Standortanalyse des kleinen Glücksspiels in Im Rahmen des steirischen Gesundheitsförderungsprojekts „Schnittstelle Spielsucht“

erstellt von Mag.a Andrea Kern, MA Graz, September 2014

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und Zielsetzung ...... 3 1.1. Ziel ...... 3

2. Glücksspiel-Angebot in Graz ...... 4 2.1. Daten ...... 4 2.2. Gewerbe ...... 7 2.3. Standortwahl ...... 8 2.4. Bevölkerungsstruktur in den ausgewählten Bezirken ...... 14

3. Analyse der Standorte ...... 15 3.1. Mariahilferstraße ...... 16 3.2. Lendplatz ...... 17 3.3. Bahnhofsgürtel ...... 18 3.4. Annenstraße ...... 19 3.5. Griesgasse - Griesplatz ...... 21 3.6. Karlauer Straße ...... 22 3.7. City Park ...... 23 3.8. Jakominiplatz ...... 24

4. Schlussbetrachtung ...... 26

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1. Einleitung und Zielsetzung

In der vorliegenden Studie für das steirische Gesundheitsförderungsprojekt „Schnittstelle Spielsucht“ des Vereins JUKUS wird das Angebot des kleinen Glückspiels in ausgewählten Grazer Bezirken dargestellt und analysiert. Das Projekt „Schnittstelle Spielsucht“ leistet einen Beitrag zu Gesundheitsförderung und Suchtprävention. Diversitätssensibel und interkulturell ausgerichtet, trägt es zum bewussten Umgang mit der Vielfalt der Zielgruppen speziell im Feld Glücksspielsucht bei.

1.1. Ziel

Ziel dieser Studie ist es nicht, jeden einzelnen Geldspielapparat, der auf dem Stadtgebiet steht, abzubilden, sondern Gemeinsamkeiten und Auffälligkeiten beim Thema „Kleines Glücksspiel“1 in Graz aufzuzeigen und Erklärungsmodelle auszuarbeiten. So werden insgesamt acht Gebiete in drei Grazer Bezirken genau beleuchtet und analysiert. Darüber hinaus wird versucht, folgende Fragen zu diskutieren und zu beantworten: • Gibt es eine Konzentration von Glückspielangeboten an spezifischen Plätzen? • Wie kann diese Konzentration begründet werden, z.B. Nähe zu gewünschten KundInnengruppen, Nachfrage, Branchenumfeld, Verfügbarkeit und Preis von Standorten? • Gibt es unterschiedliche Marktstrategien der verschiedenen Anbieter (Ausstattung, Gastronomie, KundInnenbindung)? • Gibt es Auffälligkeiten am örtlichen Umfeld der Standorte?

1 Glücksspiele sind Spiele, bei denen die Entscheidung über das Spielergebnis ausschließlich oder vorwiegend vom Zufall abhängt. Glücksspiele im Sinnen des Bundesgesetzes sind insbesondere die Spiele Roulette, Beobachtungsroulette, Poker, Black Jack, Two Aces, Bingo, Keno und Baccarat chemin de fer und deren Spielvarianten. Glücksspiele unterliegen nicht dem Glücksspielmonopol des Bundes, wenn sie nicht in Form einer Ausspielung und bloß zum Zeitvertreib und um geringe Beträge durchgeführt werden. (§ 4 Abs.1 Glücksspielgesetz) Glücksspielautomaten sind nur nach Maßgabe des § 5 Glückspielgesetz erlaubt. Glücksspielautomaten – Kleines Glücksspiel sind Spielautomaten, bei denen pro Spiel die vermögensrechtliche Leistung des Spielers den Betrag oder den Gegenwert von € 10,-- und der Gewinn den Betrag oder den Gegenwert von € 10.000,-- nicht übersteigt und die Entscheidung über den Gewinn und Verlust ausschließlich oder vorwiegend vom Zufall abhängt.

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2. Glücksspiel-Angebot in Graz

2.1. Daten

2007 hat Christian Stiplosek erstmalig in seiner Diplomarbeit „Die Jagd nach dem Glück? Der Glücksspiel- und Sportwettenboom aus soziologischer Perspektive“ eine Standortanalyse von Wettannahmestellen in Graz durchgeführt. Hier ist klar eine Konzentration der Anbieter in den Grazer Bezirken , und erkennbar. 2007 gab es in Graz laut Stiplosek über 50 Wettcafés oder Wettannahmestellen.2 In den Jahren 2008 und 2009 wurden vom Gewerbeamt der Stadt Graz zwei Erhebungen zu Spielautomaten und Spielcasinos in Graz durchgeführt: Am 14. August 2008 waren 1259 Spielapparate in Graz aufgestellt, davon 1177 Geldspielapparate3 und 82 Unterhaltungs- apparate. Im Vergleich zur darauf folgenden Erhebung rund elf Monate später, am 20. Juli 2009, hat sich die Anzahl beträchtlich erhöht: Es gab 1399 Spielapparate (1302 Geldspielapparate und 97 Unterhaltungsapparate). Zwischen 2007 und 2009 ist hier eine tendenzielle Verschiebung vom Bezirk Eggenberg zum Bezirk in den Angeboten des kleinen Glücksspiels erkennbar. Allerdings muss festgehalten werden, dass Stiplosek ausschließlich Wettannahmestellen in den Grazer Bezirken gezählt hat und nicht Automatenbetriebe oder Spielcasinos. Es ist weder nachvollziehen, ob die Wettannahmestellen auch Glücksspielapparate führten, noch ob die im Gebiet befindlichen Spielcasinos auch Wettannahmestellen waren. Interessant ist auch die enorme Zunahme von Geldspielapparaten zwischen August 2008 und Juli 2009 um 222 Stück. Das bedeutet einen Ausbau des Angebots auf Grazer Stadtgebiet um 19 Prozent. Bedauerlicherweise gibt es seit der letzten Erhebung des Gewerbereferats der Stadt Graz keine aktuelle und vollständige Datenlage über die Anzahl und die Standorte von Geldspielapparaten in Graz. Weder das Gewerbereferat, noch das Stadtvermessungsamt oder die Wirtschaftskammer Österreich verfügen derzeit über dieses Datenmaterial. Daher kann nicht beurteilt werden, ob dieser Trend weiterhin so stark angehalten hat. Jene Bezirke mit dem meisten Geldspielangebot waren 2009 der 5. Bezirk Gries mit 301 Geldspielapparaten, der 4. Bezirk Lend (252) und der 6. Bezirk Jakomini (168), gefolgt mit einigem Abstand von Eggenberg (80), (59), (58) und (57). Die Bezirke mit dem geringsten Automatenaufkommen sind (4), und (jeweils 3). Siehe Tabelle 1. In Abbildung 1 ist ersichtlich, dass sich die Mehrzahl der Glücksspielangebote in den Bezirken links der konzentriert.

2 Stiplosek, Christian (2007). Die Jagd nach dem Glück? Der Glücksspiel- und Sportwettenboom aus soziologischer Perspektive. Graz, Diplomarbeit. 3 Glückspielautomaten im Sinne des § 4 Abs. 2 Glücksspielgesetz (z.B.: Münzgewinnspielautomaten, Geldspielautomaten – sogenanntes „ kleines Glückspiel“)

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Abbildung 1: Grazer Stadtbezirke nach ihrem Angebot an Geldspielapparaten (dunkelrot: sehr hohe Anzahl, pink: große Anzahl, gelb: geringe Anzahl).

Um den Grad der Aktualität der Daten aus 2009 zu überprüfen, wurde das Firmenregister „Firmen A-Z“ der Wirtschaftskammer Österreich herangezogen. Am 5. September 2014 führten 111 Firmen die Gewerbeberechtigung „Automatenbetriebe, Spielautomatenkaufleute“ in Graz. Hier gab es im Bezirk Lend 22 Anmeldungen, in Jakomini 17 und in Gries 14. Für das Gewerbe „Casinos und Spielbanken“ gab es 41 Betriebe. Die höchste Anzahl der Gewerbeberechtigungen in den Bezirken fiel wiederum auf die drei Bezirke Gries (9), Lend (7) und Jakomini (6) aus. Aus dieser Überprüfung kann gefolgert werden, dass die Häufung der Angebote des kleinen Glücksspiels in den Bezirken Lend, Gries und Jakomini seit 2009 nicht verändert hat. Auch die Standorte der Spielcasinos sind seit 2009 in den erwähnten Bezirken gleich geblieben. Beim Gewerbe „Automatenbetriebe, Spielautomatenkaufleute“ gibt es dabei eine größere Fluktuation. Jedoch erweist sich der Abgleich mit dem Datenmaterial von 2009 als schwierig, da nicht für jeden Standort von Spielapparaten eine eigene Gewerbeberechtigung erforderlich ist. Es kann festgehalten werden, dass auf Basis dieser ersten Analyse die Bezirke Gries, Lend und Jakomini besonders untersucht werden.

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Summe Geldspiel- und Anzahl Reihung nach Anzahl der Bezirk Differenz Unterhaltungs- Geldspielapparate Geldspielapparate spielapparate

14.08.08 20.07.09 14.08.08 20.07.09 14.08.08 20.07.09

1 47 44 -3 48 45

2 6 11 5 6 11

3 28 31 3 28 32

4 232 252 20 245 265 2 2

5 292 301 9 311 321 1 1

6 165 168 3 178 182 3 3

7 47 53 6 49 56

8 50 52 2 50 53

9 3 3 0 3 3

10 4 4 0 5 5

11 1 3 2 1 3

12 52 58 6 53 60 6 6

13 24 28 4 27 29

14 75 80 5 78 82 5 4

15 44 59 15 49 65 5 16 87 48 -39 89 53 4

17 18 57 39 37 84

Tabelle 1: Anzahl der Geldspiel- und Unterhaltungsspielapparate in Graz, Quelle: Erhebungen des Gewerbeamtes der Stadt Graz.

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2.2. Gewerbe

Das kleine Glücksspiel ist gewerberechtlich im Fachverband „Freizeit- und Sportbetriebe“ der Branche „Tourismus und Freizeit“ beheimatet. Folgende Gewerbe betreffen Anbieter des kleinen Glücksspiels in Österreich: • Automatenbetriebe, Spielautomatenkaufleute: Aufstellen und Betrieb von Spielautomaten und Spielapparaten. „Der Aufsteller von Spielapparaten und Spielautomaten stellt die genannten Spielgeräte an bestimmten, im Regelfall öffentlich zugänglichen Orten zum Gebrauch von Kunden (Spielern) auf eigene Rechnung und auf eigenes wirtschaftliches Risiko auf und betreibt sie als gewerblicher Unternehmer. Die Aufstellung kann entweder bei einem Geschäftspartner erfolgen (z.B.: Aufstellung eines Spielapparates durch einen Aufsteller in einem Gastronomiebetrieb) oder im eigenen Bereich (im eigenen Betrieb, auch in Automatenhallen oder Spielstuben).“4 • Casinos und Spielbanken: Sie unterliegen dem Bundesmonopol. • Vermietung von Spielautomaten (freies Gewerbe): Vermietung beweglicher Sachen, eingeschränkt auf die Vermietung von Spielapparaten“. Die Gewerbeberechtigung für das Vermieten umfasst jedoch nicht das Recht zum Betrieb dieser Apparate. „Der Vermieter („Verleiher“) von Spielapparaten vermietet Spielapparate an Kunden (Geschäftspartner), welche diese Geräte als Unternehmer (Veranstalter) aufstellen und betreiben.“5 Die folgenden Gewerbe stehen direkt oder indirekt mit dem kleinen Glücksspiel in Verbindung, da Gewerbetreibende der oberen Gewerbe häufig zusätzlich eines oder mehrerer der unten beschriebenen Gewerbe besitzen. • Buchmacher, Totalisateure, Wettkommissäre (Wettbüros): Buchmacher nehmen Wetten von Kunden und Kundinnen an. Totalisateure vermitteln Wetten zwischen Wettkunden. Zur Ausübung ist eine Landes-Konzession erforderlich. • Wettterminals (Wettannahmeautomaten) • Halten erlaubter Spiele: „Halten von wegen des ausschließlich oder überwiegend nicht vom Zufall abhängigen Spielerfolgs erlaubten Kartenspielen (Rommé, Schnapsen, Tarock, Bridge, Solitär und dergleichen), von Brettspielen (Schach, Dame, Mühle, Domino und dergleichen) sowie Billard, Tischtennis, Kegeln, Darts-Scheiben und dergleichen, mit Ausnahme der dem Glücksspielgesetz und den landesrechtlichen Bestimmungen unterliegenden Spielen (Halten erlaubter Spiele).“ „Der Halter erlaubter Spiele betreibt am Standort eines Kunden (Geschäftspartners) oder in eigenen Räumlichkeiten „erlaubte Spiele“ im Sinne der gewerberechtlichen Bestimmungen.“6

4 Siehe: http://www.freizeitbetriebe-wien.at/BerufsbildAutomatenkaufmann.htm, zuletzt besucht: 10.9.2014 5 Ebendort.

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• Halten erlaubter Kartenspiele ohne Bankhalter (Kartencasinos) • Vermittlung von Kunden an Buchmacher, Wettbüros: Vermittlung von Wettkunden zu einem befugten Buchmacher / Wettbüro unter Ausschluss der den Buchmachern und Totalisateuren vorbehaltenen Tätigkeiten.

2.3. Standortwahl

Interessant ist darüber hinaus die Standortwahl der großen Wettcafé-Betreiber Admiral und Europlay: Admiral, Tochterfirma des österreichischen Glücksspiel-Automaten-Konzerns Novomatic, betreibt 13 Wettcafés in Graz. Davon befinden sich drei im Bezirk Lend (Lendplatz und Bahnhofsgürtel), eines im Bezirk Gries (Karlauer Straße) und zwei im Bezirk Jakomini (Jakominiplatz und Münzgrabenstraße). Zu diesen Betrieben kann noch ein weiteres Admiral Café, das am Rande des Jakominiplatzes, aber bereits im ersten Bezirk , in der Gleisdorfergasse liegt, hinzugezählt werden. Europlay, die Sportwettcafés der Unternehmensgruppe Lindenau, die Standorte in Südostösterreich betreibt, bespielt neun Cafés in Graz. Davon befinden sich vier im Bezirk Lend (Annenstraße, Keplerstraße), eines im Bezirk Gries (Herrgottwiesgasse) und eines im Bezirk Jakomini (Dietrichsteinplatz). Bereits die Analyse der Standortwahl der großen Glücksspielanbieter lässt eine Fokussierung auf Plätze und Straßen mit großen Menschenbewegungen aufgrund von Knotenpunkten des öffentlichen Verkehrssystems oder hoher Frequenz im Individualverkehr erkennen. Fügt man zu dieser Analyse die detaillierten Daten der Erhebung des Gewerbereferates der Stadt Graz von 2009 hinzu, lassen sich in den drei Bezirken Lend, Gries und Jakomini eine Häufung des kleinen Glücksspiels in den Gebieten um • den Lendplatz, • den Hauptbahnhof, • den Griesplatz, • und dem Jakominiplatz feststellen. Man kann davon ausgehen, dass hier mehrere Gründe für die Standortwahl ausschlaggebend sind: Zum einen sind die Standorte leicht erreichbar – sie haben einen direkten Zugang zum öffentlichen Verkehrsnetz bzw. können durch ihre Lage an Durchzugsstraßen schnell mit dem Auto erreicht werden, zum anderen bieten die Standorte an Plätzen, auf denen sich viele Personen aufhalten und bewegen ein hohes Maß an Anonymität für die Kunden und Kundinnen. Zudem zählen die Bezirke Lend, Gries und Jakomini zu jenen mit den geringsten Mietpreisen in Graz. Da es für die Grazer Bezirke keine – wie für die Bezirke in Wien vorhanden - gesonderte Aufstellung der Mietpreise pro Quadratmeter gibt, wurde die Studie zur Lebensqualität (LQI) der Statistikabteilung der Stadt Graz 2013 herangezogen, um die Mietpreise in den Bezirken zu vergleichen. Danach kann festgestellt werden, dass 52 Prozent der Befragten im Bezirk Lend

6 Ebendort.

8 zwischen 301 und 600 Euro für Wohnkosten im Monat ausgeben. In Gries sind es für diese Kategorie 50,1 Prozent und in Jakomini 45,9 Prozent (Graz gesamt: 42,4 Prozent). Im Vergleich dazu geben Bewohnerinnen und Bewohner in Eggenberg 36,7 Prozent als monatliche Wohnkosten bis zu 600 Euro aus und 32,7 Prozent zwischen 601 und 900 Euro; im Bezirk St. Leonhard sind es 37,4 Prozent bis 600 Euro und 32,8 Prozent bis 900 Euro (Graz gesamt: 25,8 Prozent).7 Siehe Abbildung 2.

Abbildung 2: Eine Grafik der Kleinen Zeitung vom 5. April 2014 basierend auf denselben Daten der LQI bestätigt die Bezirke Lend, Gries und Jakomini als günstige Wohnbezirke.8

7 Magistrat Graz - Präsidialabteilung, Referat für Statistik (2014). LQI Umfrage 2013. Ergebnisse der Bezirke. Graz: http://www.graz.at/statistik. (Broschüren pro Bezirk und Gesamt Graz). 8 Kleine Zeitung: „Mariatrost, wo das Wohnen teuer ist“, 5.4.2014, http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/3595843/mariatrost-wo-wohnen-teuer.story, zuletzt besucht: 16.9.2014.

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Geht man davon aus, dass sich die Immobilienpreise für Wohnobjekte und Gewerbeobjekte in Graz kaum unterscheiden, kann die Aussage getroffen werden, dass Anbieter des kleinen Glücksspiels Bezirke mit geringen Mieten bevorzugen. Es ist jedoch nicht anzunehmen, dass die geringen Mietpreise ausschlaggebendes Argument für die Standorte des kleinen Glücksspiels sind. Viel mehr sind es wohl die Erreichbarkeit, die Anonymität für Kunden und Kundinnen sowie die Nähe zu den potenziellen Kunden und Kundinnen in jenen Bezirken. Weiters ist zu beobachten, dass der Betrieb von Tankstellen oft auch mit dem Angebot von Glücksspiel einhergeht, z.B. südliche Conrad-von-Hötzendorf-Straße und Fabriksgasse (City Park). Zu diesem Angebot gesellen sich auch noch Einkaufsmöglichkeiten außerhalb der normalen Ladenöffnungszeiten bei Tankstellen oder Betriebe mit kombinierten Einkaufs-, Gastronomie- und Spiel- bzw. Wettangebot (Buysino). Auch hier treffen die Indikatoren gute Erreichbarkeit und Anonymität sowie außerordentliche Öffnungszeiten auf das Angebot zu. Das kombinierte Angebot aus Einkaufen außerhalb der Ladenöffnungszeiten, Essen und Trinken, Tanken sowie Spielen und Wetten dient dazu, Neukunden und –kundinnen anzuziehen bzw. Kunden und Kundinnen mit dem vielseitigen Angebot zu binden.

Abbildung 3: Buysino, Dietrichsteinplatz, Bezirk Jakomini

Auch gibt es ein Naheverhältnis zwischen Sexarbeit und kleinem Glücksspiel, das vor allem durch die Indikatoren Anonymität und unbegrenzte zeitliche Verfügbarkeit begründet werden kann. In Nachtbars und Stripclubs sind häufig auch Geldspielapparate aufgestellt. Beispiele dafür sind z.B. in der Mariahilferstraße, am Schönaugürtel, in der Griesgasse oder am Karlauer Straße zu finden. Nicht klar ist jedoch, ob Kunden der Nachtclubs gerne auch spielen oder die sehr anonymen Geldspielapparate zusätzlich Spieler in die Nachtclubs locken sollen.

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Abbildung 4: Nachtclub Red Rose, Griesgasse, Bezirk Gries

Interessant ist, dass ein oder mehrere Automatenbetriebe oder Spielcasinos weitere Gastronomiebetriebe mit Glücksspielapparaten an denselben Standort anziehen. Es gibt eine eindeutige Häufung an Spielcasinos, Automatenbetrieben und Gastronomie mit Geldspielapparaten z.B. am Jakominiplatz oder in der oberen Annenstraße. Hier scheint die Nachfrage ausreichend groß zu sein. Anders z.B. in der Griesgasse, in der bereits einige Betriebe mit Glücksspielangebot zugesperrt haben. Grundsätzlich gibt es auch für Spieler und Spielerinnen Angebote für jeden Geschmack: Diese reichen von Geldspielautomaten in Gasthäusern mit mehr oder minder gutem Ruf, modernen Cafés über „To Go“-Angebote an Tankstellen und Imbissen bis hin zu Spielbanken mit dem ausschließlichen Zweck des Spielens und Wettens (z.B. Generals in der Belgiergasse oder Admiral Cafès).

Abbildung 5: Cafe Treffpunkt, Keplerstraße, Bezirk Lend

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Abbildung 6: Café Seven, Schönaugasse / Jakominiplatz, Bezirk Jakomini

Abbildung 7: Cafe Generals, Belgiergasse, Bezirk Gries

Stehen bei Gasthäusern und Tankstellen sowie Nachtclubs andere Unternehmenskonzepte im Vordergrund versuchen die großen Anbieter wie Admiral und Europlay ihren Kunden und Kundinnen den Aufenthalt durch Gastronomie und Klimaanlagen so angenehm als möglich zu gestalten und so lange als möglich zu verlängern. Admiral tritt dabei sehr zurückhaltend in Erscheinung, auch im Straßenbild sind die Standorte nur schwer als Wettcafés auszumachen. Die Werbung in blau und gelb gibt Seriosität und Qualität vor. „Die Marke steht für ein innovatives Wettangebot, neueste Technik und einladendes Kaffeehausambiente. Ein Admiral-Kunde kann in jedem Wettcafé tagtäglich unzählige Sport-Events live verfolgen, sich mit sportbegeisterten

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Gleichgesinnten bei einem Kaffee austauschen und in einem attraktiven Wettangebot seine Tipps platzieren.“9

Abbildung 8 und 9: Links: Admiral Werbung, Karlauer Straße, Bezirk Gries Rechts: Admiral Café, Lendplatz, Bezirk Lend

Die Europlay Standorte werden dagegen in der Online-Werbung und an den Standorten vorrangig als Kaffeehäuser dargestellt. „In jedem unserer Lokale finden sie eine äußerst angenehme Atmosphäre vor. Unterstrichen kann diese durch, freundliches Personal, eine große Auswahl an Getränken und kleinen Imbissen, sowie klimatisierte Räumlichkeiten, werden. Gäste und Mitarbeiter können sich durch Überwachungsanlagen, bei Bewahrung Ihrer Anonymität, wohlfühlen. Schutz und Sicherheit unserer Gäste liegen uns sehr am Herzen.“10

9 Admiral Website, http://www.admiral.ag/unternehmen/portraet/, zuletzt besucht: 16.9.2014. 10 Europlay Website, http://www1.europlay2000.net/home/index.php?option=com_content&view=article&id=4&Itemid=5, zuletzt besucht: 16.9.2014.

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Abbildung 10: Europlay Sportwettcafé, Annenstraße, Bezirk Lend

2.4. Bevölkerungsstruktur in den ausgewählten Bezirken

Wiederum kann man hier die Studie zur Lebensqualität11 heranziehen. Auf die Frage „Wie hoch ist das Nettohaushaltseinkommen pro Monat?“ antworteten 60,6 Prozent der Befragten aus dem Bezirk Gries, dass sie mit weniger als 2000 Euro netto pro Monat auskommen müssen; in Lend waren es 52,1 Prozent und in Jakomini 51 Prozent (Graz gesamt: 42,7 Prozent). Im Vergleich dazu haben 60 Prozent der StudienteilnehmerInnen der Bezirke Mariatrost (62,2), Andritz (59,3) und Waltendorf (60,2) angegeben, mehr als 2000 Euro monatlich zur Verfügung zu haben. Betrachtet man nun das Bildungsniveau in den ehemaligen Arbeiterbezirken Gries und Lend erkennt man den Trend zur Gentrifizierung: Nunmehr dominieren auch in diesen Bezirken die Akademikerinnen und Akademiker. In Lend gaben 31,1 Prozent der TeilnehmerInnen der Studie zur Lebensqualität an, einen akademischen Abschluss zu besitzen, nur 22,3 Prozent haben einen Lehrabschluss. In Gries sind es 27,8 Prozent Akademikerinnen und Akademiker zu 23,56 Prozent mit Lehrabschluss. In Jakomini sind es gar 34,7 zu 16,7 Prozent (Graz gesamt: 33,3 zu 18,4 Prozent). In Graz leben mit Stichtag 1.1.2014 223.374 Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft, 23.775 EU-BürgerInnen und 24.835 Nicht-EU-BürgerInnen mit Hauptwohnsitz in Graz. In den Bezirken Lend, Gries und Jakomini leben 41,8 Prozent der EU-BürgerInnen und 56,8 Prozent der Nicht-EU-BürgerInnen der Stadt Graz. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund ist besonders in diesen Bezirken sehr groß. In Lend sind 28,8 Prozent der Bevölkerung keine österreichische StaatsbürgerInnen, in Gries 34,2 Prozent und in Jakomini 19,9 Prozent (Graz gesamt: 17,9 Prozent).

11 Magistrat Graz (2014). LQI Umfrage 2013.

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3. Analyse der Standorte

Da die Bezirke Lend, Gries und Jakomini jene mit dem größten Angebot an kleinem Glücksspiel sind wird nun ein genauer Blick auf genau jene Plätze und Straßenzüge geworfen12. • Bezirk Lend: Mariahilferstraße • Bezirk Lend: Lendplatz • Bezirk Lend: Bahnhofsgürtel • Bezirk Lend: Annenstraße • Bezirk Gries: Griesgasse - Griesplatz • Bezirk Gries Karlauer Straße • Bezirk Gries: City Park • Bezirk Jakomini: Jakominiplatz

Zur Legende:

Spielcasino, Automatenbetrieb, Wettcafé

Gastronomiebetrieb / Tankstelle mit Glücksspiel-Angebot

Kürzlich geschlossenes Glücksspiel-Angebot

12 Das Kartenmaterial basiert auf OpenStreetMap, http://www.openstreetmap.org/. OpenStreetMap sind „Open Data“, die gemäß der Open Data Commons Open Database Lizenz (ODbL) verfügbar sind. Quelle: OpenStreetMap und die Mitwirkenden

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3.1. Mariahilferstraße

Das besprochene Gebiet erstreckt sich vom nördlichen Ende des Mariahilferplatzes und der Ökonomiegasse bis zum Lendplatz. Dieser Teil des Bezirks Lend hat im letzten Jahrzehnt, genauer seit 2003, eine Entwicklung vom Scherben- zum Trendviertel durchgemacht. Früher dominierte hier Sexarbeit, heute findet man Nachtclubs neben Trendlokalen und der Kreativszene (managerie, Die Haarschneiderei) vor. Das Glücksspielangebot ist in diesem Bereich vor allem in den Nachtclubs zu finden, die sich gehäuft an der Kreuzung Mariahilferstraße – Ökonomiegasse niedergelassen haben: Café Baccara, St. Pauli, Salambo Bar, Café Xxx-Zone und in der Josefigasse Tiffany Bar. Interessant ist, dass sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Rotlicht-Milieus in den letzten zwei Jahren Trendlokale wie blendend oder Café Lotte angesiedelt haben. Im Zentrum liegt das Billard-Café Brot & Spiele, das neben Billardtischen auch Unterhaltungsspiel- und Geldspielapparate anbietet. Das Publikum in diesem Gebiet wird dominiert von jüngeren, gut gebildeten Menschen, die diesen Teil Lends zum Ausgehen nutzen und Menschen mit Migrationshintergrund, die hier wohnen.

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3.2. Lendplatz

Über die gesamte Länge des Lendplatzes findet man drei Wettcafés und Spielcasinos verteilt, die an den jeweiligen Ecken angesiedelt sind. Am Südende befindet sich im kürzlich revitalisierten Haus des ehemaligen Hotels „Goldener Engel“ ein von außen sehr dezent wirkendes Admiral-Café (Abbildung 9). Es befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Restaurants (bakaliko, Santa Lucia) und Trendlokalen (Pierre, Scherbe). An der Einmündung der Volksgartenstraße liegt das Wettlokal Wett-Punkt. Im Norden, an der Ecke zur Keplerstraße, neben Supermärkten (Billa, Spar) und einem Hotel (mercure) befindet sich ein weiteres Admiral-Café. Einige Häuser weiter befindet sich die NGO Frauenservice, die Beratung, Bildung und Projekte für Frauen - vor allem mit Migrationshintergrund - anbietet. Während am südlichen, verkehrsberuhigten Teil mit dem Bauernmarkt die Trendlokale aus der Mariahilferstraße ihre Fortsetzung finden, ist der nördliche Teil von Infrastruktur für die Bewohnerinnen und Bewohner der Gegend dominiert. Interessant ist, dass es an einem Platz gleich zwei Admiral-Filialen gibt. Es scheint, das beide Lokale unterschiedliche Zielgruppen ansprechen wollen: Der südliche Standort mit seinem modernen Aussehen die Besucher und Besucherinnen des gentrifizierten Stadtteils, der nördliche Standort mit seiner Lage an einer Durchzugsstraße die angestammte Bevölkerung und Autofahrer und Autofahrerinnen. Hier ist ein hohes Maß an Anonymität gegeben. Am Beginn der Keplerstraße befindet zusätzlich sich ein Spielsalon von Europlay neben dem Nachtcafé Sabine, das ebenfalls Geldspielapparate führt.

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3.3. Bahnhofsgürtel

Wiederum an einem stark befahrenen Platz, dem Europaplatz, liegen gegenüber dem Hauptbahnhof auf ca. 200 Metern drei Spielsalons bzw. Sportwettcafés, Europlay (Café Treffpunkt), Admiral und Domino. Diese Gegend wird von sehr vielen Menschen frequentiert, da der Verkehrsknotenpunkt Hauptbahnhof, die Bezirkshauptmannschaft Graz-Umgebung (Bahnhofsgürtel 85) und das Bundessozialamt (Babenbergerstraße 35) direkt oder in unmittelbarer Umgebung liegen. Damit ist höchste Anonymität für die Kunden und Kundinnen der Spielsalons gegeben.

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Abbildung 11 und 12: Links: Café Treffpunkt – Europlay, Keplerstraße, Bezirk Lend Rechts: Admiral Café, Bahnhofsgürtel, Bezirk Lend

3.4. Annenstraße

Zwischen Bahnhofsgürtel und Esperantoplatz liegen an der oberen Annenstraße drei Automatenspielsalons bzw. Casinos, Europlay, Café Joker und Gasthaus Postl. Ein weiterer Anbieter, Sportwetten tipico, hat vor einiger Zeit geschlossen. Das Firmenschild und das Eingangsportal sind aber noch vorhanden. In diesem Bereich ist auf 300 Metern eine sehr hohe Konzentration an Glücksspielangeboten zu finden. Alle Anbieter scheinen ähnliche Zielgruppen anzusprechen.

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Abbildung 13 und 14: Links: Europlay. Annenstraße, Bezirk Rechts: Big Dog Casino im Gasthof Postl, Annenstraße, Bezirk Lend

Die Annenstraße wird im oberen Bereich von der Straßenbahnunterführung, d.h. der direkten Anbindung zum Hauptbahnhof, dominiert. Hier sind recht wenige Menschen mit dem Auto unterwegs, die Fußgängerfrequenz ist höher. Möglicherweise profitieren die Glücksspielanbieter hier von der Laufkundschaft, die bevor der Zug fährt, noch schnell Spiele tätigt. Neben Geschäften der Nahversorgung und dem Möbelgeschäft Leiner sind hier auch Hotels (Bed & Breakfast Graz, 3 Raben), Versicherungen (Raiffeisen und UNIQA) sowie Dienstleister für Unternehmen wie Manpower, Rottmann oder Akzente-Personal zu finden. Gegenüber den Spielsalons hat die Schuldnerberatung Steiermark ihr Büro, etwas weiter Richtung Innenstadt der Verein JUKUS.

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3.5. Griesgasse - Griesplatz

Der vorliegende Bereich erstreckt sich von der Kreuzung Griesgasse – Belgiergasse (Spielsalon Café Generals) nach Süden bis zur Einmündung der Griesgasse in den Griesplatz und dem Südende des Griesplatzes mit dem Standort der Sportwetten tipico. Die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Straßenzüge haben oft Migrationshintergrund. Das Gebiet wird von multikulturellen Lokalen für ihre Einwohnerinnen und Einwohner und von der

21 historischen Rotlicht-Szene dominiert. Die erstere Zielgruppe sprechen das Café RO-MANIA und das Café-Pub Delphin an, die beide Glücksspielapparate anbieten; die zweitere die Red Rose Bar, die Frühbar Beate und das Café Gries. Im Zentrum steht am Nordende des Griesplatzes Admiral Sportwetten. Ob in den übrigen Nachtclubs in diesem Gebiet Spielapparate stehen, konnte nicht recherchiert werden.

3.6. Karlauer Straße

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Die Karlauer Straße ist die Fortsetzung des Griesplatzes in Richtung Süden. Das Glücksspiel- Angebot beginnt mit den Sportwetten tipico, zieht sich über den Spielsalon Jackpoint an der Ecke Stadlgasse bis zum Admiral-Standort in der Karlauer Straße 43 fort. Dieser Admiral-Spielsalon verfügt über einen eigenen Parkplatz. Die Karlauer Straße ist eine Durchzugsstraße, die den Norden und Westen von Graz über den Griesplatz mit dem Süden, den Schönaugürtel verbindet. Von Norden kommend wird die Straße von einer großen Admiral-Werbung am Haus Nummer 47 dominiert (Abbildung 8). Weiters gibt es Geldspielapparate in der Roth-Tankstelle, dem Nachtclub Play Night und dem Café Mirage. Gegenüber des Spielsalons Jackpoint befindet sich die Polizeiinspektion Karlauer Straße und gegenüber Admiral ein Lidl Supermarkt mit großem Parkplatz. Boni dieser Standorte sind sicher die leichte Erreichbarkeit mit dem Auto und die Anonymität.

3.7. City Park

An der Nord-Süd-Einzugsstraße von Graz, dem Lazarettgürtel, ist das Einkaufszentrum City Park gelegen. An seiner südlichen Zufahrt, der Fabriksgasse liegen zwei Tankstellen, die Turmöl – Tankstelle mit angegliederten Admiral-Café und der City Park-Tankstelle mit Glücksspielangebot. Bekannt geworden ist das Admiral-Wettcafé 2010 als es ausgeraubt wurde.

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In der Fabriksgasse gibt es weder direkte Anrainerinnen und Anrainer, noch ist die Straße belebt. Vor allem wird diese Straße für Autofahrerinnen und Autofahrer genutzt, um in das Einkaufszentrum zu gelangen bzw. um zu tanken. Damit ist eine sehr gute Erreichbarkeit und größtmögliche Anonymität gewährleitet. Die Anbieter des kleinen Glücksspiels fokussieren auf Laufkundschaft und Menschen, die außerhalb der Ladenöffnungszeiten Besorgungen machen müssen.

3.8. Jakominiplatz

Obwohl sich der Bezirk Jakomini weit nach Süden streckt, hat er nur ein Bezirkszentrum, den Jakominiplatz, der an sich zum ersten Bezirk Innere Stadt gehört. Der Jakominiplatz ist die Drehscheibe des öffentlichen Verkehrs in Graz und wird täglich von tausenden Menschen

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überquert. Zudem befinden sich zahlreiche Angebote für die tägliche Versorgung wie Bäckereien, Supermärkte, Apotheken, Imbissstände, Blumenhändler, etc. auf diesem Platz. Wie an anderen, verkehrstechnisch gut angebundenen Plätzen in Graz (Europaplatz, Lendplatz) ist das Angebot an kleinem Glücksspiel sehr ausgeprägt. Es sind für alle Geschmäcker und Zielgruppen Angebote vorhanden: An der Südseite des Jakominiplatzes gelegen an der Ecke zur Schönaugasse befindet sich das moderne Café Seven mit angegliedertem Casino Café (Abbildung 6), an der Westseite des Platzes liegt das Casino-Café Haltestelle. An der Ostseite des Platzes befindet sich ein Admiral-Café und ein zweites, moderneres am Beginn der Jakoministraße. (Abbildung 15)

Abbildung 15: Admiral Sportwetten, Jakoministraße, Bezirk Jakomini

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4. Schlussbetrachtung

Eine Erhebung aller Geldspielapparate in Graz durch das Gewerbereferat der Stadt Graz im Jahr 2009 hat ergeben, dass das höchste Aufkommen von kleinem Glücksspiel in den Bezirken Gries, Lend und Jakomini zu finden ist. Jene Bezirke, die mit dem geringsten Glücksspielangebot sind Ries, Waltendorf und Mariatrost. Eine Überprüfung der Daten 2014 über das Firmenregister der Wirtschaftskammer Österreich hat ergeben, dass diese Gewichtung zwischen den Bezirken weiterhin aktuell ist. Jedoch sind nicht alle drei Bezirke auf ihrer Gesamtfläche betroffen: Das kleine Glücksspielangebot konzentriert sich auf Bezirkszentren, Punkte mit hohem Verkehrsaufkommen und auf Nahversorgungsdrehscheiben. Häufig sind dies Plätze mit guter Anbindung zum öffentlichen Verkehr oder in unmittelbarer Nähe von Durchzugsstraßen. In den ausgewählten Bezirken wurden die Straßenzüge herangezogen, die eine offensichtliche Ballung an Glücksspielangeboten aufweisen: • Bezirk Lend: Mariahilferstraße, Lendplatz, Bahnhofsgürtel, Annenstraße • Bezirk Gries: Griesgasse – Griesplatz, Karlauer Straße, City Park • Bezirk Jakomini: Jakominiplatz Es ist anzumerken, dass es zu merkbaren Häufungen von Glücksspielangeboten rund um Spielbanken und Automatenbetrieben kommt. Gemeinsam ist diesen Standorten ein hohes Maß an Anonymität, gute Erreichbarkeit und geringe Mieten sowie Nähe zu Kunden und Kundinnen. Besonders Gries und Lend haben einen hohen Anteil an Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Glücksspielangebote gibt es für alle Zielgruppen und Geschmäcker: Angefangen bei den Spielcasinos und Sportwettcafés der großen Anbieter, über moderne Cafés bis hin zu Gasthäusern und Kneipen mit mehr oder weniger guten Ruf. Interessant sind die Kombinationen von Glücksspiel und Sexarbeit in Nachtclubs, das Angebot in Tankstellen „für das schnelle Spiel“ und in Lebensmittelläden, die auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten offen halten. Bei allen Beispielen spielt die Anonymität, die Erreichbarkeit und die Nähe zu den potenziellen Kunden und Kundinnen eine große Rolle.

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