Das Sozial- Und Kulturprojekt VIRUNUM/ZOLLFELD 2006 Konservierungs- Und Restaurierungs- Maßnahmen Im Amphitheater Von Virunum

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Das Sozial- Und Kulturprojekt VIRUNUM/ZOLLFELD 2006 Konservierungs- Und Restaurierungs- Maßnahmen Im Amphitheater Von Virunum © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at Das Sozial- und Kulturprojekt VIRUNUM/ZOLLFELD 2006 Konservierungs- und Restaurierungs- maßnahmen im Amphitheater von Virunum REGINA BARLOVITS Im Zeitraum vom 24. April bis 6. November 2006 wurden wie in den Jahren 2004 und 2005 durch die Abteilung für Provinzialrömische Archäologie und Feldforschung über das gemeinnützige Beschäftigungsprojekt „Virunum/ Zollfeld 2006" Maßnahmen zur Konservierung und Er- Abb. 1: Das rekonstruierte Nemesisheiligtum im östlichen Zuschau- schließung des Amphitheaters von Virunum, Parz. 487 erraum. Blick aus Süden. Aufn. R. Barlovits und 490/2, KG 72140 St. Michael am Zollfeld, MG Maria Saal, VB Klagenfurt-Land1 gesetzt. diatorenzugangs unter dem westlichen Zuschauerraum zeigte sich unverändert gut erhalten. Der unterirdische Nach Abnahme der Folienabdeckung 20052 erfolgte die Gang war bis zu 0,3 m hoch mit Schwemmmaterial aus Kontrolle des Mauerwerks auf Winterschäden. Die mit- der Arena verfüllt. tels Holzauflager unterlüftete Kronenabdeckung hatte die Mauerkronen und oberen Mauerbereiche hinrei- Die Schadensaufnahme wird periodisch durchgeführt, um chend vor Frostsprengungen geschützt. Schädigungen akuten Sanierungsbedarf zu erfassen. Auch 2006 konnte waren lediglich an den Mauerfüßen sowie vereinzelt an als Ergebnis konstatiert werden, dass sich Schädigungen Kronen restaurierter Mauern, die nicht abgedeckt wor- bei den bereits restaurierten Mauern auf die unteren bo- den waren, feststellbar. So fanden sich bei der 2001 teil- dennahen und somit ständiger Bodennässe ausgesetzten sanierten äußeren Caveamauer M 3 im nördlichen und Mauerbereiche beschränken. Sämtliche noch nicht konser- östlichen Zuschauerraum aus dem Verband der damals vierte Mauern sind hingegen großflächig sukzessivem Ver- erneuerten Mauerkrone gelöste Bruchsteine. Zudem fall infolge geländebedingter Schadensursachen ausgesetzt. hatten Frostauftriebe an der M 3 hangseitig zu klein- Bei Mauerkronen, die über die Frostperioden nicht durch flächigen Ausbrüchen (Dm. bis 0,2 m) in den bodenna- eine Folienabdeckung geschützt werden, brechen verein- hen Bereichen geführt. Die bis an ihre Oberkanten ver- zelt Steine vor allem an den Kanten aus. Nach Abschluss schütteten Radialmauern R 12, 16 und 17 des östlichen der Sanierungsarbeiten wird somit auch künftig eine regel- Zuschauerraums waren bis auf einige lose Mauersteine mäßige Wartung des Mauerbestandes erforderlich sein. weitgehend intakt. An den noch nicht konservierten Mauern des Amphitheaters war der Verfall weiter vo- rangeschritten. Die bis annähernd 1,5 m über Bodenni- Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen veau aufgehend erhaltene Rückwand des Nemeseums M im Amphitheater Virunum 3 zeigte sich von Grünalgen befallen und stark durch- feuchtet. Auch waren aus dem originalen Mauerwerk Nach logistischen Arbeiten zur Einrichtung der Baustelle der südlichen Seitenwand R 20 Steine aus dem Mau- wurde die Konservierung des Zuschauerraums des Am- erverband gebrochen. Im südlichen Teil des östlichen phitheaters in den Restaurierungsabschnitten (RA) IV Zuschauerraums neigte sich die noch nicht restaurierte, und VII fortgeführt (siehe Restaurierungsplan 2005, Bar- mit Spolien verblendete innere Caveamauer M 1 südlich lovits 2007a, 155). des Nemeseums zur Arena und war im oberen Teil zur Gänze verstürzt. Großflächige Ausbrüche der M 1 im Die diesjährigen Sanierungsarbeiten konzentrierten sich Bereich des Gladiatorenzugangs hatten zur Ablösung des auf die Zuschauerbereiche im Ost- und Westscheitel der teils noch in situ erhaltenen originalen Wandverputzes Anlage. Nach kleinflächigen konservatorischen Maßnah- geführt. Die Mauer ist aufgrund ihrer geringen Erhal- men in den Restaurierungsabschnitten I, II und III konnte tungshöhe der Bodenfeuchtigkeit infolge anstehenden mit der Restaurierung bzw. modellhaften Rekonstruktion Oberflächenwassers ausgesetzt. Das Gewölbe des Gla- des Nemesisheiligtums (RA IV) 2006 eines der wichtigs- PROVINZIALRÖMISCHE ARCHÄOLOGIE UND FELDFORSCHUNG | 97 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at Abb. 2: Amphitheater von Virunum. RestaurierungsbestandNovember Abb. 3: NO-Cavea. Der neu gestaltete seitliche Zugang 3 in den 2006. Gesamtansicht des östlichen und westlichen Zuschauerraumes. nordöstlichen Zuschauerraum. Blick aus Nordwesten. Aufn. R. Nemesisheiligtum unter Schutzabdeckung. Blick aus Nordosten. Barlovits Aufn. R. Barlovits In der Nordostkurve des Amphitheaters (RA I) wurden ten Projektvorhaben insgesamt umgesetzt und die Sanie- die oberen Steinlagen der 2005 restaurierten Radialmau- rung des östlichen Zuschauerraums des Amphitheaters, er R 5, zugleich westliche Seitenwand des Zugangs 3, in mit Ausnahme eines bei den Grabungen 1998-2001 süd- ihrem schräg bis zur Oberkante der anschließenden äu- lich des Heiligtums freigelegten Bereiches, abgeschlossen ßeren Caveamauer M 3 laufenden Teil abgetragen und werden (Abb. 1). Mit Konservierungsarbeiten im Bereich dann in vier Stufen neu aufgesetzt. Desgleichen wurde des Gladiatorenzugangs (RA VII) wurden in weiterer Fol- die 2001 sanierte östliche Seitenwand R 6 des Zugangs 3 ge zudem erste Maßnahmen zur Sanierung des westlichen im oberen abgeschrägten Teil bis auf etwa 0,3-0,5 m ab- Zuschauerraums gesetzt (Abb. 2). getragen und ebenfalls stufenförmig aufgemauert (Abb. 3). Die stufenförmige Ausgestaltung des Zugangs 3 in den Wie in den Vorjahren standen die Maurerarbeiten unter nordöstlichen Zuschauerraum beruht auf funktionellen der Anleitung und Aufsicht des für die Sanierung antiken und ästhetischen Kriterien. Mauerwerks im Archäologischen Park Magdalensberg zu- ständigen Steinmaurers. Die Verantwortung für die fach- Die Unterschwemmung der südlichen Seitenwand R 10 des gerechte Umsetzung der baulichen Maßnahmen oblag Zugangs 4 in den östlichen Zuschauerraum (RA III) erfor- einem für die Bauleitung vor Ort eingesetzten Bautech- derte eine Untersicherung des Mauerhauptes mittels Strei- niker. Die Überwachung der allgemeinen Standsicherheit fenfundaments. Die bis auf ihre Oberkanten verschütteten der Mauern des Amphitheaters erfolgte im Rahmen ei- Radialmauern R 11 bis R 16 des östlichen Zuschauerraums ner statischen Begutachtung des Zivilingenieurbüros für (RA III) wurden bis auf ca. 0,5 m tief freigelegt und nach Bauwesen Pabinger und Partner, namentlich Herrn Dipl.- Auskratzen des porösen Mörtels und Neuverschmieren der Ing. Peter Pabinger, am 16. Mai 2006.3 Mauerfugen mit Zementmörtel beidseitig drainagiert. Die denkmalschutzgerechte4 Ausführung der Konser- Die südlich des Nemeseums freigelegten Radialmauern vierungsmaßnahmen erfolgte in Anwendung des im R 21, 22 und 23 des östlichen Zuschauerraums (RA IV Archäologischen Park Magdalensberg bewährten Res- Süd) zeigten sich aufgrund des anstehenden Hangwassers taurierungskonzeptes. Nach Abtragung geschädigter stark geschädigt und durch angeschwemmtes Erdmateri- Mauerteile wurden die mit Zementmörtel verfestigten al verschüttet. Unter Abnahme des porösen Mauerwerks Mauerschalen nach Vorbild der römischen Gussmauer- wurden sie bis auf die untersten erhaltenen Steinlagen technik mit kleinteiligen Bruchsteinen ausgefüllt und freigelegt. Das stark zur Arena geneigte und teils verstürz- mit Bindemasse ausgegossen.5 In den Mörtel des aufge- te Teilstück der inneren Caveamauer M 1 südlich des Ne- zogenen Mauerwerks eingelassene Scherbenlinien aus meseums, dem einige bis zu 1 m lange Marmorteile sowie originalen Ziegelbruchstücken verdeutlichen die bei den Säulenfragmente als Spolien vorgeblendet sind, musste Grabungen vorgefundenen Mauerhöhen. im oberen Bereich großflächig abgenommen werden. 98 | PROVINZIALRÖMISCHE ARCHÄOLOGIE UND FELDFORSCHUNG © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at Die Mauern des 1999 im Ostscheitel der Anlage freige- legten Nemesisheiligtums (RA IV) waren nach der Still- iegung des Amphitheaters infolge des unvorhergesehenen Endes des Grabungsprojektes im Jahre 2001 mit Planen abgedeckt worden und drei Jahre lang Verwitterung, Be- wuchs und zunehmendem Verfall ausgesetzt. 2004 muss- ten bereits großflächige Schäden am Heiligtum konstatiert werden.6 Die Mauern standen zwar noch aufrecht, waren jedoch aufgrund Brüchigkeit und Neigung teils einsturz- gefährdet (Abb. 4). Aufgehendes Mauerwerk hatte sich stellenweise nur bis zur maximalen Höhe von annähernd 2,5 m lediglich im Bereich der nördlichen Seitenwand des Nemeseums R 19 erhalten. Nach ersten Konservierungsmaßnahmen im Vorjahr7 Abb. 4: Nemesisheiligtum. Zustand 2005. Blick aus Westen. Aufn. begannen mit der Abtragung der völlig durchfeuchteten R. Barlovits Rückwand M 3 bis auf Bodenniveau 2006 die Arbeiten zur Restaurierung bzw. Rekonstruktion des Nemesishei- römischer Tempel. Der Innenraum des Nemeseums ist ligtums. Die Mauer wurde mit den originalen Bruchstei- anhand der für die Restaurierung maßgeblichen Befunde nen auf ihrer ursprünglichen Breite von 0,9 m bis auf eine der älteren Bauphase11 mit einem halbrunden, bis zu 2 m Höhe von 5 m neu aufgesetzt. Die Hanglage des Amphi- tief an die Rückwand reichenden Sockelpodium ausge- theaters und daraus resultierender Druck durch anste- stattet worden. Dazu wurde die im östlichen Drittel des hendes Hangwasser auf das Heiligtum erforderten die Raumes gekrümmt eingestellte und nur mehr in Funda- rückseitige Verschalung des unteren Teiles der Rückwand mentscharen zweilagig erhaltene Bogenmauer R 4012 in der M 3 mittels Beton. ursprünglichen Breite von 1,2 m bis 0,5 m hoch aufgezogen und mit drainagewirksamen Bruchsteinschutt hinterfüllt.
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