Folge 25 Vom 19.06.1971
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Zum 17, $uni: Venk ich an Deutschtum).. I (Seite 3) ®£w tffntmßmblatt Organ der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Jahrgang 22 / Folge 25 2 Hamburg 13, Parkallee 84 / 19. Juni 1971 3 J 5524 C Parteigründung ist Klare Aussage zur Ostpolitik kein Betriebsausflug... H. W. — Eine westdeutsche Zeitung, die der Keine Berlin-Regelung rechtfertigt Verzicht auf ein Viertel des deutschen Reichsgebietes Gründung der Deutschen Union von der Position der „patriotischen Mitte" wenig Chancen ein• Düsseldorf — „Die europafeindlichen räumt, bescheinigt trotzdem dem neuen Bundes• Verträge von Moskau und Warschau dürfen vorsitzenden Zoglmann ein erstaunliches Maß nicht ratifiziert werden. Auch eine wie von Hartnäckigkeit. Wer in den Wochen, die der Gründung dieser neuen Partei vorausgingen, immer geartete Regelung für Berlin recht• mit Siegfried Zoglmann sprach, erinnert sich fertigt in keiner Weise den Verzicht auf seines gern zitierten Wortes, daß eben eine ein Viertel des deutschen Reichsgebietes." Parteigründung kein Betriebsausflug und sehr Diese klare Aussage zur Ost- und Deutsch• genau zu überlegen sei. Dabei bleibt dahinge• landpolitik verabschiedete der Gründungs• stellt, ob nicht manchem Betriebsausflug mehr kongreß der Deutschen Union am 12. Juni Interesse gewidmet wird als politischen Anlie• in Düsseldorf, nachdem der stellv. Vorsit• gen, obwohl diese letztlich entsdieidend sind für zende, Rudolf Wollner, in einem Kurzrefe• soziale Wohlfahrt und eben dafür, daß die Mitarbeiter gutbeschäftigter Betriebe ihren rat die Stellungnahme der neugegründeten wohlverdienten Ausflug machen können statt Partei zu den entscheidenden außenpoliti• Überlegungen darüber anstellen zu müssen, wie schen Fragen umrissen hatte. In der von den sie mit steigenden Preisen und Steuern fertig über 300 Delegierten einstimmig verabschie• werden . deten Resolution wird festgestellt, daß Die Führungsgruppe, die mit Zoglmann in Deutschland 25 Jahre nach der Beendigung Düsseldorf die neue Partei aus der Taufe hob, der Zweiten Weltkrieges immer noch ge• kommt weitgehend aus der alten FDP — sie teilt ist. hat ihre politische Heimat dort aufgegeben, „Die Teilung Deutschlands ist zugleich weil die neue FDP in Zusammenarbeit mit der die Teilung Europas und darüber hinaus der SPD in eine Ost- und Deutschlandpolitik ge• Welt. Seitdem leben 17 Millionen Deutsche schwenkt ist, die sie nicht mehr mitverantwor• ten wollte. in Mitteldeutschland unter kommunistischer Man weiß dort sehr wohl um das Schicksal Diktatur. Die deutschen Ostprovinzen wur• des BHE, der FVP und selbst der Deutschen den seinerzeit durch die Siegermächte unter Partei und das alles ist wenig geeignet, die polnische und russische Verwaltung ge• Brust mit Hoffnungen zu schwellen. „Der Ruch stellt. Die 1969 gebildete Bundesregierung von Bodenständigkeit, Recht und Ordnung" oder — bestehend aus SPD und FDP — hat durch „patriotischer Mitte", den die Neugründung aus• den Abschluß der Verträge von Moskau und strahlt, sei vermutlich — so jedenfalls meinte Warschau die Oder-Neiße-Demarkations• die „Frankfurter Allgemeine" — eben nicht linie als Staatsgrenze anerkannt. Sie hat vieler Leute Sache. Hier sollten wir anhalten. darüber hinaus sämtliche Grenzen in Denn wir finden, daß, wenn die neue Partei Europa garantiert und damit auch die De• eine Chance haben will, sich eine solche gerade aus dem Leitmotiv „Freiheit — Recht — Ord• markationslinie zur ,DDR' als Grenze fixiert. nung" ableitet. Wenn dieser „Ruch" nicht „vie• Eine politisch notwendige Regelung für die ler Leute Sache" ist, so könnten es doch immer• Reichshauptstadt ist unterblieben." Die Mauer wird bleiben: sie wird nur (wie auf unserem Bild) Wagen der Bonner Unterhändler passieren lassen. Für die Menschen in der geteilten Stadt wird es keine Freizügigkeit geben. hin weit mehr sein, als sich manches Journali• Hierzu erklärte die Deutsche Union, die sten Weisheit träumen läßt. Wenn die FAZ Foto dpa Überwindung dieser Spaltung Deutschlands meint, das Recht für Selbstbestimmung und als des hauptsächlichen Spannungsherdes Heimat stehe im Grundsatzprogramm der neuen in Europa müsse oberstes Ziel deutscher aller europäischen Völker in echter Partner• den müssen. Das Münchner Abkommen ist Partei überdies „so verdächtig weit obenan", so weist sie damit — sicherlich unbeabsichtigt — Politik sein. „Der Weg dazu ist eine konse- schaft führen. Im Rahmen eines solchen ein erfüllter Vertrag." darauf hin, daß die Heimatvertriebenen dieser guent betriebene Verständigungspolitik auf partnerschaftlich geeinten Europas wird Die Deutsche Union — so schließt die Neugründung aufgeschlossen gegenüberstehen. der Grundlage des Rechtes auf Heimat und eine befriedigende Lösung für das Verhält• Resolution des Gründungskongresses — Die klare Aussage zur Ost- und Deutschland• des Selbstbestimmungsrechtes der Völker. nis zwischen dem deutschen Volk und den „bekennt sich uneingeschränkt zum Bünd• politik, wonach die europafeindlichen und vor• Nur dieser Weg wird zu einer Vereinigung Nachbarvölkern zum Osten gefunden wer• nis mit den Völkern der freien Welt". eilig unterzeichneten Verträge von Moskau und Warschau nicht ratifiziert werden dürfen, und das eine wie auch immer geartete Regelung für Berlin in keiner Weise den Verzicht auf ein Viertel des deutschen Reichsgebietes zu recht• fertigen vermag, dürfte von den Ostvertriebe• Fällt die Entscheidung über das Schicksal Berlins? nen um so mehr mit Interesse registriert wer• den, als ihnen oft eine klarere Aussage wün• Willy Brandts Reise in die USA — Abrassimow-Vorschläge bringen die „DDR" ins Spiel schenswert erschienen wäre. Bundeskanzler Brandt befindet sich in dieser Woche in den Vereinigten Staaten. Bei kommen in Berlin trotzdem zu einer Ratifizie• Die neue Partei wird von der „Linken" keinen dem Gespräch, das Willy Brandt mit dem amerikanischen Präsidenten Richard Nixon rung des Moskauer Vertrages zu gelangen, ver• Zuzug, dafür aber mit Sicherheit Diffamierung führt, wird zweifelsohne das Thema Berlin eine bevorzugte Stellung einnehmen. Zu dient ein Hinweis des Bundestagsabgeordneten . erwarten können. Den Freien Demokraten Beginn der Woche wußte eine führende westdeutsche Tageszeitung zu berichten, daß Dr. Werner Marx (CDU) Bedeutung: „Diejeni• kommt diese Neugründung ungelegen. Ob, wie Genscher meinte, die DU ein „totgeborenes bei dieser Unterredung insbesondere das Abkommen behandelt werden soll, das sich gen, die den Artikel des sogenannten Wieland Kind" ist, wird sich erst erweisen müssen- auf den Zugang zu Berlin bezieht. Nach den Vorschlägen, die Sowjetbotschafter Deutsch zu verantworten haben, müssen sich Abrassimow in diesem Zusammenhang unterbreitet haben soll, würde zwar die Zu• sagen lassen, daß sie wie eine fünfte Kolonne Zoglmann hat den Christdemokraten ange• ständigkeit für die vier Mächte formal anerkannt, eine Einschränkung der „DDR"- der Westabteilung des sowjetischen Außen• boten, bei der Bundestagswahl 1973 zusammen• Kontrollen ist jedoch nicht vorgesehen. ministeriums arbeiten .. ." zuwirken mit dem Ziele, die Ablösung der der• In Kenntnis dieser sowjetischen Vorstellun• In Bonn wie in Berlin wird mit Besorgnis zeitigen Bundesregierung sicherzustellen. Die gen wird deutlich, daß den Gesprächen, die sich zufriedengeben mit einer Garantie für den registriert, daß die Westmächte dabei sind, ersten spärlich vorliegenden Äußerungen kön• Bundeskanzler Brandt in den USA führt, eine freien Zugang, hingewiesen. Dieser „freie Zu• ihrerseits den politischen Status von Berlin nen dahin gedeutet werden, daß innerhalb der besondere Bedeutung beikommt. Nicht zuletzt gang" würde praktisch so aussehen, daß der weitgehend den Bemühungen und Interpretatio• CDU an dem Wert eines solchen Bündnisses wohl auch deshalb, weil Präsident Nixons Ent• Zugang zu Berlin weiterhin nach Maßgabe der nen der Bundesregierung zu überlassen. Es wird Zweifel bestehen. Es mag dabei die Überlegung scheidung zwangsläufig die Auffassung Brandts „DDR"-Gesetze abgewickelt werden soll. Da• daher von weittragender Bedeutung sein, welche mitsprechen, jede Gruppierung neben der CDU berücksichtigen wird. Die von der Bundesregie• nach würde Ost-Berlin die Kontrollbefugnisse einheitliche Auffassung sich im Lager der Re• könnte der großen Oppositionspartei Stimmen rung eingenommene neue Linie gegenüber einer im Personen- und Güterverkehr zwischen der gierungsparteien durchsetzt. Bundesinnenmini• kosten. Hier sollte jedoch das Beispiel der Beriin-Regelung wird von der Opposition als Bundesrepublik und West-Berlin auf Schiene, ster Genscher, der als Verfassungsminister in Deutschen Partei zu nüchterner Überlegung ver• ein deutliches Zurückweichen von früheren Po• Wasser und Straße behalten, die es gegenwär• diesen Fragen entscheidend tangiert ist, hat anlassen: nach ihrem Verschwinden aus dem sitionen bezeichnet. Während die Bundesregie• tig bereits beansprucht oder ausübt. Dieses kürzlich betont, daß er „auf das Grundgesetz Parlament war nicht jeder ihrer Wähler be• reit, die CDU zu wählen rung jetzt „praktische Verbesserungen" für Abrassimow-Papier sieht weder die Abschaf• und nicht auf die alliierten Vorbehalte ver• ausreichend hält und der Status West-Berlins fung des Sichtvermerkzwanges noch der Aus• eidigt" sei; doch ist keinesfalls auszuschließen, Heimatvertriebene sind in allen politischen weiskontrollen durch die „DDR"-Organe vor. Die daß er — vor allem bei der schwierigen Situa• Parteien zu finden; die politische Neutralität (und hierzu gehört auch die Bundespräsenz in tion, in der sich die FDP innerhalb der Koalition Berlin) offen — das heißt zwischen