FRÜHES CHRISTENTUM IM OSTALPENRAUM

Beiträge der internationalen Tagung „Frühes Christentum im Ostalpenraum“ in Graz vom 1. – 3. Juni 2016

KERYX 5

Herausgegeben von Wolfgang Spickermann unter Mitarbeit von Volker Grieb

GRAZ 2018

05_01_001-016_KERYX-5_Titelei_und_Einleitung_2018-12-23.indd 3 23.12.2018 15:19:46 Roland Steinacher (Innsbruck)

DIE BISCHOFSSITZE RÄTIENS UND NORICUMS VOR IHREM HISTORISCHEN HINTERGRUND – BRUCH UND KONTINUITÄT1 1

Dieser Text soll auf drei Ebenen Fragen an die Quellen tragen. Erstens will ich versuchen, ex- emplarisch Entwicklungslinien zwischen der antiken Provinzstruktur und dem bairischen Dukat – einer militärisch-politischen Organisation nach spätantikem Muster – bis in karolingische Zeit herauszuarbeiten. Zweitens soll die Frage gestellt werden, wie und welche Diözesanstrukturen wir greifen können, wobei kirchliche und staatliche Institutionen eng verbunden sind. Die Entwick- lung der bischöflichen Gewalt soll vom 4. Jahrhundert bis zur Durchsetzung der fränkisch-karo- lingischen Herrschaft im 8. Jahrhundert (798 Erhebung Salzburgs zum Erz- und Metropolitanbis- tum) zumindest in Grundzügen besprochen werden, wobei belegbare oder mögliche Episkopate im Mittelpunkt stehen. Drittens schließlich möchte ich beispielhaft die Breonengemeinde des Inn- und Eisacktals, eine hinter den Baiern stehende kleinere ethnische Gemeinschaft, problema- tisieren, und der Frage nachgehen, ob es zwischen dem 5. und dem 7. Jahrhundert ein breonisches Militärbistum ohne städtischen Sitz eines Bischofs gegeben haben könnte.

1. Die römischen Provinzen und Rätien seit dem 3. Jahrhundert Die Kaiser Diokletian (284–305) und Konstantin I. (306–337) schufen eine neue Zivil- und Mili- tärverwaltung im Imperium. Wahrscheinlich in der späten Regierungszeit Konstantins (306–337) bildete man zunächst drei Reichspräfekturen: Italien mit Nordafrika und Illyricum, Gallien mit Britannien und Spanien und schließlich Oriens. Während die gallische und die orientalische Prä- fektur unverändert blieben, änderte sich die Organisation der italischen Präfektur häufig. Aus den pannonischen, dakischen und makedonischen Diözesen organisierte man eine vierte Präfektur, Il- lyricum. Diese wurde entweder zeitweise selbstständig als vierte Präfektur geführt, oder aufgeteilt. 379 übernahm Theodosius I. (379–395) die beiden östlichen Diözesen, während Gratian (367– 383) von Italien aus die pannonische verwaltete. Unter den Söhnen des Theodosius verblieben die dakische und die makedonische Diözese bei Konstantinopel, während die pannonische – und damit auch die Provinz Noricum – zur italischen Präfektur geschlagen und von nun an auch als ‚westillyrisch’ bezeichnet wurde. Sirmium behielt seine Stellung als Residenz des Präfekten. Über die Zuständigkeit für die pannonischen und norischen Provinzen und Dalmatien gab es häufig Konflikte zwischen Ost und West.2 Die seit Diokletian eingerichteten über 100 Provinzen waren in einer mittleren Instanz für Fi- nanzverwaltung und Rechtsprechung in 12 und später 14 Diözesen zusammengefasst, wobei Zi- vil- und Militärverwaltung von nun an getrennt waren. Die militärische Kommandogewalt ging an die Reichsfeldherren, magistri militum, denen in den Provinzen duces oder comites unterstanden.

1 Dieser Text konnte im Rahmen meiner Anstellung in der DFG Kolleg-Forschergruppe „Migration und Mobilität in Spätantike und Frühmittelalter“ an der Universität Tübingen geschrieben werden. Mischa Meier, Steffen Patzold und Sebastian Schmidt-Hofner danke ich für ihre Gastfreundschaft, Astrid Schmölzer, Markus Handy und Jakob Ecker für Hinweise und Korrekturen. 2 Not. dig. or. 3,4–6; occ. 2,7; vgl. Fitz 1993–1995, Bd. 3, 1195; Jones 1964, Bd. 1, 373; Demougeot 1981, 229–253.

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Rätien gehörte gemeinsam mit den zwei italischen, der pannonischen und afrikanischen Diözese zur Präfektur Italien und zur Diözese Italia Annonaria (beider Hauptstadt Mailand). Die Provinz Noricum wurde bereits während Diokletians Regierungszeit in zwei Provinzen geteilt, nämlich Noricum ripense – Ufernoricum und Noricum mediterraneum – Binnennoricum. Die Teilung Rätiens in ebenfalls zwei Provinzen – Raetia prima und secunda – erfolgte wahrscheinlich erst unter Kons- tantin. Norischer Verwaltungssitz war zunächst Virunum auf dem und seit hadrianischer Zeit Ovilava (). Chur (Curia) war der Vorort des ersten Rätien, Augsburg (Augusta Vindeli- cum) weiterhin Hauptstadt der Raetia Secunda bis zur Donau.3 Die Grenze zwischen den beiden rä- tischen Provinzen lief durch das Arlberggebiet und die Münstertaler Alpen, wobei der Vinschgau bis in die Mitte des 6. Jahrhunderts zum zweiten Rätien gehörte. Die alpinen Gebiete des zweiten Rätiens bildeten das Wipp- und Eisacktal oberhalb der Zollstation Kollmann (Sublavione).4 Für Unklarheiten sorgt die Bezeichnung vallis Norica für das mittlere Eisacktal. In frühmittelalter- lichen Quellen erscheint die Bezeichnung Nurihtal und Norici für die Bewohner dieser Gegend. Eine Erklärung ist, dass im Zuge der Neuorganisation unter Diokletian aus „verwaltungstechni- schen und vor allem strategischen Gründen dieses Gebiet von der Provinz Noricum abgetrennt und an die Provinz Rätien angegliedert wurde“.5 Das Pustertal gehörte zu Binnennoricum. Die römische Sprengelgrenze dürfte an der Mühlbacher Klause (oberhalb Neustift bei Brixen) gelegen haben. Das Inntal war bis zur Zillermündung rätisch. Die Grenze verlief dann den Inn entlang, wobei das Westufer Teil Rätiens und das Ostufer Teil Ufernoricums war. Heute noch grenzen hier die Bistümer Innsbruck (bis 1964 Brixen-Säben) und Salzburg aneinander. Die Südgrenze des zweiten Rätien zur Provinz Venetia et Histria lag an der Linie über den Splügen- und den Ma- lojapass durch den Vinschgau ins Burggrafenamt. Der Ritten und die Hochflächen von Völs am Schlern und Kastelruth waren noch rätisch, das Gebiet des heutigen Trentino und das Bozner Becken ressortierten zu Aquileia und damit zur zehnten italischen Region Venetia et Histria. Die Grenze im Etsch- und Eisacktal muss in der Nähe der Zollstationen Partschins westlich von Mer- an (statio Maiensis) und Kollmann (Sublavione) verlaufen sein.6 Das Gebiet der Stadt Trient reichte knapp ins östliche Etsch- und südliche Eisacktal.7 Noricum hatte markante nasse Grenzen im Norden und Westen, nämlich die Donau und gegen Rätien hin, wie bereits erwähnt, den Inn. Tacitus erwähnt beide Grenzflüsse. Die kaiserzeitliche Provinz lag ungefähr auf dem Gebiet der heutigen österreichischen Bundesländer Kärnten, Salz- burg, Oberösterreich, Niederösterreich und der Steiermark und umfasste zudem den Südosten Bayerns mit dem Chiemgau. Südlich der Drau gehörte noch das heute slowenische Celeia (Celje/ Cilli) zu Noricum. Die Grenze zu Pannonien und Italien verlief dann entlang der Karawanken und der karnischen Alpen, folgte weiter dem Oberlauf der Drau und Rienz, das Gebiet der Sae- vaten im Pustertal umfassend. Wahrscheinlich bereits während der Regierungszeit des zum Kaiser ernannten Tiberius (14–37) begann der Ausbau der wirtschaftlich bedeutenden und im Gegensatz zu vielen Alpenübergängen wintersicheren Bernsteinstraße. Sie führte nach ihrer Fertigstellung über Carnuntum nach Aquileia. An dieser Verkehrsachse lagen die Kolonien Emona (Laibach/ Ljubljana), Poetovia (Ptuj/Pettau) und Savaria (Szombathely/Steinamanger) – privilegierte Städte,

3 Rollinger 2004, 149–155 zur Frage des ersten rätischen Verwaltungssitzes. 4 Ubl 2002, 332; Winkler 1969, 102–115; 199–201; Strobel 2009; Rollinger 2001, 267–315; zur Errichtung der Pro- vinzen: Schön 1986; Overbeck 1976, 658–689 zu Rätien in der Prinzipatszeit. 5 Gleirscher 1989, 11; contra: Haider 1990, 247 und Vonficht 1979 für eine mittelalterliche Übersetzung von Nuo- rital-Felsental. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Baiern, die immer wieder als Noriker bezeichnet wurden, für den Namen verantwortlich zeichnen. Dazu: Heitmeier 22014: Noriker/Baiern; Steidl 2011: keine Hinweise auf antike Bezüge; Wolfram 1995a, 73. Zum comitatus Nurihtal: Riedmann 1990, 302–304; 327–329. 6 Demetz 2002, 28–45; Mackensen 2000; Gassner/Jilek/Ladstätter 1995, 85–88; Haider 1990, 199–206; Heuberger 1932, 75–99. 7 Ciurletti/Cavada 2000. 40

03_03_039-066_KERYX-5_Steinacher_2018-12-19.indd 40 19.12.2018 12:48:57 Die Bischofssitze Rätiens und Noricums vor ihrem historischen Hintergrund – Bruch und Kontinuität

deren Bewohner das römische Bürgerrecht besaßen – sowie Scarabantia (Sopron/Ödenburg), das unter Domitian (81–96) zum Municipium Flavium Scarabantia erhoben wurde. Genannte Städte an der Bernsteinstraße waren zunächst norisch und wurden mit der Errichtung der Provinz Pan- nonien oder erst unter Claudius (41–54) letzterer angegliedert. Die Ostgrenze Noricums lag somit am Wienerwald, wobei das Becken von Klosterneuburg noch nach Pannonien ressortierte. So- mit waren die civitas der Boier wie die Legionsstandorte Carnuntum (Petronell-Carnuntum/Bad Deutsch-Altenburg) und Vindobona (Wien) pannonisch. Schließlich waren die diokletianischen Provinzen Ufer- und Binnennoricums durch den Tauernkamm getrennt.8 Pannonien umfasste die westliche Hälfte des heutigen Ungarn bis zur Donau, das österreichische Burgenland und Teile der Oststeiermark wie das Wiener Becken, den Norden Serbiens sowie das Gebiet zwischen Drau und Save (heute Slowenien bzw. Kroatien). Während der Regierungszeit Trajans (98–117) teilte man die Provinz in einen westlichen (Oberpannonien mit den möglichen Hauptstädten Savaria/Szombathely, Carnuntum oder Poetovio/Ptuj) und einen östlichen Teil (Niederpannonien mit Aquincum/Budapest).9 Gegen Ende des 3. Jahrhunderts unter Diokletian (284–305) fand eine erneute Teilung der pannonischen Provinzen statt. Es bestanden von nun an die vier Verwaltungseinheiten der Pannonia prima im Nordwesten (Vorort Savaria), der Pannonia Valeria entlang des Donauknies bis oberhalb der Draumündung (Sopianae/Pécs), der Pannonia Savia im Südwesten südlich der Drau (Siscia/Sisak) und schließlich der Pannonia secunda im Süd- osten (Sirmium/Sremska Mitrovica) grob auf dem Gebiet der heutigen Vojvodina in Serbien.10 Zuletzt muss die militärische Organisation in den Provinzen Noricum und Rätien angesprochen werden. Marc Aurel (161–180) errichtete ein Provinzkommando in Noricum, der Militärkom- mandant hatte seine Residenz in Lauriacum (Enns-Lorch), wo von nun an die legio II Italica lag.11 Die Stationierung einer Legion anderte auch den Rechtsstatus der Provinz, bisher hatte Noricum keine Truppen. Der Legionskommandant, legatus legionis, mit dem Titel legatus Augusti aus dem Se- natorenstand war gleichzeitig Provinzstatthalter. Große Teile der zivilen Verwaltung verlegte man in diesem Zusammenhang von Virunum nach Ovilava (Wels). Durch die Änderungen der zivilen und militärischen Verwaltung unter Diokletian kommandierte zunächst noch der praeses provinciae Norici ripensis, später schuf man das Amt eines „Grenzgenerals“ (Ubl), dux provinciae Norici ripensis mit dem Rangprädikat eines vir perfectissimus. Die Notitia Dignitatum kennen nun ein übergreifen- des Dukat für die Provinzen Noricum ripensis und Pannonia prima mit Amtssitz in Carnuntum. Bin- nennoricum hatte wahrscheinlich keine Truppen und daher auch keinen Militärkommandanten.12 Marc Aurel wollte nach der Stabilisierung der militärischen Lage an der Donau die nur durch Auxiliareinheiten verteidigte Donaugrenze der Provinz Rätien durch eine neue Legion sichern. So wurde Castra Regina (Regensburg) Standort und Hauptquartier der legio III Italica. Wie in Nori- cum war ein senatorischer Befehlshaber als Legionslegat wohl seit dem Jahr 179 auch Statthalter

8 Tac. ann. 2,63: Danuvius, qua Noricum provinciam praefluit. Tac. hist. 3,5: (…) ad occupandam ripam Aeni fluminis, quod Raetos Noricosque interfluit. Vell. 2,109,5: (…) Carnunto, qui locus regni Norici. Vgl. Lamm 2015, 2014; Lehner 2012, 38–51 zu den Grenzen der Provinz. Unter Hadrian (117–138), der Carnuntum wahrscheinlich besuchte, erfolgte die Erhebung in den Rang eines Munizipiums (municipium Aelium Karnuntum). Vgl. Alföldy 1989, 37–55; Alföldy 1974, 7–9 (Tac.); 57–61; Ubl 2002, 328–329; Móczy 1974, 25–38; Weber 2008, 225–235; Handy 2016, 350–355 mit einem Forschungsüberblick zur Errichtung der Provinz und im Folgenden zur Identität der Noriker; Strobel 2009 plädiert für eine frühe Einrichtung der Provinz bereits in den Jahren 16/15 v. Chr.; Boier: Strobel 2015, 35–68. Vgl. die Liste pannonischer coloniae und municipia bei Šašel 1989, 62–63. Ubl 2011, 181–203 zur Bernsteinstraße. 9 Fitz 1993–1995, Bd. 2–3, 371–1174; Haensch 1997, 349–353 mit Anm. 155; 693–699. 10 Not. dign. laterc. Veron. 6; Not. dign. occ. 2, 28–34; vgl. Bratož 2003, 473 (neue Struktur entweder 296 oder 299, die Namen kommen erst in den folgenden Jahrzehnten vermehrt in Gebrauch); Fitz 1993–1995, Bd. 3, 1175–1314 mit umfangreichen Quellenbelegen; Móczy 1974, 273; Dobó 1968. 11 Zur Geschichte der legio II Italica: Petrovitsch 2006; Vetters 1977, 355–379. 12 Not. Dign. occ. 34, 13; Ubl 2002, 330–332; Friesinger/Kritzinger (Hrsg.) 1997, 187–195; Vetters 1977, 302–354; Alföldy 1974, 159–161; 199–201; Winkler 1969, 95–115. 41

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Rätiens, wobei der Amtssitz der zivilen Verwaltung in Augusta Vindelicum (Augsburg) verblieb. Seit Gallienus (253–268) wurden die senatorischen Statthalter meist durch Männer aus dem Rit- terstand mit dem Titel eines Präfekten (praefectus legionis) abgelöst. Die Notitia Dignitatum nennen für die dritte italische Legion dann fünf verschiedene Standorte.13 Im Gebiet der heutigen Altstadt von Passau erbaute man im späten 3. Jahrhundert ein Auxiliarkastell. Boiodurum und das Klein- kastell Boiotro wurden später zusätzlich am Südufer des Inn errichtet. Batavis (Passau) war damit der zweite militärisch bedeutsame Ort in Rätien.14 Wegen der Trennung von Zivil- und Militärgewalt wurde ab den 90er Jahren des 3. Jahrhunderts ein Militärbefehlshaber, ein dux provinciae Raetiae primae et secundae, für die beiden neuen Provinzen eingesetzt, während in Chur und Augsburg praesides die zivile Verwaltung besorgten. In den Notitia Dignitatum finden sich einige Details zur militärischen Organisation der beiden rätischen Provin- zen. Ein Detachement der zuvor in Regensburg stationierten dritten Legion lag beispielsweise im Inntal. Auf dem Martinsbühel bei Zirl (Teriolis) waren Nachschuboffiziere stationiert, nämlich ein Präfekt der dritten italischen Legion und ein tribunus gentis per Raetias deputatae. Was war mit dieser Bezeichnung gemeint? Bezog man sich hier auf neu in Dienst genommene Verbände? Gut denkbar, dass die Breonen des Inn- und Wipptals, die bei der Neuorganisation der Provinzen eine lokale Miliz zu stellen hatten, von diesem Tribun befehligt wurden. Das würde bedeuten, der aus der Zeit der römischen Eroberung bezeugte Breonenname hätte im Rahmen des spätantiken Militärwesens wieder eine Rolle gespielt. Dafür spräche, dass für das frühe 6. Jh. eine solche Breonentruppe bekannt ist.15 Die Breonen sind nämlich zuvor nur von der bei Plinius überlieferten Inschrift des Tropaeum Alpium bekannt, wo sie neben 46 anderen Ethnonymen als besiegte Alpenvölker genannt werden. In der Kaiserzeit dürfen wir somit Breu(o)nen als civitas pe- regrina im Inn-, Wipp- und Eisacktal annehmen.16 Spätestens unter ostgotischer Herrschaft diente dann dieser Völkername wieder als Bezeichnung eines lokal agierenden militärischen Verbandes.

2. Rätien und Noricum zwischen Baiern und Italien Bereits nach der römischen Niederlage 378 bei Adrianopel veränderten sich die Verhältnisse im Donau- und Alpenraum schnell. 380 siedelte Kaiser Gratian (375–383) den alanisch-gotisch-hun- nischen Verband unter Alatheus und Safrax auf dem Gebiet der pannonischen Provinzen Savia und Valeria als Föderaten an. Gut möglich, dass eine einzelne Nachricht zu 427 darauf anspielt, wenn es heißt, die pannonischen Provinzen seien nach 50 Jahren wieder von den Römern zu- rückgewonnen worden. Wohl stand Sirmium seit 427 unter Kontrolle der Armee des Ostens. In den 430er Jahren wurde die westillyrisch-pannonische Diözese als Verwaltungseinheit in Frage gestellt. Verschiedene Föderatenverbände, zunächst die Hunnen, dann die Goten und später Ru- gier, Gepiden und Heruler, übten die reale Macht in Teilen Pannoniens aus, auch wenn das Reich nominell nie auf seine Gebietsansprüche verzichtet hätte. Bis in das 6. Jahrhundert sahen sich die illyrischen Präfekten zumindest theoretisch für die Gebiete zuständig, ungeachtet der barbari- schen Kontrolle. Poetovio (Ptuj/Pettau) mit seinen Straßenknoten, Binnennoricum, Ufernoricum

13 Not. Dig. Occ. 35; Waldherr 2015; Lippold 1979, 21–35; Overbeck 1976, 658–689; Augsburg: Kellner 1976; Mar- komannenkriege und Rätien: Kellner 1965, 154–175; Präfekten aus dem Ritterstand: Handy 2006, 73–81. 14 Bender 2003, 496–499; Fischer/Riedmeier Fischer 2008, 194–196. 15 Not. Dign. occ. 35, 22 und 31; Heitmeier 2005, 170–175; Wolfram 1995a, 33 mit Anm. 109; 110–113 für die Breo- nen; Mackensen 2000, 213–218; Haider 1990, 201; 205; 218–219: Germanen, Alanen oder Hunnen; Heuberger 1932, 238–239: jedenfalls fremde Barbaren. 16 Plin. nat. 3,136–137; vgl. Strobel 2009; Gassner/Jilek/Ladstätter 1995, 31–47; Haider 1990, 134–143; Heuberger 1932, 1–51. 42

03_03_039-066_KERYX-5_Steinacher_2018-12-19.indd 42 19.12.2018 12:48:58 Die Bischofssitze Rätiens und Noricums vor ihrem historischen Hintergrund – Bruch und Kontinuität

und Dalmatien blieben bei Italien. Odoaker und Theoderich beanspruchten die pannonischen Provinzen, Noricum und Rätien als Teil ihres Machtbereichs.17 Wie auch immer man das Ende des Kaisertums im Westen des Römerreiches im 5. Jahrhundert bewerten will, unstrittig ist, dass Bürokratie und Verwaltung Italiens großteils weiterbestanden. Schon seit der Mitte des 5. Jahrhunderts etablierten sich an der Donau kleinere barbarische Ver- bände, die nach dem Abzug der Goten Richtung Balkan und Italien 473 ihre Macht erheblich steigern konnten. Wichtig für die norischen Städte an der Donau waren die Rugier, die unter ihren Königen Flaccitheus und Feletheus (Feva) gegenüber Mautern beim heutigen Krems ein Herrschaftszentrum aufgebaut hatten. Odoaker sah die Rugier als italische Föderaten und deren Taktieren zwischen den Goten, Konstantinopel und Italien als Verrat. Er reagierte rasch und „die letzten italischen Armeen marschierten an die norische Donau, um barbarische Föderaten zu züchtigen, zugleich aber auch, um die römische Opposition auszuschalten, die hier nach 476 eine Heimstatt gefunden hatte.“18 In zwei Feldzügen 487/488 schlug Odoaker die Rugier und die mit ihnen kämpfenden Provinzialen.19 Im selben Jahr 488 kam es dann zur Evakuierung zumindest von Teilen der im Raum von Favianis (Mautern) konzentrierten Provinzbevölkerung durch den heiligen Severin. Letztlich dürfte Odoaker deren Abzug nach Italien befohlen haben, um den auf- sässigen Donauföderaten die wirtschaftliche Basis zu entziehen. Außerdem hatte man in Ravenna kein Interesse an einer schwer kontrollierbaren Nordgrenze. Zu oft hatten sich gegen den neuen Herrn Italiens stehende Römer an die Donau geflüchtet.20 Nun waren es die Heruler, die ein Gebiet zwischen Plattensee und niederosterreichischer Donau kontrollierten. Odoaker verlor Herrschaft und Leben wenig später, und der Gote Theoderich erhielt vom Kaiser in Konstantinopel den Auftrag, als Reichstatthalter die italische Präfektur zu verwalten und zu organisieren. Weiterhin verstand Ravenna die barbarischen Verbände an der Donau und in den Alpen als italische Foderaten, die man als Verbündete belohnen, aber auch züchtigen konnte. So kämpfte Theoderich bereits 488 auf dem Weg nach Italien gegen die Ge- piden, die Sirmium besetzt hielten. 504 unterwarf er sie, und die Gepiden kämpften von nun an unter gotischem Kommando.21 Der Alpenbogen alleine war für die Kontrolle Italiens nicht von zentralem militarstrategischem Interesse. Angestrebt wurde von Ravenna bis in die Mitte des 6. Jahrhunderts eine großraumige Kontrolle der Gebiete an der mittleren Donau und Pannoniens. Diese Grenzprovinzen hatten in Teilen eine besondere Verwaltung im ostgotischen Italien. Pan- nonia Sirmiensis, Dalmatien und Pannonia Savia verwalteten Provinzgoverneure, comites provinciae. Diese Manner hatten zivile und militarische Kompetenz, saßen also etwa Prozessen vor, an de- nen Goten beteiligt waren.22 Zu Italien gehörten auch die rätischen und norischen Provinzen. In den beiden ratischen Provinzen amtierte ein dux.23 Zumindest Binnennoricum wurde von einem Statthalter mit dem Rangpradikat eines vir spectabilis verwaltet. Dieser dürfte ebenfalls den Rang eines dux, eines Grenzgenerals, innegehabt haben. Einer dieser Amtsträger war vielleicht der vir

17 Steinacher 2017, 89–90 und die dortigen Anm.; Wolfram 1995, 103–105 und Anm. 1–14; Wolfram 2009, 125–138 (Adrianopel und Vorgeschichte); 138–139 (Dreivölkergruppe in Pannonien angesiedelt); Fitz 1993–1995, Bd. 3, 1315–1406 mit Listen der Prätorianerpräfekten, Heermeister und der italischen comites. Marcell. chron. s. a. 427, MGH Auct. Ant. 11,76: Nachricht zu 427. 18 Wolfram 2009, 278. 19 Fasti Vind. priores 635, MGH Auct. ant. 9,312. 20 Eugipp. V. Sev. 44,4–5, und Consularia Italica, Auctarii Haunniensi ordo prior, s. a. 487, MGH Auct. ant. 9,313; vgl. Lotter 2003, 122; Wolfram 1995, 54–55; Schmidt 1934/1941/1969, 122–123; 288. 21 Steinacher 2017, 121; 127–130 (Rugier an der Donau); 130–132 (Gepiden 488); 136–138 (sirmische Gepiden 504); 140–143 (Heruler an der Donau); Wolfram 1995, 33–57. 22 Steinacher 2017, 135–137; Ausbüttel 1988, 209–210 und 204–225 fur die Verwaltung des ostgotischen Italien. 23 Mackensen 2000, 213–218. 43

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spectabilis Ursus, der gemeinsam mit seiner Frau Ursina in der Begrabniskirche von ein Fußbodenmosaik gestiftet hat.24 Mehrere vergleichsweise detaillierte Quellen aus dem ersten Jahrzehnt des sechsten Jahrhunderts sind in den Variae, einer Sammlung von stilistisch vorbildlichen Briefen, des Cassiodor überliefert. Cassiodor schrieb als Prätorianerpräfekt des Patricius des Westens, des Goten Theoderich. Die Zentralverwaltung befahl dem Militärbefehlshaber der beiden rätischen Provinzen und dem dux wurde aufgetragen, „mit den ihm unterstellten Einheiten unsere Grenzen sorgsam zu bewachen“. Im Brief werden die beiden Rätien als „Bollwerk und Mauer Italiens“ bezeichnet. Cassiodor nahm mit seiner Wortwahl – munimina, claustra – einen schon seit Cicero bekannten literarischen Topos wieder auf, der die Alpen als Sperrriegel zeichnet.25 Der dux hat die Grenzen zu überwachen und seine Soldaten, milites, in Friedenszeiten ruhig zu halten, denn die Pflicht des Militärs sei es, den Römern ein ruhiges Leben zu gewährleisten. Dieser dux wird in einem zweiten Schreiben von 507/511 als vir spectabilis Servatus angesprochen. Ein Inntaler Gutsbesitzer hatte sich in Ravenna beschwert, weil breonische milites einige seiner Sklaven verschleppt hatten. Die Männer, so die Anweisung aus der Hauptstadt, seien zu diszip- linieren. Auch wenn man an den militärischen Dienst gewöhnt sei, habe man Frieden zu halten. Ob Servatus und seine Vorgänger wie Nachfolger nun auch die zivile Verwaltung verantworteten, ist ebenso unklar wie deren möglicher Amtssitz. Wahrscheinlich stand auch unter Theoderich ein ziviler Verwaltungschef der Provinz, ein praeses, neben dem dux. Möglich, dass Servatus auf dem Martinsbühel bei Zirl (Teriolis) residierte und von dort aus mit seinen Breonen die Straßen und Flussübergänge des Inntals sowie die Brennerroute zu überwachen hatte. Möglich auch, dass der Gotenkönig Theoderich dieser Militärsiedlung die Ehre erwies, ihr seinen Königsnamen zu ge- ben (Theodoricopolis). Freilich ist dies eine offene Forschungsfrage und könnte nur durch einen eindeutigen Inschriftenfund endgültig geklärt werden. Im Inntal stand jedenfalls eine Truppe, die den alten Breonennamen führte.26 Mitte des 6. Jahrhunderts änderten sich die politischen Verhältnisse schnell. Die Franken hatten in Gallien ein neues Machtzentrum etablieren können, das in den gesamten römischen Westen auszugreifen begann und schließlich Italien als Zentralraum ablösen sollte. Nach einem jahrzehn- telangen Krieg in Italien war es Byzanz nicht gelungen, die Halbinsel zu stabilisieren. Die oströ- mische Verwaltung in Ravenna stand einem teils verwüsteten Land und einer widerständigen Be- völkerung gegenüber, daneben versuchten die Merowingerkönige von Gallien aus Norditalien zu kontrollieren. Im „gentilen Ballungsraum“ Pannonien wiederum hatten sich die Langobarden ge- gen ihre Konkurrenten durchgesetzt. Ob nun mit oder ohne Abkommen mit dem oströmischen Militärbefehlshaber Italiens, kam König Alboin 568 mit einem großen Heer aus Langobarden, Gepiden, Sueben, Sarmaten, Sachsen und Provinzialen aus Noricum und Pannonien nach Italien. Bis in die Regierungszeit Karls des Großen regierte eine neue militärische Elite Italien, wobei etwa die andere Hälfte der Apenninenhalbinsel zunächst unter oströmischer Kontrolle blieb.27 Diese politisch-militärische Großwetterlage hatte nun auch unmittelbare Folgen für die bisher nach Italien orientierten rätischen und norischen Provinzen. Der Gotenkönig Vitigis (536–540)

24 Wolfram 1995, 64–66; Ubl 2002, 334–335; Ursus: Glaser 1992, 84–89. 25 Cassiod. Var. 7,4; MGH Auct. ant. 12,203: Raetiae namque munimina sunt Italiae et claustra provinciae (…). Ideoque validum te ingenio ac viribus audientes per illam indictionem ducatum tibi cedimus Raetiarum, ut milites et in pace regas et cum eis fines nostros sollemni alacritate circueas. Vgl. zum Topos Winckler 2012, 62–72. 26 Cassiod. Var. 1,11; MGH Auct. ant. 12,20 (Breones) und 7,4 (Einsetzung des dux Raetiarum); Geograph von Ravenna 4,26: 61 (Theodoricopolis); Wolfram 2009, 484, Anm. 31; 497, Anm. 62; Wolfram 1995a, 27–29, Anm. 73; 113 mit Anm. 64; Kaiser 2008, 24–27; Heitmeier 2005, 176–184; Haider 1990, 201–203; Heuberger 1932, 124–126; 160–165; 245–247 (Chur = Theodoricopolis). 27 Halsall 2007, 303–310; 346–356; Wolfram 1995a, 33–37; Pohl 2005, 195–200. 44

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fürchtete, die gallischen Franken könnten die militärische Situation ausnutzen und in Italien ein- fallen. Schließlich stand eine oströmische Armee im Land und die Herrschaft der Goten begann in sich zusammenzubrechen. 536/37 zahlten die Goten zweitausend Goldpfund an die Herren Galliens, und man einigte sich vertraglich darüber, die Kontrolle des alpinen Vorfelds Italiens zu übergeben. Die Franken übernahmen die Kontrolle der beiden Rätien und den Großteil Nori- cums, wie auch die alemannischen und ostalpinen Föderaten, also etwa die Breonen des Inntals.28 Im Karpatenraum wurden die Awaren an den Grenzen des oströmischen Reichs zur Großmacht. Im von ihnen kontrollierten Raum setzte sich die slawische Sprache durch. In weiten Teilen der Balkanprovinzen und dem östlichen Alpen- und Donauraum löste nun eine neue Gesellschafts- ordnung die römische ab.29 575 und 590 stießen fränkische Heere durch das Etschtal nach Süden. Die Merowinger unterstützen die Byzantiner bei deren Versuch, Italien zurückzuerobern und die 568 eingetroffenen Langobarden zu vertreiben, sicher nicht uneigennützig. Die Langobar- den führten wegen der fränkischen Vorstöße nach Pannonien und Italien einen Gegenschlag ins Etsch- und Eisacktal. 591 schlossen dann Franken und Langobarden Frieden, vermittelt vom Herzog von Trient. Die Baiern erscheinen erstmals in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts in der schriftlichen Überlieferung. Jordanes nennt um 550 Baiern als Nachbarn der Sueben, also der Alemannen. An das alemannische Gebiet grenzen im Westen die Franken, im Süden die Burgun- der, im Norden die Thüringer und im Osten eben die Baiern. Venantius Fortunatus, der um 570 eine Pilgerreise von Treviso zum Grab des heiligen Martin von Tours unternahm, erwähnt die Baiern ebenfalls. Der spätere Bischof von Poitiers kennt Augsburg und die Reliquien der heiligen Afra. Dort stehe der Baier, der nicht freundlich sei.30 Jörg Jarnut hat das Erscheinen der Baiern, der „Findelkinder der Völkerwanderung“31, folgen- dermaßen erklärt. Der Verband der Baiern entwickelte sich als eine defensive politische und mili- tarische Einheit, die das expandierende Merowingerreich bedingte. In den Jahren nach 537 haben entweder Konig Theudebert (533–547) oder sein Nachfolger Theudebald (548–555) im ostlichen Rätien und westlichen Noricum einen Dukat als Militarbezirk und Verwaltungseinheit zur Si- cherung fränkischer wirtschaftlicher, verkehrsgeographischer und expansiver Interessen einge- richtet. Ein Agilolfinger wurde als dux eingesetzt, und seine Familie konnte sich in der Folge als Dynastie etablieren. „Bajuwaren“ könnte zunächst weniger eine ethnische Identität bezeichnet haben, als vielmehr eine neue politisch/militärische. Jene Kämpfer, die der hochadeligen Familie der Agilolfinger in merowingischem Auftrag folgten, wurden Baiovarii genannt. Ob diese Baiern eine germanische oder eine romanische Muttersprache hatten, war von sekundärer Bedeutung. Die deutliche Präsenz spät- und nachlateinischsprachiger Bevölkerungsgruppen teilweise bis ins Hochmittelalter spricht für sich. Der neue Verband entwickelte jedoch bald ein machtpolitisches Eigenleben. Regensburg spielte eine bedeutende Rolle als Vorort des Dukats, aber wohl erst um 700 und im Zusammenhang mit der kirchlichen Neuorganisation und einer Schwerpunktsetzung im östlichen Teil des Dukats. Denkbar, dass andere Zentren wie Ausgburg zunächst noch eine stärkere Bedeutung hatten.32

28 Wolfram 2009, 318; 343 und Anm. 19; Wolfram 1995a, 64–66. 29 Pohl 22002; Eichert 2014, 197–212. 30 Iord. Get. 280–282; Ven. Fort. Mart. 4, 640–646; vgl. Fehr 2010a, 226–229; Wolfram 1995a, 32–34; Heuberger 1932, 40–44; immer noch wertvoll Wopfner 1925 zur Reise des Venantius. Venantius nannte bereits zwei der vier spätantiken bairischen Heiligen, Afra und Valentinus. Florian an der Enns und Maximilian (Bischofshofen) wären die beiden anderen. 31 Wolfram 2009, 319. 32 Jarnut 1986; guter Forschungsüberblick bei Fehr 2010a; Fehr 2008 und Löwe 1949 zur Frage der Wanderungsnarra- tive der Baiowaren in der älteren Forschung; Goffart 2006, 220; Jahn 1991; Rettner 2004 mit archäologischen und namenkundlichen Überlegungen; Haubrichs 2006 mit einer breiten Zusammenstellung toponomastischen Materi- als; Rettner 2002 ebenfalls zur Kontinuität romanischer Bevölkerung; Fehr 2010 und Albertoni 2005 zur allgemei- nen Problematik von „Romanen“ und „Germanen“; Rettner 22014 zu Regensburg im 6. und 7. Jahrhundert. 45

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Die deklariert militärische Basis bedingte identitätsstiftende Faktoren, die „eine Ethnisierung der verschiedenen im bairischen Dukat lebenden Bevölkerungsgruppen begünstigten“.33 Solche Fak- toren wären die militärischen Aufgaben, das gemeinsame Recht, das Bekenntnis zum römischen Christentum – in Abgrenzung von den zumindest großteils nicht-christlichen Slawen und Awa- ren – und die Verbindung zur herzoglichen Dynastie.34 Eine Gesellschaft an einer Militärgrenze, eine frontier society, war ständig mit Gewalt konfrontiert und brauchte klare Regeln, entwickelte aber auch rasch eine Selbstdefinition. Der Dukat war definiert durch den Geltungsbereich des bairischen Rechts, der Lex Baiwariorum.35 Die Lex Baiwariorum darf in weiten Teilen als Versuch, Konsens zwischen Dux, Militär, Bevölkerung und Kirche herzustellen, verstanden werden. Der fränkische König garantierte und kontrollierte diesen Konsens, wie früher der römische Kaiser. Ein Dux musste die nötigen Maßnahmen zur Verteidigung organisieren. Er konnte auf Fiskal- güter und die Steuerverwaltung zugreifen, um die Straßen und Kastelle und deren Besatzungen zu versorgen. Des Weiteren hatte ein solcher Amtsträger das Recht, die Bevölkerung zu Arbeiten heranzuziehen, munera oder servitia publica. Voraussetzungen für diese Organisation waren eine Regionalisierung des Steuerwesens und die Übertragung staatlicher Aufgaben auch an die Kirche und ihre Amtsträger.36 Paulus Diaconus schrieb gegen Ende des achten Jahrhunderts eine Geschichte der Langobarden, als Italien schon unter der Herrschaft der Karolinger war. Der gelehrte Geistliche verfügte über genug Wissen und Referenzmaterial, um die alten römischen Provinznamen zu kennen, gab aber gleichzeitig die Veränderungen der Jahrhunderte nach dem Ende der antiken Ordnung wieder. Für ihn leben die Räter in den Alpen, der populus Baioariorum dagegen in der Noricorum provincia und diese grenze an die Suavia, also Schwaben-Alemannien. Chur ist jedoch eine Retorum civitas, eine Stadt der Räter. So findet auch das Breonenland an Inn und Eisack, die regio Brionum, wo ein Blutregen als himmlisches Vorzeichen berichtet wird, Erwähnung. Der etwa ein Jahrhundert vor Paulus schreibende anonyme Geograph von Ravenna berichtet, dass die Baiern das ehemalige Rätien beherrschen. Der alte Provinzname engte sich im Laufe des frühen Mittelalters immer mehr auf den Bereich Churrätiens ein, aus dem Alpenvorland und dem späteren Tirol dagegen verschwand er.37

3. Civitates in Rätien und Noricum und die kirchliche Ordnung Wie verhalten sich nun staatlich-administrative und kirchliche Strukturen zueinander? „Es ist eine Binsenweisheit, dass die politische Gliederung die Grundlage der römischen Kirchenordnung bil- dete.“38 Bereits auf dem ersten Konzil von Nicäa (İznik, Türkei), einberufen durch Konstantin I. im Jahr 325, wurden Bestimmungen erlassen, die die Verwaltungseinheiten der Provinz (provincia/ ἐπαρχία) und der Stadtgemeinde (civitas/παροικία) auf die Organisation der kirchlichen Hier- archie übertrugen.39 Weitere Details regelten die Canones der Synoden von Antiochia (341) und

33 Esders 2012, 446. Vgl. auch als Analogie die Überlegungen von Mitthof 2012 zur Neustiftung von Identität in römischen Provinzen. 34 Deutinger 22014. 35 Esders 2012, 446–450; Fehr 2010a; zur Lex Baiuvariorum Landau 2004. 36 Esders 2012; Esders 2009. 37 Paulus Diaconus hist. Lang. 2,15; 3,30; 4,4 (regio Brionum); 6,21; Geograph von Ravenna 4,37; Wolfram 1995a, 86–88; Heitmeier 22014, 521–524; Kaiser 22008, 33–37. 38 Wolfram 1995, 40. 39 Conc. Nicaen. a. 325, can. 4: Ein Bischof ist von den anderen Bischöfen seiner Provinz zu wählen: Episcopum conve- nit maxime quidem ab omnibus qui sunt in provincia episcopis ordinari. Sollte das schwierig sein, genügt ein Dreierkollegium, allerdings haben vorher alle anderen Bischöfe der Provinzsynode schriftlich abzustimmen. Jedoch darf alleine der Bischof der Provinzhauptstadt das Ergebnis der Wahl bestätigen. Firmitas autem eorum, quae geruntur per unamquamque provinciam, metropolitano tribuatur episcopo. Can. 5 legt fest, dass in jeder Provinz zweimal jährlich eine Synode geleitet 46

03_03_039-066_KERYX-5_Steinacher_2018-12-19.indd 46 19.12.2018 12:48:58 Die Bischofssitze Rätiens und Noricums vor ihrem historischen Hintergrund – Bruch und Kontinuität

Serdica (342),40 des ökumenischen Konzils von Konstantinopel (381) und jene des ebenfalls öku- menischen Chalkedon (451). Bischöfe sollten nur in den civitates, den städtischen Hauptorten der teilautonomen Verwaltungseinheiten mittlerer Ebene, eingesetzt werden. Der episkopale Amts- bereich war ident mit dem Territorium der jeweiligen civitas. Wie der gemeine Priester an seine Kirche gebunden war, war dies der Bischof an seine Stadt. Die Bestimmungen nahmen Bezug auf die im Osten des Reichs bereits aufrechte kirchliche Organisation, die bereits vor Nicäa bestanden hatte.41 Der Bischof der jeweiligen Provinzhauptstadt hatte als Metropolit hierarchischen Vorrang und ein Aufsichtsrecht über die Bischöfe seines Sprengels. Der Metropolitanverband verfügte über eine eigene Synode. In Konstantinopel und Chalkedon wurde dann auch die Diözese als weitere Ebene der kirchlichen Hierarchie hinzugefügt, und Streitigkeiten, die nicht auf einer Pro- vinzsynode geklärt werden konnten, waren der Synode der Diözese vorzulegen.42 Kirchliche Synoden hatten ihre Entsprechung in den Provinziallandtagen. Darauf verweist schon die Terminologie, denn concilium war der Begriff für die staatlichen wie die kirchlichen Versamm- lungen. Erst seit dem 4. Jahrhundert fand auch im Lateinischen synodus für die kirchliche Instanz Verwendung. Auf den Synoden wurden Fragen des Glaubens, der Kirchenverfassung und der Disziplin entschieden. Zudem sollten innerkirchliche Rechtsfragen auf Synoden verhandelt wer- den, die dann auch den Charakter eines Gerichtshofes hatten.43 Kirchliche Gerichte waren seit dem 4. Jahrhundert als Instanz des zivilrechtlichen Verfahrens anerkannt. Bischöfe wurden von verschiedenen Kaisern privilegiert. So waren sie von der Übernahme städtischer Ämter samt de- ren finanzieller Verpflichtungen befreit, konnten dencursus publicus benutzen und erhielten Ehren- rechte wie den Titel vir clarissimus. Sie durften auch bestimmte Kleidung tragen bzw. sie kleideten sich wie römische Herren und nicht wie Soldaten und Barbaren. Kirchliche Insignien entlehnten Elemente der monarchischen Repräsentation. Insgesamt wurden Bischöfe immer stärker hoch- rangigen staatlichen Beamten gleichgestellt.44

vom Metropoliten abzuhalten ist. Can. 6 untermauert die Entscheidungshoheit des Metropoliten weiter. Ein für alle Mal legt die große Synode nun fest: Wenn jemand ohne Zustimmung des Metropoliten geweiht wurde, darf er kein Bischof sein. Illud autem generaliter clarum est, quod si quis praeter consilium metropolitani fuerit factus episcopus, hunc magna synodus definivit episcopum exsistere non debere. Vgl. Kirch/Ueding 91965, 240–248; Ayres 2004, 168–171; Hefele/Leclercq 1907, Bd. 1, 23–25; 539–541; 777–779. Const. Apost. 8,47 nennt einige der auf den Konzilien festgelegten Punkte bereits. 40 Conc. Antioch. a. 341, can. 2; Kirch/Ueding 91965, 308–310; vgl. zum Konzil, das formal wegen der Anwesenheit des Constantius II. als Reichssynode gilt, ed. Brennecke 2007, 138–141; Barceló 2004, 80–81. 41 Conc. Constantinop. a. 381, can. 2: Bischöfe dürfen nicht in Kirchen außerhalb ihres Amtsbereichs wirken, sie sollen dort keine Verwirrung stiften. Qui sunt super dioecesin episcopi, nequaquam ad ecclesias, quae sunt extra terminos sibi praefixos, ac- cedant nec eas hac praesumptione confundant. Die Bischöfe verschiedener aufgezählter Provinzen des Ostens haben nur in diesen zu agieren. Nur bei expliziten Einladungen darf ein Bischof außerhalb seines Amtsbereichs, ultra suam diocesim, weihen und die Messe lesen. Non vocati autem episcopi ultra suam diocesim non accedant propter ordinationes faciendas vel propter alias dispensationes ecclesiasticas. Conc. Chalcedon. a. 451, can. 20 legt fest, dass Priester nicht in Kirchen anderer Städte ordinieren dürfen. Ausnahmen sind nur erlaubt, wenn Städte verloren gegangen sind, und die Priester gezwungen waren, an andere Kirchen zu wechseln. Clericos in singulis ecclesiis constitutos, sicut iam definivimus, non licere in alterius civita- tis ecclesiis ordinari, sed acquiescere in ea, in qua ab initio ministrare meruerunt, exceptis illis, qui proprias civitates perdiderunt et ex necessitate ad alias ecclesias migraverunt. Kirch/Ueding 91965, 369–371; vgl. Baus/Ewig 1973, 242; Demandt 2007, 538 mit weiteren Quellen; Jones 1964, 878–883; vgl. zur civitas: Demandt 2007, 451–467; Galsterer 1997, 1224–1226. 42 Conc. Chalcedon. a. 451, can. 9: Haben Kleriker untereinander einen Rechtsstreit, so soll dieser zunächst vor dem zuständigen Bischof verhandelt werden und keinesfalls vor einem staatlichen Gericht. Si clericus adversus clericum habeat negotium, non relinquat suum episcopum et ad saecularia iudicia concurrat, sed prius negotium agitetur apud episcopum propri- um. Hat ein Kleriker dem eigenen oder einem anderen Bischof etwas vorzuwerfen, so soll die Provinzsynode den Fall verhandeln, apud audientiam synodi provinciae conquiratur. Kleriker und Bischöfe haben zuletzt gegen den Metro- politen ihrer Provinz ein Appellationsrecht beim Obermetropoliten, παρὰ τῷν ἐζάρχων τῆς διοικήσεως/apud primatem dioeceseos oder dem Patriarchen von Konstantinopel. Vgl. auch die neue engl. Edition der Konzilsakten von Chalkedon Price/Gaddis 2005. Rufin. hist. 1,6; vgl. Beck 1977, 27–32 zur Entstehung der Patriarchalverfassung. 43 Gerber 2001, 1158–1161; Beck 1977, 38–59; vgl. die dortige weiterführende Literatur. 44 Rhodes/Markschies 1997, 1157–1160; Demandt 2007, 537–547; Beck 1977, 98–119; Klauser 1949, 1–44; Rummel 2007, 156–165 (barbarische Kleidung); Cod. Theod. 1,27,1 (bischöfliche Gerichte); Cod. Theod. 16,2,2 (Befreiung von den munera civilia); Cod. Theod. 8,5,54 (cursus publicus). 47

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Natürlich waren alle diese Bestimmungen ein Idealmodell, das aus den unterschiedlichsten Grün- den nicht überall in den Provinzen des Reichs Anwendung finden konnte. Generell lässt sich feststellen, dass im lateinischen Westen die Metropolitanverfassung später hervortrat. Das erklärt die diesbezüglich etwas unklare und unten zu besprechende Struktur für Rätien und Noricum. Darüber hinaus wird die Frage nach Bischöfen außerhalb von Städten zu diskutieren sein.45 Hartmut Wolff hat die Überlegung angestellt, dass man gemäß der dargestellten Konzilsbeschlüs- se in Rätien zwei und in Noricum zehn Episkopate anzunehmen hätte. Die beiden rätischen Provinzen verfügten nur über zwei Munizipien mit Stadtrecht, nämlich Augusta Vindelicum (Augsburg) und Curia (Chur).46 Die norischen Provinzen waren im Vergleich dichter organisiert. Iuvavum (Salzburg), Ovilava (Wels), Lauriacum (Lorch), Cetium (St. Pölten), Aguntum (Döl- sach/Lienz), Teurnia (St. Peter in Holz/Spittal an der Drau), Virunum auf dem Zollfeld, Celeia (Celje/Cilli, Slowenien), Poetovio (Ptuj/Pettau, Slowenien) und (Wagna, Leibnitzer Feld) kämen in Frage.47 Wolff betonte zudem, dass alle genannten Orte noch im 4. Jahrhundert wirtschaftlich als Städte und politisch als Zentralorte von Lokalstaaten zu greifen seien. Nun lassen sich immerhin sieben dieser zwölf theoretischen Bischofssitze zwischen dem 4. und dem 6. Jahrhundert auch tatsächlich nachweisen. Es handelt sich im Einzelnen um Augusta Vindeli- cum, Curia, Lauriacum, Aguntum, Teurnia, Celeia, Poetovio und schließlich Säben, das allerdings nicht mit einer antiken civitas zu verbinden ist. Ob es darüber hinaus Episkopate ohne Beziehung zu einer Stadt gegeben hat, ist zumindest denkbar und soll am Ende dieses Beitrags am Beispiel eines möglichen Breonenbistums kurz erörtert werden.48 Die römischen Verwaltungsbezirke – civitates peregrinae – um einen jeweiligen Vorort ohne städ- tisches Statut kämen als organisatorischer Rahmen in Ausnahmefällen in Frage. Allerdings ist die ländliche Besiedlung und weitere Verwaltungsteilung des 5. und 6. Jahrhunderts nur in An- sätzen erschließbar.49 Beispiele für derartige Bezirke wären die civitates der Venosten im heutigen Vinschgau und der Breonen im Inn- und Eisacktal. Anzunehmen ist ein jeweiliger Vorort, in dem eine eigene Gemeindeverwaltung unter anderem für die niedere Gerichtsbarkeit und lokale Baumaßnahmen zuständig war. Durch fehlende inschriftliche Belege sind wir jedoch oft nicht in der Lage, diese Zentralorte zu identifizieren. Dagegen konnte es sich beispielsweise die civitas der Laiancer und Saevaten leisten, Aguntum als Vorort zu erhalten. Generell gilt, dass kleine und ärmere civitates kaum in der Lage waren, eine stadtische Organisation mit ihrem Kosten- und Ver- waltungsaufwand zu tragen.50 Außerdem steht zu bedenken, dass die Territorien der autonomen Städte bei Weitem nicht die gesamten Provinzen abdeckten. Große Flächen umfassten die kaiserlichen Domänen, das Fiskal- land und regelrechte Militärdistrikte, die Territorien der Lagerdorfer mit eigener Verwaltung und zuletzt landliche Dorfsiedlungen, vici, die rechts- und vermögensfähig waren. Eine auf Bergbau

45 Baus/Ewig 1973, 246; Berg 1985, 105; Reindel 1964, 286. 46 Zahrnt 1988, 179–185 nimmt eine Erhebung zum municipium unter Hadrian an, Hochuli-Gysel 1987, 145 dagegen erst eine in spätrömischer Zeit. 47 Plin. nat. 3,146: Claudius (41–54) verlieh den oppida Virunum, Celeia, Teurnia, Aguntum und Iuvavum munizipales Stadtrecht, Vespasian (69–79) privilegierte dann Solva. Hadrian (117–138) gründete Ovilava und Cetium, schließlich machte Caracalla (211–217) Lauriacam zur Stadt und erhob Ovilava zur colonia. Vgl. Scherrer/Šašel Kos (Hrsg.) 2002; Gassner/Jilek/Ladstätter 1995, 75–77; 105–116; 138–139; 168–174; 255–257; Ubl 2002, 329; Alföldy 1974, 81–96. 48 Wolff 1994, 4; Wolff 1991, 287–318; Teurnia, erlebte nach 400 noch einen Aufschwung: Eitler 2014, 136–144. 49 Konrad 22014, 37–40; Genser 1994, 331–376. 50 CIL V 1838: (…) in Norico civitas Saevatium et Laiancorum. Überlegungen zu den civitates peregrinae Rätiens und Noricums: Handy 2016; Gassner/Jilek/Ladstätter 1995, 140–143; 197–203; Dal Ri/Stefano 2002, 12–34 mit der Karte 24–25; Hanel/Schucany 1999, 1–15; Haider 1990, 151–152; 175, 183 und die Belege 255, Anm. 80; Wolff 2002, 3–10; Alföldy 1998, 14–16. Allgemein: Dench 2005; Gascou 1999, 61–74 mit Beispielen für eine Administ- ration ohne Städte in Mesopotamia und Osrhoene/Ὁσροηνή; Nollé 1999, 93–114. 48

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spezialisierte und als Pachtbetrieb organisierte Domäne dürfte sich im Inneren Noricums befun- den haben. Die dafür zuständige Verwaltungsabteilung residierte – wie der norische Finanzproku- rator – in Virunum.51 Mit den Erträgen der Spezialdomänen wie der landwirtschaftlich genutzten Güter konnte der Kaiser Truppen versorgen, wie auch ein Teil der Steuerleistung aller Bewoh- ner dafür herangezogen wurde. Das Militär unterhielt Waffenlager und Werkstätten, manche da- von waren regelrechte Manufakturen. Irmtraut Heitmeier hat für das Innsbrucker Becken einen solchen Militärbezirk wahrscheinlich gemacht, der im Zuge der diokletianisch-konstantinischen Reichsreformen des späteren 3. und 4. Jahrhunderts eingerichtet oder ausgebaut worden wäre. Dazu hätten Weiden- und Wiesenland für den großen Bedarf an verschiedenen Nutztieren, Werk- stätten und Schmieden für Ausrüstung und Waffen, die Produktion von Loden für Militärmäntel, sowie Ziegeleien und Töpfereien gehört. Außerdem waren der Salzbergbau, Steinbrüche und die Erzgewinnung Teil dieses „großräumigen Funktionsverbands“.52

4. Die Kirchenprovinzen Mailand, Aquileia und Sirmium Mailand, Aquileia und Sirmium waren die ältesten in Frage kommenden Bischofssitze und damit auch die Zentren, von denen aus die kirchlichen Strukturen des Alpen- und Donauraumes organi- siert wurden. Diese sedes hatten jedenfalls einen Ehrenvorrang und waren Sitze von Metropoliten, ohne dass man von einer ausgeprägten Hierarchie sprechen könnte.53 Eine erste Beobachtung ergibt, dass weder Rätien noch Noricum vor dem 8. Jahrhundert und der bairischen Neuorgani- sation eine eigene Kirchenprovinz gebildet haben.54 Vielmehr waren die beiden rätischen Provinzen von der Kaiserresidenz Mailand dominiert. Die Verhältnisse des 4. Jahrhunderts sind mit den ehrgeizigen Bestrebungen des Ambrosius (374– 397) verbunden, der Mailand zum Reichsbistum machen wollte. Ambrosius übte mehrmals me- tropolitane Rechte aus und griff in andere Kirchensprengel ein. So besetzte der bekannte Kir- chenlehrer eigenmächtig den Bischofsstuhl von Sirmium. Bereits zu Beginn des 5. Jahrhunderts verlor Mailand jedoch seine zentrale politische Bedeutung an Ravenna und musste seine kirchliche Oberhoheit im Alpen- und Voralpengebiet mit Aquileia teilen. Nur Chur blieb bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts ein Suffraganbistum Mailands.55 Aquileia wurde schon im 2. Jahrhundert v. Chr. als colonia gegründet und blieb bis in das frühe Mittelalter ein wichtiges Zentrum für die alpinen Regionen. Dies bereits als Handelsplatz für das noch unabhängige Regnum Noricum und Jahrhunderte später als Vorort der diokletianischen Provinz Venetia et Histria mit 26 Stadtgemeinden. Die Bischöfe und später Patriarchen von Aqui- leia sollten bis in das beginnende 9. Jahrhundert eine zentrale Rolle für das Christentum bis an die Donau einnehmen. 442 ordnete Papst Leo I. an, im Bistum Aquileia eine Provinzialsynode abzu-

51 Alföldy 1974, 96–101; Alföldy 1998, 15; Alföldy 1970; Ubl 2002, 329 mit weiterer Literatur; Wolff 1994, 5–6 mit Anm. 6; Czysz 1995, 198–212; Haider 1990, 151–161 vermutet, dass das Bergbaugebiet um Matrei und Virgen eine kaiserliche Domäne mit eigener Verwaltung war. Virunum und der norische Bergbau: Winkler 1969, 137–167; Hainzmann 1991, 61–86. 52 Heitmeier 2005, 90–96. 53 Wolfram 1995, 39–41; Berg 1985, 105; Noll 1954, 126–128. 54 Erkens 1994, 433–437 mit Anm. 81 zur Debatte einer möglichen Stellung Lauriacums als Sitz eines Metropoliten. 55 Paulinus, Vit. Ambr. 21: Ambrosius besetzt wegen Problemen mit homöischen Tendenzen den Bischofsstuhl von Sirmium mit Anemius. Vgl. dazu Heil 2014, 109–110 mit Anm. 66; zu den Hintergründen des arianischen Streits Brennecke 2014, 1–20; Jones 1964, 2, 888; zu Mailand: Wolfram 1995, 39–41; Berg 1985, 106 mit den Anm. 396– 404; Reindel 1964, 280. BUB 2, 3: Abundantius von Como unterzeichnet gemeinsam mit anderen Bischöfen einen Brief des Eusebius von Mailand an Papst Leo. Die Beschlüsse des Konzils von Chalkedon werden übernommen und bestätigt. Bischof Asinio von Chur ist abwesend und Abundantius unterzeichnet pro me et pro absente sancto fratre meo Asinione ecclesiae Curiensis primae Rhaetiae episcopo anathema dicens his qui de incarnatione dominicae sacramento impia senserunt. 49

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halten. Dabei bezeichnet er den dortigen Bischof als Metropoliten der Provinz Venetien, womit wir den ersten eindeutigen Beleg für eine vorhandene Metropolitanstruktur in Oberitalien greifen können. Bis zur Trennung der Zuständigkeiten des erst 798 zum Erzbistum erhobenen Salzburgs und des Metropolitanbereichs Aquileias im Jahr 811 entlang der Drau, hatte die Stadt an der Adria eine überragende Bedeutung für die Kirche in Rätien und Noricum.56 Schließlich war Sirmium zeitweise Metropolitansitz für die norischen und westpannonischen Bi- stümer. Seit den Markomannenkriegen spielte Sirmium eine besondere Rolle. Bereits Mark Aurel (161–180) schlug sein Hauptquartier zeitweilig in dieser Stadt auf. Während der Regierungszeit der Kaiser Diokletian, Galerius (293–305), Licinius (308–324) und schließlich Konstantin (306– 337) war Sirmium auch kaiserliche Residenz, westillyrische Hauptstadt und gleichzeitig Vorort der Pannonia II. Hunnen, Goten und Gepiden sollten dann im 5. und 6. Jahrhundert um den Besitz der Stadt kämpfen, schließlich eroberten 582 die Awaren das alte Zentrum.57 Im Jahr 381 wird Sirmium noch als caput Illyrici bezeichnet. Die folgenden Teilungen der illyrischen Diözese und die Entwicklungen der kommenden Jahre führten zu einem Verlust der Rolle Sirmiums als Sitz eines Metropoliten.58 Doch dürfte der Klerus von Sirmium zumindest bis in das beginnende 5. Jahrhundert seine Bedeutung für den Alpen- und Donauraum gehabt haben. In der Passio des heiligen Florian finden sich Übernahmen und Bezüge zur Vita des Irenaeus von Sirmium, was einen gewissen Einfluss Sirmiums an der Donau belegt.59 Method wurde dann um 870 vom Papst zum Bischof von Sirmium geweiht, doch war dieser Akt wohl mehr ein frommer Wunsch.60

5. Städte und Bistümer Noricums und Rätiens Die Patriarchen von Aquileia waren Ende des sechsten Jahrhunderts in Bedrängnis. Die raschen Veränderungen der politischen Lage, die Herrschaftsbildung der Langobarden in Italien nach 568, die Übernahme der Kontrolle in Rätien, Noricum und Pannonien durch Franken, Baiern, Slawen und Awaren führten zu einer Spaltung der kirchlichen Autorität. Hinzu kamen theologische Kon- flikte zwischen Rom, Konstantinopel und den norditalienischen Bischöfen im Zusammenhang mit dem Dreikapitelstreit. Fränkische, langobardische und byzantinische Interessen standen oft- mals gegeneinander. Der Patriarch Paulinus I. musste seinen Amtssitz in dieser Situation in die Lagune von Grado verlegen, wo auf dem Seeweg die Kommunikation mit Konstantinopel und dem kaiserlichen Hof leichter aufrechtzuerhalten war. Die Folge war allerdings eine Spaltung des Patriarchats. In Grado fand in diesen unsicheren Zeiten zwischen 572 und 577 eine Synode statt. Bischöfe des Sprengels Aquileia aus Venetien, Istrien, der Raetia II, dem ersten Pannonien und Binnennoricum trafen dort ein. Die Überlieferungslage ist kompliziert, Beachtung fand die Unterschriftenliste, die eine Momentaufnahme der Kirchenorganisation bietet. Verzeichnet sind Vigilius von Scarabantia (Ödenburg), Johannes von Celeia (Celje/Cilli) und Patricius von Emona (Laibach/Ljubljana), die allem Anschein nach auf Istrien im Exil saßen. Aus Binnennoriucm ka-

56 Leo epist. 1 und 2, PL 54,593–599; epist. 2,597: (…) ad metropolitanum episcopum provinciae Venetiae scripta direximus; vgl. zur Bedeutung Aquileias für den Alpenraum und das Alpenvorland Bratož 1994; Reindel 1964, 285–287; allge- mein Chevallier 1990; Aquileia als zeitweilige Kaiserresidenz und Sitz hoher Beamter: Not. dign. occ. 11,27; 40; 49; 42,4; Paulus Diacon. hist. Lang. 2,10: 568 Verlegung des Episkopats nach Grado. 57 Amm. 30,6,1–2; vgl. Móczy 1974, 294–296; Lichtenberger 2011, 156–158; Valentinian I. (364–375) operierte im Vorfeld der Donau und musste mit den Quaden Verhandlungen in Brigetio führen. Während dieser Gespräche starb der Augustus an einem Herzschlag. Sein kleiner Sohn Valentinian II. (375–392) lebte noch bis 378 in Sirmium und war damit der letzte römische Kaiser, der in diesem alten Zentrum vor Ort war. 58 Gesta concilii Aquileiensis (381), acta 16, CSEL 82/3, 339: caput Illyrici; vgl. Wolfram 1995a, 121; Berg 1985, 106 mit Anm. 397. 59 Berg 1985, 107. 60 Wolfram 1995a, 98–99 und die Anm. 152–165; 121. 50

03_03_039-066_KERYX-5_Steinacher_2018-12-19.indd 50 19.12.2018 12:48:58 Die Bischofssitze Rätiens und Noricums vor ihrem historischen Hintergrund – Bruch und Kontinuität

men Leonianus von Teurnia und Aaron von Aguntum/Lavant, aus dem zweiten Rätien Martinus (Materninus) von Sabiona (Säben) und schließlich Flaminius aus Trient.61 591 richteten einige Bischöfe des Metropolitanverbands von Aquileia eine Beschwerde an Kaiser Maurikios (582–602) in Konstantinopel. Gregor der Große (590–604) war eben auf den Stuhl Petri gelangt und wollte das Schisma im Patriarchat Aquileia möglichst beenden. Die Suffraganbi- schöfe des geteilten Patriarchats im langobardischen Herrschaftsgebiet waren in einer schwierigen Lage. Grado, so wurde betont, sei das letzte Tor zum Reich und die Bischöfe durch ihren Amtseid an dieses gebunden. Sollte nun aber der Kaiser dem päpstlichen Wunsch nach einer Wiederver- einigung nachkommen, dann werde man sich an die Bischöfe des Frankenreichs wenden und eben dort die Weihen erhalten. Hintergrund war neben der politischen Situation wiederum der innerkirchliche Dreikapitelstreit.62 Die von den Langobarden abhängigen Bischöfe bezeichneten sich als eine ecclesia in gentibus, eine Kirche unter barbarischer Herrschaft, und betonten, dass bis zu einer Wiederherstellung der ge- rechten politischen Ordnung diese die einzige Möglichkeit für den Kaiser sei, bei barbarischen Herren Einfluss zu nehmen. Schon früher haben, so der Brief weiter, in drei der Kirchen der Sy- node, nämlich Breonensi, Tiburnensi und Augustana, gallische Erzbischöfe die Oberhirten eingesetzt. Und wenn nicht aufgrund einer Weisung des damaligen Kaisers Justinian wieder Ruhe eingekehrt wäre, dann wären beinahe alle Kirchen Aquileias mit Galliern besetzt worden. Genau das würde aber nun wieder drohen. Neben neun norditalienischen Bischöfen unterzeichnete Ingenuinus, der Bischof von Säben als Erster. Ob mit den genannten drei Kirchen nun Virunum, Aguntum, oder Augsburg gemeint sind, ist Gegenstand von Diskussionen. Eine weitere unten zu verfolgende Möglichkeit wäre ein Breonenbistum im Inntal.63 Besprechen wir nun im Einzelnen die Bischofssitze der Provinzen. In Aguntum lässt sich ein Kirchenbau noch für das Ende des 4. Jahrhunderts nachweisen. Ein Bischofssitz ist dann auch bei Paulus Diaconus erwähnt. In den Jahren vor 567 flüchtete Bischof Vitalis von vor Narses. In Aguntum fand er Zuflucht, was wohl auf eine bereits bestehende fränkische Kontrolle in diesem Raum hinweist.64 Für 572/77 und 579 ist ein bestehendes Episkopat bezeugt und zwar in der Vita des heiligen Martin des Venantius Fortunatus und den Konzilsakten von Grado.65 Auf dem Lavanter Kirchbichl, etwa eine Wegstunde vom municipium entfernt, wurde bereits im Verlauf des 3. Jahrhunderts eine Höhensiedlung errichtet, die bis ins frühe 7. Verwendung fand. Zu dieser Anlage gehörten eine Bischofskirche mit Baptisterium und ein zweiter Kirchenbau. Die kostbare Ausstattung der Sakralbauten deutet auf die Anwesenheit des Bischofs.66 Ob während der militä- rischen Auseinandersetzungen des frühen 7. Jahrhunderts zwischen Garibald und slawischen Ver- bänden der Bischof aus der Stadt und vom Lavanter Kirchbichl evakuiert wurde, ist nicht bekannt.

61 Chron. Patr. Grad., MGH SS rer. Lang., 393–397. 62 Speigl 1999, 1381–1383: Zunächst protestierten Mitte des 6. Jahrhunderts afrikanische und italische Bischöfe ve- hement gegen das von Rom mitgetragene Dreikapiteldekret Justinians. Die neue politische Situation nach 568 eröffnete norditalienischen Bischöfen die Möglichkeit, ihre eigene Position auch gegen den päpstlichen Stuhl zu bewahren. Als der neugewählte Patriarch in Grado 606 die Position der römischen Kirche annahm, wählten seine Suffragane in den Langobardengebieten einen eigenen Patriarchen im alten Aquileia. Diese Verdoppelung des Pat- riarchats von Aquileia blieb bestehen, im 15. Jahrhundert verlegte man den Sitz aus Grado aber nach Venedig. Erst gegen Ende des 7. Jahrhunderts wurde in Pavia eine Versöhnungssynode abgehalten, die das Schisma innerhalb der langobardischen Kirche und mit Rom beendete. 63 Gregorii I papae Registrum epistolarum I 16a, MGH EE I, 17–21; vgl. Wolfram 1995, 97–100; Wolff 1994, 8–10 mit Anm. 13; Berg 1985, 79–95 zur Überlieferung und den Hintergründen beider Texte; Heuberger 1932, 172. 64 Paulus Diaconus hist. Lang. 2,4; vgl. Wolfram 1995, 98 und 398, Anm. 134; Berg 1985, 84–85. 65 Ven. Fort. Mart. 4,650: (…) hic montana sedens in colle superbit Avuntus. Chron. Patr. Grad. 1, MGH SS rer. Lang., 393: Aaron Avoriensis/Avonciensis; vgl. Wolff 1994, 15–16; Glaser 1994, 218: Kirche Aguntums noch Ende 4. Jh.; Berg 1985, 84. 66 Glaser 2008, 610–613; Gassner/Jilek/Ladstätter 1995, 352 mit weiterer Literatur. 51

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Am 1. Januar 468 feierte man in Rom einen Sieg Rikimers, der Noricum gegen gotische Verbände gesichert hatte. Die Stadtoberen von Teurnia hatten sich selbst geholfen. Die Belagerung ihrer Stadt durch eine Schar Goten konnten sie durch ein Födus aufheben, das sich die Barbaren mit Kleidungsstücken bezahlen ließen.67 In Teurnia ist eine Bischofskirche mit anschließendem Gäs- tehaus und eine Friedhofskirche außerhalb der Mauern archäologisch nachweisbar. Diese war mit aufwendigen Fresken geschmückt. Die Kirche wurde um 600 zerstört, was ein Brandhorizont nahelegt.68 Neben diesem vergleichsweise reichen archäologischen Befund ist das Bistum auch in den Akten der Synode von Grado durch den Bischof Leonianus aus Tiburnia belegt.69 Der bereits erwähnte vir spectabilis Ursus ist als Stifter eines Mosaiks in der Friedhofskirche bekannt. 533 wur- de unter Angabe der Konsularsdatierung eine Grabinschrift für den Diakon Nonnosus in Stein graviert. Diese fand man in der Kirche von Molzbichl nahe Teurnia. Dort war der inzwischen als Heilige verehrte Nonnosus jedoch sekundär bestattet worden. Nach der Mitte des 8. Jahrhunderts verehrte man im Raum von Teurnia also noch lokale Persönlichkeiten, wenn man eine neue Kir- che weihte.70 Die Vita Severini nennt Bischöfe in Lauriacum und Teurnia, das auch als Metropole Noricums bezeichnet wird. Diese Wortwahl ist aber wohl nicht im kirchenrechtlichen Sinne zu verstehen.71 Für Virunum fehlen direkte schriftliche Erwähnungen.72 Bekannt ist jedoch eine bereits im 4. Jahrhundert erbaute Kirche und ein 2012 ergrabener Gebäudekomplex von 7.500 Quadrat- metern, der als Bischofspalast mit Doppelkirchenanlage angesprochen wurde.73 Vermutet wird auch im Falle Virunums eine zur Stadt gehörige Höhensiedlung, etwa auf dem Grazerkogel oder dem Ulrichsberg. Herwig Wolfram hat darüber hinaus bemerkt, dass die kirchlichen Zentralorte des 9. Jahrhunderts – am Ostrand des Zollfelds und die Liburnia civitas – in einer wie immer gearteten Kontinuität zu den Zentralorten Virunum und Teurnia stehen.74 Für Flavia Solva dagegen ist kein Bezug zu einer frühmittelalterlichen kirchlichen Struktur festzustellen.75 In Celeia (Celje/Cilli) kennt man zwei Kirchen und ein Baptisterium mit achteckiger Piscina. Dort wurde das einzige Bischofsepitaph aus Noricum gefunden und zwar in Sekundärverwendung als Altarsplatte. Die Gemeinde stiftete es für ihren Bischof Gaudentius wohl im ausgehenden 5. oder am Anfang des 6. Jahrhunderts.76 Der Bischof Johannes aus Celeia war wiederum in Grado anwesend.77 Ein Jahrhundert später im Jahr 680 unterzeichnete Andreas, Bischof der heiligen Kirche von Celeia, sanctae ecclesiae Celeianae / τῆς ἁγίας ἐκκλησίας Κελαίνηες, der Provinz Is- trien, provinciae Istriae / ἐπαρχίας Ἰστρίας die Akten der Lateransynode. Die Provinz Istrien

67 Sidon. carm. 2,377; vgl. Wolfram 2009, 262, 264 mit Anm. 16 und 18; Lotter 1976, 73–76. 68 Glaser 2003, 867–876; Glaser 1994, 197–201, 218; Pillinger 1994, 231–240. 69 Chron. Patr. Grad. 1, MGH SS rer. Lang., 393: Leonianus episcopus Tyborniensis. Gregorii I papae Registrum epistola- rum I 16a, MGH EE I, 20: Tiburniensi. 70 Gassner/Jilek/Ladstätter 1995, 368; Glaser 2008, 597–608 mit Karte und einem Überblick zum archäologischen Befund; Glaser 2001, 13–20; Glaser 1994, 202; Amon 1990, 221–234. 71 Eugipp. V. Sev. 21,2: Nam cives Tiburniae, quae est metropolis Norici (…); vgl. Berg 1985, 65–66 und 107; Glaser 2008, 597 der annimmt, Eugipp hätte Noricum schon nur mehr als südlich des Alpenhauptkamms liegend verstanden und der Verwaltungssitz sei von Virunum nach Teurnia verlegt worden. 72 Die Lesung von Breonensi im Brief venetianischer Bischöfe an den Kaiser, Gregorii I papae Registrum epistolarum I 16a, MGH EE I, 20: Beconensi/Breonensi, wurde manchmal mit Virunum verbunden, was sprachlich schwierig ist. Vgl. dazu Wolff 1994, 9 mit Anm. 13 und 15; contra etwa Heuberger 1932, 159–160. 73 Dolenz, 2016, 47–172 zu den Grabungen am Bischofskomplex; Dolenz 2006, 83–93 zur Kirche des 4. Jhs. am Nordrand der Stadt; Glaser 2003, 877–882; Glaser 1994, 211–212; Wolff 1994, 16–17. 74 Wolfram 1995a, 119–120; 280–282; Berg 1985, 65–66; 82–84; 107–108 mit Überlegungen zur Tradition Teurnias und der möglichen Lokalisierung der Liburnia civitas. Vgl. auch Glaser 2008 mit Karte 596; Glaser 1994, 201 und Glaser 1997, 121–123 zu den möglichen Höhensiedlungen. 75 Zu einem möglichen Kirchenbau in Flavia Solva: Schrettle 2011, 27–48. 76 Wolff 1994, 17; Kirchen: Glaser 1994, 207; Gaudentiusinschrift: Bratož 1981/1982, 40; 52 mit den Anm. 90–92; Egger 1962, Bd. 1, 111–115. 77 Chron. Patr. Grad. 1, MGH SS rer. Lang., 393: Iohannes episcopus Celeianae. 52

03_03_039-066_KERYX-5_Steinacher_2018-12-19.indd 52 19.12.2018 12:48:58 Die Bischofssitze Rätiens und Noricums vor ihrem historischen Hintergrund – Bruch und Kontinuität

bezeichnete hier das byzantinische Gebiet in der nördlichen Adria.78 Dieser Bischof Andreas ist ein gutes Beispiel für die Schwierigkeiten der Fragestellung. Ein einzelner Befund in den schrift- lichen Quellen deutet eine größere Komplexität an, als die gängigen Geschichtsbilder vermitteln würden. Denkbar, dass das Bistum Celeia kontinuierlich besetzt blieb, möglich aber auch, dass Andreas sozusagen im Exil saß und den Anspruch auf Amt und Stadt aufrechterhielt. Wir wissen es schlicht nicht. Keine Zeugnisse für das 5. und 6. Jahrhundert liegen für das östlichste Bistum der spätantiken Provinz Poetovio (Ptuj/Pettau) vor. Bereits zu Beginn des 4. Jahrhunderts sind die kirchlichen Angelegenheiten dort ausführlich belegt und durch den Märtyrer Victorinus prominent in Er- innerung geblieben. Drei Bischöfe des 4. Jahrhunderts sind namentlich bekannt, darunter der Arianer Iulius Valens um 380.79 Mitte des 5. Jahrhunderts weiß der Grieche Priskos noch vom hochrangigen Beamten, comes, Romulus, der aus Poetovio stammte. Gemeinsam mit zwei anderen Vertretern aus Noricum war er Mitglied einer Gesandtschaft des Westkaisers Valentinian III. am Hof Attilas.80 Nach oder neben Ovilava (Wels) dürfte auch das municipium Lauriacum mit seiner Lagerfestung im 5. Jahrhundert Zentralort gewesen sein. In der Vita des Florian vom Beginn des 4. Jahrhunderts muss der Provinzstatthalter, praeses, aus einer anderen Stadt nach Lauriacum kommen, was für Ovilava als Vorort spricht. Dafür spielt dann dieser Ort in der Severinsvita keine Rolle mehr, und der einzige Bischof an der Donau residiert in Lauriacum.81 Die Kirche St. Laurenz wurde mit ho- her Wahrscheinlichkeit kontinuierlich benutzt, und zwar vom 4./5. Jahrhundert an. Freilich muss die Wirkungsstätte des heiligen Florian und seiner 40 Märtyrer eine bedeutende Stätte gewesen sein. Die wahrscheinlichen Reliquien sind in einem antiken Steintrog im Hauptaltar der Basilika beigesetzt. Lothar Eckhart plädierte für einen kontinuierlich genutzten Reliquienbehälter und gar ein darin bewahrtes Tuch des 5. Jahrhunderts, die in aufeinander folgenden Kirchengebäuden verehrt worden waren.82 Auch wenn der Ortsname in den schriftlichen Quellen zwischen dem Beginn des 6. und jenem des 8. Jahrhunderts nicht mehr erscheint, gab es eine kirchliche und wohl auch wirtschaftlich wie militärische Kontinuität. Nicht bloß aufgrund literarischer Überlieferung versuchte der heilige Rupert hier an Traditionen anzuknüpfen. Die Passauer Kirche suchte in Lauriacum ihre Wurzeln. Für die agilolfingische Militärorganisation war die Enns eine Grenze und Lorch ein fester Ort, dessen Infrastruktur auch noch im späteren 8. Jahrhundert größere Verbände versorgen konnte.83 In der Severinsvita wird bereits klar, dass Ortschaften im Salzachtal wie Iuvavum (Salzburg) und Cucullae (südlich der heutigen Gemeinde Kuchl) sowie Lauriacum (Lorch), wo Bischof Cons- tantius mit seinem Klerus zurück blieb, vom Evakuierungsbefehl nicht betroffen waren. Die von Severin erworbenen Reliquien des Johannes Baptista aus Boiotro und jene des Gervasius und Protasius dagegen wurden aus Favianis (Mautern) gemeinsam mit dem Leib des Heiligen selbst nach Italien verbracht.84 Nun reicht ein Text alleine nicht aus, um den Schluss zu ziehen, dass es

78 ACO, series secunda II/1, 154–155: ἐπίσκοπος ἐλάχιστος τῆς ἁγίας ἐκκλησίας Κελαίνηες ἐπαρχίας Ἰστρίας (…) / Andreas episcopus sanctae ecclesiae Celeianae provinciae Istriae in hanc suggestionem, quam pro apostolica nostra fide unian- imiter construximus, similiter subscripsi; vgl. Bratož 2014, 564–565; 571; 578; Bratož 1994, 57 mit Anm. 119; Šašel 1970, 140–142: Name Celeia. 79 Heil 2014, 120. 80 Priskos frg. 11,2 (Blockley, 262, 276); vgl. Lotter 2003, 17–18; Wolfram 1995a, 107; Steinacher 2017, 122–123. 81 Wolfram 1995a, 114–116 mit den Anm. 75–77, dort auch zu Wels und seiner Bedeutung im 8. Jh.; Hainzmann 1991, 61–85; Lotter 1979, 78–80; Berg 1985, 66–68. 82 Eckhart 1981; Eckhart 1980, 23–27; Forschungsdebatte: Erkens 1994, 429 mit Anm. 40 und 441–443 mit Anm. 99. 83 Gesta S. Hrodberto confessoris 6, MGH SS rer. Merov. 6, 159; Conversio Bagoariorum et Carantanorum 1; vgl. Wolfram 1995a, 115–116; Erkens 1994, Wolff 1994, 15; Fichtenau 1971, 124–128. 84 Eugipp. V. Sev. 27,1; 22,2; 24,1; 27,3; Lotter 2003, 167–168; Lotter 1976, 161–163; 168–174; 187–188; Ubl 1994, 142–144. 53

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in Iuvavum, Ovilava (Wels) und Cetium (St. Pölten) im 5. und 6. Jahrhundert keine Bischofssitze mehr gegeben hat. Die spätantike und frühmittelalterliche Überlieferung ist zu lückenhaft, um ein vollständiges Bild zu erhalten. Ein gutes Beispiel und gleichzeitig eine Warnung vor zu starren Annahmen ist folgender Fall. An den beiden Synoden von Grado nahm im späteren 6. Jahrhun- dert Vigilius von Scarabantia (Sopron/Ödenburg) teil. Die Präsenz eines Bischofs in Pannonien in dieser Zeit an sich ist bemerkenswert, Vigilius ist zudem aber auch der einzige bekannte Bi- schof dieser Stadt. Zudem steht zu bedenken, dass christliche Gemeinden auch ohne eine dichte episkopale Struktur funktionieren konnten. Womöglich reichte es den Christen der ehemaligen norischen Provinzen während des 7. Jahrhunderts aus, nach Aquileia, Säben oder Ausgburg zu gehen, wenn ein Bischof gebraucht wurde. Zuletzt sind auch Episkopate ohne eine zugehörige civitas denkbar.85 Die Situation in Rätien ist einfacher. Hier sind drei Bistümer bekannt, Augsburg, Chur und Säben. Wegen der einigermaßen klaren Quellenlage gehe ich hier auf Chur nicht weiter ein.86 Augsburg (Augusta Vindelicum) war rätische Hauptstadt und Venantius Fortunatus beschreibt die Vereh- rung des Grabes der diokletianischen Märtyrerin Afra. So bedeutend Augsburg als römische Stadt war, so unklar ist seine Rolle als Bistum nach dem 6. Jahrhundert. Die Severinsvita erinnert um 480 an den bereits verstorbenen Valentinus, quondam episcopus Raetiarum, der wohl eher in Augs- burg residiert hatte. Auch im Schreiben der venetischen Bischöfe an Maurikios dürfte Augsburg für 591 noch als Bistum Erwähnung finden. Kontinuitäten des Afrakults sind nachweisbar, denn merowingische Erneuerungsbestrebungen und Bestattungen des 7. Jahrhunderts machen dies deutlich. Trotz überlieferter Bischofsnamen aus späterer Tradition und der angeblichen (Neu?) gründung des Bistums durch den Merowinger Dagobert I. (623–639) ist erst die Einrichtung eines Diözesansitzes um 800 und seine Zuteilung zur Mainzer Kirchenprovinz klar belegbar. Die Tendenz der neueren Forschung geht allerdings wieder dahin, Augsburg vor Regensburg eine zentrale Rolle bei der Formierung der bairischen politischen Struktur während des 6. und 7. Jahr- hunderts zuzugestehen.87 Auf Säben sind seit der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts Bischöfe namentlich bekannt, bereits für das fünfte Jahrhundert ist eine Kirche auf dem Berg nachweisbar. Zwischen 600 und 740 verfügen wir nur über eine Reihe von Namen aus späterer Überlieferung. Der Ausbau und die kontinuierliche Nutzung der Kirchen und Gebäude in diesen eineinhalb Jahrhunderten auf Sä- ben wird aber nicht in Frage gestellt. Der Burgberg von Säben war als Bischofssitz jedenfalls ein frühmittelalterlicher Zentralort. Die von 1978 bis 1982 vorgenommenen Ausgrabungen brachten zwei zwischen ca. 400 und 720/30 benutzte Kirchen, Gräber und mehrfach belegte Grüfte wie eine umliegende Nekropole zum Vorschein. Insgesamt ließen sich 700 bis 800 Personen auf dem Berg bei den Heiligen, ad sanctos, bestatten. Wenige Gräber enthielten Beigaben. Ein Bischofs- sitz, sedes, außerhalb einer städtischen Gemeinde, einer civitas, ist freilich eine Ausnahme. Immer wieder wurde nun gemutmaßt, Säben könnte ein Rückzugsort für das von Barbaren bedrängte

85 Wolff 1994, 6–7 (Vigilius); 18–19 und 21–25 sowie Ackermann/Grüninger 2003, 799–816 zu kirchlichen Struk- turen unterhalb der bischöflichen Ebene; Ackermann/Grüninger 2003 gegen Bischofssitze in genannten Städten. Tóth 1994, 241–272 zum pannonischen Raum und dem Fall Scarabantia; Bratož 1994, 54–61 und Bratož 2014, 505–568 heutiges Slowenien. 86 Vgl. ausführlich zu Chur die Monographie Kaiser 22008. 87 Eugipp. V. Sev. 4,2–4; 41,1: Valentinus Raetiarum quondam episcopus. Gregorii I papae Registrum epistolarum I 16a, MGH EE I, 20 mit ecclesia Augustana. Überblick bei Dassmann 2001, 703–705; Wolff 1994, 7–8 mit Anm. 11–12; 10–13 mit Anm. 19 und 24 plädiert für eine zumindest teilweise Historizität der hochmittelalterlichen Augsburger Bischofslisten (MGH SS 13, 278 und 333; 14, 556–559; 15, 1308) und eine Kontinuität des Bistums bis in me- rowingische Zeit. Vgl. skeptischer Ackermann/Grüninger 2003, 788–790; Wolfram 1995a, 111–112 und die dort angegebene Literatur. Der hl. Valentin von Rätien ist mit der Passauer Tradition verbunden, doch scheint Augsburg trotz aller Einwände als wahrscheinlicher Sitz. Heitmeier 22014 zur Frage der Kontinuitäten als Zentralort. 54

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Augsburger Episkopat gewesen sein. Alleine schon dass jeder Hinweis auf eine Verehrung der Augsburger Märtyrerin Afra auf Säben fehlt, macht diese Annahme unwahrscheinlich. Patron der Säbener Kirche war vielmehr der norditalienische Märtyrer Kassian. Josef Riedmann hat darauf hingewiesen, dass die älteste Pfarrkirche in Regensburg genau diesem Heiligen geweiht war und daher vielleicht eher mit Säben in Verbindung zu bringen ist.88

6. Gab es ein Breonenbistum? Die dünne Überlieferung für eine Rekonstruktion episkopaler Strukturen in Rätien und Noricum kann man beklagen, aber auch als Anregung für Interpretationen begreifen. Die bereits mehrfach genannten Breonen sind als ravennatische Föderaten in den Variae bezeugt. Breonische milites unterstanden dem rätischen dux und waren offenbar wichtig und kampfstark genug, um von der Zentralverwaltung wahrgenommen zu werden.89 Sie waren im Folgenden, so darf man anneh- men, so relevant und gleichzeitig doch nur regional agierend, dass weder Franken noch Baiern sie als Bedrohung wahrnahmen, sondern sie jeweils als Föderaten übernahmen bzw. in ihrer Rolle be- ließen. Anders ist kaum zu erklären, dass der Breonenname bis in das 9. Jahrhundert Erwähnung findet, also von Bedeutung blieb. Im 7. Jahrhundert gibt es keinen Hinweis auf die breonische Gemeinde im Inn- und Eisacktal. In der Vita des Corbinian ist dann wieder die Rede von den Breonen. Als der Leichnam des Hei- ligen um 725 von Freising nach Mais bei Meran überführt wurde, ereignete sich im Gebiet der Talbewohner, Vallenensium partes, ein kleines Wunder. Der in Gestalt und Abkunft edle Römer Dominicus, nobilis tam genere quam forme Romanus Dominicus, wurde von einer Krankheit geheilt. Dieser Dominicus war nicht nur ein Romanus, sondern auch ein breonischer Bürger, Preonensium plebes concives. Arbeo meinte, er spreche Latein, sei aber eben ein breonischer concives. Auch wenn in einer Heiligenvita keine exakten Rechtsbegriffe zu erwarten sind, bleibt festzustellen, dass im bairischen Dukat die römische civitas der Breonen in irgendeiner Form weiter bestand.90 Nach Weihnachten 827 übereignete Quartinus nationis Noricorum et Pregnariorum Besitzungen bei Thaur, Stans, in der Sterzinger Gegend und Bozen an das Kloster Innichen. Dieses Kloster, so berichtet uns die Urkunde, wird in der Volkssprache Eisfeld genannt, ad Inticha, quod dicitur Campo Gelau.91 Der Breonenname ist somit zwischen dem Tropaeum Alpium und genannter Urkunde 900 Jahre lang in Gebrauch. In dem oben bereits besprochenen Brief der Suffraganbischöfe von Aquileia an den Kaiser ist nun von drei Bistümern die Rede, die von gallischen (=fränkischen) Bischöfen besetzt worden waren. Die genannten Beispiele betreffen wahrscheinlich Augsburg, Teurnia und die ecclesia Breo- nensi. Meist interpretierte man Breonensi als Verschreibung und brachte Verona, Veronensis oder

88 Bierbrauer 2004, 69–73: Archäologie; Riedmann 1991, 5–10; Haider 1990, 229–233; Berg 1985, 89–97; Heuberger 1932, 323–325: Säben als Fluchtbistum Augsburgs. 89 Cassiod. Var. 1,11, MGH Auct. ant. 12,20. 90 Arbeonis episcopi Frisingensis vitae sanctorum Haimhrammi et Corbiniani 37, MGH SS. rer. Germ. 13, 226; vgl. Heitmeier 2005, 241–245; Wolfram 1995a, 30; 34 mit Anm. 119; Löwe 1949, 53–55; Heuberger 1930, 34–35: Dominicus sei ein bei den Breonen lebender Römer. Berg 1985, 70–74 mit Anm. 82–106; Wolfram 1995a, 109 mit Anm. 41. 91 Die Traditionen des Hochstifts Freising 1, No. 550 a–c 744–926, T. Bitterauf (Hrsg.), Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte 4, München 1905, ND Aalen 1967, 471–474. Die Zeugen werden von Rechts wegen an den Ohren gezogen, legitime per aures tracti, ein gängiger Vorgang in der Lex Baiowariorum. Quarti- nus lebte im bairischen Dukat und hatte alle Rechte eines bairischen Adeligen. Gleichzeitig führt Quartinus – und darüber wurde viel diskutiert – eine doppelte Herkunftsbezeichnung als Noriker und Breone/Pregnone (Verschrei- bung). Vgl. Jahn 1991, 423–425; Heitmeier 2005, 19–27; 246–248, 305, 332; Wolfram 1995a, 34–39; Löwe 1949, 55–58; Heuberger 1930 als Beispiel für die ältere Forschung mit ausführlicher Besprechung und der These einer seiner Meinung nach romanischen Enklave im Eisacktal. 55

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Virunum als mögliche Lesarten ein. Verona ist jedoch auszuschließen, weil in der Liste der un- terzeichneten Bischöfe der Veronenser Bischof aufscheint und es seltsam wäre, nach wenigen Zeilen einen Ortsnamen, zumal wenn ein hochrangiger Kleriker betroffen ist, dermaßen zu ver- drehen. Zudem lag Verona zu weit südlich vom fränkischen Einflussbereich. Virunum wiederum ist zwar denkbar, aber von Breonensi lautlich sehr verschieden. Nun hat bereits Hartmut Wolff die Interpretation vorgeschlagen, die Breones des Inntals in Erwägung zu ziehen. Dort fehlt zwar eine civitas, aber erstens gab es in Rätien eben nur zwei Siedlungen mit Stadtrecht, und zweitens ist auch Säben ein Bistum ohne Stadt. In dubio pro Breonensis also.92 Rätien unterschied sich schon in der Kaiserzeit von anderen Provinzen. Offensichtlich waren civitates peregrinae ohne Vorort dort häufiger. Gleichzeitig spielten die zunächst kaiserlichen und später herzoglichen Militärbezirke eine bedeutende Rolle. Gerade im Inntal um Teriolis (Zirl), wo der dux Raetiae zumindest zeitweise seinen Amtssitz hatte, und die breonische Truppe agierte, ist ein solcher großräumiger Komplex wahrscheinlich gemacht worden.93 Wenn nun in den fraglichen Jahrhunderten Verwaltung und militärische Organisation, wie gezeigt wurde, mit einer gewissen Kontinuität zwischen dem 6. und dem 8. Jahrhundert bestanden haben, so ist auch ein Bistum für die militärisch bedeutende breo- nische Gemeinschaft denkbar, das zumindest bis in das 7. Jahrhundert bestanden haben könnte.

7. Ausblick: Neuorganisation der bairischen Kirche im 8. Jahrhundert Wenn es das Breonenbistum gegeben hatte, dann war es sicherlich ein Stein des Anstoßes, als es noch in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts zu einer Neuorganisation der bairischen Kirche und der Einrichtung der Salzburger Kirchenprovinz kam. Wieder müssen die vielen Unklarhei- ten durch mangelnde Befunde betont werden. Klare Kontinuität gibt es in Chur und auf Säben. Trotzdem verehrte man auch während des 7. Jahrhunderts die spätantiken Heiligen Valentin in Mais bei Meran, Maximilian in Bischofshofen im Pongau, die heilige Afra in Augsburg und Flori- an in der Gegend von Lorch. Dass die Passauer Kirche an Lorcher Traditionen anknüpfte, wurde schon betont. Die bairischen Eliten waren nach Aquileia orientiert und trugen die seit 553 bestehende Oppo- sition des dortigen Klerus zu Rom mit. Erst als um 700 der Dreikapitelstreit beigelegt worden war und der norditalienische Episkopat sich mit Rom aussöhnte, konnte man in den bairischen Gebieten daran gehen, die kirchlichen Strukturen mit päpstlichem Segen zu organisieren. Herzog Theodo, der vor 696 antrat und bis 717/18 regierte, bemühte sich nun um die Überwindung der Isolation der bairischen Gebiete in kirchlicher Hinsicht. Der Herzog brach 715 mit einer bairi- schen Gesandtschaft nach Rom auf und suchte die Unterstützung Papst Gregors II. Ziel war eine bairische Kirchenprovinz, die unabhängig vom fränkischen Apparat sein sollte. Die Bischöfe Emmeran aus Poitiers, Rupert aus Worms und der in Rom geweihte Corbinian wurden damit beauftragt. Wohl entstanden in diesen Jahren die Grundlagen für die vier bairischen Bistümer Regensburg, Freising, Passau und Salzburg.94 Diese vier Bistümer wurden dann 739 kanonisiert. Der von Papst Gregor III. eingesetzte und mit dem Recht Bischöfe zu weihen versehene Missionserzbischof Bonifatius trat als Organisator hervor. Dabei kam es auch zu Konflikten, denn Bonifatius konnte nur manche Bischöfe selbst

92 Gregorii I papae Registrum epistolarum I 16a, MGH EE I, 20 mit verschiedenen Lesungen, doch ist im Par. Lat. 1682 zweifelsfrei Breonensi zu lesen, wie bereits Mommsen, DA 17, 1892, 191 betonte. Vgl. Wolff 1994, 8–10 und Anm. 12–13 mit vorgebrachter Idee, der ich mich ganz anschließe, Ackermann/Grüninger 2003, 801 bleiben skep- tisch. 93 Heitmeier 2005, 90–96. 94 Paulus Diaconus hist. Lang. 6,44: His diebus Teudo Baioariorum dux gentis orationis gratiam Romam ad beatorum apostolorum vestigia venit. Liber Pontificalis 91, Edition Duchesne 1, 91; vgl. Wolfram 1995, 103–110. 56

03_03_039-066_KERYX-5_Steinacher_2018-12-19.indd 56 19.12.2018 12:48:59 Die Bischofssitze Rätiens und Noricums vor ihrem historischen Hintergrund – Bruch und Kontinuität

einsetzen. In Passau residierte bereits ein Oberhirte, der päpstlich geweiht war und deshalb von Bonifatius wohl oder übel zu akzeptieren war. Um es kurz zu machen: Unter Herzog Odilo (736–748) bestanden in Salzburg, Regensburg, Passau und Freising Bischofssitze. Säben war nun wohl das älteste Bistum, denn von Augsburg ist in den Quellen dieser Jahrzehnte nicht die Rede. In den Briefen, die Papst Gregor III. und Bonifatius austauschten wird festgestellt, es habe bei den Baiern keine rechtmäßige Bistumsorganisation gegeben.95 Um 750 verfasste Arbeo von Freising Heiligenviten für die Bischöfe Emmeran und Corbinian, Virgil von Salzburg ließ 774 den Leib Ruperts von Worms nach Salzburg und jenen Corbinians nach Freising überführen. Man schuf in diesen Jahrzehnten neue Grundlagen für eine kirchliche Tradition. Die bairischen Bistümer wurden auf die drei Heiligen des 8. Jahrhunderts bezogen. Zunächst spielte der Metropolitanverband von Mainz noch eine dominierende Rolle in der bairi- schen Kirche. Erst als die Baiernherzöge den Machtkampf mit den Franken verloren hatten, war ein eigener Metropolitanverband möglich. Am 20. April 798 wurde Salzburg von Papst Leo III. auf Bitten des Frankenkönigs Karl des Großen zum Erzbistum erhoben. Die bairischen Suffra- ganbistümer waren nun Freising, Neuburg, Passau, Regensburg und Säben. Alim von Säben wird 798 bereits gemeinsam mit den Bischöfen von Freising, Passau und Regensburg unter dem Erzbi- schof Arn von Salzburg als einer der Oberhirten in der provincia Baiowariorum genannt.96

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