Ein Spaziergang Durch Maria Saal Und Seine Umgebung
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Ein Spaziergang durch Maria Saal und seine Umgebung Alfred Ogris Ziel: Maria Saal, Marktgemeinde Maria Saal, Pol. Bez. Klagenfurt Land Erreichbarkeit: Von Klagenfurt mit dem PKW z. B. über die Klagenfurter Schnellstraße S 37 bis zur Abfahrt Maria Saal und von dort weiter in den Ort fahren. Im Nahbereich der Kirche gibt es diverse Parkplätze. Es fährt mehrmals ein Postbus von Klagenfurt wie auch von St. Veit von und nach Maria Saal (Haltestelle Maria Saal Ort). Maria Saal ist außerdem auch mit der Bahn S 1 gut erreichbar. Sehenswürdigkeiten: Propsteipfarr- und Wallfahrtskirche Mariae Himmelfahrt, zahlreiche sakrale und profane Baudenkmäler, Freilichtmuseum Die folgenden Ausführungen sollen es dem geneigten Besucher von Maria Saal erleichtern, sich in diesem kulturhistorisch bedeutenden Ort Kärntens einigermaßen strukturiert umsehen zu können. Keineswegs soll dadurch jedoch eine feste Route vorgegeben werden, auf der man sich bewegen muss. Es sollte jede und jeder frei nach Laune und Interesse entlang des dargebotenen Leitfadens versuchen, Maria Saal in seiner Vielfältigkeit zu erfassen. Dabei sollte man nicht davor zurückschrecken, kleine Pausen einzulegen und sich an den verschiedenen Stellen des stimmungsvollen Hauptplatzes oder beim Freilichtmuseum auch die eine oder andere Erfrischung zu gönnen. Ist von Maria Saal die Rede, so denkt jeder unwillkürlich an den über dem Zollfeld thronen- den Dom, der spätestens seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine weithin bekannte Wallfahrtskirche war, von der der Kapitel- schaffer Barthlmä Müller in einem Schreiben an den salzburgischen Vizedom in Friesach im Jahr 1644 meinte, Maria Saal sei „die Mutter aller anderen Gotteshäuser im Lande Kärnten“. Dies ist nicht verwunderlich, gilt doch Maria Saal seit den Zeiten des Chor- und Missionsbischofs Modestus als jene Kirche Karantaniens, von der aus um die Mitte des 8. Jahrhunderts die eigentliche Christianisierung des Landes ihren Der eindrucksvolle Maria Saaler Dom von Südwesten Ausgang genommen hat. (Foto H. Rogy) Modestus, der sich wohl auch wie später seine Nachfolger bevorzugt in Maria Saal aufhielt, wird deshalb nicht zu Unrecht als Apostel Kärntens verehrt. Sein Grab, das im Maria Saaler Dom als Pilgerstätte gilt, ist in seiner Ursprünglichkeit nicht erhalten. Nördlich des Domberges führt der Modestusweg vom Marienhof, einem eindrucksvollen Bau aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wo heute geistliche Schwestern aus dem Mutterkloster Zams in Tirol behinderte Kinder betreuen, zur Wallfahrtskirche. Das Modestusstöckl mit Armen- Der Strußnighof Das Zollfelderhaus haus (Foto W. Deuer) (Foto H. Rogy) (Foto H. Rogy) Newsletter Nr. 6/2014 © Geschichtsverein für Kärnten Doch weder die seit dem 15. Jahrhundert imposante Kirchenburg noch der Dom selbst sollen hier in den Mittelpunkt des Interesses gerückt werden; Maria Saal hat auch sonst einiges an kulturellen Feinheiten, sowohl im profanen als auch im geistlich-kulturellen Bereich zu bieten. Allein die Straßen, über die der Weg zu verschiedenen Einrichtungen führt, bezeugen schon von ihren Bezeichnungen her die Bedeutung Maria Saals als historisch-politischer, aber auch als spiritueller und künstlerischer Ort (Keltenweg, Böcklstraße, Zunkgasse, Türkgasse, Hülgerthstraße, Prunnergasse, Virgilweg, um nur einige wenige zu nennen). Dem Zollfelderhaus am Bischofweg (nahe dem Gemeindeamt, früher Maurermeister-Keusche bzw. Kanonikatshaus) z. B., das nur von außen betrachtet werden kann, entspricht etwa im Dom das Zollfelder-Epitaph (Andreas Zollfelder); die Brüder Andreas und Thomas Zollfelder hatten im 18. Jahrhundert zunächst vermutlich im Seiserstöckl (oberhalb des Friedhofs am Seiserweg) zwei Kanonikatspfründe eingerichtet, die dann ins Zollfelderhaus verlegt wurden (das Chronogramm weist das Jahr 1755 aus). Auf dem Seiserweg vom Friedhof ins Zentrum sind sowohl der landtäfliche Lesjakhof (mit Ge- denkstein für den aus Kärnten stammenden Salzburger Erzbi- schof Max Gandolph von Khün- burg von 1670) als auch der Strußnighof (mit einer über dem Eingang auf Kaspar Fischer hin- weisenden Inschrift von 1690) historisch interessant. Der Bereich dieser drei auch architektonisch interessanten „Stöckl“ scheint ur- kundlich bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts als Gedenkstein für den Salzburger Erz- „Grafenbrunn“ auf; die Bezeich- Kanonikerstöckl mit Turmbau ge- bischof Max Gandolph von Khünburg nung lebt bis heute als „Graben- gen Nordwesten; hier befand sich am Lesjakhof (Foto H. Rogy) brunn“ weiter. auch das Archiv. (Foto W. Deuer) Bis vor Kurzem stand hier auch tatsächlich ein Brunnen (samt Informationstafel), dessen Einfriedung noch zu sehen ist. Dem Vernehmen nach soll er bald wieder in Funktion gebracht werden. Sehenswert sind im Zentrum natürlich die den Dom umgebenden Gebäude (Kapitelhaus, Dechantei, Kapuzinerstöckl, alte Propstei und die Kanonikerhäuser), die seit dem 15. Jahrhundert eine regelrechte Kirchenfestung bildeten, welche sich in den Türken- und Ungarnstürmen des ausgehenden 15. Jahrhunderts bewährt hat. In einem der alten Häuser nahe dem Dom wohnt heute der bekannte Regisseur Martin Kušej. Vom Hauptplatz mit der aus Klagenfurt „zuge- wanderten“ Mariensäule, die an die Dankbarkeit der Kärntner Landstände zur Zeit der Türkengefahr im 17. Jahrhundert erinnert – die Inschrift gibt allerdings einige Rätsel auf (!) – , kann man, vorbei am Rainer-Haus mit der Gedenktafel für den Lehrer und Maler Willibald Zunk, zum früheren Gasthof „Zur Post“ (Hauptstraße Nr. 1) gelangen. Das Gebäude (vulgo Gasser) bietet sowohl von seiner straßenseitigen Ansicht (spätklassizistischer Bau aus der Zeit des Biedermeier mit neun Fensterachsen) als auch von seiner Hofseite, die allerdings nur bei Innenhof des ehemaligen Gasthofs „Zur Post“ Veranstaltungen zugänglich ist, ein reizvolles (Foto H. Rogy) Ambiente. Newsletter Nr. 6/2014 © Geschichtsverein für Kärnten Aus diesem Hause stammte Christina (Maria Xaveria Alexia) Gasser, die 1781 in Klagenfurt zur Schwester Oberin der Elisabethinen gewählt wurde und die als enge Vertraute der Erzherzogin Marianne galt. Von hier kann man über das „Platzl“ und über den Schnerichweg zum landtäflichen Tonhof gelangen, der jetzt durch die Initiative des jungen Besitzers und einiger rühriger junger Maria Saaler wieder zugänglich und für kulturelle Veranstaltungen (z. B. Konzerte, Dichterlesungen etc.) geöffnet ist. Der Weg ist benannt nach dem Kunsthistoriker und Mäzen der Kirchenmusik und von Kirchenkonzerten Dr. Alfred Schnerich, einem Verwandten der Familie Weis-Ostborn bzw. Lampersberg. Auch das Theaterspiel in der angrenzenden legendären Scheune ist wieder möglich. Somit ist das Vermächtnis der Familie Lampersberg mehr als Tonhof mit legendärer Theaterscheune erfüllt, den Tonhof, wie zu Bernhards, Artmanns (Foto H. Hammerschlag) und Lavants Zeiten der Kunst zu öffnen. „Die Pfleg“ (heute Schnerichweg 1), wie der Tonhof früher auf Grund seiner historischen Funktion genannt wurde, zeigt westseitig das Wappen des Salzburger Erzbischofs Hierony- mus Colloredo aus Mozarts Zeiten. Hier war der Sitz des Landgerichts und des salzburgischen Landrichters; hinter dem gegenüberliegenden Gebäude sind noch Reste des Gefängnisturms zu sehen. Er erinnert u. a. an das dunkle Kapitel der Hexenprozesse; die letzten fanden in Maria Saal im Jahr 1738 statt. Gefängnisturm beim Gerichtshaus von Osten (Foto K. Wallner) Das Ehepaar Lampergsberg liegt am Friedhof zu Maria Saal begraben; ein Besuch lohnt nicht nur wegen weiterer hier begrabener Persönlichkeiten wie des Schriftstellers Humbert Fink, des früheren ORF-Landesintendanten Ernst Willner, des Limnologen Hans Sampl und anderer Persönlichkeiten; Willner ließ z. B. von Valentin Oman in der Friedhofskapelle einen dreiflügeligen Altar gestalten, der in seiner Ausführung an die vom selben Meister gestaltete Seminarkirche in Tanzenberg erinnert. Einige Grabsteine mit dem Kärntner Kreuz aus den Zeiten des Kärntner Abwehrkampfes erinnern Oman-Altar in der Maria Saaler Friedhofs- daran, dass die Jahre 1918 bis 1920 auch an Maria Saal nicht kapelle (Foto H. Rogy) spurlos vorüber gegangen sind. Vom Tonhof zurück zum Platzl, kann man über die Arndorfer Straße Richtung Freilichtmuseum spazieren. Dabei führt der Weg vorbei am Elternhaus des Schriftstellers und Dichters Peter Turrini sowie seines Bruders, des Bildhauers Walter Turrini. Gegenüber erinnert eine anlässlich der Fassadenerneuerung zutage getretene Aufschrift am Haus Arndorfer Straße Nr. 2 (heute Familie Halvax, früher Gasthaus zum Gore) an jene Zeiten, als in Maria Saal bis zu 15 Gasthäuser den Pilgern Unterkunft und Verpflegung boten. Vor dem sogenannten Pestkreuz, das einer eingehenden Newsletter Nr. 6/2014 © Geschichtsverein für Kärnten Betrachtung wert ist und das als Sammelplatz für Wallfahrer aus bestimmten Richtungen diente, biegt man nach links ab und kommt zunächst am schmucken Haus vlg. Schneidersimele vorbei, an dem eine Tafel an die Gründer des Kärntner Freilichtmuseums erinnert. Dieses war das erste seiner Art in Österreich, wurde 1952 zunächst auf dem Kreuzbergl in Klagenfurt eingerichtet und dann Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts nach Maria Saal übersiedelt. Ca. fünf Minuten weiter gelangt man, vorbei am Trattenstüberl, dem Schachlokal des in ganz Österreich wegen Großmeister Markus Ragger bekannten Schachklubs Maria Saal, zum Freilichtmuseum, an dessen Eingang das sogenannte Neuner-Kreuz an die Familie Neuner aus Klagenfurt als besondere Gönner des Freilichtmuseums erinnert. Im Laufe der Jahre wurde das Museumsangebot systematisch