Folge 47 Vom 18.11.1972
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Meute auf Seite Ih: Gefährliches Spiel mit Hern Klassenkampf Organ der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Jahrgang 23 / Folge 47 2 Hamburg 13, Parkallee 84 / 18. November 1972 C 5524 C Grundvertrag: Das Ende Deutschlands D.e Ostpreußen bleiben mit allen staatsbewuüten Bürgern dem ganzen Vaterland als einem freiheitlichen Rechtsstaat treu Elf Tage vor der Wahl wurden die Deutschen von der amtierenden Bundesregierung — ohne Parlament — über ein Vertragswerk unterrich tet, daß die Staatssekretäre Bahr und Kohl para phierten. Fast genau zum vorher angekündigten Tage wurde es in den Wahlkampf eingeführt und alles Gerede über Hindernisse und Krisen bei den angeblich so schwierigen und veranl wortungsbewußten Verhandlungen erwies sich als bloßes Theater. Offenbar meint man, den Wähler durch diesen Vertrag betören zu kön• nen, den man als einzigen Weg zu vager „Ent• spannung", als Beweis unbeirrbarer „Friedens• politik" anbietet. Deutlich rechnen die verant• wortlichen Akteure damit, daß die Deutscheu zu Illusionisten, zu Bürgern ohne Vaterland ge• worden seien, daß sie Gemeinsinn, Staatstreut und den Willen verloren hätten, zusammen in einem freiheitlichen Rechtsstaat zu überleben. Niemand kann erwarten ... Wir Ostpreußen werden den geplanten „Grundvertrag" nüchtern betrachten und daran messen, ob er in freier Selbstbestimmung die staatliche Einheit und die Freiheit Deutschlands vollenden könnte. Unsere Stimme kann am 19. November niemand erwarten, der dem Wähler empfiehlt, Deutschland freiwillig zu be• erdigen und auf eine Gemeinschaft der Staats• bürger freiwillig verzichtet. Unser Deutschland nämlich kennt das geplante Vertragswerk nicht mehr. Es spricht nicht ein• mal von den „zwei Staaten in Deutschland" sondern nur noch und in ständiger Wiederholung von der „Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik". In Anleh• nung an die Verträge von Moskau und War• schau wurde die Trennungslinie an Werra und Elbe als „Grenze jetzt und in der Zukunft" so• wie ihre Unverletzlichkeit bekräftigt; ferner wird die Verpflichtung „zur uneingeschränkten Achtung der territorialen Integrität" der „DDR" übernommen. Künftig soll es also nicht mehr die „Realität" einer rechtswidrigen und gewalt• samen Teilung geben, keinen Anspruch mehr auf Wiedervereinigung, übrig bleibt eine Rege• lung, die hier scheinbar eine freiheitliche Ord• nung bewahrt, dort aber — jenseits der „Grenze" — die Unfreiheit von Mitbürgern dul• Paraphierung des Grund Vertrages: Lächelnde Mienen zu traurigem Spiel den will. Damit nicht genug, gemäß Zusatz• Foto ap protokoll soll eine Kommission von „Beauf• tragten der Regierungen beider Staaten" die Teilungsünie und sogar ihre Markierung über• prüfen, erneuern oder ergänzen. Auch dies also gegenüber der Volksrepublik Polen zu vertre• Auch das freiheitliche Berlin sei durch den keit und Selbständigkeit eines Staates anzuer• soll geschehen, damit ja kein Zweifel aufkomme, ten. Den Mitteldeutschen steht nun ein gleiches Vertrag gesichert, so wird gerühmt. Tatsächlich kennen und trotzdem zu behaupten, die Rechte daß mit Zustimmung Bonns und mitten durch Los bevor. Nachdem ganz Deutschland nicht wird es zur bloßen Provinz neben einer „Haupt• der eigenen Mitbürger blieben davon unberührt. Deutschland künftig eine Staatsgrenze läuft, die mehr das Ziel der amtierenden Bundesregierung Die Bundesregierung verleugnet vielmehr ihre für alle Welt verbindlich sei! stadt der DDR", zu der die östlichen Stadtteile ist, werden die Bürger ostwärts der Werra trotz nunmehr vertraglich erhoben werden sollen und Obhutspflicht und übeiläßt es dem anderen ge• ihrer Gleichberechtigung wie Fremde ausge• sellschaftlichen System, über Rechte und Per• klammert. in der sich die Botschafter der Welt versam• sonen zu verfügen. meln werden. Das freie Berlin aber steht vor Prinzip der Erfüllung Für Bonn ist eben Deutschland zu einer un• der Tür, nicht einmal seine Vertretung durch Die amtierende Bundesregierung hat nun den Bereits aus den Verträgen von Moskau und bestimmten „nationalen Frage" zusammenge• die Bundesrepublik Deutschland ist schlechthin dritten ihrer Ostverträge vorgelegt. Sie alle Warschau ist uns bekannt, daß Grenzen legiti• schrumpft; sie wird für so belanglos gehalten, anerkannt, sondern „kann" nur „im jeweiligen haben eines gemeinsam, daß sie nämlich zwi• miert werden und über Teile Deutschlands zu• daß ein völkerrechtlicher Vertrag „unbeschadet Fall vereinbart werden". schenstaatlicher Natur sind, über Grenzen und gunsten benachbarter Staaten verfügt wird, daß der unterschiedlichen Auffassungen" Ost-Berlins Landesteile verfügen. Die Menschen aber, die Verträge aber über die betroffenen Men• geschlossen werden soll. Ein Vertrag, der Die viel berufenen „menschlichen Erleichte• gleichberechtigte Staatsangehörige, bleiben un• schen und ihre Rechte schweigen. Und trotzdem Deutschlands Teilung festschreibt und über die rungen", die das Ziel der „neuen Ostpolitik" erwähnt. Alle Verträge zwischen Staaten haben heißt es, eben diese „neue Ostpolitik" werde betroffenen Mitbürger kein Wort mehr ver• sein sollten, finden sich nicht in diesem „Grund• jedoch naturnotwendig deren rechtmäßigen um der Menschen willen gemacht! Das gleiche liert, weil eben auch hier keine Einigung er• vertrage", der ebenso wie seine Vorgänger in Interessen um der Bürger willen zu dienen. Nie• Prinzip der Erfüllung östlicher Territorial-Forde- zielt wurde. Moskau und Warschau Grenzen zieht und Teile mand wird nun bestätigen wollen, daß die Ost• rungen kehrt im „Grundvertrag" wieder. Hier Deutschlands preisgibt. Als unverbindliche Ab• verträge der Bundesregierung für Deutschland wurde sogar noch eine Erklärung zu Protokoll Fast klingt es wie Hohn, daß sich der Vertrag sichtserklärungen werden neben dem Vertrage geschlossen wurden. Sie beweisen vielmehr nur, gegeben: „Staatsangehörigkeitsfragen sind (Art. 2) auf die Charta der Vereinten Nationen Erleichterungen der Familienzusammenführung, daß ihr Deutschland keine Verpflichtung mehr durch den Vertrag nicht geregelt worden", und beruft und nicht nur von der souveränen des Besuchsverkehrs und eines privaten Waren• ist. Ost-Berlin erklärt dazu, man gehe davon aus, Gleichheit „beider Staaten", von der Achtung verkehrs angekündigt. Und wenn daneben von „daß der Vertrag eine Regelung der Staatsange• ihrer Unabhängigkeit, Selbständigkeit, territoria• einem „kleinen Grenzverkehr" gesprochen Der ideologische Traum hörigkeitsfragen erleichtern wird". Beides zu• len Integrität spricht, sondern auch vom Selbst• wird, der jetzt für 6,5 Millionen Bürger der sammen bedeutet nichts anderes, als daß die bestimmungsrecht, von einer Wahrung der Men• Bundesrepublik Deutschland aus grenznahen Warum also überhaupt internationale Ver• amtierende Bundesregierung ihrer Rechtspflicht schenrechte und einer Nichtdiskriminierung. Kreisen möglich sein würde, so ist das bloße träge bloßer Resignation, ohne Wahrung gegenüber den gleichberechtigten Staatsange• Dabei weiß jedermann, daß die Selbstbestim• Theorie. Denn wie viele Westdeutsche könnten staatlicher Interessen? Nur ein Motiv für solch hörigen in Mitteldeutschland nicht nachzukom• mung im östlichen Sinne nicht freie Entschei• schon die Zonengrenze ohne eigenes Fahrzeug widersinniges Handeln ist noch denkbar: der men gedenkt, daß Ost-Berlin aber von dem Ver• dung über die Lebensordnung des Volkes und überschreiten, ein Ziel erreichen und noch vor ideologische Traum, durch Verzicht auf staats• trage und seiner Grenzziehung erwartet, die über seine staatliche Einheit, vielmehr bedin• Tagesschluß zurückkehren? erhaltende Außenpolitik Jen Weg für einen Bundesrepublik Deutschland werde unsere Mit• gungslosen Gehorsam vor der Breschnew-Dok• „Wandel durch Anpassung" für ein sozialisti• trin bedeutet, Gefolgschaft also gegenüber dem Der „Grundvertrag", so versichert uns der sches Europa freizumachen, und sei es unter bürger in Mitteldeutschland mit der Zeit zu Bundesaußenminister, „ändert nichts an der Ausländern erklären. Sowjet-Imperium und seiner Ideologie. Die sowjetischer Vorherrschaft. Mag die Gleich• „Wahrung der Menschenrechte" aber erleben rechtlichen Lage in Deutschland." Man könnte gültigkeit in unserem Lande bereits so groß wir fast täglich sichtbar an Mauer und Zonen• ihm vielleicht zugeben, daß der Vertrag tat• sein, daß ein solcher „Grundvertrag" ohne laute Im Osten scheint man sich gewiß zu sein, daß grenze. Die Haftentlassenen haben die Un• sächlich nichts in Deutschland verändert Empörung veröffentlicht werden kann. Wir Ost• die grundgesetzlichen Rechte der deutschen menschlichkeit des Regimes in Mitteldeutschland und kaum etwas für seine Menschen. Recht• preußen bleiben mit der Mehrzahl noch immer Staatsangehörigen (Art. 116 GG) die Politik soeben noch aller Welt bestätigt, und man fragt lich ist er dagegen das Ende Deutschlands staatsbewußter Bürger d~m ganzen Vaterlande Bonns ebensowenig bestimmen würden, wie das sich, wie ein solches Regime überhaupt in die und die amtliche Bestätigung dafür, daß unsere als einem freiheitlichen Rechtsstaat treu. Das Wiedervereinigungsgebot die Vertrage von Vereinten Nationen aufgenommen werden kann, Staatsführung endgültig den Willen zur Wieder• werden wir am 19. November beweisen. Er Moskau und Warschau behinderte. Die Folgen wenn diese nicht ihre eigene Charta Lügen herstellung unseres geteilten Landes verlor. entscheidet über Deal chlands und unser aller tragen schon unsere Mitbürger in Masuren und strafen wollen. Diese Frage allein ist sicherlich Sollte der Außenminister aber behaupten wol• Zukunft. Keine Stimme darf vertan werden,