KoLLeKtIon 2012 MAGAZIN DES INSTITUTS FÜR POPULARMUSIK UNIVERSITÄT FÜR MUSIK UND DARSTELLENDE KUNST WIEN

10 JAHRE IPOP Impressum Inhalt 5

Universität für Musik 7 Editorial und darstellende Kunst Wien >Institut für Popularmusik 8 Über das ipop Anton von Webern Platz 1 1030 Wien 12 Stewart Nicholson: The Globalization of Jazz Sekretariat: Using the Example of Joe Zawinul Tel: +43-1-71155-3801 Fax: +43-1-71155-3899 21 Interview mit Patricia Graf-Simpson [email protected] www.ipop.at 29 Horst-Michael Schaffer: Wonderbrass

Verantwortlicher Herausgeber: 33 Gerald Schuller: „Garota De Ipanema“ - Ao.Univ.-Prof. Dr. Harald Huber Entstehung eines Welthits Wissenschaftlicher Bereich Metternichgasse 8 37 Interview mit Rudi Mille 1030 Wien Tel: +43-1-71155-3810 44 Peter Tschmuck: Schutzfristverlängerung für Fax: +43-1-71155-3799 Tonaufnahmen in der EU von 50 auf 70 Jahre – [email protected] Ein ökonomische Folgenabschätzung

Redakteur: 50 Interview mit Harald Huber Mag. Günther Wildner Freundgasse 10-12/12 53 Heribert Kohlich: Ragtimes – 1040 Wien neu interpretiert & komponiert Tel: +43-1-48 40 428 = Fax [email protected] 57 Andreas Felber: „Wir wollen ein Haus“ - Die Wiener Jazzszene ist in den letzten Jahren Visuelle Gestaltung: teilweise erodiert. Unter den jungen Musikern Mag. Angelika Kratzig herrscht dennoch Aufbruchstimmung [email protected] 60 Günther Wildner: Literatur im Bereich Music Business – Eine Empfehlung

64 Diplomarbeiten/Dissertationen editorial 7

> Nach vierjähriger Pause ist es nun wieder möglich, rechtzeitig zum zehnjähri- gen Jubiläum des Instituts für Popularmusik der MDW eine Ausgabe des Institusmagazins „Kollektion“ zu präsentieren. Auch im vorliegenden Magazin wurde die Mischung aus Sachartikeln und Künstlerinterviews beibehalten - ergänzt durch eine Auflistung der Diplom- und Magisterarbeiten seit 2008.

Ich danke allen, die Beiträge geleistet haben, sowie Günther Wildner für die redaktionelle Betreuung und Angelika Kratzig für die grafische Gestaltung.

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Harald Huber (Herausgeber)

Wien, im Februar 2012 von Jazz zu Soul/Funk und Pop, sowohl als Solist Steckbrief als auch im Bläsersatz. Orchester und Bigband sind seine weiteren wichtigen Betätigungsfelder. 9 Institut für Neben seinem Hauptinstrument dem Saxophon gilt er als einer der profiliertesten Reedspieler (Flöten, Klarinetten) des Landes. Er ist seit 1991 Dozent für Saxophon an der Universität für Musik und dar- Das Institut für Popularmusik wurde 2002 gegründet. Popularmusik stellende Kunst in Wien. Als Endorser ist er für die Es ermöglicht ein fundiertes und breit gefächertes > Firmen Schagerl Saxophone sowie RICO Reeds tätig. Studium sowohl in instrumentaler/künstlerischer Hinsicht als auch im pädagogischen und wissen- > Herbert Pichler (geb.1963 in Linz) nach Studien schaftlichen Bereich und ist geprägt durch stilisti- in Linz, Wien und Graz (Klavier- Jazz und Klassik, sche Offenheit und Synthese von praktischer und (ipop) Orgel, Arrangement und Komposition) verschlug theoretischer Auseinandersetzung mit dem weiten es Herbert Pichler in die Bundeshauptstadt, wo er Gebiet der Popularmusik (Jazz, Pop, Rock, World, ...). seit 1989 als vielgefragter Künstler und Pädagoge Projekte wie z.B. Air Mail, Pat Brothers, Alpine sein Glück sucht. Sein kreatives Schaffen ist von Studium: Aspects, Red Sun & SamulNori usw. mit Musikern Vielseitigkeit, Herausforderung und Weltoffenheit > Instrumental(Gesangs)Pädagogik („IGP wie Hans Koller, Harry Pepl, Jamaaladeen Tacuma, geprägt. Theater, Fernsehen, Studio, Konzerte, Popularmusik“) Jon Sass, Mark Feldman, Steve Swallow, Linda Dirigieren, Komponieren, Arrangieren, auf Abschluss: Bachelor/Master : monika mayer otos F Sharrock, Dhafer Youssef, Kim Duk Soo, Eric Mingus internationaler als auch nationaler Ebene, sind u.v.a. Mit Carla Bley spielt er seit 1988, die letzten seine künstlerischen Spielwiesen. Ausbildungsangebote Produktionen waren mit Jamaaladeen Tacuma/ für die Studienrichtungen Ornette Coleman, Bernarda Fink + den > Harald Huber (a.o. Univ.-Prof. Mag. Dr.): Geb. > Musikerziehung (ME) Flautists sowie Mamadou Diabaté. 1954 in Lilienfeld/NÖ, Studium in Wien (Lehramt für > Instrumentalmusikerziehung (IME) Musik und Philosophie, Soziologie, Komposition/ > Musik- und Bewegungspädagogik (MBP) > Patricia Graf-Simpson, geboren 1961 in Elektroakustik), seit 1980/81 Lehrtätigkeit an der > Musiktherapie (MTH) Neunkirchen, unterrichtet seit 1995 Pop-Gesang an MDW, 2004 Habilitation für das wissenschaftliche > Doktoratsstudium (Abschluss: PhD) der Universität für Musik und darstellende Kunst. Die Fach „Theorie und Geschichte der Popularmusik“, > Lehrgang für Jazzschlagzeug gesangspädagogische Erfahrung hat sie aus ihrer seit 2006 Präsident des Österreichischen Musikrats, Tätigkeit in diversen Österreichischen Musikschulen, Symposien: „West Meets East“, „European Forum Standorte: der Graumann-Schauspielschule-Wien, der on Music“, „Österreichischer Orchestertag“ etc. > Künstlerischer Bereich und Sekretariat: Schauspielschule Bern sowie als Gesangscoach Künstlerische Tätigkeiten als Komponist und Pianist Anton-von-Webern-Platz 1 und musikalische Leiterin einiger internationaler u.a. im Bereich improvisierter Musik (Theater, 1030 Wien Bühnenproduktionen mitgebracht. Ihre Karriere Tanz, Literatur, ...). Phone: 0043 1 71155-3801 und 3802 Das ipop wird von > Leitungsteam als Darstellerin, Texterin und Komponistin auf den Email: [email protected] einem Team, beste- Das ipop wird von einem Team, bestehend aus deutschsprachigen Musik- und Kabarettbühnen hält Sekretariat hend aus Harald Huber, Martin Fuss, (Institutsvorstand), Patricia derzeit Station bei dem Projekt www.simpsonpasch- Birgit Hartl und Monika Mayer sind seit rund > Wissenschaftlicher Bereich und Mediathek: Wolfgang Puschnig, Simpson (stv. Institutsvorständin), Martin Fuss, kescheitz.at „ Frauen aus dem Hinterhalt“ zehn Jahren fixe Bestandteile des Instituts für Metternichgasse 8 Patricia Simpson Herbert Pichler und Harald Huber geleitet. Als stellvertretende Institutsleiterin des IPOP ist Popularmusik und unterstützen Studierende wie 1030 Wien und Herbert Pichler es ihr ein Anliegen, Brücken zu bauen zwischen Lehrende voller Einsatz und Freude. Phone: 0043 1 71155-3810 bzw. 3814 geleitet. > Wolfgang Puschnig, geboren 1956 in Klagenfurt. Pragmatismus und Kunst. Musik zu leben - den Studium von Flöte und Saxophon an der Hochschule Traum als Wirklichkeit. Birgit Hartl und > Web: www.ipop.at für Musik und dem Konservatorium der Stadt Wien. Monika Mayer > Facebook: www.facebook.com/ipop.wien Mitbegründer des Vienna Art Orchestras, dessen > Martin Fuss (geb.1960, Wien) lebt und : archiv ipop otos Mitglied er bis 1990 war. Mit einer Vielzahl an un- arbeitet als Musiker und Musikpädagoge in Wien. F Institutsprofil terschiedlichsten Ensembles hat er internationalen Nach Klarinetten- und Saxophonstudien am Das 2002 gegründete „ipop“ (sprich i:pop und Boden bespielt und dabei etliche Preise erhalten. Konservatorium der Stadt Wien sowie am Berklee nicht aipop) stellt in mehrerer Hinsicht eine Seine musikalische Sprache ist eine universelle, College of Music Boston/USA, wurde er rasch Besonderheit dar. Es vereint die tragenden Säulen die Begegnungen ohne Berührungsängste ermög- einer der gefragtesten Jazz- und Studiomusiker in der MDW wie das Erfinden und Spielen von Musik licht. So entstanden über die Zeit verschiedenste Österreich. Sein überaus breites Spektrum reicht (Komposition, Improvisation, Interpretation, dar- stellende Künste), das Lernen und Unterrichten > Schlagzeug und Percussion: Fritz Ozmec, Manfred Huber, Andreas Felber; als Gastdozent 2011/12: > Publikationen: von Musik (Pädagogik) und das Recherchieren Krenmair, Alexander Dostal Walter Gröbchen Institutsmagazin „Kollektion“ 10 und Schreiben über Musik (schriftliche und wis- > Musikbusiness: Günther Wildner ipop Studioproduktionen und CDs 11 senschaftliche Arbeiten, Forschung) unter einem b) Sonstige künstlerische Fächer: > Mediathek: Philipp Brunner, Michael Huber, Buch: „West Meets East“ (Reihe „Musik und Dach. Das Angebot umfasst künstlerische Fächer > Trompete: Horst-Michael Schaffer Günther Wildner Gesellschaft“ des IMS) wie Gesang, Saxophon, Tasteninstrumente, Gitarre, > Posaune: Leonhard Paul > Projektmitarbeiterin: Lisa Leitich „Harmonielehre“ von Mathias Rüegg Bass, Schlagzeug & Percussion, Komposition & > Tuba: John Sass (erscheint voraussichtlich im Dez. 2012) Arrangement, Ensemblepraxis etc., pädagogische > Komposition & Arrangement: Mathias Rüegg, Geschichte CDs „wonderbrass“ - the ipop brass ensemble & Fächer wie Didaktik und Lehrpraxis und wissen- Gerald Schuller, Reinhard Theiser; als Gastdozent Alles begann um 1980 als nach dem Schwung BNB - Anticalypse Now! Feat. schaftliche Fächer wie Theorie und Geschichte 2011/12: Christoph Cech der Studienreformen der 1970er Jahre einer- Archie Noah der Popularmusik inklusive der Möglichkeit eines > Gehörbildung: Albin Janoska seits ein „Lehrgang für Jazz-Schlagzeug“ unter > Kooperationen: Doktoratsstudiums. > Rhythmusschulung: Manfred Krenmair der Leitung von Fritz Ozmec eingerichtet und Pop and Jazz Platform des AEC Der Fachbereich des Institutes, die sogenannte > Songwriting/Musikproduktion: Harald Hanisch andererseits ein Lehrauftrag an Harald Huber IASPM/ASPM „Popularmusik“, bezieht sich vor allem auf Genres > Performance: Juci Janoska für Einführungsvorlesungen und Seminare zum Songwriting Workshop (Projekt Pop/AKM) wie Jazz, Folk/Blues, Soul/Funk, Pop/Rock, Metal, > Multi Media Projekt: Martin Schieske Thema „Popularmusik“ in der Studienrichtung Music Camp (sound base/Wien X-tra) Latin, World Music, Dance/Elektronik etc. die künst- > Ensemble/Ensembleleitung: Karen Asatrian, „Musikerziehung“ erteilt wurde. Bald darauf folg- lerischen Anspruch und weitgestreute Popularität Harald Huber, Mathias Rüegg, Erwin Schmidt, te eine musikalisch-praktische Zusammenarbeit Workshops u.a. mit Chucho Valdéz, Armen Donelian, miteinander verbinden. Das Spektrum praktischer Andreas Schreiber, Paul Urbanek der beiden Lehrenden in einem ersten „Ensemble u.v.a. und theoretischer Auseinandersetzung reicht jedoch > Big Band: Heinz Hermann, Fritz Ozmec Popularmusik“ im Keller des Gebäudes 1010 Wien, insgesamt von experimenteller, improvisierter Musik > Improvisation: Heimo Trixner, Burkhard Stangl Seilerstätte 26. Weiterführende Informationen: www.ipop.at und Klassik-Crossovers bis zu internationalen und > Tasteninstrumente Praktikum: Karen Asatrian, nationalen Formen des Entertainment (Musical, Wolfgang Bayer, Augustinus Brunner, Walter Den entscheidenden Schub erhielt der Aufbau des Show, Schlager etc.). Chmela, Albin Janoska, Herbert Otahal, Erwin Fachbereichs Popularmusik durch den Beschluss Schmidt, Paul Urbanek, Karel Vanek der Studienkommission „Instrumental(Gesangs) Fachbereiche > Gitarre Praktikum: Wolfgang Peidelstein, Heimo Pädagogik“, zentrale künstlerische Fächer In der Studienrichtung „Instrumental(Gesangs) Trixner, Wolfgang Pointner der Popularmusik zuzulassen und eine eigene Pädagogik“ (IGP Popularmusik) sind folgende Fächer > Computer Praktikum: Paul Urbanek, Albin Studienplan-Variante „IGP Popularmusik“ auszu- eingerichtet: Janoska arbeiten. Auf dieser Basis konnten von 1986 bis > Studio: Rudi Mille zur Institutsgründung der Reihe nach Schlagzeug, 1) Künstlerischer Bereich Saxophon, Tasteninstrumente, Gitarre, Bass und Die Studierenden sollen nicht nur im pädagogischen, 2) Pädagogische Fächer: Gesang als Hauptfächer installiert werden. sondern auch im künstlerischen Bereich internationalen Lehrveranstaltungen zur Didaktik und Lehrpraxis In den Jahren 2002 und 2003 war es dann soweit: Qualitätsansprüchen gerecht werden und die Vielfalt der werden von den Lehrenden der zentralen künstleri- Der mittlerweile auch personell stark gewach- Popularmusik sowohl im Bildungsbereich als auch auf schen Fächer sowie von Herbert Otahal, Augustinus sene Fachbereich Popularmusik wurde in ein Bühnen entsprechend repräsentieren. Brunner und Walter Chmela angeboten. Didaktik und künstlerisch-wissenschaftliches Institut umge- Lehrpraxis der Blechblasinstrumente (Trompete, wandelt und eine spezielle Studienplan-Variante a) Zentrale künstlerische Fächer: Posaune, Tuba): Horst-Michael Schaffer, Allgemeine („IGP Popularmusik“) konnte in Kraft treten. Derzeit > Gesang: Elfi Aichinger, Stephan Gleixner, Patricia Didaktik: Harald Huber umfasst das Institut rund 50 Lehrende und bietet Graf-Simpson, Juci Janoska Philipp Sageder Lehrveranstaltungen und Workshops einerseits für 3) Wissenschaftliche Fächer: musikpädagogische Studienrichtungen und ande- > Saxophon: Klaus Dickbauer, Martin Fuss, Der wissenschaftliche Bereich kooperiert mit rerseits für ein breit gestreutes künstlerisches und Wolfgang Puschnig anderen Instituten in und außerhalb des Hauses wissenschaftliches Umfeld an. (AG Popularmusikforschung), veranstaltete 2008 > Tasteninstrumente (Klavier und Keyboards): ein Symposion „West Meets East – Musik und in- Projekte und Publikationen Heribert Kohlich, Herbert Pichler, Reinhard Theiser terkultureller Dialog“ dessen Beiträge 2011 als > Veranstaltungsreihen: Gitarre (Akustische Gitarre und E-Gitarre): Martin Buch erschienen sind und führt im Rahmen des „Aquarium“ – Partyline der MDW im ost klub Kelner, Peter Legat, Arnoldo Moreno, Wolfgang Pointner Programms uni:vision das Forschungsprojekt „ipop Jazz Line“ im ZWE „Austrian Report on Musical Diversity“ durch. „Zawinul Music Days“ in Kooperation mit dem „Verein > Bass (E-Bass und Kontrabass): Willi Langer, zur Pflege und Verbreitung des musikalischen Regina Schwarz > Theorie und Geschichte der Popularmusik: Harald Schaffens von Joe Zawinul“ und der Stadt Wien hear or read about in the media almost daily, and the enormous economic powers concentrated in there are no shortages of definitions of the term, these mainly American trans-national corporations Joe Zawinul and the but most agree that globalization means chains of has meant that the term globalization for many has 13 political, economic and social activity are becoming become synonymous with the Americanization of world-wide in scope with greater interaction and the international order. Globalization of Jazz – interconnectedness between societies. The reason, Friedman claims, is that, “American In practise Globalization means the tearing down of based manufacturers and service providers, American >The Globalization of jazz trade barriers to allow the free flow of capital, goods, brands and American moviemakers, American sin- profits, technology and media products around the gers and American entertainers, American clothing globe. Today, globalization and the consequences designers and American fast food chains” dominate using the example that flow from it – liberalization and deregulation – the global marketplace. resonate in the four corners of the globe. However, A good example of this is MacDonalds, where every many academics have pointed out that in this dere- of Joe Zawinul gulated environment the strong are free to exploit the If globalization has the power weak and cite the havoc and ruin that has accom- panied globalization in places such as Africa, Asia, to “reshape societies and world Von Stuart Nicholson Latin America and post-communist Europe, where policies of wholesale privatization and structural order”, it’s not unreasonable to adjustment have led to local cultural production suggest it has the power to becoming marginalized, resulting in declining econo- reshape jazz ... mic activity and social dislocation on a massive scale.( As Professor David Held and his colleagues point day one person in 200 of the world’s population : N iki W itoszynskyj otos F out in their influential book Global Transformations: visits one of more than 30,000 McDonald’s restau- Politics, Economics and Culture, globalization is the rants in 121 countries. “central driving force behind the rapid changes that are reshaping societies and world order.” It seems clear, then, that theories and definitions of globalisation and the ideological assumptions inscri- So, if globalization has the power to “reshape so- bed within those theories might better be considered cieties and world order,” it’s not unreasonable to within the broader context of Americanisation since suggest it has the power to reshape jazz where the the worldwide presence of American culture – of interaction with globalization has been widespread which jazz is a part – is now an established element of and profound, yet it’s a subject that has received contemporary life. While a mass cultural analysis of very little serious study. In fact, its effects have been this phenomenon might suggest cultural imperialism largely ignored in jazz history books. at work, a more helpful approach is to view these developments through a Popular Cultural analysis in Globalization constitutes a relatively new world order to examine the consumption and re-inscription Vortrag bei den > First I’d like to say how honoured I am to have and whose recorded legacy represents one of the order which is driven by the trading interests of the of American popular culture functions positively and „Zawinul Music Days“ been invited here to today to speak about Joe most significant bodies of work in post-1960s jazz. world’s biggest corporations who regard national look at ways in which consumers of “America” are am 3. Juni 2011 Zawinul and the Globalization of jazz. When I All of their albums charted in the top 200 in the borders as irrelevant to their trading interests. The engaged in the production of new meanings as they received the invitation, I was hugely excited at the USA, making them one of the most successful jazz massive influence of the global multinationals, who- use, manipulate and even resist the cultural processes prospect since for me, Joe Zawinul is one of the true ensembles in contemporary jazz. During their lifetime se only purpose is maximise sales and thus sharehol- of Americanisation. Popular Culture Studies tells us greats of jazz, not because everything he did was a they were the most exciting attraction in jazz, playing der dividends, is reflected in the fact that at least much about these processes and offers a valuable classic, because it wasn’t. Joe Zawinul is a jazz great to packed clubs, concert halls, stadiums and head- a third of the world’s entire wealth – estimated at model which can be also applied to jazz. because his finest work is among the finest moments lining at jazz festivals around the world. 28 trillion Euros – is produced by just 250, mainly of the music. It is music that will stand the test of American owned, corporations. In general, three principal theoretical models have time – indeed, is already doing so. This year marks What I would like to do today is draw on aspects of been developed to explain cultural globalisation. In the 40th anniversary of the formation of Weather Zawinul’s career and music to illustrate the effects According to three times Pulitzer Prize winner this context, cultural globalization – as opposed to Report, a band in which he was the ipso facto leader of globalisation on jazz. Globalisation is a term we Thomas L. Friedman in his book The World is Flat, economic, political, or technological globalization – refers to the transmission or diffusion across national passive, to be engaged in a process of making, rather cultural flows do not necessarily originate in the come a particularly fruitful area for the growth and borders of all forms of media and arts, of which jazz than simply absorbing, meanings and that different same place or flow in the same direction, this dis- development of jazz outside America in recent times, 14 is a part. These theoretical models are: the cultural national, ethnic, and racial groups interpret the same junction can result in a situation where receivers especially in Europe, where the effects of globalizati- 15 imperialism thesis, the cultural flows or network mo- materials differently. Audience responses to globally might also be originators, a two-way flow producing on have meant that for many “local” musicians, jazz del and the reception theory. Taking each in turn, the diseminated culture are highly differentiated, de- results such as Paul Simon’s best selling 1986 album is no longer conceptualized in terms of hegemonic cultural imperialism thesis is essentially a centre-pe- pending in part on levels of exposure at a national, Graceland, where the so-called exotic influences American styles. riphery model whereby the global economic system regional or global fare level and in part on the social of South African music appears within the familiar is said to be dominated advanced Western economies characteristics of specific publics. This model does context of Anglo-American rock. However, my in- This represents a major paradigm shift in how jazz is while the Third World remains at the periphery of not view globally disseminated culture as a threat to terest is in what is happens at the receiving end of both perceived and performed outside the USA and the system with little control over their economic national or local identities. Availability of cultural cultural globalisation, where the interaction between it effects are far reaching. What disappears in this development. It’s a theory not dissimilar to ideas pro- fare, even if it is widely watched, does not necessa- the powerful market forces of global pop and local process is a sense of derivative modernity, where mo- posed by the Frankfurt School since it assumes mass rily imply that its values and ideological content are music cultures produce unique outcomes in diffe- dernity is borrowed from modernity elsewhere, more culture is accepted passively and uncritically by the accepted uncritically. rent geographic areas, with local musicians creating specifically an idealised vision of American culture and masses. It is worth noting that although this model hybridized versions of global pop that is in effect a social reality, and I will show that this is a response to has been subject to much critical study and analysis From these theories of globalization flow two main cross-fertilization of local music forms, such as folk identity, both in a cultural and national sense. and has been subject to substantial revision whereby consequences, homogenization and hybridisation. or local pop, with global pop music. the term cultural imperialism has been replaced by I am interested in the tension between the cultural In many ways, jazz was actually a harbinger of what we media imperialism based on global capitalism, the imperialism thesis and homogenisation and cultural Often, “global” pop musicians are invested with now call globalization. When the first jazz recording underlying thesis that a degree of homogenization is flows model, which produces hybridisation, which I different meanings in different countries or even was made in 1917, jazz became available for global ap- likely to ensue remains. will explore today. Equally, in his essay Disjunction “misinterpreted” in creative or idiosyncratic ways. preciation — and crucially imitation — by recordings and Difference in the Global Cultural Economy, Hip-hop, for example, has been appropriated by that passed unhindered through national borders and The second model is the cultural flows or network Appadurai defined five spheres of influence in which local acts around the world. In Senegal, the most political and social barriers around the world. model. In his essay Disjunction and Difference in the flow of communication in the global cultural prominent act Daara J sings in Wolof, French and the Global Economy, Arjan Appadurai has argued economy operates: ethnoscpaes, meadiascapes, tech- English and draws on rumba and Jamaican raga as This represents a major paradigm that global flows can move in unpredictable direc- noscapes, finanscapes and ideoscapes. All of these well as rap to produce a “local” version of hip-hop. tions and cannot be understood in terms of centre or spheres relate directly to the global production and shift in how jazz is both perceived periphery models, or the simple push-and-pull model consumption of popular music and jazz, but today I This interaction of global pop with “local” mu- and performed outside the USA of migration theory and that cultural flows do not am concerned with the first and last of Appadurai’s sic cultures has been dubbed glocalization – the necessarily originate in the same place or flow in the categories, ethnicity and ideology. These are impor- re-inscription of “global” pop music with “local” and it effects are far reaching. same direction. Appadurai suggests the effect of these tant aspects of contemporary pop music and jazz significance. You only have to look at McDonalds ( cultural flows is likely to be cultural hybridization and when confronted with the broader narratives of for an example of glocalism in the commercial sphe- This was made possible by a fast expanding record rather than homogenization. globalisation can result in a sense of defining local re, where a global product has adopted local culinary industry and a leisure revolution that were global in identity and an upsurge of nationalism, both unfore- traditions in markets such as France and Greece. scope. As jazz history evolved inside America, the One outcome of cultural or seen consequences of the effects of globalisation, and spread of jazz recordings around the world through something I wish to explore today. In practice, then, the globalization of pop culture is ac- the international trade routes of the global cultural media imperialism is where tually producing two scenarios: (1) the Globalization economy meant it was also acquiring other histories local musicians adopt the dress In terms of Popular culture seen in terms of today’s process where homogeneity or “streamlining” ensues in other countries. pop music which is, of course, mass produced com- through the dominance of ‘Global’ pop, where local codes and styles of these global mercial culture, the cultural or media imperialism acts perform in the style and manner of the big glo- As each “style” of jazz emerged in America, it could musicians, performing in thesis can be seen at work with the aggressive mar- bal superstars – the cultural or media imperialism be heard months later being imitated by local musi- keting of today’s major pop stars. Their music is ai- thesis – and (2), the ‘Glocalization’ effect where hy- cians in London, Paris and Amsterdam. While many asimilar style in a local context. med at worldwide audiences, trans-national products bridity ensues through the interaction of global pop musicians in the global jazz community may not ) that are resulting in a “streamlining” of pop across with local musical forms – such as Daara J in Senegal have been innovators, the best could be measured The third model is the reception theory, which looks national borders. One outcome of cultural or media – the cultural flows model. by the most exacting standards in jazz. Take Joe at the way people use the media and the gratifica- imperialism is where local musicians adopt the dress Zawinul’s performance of “I Should Care, recorded tions they get from the media. Reception theorists codes and styles of these global musicians, perfor- But just as globalised versions of globalized and glo- in 1959, eight months after Zawinul had moved focus on the roles that audiences (readers of texts ming in a similar style in a local context. calized versions of pop have been coexisting alongsi- to New York for the Strand label shows his easy or decoders of texts) play in the scheme of things, de each other for decades, so too have globalized and assimilation of musicians such as George Shearing, and not on texts themselves. Within this paradigm, This outcome has long coexisted alongside the cul- glocalized versions of jazz. The globalisation process Bud Powell, Barry Harris and others. However, a audiences are understood to be active rather than tural flows model of cultural globalisation. Since of appropriation, involving hybridization, has be- common theme among many musicians beyond the borders of the United States who have acquired flu- found melodies we associate with folk music from sues of “authenticity.” From this standpoint, jazz has and in the process raises fears about the loss of our ency in a hegemonic styles of jazz, most commonly both Europe and Africa. a fixed identity, representing something intrinsically cultural anchors and identity. It is interesting to re- 16 post-bop, is a crisis of identity and the realisation American. Yet jazz has become a global music be- flect that one of the side effects of globalization has 17 that although they are not an American they sound Glocalization in jazz can involve incorporating ele- cause, as we have seen, American culture has become seen an increase in nationalism and tribalism, a pro- like an American. This realisation crept up almost ments such as national, cultural, folkloric or even hegemonic to the world and many jazz musicians in liferation of struggles for independence, devolution, unnoticed on Zawinul when he was a member of the classical elements to give the music relevance to its local contexts now see jazz as part of their ‘culture.’ and self-determination and a resurgence of concern Cannonball Adderley Quintet. He had spent some “local” music community. But some question wh- Jazz has become their music, an expression of their about ethnicity and cultural identity in almost all weeks practising with pianist Barry Harris and as ether glocalisation is a good thing and here history own unique identity. In this view, jazz can also beco- corners of the globe. Just because people everywhere Zawinul relates the story, Harris, who had played shows that cross fertilization and borrowing from me a glocal language through the lived experiences of want to wear Nike trainers and drink Coke does not briefly with the Adderely band, heard them perform other cultures has invigorated and strengthened both playing the music in a way that makes sense of their necessarily mean they are any less fiercely concerned on the radio and believed the pianist to be himself Western and Third World arts. Asian art has had pro- own local cultural and socio-musical surroundings. about their cultural identity, indeed, as we have seen until the announcer said it was Zawinul. Harris found influences on the West for centuries. Chinese all over the world, many are prepared to fight and porcelain was imitated by Persian ceramicists, Italian To give you an example of this, the biggest selling die for it. Identity matters. ... for many non-American majolica makers, Deleftware producers and English jazz album in Sweden is not Kind of Blue or A Love bone china designers. Japanese watercolours exhi- Supreme but an album called Jazz pår Svenska recor- The increasing glocalization of jazz by the global jazz musicians, sounding like an bited in Paris in the late nineteenth century influen- ded in 1964 by the Swedish pianist Jan Johannson. community can be seen as a response to identity, pro- American musician is the summit ced Matisse, Whistler and Degas. Oriental modes It comprises jazz versions of Swedish folk tunes from viding a means for local musicians around the world influenced composers such as Mozart, Debussy and Svenska Låtar, the huge national collection of natio- to assert their cultural identity and place within the of their ambition ...)Ravel. Puccini’s Chinese princess Turandot from the nal folk tunes. music. opera of the same name may be based on an exotic congratulated Zawinul on his playing, “You sound Arabian night’s tale, but Puccini included authentic Jan Johannson is a good example of the global/glocal For Joe Zawinul, cultural identity was very impor- just like me, you’ve arrived!” he said. Zawinul was Chinese tunes in the opera, based on material recently development in jazz. When saxophonist Stan Getz tant; although he had a keyboard technique capable flattered but later said, “What does this really mean? published in Europe. Think of Gauguin in Tahiti or lived in Sweden and then Denmark in the 1960s, of handling much of the classical piano repertory, he I’m playing like another guy who is already copying Ghanaian high-life music. Great art prospers from Johansson was Getz’s accompanist of choice, whe- chose not to exhibit his technical prowess, always some other guy – Bud Powell – so I am third! It contact and interaction with the outside world. re he played in a hard-swinging style favoured by preferring clarity of strong melody rooted in his cannot be an emotional experience if you sound like Getz, becoming the only European jazz musician folkloric heritage. There is a wonderful example of someone else, can it?” “Glocal” musicians such as these seek to create ori- to have appeared on Norman Granz’s Jazz at the Zawinul playing solo keyboards in 1985, for examp- ginal music that is both part of a universal language Philharmonic. le, where he performs an Austrian folk tune about It has to be said at this point that for many non- of jazz and a singular expression of identity (often a little spider, sings the words through the vocoder American musicians, sounding like an American cultural identity). All of us are shaped by our cultural However, when Johansson came to record under his and presents the song with jazz inflections on his musician is the summit of their ambition, which is heritage, national myths and shared memories that own name he frequently chose to assert his Swedish keyboard set-up. great. But while many musicians have chosen to play provide a sense of continuity between generations. identity. So here is an example of a local musician in these classic hegemonic styles of jazz that have It’s inevitable that artists in their creations, perfor- playing jazz that makes sense of his own “local” mu- spread around the world − the globalization effect mances and crafts will reflect the social and cultural sical surroundings that has immediate relevance to The key point here is that the − others have assimilated the syntax of these styles climate in which they spend their lives, since this his own “local” musical community. Johansson cap- process that drives a dialect, in but have re-inscribed them with “local” significance provides the source of their identity. tured a unique sound in jazz that’s come to be known − the glocalization process. as the Nordic Tone which represents a significant language or in jazz, into existence In Brazil, for example, Acacio Piedade, Professor of “glocalized” dialect of jazz. The ethereal yet intense is the need for identity. Glocalisation in Zawinul’s case emerged through his Music at the State University of Santa Catarina, has sound of Johansson’s piano influenced subsequent settings on his electronic instruments where he evo- written how local jazz musicians, sensitive to the generations of Scandinavian musicians, such as the( ked acoustic instruments, most often the accordion, potentially humiliating effects of American cultural Norwegian saxophonist Jan Garbarek, whose sound As the twenty-first century develops, we will see an instrument he learned as a child and entertained imperialism, strive to avoid “contamination from has been described by Mathias Rüegg, the leader of an increasing “multidialectism” of jazz, just as we at family gatherings. He would later say it was a the bebop paradigm and seek an expression more the , as “remaining true to the will see, according to the linguists, a growing use of lot of fun since he learned a lot of the Volksmusik rooted in Brazil,” by drawing on indigenous music vast and cool quality of his Nordic origins.” English. The analogy between the English language repertoire – “I come from the blues and I come such as the chorinho. But while Brazilian jazz might and jazz is striking at this point. By the end of the from Volksmusik (folk music) – Slavic Volksmusik, be a distinctive “glocal” , it is also a singular The key point here is that the process that drives a twentieth century, English had become a global Hungarian Volksmusik, Austrian Volksmusick.” expression of identity, here defined as Professor dialect, in language or in jazz, into existence is the lingua franca, the language in which most of the And certainly during Weather Report and with the Piedade, points out, against “the other.” However need for identity. In an era of political turmoil and world’s trade is transacted, the safety of international Zawinul Syndicate there is no shortage of examples for some, jazz played outside the “mother tongue” complex negotiations of personal and cultural iden- airlines regulated, popular culture is communicated, of compositions using the simple, singable yet pro- context of American styles is problematic, raising is- tity, we know that globalization destroys boundaries and the Internet is operated. But with the globalization of the English language, grammar and syntax followed by English speakers in New York may be offended by the way jazz is in- music into symphonic forms, which he did with his it has also taken on distinctly local, or “glocal,” Britain or America presenting problems of intelligibili- terpreted by a Russian or a Norwegian, he or she is ninth and last symphony From the New World, com- 18 characteristics that separate it from its “birthplace.” ty to native users of English — such as “Singlish” in equally powerless to do anything about it. All that posed in 1893. 19 Regardless of how English is spoken in England, or Singapore — there are jazz styles that have evolved matters is that Russian jazz is right for Russians and the United States, Europeans, for example, have de- outside the United States that do not necessarily follow Norwegian jazz is right for Norwegians and if it Interestingly, at a time when American culture was veloped their own style of English. A couple of years the way that jazz is played inside the United States. communicates with anyone else outside these com- predominantly influenced by European culture, argu- ago I was on a Lufthansa flight and the stewardess munities, all well and good. This is one of the effects ments by American critics that confronted the notion requested passengers to “switch their handy’s off.” This is one of the effects of cultural globalization of cultural globalisation. Just as Jan Johansson did of American nationalism in From the New World and of course it’s not just confined to jazz. Nouvelle when he recorded Jazz pår Svenska, Swedish musi- about how the integrity of European classical music “Handy” was used in lieu of the German word for Vague, for example, in the French cinema of the cians are going infuse jazz with Swedish sensibili- was being debased now have echoes to those now mobile or cell phone, “Mobiltelefon”; it’s an easily 1960s took Hollywood glamour and mixed it with ties, Finns are going to Finniszie, Italians are going being heard in response to the glocalization of jazz. understood word that’s presumably derived from Left Bank intellectualism which became celebrated Italianize, Czechs are going to Czechisize and so the fact that a mobile phone is usually to hand. The around the world as something intrinsically French. on. Audiences outside Sweden can make of Jazz pår point here is that English-speaking passengers knew This kind of mixing and matching happens at all Svenska what they will, but within Sweden it is still Just as the rise of Nationalism what was being asked of them, Lufthansa successful- levels of media and arts, so it hardly surprising it is regularly played on radio and TV to this day because ly transmitted their instructions, and everyone was happening in jazz, which is broadening and expan- to Swedish ears it is rich and full of meaning – jazz proved to be a major event in the happy, regardless of the fact that “handy” is not ding its expressive resources to suit the expectations with a Swedish identity. history of classical music, the found in any English dictionary as a synonym for a of local communities around the globe. “mobile” or “cell phone.” In choosing to play jazz or speak English, the adop- “glocalization” of jazz is proving As Mary Louise Pratt, former President of the ting culture often makes jazz or English all its own, to be a major development in the Language evolves to suit the Modern Language Association of America, has poin- just as we no longer think of pasta as being Chinese community that uses it and they ted out, “The future of English, like that of any lin- or Rubik’s cube being Czech. English and jazz are history of jazz. gua franca, does not belong to its native speakers.” both viewed in the world as tools for expression make up the rules for what On the basis of sheer weight of numbers alone, the and communication, weighted with significance yet( But as the American poet, critic and editor T.S. Eliot works for them. second-language English users – L2 speakers – will utterly commonplace; they are both simply a means has written, no artist can work outside the traditi- )determine the future shape of the language. To give of creating and expressing the users relationship to on because the tradition will eventually stretch to English, as a lingua franca, does not “belong” to an example of this, the Collins English Dictionary is reality around them. accommodate anything artists do. The voices of the English or the Americans; it is the possession re-printed every four years, and when it was printed dissent raised against Dvorak’s symphony, for ex- of any speech community that uses it, no matter if in 2005 it included over 30 words in Hindi through The glocalization of jazz is a trend that has echo- ample, now seem quaint when seen in the context of that community is Lufthansa, the EU parliament, or the influence of England’s large, and welcome, Hindi es, however distant, in the rise of Nationalism composers such as Aaron Copeland, Samuel Barber, international university students attending college in population. It also included other foreign words such in classical music at the end of the 19th century, William Grant Still and Elliot Carter who evoke Delhi. They use the language in a way that makes as Sudoku, mizuna and noni which had crept into when the prevailing hegemonic Germanic style of elements of Americana in their work, which in turn sense for them which often has to do with identity, the language almost unnoticed. classical romanticism was reinscribed with “local” was effortlessly embraced by the European tradition as the Indian author Raja Rao wrote, “The tempo of significance by composers such as Grieg, Sibelius, of classical music. Indian life must be infused into our English expres- Language evolves to suit the community that uses Smetana, Borodin and Rimsky−Korsakov. While not sion even as the tempo of American or Irish life has it and they make up the rules for what works for prompted by the agents of globalization, the rise of Just as the rise of Nationalism proved to be a major gone into the making of theirs.” them. “Singlish,” for example, is a mixture of what became known as Nationalism was marked by event in the history of classical music, the “glocali- English, Chinese, Malay, Tamil, Cantonese and even a craving for independence and identity. zation” of jazz is proving to be a major development The process that drives an accent or dialect into Australian and American slang picked up from TV in the history of jazz. Given the music went global as existence is the need for identity. Standard English programmes. English speaking purists from the heart As some countries in Europe carved out Empires early as 1917, there is no reason why evolutionary provides mutual intelligibility, the function of any of England’s Home Counties might be offended by for themselves, others sought to express their own change should not emanate from outside the USA. language, but as Raja Rao implies, local accents and the way their native language has been bastardised national identity through works of art, especially dialects provide identity. As a result, there is Swedish in Singapore, but there is nothing they can do to music. They wanted to emphasise their place in the We are, then, at a key moment in jazz history. The English, Netherlands English, Brazilian English – in enforce a standard prescriptionist English. Even world by drawing on aspects of their own cultu- music is being reshaped and reimagined beyond the other words people from around the world speaking the Singaporean government, who try to encourage re. In the USA, for example, the Czech composer borders of the United States through the process of English in a local way, with the influence of their mo- standard English so Singaporean’s can communicate Antonin Dvorak was invited to New York to head glocalization with increasing authority and confi- ther tongue shaping the language in fresh directions. with the outside world, are powerless to do anything. the National Conservatory of Music, partly in the dence by voices asserting their own cultural identity hope his presence might help inspire an equivalent on the music. The glocalization of jazz can be seen as So, just as the use of English throughout the world Equally, jazz has evolved to suit the community it American “nationalistic” movement and partly to symbolic of the way hybridity and difference is being does not always mirror the vocabulary and rules of is played in. While an American jazz musician from show how American composers might adapt “local” managed in the global cultural economy, an assertion of individuality in an ever-more standardized world of cultural identity: a glocalized response to a global 20 phenomena. Über Musik für die

When jazz went global, it confronted certain cultural assumptions, and with these assumptions have come Bühne, autodidaktisches alternative ways of looking at the world. How impo- verished we are if we believe that there is only one way of looking at life, only one way of speaking a Singen, Kabarettschmähs < language, or only one way of playing jazz. und verschmerzbare Stuart Nicholson hielt diesen Vortrag im Rahmen der “Zawinul Music Days” am 3. Juni 2011 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Schenkelklopfer

> Stuart Nicholson Patricia Graf-Simpson im Interview Professor am Leeds College of Music, gilt als einer der führenden > Günther Wildner: Der Sommer – eine Zeit der Jazzjournalisten weltweit. Entspannung für dich? Er studierte am „Welsh College of Patricia Graf-Simpson: Im Sommer habe ich Zeit Music and Drama“ (1967-71) und war fürs Schreiben neuer Programme und auch zum viele Jahre als Musiker tätig. Seit Nachunterrichten, weil dem einen oder anderen 1991 ist er hauptberuflich Musik/Kulturjournalist. Studierenden noch etwas zusteht, das mache ich : C hristian graf - simpson otos Rege publizistische Tätigkeit für internationale entweder an der Universität oder zu Hause – das F Jazzmagazine wie Jazzwise, Jazz Times, Jazz Thing, ist dann auch schon auf freundschaftlicher Basis. Jazz Special, Jazz Forum, Jazzit, Jazznytt etc. Gestern Abend war erst eine Studentin bei mir, da Buchveröffentlichungen zu Billie Holiday, Ella sind wir gesessen bis 22 Uhr, da wäre die Uni längst Fitzgerald, Duke Ellington, zur Geschichte des schon wieder zu ... und den Vorbereitungskurs haben Jazz-Rock, zum Jazz der 1980er Jahre etc. wir vorige Woche gehabt. Mit seinem in dreizehn Sprachen übersetzten „Is Jazz Dead (Or Has It Moved to a New Address)?“ schuf er GW: Hat sich die Arbeit seit deiner Tätigkeit als ein Standardwerk in der viel diskutierten Thematik stellvertretende Institutsleiterin intensiviert? von „Jazz und Globalisierung“. PGS: Ja, natürlich, weil die Arbeit im Leitungsteam dazukommt. Mit der Zeit kommen wir drauf, wo und bei wem Stärken liegen, dann koope- riert man da, und so entwickeln sich Arbeit und Zusammenarbeit. Ich mache das gerne, weil es eine angenehme Tätigkeit ist. Wenn das Team funktioniert, ist es niemals unange- nehm oder Zwang. Wenn das nicht so wäre, würde ich wieder aufhören, es gibt ja keine Verpflichtung, das zu tun. Es hat sich so angeboten in dem Moment, und dann hab ich gesagt: „Ja, das ist nett, das pro- dabei ist es aber genau das Management, was für Patricia Graf-Simpson biere ich einmal aus.“ Mittlerweile habe ich meinen die Leitungsfunktion gefordert wäre. Wir machen mit Steffi Paschke (r) Platz erwirtschaftet, und es ist total angenehm. als Team externes Coaching und Weiterbildung in Dadurch, dass wir nicht in der Privatwirtschaft sind, dieser Richtung, ich finde das sehr gut. Weil unter wo alles auf Druck geht und so schnell sein muss, Anleitung gut sichtbar wird, wie das Team zuein- dürfen wir auch üben. Wir sind keine Manager, ander steht und wer welche Aufgaben übernehmen kann. Unsere Tätigkeiten werden dabei festgelegt. GW: Unterscheiden sich Musik- und Kabarettszene in meinem Umfeld hat gemeint: „Das Auch die Kommunikation kann man immer verbes- Österreich? Du hast ja vielfältige Erfahrungen in bei- brauchst du gar nicht probieren, 22 sern, Ressentiments von früher werden abgebaut. den Welten ... denn das ist ein Blödsinn!“ Dann ha- 23 PGS: Ja, sie unterschieden sich definitiv, schon al- be ich eben Publizistik studiert, was GW: Wie bist du als Pädagogin an die leine beim Booking sind die Ansprechpartner an- mir zwar nicht geschadet, aber auch Patricia Graf-Simpson Musikuniversität, damals noch Hochschule für Musik dere, wobei es freilich auch Überschneidungen im nicht besonders viel gebracht hat. mit Steffi Paschke (m) und darstellende Kunst Wien, gekommen? Kulturverein- und Benefizbereich gibt. Ich muss ehr- Jedenfalls war mir bald klar, dass und Verena Scheitz (l) PGS: Ja, ich bin schon lange da. Es war im Jahr 1995 lich zugeben, dass ich bis heute nicht weiß, wo genau das nicht meine Studienrichtung ist. der Lehrauftrag für Gesang der Popularmusik aus- ich hingehöre. Ich möchte dabei auch keinen Bereich Trotzdem habe ich abgeschlossen, geschrieben. Ines Reiger hat mir das mitgeteilt, weil komplett aufgeben oder mich nur für einen entschei- nur mein Doktorat ist unvollendet ich das weder aus der Zeitung noch auf einem ande- den. Tendenziell habe ich mich mehr dem Kabarett geblieben, liegt nun seit 20 Jahren ren Weg erfahren hätte. Da bin ich ihr heute noch zugewendet, weil ich mich da leichter getan habe als in meiner Lade. Im Anschluss ans sehr dankbar dafür, dass sie mich zur Bewerbung bei der reinen Musik. Ich habe mir da unterbewusst Studium habe ich noch freiberuflich animiert hat. Sie selber hat sich damals nicht be- sicher auch mehr Chancen ausgerechnet, was def- bei ein paar Zeitungen gearbeitet, worben, weil sie noch an der Kunstuniversität Graz acto auch so ist. Für reine Musikprogramme haben aber hier ebenfalls rasch bemerkt, und anderwärtig tätig war. Später ist sie dann auch wir zu wenig Publikum, sobald aber irgendeine Art dass das nicht Meines ist. Ich war zu uns gekommen. Ich habe mich sehr fokussiert von Komik und Unterhaltung dabei ist, gibt es eine schlicht auch im journalistischen auf das Hearing vorbereitet, weil ich genau wusste, Klientel dafür, die fortgeht und sich das leistet. Das Arbeiten nicht so gut, konnte mei- dass so eine Chance nicht oft kommt. Es hat auf ist der Unterschied. nem eigenen Anspruch nicht genü- Anhieb funktioniert, und dann habe ich jahrelang gen. Musikalisch ist dann jedenfalls gebraucht, mich an der Universität zurechtzufinden, GW: Wie hoch ist der Musikanteil bei euren alles von selber passiert: die Strukturen zu durchblicken usw. Ich bin da zu- Programmen „Frauen ohne Gedächtnis“, „Frauen Auf der damaligen Musikhochschule mit begrenzter Haftung“ und „Frauen aus dem Wien, Standort Penzing, habe ich

Hinterhalt“? : C hristian graf - simpson otos den zweijährigen Musical-Lehrgang F Für reine Musikprogramme PGS: Er wird auf jeden Fall wieder höher. Beim er- unter der Leitung von Beatrice Ferolli haben wir zu wenig Publikum, sten Programm zu dritt war er noch ca. ein Drittel, Anderes gab es in der Musikschule Neunkirchen belegt, meine Gesangslehrerin war die schwarze beim nächsten Programm war der Musikanteil schon damals gar nicht. Ich habe jedenfalls eine gute und Vokalistin Joanne Bell aus Hamburg, die den Bereich sobald aber irgendeine Art von bei 50%. So wird es auch beim kommenden neuen verständnisvolle Lehrerin gehabt, die mich auch über Cross-Over zwischen Jazz und Klassik fantastisch Komik und Unterhaltung dabei Programm sein, wobei die Musik aus Liedern und die Zeit, in der ich aufhören wollte, drüber getragen beherrschte. Von ihr habe ich sehr profitiert – insge- Instrumentalstücken zur Untermalung und „film- hat – da war ich ca. 12 bis 13 Jahre alt. Sie hat samt war die enge, eindimensionale Musical-Schiene ist, gibt es eine Klientel dafür. musikalischen“ Vertonung szenischer Überleitungen nicht geschimpft mit mir, vielmehr gesagt: „Komm’ dieser Ausbildung aber nicht interessant für mich. Im ) etc. besteht. Wir müssen hier mit Playbacks und einfach in die Stunde, du brauchst nichts üben eine Bereich Schauspiel und Tanz habe ich allerdings viel nächst total blauäugig durch die Welt dieser großen Einstartern arbeiten, sodass ich die komplette Musik Zeitlang.“ Also so haben wir das geschafft, und gelernt. Die Aufnahmsprüfung hatte ich geschafft, Institution marschiert. In meinen Anfangszeiten, als vorproduziere, wobei ich aber darauf achte, sie ich bin sehr dankbar dafür. Zwischendurch wollte weil ich mich einfach hingestellt und geträllert habe, wir zur Abteilung Musikpädagogik gehörten und es möglichst lebendig und mit echten Instrumenten ein- ich auch immer wieder etwas Moderneres spielen. den Rest wollten sie dann gar nicht mehr. noch kein Institut für Popularmusik gab, hat man zuspielen – MusikerkollegInnen sind dafür erfreuli- Da hat sie mir ein Leadsheet von „Es geht eine mir LehrerkollegInnen aus der Klassik beistellen wol- cherweise zur Stelle. Dieser „Live-Charakter“ ist mir Träne auf Reisen“ gebracht – meine Reaktion: „Ich GW: Wie ging es dann weiter? len zur Beaufsichtigung. Frau Prof. Ingrid Doll hat wichtig. Das Playback darf mir nicht auf die Nerven bleib’ doch lieber mehr in der Klassik!“ Und dann PGS: Meine erste Audition für „Les Miserables“ mich z.B. einmal angerufen: „Ich komm’ jetzt einmal gehen, vielmehr will ich mich immer wieder freuen habe ich parallel zur siebenten und achten Klasse bei den Vereinigten Bühnen Wien war dann auch vorbei bei Ihnen - schauen, wie Sie das machen.“ über kreativ eingespielte Parts und Stellen. Da bin ich Gymnasium nach einer Aufnahmsprüfung den geför- gleich ein Volltreffer. Ich war karrieretechnisch also Und ich: „Ja, bitte gerne, kommen Sie!“ Sie ist dann immer am Suchen und Experimentieren, zur Zeit mit derten Klavierlehrgang für NÖ Musikschullehrer be- damals ein Glückskind. Was auch wichtig war, um nie gekommen. Percussioninstrumenten, die ich selber aufnehmen sucht, immer am Wochenende, über zwei Jahre lang, in der Szene Fuss zu fassen. In der Regel geht man Wie die Lehrkräfte unterrichten, spricht sich ja über will – das ist mein Spaßfaktor im Keller! damit hatte ich einen auch offiziellen Lehrabschluss zu Auditions für neue Engagements, angefragt wird die Studenten sehr schnell herum, und ich glaube, im klassischen Fach gemacht. Das war noch lange man eher nicht. Der Einzige, der mich später einmal dass das von oben auch beobachtet wird, wie das GW: Hast du als Kind zunächst ein Instrument gelernt vor den Zeiten des NÖ Musikschulmanagements. angefragt hat, war Paulus Manker – da war ich dann Feedback ist – ein inoffizieller Weg. vor dem Singen? bei der Falco CyberShow dabei. Im Musicalbereich Eine offizielle und schriftliche Evaluierung der Lehrer PGS: Ich habe immer gesungen, da gab es kein GW: Und wie kamst du dann zur Popularmusik? bekommst du Stückverträge, nur Betriebsräte sind durch die Universität ist für die Zukunft in Aussicht Einstiegsinstrument, mit sechs Jahren ging’s dann PGS: Die habe ich ja immer gemacht, gesungen und fix und unkündbar, Hauptrollen gibt es für diese gestellt, nur weiß man noch nicht, wie das genau vor los mit Klavier lernen – brav die Musikschule be- in Bands gespielt. Zu der Zeit wollte ich schon Ensemblevertreter nicht. Obwohl sie oft das Zeug sich gehen wird. endet, ausschließlich mit klassischer Musik. Etwas Schauspielerin oder Sängerin werden – aber jeder in dazu hätten – wie Kai Peterson. Ihn schätze ich sehr. Ich war mit ihm bei „Mainstreet“ und „Die Echten“ und so habe ich aufgehört. Die neue Besetzung gen, dafür kommen neue nach. Spürbar ist, dass den Studienbeginn ist oder nicht – immer natürlich jahrelang auf der Bühne, und habe es geliebt mit der „Echten“ habe ich mir schon angehört: Keine die größeren Veranstalter am Land immer mehr auf nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Plätze. 24 ihm, weil er ein Top-Intonierer ist. Mit so jemandem Ressentiments, kein Leid gespürt – wunderbar. Nummer sicher gehen. Kabarett-mäßig sind die vom Wir achten auch ganz bewusst neben stimmlich- 25 kann man eine Gruppe von oben und unten bestens Radiosender Ö3 entwickelten Unterhaltungskünstler technischen Anforderungen auf die Ausstrahlung führen. GW: Waren die Rechte für die deutschsprachigen und -projekte eine große Konkurrenz im Markt. eines Bewerbers, nicht nur in künstlerischer, sondern Zur A Cappella-Gruppe „Mainstreet“ – Covers Bearbeitungen bei den Programmen der „Echten“ Veranstalter nehmen natürlich bevorzugt z.B. die auch in pädagogischer Hinsicht. Ein Gesangslehrer und Eigenes in Mundart - bin ich als Einspringer in leicht zu bekommen? „Comedy Hirten“, weil die unter Garantie im reich- muss begeistern und mitreißen können, freilich auch meiner Karenzzeit gestoßen. Es war also Zufall, dass PGS: Überhaupt nicht, sehr schwierig war das. Wir weitenstärksten Radio des Landes gepusht und be- selber auf der Bühne Wirkung entfalten können. Um Monika Ballwein für ein paar Auftritte nicht zur mussten uns auch auf „Schwarzpressungen“ einlas- worben werden. Das u.a. zeigt ganz klar, dass du die Anforderungen verkürzt auf drei Fakten herun- Verfügung stand, und ich Zeit hatte ... Als sie dann sen, die „österreichische“ Lösung. Bei Absagen von jemanden brauchst, der sich rundherum um dich und terzubrechen: nicht mehr weitermachen wollte, kam ich fix hinzu. Verlagen bezüglich einer Bearbeitung muss man den dein Projekt kümmert. Ich habe diese Unterstützung Die Stimme darf nicht kaputt sein, es soll Persönlichkeit So ist es oft in der Kollegenschaft, dass man sich Song natürlich sein lassen. Aber was machst du, wenn seit ein paar Jahren und bin sehr froh darüber. in der Stimme zu hören sein, sie soll gleichzeitig aber Einzeljobs oder Ensemblemitgliedschaften übergibt. gar keine Antwort kommt? Was die Tantiemen betrifft nicht zu viele Eigenheiten aufweisen, d.h. es soll Voraussetzung dafür ist das Fehlen von Neid. punktet das Original sowieso zu hundert Prozent. GW: Bezug nehmend auf deine neuen Programme: noch eine Offenheit in alle Richtungen geben. Wenn Bei der A Cappella-Gruppe „Die Echten“ sind kon- Wie ist die Zusammenarbeit zwischen euch jemand eine ganz eigene, fertige Stilistik hat, sagen tinuierlich von Programm zu Programm gewachsen, GW: Hast du auch in andere Kunstsparten hineinge- Akteurinnen? wir oftmals: „Sie machen vielleicht eine tolle künst- die Viererbesetzung, die wir in der Blütezeit hat- schnuppert? PGS: Wir texten gemeinsam und entwickeln die lerische Karriere, aber als Gesangspädagoge würden ten, war fantastisch, also die Traumbesetzung mit PGS: Ja, ins Schauspielen beim Film. Da bin ich Geschichten gemeinsam – nach den Themen, die uns wir Sie nicht sehen.“ Andy Wörz, Stephan Gleixner, Alex Wartha und über Kolleginnen hineingestolpert und über meine zur Zeit interessieren. Die Musik schreibe ich, das Ich will jedenfalls mit meinem Unterricht nicht ich. Die Besetzung mit drei Männerstimmen und Gesangstätigkeit bei zwei Tatort-Titeln: macht einfach Spaß. Es ist „nur“ Gebrauchsmusik, etwas oder jemanden „machen“, sondern ich sehe einer Frauenstimme war optimal und die Energie > Song „Dreams in the City“, Tatort-Folge aber meine eigene. Angenehmer Nebeneffekt ist, dass meine Tätigkeit als reine Begleitung, und das ist des Ensembles ausgezeichnet und hoch. Open Air „Nachtstreife“ (1985, als 7“ Single bei Teldec es keine rechtlichen Probleme geben kann bei CD/ Konzerte sind a cappella die größte Herausforderung, erschienen) DVD-Veröffentlichungen. Die Dialoge schreiben wir Einen Grundstock an Technik weil du enorm viel Power aufbauen und rüberbrin- > Song „Lonesome Road“, Tatort-Folge ebenfalls selber. Auch bei den Liedern kommen wir gen musst, während dich gleichzeitig – wenn du „Alleingang“ (1986, als 7“ Single bei Teldec von Inhalt und Text, schreiben diesen über Strophen- und gewisse Basics möchte ich Pech hast - drei Autodroms beschallen. Bei solchen erschienen) und Refrainrhythmen, die wir mögen und für ge- jedem beibringen ... Gelegenheiten haben wir bemerkt, wie auf Schienen eignet halten, und ich bringe das dann mit meinen ( wir gesungen haben, perfekt aufeinander eingespielt. GW: Wie hat sich das Musikbusiness über die Jahre weiteren musikalischen Einfällen zusammen. Ab und Es war schon komplett egal, was aus den Monitoren verändert? zu gehen wir auch von Hooklines aus, die mir schon auch für mich ein Lernen. Was mich sehr freut, kam. Wir waren schon so schlafwandlerisch sicher. PGS: Hat sich natürlich durch Internet, mp3, youtube früher eingefallen sind. Leo Bauer, der im Kabarett- ist der Umstand, dass bei den Sängern/Innen noch Da habe ich zu mir gesagt: „Merk dir dieses Gefühl, und die Medienvielfalt komplett verändert. Es macht und TV-Bereich arbeitet, macht Regie, er schaltet niemand sein Studium aufgegeben hat. Wir haben das wirst du nicht mehr oft haben!“ keinen Sinn, irgendetwas zu verdammen, sondern sich dazu, wenn es soweit ist, dass wir auf die Bühne eine gute Gemeinschaft unter den Sängern und einen man muss diese Veränderungen als Möglichkeiten steigen. Die szenischen Übergangsmusiken kommen tollen Austausch unter den Lehrenden. Wir tauschen Der CD-Verkauf über den und Chancen begreifen. auch zu diesem Zeitpunkt von mir dazu. semesterweise Studierende aus (halbe oder ganze Auch beim Komponieren und Aufnehmen kommen Ein Regisseur ist wichtig, weil du jemanden brauchst, Stundenzahl), damit diese unterschiedliche Inputs Handel hat bei uns nie eine mir die modernen Technikangebote entgegen: Ich der einen Augleich zwischen den Akteuren herstellt, von verschiedenen Personen bekommen. Ich kann große Rolle gespielt. muss keinen Score schreiben, sondern kann Ideen un- und der den Gesamtüberblick hat, während wir ja alleine auch gar nicht alles abdecken, und meine ) kompliziert in Echtzeit ausprobieren. Die Welt verän- auf der Bühne stehen. Es funktioniert sehr gut. Er KollegInnen haben viel anzubieten. Auch bei den „Die Echten“ entwickelten sich von einer Coverband dert sich ständig, die Musik ist da keine Ausnahme. zwingt uns seinen Willen und seine Sichtweisen nicht Saxofonisten wird das so gehandhabt. zu einem Ensemble mit ausschließlich eigenen auf – das ist auch sehr wichtig, denn wir haben das Werken bei einem unserer Programme. Daran sind GW: Habt ihr seit den Jahren der digitalen Revolution Programm geschrieben. GW: Unterrichtest du nach einem fixen Kanon oder wir letztlich auch zerbrochen, also an der Frage, weniger CDs verkauft als früher? gehst du primär auf die Wünsche der Studierenden ein? nur Eigenes zu machen oder eben auch Covers. Das PGS: Im Live-Verkauf hat sich gar nicht so viel ge- GW: Wie fertig oder unfertig sind Gesangs- PGS: Einen Grundstock an Technik und gewisse „Eigenprogramm“ ging mit dem Verlust einer be- ändert. Die Leute, denen der Live-Auftritt gefallen Studierende, die am ipop beginnen? Basics möchte ich jedem beibringen, aber das ma- stimmten Publikumsschicht, der „Schenkelklopfer“, hat, nehmen einfach eine CD mit nach Hause, mitt- PGS: Das ist sehr unterschiedlich, bei manchen denkt che ich nicht bei jedem gleich. Ich habe somit einher, was natürlich bedeutet, sich neue Zuhörer für lerweile auch USB-Stick etc. Der CD-Verkauf über man, die sind eigentlich schon fertig und reif, andere kein Programm, das ich einfach von vorne bis das Eigene erspielen zu müssen. Dafür sollte man sich den Handel hat bei uns nie eine große Rolle gespielt. noch sehr jung und unbedarft, was freilich eine Chance hinten abspule, das kann ich auch gar nicht. Zu Zeit geben ... Ich hätte das so versucht bzw. durch- darstellt. Für uns als Aufnahmsprüfungskommission Beginn steht einmal das Kennenlernen und der gezogen, aber darüber bestand – wie gesagt – keine GW: Ist das Live-Booking schwieriger geworden? ist es jedes Mal eine Gradwanderung herauszufinden Aufbau eines Vertrauensverhältnisses, das ist wahn- Einigkeit. Das Covern hatte mich schon gelangweilt, PGS: Teilweise, es sind viele Kulturvereine eingegan- und zu bestimmen, ob jemand bereit und geeignet für sinnig wichtig. Ich achte als Pädagoge darauf, wie jemand meine Hilfe, meinen Unterricht ich haben Studierende, da sind einfach weniger. grundsätzlich aus einem selbst kommen. Ich bin im- braucht, denn jeder spricht auf etwas Gesangspraktikum im Gruppenunterricht wird für mer skeptisch, wenn jemand zu mir kommt, singen 26 Anderes an. Mancher möchte ganz ge- die Musikerzieher und bestimmte IGP-Studierende lernen will und auf meine Frage, was er bisher gesun- 27 naue Erklärungen, das Aufzeigen von (Pianisten) angeboten. Zwei Personen bilden eine gen hat, sagt: „Nichts!“ Natürlich ist es dann schön, Patricia Graf-Simpson mit Steffi Paschke (r) anatomischen Zusammenhängen im Gruppe. Früher war es lange als Einzelunterricht solche Menschen tatsächlich zum Singen zu bringen. und Verena Scheitz (l) Körper beim Singen usw. Jemand an- geführt, aber aus Stundenzwängen musste das so derer arbeitet zunächst nur mit inneren gelöst werden. Ich glaube grundsätzlich an Vorstellungen und kann mit Anatomie zunächst einmal gar nichts anfangen. GW: Funktioniert das in der Kleingruppe zu zweit? den autodidakten Sänger, weil Über eine gewisse Empathie und das PGS: Nein, eigentlich klappt das gar nicht. das Singen etwas ist, was man Vertrauen funktioniert es dann – das ist Im neuen Musikerziehungsstudienplan ist eine Grundvoraussetzung beim Singen. Einzelunterricht für ein Semester vorgesehen und einfach tut. Wenn ich nicht vertraue, dass das aus dann Gruppenunterricht, zu dem es dann oft nicht ( mir herauskommt, was ich will, wird kommen wird, weil er zu den Wahlfächern gewan- GW: Was sind deine bevorzugten Materialien im es nicht klappen. Beim Singen wird dert ist. Es macht so keinen Sinn und ich möchte mir Unterricht? man offen und verletzlich – das muss mit meinen Kollegen da etwas überlegen – das muss PGS: Jede Menge Noten, Übungsbücher, Skalenbücher man wiederum auch ertragen können dann natürlich durch die Studienkommission. Der und DVDs, die ich empfehle oder die wir uns ge- und wollen. Freilich hat jeder Singende Gesangsunterricht für die ME-Studierenden wurde meinsam ansehen oder auf youtube ansehen. Dann im Verlauf seines Studiums und sei- mit dem neuen Studienplan wieder entpopularisiert, analysieren wir, was gerade zu unseren Lerninhalten ner Karriere Einbrüche und Zweifel. das ist gar nicht gut. Die Anfragen aus Schulen passt. Und viele kommen immer wieder fragen: Was Das muss man als Lehrer sehr ein- zeigen, dass Pädagogen genau diese Kompetenz in meinst du zu dieser Unterrichts-DVD, zu diesem oder fühlsam begleiten, also den Menschen der Popularmusik brauchen. Ich hielte es für sinn- jenem? auffangen und unterstützen. Ich baue voll einen populärmusikalischen Grundunterricht : C hristian graf - simpson otos dann gerne folgendermaßen auf: „Du F anzubieten und für jene, die das interessiert, eine GW: Verwendest du Playbacks? hast die Aufnahmsprüfung bestanden, hast die- erkennen, ob ein Sänger/eine Sängerin gerade Basics Vertiefung in der Klassik. Eine umfassende klassische PGS: Schon auch, aber lieber spiele ich selber, begleite se Anforderungen erfüllt, bewährst dich auf der braucht oder einen Entfaltungsraum für das Eigene. Stimmausbildung dauert lange und die wenigsten die SängerInnen am Klavier. Ich spiele schon 43 Jahre Bühne – also ‚kannst’ du es, vertraue drauf!“ Dieses Wenn das gut klappt, dann bin ich auch mit den können das dann in der Schule umsetzen. Unser und kann es noch immer nicht, manchmal nehme ich Selbstbewusstsein muss man immer abrufen. Ergebnissen bei den Abschlussprüfungen glücklich. Institut könnte einschlägige Qualifizierungen und eine Unterrichtsstunde – ich komme durch. In der Übrigens: Früher hätte ich mir immer vorstellen Im Masterstudium kann man dann ganz bewusst die Kurse im Rahmen der Lehrerfortbildung anbieten, Regel spiele ich nach Akkorden, und versuche immer können, mit dem Unterrichten aufzuhören und nur persönliche Kunst weiterentwickeln. Hier hilft auch das wäre ebenfalls wichtig. Daran arbeite ich schon. wegzulassen ... frei zu arbeiten. Mittlerweile kann ich mir das nicht das Unterrichten der Studierenden viel, wenn sie selber mehr vorstellen, nicht aus Sicherheitsdenken heraus, als Pädagogen tätig sind und auf diesem Weg lernen. GW: Welche Literatur bzw. Lehrwerke kannst du GW: Empfiehlst du den Sängern, ein Instrument zu sondern weil der Unterricht sehr kreativ und berei- Singinteressierten empfehlen? lernen? chernd ist. GW: Welche Lehrveranstaltungen bietest du konkret an? PGS: Es gibt da ein paar Werke, wovon ich Billi PGS: Ja, unbedingt, Klavier oder auch andere. Gut PGS: Da ist zunächst das zentrale künstlerische Fach, Myers „Vocal Basics“ herausgreifen will – ein gu- ist, wenn man schon in jungen Jahren etwas anderes Beim Singen wird man offen früher gab es Gesang überhaupt nur als Praktikum tes Fortbildungs- und Nachschlagebuch. Singen Rhythmisches hört als Klassik, dann tut man sich im Wahlfach. Die Entwicklung zum Hauptfach lernen allerdings im kompletten Selbststudium – später leichter. und verletzlich – das muss man ging über die Zwischenstufe des Schwerpunkts, das wird immer schwierig bleiben. Man kann sich ertragen können und wollen. den ein Studierender in seinem zweiten Fach set- Anregungen in Gesangsschulen holen, nur bieten mir GW: Was sind deine Ziele und Visionen für die Zukunft ) zen konnte und kann. Elfi Aichinger, Juci Janoska, vor allem die amerikanischen zu viel Strickmuster in des ipop? GW: Wie sind die stilistischen Interessen Stephan Gleixner, Philipp Sageder und ich unter- dem Sinne von „so und nicht anders“. Jene Leute, die PGS: Dass es einen internationalen Ruf bekommt, der Studierenden? richten das zentrale künstlerische Fach, Nika Zach danach ausgebildet sind, klingen alle gleich, und das dass man hier studieren will als Alternative zu reinen PGS: Unterschiedlich und sehr breit. Daher singe ich bietet Praktikum an. Didaktik und Lehrpraxis mache empfinde ich als Unsinn. Ich glaube grundsätzlich an Jazzinstituten – dass es einfach dafür die (!) Schule mit ihnen auch quer durch von Jazz und Chanson wiederum nur ich. Ensemble hat Stephan gemacht, den autodidakten Sänger, weil das Singen etwas ist, ist. Wir müssen die Interessenten wirklich internatio- bis Pop, Rock und Soul. Wir vergleichen auch die nun Philipp – das ist leider nur alle vier Semester. was man einfach tut. Wenn man es drauf hat, muss nal ansprechen und anziehen. Stilistiken hinsichtlich der musikalischen Elemente Wir hätten es gerne fix installiert, jedoch fehlen man es gar nicht lernen – das kommt ja vor. Ich sel- und sängerischen Ausdrucksmittel. Wie sind Technik, die Stundenkontingente. Die „Performance“ unter- ber halte mich auch für einen autodidakaten Sänger. GW: Was brauchen wir dafür? Phrasierung etc.? Gleichzeitig muss und will ich ihnen richtet Juci. „Zweites Instrument Gesang – künst- PGS: Öffentlichkeitsarbeit & Management natür- die Chance bieten, einen eigenen Stil zu entwickeln. lerischer Einzelunterricht“ – zumeist für Klassiker GW: Kann man singen lernen? lich. Nebenbei kann man auch das Angebot stetig Ich bekomme immer mehr Routine darin, schnell zu - machen theoretisch alle, aber nur Elfi, Juci und PGS: Wenn man das Zeug dazu hat, ja! Singen sollte verbessern, weitere Lehrgänge einrichten etc., aber grundsätzlich sind wir am richtigen Weg. Es müssen > Patricia einfach viele Leute am gleichen Strang ziehen. In Graf-Simpson unterrichtet 28 der Großgruppe des Instituts kann ruhig noch mehr Gesang am Institut für Popularmusik Vom Pausen-Abwarten, passieren, mehr Mitarbeit, mehr Offenheit. Ideen der Universität für Musik und darstel- muss man haben, dann ausarbeiten und umsetzen, lende Kunst Wien. Sie ist stellvertre- die Möglichkeiten dazu sind da. tende Institutsleiterin und Mitglied Bass-Grooves-Entwerfen des Leitungsteams. GW: Was war das letzte Konzert, das du besucht hast? Sie spielte Hauptrollen in „Les Miserables“, „Grease“ PGS: Family Kuti Band und Hilde Kappes in St. und der „Falco Cybershow“. Ihre Karriere wurde und dem Sound-Tüfteln für < Veit an der Gölsen in Niederösterreich. Hilde u.a. mit dem Tatort-Titelsong „Dreams in the City“ Kappes ist eine super tolle und verrückte Sängerin initiiert. Sie sang und textete Songs für die Filme: aus Deutschland, die mit Loops, Perkussion auf „Ein fast perfekter Seitensprung“, „Happy Hour“, „Oh die Big Band-Revolution Plastikflaschen, Fantasiesprache und vielem mehr Palmenbaum“ und „Vienna“ und textete den Taxi- experimentiert - echt crazy, kein Mainstream – irre Orange-Song „Siegerstraße“. gut! Family Kuti Band – da sind ehemalige Studenten Weiters spielte sie u. a. in „Strauß Dynasty“, Horst-Michael Schaffer im Gespräch von uns – African Style, sehr lässig. „Kaisermühlenblues“ und „Dolce Vita“. Patricia Die „Wonderbrass“- Simpson war Mitglied der Gruppen „Tietzes“, Band auf den Stufen der Filmakademie GW: Wenn du einen Tag an der Musikuniversität das „Mainstreet“ und der A Cappella-Gruppe „Die Wien Sagen hättest, was würdest du ändern? Echten“. Ihr aktuelles Programm (2011) mit Steffi PGS: Ich würde die Kluft zwischen E- und U-Musik Paschke und Verena Scheitz heißt „Frauen aus dem einfach abschaffen. Der Hintergrund ist: Man be- Hinterhalt“. kommt noch immer unterschwellig serviert, dass www.simpsonpaschkescheitz.at man als Popularmusiker nicht so hochwertig ist wie der Klassiker. Das ist definitiv nicht mein Minderwertigkeitkomplex, sondern ein Wind, den man einfach stetig zu spüren bekommt.

GW: Wenn du einen Tag im Musikbusiness das Sagen hättest, was würdest du ändern? PGS: Im Osten Österreichs würde ich mehr Zusammenarbeit zwischen den Künstlern und musikbusinesstechnisch verordnen und weniger Ellbogentechnik, mehr Kunst und Kreativität, we- niger Geschäft. Jammern und Freunderlwirtschaft halte ich nicht aus.

GW: Dein Schlusswort? PGS: Man muss immer mit der Drehung der Welt mitgehen, d.h. ich muss meinem Publikum folgen, egal was es für Techniken für seinen Musikkonsum

verwendet, egal wie die Motivationen gelagert sind. : A rchiv S chaffer otos F Mich ihm zu verweigern – aus welchen Gründen auch immer – macht keinen Sinn. > Günther Wildner: Wie kam es zur Idee des unbefriedigend ist. Die Studierenden wollten ein- Projekts „Wonderbrass“? fach in der Gruppe spielen, jedoch war das damals Horst-Michael Schaffer: Das kam so: Als ich 2008 nicht möglich. Dann habe ich einfach ein Semester hier an der Musikuniversität Wien begonnen habe, freiwillig Ensemble unterrichtet. Wolfgang Puschnig hat es im Blechbläsersektor außer der Bigband keine hat meinen Aushang gesehen und gemeint: „Du Band/Ensemble-Angebote mit Schwerpunkt Bläser musst das nicht gratis machen. Ich werde schauen, gegeben. Dann habe ich mein erstes Jahr gemacht dass du Ensemblestunden bekommst.“ Mir ging es und bemerkt, dass diese Ensemblesituation wirklich einfach nur ums gemeinsame Musizieren. Im zweiten Semester habe ich dann zwei Ensemblestunden dazu- der mitbringe. Herausgekommen ist zum Schluss z.B. GW: Mit der JBBG - Jazz Bigband Graz hast du ja Theremin und Drehleier, gespickt mit einigen speziel- bekommen, und so konnte es weiter- bzw. losgehen. ein ca. 450 Takte langes „Earth, Wind & Fire“-Medley. schon viele Erfolge gefeiert, gerade liegt neben uns len Gästen wie Nguyen Le an der Gitarre oder Theo 30 Zu unserem Glück war es gleich im ersten Jahr ein Rudi Mille hat wiederholt gemeint, dass wir doch die auch von der Kritik viel beachtete DVD vom Jazz Bleckmann sowie die afrikanische Queen Hadja 31 besonders guter Jahrgang, also ausgezeichnete Bläser, etwas aufnehmen sollen. Ich habe gesagt o.k., aber Baltica-Festival 2009 – ein paar Worte dazu ... Kouyate, die ihre Vocals beisteuerten. alle Klassiker, die den Schwerpunkt belegt haben. wir müssen das live erproben, d.h. erstmals haben HMS: Bei dieser DVD der „JBBG – Jazz Bigband Ganz neu im Herbst 2012 kommt dann auch ein Von Anfang an hatten wir eine super Stimmung und wir beim Aquarium im ost klub gespielt, dann am Graz“, die zum allgemeinen Verständnis nichts mit Programm zusammen mit den NÖ Tonkünstlern – gute „Vibes“, und mit Christian Wieder war auch ein Campusfest bei uns an der Musikuniversität, dann der Grazer Kunstuniversität zu tun hat, und die da trifft die JBBG auf ein Symphonie Orchester, das herausragender erster Trompeter da. Wieselburger Volksfest etc. Dabei haben wir auch ich seit 2003 gemeinsam mit Heinrich von Kalnein wird spannend. Es werden dafür Kompositionen gesehen, dass wir sehr gut ankamen. Mit dieser leite, mit dem Titel „Live @ JazzBaltica“ sind im von Bert Joris gespielt, einem in der Schweiz leben- GW: Wie habt ihr die Auswahl der Lieder und Praxis waren wir bereit fürs Aufnehmen. Mit einem Wesentlichen die Stücke des Albums „Electric Poetry den Jazztrompeterkollegen, eine Ellington Suite, ein Arrangements gemacht? Grundtake ging es los und dann haben wir da und & Lo-Fi Cookies“ enthalten. Diese Musik habe ich Stück von Matthias Rüegg, Bob Brookmeyer und HMS: Ich dachte für das Ensemble zunächst an dort einige Abschnitte nochmals gemacht. Dass wir für die Band geschrieben und damit natürlich einen auch ein oder zwei Werke von mir, die ich zusammen Arrangements von Lester Bowies Brass Fantasy – mit Rhythmusgruppe und ganzem Bandgefüge spie- neuen „Sound“ für die JBBG kreiert. mit dem großartigen englischen Komponisten Colin da habe ich feinerweise Originalarrangements zu- len wollten, das war immer klar – dann hat es gleich Auch spieltechnisch ist diese Art der Musik ei- Towns für diese Riesenbesetzung arrangieren werde. hause. Das schien mir dann aber doch ein bisschen den amtlichen Sound. Studiochef Rudi hat dabei ei- ne kleine Herausforderung für alle Beteiligten, Wolfgang Puschnig wird dabei Solist sein, was mich zu jazzlastig mit viel freiem Spirit usw. Das hätte nen super Sound und vielmehr gemacht als er müsste, weil es für die meisten Musiker zu ungewohnten sehr freut. Auf jeden Fall zu hören im November im nicht gepasst. Letztlich haben wir dann nur eigene und dann auch noch wirklich sehr schön und rough Anforderungen kommt: präzise gespielte „Delays“, Festspielhaus St. Pölten und im Goldenen Saal des Arrangements gespielt. Martin Lang, der Tontechnik gemischt. Danke Rudi! repetitive Arpeggios, Minimal Phrasen, Afrikanische Musikvereins. Yeah, wann spielt man als Jazzmusiker studiert und bei mir im Wahlfach war, hat zwei sehr Feels und Elemente, usw. schon mal im Goldenen Saal? schöne gemacht. Albert Wieder hat eines geschrie- GW: Wie kam es dann zur vorliegenden physischen Mein erstes Instrument war der E-Bass und solche ben. Die Stücke „Strange Fruits Are Hanging Loose“ „Wonderbrass“-CD? Groove-orientierte Ideen mit Riffs und Ostinato- Die Arbeit mit Schauspielern und „The Big Breath Funk“, die ebenfalls auf der HMS: Ich wollte unbedingt eine CD machen und ging Figuren hatte ich schon immer, und dementspre- Wonderbrass-CD sind, hatte Reinhard Summerer abermals zu Wolfgang und dem Leitungskreis des chend sind auch die Basslinien, die ich für die JBBG hat mir wieder eine andere vor Jahren für unsere damalige Brassband arran- ipop. So kam es auch zur Gründung des Labels ipop schreibe. Ein Walking Bass, der aber sehr leiwand Sichtweise auf Musik gebracht. giert und ich habe sie weiter adaptiert. Ein weiterer records, das in Zukunft auch allen anderen ipop- ist, kommt auf der Platte leider nur einmal vor. Das ( guter Ausgangspunkt war, dass wir von Anfang Produzierenden zur Verfügung stehen soll, wenn Gesamtergebnis mag etwas Pop-afin sein, aber das ist an viel Spaß hatten und dadurch die Gruppe sehr sie mit ihren Studenten etwas aufnehmen. Das auch so gewollt und nur ein Resultat meiner Person, GW: Passen da überhaupt noch andere musikalische homogen war. Also habe ich gefragt, was sie am Label wird dank Martin Fuss und Rens Newland denn mein Herz und mein musikalisches Interesse Tätigkeiten in deinen Berufsalltag? liebsten spielen wollen? Da kam natürlich „Tower als Division bzw. Imprint/Sublabel von Jive Music verteilten sich schon immer auf Popmusik und Jazz, HMS: Sonst schreibe ich noch verschiedene Arten of Power“, aber sehr schnell auch „Earth, Wind & Austria geführt. und das zu gleichen Teilen. von Musik, zum Beispiel fürs Theater, u.a. auch Fire“. Nach kurzem Nachdenken über das Material, Wir haben mit der Aufnahme in Wien schon einiges fürs Burgtheater. Die Arbeit mit Schauspielern hat war mir klar, dass das mit Brass-Arrangements funk- Aufsehen erregt, weil die Studenten und auch wir das GW: Aber zunächst ging es anders los ... mir wieder eine andere Sichtweise auf Musik ge- tionieren müsste. Auch war damit sichergestellt, dass natürlich gestreut haben. Ganz ehrlich: Ich habe die HMS: Ja, die JBBG wurde 1999 gegründet, Heinrich bracht: Man nimmt sich einfach selber weniger es weder zu poppig oder zu jazzig werden würde. CD auch nur gemacht, weil die Jungs wirklich so gut von Kalnein und ich sind Gründungsmitglieder, wichtig und ernst, weil man in einer Inszenierung Ich habe dann einfach begonnen, während meiner und überzeugend gespielt haben. zunächst wurde klassischer und moderner Jazz ge- einfach eine Funktion erfüllt, die Musik keinesfalls Zugfahrten Graz-Wien und retour zu schreiben, Im Wintersemester 2012 wird es dieses Brass- spielt mit Stock Arrangements von diversen Gästen, im Vordergrund steht – einmal mehr, einmal we- zunächst 40 Takte, die wir dann gleich ausprobiert Ensemble im Rahmen meines Unterrichts wieder auch haben wir z.B. CDs mit Bob Brookmeyer und niger, und das „mehr“ für vielleicht zwei oder drei haben. Und genauso ist es dann weitergegangen und geben. Mit dem Außeninstitut bin ich in Kontakt, Ed Neumeister eingespielt. Irgendwann wollten Minuten. gewachsen – da habe ich dann so 50 bis 60 Takte ob man als Abschluss- und Konzertperformance eine wir unsere eigene Musik mit dieser Band verwirk- Außerdem habe ich gerade für einen Zeichentrickfilm Auslandsreise machen könnte – das wäre sehr span- lichen. Bei mir ist da immer, wie bereits erwähnt, die Musik fertig gestellt. nend und bereichernd für alle Seiten. der Electronic Einfluss gewesen von DJ-Culture 2012 wird auch meine eigene CD erscheinen mit Von Anfang an hatten wir bis Minimal Music. Entlang dieser Elemente haben einer „Small Band“, wo ich fast nur singe und nur eine super Stimmung und GW: Wie kam es zum Titel „Wonderbrass“? wir einen neuen Sound entwickelt, der unserem ganz wenig Trompete spiele – das geht in die Singer/ gute Vibes ... HMS: Der Titel stammt vom Pianisten Oliver Kent. Namen freilich nicht mehr so entspricht – aber der Songwriter-Richtung. Da wähle ich eine kleine, ) Wir waren gerade in Bulgarien auf Tournee, und Name bleibt. ungewöhnliche Besetzung: Akustikgitarre, Hang, ich habe von unserem Brassensemble erzählt und Vibrafon und Percussion. Mitmusiker sind nicht nur in den zweieinhalb Stunden Zugfahrt notiert. Da alles meiner Titelsuche. Wir sitzen entspannt im Café, GW: Was sind eure nächsten Projekte mit der JBBG? Jazzer, sondern kommen aus verschiedenen Szenen. sehr gut gelaufen ist, konnte ich auch sukzessive den Oliver wird einer jungen Dame ansichtig und meint: HMS: Im April 2012 erscheint schon wieder eine neue Es wird voraussichtlich englischsprachig mit viel- Schwierigkeitsgrad steigern. Da waren dann schon im- „Wonderbrass“. Das Cover-Design haben wir Blue CD mit dem Titel „Urban Folk Tales“ beim deut- leicht einem deutschen Bonustrack werden, vielleicht mer alle gespannt, wie es weiter geht und was ich wie- Note-ig angelegt mit einem Schuss Moderne. schen Label ACT. Zusätzlich zu hören sind Zither, eine hippe Bearbeitung eines Falco-Songs. GW: Stichwort „Gesang“: Wie bist du zum Singen ge- > THE IPOP kommen? BRASS ENSEMBLE: 32 HMS: Ich habe einmal Operngesang studiert – vor WONDERBRASS, dem Jazz noch. Ich wollte das damals ganz ernsthaft ipop records iPOP4401-2 – a machen – allerdings: Bei meiner ersten konzertanten division of Jive Music Austria, „Garota De Aufführung als Bariton saß ich während der 285 Wien: 2011. Seiten des Werkes einfach nur da, wartete ewig, dann 1_A Tribute to Earth, Wind & Fire – The Medley (17:06)* ein Ton, dann Pause, dann ein kurzer Einsatz, dann 2_Strange Fruits Are Hanging Loose (5:48)** warten usw. – da hab ich mir gedacht: „Nein, das 3_The Big Breath Funk (4:43)** < kann’s nicht sein!“ Das war im Stephaniensaal in Ipanema“ - Graz, alle sind glücklich von der Bühne gegangen, * Komposition: Earth, Wind & Fire/Arrangement: nur ich habe bereits sicher gewusst: „Das taugt mir Horst-Michael Schaffer nicht!“ Also vier Jahre hatte ich investiert und dann ** Komposition & Arrangement: Reinhard Summerer bin ich auf das drauf gekommen. Daher ging es dann & Horst-Michael Schaffer Entstehung zur Trompete und zum Jazz.

GW: Zurück zum Unterrichten: Was ist da dein Credo, > Biografie Horst- welches Erlebnis war besonders bemerkenswert? Michael Schaffer HMS: > Man kann den Leuten am meisten beibrin- Geboren 1971 in Weisskirchen, eines Welthits gen, wenn man sie dort abholt, wo sie sind, und von wohnt mit seiner Familie in Graz und : A rchiv S chaffer otos da an für jeden eine Reise gestaltet. Wien. Studierte in Graz und England. F Von Gerald Schuller > Ein paar Studenten kommen jetzt noch privat zu Lehrauftrag an der Musikuniversität mir, obwohl sie schon fertig sind. Graz (Jazz-Institut) im Jahr 2003 für Trompete und Big Band. Unterrichttätigkeiten auch > Das Lied, in dessen 40-taktigem Verlauf einer na- Diese Verbindung traditioneller Rhythmen, an der Musikschule Knittelfeld und Dozent auf zahl- menlosen Carioca auf dem Weg zum Strand hinter- poetischer Texte, Jazzanleihen und der Fokussierung reichen Workshops und Masterclasses im In- und her geschmachtet wird, ist das wohl am häufigsten auf die GesangssolistInnen, sollte in weiterer Folge Ausland. gecoverte in der Geschichte der Tonaufzeichnung. nicht nur den brasilianischen Markt im Sturm erobern. Gründungsmitglied, Co-Leader und Komponist der Entstanden ist es aus einer Skizze zu einem niemals JBBG- Jazz Bigband Graz. realisierten Musicalprojekt der beiden befreundeten Das Lied ist das wohl am Zahlreiche Kompositionen, Ensembles und Künstler Antonio Carlos Jobim und Vinicius De Tonträgerproduktionen. Moraes. Besonderes Interesse erweckt dabei die häufigsten gecoverte in der Unterrichtet am ipop Trompete, Ensemble, Vielzahl von Änderungen und Transformationen, Geschichte der Tonaufzeichnung. Lehrpraxis und Didaktik der Blechblasinstrumente die es von den ersten Aufnahmen bis zur definitiven ( der Popularmusik. Version (Getz/Gilberto, 1964) durchlaufen hat. Einen Wendepunkt stellt dabei der große Erfolg www.horstmichaelschaffer.com Biographischer Hintergrund eines speziellen, der Bossa Nova gewidmeten www.jazzbigbandgraz.com Im Jahr 1962 standen der 39-jährige Antonio Carlos Konzertabends in der New Yorker Carnegie Hall Jobim und sein um 14 Jahre älterer Kollege Vinicius 1962 dar, dem Entstehungsjahr von „Garota De Moraes bereits auf dem Höhepunkt ihrer na- De Ipanema“. Jobim verlegte darauf seinen tionalen Karriere. Jobim war schon zehn Jahre als Lebensmittelpunkt in die USA. Der Militärputsch erfolgreicher Songwriter tätig und hatte sogar einige von 1964 führte zur Entscheidung, der Heimat Jahre das bedeutende brasilianische „Odeon“-Label endgültig den Rücken zu kehren. Jobims und De als A&R-Manager mitgeleitet. Drei Jahre zuvor hatte Moraes’ Wege trennten sich. „Garota De Ipanema“ ihm seine erste Zusammenarbeit mit De Moraes - der markiert zugleich den kommerziellen Höhepunkt Soundtrack zu „Orfeo Negro“ - große internationale und das Ende einer kongenialen Zusammenarbeit. Aufmerksamkeit verschafft: Der Film wurde mit ei- ner goldenen Palme, dem Golden Globe sowie einem Oscar ausgezeichnet. Die von Jobim und Luiz Bonfá beigesteuerten Songs folgten einer aufregenden neuen Stilistik, der Bossa Nova. 34 35

Die erste Version: wurde (Tamba Trio und Claudette Soares), stieg Pery Ribeiro 1963 auf Odeon Jobims Ansehen in den Vereinigten Staaten infolge Die erste Aufnahme blieb nicht mehr als ein des Carnegie Hall-Konzerts soweit, dass sich die Achtungserfolg. Auffallend sind die üppi- Möglichkeit einer Schallplattenaufnahme mit einem ge Instrumentierung (3 Reeds, Vibraphon, routinierten Studioorchester ergab. Das Ergebnis ist Streichergruppe) und die unterschiedliche eine Instrumentalversion, die vom Original teils gra- Melodie des A-Teils, welche fast durchgehend aus vierend abweicht. Tonleiterfragmenten besteht und zum B-Teil unter Die fließende Melodie des A-Teils wurde sei- diesem Aspekt wenig Kontrast bietet. Harmonisch ner Durchgangstöne entledigt, die sambahafte folgt der A-Teil einer bewährten Kadenz, wie sie Rhythmisierung des Originaltextes weicht einer mar- etwa auch in Strayhorns „Take The A-Train“ (1941) kant vereinfachten Riffmelodik. Harmonisch wird und Jimy McHughes „Exactly Like You“ (1930) es aber etwas komplexer: Die Primary Dominant7- Verwendung findet. Der B-Teil hat melodisch bereits Akkorde werden durch subV7-Akkorde ersetzt. seine endgültige Gestalt. Auf harmonischer Ebene Bei gleich bleibender Melodie erfahren auch die erkennt man eine gleichmäßige Struktur von Maj7- Harmonien des B-Teils eine Umgestaltung: Zwei der Akkorden, jeweils gefolgt von einem Dominant7- IVmaj7-Akkorde der Original-Bridge werden durch Akkord eine Quarte höher. Diese Akkordfolge wird ihre diatonischen Vertreter IIm7 ersetzt. gemeinhin als „IVMaj7 - bVII7 - I Maj7“ Kadenz wahrgenommen, wobei bVII den Subdominant Moll Die definitive Version: Stan Getz Akkord IVm6 vertritt, und in den ersten beiden und Joao Gilberto auf Verve (1964) Durchgängen die Tonika ausgespart bleibt. Eine weitere Veränderung der A-Teil-Melodik wird durch die Übersetzung ins Englische durch den Die erste US-Version: Antonio Broadway Librettisten Norman Gimbel erzwungen. Carlos Jobim und Orchestra Des Portugiesischen unkundig entwickelte er aus Claus Ogerman auf Verve (1963) einer sinngemäßen Übertragung von Jobim seine Während das Stück in Jobims Heimat binnen kurzer Version des Textes. Dabei nahm er kaum Rücksicht Zeit noch in zwei weiteren Versionen veröffentlicht auf die Metrik oder die poetische Qualität von De Moraes’ Vorlage, bewies aber ein umso größeres > Gerald Schuller Gespür für den Geschmack des US Publikums. Er arbeitet als freischaffender Musiker, 36 dürfte sich dabei an der Instrumentalversion ori- Zum Primat der Musik Arrangeur und Komponist in Wien. entiert haben - die neue Melodie wirkt wie eine Am Institut für Popularmusik weniger synkopierte Auflage der oben besprochenen der Universität Wien hält er Aufnahme. über das Regler-Schrauben, Vorlesungen zum Thema Pop- und Um die Studiosession für das Verve Label im März Jazzharmonielehre, Arrangement 1963 ranken sich verschiedene Anekdoten. Als ge- und Komposition. Aktuelle Projekte umfassen sichert gilt, dass Bass und Schlagzeug mit den bra- seine eigene Band „Miss Moravia“, TV Musik für über Falco als Kommerz- < silianischen Musikern Sebastiào Neto und Milton Red Bull Media und ORF, sowie ein gedrängter Banana besetzt waren, da Jobim nach seinen ersten Konzertkalender (u.a. mit „The Rounder Girls“, Auslandserfahrungen in diesem Punkt etwas heikel dem Superfly Radio Orchestra und Harri Stojka). musiker und den Ton- wahr. Ferner fiel die Entscheidung für Joao Gilbertos www.geraldschuller.com Ehefrau Astrud als zweite Vokalistin tatsächlich erst im Studio. Der Produzent Creed Taylor war techniker als Turnlehrer gerade erst vom reinen Jazzlabel „Impulse“ zu Verve gewechselt, und drängte auf eine kommerziell verwertbare, englischsprachige Version. Gegen den Rudi Mille im Gespräch ausdrücklichen Willen der übrigen Musiker gab er der Amateurin eine Chance - der Rest ist Geschichte. > Günther Wildner: Als „unsung musician/ Zusammenfassung technician“ hat dich Martin Fuss unlängst zurecht Die Entstehungsgeschichte von „Garota de Ipanema“ bezeichnet. Da wollen wir doch deine biografische zeigt exemplarisch, dass Songwriting ein zäher Fährte aufnehmen ... und kompromissbehafteter Schaffensprozess sein Rudi Mille: Was meine Biografie betrifft, sei fol- kann. Was uns aus fast 50-jähriger Distanz als un- gendes vorgeschickt: Leider vergesse ich da viel zu verfälschtes „Original“ erscheint, ist bei näherer viel, denn ich schließe vieles ab, also Aufnahmen, Betrachtung das Produkt einer Vielzahl teils erzwun- Schallplatten, CDs uvm. – habe aber leider kein gener Anpassungen. Die Bereitschaft der beiden Archiv, wo ich das alles nachhören könnte. Vielmehr Urheber, von der ursprünglichen Version des Songs spielen mir andere Leute meine Sachen von früher immer weiter abzugehen, hat den unbestreitbaren vor. Diese Platten und CDs sind alle hergeschenkt Erfolg ihres Werkes aber erst möglich gemacht. oder verkauft. Je älter ich werde, desto mehr tut mir das leid. Aber das ist alles grundsätzlich in Ordnung so, denn ich lebe nicht in der Vergangenheit. Wenn ich eine Platte fertig gehabt hatte, wollte ich sie nie wieder hören. Wenn das „Baby“ auf der Welt ist, dann ist es damit getan. Beim Arbeiten an einer Produktion hört man sich ja ohnehin so oft, dass man dann richtig genug davon hat.

GW: Kommst du noch zum Piano- und Keyboard- Spielen? RM: Ich spiele eigentlich nicht mehr. Ich habe mich ganz bewusst zurückgezogen, weil ich einerseits durch meine Studiotätigkeiten immer weniger Zeit hatte und weil ich andererseits auch einfach nicht mehr wollte – ich habe schließlich über 30 Jahre professionell gespielt und davon gelebt. Ich habe der Welt genug angetan (lacht)! Die Musik halb zu

machen, das kommt für mich nicht in Frage, denn C redit : A rchiv M ille Weise mein Auskommen. Ich habe es relativ schnell Georg „Schurl“ Polansky am Schlagzeug, der Sohn geschafft mich zu etablieren, nicht weil ich so gut von ORF-Redakteur Paul Polansky („Musik zum 38 war, sondern weil die anderen so schlecht waren. Träumen“). Später spielte dann Willi Langer (b), 39 Der Karl Ratzer ist da nach Amerika gegangen, hat wieder später Uwe Urbanovsky (b), da wurde es schon fantastisch gespielt, später ging der Peter Wolf akustischer und eine Live-Platte in der „Kulisse“ auch. Der Harry Sokal war damals schon ganz toll – produziert. Das war eine Bebop-Platte, eine ziemli- er ist nach unseren Nachtjams nach Hause gegangen che Tempobolzerei: „Donna Lee“ im aberwitzigen und hat gleich bis zum Nachmittag weitergeübt wie Tempo, das alle selbst nach ein paar Getränken noch ein Wahnsinniger, und das hat sich wirklich ausge- im Schlaf beherrschten – toll, aber musikalisch nicht zahlt: Er ist ein Weltklassesaxophonist. unbedingt erstrebenswert – ganz ehrlich gesagt. Dann hat mich Peter Wolf zur Space-Disco-Band GW: Wie ging es dann weiter? „Ganymed“ vermittelt. Da habe ich einige Platten RM: Ich habe mit der ganzen heimischen Szene eingespielt - eine davon erhielt Gold in Österreich, gespielt. Daneben gab es damals (noch) Bands, Produzent war René Reitz, der schon u.a. mit die Monatsengagements hatten, und da zum Tanz Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Uli Bär u.a. ge- aufgespielten – wie zum Beispiel in den Clubs der arbeitet hatte. Damals begann ich mich schon auf C redit : A rchiv M ille Amerikaner in Deutschland. Je nach dem mit wel- der Tontechnik- und Produzentenseite zusätzlich ich habe einen durchaus hohen Anspruch an mich. auch relativ leicht dieses oder jenes Andere anneh- cher Band du unterwegs warst, konntest du da auch umzutun. Die deutsche Plattenfirma Bellaphon be- Wenn ich nicht voll fit und dran bleibe, kann ich die- men und spielen, aber das freut mich nicht. bessere Sachen spielen. Ich lernte bei einem sol- zahlte dann drei bis vier Studiowochen mit Kost und sen nicht einlösen – und dann macht es keinen Sinn. Ich habe so viele Dinge gemacht, wo ich sowieso chen Engagement eine schwarze Band kennen, eine Logis in der Schweiz. Martin Pearson, der früher Abstriche gemacht habe ... So war ich bei vielen Splittergruppe der „Silverconvention“, bei denen hat in den Mountain Studios in Montreux gearbeitet GW: vielen Musikinteressierten als Projekten in der Popszene aktiv, ab dem Alter von 17 der heute durch Peter Maffay und Stefan Remmler hatte, war da der Tontechniker. Mit ihm habe ich Keyboarder ein Begriff, auch als Mitglied der Band Jahren, wo ich professionell begonnen habe. Das war bekannte Bassist Ken Taylor gespielt. Die haben mich drei bis vier Alben und noch weitere Dinge gemacht „Ostinato“? nicht ganz meine Welt! für ein Jahr in Deutschland engagiert, nachdem ich – eine tolle Lernzeit in analoger Technik mit großen RM: Die letzen fünf Jahre von „Ostinato“ war ich Damals gab es keine Schulen, wir hatten keine bei Wilfried ausgestiegen war. Da haben wir Material Bandmaschinen, dem Schneiden mit Rasierklinge etc. einerseits als Keyboarder dabei, habe aber ande- Ausbildungsstätten so wie heute. Die ganze Szene gespielt von Steve Wonder oder Earth, Wind & Fire – rerseits auch die Tontechnik im Recording-Bereich hat sich im Camera Club in Wien getroffen. Der für Kommerzbands war das schon ein Privileg. Ich bin ja kompletter Autodidakt, betreut. Mit dieser Doppelbelastung habe ich mich Peter Wolf war noch da, der Karl Ratzer war da, Du konntest mit einer „schwarzen“ Band dem ein bisschen schwer getan, denn es ist eine schizo- Harri Stojka, Harry Sokal, Kurt Hauenstein, Hansi Publikum einfach bessere Sachen verkaufen. Wir mus- was für einen Pianisten nicht so phrene Angelegenheit, wo die Konzentration als Hölzel, später auch der Wickerl Adam. Der hat we- sten also gottseidank nicht „An der Nordseeküste“ ganz gewöhnlich ist. Musiker einfach leidet. Mitglieder waren damals niger mitgespielt, sich aber immer bei den Sessions spielen. Tommy Böröcz, den ich schon aus meiner Jugendzeit herumgetrieben – da war er schon wieder zurück Danach war ich wieder zurück in Österreich und habe ( im 21. Bezirk kenne, weiters Robert Riegler ab- von Deutschland, wo es diese Kommunarden rund ein bisschen Jazz gelernt, obwohl ich das auch schon GW: Was die sogenannte „Kommerzmusik“ betrifft – wechselnd mit dem Willi Langer (b), Rens Newland um die Band „Amon Düül“ gab - er hatte schon ein wenig beim Wilfried probiert hatte. Ich bin ja kom- diese Station liest man in vielen Musikerbiografien ... (g), Bumi Fian (tp), Martin Fuss (as) mit Substitut immer diese Kommunenader, was uns Musiker da- pletter Autodidakt, was für einen Pianisten nicht so RM: Ja, z.B. auch beim Falco, er hat seinen Schmäh Christian Maurer, Thomas Huber (ts), Andi Steirer mals nicht so interessiert hat. Der Peter Wolf hatte ganz gewöhnlich ist. Dann war ich wieder bei Harri schon früh in einer Kommerzband entwickelt, (perc) und ich. Früher, vor meiner Zeit waren auch einen Proberaum auf der Mariahilfer Straße, und wir Stojka dabei, der in der Zwischenzeit schon seine „Spinning Wheel“ hieß die. Ich habe ihn damals mal Wolfgang Puschnig (as) und Albert Kreuzer (b) sind dann alle nach den Camera-Konzerten um drei ersten Platten mit professionellem Plattenvertrag her- in Jugoslawien getroffen. Wenn du bei diesen oder vier Uhr früh dahin jammen gegangen. Man ausgebracht hatte. In unserer besten Zeit haben wir Monatsjobs auch eine Mitternachtsshow hattest, Damals gab es keine Schulen, wir konnte die ganze Nacht über spielen, das war die mit dem „Harri Stojka Express“ 120 Gigs im Jahr konntest du besonders viel verdienen, also mit einem Ausbildung damals für die Musiker. So bin ich in die gespielt – und das mit jazziger Instrumentalmusik, Frank Sinatra-Special und solchen Dingen. Und da hatten keine Ausbildungsstätten ganze Szene hineingekommen, besonders auch über in allen Jazzclubs, gleich eine ganze Woche im hat damals zum ersten Mal der Hansi Hölzel etwas so wie heute. den Harri Stojka: Er ist sozusagen mein Bruder. Ich Treibhaus in Innsbruck usw. machen müssen. Er hat mit einer Gummipuppe )bin mit ihm aufgewachsen, bin auch sein Trauzeuge, Der erste „Harri Stojka Express“ bestand aus Tango getanzt und hat sich damals schon so gestylt, habe viel mit ihm gespielt. ihm, Peter Kolbert (Schlagzeug), Fredl Petz (Bass) wie er es auch später getan hat. Da spürte man schon dabei. Aktuell gibt es eine Wiederaufnahme dieser Ich habe damals schon von der Musik leben müssen, oder auch einem andern Bassisten, der dann nach das Experimentierlabor für die spätere Kunstfigur Band, und sie haben mich auch gefragt, ob ich wieder bin nach Graz gegangen und habe beim Wilfried ge- Frankfurt ging, und mir – je nachdem, ob ich gera- „Falco“. Vorher war er ein mehr oder weniger talen- spielen möchte, aber ich bin zu weit weg davon, ich spielt in seiner „ersten“ Karriere. So habe ich meine de im Ausland war oder nicht. Die Bassisten haben tierter Bassist, er hat ja z.B. auch bei „Ganymed“ als wäre zu schlecht. Alternder Künstler im Mittelmaß – ersten Platten beim ORF aufgenommen. Ich hatte 10 zumeist öfter gewechselt. Martin Fuss war dann Substitut ausgeholfen, später bei der Hallucination das will ich definitiv nicht sein. Natürlich könnte ich bis 15 professionelle Gigs im Monat und auf diese später am Saxophon, Bertl Pistracher am Bass, Company gespielt usw. Sonst war mein Spektrum als Sideman groß von der lich viele Freunde aufgenommen habe ... öfter zum Problem, weil einfach viel „Lärm“ rund- seln mittlerweile so schnell, dass man nicht mehr Jazz Gitti über Hansi Dujmic und Rockip bis zu Sigi Dann sind wir für eine Fläche von 120m2 ins Black herum ist – von der Bahn und dem Unterricht an- nachkommt und dazu noch Probleme bekommt 40 Finkel. Für Werner Feldgrill habe ich gerade eine Lagoon umgezogen, wo einige Studios und viele gefangen, Trafoeinstreuungen etc. Daher weiche ich mit Updates, vor denen man zittert mit der Frage: 41 CD aufgenommen, wo er im Trio mit Daniel Nösig Proberäume waren. Hier haben wir definitiv in die für Aufnahmen gerne in die Ferienzeit aus, denn da „Was wird mit Version XY noch funktionieren?“ Ich (tp) und Luis Ribeiro (perc) seinen Platz nützt, ganz jazzige Richtung gearbeitet. Das Studio zu erhalten ist zumindest keine andere Musik in der Nähe. Alle verbringe wahnsinnig viel Zeit mit Installationen. wunderbar musiziert. war nicht leicht. Der Trend geht mittlerweile zu lauteren und poppigen Sachen kann ich auch wäh- Oder man bekommt zwei Jahre nach Kauf eines Mit der habe ich gespielt zur Zeit immer kürzeren Zyklen, in denen du die Technik rend des Semesters aufnehmen. Wir sind einfach mit teuren Wandlers keinen Treiber mehr und kann das ihrer Song Contest-Teilnahme. Mit Harri Stojka bin updaten und erneuern musst, was einfach sehr geld- einer Stagebox in die Unterrichtsräume verkabelt, Equipment kübeln, Interfaces werden ohne techni- ich über die Jahre immer verbunden gewesen, habe und zeitintensiv ist. und los geht es. Klavier können wir im Raum 15 sche Begründung sehr schnell nicht mehr unterstützt, auch noch in meiner „Ausfade-Phase“ bei seinem Später habe ich mich aus diesen Gründen gemeinsam machen, dort haben wir einen guten Bösendorfer, damit die User wieder neu einkaufen – der Zwang „Gitancoeur“-Projekt mitgespielt – das war ein mit Thomas Lang und noch zwei anderen Kollegen den ich auch mitausgesucht habe. Das „Earth, zum Upgrade. Vergnügen mit Fernando Paiva Samba zu spielen! auf ein kleines Masteringstudio zurückgezogen bzw. Wind & Fire“-Medley des „iPOP Brass Ensembles“ Meiner Wahrnehmung nach sind bei den Das ich diese Aufnahmen auch tontechnisch betreut beschränkt, das bei der CD-Herstellungsfirma CSM haben wir z.B. verteilt auf 3 Räume eingespielt Instrumentenherstellern alle bis auf Yamaha perma- habe, war selbstverständlich. angesiedelt ist. Da habe ich ein Sprecher- und (Rhythmusgruppe, Trompeten, Posaunen). nent in der Krise, die Software-Hersteller sowieso. Gesangskämmerchen und sehr gute Boxen (B&W) Während meiner ersten beiden Semester habe ich al- Dort will und muss man stets neues Geld machen, Der Trend geht mittlerweile zu sowie UAD-Plug-Ins, sodass ich dann dort jene les gelötet und für eine erste Inbetriebnahme instand was uns Anwender zu Beta-Testern degradiert: Wir Produktionen mischen und mastern kann, die ich an- gesetzt. Das vorhandene Geld habe ich möglichst in bekommen Versionen, die eigentlich nicht funktio- immer kürzeren Zyklen, in denen derswo aufnehme, z.B. im 4tune Studio im 5. Bezirk. klingende Sachen investiert, also Kopfhörer uvm. nieren. Es gibt keine Software, die komplett funktio- du die Technik updaten und habe ich unlängst geholfen in der Würde man an der Optik des Studios arbeiten wol- niert. Im guten Fall merkt man diese Fehler nicht ... erneuern musst. Laudongasse die Technik in ihrem neuen Studio zu len, wäre - relativ gesehen – erstaunlich viel Geld Da wünscht man sich oft die alten Zeiten zurück, )etablieren. Es gibt also immer etwas zu tun. nötig. Für die nächsten ein bis zwei Jahre bereite ich also Analogpult, Band und fertig. Die musikali- eine nächste Ausbaustufe vor. sche und produktionstechnische Zielgerichtetheit Und die Band „Pentadom“ natürlich, wo Woody GW: Was hast du in der letzten Zeit noch alles produ- Ich arbeite hier mit einem Protools-System. Das, was war damals eine andere: Was liegt, das pickt. Das Schabata auf der Platte zu hören war und ich dann ziert und aufgenommen? man hier am Tisch sehen kann, ist kein Mischpult, versuche ich, auch heute den Jungen zu vermitteln. live dazukam, weil er nicht spielen konnte, auch eine RM: Die letzen beiden Platten von Diknu Schneeberger, sondern die Fernbedienung. Weiters sind DSP-Karten Es geht nicht, dass jemand beim Aufnehmen einfach Traumbesetzung: Bumi Fian (tp), Stefan Aschböck eine Platte von Chico Freeman, einem bekannten nötig und Interfaces. Der Vorteil ist eine geringe die Festplatte zumüllt, also unmäßig viele Versionen (kb), Robert Riegler (b), Thomas Lang (dr) – toll amerikanischen Saxophonisten, der auf der aktuel- Latenzzeit aufgrund der komfortablen Rechner- und abspeichert – und ich muss oder darf dann aussu- damals das Jazzfestival Saalfelden 1992. len Produktion mit dem Fritz Pauer Trio zu hören Prozessorenleistung. Bei den Vorverstärkern habe chen. Man sollte nie unmusikalisch an den Vorgang Sideman-Tätigkeiten mit vielen heimischen Kollegen ist. Weiters CDs von Joris Dudli mit Benny Golson, ich möglichst gutes Equipment mit Analogfeeling wie Wolfgang Puschnig Thomas Kugi, Harry Sokal, Rob Bargard, Karl Hodina, Richard Oesterreicher & gekauft. Der Rechner, der natürlich nicht lautlos ar- Die Technik, die in vielem heute Heinrich von Kalnein, Werner Feldgrill, Robert Gina Schwarz etc. Sie war ja Studentin bei uns hier beitet, ist außerhalb des Studioraums untergebracht. Riegler, Mario Gonzi gab es beim österreichischen am Institut, schon damals haben wir mit Aufnahmen Mit den digitalen Systemen heute, haben wir „to- sehr praktisch und komfortabel Gitarristen Wolfgang Schalk. begonnen, als sie meine Praktikum-Veranstaltung tal recall“, können wir alles in allen erdenkli- ist, sollte sich trotzdem immer Über Tourneen kam ich auch mit beginnenden besucht und für Recordings genützt hat. chen Versionen abspeichern. Wenn ich da an die Veranstaltern und Managern in Kontakt wie Mario Das Praktikum ist dazu da, damit sich die Analogzeit zurückdenke und z.B. das Mischen: Zu still im Hintergrund verhalten. Rossori oder Richard Hörmann, der den Spitznamen Studierenden ausprobieren können im Studio und fünft sind wir an den Regeln gestanden und haben ( „Django“ hatte – niemand weiß warum. Erfahrungen sammeln. Oft entstehen dabei Demos, geschoben. Wenn da einer einen Fehler gemacht hat, des Aufnehmens herangehen. Zu Beginn muss eine mit denen sich die jungen MusikerInnen bewer- ging es zurück an den Start. kreative Idee stehen, und das soll immer so bleiben. GW: Nach deinen vielfältigen tontechnischen Arbeiten ben können. Sollten Aufnahmen gepresst und als Bei großem, aufwändigem Equipment brauchst du Natürlich kann man technisch alle Musikteile tau- hast du dann den Schritt zum eigenen Studio gewagt? Handelstonträger veröffentlicht werden, ist eine kleine einen eigenen Techniker zur Wartung, denken wir schen, kopieren usw., aber ob das musikalisch wert- RM: Ja, das hat sich im Jahr 1985 einfach ergeben. Aufwandsentschädigung an das Institut vorgesehen. nur an ein großes Neve-Mischpult, da sind immer ein voll ist, steht auf einem anderen Blatt. Die Technik, Mein erstes eigenes Studio war gemeinsam mit Thomas paar Kanäle defekt usw. Bei digitalen Pulten heutzu- die in vielem heute sehr praktisch und komfortabel Lang in einem Haus für Jungunternehmensgründer GW: Wie lange bist du schon am ipop? tage ist ein wenig die Gefahr, zu bald – aufgrund des ist, sollte sich trotzdem immer still im Hintergrund im elften Bezirk. Da ich alle Musiker wirklich gut RM: Ich bin hier an der Universität nun schon rund technologischen Fortschritts – ein überholtes Stück zu verhalten, ist ein Vehikel, hat dienende Funktion. kannte, hatte ich als Toningenieur bzw. Produzent im- zehn Jahre. Damals gab es nur die Regie und ein bis- haben, z.B. mit einer Auflösung von 20 Bit. Mit ei- Vorne steht die Musik. Die Technik vollführt eine mer einen besonderen „Credit“. Es schön zu erleben, schen Equipment mit dem Vorhaben, ein Studio auf- nem analogen Neve arbeitest du ewig bis 50.000 Hz. Hebammentätigkeit. dass Musiker mir leichter und schneller vertrauten zubauen. „Studio“ bleibt in unseren Gegebenheiten Ich weise die Studierenden darauf hin, was nicht oder sich von mir bereitwilliger etwas sagen ließen als hier ein relativer Begriff, denn wir verfügen nicht GW: Der technische Fortschritt bestimmt den machbar ist. Über diesen Weg lernt man mehr von anderen, weil ich einer von ihnen war. Natürlich über Aufnahmeräume, sondern nützen einfach Studioalltag? als umgekehrt. Natürlich gibt es „Melodyne“ und war das auch ein finanziell hartes Brot, weil ich natür- Unterrichtsräume. Das wird bei akustischen Sachen RM: Das Equipment und die Computersysteme wech- „Auto-Tune“, aber welchen Preis zahle ich dafür? Dafür soll ein Sensorium da sein bzw. entstehen. ob das nun Cubase, Logic oder Protools ist. Wir sehr oft Zeit drauf. Wir haben gute Möglichkeiten, beginnen sich zuzuhören. Nach ein oder zwei Takes Und überhaupt bei akustischen Instrumenten ge- lernen über Signalleitungen (symmetrisch, unsymme- und ambitionierte Studenten bringen immer wieder lasse ich die Studenten immer in die Regie kommen 42 hen Eingriffe ins Klangbild nicht so einfach. Wenn trisch), die Funktion von Pre-Amps, Schallwandler, tolle Musik. So hatte ich den Saxofonisten Lukas zum Hören, sie gehen dann wieder hinaus mit dem 43 man bei einem Klavier „Time-Stretching“ macht, Filtermodelle, Mikrofone usw. Dafür gehe ich einen ... bei mir. Er spielt mit den Instrumenten Sitar und Vorsatz bzw. der Erkenntnis, beim nächsten Versuch klingt das ganz eigenartig. Oder einen natürlichen analogen Signalweg durch, anhand dessen wir alle Hang, das ergibt eine sehr schöne eigene Schiene. etwas anders/besser zu machen. liegenden Ton zu „behandeln“ mit allen möglichen Schritte besprechen können. Weiters geht es um Ich habe auch schon die Bassistin Beate Wiesinger Die beste Lernmethode ist im Dialog, das pflege ich Algorithmen – das wird nichts. Akustik und Digitalisierung, Samplingrate uvm. betreut, sie war im Studienaustausch in Skandinavien mit meinen Studenten. Über das Fragen und gemeinsa- Mit einem Wort: Wir müssen unserer Verblödung – kurz gesagt: Wie bekomme ich die Töne in den und hat dann mit ihrer nordischen Band hier bei mir me Beantworten merkt man sich wesentlich mehr als und Fernsteuerung entgegenwirken – sonst werden Computer? Dabei kann man auch viele Irrtümer auf- aufgenommen. Eine auch vom Spirit her interessante bei einem Frontalvortrag. Und über die Studioarbeit wir vom Computer übernommen. klären: Volume ist nie Velocity etc. Ich kann ja einen Musik war hier das Ergebnis. Bereits bestehenden kommen wir zu Themen des Live-Recordings zu laut angeschlagenen Akkord nicht beliebig leiser Projekte mit kreativem Potential sind der beste und dann weiter zu den Herausforderungen des GW: Also muss man den Computer beherrschen und machen, weil er beginnt, unnatürlich zu klingen, sie- Einstieg ins Studiopraktikum 3. Musikerberufs, zur Musikszene, dem Musikbusiness sinnvoll einsetzen lernen? he Obertonverhalten etc. Das mag zwar trivial sein, usw. Das alles ist ebenfalls wichtig und muss seinen RM: So ist es, darum belegen unsere Studierenden ein sollte man sich aber immer vergegenwärtigen. GW: Was passiert in „Tonaufnahmen für Sänger und Platz haben. „Computerpraktikum“ bei Albin Janoska und Paul Das Wichtigste überhaupt: Manche MusikerInnen Instrumentalisten“? sehen Technik als eigene Welt, mit der sie nicht RM: Diese Lehrveranstaltung ist ein Freifach, das GW: Das Schöne am ipop-Unterricht? Die Unkultur in der Popmusik zu tun haben müssen oder wollen, weil das ande- ich sehr gerne anbiete, weil wir hier besonders gute RM: Ich habe Spaß, die Studenten haben Spaß, denn: re erledigen sollen. Das ist aber ganz falsch. Das Gesangs- oder Ensembleperformances aufnehmen Ich bin hier nicht der Mathematiklehrer – eher der heute ist, dass alles immer laut Wichtigste bleiben immer das Instrument und der können – so passiert mit Paul Urbaneks „Zawinul“- Turnlehrer. sein muss, und noch lauter ... Spieler. Wenn Instrument und Spieler nicht gut klin- Ensemble und der Horst-Michael Schaffers „iPOP ) gen, dann kannst du daraus auch nichts machen. Brass Ensemble“. Bläser sind übrigens irrsinnig hei- GW: Dein Wunsch für deine zukünftige Arbeit am ipop? Daher ist Arrangement mit den geeigneten Voicings kel im Studio aufzunehmen, weil es einfach schwierig RM: Kreative, ambitionierte und kritische Studenten Urbanek, in dem sie u.a. eine Recording-Software, usw. das Wichtigste für den Sound. So passiert in ist, dass alle die genau gleiche Artikulation spielen und die Verwirklichung meines Mottos: Das nämlich „Logic“, lernen. Das ist notwendig, weil der der Popmusik das Meiste in der Mitte und ich muss und dabei die Intonation passt. Maximum aus den Gegebenheit herausholen! Weiters Umgang mit dem Computer zum heutigen „Musik- genau überlegen, wie ich alles frquenzmäßig ein- und Unroutinierte tun sich schon bei einem Dreiklang möchte ich Anstöße geben zur Beantwortung der Instrumentarium“ dazugehört. Es ist z.B. sehr prak- aufteile. Die Unkultur in der Popmusik heute ist, schwer ... Selbst bei „Ostinato“ mit den besten zentralen Frage jedes Studierenden an sich selbst: tisch, wenn jemand seine Tracks bereits zu Hause dass alles immer laut sein muss, und noch lauter ... Musikern war es harte Knochenarbeit für die Bläser. „Wie entwickle ich Authentizität?“ Auf diesem Weg aufnehmen kann, und man braucht das Studio dann Ein Orchester hingegen ist so organisiert, dass alles Und Streicher sind noch einmal schlimmer. Wenn du sollen die jungen Leute lernen – und sie müssten sich nur mehr für die Schlagzeugaufnahme. freuenzmäßig austariert ist von den Kontrabässen kein gut eingespieltes Quartett hast, dann büßt du mehr aufregen und einfordern – gerade auch gesamt- Ein gutes Solo zu Hause entwickeln zu können, das aufwärts. In der Popmusik ist das wie gesagt we- deine Sünden ab. gesellschaftlich gesehen. funktioniert einerseits wunderbar mit einem guten sentlich problematischer. Jetzt habe ich bei einem Mikrofon, und bringt andererseits eine Menge mu- aktuellen Projekt folgende Herausforderung: Da GW: Vorkenntnis der Studenten? GW: Ein persönlicher Wunsch ... sikalische Entspannung, denn für Nicht-Routiniers, spielen zehn Leute mehr oder weniger durchgehend RM: Sehr verschieden, das macht es nicht einfach. RM: Nicht so wichtig - ich habe beim Jazz Freddy manchmal auch für Routiniers, bedeutet das Rotlicht Sechzehntelnoten, und jeder will sich lauter hören Doch ich kann alle abholen von ihrem Wissens- und mit Besetzungen gespielt, da bin ich heute der einzige einen Stressfaktor, wo man nicht 100 Prozent der – und ich soll höher und höher drehen, so geht das Erfahrungsstand. Es geht mir um die Vermittlung Überlebende. eigenen Leistungsfähigkeit abrufen kann. nicht. Da muss man auch den musikalischen Sinn von tontechnischem Grundvokabular: Je mehr hinterfragen. Mikrofone ich habe, umso mehr Probleme kriege GW: Welche Lehrveranstaltungen bietest du an? Wenn eine Band ins Studio kommt und hinsichtlich ich. Ich kann eine Big Band mit der Hälfte der vor- RM: Zunächst „Studiopraktikum 1 und 3“, das sind Arrangement und Sound die Hausaufgaben gemacht gesehenen Mikrofone möglicherweise besser auf- Pflichtlehrveranstaltungen für das Bachelor- sowie hat, klingt das Gesamte sofort wunderbar. Musik nehmen als jemand anderer mit der vollen Anzahl. für das Masterstudium. muss in sich bereits eine Logik haben, dann funktio- Denn jeder Ton hat eine andere Phasenlage im Dann noch „Studiopraktikum 2“ – das ist ein niert auch ihre Schallaufzeichnung. Raum, das kommt von der zeitliche Verzögerung, Wahlfach im Rahmen des Schwerpunkts die durch den Weg des Schalls entsteht, was sofort „Komposition und Arrangement“. GW: Wie läuft das „Studiopraktikum 3“ in der eine Auswirkung auf den Klang hat. Ich zeige da Beim „Praktikum 1“ unterrichte ich Basics für eine Masterphase ab? immer die Auslöschung von zwei Sinustönen, die größere Gruppe und weise auf prinzipielle ton- RM: Zwei bis drei Studierende machen eine wirk- sich komplett überlagern. Auslöschungen sind ein technische Sachverhalte hin. Hier lernt man, wie liche eigene Produktion mit möglichst eigenen wichtiges akustisches Phänomen in der räumlichen und warum Aufnahme-Software funktioniert, wie Kompositionen bis hin zum Mischen, Mastern und Schallwahrnehmung und natürlich beim Recording. installiere ich Treiber und Interfaces und wie brin- Brennen der fertigen CD. Das ist in 21 Stunden na- Bezüglich Studioerfahrung: Diese ist in jedem Fall ge und halte ich ein System am Laufen – ganz egal türlich nur schwierig zu bewerkstelligen. Da gebe ich für alle Musiker wichtig, denn man muss (!) dabei finanzieller Vorteile nutzen kann. Ohne diese Dabei gilt aber zu beachten, dass der Nutzenbeitrag Schutzfunktion des Urheberrechts würde es zu ei- eines einzelnen, bereits bestehenden Werks wegen des Schutzfristverlängerung nem suboptimalen Angebot kreativer Leistungen Verlusts an Konsumentenrente (deadweights loss) 45 kommen. Der finanzielle Vorteil besteht allerdings in mit und wegen steigender Kosten mit der Höhe einem Monopolpreis, der über dem Konkurrenzpreis des Schutzniveaus abnimmt. Da eine Verlängerung für Tonaufnahmen in des polypolistischen Marktes liegt. Damit wird der Schutzfrist sich sowohl in einem zusätzlichen ein Teil der Konsumentenrente zum Monopolisten Verlust an Konsumentenrente als auch in höheren transferiert und es entsteht gleichzeitig ein zusätz- Produktions- und Verwaltungskosten niederschlägt, >der EU von 50 auf 70 licher Verlust an Konsumentenrente (deadweights kann geschlussfolgert werden, dass eine längere loss), weil all jene Nutzer/innen vom Kauf der Schutzfrist die soziale Wohlfahrt insgesamt verrin- Leistung Abstand nehmen, deren Vorbehaltspreis gert. Eine retrospektive Verlängerung der Schutzfrist Jahre – Ein ökonomische zwar über dem Konkurrenzpreis aber unter dem – so wie im aktuellen Fall – “(...) can’t affect the Monopolpreis liegt. incentive to create new works, since a retroactive Das ist zumindest das Lehrbuchwissen, und wirft extension affects only the return on works already in Folgenabschätzung die Frage nach dem optimalen Urheberrechtsschutz auf. Landes und Posner haben sich unter anderem dieser Frage in ihrem Standardwerk „An Economic Das lässt nun den Schluss zu, von peter Tschmuck Analysis of Copyright“ gewidmet. Sie haben da- dass eine Verlängerung der zu ein Modell des optimalen Urheberrechtsschutzes entwickelt. Nach diesem Modell führt ein höhe- Schutzfrist für Tonaufnahmen 1) Billboard.biz, „EU > Am 12. September 2011 hat der Ministerrat der of protection to 70 years (...) improves the conditions res Schutzniveau nicht nur zu mehr Einnahmen, von 50 auf 70 Jahre einen Rück- Extend Copyright Europäischen Union der Verlängerung der Schutzfrist for investment in new talent.” Auch der Manager sondern geht auch mit höheren Kosten einher. Es Term To 70 Years“. für Leistungsschutzrechte an Tonaufnahmen von 50 der irischen Pop-Formation U2 und Björn Ulvaeus entstehen zum einen höhere Produktionskosten für gang der sozialen Wohlfahrt September 12, 2011 2) Copyright Term auf 70 Jahre zugestimmt, nachdem die Europäische von ABBA begrüßen in ihren Stellungnahmen die jene, die urheberrechtlich Material verwenden wollen verursachen wird. Extension Statement Kommission 2008 einen Richtlinienvorschlag – Entscheidung des EU-Rates.1 und es entstehen Kontroll- und Verwaltungskosten. des Centre for allerdings mit einer Schutzfristverlängerung auf 95 Die neue Schutzfristen-Richtlinie stößt aber nicht nur Zudem stehen die Werke untereinander in einem existence (...). Retroactive extensions do not enhan- Intellectual Property ( Policy & Management Jahre – eingebracht hat, der 2009 vom Europäischen auf Zustimmung, sondern wird heftig von Open- Konkurrenzverhältnis. Steigt die Anzahl der Werke, so ce incentives to create expressive works, so if those (CIPPM, Bournemouth Parlament in Form einer Verlängerung der Schutzfrist Source-Aktivisten kritisiert. Aber nicht nur von die- erhöht sich auch die Wettbewerbsintensität, was sich incentives are the only benefits from copyright, such University), des auf 70 Jahre beschlossen wurde. Nun sind die EU- sen. Ein Großteil der renommiertesten Rechts- und wiederum in Mindereinnahmen für bereits bestehende extensions will increase transaction and access costs Centre for Intellectual Property & Information Mitgliedsstaaten gefordert innerhalb von zwei Jahren Wirtschaftswissenschafter/innen, die sich mit Fragen Werke niederschlägt. Schließlich ist noch zu bedenken, without generating any offsetting value.” (Landes Law (CIPIL, Cambridge die Richtlinie zur Schutzfristverlängerung in nationa- des geistigen Eigentums auseinander setzen, spricht dass die Produktionskosten als auch die Nachfrage und Posner 2003: 220). University), des les Recht umzusetzen. sich gegen die Verlängerung der Schutzfrist aus. In nach unterschiedlichen Werken variieren können. Eine Verlängerung der Schutzfrist für Tonaufnahmen Institute for Information Die Verlängerung der Schutzfristen für Tonaufnahmen einem Statement gegenüber dem EU Parlament im Ausgehend von diesen Modellannahmen können nun hat demnach zwei negative Effekte. (1) die Anzahl Law (IViR, University of Amsterdam) und des wurde erwartungsgemäß von den Interessensvertreter/ Jahr 2008, spricht sich, angeführt von den renom- folgende Hypothesen formuliert werden: (1) auch ohne der Werke wird bestenfalls gleich bleiben, wenn Max-Planck-Instituts innen der Musikindustrie begrüßt. In einer er- miertesten IP-Forschungsstätten in der EU, das Who- Urheberrechtsschutz werden geistige Schöpfungen her- nicht sogar sinken und (2) werden die Kosten für für Immaterial- sten Stellungnahme spricht der kürzlich zum IFPI- is-Who der IP-Expert/innen, darunter auch die beiden vorgebracht werden; (2) das Angebot an Werken wird die Produktion neuer Werke sowie die administrati- güterracht (München) Chairman ernannte Plácido Domingo von einer guten Nobelpreisträger James Mirrlees und Kenneth Arrow, bei der Einführung eines Urheberrechtsschutzes anstei- ven Kosten steigen, weil die Zahl der gemeinfreien Nachricht für die Musik-Interpret/innen, “(...) which deutlich gegen eine Schutzfristenverlängerung aus, die gen; (3) allerdings wird bei steigendem Schutzniveau Werke sinkt. Das lässt nun den Schluss zu, dass ei- reflects the important role performers play in success lediglich ineffiziente Monopolrechte unnötiger Weise der Grenzertrag pro Werk sinken und schließlich wird ne Verlängerung der Schutzfrist für Tonaufnahmen verlängere.2 bei Erreichung eines bestimmten Schutzniveaus das von 50 auf 70 Jahre einen Rückgang der sozialen Die neue Schutzfristen-Richtlinie Das wirft natürlich die Frage nach den ökonomischen Angebot geistiger Leistungen sinken, weil „(...) the Wohlfahrt verursachen wird. stößt aber nicht nur auf Zustim- Wirkungen der Schutzfristverlängerung auf. In diesem cost of expression to marginal authors will domina- Beitrag wird eine wirtschaftliche Folgenabschätzung te, so that the number of works will begin to fall” Neo-institutionalistische Aspekte einer mung, sondern wird heftig von auf Basis der ökonomischen Theorie unternommen. (Landes und Posner 1989: 335). Schutzfristverlängerung Open-Source-Aktivisten kritisiert. Wir können nun daraus eine soziale Wohlfahrtsfunktion Nach der neuen Institutionenökonomie sind ) Mikroökomische Aspekte einer ableiten, in der die Netto-Wohlfahrt die Differenz Markttransaktionen stets mit Transaktionskosten ver- of songs by narrowing the gap between the protection Schutzfristverlängerung zwischen der Summe der Wohlfahrt, die sich aus bunden. Oliver E. Williamson zeigt in seinem nobel- offered to recorded performances and that offered Das Urheberrecht verschafft dem/r Schöpfer/in gei- denen einzelnen Werken ergibt, minus der gesam- preisgekrönten Hauptwerk „Markets and Hierarchies: to compositions.” IFPI-Geschäftsführerin Frances stigen Eigentums ein temporäres Monopol, damit ten Produktionskosten (inklusive der Kontroll-, Analysis and Antitrust Implications“ (1975), dass Moore fügt hinzu, dass “[t]he extension of the term diese/r im Rahmen der Schutzfrist die Möglichkeit Administrations- und Durchsetzungskosten) ist. die Höhe der Transaktionskosten mit der Zahl der Transaktionen, mit dem Grad der Spezifität und wirtschaftlich relevanten Rechte zu erlangen. Es wird der Verlängerung der Schutzfrist für Tonaufnahmen Studie aus dem Jahr 2006 zu Rate, wo würde eine dem Grad Unsicherheit des Transaktionsergebnisses allerdings von der Verhandlungsmacht der Autor/ in der EU studiert werden konnte. von der EU-Kommission ursprünglich vorgeschlage- 46 steigt. Die Zahl der Transaktionen kann mit der Zahl innen anhängen, ob dies im vollen Umfang gelingt. Eine Verlängerung eben dieser Schutzfrist sorgt ne Verlängerung der Schutzfrist auf 95 Jahre einen zu- 47 der abzuschließenden Verträge gleichgesetzt wer- Bei jungen, wenig etablierten Autor/innen wird das nämlich für die Konservierung der bestehenden sätzlichen auf den (damals) gegenwärtigen Zeitpunkt den. Ein hoher Grad an Spezifität einer Transaktion eher der Fall sein als bei höchst erfolgreichen und gut Marktstruktur durch die Erhöhung bereits beste- abgezinsten Ertrag von £ 8,4 bis £ 163,0 Millionen schlägt sich in Leistungen nieder, für die es keine etablierten Künstler/innen. hender Markteintrittbarrieren. Das ist nicht nur erzeugen. In der Folgenabschätzung im ursprüngli- alternative Verwendung gibt. Und die Unsicherheit Um ihre Verhandlungsmacht zu stärken, ten- zum Nachteil für kleine Label und Verlage, die chen Richtlinienantrag der EU-Kommission wurde über ein Transaktionsergebnis hängt stark von der dieren Unternehmen in den so genannten sich am Markt etablieren wollen, sondern auch für dieser Wert für die gesamten Staatengemeinschaft Möglichkeit opportunistischen Verhaltens ab. Copyright-Industrien (darunter natürlich auch die die Musikindustrie in ihrer Gesamtheit, da nicht Das Musikbusiness zeichnet sich nun durch eine große Musikindustrie) dazu, sich horizontal (innerhalb ausreichend Anreize geschaffen werden, neue und Vielfalt und Anzahl an vertraglichen Vereinbarungen der gleichen Wertschöpfungsstufe) zusammen zu innovative Musik zu schaffen bzw. zu verbreiten. Die Verteilung der Mehreinnahmen aus, wobei die sich daraus ergebenden Leistungen – schließen und sich vertikal (zwischen verschiedenen Die vier Musikkonzerne können aufgrund der auf Seiten der Interpret/innen wird z.B. Tonaufnahmen – hoch spezifisch, weil sie keiner Wertschöpfungsstufen) zu integrieren. So haben sich Schutzfristverlängerung sich auf Einnahmenströme anderen Verwendung zugeführt werden können und die Unternehmen der phonografischen Industrie zum aus Tonaufnahmen stützen, die vor 50, 60 ja sogar in etwa jener der Tantiemenströme aufgrund möglichem, opportunistischen Verhaltens einen zu Major-Labelkonglomeraten zusammenge- vor 70 Jahren (1941!) entstanden sind. Es liegt daher von den Verwertungsgesellschaften noch dazu sehr unsicher in ihrem Ergebnis sind. schlossen und mit der Zeit auch die weltweit größten die Vermutung nahe, dass wenig Bereitschaft besteht Dementsprechend hoch sind die Transaktionskosten Musikverlage meist durch Akquisition aufgebaut, in junge Talente und innovative Musikstile zu inve- entsprechen. im Musikbusiness. Diese können nun durch exklusive um die Nutzungsrechte an kommerziell wertvol- stieren, da diese mit einem wesentlich höheren Risiko (€ € 3 Vertragsverhältnisse, die sich auf ein Urheberrecht len Werken zu kontrollieren. Das Ergebnis dieses behaftet sind, als die Auswertung der Backkataloge. auf 44 bis 843 Millionen hochgerechnet. Da stützen, drastisch verringert werden. Ohne urheber- Aufbaus von Marktmacht ist eine oligopolistische Darüber hinaus besteht noch eine andere Gefahr. in der nun verabschiedeten Richtlinie ein Interpret/ Marktstruktur, in der einige wenige Unternehmen Da im Laufe der digitalen Revolution neue Akteure innen-Fonds vorgesehen ist, der von 20% der den Großteil der Marktanteile auf sich vereinen. von außerhalb in der Musikindustrie vorgedrun- durch die Schutzfristverlängerung zu erwartenden Die Oligopol-Unternehmen wer- Oligopol-Unternehmen tendieren zudem dazu, ho- gen sind, könnten diese ein Interesse daran ha- Ertragszuwächse gespeist werden soll, werden an die den dabei darauf bedacht sein, he Markteintrittbarrieren aufzurichten, um es ben, die Kataloge der wirtschaftlich angeschlagenen Label in etwa 72% aus den zusätzlichen Einnahmen Neueinsteigern in den Markt möglichst schwer zu Unternehmen der phonografischen Industrie zu er- fließen und dem gemäß 28% an die Interpret/innen. ihre Marktmacht durch die machen, eine ernsthafte Konkurrenz – gemessen an werben, um ihre eigenen Transaktionskosten der Für das optimistische Szenario (€ 843 Millionen) Marktanteil – darzustellen. Eine für die Musikindustrie digitalen Musikdistribution zu verringern. Es sind würde das bedeuten, dass die Label € 606 Millionen 3) Da die Verlängerung Ausweitung ihrer Kontrollspanne besonders wichtige Markteintrittbarriere sind die dann aber Zweifel angebracht, ob Google, Apple zusätzlich lukrieren könnten und die Interpret/in- der Schutzfrist letzt- € endlich um 25 Jahre zu stabilisieren. über exklusive Nutzungsverträge kontrollierten Inc., Amazon, Live Nation und andere überhaupt an nen Mehreinnahmen von 236 Millionen hätten. kürzer als vorgeschla- Urheberrechte bzw. verwandten Leistungsschutzrechte der Produktion von neuer Musik interessiert sind. Bei einem geschätzten Marktanteil von 80% für gen ausgefallen ist, ) muss von einem gerin- rechtliche Basis würden die Autor/innen ihre Werke von Interpret/innen. Aus wirtschaftlichem Kalkül heraus könnte es op- die vier Major Labels, entfielen auf diese bei ei- € gen zusätzlichen Ertrag an Verleger/innen verkaufen, die die Werke dann Fassen wir also zusammen: Der exklusive Transfer portun sein, lediglich in den Besitz der Backkataloge ner Schutzfristverlängerung auf 95 Jahre 484,8 ausgegangen werden. ohne Einschränkungen kommerziell verwerten und der Nutzungsrechte versetzt Unternehmen der phono- zu gelangen, ohne Anreiz, die Schaffung neuer und Millionen. Den Rest von € 121,2 Millionen müssten Es geht aber in der sogar inhaltlich nach Gutdünken verändern könnten. graphischen Industrie bzw. die mit ihnen verbundenen innovativer Musik finanziell zu unterstützen. sich tausende Indie-Label im EU-Raum unter sich Darstellung nicht um Allerdings könnten die Autor/innen ein und dasselbe Verlage in die Lage, die kreativen Leistungen der ver- aufteilen.4 Absolutwerte, sondern um Verteilungsaspekte, Werk mehrmals verkaufen, um höhere Einnahmen traglich verbundenen Autor/innen und Interpret/innen Cui bono? Die Verteilung der Mehreinnahmen auf Seiten der sodass die ursprüngli- zu erzielen. Der Vorteil der Verleger/innen, das Werk zum Zweck der Vermarktung zu monopolisieren. Das Weder die mikroökonomische Analyse des Interpret/innen wird in etwa jener der Tantiemenströme chen Annahmen durch- quasi ohne Einschränkung zu vermarkten, wür- führt zu einem monopolistischen Konkurrenzmarkt, Urheberrechts noch der neo-institutionalistische von den Verwertungsgesellschaften entsprechen. Die aus beibehalten werden können. de also über den Opportunismus der Autor/innen, in dem das einzelne Werk zwar ein Monopol dar- Ansatz unterstützen die Verlängerung der Schutzfrist EU-Kommission schätzt, den Interpret/innen-Fonds 4) Das ist allerdings ein und dasselbe Werk mehrfach zu veräußern, stellt, aber in Konkurrenz zu anderen Werken steht. auf Tonaufnahmen von 50 auf 70 Jahre innerhalb der voraussetzend, dass 77 bis 90% (€ 181,7 bis € 212,4 eine sehr optimistische kompensiert werden. Ein solch opportunistisches Die monopolistische Konkurrenz führt langfristig EU. Wie nachgewiesen werden konnte, führt ein höhe- Millionen) des durch die Schutzfristverlängerung Einschätzung zugun- sten der Indie-Label, Verhalten der Autor/innen können die Verleger/innen zu einer geringeren Wettbewerbsintensität und trägt ren Schutzniveau weder zu einem Wohlfahrtsanstieg, erzielten Zusatzertrags an die Top-20% (d.s. 4.900 die keineswegs über mit Exklusivklauseln in den Verträgen verhindern. damit zur Oligopolisierung der Marktstruktur bei. noch werden dadurch Kreativität und Innovation von insgesamt 24.500 geschätzten Interpret/innen die ertragsschweren Allerdings entstehen ihnen daraus höhere Kontroll- Die Oligopol-Unternehmen werden dabei darauf in der Musikindustrie gefördert. So stellt sich die im EU-Raum) fließen wird. Ein/e jede/r dieser Top- Backkataloge wie und Durchsetzungskosten (Transaktionskosten). bedacht sein, ihre Marktmacht durch die Ausweitung Frage nach den Profiteuren der Rechtssetzung. Die Performer dürfte sich über den gesamten Zeitraum die Majors verfügen. Unterm Strich wer- Mit der Einführung eines Urheberrechtssystems wird ihrer Kontrollspanne zu stabilisieren. Sie werden Befürworter für eine Schutzfristverlängerung verwei- kumuliert an Mehreinnahmen zwischen € 37.086 den die Indie-Label die Exklusivität vertraglicher Beziehungen auf eine daher versuchen, die Vertragsbedingungen gegenüber sen auf die (finanziellen) Vorteile, die den Interpret/in- und € 43.347 erfreuen. Im Gegensatz dazu würde anteilsmäßig wesent- solide und leichter einklagbare Basis gestellt. Die Autor/innen und Interpret/innen zu diktieren, aber nen zugute kommen werden. Zieht man die vom bri- der Rest von 80% weniger erfolgreichen Interpret/ lich weniger aus sich € € verbuchen können, als Verleger/innen werden auf dieser Basis versuchen, auch Lobbying für eine restriktive Ausgestaltung des tischen Musikindustrieverband BPI bei Consulting- innen (19.600) insgesamt 23,6 bis 54,3 Millionen in der Modellrechnung die umfassende Kontrolle über sämtliche für sie Urheberrechts in ihrem Sinne zu betreiben wie das an Firma Price Waterhouse Coopers in Auftrag gegebene erhalten. Das ergäbe ein kumuliertes, durchschnittli- angenommen. ches Zusatzeinkommen pro Person von € 1.204 bis spielsweise Schweden, dass “[e]xtending the term > Landes, William and Richard Posner, 1989, > Peter Tschmuck, € 2.759. In dem bereits erwähnten Statement der IP- of protection for sound recordings as proposed is “An Economic Analysis of Copyright Law.” Journal of geboren am 5. Oktober 1971 in 48 Expert/innen (S. 11) wird daraus der Schluss gezogen, neither fair nor balanced. (...) Sweden believes there Legal Studies, 18(2), pp. 325-363 49 Graz, studierte an der Universität dass “(...) the bottom 80% of perfomers would each to be good reasons for measures aiming at improving > Landes, William and Richard Posner, 2003, Innsbruck Betriebswirtschaftslehre get 58 euros a year (...). Under the low scenario they the situation for those professional musicians and The Economic Structure of Intellectual Property Law. und Volkswirtschaftslehre und would receive approximately 4 euros a year.” other artists who often operate under economically Boston etc.: Belknap Press of Harvard University promovierte mit einer Dissertation difficult conditions. Extending the term of protec- Press über den „Wandel der Musikkultur Fazit tion will however not primarily be of benefit to this > Ministerrat der Europäischen Union, 2011, als Phänomen des gesellschaftlichen Wandels am Alle diese Berechnungen basieren auf Angaben der group.” In der belgischen Stellungnahme wird eben- Declaration of Sweden and Belgium to the Proposal Beispiel der Innsbrucker Fürstenhöfe zwischen 1560 EU-Kommission und zeigen, dass die Verlängerung falls betont, dass von der Verlängerung der Schutzfrist for a Directive of the European Parliament and of the und 1650“. Seit Juni 2000 ist Peter Tschmuck am der Schutzfrist für Tonaufnahmen von 50 auf 70 keine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der the Council amending Directive 2006/116/EC of teh Institut für Kulturmanagement und Kulturwissen- Jahre vor allem den vier Major-Musikkonzernen und Interpret/innen zu erwarten sei, sondern lediglich die European Parliament and of the Council on the term schaft der Universität für Musik und darstellende den wenigen Superstars zugute kommen wird, und Unternehmen der phonografischen Industrie davon of protection of copyright and related rights. Kunst in Wien tätig, wo ihm im Juni 2003 die nicht, wie gern behauptet, den wirtschaftlich schwä- profitieren würden. Nach Ansicht der Vertreter/innen > N ew York Times, “E.U. Extends Royalty Lehrbefugnis im Fach „Kulturbetriebslehre“ nach cher gestellten Interpret/innen, aber auch nicht der Belgien im EU-Ministerrat “(...) the extension will Protection to Music Performers and Producers”, Vorlage der Habilitationsschrift über „Kreativität und Mehrzahl der Indie-Labels. Man mag sich darüber have a negative impact on the accessibility of cultu- 12 September 2011 Innovation in der Musikindustrie“ verliehen wurde. wundern, warum die EU-Entscheidungsinstanzen ral material such as those contained in libraries and > Price Waterhouse Coopers, 2006, The Impact archives, and will create supplementary financial and of Copyright Extension for Sound Recordings in the In diesem Sinn ist die Verlänge- administrative burdens to enterprises, broadcasting UK. A Report for the Gowers Review of Intellectual organizations and consumers.” Diese Argumentation Property prepared by PwC on behalf of the BPI. rung der Schutzfrist für Tonauf- liegt genau auf der Linie der mikroökonomischen und > T schmuck, Peter, 2009, “Copyright, Contracts nahmen keine geeignete Maßnah- neo-institutionalistischen Ausführungen im ersten Teil and Music Production”. Information, Communication dieses Beitrags. In diesem Sinn ist die Verlängerung & Society, 12(2), S. 251-266 me, um die wirtschaftlichen Lage der Schutzfrist für Tonaufnahmen keine geeignete > Williams, Oliver E., 1975, Markets and Maßnahme, um die wirtschaftlichen Lage der gro- Hierarchies: Analysis and Antitrust Implications. der großen Mehrheit von Musik- ßen Mehrheit von Musik-Interpret/innen zu verbes- New York: Free Press. Interpret/innen zu verbessern. sern und stellt keinen Anreiz für die Entfaltung von Kreativität und Innovation in der Musikindustrie dar. > Betrag erstmalig – Kommission, Parlament und Ministerrat –) dem publiziert in: Lobbying für einen Schutzfristverlängerung auf 70 > http://musikwirtschaftsforschung. Jahre nachgegeben haben. Eine mögliche Antwort fin- > Quellen wordpress.com det man vielleicht in einem New York Times-Artikel Billboard.biz, “EU Extends Copyright Term To 70 5) Laut New > York Times ver- zur Verlängerung der Schutzfrist. Darin wird aufge- Years, 12. September 2011 trat Österreich zeigt, dass die finale Ratsentscheidung mit der knap- > C IPPM, CIPIL, IviR, Max-Planck-Institut für (neben Estland) pest möglichen Mehrheit gefällt wurde. Die Vertreter/ Immaterialgüterrecht, Statement on Copyright eine originelle Sonderposition: innen der großen EU-Mitgliedsländer – Deutschland, Term Extension, 27. Oktober 2008 “Austria, which had Großbritannien, Frankreich und Spanien – haben > E uropäische Kommission, 2008a, Vorschlag für also long opposed allesamt für die Verlängerung votiert. Hingegen eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des the extension, abstained from the haben zahlreiche kleine und vor allem osteuropä- Rates zur Änderung der Richtlinie 2006/116/EC des vote on the grounds ische Mitglieder – Slowenien, Slowakei, Rumänien Europäischen Parlaments und der Rates über die that there were not und Tschechische Republik, neben Schweden, den Schutzdauer des Urheberrechts und bestimmter enough other Niederlanden, Belgien und Luxemburg – gegen den verwandter Schutzrechte countries in favor 5 of blocking the law. Antrag der EU-Kommission gestimmt. Daraus darf > E uropäische Kommission, 2008b, But diplomats said nicht der Schluss abgeleitet werden, dass diese Länder Folgenabschätzung der EU-Kommission zum abstaining was a gleichgültig gegenüber den finanziellen Interessen Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen way for Austria to continue to show der Interpret/innen wären, sondern dass sie einen Parlaments und des Rates zur Änderung der its displeasure, but Protektionismus der großen Länder, die damit ihre Richtlinie 2006/116/EG des Europäischen avoid angering other Musikmärkte schützen wollen zu ungunsten Parlaments und des Rates über die Schutzdauer member states over the issue.” Tu felix ihre Märkte befürchten. In einem Addendum zum des Urheberrechts und bestimmter verwandter Austria! Folgenabschätzung der EU-Kommission erklärt bei- Schutzrechte veranstaltungsangebot wie z.B. die Einführungs- HH: Eher weniger, das ist auf die professionelle Ebene vorlesung. In den Seminaren, wo es um Analyse ausgerichtet, die wir ja – da es kein Konzertfach Improvisations-Theater, und Interpretation im Popularmusikbereich geht, ge- gibt – auch unbedingt bedienen wollen. Studierende 51 he ich stark von der Semiotik aus. Das gibt mir die sollen komponieren und arrangieren lernen. Meine Möglichkeit, die musikalischen, literarischen, visuellen Lehrveranstaltung ist absichtlich anders ausgerich- Musikpolitik, dadaistische und kontextuellen Ebenen in ihrer Wechselwirkung zu tet: Sie soll vermitteln, wie man auch mit grö- beleuchten. Da entstehen viele durchaus hervorragende ßeren Schülergruppen kreativ arbeiten und eigene Bachelorarbeiten. Durch den technischen Fortschritt Musikstücke entwickeln kann. Da kommt man nicht >Texte und das Schwimmen hat sich das Unterrichten entscheidend verändert über die Jazz/Pop-Harmonielehre und das Befolgen – Stichwort youtube. Wir können auf Knopfdruck von Regeln, sondern über ganz konkrete inhaltliche sofort das musikalisch-visuelle Weltrepertoire in Themen, Texte und Ausdrucksbedürfnisse. an der Oberfläche Augenschein nehmen. Wichtig dabei ist mir, dass zwischen den 15 bis 20 Leuten anschließend ein ange- GW: Wie hat sich das ipop in den letzten Jahren Harald Huber im Interview leiteter Austausch über das Erfahrene stattfindet - nach entwickelt? erprobten Methoden. Eine im face to face-Dialog HH: Die Institutsentwicklung war für mich über > Günther Wildner: Kommst du neben deinen re Formate bis hin zu abendfüllendem Musiktheater. reflektierte persönliche Meinung jedes Einzelnen ist lange Jahre von zwei konträren Gefühlen begleitet: vielfältigen Tätigkeiten noch zum Musizieren? Ein solches Format ist z.B. „Café Odyssee“, das ich im mir wichtig. Sehr gerne mache ich auch die didakti- Einerseits große Freude über den Umstand, dass das Harald Huber: Ich versuche das Musikmachen nicht Lauf der Zeit mit den Schauspielern entwickelt habe. schen Lehrveranstaltungen – im Bachelorstudium sehr Institut in dieser Form realisiert und eingerichtet wer- gänzlich in den Hintergrund treten zu lassen! Ich Es geht darum, mit Vorgaben aus dem Publikum aus praxisorientiert: Da geht es um die Arbeit mit den konnte, und andererseits Entsetzen, was mit der bin einerseits im Improvisationstheater tätig, d.h. dem Augenblick heraus musiktheatralische Szenen zu Schülerbands. Auch im Masterstudium ist die Idee eines Universitätsinstituts aufgrund von diversen ich sitze einmal im Monat auf einer Theaterbühne, erfinden oder eine Szene musikalisch zu untermalen Didaktiklehrveranstaltung von immenser Wichtigkeit, Eigeninteressen gemacht wird. andererseits liegt ein fertiges Album mit dem Titel oder Interventionen zu machen, Pausen auszufüllen, denn es ist ein individuelles Coaching im didakti- Seit dem Jahr 2009 hat sich die Lage für mich persön- „Red Earth“ von mir vor, für das ich im Moment dramaturgische Akzente zu setzen etc. Das ist sehr schen Bereich und eine Vorbereitung auf die Master- lich sukzessive entspannt. Ich bin jetzt gerne Teil des ein adäquates Label suche. Die Produktion bein- spannend und erspart mir langwierige Theaterproben. Prüfung. Die Didaktik der Improvisation, die ich fünfköpfigen Leitungsteams, bringe mich da ein, habe haltet Klavierkompositionen, die ich auch selber Ich komme einfach zur Vorstellung, nach einer kurzen gemeinsam mit der Kollegin Manon Liu-Winter aber auch aus einem gewissen Selbstschutz heraus das eingespielt habe, weiters finden sich darauf zwei Duo- Verständigung geht es los – alles Weitere passiert dann halte, ist ebenfalls eine feine Herausforderung. Was Entwickeln von ambitionierten Visionen eingestellt Stücke mit dem aus Tunesien stammenden Musiker auf der Bühne. Man muss dafür sehr wach, konzen- eindeutig mehr geworden ist, ist das Betreuen von und mich eher auf die Mithilfe, die Gegenwart zu Habib Samandi, der ein Meister der orientalischen triert und gleichzeitig sehr entspannt sein. Arbeiten: Master-, Diplom- und Bachelorarbeiten, wo- bewältigen, verlegt. Perkussion ist. Dieses Material beinhaltet neben kom- bei es circa sieben bis zehn Diplomarbeiten im Jahr ponierten Strecken auch improvisierte Passagen. GW: Ist die dramaturgische Herausforderung die größte sind und eine große Menge Bachelorarbeiten. Dazu GW: Was waren die Highlights der letzen Jahre? bei diesem Instant Composing? kommen im Moment sechs Dissertanten bei mir – HH: Definitiv die Veranstaltungsschiene „Aquarium“, GW: Was inspiriert dich beim Komponieren? HH: Das ist je nach Format verschieden. Beim Format also eine dichte, umfangreiche Betreuungsarbeit. die seit 2005 besteht und nach wie vor sehr gut HH: Auf jeden Fall spezielle Orte. So habe ich im „Theatersport“, wo zwei improvisierende Gruppen besucht ist. Seitens der Studierenden gibt es an- und nach meinem Urlaub in Kreta im vergange- gegeneinander antreten, geht es nur um kurze Szenen, GW: Wie gehen die Studierenden an die didaktische haltendes Interesse, in diesem Format mit eige- nen Sommer griechisch Beeinflusstes geschrieben. hier sind die dramaturgischen Anforderungen nicht Herausforderung des Unterrichtens in der Gruppe, im Anschließend ist im August und September, die so hoch – die Menschen am Licht müssen übrigens Ensemble heran? In den Seminaren, wo es um traditionell meine Kreativmonate sind, ein abend- genauso mitimprovisieren wie alle anderen. HH: Es ist nach wie vor so, dass ich den Impuls füllendes Songprogramm entstanden mit eigenen Bei „Café Odyssee“ sind die Dinge allerdings kom- geben muss, dass die Studierenden nicht nur Analyse und Interpretation im Texten und dem Titel „Plop Music“ oder auch „Die plexer, und dafür gibt es gewisse dramaturgische Standardmaterial bringen, sondern dass sie auch Popularmusikbereich geht, gehe Sommerreise“. Das sind sehr skurrile Texte und Haltegriffe. Szenisch wird nacheinander in das Leben, wirklich aktuelles Material bringen. Das ist doch Songs mit neo-dadaistischem Einfluss geworden, die spezielle Odyssee der anwesenden Figuren zurück- interessant, dass der Lehrveranstaltungsleiter darauf ich stark von der Semiotik aus. die aber gleichzeitig etwas Bekömmliches haben. geblendet, dazwischen finden sich alle wieder im Café schauen muss, dass das Aktuelle vertreten ist. Die( Besetzungstechnisch kann man das klein machen mit zwischen Raum und Zeit ein. Wir haben da also eine Schüler der Schulen und Musikschulen leben im Jahr nen Musikprojekten aufzutreten. Ich finde es Gesang, Klavier und Perkussion oder auch in größe- dramaturgische Klammer zur Verfügung. Zusätzlich 2011 und haben da ihre Anknüpfungspunkte und auch wichtig, dass mit der „Jazzline“ eine zweite rem Format für entsprechende Clubs oder Hallen. kann aber auch jemand eine Szene spontan beenden Interessen. Es muss ein ausgewogenes Verhältnis zwi- Veranstaltungsschiene in einem kleineren Rahmen und sagen: „2. Akt, am Bahnhof von Wladiwostok.“ schen aktuellem und älterem Material bestehen – das realisiert wurde. Im Bereich der Forschungsprojekte GW: Wie funktioniert das angesprochene ist mir ein großes Anliegen. gab es interessante Entwicklungen: Die Module, wo Improvisations-Theater? GW: Wie verändern sich Lehrveranstaltungen, die du Studierende ausgeschwärmt sind und Feldforschung HH: Ich improvisiere genauso wie die SchauspielerInnen, schon länger hältst? GW: Zielt der Unterricht im Arrangieren auch auf betrieben haben, haben den Bereich Musik und es werden Szenen improvisiert, manchmal auch länge- HH: Es gibt von mir einerseits ein gewohntes Lehr- Schülerensembles ab? Jugendkulturen innovativ beleuchtet. Gefreut hat mich weiters außerordentlich, dass wir die Finanzierung des fach nötig. Durchs Schwimmen bleibt man an der „uni:visions“-Forschungsprojekts „Austrian Report Oberfläche und erreicht mit der Zeit seine Ziele. 52 On Musical Diversity“ zugesprochen bekamen. Dieses Projekt, das ich mit Projektmitarbeiterin Lisa Leitich GW: Ist die Fluktuation im politischen Bereich ein Ragtimes – neu durchführen konnte, wird im Februar 2012 abge- Problem? schlossen und mehrfach präsentiert werden. Hiezu HH: Das ist nicht so schlimm, außerdem gehört es sollten entsprechende institutsinterne und -externe zum Tagesgeschäft. Der ÖMR ist gut in Kontakt mit Kommunikationsmaßnahmen besprochen werden. den Kultursprechern von SPÖ, ÖVP und Grünen und interpretiert und Der „Zawinul Music Day“ am 3. Juni 2011 bei selbstverständlich mit dem bm:ukk. Wir sind sowohl < uns an der Universität war mit dem Workshop von in Österreich als auch auf europäischer Ebene gut Alegre Corrêa und Emile Parisien, dem Vortrag vernetzt. Wir erreichen mit geringen Budgetmitteln von Stuart Nicholson, einer hochkarätig besetz- und ehrenamtlicher Tätigkeit einen hohen Output. ten Diskussionsrunde und einem Abendkonzert mit komponiert Zawinul-Kompositionen eine echte Perle. Warum GW: Ein Zukunftswunsch? das vom ipop kaum wahrgenommen wurde, weiß HH: Ich habe den Wunsch, dass Bereiche wie Familie, Heribert Kohlich im Gespräch ich nicht. Radfahren, Wandern, Schwimmen und die eigene künstlerische Tätigkeit stärker in den Vordergrund

GW: Was sind deine sonstigen Tätigkeiten neben dem kommen. Weiters will ich eine Rolle im Rahmen ohlich ipop? des Tagesgeschäfts des Instituts gerne spielen, ohne HH: Für meine kultur- bzw. musikpolitischen dabei noch irgendwelche Intentionen und Visionen : A rchiv K otos Ambitionen hat sich im Österreichischen Musikrat zu verfolgen. F (ÖMR) ein ehrenamtliches Betätigungsfeld eröffnet. Seit 2006 darf ich den ÖMR als Präsident leiten – so war es möglich, die in Österreich existierenden > Harald Huber Interessensvertretungen besser miteinander zu ver- Geb. 1954, Studien: Lehramt für netzen und musikpolitische Ziele auf den Weg zu Musikerziehung und Philosophie / bringen: Psychologie / Pädagogik (Mag. phil. 1_Bessere Förderung sämtlicher aktueller lebender an der Universität Wien), Tonsatz Musikformen – in diesem Zusammenhang setzen und Elektroakustische Musik (an wir uns für die Aufstockung des Österreichischen der Hochschule für Musik und Musikfonds ein, darstellende Kunst Wien), Postgraduate-Studium 2_und zum anderen ist es gelungen, das Thema Soziologie am IHS Wien (Institut für Höhere Studien), „Einbeziehung von Musikschulen in ganztä- Doktorat (Dr. phil.): Dissertation *Stilanalyse. gige Schulformen“ ins Parlament und in die Stile der Popularmusik im letzten Viertel des 20. Landeshauptleutekonferenz zu bringen sowie es im Jahrhunderts“. Habilitationsschrift *Der Song und die bm:ukk zum Thema zu machen. Wenn wir hier dran Stilfelder der Musik“ bleiben, habe ich den Eindruck, können wir etwas Leiter des wissenschaftlichen Bereichs des Instituts erreichen. für Popularmusik der Universität für Musik und dar- > Günther Wildner: Wie kam es zum „Ragtime- wie Joseph Lamb waren anfangs die Ausnahme im Mit Ragtimes am Das Sich-Bewegen zwischen internationalen stellende Kunst Wien, Mitglied des Leitungsteams des Projekt“ mit deinen Studierenden? Ragtime – er hatte kurioserweise Würdigung und Klavier (v.l.n.r.): Zlatolina Semova, Institutionen und Kongressen sowie der österreichi- Instituts, Präsident des Österreichischen Musikrats Heribert Kohlich: Eher durch Zufall! Weil man Anerkennung von Scott Joplin („Sounds like good Anna Larndorfer, Irina schen Bundes- und Landespolitik macht mir Spaß, (ÖMR), www.oemr.at sich eine große Anzahl von Ragtime-Noten auf black Ragtime!“) und wurde zu einem der bekann- Radovic hier kann ich meine Fähigkeiten optimal einbringen. Künstlerische Tätigkeiten als Komponist und Pianist den Homepages amerikanischer und kanadischer testen Ragtime-Komponisten. Der Ragtime wurde / Keyboarder mit eigener Formation *BLOX“, beim Universitäten ansehen kann, habe ich mich immer dann gegen 1920 vom aufstrebenden Jazz mehr und GW: Wo liegen die Herausforderungen der Interessens- *wiener u.r.theater“ (Theaterimprovisation) etc. stärker für diese Musik interessiert und rasch be- mehr verdrängt so wie in den 50er Jahren dann der vertretungsarbeit in der aktuellen Situation? Kooperationen mit *Projekt!Pop“ der AKM / GFÖM: merkt: „Ragtime ist sehr viel mehr als nur Scott Jazz vom aufkeimenden Rock’n Roll. HH: Man darf sich durch krisenhafte Entwicklungen *Songwriting Workshop“, *FeedBack - demo listening Joplin!“. Es gab Folkloremusiker, blinde Pianisten, nicht wirklich beirren lassen. Man muss sein „busi- session“ u.a. „klassische“ Komponisten – sie alle schufen GW: Ist die Ragtime-Musik gut dokumentiert? ness as usual“ betreiben, an den wichtigen Themen Ragtimes. Artie Matthews notierte und arrangierte HK: Beim Verlag „Dover Publications“ liegen mehrer einfach dranbleiben. Das tägliche Bearbeiten auch auch Stücke von Kollegen, die ihre Musik nicht Ragtime-Sammelbände vor, die ich mir besorgt habe, von systemimmanenten Konflikten ist dabei ein- notieren konnten wie z.B. Robert Hampton. Weiße so ist für uns ein Repertoire entstanden. Was nicht so 54 American Beauty Austrian Beauty 55

Original 1913: Neu 2011: American Beauty - Austrian Beauty - Joseph Lamb Johannes Radl (1. Seite) (Leadsheet) bekannt ist: Es gab neben den zahlreichen Ragtime- > Mitwirkende und Programm: Komponisten auch zahlreiche Untersektionen und Rainer Leithner, Irina Radovic, Johannes Radl, Anna 56 Substile in der Ragtime-Musik. Also lag es auf der Larndorfer, Gerhard Buchegger, Georg Gruber, Hand, zu diesem Thema einen Vorspielabend zu ma- Zlatolina Semova, Moritz Kisza und Gäste chen. Da mich Martin Fuss auch für ein Programm „Wir wollen im Musiklokal „ZWE“ angesprochen hatte, fand der > Stücke von Scott Joplin, James Scott, Themenabend dann unter dem Titel “Classic Ragtime Joseph Lamb, Tom Turpin, Artie Mathews, Zez … und hundert Jahre danach - Klavierkompositionen Confrey und den Interpreten 1897–1919 und Neukompositionen der Interpreten“ < am 23. November 2011 dort statt. > Pianist Heribert ein Haus“ „Hepi“ Kohlich Die Wiener Jazzszene ist in den letzten Jahren teilweise GW: Wie war eure Vorbereitung? lehrt „Tasteninstrumente der erodiert. Unter den jungen Musikern herrscht dennoch HK: Ein halbes Jahr im Vorhinein habe ich Stücke an Popularmusik“ seit 1992 an der Aufbruchstimmung meine Studierenden verteilt. Gleich habe ich gemerkt, Universität für Musik und darstellende dass das allen sehr gut tut, weil die Musik kompo- Kunst Wien. von Andreas Felber niert ist, man es nach Noten üben muss – wir haben uns also zunächst einmal ganz „klassisch“ angenä- > Wie schnell sich doch die Zeiten ändern. Im Mai 2010 folgte die Auflösung des Vienna Art Orchestra hert – eine sehr konkrete Arbeit! 2004 wurde Joe Zawinuls Birdland im Souterrain (VAO), das seit seiner Gründung 1977 als Rückgrat In weiterer Folge ging es dann um die Interpretation, des Hilton-Hotels mit großem Pomp eröffnet. und Aushängeschild des österreichischen Jazz fun- zu der die Quellenlage sehr dürftig ist. Erhaltene Gemeinsam mit dem kurz darauf verstorbenen giert hatte. Dieser Paukenschlag übertönte auch „piano rolls“ geben keinen letztgültigen Aufschluss, Bundespräsidenten Thomas Klestil feierte man da das stille Entschlummern des Hans-Koller-Preises. weil man nicht weiß, wie schnell sie abgespielt wer- die Rückkehr des großen Sohns aus Erdberg, der Mathias Rüegg, der langjährige Leiter des VAO, legte den müssen und auch die Dynamik nicht zu beurtei- 1959 ausgezogen war, um in den USA Karriere im April letzten Jahres die Aktivitäten des preisaus- len ist. Weiter ging es dann um Individualisierung, zu machen und an der Seite von Miles Davis so- richtenden Austrian Music Office auf Eis, nachdem denn ein wenig Improvisation kann in Ragtimes wie mit der Rock-Jazz-Formation Weather Report die Subventionsgeber Stadt und Bund die Budgetlücke schon stattfinden. Wir haben daher eigene Varianten Musikgeschichte zu schreiben. nicht ausfüllen wollten, die durch den Rückzug der entwickelt, haben Wiederholungen anders gestaltet Bank Austria als Sponsor entstanden war. usw. Insgesamt war aber klar, dass wir die Ragtimes Das Birdland verstärkte damals die internationa- im Sinne der damaligen Zeit aufführen wollten. le Sogwirkung Wiens als lebendiges Jazz-Biotop: Vorübergehend war vom Bestreben die Rede, den Das dichte Netz an Clubs wie Jazzland, Reigen Hans-Koller-Preis neu auszurichten, dazu gekommen GW: Ihr habt aber auch komponiert ... und Porgy & Bess bescherte der Stadt ein im euro- ist es aber nicht. Er wurde in die „Outstanding Artist HK: Ja, ich habe weiters jede/n Spieler/in angeregt, päischen Vergleich exzeptionelles Konzertangebot. Awards“ überführt, die das Bundesministerium zusätzlich eine Komposition zu schreiben, ausgehend Für den Ruf Wiens als Jazzmetropole war auch für Unterricht und Kunst in unterschiedlichen von einem Aspekt - Motiv, Rhythmus, Spielfigur, der alljährlich im Dezember vergebene Hans-Koller- Titel - des jeweiligen Ragtime. Die entstandenen Preis verantwortlich. Durch den „European Jazz Im deutschen Fachmagazin Werke reichten dann von World Music und Straight Award“ besaß der nach dem 2003 verstorbenen Ahead Jazz über Ragtime Songs, Klassik und Wiener Saxofonisten-Übervater benannte Preis auch Jazzthetik wurde Wien Mitte der Choral-Artigem bis zu freier Improvisation. im Ausland Strahlkraft. Die in den frühen 90er-Jah- Nullerjahre gar als „Europas Bei der Aufführung gab es also von allen Mitwirkenden ren begonnene Hausse des Wiener Jazz hatte mit der immer den Ragtime und eine Eigenkomposition Eröffnung des Birdland einen vorläufigen Höhepunkt Jazzmetropole Nummer eins“ – von der Solo- bis zur Bandbesetzung, wobei wir erreicht. Im deutschen Fachmagazin Jazzthetik wur- apostrophiert. das klassische Klaviertrio eher bewusst vermieden de Wien Mitte der Nullerjahre gar als „Europas( haben zugunsten von Cajon, Oboe und anderen Jazzmetropole Nummer eins“ apostrophiert. Kategorien – Literatur, Kunst, Mode etc. – vergibt. Instrumenten. Ein sehr gelungener, musikalisch anre- 2011 erhielt der junge Pianist David Helbock die gender Abend war das Ergebnis. Sieben Jahre später ist vieles anders: Joe Zawinul Auszeichnung als „Musiker des Jahres“; eine europä- ist tot. Das Birdland, das bereits ein Jahr nach sei- ische Preiskategorie gibt es nicht mehr. Ein weiteres ner Eröffnung aufgrund hoher Außenstände auf Krisensymptom der Wiener Jazzszene? Billigbetrieb umstellen musste, ist seit Sommer 2008 Geschichte. Ein Jahr später wurde das als Szene- „Die Gesellschaft ist in einer großen Krise“, sagt Zentralorgan dienende Magazin Jazzzeit eingestellt. Mathias Rüegg, der die Wiener Jazzszene als Gründer von VAO, Porgy & Bess und dem Hans-Koller- Spieler hat heute in Europa keine Chance mehr, den Die Umtriebe der Jazzwerkstatt haben indessen nicht Mit dem Folder „Wien Kollektor – Herbst ’11“ haben Preis entscheidend geprägt hat. „Ich sehe massive gibt es nämlich in jeder Stadt.“ nur in Graz, Bern und Berlin Schule gemacht, sondern sie vier in Eigeninitiative organisierte kleine Festivals 58 Veränderungen im gesamten Musikbusiness, die Christoph Huber, der Leiter des Porgy & Bess, schlägt auch in Wien selbst: Im Kielwasser des Kollektivs ist zu- – das Vienna Room Service der Jazzwerkstatt, 59 Entwicklung geht vom Beruf hin zur Liebhaberei. in dieselbe Kerbe: „Ich sehe in Wien außerordent- letzt eine ganze Reihe von Zusammenschlüssen junger Viennese Soulfood, Polyamory Sound Festival sowie Alles, was früher Geld gebracht hat – Plattenverkäufe, lich viele talentierte junge Menschen, wobei die Musizierender unterschiedlichster Genres entstanden. SZKIZ – gemeinsam beworben; ab 2. Dezember wird der ORF, die Lizenzen –, gibt es heute in dieser Form Konkurrenz immer größer wird. Es gab noch nie so die Veranstaltungsreihe mit Maja Osojniks „Musik nicht mehr. In Zeiten der Krise sterben auch die klei- viele Musikerinnen und Musiker, die sich um die Plätze Das Spontane Netzwerk für improvisierte Musik et- Markt“ abgeschlossen. In der Mitte des Folders nen Kulturinitiativen der Reihe nach ab. Am Schluss auf den Club-Bühnen bemühen. Sie sind abgeklärter, wa, der Verein für elektroakustische Musik oder der prangt eine Forderung: „Wir wollen ein Haus!“ will niemand mehr für Musik bezahlen.“ reifer geworden und suchen sich aktiv ihre Nische.“ Verein Freifeld, der aktuell die Donnerstag-Schiene „Freistunde“ in der Anfang Oktober neu eröffneten „Die Jazzszene brodelt in Wien. Alles, was früher Geld gebracht Das Porgy & Bess konnte seinen Sponsorvertrag „Strengen Kammer“ im Porgy & Bess kuratiert. mit der Bawag PSK soeben verlängern; durch sei- Es herrscht totale Aufbruch- hat – Plattenverkäufe, der ORF, ne Infrastruktur und das progressiv ausgerichte- „Sich zusammenzuschließen ist vielleicht ein stimmung. Aber sie will mit die Lizenzen –, gibt es heute in te, vielfältige Programm bildet der Club in der Phänomen unserer Zeit, auch durch die sozialen Riemergasse die europaweit geschätzte Speerspitze Netzwerke“, sagt Clemens Wenger. „Ein Zu- dem Begriff Jazz nichts mehr dieser Form nicht mehr. einer weiterhin bunten Wiener Jazzlandschaft. In sammenschluss hat natürlich auch etwas Prag- zu tun haben.“ )Reigen, Blue Tomato, Miles Smiles und dem seit matisches, wenn man sich alleine nicht stark genug Rüegg arbeitet seit dem Ende des VAO als bald 40 Jahren vom unverwüstlichen Axel Melhardt fühlt. In der improvisierten Musik gibt es in Wien( „Das Haus ist eine Metapher dafür, dass wir sowohl Lehrbeauftragter am Institut für Popularmusik der geleiteten Traditionsclub Jazzland findet sie wichtige nicht genügend Platz, um alle an die Oberfläche zu Budget als auch einen Platz in der Öffentlichkeit be- Musikuni Wien sowie als Komponist; bei Gramola Fixpunkte. Dem alljährlich im Sommer stattfinden- holen.“ Gleichzeitig weist Wenger darauf hin, auch nötigen“, erklärt Clemens Wenger. „Wir wollen keine ist kürzlich die Kammermusik-CD „Tenminusnine“ den Jazzfest Wien gelingt es dagegen kaum, über das mit anderen Musikszenen Kontakte zu suchen und neue Spielstätte einrichten, aber es braucht Geld zur erschienen. Engagement gealterter (Pop-)Stars in der Staatsoper Vernetzungen zu betreiben, etwa mit dem Wienerlied Finanzierung unseres Kulturbetriebs. Idealerweise „Mit Ausnahme des Porgy & Bess sehe ich die Szene hinaus ein Profil zu entwickeln und nachhaltige und dem Pop. auch Räumlichkeiten für Büros, Lagerräume für die heute im Prinzip wieder dort, wo wir 1977 ange- Akzente zu setzen. CD-Labels und Probemöglichkeiten, die in Wien fangen haben“, lautet sein ernüchterndes Resümee Der aus Kärnten stammende 23-jährige Bassist knapp und teuer sind.“ der jüngsten Entwicklungen. „Der Jazz ist aus der Von einer Krise der Wiener Jazzszene will Porgy-Chef Lukas Kranzelbinder ist für Helge Hinteregger ein öffentlichen Wahrnehmung mehr oder weniger ver- Christoph Huber nichts wissen; hinter den Dingen, die Aktivposten jener Riege jüngerer Musiker, die der Erste konkrete Anstrengungen in diese Richtung schwunden, Medien, Rundfunk, Plattenfirmen und weggebrochen sind, stünden lediglich Einzelereignisse Jazzwerkstatt nachfolgen und mit derselben Energie sollen Anfang nächsten Jahres starten, wobei man die Kulturpolitik haben dafür nicht wirklich ein und Entscheidungen einzelner Personen. auftreten. Kranzelbinder leitet das Label Laub die Szene möglichst breit einbinden möchte: „Wir Ohr. Der Jazz ist wieder in die Kellerlöcher zurück- Records und er organisiert das Polyamory Sound werden noch auf einige Kollektive und Gruppen gekehrt.“ „Mir fällt in den letzten fünf Jahren so etwas wie ein Festival, das vor wenigen Wochen zum zweiten Mal zugehen.“ Generationswechsel auf“, sagt Clemens Wenger. Der Avantgardejazzer und Elektroniker aus drei Städten – Helge Hinteregger, als Musiker und Sachreferent für 29-jährige Pianist ist Mitinitiator der Jazzwerkstatt heuer: Wien, Paris und London – versammelte. (Dieser Text wurde in Falter 48/2011 vom 30.11.2011 Jazz am Music Information Center Austria (Mica) Wien, eines 2004 gegründeten Vereins, der als erstveröffentlicht.) langjähriger Szenebeobachter, beurteilt die Lage Plattform zur Präsentation junger Musikerinnen Das Thema Genrevernetzung sieht Kranzelbinder nüchtern. „Es müssen sich Dinge verabschieden, und Musiker im Jazz- und Improvisationsbereich radikal: „Die Jazzszene brodelt in Wien. Es herrscht > Andreas Felber damit Neues entstehen kann. Ich empfinde die Szene fungiert. „Es kommen viele neue Musikerinnen und totale Aufbruchstimmung. Aber sie will mit dem Geboren 1971 in Salzburg, Studium als sehr lebendig, gerade jetzt ist ein neuer Schub Musiker an die Oberfläche, da gibt es immer mehr Begriff Jazz nichts mehr zu tun haben. Aus dem der Musikwissenschaft, Geschichte an Aktivitäten zu beobachten, und es tauchen neue Gruppen und Initiativen.“ Blickwinkel der Publikumsmobilisierung ist Jazz tot. und Politikwissenschaft. Lebt als Musikerinnen und Musiker auf.“ Man kann damit keine neue Besuchergruppen ge- freier Musikjournalist in Wien, ar- Die aktuell fünf Mitglieder der Jazzwerkstatt konn- winnen – wenn ‚Jazz‘ draufsteht, gehen junge Leute beitet u.a. für STANDARD und Ö1. Diese Musikschaffenden stünden vor der ten sich in den letzten Jahren von hoffnungsvollen, nicht hin.“ Veröffentlichte im Jahr 2005 die Herausforderung, immer besser ausgebildet zu sein, in Eigeninitiative veranstaltenden Talenten zu profes- mittlerweile als Standardwerk geltende Publikation gleichzeitig aber immer schwieriger sichtbar zu wer- sionalisierten Playern der Wiener Szene entwickeln. Ob die Zukunft des Jazz tatsächlich im Ende „Die Wiener Free-Jazz-Avantgarde: Revolution im den, sagt Hinteregger. Die Breite sei größer gewor- Aktuell lässt etwa Posaunist und Komponist Daniel des Jazz liegt, bleibt abzuwarten. Die steigenden Hinterzimmer“ (Böhlau) den, daher müssten die Musiker in einer frühen Riegler mit seinem Bigband-Kammerorchester Studio Zahlen Jazz-Studierender an den Universitäten und Phase Eigenständigkeit und Eigeninitiative entwic- Dan aufhorchen, ebenso das fulminante Trio des Konservatorien sprechen eine andere Sprache. Die keln: „Es geht nicht mehr darum, dass du die Dinge Gitarristen Peter Rom mit dem Trompeter Martin jungen Wiener Netzwerker sind einstweilen schon technisch umsetzen kannst, sondern es geht um Eberle und dem Vokalisten Andreas Schaerer. einmal zur Tat geschritten. deine eigene, besondere Stimme. Ein guter Hardbop- Rolf Moser/Andreas Scheuermann: Handbuch der Englischsprachige Musikbusinessliteratur Musikwirtschaft, 6. Auflage, Starnberg & München: Hier geht ein neues Fenster der Erkenntnis auf: Der Josef Keller Verlag, 2003. Link: www.keller-verlag.de US-amerikanische Musikmarkt und seine Praxen 61 Literatur im Hier schreiben die Größen der Branche über jene unterscheiden sich teilweise gehörig von den europä- Themen, die sie am besten können und verstehen. ischen Gegebenheiten. Daher gilt es beim Schmied zu Da diese Riesenpublikation (1460 Seiten) eher nur lesen und nicht beim Schmiedl. im Rhythmus von zehn Jahren eine Neuauflage er- Bereich Music fährt, liest man hier auch Manager, die heute nicht Der Klassiker „All You Need to Know About The > mehr auf der obersten Steuerbrücke stehen. Aber Music Business“ (liegt in deutscher Sprache vor!) warum nicht von Onkel Steins Beitrag „Musikmarkt Donald S. Passman mit Wolfram Herrmann: Alles, in Europa“ kosten? Sonst schreibt das Who-Is- was Sie über das Musikbusiness wissen müssen, Business – Who der deutschen Szene: Bernd Dopp, Karl Heinz 2. Auflage, Stuttgart: Schäffer-Poeschl, 2011. Link: Brandenburg, Tim Renner, Heinz Canibol, Gerd www.schaeffer-poeschel.de Gebhardt, Marek Lieberberg u.v.m. Die Publikation schafft es, einerseits leicht lesbar zu sein und andererseits eine sprudelnde Quelle Eine Empfehlung Verträge im Live-Musikbetrieb kompetent vermittelt: hochwertiger, praxisgerechter Informationen zu bie- Ulrich Poser: Konzert- und Veranstaltungsverträge, ten, die auf dem Level tatsächlicher Geschäfts- und Beck’sche Musterverträge Band 57, München: Verlag Vertragsbeziehungen angesiedelt sind. Von Günther Wildner C.H. Beck, 2007. Link: www.beck-shop.de Kurz: Wer den Passman studiert wird sich einen neu- Im Jänner 2012 erschien eine 2. Auflage mit en Musibusinesshorizont erarbeiten und seine Deals > Musikbusinessliteratur zu studieren und zu propa- Rothkirch und Oliver Heinz seine Publikationen in Überarbeitungen/Aktualisierungen. definitiv besser verhandeln können. Dass Muss-Buch gieren mag in Anbetracht der heutigen Entwertung von aktualisierten Ausgaben fort. Begriffsklärungen und Grundlagen schaffen wich- für alle, die einen Einstieg in die Gesetze des US- Musik sowie der für das Gros der Musikschaffenden tige Voraussetzungen zum Verständnis des Buches: amerikanische Musikbusiness suchen. rückläufigen Verdienstmöglichkeiten altmodisch, Im Bereich der Recorded Music gilt als Standardwerk Was machen Bookingagenturen, Managements, vielleicht sogar zynisch klingen, es bleibt aber trotz- für Verträge: Agents, örtliche Veranstalter, Tourneeveranstalter, Deutschsprachige Musikbusiness- dem die einzige Möglichkeit - neben dem unvermeid- Robert Lyng/Michael v. Rothkirch/Oliver W. Konzertdirektionen, Locations etc.? Und vor allem: baren und unbedingt nötigen „Learning by Doing“ Heinz: Musik und Moneten. Wirtschaftliche Wie sehen die Vertragsbeziehungen untereinander literatur entstand erst in den 80er - die systemischen und wirtschaftlichen Grundlagen Aspekte von Künstler-, Bandübernahme- und aus? Auf der beiliegenden CD-ROM werden die be- Jahren des 20. Jahrhunderts, ihr des Geschäfts mit der Musik zu verstehen und für die Produzentenverträgen, Bergkirchen: PPV Medien, sprochenen Verträge mitgeliefert. Pionier war Robert Lyng. Karrieren von Künstlern und allen anderen an der 2007. Link: www.ppvmedien.de ( Wertschöpfung Beteiligten nutzbar zu machen. Der Titel ist Programm. Der Schwerpunkt liegt auf Zwei wichtige Bücher zum Thema „Musikrecht“: der rechtlichen und wirtschaftlichen Ausdeutung der Hans-Jürgen Homann: Praxishandbuch Musikrecht. Der Management-Klassiker: Die folgenden Literaturempfehlungen sind mit Absicht Vertragspunkte. Ein Leitfaden für Musik- und Medienschaffende, Xavier M. Frascogna, Jr./H. Lee Hetherington: This und Freude subjektiv in ihrer Auswahl und wollen Heidelberg: Springer-Verlag, 2007. Link: www.sprin- Business of Artist Management, New York: Billboard zum Nachforschen animieren. Ein gut geschriebenes Eine allgemeine Musikbusinesseinführung, Erklärung ger.com Books, 2004. Link: www.wgpub.com Musikbusinessbuch hat in seinem Sachbuchcharakter der Player im Musikgeschäft und ihrer Funtkionen, up- Der seriöse Musikrecht-Klassiker für die Bibliothek! Das Musikbusiness aus der Künstler-Manager- Ratgeberfunktion, in seiner belletristischen Vermittlung gedated auf die aktuelle digitale Musikvermarktung, Systematisch aufgebaut von den Grundlagen des Perspektive liest sich nun einmal völlig anders einen Hauch von Kriminalroman zu bieten – so bringt: Urheberrechts und Vertragsrechts bis zu „Musik & als aus jener von Labels, Verlagen, Medien oder lernt es sich idealtypisch mit Entdeckungsfreude, Robert Lyng/Michael v. Rothkirch/Oliver Heinz: Die Film“. Anspruchsvolle Sprache, viele Verweise auf der des Publikums. Die Autoren gehen ganz be- Erkenntnisgewinn und Leselust. neue Praxis im Musikbusiness, Bergkirchen: PPV Gesetzestexte, aber nicht zu wissenschaftlich. wusst besonders auf jene Thematiken ein, die im Medien, 2011. Link: www.ppvmedien.de Verhältnis Manager-Künstler einzigartig und wichtig Deutschsprachige Musikbusinessliteratur entstand Nach wie vor das „erste“ Musikbusinessbücher Gunnar Berndorff/Barbara Berndorff/Knut Eigler: sind. In vier Teilen unter einem chronologischen erst in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts, ihr Pionier für den Anfänger und gleichzeitig ein Muss für Musikrecht. Die häufigsten Fragen des Musikgeschäfts Blickwinkel begleitet bzw. deutet das Buch die war Robert Lyng, der nach seiner Kolumnistentätigkeit die Bibliothek der Musikbusinessprofis: umfas- – Die Antworten (6. Auflage), Bergkirchen: PPV Manager-Künstler-Beziehung und ihre Aufgaben und für das deutsche Musikmagazin „Soundcheck“ sein send, systematisch gearbeitet, balanciert Überblicke Medien, 2010. Link: www.ppvmedien.de Herausforderungen detailreich und kompetent aus. Wissen zum Thema erstmals in Buchform veröffent- und Detailwissen perfekt aus, kommentierte Der Praxis-Führer im Musikrecht, für Laien und liche: „Die Praxis im Musikbusiness“, später folgte Vertragsbeispiele abgedruckt. Anfänger geeignet und hilfreich, jedoch höchst kom- Publishing-Tipps für Urheber: „Musik und Moneten“. Leider viel zu früh im Jahr petent, dass auch für Profis geeignet. 84 Fragen Fred Koller: How to Pitch and Promote Your Songs, 1999 verstorben führen dankenswerterweise die Die Bibel in Umfang, Preis und umfassender werden gestellt und ausführlich beantwortet, alles New York: Allworth Press, 2001. Link: www.all- beiden Musikrechtsexperten/anwälte Michael von Darstellung des GSA-Musikmarktes: kommt zur Sprache vom Cover bis zum Klingelton. worth.com Wie kann man sich für seine eigenen Songs stark ma- und verstand mich gut mit ihm. Trotzdem erstaunte Jörn Kachelrieß: Selbstvermarktung für Musiker. chen, die Wertschöpfung aus den eigenen Copyrights mich Middelhoffs Wahl, denn Rolf mochte viele Erfolgreich ohne Plattenvertrag. Strategien für 62 steigern? Als Independent Publisher/Self-Publisher. Qualitäten haben, aber vom Musikgeschäft hatte er Bandkonzeption, Onlinepräsentation, Eigenvertrieb 63 Ein Ratgeber, der Mut macht, Verlagsagenden in die definitiv nicht die leiseste Ahnung. (...) Das Flugzeug und Guerilla-Marketing, Bergkirchen: PPV Medien, eigene Hand zu nehmen. wurde meine zweite Heimat. Rolf nahm mich in 2008. Link: www.ppvmedien.de meiner neuen Funktion als Verantwortlicher für Wieviel lässt sich mit Musik verdienen: Marketing und Repertoire überallhin mit, damit ich Jana Stanfield: Making & Selling Your Own CDs & Jeffrey Brabec/Todd Brabec: Music, Money and ihm das Geschäft erklärte. Eine Zeit lang stieg er, Cassettes, Ohio: Writer’s Digest Books, 1997. Link: Success: The Insider’s Guide to Making Money in the wie mir schien, in kein Flugzeug ein, wenn ich nicht www.janastanfield.com Music Industry, New York: Schirmer Books, 2008. dabei war.“ Link: http://musicandmoney.com Fakten, Zahlen, Rechenbeispiele – Einblicke in die Siggi Loch: Plattenboss aus Leidenschaft, Hamburg: Branchenmedien/Fachmagazine mit täglichem finanzielle Welt der Music-Deals wie man sie sonst Edel, 2010. Link: www.edel.de Newsletterservice, Musikatlanten, Medienver- nicht veröffentlicht findet: Publishing, Recording, Siggi Loch, der im 2010er Jahr 70 Lenze Leben und zeichnisse, Online Datenbanken der Musikmessen TV, Motions Pictures, Commercials, Performances, 50 Lenze Musikbusiness feierte (u.a. mit einer äu- uvm. ergänzen die Spezialliteratur zum Thema Broadway, Sampling, Internet ... ßerst feinen ACT-Labelnight auf der MIDEM 2011), Musikbusiness. publizierte im großformatig feinen Hardcover seine Praxis- und Bandratgeber Karriereerinnerungen aus dem deutschsprachigen wie internationalen (Recorded) Music-Business – buhlen ebenfalls um das Härten, Höhen und Tiefen des Geschäfts und seiner > Günther Wildner musikwirtschaftliche Interesse Player werden ungeschönt dargestellt. Geboren 1971, lebt mit sei- ner Familie in Wien. Studierte der Musikschaffenden. Tim Renner: Kinder, der Tod ist gar nicht so schlimm! Musikwissenschaften und )Über die Zukunft der Musik- und Medienindustrie, Kulturmanagement. Gründer und Die Vertragssammlung: Frankfurt: Campus Verlag, 2004. Vergriffen! Link: Geschäftsführer der Musikbusiness- Greg Forest: The Music Business Contract www.campus.de Dienstleistungsagentur Wildner Music Library, CD-ROM included (Contracts, Froms & Hier hat einer seinen Chefposten (Universal und des Musikverlags Wildner Music Publishing. Worksheets), Milwaukee: Hal Leonard, 2008. Link: Deutschland) hingeschmissen, drei Wochen Weltreise Weiters: Generalsekretär des Österreichischen www.halleonard.com gemacht, seine Beobachtungen mit seinen momenta- Musikrats, Vorstandsmitglieder der Musikergilde und Wer verschiedenste Musikverträge im englischen nen Brancheneinsichten des Kulturrat Österreich. Original lesen möchte, ist hier goldrichtig - abge- gekreuzt und - voilà - ein Buch geschrieben, das ab- Am Institut für Popularmusik hält er die druckt und auf der beiliegenden CD jeweils in den rechnet und gleichzeitig in einer Umbruchsphase der Lehrveranstaltungen „Musikwirtschaft 2“, Formaten PDF, Word, txt: Verträge in den Bereichen Musikindustrie nach vorne gedacht hat. „Exkursionen zur Musikwirtschaft“ und „Praktikum Booking, Distribution, Film Synchronization, Musikwirtschaft“ Production & Recording, Publishing, Sponsorship, Jack White: Mein unglaubliches Leben, München: www.wildnermusic.com Video uvm. Unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis. Riva, 2010. Link: www.m-vg.de/riva Unglaublich, was Horst Nußbaum als Produzent und Neben dem Wissen und Fakten vermittelnden Urheber (der „GEMA-König“!) im europäischen, Sachbuchtiteln bringen Abrechnungsliteratur und aber auch amerikanischen Musikmarkt erreicht hat Biografien von Musikbusinessprofis und Künstlern - als kleine Erinnerungsstützen: Laura Branigan die spannenden und oft auch geldwerten Softfacts „Selfcontrol“, Pia Zadora und Jermaine Jackson: des Business auf den Punkt – hier reichen sich „When The Rain Beginns To Fall“ Staunen, Erkenntnis und Lesespaß die Hände: Praxis- und Bandratgeber buhlen ebenfalls um das Thomas M. Stein: Gesagt getan, Bergisch Gladbach: musikwirtschaftliche Interesse der Musikschaffenden, Ehrenwirth, 2009. Link: www.luebbe.de eine kleine Auswahl: Für Musikbusinessinteressierte eine Fundgrube Robert R. Kessler: Crashkurs Musikmanagement. von Marketingweisheiten, A&R-Einsichten und Professionelles Selbstmanagement für Musiker, Firmenhistorien aus erster Hand und ohne Blatt Bergkirchen: PPV Medien, 2006. Link: www.ppv- vor dem Mund: „Ich kannte Rolf (Schmidt-Holtz) medien.de Mayrhofer, Johannes: Blattspielen. Einblicke in die kulturellen Raum. Forschung und Möglichkeiten für die Pädagogik Rupert, Cornelia: Musikalische Kurswochen in Diplom- und Schiehsl, Katharina Johanna: The Andrew Sisters. Österreich – Teil der Erwachsenenbildung. Empirische 65 Karriere, Umfeld und Bedeutung des Erhebung von Angebot und Nachfrage. US-amerikanischen Vokaltrios Rollenitz, Michael: Hören im Musikunterricht – Simmer, Helmut: Die Stimmfunktionen: Strategien des Überlegungen basierend auf einer Befragung zum Masterarbeiten im Umgangs in Klassik und Popularmusik Hörverhalten von Jugendlichen. Strauß, Sigrid: In Österreich lebende und wirkende > Komponistinnen und Komponisten zeitgenössischer 2011 Kunstmusik in einer digitalisierten Gesellschaft. Bereich Popularmusik Müller, Andreas: Die Songs von Oasis. Medlodieanalyse Schranz, Walter: Institutionelle Jugendarbeit im bur- am Beispiel des Albums „(What’s the Story) Morning genländischen Chorwesen. Glory?“ Lamm, Christian: Joshua Redman. Analysen des - 2007 bis 2011 Personalstils anhand ausgewählter Titel der Band > Betreut von Peter Tschmuck „Joshua Redman Elastic Band“ (Institut für Kulturmanagement) Wolfger, Christian: Filmmusikkomposition anhand > Betreut von Harald Huber (ipop) Swaton, Alexander: Reggae. Geschichte und ausgewählter Beispiele der Komponisten John 2007 Gegenwart jamaikanischer Musik Williams und Howard Shore Evangelos, Mitrou: Marketing vor dem Hintergrund des 2007 Holter, Martin: Moderne Computertechnologien im digitalen Musikvertriebs Falb, Viola: Hans Koller. Die künstlerische Entwicklung 2009 Musikunterricht Sedlak, Isabella: FRAU PRODUZIERT. Erfolgsstrategien des österreichischen Jazzsaxophonisten anhand aus- Chao, Sheng-Hsiu: Improvisation und musikalische Lidauer, Rainer: Extreme Metal von Musikerinnen und Produzentinnen der Populären gewählter Transkriptionen Vielfalt in Taiwan Rehn, Bernhard: Marc Ribot. Stilanalyse eines Elektronischen Musik in Wien Gasselsberger, Martin: Die Entwicklung der Jazz- Haberhauer, Astrid: Ludwig Hirsch als Chansonnier Avantgarde-Gitarristen anhand seiner Interpretation Litschauer, Sandra: Klingeltöne - Pop-Rock-Musik (JPR) im Oberösterreichischen und kritischer Liedermacher unter besonderer kubanischer Musik Branchenübergreifende Innovationen und Netzwerke in Landesmusikschulwerk Beleuchtung des Albums „Bis zum Himmel hoch“ Scheed Michael: Harri Stojka. Der Personalstil des der Tonträgerindustrie Hacker, Stefanie: „One Woman Show“. Ausgewählte Harrison, Marcus: Zeitgenössische christliche österreichischen Gitarristen anhand des Albums „A Vokalistinnen/Pianistinnen in Jazz, Pop/Rock und Popularmusik. Ein Songbook, 2009. Tribute to Swing“ 2008 Worldmusic Koller, Gabriele: Die Djembé und ihre welt- Abfalter, Dagmar: Das Unmessbare messen. Die Kertész, Endre: „Music is not dead, it just smells fun- weite Verbreitung. Traditioneller und populärer Dissertation Konstruktion von Erfolg im Musiktheater ny“. Crossover am Beispiel “Triology” Gebrauch des Instruments durch westafrikanische Wagner, Reinhard: Speedpicking. Virtuosität und Niel, Andrea: Die Geschichte der Tonträgerindustrie in Leite, Luis: Life and Work of Guinga Musikerpersönlichkeiten und deren Formationen Showcharakter eines Gitarrestils der Popularmusik Österreich ab 1967 Neuner, Lina: The Chess Players. Semiotische Prinz, Peter: Bruce Springsteen. Eine Reise nach (2010). Analysen ausgewählter Kompositionen von Wayne Nirgendwo auf der Suche nach Erlösung 2009 Shorter Reichel, Petra: Falco. Zwischen Mensch und Kunstfigur Hemmer, Evelyn: Die Veränderungen der Schennach, Sandra: Faces & Places. Zur Musik des > Betreut von Michael Huber Musikrezeption durch das Web 2.0 und deren 2008 Jazzpianisten Joe Zawinul (Institut für Musiksoziologie) Auswirkung auf die Musikpromotion. Brezowsky, Christine: Elly Wright. Jazzsängerin und Wällstädt, Lukas: Kinästhetisches Lernen in der Gruber, Alexandra: Die Auswirkungen von Web 2.0 auf Gesangspädagogin aus Österreich Popularmusik 2008 die Selbstvermarktung von Musikerinnen und Musikern Danzer, Barbara: Zbigniew Seifert. Biographie und Saleschak, Julia: Das Musikerziehungsstudium zwi- am Beispiel von MySpace Stilistik des polnischen Jazzgeigers 2010 schen Kunst, Lehre und Wissenschaft – unter besonde- Halbmayr, Anton: Vermittlung und Vermarktung von Hassfurther, Sophie: Gil Evans als Arrangeur und Jagschitz, Philipp: Fritz Pauer – Leben und Musik des rer Berücksichtigung seiner Stellung an der Universität klassischen Künstlern in Theorie und Praxis Komponist. Eine Stilanalyse ausgewählter Stücke des österreichischen Jazzpianisten anhand ausgewählter für Musik und darstellende Kunst Wien. Bramböck, Stefanie: Die Wiener Jazzszene. Gil Evans Orchestras Beispiele. Salzbrunn, Andreas: Musik als Trend und Wachstumspotenzial durch Arbeits- und Mayrbäuerl, Mathias: Messiaens Modi und deren Juhasz, Barnabas: Komposition, Arrangement und Ausdrucksmittel – eine empirische Untersuchung der Produktionsbedingungen einer Musikszene Verwendung in der improvisierten Musik Produktion eines eigenen Albums in einer stilistischen Musiksozialisation von Jugendlichen. Schmidt, Dominik-Lukas: Label 2.0. Das Independent Spazierer, Gerlinde: Tangerine Dream. Dokumentation Mischung aus deutschsprachiger Popmusik und Acid Jazz Label im digitalen Zeitalter der Bandgeschichte Kohler, Mario: Das Altsaxophon im Jazz am Beispiel 2011 Speckl, Sabine: Janis Joplin. Der Blues, ihr Leben und von Charlie Mariano, Kenny Garrett und Paquito Wösch, Laura: Das Musikfestival rampenfiber als 2010 ihr Gesangsstil D’Rivera. Beispiel für queer-feministische Raumproduktion im Jamin, Jens: Analoge und digitale Plattenspeicher als physische Tonträger – zur Etablierung von Formaten auf dem internationalen Markt 66 Shen, Tan: Selbstmanagement in der Tonträgerindustrie Eberle, Martin: Das Jazzorchester Vorarlberg (JOV). Geschichte und Businessplan Heiss, Melanie/Löffler, Thomas: Besucherstrukturanalyse des Musik-Festivals Grafenegg und qualitative Untersuchung der wirt- schaftlichen Auswirkungen von Kulturveranstaltungen Diesenreiter, Alexander: Die Markenarchitektur der EMI Music Group

2011 Rütgen, Monica: Warum verwenden Musikschaffende Creative Commons Lizenzen? Eine qualitativ-empiri- sche Analyse der Motive für die freie Weitergabe von Musikwerken Rajnai, Nikolett: Der Live-Musik-Sektor im Zeitalter der Digitalisierung Milan, Ivica: Die innovativen Geschäftsmodelle des Musikmarketings im Rahmen des Web 2.0 Moser, Michael: Die Rolle von Social-Network-Sites im Web-Marketing von Musik Ðermanović, Ivona: Ethnische Ökonomie am Beispiel des Livemusik-Sektors populärer Balkanmusik in Wien Steinlechner, Siegfried: Ein Netzwerk audio- visuelle Medien Österreich. Grundlagen eines Netzwerkmodells zu Rettung und Erhalt des audiovisuellen Erbes Österreichs Dünser, Valentin: Und sie dreht sich doch – Was Musiklabels dazu bewegt auf Schallplatte zu veröffentlichen Kunz, Florian: Der wirtschaftliche Erfolg österreichi- scher Dialektpopmusik am heimischen Musikmarkt Institut für Popularmusik Anton von Webern Platz 1 Tel: +43-1-71155-3801 [email protected] A-1030 Wien Fax: +43-1-71155-3899 www.ipop.at