15 Jahre Thüringer Landtag Im Rückblick Einstiger Abgeordneter Aus Den Gründerjahren Im Freistaat Thüringen
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Holger Zürch Mit freiem Volk auf freiem Grunde 15 Jahre Thüringer Landtag im Rückblick einstiger Abgeordneter aus den Gründerjahren im Freistaat Thüringen Mit Fotos von Holger Zürch Von Holger Zürch im April 2013 für Qucosa.de bearbeitete, gekürzte Version der Original-Ausgabe. Das Buch erschien 2006 im Engelsdorfer Verlag Leipzig (ISBN-10: 3939404012 - ISBN-13: 9783939404019) © 2013 für diese Online-Ausgabe, Texte und Fotos: Holger Zürch Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung, die über das Zitatrecht bei vollständiger Quellenangabe hinausgeht, ist honorarpflichtig und bedarf der schriftlichen Genehmigung des Rechte-Inhabers. Der Inhalt wurde nach bestem Wissen und Gewissen erstellt – dennoch sind alle Angaben ohne Gewähr für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität. andtags-Abgeordnete sind Berufs-Politiker auf Zeit – so wollen es die Spielregeln L unserer Demokratie. Wer ein Landtags-Mandat erringt, engagiert sich befristet im Auftrag seiner Wähler für das Allgemeinwohl. Das nächste Wahl-Ergebnis und vor allem der innerparteilich festgelegte Platz auf der Landesliste der eigenen Fraktion entscheiden stets aufs Neue über die berufspolitische Zukunft jedes einzelnen Abgeordneten. In diesem Buch kommen bekannte und weniger bekannte Politiker aller politischen Lager in Thüringen zu Wort, die die Gründerjahre im Freistaat seit Wiedererstehen des Landes mitgeprägt haben. Mit ihren vielfältigen und oft sehr detailreichen Erinnerungen rufen sie die höchst ereignisreiche Zeit seit Oktober 1990 wach. Wie lebt es sich als „Interessen-Vertreter auf Abruf“? Welche persönlichen Erfahrungen vermittelte das Abgeordneten-Dasein – noch dazu in den Jahren umfangreichster Veränderungen seit 1990? Und wie sieht das Leben nach dem oft unfreiwilligen Abschied aus der Berufs-Politik aus? Holger Zürch hat darüber mit einstigen Abgeordneten und Ministern gesprochen, die zwischen 1990 und 2004 dem Thüringer Landtag angehörten. Sie haben die weitreichenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umgestaltungen der drei DDR-Bezirke Erfurt, Gera und Suhl zum Wiedererstehen des heutigen Freistaats Thüringen gestaltet. 1 Leserstimmen: Dem Autor ist es gelungen, einen verständlichen Einblick in die Kompliziertheit des politischen und des „öffentlich-rechtlichen“ Geschäfts zu geben. Und ich finde es sehr eindrucksvoll, dass die befragten einstigen Politiker den Lesern als „Außenstehenden“ Zugang zu den widerstreitenden Interessen der Abgeordneten und ihrer jeweiligen Lobby ermöglichen. Holger Zürch hatte jedenfalls eine glückliche Hand und internen Sachverstand, als er sich auf das Glatteis dieser Befragung wagte – und er überlässt es dem geneigten Leser, sich zu dem Geschilderten die eigene Meinung zu bilden. Gernot Potengowski, Weimar Ich halte dieses Buch für ein wichtiges Zeitdokument. Überhaupt bin ich der Meinung, dass man erst die Quellen erschließen sollte – Egon Bahr hatte, so glaube ich, angeregt, sich gegenseitig den Lebenslauf zu erzählen – , bevor man sich in die Untiefen der Interpretation begibt. Solche Quellen sprudeln nicht ewig, und der Autor hat den richtigen Zeitpunkt gefunden, sie zu erschließen. Ein solch lebendiger Umgang mit der Geschichte verdient meine volle Anerkennung. Prof. Eberhard Stock, Halle (Saale) Rezension: Ex-Abgeordnete packen aus: Mit freiem Volk auf freiem Grunde Ralf Julke - 03.07.2006 http://www.l-iz.de/Bildung/Bücher/2006/07/Ex-Abgeordnete-packen-aus-Mit-200607030025.html Die Katastrophen der Politiker ereignen sich zumeist in heißen Wahlnächten, wenn Kameras mitten in ihre Gesichter halten und die ersten Hochrechnungen über die Bildschirme flattern. Dann finden Karrieren über Nacht ein jähes Ende, werden Hoffnungen zunichte und die Mühe nicht nur eines Wahlkampfs löst sich auf Nimmerwiedersehen auf. Die Sieger interessiert das herzlich wenig. Aber was wird aus den Verlierern am Tag danach? Holger Zürch, Journalist und Autor, wollte das wissen. Ist hingegangen und hat gefragt. (…) Und eine ganze Welt der Hintergründe dabei aufgetan. Politik ist nicht langweilig, wenn man einmal hinter die Kulissen guckt. Politik kann auch zur Droge werden, das haben viele von denen erfahren, die Holger Zürch zwischen 2001 und 2005 interviewt hat. Seine 15 Gesprächspartner haben eines gemeinsam: Sie sitzen nicht mehr im Parlament, unterliegen also keinem "Fraktionszwang" mehr und müssen auch keine Rücksicht mehr nehmen auf die viel beschworene Parteidisziplin, ohne die man politische Projekte auch in demokratischen Parlamenten nicht durchsetzen kann. Oder besser: glaubt, nicht durchsetzen zu können. Denn im Grundgesetz verankert ist nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht der gewählten Volksvertreter, stets nach ihrem eigenen besten Wissen und Gewissen zu entscheiden. Und nur die Gewählten wissen, wie oft das nicht möglich ist. Es gibt die Unabhängigen, die trotzdem ihrem inneren Leitfaden folgen, die sich nicht auf die Richtungsvorgabe der Fraktionsführung verlassen. Es gibt auch jene, die sich mit Gewissensbissen herumschlagen, die Entscheidungen bereuen oder bereuen, dass sie zu früh aufsteckt haben. Gerade die Jahre im ersten Thüringer Landtag ab 1990 waren aufgeladene Jahre. Da wurden auch in Erfurt Gesetze geschmiedet, wurde eine Verfassung ausgearbeitet, wurden die Weichen im Bildungssystem und in de Wirtschaftspolitik gestellt. Wer damals Abgeordneter war, erlebte Politik als schöpferischen Prozess, feierte Siege und Niederlagen in rasender Fahrt. Aber es saßen fast ausschließlich auch Leute im Parlament, deren Erfahrung mit parlamentarischer Arbeit gegen Null tendierte. Wer schon ein paar Monate in der letzten Volkskammer der DDR gesessen hatte, galt als Urgestein. (…) Zwölf der von Zürch befragten hatten wichtige politische Ämter inne. Etwa Josef Duchac, der erste Ministerpräsident des Landes, oder Dr. Gerd Schuchardt, der einstige Landesvorsitzende der SPD. Zürch hat keine Scheuklappen. Er fragt sie alle nach ihren politischen Werdegängen, nach Niederlagen und dem keineswegs abwegigen Stichwort "Politikverdrossenheit". Er fragt sie nach ihren Abschieden 2 von der Politik, die bei den meisten höchst unfreiwillig geschahen, nach ihrem Leben danach und ihren Erfahrungen aus der Zeit als Mandatsträger. Die Interviews stehen in fröhlicher Unbeschwertheit nebeneinander, jedes für sich ein kleines Juwel, die Würdigung eines Menschen, der auf seine Art versuchte, die Welt zu verbessern. Und was einst als Wortschlacht durch die Gazetten tobte, taucht hier in der Rückblende wieder auf. Sachlicher, selbstverständlicher. Da können selbst konträre Sichten auf einmal unkommentiert stehen bleiben, wird in der Vielfalt der Stimmen klar, wie vielschichtig Politik eigentlich ist. Und warum all diese Facetten sogar dazu gehören müssen, wenn es um den menschlichen Versuch geht, eine Zukunft zu gestalten. Was Zürch gelingt, ist ein Stück Geschichts-Bewahrung. Nicht alle Akteure werden einmal ihre Memoiren schreiben. Nicht alle werden zu den gestellten Fragen Auskunft geben. Und in dieser Breite wird auch niemand die tägliche Politik je abbilden können. Gar so abgeklärt, wie es einigen der älteren Befragten jetzt möglich ist, jetzt, da schon der vierte Landtag in Erfurt sitzt und die CDU zum zweiten Mal mit absoluter Mehrheit regiert. Das tut sie ja auch, weil ihre Kontrahenten teils plumpeste Fehler gemacht haben. Vermeidbare Fehler oft, wie das so ist bei Menschen. Aber nicht umsonst hat der 39jährige Autor sein Buch betitelt "Mit freiem Volk auf freiem Grunde". Frei nach Goethes Faust, für den der Satz eigentlich ins Verhängnis führt: "Solch ein Gewimmel möcht ich sehn, Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn. Zum Augenblicke dürft ich sagen: Verweile doch, du bist so schön!" Ist eben nichts mit Verweilen. Abgeordnete haben Stress-Jobs, sie irren, zweifeln und übernehmen sich. Sie sind Menschen wie ihre Wähler auch, nur nehmen sie es meist ernster mit dem Willen, die Gesellschaft ein wenig besser zu machen. Es steckt ein gut Stück Tragik in vielen Karrieren, besonders dann, wenn Wahlen unverhofft für ein Ende des redlichen Bemühens sorgen. Mancher würde wieder die Koffer packen, wenn man sie oder ihn denn riefe. Andere haben das Kapitel abgeschlossen für sich. Das Leben geht weiter, auch wenn es zuweilen beim Arbeitsamt strandet. Nicht jeder ist gegen die Unbilden der Wirklichkeit gefeit. Auch das steckt in diesen 15 Geschichten, die Holger Zürch da eingefangen hat zum 15. Jahrestag des Thüringer Landtags. Jetzt kann man sich ein ähnliches Buch auch für den Freistaat Sachsen wünschen, der, was die journalistische Aufarbeitung der frühen Jahre betrifft, praktisch noch terra incognita ist. INHALT Intro 15 Jahre Thüringer Landtag – eine erste zeitge schichtliche Bilanz Podiums -Diskussion vom Februar 2005 zum Thema „15 Jahre Thüringer Landtag“ Dr. Jürgen Bohn (FDP): „Ich frage mich, welche Botschaft heute von Thüringen ausgeht“ Jose f Duchač (CDU) : „Ich hatte immer schon eine ganz satte Portion Ehrgeiz“ Siegfried Geißler (Neues Forum): „Wer sich nicht engagiert, hat auch kein Recht zu schimpfen“ Christine Grabe (Grüne): „Kungeln ist nicht meine Vorstellung von Politik“ Edda Heymel (SPD): „Ich habe mich ständig beobachtet gefühlt“ 3 Klaus Höpcke (PDS): „Entweder es geht demokratisch – oder es geht nicht“ Johanna Köhler (CDU): „Bürgernähe war für mich oberstes Gebot“ Klaus Mehle (SPD): „Das Problem ist, dass Politiker den Leuten zum Maule reden“ Dr. Gottfried Müller (CDU): „Ich kann sagen, ich habe mich bemüht – und einiges ist auch gelungen“ Christiane