Standortanalyse des kleinen Glücksspiels in Graz Im Rahmen des steirischen Gesundheitsförderungsprojekts „Schnittstelle Spielsucht“ erstellt von Mag.a Andrea Kern, MA Graz, September 2014 1 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung und Zielsetzung ............................................................................................... 3 1.1. Ziel ............................................................................................................................. 3 2. Glücksspiel-Angebot in Graz ............................................................................................ 4 2.1. Daten ......................................................................................................................... 4 2.2. Gewerbe .................................................................................................................... 7 2.3. Standortwahl ............................................................................................................. 8 2.4. Bevölkerungsstruktur in den ausgewählten Bezirken ............................................. 14 3. Analyse der Standorte .................................................................................................... 15 3.1. Mariahilferstraße ...................................................................................................... 16 3.2. Lendplatz ................................................................................................................. 17 3.3. Bahnhofsgürtel ........................................................................................................ 18 3.4. Annenstraße ............................................................................................................ 19 3.5. Griesgasse - Griesplatz ........................................................................................... 21 3.6. Karlauer Straße ........................................................................................................ 22 3.7. City Park .................................................................................................................. 23 3.8. Jakominiplatz ........................................................................................................... 24 4. Schlussbetrachtung ........................................................................................................ 26 2 1. Einleitung und Zielsetzung In der vorliegenden Studie für das steirische Gesundheitsförderungsprojekt „Schnittstelle Spielsucht“ des Vereins JUKUS wird das Angebot des kleinen Glückspiels in ausgewählten Grazer Bezirken dargestellt und analysiert. Das Projekt „Schnittstelle Spielsucht“ leistet einen Beitrag zu Gesundheitsförderung und Suchtprävention. Diversitätssensibel und interkulturell ausgerichtet, trägt es zum bewussten Umgang mit der Vielfalt der Zielgruppen speziell im Feld Glücksspielsucht bei. 1.1. Ziel Ziel dieser Studie ist es nicht, jeden einzelnen Geldspielapparat, der auf dem Stadtgebiet steht, abzubilden, sondern Gemeinsamkeiten und Auffälligkeiten beim Thema „Kleines Glücksspiel“1 in Graz aufzuzeigen und Erklärungsmodelle auszuarbeiten. So werden insgesamt acht Gebiete in drei Grazer Bezirken genau beleuchtet und analysiert. Darüber hinaus wird versucht, folgende Fragen zu diskutieren und zu beantworten: • Gibt es eine Konzentration von Glückspielangeboten an spezifischen Plätzen? • Wie kann diese Konzentration begründet werden, z.B. Nähe zu gewünschten KundInnengruppen, Nachfrage, Branchenumfeld, Verfügbarkeit und Preis von Standorten? • Gibt es unterschiedliche Marktstrategien der verschiedenen Anbieter (Ausstattung, Gastronomie, KundInnenbindung)? • Gibt es Auffälligkeiten am örtlichen Umfeld der Standorte? 1 Glücksspiele sind Spiele, bei denen die Entscheidung über das Spielergebnis ausschließlich oder vorwiegend vom Zufall abhängt. Glücksspiele im Sinnen des Bundesgesetzes sind insbesondere die Spiele Roulette, Beobachtungsroulette, Poker, Black Jack, Two Aces, Bingo, Keno und Baccarat chemin de fer und deren Spielvarianten. Glücksspiele unterliegen nicht dem Glücksspielmonopol des Bundes, wenn sie nicht in Form einer Ausspielung und bloß zum Zeitvertreib und um geringe Beträge durchgeführt werden. (§ 4 Abs.1 Glücksspielgesetz) Glücksspielautomaten sind nur nach Maßgabe des § 5 Glückspielgesetz erlaubt. Glücksspielautomaten – Kleines Glücksspiel sind Spielautomaten, bei denen pro Spiel die vermögensrechtliche Leistung des Spielers den Betrag oder den Gegenwert von € 10,-- und der Gewinn den Betrag oder den Gegenwert von € 10.000,-- nicht übersteigt und die Entscheidung über den Gewinn und Verlust ausschließlich oder vorwiegend vom Zufall abhängt. 3 2. Glücksspiel-Angebot in Graz 2.1. Daten 2007 hat Christian Stiplosek erstmalig in seiner Diplomarbeit „Die Jagd nach dem Glück? Der Glücksspiel- und Sportwettenboom aus soziologischer Perspektive“ eine Standortanalyse von Wettannahmestellen in Graz durchgeführt. Hier ist klar eine Konzentration der Anbieter in den Grazer Bezirken Lend, Gries und Eggenberg erkennbar. 2007 gab es in Graz laut Stiplosek über 50 Wettcafés oder Wettannahmestellen.2 In den Jahren 2008 und 2009 wurden vom Gewerbeamt der Stadt Graz zwei Erhebungen zu Spielautomaten und Spielcasinos in Graz durchgeführt: Am 14. August 2008 waren 1259 Spielapparate in Graz aufgestellt, davon 1177 Geldspielapparate3 und 82 Unterhaltungs- apparate. Im Vergleich zur darauf folgenden Erhebung rund elf Monate später, am 20. Juli 2009, hat sich die Anzahl beträchtlich erhöht: Es gab 1399 Spielapparate (1302 Geldspielapparate und 97 Unterhaltungsapparate). Zwischen 2007 und 2009 ist hier eine tendenzielle Verschiebung vom Bezirk Eggenberg zum Bezirk Jakomini in den Angeboten des kleinen Glücksspiels erkennbar. Allerdings muss festgehalten werden, dass Stiplosek ausschließlich Wettannahmestellen in den Grazer Bezirken gezählt hat und nicht Automatenbetriebe oder Spielcasinos. Es ist weder nachvollziehen, ob die Wettannahmestellen auch Glücksspielapparate führten, noch ob die im Gebiet befindlichen Spielcasinos auch Wettannahmestellen waren. Interessant ist auch die enorme Zunahme von Geldspielapparaten zwischen August 2008 und Juli 2009 um 222 Stück. Das bedeutet einen Ausbau des Angebots auf Grazer Stadtgebiet um 19 Prozent. Bedauerlicherweise gibt es seit der letzten Erhebung des Gewerbereferats der Stadt Graz keine aktuelle und vollständige Datenlage über die Anzahl und die Standorte von Geldspielapparaten in Graz. Weder das Gewerbereferat, noch das Stadtvermessungsamt oder die Wirtschaftskammer Österreich verfügen derzeit über dieses Datenmaterial. Daher kann nicht beurteilt werden, ob dieser Trend weiterhin so stark angehalten hat. Jene Bezirke mit dem meisten Geldspielangebot waren 2009 der 5. Bezirk Gries mit 301 Geldspielapparaten, der 4. Bezirk Lend (252) und der 6. Bezirk Jakomini (168), gefolgt mit einigem Abstand von Eggenberg (80), Wetzelsdorf (59), Andritz (58) und Puntigam (57). Die Bezirke mit dem geringsten Automatenaufkommen sind Ries (4), Waltendorf und Mariatrost (jeweils 3). Siehe Tabelle 1. In Abbildung 1 ist ersichtlich, dass sich die Mehrzahl der Glücksspielangebote in den Bezirken links der Mur konzentriert. 2 Stiplosek, Christian (2007). Die Jagd nach dem Glück? Der Glücksspiel- und Sportwettenboom aus soziologischer Perspektive. Graz, Diplomarbeit. 3 Glückspielautomaten im Sinne des § 4 Abs. 2 Glücksspielgesetz (z.B.: Münzgewinnspielautomaten, Geldspielautomaten – sogenanntes „ kleines Glückspiel“) 4 Abbildung 1: Grazer Stadtbezirke nach ihrem Angebot an Geldspielapparaten (dunkelrot: sehr hohe Anzahl, pink: große Anzahl, gelb: geringe Anzahl). Um den Grad der Aktualität der Daten aus 2009 zu überprüfen, wurde das Firmenregister „Firmen A-Z“ der Wirtschaftskammer Österreich herangezogen. Am 5. September 2014 führten 111 Firmen die Gewerbeberechtigung „Automatenbetriebe, Spielautomatenkaufleute“ in Graz. Hier gab es im Bezirk Lend 22 Anmeldungen, in Jakomini 17 und in Gries 14. Für das Gewerbe „Casinos und Spielbanken“ gab es 41 Betriebe. Die höchste Anzahl der Gewerbeberechtigungen in den Bezirken fiel wiederum auf die drei Bezirke Gries (9), Lend (7) und Jakomini (6) aus. Aus dieser Überprüfung kann gefolgert werden, dass die Häufung der Angebote des kleinen Glücksspiels in den Bezirken Lend, Gries und Jakomini seit 2009 nicht verändert hat. Auch die Standorte der Spielcasinos sind seit 2009 in den erwähnten Bezirken gleich geblieben. Beim Gewerbe „Automatenbetriebe, Spielautomatenkaufleute“ gibt es dabei eine größere Fluktuation. Jedoch erweist sich der Abgleich mit dem Datenmaterial von 2009 als schwierig, da nicht für jeden Standort von Spielapparaten eine eigene Gewerbeberechtigung erforderlich ist. Es kann festgehalten werden, dass auf Basis dieser ersten Analyse die Bezirke Gries, Lend und Jakomini besonders untersucht werden. 5 Summe Geldspiel- und Anzahl Reihung nach Anzahl der Bezirk Differenz Unterhaltungs- Geldspielapparate Geldspielapparate spielapparate 14.08.08 20.07.09 14.08.08 20.07.09 14.08.08 20.07.09 1 47 44 -3 48 45 2 6 11 5 6 11 3 28 31 3 28 32 4 232 252 20 245 265 2 2 5 292 301 9 311 321 1 1 6 165 168 3 178 182 3 3 7 47 53 6 49 56 8 50 52 2 50 53 9 3 3 0 3 3 10 4 4 0 5 5 11 1 3 2 1 3 12 52 58 6 53 60 6 6 13 24 28 4 27 29 14 75 80 5 78 82 5 4 15 44 59 15 49 65 5 16 87 48 -39 89 53 4 17 18 57 39 37 84 Tabelle 1: Anzahl der Geldspiel- und Unterhaltungsspielapparate in Graz, Quelle: Erhebungen des Gewerbeamtes der Stadt Graz. 6 2.2. Gewerbe Das kleine Glücksspiel ist gewerberechtlich im Fachverband „Freizeit-
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