Moskau Kann Den Hahn Zudrehen Im Schlepptau Des Herrn Bahr? Bundesrepublik Soll Auf Energiesektor Weitgehend Von Sowjetischen Lieferungen Abhängig Werden H

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Moskau Kann Den Hahn Zudrehen Im Schlepptau Des Herrn Bahr? Bundesrepublik Soll Auf Energiesektor Weitgehend Von Sowjetischen Lieferungen Abhängig Werden H ^ieute auf Seite 3; ftteschnews (Zewen - ohne toiarote ftriUe Qeseken ®Üm jOfiüttußenWall UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 24 / Folge 22 2 Hamburg 13, Parkallee 84 / 2. Juni 1973 C 5524 C Moskau kann den Hahn zudrehen Im Schlepptau des Herrn Bahr? Bundesrepublik soll auf Energiesektor weitgehend von sowjetischen Lieferungen abhängig werden H. W. — Selbst wenn Pragmatismus heute New York/Bonn — Bundeskanzler Brandt hoch im Kurse steht, wird auf die Dauer einer habe — so stellt die „New York Times" in politischen Partei nur das gut anstehen, was mit den Prinzipien, unter denen sie angetreten einem vielbeachteten Kommentar fest — ist, in Einklang zu bringen ist. Wer also es ernst während des Besuches des Kremlchefs nimmt mit Recht und Selbstbestimmung und Breschnew eine klare Aussage zur Berlin- wer vor allem nicht bereit ist, das Gebot der Frage nicht erreichen können. Es sei Brandt deutschen Wiedervereinigung in Frieden und nicht gelungen, „seinem gutgelaunten Gast Freiheit über Bord zu werfen, der wird die Ent• jene ausdrückliche Bestätigung der lebens• scheidung der Bayerischen Staatsregierung be• wichtigen Bindungen West-Berlins an die grüßen, den Grundvertrag zwischen der Bundes• Bundesrepublik abzuringen, auf die er ge• republik und der „DDR" durch das Verfassungs• hofft habe. Es sei ihm nicht einmal gelungen gericht prüfen zu lassen. Wenn sich hiergegen zu erreichen, daß die Sowjets sich ausdrück• in der bayerischen CSU Unmutsäußerungen ge• lich mit dem Recht Bonns abfinden, West- zeigt haben, dann allerdings erscheinen uns Berlin in den Vereinten Nationen zu ver• solche Regungen aus dem Grunde bedenklich, treten, wenn Ost- und Westdeutschland im weil sie eine Gefahr signalisieren: Abkehr von Prinzipien, die gerade das Wählerreservoir die• Herbst dieses Jahres als Mitglieder der ser Partei angewandt und gelebt wissen will. Weltorganisation aufgenommen werden. Geradezu grotesk aber dürfte es sein, wenn im Informationsdienst der CDU in Nordrhein-West• Die in Bonn unterschriebenen wirtschaftlichen und kulturellen Abkommen ordnet das Blatt falen davon gesprochen wird, dieser Schritt in die Meilensteine der Brandtschen Ostpolitik müsse „auch als politische Demonstration der ein. Doch weisen politische Beobachter in Bonn CSU gegen die CDU autgefaßt werden'. darauf hin, daß Brandt sich bei den Gesprächen mit Breschnew ganz auf das Geleise der sowje• Es mag sein, daß manch einer, der bequem tischen Argumentation schieben ließ. Eine oder eben zu pragmatisch ist, diesen Schritt als Äußerung Brandts, es sei im deutschen Inter• Behinderung auf dem Weg der „Entspannung' esse, die deutsche Energieversorgung in der auffaßt — wie man auf größerer Ebene damit Sowjetunion zu sichern, gibt Moskau die Mög• rechnen muß, daß etwa nur in wirtschaftlichen lichkeit, Bonn von sich abhängig zu machen. Kategorien Denkende ebenso wie die genuß- und entspannungshungrige deutsche Öffentlich• Nach Breschnews Vorstellungen soll die keit schwerlich der Versuchung widerstehen deutsche Industrie die Industrieversorgungsanla• können, die in Breschnews wirtschaftlicher gen mit billigen Staatskrediten und -bürgschaf- Offerte liegt. Daran, daß dieses Angebot zur ten — zu Lasten des deutschen Steuerzahlers — wirtschaftlichen Kooperation zuerst den Sowjets an die Sowjetunion liefern bzw. in der Sowjet• nutzen und ihnen ermöglichen soll, ihre Ziele union erstellen. Die Sowjetunion wird diese zu erreichen, denkt niemand, der nur das Ge• Leistung keineswegs in bar, sondern langfristig schäft, den Gewinn und die Dividende sieht. mit der durch die Anlagen produzierten Energie (Erdöl, Erdgas, Atom-Strom) bezahlen. Dadurch Es kann kein Zweifef darüber bestehen, daß wird die Bundesrepublik auf dem Energiesektor sehr viel ins Rutschen geraten ist und eine weitgehend von sowjetischen Lieferungen ab• Opposition, die innerlich zerrissen ist, die über hängig werden. Für den Kreml ergibt sich zu• keine klare außenpolitische Option verfügt, die gleich ein wirksames Mittel, um die Bundes• sich in blasser Kritik erschöpft und diese selbst republik aus der Europäischen Gemeinschaft gegen ein Bundesland anwendet, das es als zu lösen und in einen Verbund mit dem von seine Pflicht ansieht, die Rechtmäßigkeit dieses Moskau beherrschten COMECON zu führen. Grundvertrages durch das höchste Gericht prü• Als Bonn sich noch zu uns bekannte: Bundeskanzler Dr. Adenauer auf dem Bundestreffen 1960 fen zu lassen, eine solche Opposition darf sich E. B. in Düsseldorf Foto Pichowski nicht wundern, wenn sie in weiten Kreisen unse• rer Bevötkerung — und nicht zuletzt der hei• matvertriebenen Mitbürger — mehr Skepsis statt Zustimmung begegnet. Zwar haben wäh• rend des Breschnew-Besuches vor allen Dingen Politiker der Opposition die deutschen und euro• Der Kreml belohnt Warschaus „gute Dienste" päischen Interessen vertreten; Carstens, Kiesin• ger und Strauß haben dabei mit allem Nachdruck Breschnew signalisiert: deutsch-sowjetische Zusammenarbeit nicht auf dem Rücken Polens darauf hingewiesen, daß es in Deutschland wie in Europa auf die Dauer nur einen Frieden in Freiheit geben kann. Doch das allein genügt Es gab einmal eine Gruppe von Unionspoliti• Parteichef Ceausescu absagte — oder vielmehr zunehmende „Konverqenz" der Ansichten der nicht; wenn die CDU im Herbst in Hamburg zu kern, welche längst vor Bildung der ersten diesen vereinbarten Besuch in der rumänischen beiden Regierungen hingewiesen. Die übrigen einem weiteren Bundesparteitag zusammentritt, Bundesregierung des Kanzlers Brandt deshalb Hauptstadt ohne Angabe irgendeines Hinde• außenpolitischen Aktivitäten Warschaus der wird sicherlich auch der Kurs der Ost- und für eine Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als rungsgrundes unterließ. Freilich haben sich in• letzten Zeit brauchen nicht aufgeführt zu wer• Deutschlandpolitik zur Diskussion stehen. Man polnische Westgrenze eintraten, weil sie die zwischen einige polnische Funktionäre „der den: Sie erfolgten allesamt — besonders auch verrät kein Geheimnis, wenn man auf jene reichlich unbedarfte und abwegige Meinung zweiten Kategorie" nach Bukarest begeben. Was die Reise einer starken polnischen Partei- und Stimmen hinweist, die nach Verabschiedung der hegten, auf diese Weise könne Warschau nicht sie aber zu besprechen hatten, betraf allein Regierungsdelegation nach Kuba — zumindest Ostverträge und des Grundvertrages durch das nur der Sowjetunion entfremdet werden, son• Fragen der wirtschaftlichen Kooperation — und mit Billigung, wenn nicht im Auftrage Moskaus, Parlament nun eine gewisse Anpassung an die dern es eröffne sich dabei angeblich sogar die dies auch noch unter dem besonderen Aspekt das immer noch manche Obliegenheiten den Politik der Regierung — eine Art Kooperation Möglichkeit, durch eine enge politische Koopera• der Zusammenarbeit im COMECON, der Polen überläßt, weil diese sich besonders in der — empfehlen. Die Union wird also vor der tion zwischen Bonn und Warschau die „DDR" „arbeitsteiligen" Wirtschaftsorganisation des westlichen Welt großer Sympathien erfreuen, Frage stehen, ob sie zu ihren außenpolitischen gewissermaßen „in die Zange zu nehmen" und Warschauer Pakts, an der sich Bukarest nur wo sie nämlich nicht nur als Opfer des ersten Prinzipien steht oder aber ob sie auf den von Ost-Berlin zu Zugeständnissen in der deutschen reichlich widerstrebend beteiligt. Und unter die• Überfalls Hitlers, sondern auch der sowjetischen Herrn Bahr vorgezeichneten Wegen wandeln Frage zu zwingen. Diese „Konzeption" war auch sem Gesichtspunkt müssen auch die polnischen Okkupation betrachtet werden. will, „um den Anschluß nicht zu verpassen". von exilpolnischer Seite suggeriert worden. Sie Bemühungen um bessere Kontakte zu Jugo• Schon hört man, es sei falsch und gefährlich, hatte allerdings den entscheidenden Fehler, daß slawien beurteilt werden: Wenn Gierek sich Moskau hat das außenpolitische Verhalten von gestern zu träumen und dadurch an talschen sie zweierlei völlig außer acht ließ: Die über• zu Tito begeben hat — seine Reise wurde durch Warschaus denn auch honoriert, indem es keine Entwicklungen für morgen mitschuldig zu wer• ragende Position der Sowjetmacht und die (da• den Warschauer Außenminister Olszowski in Gelegenheit vorübergeben ließ, um bei irgend• den. Visieren wir doch einmal mit kurzen Wor• durch bedingte) ständige Bereitschaft der polni• Belgrad eingehend vorbereitet —, so hatte dies welchen Erörterungen der europäischen Lage ten diese Entwicklung von morgen an: wir schen Führungsspitze, alles zu vermeiden, was unter anderem auch einen gewissen „anti• und überhaupt der internationalen Situation sind der Meinung, daß die Ostpolitik der jetzi• den Kreml veranlassen könnte, massiv in Polen rumänischen" Akzent; denn es wurde Ceausescu die Bedeutung der in den Ostverträgen Bonns damit bedeutet, daß er nicht mehr jene jugo• gen Bundesregierung geeignet ist, die Tür für einzugreifen oder gar eine Modifizierung der mit Moskau und Warschau erfolgten Anerken• slawische Unterstützung erwarten könne, die ein sowjetisches Eindringen in den Westen zu sowjetischen Politik in der Oder-Neiße-Frage nung der „Unverletzlichkeit" der Oder-Neiße- ihm Tito in jener Zeit angedeihen ließ, als die öffnen. Eine solche Entwicklung kann — und zugunsten der absolut linientreuen SED-Fuhrunq Grenze zu unterstreichen. Eben auf dieser Basis Sowjetmacht — übrigens unter demonstrativer das wird auch im westlichen Ausland so gesehen ins Auge zu fassen. aber dürfte der sowjetische Parteichef Leonid Beteiligung polnischer militärischer Verbände Breschnew bei seinem jüngsten Besuch in War• — für
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