Lippe +5,4 Steinfurt +2,4 Minden-Lübbecke +4,2 Unna –0,4 Solingen +6,0 Paderborn +3,2 Wesel –1,4 Wuppertal +4,6 Gelsenkirchen +7,5 Mettmann +2,9 Hagen +4,3 Rhein-Erft-Kreis +1,0 Duisburg +1,6 Euskirchen +2,0 Oberhausen +1,6 Düren +6,1 Coesfeld +1,3 Hamm –1,5 Höxter +6,5 Heinsberg +2,1 Viersen +5,4 Recklinghausen –4,0 Mülheim an der Ruhr –1,4 Nordrhein-Westfalen +2,8 Städteregion Aachen (einschl. Stadt Aachen) +3,7 Kleve +7,1 Essen – 0,7 Rheinisch-Bergischer Kreis +4,5 Bielefeld +2,4 Mönchengladbach +7,4 Bochum +10,6 Rhein-Sieg-Kreis +6,0 Herne +2,8 Dortmund +1,5 Bottrop +4,2 Köln +0,8 Düsseldorf +0,6 Münster +1,7 Bonn +1,4 –5 0 5 10 15 20 19 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

3. Wirtschaftsindikatoren im Regionalvergleich – Ergebnisse einer deskriptiven Analyse

3.3 Betriebsgründungsabsichten

Betriebsgründungen und -schließungen haben Einfluss auf Regionalstruktur 2014 die Wirtschaftsentwicklung und prägen in hohem Maße den Im Dreijahresmittel 2013 bis 2015 in Nordrhein-­ ökonomischen Strukturwandel. Im Gründungsgeschehen Westfalen rein rechnerisch 74,1 Anmeldungen für die Neu- spiegelt sich die Standortqualität ebenso wider wie die In- errichtung eines Betriebs auf 10 000 Einwohner. Diejenigen novationsfähigkeit einer Region. Existenzgründungen bil- Kreise und kreisfreien Städte, die deutlich höhere Grün- den aber nicht nur den Motor des Strukturwandels, sondern dungsabsichten registrierten, lagen größerenteils entlang schaffen auch neue Arbeitsplätze. Nicht zuletzt kann die der Rheinschiene. Angeführt wurde die Rangliste von fünf Gründung eines eigenen Betriebs ein Weg aus der Arbeits- kreisfreien Städten, nämlich Düsseldorf mit 117 Neuerrich- losigkeit sein. tungen je 10 000 Einwohner, gefolgt von Wuppertal, Köln, Mönchengladbach und Duisburg. Sie verzeichneten, ebenso Indikator: Gewerbeanmeldungen für wie der Kreis Viersen und die kreisfreie Stadt Essen, mehr Neuerrichtungen je 10 000 Einwohner als 88 Gründungsabsichten je 10 000 Einwohner.

Als Indikator für das Gründungsgeschehen werden im fol- Nicht einmal halb so viele potenzielle Gründungen wie in genden die Gewerbeanmeldungen für Neuerrichtungen ver- Düsseldorf gab es im Kreis Höxter mit 51,4 Neuerrichtungen wendet. Auch wenn es sich bei den Gewerbeanmeldungen je 10 000 Einwohner; dieser Wert war 2014 der niedrigste. zunächst nur um Absichtserklärungen handelt, die nicht Auf den weiteren Positionen folgten die Kreise Coesfeld, zwangsläufig in der Ausübung eines Gewerbes münden müs- Steinfurt, Warendorf sowie die kreisfreie Stadt Bottrop mit sen, geben die Daten einen Eindruck zur Gründungsdynamik. relativ niedrigen Werten. Die Mehrzahl der kreisfreien Städte und Kreise, die unterdurchschnittliche Gründungsaktivitä- ten aufwiesen, lagen im Münsterland, in Südwestfalen und in Ostwestfalen-Lippe. Mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis, dem Kreis

Gewerbeanmeldungen für Neuerrichtungen je 10 000 Einwohner in NRW 2014 (Dreijahresmittelwert 2013 bis 2015) nach kreisfreien Städten und Kreisen

Minden-Lübbecke

Steinfurt Herford

Borken

Lippe Bielefeld Münster

Gütersloh Coesfeld Warendorf

Kleve

Recklinghausen Höxter Wesel Hamm Paderborn Bottrop

Gelsen- Ober- kirchen hausen Herne Unna Soest Dortmund

Duis- Bochum burg Mülheim/ Essen Ruhr Ennepe- Krefeld Ruhr- Hagen Kreis Mettmann Viersen Märkischer Hochsauerlandkreis Wuppertal Düssel- Kreis dorf Mönchen- Remscheid gladbach Solingen Rhein-Kreis Neuss Olpe Heinsberg Lever- Rheinisch- kusen Bergischer Kreis Oberbergischer NRW-Durchschnitt: 74,1 Neuerrichtungen je 10 000 Einwohner Kreis Rhein- Köln Index NRW=100 Erft- Siegen-Wittgenstein Kreis

Städteregion Düren Rhein-Sieg-Kreis Indexwerte Gewerbeanmeldungen für Anzahl Aachen ­Neuerrichtungen je 10 000 EW Bonn unter 90 unter 67,0 22

Euskirchen 90 bis unter 100 67,0 bis unter 74,1 13

100 bis unter 110 74,1 bis unter 81,5 8

110 und darüber 81,5 und darüber 10

© GeoBasis-DE/BKG 2016 Grafik: IT.NRW 20 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Recklinghausen sowie den kreisfreien Städten Bottrop und ­Werte in Nordrhein-Westfalen auf, verzeichneten dann aber Hagen gehörten auch Teile des Ruhrgebiets zu den Regionen mit einem Plus von über 30 Prozent die höchsten Steige- mit vergleichsweise wenigen potenziellen Gründungen (we- rungsraten. Beispiele hierfür sind aber auch die kreisfreien niger als 65 Neuerrichtungen je 10 000 Einwohner). Städte Köln und Mönchengladbach sowie der Kreis Viersen, der Rheinisch-Bergische und der Rhein-Sieg-Kreis: Sie ver- Entwicklung zwischen 2000 und 2014 buchten – ausgehend von den höchsten Gründungszahlen Anfang des Jahrtausends lag die Zahl der Gründungsab- im Land – zwischen 2000 und 2014 unterdurchschnittliche sichten im Landesdurchschnitt bei 70,5 je 10 000 Einwoh- oder gar negative Veränderungsraten. ner. Auch damals lagen alle Kreise und kreisfreien Städte mit Werten über dem NRW-Durchschnitt im Rheinland, die- Diese Entwicklungen, die sich am oberen und unteren Ende jenigen mit unterdurchschnittlichen Werten mehrheitlich in der Rangliste vollzogen haben, wurden jedoch – so zeigt der Westfalen. Den höchsten Wert wies damals mit 109,6 Neu- Vergleich der Streuungswerte der Jahre 2000 und 2014 – errichtungen je 10 000 Einwohner die kreisfreie Stadt Köln offensichtlich überlagert von anderen (divergenten) Tenden- auf, den niedrigsten Wert die kreisfreie Stadt Herne (45,0). zen, wie sie z. B. für das gesamte Münsterland galten: Dort waren bereits 2000 die Neuerrichtungszahlen im Vergleich Die Streuung hat sich zwischen 2000 und 2014 erhöht: Die zum Landesdurchschnitt gering; rückläufige Zahlen in den Abstände zwischen den Kreisergebnissen vergrößerten sich letzten 14 Jahren haben diesen Abstand noch vergrößert. im Durchschnitt. 2000 wich die Zahl der Neuerrichtungen Die kreisfreien Städte Düsseldorf und Wuppertal sind Bei- je 10 000 Einwohner in den kreisfreien Städten und Kreisen spiele, die – ausgehend von einem hohen Niveau bei der Zahl durchschnittlich um 14,5 Prozent vom Mittelwert im Land ab, der Neuerrichtungen und hohen Zuwächsen – in der Rang- 14 Jahre später waren es 15,9 Prozent. Dies gilt, obwohl der liste nach ganz oben gerückt sind. Korrelationskoeffizient mit einem Wert r = –0,31 einen mit- telleichten negativen Zusammenhang zwischen Ausgangsni- Im Ruhrgebiet verbuchten fast alle kreisfreien ­Städte (Gelsen­ veau und Veränderungsrate aufweist, d.h. kreisfreie Städte kirchen, Duisburg, Herne, Hagen, Essen und ­Bochum) im Be- bzw. Kreise mit unterdurchschnittlichen Gründungszahlen obachtungszeitraum ­überdurchschnittlich hohe Zuwächse, im Jahr 2000 wiesen tendenziell überdurchschnittliche Ver- die von +12,4 Prozent (Bochum) bis +50,3 Prozent (Gelsen­ änderungsraten im Analysezeitraum auf und umgekehrt. kirchen) reichten. Dies hätte eigentlich eher zu einer Angleichung führen müs- sen (zur methodischen Erklärung der Unterschiede zwischen Datenquelle gewichteter Streuung und Korrelationsanalyse siehe Seite 6). Gewerbeanzeigenstatistik, Information und Technik Nordrhein-­Westfalen. Gebietseinheiten, in denen sich eine Entwicklung in Richtung Weiterführende Informationen einer Angleichung (Konvergenz) vollzog, sind ­beispielsweise • Kositza, Judith (2016): Gewerbetreibende in die kreisfreien Städte Herne, Hagen und Gelsenkirchen: ­Nordrhein-Westfalen: Macht der Pass einen Unterschied? Sie wiesen Anfang des Jahrtausends (mit) die niedrigsten IT.NRW, Statistik kompakt 06/2016.

Gewerbeanmeldung, Neuerrichtungen, Dreijahresdurchschnitt und Einwohnerzahl Als Gewerbe gilt jede selbstständige Tätigkeit, die auf Dauer ange- gleichzusetzen. Aus sprachlichen Gründen wird bei der textlichen legt ist und mit der Absicht der Gewinnerzielung betrieben wird. Beschreibung dennoch der Begriff „Gründung“ verwendet.

Die überwiegende Mehrzahl der Gewerbeanmeldungen (über Um Schwankungen im Meldeverhalten sowie Zeitverzögerungen 80 Prozent) betreffen Neuerrichtungen von Betrieben, die sowohl zwischen Meldung und Gründung zu glätten, wird im Rahmen die- Neugründungen als auch Umwandlungen beinhalten. Bei den Neu- ser Analyse der Dreijahresdurchschnitt für die Neuerrichtungen errichtungen fehlen Zuzüge von bereits bestehenden Betrieben aus zugrunde gelegt, d. h. der Wert für das Jahr 2000 ergibt sich als dem Bereich einer anderen Gewerbemeldebehörde sowie diejeni- Mittelwert der Jahr 1999 bis 2001, der für das Jahr 2014 als Mittel- gen Anmeldungen, die aus der Übernahme eines bereits bestehen- wert der Jahre 2013 bis 2015. den Betriebes resultieren. Der Mittelwert wird bezogen auf je 10 000 Einwohner in der jeweili- Da es sich bei den Gewerbeanmeldungen um Absichtserklärungen gen Gebietseinheit (für 2000: Einwohnerzahl Stand 31.12.1999 auf handelt, können keine Aussagen darüber gemacht werden, ob die Basis der Fortschreibung der Ergebnisse der Volkszählung 1987; Gewerbetreibenden tatsächlich auf dem Markt aktiv werden. Somit für 2014: Einwohnerzahl Stand 31.12.2013 auf Basis der Fortschrei- sind Gewerbeanmeldungen nur zum Teil mit Existenzgründungen bung des Zensus 2011). 21 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

3. Wirtschaftsindikatoren im Regionalvergleich – Ergebnisse einer deskriptiven Analyse

Gewerbeanmeldungen für Neuerrichtungen je 10 000 Einwohner in NRW 2014 (Dreijahresmittelwert 2013 bis 2015) nach kreisfreien Städten und Kreisen

Höxter 51,4 kreisfreie Stadt Coesfeld 54,5 Kreis Steinfurt 55,1 Warendorf 55,3 Bottrop 57,5 Olpe 57,6 Borken 57,6 Märkischer Kreis 59,3 Unna 60,3 Münster 60,5 Hochsauerlandkreis 60,8 Soest 61,0 Minden-Lübbecke 61,3 Wesel 61,8 Ennepe-Ruhr-Kreis 62,5 Gütersloh 62,6 Recklinghausen 62,8 Lippe 62,9 Hagen 64,1 Remscheid 64,9 Siegen-Wittgenstein 65,2 Herne 65,6 Mülheim an der Ruhr 67,4 Oberhausen 67,9 Herford 68,6 Oberbergischer Kreis 68,9 Paderborn 68,9 Düren 68,9 Bielefeld 70,2 Städteregion Aachen (einschl. Stadt Aachen) 70,3 Bochum 71,1 Leverkusen 71,4 Hamm 71,5 Heinsberg 71,6 Rheinisch-Bergischer Kreis 71,8

Nordrhein-Westfalen 74,1 Rhein-Kreis Neuss 75,2 Euskirchen 75,5 Dortmund 77,1 Gelsenkirchen 77,4 Mettmann 78,2 Kleve 80,9 Solingen 80,9 Bonn 81,0 Rhein-Sieg-Kreis 81,6 Krefeld 84,6 Rhein-Erft-Kreis 84,9 Essen 88,2 Viersen 88,5 Duisburg 88,9 Mönchengladbach 89,6 Köln 97,0 Wuppertal 98,9 Düsseldorf 117,0 0 20 40 60 80 100 120 140 22 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Veränderung der Gewerbeanmeldungen in NRW 2014 gegenüber 2000 nach kreisfreien Städten und Kreisen in Prozent

Höxter +3,4 Coesfeld –9,3 Steinfurt –5,4 Warendorf –0,3 Bottrop +3,8 Olpe +3,4 Borken –11,5 Märkischer Kreis –2,7 Unna +0,3 Münster –5,2 Hochsauerlandkreis +7,1 Soest –10,3 Minden-Lübbecke +0,8 Wesel –1,2 Ennepe-Ruhr-Kreis –1,5 Gütersloh –1,2 Recklinghausen +2,5 Lippe –0,7 Hagen +30,2 Remscheid +6,1 Siegen-Wittgenstein +14,1 Herne +45,7 Mülheim an der Ruhr –6,5 Oberhausen –2,4 Herford –1,4 Oberbergischer Kreis +5,2 Paderborn –1,2 Düren +4,1 Bielefeld +1,8 Städteregion Aachen (einschl. Stadt Aachen) +0,7 Bochum +12,4 Leverkusen +11,2 Hamm +16,0 Heinsberg +1,8 Rheinisch-Bergischer Kreis –13,1 Nordrhein-Westfalen +5,0 Rhein-Kreis Neuss –2,7 Euskirchen –2,8 Dortmund +11,2 Gelsenkirchen +50,3 Mettmann +3,0 Kleve +12,8 Solingen +11,5 Bonn +4,0 Rhein-Sieg-Kreis –0,4 Krefeld +18,5 Rhein-Erft-Kreis +6,2 Essen +24,4 Viersen +1,2 Duisburg +46,5 Mönchengladbach +2,0 Köln –11,5 Wuppertal +23,4 Düsseldorf +17,9 –20 –10 0 10 20 30 40 50 60 23 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

3. Wirtschaftsindikatoren im Regionalvergleich – Ergebnisse einer deskriptiven Analyse

3.4 Lohnkosten

Im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen Regionalstruktur im Jahr 2014 wird das sogenannte Arbeitnehmerentgelt berechnet. Es Die Lohnkosten in Nordrhein-Westfalen lagen im Jahr 2014 ist eine wichtige gesamtwirtschaftliche Kostengröße, da bei durchschnittlich 39 705 Euro je Arbeitnehmer. Entlang mit ihm der Aufwand für den Produktionsfaktor Arbeit und der Rheinschiene, in den kreisfreien Städten Düsseldorf, somit die Lohnkosten weitgehend abgebildet werden. Das ­Leverkusen, Köln und Bonn sowie im Kreis Mettmann, wur- Arbeitnehmerentgelt setzt sich zusammen aus den Brutto­ den die höchsten Arbeitnehmerentgelte gezahlt (jeweils löhnen und -gehältern sowie den tatsächlichen und unter- mehr als 10 Prozent über dem Landesdurchschnitt). Die stellten Sozialbeiträgen der Arbeitgeber. Höhe reichte dort von 44 098 Euro im Kreis Mettmann bis zu 50 997 Euro in der Landeshauptstadt Düsseldorf. Indikator: Arbeitnehmerentgelt (Lohnkosten) je Arbeitnehmer in Euro Die geringsten Lohnkosten (mehr als 10 Prozent unter dem Landesdurchschnitt) verzeichneten mehrheitlich Kreise, die Die Höhe der Lohnkosten in den Regionen hängt von sehr un- an den Grenzen Nordrhein-Westfalens liegen, und zwar so- terschiedlichen Faktoren ab: Genannt seien beispielsweise wohl an den Außengrenzen zu Belgien und den Niederlanden die jeweilige Wirtschaftsstruktur und, damit einhergehend, als auch an den Grenzen zu den anderen Bundesländern. Ne- die unterschiedlich hohen Löhne und Gehälter in den einzel- ben neun Kreisen am Rande Nordrhein-Westfalens galt dies nen Branchen. Aber auch Unterschiede in der Beschäftig- auch für die kreisfreie Stadt Hamm sowie die Kreise Düren, tenstruktur, wie beispielsweise die Verteilung von Voll- und Wesel, Coesfeld und den Rheinisch-Bergischen Kreis. Teilzeitbeschäftigung, führen zu unterschiedlich hohen Ar- beitnehmerentgelten.

Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer in NRW 2014 nach kreisfreien Städten und Kreisen in Euro

Minden-Lübbecke

Steinfurt Herford

Borken

Lippe Bielefeld Münster

Gütersloh Coesfeld Warendorf

Kleve

Recklinghausen Höxter Wesel Hamm Paderborn Bottrop

Gelsen- Ober- kirchen hausen Herne Unna Soest Dortmund

Duis- Bochum burg Mülheim/ Essen Ruhr Ennepe- Krefeld Ruhr- Hagen Kreis Mettmann Viersen Märkischer Hochsauerlandkreis Wuppertal Düssel- Kreis dorf Mönchen- Remscheid gladbach Solingen Rhein-Kreis Neuss Olpe Heinsberg Lever- Rheinisch- kusen Bergischer NRW-Durchschnitt: 39 705 Euro je Arbeitnehmer Kreis Oberbergischer Kreis Index NRW=100 Rhein- Köln Erft- Siegen-Wittgenstein Kreis Indexwerte Arbeitnehmerentgelt Anzahl Städteregion Düren Rhein-Sieg-Kreis Aachen je Arbeitnehmer Bonn unter 90 unter 35 734 Euro 14

90 bis unter 100 35 734 bis unter 39 705 Euro 24 Euskirchen 100 bis unter 110 39705 bis unter 43 675 Euro 10

110 und darüber 43 675 Euro und darüber 5

© GeoBasis-DE/BKG 2016 Grafik: IT.NRW

24 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Entwicklung zwischen 2000 und 2014 Datenquelle Im Jahr 2000 wurden in Nordrhein-Westfalen 32 384 Euro Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Statisti- je Arbeitnehmer aufgewendet. Die durchschnittliche Abwei- sche Ämter der Länder. Kreisergebnisse, Berechnungsstand: chung der Kreisergebnisse vom Landesdurchschnitt lag im August 2015/Februar 2016. Jahr 2000 bei 9,4 Prozent und im Jahr 2014 bei 10,0 Prozent. Weiterführende Informationen Das bedeutet, dass die Unterschiede bei den Lohnkosten im • Internetangebot der Volkswirtschaftliche Gesamt­ Kreisvergleich nahezu unverändert geblieben sind. rechnungen der Länder siehe www.vgrdl.de • Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen Im Jahr 2000 reichte die Spannweite des Entgelts je Arbeit- der L­ änder“ (2016): Zusammenhänge, Bedeutung und nehmer von 25 065 Euro im Kreis Heinsberg bis 41 630 Euro Ergebnisse. in der kreisfreien Stadt Leverkusen. Auch im Jahr 2000 er- gaben die regionalen Unterschiede bei den Lohnkosten ein ähnliches Bild wie im Jahr 2014: Viele Kreise in den Grenz- regionen verzeichneten niedrige, die kreisfreien Städte und Kreise entlang der Rheinschiene mehrheitlich hohe Werte (jeweils 10 Prozent unter bzw. über dem Landes­ durchschnitt).

Das Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer ist zwischen 2000 und 2014 in allen kreisfreien Städten und Kreisen gestiegen. Im NRW-Durchschnitt betrug das Plus nominal 22,6 Pro- zent. Die geringsten Zuwächse verzeichneten die Kreise Düren und Wesel sowie die kreisfreie Stadt Dortmund, die höchsten Steigerungsraten die Kreise Siegen-­Wittgenstein, Mettmann und Heinsberg. Dabei ist keine Konzentration auf bestimmte Regionen erkennbar, vielmehr verteilen sich die Gebietseinheiten mit hohen bzw. geringen Zuwächsen über das gesamte Land.

Der Wert des Korrelationskoeffizienten r( = –0,06), der kei- nen Zusammenhang zwischen dem Ausgangsniveau im Jahr 2000 und der Veränderung zwischen 2000 und 2014 nach- weist, deutet darauf hin, dass die Entwicklung der letzten 14 Jahre strukturerhaltend war, also weder eine konvergente noch eine divergente Entwicklung nachweisbar ist.

Arbeitnehmerentgelte, Arbeitnehmer Das Arbeitnehmerentgelt umfasst sämtliche Geld- und Sachleis- Zu den Arbeitnehmern zählen im Rahmen der Volkswirtschaftli- tungen, die den innerhalb eines Wirtschaftsgebietes beschäftigten chen Gesamtrechnungen Arbeiter, Angestellte, Beamte und margi- Arbeitnehmern aus den Arbeits- oder Dienstverhältnissen zuge- nal Beschäftigte. Sie sind eine Teilmenge der Erwerbstätigen (siehe flossen sind. Das Arbeitnehmerentgelt setzt sich zusammen aus Methodenkasten Seite 13). den Bruttolöhnen und -gehältern sowie den tatsächlichen und un- terstellten Sozialbeiträgen der Arbeitgeber. Nicht dazu zählt das Einkommen von Selbstständigen oder deren mithelfenden Famili- enangehörigen.

25 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

3. Wirtschaftsindikatoren im Regionalvergleich – Ergebnisse einer deskriptiven Analyse

Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer in NRW 2014 nach kreisfreien Städten und Kreisen in Euro

Kleve 32 015 kreisfreie Stadt Heinsberg 32 122 Kreis Höxter 32 439 Coesfeld 32 636 Borken 33 607 Steinfurt 33 880 Wesel 34 203 Rhein-Sieg-Kreis 34 297 Euskirchen 34 548 Düren 35 103 Hochsauerlandkreis 35 133 Viersen 35 235 Rheinisch-Bergischer Kreis 35 603 Hamm 35 640 Paderborn 35 797 Soest 35 865 Bottrop 36 045 Unna 36 080 Recklinghausen 36 248 Warendorf 36 464 Lippe 36 533 Herford 36 549 Olpe 36 709 Solingen 36 786 Mönchengladbach 36 885 Minden-Lübbecke 37 093 Oberbergischer Kreis 37 572 Oberhausen 37 616 Ennepe-Ruhr-Kreis 38 212 Städteregion Aachen (einschl. Stadt Aachen) 38 223 Gelsenkirchen 38 582 Bochum 38 716 Gütersloh 38 878 Bielefeld 38 931 Dortmund 39 207 Märkischer Kreis 39 213 Rhein-Erft-Kreis 39 444 Hagen 39 474 Nordrhein-Westfalen 39 705 Wuppertal 40 024 Siegen-Wittgenstein 40 095 Remscheid 40 621 Herne 40 719 Münster 41 585 Krefeld 42 358 Essen 42 623 Duisburg 42 723 Mülheim an der Ruhr 42 801 Rhein-Kreis Neuss 43 529 Mettmann 44 098 Köln 46 299 Bonn 47 865 Leverkusen 49 418 Düsseldorf 50 997 0 10 000 20 000 30 000 40 000 50 000 60 000 26 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Veränderung des Arbeitnehmerentgelts in NRW 2014 gegenüber 2000 nach kreisfreien Städten und Kreisen in Prozent

Kleve +18,3 Heinsberg +28,2 Höxter +25,1 Coesfeld +23,7 Borken +21,0 Steinfurt +23,2 Wesel +16,4 Rhein-Sieg-Kreis +18,3 Euskirchen +18,0 Düren +16,1 Hochsauerlandkreis +24,5 Viersen +19,0 Rheinisch-Bergischer Kreis +23,5 Hamm +18,1 Paderborn +22,8 Soest +24,7 Bottrop +22,7 Unna +24,3 Recklinghausen +20,9 Warendorf +21,0 Lippe +22,7 Herford +19,2 Olpe +28,1 Solingen +24,2 Mönchengladbach +20,8 Minden-Lübbecke +26,6 Oberbergischer Kreis +21,2 Oberhausen +24,4 Ennepe-Ruhr-Kreis +24,0 Städteregion Aachen (einschl. Stadt Aachen) +21,1 Gelsenkirchen +27,6 Bochum +20,1 Gütersloh +22,5 Bielefeld +21,9 Dortmund +17,6 Märkischer Kreis +24,8 Rhein-Erft-Kreis +18,7 Hagen +24,2 Nordrhein-Westfalen +22,6 Wuppertal +21,8 Siegen-Wittgenstein +28,9 Remscheid +21,3 Herne +23,5 Münster +22,6 Krefeld +18,6 Essen +22,3 Duisburg +26,3 Mülheim an der Ruhr +27,0 Rhein-Kreis Neuss +23,7 Mettmann +28,3 Köln +19,4 Bonn +24,5 Leverkusen +18,7 Düsseldorf +27,8 0 5 10 15 20 25 30 35 27 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

3. Wirtschaftsindikatoren im Regionalvergleich – Ergebnisse einer deskriptiven Analyse

3.5 Arbeitskräfteangebot

Die Erwerbsquote ist ein Indikator für das zur Verfügung Entwicklung zwischen 2000 und 2015 stehende Potenzial an Arbeitskräften und damit für das Ar- Im Jahr 2000 lag die Erwerbsquote in Nordrhein-Westfalen beitskräfteangebot eines Wirtschaftsraums. Sie misst den bei 67,2 Prozent und damit um 7,4 Prozentpunkte unter dem Anteil derjenigen Personen an der erwerbsfähigen Bevölke- Wert des Jahres 2015. Damals wichen die Kreisergebnisse rung, die eine erwerbswirtschaftliche Tätigkeit ausüben (Er- durchschnittlich um 3,4 Prozent vom NRW-Durchschnitt ab. werbstätige) oder anstreben (Erwerbslose). Das bedeutet, dass die Streuung auch schon vor 15 Jahren verhältnismäßig gering war und sie sich zwischen 2000 und Indikator: Erwerbsquote in Prozent 2015 kaum verändert hat.

Regionalstruktur im Jahr 2015 Wie haben sich die Erwerbsquoten in den einzelnen kreisfrei- 2015 lag die Erwerbsquote in Nordrhein-Westfalen bei en Städten bzw. Kreisen zwischen 2000 und 2015 verändert? 74,6 Prozent. Zwischen den kreisfreien Städten und Krei- Festzustellen ist zunächst, dass in allen kreisfreien Städten sen zeigen sich zwar Unterschiede, allerdings ist die und Kreisen Nordrhein-Westfalens die Erwerbsquote ange- Streuung, also die durchschnittliche Abweichung vom stiegen ist. Besonders deutliche Zuwächse (mehr als 10 Pro- NRW- ­Durchschnitt, mit einem Wert von 3,3 Prozent verhält- zentpunkte) verzeichneten die kreisfreie Stadt Bottrop, die nismäßig gering. Kreise Heinsberg, Kleve, Unna, Steinfurt, Olpe, Soest sowie der Rhein-Kreis Neuss und der Hochsauerlandkreis. Die ge- Die kreisfreie Stadt Gelsenkirchen hatte 2015 mit 67,0 Pro- ringsten Zunahmen (weniger als 4 Prozentpunkte) wurden in zent die niedrigste, der Hochsauerlandkreis mit 79,7 Prozent den kreisfreien Städten Bielefeld und Wuppertal, der Städ- die höchste Erwerbsquote in Nordrhein-Westfalen. Neben teregion Aachen und im Kreis Viersen registriert. Die geo- der kreisfreien Stadt Gelsenkirchen verzeichneten weitere grafische Lage der genannten kreisfreien Städte und Kreise zwei Ruhrgebietsstädte (kreisfreie Städte Herne und Duis- lassen dabei keine Konzentration auf einzelne Regionen er- burg) sowie die Städteregion Aachen geringe Erwerbsquo- kennen, vielmehr sind sie über das ganze Land verteilt. ten (niedriger als 70 Prozent). In den nördlichen Kreisen Nordrhein-Westfalens, insbesondere in Teilen des Müns- Datenquelle terlands sowie im Hochsauerlandkreis war indes das Ar- Mikrozensus, Information und Technik Nordrhein-Westfalen. beitskräfteangebot mit Erwerbsquoten von über 78 Prozent besonders groß. Insgesamt zeigt sich, dass höhere Erwerbs- quoten vorwiegend in Kreisen, niedrigere Erwerbsquoten vorwiegend in kreisfreien Städten vorherrschen.

Erwerbsquote Die Erwerbsquote gibt den prozentualen Anteil der Erwerbs­ bung während des ganzen Jahres stattgefunden hat. Ab dem Jahr personen (Erwerbstätige und Erwerbslose) im Alter von 15 bis unter 2005 werden Jahresdurchschnittswerte ausgewiesen. Die Anga- 65 Jahren an der Bevölkerung entsprechenden Alters wieder. Sie ben für die Jahre vor 2005 beziehen sich dagegen auf eine festge- steht somit für den Anteil der Erwerbsper­sonen – also Personen, legte Berichtswoche im März, April oder Mai. Das bedeutet, dass die Arbeit haben oder suchen – an der gleichaltrigen Gruppe in der bei der Beschreibung der Entwicklung zwischen den Jahren 2000 Gesamtbevölkerung. und 2015 ein Teil der Veränderungen, der jedoch nicht quantifizier- bar ist, methodisch bedingt sein kann. Die Datengrundlage für die Erwerbsquote ist der Mikrozensus, in den die Arbeitskräfteerhebung der Europäischen Union integriert Unterschiede bei den Erwerbstätigenzahlen ist. Bei der Abgrenzung der Merkmale „Erwerbstätige“ und „Er- Beim Merkmal „Erwerbstätigkeit“ gibt es definitorische und me- werbslose“ gilt das sogenannte Labour-Force-Konzept der Interna- thodische Unterschiede zwischen dem Labour-Force-Konzept des tionalen Arbeitsorganisation (ILO). Mikrozensus und der Erwerbstätigenrechnung der Volkswirtschaft- lichen Gesamtrechnungen (VGR). Beide Datenquellen werden im Methodenwechsel beim Mikrozensus im Jahr 2005 Rahmen dieser Publikation verwendet, weswegen die Unterschiede Bei Zeitreihenvergleichen ist zu beachten, dass beim Mikrozensus kurz erläutert werden. zum 1. Januar 2005 eine Umstellung des Erhebungskonzepts von einer festgelegten Berichtswoche auf eine kontinuierliche Erhe-

28 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Erwerbsquote in NRW 2015 nach kreisfreien Städten und Kreisen in Prozent

Minden-Lübbecke

Steinfurt Herford

Borken

Lippe Bielefeld Münster

Gütersloh Coesfeld Warendorf

Kleve

Recklinghausen Höxter Wesel Hamm Paderborn Bottrop

Gelsen- Ober- kirchen hausen Herne Unna Soest Dortmund

Duis- Bochum burg Mülheim/ Essen Ruhr Ennepe- Krefeld Ruhr- Hagen Kreis Mettmann Viersen Märkischer Hochsauerlandkreis Wuppertal Düssel- Kreis dorf Mönchen- Remscheid gladbach Solingen Rhein-Kreis NRW-Durchschnitt: 74,6 Prozent Neuss Olpe Heinsberg Lever- Rheinisch- Index NRW=100 kusen Bergischer Kreis Oberbergischer Kreis Rhein- Köln Erft- Siegen-Wittgenstein Indexwerte Erwerbsquote in Prozent Anzahl Kreis

Städteregion Düren unter 95 unter 70,9 Prozent 4 Rhein-Sieg-Kreis Aachen

Bonn 95 bis unter 100 70,9 bis unter 74,6 Prozent 23

100 bis unter 105 74,6 bis unter 78,3 Prozent*) 20

Euskirchen 105 und darüber 78,3 Prozent und darüber 6

*) Durch Berücksichtigung weiterer Nachkommastellen wird der Kreis Olpe hier zugeordnet.

© GeoBasis-DE/BKG 2016 Grafik: IT.NRW

Weiterführende Informationen • Ströker, Kerstin; Cicholas, Ulrich (2016): Wie viele • Munz-König, Eva (2014): Unterbeschäftigung, Erwerbs- Erwerbs ­personen hat Nordrhein-Westfalen 2040/2060? losigkeit und Stille Reserve: Welches Erwerbspotenzial Modell ­rechnung zur Entwicklung der Erwerbspersonen. bleibt ungenutzt? IT.NRW, Statistik kompakt 05/2014. IT.NRW, Statistik kompakt 03/2016. • Seifert, Wolfgang (2012): Die Entwicklung des Erwerbs­ personenpotenzials in Nordrhein-Westfalen. IT.NRW, Statistik kompakt 07/2012.

Die verschiedenen Abgrenzungen führen zu abweichenden Ergeb- wenn die Befragten sich hauptsächlich als Rentner, Arbeitslose, nissen: Im Rahmen des Mikrozensus wurden für das Jahr 2015 in Hausfrauen oder Studierende verstehen und sie kleinere Neben- Nordrhein-Westfalen 8 361 000 Erwerbstätige am Wohnort ermit- tätigkeiten nicht angeben. Die VGR hingegen greift im Bereich telt, die Erwerbstätigenrechnung der VGR indes berechnete insge- der marginalen Beschäftigungen überwiegend auf die Angaben samt 9 181 500 Erwerbstätige am Arbeitsort (Berechnungsstand aus den gesetzlich vorgeschriebenen Meldungen zur geringfügi- August 2015/Februar 2016). gen Beschäftigung zurück. 3. Die Ergebnisse von Mikrozensus und Erwerbstätigenrechnung Die Unterschiede haben dabei vor allem folgende Ursachen: weichen definitorisch bei der Abgrenzung von Erwerbstätigen 1. Im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ab, die ihre Tätigkeit unterbrochen haben. (VGR) wird die Zahl der Erwerbstätigen auf Basis von etwa 4. Die Erwerbstätigen der VGR werden am Arbeitsort ausgewiesen, 60 Statistiken geschätzt, während der Mikrozensus als Haus- zur Berechnung der Erwerbsquote werden die Erwerbstätigen haltsbefragung auf den Angaben der Befragten basiert. am Wohnort ausgewiesen. 2. Die Definition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zur Erwerbstätigkeit weicht deutlich vom Alltagsverständnis ab, da Eine detaillierte Beschreibung zu den „Abweichungen zwischen Er- bezahlte Tätigkeiten bereits ab einem Umfang von einer S­ tunde werbstätigenrechnung und Mikrozensus bei der Zahl der Erwerbs- pro Woche als Erwerbstätigkeit gezählt werden. Der geringe tätigen“ finden Sie unter www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/ Stundenumfang führt bei Haushaltserhebungen wie dem Mikro- GesamtwirtschaftUmwelt/Arbeitsmarkt/Methoden/ETR_zum_ zensus tendenziell zu einer Untererfassung, insbesondere dann, MZ.html

29 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

3. Wirtschaftsindikatoren im Regionalvergleich – Ergebnisse einer deskriptiven Analyse

Erwerbsquote in NRW 2015 nach kreisfreien Städten und Kreisen in Prozent

Gelsenkirchen 67,0 kreisfreie Stadt Herne 68,2 Kreis Duisburg 68,7 Städteregion Aachen (einschl. Stadt Aachen) 69,0 Wuppertal 71,1 Oberhausen 71,2 Recklinghausen 71,3 Bottrop 71,3 Hamm 71,3 Wesel 71,6 Bochum 71,9 Düren 72,3 Dortmund 72,5 Leverkusen 72,7 Krefeld 72,7 Rhein-Erft-Kreis 73,1 Essen 73,2 Hagen 73,3 Märkischer Kreis 73,4 Remscheid 73,9 Euskirchen 74,0 Mülheim an der Ruhr 74,2 Unna 74,2 Bielefeld 74,4 Siegen-Wittgenstein 74,5 Höxter 74,5 Oberbergischer Kreis 74,6 Nordrhein-Westfalen 74,6 Mönchengladbach 74,9 Heinsberg 75,2 Viersen 75,4 Ennepe-Ruhr-Kreis 75,4 Bonn 75,5 Rhein-Sieg-Kreis 75,6 Mettmann 75,9 Minden-Lübbecke 76,1 Paderborn 76,4 Rhein-Kreis Neuss 76,6 Düsseldorf 76,7 Köln 76,7 Solingen 76,8 Lippe 76,9 Coesfeld 77,0 Soest 77,7 Rheinisch-Bergischer Kreis 77,7 Herford 77,9 Münster 78,2 Olpe 78,3 Steinfurt 78,4 Kleve 78,4 Borken 78,7 Warendorf 78,7 Gütersloh 79,2 Hochsauerlandkreis 79,7 60 65 70 75 80 85 30 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Veränderung der Erwerbsquote in NRW 2015 gegenüber 2000 nach kreisfreien Städten und Kreisen in Prozentpunkten

Gelsenkirchen +5,8 Herne +5,5 Duisburg +5,3 Städteregion Aachen (einschl. Stadt Aachen) +3,6 Wuppertal +2,1 Oberhausen +7,8 Recklinghausen +7,2 Bottrop +13,3 Hamm +5,4 Wesel +9,7 Bochum +7,3 Düren +8,0 Dortmund +8,3 Leverkusen +5,8 Krefeld +6,3 Rhein-Erft-Kreis +5,0 Essen +5,5 Hagen +7,9 Märkischer Kreis +4,0 Remscheid +4,8 Euskirchen +5,1 Mülheim an der Ruhr +7,3 Unna +11,4 Bielefeld +2,7 Siegen-Wittgenstein +7,6 Höxter +5,7 Oberbergischer Kreis +4,5 Nordrhein-Westfalen +7,4 Mönchengladbach +8,0 Heinsberg +12,4 Viersen +3,4 Ennepe-Ruhr-Kreis +7,5 Bonn +7,5 Rhein-Sieg-Kreis +7,8 Mettmann +8,5 Minden-Lübbecke +6,0 Paderborn +8,4 Rhein-Kreis Neuss +11,4 Düsseldorf +7,3 Köln +7,1 Solingen +7,7 Lippe +7,6 Coesfeld +7,3 Soest +10,2 Rheinisch-Bergischer Kreis +9,5 Herford +5,4 Münster +9,9 Olpe +10,6 Steinfurt +10,8 Kleve +11,6 Borken +8,7 Warendorf +9,8 Gütersloh +6,7 Hochsauerlandkreis +10,3 0 2 4 6 8 10 12 14 31 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

3. Wirtschaftsindikatoren im Regionalvergleich – Ergebnisse einer deskriptiven Analyse

3.6 Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte

Das verfügbare Einkommen ist ein Indikator für den (mone- Entwicklung zwischen 2000 und 2014 tären) Wohlstand der privaten Haushalte. In regionalökono- Im Jahr 2000 verfügten die privaten Haushalte in Nordrhein-­ mischer Hinsicht bedeutsam ist, dass damit auch der finan- Westfalen über ein durchschnittliches Jahreseinkommen zielle Betrag beschrieben wird, den die in einer bestimmten von 16 433 Euro je Einwohner. Damals wurde für die kreis- Region lebenden Menschen für Konsumzwecke oder zur Er- freie Stadt Düsseldorf mit 19 857 Euro der höchste Wert, für sparnisbildung zur Verfügung haben. Somit sind zumindest die kreisfreie Stadt Duisburg mit 13 495 Euro der niedrigste mittelbar auch Aussagen zur lokalen Kaufkraft möglich. Wert ermittelt.

Das verfügbare Einkommen ergibt sich aus der jährlichen Bereits im Jahr 2000 wiesen fast alle kreisfreien Städte im Einkommenssumme, die den privaten Haushalten nach der Ruhrgebiet sowie der Kreis Heinsberg deutlich unterdurch- Einkommensumverteilung zur Verfügung steht. Für Regio- schnittliche Pro-Kopf-Einkommen auf (mehr als 10 Prozent nalvergleiche wird das verfügbare Einkommen auf die jewei- unter dem Landesdurchschnitt). Damals gehörten auch lige Einwohnerzahl bezogen (Pro-Kopf-Einkommen). noch die kreisfreie Stadt Bottrop und der Kreis Höxter zu dieser Gruppe. Am anderen Ende der Rangliste, also bei den Indikator: Verfügbares Einkommen in jeweiligen hohen Werten, kam es ebenfalls nur zu kleineren Verände- Preisen je Einwohner (Pro-Kopf-Einkommen) in Euro rungen. Der Kreis Siegen-Wittgenstein, der 2014 zu denje- nigen Gebieten mit überdurchschnittlich hohen Einkommen Regionalstruktur im Jahr 2014 zählte, verzeichnete im Jahr 2000 nur über ein Pro-Kopf-­ Im Jahr 2014 verfügte jeder Einwohner in Nordrhein-­ Einkommen, das in etwa dem NRW-Durchschnitt entsprach. Westfalen über ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 21 207 Euro. Der Kreis Olpe wies mit 27 125 Euro das Zwischen 2000 und 2014 ist das verfügbare Einkommen je höchste Pro-Kopf-Einkommen auf, die kreisfreie Stadt Gel- Einwohner in Nordrhein-Westfalen nominal um 29,1 Prozent senkirchen mit 16 136 Euro das niedrigste. gestiegen. Die geringsten Anstiege (prozentuale Verände- rung niedriger als 24 Prozent) verzeichneten ausschließ- In acht kreisfreien Städten und Kreisen verfügten die lich kreisfreie Städte: Die vier größten Städte in Nordrhein-­ privaten Haushalte im Jahr 2014 über ein relativ hohes Westfalen (Köln, Düsseldorf, Dortmund und Essen) zählten Pro-Kopf-Einkommen (mehr als 10 Prozent über dem Lan- hierzu ebenso wie die kreisfreien Städte Gelsenkirchen, Wup- desdurchschnitt). Dies waren die Kreise Olpe, der Märki- pertal, Leverkusen, Remscheid und Mülheim an der Ruhr. sche und Rheinisch-Bergische Kreis, der Kreis Mettmann, der Ennepe-Ruhr-Kreis, die kreisfreie Stadt Düsseldorf, der Hohe Wachstumsraten (höher als 37 Prozent) konnten hin- Rhein-Kreis Neuss und der Kreis Siegen-Wittgenstein. Es gegen ausschließlich Kreise verbuchen. In regionaler Hin- fällt auf, dass die genannten Kreise alle nebeneinander lie- sicht fällt auf, dass sie alle im westfälischen Landesteil lie- gen und sie somit einen Bogen bilden, der sich durch den gen. Spitzenreiter war der Kreis Olpe: Dort erhöhte sich das südlichen Teil Nordrhein-Westfalens schlängelt. verfügbare Einkommen je Einwohner, ausgehend von 18 454 Euro im Jahr 2000, innerhalb von 14 Jahren um 47,0 Prozent. Die geringsten verfügbaren Einkommen (mehr als 10 Pro- zent unter dem Landesdurchschnitt) verzeichneten fast alle Die Streuung, also die durchschnittliche prozentuale kreisfreien Städte im Ruhrgebiet (Gelsenkirchen, Duisburg, Abweichung der einzelnen Kreisergebnisse vom NRW-­ Herne, Hamm, Oberhausen und Dortmund) sowie der Kreis Durchschnitt, hat sich zwischen 2000 und 2014 nicht ver- Heinsberg an der Grenze zu den Niederlanden. ändert. Der für beide Jahre errechnete Wert von 7,9 Prozent ist im Vergleich zu den anderen Indikatoren, die im Rahmen der vorliegenden Publikation analysiert wurden, nach der Er- werbsquote der zweitniedrigste Streuungswert. Das bedeu- tet, dass sich die Unterschiede beim Pro-Kopf-Einkommen auf Kreisebene zumindest rechnerisch nicht verändert ha- ben und diese Unterschiede im Vergleich zu anderen Indika- toren relativ gering sind.

32 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Der Korrelationskoeffizient weist in keine klare Richtung, Datenquelle d. h. dass weder eine konvergente noch eine divergente Ent- Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, wicklung stattgefunden hat: Mit einem Wert von r = –0,11 ­Statistische Ämter der Länder. Kreisergebnisse, ist kein Zusammenhang zwischen dem Ausgangsniveau im Berechnungsstand: August 2015/Februar 2016. Jahr 2000 und der prozentualen Veränderungen zwischen 2000 und 2014 für das Pro-Kopf-Einkommen nachweisbar. Weiterführende Informationen • Internetangebot der Volkswirtschaftliche Gesamt­ Hier gilt, was auch für die Lohnkosten konstatiert wurde: Die rechnungen der Länder siehe www.vgrdl.de Entwicklung in den letzten 14 Jahren war strukturerhaltend. • Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der L­ änder“ (2016): Zusammenhänge, Bedeutung und Ergebnisse.

Verfügbares Einkommen je Einwohner in NRW 2014 nach kreisfreien Städten und Kreisen in Euro

Minden-Lübbecke

Steinfurt Herford

Borken

Lippe Bielefeld Münster

Gütersloh Coesfeld Warendorf

Kleve

Recklinghausen Höxter Wesel Hamm Paderborn Bottrop

Gelsen- Ober- kirchen hausen Herne Unna Soest Dortmund

Duis- Bochum burg Mülheim/ Essen Ruhr Ennepe- Krefeld Ruhr- Hagen Kreis Mettmann Viersen Märkischer Hochsauerlandkreis Wuppertal Düssel- Kreis dorf Mönchen- Remscheid gladbach Solingen Rhein-Kreis Neuss Olpe NRW-Durchschnitt: 21 207 Euro Heinsberg Lever- Rheinisch- kusen Bergischer Kreis Oberbergischer Index NRW=100 Kreis Rhein- Köln Erft- Siegen-Wittgenstein Kreis Indexwerte Verfügbares Einkommen Anzahl

Städteregion Düren je Einwohner in Euro Rhein-Sieg-Kreis Aachen Bonn unter 90 unter 19 086 Euro 7

90 bis unter 100 19 086 bis unter 21 207 Euro 21

Euskirchen 100 bis unter 110 21 207 bis unter 23 328 Euro 17

110 und darüber 23 328 Euro und darüber 8

© GeoBasis-DE/BKG 2016 Grafik: IT.NRW

Verfügbares Einkommen, Einwohnerzahl Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte ist das Ein- und sonstige laufende Transfers, die von den privaten Haushalten kommen, das den privaten Haushalten zufließt und somit für zu leisten sind, werden abgezogen. ­Konsum- und Sparzwecke zur Verfügung steht. Es wird im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen berechnet. Dem Pri- Die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen verwenden für die märeinkommen (Einkommen aus Erwerbstätigkeit und Vermögen) Berechnungen von einwohnerzahlbezogenen Indikatoren die Jah- werden dabei die monetären Sozialleistungen und sonstigen laufen- resdurchschnittszahl der Einwohner auf Basis des Zensus 2011 den Transfers, die die privaten Haushalte vom Staat erhalten, hin- (auch für das Jahr 2000). zuaddiert. Die Einkommen- und Vermögensteuern, S­ ozialbeiträge

33 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

3. Wirtschaftsindikatoren im Regionalvergleich – Ergebnisse einer deskriptiven Analyse

Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte je Einwohner in NRW 2014 nach kreisfreien Städten und Kreisen in Euro

Gelsenkirchen 16 136 kreisfreie Stadt Duisburg 16 761 Kreis Herne 17 679 Hamm 17 766 Oberhausen 17 956 Dortmund 18 206 Heinsberg 18 979 Bottrop 19 185 Recklinghausen 19 382 Bochum 19 422 Kleve 19 649 Städteregion Aachen (einschl. Stadt Aachen) 19 652 Paderborn 19 968 Höxter 20 016 Hagen 20 017 Essen 20 046 Leverkusen 20 121 Düren 20 228 Unna 20 283 Steinfurt 20 476 Borken 20 527 Euskirchen 20 629 Mönchengladbach 20 705 Wuppertal 20 746 Köln 20 799 Wesel 20 936 Krefeld 20 944 Bielefeld 21 158 Nordrhein-Westfalen 21 207 Soest 21 376 Rhein-Erft-Kreis 21 543 Minden-Lübbecke 21 652 Viersen 21 988 Warendorf 22 079 Münster 22 127 Remscheid 22 174 Coesfeld 22 179 Oberbergischer Kreis 22 192 Herford 22 224 Lippe 22 582 Rhein-Sieg-Kreis 22 669 Hochsauerlandkreis 22 750 Mülheim an der Ruhr 22 867 Bonn 23 005 Solingen 23 169 Gütersloh 23 294 Siegen-Wittgenstein 23 366 Rhein-Kreis Neuss 23 689 Düsseldorf 24 128 Ennepe-Ruhr-Kreis 24 236 Mettmann 24 519 Rheinisch-Bergischer Kreis 24 567 Märkischer Kreis 24 680 Olpe 27 125 0 5 000 10 000 15 000 20 000 25 000 30 000 34 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Veränderung des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte je Einwohner 2014 gegenüber 2000 nach kreisfreien Städten und Kreisen in Prozent

Gelsenkirchen +19,5 Duisburg +24,2 Herne +26,4 Hamm +27,8 Oberhausen +25,5 Dortmund +23,7 Heinsberg +33,1 Bottrop +31,4 Recklinghausen +31,5 Bochum +26,3 Kleve +26,1 Städteregion Aachen (einschl. Stadt Aachen) +25,2 Paderborn +33,9 Höxter +37,5 Hagen +25,2 Essen +20,0 Leverkusen +22,9 Düren +33,3 Unna +37,5 Steinfurt +35,2 Borken +33,2 Euskirchen +35,5 Mönchengladbach +24,4 Wuppertal +21,7 Köln +21,7 Wesel +35,6 Krefeld +28,1 Bielefeld +25,3 Nordrhein-Westfalen +29,1 Soest +36,9 Rhein-Erft-Kreis +28,9 Minden-Lübbecke +28,7 Viersen +34,0 Warendorf +38,3 Münster +29,0 Remscheid +23,6 Coesfeld +39,3 Oberbergischer Kreis +32,5 Herford +25,2 Lippe +36,5 Rhein-Sieg-Kreis +27,6 Hochsauerlandkreis +39,6 Mülheim an der Ruhr +23,9 Bonn +27,8 Solingen +28,5 Gütersloh +26,9 Siegen-Wittgenstein +40,5 Rhein-Kreis Neuss +27,7 Düsseldorf +21,5 Ennepe-Ruhr-Kreis +35,1 Mettmann +24,6 Rheinisch-Bergischer Kreis +26,7 Märkischer Kreis +37,8 Olpe +47,0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 35 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

4. Typen regionaler Wirtschaftsstruktur – Ergebnisse einer Clusteranalyse

4. Typen regionaler Wirtschaftsstruktur – Ergebnisse einer Clusteranalyse

Welche kreisfreien Städte und Kreise in Nordrhein-­Westfalen Auf Basis der Clusteranalyse (methodische Beschreibung sind sich hinsichtlich ihrer Wirtschaftsstruktur ähnlich und siehe Seite 38) ergeben sich fünf verschiedene Typen der welche Typen lassen sich unter ihnen identifizieren? Sind Wirtschaftsstruktur. Die Ergebnisse sind in der Karte auf räumliche Muster erkennbar? Diesen Fragestellungen wird Seite 37 abgebildet. mittels einer Clusteranalyse für ausgewählte Strukturdaten der 53 kreisfreien Städte und Kreise des Landes für das Jahr Was unterscheidet die einzelnen Cluster voneinander? In der 2014 nachgegangen. Tabelle sind die Clustermittelwerte für die einzelnen Indika- toren dargestellt. Damit können Aussagen darüber gemacht Die Ergebnisse der Analysen im vorangegangenen Kapitel werden, bei welchen Variablen die einzelnen Cluster über- zeigen, dass es zwischen den Gebietseinheiten strukturelle oder unterdurchschnittliche Werte aufweisen. Zusätzlich ist Unterschiede gibt, die allerdings je nach Indikator verschie- der Durchschnitt der Verteilung ausgewiesen. Dabei handelt den stark ausgeprägt sind. Die Frage in diesem Kapitel ist, ob es sich um den Mittelwert der kreisfreien Städte und Krei- sich bei einer multivariaten Betrachtung Gemeinsamkeiten se insgesamt, der jedoch ausschließlich als Referenzgröße identifizieren lassen. dient, da die Berechnung nicht gewichtet erfolgt (also un- abhängig von der jeweiligen Einwohner- oder Erwerbstäti- Hierfür wurden Variablen ausgewählt, die bereits im voran- genzahl). Der Durchschnitt der Verteilung weicht somit vom gegangenen Kapitel betrachtet wurden. Dies sind: NRW-Durchschnittswert ab, der in den vorangegangen Kapi- • Arbeitsproduktivität (Bruttoinlandsprodukt je teln verwendet wurde. Erwerbstätigen) in Euro • Anteil der Bruttowertschöpfung im Dienstleistungs­ Cluster 1 bereich in Prozent Das Cluster 1 enthält die wenigsten Gebietseinheiten, näm- • Gründungsabsichten (Gewerbeanmeldungen für lich die kreisfreien Städte Düsseldorf, Köln und Bonn. 11 Pro- ­Neuerrichtungen) je 10 000 Einwohner zent der Bevölkerung von Nordrhein-Westfalen leben in die- • Lohnkosten (Arbeitnehmerentgelt) je Arbeitnehmer sem Wirtschaftsraum. in Euro • Erwerbsquote (Anteil der Erwerbspersonen an der Im Cluster 1 liegen bei allen Indikatoren die Mittelwerte deut- ­Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter) in Prozent lich über dem Landesdurchschnitt. Mehr noch: Mit Ausnah- me der Erwerbsquote erreichen die Clustermittelwerte der Der Indikator „verfügbares Einkommen von Privathaushal- Variablen im Vergleich zu den anderen vier Gruppen Höchst- ten“ wurde nicht in die Clusteranalyse aufgenommen, da mit werte. Die Erwerbsquote liegt mit 76 Prozent leicht über dem dem Arbeitnehmerentgelt bereits eine Einkommensvariable NRW-Durchschnitt. berücksichtigt wird.

Merkmale der Cluster in NRW 2014

Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3 Cluster 4 Cluster 5 insgesamt

Zahl der Einwohner (Jahresdurchschnitt 2014) 1 954 658 3 630 508 2 203 558 5 859 323 3 956 930 17 604 977

Anteil der Einwohner in Prozent 11 21 13 33 22 100

Anzahl der Clustermitglieder ­(kreisfreie Städte/Kreise) 3 10 7 21 12 53

Indikatoren Durchschnitt der Verteilung

Arbeitsproduktivität 90 214 75 732 62 478 63 042 60 217 66 260 (Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen) in Euro

Bruttowertschöpfungsanteil 88 69 74 61 73 69 im Dienstleistungsbereich in Prozent

Gründungsabsichten (Gewerbe­anmeldungen 98 80 80 61 69 71 für Neuerrichtungen) je 10 000 Einwohner

Lohnkosten (Arbeitnehmerentgelt) 48 387 42 860 35 679 36 689 36 613 38 365 je Arbeitnehmer in Euro

Arbeitskräfteangebot (Erwerbsquote) in Prozent 76 75 76 77 70 75

36 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

Cluster 2 Cluster 3 In diesem Cluster lebte im Jahr 2014 gut ein Fünftel der Ein- Das Cluster 3 setzt sich aus insgesamt sieben kreisfrei- wohnerinnen und Einwohner in Nordrhein-Westfalen. Geo- en Städten und Kreisen zusammen, in denen 2014 insge- grafisch betrachtet handelt es sich dabei größtenteils um samt 13 Prozent der Bevölkerung Nordrhein-Westfalens Nachbarkreise und -städte von Düsseldorf und Köln. Hier- lebten. Teilweise handelt es sich dabei um Nachbarkreise zu zählen drei kreisfreie Städte im Süden des Ruhrgebiets und ­-städte des Clusters 1 (Rhein-Sieg-Kreis, Rheinisch-­ ( ­Duisburg, Essen, Mülheim an der Ruhr) sowie die kreisfrei- Bergischer Kreis). In diese Gruppe gehört aber auch fast der en Städte Krefeld, Leverkusen und Wuppertal, der Rhein- gesamte Niederrhein (kreisfreie Stadt Mönchengladbach Erft-Kreis, der Kreis Mettmann und der Rhein-Kreis Neuss. sowie die Kreise Kleve und Viersen) sowie die kreisfreien Davon räumlich entfernt liegt die kreisfreie Stadt Münster, Städte Solingen und Bielefeld. Dieses Cluster ist somit geo- die auch zu dieser Gruppe zählt. grafisch am stärksten über das Land verteilt.

Die Werte für die Arbeitsproduktivität und die Lohnkosten Kennzeichnend sind im Vergleich zu den übrigen Clus- dieses Clusters sind denen des Clusters 1 sehr ähnlich. Dies tern die niedrigsten Lohnkosten sowie ein hoher Anteil der gilt auch für die Erwerbsquote (75 Prozent). Ein wesentlicher Brutto ­wertschöpfung im Dienstleistungsbereich und über- Unterschied zum ersten Cluster ist die unterdurchschnitt- durchschnittlich viele Gewerbeanmeldungen für Neuerrich- liche Bruttowertschöpfung im Dienstleistungsbereich mit tungen. 69 Prozent.

Cluster in NRW 2014 nach Kreisen und kreisfreien Städten

Minden-Lübbecke

Steinfurt Herford

Borken

Bielefeld Lippe Münster

Coesfeld Warendorf Gütersloh

Kleve Höxter Wesel Recklinghausen Hamm Paderborn Bottrop

Gelsen- Ober- kirchen Unna Soest hausen Herne Dortmund Duis- Bochum Mülheim/ burg Ruhr Essen Ennepe- Krefeld Ruhr- Hagen Mettmann Kreis Viersen Hochsauerlandkreis Märkischer Düssel- Wuppertal dorf Kreis Mönchen- Remscheid gladbach Solingen Rhein-Kreis Neuss Olpe Heinsberg Lever- Rheinisch- kusen Bergischer Kreis Oberbergischer Kreis Rhein- Köln Erft- Siegen- Wittgenstein Kreis Cluster 1 Städteregion Aachen Rhein-Sieg-Kreis Cluster 2 Düren Bonn Cluster 3 Cluster 4 Cluster 5 Euskirchen

© GeoBasis-DE/BKG 2016 Grafik: IT.NRW

37 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

4. Typen regionaler Wirtschaftsstruktur – Ergebnisse einer Clusteranalyse

Cluster 4 Das Cluster 5 ist dadurch gekennzeichnet, dass bei fast allen Dieses Cluster weist mit 21 kreisfreien Städten und Kreisen Indikatoren die Mittelwerte unter dem Landesdurchschnitt die größte Anzahl an Gebietseinheiten auf. Sie liegen im Nor- liegen. Für die Erwerbsquote und die Arbeitsproduktivität den und Osten Nordrhein-Westfalens und decken weite Teile gilt, dass diese Gruppe die niedrigsten Werte verzeichnet. von Westfalen ab (alle Kreise des Münsterlands sowie der Aber auch die Mittelwerte der übrigen Variablen liegen am Region Südwestfalen, große Teile der Region Ostwestfalen-­ unteren Ende der Rangliste. Lippe). Ein Drittel der Bevölkerung von Nordrhein-­Westfalen lebt in diesem Cluster. Die Ergebnisse zeigen hinsichtlich der geografischen Ver- teilung, dass innerhalb der fünf Cluster bei nahezu allen Im Vergleich zu den übrigen Clustern verzeichnet diese Clustern eine große räumliche Nähe der zusammengefass- Gruppe die höchste Erwerbsquote (77 Prozent) und zugleich ten kreisfreien Städte und Kreise vorhanden ist. Es gibt die geringste Anzahl von Gründungsabsichten (61 je 10 000 also Wirtschaftsräume, die sich hinsichtlich der Variablen Einwohner). Der Wertschöpfungsanteil des Dienstleistungs- Arbeitsproduktivität, Bruttowertschöpfung, Gründungs- bereichs ist in diesem Cluster ebenfalls am geringsten, was absichten, Lohnkosten und Erwerbsquote ähnlich sind. Al- bedeutet, dass im Cluster 4 das produzierende Gewerbe lerdings ist die räumliche Differenzierung deutlich geringer eine wichtige Rolle spielt. als häufig angenommen. Die klassischen und historisch ge- wachsenen Regionen (siehe Methodenkasten auf Seite 8) Cluster 5 bilden die Wirtschaftsräume – zumindest bei den hier ver- Das Cluster 5 besteht aus zwölf kreisfreien Städten und Krei- wendeten Indikatoren – nur zum Teil ab. Es zeigt sich aber sen und ist räumlich in zwei Teilregionen gegliedert. Zum ei- auch, dass die Rheinschiene mit den kreisfreien Städten nen ist dies die Region Aachen (Kreis Heinsberg, Kreis Dü- Bonn, Köln und Düsseldorf in wirtschaftlicher Hinsicht das ren, Kreis Euskirchen und die Städteregion Aachen), zum Rückgrat von Nordrhein-Westfalen bildet. anderen der nördliche Teil des Ruhrgebiets (Kreise Wesel, Hamm, Recklinghausen sowie die kreisfreien Städte Bottrop, Gelsenkirchen, Herne, Bochum und Dortmund). In diesem Cluster lebt ein gutes Fünftel der NRW-Einwohner.

Berichtszeitraum Um die Vergleichbarkeit zwischen den Indikatoren zu gewährleisten Da eine Clusteranalyse kein standardisiertes Verfahren ist, sondern werden im Rahmen der Clusteranalyse die Ergebnisse des Jahres eine Gruppe von Analyseverfahren, deren methodische Umset- 2014 verwendet. Für die Erwerbsquoten bedeutet dies, dass die Da- zung in der Regel auf der Basis einer Begründung basiert, werden ten zwischen dem deskriptiven Teil (Ergebnis des Jahres 2015) und nachfolgend die wesentlichen Bedingungen und Entscheidungen der Clusteranalyse abweichen. genannt. Alle Indikatoren sind metrisch skaliert. Als Distanzmaß wird die quadrierte euklidische Distanz gewählt. Das Verfahren Methode der Clusteranalyse nach Ward wird als Fusionsalgorithmus verwendet: Mittels des Die Clusteranalyse ist ein struktur-entdeckendes Verfahren mit Ward-Verfahrens werden die Objekte so den Clustern zugeordnet, dem Ziel, systematische Ähnlichkeiten zwischen den Objekten dass die Varianz innerhalb der Cluster möglichst gering ist. Dazu (hier: kreisfreie Städte und Kreise) zu identifizieren und diese auf- werden in mehreren Schritten immer jene Einheiten fusioniert, de- grund ihrer Ähnlichkeit zu Gruppen (Clustern) zusammenzufassen. ren Zusammenfügen die geringste Erhöhung der Gesamtsumme Dabei sollen sich die Objekte innerhalb der Cluster möglichst ähn- der quadrierten Distanzen zur Folge hat. lich, die Unterschiede zwischen den Elementen verschiedener Clus- ter möglichst groß sein. Da sich die Wertebereiche der einzelnen Die Clustergüte wurde mittels Elbow-Kriterium bestimmt. Eine Indikatoren unterscheiden und damit die Ähnlichkeit bzw. Unähn- Clusteranzahl von fünf oder sechs Clustern zeigte eine hohe Güte. lichkeit unterschiedlich beeinflussen würden, werden die einzelnen Da die inhaltliche Zusammenfassung der Clustermittelwerte so Indikatoren standardisiert (z-Transformation). Dazu wird das arith- sprachlich deutlich präziser zu fassen ist, wurde eine Lösung mit metische Mittel von den Einzelwerten subtrahiert und durch die fünf Clustern bevorzugt. Abschließend wurde mittels einer Varianz­ Standardabweichung dividiert. analyse gezeigt, dass sich die mittels Clusteranalyse gebildeten Gruppen signifikant voneinander unterscheiden.

38 5.NRW Zusammenfassung (ge)zählt: Wirtschaftsreport der 2016 Ergebnisse • IT.NRW

5. Zusammenfassung der Ergebnisse

Wie groß sind die regionalen Abweichungen auf Der gemeinsame Nenner der beiden Betrachtungsweisen ­Kreisebene? ist, dass die Dynamiken zwar je nach Indikator und Region Die Analyse der sechs Wirtschaftsindikatoren Arbeitspro- variieren, jedoch kein generelles Auseinanderdriften der duktivität, Bruttowertschöpfungsanteil, Gründungsabsich- Regionen oder eine Spaltung in Wachstums- und Schrump- ten, Lohnkosten, Erwerbsquote und verfügbares Einkommen fungsregionen festgestellt werden konnte. zeigte, dass es auf Ebene der kreisfreien Städte und Kreise Unterschiede gibt, die je nach Indikator verschieden stark Eine Erklärung für die unterschiedlichen Ergebnisse ist, dass ausgeprägt sind. Die geringsten regionalen Unterschiede bei der gewichteten Streuung die Erwerbstätigen-, Einwohner- wies im Jahr 2015 die Erwerbsquote auf (durchschnittliche bzw. Erwerbspersonenzahl der jeweiligen Gebietseinheit bei Abweichung vom NRW-Mittelwert: 3,3 Prozent). Bei den an- der Berechnung berücksichtigt wird. Größere Kreise gehen demzufolge mit einem höheren Anteil in die Berechnung ein als deren Indikatoren lag die Streuung im Jahr 2014 zwischen kleinere. Andererseits bleibt bei der gewichteten Streuung der 7,9 Prozent (verfügbares Einkommen) und 15,9 Prozent Entwicklungsprozess (Veränderungsrate) unberücksichtigt, (Gründungsabsichten). da zwei Bestandsgrößen verglichen werden.

Hat die Entwicklung tendenziell zu einer wirtschaftlichen Die Korrelation hingegen gibt Hinweise zum Zusammenhang Angleichung (Konvergenz) oder einem Auseinander­ von Ausgangswert und Entwicklung – unabhängig davon, wie groß oder klein eine Gebietseinheit ist. Bei dieser Betrachtung driften (Divergenz) auf Kreisebene geführt? erhält man somit Hinweise darauf, wie sich die Mehrheit der Die Frage der Konvergenz oder Divergenz wurde im Rahmen kreisfreien Städte und Kreise entwickelt hat. dieser Studie auf Basis von zwei unterschiedlichen Betrach- tungsweisen beantwortet. Gibt es beim Wirtschaftsgeschehen regionale Muster Zum einen wurde für jeden Indikator der Zusammenhang hinsichtlich Struktur und Entwicklung mit Blick auf die zwischen Ausgangswert und Veränderungsrate im Beob- Kreisergebnisse von Nordrhein-Westfalen? achtungszeitraum untersucht (Korrelation). Die Ergebnisse Ein weiteres Ergebnis der Analyse ist, dass die historisch ge- zeigen für die Arbeitsproduktivität, den Anteil des Dienstleis- wachsenen Regionen in Nordrhein-Westfalen, wie beispiels- tungsbereichs an der Wertschöpfung, die Erwerbsquote und weise das Ruhrgebiet, das Münsterland, Westfalen, das – in abgeschwächter Form – auch für die Betriebsgründungs- Rheinland, der Niederrhein usw. nicht durchgängig einen absichten eine konvergente Entwicklung auf Kreis­ebene. einheitlichen Wirtschaftsraum bilden, sondern Wirtschafts- Demnach verzeichneten Regionen, die im Jahr 2000 unter- struktur und Entwicklung auf Kreisebene je nach Indikator durchschnittliche Werte aufwiesen, zwischen 2000 und 2014 räumlich unterschiedlich verteilt sind. eher hohe Wachstumsraten und umgekehrt. Für die beiden monetären Indikatoren (Lohnkosten und verfügbares Ein- So zeigte sich beispielsweise, dass die überproportionalen kommen) konnte kein Zusammenhang festgestellt werden. Steigerungen im Beobachtungszeitraum bei fast allen In- dikatoren (Arbeitsproduktivität, Wertschöpfungsanteil der Zum anderen wurde untersucht, ob die Abweichung der Dienstleistungen, Lohnkosten und Erwerbsquote) nicht auf Kreisergebnisse vom NRW-Durchschnitt größer oder kleiner bestimmte Regionen konzentriert sind (siehe hierzu und wurde (gewichtete Streuung). Hier ist das Ergebnis nicht so zum Folgenden die Übersicht am Ende des Kapitels). Auch eindeutig wie bei der Korrelationsanalyse: Bei der Arbeits- die Ergebnisse einzelner Indikatoren passen nur zum Teil in produktivität wurden die Unterschiede auf Kreis­ebene et- klassische Raummuster. Beispielsweise gilt für die Arbeits- was geringer (Konvergenz), bei den Gründungsabsichten produktivität, dass sie 2014 überwiegend in den kreisfrei- und Lohnkosten etwas größer (Divergenz). Bei der Erwerbs- en Städten entlang der Rheinschiene überdurchschnitt- quote und beim verfügbaren Einkommen gab es nahezu lich, in der Mehrheit der Kreise entlang der Landesgrenzen ­keine Veränderung. ­Nordrhein-Westfalens sowie in Teilen des Ruhrgebiets unter- durchschnittlich war. Die Regionen mit überproportionalen Steigerungen zwischen 2000 und 2014 verteilten sich aufs ganze Land, unterdurchschnittliche Veränderungen bei der Arbeitsproduktivität wurden vor allem im Südosten von Nordrhein-Westfalen verzeichnet.

39 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW

5. Zusammenfassung der Ergebnisse

Dieses, in räumlicher Hinsicht äußerst facettenreiche Bild Das kleinste Cluster hinsichtlich der Einwohnerzahl und der wurde im Rahmen dieser Studie abschließend mit Hilfe einer Anzahl der dazugehörigen Gebietseinheiten ist das Cluster 1 Clusteranalyse verdichtet. Dabei wurden „Typen regionaler mit den kreisfreien Städten Düsseldorf, Köln und Bonn. Clus- Wirtschaftsstruktur“ im Land Nordrhein-Westfalen auf Ba- ter 2 rankt sich um Köln und Düsseldorf herum und reicht sis der Indikatoren Arbeitsproduktivität, Dienstleistungsan- bis ins südliche Ruhrgebiet; aber auch Münster gehört zu teil, Gründungsabsichten, Lohnkosten und Erwerbsquote dieser Gruppe. In Cluster 3 sind Kreise zusammengefasst, identifiziert. Die ermittelten Cluster zeichnen sich dadurch die ebenfalls an Cluster 1 grenzen. Ferner zählen große Teile aus, dass innerhalb der fünf Cluster bei nahezu allen eine des Niederrheins sowie die kreisfreie Stadt Bielefeld zu die- große räumliche Nähe der dazugehörigen kreisfreien Städte ser Gruppe. Dieses Cluster ist in geografischer Hinsicht am und Kreise vorhanden ist, die Cluster jedoch nur zum Teil mit stärksten verteilt. Das nördliche Ruhrgebiet bildet zusam- den klassischen Regionsabgrenzungen kongruent sind. men mit der Region Aachen Cluster 4. Das Cluster 5 beinhal- tet die Mehrzahl der Kreise in Westfalen.

Zusammenfassung der Regionalergebnisse der deskriptiven Analyse (vgl. auch Kapitel 3)

Indikator (Vergleichszeitraum)

Betriebsgründungs- absichten: Gewerbe­ Arbeitsproduktivität: Bruttowert­ Lohnkosten: anmeldungen für Arbeitskräfte­ Verfügbares Merkmale Bruttoinlands­ schöpfungsanteil Arbeitnehmer­ Neuerrichtungen je angebot: Erwerbs- ­E i n k o m m e n produkt je im Dienstleistungs- entgelte je 10 000 Einwohner quote in Prozent je ­Einwohner Erwerbstätigen bereich in Prozent ­Arbeitnehmer (Dreijahresdurch- (2000/2015) (2000/2014) (2000/2014) (2000/2014) (2000/2014) schnitt 1999 –2001 sowie 2013–2015)

Regionen mit …

überdurch­ überwiegend kreis- nicht auf bestimmte entlang der kreisfreie Städte vor allem Kreise acht aneinander- schnittlichen freie Städte entlang Regionen konzen- ­Rheinschiene entlang der im Norden von grenzende kreisfreie Werten im der Rheinschiene triert ­Rheinschiene NRW Städte und Kreise ­aktuellen Jahr im Süden von NRW

unterdurch- überwiegend vor allem im Bergi- Münsterland, größerenteils Kreise vor allem kreisfreie vor allem kreisfreie schnittlichen Kreise entlang der schen Land und ­Ostwestfalen-Lippe entlang der Landes- Städte im Ruhr- Städte im Ruhr- Werten im Landesgrenzen den angrenzenden und Südwestfalen grenzen gebiet gebiet ­aktuellen Jahr sowie in Teilen des Kreisen Südwest- Ruhr ge­ biets falens (d.h. hier handelt es sich um industriell geprägte Regionen)

ü b e r p r o p o r ­­t i o ­ überwiegend nicht auf b­ estimmte in fast allen kreisfreien nicht auf b­ estimmte nicht auf b­ estimmte Kreise im westfäli- naler Steigerung ­Kreise, die sich ­R e g i o n e n Städten des Ruhrge- ­R e g i o n e n ­R e g i o n e n schen Landesteil im Vergleichs- nicht auf bestimmte ­konzentriert biets ­konzentriert ­konzentriert zeitraum Regionen konzen- trieren

unterproportio­ vor allem im Süd­ teilweise im Ruhr- rückläufige Zahlen vor nicht auf b­ estimmte nicht auf b­ estimmte kreisfreie Städte naler Verände­ osten von NRW gebiet (sinkender allem im Münsterland ­R e g i o n e n ­R e g i o n e n rung im Ver- Dienstleistungsan- und im Kölner Raum ­konzentriert ­konzentriert gleichszeitraum teil), einzelne auch in Westfalen

Maßzahlen

Streuung D 2000: 13,9 Prozent methodisch 2000: 14,5 Prozent 2000: 9,4 Prozent 2000: 3,4 Prozent 2000: 7,9 Prozent 2014: 12,5 Prozent nicht möglich 2014: 15,9 Prozent 2014: 10,0 Prozent 2015: 3,3 Prozent 2014: 7,9 Prozent

Korrelations- –0,57 –0,41 –0,31 –0,06 –0,41 – 0,11 koeffizientr (Ausgangswert im Jahr 2000 korreliert mit Veränderung zwischen 2000 und 2014 bzw. 2015)

40 NRW (ge)zählt: Wirtschaftsreport 2016 • IT.NRW Literatur

Literatur

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Kositza, Judith (2016): Gewerbetreibende in Nordrhein-­ Ströker, Kerstin; Cicholas, Ulrich (2016): Wie viele Westfalen: Macht der Pass einen Unterschied? Erwerbs ­personen hat Nordrhein-Westfalen 2040/2060? Statistik kompakt 06/2016. Information und Technik Modell ­rechnung zur Entwicklung der Erwerbspersonen. Nordrhein-Westfalen (Hrsg.). webshop.it.nrw.de/gratis/ Statistik kompakt 03/2016. Information und Technik Z259%20201656.pdf; Zugriff am 24.01.2017 Nordrhein-­Westfalen (Hrsg.). webshop.it.nrw.de/gratis/ Z259%20201653.pdf; Zugriff am 24.01.2017 Landesregierung Nordrhein-Westfalen (2016): Wirtschafts­bericht Nordrhein-Westfalen 2016. Fortschritt durch Innovation. www.land.nrw/sites/ default/files/asset/document/ wirtschaftsbericht-2016.pdf; Zugriff am 24.01.2017

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