Der Gefährliche Weg in Die Freiheit Fluchtversuche Aus Dem Ehemaligen Bezirk Potsdam
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Eine Publikation der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung Hannelore Strehlow Der gefährliche Weg in die Freiheit Fluchtversuche aus dem ehemaligen Bezirk Potsdam Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Außenstelle Potsdam Inhalt Vorwort 6 Kapitel 3 Fluchtversuche mit Todesfolge Quelleneditorische Hinweise 7 Fluchtversuch vom 22.11.1980 42 Kapitel 1 Ortslage Hohen-Neuendorf/Kreis Die Bezirksverwaltung Oranienburg der Staatssicherheit in Potsdam 8 Fluchtversuch vom 12.2.1987 52 Kapitel 2 im Bereich der Grenzübergangsstelle (GÜST) Der 13. August 1961 Rudower Chaussee – Mauerbau – 20 Fluchtversuch vom 7.2.1966 56 bei Staaken Quellenverzeichnis Kapitel 1 und 2 40 Fluchtversuch vom 14.4.1981 60 Bereich Teltow-Sigridshorst Quellenverzeichnis Kapitel 3 66 4 Kapitel 4 Kapitel 5 Gelungene Fluchtversuche Verhinderte Fluchtversuche durch Festnahmen Flucht vom 11.3.1988 68 über die Glienicker Brücke Festnahme vom 4.3.1975 102 an der GÜST/Drewitz Flucht vom 19.9.1985 76 im Grenzbereich der Havel Festnahme vom 27.10.1984 110 in der Nähe der GÜST/Nedlitz Flucht vom 4.1.1989 84 im Raum Klein-Ziethen/Kreis Festnahme vom 8.7.1988 114 Zossen in einer Wohnung im Kreis Kyritz 90 Flucht vom 26.7.73 Festnahme vom 8.6.1975 120 von 9 Personen durch einen Tunnel unter Schusswaffenanwendung im Raum Klein Glienicke an der GÜST/Drewitz Quellenverzeichnis Kapitel 4 101 Quellenverzeichnis Kapitel 5 128 Dokumententeil 129 Die Autorin 190 Impressum 191 5 Vorwort Froh und glücklich können wir heute sein, dass die Mauer, die die Menschen aus dem Osten Deutschlands jahrzehntelang von der westlichen Welt trennte, nicht mehr steht. Heute, nach 15 Jahren, bereitet es bereits Mühe, sich die Tei- lung Deutschlands vorzustellen oder noch Reste von den Gren- zanlagen zu erkennen. Martialisch wirkten sie mit ihren nach innen ausgerichteten baulichen Konstruktionen, die jede Flucht unmöglich machen sollten. Ich selbst sehe vor meinen Augen noch die an Laufketten gefesselten gefährlichen Hunde am Schloß Cecilienhof im Neuen Garten an der Grenze von Potsdam nach Westberlin nervös hin und her laufen. In ihren Gedanken haben viele Menschen versucht, die Grenze zu durchbrechen. Nur wenige haben diesen Schritt dann aber wirklich gewagt. Ihr Weg war besonders schwer und opferreich. Groß mußte ihr Freiheitsdrang gewesen sein, der sie selbst den eigenen Tod in Kauf nehmen ließ. Der Wille nach Freiheit, die Sehnsucht nach Ungebundenheit und die Neugier auf Unbekanntes läßt sich eben durch nichts, und sei es durch noch so viele Hindernisse, Gefahren, Schreck- nisse und schier aussichtslose Situationen, für immer auslö- schen. Dieses Buch wurde in Gedenken an die Menschen geschrieben, die diese Grenze überwinden wollten. Ihre Schicksale sollen nicht vergessen werden. Gisela Rüdiger 6 Quelleneditorische Hinweise Die beiden ersten Kapitel sowie der Dokumententeil geben Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass die eine oder einen Einstieg in die Geschichte der Staatssicherheit im ehema- andere Darstellung aus den Stasiakten nicht dem tatsächlichen ligen Bezirk Potsdam bis zu dem historischen Ereignis des Mau- Hergang entspricht. erbaus vom 13. August 1961. In den Kapiteln 3 bis 5 wird Auszüge aus den Dokumenten wurden im Text in Zitierweise anhand von Fluchtbeispielen die Arbeitsweise der Bezirksver- abgeschrieben, enthalten keine orthographischen oder gram- waltung Potsdam (BV) des Ministeriums für Staatssicherheit matikalischen Korrekturen und wurden im Schriftbild kursiv (MfS) verdeutlicht. Dazu wurde ausschließlich auf Quellenma- hervorgehoben. terial aus dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) Auslassungen, die Namen und persönliche Daten enthielten und den Archiven der Bundesbeauftragten für die Unterlagen wurden im Text mit ... gekennzeichnet. des Staatssicherdienstes der ehemaligen DDR (BStU) zurückge- griffen. Die bereits öffentlich bekannten Namen von Opfern in den Beschreibungen von Fluchten mit Todesfolge wurden beibehal- Die zum großen Teil bisher unveröffentlichten Dokumente und ten. Die Namen der mithandelnden Personen und der Betroffe- Bildmaterialien im Dokumententeil geben Einblicke in Meldun- nen in den anderen Fluchtbeispielen sind jedoch durch Pseud- gen, Stimmungsberichte und Lageeinschätzungen der Potsda- onyme ersetzt worden. mer SED-Bezirks- und Kreisleitungen, der Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei (BDVP) und der Bezirksverwaltung für Ich danke der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Staatssicherheit. Sie sollen die Ereignisse um den Mauerbau Bildung, die diese Veröffentlichung ermöglicht hat. vom 13. August 1961 im Bezirk Potsdam verdeutlichen. Die Dokumentation wurde unter hohem Zeitdruck erarbeitet. Die Fertigstellung konnte deshalb nur mit Hilfe der engagierten Für die Darstellung der Fluchtbeispiele aus dem ehemaligen Unterstützung durch die Außenstellenleiterin Frau Gisela Rüdi- Bezirk Potsdam wurden Untersuchungsvorgänge der Bezirks- ger, den Mitarbeitern des Archivs der Außenstelle Potsdam und verwaltung Potsdam sowie weitere Unterlagen der BStU heran- der fachlichen Beratung durch die Zentrale der BStU in Berlin gezogen. Den Mittelpunkt der Fluchtgeschichten bilden die gelingen. Fluchtmotive, die Fluchtumstände sowie die entsprechenden Mein Dank gilt auch den Mitarbeitern des Brandenburgischen MfS-Reaktionen. Um die Aussagekraft der hier geschilderten Landeshauptarchivs, vor allem für die unkomplizierte Bereitstel- Schicksale zu unterstreichen, wurde auf eine zeitliche Ordnung lung noch kurzfristig benötigter Dokumente. innerhalb der Fluchtkapitel verzichtet. Die verwendeten Doku- mente spiegeln ausschließlich die Sicht der Herrschenden wie- Hannelore Strehlow der. Um diese Sichtweise zu relativieren, wurde bei den Flucht- geschichten die Form des Nacherzählens gewählt, die mit Ori- ginaltexten aus den MfS-Unterlagen ergänzt wurden. 7 Kapitel 1 den Händen der sowjetischen Militäradministration. So musste der Potsdamer Dezernatsleiter der K 5 Oberpolizeirat Otto Rei- mann täglich zur Berichterstattung zur SMAD. Neben dem Lei- Die Bezirksverwaltung der ter der Innenabteilung der SMAD Anochin waren die Offiziere Fatow, Kusnezow und der Leiter der operativen Gruppe in Pots- Staatssicherheit in Potsdam dam Oberst Nischegorodski in Potsdam für die Kontrolle der K 5 Kurzer historischer Abriss zuständig. Die K 5 untergliederte sich in die folgenden Arbeitsgruppen: A – „Verstöße gegen SMAD – Befehle“, B – „Verstöße gegen Kontrollratsbefehle- 201“, C – „Sabotage am demokratischen Neuaufbau“ sowie D – „sonstige Verstöße“. Die K 5 führte Die Geschichte des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) später auch die noch offenen Verfahren zu NS-Verbrechen nach beginnt mit dem Ende des II. Weltkrieges. Unter sowjetischer dem Kontrollratsgesetz Nr. 10 weiter. 1 Führung erfolgte unmittelbar nach der Besetzung Ostdeutsch- Am 6. Mai 1949 wurden die Dezernate und Kommissariate der lands im Mai 1945 die Bildung von Kommissariaten für politi- K 5 aus der Kriminalpolizei herausgelöst. Unter Führung Erich sche Kriminalität auf lokaler Ebene. Mielkes entstanden damit eigenständige Organisationseinhei- Da die UdSSR auf der Potsdamer Konferenz (17. Juli – 2. Au- ten einer politischen Polizei, die nach Gründung der DDR als gust 1945) der Dezentralisation der politischen Struktur und Hauptverwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft in das neu damit einer Länderstruktur zugestimmt hatte, bildete sie in ihrer gebildete Ministerium des Innern (MdI) eingingen. Besatzungszone die Länder Brandenburg, Mecklenburg, Sach- sen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Damit wurde die politische In der unmittelbaren Nachkriegszeit verfolgten die sowjetischen Polizei Bestandteil der Landespolizeibehörden, die mit der Geheimdienste in der sowjetischen Besatzungszone hauptsäch- Gründung der Deutschen Verwaltung des Innern (DVdI) am 30. lich Nationalsozialisten und Kriegsverbrecher. Juli 1946 zur Vereinheitlichung der Polizeibehörden in der Die Ermittlungen richteten sich aber auch gegen die politischen sowjetischen Besatzungszone (SBZ) führte. Innerhalb der Krimi- Kräfte, die einer gesellschaftlichen Entwicklung nach stalinisti- nalpolizei etablierten sich die eigentlichen Vorläufer des MfS, schem Vorbild im Wege standen. Die Verhaftungen geschahen die Abteilungen K 5. Die Aufgaben der K 5 entsprachen bereits nicht selten willkürlich und ohne haltbare Gründe. Das Vorge- in wesentlichen Teilen den späteren Aufträgen des MfS. hen der sowjetischen Untersuchungsorgane sollte Angst erzeu- Die Zuweisung dieser Aufgaben erfolgte auf Befehl der sowje- gen, schloss die Anwendung von physischer Gewalt mit ein, tischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) durch die beruhte häufig auf Denunziationen und verzichtete auf Zeugen Anordnung Nr. 201/47. Sie erlaubte erstmals deutschen Behör- und Beweismittel. Die Militär-Tribunale sprachen in Schnellver- den in der SBZ die Verfolgung von nationalsozialistisch belaste- fahren, in russischer Sprache und ohne Rechtsbeistand, ten Personen sowie Untersuchungen wegen Spionage, Diver- erschreckend hohe Urteile von 25 Jahren Zwangsarbeit bis zur sion, Hetze oder illegalem Waffenbesitz zu führen. Die Ent- Todesstrafe aus. Rechtliche Grundlage dieser Verurteilungen scheidungsbefugnis und die Kontrolle blieb jedoch immer in bildeten fast immer die Artikel 58-8 (Terroristische Handlungen 8 Schreiben des Leiters der Abteilung K 5 vom 20. Oktober 1949. Quelle: BStU, MfS, HA IX/11, RHE-West, Nr. 330/1, BI. 296. 9 gegen Vertreter