.,In Bruckdotj'haben die Erzbischöfe einen Zoll über die Reide, einen kleinen allhier vorbeifließenden Strom. " (ALVENSLEBEN, /655)

11 ... bachab'rvärts nach Kleinkugel ... gewinnt dieLand<;chaft ganz den lieblichen Auencharakter, .Wiesengrün und Bäume am Bach, Erlen, Weiden und Pappeln, hier und da auch wohl einige Rüstern dazwischen. '' (DRESKE, 1913)

"Denn noch im 18. Jahrhundert befanden sich ausgedehnte Teiche und Sumpfstrecken bei Bruckdorfund Dieskau, die erst durch Entwässerungsgräben u11d auch durch den Kohlenbau im 19. Jahrhundert immer mehr verschwanden. " (ScHULJZE-GALLERA, 7924)

"Dieser Bach ist gar kein Bach. Abwässer füllen sein Bett von Anbeginn. Und was später hinzukommt, ist zumeist auch nicht von edlerer Herkunft: Tndustrie­ Abwässer vor allem und Abwässer der anliegenden Gemeinden. ... Die Industrie, der Bergbau rings im Mitteldeutschen Land, die den Grundwasserspiegel im. Laufe der Zeit gesenkt haben, hahen ihm den Lebensfaden abgeschnitten. Aber nun lebt er doch hinwiederum zu einem großen Teile durch sie. Er lebt ein seltsam farbenfreudiges Dasein ... Wir. müssen uns wohl mit dieser Tatsache der Wandelbarkeit heimischer Landschaft abfinden, wenn wir auch mit einer kleinen Sehnsucht jener Zeit gedenken, da die Reide klar u.nd reich an Fischen Wäl~"

(GROHMANN, 1936)

"Der derzeitige Zustand des Reidebaches am Rande einer Großstadt des mitteldeutschen Raumes, der den Anblick eines offenen Abwassersammlers bietet, muß im Interesse der Volksgesundheit, der Wiederherstellung des Gemeingebrauchs und aus ästhetischen Gründen geändert werden. "

(WASSERWJRTSCHAFTSDJREKTJON -WEißE ELSTRll, 1957)

,,Die Reide gilt als ·das am stärksten anthropogen veränderte, ökologisch geschädigste Flüßchen im halleschen Raum. "

(ZtNKH, 1990) Das Reide- Einzugsgebiet

- Siedlungsfläche - Standgewässer Fließgewässer Grenzedes Einzugsgebietes Hans-Werner Sonntag, Manfred Döll, Rene Zimmer

Reide und Kabelske

Eine Bachlandschaft im Fluß der Zeiten

UfU e.V. Unabhängiges Institut für Umweltfragen Die Deutsche Bibliothek - CIP-Binheitsaufnahme

Sonntag, Hans-Werner: Reide und Kabelske : eine Bachlandschaft im Fluß der Zeiten Hans-Werner Sonntag ; Manfred Döll ; Rene Zimmer. UfU e.V., Unabhängiges lnstitut für Omweltfragen. : UfU, 1999 ISBN 3-00-005099-X

Impressum: Herausgeber: Unabhängiges Institut fiir Umweltfragen (UfU) e.V. Große KJausstr. ll D-06108 Halle/Saale Tel./Fax.: 0345/2026530; e-mail: [email protected] Autoren: Hans-Werner Sonntag, Manfred Döll,. Rene Zimmer Layout: Hans-Werner Sonntag, Rene Zimmer Umschlaggestaltung: ReneZimmer Umscblagfoto: Die Reide bei Dieskau (Ramona Sonntag) Herstellung: Druck-zuck GmbH, Seebener Str. 4, 06114 Halle/Saale. Redaktionsschluß: 01.09.1999 ISBN: 3-00-005099-X Alle R;echte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehm\gung der Autoren. Gedruckt aufClassen Optima (1 00% Recyclingpapier). Geleitwort

Die politische Wende in der DDR und die Herstel­ lung der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 wurde von den Bürgern in den ncuen Bundeslän• dern mit großen Hoffnungen und Erwartungen be­ gleitet Gerade im Umweltschut:G konnten belrächt• liehe Anfangserfolge verzeichnet werden. Es wur­ de jedoch schnell deutlich, daß ökologische und wirtschaftliche Entwicklung eng miteinander ver­ zahnt sind. Die ScJ1wierigkeitcn bei der Neuslruk­ turierung der ehemaligen DDR-Wirtschaft haben auch die Fortschritte bei einer Gesundung unserer Umwelt erheblich gebremst. Hinzu kommt das Gefühl, von den wirtschaftlichen und sozialen VerHnderungen llberrolll zu werden und auch im Umweltschutz durch eigenes Tun kttum etwas be­ wirken zu können. Doch der gescll schaflliche Wandel ist nicht etwas, dem wir ohn­ mächtig ausgeliefert sind. Verlinderungen im Großen entstehen vielmehr erst aus den vielen kleinen Veränderungen im Denken und Handeln der Menschen. Jeder Blirger ist aufgeforderr, seinen Teil der Verantwortung zu übernehmen, um unsere heutige Welt aktiv mitzugestaltcn. Als geborener Reideburger habe ich die Probleme meiner Heimat nie aus den Augen verloren. Um so mehr freue ich mich über das Erscheinen dieses Buches. Es will dazu beitragen, einer oft vernachlässigten Region zwischen Halle und Leipzig die eigene Identität zurlickzugeben. Bs zeigt, wie durch das Leben und Arbeiten der Menschen in den vergangenen Jahrhunderlen eine ganze Region entlang der Bäche Reide und Kabelske Lmd die Gewässer selbst umgestaltet wurden. Gleichzeitig weist es auf die Handlungsmöglichkeilen hin, negaliv bewertete Veränclen!ngen zu korri­ gieren. Dies kann nur durch die Vernetzung aller daran Interessierten gelingen. Der RUNDE TISCH REIDE scheint mir dafür einen geeigneten Rahmen zu bieten. Möge dieses Buch viele Leser und eine weite Verbreitung finden und so dazu beitra­ gen, die Anteilnahme der Bürgerinnen und Bürger an der Entwicklung ihrer Region zu fordern. Den Teilnehmern des RUNOF.N TJSCHI!S R EIDE und den Mitarbeitern des Unabhängigen instituts für Umweltfragen (UfU) e.V. wünsche ich einen langen Atem und viel Erfolg bei ihrem Bemühen. Reide und Kabelske wieder zu (er)lcbenswe1ten Bächen zu entwickeln. Bono, im Oktober 1999

Hans- Dietrich Genscher . Bundesminister a.D. Inhalt Geleitwort...... 3 lnhall ...... 4 Einleitung ...... 7 1. Natürliche Rahmenbedingungen im Reide-Einzugsgebiet l.1 . Geologische Verhältnisse ...... 9 1.2. Bodenverhältnisse ...... ,...... I 0 1.3. Klimatische Bedingungen ...... l l 1.4. Ursprüngliche Vegetation ...... II 1.5. Kmzvorstellung der Gewässer ...... 12 1.5.1. Fließgewässer ...... 12 1.5.2. Standgewässer ...... J 7

2. Siedlungsgeschichte 2.1. Gemeinde Braschwitz ...... 22 2.2. Gen1einde D(eskau ...... , ...... 23 2.3. Gemeinde Dölbau ...... 25 2.4. Gen1einde Gröbcrs ...... 27 2.5. Gemeinde Großkugel ...... 30 2.6. Gen1einde Pcißen ...... 32 2.7. Gemeinde Queis ...... 34 2.8. Gemeinde Reußen ...... 35 2.9. Stadt Halle ...... :...... 37 2. 10. Wüstungen (Eingegangene Dörfer) ...... 48

3. Geschichte der Flächennutzung 3.1. Landwirtschaft ...... 50 3.1.1. Die naturliehen Verhältnisse im Spiegel der F1nr- und Ortsnamen .. 50 3.1.2. Weidewirtschaft und Tierzucht ...... 50 3.1.3. Ackerbau ...... 52 3. 1.4. Gemüseanbau ...... , ...... 53 3. 1.5. Landwirtschaftliche Entwicklung im 20. Jahrhundert ...... 54 3.1 .6. Die Landwirtschaft nach 1990 ...... 56 3.2. Gewerbeflädlen ...... 57 3.2. I. Handwerk ...... 57 3.2.2. Bergbau ...... ,...... 57 3.2.3. Industrie ...... 60 3.3. Verkehrsverbindungen ...... 62 3.3. I. Straßenverkehr ...... 62 3.3.2. Schienenverkehr ...... ,...... 62

4. Geschichte des Wassers 4.1. Grundwasser ...... 64 4.2. Entwässenmg und Bewässerung ...... 66 4.2.1 . Entwässerung ...... 66 4.2.2. Bewässerung ...... 67 4.3. Trinkwasserversorgung ...... 68 4.4. Abwasserentsorgung ...... 70 4.4. L Häusliche Abwässer ...... 71 4.4.2. Industrielle Abwässer ...... 73 4.4.3. Die Situation nach 1990 ...... 75 4.5. Wasserqualität ...... 76 4.6. Veränderungen der Gewässerstruktur ...... 79 4.6.1. Braschwitz ...... 81 4.6.2. Mötz1icb ...... 81 4.6.3. Peißen ...... 81 4.6.4. Die1nitz ...... 84 4.6.5. Reideburg ...... 84 4.6.6. 'Dölbau ...... 87 4.6.7. Kanena ...... 87 4.6.8. Bruckdo1f und Zwintschöna ...... 88 4.6.9. Dieskau ...... 88 4.7. Gewässerun terhaH1mg ...... 88 4.8. Hoch- un d Niedrigwasser ...... 90 4.8. L Hochwasset ...... 90 4.8.2. Niedrigwasser ...... 94

5. Flora und Fauna 5.1. Veränderung eines Lebensraums ...... 96 5.2. Leben i_n Gewässernähe ...... 98 5:3. Leben in den Gewässem ...... 100 5.4. Fazit ...... 105

6. Der Dieskauer Park 6.1. Verhältnisse vor der Parkgründung ...... 106 6.2. Schloß Dieskau ...... 107 6.3. Gt·ün.du ng des Parkes ...... 108 6.4. Gewässer im Park ...... 109 6.5. PJ:1anzenwelt ...... L14 6:6. Tierwelt ...... 115

Schlußbemerkung ...... 117

Anhang ...... ~·. : ... I 18 Standgewässer innerhalb des Reide-Einzugsgebietes ...... 11 8 Auswahl naturschutzrechtlich geschützter Gebiete ...... 123 Anmerkungen ...... : 124 Danksagung ...... 131

7

Einleitung

Die Bäche Reide und Kabelske, die über Jahrzehnte als Abwassergräben miß• braucht wmdcn, sollen wieucr leben. Sie fließen durch eine Landschaft, die ih­ ren Wert jahrzehntelang aus der Summe ihrer wirtschaftlichen Nutzungsmög• lichkeiten gezogen hat. Schrillweise sollen Landschaft und Gewässer wieder natürlicher werden. Dieses Ziel findet sich jm Leitbild .,Reide und Reide-Ein­ zugsgebiet" wieder, das vom RuNDEN TiscH Rl:lrou allen Gemeinden als Arbeits­ grundlage empfohlen wurde. Wenn man einen bestehenden Zustand verändern will, sollte man sich im Kla­ ren sein, welchen neucn Zustand es anzustreben gilt. Bei einer geplanten Renaturierung - der hallesehe Stadtrat faßte im Januar I 996 einen Beschluß zur Sanierung und Renaturierung der Reidc-Aue - kann es kein kompromißloses "zurück zur Natur" geben. Es sollte genau bedacht werden, was von den ehema­ ligen natürlicheren Zuständen in der zuklinftigen Landschaft erstrebenswert und wiederherstellbar ist. Doch was wissen wir eigentlich über das Gebiet um Rcide und Kabelske? Wie sah die Landschaft vor 50, 100 oder 500 Jahren aus, wo hat der Mensch in die natürlichen Prozesse eingegriffen, was hat er in welcher Porm verändert? Auf diese Fragen möchte das vorliegende Buch Antworten. geben. Grundsätz• lich trifft auch für die Reide zu, daß "der Mensch die Verhältnisse bei den klei­ nen Fließgewässern ... so grundstürzend geändert (hat). daß auch dort von der 1 nallirlichen Umwelt nur noch wenig erhalten geblieben ist" • Die Autoren haben sich bemüht, aus allen :wr Verfügung stehenden Quellen das Bild der histori­ schen Landschaft zumindest ansatzweise zu rekonstruieren. Neben der Recher­ che in Archiven und Bibliotheken sowie der Auswertung von Dorfchroniken wurden dabei vor allem ältere Bürger der einzelnen Ortschaften befragt. Im l. Kapitel werden die natürlichen Rahmenbedingungen des Gebietes und die wichtigsten aktuellen Stand- und Fließgewässer vorgestellt. Die Kapitel 2 und 3 beschreiben die Geschichte der einzelnen Ortschaften im Einzugsgebiet von Reide und Kabelske sowie die Entwicklung der wirtschaftlichen Nutzung des Gebietes durch Landwirtschaft, Bergbau und Industrie. Welche Auswirkungen diese Nutzung auf das natürliche Umfeld, den gesamten Wasserhaushalt sowie auf die Pflanzen- und Tierwelt hatte, wi rd in den Kapiteln 4 und 5 aufgezeigt. Zum Abschluß wird die Geschichte des Dieskauer Parks vorgestellt, dessen "Wohl und Wehe" von jeher eng mit dem der Reide verknüpft ist. Das Buch richtet sich in erster Linie an die Menschen, die im Einzugsgebiet der beiden Bäche Reide und Kabelske leben, die dort arbeiten oder sich erholen. Es soll zur Identitätsbildung einer Region beitragen, uie durch das Dreieck Tornau im Norden, Großkugel im Osten und Osendorf im Süden grob umrissen ist und c Q) 0) 8 c ::l die in dem Ruf steht, durch die Industrialisierung in eine monotone Landschaft 0) ohne Naturschönheiten verwandelt worden zu sein. Hallenser, die nicht aus dem c Ostteil der Stadt stammen, sollen durch das Buch angeregt werden, ein Stück "0 ihres Umlandes neu zu entdecken. Auch Wissenschaftler sollten sich nicht vor­ Q) eilig abwenden. Sie werden im Buch die kompakte und inhaltsreiche Darstel­ .0 c lung eines regionalen Wandels vorfinden. Q) Anmerkungen, die Fachbegriffe näher erläutern oder die unmittelbar zum Ver­ E ständnis des Textes beitragen sind mit einem Stern (*) gekennzeichnet und als ..c Fußnote auf der gleichen Seite zu finden. Weilerführende Informationen sowie 1 2 ctS Literaturhinweise si nd mit hochgestellten Ziffern ( • • J ...) markiert und finden a: sich als Endnote im Anhang wieder. 9 1. Natürliche Rahmenbedingungen im Heide-Einzugsgebiet

Das Reide-Einzugsgebiet* mit über 30 Ortschaften, die entweder im Stadtgebiet von Halle oder im östlichen liegen, crstreckt sich über eine Fläcbe1 von .~ 0> 127,2 km2• Die Grenze des Gebietes, die oberirdische Wasserscheide, verläuft von 0 der Reide-Quelle in araschwitz in östlicher Ricl1tung über Reußen (Quelle des 0 Q) Zwebendorfer Grabens), Kl epzig, Osmünde·und Beuditz bis zum Schkeuditzer Flug­

1.1. Geologjsche Verhältnisse

Die ä lte~ len an der Obernäche sichtbaren Gesteinsschichten sind die Porphyrkuppen des Kleinen und Großen Dautzsch in Diemilz (Abb. 1). 4 Sie entstammen einer Zeit von intensivem Vulkruüsmus des Oberperm5. Ihre heutige Gestalt wurde jedoch erst durch erdgeschichtlich deullich jüngere Vorgänge in der Eiszeit geformt. Über den Festgesteinsschichten der Trias liegen tertiäre (bis etwa 65 Millionen Jahre alte) Schluf­ fe, Tone und Sande. Diese enthalten in unterschiedlich starker Mächtigkeit Braun­ kohleflöze, deren Abbau das Reide-Gebict stark geprägt hat. Dieobersten Schichten des Reide-Gebietes werden durch 10-15 m mächtigeeiszeit­ Jiche Lockersedimente aufgebaut. Vor etwa 300.000 .l alwen, il1 deJ· sogenannten Saa­ le-Kaltzeit befand sich das Flußbett der Saale im Bereich des heutigen Reide-Tales. Aus dieser Zeit stammen umfangreiche Flußschottertüge, die einerseits einen bis heute wichtigen Grundwasserleiter und damit ein natürliches Wasserreservoir bilden und die andererseits der späteren Kiesgewinnung dienten. Über dieser mächtigen Schotterschichtbildeten sich, verursacht durch heranrückende Gletscherbarrieren eines erneuten Bisvorstoßes, im Stauraum der Abflüsse große Seen, in denen sich Bänder­ tone ablagerten (z.B. der Bruckdorfer Bänderton).

• Ei n Ein'!.ugsgebiet isr ein dureil ei ne ober- oder unterirdische Wasserscheide abgegren'7.tcs Gebiet. welches durch ei nen Pluß odc1' Bach mit all sei nen NcbentlUssen en twtisscJt wi.rd6• c Q) C> 10 c ::::J Die heutige Oberflächengestalt wurde C> besonders durch den letzten saalc­ c eis:!.Citlichen Gletschervorstoß, den so­ ·"'C- genannten Petersbcrger Vorstoß (vor ca. Q) 180.000 Jahren), geprägt. Er brachte .0 c mächtige Ablagerungen von Geschiebe­ Q) mergel mit sich, die große Teile des halleschen Ostens bedecken und die E durch ihre Kalkhaltigkeit Ursache filr ..c den sehr fn1Chtbarcn Boden in diesem ~ Gebiet sind. Beim langsamen Abtauen a:: des Eises bildeten sich die Täler der Rei­ de und der Kabclske, die den Schmelz­ wässern als Abfluß dienten. In der sogenannten Weichselkaltzeit (Beginn: vor etwa 1I 0.000 Jahren), in der das aus Skandinavien vordringende Eis nicht mehr das Reide-Gebiet erreich­ te, wurde der Geschiebemergel allmäh­ lich von angewehtem oder wie im Rci­ llbb. 1: Die kaum wahrnehmbare Erhebung der de-Gebiet vor aJicm von angeschwemm­ Pltotphyrkuppe des Großen Da11tzsch zeigt das tem Löß überdeckt. Dieser Löß, ein schwach ausgeprägte Relief der Reide-Regio11 Lockersediment mit ganz geringer Korn- , (Bild: R. Zimmer). größe (auch Flugsraub genannt) bietet sich durch seine außerordentlich guten bodenphysikalischen Eigenschaften sowie seinem hohen Kalkgehalt VOI"L.üglich als Ausgangsmaterial zur Bodenbildung an.

1.2. Bodenverhältnisse

Das Reide-Gcbiet ist zum größten Teil durch sehr humus- bzw. schwarzerdereiche Löß-Böden mit hohem Wasserhaltevermögen und geringer hydraulischer Leitfähig• keit gekennzeichnet.7 Der gesamte nördliche Teil von Tornau und Mötzlich über Braschwitz und Peißcn bis nach Reußen und Kockwitz wird von verschiedenen Schwarzerdearten bestimmt. Den östlichen Teil des Reide-Einzugsgebietes bei Naundorf, Osmünde und Gröbers bedecken ähnlich fruchtbare Braunschwarzcrden. 1m südlichen Teil um Dieskau und Osmünde wechseln beide Bodenarten kleinflächig. ÖstJich von Gröbers, um Groß• kugel und Beuditz kommen vor allem Griserden (Braun- und Schwarzerden mit ei­ nem etwas höheren Tongehalt) vor. Häufig besitzen diese Böden einen hohen Lehmanteil, der füreine niedrige Wasserleitfähigkeil vcrantw011lich isL Solche Böden neigen bei NiederscbJägen zur Staunäs.c;e. InseiSJtig tl'C­ tcn jedoch auch Löß-Schwarzerdeo mit einem hohen Sandgehalt auf, die dadurch eine deutlich höhere Wasserlcitfarugkeit haben und somit in der Regel vernässungsü-ei sind. II

Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Gebiete um Reideburg, Büschdorf und Kanena. Hier .sind die Schwan.- und Braunschwar-.Gerdeböden besonders stark von sogenanntem Geschiebelehm umerlagen . Dadurch staut sich das versickernde Was­ ser leicht an und fü hrt zn einem hoch anstehenden Grundwasserspiegel. Diese Bö• den, die auch entlang der Kabelske zu finden sind, werden Gleye genannt. Jm westlichen Teil des Reide-Gebietes, vor allem südlich des Hufeisensees und süd• lich von ßruckdorf, sind durch die Polgen des Bergbaus häufig Kippböden zu fin­ den. Hier ist nach dem intensiven Eingriff des Menschen in die Bodenverhältnisse c der Bodenneubildungsprozeß noch im Gange. Q) "'0 0 1.3. Kllinatische Bedingungen CO

Das Reide-Gebiet gehört z.um Mitteldeutschen Trockengebiet. Klimatisch bildet es eine Übergangszone 7wischeo dem Regenschallengebiet des östlichen Harzvorlandes und der weiter östlich gelegenen Leipziger l'ieflandsbucht, die vom etwas nieder­ schlagsreicheren Mitteldeutschen Binnenklima geprägt wird. Charakteri stisch flir das Reide-Gebiel ist die außerordentlich geringe Niederschlags­ menge von durchschnittlich 498 mm/.lahr~. Von West nach Ost leicht ansteigend, werden in Halle nur 479 mm/Jahr gemessen, am östlichen Rand der Landschaft etwu 9 600 mm/Jahr . Der niederschlagsärmste Monat des Jahres ist der Februar, der regen­ reichste- vor allem durch Gewitterregen -der Monat Juli. Damit gehört das Reide­ 10 Gebiet zu den tl'ockensten Teilen der Bundesrepub1ik • Zudem zählt das Gebiet durch seine Lage zu den wärmsten Teilen Deutschlands. lm Durchschnitt gibt es im Jalu· 77 Frosttage, u.b. Tage mit einem Temperaturminimum von unter 0 °C, und fast 40 Sommertage mit einer Höchsttemperatur von über 25 °C. Solche Werte werden im Osten Deutschlands lediglich noch im 81bta1 bei Dresden gemes en. Die durchschniuliche Temperatur des kältesten Monats Januar beträgt 11 - I oc, die des wärmsten Monats Juli fast 19 °C •

1.4. Ut·sprüngliche Vegetation

Ohne den Einfluß des Menschen wtii·cn weite Teile des Reide-Gebietes noch mit Stiel- bzw. Traubcneichen, Hainbuchen und Winterlinden bewaldeL Reste eines Traubeneichen-Hainbuchenwaldes werden noch in der Nähe auf dem Petcrs­ 12 berg im Naturschut~gebiet Berghol7 gefunden • Die let;:ten größeren Wälder im Reide-Einzugsgehict wurden 1808 niedergelegt. Dabei handelte es sich um Reste der Abtsheide. Dieses große Waldgebiet breitete sich noch im Mittelalter ab DiesJ.."au östlich und südlich der heutigen B 6 bis nach Großkugel aus, drang nördlich bis in die Gegend von Gottenz vor und zog sich dann östlich bis nach Sachsen hin. Bereits im 13. Jh. wurden die nördlich der heutigen ß 6 liegenden Teile der Abtsheide gerodet.

" Innerhalb des Reide-Einzugsgebietes gab es bis 1997 eine meteorologische Meß~tation, diesich aufeinem Versuchsfeld der Landwirtschrtnlichen Fakultät der Martin-Luthcr-Univc.rsität in 7.öberlt1 befand. c: Q) 0) 12 c: :l Daneben kamen aufgrund der klimatischen Bedingungen auch vegetationsarme 0) Standorte, Gebüsche, HalbLrocken- und Trockenrasen vor. c: Entlang ucr kleinen Bäche gab es Feldulmen, Schwarzerlen und Eschen. In den ·-"'0 stärkervom hohen Grundwasserstand beeinflußten Gebieten entlang der Reide-Aue Q) .c existierten sehr sumpfige Landstriche, in denen Erle und Esche dominierten. Verein­ c zelt kamen auch Traubenkirsche und Pfaffenhütchen vor. Q) Kleine Teiche und Allarme von Fließgewässern waren vorrangig von Seerosen-, Wasserbahne11fuß- und Teichlinsenbeständen bedeckt. An den Ufero schlossen sich E z. T. breite Röhrichtgü1tel an, die in Erlenbruchwald bz.w. seggenreiche Feuchtwiesen .c 13 ct1 übergingen • Heute haben im Reide-Einzugsgebjet nur noch punktuell Feucht-, Naß- und a: Gewässerhabitate den massiv betriebenen flurausräume11den Maßnahmen der Land­ wütschaft widerstanden. Diese Kleinbiotope stellenjedoch außerordentlich wichtige Rückzugs- und Regenerationslebensräume dar.

1.5. Kurzvorstellung der Gewässe1·

1.5.1. FlieHgewässer Mehr als l 50 Fließgewässer in Form von Bächen oder Gräben werden im Reide­ Einzugsgebiet gezählt14 • Im folgenden sollen die wichtigsten in ihrem Verlauf und mit ihren Besonderheiten kurz vorgestellt werden.

Rcide Die Reide fließt, für Bäche in unserer Region ungewöhnlich, in Nord-Süd-Richtung. 15 Sie wird zur Unterscheidung von der ZUI Fuhne fließenden Reide bei Niemberg auch Elster-Reide genannt. Das Wort Rcide leitet sich vom altsächsischen Wort ,.rith" bzw. vom mittelnieder­ deutseben "ride" ab und bedeutet soviel wie "kleiner, langsam fließender Wasser­ Jauf"6. Den Nachweis fi.ir diese Deutung liefern die urkundlichen Belege für Reide­ burg: 1216 Rideburch, 1244 Rideburc, 1347 Rideboreh und 1481 Rideborg. Die Herkunft des Bachnamens wird mitunter fälschlicherweise dem mittelhochdeutschen Wort für Schi·lf "riet" (althochdeutsch "hriot", mittelniederdeutsch ,,ret) zugespro­ chen, da es entlang der Reide häufig Schilfrohr gab. Von der Quelle in Braschwitz bis zur Mündung in die Weiße Elster bei Osendotflegt der Bach eine Strecke von 14,7 km zurück17• Das Wasser fließt bei einem Gefälle von 1,3 rn/km nur sehr träge. Damit gehört die Reide zu den langsam nießenden Gewässero in unserer Region. Im Vergleich dazu besitzt die Götsche im Saal.krejs bei einer Länge von 14,5 km ein Gefalle von 5,38 m/km. Die wichtigsten Zuflüsse zur Reide sind aus östlicher Richtung der Zwebendorfer Graben, die Kabelske und der Zollteichwiescngraben. Aus westlicher Richtung mün• den hauptsächlich der Zöberitzer Graben, die beiden Dautz.sch-Gräben und der Diemitzer Graben in die Reide . Die Quelle der Reide befindcl sich nordwestlich von ßraschwitz auf einem heute 13

überpflügten Acker am Maschwitzer Weg. Dort tritt sie aus einem Rohr zutage und fließt in den verlandeten Teich bei Klein-Braschwitz am Zöberitzer Weg. Auf ihrem ._ Q) Weg Richtung Peißen nimmt sie einen aus dem Ortskern von Braschwitz kommen­ (/) (/) den Graben auf und quert zunächst die Eisenbahnlinie Halle-Magdeburg. Nach dem :('lj Durchiließen der Schnaswitzer Mark und nach der Umgehung des Braschwitzer ~ Q) Gewerbegebietes kreuzt die Reide die B I00. Kurz vor der Unterführung der Eisen­ O'l bahnlinie Halle-Berlin trifft sie dann auf den Zöberitzer Graben. ~ .9:? In Peißen speist die Reide den Bauernteich, wird von der Eisenbahnlinie Halle-Eilen­ rr:: burg und anschließend von der Autobahn Halle-Dresden gequert. Am Ortsausgang von Stichelsdorf trifft sie auf den aus Richtung Reußen kommenden Zwcbendorfer Graben und 11ießt Richtung Reideburg weiter, wobei sie zwei den Dautzsch entwäs• sernde Gräben aufnimmt. fn Rcideburg angekommen, berührt sie den Sagisdorfer Gutspark, quert die Äußere Diemitzer Straße und fließt am Ortsrand entlang Richtung BUschdorf. Kurz vor der Querung der Delitzscher Straße trifft sie auf den Diemitzer Graben.

Abb. 2: Die Mündung der Kabelske bei Kanena (Bild: R. Zimmer).

Auf ihrem weiteren Weg Richtung Kanena fließt sie am neuen Abwasserpumpwerk in BUschdorf vorbei; anschließend eine längere Strecke dw-ch freie Flur. In Kanena trifft sie auf ihren größten Zufluß, die Kabelske. Weiter bachabwärts quert die Reide die Eisenbahnlinie Halle-Leipzig, bcrühtt Zwint­ schöna und kommt nach Bruekdorf, wo sie von derB 6 überquert wird. Entlang der Zollteichwiesen fließend, tritt die Reide anschließend in den Dieskauer Park ein, schlängelt sich am westlichen Parkrand entlang und nimmt dabei den Zoll- c: (]) 0> 14 c :::J leichwiesengraben auf. Nach dem Verlassen des Parkes Oießl sie etwa parallel zur 0> Straße Bruckdorf-Osendotf, unterquert die aJle Grubenbahn sowie die Regensburger c Straße und mlindcl in der Elster-Aue in die Weiße Elster. "'0 (]) Zwebendorfer Graben ..0 Der Zwebendorfer Graben (Länge 7,4 km) entspringt an der Straße, die von Reußen c zum Landsberger Pfarrberg fWut (Flur Reinsdotf), durchfließt den Nordteil der Q) Er E Reußener Flur, kommt anschließend nach Droyßig sowie Zwebendorf und tl ießt par­ .c. allel zur Eisenbahnünie HaJle-Eilenburg durch Peißener Flur, um ca. 300m sildlieh «S von Stichelsdorf in die Reide zu münden. Tn der Flur Peü3en ninunt e1· den Miuel­ graben auf, der mitunter auch Rabatzer Graben. genannt wird (Länge: 2,7 km; Quel­ a::: le: nordöstlich von Rabatz an der B l 00).

Kabelskc Die Kabelske ist der größte Nebenbach der Reide (Abb. 2). Der Name kommt vom altsorbischen Wort für Stute ,,Kobyla" und deutet auf die ehemalige Landnutzung im Gebiet der Kabelske hiu. Heute beginnt ihr Lauf im Sächsischen östlich dci· Autobalm A 9 bei Beuclitz. Ihre ur­ sprüngliche Quelle lag auf der Fläche des 1927 errichteten westlichen Rollfeldes des Schkeuditzer Flughafens. Die Kabelskc ist 13,7 km lang 18 (davon 13, i km im Regierungs­ präsidium Halle) und clurchOießt den gesamte11 südöstlichen Saalkreis. Nachdem sie Beuditz dmchque1·t hat, fließt sie eine längere Stt·ecke dllrch freie Flul' nöJdlich von GroßkugeL Hier trifft sie auf einen von Süden aus Großkugel kommenden Graben, der 1,2 km lang ist und am südlichst<::,n Punkt des Kabelske-Laufes mündet. Im weiteren Verlauf fließt sie etwa parallel zur Bahnlinie Leipzig-Halle zunächst durch Schwoitscb, dann zwischen Benneiod und Bennewitz. hindurch und anschlie­ ßend an Naundorf, Stennewitz und Kleinkugel vorbei nach i

Zollteichwiesen graben Der Zollteichwiesengraberz entspringt heute südlich der Wiesenstraße in Zwint­ schöna und durchfließt die Gartenanlagen in BruckdoJf. Nach Durchquerung der Zollteichwiesen speist er das Grabensystem im Dieskauer Park (vgl. 6.4.), dLHchOicßt den Mühlteich tllld mündet dann in die Reicle. Seine Gesamtlänge beträgt 2,6 km. 15

Der heutige Zollteichwiescngrabenfließt im urspLiinglichen Reitle-Bell19, das nördlich der Wiesenstraße in Zwintschöna vom heutigen Reide-Verlauf abzweigte und durch den heute nicht mehr existierenden Bruckdorfer Teich sowie die ebenfalls ver­ schwundenen Zollteiche verlief (vgl. 4.1.).

Zöberitz.er Graben Der Zöberitzer Graben beginnt am Heizwerk .,Frohe Zukunft" und nimmt anschließend den Überlauf des Großen Posthornsees auf (Abb. 3). Nach der Unterquerung der Fern­ verkehrsstraße Halle-Dessau umfließt er den Kleinen Posthornsee,läufl durch die Orts­ lage Mötzlich weiter nach Zöberitz. und mündet westlich vor dem Bahndamm der Eisen­ bahnlinie Halle-Berlin in Peißen in die Reide. SeineLänge beträgt heute 5,4 km.

Legende: Fließgewässer Weg Teich

Höllwog

Abb. 3: Schematische Darstellung der heutigen Gewässerstrukltlr im RaLim Mörzlich/l'omau (Ski<.ze:M. Döll, H.-W. Sonntag, R. Zimmer). c Q) C) 16 c :J Vor der Entstehung der beiden Postbornseen in Mötzlich ab 1955 begann der Graben 0) westlich der Sj)ickendorfer Straße. ln Mötzlich mündet der aus dem Dorfleich Tornau c kommende Tomauer Graben (Länge: 1,2 km), der an der ehemaligen, 1961 abgebrann­ -c ten Tornauer WindmUhte vorbeiführt. Er kann daher auch als Mühlgraben bezeichnet Q) werden . .0 c Ein weiterer aus der Tomauer Flur kommender Graben ist der Plötzangergraben. Erbe­ Q) ginnt westüch der Straße Halle-Dessau, cntwtissert den Plötz-Anger, vereinigt sich fast E mit dem Mühlgraben und mündet östlich von Tomau in den Ochsengraben. Der Ochsen­ ..c graben selbst beginnt am Plötz-Angcr, passiert die sogenannte "Partisanenkirche" (ein «S Schalthaus für die Energieversorgung) und mtindet östlich von Mötz.tich nach 2,0 km a: Lauflänge in den Zöberitzer Graben, der von dieser Stelle an auch l~enne genannt wird. DautL.sch-Gräben Die beiden Dawzsch-Gräben wurde zur Entwässerung des Dautzscb-Gebietes bei der 20 Anlage des gleichnamigen Wohngebietes 1928-1930 künstlich angelegt • Der ca. 2 km lange Nördliche Graben entsteht am Ortsausgang Diemitz, westlich der Rosenfelder Straße. Er durchläuft das nördliche Dautzsch-Gebiet und fließt ab dem Zöbetitzer Weg ostwärts zm- Reide. Die Mündung des Grabens liegt im Bereich dc,., fllurstückcs "die Hölle''. Große Abschnitte in seinem Unterlauf waren bis 1999 verrohrt.lm Zuge einer notwendig gewordenen Sanierungsmaßnahme wurde die Ven·ohrung ab Walter­ Häbisch-Straße entfernt und der Graben offengelegt Neben einer teilweisen Neu­ trassierung im Oberlauf wurde der Mündungsbereich zur Schaffung von Retentions­ raum stark vergrößert. Der Südliche Dautzsch-Graben begann frOher direkt am Großen Dautzsch und sollte vor allem das Regenwasser abführen. Heute beginnt er am Raps weg, verläuft geradli­ nig in West-Ost-Richtung zur Reide und hat eine Gesamtlänge von ca. 0,9 km. Bei einer 1998 durchgeführten umfassenden Sanierungsmaßnahme wurde das Bachbett innerhalb des Wohngebietes in Drainage gelegt Ab Zöberitzer Weg liegt der Graben offen, wobei sein Ufer neu bepflanzt wurde.

Diemitzer Graben (Petze) Heute beginnt der Diemitzer Graben (Länge: 2,4 km) als offener Graben am Büschdorfer Weg in Diemitz. U1m nießen Wässer aus dem Diemitzer lndusuiegebiet zu. Der Graben mUndet, nachdem er die Verlängerung der Reideburger Straße quert, an der Straße ,.An der Reide" nahe Büschdotf, aber auf Reideburger Flur, in die Reide. Früher hatte der Graben einen anderen Verlauf. Er hieß ehemals Petze, kam von der Berliner Straße in Diemit.z und mündete vor der Diemitzer Straße in Reideburg nach 3,) km Lauflänge in die Reide (vgl. 4.6.).

Andere Gräben Relativ wasserreiche Zuflüsse zur Reide sind neben dem Burgraben in Reideburg noch ein aus der Deponie Leehau kommender Enlwässerungsgraben sowie der 1997 geschaffene Überlauf des Hufeisensees. 17

1.5.2. Standgewässer Etwa I 00 Standgewässer existieren derzeit im gesamten Reide-Einzugsgebiet. Eine Vielzahl von Teichen gibt es heute jedoch nicht mehr. Andererseits sind zahlreiche Standgewässer erst in den letzten 150 Jahren durch das Eingreifen des Menschen entstanden. Eine Liste der historischen sowie der aktuellen Stand­ gewässer befindet sich im Anhang. Die wichtigsten sollen jedoch im folgenden vorgestellt werden. 21

Hufeisensee Der Hufeisensee entstand durch den Braunkohle- bzw. den Kiesabbau. Jm südli­ chen Teii des heutigen Sees wurde bis 1942 Braunkohle abgebaut22• Anschlie­ ßend bildete sich durch Grundwasseranstieg allmählich eine Wasserfläche23• Im nordöstlichen sowie im nordwestlichen Teil wtu·de bis 1969 Kies abgebaut. Auch hier entstand nach Einstellung des Abbaus ein See. Inzwischen ist aus den beiden 24 Teilseen eine einheitliche Wasserfläche von ca. 70 ha geworden . Bei einer mitt­ leren Tiefe von 9 m bzw. einer maximalen Tiefe von 29,5 m faßt der Hufeisensee 6,6 Mio. m3 Wasser. Am Südwestufer des Sees befand sich eine von 1939 bis 25 1984 betriebene und zwischen 1992 und 1996 rekultivierte Mülldeponie • Heute wird der Hufeisensee als Angel- und Badegewässer sowie für den Wassersport

Abb. 4: Der Bauemteich in Peißen, der direkt von der Reide durchflossen wird, während des Dorffestes 1998 (Bild: ArchivE. Lucht). c Q) 0) 18 c :J (Wasserskizentn1m) genutzt. Seit 1997 hat der See auf Grund des stetig ansteigen­ 0) den Wasserspiegels einen Überlaufgraben zu1· Reide. c: ·"0- Osendorfer See Q) Der OsendOJfer See, auch D1eskauer See genannt, existiert seit 1958, als sich dlu·ch ..0 den steigenden Grundwasserspiegel im aufgelassenen Restloch des Bratmkohle­ c 26 Q) tagebaus eine geschlossene Wasserfläche bildetc . Im See wird ein Zwangs­ wasserspiegel gehalten. Dieser liegt mit 74 m NN etwa 7-8 m unter dem Wasser­ E 27 .r::. spiegel, der sich unter natürlichen Bedingungen bilden Wlirde • Das überschüssige ctS Wasser wird in Abständen entweder in den Großen Mühtteich im Di~skauer Park gepumpt oder direkt in eHe Reide geleitet. a: Der Osendorfer See faßt bei einer L:fJäche von I 7,8 ha, bei einer mittleren Tiefe 28 von 12m und bei einer maximalen Tiefe von 29 m ca. 3 Mio. m3 Wasser • Per See besitzt relativ nährstoffarmes Wasser. Er selbst und seine Umgebung sind als ein Beispiel für Spontanbesiedlung von Tagebaurestlöchern mit entsprechender 9 Pioniervegetation für den Naturschutz interessant-2 . Bekannt ist der Osendorfer See jedoch vor allem durch das Wassersportzentrum, das sich um den See herum entwickelt hat Außerdem ist er ein ausgewiesenes Angelgewässer des Deutschen Anglerverbandes (DA V).

Grubenseen bei Zwintschöna Mehrere kleinere Seen prägen die Landschaft nördlich von Zwintschöna. Sie sind durch den bis etwa 1910 hier bettiebenen Braunkohletiefbau sowie durch den gleichzeitigen bzw. anschließenden Kiesabbau entstanden. Direkt im Ort Zwintsehöna in der Näbe des Bahnhofs befindet sich der sogenannte Schacht­ teich (Fläche 2,8 ha). Er hat heute als Angelgewässer Bedeutung und ist im we­ sentlichen von Gärten umbaut. Weiter nördlich davon befindet sich der sogenannte Mühlteich, an dem es je­ doch nie eine Wassermühle gegeben hat. Er existiert etwa seit 1930 und besteht bei niedrigem Grundwasserstand mi tun ter aus zwei durch Röhricht voneinander getrennten Wasserflächen (Gesamtfläehe 4,7 ha; maxjmale Tiefe: 4 m; Inhalt: 0 , 12 Mio. m3) . Besonders erwähnenswert ist hier das Vorkommen des Tannenwedels, der im Saalkrejs. in keinem anderen Gewässer mehr zu finden ist30• Deshalb steht der Mühlteicb auch unter Schutz (vgl. Anhang). Westlich vom Mühlleicb schließt sich das Priedrichsbad" an (Abb. 5). Mit einer Gesamtfläche von 6 ha und einem Wasserinhalt von 0,175 Mio. m3 ist es der größte Einbruch-See bei Zw]ntschöna. Durch seinen großen Verlandungsbereich aus Schilf und Breitblättrigen Rohl·kolben steht das Friedrichsbad ebenfalls un­ ter Schutz. Seit den 20er Jahren bis 1963 und ab 1991 wurde bzw. wird es als Freibad genutzt. Noch weiter westlichjenseits der StraßeR~ideburg - Zwintschöna liegt der Kolbeteich,

* Der Ntune geht auf Friedrich Kaiser uus Zwintschöna zurück, der das Gelände um den See pachtete und ein Freibad e i m'iohtet~ 1 . 19

\- Q) (/) (/) :CU ;: Q) 0> "'0 c CU Cf)-

Abb. 5: Das Friedricllsbad in ZwinJsc/röna um 1927 (Bild: Archiv W. Schwanitz). der seit den 60er Jahren zur Entenmast32 genutzt wurde und deshalb mitunter auch Ententeich genannt wird (Fläche: 5, l ha, max. Tiefe: 3 m). Er entstand erst nach 1946. Hier wurde bereits zur Zeit des Kiesabbaus das überschüssige Wasser über einen Graben in die Reide geleitet, der heute noch existiert.

Mötzlicher Seen Nordwestlich von Mötzlich liegen mehrere flache Seen, die meist als Mötzlicher Teiche bezeichnet werden. Sie entstanden im ehemaligen Bergbaugebiet etwa ab 195833• Als unterirdische Stollen des Braunkoh letiefbaus einbrachen, entstanden Sen­ ken, die sich schnell mit dem hoch anstehenden Grundwasser flillten und in die Oberflächenwasser nachfloß. Der größte diesc1· Seen ist der westlich der Straße Halle-Tomau gelegene Große Posthorn­ see mit einer Fläche von 20,6 ha Er hat zwei kleine Zuniisse und einen Überlauf in den Zöberitzer Graben. Östlich dieser Straße liegt der Kleine Posthornsee (Fläche 5,5 ha), der ebenfalls eine Verbindung zum Zöberitzer Graben besitzt. Beide Seen sind nicht tiefer als 2 m. Das gesamte Seengebiet ist ein Geschlitzter Landschaftsbestandtell (GLB), der sowohl floristisch als auch fau nistisch bestens untersucht ist34 und in un­ mittelbarer Umgebung eine Vielzahl von "Rote-Liste-Arten"3s aufweist (vgl. Anhang).

Bruckdorfer Tagebaurestlochseen Im ehemaligen Bergbaugebiet südlich von Bn1ckdorfliegen ebenfalls mehrere zum Teil recht große Seen (bis 7,6 ha Fläche), die infolge des intensiven Braunkohleabbaus nach 20

Stillegung der Gruben zwischen 1950 und 1970 entstanden sind36. Das gesamte Gebiet ist wenig erschlossen und bietet deshalb für viele Tier- und Pflanzenruten Rückzugs• möglichkeiten. Die Gewässer werden vorrangig vom DAV als Angelgewässer genutzt...... Q) ..c: Teiche im Dieskauer Park (.) Innerhalb des Dieskauer Parkes liegen mehrere Teiche, die ausführlich im Abschnitt ·..c:- 6.4. beschrieben werden. (.)cn Q) C)cn C) c :::J -"'0 Q) Cf) . C\1

Abb. 6: In vielen Orten entlang von Reide und Kabelske, wie hier in Beudilz, existieren die jahrhundertealten D01jteiche noch (Bild: G. Meister). 21 2. Siedlungsgeschichte

Ab etwa dem Jahr 600 besiedelten slawische Völker das Reide-Einzugsgebiet und gründeten einen Großteil der noch heute vorhandenen Dörfer•. Mit dem Machtantritt Otto I. (936) begann die allmähliche Eroberung der slawischen Gebiete östlich von Saale und Eibe durch die Deutschen. Dabei wurden 961 eine ehemalige slawische Verwaltungseinheit, das sogenannte Gau Neletici, dem auch weite Teile des Reide­ Gebietes angehörten, dem späteren Erzbischof von Magdeburg geschenkt. Tn unmit­ 0> telbarer Nachbarschaft existierte die Markgrafschaft Landsberg, zu der die Burg in c: Reidebtu-g als Verwaltungszentrum über 31 umliegende Dörfer gehörte. Nach dem 2 ..c Tod des letzten Markgrafen von Landsberg kam es zum Kampf zwischen dem ::::J wettinischen Markgrafen von Meißen und dem Erzbischof in Magdeburg. Tn einer -c: Schlacht im Jahre 1347 wurde Reideburg mit Waffengewalt dem Markgrafvon Mei­ üJ ßcn entrissen und dem Etzstift in Magdebmg angegliedert. Tm Zuge der verstärkten deutschen Ostexpansion kam es ab dem 12. Jh. zu einem verstärkten Ausbau der Infrastruktur. Es wurden Verkehrswege, auch in ehemals sumpfigen Gebieten, angelegt. Dies erleichterte den Warenaustausch mit benach­ barten Regionen und fül1rte zu einem allmählichen wirtschaftlichen Aufschww1g im Reide-Gebiet. Deutsche Siedler, meist aus Süddeutschland, ließen sich neben den Slawen in den Dörfern nieder und führten neue landwittschaftliche All­ baumethoden ein. Rückschlage in dieser B11!Wicklung gab es vor allem durch Seuchen wie die Pesl u11d durch die verschiedensten Kriege. Neben den Kämpfen 1347 seien dabei vor allem die Auseiuandersetzuugen von 1414 und 1426-27 erwähnt, später dann der Dreißig• jährige Krieg (1618-48)' und die Napoleonischen Befreiungskriege (1806-13). Nach der Reformation wurde das Erz.stift Mageieburg säkularisiert und von Mitglie­ dern des branclenburgischen sowie des sächsischen Henscherhauses administrativ verwalteL Im Zuge der Neugliederung des gesamten Gebietes entstanden Ämter als zet1trale Verwaltungseinheiten. Große Teile des Reide-Gebiclcs ww·den dabei dem Amt Giebichenslcin angegliedert. Die Orte im östlichsten Teil des heotigen Saal­ kreises gehörtetl zum Amt Delitzscb uo(l damit zum KuJ"fürstentum Sachsen, das aus der Markgrafschaft Meißcn hervorgegallgen war. Im Ergebnis des Dreißigjährigen Krieges kam das ehemalige Erzstift Magdeburgendgültig an das KLJTfürstentum Bran­ denburg und damit zum späteren Königreich Preußen. Erwähnenswert ist, daß zwi­ schen 1780-1785 ln fast aJien Dörfern des Reide-Gebietes größere Nellansiedlungen durch Pfälzer Kolonisten elfolgten, Wcilcre Grenzverändemngen gab es nach der Beendigung der Napoleonischen Be­ freiungskriege. Sachsen hatte an Preußen umfangreiche Gebiete abzutreten. Dadurch kam beispielsweise die Gegend um Reußen zum preußischen Gebiet. Zwischen 1815 und 1945 blieb die verwaltungsmäßige Struktur dann weitestgehend konstant.

~' Das Reide-Gebiet war jedoch btlreits vorher von Menschen besiedt:lt, Tn den Schotterschichten einer Kiesgrube am Bahnhof von Dieskau wurde beispielsweise eine Feuersteinspitze von prähistorischen Menschen gcfnnden (vgl. Kr angliedert wurden. 0) 38 cn fm folgenden wird die Entwicklung der einzelnen Siedlungen genauer be1Tachtet. Q) Dabei sind die Ortschaften nach den heutigen Gemeindestrukturen geordnet, wobei c nur die Ortsteile einer Gemeinde bescbrieben werden, die innerhalb des Reide-Ein­ ::3 zugsgebietes liegen (Tab. 1). -"'0 Q) Tab. 1: Gemeindeli im Reide-EinZCigsgebiet mit ihren Orlsreilen

Cf) Gemeinde innerhalb des Reide-Ein<,ugsgebietes Liegende außerhalb liegende Ortsteile Ottsteile C\J Braschwitz Braschwitz Plößn itz Dieskau Dieskau, Zwintschöna Dölbau Dölbau, Kleiukugel, Naundorf. Stennewilz. Gröbers Benmlorf, Beunewitz, Gröbers, Osmündc, Oottenz Schwoitsch GroßkuRet Beuditz, Großkugel Peißen Peißen, Rabal7., Stichelsdorf, Zöberitz Queis KJepzig, Kockwitr. Queis, Wiedetsdorf Reußen Droyßig, Reußen, Zwebendorf Halle Bruckdorf, Bi.ischdorf, Dautzscb, Diemitz, verschiedene Kanena, Mötzlich, Oseudorf, Reideburg (Baweritz, Burg, Kapellenende, Krondorf, Reideburg, Sagisdotf, Schönnewitz), Tomau

2.1. Gemeinde Draschwitz

Braschwitz ist eine der ältesten Ansiedlungen im Reidc-Gcbieltmtl dürfte im 7. Jh. 39 entstanden sein. Der Ortsname bedeutet "die Sippe eines Mannesnamens Praves" . Braschwitz besteht aus den Ortsteilen Klein- und Groß-Braschwitz. lm Rahmen der Ostkolonisation zwischen 1150-1250 siedelten sfch die Deutschen in dem slawischen Ort und zwar in Groß-Braschwitz an, während dieEinheimischen nach Klein-Brasch­ witz ausweichen mußten. Beieie Orte, die aber stets unter einer Ortsverwa1L1111g blieben, gehörten vor 1347 zum Burgward Reideburg, d.h. wr Markgrafschaft Landsberg. Danach kamen sie zum Erzstift Magdeburg, also zum Saalkreis. 23

Abb. 7: Der DOifteich in Groß-Braschwitz um /940 (Bild: Gemeinde Braschwitz).

Die urkundlichen Belege nennen J 325 Praswitz, I 347 Prayswicz und 1494 Praschwitz. Im J 5. Jh. gingen die benachbarten Dörfer Docketwitz (liegt bereits außerhalb des Reide-Einzugsgebietes) und Schnaswitz ein, wobei ein Teil ihrer Fluren zu Brasch­ witz kam. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden Dorf und Kirche durch kaiser­ 40 liche Truppen gcbrandschatzl • 1682 starben 38 von I20 Einwohner an der Pest. Nordwestlich von Braschwitz auf einem heute in Drainage gelegten Teil befindet sich die Reide-Quclle. Sie fließt von hier in südöstlicher Ri chtung nach Peißen. Ihr Bachbett wurde 1991 im Rahmen der Einrichtung des Gewerbegebietes Peißen/ Braschwitz neu gestaltet Tn den letzten Jahren hat sich der Ort durch die Errichtung neuer Wohnhäuser vor allem am Zöberitzer Weg vergrößert.

2.2. Gemeinde Dieskau

Dieskau Die Flur Dieskaus war schon im Altertum besiedelt, was die reichlichen bronzezeit­ lichen Funde beweisen. Bereits l747 wurden bei der Abtragung eines Grabhügels 41 Bronzewaffen und goldener Schmuck gefunden • Der Ort selbst wurde im 8. Jh. von Altsorben gegründet.'12 Der Name bedeutet "Besitz eines Mannes namens Dysk". Urkundlich wird das Dorf erstmalig I 121 als Thisgoe erwähnt. 1230 hieß es Discowe und 1263 Dizcowe. Eine alteingeses­ sene sorbische Bevölkerung scheint es in Dieskau noch lange Zeit gegeben zu haben, worauf der heute noch vorhandene Straßenname "Wendemark" (die Wen­ den = die Sorben) hinweist. 24

Das Gut, das sich aus zwei Sattelhöfcn* später zum Schloß entwickelte (vgl. 6.2.) entstand zu Beginn der Herrschaftsperiode der Herren von Dieskau ( 1225-1746), einem der ältesten und mächtigsten Geschlechter des Saa1kreises. Nach dem Aus­ ....Q) sterben der männliche Linie der Herren von Dieskau 1744 hatte das Schloß mehrere ..c Besitzer: (.) 1746 - 1770 Familie AlbUJ·g ..c 1770 - 1853 Familie v. Hoffmann (.) Cl) 1853- 1945 Familie v. Biilow Q) Der Dieskauer Park wurde von dem Geheimrat und späteren Kanzler der Königlich 0) Preußischen Universität Halle Carl Christoph von Hoffmann 1778 nach dem Vorbild Cl) des Wörlitzer Parkesangelegt (vgl. 6.3.). 0) c ::J -"'C Q) Cf). C\J

Abb. 8: Der Gasthof in Dieskau wn 1920 (Bild: Archiv W. Schwanitt.).

Die Jahre 1636 und 1637 waren für die Dieskauer katastmphal. Zweimal zogen kroa­ tische Söldner durch den Ort und zerstörten Dorf und Kirche. Außerdem brachten beide Jahre sowohl durch Pest als auch durch Hunger "riesige Verluste unter den Einwohnern" mit sich. Aus dem Jahr 1849 ist überliefert, daß 39 Einwohner an der Cholera starben. Nachweislich seit 1775 bauten die Bauern in Dieskau Kartoffeln an, obwohl sie zu­ nächst dazu gezwungen werden mußten. Von 1866-1899 wurde ca. 1 km östlich

~ Historische Sauethöfe werden im allgemeinen als Vorläufer der Rittergüter nngcschen. Sie sind ein Merkmal der deutschen Ostkolonisation des 12. und 13. Jh. Dabei wurden zuverlilssige deutsche Sied­ ler, meist Riuer oder Angehörige des niederen Adels, ausgewählt und ihnen die militiirischc Absiche­ rung des Gebietes sowie Aufgaben der kulturellen Entwicklung anvenraut. 25 vom Ort in der Braunkohlengrube DelbrUck zuerst unter Tage, später auch im Tage­ bau Braunkohle gewonnen. 1911 erhielt Dieskau als erster Ort des Saalkreises elek­ trisches Licht. 1651 wurde in Dieskau Dorothea Faust, die Mutter des Musikers und Komponi­ sten Georg Fricdrich Händel ( 1685- 1759), geboren. Außerdem nennt sich der bekannte Sänger Dietrich Fiseher-Dieskau (geb. 1925) nach dem Ort. Seine Großmutter, Emma Fischer, war eine geborene v. Dieskau. Sein Vater führte seit 1934 den Doppelnamen.

Zwintschöna ln Zwintschöna, einer altsorbischen Gründung aus dem 8. Jb., ließen sich einige Siedler aufgrund der idealen Bedingungen für Viehzucht in dieser damals sehr feuchten Gegend nieder und hielten vor allem Schweine•'. Dadurch bildete sich im Laufe der Jahre die Ortsbezeichnw1g .,Svincane" heraus, was ,,Bewohner hei den Schweinen" bedeutet und ganz sicher keinen Schimpfnamen darstellte. Im 14. Jh. ließ ErzbischofOtto (1327-1361 ) die mittelalterliche Sal7~~lraße von Bruck­ dorf über Zwintschöna, Kleinkugel, Os münde und Schkcuditz nach Leipzig bauen, die Halles Salzabsatz. nach Sachsen beleben sollte. Urkundlich wird der Ort erstma­ lig 1371 als Zcwinzcene genannt. I 381 hatte das Dorf nachweislich II Höfe mit ca. 55 Einwohnern. Für 1563, 1583 und 1749 sind jeweils L3 Höfe überliefert. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Orl 1635 durch kaiserliche Truppen total zer­ stört. 17 J0 und 1712 brannte fast das gesamte Dotf ab. Schwere Zelten erlebte Zwint­ schöna auch während deT französischen Besatzung von 1806-18 I 3. Ein I 988 im Dorf errichtetes Denkmal erinnert daran. Im 19. Jh. entwickelte sieb der Ort allmäh li ch zu einem Iodustriearbciterd01f. Nach­ dem 1800 die Chaussee Bmckdorf-Großkugel gebaut worden war, begann um 1836 der Kohlebergbau in Bruckdorf und Kanena (vgl. 3.2.), der viele arme Leute anzog, weil sie Arbeit und Unterkunft fanden. Dadurch vergrößene sich der Ort msch. 1840 wurde die Eisenbahnlinie Halle-Leipzig eingeweiht. Der Bahnhof Dieskau in Zwinl­ schöna entstand jedoch erst 188 1. Vorher diente der Batmanschluß nur zum Abtrans­ port der geförderten Kohle aus Bruckdorf und Dieskau. 1914 entstand in Zwintschöna ein StanL.werk. In den 20er Jahren kam ein Werk L.Ur Produktion von Rohpappe hinzu; Ende der 50er Jahre eine Champignonzucht Die heutigen Teiche im Norden Zwint!-lchönas sind ehemalige Einbruchseen des Brau nkohletiefbaus sowie des Kies- und Sandabbaus (vgl·. l.5.2.). Kulturell ist der Gesangsverein Zwintschöna bekannt. Er entstand 1929 und ist derzeit der zweitälte• ste Chor des Saalkreises.

2.3. Gemeinde Dölbau

Dölbau Die Ortsform Dölbaus ist ein altsorbischer Rundling. DerOrtsname dugegen ist deutsch und bedeutet "Ort im Graben (oder in der Schlucht)". Der Name wurde von fränki- 26

sehen Siedlern im 13. Jh. aus ihrer Heimat bei Bad IGssingen mitgebracht und auf den neuen Wohnort übertragen. Der alte slawische Ortsname für Dölbau ist in Ver­ gessenheit geraten. ()) +-' Durch den Ort fließt der Dölbauer Graben, der größte Nebenbach der Kabelske ..c (vgl. 1.5.1.). Dölbau gehörte zunächst zum Amt, später bis 1950 zum Kreis Delitzsch. u Im Dorf befindet sich ein ehemaliger Gasthof von 1690, in dem heute noch interes­ ..c u sante Ornamente aus dem Wirtshausleben :w sehen sind. (/) Nach 1990 entstand .lwischen Dölbau und Queis ein großes Gewerbegebiet, in dem ()) sich viele Industriebetriebe ansiedelten. Jn Dölbau selbst entstanden neue Wohnun­ 0> gen in der Siedlung "Am Teich''. (/) 0> c Kleinkugel ::J Dieses altsorbische Dorf wurde etwa im 9. Jh. gegründet. Der Ortskern ist ein typi­ "0 scher slawischer Rundling (Abb. 9). Der Ortsname entstand aus dem altsorbischen ()) Wo1t ftir Stute "kobyla" und weist auf Pferdezucht hin. Bis ins 18. Jh. hinein gab es cn um Kleinkugel besonders viele Weideflächen, die später zum großen Teil in Acker­ . land umgewandelt wurden . C\J Die urkundlichen Überlieferungen nennen KJeinkugell37 1 parva Kubele, 138 1 wennyge Kubel und 1467 Wenigen Cubal. Tm Mittelalter halten besonders die Herren v. Dieskau und v. Kotze Besitz in 0 1t und Flur. Der Ort war ursprünglich erzstiftisch und gehö1te schon immer zum Saalkreis. Er lag aber direkt an der Grenze zum Amt Delitzsch.

Abb. 9: Der D01jplatz von Kleinkugel um1914. Links ist das Walther'sche Gutshaus sichtbar (vgt.'4.5.), (Bild: Archiv W. Schwanitz).

Naundorf Naundorf wurde im 13. Jl1. von deutschen Kolonisten gegründet. Der Ortsname be­ deutet "das neu gegründete Dorf''. Der Ort liegt an einem Teich, dessen Überlauf zur Kabelslee entwässert. Die urkundJichen Belege lauten: 1286 Niendorp, 1347 Niendorff 27 und 1394 Nuendorff. Im Dorf entstand damals eine Kirche, die heute die einzige im 4 Gemeindeverband Dölbau isr' • Naundorf gehörte seit l347 zu Sachsen (Amt Delitzsch) und war seitdem Gre11zort zum Saalkrei~ (vgl. Stennewitz). Durch Naundorf führte die mittelalterliche Salz­ straße von Halle nach Leipzig. Jm 15. Jh. vergrößerte es seine Ortsflw·, als das be­ nachbarte Dorf Pappendorf (vgl. 2.1 0.) einging.

Stenncwitz Stenncwitz war ursprünglich ein Sackgassendorf, das im 9./10. Jh . von Altsor­ ben direkt an einem Teich gegründet wurde. Die Kabelskc fließt am Ortsrand vorbei. Der Ortsname bedeutet soviel wie .,Ort, wo junge Hunde gezüchtet wer­ den". Die urkundlichen Belege lauten: 1378 Steynewitz; 1404 Steynewicz; 1442 Steinewitcz. Bin alter Handelsweg von Reideburg (heutige Miihlstraße) führte quer durch die Priemitz-Mark (vgl. 2. 10.) nach Stennewilz. Dort traf er auf die im 14. Jh . gebaute Salzstraße. Dieser Weg von Reidcburg nach Stennewitz, der zeitweise auch als Heerstraße bezeichnet wurde, ist seit der 2. Hälfte des 19. Jh. so gut wie verschwunden. Die Katielske bei Stennewitz bildete seit 1347 die Grervc zu Sachsen. Der Ort selbst gehörte zum Amt Delitzsch. lm Mittelalter gab es des öfteren Grenzstreitigkeiten zwischen Stennewitz und Naunclorf auf der einen Seite und Kl einkugel nuf der

2.4. Gemeinde Gr öbers

Renndorf Das heutige Senndorf besteht eigentlich aus zwei Ortsteilen, die durch die Ka­ bclske vonei nander getrennt sind: einerseits aus dem Rittergut Benndorf, das im 13. Jh. gegründet wurde, und zum anderen aus dem nltsorbist:hen Ort Proitz. Der ursprüngliche Ortsname von Proitz, das als Rundling im 9./10. Jh . angelegt wurde, lautete Brodica, was soviel wie Furt bedeutet und mit der Kabelskc in Verbindung zu bringen ist. Die Bewohner von Proitz waren meist sehr arm und arbeiteten in der Regel auf dem Gut. Es ist überliefert, daß 1664 der Junker Gustav Carl v. Dieskau auf dem Gut Senndorf seinen Schäfer im Streit ermordete. Vor Gericht wurde er nur t:u einer Geldstrafe von 400 Talern verurteilt. Der alte Ortsname Proilz geriet Ende des 18. Jh. bald in Vergessenheit, nachdem der Ort mit Bcnndorf verwaltungsmäßig zusammengelegt worden war. 28

Bennewitz Der slawische Ortsname Bennewitz bedeutet "Ort mit jungen Baumstämmen". Im Dorf gab es seit dem 13. TI1. einen Schulzenhof Urkundlich wird der Ort 1342 als Q) +-' Penewitz; 1381 als Pcnniwicz und 1475 als Penewitz erwähnt. .r:. Bennewitz grenzt zwar unmiUelbar an Proitz (vgl. Bennclort), nahm jedoch eine ganz (.) andere Entwicklung. In Bennewitz entstanden nach und nach etliche Bauerngüter. .r:. 1555 sind 15 Höfe, 1755 16 Höfe überliefert. Durcb einen Großbrand 1755 wurden (.) cn vier der Bauerngüter veroicbtet, darunter auch der alte Sattc1hof. Q) J903 entstand die erste Schule in Bennewitz, die für die Kinder beider Dörfer ge­ C) dacht war. Bennewitz wurde 1938 nach Senndorf eingemeindet. 1952 kamen beide cn Orte zu Gröbers. C) c :::J Gröbers -"'C Gröbers ist eine slawische Gründung aus dem 8. Jh. und wird 1182 als Groberwize Q) erstmalig genannt. Seine ursprüngliche Ortsform, der Rundling, ist heute kaum noch Cf) zu erkennen. Das Dorf brannte vor allem im I 8. Jh. so oft ab und wurde jeweils nur . unzulänglich wieder aufgebaut, daß das ehemalige Aussehen fast völlig verloren ging. C\1 Gröbers war deshalb im 18. und 19. Jh. auch unter dem Namen Branddmf bekannt. Da es zu dieser Zeit eine reine Ackerbaugemeinde war, ist es überraschend, daß der 01tdamals so gut wie kein Weideland besaß4s. Durch den Bahnanschluß nahm Gröbers nach 1840 einen großen Aufschwung. Weit bekannt wurde das Dorf im 19. Jh. durch den Landesökonomie-Rat Fc1·dinand 46 Knauer ( 1824-1889), einem bedeutenden Rübenzüchter und Zuckerfabrikanten • Er kam 1853 nach Gröbersund nahm die Stellung eines "Fabrikfactors" in der Zucker-

Abb. 10: Das Beil'sche Gut in Gräbers um 1936 mit dem damals noch existierenden Tauben­ schlag von 1730 (Bild: Archiv W. Schwanitz). 29

fabrik ,2eisig & Co'' an. Parallel zu dieser Arbeit widmete sich Knauer der Zucht neuer Zuckeu-übensorten und konnte bereits ab 1855 das Saatgut seiner ,,Imperial­ rübe" mil gutem Gewinn in die g:u1ze Welt verkaufen. Ferner eröffnete er 1855 zwi­ schen Gröbers und Osmiinde die Braunkohlengrube ,,Ciara" (benannt nach seiner Frau) und ließ dort das erforderliche Brennmaterial für die Zuckerfabtik unter Tage abbauen. Gemeinsam mit seinem Bruder WilheJm und zwölf weiteren Anteilseig­ nern gründete Fcrdinand Knauer 1864 die Zuckerfabrik .,W. Knauer & Co" in · Schwoitsch bei Gröbers (vgl. Schwoitsch). Koauer, dessen Villa ;~,wischen Gröbers und Osmiinde auf Schwoitscher Flur lag, wurde 1874 Amtsvor~tchcr von Gröbers. ~ Sein Bruder Wilhelm Kltauer entwickelle zudem ein Verfahren zur Reinigung von Q) ..0 Abwässern der Zuckcrgewinnung. :Q L... fn Gröbers unterrichtete im vorigen Jahrhundert der Lehrer und spätere Professor C!J Ouo Schmeil (vgl. Großkugcl). Die heutige Sekundarschule Gröbers trägt seit 1998 seinen Namen.

Osmiinde Auf Osmünclcr Flur wurden etliche pr~ihistorischeFunde gemacht (u.a. römische Mün• zen). Hier führte eiu sehr alter Handelsweg entlang. Das Dorf wird schon 952 urkund­ lich erwähnt. Der slawische Name Osmina bedeutet Achtel und nimmt Bezug auf eine alte Flureinteilung, über die aber Näheres nicht iiberliefert ist. 0:-mündc bildete im I 0. Jh. innerhalb des Gaus Neletici die marca Ozmina, eine kleine Verwaltungseinheit, die im wesentlichen die heutigen O•tsteile der Gemeinde Gröbers umfaßtc. Ab dem 13. Jh. war es als sogenannte Osmiinder Pflege dem Amt Giebichenstein unterstellt. Die allen Bauernhöfe lagen alle an der Klrche (heute: Paui-Scheibe-Platz), während die ärmere, altsorbische Bevölkerung weiter westlich in der Dorfstraße 5-lJ wohnte, die damals einen Rundling bi ldete. Im Dorf gab es einen alten Sattelhof Er war im Besitz e ines Ministerialiengeschlechts von Osmünde, das aber schon zeitig.ausstarb. Um l450 kam durch die Pest fast die Hälfte der Bewohner ums Leben. Im Mittelalter verlief die SalzstJaße von Halle nach Leipzig durch Jen Ort. Berühmt war in katholischer Zeit die nachweislich bereits 1191 existierende Wallfahrtskirche des Ortes~7 • Jm Dreißigjährigen Krieg wurde sie stark beschädigt. Aufgrund häufiger Umbauarbeiten besteht sie heute aus unterschiedlichen Baustilelementen. Leider stürz• te 1986 der Turm ein. Auf dem Friedhof von Osmünde befindet sich das Grab des 1889 verstorbenen Landesökonomie-Rates Ferdinand Knauer ( vgl. Gröbers). Es wird berichtet, daß 1920 viele Bewohner aus Osmünde sowie Schwoitsch und Gröbcrs aktiv am Kampf zur Niederschlagung des Kapp-Putsches beteiligt waren. Osmünde war im Mittelalterder wesentlich bedeutendere Ort im Vergleich zu Gröhers. Durch die Tatsache, daß es im 19. Jh. keinen Eisenbahnanschluß erhielt, fiel es in seiner Entwicklung zurück. Bis heute ist es ein reines Ackerbaudorf geblieben.

Schwoitseit Auch Schwoitsch ist eine slawische Gründung des 7./8. Jh. Der Ortsname bedeutet ,.Leute eines Mannesnamens Svojck". Im 12./13. Jh. entstanden un Ort zwei Sattel- 30 höfe, die sich aber beide nicht zum Gut entwickelten und um 1750 wieder verschwun­ den waren. Urkundlich wird es erstmalig 137 I als Swoytz sowie Zwoytz genannt. Um 1500 hatte das Dorf 15 Höfe. Es ist überliefert, daß 1726 bei einem Brand 11 .....Q) Höfe vernichtet wurden und ein Mensch ums Leben kam . .s:::. (.) .s:::. (.) Gräbers . CJ) Q) 0) CJ) 0) c ::J -"'0 Q) Cl). C\1

Abb. II: Der Dorfteich von Scllwoitsc/111111 1910 an der heutigen Teichstraße (Bild: Archiv W. Sc/nvanitt.).

Der Landesökonomie-Rat Ferdinand Knauer (vgl. Gröbers) gründete 1864 die Schwoitscher Zuckerfabrik und baute seine heute noch vorhandene Villa an der Stra­ ße Gröbers-Osmünde. Auch ein Teil der Braunkohlengrube "Clara'' lag auf Schwoitscher Fl ur. Weit bekannt war im 19. und zu Beginn des 20. Jh. die Rüben-, Blumen- und Gemüse• samenzucht des Ortes. 1938 vereinigten sichSchwoitschund Osmünde mit Gröbers. Als wichtiges Naturdenkmal gilt die geschützte Lindenallee zwischen Gröbers und Osmiinde, die seit ku17.em jedoch nur noch in Resten existiert.

2.5. Gemeinde Großkugel

ß euditz Beuditz entstand im 7. Jh. an der Kabelske. Der Ortsname bedeutet soviel wie "die Leute des Bojeta" und weist auf den Ortsgrlinder hin. Zwischen 900-1200 nahm Beuditz seine heute noch sichtbare Form als Rundling an. Beuditz wird 1271 erstmalig als Beytiz genannt. Tn der entsprechenden Urkunde wird der Ort vom Markgrafen von Landsberg an den Bischof von Merseburg ver­ kauft. Am Dorfrand führte im Mittelalter die wichtige Salzstraße von Halle nach 31

Leipzig vorbei. Bis 1815 verlief zwischen Großkugel und Bcuditz die Grenze zwi­ schen dem Königreich Sachsen und Preußen. Nachdem es vorher kursächsisch war, kam Beuditz 1815 durcl1 den Anschluß an den Kreis Merseburg zu Preußen. 1952, mit der Umwandlung der Länder in Bezirke, wurde Beuditz dem Saalkreis angeglie­ dert und 1956 mit Großkugel vereinigt. Beuditz ist bis heute ein Ackerbaudorf ge­ blieben.

Großkugel Der älteste Teil des Dorfes liegt an der Kirche. Nordwestlich davon fällt das Gelände etwas ab. Dabei entspringt ein Rinnsal, der Großkugeler Graben, und fließt zur Ka­ belske. Dies waren ideale Voraussetzungen fiir Pferdczucht, so daß sich im 8./9. Jh. die ersten Siedler hier niederließen. Urkundlich wird der Ort erstmalig 1335 als Kubele genannt. Er gehöt'lc als Grenzort immer zum Saalkreis.lm Rahmen eines Straßenbauprojektes wurde 1558 zwischen Kursachsen und dem Erzbistum Magdeburg ein Vertrag über den hiesigen Grenzverlauf geschlossen. Dabei entstand eine Zollstation, die sich später zu einer Grenzstation fi.ir die Post entwickelte. Dadurch wurde der Gasthof im Ort, der Preu­ ßische Hof, zur Postl1altcrei und zum Ausspann erweitert (Abb. J2). Die heutige Leipziger Chaussee von Bruckdorf nach Großkugel entstand im Oa•UIAIII 111m Prew • o BI • Albtri Dlittchor. Otllenl Jahre 1800. Preußische Truppen sam­ Fernapro,11st• Ia At'111 Sefllitull!t melten sich 1813 hier und marschier­ Tclognpl!l.; u P08l lllutoll ten zur Völkerschlacht nach Leipzig. Auch Napoleon zog nachweislich durch GroßkugeL Als 1840 die Eisenbahnlinie Mageie­ burg-Ralle-Leipzig eröffnet wurde, kam es in den fo lgenden Jahrzehnten zu großen Veränderungen im Ort. 1860 wurde in Großkugel Otto Schmeil geboren. Er wurde später Lehrer in Gröbers, Zörbig und Mag­ deburg und war zuletzt Professor für Biologie an der Universität Heidel­ berg, wo er 1943 starb. Schmeil ver­ änderte durch neue Methoden den Biologieunterricht an den deutseben Schulen wesentlich und galt jahr­ 48 zehntelang als Didaktik-Vorbild • Nach 1990 siedelten sich auf Groß• kugeler Fluraufgrund der günstigen In- frastruktur etliche neue Gewerke an. Abb. 12: Der Preußische Hof in Großkugel um Der Ort hatte von 1990-1996 das größ- 1914 (Bild: Archi1' W. Schwtmitz). 32

te Wohnungsbauprogramm des Saalkreises, wobei ca. 3.000 Wohnungseinheiten er­ richtet werden sollten.

.....,Q) 2.6. Gemeinde Peißen ..c () Peißen .r; Altsorben gründeten den Ort im 9./10. Jh. Der Siedlungsform nach handelt es sich () cn um einen Rundling. Einige Teiche boten Peißen in westlicher Richtung ehemals <1> Schutz (vgl. 4.6.3.). Diehochgelegene Kirche war bis 1200 ein Wehrturm (Abb. 13). 0) Sie ist dem heiligen Wenzel geweiht, einem slawischen Schutzheiligen. cn 1332 erwarb das Kloster Neuwerk Kir­ 0) c che, Pfarre und etlichen Besitz im Ort. :::::l Hierbei wird Peißen erstmals urkundlich "C als Peitzne genannt. Der Ortsname be­ Q) deutet "sandige Stelle". Es gehötte ehe­ Cl) mals zur Markgrafschaft Landsberg und . kam 1347 zum Erzstift Magdeburg. 1m C\J 14. und 15. Jh. gingen die benachbarten Dörfer Grimme, Leschwitz und Gruptitz ein. Ihre Flure n vergrößerten die Peißener Feldmark. 1503 erwarb der Ammendorfer und Beesener Gutsbesit­ zer Bose deu Ort. Noch im 18. Jh. ge­ hörte Peißen zum Rittergut Beesen. 1806 plünderten französische Truppen den Ort. Gegen Ende des 19. Jh. und im 20. Jh. wurden verstärkt Gemüse, Kräu­ ter und Blumen angebaut. Nachdem 1872 die Eisenbahnlinie Halle-Eilenburg mit der Bahnstation Peißen eingeweiht worden war, fanden zahlreiche Bewoh­ ner auch außerhalb ihres Heimatortes Abb. I 3: Der Turm der Peiße11er Kirche (Bild: Arbeit. R. Somuag). Seit 1991 entwickelte sich die gesamte Westtlur Peißens zu einem großen Einkaufszentrum für Halle und den SaaJkreis. Dabei wurden di~ Bachläufe zum Tei I verlegt. Die Autobahn A I 4 wird seit 1997 ab Peißen über Magdeburg bis zur A 2 (Berlin-Hannover) verlängert.

Rabatz Rabatz ist eine slawische Sumpf- und Teichsiedlung. Zwei Teiche sind bis heute erhalten geblieben. Der Ortsname bedeutet "die Sippe eines Mannes namens Robas". Tm 12. Jh. kam Rabatz kirchlich zum sogenannten Archidiakonat (Kirchenk.reis) Neuwerk, unterstand aber weltlich dem Burgward in Reideburg, also der Markgraf- 33 schaft Landsberg. 1347 wurde es erzbischöflich und gelangte damit zum SaaJkreis. In den urkundlichen Überliefenmgen heißt der Ort 1347 Robatwiz, 1358 Robaschicz und J370 Robas. Jm 12. Jh. legten deutsche Siedler hier e,incn Sattelhof an, der zwar 1378 noch exi­ stierte, sich aber später nicht zum Rittergut entwickelte und allmählich einging. 1555 bestand das Dorf aus 12 Höfen. Schwere Schäden erlitt der Ort 1636 im Drei13igjäb• rigen Krieg, als kursächsische Truppen das Dorf in Brand setzten. Die Bewohner, ehemals Ackerbauern, stellten sich Ende des 19. Jh. vermehrt auf Blumen- und Pflanzenzucht um. Rabatz wurdel935 nach Peißen eingemeindet.

Stichelsdorf Das kleine Dorf ist eine deutsche Gründung zwischen ehemaligen Teichen und wur­ de von einem Burgwall nach Osten geschützt. Die ersten urkundlichen ErwähnWl• gen lauten Stickelsdorf ( 1260) und Steckelsdorf ( 1341 ). Der Ortsname leitet sieb vom mittelniederdeutschen Wort für Holzpflöcke "steckcls" ab. Bestimmend im Ort ist das ehemalige Klostergut Es gehörte bis 1698 zum Augusti­ ner-Chorherrenstift auf dem Petersbcrg, kam im 18. Jh. zu den Franckeschen Stif­ tungen und wurde nach 1945 zu einem Lehr- und Versuchsgut der Martin-Luther­ Universität Hai le. Daraus entwickelte sich später der VEB Gefriertrocknung Stichels­ dorf, der zu DDR-Zeiten überregionale Bedeutung hatte. Zum Gut gehört ein kleines Wäldchen. Die Reide begrenzt das Gutsgclände. Ca. 200m sUdlieh des Gutes mündet der Zwebend01fcr Graben (vgl. 1.5.1.) in die Reide. !n den letzten 50 Jahren wurden relativ viele neue Häuser im Ort gebaut. Seit ca. 1920 gehört Stichelsdorf 7.u Pcißen.

Zöberitz Zöberitz ist eine altsorbische Sumpf- und Teichsiedlung, die von einem Mann namens Sobor im 7. Jh. gcgrUndet wu1·de. Urkundlich ist es 1156 als Cebrcce, 1322 als Zoberitz und J 371 als Zcoberitz überliefert. .Als die Deutseben im 12. Jh. sich hier festgesetzt hatten, griindeten sie an der Südostecke des Dorfes ein Rit­ tergut, das aufgrund der natürlichen örtlichen Verhältnisse durch Teiche und den Zöbcritzer Graben gegen feindliche Angriffe gut geschützt war. Die Besit­ zer dieser Wasserburg nannten sich die "Herren von Zöbcrilz". Sie waren je­ doch nicht adlig, verließen Zöberitz im 14. Jh. und wurden in Halle Pfänner. Nachweislich hatte der Pfänner Mcrtyn Zcobericz 1370 noch Einnahmen aus seinem Besitz in Zöberitz, obwohl er nicht mehr hier wohnte. Das Geschlecht starb nach 1544 in Halle aus. Die Besitzer der Wasserburg wechselten im Mitleialter häufig. Das Dorf war früher in eio Oberdorf, das kirchlich nach Peißen gehörte und ein Unterdorf, das nach Mötz• Jicb eingepfarrt war, eingeteilt. Allerdings gehörte bereits 1897 nur noch 1/5 des Unterdorfes zumMötzlichcr Kirchspiel. Das Riltergut dagegen zählte kirchlich schon immer zu Peißen. 34

Ursprünglich lag der Ortseingang des altsorbischen Sackgassendotfes im Norden (Weg nach Braschwitz). Der Straßendurchbruch innerhalb der Sackgasse nach Sü• 49 den entstand erst zwischen 1847 und 1851 . Q) ..... Südlich des Dorfesam Weg zur heutigen Berliner Chaussee gab es noch zu Beginn .c: des 19. Jh. das sogenannte Tebesühölzchen, ein kleines Wäldchen, das nach dem () Kriegsrat Georg David Thebesius benannt war, der hier Gutsbesitzer war. ·-.c: 1636 hatte Zöberitz während des Dreißigjährigen Krieges unter Plünderungen und () Cl) Bränden zu leiden, 1806 wurde es von durchziehenden Franzosen geplündert. Q) Obwohl die Eisenbahnlinie Magdeburg-Halle-Leipzig schon 1840 eröffnet wurde, 0) ist Zöberitz erst seit 1913 Bahnstation. Cl) 1950 wu rde Zöberitz nach Peißen eingemeindet. 0) c ::J 2.7. Gemeinde Queis -"'0 Q) Klepzig (/) Der im 10./11. Jh. von Altsorben gegründete Ort war ursprünglich ein Sackgassen­ dorf. Noch heute erinnert in .Klepzig die Straßenbezeichnung "Wendering" (es mliß­ C\1 te richtigerweise "Wendenring" heißen) an die Ortsgründer, da die Allsorben von den Deutschen Wenden genannt wurden. Später (ab ca. dem 13. TI1.) siedelten sich um die Kirche herum sogenannte Kossäten (Frondienstleistende) an, cüe auf den deut­ schen Bauernhöfen arbeiten mußten. 1291 wird Klepzig erstmalig urkundlich als Clepz erwähnt. Der Ort, der zunächst zur MarkgrafschaftLandsber.g gehörte, wurde von 1347-1815 vom kurfürstlich-sächsischen Amt Delitzsch verwaltet. Die Reformation wurde 1539

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Abb. 14: Dorfplatz und Gasthofvon Klepzig vor 1910 (Bild: Archiv W. Schwanitz). 35 im Dorf eingcftihrt. 1717 fand die let7.te offentliehe Hinrichtung im 01t statt, bei der eine Brandstifterio zum Tode durch Verbrennen verut1eilt wurde. Weithin sichtbar ist die KJepziger Kirche (Abb. J4). Sie wurde 1754-1768 gebaut. Vorher hatte es eine sehr kleine Kirche aus dem 12. Jh. gegeben. 1873 erfolgte ous Prestigegründen ein Umbau in der Form, daß das Kirchenschiff nach Süden und Norden kreuzförmig erweitert wurde, so daß eine eigentlich viel zu große Kirche 50 entstand • Aus KJepzig stammen der Vater und die Großehern väterlicherseits des ehemaUgen Bundesministers Hans-Dietrich Genscher. Nach 1990 erfolgten an Häusern und kommunalen Einrichtungen beträchtliche Sa­ nierungsmaßnahmen, die KJepzig heute ein recht attraktives Aussehen geben.

Kockwitz Keckwitz ist ein altsorbisches Rundlingsdorf. Der OrL•mame bedeutet "die Leute ei­ nes Mannes namen& Kocheta (oder Kojeta)". Obwohl der Ort sehr alt ist, wird er urkundlich erstmals 1346 erwähnt. Die Schreibweise des Ortsnamens entwickelte sich wie folgt: 1346 Kotwiz; 1350 Kocheicz; 1378 Kogtic;., Koiticz, Koyticz; 1491 I

2.8. Gemeinde Reußen

Droylng Als "Sippe eines Mannesnamens Drozck" wird der altsorbische Ortsname Droyßig gedeutet. Urkundlich wird das Rundlingsdorf J 347 als Drosequiz, 1378 als Droskewicz und 1442 als Droßkewitcz erwähnt. Zu Beginn des 16. Jh. hatten die Herren v. Dieskau Besitz in der Droyßiger Flur. 1527 mußte der Ort zusammen mit Zwcbendorf für das kursächsische Heer 18 Un­ tertanen als Soldaten stellen. Im Frühjahr 1704 trat in der Nähe des eingegangenen Dorfes Wagau zwischen Droyßig und Reußen auf einem Feld plötzlich eine Wasserquelle auf. Die Droyßiger erwiesen sich bei dieser Gelegenheit als sehr geschäftstüchtig, indem sie dem Was­ ser gesundheitsfordernde Kraft andichteten. Das hatte zur Folge, daß Hunderte Kran­ ke oder solche, die sich für krank hielten, hierher zur Kur kamen. Sie blieben meist melu·ere Tage und mieteten sich bei den Bewohnern vor allem von Droyßig, Zwe­ bendorf und KJcpzig ein. Dadurch ko nnten die Bewohner der Gemeinden sehr gut verdienen. Obwohl die Quelle nur einen Sommer lang sprudelte, machte sich eine Verbesserung der Lebensverhältnisse deutlich bemerkbar. Das Wasser, abgepackte Erde als Heilerde und wundertätige Feldsleine wurden verkaufi. Leider war im Herbst 51 1704 alles wieder vorbei , 36

Droyßig war schon immer eng mit dem Nachbarort Zwebendorf verbunden, was letztlich dazu fühtte, daß beide Orte sich am 1. April 1936 vereinigten. Dru·an erin­ nert heuteein größer Gedenkstein an der Verbindungsstraße zwischen beiden Orten. Q) -t-J 1996 begann neben der Sanierung des Wegenetzes die Errichtung der Wohnsiedlung .s::. "Am Kirchwcg". (.) .s::. Reußen () Cl) Die Rcußcner Flur war im Mittelalter sehr feucht. Vielleicht konnte deshalb der Ort Q) erst im 13. Jh. von Deutschen gegri.tn det werden. Tm Ortsnamen, der sieb vom mit­ 0) telhochdeutschen ,,rise" ableitet, was soviel wie Rinne oder Abflußrinne bedeutet, Cl) spiegelt sich die Bodenbeschaffenheit wider. Urkundlich wird der Ort erstmalig 1346 0> c als Rysen erwähnt. Er gehörte von 1347-1815 zu Kursachsen und wurde anschlie­ ::J ßend preußisch . .Reußen kam 1950 zmn Saalkr·eis. - Es ist überliefert, daß Reußen 1527 als Truppenkontingent für das Heer des sächsi• -o 52 .~ schen Landesherrn 10 Untertanen zu stellen l1atte • 1830 wurde die erste Schule im (f) Ort gebaut. Bis dahin gingen die Kinder oach Gollma zur Schule. 1872 wurde die Eisenbahnlinie Hulle-Eilenburg mit der Bahnstation Reußen eröffnet. C\J Über die Bevölkernngsentwicklung sind relativ genaueAngaben überliefert: 1806: 120 Bewohner; 1871: 196 Bewohner; 1907: 209 Bewohner; 1941: 320 Be­ wohner und 21 Fremdarbeiter; 1987: 351 Bewohner Tn Reußen gab es eine rege Vereinstätigkeit Es ist Uberliefert, daß 1902 ein Gesangs­ verein tmd l 921 ein Schützenverein entstand. Beide sind inzwischen wieder einge­ gangen. 1931 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet, 1955 der Sportverein Trak­ tor Reußen. Die für Reußen wichtige Straße nach Klepzig wurde 1928 gepflastert. 1948 wurde zur Verbesserung der Wobnverhältnjsse die Bauernsiedlung gegrü ndet. Seit 1952 bildet Reußen mit Zwebendorf und Droyßig einen Gemeindeverband.

Zwcbendorf Zwcbendorf bestand msprünglich aus zwei altsorbischen Runddörfern, die durch die HauptsiTaße wie eine zerschnittene Zwiebel voneinander getrennt waren. Der Orts­ name ist zwar deutsch, jedoch ist änzunehmen, daß das Dorf früher einen oder zwei altsorbische Ortsnamen hatte, die aber nicht überliefert sind. Urkundlich wird der Ort erstmaligl349/50 als Zcwibelndorf erwähnt. Trn Dorf gibt es eine wn 1250 gegründete, vom Dorffriedhof umgebene romanische Kirche, die im 18. Jh. umgebaut tmd kür.llich renoviert wurde. Die Gemeinde hat sieb erst 1541 als· letzte Kirchengemeinde im Bereich des heutigen Saalkr·eises der Reformation angeschlossen. Zu Begion des 16. Jh. hatten die Hen-en v. Dieskau Besitz in der Zwcbcndorfer Flur. 1527 mußte es zusamm~n mit Droyßig 18 Personen für das Heer des Landesherren stellen. Politisch teilte Zwebcndorf über Jahrhunderte hinweg das Schicksal seiner Nachbarorte, d.h: es war von 1347-1815 sächsisch, dann.preußisch. 1950 kam es zum Saalkrcis. 37

53 1909 bekam der Ort elektrisches Licht und 1910 seinen ersten Telefonanschluß • Zwebendorf blieb immer ein Ackerbaudorf. Zu DDR-Zeiten war hier ein Zentrum der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Nach 1990 wurden Straßen und Häuser im Ort einschließlich der alten Rundlinge umfangreich restauriert.

2.9. Stadt Halle

Bruckdorf Das Dorf wurde um 1200 von Deutschen an einem Bruch, einer sumpfigen Stelle an der Reide, angelegt. 1235 wird es erstmalig als Brucdorp erwähnt. Der Ort bestand ursprünglich nm aus einer Straße, der heutigen Schmelzerstraße. Sie wurde zeitwei­ se auch "alte Heerstraße" genannt, da vor allem im Dreißigjälu·igen Krieg (1618- 1648) viele Soldaten hier entlangzogen. Bei der Gründung des Ortes war ein Sattelhof entstanden, der jedoch bereits 1427 bei der Auseinandersetzung zwischen der Stadt Halle (Hauptmann Strobart) und dem Erzbischof von Mageieburg zerstört wurde.

Abb. 15: Der Gasthof von Bruckdorf um 1930 (Bild: Archiv W. Schwanitz). I Wesentlich für die Entwicklung des Ortes war im 14. Jh. der Bau der Salzstraße, die von Halle über Bruckdorf, Zwintschöna, Kleinkugel und Osmünde bis nach Leipzig führte und der Stadt Halle zum Salzhandel diente. Dabei wurde der Übergang über die Reide durch den Bau einer Knüppelbrücke deutlich einfacher. Zugleich entstand an dieser Brücke eine Zolleinnahmestelle, die den heute verschwunden Zollteichen (vgl. 4.1. und 4.6.) ihren Namen gab. 38

1m Nordteil der Brnckdorfer Flur wurde in der Grube "Van der Heydt" von 1836 bis etwa Braunkohle in mchrere11 Feldern meist im Tagebau geförderf4. Dia Gru­ Q) 1940 ..... ben. reichten bis zur Kanenaer Gemarkung (vgl, 3.2.). Täglich verließen mehrere .c Züge mit hier gewonnener Kohle den Bahnhof Dieskau, um die mitteldeutsche .Q .c Industrieregion mjL Bren11stoffen zu versorgen. Außerdem gab es in Bruckdorf eine u 1S95 gegründete Brikettfabrik tmd die von 1906- 1990 produzierenden Ziegelwerke. Cf) Beidc existieren heute nicht melu·. Dafür haben sich noue Gewerbebetriebe tUld Q) Industrieverwaltungen hier niedergelassen. Zudem entstand 1996 der Hallesche Ein­ 0) Cl) kaufspark (HEP) ~tli Bruckdorfer Flur. 0> c Büscbdorf :J Ältester Teil des Ortes ist der slawische Rundling (Dm·fpJatz 2-11).55 Blischdorf ge­ "'0 hörte bis 1289 dem Bischof von Naumburg, wovon sich auch der Ortsname herleitet. Q) Die erste w·kundliche Erwähnung B lischclorfs als Biscouesdorf stammt von 1228. Später Cf) wird der Ortsname als Bischouesdorf ( 1289) und Bischoppesdotp ( 1300) angegeben. . Tm 13. Jh. wurden Deutsche hier angesiedelt, die zu dieser Zeit d.ie Kirche an einer (\j der trockensten Stellen cles Ortes en·ichteten. 134 7 kam B üschdorf an das Erzbisnun Mageieburg und damit zum Saal kreis. Am Dorf fi.ihrte die ehemalige Hohe LUnaburger Straße (seit 1473 Delitzscher Straße) vorbei, die füt den Handel nach Delitzsch und Leipzig wichtig war. Allerdings gab es bei ungünstigem Wetter Probleme mit der Überquerung des hiesigen Reidc-Sumpfes. Aus dem Jahre 1640 ist ein Hexenprozeß überliefert. Dabei sollte die Familie Beym· die Kuh des Nachbarn verhext haben. Bei der gerichtlichen Untersuchung des Falles wurde die Bäuerin gefoltert. Es konnte ihr aber nichts nachgewiesen werden. 1672 brannten im Ort Ll Häuser ab. 1687-1688 wurde eine Schule gebaut, nachdem es nachweislich seit 1670 einen Lehrer im Ort gab. Die Landwirtschaft entwickelte sich seit dem 19. Jh. stark. Der Schwemmlandboclen war überaus fruchtbar uHd bot beste Bedingungen für den Gemüseanbau. 1852 er­ wal·b der Vorsitzende des LandwirLschaftlichen Bauernvereins des Saalkreises, Flied­ rich Wilhelm Reinecke, das Haus am Dorfplatz 2. Dazu kaufte er noch das Nachbar­ grundstück am Dorfplatz 3 und vereinigte beide Höfe. Damit war der Grundstein fU.r ein großes Gut gelegt. 1894 pachtete Hennig Bardenwerper aus Braunscbweig dieses neu entstandene Gut und entwickelte es durch seine große Fachkompetenz zu einem über die regionalen Grenzen hinaus bekannten Betrieb (siehe auch Abb. 31). In der 2. Hälfte des I 9. Jh. siedelten sich auf der Westhälfte der Büschdo1fer Flu.r viele IndustricbctJiebe, hauptsächlich der metallverarbeitenden Branche, an. Durch die vom Kohleabbau hervorgerufene Grunctwasserabsenkung versiegte zunächst tun 1860 der alte Dorfteich und später um 1925 der neue Dorfteich am heutigen Spielrain (vgl. 4.1, ). Nach Ei.nstelltmg der Kohleförderung füllte sich nach 1960 der südlich Büschdorf gelegene Tagebau allmählich mit Wasser und bildete so den Hufeisensee (vgl. 1.5.2.). Durch die Eröffuung der Straßenbahnlinie von Halle nach Schönnewitz 19 I 4 wurde die Verbindung Büschdorfs zu Halle enger. 1950 erfolgte die Eingemeindung. Seit 1996 wird nördlich des Hufeisensees verstärkt Wohnungsneubau betrieben. 39

Abb. 16: Die Obstweinschänke in BUschdorf 11111 1915 nach Eröffmmg der Straßenbahnlinie (Bild: Archiv W. Schwanirz).

Daut1.sch Die Hügeldes Großen (110m NN) unddes KleinenDaul7..Sch (104m NN) liegen etwa in der Mitte zwischen Diemilz und Reideburg. Seit hier zwischen 1928 und 1930 eine Wohnsiedlung errichtet wurde, wird im allgemeinen die gesamte Gegend um beide Hü• gel als Dautzsch bezeichnet. Die Stadt Halle hatte dazu 1916 zwischen dem Zöberitzer Weg und Diemilz Ackerland gekauft und ließ die Siedlung zu Zeiten der Weltwirtschafts­ krise von Arbeitslosen im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme e1Tichten. Da das Gelände relativ feucht war, wurden damals der Nördliche und der SUdliehe Damzsch­ Graben (vg l. 1.5.1 .) angelegt, diebeidezur Reide entwässern. Die Siedlung Dautzsch liegt sowohl auf Diemit7.er als auch auf Reidebw·ger Flur. Die FlurgTenze zwischen beiden Orten bildet der Moosweg (ehemals Grenzweg). Zwischen 1995 und 1997 wurde neben der Erneuenmg der Gas- und Stromversor­ gung das Wohngebiet an die Abwasserentsorgung angeschlossen.

Diemitz Diemilz wurde im 9. oder I 0. Jh. von Slawen gegründet. Der Ortsname bedeutet ,,Ort, wo der Wind weht", was auf eine relativ freie Fläche in diesem Gebiet schließen läßt. Diemitz hat wie kaum ein anderer Ort des Saalkreises unter Kriegen leiden müssen. So wurde es erstmalig 1414, als der Ortskern noch unmittelbar an der Diemitzer Kirche (Abb. 17) lag, durch die Truppen des Erzbischofs Günter vernichtet, der mit den Besitzern des Vorwerkes Dicmitz (später Schloß Freiimfelde), in Fehde lag. Das Dorf wurde danach weiter westlich in Nähe der heutigen Wilhelmstraße wiedt::r auf­ gebaut. Tm Dreißigjährigen Krieg 1636 brannten schwedische Truppen Diemitz nie­ der. Die Bewohner flohen und kehrten erst 1645 zurück, um das Dorf erneut aufzu­ bauen. l850 vernichteteein Großfeuer fast den gesamten Ort. 1945 wurden Betriebs­ teile der Deutschen Reichsbahn an der Berliner Straße bombardiert und dabei zahl­ reiche Wohnungen in Mitleidenschaft gezogen. 40 Eine bemerkenswerte Geschichte hat außerdem das bereits erwähnte Gut Freiimfelde aufzuweisen. Seil dem 13. Jh. war das ehemalige Vorwerk im Besitz der haUeschen Familie Pisker. 1428 kaufte es die Stadt Halle. Dabei gehö1te es von 1444 bis 1454 2 dem bekannten halleschen Stadthauptmann Strobart. Kardinal Albrecht gab es im .J:: J 6. Jh. seinem Günstling Hans von Schönitz. Nach dessen Hinrichtung erhielten es (.) seine Nachfahren. 1690 erwarb Regierungspräsident v. Dankelmann das Gut, der um .J:: 17 LO das jetzige Gebäude errichten ließ und einen kleinen Park hinzufügte. In die­ (.) rn sem Haus war einst der Preußenkönig Friedrich Tl zu Gast. Q) Diemitz ist seit gut 150 Jahren eine C> wichtige Industriegemeinde am (/) halleschen Stadtrand. Die gesamte C> c Westflur des Ortes wurde der Deut­ ::J schen Reichsbahn verkauft, die hier -"0 den Güterbahnhof, Abstellgleise für Q) Personenzüge sowie Reparaturbetrie­ Cf) be errichtete. Außerdem entstanden . in der ersten Hmfte des 20. Jh. an der C\J Berliner Straße und in der Fritz­ Hoffmann-Straße große Wohnblök­ ke für Arbeiter und Angestellte der Deutschen Reichsbahn. Bis in unser Jahrhundert hinein hatte Diemitz je­ doch auch einen guten Ruf als An­ baugebietfürGemüsc. Das fruchtba­ re Land am Büschdorfer Weg brach­ te von jeher reichliche Erträge. Die Produkte wurden in der Regel auf dem Markt in Halle verkauft. 1950, als Diemitz bereits 5316 Ein­ wohner hatte, wurde es nach Halle Abb. 17: Die Kirche in Diemitz (Bild: R. Zimmer). eingemeindet.

Kanena Kanena ist ein alter slawischer Ort und wurde bereits im 8. Jh. gegründet. Er hieß 1182 Cunene, 1211 Conene und 1266 Konene. Der Name bedeutet "Bewohner bei den Pferden", was auf Pferdez.ucht im feuchten Wiesengelände hinweist. Entlang der Ostseite des Ortes fließt die Reide, die in Kanena ihren größten Nebenbach, die Ka­ belske, aufnimmt (vgl. 1.5.1.). Als im I 3. Jh. deutsche Kolonisten angesiedelt wurden, entstand ein Sattelhof, aus dem sich später das Gut entwickelte. Der Gutsbezirk wurde seit Anfang des 14. Jh. Wenigen- oder Klein-Kanena genannt, der alle Ortskern um die Kirche dagegen Groß­ Kanena. Die Grenze zwischen beiden Ortsteilen ist ein heute stark verschmutzter Graben, der hinter dem Gul zur Reide nießt. 41

1731 kauften die Franckeschen Sliftungen in Halle das Gut. 1909 wurde es an die Bergbau-GewerkschaJt Bruckdorf-N ietleben verkauft, die seit I 830 (damals noch als Grube Alwine) einige Teile in der Kanenaer Flur bewirtschaftete. Zwi­ schen 1909 und 1940 wurde der Kohleabbau mit modemen Großgeräten bis zur Büschdorfer Flurgrenze betrieben. Die Restlöcher des Bergbaus bi lden jetzt den Hufeisensee (vgl. 1.5.2.). Zu Zeilen der DDR wurde Kancna durch den 1962-1963 erfolgten Bau einer Stern­ warte und eines Planetariums bekannt, die beide beute noch zu besichtigen sind. Kanena wurde ebenfalls 1950 nach Halle eingemeindet. ~ Mötzlich «S Das alte Bauerndorf Mötzlich ist eine slawische Gründung des 9. oder 10. Jh. Der I Ort hieß 1121 Motzclicz, 1182 Muzelize und 1282 Mozzeliz. Der Name bedeutet so viel wie "nasse Stelle", was auf die früheren Wasserverhältnisse hindeutet. Der Ort war im Osten und Westen von Sümpfen umgeben. fm Norden lag zudem am alten Ortseingang der ehemalige Dorfteich. Das älteste Bauwerk ist der aus dem 12. Jh. stammende Kirchturm. Bis zur Refonnation hatte das Kloster Neuwerk reichlichen Besitz im Ort. Danach kam Mötzlich zum Amt Giebichenstein. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde das Dorf stark zerstört. 1750 brannte der 01t mit Ausnah- me der Kirche fast vöUig ab, so daß es heute in Möt7.lich keine Häuser gibt, die vor dieser Zeit gebaut wurden. Danach konnte sich der Ort auch aufgrund der fruchtba- ren Böden günstig entwickeln. Es entstanden viele Baucmhöfe, ein Gut gab es im Ortjedoch nie. Um 1900 galt Mötzlich als reiches Dorf. Von 1855 bis 1918 wurde in der Gemarkung Mötzlich Braunkohle unter Tage in der Grube "Frohe Zukunft" abgebaut. Zurückgeblieben ist ein Bergbau-Senkungsgebiet westllch und sUdwestl ich vom Dorf. Hier enL~tanden 1955 die Mötzlicber Einbruch­ seen (vgl. 1.5.2.). Seit dieser Zeit wird in diesem Gebiet wieder aufgeforstet, so daß sich abwechslungsreiche Biotope mit einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt her­ ausbilden konnten. Aus dem westlichen Mötzlicher Teich kommt als Überlauf der Zöberitzer Graben, der in der Mötzlicher Flur Entwässerungsgräben aus Tornau auf­ nimmt und historisch von da ab "die Renne" heißt (vgl. 1.5.1.). Die Eingemeindung von Mötzlich nach Halle etfolgte 1950. Seit dieser Zeit ist der 01t kommunalpolitisch stark vernachlässigt worden. So erhielt das D01f erstmalig 1992 eine Busverbindung nach Halle. Eine zentrale Abwasserentsorgung gibt es noch nicht.

Osendorf Der Ort wurde l 343 Ostendorf und 1371 Osten-, Ossen- und Oszendorp genannt. Der Ortsname bedeutet "das im Osten gelegene Dorf'. Es deutet darauf hin, daß Oseodorf von Radeweil aus betrachtet und be11annt wurde, da bcide schon immer sowohl kirchlich als auch schulisch eng verbunden waren. Durch Osendorfcr Flur führte die alte Nürnberger Straße von Halle über Zeitz, Gera und NOrnberg nach Regensburg. An dieser Straße lag die 1710 erbaute Zollstation "Das Dreierhaus". Sie fungierte bis 1815 als Zollstelle. Anschließend wurde sie zu 42

Q) .c~ (.) .c (.) Cf) Q) 0> Cf) 0> c: ::J "0 Q) Cf) . C\J

Abb. 18: Um die JahrhunderiiVende entstandene Wohnhäuser einer Arbeitersiedlung in Osen­ doif(Bild: R. Zimmer).

einem Gasthof, der bis 1979 existierte und zu diesem Zeitpunkt wegen Baufälligkeit abgerissen werden mußte. Haupterwerbszweig im Mittelalter waren Korbtlechterei sowie Ackerbau.lm 19. Jh. begann der Kohlebergbau. Zuerst bestand von 1844-1856 die kleine Grube "Neptun" in der Waldstraße (heute: Fritz-Kießling-Straße). 1872 wurde die Grube ,.Hermine" eröffnet (vgl. 3.2.2.). Im Ort gab es vier Ziegeleien, eine Teerschwelerei sowie eine Paraffinfabrik der Riebeek'schen Montanwerke. Osendorf wurde dadurch zu einer Arbeitersiedlung (Abb. 18). Die Einwohnerzahl stieg zwischen 1865 und 1920, dem Jahr der Eingemeindung nach Ammendorf, von 165 auf 2000. Nach dem Ende des Bergbaues in Osendorf gingen seine Bewohner meist in die Ammendorfer rndustriebetriebe zur Arbeit. Als Rest der Grube ,.Rerminc" entstand 1958 der Osendorfer See (vgl. 1.5.2.), der heute als Wassersportzentl'tlm Bedeutung hat. Mit den wirtschaftlichen Veränderungen 1990 gingen metu·ere Bet1~ iebe in Osendorf ein. Dafür entstanden in der Straße der Bergarbeiter eine zentrale Lehrausbildungsstätte fü r das Metallgewerbe sowie einige andere Handwerksbetriebe.

Reideburger Gemeindeverband Der heutige Gemeindeverband Reideburg liegt am Reide-Mittellauf und besteht aus sieben Ortstcilen: Sagisdorf, Reideburg, Baweritz, Kapellenende, Burg, Krondorfund Schönncwitz (Abb. 19).56 Vor 1900 floß die Reide nicht am 01t vorbei, sondern durch 43

Legende: Straßen Grenze

O.ernl12er Straße

; ; ; i ! I i i ! .' Schönnewitz ll.bb. 19: Scltrmmische Darstellung Reideburgs im Mittelafter (Skiz.z;e: M. Döl/, R. Zimmer). mehrere damals noch vorhandene Teiche im Bereich der heutigen Paui-Singer-Straßc (vgl. 4.6.5.)*. Jeder Ortsteil hat seine eigene Geschicbte. Während Baweritz schon nach 1815 zu Reideburg kam, schlossen sich nllc anderen Orte 1920 zur Großge• meinde Reideburg zusammen, die wiederum 1950 nach Halle eingegliedert wurde. lm folgenden werden die einzelnen Ortsteile genauer betrachtet.

• Ri 11 Wanderer beschreibt die Orte um I 910 su: .,ln diesem fn1chtbtu'Cn Land~c haflsgcbiet li egt Dorf an Dorf: wie Perlen auf einer Kene, bunt hmgestreut an der lieblichen Reide. Da ist Schönnewitz, Burg, Krondorf, Knpellenende und hinter Reideburg gleich wieder Sngisdorf, eins immer schmucker uls dlls andere .. .''51 44

Baweritz Der Ortsteil Baweritz, der im 12 Jh. von Altsorben gegründet wurde, bestand ehe­ mals aus sechs Höfen (heute: Paui-Singcr-Straße 28-31 und 33-34). Der 0 1tsname Q) ...... lautete ursprUnglieh "pod grodici", was "die unterhalb der Burg Wohnenden" bedeu­ ..c let. Mit der Burg ist hier die Anlage der Reichsburg innerhalb der Schanze hinter der () Kirche gemeint. Der Ort bildete einen Halbkreis um den Salpcterteich, durch den ein ·..c- Reide-Arm floß (vgl. 4.6.5.). Um 1850 wurde der Teich zugeschüttet und 1855 die () Cl) heute noch vorhandenen Mehrfamilienhäuser darauf errichtet (heute: Paui-Singer­ Q) Straße 32-32b). Außen, d.h. hinter den Gärten der Höfe, sicherte ein heute noch 0> vorhandener Wassergraben den Ort Baweritz. Cl) 0> c Burg :J Tm ehemals sehr sttmpfigen Gelände sUdlieh der heutigen Zittauer Straße schütteten "0- die Altsorben einen mächtigen Rundwall auf. Nach 1200 wurde von den Deutschen Q) darauf eine Steinburg errichtet. Diese Burg bildete damals dasVerwaltungzentrum ·-Cf) für einige östlich davon liegende Dörfer. Zudem sollten später von hier aus die Ver­ . kehrswege nach Delitzsch und Leipzig gesch(itzt werden. Deshalb wurde 1322 C\J Tilemann von Die.skau als Burgvogt eingesetzt. Nach dem Tod des letzten Markgra­ fen von Landsbexg, auf dessen Territorium die Grenzfeste Reidcburg lag, kam es zum Streit um deren Besitz zwischen dem Er·zbischof von Magdeburg und dem Mark­ grafen von Meißen. Das führte schließlich zur Schlacht von 1347, in deren Verlauf die Steinburg von den Truppen des Erzbischofs zerstört wurde58• In Verbandlungen wurden anschJießend die neuen Herrschaftsgrenzen festgelegt, die bis 1815 Bestand hatten. Die Burg wurde nie wieder aufgebaut Noch um 1860 gab es jedoch Reste davon zu sehen. Als Ort ist Burg wahrscheinlich wesentlich jünger. Noch bis 1823 wurde lediglich 59 vom Burgwall gesprochen • Wahrscheinlich erfolgtedie Bebauung der heutigen Stra­ ße ,.Am Burgberg" erst kur~ vor I 800.

Kapellenende Im Jahre I 358 wurde Albrecht von Dieskau von einem anderen Adligen, Henning von Steinfurt, erschlagen. Der Mörder mußte zur Sühne eine Kapelle auf einer Insel im Kapellenteich (heute Kapcllenplatz) errichten. In den darauffolgenden Jahren kam es zum Bau mehrerer Häuser an der West- und Südseite des heutigen Kapellenplatzes und der Wallstraße (heute Zittauer Straße). E~ bildete sich ein eigener kleiner Ort, der weitaus länger Bestand hatte als die in der Reformationszeit bereits wieder einge­ gangene Kapelle. Wichtigstes Gebäude Kapellenendes war der Gasthof' "Zum Goldenen Löwen" (Abb. 20). Direkt durch den Saal des Gasthofes verlief von 1426 bis 1815 die Lan­ desgrenze zwischen Kursachsen und dem Erzbistum Magdeburg bzw. Preußen. An der Ecke Miihlstral3e/Paui-Singer-Straße befand sich :wdem eine Zollstation. Süd• lich des Kapellenplatzes war sächsisches Gebiet, nördlich davon crlbischöfliehe.c; bzw. preußisches Territorium, Es ist Uberliefert, daß im 18. Jh. in der Gaststätte ge- 45

Gasthof zum goldenen Lowen, Besitzer Alwil) Schatz .____ G_ ru_ß aus Capelienende Abb. 20: Der Saal des Gasthofes ,.Zum Goldenen Löwe" um 1900, durch den die ehemalige Landesgrenze verlief (Bild: Archiv W. Schwanitz). heime Soldatenwerber vor all em aus Preußen junge Männer aus dem sächsischen Teil betrunken zu machen versuchten, um sie in diesem Zustand über die GrenLe zu bringen und für die preußische Armee zu rekrutieren.

Krondorf Der Ort Krondorf besteht lediglich aus der Altenburger Straße. Er liegt in einem ehemals sehr feuchten Gebiet, was aus der Deutung des Ortsnamens sichtbar wird. Der Name leitet sich vom mittelniederdeutschen Wort für Kröte "K.rode" ab. Ur­ kundlich ist der Ort 1347 als Crodendorff (damals bestand der Ort aus sieben Höfen), 1358 als Cratendorff und 1381 als Crotendorf erwähnt. Bereits im 13. Jh. war hier ein Freigut eiTichtct worden, das jedoch im 15. Jh. wieder einging. Der Ort erhielt im 20. Jh. eine Straßenbahn- und später eine Busverbindung nach Halle.

Reideburg Reideburg spielte im Mittelalter regional eine zentrale Rolle. Der Ort ist einer­ seits nach der Reide benannt und verweist andererseits auf die an diesem Bach gelegene kleine Reichsburg, die sogenannte Schanze. Innerhalb eines mehrere Meter hohen, von der altsorbischen Bevölkerung angelegten Erdwalles lag die- 46

ses Wehrgebäude, das jedoch bereits im 14. Jh. wieder verfiel (vgl. Abb. 19). Etwa im 12. Jh. wurden deutsche Kolonisten in der heutigen Diemitzer Straße ange­ siedelt. Sie errichteten dabei die Kirche, die vor 1200 lediglich aus einem Turm ohne ...... Q) Dachspitze bestand, der als Wehrturm genutzt wmde. ..c Der Deutschritterorden, der zwischen 1216 und 1511 Besitzer der Schanze war, () errichtete ei n Stadtgut (Paul-Singer-Straße 43), das in seiner heutigen Form jedoch ..c erst seit der ersten Hälfte des 18. Jh. besteht~. (.) (/) Von 1661-1732 besaß das Gutdie Familie von Brenkenhoff. Hier wurde 1723 Franz Q) Balthasar von Brenkenhoff geboren. Er erwarb sich große Verdienste bei der Ent­ C> wässerung des Reide-Gebietes. So ließ erz. B. den ösUich von Reideburg gelegenen (/) Teil des Dölbauer Grabens anlegen (vgl. 4.6.). Durch seine Leistungen wurde C> c:: Brenkenhoff so bekannt, daß ihn später der Preußenkönig Friedrich li. zu einem :J Kriegs-, Domänen- und Finanzrat ernannte. In der Folge erwarb er sich außerdem "'C große Verdienste bei der Entwässerung des Oder- sowie des Warthebruchs in der Q) Neumark. Überliefert ist, daß er ca. 350.000 Morgen Land trockenlegen und dabei Cf) 95 neue Dörfer gründen und besiedeln ließ. Brenkenhoff starb 1780 in Carzig bei . Friedeberg an der Warthe. Nach ihm war längere Zeit die heutige Paul-Singer-Str. N benannt.

Dorf•t~aB& mit Tftlch

Abb. 21: Der Hirtenteich in Reideburg vor 1896 zwischen heutiger Paui-Singer-Str. und Sehneeberger Str. (Bild: Archiv W. Schwanitz).

Nach der Familie Brenkenhoff erwarben 1732 die Franckeschen Stiftungen in Halle das Stadtgut und besaßen es bis l9l6. Neben dem Stadtgut existierte mit dem Luptitzhof ein weiteres großes Gut in Reide­ burg, das westlich hinter dem Gasthof "Zum Goldenen Löwen" lag. Es wurde jedoch 47 bereits 1426 durch den halleschen Stadthauptmann Strebart in den Auseinanderset­ zungen zwischen der Stadt Halle und dem Er:r.bischof von Magdeburg zerstört. In der ersten Hälfte des 20. Jh. entwickelte sich Reideburg durch modemen und großOächigen Gemüseanbau zum Gemüselieferanten für die Städte I-lalle, Leipzig, Chemnitz und BillcrfeJd.

Sagisdorf Der Ort ist als Rundling angelegt und wurde von den Altsorben mit deutscher Billi­ gung im 11.112. Jh. gegründet. Sägisdorf war u1·sprünglich ein Lehnsgebiet der alten Reichsburg in Reideburg, der Schanze. Deshalb waren die Bewohner des Dorfes Q) Abhängige (Untertanen) und hauen Dienste filr die Besitzer der Schanze zu leisten. co Anfanglieh waren es lediglich fünf oder sechs Familien. Vor dem Ort entstand ein I Scbulzenhof, der sich später zum Freigut und Sattelhof entwickelte. Später wurde daraus ein Rittergut. Die bekanntesten Besitzer des Rittergutes Sagisdorf waren: 1381 Ritter Giselher und Knappe Giselher v. Dieskau 1476-1754 die Herren v. Rauchhaupt 1817-1945 die Herren v. Werder Der Landrat v. Werder ließ den heutigen Gutspark anlegen. Er hatte wejtreichcncle politische Be7.iehungen, so daß hohe Persönlichkeiten (z.B. der Sohn von Kniser Wilhelm 11; Reichskanzler v. Pnpen u.a.) hier zu Gast waren. Zu DDR-Zeiten befand sich hier die Orthopädische Klinik der Martin-Luther-Uni­ versiüil Halle, die jährlich die DDR-weiten Rcide-ParkspieJe für Körperbehinderte veranstaltete. Seit 1997 befindet sich auf dem nordöstlich vom Gutshaus gelegenen Gelände ein öffentlich zugänglicher Nutztiergarten.

Schönnewit7. Schönnewitz wurde bereits im 7./8. Jh. gegründet und ist damit die älteste Sied­ Jung im Gemeindeverband Reideburg. Es war ursprünglich ein altsorbisches Sackgassendorf. Ältester Teil ist die heutige Freiherger Straße. Der Ortsname bedeutet "die Sippe eines Mannes namens Ce11". Urkundlich ist das Dorf 1347 als Schenewiz, 1371 als Schenewis und 1433 als Schenewicr. erwähnt. Die An­ zahl der Höfe vergrößerte sich kontinuierlich (um 1400: I 0 Höfe; 1555: 13 Höfe; 1750: 15 Höfe und 1785: 24 Höfe). Dabei wurden :t.wischen 1780 und 1785 zehn Kolonistenfamilien aus der Pfalz durch den Preußenkönig Friedt·icb IT . in Schönnewitz angesiedelt. Es ist überliefert, daß im 18. Jh. am Rain zwischen Rochlitzer Straße und Büschdorr kurzzeilig Torf gestochen wurde. Zudem wurde in Schönnewitz traditionell Gemlise augebaut Am 21 . März 1927 wurde in der Freiherger Straße 3 der spätere Bunclesinnen- uud Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher geboren. Es war der Hof seines Groß• vaters, des Bauern !

Tornau Tornau ist ein markanter slawischer RundUng. Der Eingang im Süden führt auf den Dorfplatz. Der zweite Eingang im Südwesten wurde erst später angelegt. Der Ort Q) +J hieß 1182 Turnowe, 1229 Turnowe und 1308 Tomowc. Der Name bedeutet soviel ..c wie "Besitz an der Dornenhecke". Reste einer Hecke waren noch um 1903 am Orts­ (.) eingang gegenüber dem Dorfteich vorhanden. ..c·- Das Dorf gehörte in katholischer Zeit (.) Cf) zwn Archidiakonat (Kirchenkreis) Neu­ Q) werk. Nach der Reformation kam es C> kirchlich zu Trolha. Die heutige Kirseh­ Cf) alleehieß früherTotenrain. Die Verstor­ C> c benen wurden hier entlang zur Beerdi­ ::::J gung nach Trotha gebracht. Erst 1850 -"'C kam Tomau kirchlich zu Mötzlich. Q) Das Dorf hatte um J400 sechs Höfe, CJ) I 500 sieben Höfe, 1600 ;r.ehn Höfe und . 1785 siebzehn Höfe. Bis 1945 blieb es C\J ein reines Ackerbaucrndorf. Seit ca. 1960 wurde groH~lächig Obstbau sowie Blumenzucht betrieben. 1991 entstand eine heute bekannte Gärtnerei. Aus Tornau kommen mehrere Gräben, Abb. 22: Die Tomauer Windmühle 11111 1940 die in und bei Mötzlich ihr Wasser in den (Bild: Archiv U. Weber). Zöberitzer Graben abgeben (vgl. 1.5.1.). Tornau gehört seit 1950 zu Halle.

2.10. Wüstungen (Eingegangene Dörfer·)

lm Mittelalter gab es im Reide-Binzugsgebiet neben den heute bekannten noch wei­ tere Dörfer.61 Es waren sowohl slawische als auch deutsche Ottsgründungen. Tn Tab. 2 sind die I 1 bekannten Wüstungen des Reide-Einzugsgebietes mit ihrer Lage und dem Zeitpunkt ihres Verschwindens aufgeführt. Häufig lagen sie an einem Bach. Allein am Zwebendorfer Graben verschwanden fünf Dörfer, drei weitere an der Ka­ bclskc. An der Reide selbst ging mit Reiden an der Südwestseite des Dieskauer Par­ kes nur ein Dorf ein. An die Wüstungen Schnaswitz (bei Braschwitz) und Priemitz (bei Schönnewitz) erinnern heute noch existierende Flurnamen (Schnaswitzer Mark und Priemitz-Mark). Es gab verschiedene Ursachen für den Untergang von Dörfem im Mittelalter. Zum e inen wirkten sich häulig geographische Gegebenheiten wie zu feuchte oder zu trok­ kene Lage negativ aus, zum anderen wurden Orte durch Ungllicksfälle (Brände) so­ wie durch Epidemien (Pest) ausgelöscht. Mitunter waren auch soziale Gründe wie Gutsherrenwillkür oder zu hohe Abgabenlasten an die Feudalherren für die Aufgabe eines Dorfes verantwortlich. 49

Die Flur eines eingegangenen Dorfes verschwand dagegen nicht so schnell. J)ie bis­ herigen Einwohner zogen meist in die umliegenden Siedlungen und nutzten die Flur weiter. I-latten alle Bewohner des Dorfes die Gegend verlassen, wurden die Gemeinde­ ländereien unter den benachbarten Siedlungen aufgeteilt oder sie kamen komplett an eine Nachbargemeinde. Meist wurden dabei jedoch vor Gericht langwie•igc Prozes­ se geführl. Vielfach gab es über mehrere Jahrhunderte sogenannte Wüstungsgemeinden. Die Nachfahren der Bewohner des eingegangenen D01fes trafen sich au einem bestimm­ c: ten Tag im Jabr, um einerseits Arbeiten im Zusammenhang mil ihrem ehemaligen Q) 0> Dorf zu erledigen und um andererseits ein Fest zu feiern. c: .....::J f/) Tab. 2: Wilslungen im Reide-Einzugsgebiet :::J Wiistuug Ortslage Bach Wiistungs- ~ <.eil Grenstedt nördlich von Großkugel Kabelske 15. Jh. Grimme bei Peißen Zwebendorfer Graben 14. Jh. Grnptitz zwischen Peißen und Zwe- Zwebendorfer Graben 15. Jh. bendorf Lcschwitz bei Peißen Zwebendorfer Graben 15. Jh. Pappendorf bei Naundorf Kabelske 15. Jh. Poritz zwischen Schwoitsch und Kabelske 17. Jh. Großkugel Priemitz auf Schönnewitzer Flur 15. Jh. Reiden südwestlich des Parkes Dies- Rcide 14. Jh. kau Scbnaswitz bei Braschwitz arn heutigen 15 . .Jb. Gasthof "Zur Mühle" Wagau Flur Droyßig Zwebendorfer Graben 15. Jh. Zschornekau nördliche Rur Reußen Zwebendorfer Graben 15. Jh. 50 3. Geschichte der Flächennutzung

3.1. Lundwirtschaft

3.1.1. Die natürlichen Verhältnisse im Spjegel der .Fim·- und Ortsnamen DieSiedlungsbedingungen Im Reide-Einzugsgebiet waren vor mehr als 1000 Jahren für Menschen relativ unfreundlich. Wald, Sümpfe, Schlamm und fehlende Wege machten Ackerbau sehr schwierig. Deshalb wurde das Reide-Einz11gsgebiet im Ver­ gleich 7.Um übrigen Saalkreis erst recht spät besiedelt. Wichtige Aufschlüsse über clie natürlichen Bedingungen ergeben sich häufig aus der Bedeutung einzelner Flurnamen.62 So ging müunter die Bodenbeschaffenheit zur damaligen Zeit in die Bezeichnung von Flurstücken ein. Sogenannte Wörd.en• slilcke (z.B. an der Kanenaer Flurgrenze zu Büschdod) bezeichnen ein erhöh~es wasserfreies Land zwischen den Slimpfen. Der Brein (nordwestlich von Zweben­ dort) leitet sich vom altsorbischen "brcn" ab, was soviel wie Schlamm oder Dreck bedeutet. Ein zwischen Zwebendorf und Hohenthurm liegendes Flurstück namens Ratschbirne (altsorbisch mroc =feucht, sumpfig) beschreibt ein schlammiges Ge­ biet. Der Lausehügel (altsorbisch "Juza'' = Sumpf, Pfütze), der sich ösllich von Dieskau befindet, zeigt ebenfalls eine sehr feuchte Bodenbeschaffenheit an. Au­ ßerdem deuten alle Flurstücke mit dem Wortteil "sauer" auf ein wenig cru·agre.i­ . ches und landwirtschaftlich kaum nutzbares, sumpfiges Gebiet hin. Beispiele aus ('t) dem Reide-Einzugsgebiet sind das Seture Loch (östlich von Dieskau}, die Sauer­ mark (südlich von Beud.itz) und die bei Osmünde liegende Saure Höck (= saure Höhe).

3.1.2. Weidewirtschaft und Tierzucht Relativ günstig waren die Bedingungen dagegen für die Viehzucht, da an den Was­ serläufen und Teichen recht große Wiesenstücke Jagen. Die Viehweiden waren bis ins 19. Jh. bedeutend größer als heute.

Tab. 3: Deutung einiger Ortsnamen aus dem Reide-Einzugsgebiet

Name Altsorbischer Übertragung Grün- Ursprung dungszeit Großleugel kobyla =Stute Stutenort 9. Jh. Kleinkugel kobyla = Stute Stutenort 9. Jb. Stennewitz scenje =junger Hund Ort, wo junge Hunde ge- 9 . .fll. 7.üchtet werden Kanena con =Pferd Bewohner bei den Pferden 8./9. Jh. Zwintschöna svin =Schwein BewohJ1er bei den Schweinen 8./9. Jh. Karwene* krova =Kuh Bewohner bei den Kühen 8./9. Jh. Kabelske kobylica = Stutenbach Stutenbach 9. Jh. "' = außerhalb des Retde~Einzug.sgcbietcs gelegene Wüstung twtschen Di~skauer Park und Döllnitz, deren Flur jedoch bis ins Reide-Gebiet hineim·eichtc. 51

Noch aus slawischer Zeit sind Flurnamen bei Schönnewitz und Döllnitz mit Lauke (altsorbisch luka = Wiese) sowie bei Queis und Zwcbendmf mit Kesselstücke (altsorbisch kozle =Ziege; Kesselstücke =Ziegenweide) überliefert. Aus den Flurnamen ist ableitbar, daß entlang der Reide zwischen Braschwitz und Peißen, in Peißen selbst, südlich von Schönnewitz sowie südlich vom Dieskauer Park größere Wiesenstücke lagen. Ebenso wiesenreich war es entlang der Kabelske, wor­ auf entsprechende Flurnamen bei Großkuge1, östlich von Bennewitz sowie am Ka­ belske-Unterlauf von Senndorf bis zur Mündung in Kanena hinweisen. ln der Regel dienten diese Weideflächen zur Hutung von Pferden, Kühen und Schafen. Manche Anger- und Wiesenstücke konnten meist wegen der großen Nässe erst ab einem bestimmten Zeitpunkt des Jahres zur Beweidung genutzt werden. So entstan­ den solche Flurnamen wie Pfingstanger (bei Kronclorf, Dieskau und Peißen), Pfingstangerbreite (bei Döllnitz) oder Johannisanger (bei Schönnewitz und Dies­ kau). Jedes Dorf besaß einen Hirten, bis ca. 1750 gab es auch noch Schweinehirten. Flur­ namen wie beispielsweise die Sauwehe (bei Naundorf) erinnern an diese Zeit. Jede Gemeinde besaß außerdem ihren Anger als Gänse- und Entenweide. Viele Teiche wurden als Tränke und zur Reinigung der Tiere genutzt. Durch diese günstigen Bedingungen für die Weidewirtschart betrieben die Altsorben verstärkt Tierzucht, was besonders aus der Deutung der Ortsnamen hervorgeht (Tab. 3). Eine derartige Konzentration von Namen, die auf Viehzucht bjnweisen, gibt es im gesamten altsorbischen Sicdlungsgebiet, was in etwa dem südlichen Teil der ehema­ ligen DDR entsprach, nicht noch einmal. Es wird deshalb angenommen, daß djeses

Abb. 23: Als Zugtiere wurden häufig Ochsen verwendet. Bei der Aufnahme, die wu 1900 entstand, könnte es sich um einen Rabatzer Teiclt handeln (Bild: ArchivE. Lucht). 52

Gebiet im 8./9. Jh. Versorgungsaufgaben für altsorbische Stammesflirsten zu erfül­ len hatte. Die Haustierhaltung war in altsorbischer Zeit bereits voll entwickelt. Es gab schon damals all die heute bekannten Haustiere wie Pferde, Kühe, Schafe, Ziegen, Schwei­ ne, Gänse. Enten, Hühner und Hunde (Abb. 23). Hauptsächlich dienten die Tiere als Nahrungsquelle. Dabei blieb von den geschlachteten Tieren kaum etwas übrig, da in der Regel andere Teile (z.B. Federn, Hiiute, Hörner, Bl

3.1.3. Ackerba u 0> c Durch die deutsche Ostkolonisation im 12./13. Jh. kamen viele Siedler aus deut­ :::J schen Gebieten und brachten modernere Anbaumethoden und bessere Arbeitsgeräte 61 ~ (POug) mit • Sie begannen Ackerland zu gewinnen, was mit Rodungen, Trockenle­ :::J gung von Sümpfen und Schaffung von Verkehrswegen verbunden war. Es wird an­ c genommen, daß sich die landwirtschaftliche Nahrungsmittelproduktion am Ende des 64 c 14 . .Jh. gegenüber dem 12. Jh. verfünffacht batte • Als Nahrungsmittel dienten zu

• Unter Scparmion wird die Trennung der mittelalterlichen Fluren in exakt vcm1essene Flurstücken ver.,tanden, was nach 1815 begonnen wurde und sich mehrere Jahrt.ehnte hintOg. 53 Jage. Damit verschwanden solch ungenaue Flurbezeichnungen wie Breite, Plan, Strich, Stücken, Viertel, Gehren oder Land.

3.1.4. Gemüseanbau Neben dem herkömmlichen Ackerbau zur Erzeugung von Getreide hatte im Rcicle­ Gebict vor allem der Gemüseanbau eine lange Tradition. Es wird angenommen, daß sich die altsorbische Bevölkerung nach Beendigung der Ostkolonisation verstärkt dem Gemüseanbau widmete. Darauf weisen die ältesten, aus slawischer Zeit stam­ menden Namen der Flurstücke Vorder-, Mittel- und Hintersaagen (obersorbisch zahon 65 =Par zelle ), die sUdlieh vom Dautzsch zwischen Diemitz und Sagisdorfliegen. Auch auf kurzen Ackerbeeten, sogenannten Kretzen (alLsorbisch krotky = kurz) wurden unterschiedliche Gemüsearten angebaut. Überall dort, wo es lange noch altsorbische Bevölkerungsreste gab, tritt der Name in den unterschiedlichsten Schreibvarianten wie K1·etzen, Kreetzen, Krätzen, Kroitzen oder Grötzen bis in die 2. Hälfte des 19. Jh. auf (Rabatz, Zwebendmf, Droyßig, Schwoitscb, Großkugel sowie auf den Wüstun• gen Leschwitz und Grimme). Erst nach der Separation verschwanden diese Namen schlagartig. Gemüseanbau gab es im Mittelalter aber auch schon in Dörfern mit überwiegend deutscher Bevölkerung. Hier hießen die entsprechenden Stücke jedoch Gärten wie

Abb. 24: Dieskauer Bauem beim Spargelanbau• (Bild: Archiv V. Leimbach sowie W. Maron).

* Nach Angaben von W. MARON sind ti>lgcnde Personen von links nach rechts zu sehen: Prau BUrger, Frau Matthes, Herr Zimmermann, Paul Ackermann. Herr Mosebach, Gärtnermeister Licbeheim, Frau Meycr und Ono Laube. 54

beispielsweise der Pflanzgarten in Queis, der Pjlantz Gartell in Dieskau ( 1774) oder der Langgarten in Zöberitz. Eine Besonderheit vor der Separation war der Anbau von Kohlarten auf einigen Wiesen im Reide-Gebiet. Solche Kohlwiesen gab es in Peißen und Krondorf. ln Rabatt. erweiterte sich am Ende des vorigen Jahrhunderts der GemUsca.nhaunach­ drücklich. Auch in Reideburg und Bilschclorf wurde verstärkt auf Gemüseanbau ge­ setzt (Abb. 24). Der Verkauf der Produkte erfolgte während und nach dem L Welt­ krieg in der Regel auf den Märkten in Leipzig und Halle, was zur ße:Gcichnung .. KUchendörlcr" für Büschdorf und Reideburg führte*. ln der Samenzucht und Ent­ wicklung neuer Sorten (v.a. Rüben) erlangte nach 1860 die Firma Kmlller aus Gröbers C'> 66 c (vgl. 2.4.) einen hohen Bekan ntheitsgrad im ln- und auch im Ausland • Dies trifft ::J außerdem auf den Büschdorfer Gutsplichtcr Bardenwerper (vg l. 2.9.) w, der skh N durch vorbildlichen Gemüseanbau mit modernsten Bewirtschaftungsmethoden so­ ::J wie Entwicklung neuer Gemüsesorten in Fachkreisen einen Namen gemacht halte. -c Während die Flächen östlich von Reideburg dem Anbau von Weizen, Kartoffeln und c Zuckerrüben dienten, entwickelte sich im Verlat~f des 20. Jh. die Westflur des 01tes Q) .r:. zum Zentrum des Oemüseanbaucs. 193 L verkaufte das Out Sagisdorf etliche Flä• () chen an einheimische Gemüscbauern, die damit ihre Anbaufläche bedeutend vergrö• :ro f3 ern konnten. Durch die Drainierung der Flächen, die Anlage von Tiefbrunnen zur ü: kUnstliehen Beregnung, die Verbesserung der Fruchtfolge und die Einführung neuer . Anbau- und Vermarktungsmethoden sowie die Einstellung von Saisonarbeitskräften ('I) entwickelte sich bis zum Beginn des 2. Weltkrieges hier ein Vorzeigegebiet des Gemüseanbaus.

3.1.5. Landwirtschaftliebe Entwicklung im 20. J ahrhundel't Die Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse in unserem Jahrhundert und die voranschreitende Jndust ri alisierung wirkten sich stark nuf die Landwütscbaft aus (Abb. 25). Im Reide-Gebict, vor all em in Kanena:, Bruckclorf, Blischdorf, Diemitz und Mötzli ch, gaben mehr und mehr Bauern ihre Betriebe auf und verkauften ihr Land an Kohlengruben und andere Firmen. Während des 2. Weltkrieges herrschte iu der Landwirtschaft großer Arbeits­ kräftemangel, der tei lweise durch den Einsatz von Kriegsgefangenen kompen­ siert wurde. Im Zuge der Bodenreform I 945 wurden Großbauern enteignet und ihr Land an ansässige Kleinbauern, Neubauern oder Übersiedler aus den ehema­ ligen deutschen Ostgebieten verteilt. Den Klein- und Mittelbauern wurden vom SED-regierten Staat häufig solch hohe Abgabepflichten erteilt, daß viele Bau­ ern nicht in der Lage waren, das Soll zu erfüllen, und un ter Aufgabe des Hofes in die Westzonen flüchteten. Ah ca. 1953 entstanden Landwirtschaftliche Pro­ duktionsgenossenschaften (LPG) und Volkseigene Güter (VEG), beispielswei­ se in Kanena und Büschdorf, die zum VEG Halle zusammengeschlossen wur­ den. Da sich diese Einrichtungen aber nus staatlicher Sicht nicht so dynamisch

* DRE.~I\t (vgl. '")schreibt um t91 0: .,ßald kommen wir in die .Gegend der ,Selleriefroppcr'. der Gemüse• bauer, die ihre Wnren schon zum größeren Theile nach Leipzig bringen ... ". 55

Abb. 25: Der erste Traktor auf Diesknuer Fe/dem (Bild: Archiv W. Maro11). entwickelten, erfolgte um 1959 die Zwangskollektivierung der LandwirtschafL In der Regel wurde dabei das Land der Privatbauern in genossenschaftliches Eigentum überführt. Der praktische Verlust ihrer Felder bedeutete für viele Bauern einen schwe­ ren moralischen Schock, der häufig .wr Gleichgültigkeit fülute, zu mal es nach dem Mauerbau 1961 keine Fluchtmögli chkeit mehr gab. In sozialer Hinsicht waren die Mitglieder der Genossenschaften jedoch vielfältig abgesichert. Die neuen Genossenschaften entwickelten sich in den ersten Jahren durch die starke finanzielle Unterstützung des Staates zu wirtschaftlich relativ stabilen Großbetrie• ben. Trotzdem wurde in Reideburg der hohe Vorkriegsstandard im Gemüseanbau nie mehr erreicht. In den 80er Jahren ging die Effektivität der landwirtschaftlichen Betriebe allmählich zurück, da eine Modernisierung des veralteten Maschinenparks ausblieb und Geld für In vestitionen nicht mehr zur Verfügung stand. Die extreme Dränung und Entwässerung sowie die mitunter viel zu starke Bereg­ nung weiter Flächen führte zu Problemen im gesamten Wasserhaushalt des Gebie­ tes. Ähnlich negative Auswirkungen hatte die Intensiv-Landwirtschaft durch die großOächige Ausräumung der Landschaft auf das gesamte Bild der Region. Durch den Einsatz schwerer Maschinen wurde mitunter der Boden stark verdichtet. Der hohe Einsatz von Dünger (Verwendung von Gülle) und Agrochemikalien führte zur drastischen Verschlechterung der GewässergUte der Fließ- und Standgewässer so­ wie zur Kontamination des Grundwassers. 56

3.1.6. Die Landwirtschaft nach 1990 Der plötzliche Wechsel von der staatlich gelenkten Plan- zur freien Marktwirtschaft in Ostdeutschland brachte für die Landwirte erhebliche Probleme mit sich. Die Bau­ ern mußten sich zunächst auf die ncuen Bedingungen einstellen und standen sofort finanzstarken und eingespielten Konkurrenten gegenüber, die über große Erfahrung in der Vermarktung landwirtscbafllichcr Produkte verfügten und in der technischen Ausrüstung eine deutliche Überlegenheit besaßen. Die Genossenschaften waren in der Regel diesem Druck wirtschaftlich nicht gewachsen. Deshalb gingen auch im Reide-Gebiet sowohl die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften mit Ausnahme der Agrargenossenschaft Peißcn als auch das Volkseigene Gm Halle ein. Das Land der anderen Genossenschaften wurde aufgeteilt und an neue Besitzer ver­ kauft. Obwohl die ansässigen Bauern ihr ehemaliges Land zurückbekamen, wagten nur wenige einen Neuanfang als selbständige Landwirte. Auch die Zahl der aus den alten Bundesländern zurückgekehrten, ehemaligen Besitzer war unwesentlich. Der Rückgang der Tiert.ahlen im Reide-Einzugsgebiet zeigt deutlich den wirtschaftli­ chen Niedergang (Tab. 4), auch wenn zu DDR-Zeiten der Tierbesatz in der Region durch die extreme Massentierhaltung uunariirlich hoch war.

Tab. 4: Anzahl der gehaltenen Tiere i11 Sriick bei hauptberuflich UltiRen Landwirten sowie Agrargenossenschaften im Reide-Einzug~·gebicld 7

. Jahr Rinder Schweine Schafe Gefliigel ('I) 1989 7105 19603 4464 13095 1996 1232 34 0 46

Der eTwaitete industrielle Aufschwung führte zudem daw, daß viele Eigentümer Land zur Errichtung von GewerbeBächen verkauften, so dClß die landwirtschafWehe Nutzfläche ebenfaJis stark schrumpfte (Tab. 5).

Tab. 5: Verlust anlwulwirtschaftlicher Nut~{läche des im Saalkreis liegenden Teils de.~ Reide­ Einzugsgebietes in 110 vo11 1990 bis 1998"8

Gewerbe- Einkauf- Wohn- Misch- !CE- Auto- Gesamt gebiete parks gebiete gebiete Strecke bahn Verlust in Iw 427,7 35,3 86,8 29,2 ca. 67 ca. 18 ca.664

Die Schließung der Kohlegruben, die Einstellung der regelmm3igen Wasserentnahme wr Beregnung (vgl. 4.2.) sowie das Nachlassen der Funktionsli.lchtigkeit der Draina­ gen führte zu einem ullmählicfieo Wiederanstieg des Grundwassers (vgl. 4.1.) im Reide-Gebiet. Dadurch kam es auf vielen Ackernächen wieder zu Vernässungscr• scheinungen. Trotz bester Böden und relativ günstiger klimatischer Bedingungen findet die Landwirtschaft nur schwer den Weg aus der wirtschaftlichen Krise. Selbst der 57 einst so bedeutende Gemüseanbau konnte im Reide-Gebiet bisher nicht wieder Fuß fassen.

3.2. Gewerbetliichen

3.2.1. Handwerk Die ersten handwerklichen Betriebe als Vorläufer der Industrie entstanden im Millel­ alter in Form der Dorfschmiedcn. Sie fertigten die wichtigsten Geräte für Landwirt­ schaft und Haushalt und bis ins 16. Jh. auch die zur dörflichen Verteidigung (Pfeil­ spitzen, Lanzen, Messer u.ä.) an. Einige Schmiede hatten sich schon zeitig als Huf­ oder Nagelschmied spezialisiert Oie Existenz solcher Sclmüeden im Reide-Gebiet ist sehr wahrscheinlich, auch wenn kein historischer Beweis dafür vorliegt. Ebenfalls eine lange Tradition haben die Mühlen. Größere Wassermühlen gab es im Reide-Einzugsgebiet aufgrund des ungünstigen Gefälles nicht. Nachgewiesen sind jedoch zwei kleinere Wassermühlen in Reideburg, eine südlich von Stichelsdorf119 und die bis in unser Jahrhundert existierende oberschlächtige Wassermühle70 im Oies­ kauer Park (vgl. 6.4.). Wesentlich verbreiteter waren im Reide-Gebiel die Windmüh• len, die es in Bruckclorf, Großkugel, Kleinkugel, Klepzig, Kockwilz, Pcißen, Queis, Reideburg (zwei Stück), Reußen, Schwoitsch, Tornau, Zwebendorf und Zwintschöna gab.

3.2.2. Bergbau Mit dem Beginn der industriellen Entwicklung im 19. Jh. veränderte sich das Ausse­ hen der gesamten Region stark. Durch die reichen Vorkommen an Kohle entwickelte

Abb. 26: Das Gelände der Grube ,.Ciara" bei Gräbers um 1918 (Bild: Archiv W. Schwanitz). 58

sich sehr rasch der Bergbau. Infolgedessen entstanden am östlichen Stadtrand von I lalle, in Diemitz, Büschdorf, Kanena, Bruckdorf, Radeweilund Osendorf vielfälti• ge Jndustrie- und GewerbeunLernchmen (Abb. 26). Der hallesehe Raum erlebte ei­ nen starken Zuzug aus den verl>chicdensten Gegenden Deutschlands, vor allem aus ärmeren Bcvölkerungsschichten, weil es hier genügend Arbeit gab. Dies hatte große Auswirkungen auf die soziale Struktur der einzelnen Dörfer.

Vor allem durch den intensiven ßergbau1 der sich über die Abscnkung des Grund­ wasserspiegels zudem entscbeidend nur den gesamten WasserhaushalL der Region auswirkte (vgl. 4.1.), wurde in den folgenden Jahrzehnten die Landschaft im Reide­ Einzugsgebict geprägt,71 0> c Innerhalb des Reide-Einzugsgebietes gab es zwei große BetreibcrgeselJschaften, die :::J jahrzehntelang den Kohleabbau io dieser Region bestimmten. Zum einen war dies .....N der sogenannte .,Alwiner Verein", der aJs erste Bergbaugesellschaft am 26. Juni 1830 :::J für die Plur Kanena und Teile von Halle vom preußischen Staat die Verleihungsur­ c kunde für die Bergbauberechtigung erhielt. Um 1832 begann er mit dem Abbau in c acht kleinen Gruben im Tief- und Tagebau und entwickelte folgende Aktivitäten : Q) ..c (.) 1832 Beginn des Abbaus in uer Grube ,,ßesclzertmg" im Tictbnu (Delit?,Schcr :CCS Straße, Ecke Kanenaer Weg), Eröffnung der Halleschen Grube mit dem Grubenfeld .,Salina" (südlich des Riebeckplatzes bis zur Osendorfer Straße LL. und unmittelbar östlich der Mcrscburger Straße) ebenfalls im Tietbau sowie . sechs weiterer kleinerer Gruben östlich der Leipziger Chaussee (Piur Klein­ (1) Kancna) ca. 1832 Tagebau an den ~päreren Ziegelwerken und der Brikettfabrik in Bmckdorf (bis 1876) ca. I 893 Abbau in der .,Deutschen Grube" im Bereich des heutigen HBP sowie nördlich davon zwischen Lcipziger Chaussee und der Eisenbahnlinie Halle­ Leipzig im Tiefbau JH93-1900 kein Kohleabbau beim Alwiner Verein; Schwerpunkt der Förderung in der Grube ,.Van der Heydt"; J 895 öröffnung der Brikettfabrik Bruckclorf mit 8 Pressen vor 1900 Tagebau zwischen dem Kirchweg von Bruckdorf nach Kanentl und der Reide~ heute verfUIIt und in landwirtschaftlicher Nutzung 1900-1902 Anlage eines kleinen Tagebaues (des späteren Klärteiches I) westlich der Dürrenberger Straße 1902-1907 Umbau des kleinen Tagebaus 7Um KläJteich 1, gleichzeitig östlich der heutigen Grubenstraße Bau des Klärteiches H, so daß ab 1902 die Abwässer der Gruben und der Brikettfabrik im vorgeklärten Zustand in die Reide eingeleitet werden; J907 Bau eines drillen Klärteiches nordöstlich von Klärteich ll (vgl. Abb. 34) 1909-1913 Tagebau westlich der DUrrenbcrger Straße (südlich der Eisenbahn}; Abraum wird zur HochhaJde östlich der DU tTenherger Straße (heute GLB Halden­ gehölz Bmckd01i) 1910-1942 Abbau in der Grube .,Neue Bescherung" oder "Nordfeld Bruckdorf' (heute größter Teil des Hufeisensccs) im Tagebau in 29-35 m Tiefe; größtes Feld des Alwincr Vereins; ab I 930 Ve1weodung moderner GroLlbagger 1914 t.Hc Gmbe Alwioe hat317 Beschäftigte; 1926 sind~ 850 59 bis 1920 Tiefbau unter dem heutigen Kanenncr Sportplatz parallel7ur· Straße nach Halle bis zum Südufer <.les 1-Iufei!.erl.Sees C:t. 1920 Tagebau zwischen dem heutigen Kindergarten Kanena und der BnhnSU'aße (bis ca. 1935)

Die zweite große Bergbauvereinigung "Van der Heydt'', benannt nach dem damali­ gen Minister fi.ir Handelund Gewerbe Preußens, begann I 836 ihre Tätigkeil im halle­ schen Osten vor allem westlich von Bruckdorf, östlich und nordöstlich von Ammen­ dorf sowie bei Radewell und verzeichnete folgende wirtschaftliche Aktivitäten: ab 1836 Beginn des Kohleabbaus in kleinen Gruben östlich vom Rosengarten in der Nähe der heutigen Halle-Merseburger Eisenbahnlinie 1856-1913 Abbau im Schacht .. Theodor" nordöstlich der Ammendorier Schschlslraße im Tie.fbau in 20-30 m Tiefe; 1858 umfangreiche erfolglose Brikettier­ vel'suche; 1880 Installation einer Naßpresse mit einem 600 m langen Trockert­ schuppen :::J ctl 1893-1924 Grube .. Van der Heydt !"nördlich dt:r Gntbc Theodor sowie nordöstlich der .0 Chemischen Werke Ammendorf (chem. Fa. Goldscbmidt), Tiefbau mit ..._O'l Abbautiefen von 30 m Q) 1895- 1913 Gtube .. Va11 der Heydt fl"; Tietb;m nordöstlich des Ammendorfcr Sportplat­ CO zesam Ende der Alfrcd-Reinl1ardt-Straße; später auch "Biitlmchen-Grttbe'' genannt, weil sich nahe der Gmbe (am Ende der heutigen John-Schehr­ Straße) ein fli r den gesamten Fernhandel im 19. Jh. wichtiger Orientierungs­ punkt- djs sogenannte Bäumchen - befand, das 1909 dem Bergbau weichen mußte; zu <.lieser Grube gehörte von 1908-1918 nocb ein Tagebau 1924-1935 in dieser Zeit kein Kohleabbau in den Gruben "Van der Heydl" (Pördenmg vor allem in Grube ,.A iwine" am heLrtigen Hu feisensee 1935-1944 Tagebau westlich und siidwesllich von BJuckdorf; Restloch dieser Grube ist der heutige Osendor·fer See 1937-1966 Abbau im gröBtcn Tagebaufeld wcsllidl der Leipziger Chaussee und nördlich bis zur Dieselstraße reichel]d; Abbauliefe 25-35 m; heule mehrere wasser· gefüllte Re.~ Oöcher mit Pappelanpnanzungen sowie Kleingärten

1855 erfolgte die Vereinigung aller Gruben des Alwiner Vereins mit den Gruben ,,V an der Heydl" sowie den Gruben i.n Nietleben ("NeuglUck'') und Dölau zum Bruck­ dOtf-Nietlebener Bergbauverein, ohne daß die einzelnen Belreiber ihre Eigenstän• digkei t völlig aufgaben. Die Folge war vor allemeine A bsli mmung der Ersch Iießungs• maßnahmen in erster Linie zwischen den Gruben "Van der Heydt" und dem ,.Alwi­ ncr Verein". Die Grenze 7.wischen beiden Grubengesellschaften bildete künftig die Leipzigcr Chaussee. Innerhalb des Reide-Einzugsgebietes gab es weitere Gruben sowie andere Betreibcr­ gcsellschaften mit folgenden Aktivitäten:

1844-l856 Abbau in dcl' Grube "Neptun" in der heutigen Fritz-Kicßling-Straße auf Osendorfer Flur im Tief- und Tagebau 1872-1928 Abbau in 'der Grube "Hcrmlne-Henrielle ]"im Bereich der heutigen Str:lße der Bergarbeiter im Tief- und Tagebau (Betreiber: Riebcck'sche Montan werke) 60

1866-1899 Abbau in der Gmbe "Consuh. Dclbriick" bei Dieskau im Tiefbau in 40 m Tiefe (Betreibcr: Riebeck'sche Montanwerke) 1894-1918 Abbau in der Grube "Frohe Zukunrt" bej Mötzlich im Tiefbau in 20-25 rn Tiefe 1898-1910 Abbau in der Grube "Consult. Delbrück" bei Zwintschöna im Tiefbau in 10m Tiefe (Bctrciber: Riebeck'schc Montanwerke) 1852-1928 Abbau in der Gmbe "Ciara" (zwischen Gräbers und Osmünde) im Tiefbau in 26-34 m Tiefe 1910-1932 Abbau in der Grube ,,Ciara" (südlich von Gräbers) im Tiefbau in 26-34 m Tiefe

0> Große Bedeutung erlangte die Rie beck 'sehe Montanunion, der beide hiesigen c Bergbauvereine zwischen 1912 und 1945 angehörten. Zumindest seit den zwanziger :::J N Jahren unseres Jahrhunderts hatte der IG Farbenkonzern innerhalb der Montanunion ..... eine Aktienmehrheit inne. :::J c c 3.2.3. Industrie Q) Die gewonnene Braunkohle sollte nach Möglichkeit vor Ort verarbeitet werden. Dazu .c entstand sowohl in Zwintschöna (1898) als auch in Osendorf eine Teerschwelerei, (.) 72 =ro darüber hinaus in Osenclorf eine Anlage zur Paraffingewinnung • Gerade diese An­ u. lagen trugen wesentlich zur Schädigung der Umwell bei. Zur Grube "Frohe Zukunft" . bei Mötzlich gehörten eine Brikett- und eine Naßpreßsteinfabrik, in Zwintschöna C') gab es seit I 900 eine Naßstein presse. Neben dem Kohleabbau wurde seit der Jahrhundertwende auch intensiv Kies abgc-

Abb. 27: Das Gelände der Brennerei in Osmlinde um 1925 (Bild: Archiv W. Schwanif'l). 61

uckcr abrik,

Abb. 28: Das Gelände der Zucke1[abrik in Schwoitseil um 19/8 (Bild: Archiv W. Schwanitz). baut. Hier ist vor allem die Gegend nördlich von Zwintschöna zu nennen. Davon herrUhrende Restlöcher sind heute das Friedrichsbacl, der Kolbeteich, der Mühlen• teich und der Schachtteich (vgl. 1.5.2.). Auch südlich von BUschdorf (im nördlichen Teil des heutigen Hufeisensecs) und später zu Zeiten der DDR östlich der Straße Kanena-Büschdorf (heute FND Resttümpel Kanena) wurde Kies abgebaut. In Oscndorf gab es bereits seit dem 19. Jh. vier Ziegeleien, die vor allem von Her­ mann Loescbe gegründet wurden. 1906 errichtete die Bauindustrie die Bruckdorfer Ziegelwerke, die bis 1990 produzierten. Neben Betrieben, die vor allem landwirtschaftliche Produkte verarbeiteten (Abb. 27), wie beispielsweise die Zuckerfabriken (Abb. 28), entstanden in der ersten Hälfte des 20. Jh. weitere Tndustrie- und Handwerksbetriebe unterschiedlicher Art (vor allem der Metallverarbeitung) in Zwintschöna, Kanena, Diemitz, Büschdorf und Gröbers. Erwähnenswert ist zudem, daß nach dem 2. Weltkrieg der südwestliche Teil des Tagebaufeldes Bruckdorf-Nord als Mülldeponie der Stadt Halle bis 1984 genutzt wurde. Zum Schutz des Hufeisensees vor durchsickerndem Deponiewasser mußte die Deponie von 1992-1996 saniert und abgedichtet werden73. 1976 wurde außerdem die Großdeponie Lochau eröffnet, die mit der Rcide durch einen Entwässerungsgraben verbunden ist. Nach dem Bau einer Kläranlage führt der Graben abgepumptes Grundwasser sowie gereinigtes Deponiesickerwasser. Das Gebiet östlich von Halle halte sich somit zu einem industriellen Zentrum in­ nerhalb Mitteldeutschlands entwickelt, das durch die vielfältigen wirtschaftlichen Aktivitäten bis heute tiefe Spuren im Gesicht der ursprünglichen Landschaft hin­ terlassen hat. 62

Nach 1990 n·at ein tiefer Strukturwandel in der gesamten Wirtschaft ein. Viele Indu­ striebetriebe waren nicht in der Lage sich in kürzester Zeit den veränderten Wirtschafts­ bedingungen anzupassen und gingen ein. Dafür ent<;tanden einige größere (z.B. Queis­ Dölbau, Bruckdorf) uod mehrere kleinere Industrie- und Gewerbegebiete sowie groß• flächige Einkaufszentren in Peißen-Brascbwitz und Bruckdorf.

3.3. Verkehrsverbindungen

3.3.1. Straßenverlcehl' 0> Noch vor I 000 Jahren war das Reide-Einzugsgebier kaum tlir den Verkehr erschlos­ c sen. Große Sumpfgebiete östlich und südöstlich von Halle behinderten den Salz­ :J handel in Richtung Sachsen. Um von HaUe nach Leipzig zu kommen, mußte der .....N Weg über Landsberg genommen werden. Seit ca. 1200 gab es die sogenannte Hohe :J Lüneburger Straße (heute Delit7.schcr Straße), die von Halle über Büschdorf, Schönne• c witz und Queis nach Leipzig, Delitzsch sowie Eilenburg führte. Diese Straße war c jedoch nicht bei jedem Wetter benutzbar. Q) ..c Binen wel\entlichen Fortschritt erbrachte deshalb in der Mitte des 14. Jh. der Bau der (.) Salzstraße durch Erzbischof Otto ( 1327-1361 ), die vor allem den bis dahin unpas­ :(tS sierbaren Reide--Sumpfbei ßJuckdorf durch eine Knüppelbrücke überwand. Die Straße LL fUiule am heutigen Sportplatz Bruckdorf vorbei über Zwintschöna, Kleinkugel, Naun­ . dorf, Osmünde und SchkeudiLZ bis nach Leipzig. Damit wurde die wirtschafUiche ('t) Basis der Stadt Ha11e ausgebaut und gleichzeitig ein wesentlicher Schrill zur Er­ schließung der Region getan. Eine weitere wichtige alte Handelsstraße fUhtte damals von Halle durch die Bister­ Aue nach Süddeutschlru1d. Vom Alten Markt aus verließ sie die Stadt Halle durch das Rar1nische oder Radeweller Tor, ging am sogenannten ,.Bäumchen", einem da­ mals wichtigen Orientierungspu11kt bei Radewell, und am Oscndorfcr Dreierhaus vorbei und führte über Döllnitz und Burgliebenau bis nach N[irnberg und Regens­ burg. Auch diese sogenannte Nümbcrger Straße diente der Stadt Halle im wesentli­ chen zum SalzhandeL Im Jahre I ROO wurde die heutige B 6 von Bruckdotf bis Großkugel und um 1850 die heutige 8 100 von Halle nach Bitterfeld gebaut. Die Autobahn A 14, die große Teile des Rcide-Einzugsgebietes schneidet, entstand im Zuge des umfangreichen Aufbaus eines deutschen Autobahnnetzes 1935. Seit 1997 ist ihre Weiterführung von Halle nach Mageieburg im Bau. Drei wichtige Landesstraßen queren heute das Reide-Einzugsgebiet: die L 165 (Hal­ lc-Rcideburg-Queis-Wiedcmar), die L 167 (Döllnitz-Dieskau-Reideburg-Peißen• Braschwitz) und die L 168 (Lochau-Cröbers-Queis-Zwebendorf-Hohenthunn).

3.3.2. Schienenverkehr Nicht nur der Wege- und Straßenbau war eine Voraussetzung für die Entwicklung von Industrie und Handel, sondern vor allem auch der Bau von Eisenbahnstrecken. Als eine der ersten großen Strecken in Deutschland wurde 1840 die Verbindung von 63 Dahnhof Dieskau -Z\\·infschöna.

...... c

Abb. 29: Der Bahnhof Dieskau in Zwintschöna um 1924 (Bild: Archiv W. Sclnvanitz).

Magdeburg nach Dresden mit dem Teilstück Halle-Leipzig eingeweiht (Abb. 29). 1859 kam die Strecke Hall~Bitterfeld-Berlin dazu.l872 wurdedie Linie Halle-Eilen­ burg eröffnet. Der Bau dieser Eisenbahnlinien trug wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung in Mitteldeutschland und somit auch des halleschen Ostens bei. An­ dererseits zerschnitt er mehr und mehr die ursprüngliche Landschaft im Reide-Ge­ biet und trug zum allmählichen Altenrückgang der Pflanzen- und Tierwelt bei. Sehr wichtig für die Erschließung der Stadtrandgebiete war der Bau der Straßen• bahnlinie von Halle nach Schönnewitz (1914) und weiter nach Reideburg (1915) entlang der heutigen Delitzscher Straße. Außerdem brachte der Bau der Straßen• bahnlinie in der Freiimfelder Straße mit ihrer Verbindung zur halleschen Innenstadt eine deutliche Verbesserung der Verkehrsverhältnisse mit sich. Arbeiter aus Halle konnten nunmehr die Industriegebiete in Büschdorr und Diemilz einfacher errei­ chen. Umgekehrt hatten auch die Dortbewohner jetzt die Chance, nach Halle zur Arbeit und zum Einkauf zu gelangen. Heute endet die Straßenbahnlinie bereits vor dem Büschdorfer Ortskern. 64 4. Geschichte des Wassers

4.1. Grundwasser

Die Grundwasserverhältnisse im Reide-Einzugsgebiet sind im Verlauf der Geschichte stark vom Eingriff des Menschen geprägt worden. Vor der beginnenden lndustrialisierung stand das Grundwasser vor allem entlang eines breiten Streifens beidseitig der Rcide sehr hoch an. Der von ScHul ,rt.E-GALLERA vermutete "etwa eine halbe Stunde breite von Reideburg bis zur Elster-Mündung sich hinziehende, fast undurchdringliche mit Schilf- und Weidendickicht, mit kJei­ nen Teichen und Wasserläufen durchsetzte Morast"74 dürfte aller Voraussicht nach zu Beginn des MittelaJters so existiert haben. Zu Alvenslcbcns Zeiten (um 1655) 75 wird die Reide noch als .,kJeiner Strom" bezeichnet . Auf hoch anstehendes Grund­ wasser deutet auch die Tat<;ache hin, daß noch im 18. Jh. bei Reideburg, Sagisdorf, 76 Bruckdorf und Dieskau Torf gestochen wurde • Mit Beginn des Bergbaus J 832 im Reide-Gebiet veränderten sich die Grundwasser­ verhältnisse innerhalb weniger Jahrzehnte grundlegend. Um den Abbau der Kohle zu ermöglichen, mußte das Wasser aus clcn Gruben kontinuierlich abgepumpt wer­ den. Das hatte zur Folge, dal3 im Um land allmählich der Grundwasserspiegel zu sinken begann, Teiche (z.B. Zollteichc, BruckdorferTeich) austrockneten und Brun­ nen versiegten (Abb. 30, vgl. 4.6.8.). Aus BUschdorf ist bekannt, daß durcb das NäherrUcken der Grube ,,Aiwinc" um I 860 der erste und um 1925 der zweite Dorf­ teich austrocknete. Der Landwirt Bardenwerper prozessierte 1929 gegen den Setreiber der Gruben, den Bruckdorf-Nietlebcner Bergbauverein, am Reichsgericht Leipzig. Im Verlauf des Prozesses wurde festgestellt, daß das gesamte Grundwasser der Gegend in den Tagebau abfloß. Der Bergbauverein verlor den Pro;!eß und mußte ein Wasserrückhalte• becken nm Hochweg errichten, in das zudem das Wasser der Büschdorfcr Schokola­ 71 denfabrik eingeleitet wurde, um den Wasserstand ejnigermaßen hoch zu halten • Ähnliches gibt es aus der Gegend um Mötzlich zu berichten. Dort wurde seit 1908 der Grundwasserflurabstand am Friedhof mit Hilfe von Meßinstrumenten aufgenom­ men. Das damals in einer Tiefe von etwa I manstehende Grundwasser fiel mit dem Ausbreiten der Kohlegruben in Trotha ab Mitte der 30er Jahre steil ab und blieb bis zur Einstellung des B ergbaus auf einem Stand etwa 8 m unter der Oberfiäche. An­ schließend stellte sich alJmählich wieder der ursprüngliche Zustand ein78• Durch die komplizielten Boden- und Grundwasserbedingungen bildeten sich ört­ lich sehr unterschiedliche V crhältnisse heraus. Vor der Grundwasserabsenkung waren Hauserbauten mit Keller nur vereinzelt möglich. Aus Reideburg sowie Büschdo1f wird berichtet, daß erste Ke ll erbauten um die Jahrhundertwende durchgeführt wer­ den konnten, wobei eine Kellertiefe von l ,5 m in der Regel nie überschritten wurde. Ab etwa 1940 wurden neue Häuser regelmäßig unterkellert19. lm Gebiet um Peißen änderten sieb mit dem Bau des Reichsbahn-Wasserwerkes die Grundwasserverhältnisse deutlich. Seihst das allmähliche TrockenfaUen der 65

Fließgewässer Weg I Straße Teich

Bruckdorfer Teich

Abb. 30: Sehemarisehe Darstellung des durch die Grundwasserabsenkrmgen grundlegend veränderten Gewässersystems um Bruckdoif um 1830 (Skiu.e: M. Dö/1, R. Zimmer). einstigen Reide-Quelle am Maschwitzer Weg in Braschwitz wurde um 1940 von den Dorfbewohnern auf die Grundwasserentnahme des Peißcncr Wasserwerkes zuri.ickgeführt80• Durch die im 20. Jh. vielerorts durchgeführten umfangreichen Drainietungen der Felder und durch das Vertiefen der Bäche und Gräben wurde das allmähliebe Wiederansteigen des Grundwasserspiegels nach der Einstellung des Kohleabbaus nicht sofort sichtbar. Erst in den letzten Jahren, als sich die Funktionstüchtigkeit der Drajnagen nach und nach verschlechterte, kam es an vielen Stellen entlang der Reide besonders nach starken Regenfallen zu Vernässungserscheinungen auf 66

den Feldern und zu Wassereintritten in die Keller einzelner Häuser. In erster Linie ist dafür der angestiegene Grundwasserspiegel verantwortlich*. Trotzdem steht das Grundwasser nicht im gesamten Reide-Einzugsgebiet so hoch. Untersuchungen von 1993 haben ergeben, daß neben ganz geringen Tiefen von 10 bis 50 cm (siidöstlich von Kanena) oder 20 bis 50 cm (auf den Zollteich wiesen) auch Grundwassertiefeil von 1m (östlich vou Kanena) oder 5 bis 10m (östlich von Mötz• 82 lich in der Nähe des Zöberitzer Grabens) zu finden sind . Bei mittleren Jahresniederschlägen von 510 mtn gehen dem Boden durch Verdun­ 83 stung bereits durchschnittlich 460 mm wieder verloreu • Dadurch ist die Gnmclwasser­ neubildungsrate nicht besondefs hoch. Sie wird zudem durch die weitreichenden Flächenversiegelungen~4 sowie durch den relativ schnellen Gebietswasserabfluß, der dmch die geradlinig verlaufenden und tief eingesclmittenen Gräben hervorgerufen wird, noch weiter abgeschwächtM5.

4.2. Entwässerung und Bewässerung

4.2.1. Entwässerung Wie bereits mehrfach erwähnt, war das Rcidc-Gebieturspriinglicb sehr sumpfig. Um "- Siedlungsfläche sowie landwirtschaftliche Nutzfläche zu gewinnen, wurden in den Q) Cl) letzten Jahrhunderten umfangreiche Entwässerungen durchgeführt. Konkrete Maß• Cl) nahmen aus dem Mittelalter sind kaum überliefert (vgl. 3.1.3.), jedoch dü1fte mit ctS dem allmählichen Anstieg der Siedlerzahl im Reide-Oebiet auch die Anzahl der an­ ~ gelegten Entwässerungsgräben zugenommen haben. . Genauere Kenntnisse über die Entwässerungsmaßnabm.en Brenkenhoffs im ~ Reideburger Gebiet gibt es aus dem 18. Jh. (vgl. 2.9. sowie 4.6.5.). Auch im Büschdorfer Raum wmden zu dieser Zeit Entwässerungsgräben angelegt, so daß zahlreiche feuchte sowie moorige Standorte verschwanden~6• Im 19. sowie im 20. Jh. wnrden zur Entwässerung des Terrains der Schnaswitzer Mark (südlich Braschwi.t.z zwischen der Reide und dem Zöberit.zer Graben) etliche Gräben angelegt, die heute teilweise no(;h vorhanden sind. Anfang diesen Jahrhunde11s begannen im Reide-Gebiet großflächige Drainierungen. Es ist überliefert, daß der Bi.ischdorfer Landwirt Bardenwerper (Abb. 31) 1919 im sogenannten .,Großen Garten" auf Büschdorfer Flur ein Drainagesystem einbrachte, das einen staunassen Bereich so entwässerte, daß im Frühjahr deutlich zeitiger mit dem Anbau von Gemüse begonnen werden konnte. Diesem Beispiel. schlossen sic11 je nach Finanzkraft mehr und mehr Bauern an87. 1928 wurde innerhalb der entstandenen Reide-Genossenschaft (vgl. 4.7.) ein Satzungs­ nachtrag beschlossen, der die Drainnng der gewä<;semahen Felder als wesentliche Gemeinschaftsaufgabe beschrieb. Für das Reideburger Gebiet waren zu dieser Zeit Versuchsdrainungen vorgesehen, da einerseits dringend trockeneres Land gebraucht,

* Ein Einflußfaktor liegt jedoch auch in der Wasserftihrung der Reide selbst. Eine Haushaltbefragung von ßUrgern in Reideburg, l3tiscbdorf und Kanena bezüglich der Gnmdwttsserverhältnisse kommt zu dem Ergebnis, daß der Grundwasserstand entlang der Reide in einem schmalen Streifen von 50 bis teilweise lOO m stark von der WasserfOhrung des Baches abhängig ist8'. 67 andererseits aufgrund des äußerst geringen Gefälles eine schnelle Verstopfung der Drainrohre befürchtet wurdc88• Anfang der 30er Jahre des 20. Jh. wurden in Reicle­ bw·g zwischen Äußerer Diemitzer und Diemitzer Straße zahlreiche offene Längs• und Quergräben angelegt, die ihr Wasser in die Reide brachten. Sie führten jedoch jn Abhängigkeil von der Wettersituation nicht ganzjährig Wasser. Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg wmden diese Gräben noch gepflegt und wenn nötig auch etweiterL, 89 zwischen 1960 und 1965 jedoch zugeschüttet • Ab Mitte der 50er Jahre erarbeiteten die landwirtschaflliche n Genossenschaften umfangreiche Planungen, um weitere Felder im Einzugsgebiet von Reicle und Ka­ belske zu drainieren*. Im Verlauf der 60er und ?Ocr Jahre kam es zur weitgehenden 911 Umsetzung diese Pläne • Zur politischen Wende l990 waren etwa 39% (ca. 5.000 ha) 91 der Gesamtfläche des Ein7.ugsgebietes drainiert •

4.2.2. Bewässerung Aufgrund der klimatischen Bedingungen im halleschen Raum reichen die Nieder­ schlagsmengen nicht aus, um optimale Bedingungen für die Landwirtschaft zu bie­ ten. Um höhere Erträge zu erzielen, mußten einerseits die staunassen Bereiche ent­ 0> c wässert, andererseits jedoch auch viele :J ~ Felder bewässert werden. Q) (/) Es ist anzunehmen, daß es erst im Ver­ (f) lauf des 20. Jh. r,u großflächigen Bcwäs• ;~ ~ serungen kam, nachdem die technischen c Voraussetzungen dafür gegeben waren. w Vom Büschdorfer Landwirt Bardenwer­ '0c per wird berichtet, daß er 1925 erste :J künstliche Beregnungsanlagen in Betrieb Q)' CO nahm. Anfangs mit Verbrennungs-, spä­ ter mit E le ktromotoren angetrieben, transportie rten sie das Wasser unterir­ disch bis zu den Abnahmehydranten auf den Feldern. Die Büschdorfcr Bauern begegneten diesen Versuchen zunächst mit großer Skepsis ("dem lieben Gott ins Handwerk pfuschen"), änderten aber als­ bald ihre Meinung, nachdem die deutli­ chen Ertragssteigerungen sichtbar wur­ den92. Nach und nach beantragten immer Abb. 31; Der Biischdorfer Gutspächter Bardenwe11Jer im Kreis seiner Angehörigen mehr Bauern ein sogenanntes Wasser­ vor dem Gutshaus um 1910 (Bild: Archiv N. recht, um Grundwasser aus Brunnen zur Richter). 93 Beregnung ihrer Felder zu nutzcn •

*Aus Archivunterlagen des STAU geht hervor, daß Pläne für großOächige Drainierungen 1955-1958 fiir Halle, 1957 fllr Reideburg, Dölbnu und Zwebendorf, 1958 fUr Braschwilz, 1958- 1960 fiir Stichels­ dorf, I 959 fllr Großkugel, I 960 fU r Dieskau und Pcißcn, 196 1 für Gröbct·s, ßenndort: Reußenund Klepzig erarbei tet worden sind. 68

Nicht nur das Grundwasser, auch das Wasser der Bäche und Seen war für die Land­ wirtschaft interessant. Zwischen Büschdorf und Kanena bei "Mohnerts Busch" exi­ stierte beispielsweise bis etwa 1960 ein kleines, 1,5 m breites Wehr, das mit einer Handkurbel bedient werden konnte, um bei Bedarf die Reide anzustauen und die 91 angre11zende1J Flachen z.u bewässern · • Auch das Wasser des Hufeisensees wurde bis zu1· politischen Wende I 990 zur Beregnung angrenzender Felder genutzt, was einen unnatUrlieh niedrigen Wasserspiegel im See zur Folge hatte95• Nach der Umstruktu­ rierung in der Landwirtschaftund dem Zerfal! der Genossenschaften wurde die groß• 96 flächige BewasseruiJg eingestellt • Dadurch stieg der Wasserspiegel des Hufeisen­ sees allmählich wieder an. Dies führte dazu, daß wassernahe Bauten, die erst zur Zeit des kUnstlieh niedrig geballMen Wasserspiegels errichtet worden waren, in Mitlei­ denschaft gezogen wurden. Ein weiteres Ansteigen des Wasserspiegels wurde 1997 durch die En-ichtung eines Überlaufgrabens zwischen dem nördJichen Teil des Hufeisensees und der Reide verhindert. Neben dem landwirtschaftlichen stieg auch der industrielle Wasserbedarf im 20. Jh. deutlich an. In den 20er und 30er Jahren erhielten melU'ere Firmen entlang von Reicle und Kabelske das Recht der Wasserentnahme zn Produktionszwccken97 • Dabei wur­ de genau unterschieden, ob Grundwasser oder Qbcd1ächcnwasser genutzt werden durfte. Vor der politischen Wende 1990 betrug die gesamte Wasserentnahme der Industrie etwa 14.500 m3 pm Tag und kam damit dem täglichen Wasserverbrauch der Landwirtschaft mit durchschnittlich 20.000 mJ sehr nahe98• . 4.3. Trink Wasserversorgung ~ Jahrhundertelang entnahmen die Menschen auch ün Reide-Einzugsgebiet das Trink­ wasser ohne zusätz.liche Aufbereitungen dem natlidichen Wasserkreislauf. Es ist davon auszugehen, daß Wasser aus den einzelnen Fließ- und Standgewässern sowie den örtlich vorhandenen Quellen verwendet wurde (Abb. 32). Vor Beginn der Indusn·ia­ lisierung dü1fte sicherlich auch das Reidc-Wasser noch als Trinkwasser genießbar gewesen sein. Durch das örtlich sehr hoch anstehende Grundwasser konnten zudem bei .Bedarf ohne größeren Aufwand Brunnen augelegt werden. Es ist anzunehmen, das im ausgehenden Mittelalter immer mehr Siedlungen irn Reide-Gebiel über eige­ ne Dorfbrunnen sowie Gehöfte über einen Hofbrunneil zur Trinkwasscrnutzung.ver­ fügteiJ. Über die einzelnen Quellbereiche im Reide-Gebiet ist nicht viel überliefert. Anfang des 18. Jh. erlangte der sogenannte Gesundbrunnen in der Wagau-Mark kurzzeitig große Bedeutung, was in der Ortsgeschichte von Droyßig ausführlicher dargestellt wurde (vgl. 2.8.), Eine der bekanntesten Quellen im Peißcncr Raum war der sogenannte Goldborn, der sein Wasser über eine kurze Mulde in den Zöberitzer Graben abgab. Es ist überlie• fert, das der Goldbom in Trockenzeiten auch dann noch Wasser spendete, wenn die Reide sowie einzelne Teiche in Peißen bereits ausgettocknet waren (vgl. Abb. 39)91!, Durch den seit 1832 um Kanena und Bruckdorf einsetzenden und in der nachfolgen- 69

.... Q) Abb. 32: Auch am südöstlichen Teil des friiher größeren Dorfteiches in Zöberitt. (hier eine cn 1110 cn Aufnahme um 1935) befand sich eine Quelle .(8ild: ArchivE. Lucht). C'tS ~ den Zeit sich weit ausdehnenden Bergbau erfolgte eine starke Grundwasserabsen­ c ·.:::: kung, die nach und nach in einzelnen Dörfern nicht nur Teiche zum Verschwinden I- brachte, sondern auch zum Versiegen vieler Brunnen fiihrte. Um die Jahrhundert­ wende kam es dadurch zu erheblieben Schwierigkeiten in der Trinkwasserversor­ gung. Qualitativ hochwertiges Trinkwasser stand nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung. Langwierige Gedchtsprozesse (dokumentiert sind diese beispiels­ 101 weise aus dem nicht im Reide-Gebiet liegenden Seeben ) seitens der Bevölkerung, der Gemeindevertretungen und vieler Finnen gegen die Grubenbelreiber waren nö• tig, um eine Verbesserung der Situation herbeizuführen. In Kanena wurde 1910 nord­ östlich des Friedhofes in Reide-Nähe ein kleines Wasserwerk (Pumpstation) ange­ legt, das Druckdorf und Kanena bis zum Anschluß ans sUidtische Netz ( 1963) mit 102 Trinkwasser versorgte • Aus Peißen ist bekannt, daß der Gemeinderat 1897 gegen die Pläne der Königlich­ Preußisc~en Balmverwaltung protestierte, einen Brunnen zur Wassernutzung für den Bahnbetrieb auf Peißener Flur unmittelbar an der Eisenbahnstrecke zu errichten. Die Gemeinde befürchtete ein ähnliches Absinken des Grundwasserspiegels mit dem Austrocknen der Teiche und dem Versiegen der Gehöflbrunnen, wie es sich in eini­ gen Orlen am Rande der Bergbaugruben zugetragen hatte. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde folgender Kompromiß erzielt: die Bahn durfte zwar das bis heute exi­ stierende, jedoch nicht mehr in Betrieb befindliebe Wasserwerk errichten, mußte sich jedoch gleichzeitig verpmchten, die Ortslage Peif3en mit an das Wassernetz an- zuschließen. 1903 wurde'jedenfalls vom Gemeinderat beschlossen, den Dortbrunnen zuzuschütten. Es dauerte jedoch einige Jahre, bis Peißen vollständig an das System angeschlossen war. 1932 wird berichtet, daß 133 von 155 Hausgrundstücken über eine Trinkwasserversorgung per Netz verfügten, die restlichen besaßen zu dieser Zeit noch einen eigenen Brui1Jlen 103• Die mit dem Batl des Eisenbahn-Wasserwerkes befürchtete und dann auch eingetre­ tene allmähliche Grundwasserabsenkung bedeutete für den Goldbornjedoch das Ende. Er versiegte und wmde in den 60er Jahren endgültig zugeschüttet. Die Trinkwasserversorgung über Brunnen hielt im Reide-Gebiet lahge Zeit an. ln Büschetorfverlängerte die Grube AJwine Anfang der 30er Jahre das Trinkwassernetz von Halle bis in de11 Vorort, da sie durch d1e Grundwasscrabscnkungen großen An­ 104 teil an dem Trinkwassermangel hatte • Die andern im Stadtgebiet von Halle liegen­ den Ortschaften wurden nach und nach ans städtische Netz angeschlossen (Kanena und Bruckdorf in den 60er Jahren). Die meisten Ortschaften im östlichen Saalkreis erluelten in den 60cr oder 70er Jahren durch freiwillige Arbeitseinsätze der Einwoh­ ner Anschluß an das Trinkwassernetz (Dieskau, Gröbers, Oroßkugel). ErmöglicJ1t wurde dies jedoch erst, als im östlichen Saalkreis die ,,Trinkwasserleitung Ost" (Fer­ tigstellung 1967) gebaut wurde, cUe sieb vom Endpunkt einer Fernwasserleitung am Hammelberg bei Gutenberg durch den östlichen Saalkl-eis bis Dieskau hinwg und Wasser aus der BJbaue bzw. aus der Rappbodetalsperre mit sich führte. Heute endet bei Dieskau auch eine zweite Fernwasserleitung, die Wasser aus der EI baue bei Tor­ gau .in den östlichen Saalkreis b·ansporlicrt105• Doch nicht alle Orte wurden im Zuge des Baus der ,,Trinkwasserleitung Ost" ans Netz . angeschlossen. In Dölbau beispielsweise versorgten sich die Einwohner bis 1990 über ~ eigene Brunnen im Garten oder über die Dortbrunnen. Reußen, Zwebendorf, Klepzig und Kockwilz wtrrdon erst 1991, Queis 1993 endgültig ans Trinkwassernetz angeschlos­ sen*. Einige der Brunnen wurden r.u DDR-Zeiten staatlicherseits regelmäßjg auf Schad­ stofre geprüft. Durch die inte11siven Anbaumethoden der Landwutschaft im Reide-Ge­ biet kam es wiederholt zu hohen Nitrat-Gehalten im B111nnenwasser, so daß es bei­ spielsweise nicht für die Zubereitung von Babynalmmg verwendet werden durfle100•

4.4. Abwasserentsorgung

Vom Menschen genlltztes Wasser wird in der Regel zum Abwasser, unabhängig davon, wie hoch der Vetschmutzungsgrad ist. Im Mittel.alter wurde Abwasser im allgemeinen unmittelbar in Hausnähe oder auf der Straße entsorgt. Jahrhunderte­ lang reichte das biologische Selbsh·einigw1gsvcrmögen der Nalur, insbesondete des Bodens, der Bäche und der Seen aus, um die menschlichen Abwässer aufzunehmen UJld d1e enthaltenen Schadstoffe größtenteils abzubauen. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, daß Seuchen und Epidemien lm Mittelalter auch durch ver­ schmutztes Wasser hervorgerufen wmden.

"' Es war vor der politischen Wende geplant, die gcnmuuen Orte aufgrund nut7.barer Kohlevorkommen au fzugebeu, 71

Mit der Zunahme der Bevölkerung kam es zur allmählichen Versehrnutzung der Fließ• gewässer. Es wurde die Notwendigkeil erkannt, Abwasser vor der Zufiihrung in die Vorfluter* zu reinigen. Im Verlauf der Zeit bildeten sich unterschiedliche Formen der Abwasserreinigung heraus.

4.4.1. Häusliche Abwässer Der erste Schritt zur Beseitigung von häuslichen Abwässern war der vor allem in Städten erfolgte Bau von unterirdischen Kanalisationen, um die Abwässer aus dem Straßenbild zu verbannen. In der Stadt Halle wurden seit dem 18. Jh. einzelne Kanä• le entlang der Straßenzüge angelegt. 1892 begann der Bau einer planmäßigen Stadt­ 108 entwässerung mit anschließender, zumindest mechanischer Klärung der Abwässer • In den Dörfern des Reide-Gebietes war eine Erfasstmg der Abwässer in Kanalisatio­ nen kein vorrangiges Problem. Die einzelnen Haushalte entsorgten häufig selbst ihre Abwässer in Sickergruben. Oft flossen die Abwässer auch in die vorhandenen Grä• ben, die in erster Linie Regenwasser aufzunehmen hatten109. Manche Orte bauten jedoch sehr fri.ih Kanalisationen. Bekannt ist, daß Kanena be­ reits vor 1902 eine Abwasserkanalisation hatte, an ctie alle Straßen nördlich des Dorf­ platzes angeschlossen waren und die heute noch direkt an der Brücke der Straße Richtung Kleinkugel in die Reide mündet. Seit 1922 wurde die Kanalisation gleich­ ..... zeitig vom Bruckdorf-Nietlebener-Bergbauverein zw- Einleitung der Grubenabwässer Q) Cf)

.0~ <(

Abb. 33: Auf dem Gelände der ehemaligen Kläranlage wurde 1999 ein Abwasserpumpwerk in Betrieb genommen (Bild: R. Zimmer).

• Vorfluter sind offene Gewässer, die abfließende Wiisser aus Gerinnen niedriger Ordnung ... aufneh· 101 men. Praktisch jedes Gewässer erfüllt gegenüber anderen Wasservorkommen Vorfluterfunk1ioncn • 72

genutzt. Der Bau emer Kläranlage jenseits der Reide auf dem Gelände der heutigen Kleingartenanlage .,Am Wiesengrunde" war für die 30er Jahre vorgesehen, jedoch 1 0 kam das Vorhaben nicht zur Ausflihrung ' • Tn BUschdorf wurde 1913 die Delil:zscher Straße kanalisiert, wobei die übelrie­ chenden, verschlammten Straßengräben, die vorher Abwasser aufgenommen hatten, verschwanden. Seit 1927 existierte in BUschdorf eine sogenannte Emscherbrunnen-Anlage, die anfallende Abwässer aus dem halleseben Osten mechanisch reinigte. Sie blieb bis zur politischen Wende 1990 die einzige Klär• anlage im Reide-Oebiet und war bis zur ihrer Stillegung 1998 vöJJig überfor• dert, die hohen Abwasserlasten ausreichend zu klären (Abb. 33)*. Im Zusam­ menhang mit dem Bau der Kläranlage wurde etwa 1930 in BUschdorf eine Ka­ nalisation errichtet, an die 90 %der Hausbalte, davon 50 %einschließlich der 111 Fäkalieoentsorgung, angeschlossen waren • Aucb Zwintschöna hatte bereits vor J935 eine Kanalisatioo113• die die örtlichen Ab­ wässer sammelte und sie vor der Abgabe in die Reide in einer Drei-Kammer-Vor­ kläranlage am heutigen Gemeindebüro teilweise reinigte. Bemerkenswert an dieser Kanalisation war, daß ausschließlich das natürliche Gefälle genutzt wurde, so daß keine Pumprullagen betrieben werden mußten**. Reideburg besaß ebcnfaHs zumindest tei lweise ein Rohrsystem zur Abwasser­ abteilung. An eine Kläranlage war der Ort wie alle anderen im Reide-Gebict mit Ausnahme Büschdorfs jedoch nie angeschlossen. 1938 erhielt der Ort Rcideburg eine poliz.eiliche Verfügung mit der Aufforderung zur Abwasserklärung, da Reideburger Abwässer nachweislich erhebliche SchlammablageruJlgen in der Rei­ 11 5 . de verursacht hatten • ~ An dieser unsachgemäßen Klärung der häuslichen Abwässer änderte sich auch zu DDR-Zeiten nicht sehr viel. In den Orten Dölhau, Nauodorf und Kleinkugel bei­ spielsweise wurde das Abwasser teilweise in offenen Gräben, teilweise verrohrt in die Kabelske überführt, wobei vorher meist noch ejnzelne kleine Teiche durchflos­ 116 sen wurden • In Peißen gab es bis 1990 nur eine einzige kleine AbwasserleitUJlg, die vom TGrchgeläode Richtung Bauernteich verlief und häutiger verstopft als durchgängig war. Die anderen Abwässer liefen, wenn sie nicht auf dem Grundstück der Bewoh­ ner versickerten, in offenen Gräben zum Bauernteich oder direJ...1: in die Reide***. Ähnlich war es in Rabatz und in fast allen anderen Orten des Reide-Einzugsgeb•e­ tes, wo immer nur Fragmente einer ordnungsgemäßen Abwasserentsorgung existier­ ten.

* Bereits 1938 wurde die Gemeinde BUschdorfvon den Behörden beaullagt, fUr die vollständige Klärung ihrer AbwNsser zu sotgen und zumindest einen Ölabscheider in die Kläranlage ein.wbaucn, da das abgegebene W3s- . scr der Anlage eine blau&chwmze Färbung hatte und einestarke Ölscllicht mit sich führte"'· n Die jahrhundertelange Rivalität zwischen Zwintschöna und Dieskau war auch im Zusammenhang mit der Abwasserentsorgung sichtbar. Dieskau bekam erst zu DDR-Zetten eine Kanalisation und wurde vorher von den Zwintschönncrn mitunter schenhnft als ,Jaucllen-Dieslrou" bezeichnet"•. ••• Peißen hatte in den 50cr und 60er Jahren Trinkwasserversorgung und keine Abwasserkanalisation, in Zöberitz lagen die Verhältnisse genau umgekehrt, was sich die Bewohner beider Orte häufig schcn... hnfl gegenseitig vorhicltcn 117• 73

Diese un~ureichendc Abwasserentsorgung hatte die verantwmtlichon Behörden zu Zeiten der DDR relativ früh besorgt. ln alten Akten aus dem Jahre 1957 wird auf die dramatische Verschlechterung der Wasserqualität der Reide und der Kabelske auf­ merksam gemacht und die völlig mangelhafte Abwasserentsorgung als der Haupt­ verursacher ermittelt. Schon damals wu•·de von den Behörden geplant, die anfall en­ den Abwässer aus großen Teilen des Rcide-Gebietes zentral zu sammeln und der Großkläranlage Tafelwerder in Halle zuzufUhren. Es blieb jedoch bei den guten Vor­ sätzen, da die wirtschaftliche Kraft des Staates nicht ausreichte, um solch ein Groß• 118 vorhaben umsetzen zu können • Als etwa Anfang der 70er Jahre auch bei den Dortbewohnern der Wunsch nach Toi­ letten mit Wasserspülung aufkam, mußte aufgrundgesetzlicher Vorgabenjedes Grund­ stück eine Hauskläranlage errichten, um eine Baugenehmigung zu erhalten. Wenn diese Anlagen ordnungsgemäß funktionierten, setzen sich die Fäkalien in den einzel­ nen Kammern ab, wobei ein teilweise gereinigtes Abwa!;ser iu die Vorfluter abgege­ ben werden konnte. Solche kleinen Klärgruben auf einzelnen Grundslücken gab es ab dieser Zeit mehr oder weniger in allen Orten des östlichen Saalkreises.

4.4.2. Jndush•ielle Abwässet· Die sich entwickelnde Industrie sorgte bereits im letzten Jahrhundert für eine stark ansteigende Abwasserrnenge. Häufig wurden Versuche gemacht, die gröbsten Ver­ unreinigungen abwassertechnisch zu beseitigen. Doch die sich verschlechternde Wasserqualität in den Bächen (vgl. 4.5.) zeigte, daß die KJärung der industriellen Abwässer in der Regel völlig ungenügend war.

ehemalige Abraumhalde (heute Halden· gehölz)

Grubenfeld

GMOhle

Abb. 34: Die Klärreiche der Bergbauveteinigwtg "ALwi.ner Verein" bei Brackdorf um 1910 (Skizze: M. Döli/R. Zimmer nach Archivunterlagen des STAU). 74

lm Reide-Einzugsgebiet produzietten vor allem die seit der 2. Hälfte des 19. Jh. existie­ renden Zuckerfabriken in Gröbers und Schwoitsch sowie die Kohlengrube "Clara­ Verein" zwischen Gröbers und Osmünde große Mengen an Abwasser. Auf behördli• chen Druck hin entwickelten die Zuckerfabrikanten Knauer ein Reinigungsverfahren, bei dem heiße Abwässer in Klärbecken geleitet und mit Kalk versetzt wurden. Au­ ßerdem experimentierten sie mit sogenannten Rieselfeldern, auf denen die Abwässer gleichmäßig l.iber eine Fläche verteilt wurden. Beim Versickern des Abwassers konnte die Fillerkraft des Bodens genutzt werdenm.

Nr. B A P 999

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Verein .B~aunkohl enwerke in Gr~bera in die ~obelake abgeleitet werden . und l!'lfAr :fflr_die ganze L""Jo dea B'lohes,aoweit er duroh d1e Benlldorfer ~ Flur f11esst.

1) Setv.en die A~wuaaer un~eheuren XOhlendreok ab,woduroh der ~~nh

jetzt eohon trotz R"umung total vereohlUmmt 1st- Diteer B~~lRmm '~ua~ 11unttohet von der Q.ewerkaoh.aft wieder entfernt werden.

2 ) Der Gemeinde eind bereite eine ganze Menge PAnne1n ,welohe a~

Knbolakeufer standen • einge~~;angen . Die AbwAsser mna aen demn"oh eine gewisso SohArfa haben.

Die GAmo 1n~Benndor :t muss s1oh vorbehalten, die Gewerkaohoft C18J'A

Sohaden voll ~erantwortlioh zu mnohen.

Abb. 35: Einspruch der Gemeinde Bemulo1f gegen die Braunkohlewerke ill Gräbers aufgnmd erheblicltcr Abwasserlasten (Kopie Archiv SfAU, vgl. "'). 75 Die seit 1895 bestehende Brikettfabrik Bruckdotf mußte ebenfaiJs Maßnahmen zur Klärung ihrer Abwässer ergreifen. Die von ihr errichteten Absetzteiche erzielten je­ doch nur einen mäßigen Rcinigungscffekt, so daß es zu beträchtlichen Protesten aus der Bevölkerung und den kommunalen Behörden kam. ÄhJtlich verhielt es sich rnit der Bergbauvereinigung ,.Alwiner Verein". 1902 wurden bei Bruckdorf z.wci Klär• teiche zur Reinigung von Grubenabwässern ange1egL Da die Klärkrafi nicht aus­ reichte, kam bis 1907 ein dritterKlärteich hinzu (Abb. 34). Seit dem 07 .04.1913 gab es zudem ei11 offizielles Wassergesetz für die damals preu­ ßischen Landcsteile, das die Abwassereinleiter der An7.eigepflicht unterwarf und der Wasserpolizeibehörde das Recht gab, Abwassereinleitungen zu untersagen oder an Bedingungen und Einschränklll1gen im Interesse der Reinhaltung der Gewässer zu knüpfen 120• • Alte Wassen-cchtsakten zeigen, daß Firmen in der Regel eine Genehmigw1g erhiel­ 121 ten und die einnrhaltenclen Bedingungen recht streng wart:n • Die sich ständig ver­ schlechternde Wasserqualität der Bäche spricbt jedoch dafür, daß diese Abwasser­ vorgaben kaum eingehalten worden sein können (Abb. 35). Zwischen den beiden Weltkriegen wurden immer wieder einzelne Firmen genannt, die Lrotz Abwasserklärung fUr erhebliche Abwasse1frachten in den Bächen sorgten. Zu ihnen gehörte die Zwintschönacr Rohpappenfabrik des haUeschen Unternehmers ~ Max Grassmeyer, deren heute noch vorhandenen Absetzteiche scheinbar kaum eine Q) (/) meßbare Klärwirkling erzielten, sowie die Gruben "Al winc" bei Bruckclorf und "Her­ (/) mine-1-Ienrietle f" bei OsenC!orf. ('Ö Zu Zeiten der DDR änderte sich nicht viel an den Zuständen der industriellen Ab­ ..c~ wasserentsorgung. Bei einer Überpriifung der Binleiter im Reide-Gebiet wurden 1957 <( elf Industriebetriebe festgestellt, die ungeklärte oder nur teilweise geklärte Abwässer in die Reidc oder ihre Nebengräben einleiteten. Zu ihnen gehörten neben den Kohle­ gruben vor allem das Braunkohlewerk Bruckdorf sowie mehrere Diemitzer Industrie­ betriebe. Völlig unzureichend geklärt war ebenfaUs das Abwasser der in dieser Zeit 122 im Reide-Gebiet entstandenen großen Viehzuchtanlagcn • Abwässer aus den Stäl­ len und den Melkhäusern sowie Gülleeinleitungen belasteten die Fließgewässer in höchstem Mal.\e. Ende der 80er Jahre gab es insgesamt 74 Einleitcr, von denen 32 123 stark belastete Abwässer entsorgtcn •

4.4.3. Die Situation nach 1990 Nach 1990 stand relativ früh die Schaffung eines funktionierenden Abwassersystems in den einzelnen Gemeinden und Ortsteilen im VordergrW!d. Durch die umfangrei­ chen StLliegungcn von lndustriebetricben sowie den großen Viehzuchtanlagen wur­ de deuUich wenig Abwasser in die Vorfluter eingeleitet. Bei der En·ichrung neuer Gewerbegebiete mußte aufgrund der Gesetzeslage auf eine ordnungsgemäße Ab­ wassercntsorgung geachtet werden. Dadurch entstanden beispielsweise die Kläran• lagen in Peißen, Bruckdorf, Dieskau, Gröbersund Queis. Mitunter ko nnten cin1.elne Ortslagen (Benndorf, Bcrtnewitz, Beudit.z, Dieskau, Großkugel, Gröbers, Klepzig, Kockwitz, Osmünde, Feißen, Schwoitsch, Zwiotschöna) vollständig oder ~umindest 76 teilweise an solche Kläranlagen mit angeschlossen werden. Eine kleinere Kläranlage wurde 1995 nordwestlich von Reidcburg errichtet, die vor allem die Abwässer vom Dautzsch reinigt. Außerdem nahm die Mülldeponie Locbau 1992 eine Sickerwasser­ aufbereitungsanlage in Betrieb, die das gereinigte Wasser südlich vom Dieskauer Park in die Reide gibt. fm halleschen Osten wurde 1999 das Pumpwerk in ßüschdorf in Betrieb genommen, das die gesammelten Abwässer zur Großkläranlage nach Lettin pumpt (Abb. 33). Dort werd~n die Abwässer biologisch gereinigt und mit einem relativ hohen Reinheitsgrad in die Saale eingeleitet. An dieses Pumpwerk sollen in den nächsten Jahren auch die abwassercechnisch immer noch nicht erschlossenen Ortsteile Rcideburg, Kanena und Bruckdorf angeschlossen werden. Ebenfalls ohne ordnungsgemäße Abwasser­ 124 reinigung sind die nordöstlichen Ortsteile Halles, Mötzlich und Tornau •

4.5. Wasserqualität

Der soeben geschilderte Umgang mit den Abwässem hatte seit dem Beginn der Indu­ strialisierung eine stetige Verschlechtcnmg der Wasserqualität in den Fli eßgewässern des Reide-Einzugsgebietes zur Folge. Es ist anzunehmen, daßmiLdem Beginn des Berg­ baus durch die Ableitung des Grubenwassers die Wasserqualität der Reide deut lich nachließ. Brste wahrnehmbare Schäden flir die Gewässer diirftenjedoch vor allem durch die Abwässer der Zucke1fablikeu (Gröbcrs, Scbwoitscb), der Molkereien (Gröbers, Os­ mUnde, Stenn~?.witz) und der Brennereien (Osmünde) entstanden sein . . ~ 6000 ä E --Chlorld c ·- 5000 ..-----.:;- Glühverlust ~ .,"'~ 4000 ...., ~ ~3000..., "g'2000 ::J Eindampfrückslan l! ::J _g 1000 (J ~ ~

1910 1913

Abb. 36: Ergebnisse von Umersuclumgen der Agrochemischen Kontrollsialion in Halle zur Wasserquafitä1 des Kabelske- Wassersm 77 Die Verschmutzungen wurden relativ früh auch von behördlicher Seite wahrgenom­ men. Bereits Ende der 70er Jahre des 19. Jh. drohteden Zuckerfabriken des Fabrikan­ ten Knauer in Gröbersund Schwoitsch die Schließung, weil die ungeklärten Abwässer eine ,,Verpestung der Kabelskc" verursachtcn. 126 Der sich immer weiter entwickelnde Bergbau (vgl. 3.2.) hatte bis zur Jahrhundertwende ganz sicher schwerwiegende Aus­ wirkungen auf die WasserquaIi tUt der Bäche. Jedoch sind darüber keine Einzelheiten überliefert. Um 1910 berichtete ein Wanderer, daß der Kabelske-ß ach "sich auf seinem kurzen 127 Laufe doch schon recht viel Schmutz gefallen lassen muß" • Wesentlich deutlicher werden ctie Verschmutzungen zu dieser Zeit bei der Betrachtung eines Rechtsstreites 128 zwischen den Otten Stennewitz und Kleinkugel und der Grube "Ciara-Verein" • Die Otte forderten unter ihrem Wortfubrcr, dem Gemeindevorsteher Franz Wallher aus Kleinkuge1, Schadenersatz flir das Verschlammen des Bachbettes mit Kohle­ partikeln, für das Absterben von Pappeln in Kleinkugel und Stennewitz und das Fischsterben im Stennewitzer Dorfteich. In diesem Zusammenl1ang wurden Wasserproben jeweils an der gleichen Stelle in der Gemarkung Naundorf ca. ll Meter oberhalb des Weges nach Senndorf aus der Kabolske entnommen und bei der AgTOchcmischen Kontrollstation in Halle unter­ sucht. Die Untersuchungsergebnisse aus den Jahren 1910 und 1913 zeigten eine ra­ pide Abnahme der Wasserqualität (Abb. 36). Letztendlieb stellte sieb heraus*. daß die Ursache für das umfangreiche Baum- und Fischsterben vor allem in dem 'l.ur fmprägnierung von Grubenholz verwendeten so­ genanntem Kreosotnatron lag, einem Kohleteerdestillat aus der Hochtemperatur­ verkokung der Steinkohle, das im wesentlichen aromatische Kohlenwasserstoffe, Diphenylnaphthaline, Teersäuren sowie Teerbasen enthält, die allesamt als stark schäd• lich fü r das Leben im und am Bach einzuschätzen sind. Die Grube leistete umfang­ reich Schadenersatz und verwendete hinfort ein anderes ungeHihrlicheres lmprägnier• mittcl. 1920 hieß es an läßlich einer Rcide-Schau, daß der Bach in "außergewöhnlich hohem Maße durch die Einleitung der Abwässer von industriellen Werken und Gruben ver­ schmutzl'' ist130• Zu dieser Zeit wurden Reide und Kabelske erstmalig im gesamten Lauf entschlammt. Verantwortlich dafür war die neu gegründete Reide-Genossen­ schafl (vgl. 4.7.). Bei der Abnahme der durchgeführten Regulierungsmaßnahmen durch den Vorstand der Reide-Genossenscbaft wurden Bedenken laut, daß die "ge­ schaffene Anlage wieder in Verfall gcrär", weil die Abwässer der Industrie .,arg und 131 augenscheinlich über das zulässige Maß hinaus verschmutzt sind" • Aus dem Jahre 1936 gibt es wiederum eine ausführliche Beschreibung auch der Wasserqualität der Reide. Ein Wandelfreund fand .,dunkclgraue Abwtisser, mitunter auch rotbraun oder rötlich" sowie .,schmutzig-graues Wasser, links und rechts mit einer grünlich-schleimigen Schicht bedeckt" vor. Am Dieskauer Park haue die Reide "links und rechts einen tiefschwarzen Rand am Ufer". Außerdem fror sie im Winter

* Zunächsl wehrte sich die Grube vehcmcul gegen die VorwUrfe und hicll zum 11ngeblichcn Beweis ihrer Unschuld Karpfen in den Absel1..becken ihrer Klartciche129• 78 nicht mehr zu*. Er stellte lapidar fest: "Heute vermag nicht einmal mehr ein Frosch im Reiclc-Wasser zu bestehen ... " m. An läßlich einer Reide-Schau im Juni 1938 wurde die Rohpappenfabrik in Zwintschöna als der "ärgste Verschmutzer der Reide" gebrandmarkt. Aus dem Werk flossen etwa I 0-15 I/sec Abwässer, die "blaugrau sind und im weiteren Bachverlauf zu Sumpfgas­ 134 bildung und starker Schwimmstoffablagerung führen" • 1957 führte die Wasserwirtschaft eine umfangreiche St1rdie zur Rcide durch, bei der auch Daten zur Wasserqualität erhoben wurden. Die starken Abwasserfrachten der Bäche stammtenjetzt aus den Landwirtschaftlichen Genossenschal'tcn in Reideburg, Peißcn, Gröbers, Zwebendorf und dem Volkseigenen Gut Halle in Kanena und Büsch­ dorf. Der Verschmutzungsgrad wurde nur anband weniger chemischer Kenngrößen ermittelt, jedoch ist von den verbalen Beschreibungen nach Einleitungen aus den Viehställen (,. ... Schlammfladen treiben auf dem Wasser ... ", ,. ... bringt übelriechende Jauche mit sich ... ", " ... Wasser ist grau und von SchlammOadcn durchsetzt...") auf schlimmste Zustände zu schließen. Vor allem der Zwebendorfer Graben brachte "stark verunreinigtes milchig-graues Wasser mit, von dem sich die Reide bis zu ihrer Mlin­ 135 dung nicht mehr crholt" • Andererseits waren auch die Einleitungen der Industrie ähnlich drnlltisch. Über den Oiemitzer Graben kamen die lndustrieabwUsser aus dem halleschen Osten mit enorm hoher Abwasserfracht in die Reide. Die hereits mehtfach erwähnte Rohpappenfabrik Zwintschöna sorgte mit ihrem Abwasser für eine 40-fache Grcnt.wenüberschreitung des Pcrmanganatwertes, der auf eine hohe Konzentration an sauerstoffverbrauchenden organischen Stoffen schließen läßt. Die Einleitung der Brikettfabrik Osendorf fühtte . zu einer l20-fachen Grenzwertüberschreitung des Gehaltes an Sink- und Schweb­ ~ stoffen**. An der Mündung in die Weiße Elster war die Rcide ein "völlig überlaste• ter Vornuter·". Sie bot den "Anblick eines offenen Abwasscrsammlers" und war bio­ logisch tot. Dieser Zustand änderte sieb überall die Jahre bis zur politischen Wende 1990 nur stellenweise und unwesentlich***. 1990 galt "die Reide als das am stärksten anthro­ pogen veränderte, ökologisch geschädigste Flüßchen im halleschen Raum" 137 und besaß die niedrigste Gewässergüteklasse (IV= übermäßig verschmutzt)llR. In den letzten Jahren hatsich die Wasserqualitätdurch die bishererfolgten Investitio­ 139 nen in eine geregelte Abwasserentsorgung verbessert • Trotzdem ist die Qualität des Wassers noch nichtnusreichend. Nach Untersuchungen der verantwortlichen Behörden galt die Reide 1997 noch auf ihrem gesamten Verlauf als stark verschmutzt (Gewässer­ güteklasse Jll). Die Wasserqualität der Kabelske konnte nur in ihrem Unterlauf erwas besser (kritisch belac;tct =Gewässergüteklasse II-III) eingeschätzt werden 140 •

.. Im Winter 1996197 war die Reide erstmalig wieder 7.ugefroren 132• u E~ wird festgestellt, daß .,d ie Einleitungen der Grubenabwasser mit ihren hohen Sink- und Schwebs10ffan· teilen sowie an Salzen das Wasser so beeinnusscn. daßsie es tlir jeden anderen Zweck unbl'lluchbnr machcn" 136• n• Nicht gan1 so drastisch, jedoch ebcnlalls stark verschmutzt waren in der Regel die Stundgewässer im Rcidc-Ein7.ugsgebiet. Hier lag eine wesentliche Ursache im hohen Ein~atzvolurnen an Agrochemikalien der lnrensiv-Landwirtschan. Die verwendeten Pnnnzenschutnniuet hatten eincf"cits eine direkte toxi­ sche Wirkung. Andererseils brdchte der maximale DUngereinsatz eine eher indirekte Wirkung mir sich. die tur Eutrophierung und allmählich 1.um Vertanden vieler llleiner Gewässer fllhrte. 79 4.6. Veränderungen det· Gewässea·struktur

Das heutige Bett der Fließgewässer im Rcide-Einzugsgebiet ist in seiner Form und Tiefe wesentlich von menschlichen Einwirkungen geprägt. Sowobl die Länge der Bäche als auch die Bachfühnmg sind im Laufe der Vergangenheit vom Menschen mehrfach verändert worden. Zur Zeit seiner ersten Besiedlung vor weit über 1000 Jahren war das Gebiet entlang der Reide, bedingtdurch die natUrliehen Bodenverhältnisse, ein schier undurchdring­ liches, dichtbewachsenes Sumpfgcbiet, in dem durch das mangelnde Gefälle kaum ein Wa-;scrlauf zu erkennen war. Die er­ sten sorbischen Siedler paßten sich diesen Gegebenheiten weitestgehend an. Mit der allmältlichen Besiedlung durch die Deut­ schen wurde nach und nach feuchtes Land entwässert und anschließend landwirl­ schaftllch oder als Siedlungsfläche genutzt. Allmählich dürften somit natürliche, noch rechtundeutlich verlaufende FließgewäS• ser durch Vertiefung ihrer Abflußrinne auf ein festes Bett flxierl worden sein. Dieser Prozeß der Schaffung von Flicßgewlissern, die in einem deutlich erkennbaren Gewässerbett verlaufen, hat sich wahr­ scheinlich über mehrere Jahrhunderte hin­ gezogen. Ab dem 18. Jh. wurden der Bachlauf von Reide und Kabelske und die da:wgehöri• gen Auen grundlegend verändert. Um die Landwirtschaft ertragreicher zu betreiben, mußten viele Flächen unmittelbar in der Nähe von Reide und Kabelske stärker ent­ wässert werden. Dazu wurde das Bachbett weiter vertieft und Stück für StUck begra­ digt. Der einst sich schlängelnde Bach­ Legende· Jauf141 mußte einer mehr oder weniger ge­ Reldeverlaul 1871 raden Fließstrecke weichen. I= heuUoor Reldevarlaur In diesem Jahrhundert wt1rcle der Schwer­ punkt wasserwirtschaftlicher Maßnahmen auf Uferbefestigungen und Bachregu­ Abb. 37: Schematische Darstellung der Ver­ lierungen gelegt. Es erfolgte der kontinu­ ämknmg des Reide-Verlaufs zwischen Dies­ ierliche Ausbau der Bäche zu leistungsfä• kauer Park und Mündung seit 1871 (Skiu.e: higen Vorflutern mit einem größtenLeils H-W. Sonntag. R. Zimmer). 80

einheitlichen RegelprofiL Es sollte damit eine schnellere Wasserabführung, eine Sen­ kung der Hochwassergefahren und eine deutlich billigere Gewässerunterhaltung er­ reicht werden. Dies betrifft vor allem die 20er Jahre, als durch die Gründung der Reide-Genossenschaft und durch die Zuwendung staatlicher Fördergelder zur Ar­ beitsbeschaffung intensive Befestigungs- und Reguliemngsmaßnahmen durchgefühlt werden konnten (vgl. 4.7.). Alte Wasserakten belichten von umfangreichen Begradi­ gungen und sogenaJlnten Durchstichen, bei denen der ehemals geschwungene (mäandrierende) Bachverlauf in einen geradlinigen überführt wurde (Abb. 37). Au­ 142 ßCL·dem wurde die Sohle vor allem im Unterlauf um 60 bis 70 cm tiefer gelegt • ln der Zeit zwischen 1969 und 1976 fand der letzte durchgängige Ausbau der Reide und der Kabelske auf ihrer gesamten Strecke mit einem Kostenaufwand von l ,5 Mil­ lionen Mark statt. Dabei wurde das gesamte Bachbett entschlammt, verbreitert und weiter vertieft. Bei einem einheitlichen Trapezprofil mit Böschungsverhältnissen zwischen I: 1,5 und 1:2 erhielten die Bäche in der Regel festgelegte Sohlbreiten zwi­ schen 0,6 m im Oberlauf und 2 m im Unterlauf (Abb. 38). Um Ufcrabbrüche zu 143 vermeiden, wurden stellenweise Doppelfaschinen und Gittersteine cingebaut • Noch stärker hat sich im Reide-Ein;wgsgebiet das Bild der Standgewässer durch Menschenhand verändert. Es darf davon ausgegangen werden, daß nur wenige der heute existierenden Teiche und Seen liber Jahrhunderle unverändert geblie­ ben sind. Dazu gehören einige Dorfteiche. Sprachgeschichtliche Forschungen weisen nach, daß der Pritschenteich sowie der Lautsehteich in Dieskau bereits 144 seit der slawischen Besiedlung bekannt sind • Historisch dokumentierte Nach- . ~

Abb. 38: An der Mündungsstelle des Zwebendorfer Grabens in die Reide ist die Sohlhöhe des ehemaligen Gewässerbettes rechts noch dewliclr erkennbar (Bild: R. Zimmer). 81 weise aus dem Mittelaller gibt es jedoch nur für die Teichkette zwischen Bruck­ 145 dorf und Dieskau • Durch den beginnenden Abbau der Braunkohle im Reide-Gcbiet im 19. Jh. verän­ derte sich die Grundwassersituation so stark, daß eine Vielzahl von Teichen aus­ trocknete ( vgl. 4.1.). Mitunter verschwanden Gewässer, weil sie über abbauwür­ digen Kohleflözen lagen. Zudem wurden in diesem Jahrhundert einige Teiche besonders innerhalb der D örfer einfach zugeschliltet, um neue Siedlungsfläche zu gewinnen. Auf der anderen Seite entstanden jedoch auch eine Vielzahl heute vorhandener Seen durch den neuerlichen Anstieg des Grundwassers in den offengelassenen Braunkoh- le- bzw. Kiesgruben. · Im folgenden sollen die Veränderungen in der Gewässerstwktur örtlich präziser be­ schrieben werden. 146

4.6.1. ßraschwitz Die Reide-Quelle auf dem Flurstück .,Das Flutfeld" wurde vor gut 60 Jahren in Drai­ 147 nage gelegt • Dadurch tritt das Wasser heute erst am Maschwitzcr Weg ans Tages­ licht. ln einem tief eingeschnittenen Graben l'ließt die Reide bis zu einem in den letzten Jahren verlandeten Teich an der Nordseite der Zöberilzer Straße zwischen Groß- und Klein-Braschwitz, der demnächst renaturiert werden soll. Jenseits der Eisenbahnlinie Halle-Magdeburg wurde die Reide begradigt und im Regclprotil ausgebaut An Überfahrten für landwirtschaftliche Fahrzeuge ist das Gewässer verroiU't. 1991-1993 wurde die Reide bei der Gestaltung des Gewerbege­ bietes verlegt Innerhalb von Braschwitz gab es ehemals einen Dorfteich (vgl. Abb. 7), dessen Lage heure noch deutlich siebtbar ist. Er ww·de um 1945 zugeschüttet und könnte eben­ falls wiederhergestellt werden.

4.6.2. Mötzlich Vor der Gaststätte in Mötzlich befand sich bis ca. 1955 der auch als Schenkleich be­ zeichnete Dmfteich, der mit dem Zöberitzer Graben in Verbindung stand. Er ww·de damals zugeschüttet An diesem freien Platz (ehemalige Kleintierweide bzw. Pflaumen­ plantage) mündet der Tomaucr Graben in den Zöberitzer Graben. Da bei starken Regenfällen der Wasserspiegel des Großen Posthornsees so stark an­ stieg, daß mitunter die Tomauer Straße überflutet wurde, mußte um 1980 ein Über• laufgraben angelegt werden, der zum Zöberitzer Graben hin entwässert.

4.6.3. Peincn Ab uer Orislage Peißenist nachweisbar, daß vor vielen Jahrhundertcn das Bachbett brei­ ter, flacher und sumpfiger war. 148 Davon zeugen mehrere Teiche, die in unmittelbarer Nähe der Reide lagen und bis in dieses Jahrhundert erhalten blieben (Abb. 39). Bis etwa 1935 existierte der sogenannte Lange Teich. Er lag auf der Fläche der heu­ ligen Siedlung ,.Am Anger" langgestreckt etwa parallel zur Reide. Es darf angenom- 82

Legende: Fließgewässer --· trockener, ehemaliger Gewässerarm - Weg f Straße - Bahnlinie

. Undenrlng ~

Teich Im Gutspark Stichelsdorf

Abb. 39: Schematische Darstellung des Gewässersystems in Peißen um die Jahrhundertwende (Skizze: M. Döll, R. Zimmer). 83 men werden, daß er ehemals eine Verbindung zu r Reide besaß. Er wurde 7eitweisc in der Mitte durch einen Weg geteilt. Alte Quellen sprechen davon. daß er ein sehr sauberes Trinkwasser besaß. Im Winter wurde Eis vom Langen Teich an Interessenten verkauft, die die Eisblöcke zur Kühlung des Kellers verwendeten. Ab den 30er Jahren wurde er nach und nach mil Asche vcrl'ülll. Noch liinger, etwa bis 1950, gab es den sogenannten Schafteich. Er befand sich auf der anderen Seite der Reide ein kleines StUck bachabwärts an der heutigen Garten­ straße. Er dürfte ehemals als Tränke für die Schafe genutzl worden sein. In alten Unterlagen zum Bau des Wasserwerkes der Reichsbahn stellt der Schafteich das Ende einer Wasserader dar, die aus dem Raum komml. Der heutige Dorfteich von Peißcn, der VOLl der Reide durchflossene Bauemteich, war in der Vergangenheit größer. Er reichte vor dem Bau der Rampe ein Stück dar­ über hinaus. An trockenen Tagen fuhren die Bauern ehemals durch den damals noch von Riistern umstandenen Teich, um ihre Wagen zu reinigen und gleichzeitig den Pferden eine Abkühlung zu gönnen. Um I 960 wurde eine Umgehung m1gelegt, um so den Wasserspiegel des Bauernteiches konstant zu halten. 1992 wurde die Bö­ schung mit Gittersteinen befesti gt. Zur gleichen Zeit wurden der Bauernteich iu Ra­ batz und der Zöberit7,er Dorfteich umfassend sanic1"l. Fllr die Reide selbst sind nur wenigewasserbauliche V erHnderungen im Raum Pcißen zeitlich zu fixieren. Um 1930 wurde die Reide als Ablluß des Bauernteiches nach Süden in Betonrohre gelegt. Dies bewährte sich jedoch besonders bei starken Regen­ fällen nicht, so daß um 1960 ein Rückbau erfolgte. Die VeiTOhrung verschwand, jedoch wurde das Bachbett um I m vertieft und gleichzeitig betoniert. Wesentliche Ejnschnitte in das Landschaftsbild um Peißen brachte der Bau der Au­ tobahn 1935 mit sich. Der Reide selbst wurde unter der Autobahn ein nettes betonier­ tes Bell gegeben. Die Reide unterquerte friiher die Eisenbahnlinie Halle-Berlin in einem Doppelbogen . Bei der Elektrifizierung der Strecke in den 60er Jahren wurde der Doppelbogen tlurch einen einfachen Durchlaß ersetzt. Seit dieser Zeit existiert auch der im Mündungs­ bereich des Zöberitzer Grabens gelegene Ooldhorn, eine Quelle, die auch in trocke­ nen Jahren in der Regel noch Wasser besaß, nicht mehr. 1996 wurde bei der Erneuerung des Reide-Durchlasses unter der B I 00 die Sohle zu hoch gesetzt, was einen Rückstau zur Folge hatte, der fast bis Braschwitz spürbar ist. 1m Rahmen der gesamten Umgestaltung der Peißener Flur kam es 1991-1 992 zu Änderungen im Verlauf des Zöberitzer Grabens im östlichen Bereich der Zöberitzer Straße und im Mündungsbereich des Baches in Peißen. hn Bereich der Ortslage Stichelsd01f zweigte ehemals ein Rcide-Arm m1ch Südwe• sten ab, der den gesamten Ort westlich um floß und sich dann im Gutspark wieder mit dem Hauptarm der Reide vereinigte. Stichelsdorf war also f'rühcr praktisch eine klei­ ne Insel. Der westliche Arm führte aber zuletzt nur noch wenig Wasser, sorgte durch Abwassereinleitungen l'i.ir starke Geruchsbelästigungen und wurde desbaJb zwischen 1960 und 1970 zugeschültcl. Auch an der Mündung des Zwebenc/0/fer Grabens in die Reide, ca. 200 m sUdlieh 84

von Süchelsdorf, gab es in diesem Jahrhundert leichte Veränderungen des Bach­ bettes. Dort ist heute noch ein durch Begradigung trockengefallener Bachabschnitt zu erkennen, der eine deutlich höhere Sohle besaß. An dieser Stelle läßt sich gtt! erkennen, in welcher Höhe sich das Bachbett ehemals befand (vgl. Abb.38). Im Pei ßener Ortstei I Rabatz gab es früher neben dem heute noch existierenden Bauem­ und dem Badeteich noch zwei weitere Teiche. Auf dem heutigen Dorfplatz befand sich der Hirtenteich, südlich davon der langgestreckte Rohrteich. Seide sind inzwi­ schen zugeschüttet worden. Vom größtenteils begradigten Rabatzer Graben (Mittelgraben) ist bekannt, daß er zwischen 1954 und I956 bei Bauarbeiten an der Eisenbahnlinie Balle-Berliu im Zu­ sammenhang mit dem Abriß der Schrankenanlagen und eines Bahnhauses auf einer längeren Strecke verrohrt wurde.

4.6.4. Diemitz Wie bereits erwähnt, hieß der heutige Diemitzer Graben ehemals Petze und kam von der Berliner Straße in Diemitz. Der Verlauf des Grabens wmde in seinem Quellbereich durch den Gleisanlagenbau der Deutseben Reichsbahn zwischen 1900 und 1910 ver­ ändert. Ursprünglich verlief er Richtung Süden bis zui' Sonneberger Straße und floß dUJ·ch einen heute verschwundenen Teich, an dessen Stelle 1996/97 Wohnblöcke errichtet wmden. Danachzweigteer nach Südosten ab und gelangte etwa an den Ort, wo der Diemitzer Graben heute offen zu Tage tritt. Im Rahtncn der Enlwässerung Reideburgs durch Brenkenhoffim 18. Jh. (vgl. 4.6.5.) wurde das Bachbett am BUschdorfer Weg io Höhe des Bierrains nach Süden verlegt . und so der heutige Bachverlauf geschaffen. Vorn ursprünglichen Bett des Diemitzer "'d" Grabens in der Reideburger Flur ist beute noch ein kurzes Stück als südlicher Stra­ ßengraben des Büschdorfer Weges vorhanden, der auch meist wassetfühTend ist. Die Mündung der Petze in die Reide lag ehemals an der Diemitzer Straße in Reideburg. Unterhalb des Nördlichen Dautzsch-Grabeos wurde die Reide I 928 etwa 50 m wei­ ter nach Osten verlegt. Die heutige Feuchtfläche am westlichen Ufer in diesem Be­ reich ist ein Stück der ehemaligen Reide-Aue. Beieie Dautzschgrtiben wurden zwischen 1996 ttnd 1999 saniert, wobei stellenweise Verrohrungen entfernt wurden (vgl. 1.5.1.).

4.6.5. Reideburg Zentraler Bereich der Reicle war die Gegend um Reideburg. 149 Vor mehr als LOOO Jahren war das Gebiet durch Seen, Teiche und Rinnsale geprägt. Da die feuchte Lage den Bewohnern Reideburgs große Probleme bereitete, bemühten sie sich seit dem Mittelalter, die Wassergefahren zu vermindern. Erste große Erfolge bei det Verringerung der Feuchtigkeit sind Franz Balthasar Brenke11hoff zu verdanken (vgl. 2.9.). Er leitete durch die Schaffung eines Grabens zwischen der feuchten Flur im Osten Reideburgs und dem Dölbauer Graben das Was­ ser östlich an Reidebutg vorbei Im Westen ließ er den Diemitzer Graben so verlegen, daß auch hier das gesamte Wasser um Reideburg herum geleitet wurde (Abb. 40). 85

lm Bereich der Großgemeinde Reideburg lassen sich mehrere Teiche nachweisen, die ehemals mitten im heutigen 01t lagen und von denen etliche von der Reide durchflos­ sen wurden. lm Norden Reideburgs wurde die Reide mehrmals verlegt. Bis etwa 1900 flihrte sie weiter westlich am Sagisdorfer Park vorbei. Auch aus dem Sagisdorter Park kam ein Reide-Arm, der nördlich des Parkes von der

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Legende: Jetzige Wasserläufe davon Brenkenhoffsche Gräben - - • ehemalige Wasserläufe Enlw!!sserungsrlchtung durch die Brenkenhoffschen GrAben

Abb. 40: Schematische Darstellung des Gewässersystems in Reideburg im 19. Jh. (Skizze: M. Döll. R. Zimmer). 86

Reide abzweigte und sich im Parkteich mit dem Wasser aus dem SagisdO!fer Doif­ teich vereinigte. Letzterer wurde um 1980 soweit zugeschüttet, daß heute nur noch ein Straßengraben am Eingang in das Dorf Sagisdorf sichtbar ist. Um 1968 wurden zwi­ schen der Reide-Brücke in Sagisdorf an der Paul-Singer-Straße und der Äußeren• Diemitzer-Straße erneut Bachbegradigungen durchgeführt. Im nördlichen Teil Reideburgs durchfloß die Reide früher mehrere Teiche (Abb. 40), die heute alle verschwunden sind. Überliefert sind jedoch noch die Namen und die Lage dieser Gewässer. Der Sa/peterteich, um den sich die Häuser von Baweritz grup­ pierten, wurde bereits kurz nach l850 verfüllt. Der Hirtenteich, der sich an der heu­ tigen Paul-Singer-Straße/Ecke Sehneeberger Straße befand, verschwand 1896 (vgl. Abb. 21), der Bauernteich 1958 (Abb. 41). Vom Temmesteich, der südlich der heuti­ gen Einmündung der Zwickauer Straße in die Paul-Singer-Straße lag und dessen größter Teil um 1900 verschwand, hielten sich Reste bis 1994, ehe auch diese verfüllt und überbaut wurden. Südlich des Temmesteiches lag ein weiterer Teich, dessen Name nicht überliefert ist. Der Kapellenteich, der auf dem heutigen Kapellenplatz lag, verlandete schon seit dem 15. Jh. Ein Abflußgraben an seinem SUdende führte zum Burggraben, der heute

. ~

Abb. 41: Der ßauemteich in Reideburg wn 1930. Im Hintergrund sind die Hauser der heuti­ gen Pau/-Sin.ger-Str. 32 d w1d 36 sichtbar (Bild: Archiv W. Schwanitz). 87 um den Burgberg fließt. Teile des Kapellenteich-Abflusses wurden im 15. Jh. zuge­ schüttet und der südliche Bereich des Kapellenplatzes bebaut. Der Kapellenteich entwässerte jedoch auch nach Südwesten. In diesen Graben mündet heute ein Ent­ wässerungsgraben vom Gelände des Kindergartens. Auch hier fand zwischen dem 16. und dem 19. Jh. durch Anlage bzw. Vertiefung der genannten Stichgräben eine Entsumpfung des West- und Südwestteiles von Reideburg bzw. Burg statl. Die Ge~ gend war früher so feucht, daß nach erfolgter Verlandung nahe der Rochlitzer Straße im 18. Jh. kurzzeitig Torf gestochen werden konnte150• Im 19. Jh. wurde ein Teil des Entwässerungsgrabens südwestlich von Burg verfüllt. Reste dieses Grabens sind heute noch im Gelände nördlich der Kurzen Straße vor­ handen. Durch diese Maßnahme sollte Acker- und Bauland am Schmiedeweg, der Kurzen Straße, der Delitzscher Straße und der Rochlit7.er Straße gewonnen wer­ den. Der Schönnewitzer Dorfteich, der früher einen kleinen Teich als unmittelba­ ren Nachbar hatte, entwässerte ehemals in den heutigen Graben entlang der Rochlitzer Straße. Aus der Ostflur Reideburgs ist neben den bereits erwähnten wasserbauliehen Maß• nahmen Brcnkenhoffs nur noch die VerfU!Juog einiger alter Entwässerungsgräben im Rahmen des Autobahnbaues 1935 bekannt.

4.6.6. Dölbau Dölbau ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie ein Fließgewässer nach und nach aus dem Blickfeld der Dorfbewohner hinausgedrängt wurde. Hier fanden zu Zeiten der DDR umfangreiche Verrohrungen des Dölbauer Grabens innerhalb des Ortes statt. Mitunter ist der Graben über längere Wegsirecken nicht mehr sichtbar. Bei der Errichtung des Gewerbegebietes Queis fand 1996 eine Neutrassierung des Dölbauer Grabens unter Berücksichtigung einer naturnahen schwingenden Linien­ führung im Bereich des Gewerbegebietes statt. Außerdem wurde der Mutzgraberl im Rahmen der Regenwasserrückhaltung teilweise verlegt.

4.6.7. Kanena Schwerpunkt wasserbaulicher Tätigkeiten an der Flurgrenze Kanena-Bruckdorf war zu Beginn des 20. Jh. die Schaffung von drei Klärteichen der Grube Alwine (vgl. 3.2.2.). Die beiden kleineren dieser Teiche sind heute teilweise noch vorhan­ den. Außerdem gab es unmittelbar neben dem Klärteich II noch einen ursprünglich sehr romantischen Teich (gleich nordwestlich der Mühle Bruckdorl), der 1909 zuge­ schüttet wurde und der beute hauptsächlich von der Hochhalde "GLB Haldengehölz Bruckdorl~' überlagert wird*. 1997 wurde an der Nordostspitze des Hufeisensees ein Überlaufgraben zur Rei­ de geschaffen, da sic.h der Wasserspiegel nach Beenden der regelmäßigen Ent-

• Ein Wanderer schreibt um 1910: "Vor Canena erheben sieb die gewaltigen Schutthalden des ,,Aiwi­ ner" Bergwerkes. Sie haben auch den wunderbaren Schachtteich, in dem ich einst manches gesegnete Bad genommen, rnil all seiner wunderbaren Teichpoesie verschlungen. Wns hat nicht al les die Industrie in dieser Beziehung auf dem GcwiNsen."')' 88 nahme zu Beregnungszwccken wieder an das natürliche Grundwasserniveau an­ paßte (vgl. 4.2.).

4.6.8. Druckdorf und Zwintschöna Auch im Gebiet um Bruckdorf und Zwintschöna gab es ehemals ganz andere Teiche. Das heutige FND ,.Peuchtwiese Zwintschöna" bildete früher einen Teil des Bruck­ do,j'er Teiches, der in der 2. Hälfte des 19. Jh. infolge der Grundwasserabscnkung durch den Bergbau austrocknete (vgl. Abb. 30). Das gleiche Schicksal war auch den Zollteiehell beschieden, die im Mittelalter als sehr fischreich gerilhmt wurden. Durch diese Teichkette floß damals ·die Reide. Noch vor dem Verschwinden der Teiche in diesem Gebiet war bereits ein zweiter Rcide-Lauf am westlichen Talrand geschaffen 152 worden, der sich unmittelbar parallel am Ufer der Teiche entlangzog . Zwischen 1926 und 1927 wurde der auf der westlichen Talseite liegende Reide-Lauf von Zwintschöna bis Dieskau ausgebaut und an seinem Ostufer zwischen Zwint­ schöna und Bruckdorf ein Dammweg aufgeschüttet. Bei diesem Ausbau wurde in Zwintscböna an der heutigen Wiesenstraße die Abtrennung des ursprUngliehen Rei­ de-Bettes vom neueren Reide-Verlauf vollzogen. Der ursprüngliche Reide-Lauf bil­ dete fortan den Zollteichwiesengraben und führte ein eigenes Wasserregime. Da~ östlich hinter dem Damm liegende Land, das den Grund des ehemaligen Bruckdorfer Teiches bildete, konnte dadurch 1932 in eine Gartenanlage umgewandelt werden. Um 1950 wurde in Zwintschöna von der Wiesenstraße bis an die Reide ein Damm enichtel, um die südHeb davon gelegenen Höfe vor Hochwasser zu schützen. Die nördlich des Dammes auf den Wiesen liegenden Teiche dienten der Rohpappenfabrik . Zwintschöna als Klärteiche. Sie wurden letztmalig um 1975 pcr Hand entschlammt. ~ 1990 wurde der offene Abwassergraben des Ortes nördlich vom Damm in Drainage gelegt. Sein Wasser floß bis zum Neubau der Kanalisation in Zwintschöna 1998 an der alten Brücke in die Reicle.

4.6.9. Diesl

4.7. Gewässerunterhaltung

In den 20er Jahren tmseres Jahrhunderts wurde mit der systematischen Unterhalttrog der Bäche und Gräben im Reide-Gebiet begonnen. 154 Ab 1920 gab es Planungen flir die Entstehung einer sogenannten Reide-Genossen­ schaft, unter deren Obhut umfangreiche wasserbauliche Maßnahmen durchgeführt 89 werden sollten. Der damalige Minister für Volkswohlfahrt beflirwottete die Überlegun• gen, da sie zur Senkung der hohen Arbeitslosenzahlen beitragen konnten und ver­ sprach, tioanzieJie Mittel aus dem Fond der produktiven Erwerbslosenfi.irsorge bereit­ zustellen. Das Projekt wurde sowohl von den an der Reide liegenden Industriebetrie­ ben und den Betreibern der Braunkohlegruben aJs auch von den stantlichen Behörden vorangetrieben. Trotzdem dauerte es mehrere Jiihre, bis die rechtlichen und organisa­ torischen Vorbereitungen abgesch lossen waren*. Am 04. August 1924 wurde die Reide-Genossenschaft in BUschdorf gegründet (Abb. 42). Im Hauptansschuß befanden sich jeweils drei Vertreter der örtlichen Tn­ dustrie, drei Vertreter der Landwirtschaft (einer von ihnen war Landwirt Otto Kreime aus Reideburg, der Großvater von Hans-Diet­ rich Genscher) und zwei Vemeter der Gemein­ den. Als Vorsitzender und Vorsteher der Reide­ Genosscnschaft wurde der Dieskauer Ritter­ gutsbesilt.er Hans von Bülow gewählt. Die Hauptaufgabe der Genossenschaft war laut Sat7,ung die Herstellung und Unterhal­ tung von gemeinschaftlichen Anlagen, die der optimalen Wasserabführung durch die Reide dienten, d.h. eine grundlegende und umfangreiche Regulierung der Reide sollte durchgeführt werden. Dazu wurde ein Genossenschaftstechniker eingestellt, der alle Arbeiten fachlieb und organisatorisch betreu­ te. Unmittelbar darauf begannen die Arbei­ " ten zur Reide-Regulienmg, die mehrere Jah­ re andauerten. Dabei gab es auch damals nicht nur allge­ meine Zustimmung zu den durchgefilhrten Maßnahmen. In einem Gerichtsverfahren 1926 forderte beispielsweise ein Pächter ei­ ner Wiese Schadenersatz von der Reide-Ge­ Abb. 42: ln der Abschrift der Gründungs• nossenschaft, weil seine Wiese durch die Be­ protokolle der Reide-Genossenschaft sind gradigung geteilt wurde und er sein Land da­ die Namen der ersten Vorstandsmitglieder 118 durch schlechter bewirtschaften konnte. aufgezeichnet (Kopie Archiv STAU, vgl. ). Später wurde auch die Drainung einzelner an der Reide liegender Felder durch die Genossenschaft als Aufgabe in die Sat­ zung mit aufgenommen. Die Rcide-Genossenschaft kontrollierte außerdem re­ gelmäßig den Zustand der Rcidc und ihrer Nebengräben. Es wurden mitunter - • In einer alten Wasserakte wurde eine Beschwerde einzelner Bürger gefunden, duß ein Herr Regie- rungsrat als Vertreter der f'ur die Reidc wichtigblen staatlichen Behörde, des Kulturhauamtes Merseburg, die vollräblig versammelten Teilnehmer einer Re1de-Schau durch seine Abwesenheit brüskierte, indem er nach telefonischer Nachfrage sein fehlen mit dem Nichtbesitz von Stiefeln begründete, woraufhin die gepinnte Gewasscrschau abgebrochen wurdc m 90

Auflagen an Anlieger erteilt, die in der Pflege des Gewässerrandstreifens säu• mig waren. Für die Finanzierung der Reide-Gcnossenscbaft wurde ein Beitragsschlüssel berech­ net, der die jähtlich eingeleitete Abwassermenge zur G(tmdlage hatte, wobei im Ver­ lauf der Jahre der Anteil der lndustrie zugunslen der Anlieger deutlich erböbt wurde. Um die Höhe der einzelnen Beiträge wurde immer wieder gc~tritten . Einzelne Anlie­ ger konnten ihren finanziellen Beilrag auch in Form von Arbeitsleistung erbringen. Durch die .J alu· fii r Jahr stärker werdende Abwasserlast verschlammte das Gewässer• bell innerhalb weniger Jahre immer von neuem. Hier war die Reide-Genossenschaft interessiert, die Verursacher zur ermitteln und sie zur Beseitigung der Beeinträchti­ gungen in die Pflicht zu nehmen. Alte Wasserakten berichten beispielsweise über einen unsachgemäßen Gewässerausbau der Kabelske durch Angestellte des Ritter­ gutes Senndorf im Jahre 1926. Verstopfungen der Kabelske und der Reide durch große Mengen von Schlamm und Schilf waren bis hinunter nach Dieskau sichtbar, was zu Beschwerden der Anliegergemeinden führte. Ein weiterer, aber delltlich kleinerer Gewässerunterhaltungsverein war die Ende der 156 20er Jahre entstandene Priemit<.-Genossenscha:ft • Sie hatte die gleichen Ziele wie die Rcide-Oenossenschaft und bemtibte sich haLiptsächlich um den in der Priemitz-Mark liegenden Tei l des Dölbauer Grabens (zwischen der Delitzschcr Slraße im Norden und dem heute nur noch z.T. vorbandenen Weg von der Mühle Reideburg nach Stennewitz). Nacb 1945 wurde die Reide-Genosscnschaft aufgelöst. Ihre Aufgaben übernahm der Staar in Gestalt der Wasserwutschafisbetriebe. die für alle Belange der Gewässer zu­ ständig waren. Seit der politischen Wende 1990 ist die Verantwortung für die Unterhaltung der Reide-Zuflüsse in die Hände der Anliegergemeinden übergegangen. Diese haben mit der Wahrnehmung dieser Aufgabe den Unterhaltungsverband .,Untere Saale" beauftragt. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit besteht darin, füreine schadlosen Was­ serabfluß in den zahlreichen Gdiben (die Gesamtl änge der Nebengräben der Reide beträgt 102 km) zu sorgen. Im Gegensatz zur damaligen Reidc-Genossenschaft werden dabei wieder zunehmend ökologische Belange der Fließgewässer wie bei­ spielsweise die Wiederherstellung von Gewässerschonstreifen bcrlicksichtigl. Die Unterhaltung der Reide selbst als eines Gewässers L. Ordnung liegt im Verant­ wortungsbereich des Staatlichen Amtes für Umweltschutz (STAU) Halle.

4.8. Hoch- und Niedrigwasser

Seit der Besiedlung des Reide-Einzugsgebietes hatten die Menschen mit den Folgen von Hoch- und Niedrigwasser zu kämpfen. Exakte Einzelheiten sind jedoch erst seit etwa 100 Jahren überliefert.

4.8.1. Hochwasser Starke und plötzliche Regenfälle waren schon immer eine Gefahr für die Bevölke• rung im Reide-Gebiet. Die noch nicht regulierten und verlieften Bachläufe führten 91

.._ Q) Cl) Cl) Abb. 43: Hochwasser im Reide-Gebiet bei Kanena im März /940 (Bild: Archiv H. Engfand). ('(j ~ ·c0> das Wasser früher langsamer ab als heute. So stand es mitunter wochenlang auf "0 F'eldern und Wiesen, was im Frühjahr die Bestellung der Felder ver7..ögerte und im Q) Sommer zu erhebliehen Ernteverlusten führte. z "0 Diese Flurslücke lieferten oft geringere Erträge, was sich mitunter in den Flurnamen c 157 ::J niederschlug • Beispielsweise wurde ein westlich von Reidcburg bis zum Dautzsch .cI reichendes FlursLück "Daubfeld" gemmnt (daub =taub; d.h. auf diesen Teilen wächst (.) wegen der häufig überschwemmten Flächen nicht viel) oder ein Flurstück bei Büsch• 0 158 I dorf die "Tümpelbreite" • Ofl wurde in Bachnähe an bestimmten Stellen aufgrund der ständigen Hochwasser­ gefahr von vornherein kein Ackerbau betrieben. Diese Flurstücke blieben Wiesen (z.B. in Teilen der rluren Schönncwitz, Klcinkugel, Stcnnewitz und Naundorf), die regelmäßig abgeweidet Wllrdcn. Die überlieferten Begebenheiten der schwerwiegendsten Hochwasserereignisse im Reidc-Gebiet sind im folgenden aufgeföhrt: 159

23.03.1886: Nach dreiLägigem Regen waren die Wege von Peißen nach Zöberitz und Stichelsdorf so überschwemmt, daß die Schulkinder aus diesen Ortsteilen die Schule in Peißen nicht besuchen konnten. Die Bauern nahe der Reicle mußten das Vieh aus den Stiillen holen sowie Rliben und Kartoffeln aus ihren Kellern ins Trockne bringen. 22.05.1908: Schwerer Hagel, Gewitter und viel Regen fllhrten im Raum Büschdorf/Rei• dcburg dazu, daß die Reide weitflächig iiber die Ufer trat. März 1940: Regenwetter und Schneeschmelze setzten die gesamte Flur Braschwitz und Teile von Klein-Braschwitz unter Wasser. Die Kinder kamen nicht zur Schule. Auch das Gebiet um Kancna war großflächig Oberschwemmt (Abb. 43, 44). 92

Frühjahr 1947: Viele Äcker und Gartenanlagen im gesamten Reide-Gebiet wurden über• schwemmt. Durch plötzliches Tauwetter konnte das Wasser vor allem an den mit Eisschollen blockierten Brückendurchlässen nicht schnell genug abllic­ ßen. Mitunter mußte wie beispielsweise an derB 6 in ßruckdorf durch Kar­ bid-Sprengung der Eisscho llen der Abfluß erst freigemacht werden. Frühjahr 1956: Die großen Überschwemmungen von 1956 flihrtcn J 957 dazu, daß die Wasserwirtschaftsbehörden umfangreiche Sanierungspläne erarbeiteten, die jedoch erst 1969-1976 teilweise realisiert wurden. Frühjahr 1980: Durch starke RegcnHille war die Straße zwischen den Mötzlicher Teichen am Posthorn längere Zeit überschwemmt. Anschließend wurde der noch heute vorhandene Überlauf des Großen Posthornsees geschaffen. April 1994: Das große Frühjahrshochwasser set~ te viele Äcker und mehrere Kleingarten­ anlagen in Gewässernähe wei tflächig un ter Wasser (Abb. 45).

Einige Teile des Reide-Einzugsgebietes sind von jeher besonders stark hochwasser­ gefährdel Neben der Gegend um Reideburg, Büschdorf und Kanena wäre hier das Gebiet zwischen Droyßig und Reußen zu nennen oder die Gegend nördlich von Groß• kugel, die vor dem Bau der Eisenbahn Halle-Leipzig (1840) sehr tief lag* .

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Abb. 44: Blick von der Reide-Briicke in Kanena in Richlung Siiden im März 1940 (Bild: Ar­ chiv H. England).

• Diese Gegend war ehemals eine Senke, hieß "Poritzer Dählen" (Dählen = Tälchen) und wurde beim Eisenbahnbau verftilll. 93

Abb. 45: Blick von der 8 6 bei BmckdOJf in Richtung Norden aufdie vom Hochwasser betraf Jenen Kleingärten am 14. April 1994 (Bild: S. Kußmmm).

In der stark hochwassergefährdeten Gegend um Peißen protestierte 1897 der Gemein­ .r::I (.J derat, weil die Kohlengrube "Frohe Zukunft" ihre Abwässer über einen Flutgraben in 0 die Reide leiten wollte. Die Gemeinde hatte Angst, daß dadurch noch häufiger Hoch­ I wässer entstehen könnten160• Auch entlang der Kabelske (beispielsweise bei Schwoitsch sowie zwischen Klein­ kugel und Naundorl) gab und gibt es regelmäßig Überschwemmungen. Die Garten­ anlage östlich von Kanena ist wegen ihrer tiefen Lage auch heute noch häufig iiber­ flutet. Hochwasser kann verschiedene Ursachen haben. Vor dem Eingriff des Menschen in den Wasserhaushalt der Natur war es ein natürliches Phänomen, an das sich der Mensch normalerweise anpaßte. Je nach Niederschlagsmengen traten in regelmä• ßigen Abständen Hochwässer auf, die die angrenzenden Auenbereiche überflute• ten. Um länger andauernde Überschwemmungen zu vermeiden, wurden zum Schutz der Felder nach und nach die Gewässersohlen der Bäche vertieft oder Entwässe• rungsgräben neu angelegt. Dadurch konnte ein schnelleres Abfließen der Wasser­ mengen erreicht werden. Das füh11e zur Verkürzung der Überflutungsdauer, jedoch auch zu steigenden I-lochwasserspitzen. Ein ähnlicher Effekt wurde durch den gleich­ förmigen Ausbau der Gewässer nach einem Regelprofil erzielt. Das Wasser floß bei Starkregen vor allem im Oberlauf relativ schnell ab, konnte jedoch im Unter- 94

Abb. 46: Blick vm1 der Brücke Wilhelm-Grothe-Straße in Osend01f in Richumg Reide-Miin· dung im März 1999. Der Rückstau der Weißen Elster ist so stark, daß nur noch ein kleiner Teil des Brückenaufbaus im Vordergrund zu sehen ist.(Bild: H.-W. Sonntag).

lauf die angrenzenden Felder durch die plötzlich anfallenden Wassermassen eher ge­ . fährden. ~ Entlang der Reide gibt es in heutiger Zeit zudem einige Durchlässe unter Brücken (z.B. Büschdotfer Weg in Reideburg; Delitzscher Straße in Büschdorf, Wilhelm-Grothe­ Straße in Osendorf), die einen zu geringen Querschnitt haben und den Wasserabfluß stark behindern. Hier kommt es häufig zum Rückstau und zur Verschärfung der Hochwassergefahr. Die hohe Sohllage der Weißen Elster (an der Reide-Mündung lagert eine etwa 2m mächtige Schlammschicht) ist zu einem weiteren Hauptfaktor für 161 Überl1utungen bei Starkniederschlägen geworden • Der entstehende Rückstau bei hoher Wasserführung der Weißen Elster wi rkr sich auf den gesamten Reide-Unterlauf aus (Abb. 46). Auch die BodenversiegeJung durch neue Gewerbe- und Wohngebiete hat in den letz­ ten Jahren dazu geführt, daß Starkregenfalle (oder auch durch einen Witterungsum­ schwung plötzlich eintretende Schneeschmelze) einzelne Bereiche entlang der Reidc binnen kurzer Zeit überfluten können. Außerdem kann es mitunter bereits bei geringe­ rem Niederschlag zu kurzen, aber steilen Hoch wassetwellen kommen. Durch den Bau von Regenrückhaltebecken oder das Einrichten von zusätzlichen Versickerungs­ möglichk:eiten wird versucht, Hochwässern vorzubeugen. Die Ausweitung des letzten Hochwasserereignisses 1994 ergab, daß besonders im Oberlauf der Reide eine Abmil­ derung derHochwassergefahr durch die neu etTichteten Regenrückhaltebecken etTeicht 95 worden ist. Der größte Tei I der WasseJmassen wurde vor allem aus dem Binzugsgebiet der Kabelske herangefiihrt, so daß es L.U den bereits e1wähntcn starken Überflutungs• 162 erschcinungenim Mittel- und Unterlauf der Reidekam •

4.8.2. Niedl'igwasser Neben dem Hochwasser brachte auch Niedrigwasser erhebliche Probleme mit sich. Längere Trockenperioden und hohe Temperatmen fi.ihrten dazu, daß Bäche und Teiche austrockneten sowie Brunnen und Quellen versiegten. Damit war die Trink­ wasserversorgung für Mensch und Vieh gefahrdeL Außerdem gab es dadurch keine' Möglichkeit, ausgebrochene Brände t.u löschen, wodurch im MitLeialter manches Dorf in Schutt und Asche gelegt wurde. Ausgesprochen trocken war es 1892 in Pcißen. Schafteich, Langer Teich und Reide waren ausgetrocknet, das Wasser des Goldborns floß nur noch schwach. Lediglich der Bauernteich hatte noch Wasser. Die Fische aus den Teichen mußten von den Pächtern geborgen werden. Viele Brunnen versiegten oder mußten tiefer gegraben werden 1 ~>3 • ..... Q) ln ei ner üußerst trockenen Sommerperiode Ende der 40er Jah re spielten die Kinder (J) im Peißener Bauernteich, der kein Wasser mehr führte, Fußball. Große Trocken­ perioden gab es auch 191 I und 1957. 0>~ ln der heutigen Zeit fi.ihrt die Reide in trockenen Perioden nur sehr wenig Wasser. ·c "'0 Hierfür zeichnen jusbesondere die starke FlächenversiegeJung im Einzugsgebiet so­ Q) wie die Begradigung und Vetticf'ung der Bachläufe verantwortlich. Regenwasser z wird über die Kanalisation relativ schnell in den Vorfluter abgegeben und somit aus "'0 c dem Gebiet abtransportiert. lmmer weniger Regenwasser versickert Somit ist die ::J Neubildung von Grundwasser innerhalb des Reide-Einzugsgebietcs in den letzten .cI 164 Jahren zurückgcgangen • Für die sich allmählich wieder entwickelnde Flora und g Fauna im und am Wasser bedeutet dies eine nicht zu unterschät7.ende Gefahr. :r: 96 5. Flora und Fauna

5.1. Veränderung eines Lebensraums

Fließgewässer und ihre Auen weisen in Abhängigkeit von ihrem hydrologischen, morphologischen und chemisch-physikalischen Zustand eine ganz spezifische Be­ siedlung durch Flora und Fauna auf. So wachsen seltene Pflanzenarten wie die Sumpfwurz, das Sumpf-Herzblatt oder das Sumpf-Knabenkraut nur auf nassem bis wechselnassem Untergrund. We rde n Sumpf- und Flachmoorbe reiche durch Meliorationsmaßnahmen trocken gelegt, verschwinden diese At1en, und andere Pflan­ zen, die an einen trockeneren Untergrund angcpaßt sind, siedeln sich an. Ein anderes Beispiel sind Ufcrschwalben, die Abbruchkanten naturnaher Flüsse oder Bäche be­ nötigen, um ihre Brutröhren an.lulcgen. Nach der Begradigung und dem Ausbau von FUeßgewässcrn fehlen die Abbruchkanten, es kommt zu Nistplatzmangel und letzt­ lich zu ei nem BestandsrUckgang der Uferschwalben. Pflanzen und Tiere können so­ mit. den ökologischen Zustand widerspiegeln, in dem sich eil1 Bach oder Fluß sowie die angrenzende Aue befinden. Rcide und Kabelske flossen einmal durch eine artenreiche Auen landschaft Vor al­ lem in den Unterläufen der Bäche wuchs in früheren Jahrhunderten ein schier W1- durchdringlicbes Dickicht aus Schilf und Röhricht, das mit Weiden und Erlen dw·ch­ mischt war und vielen Tieren Lebensraum oder Unterschlupf bot. Von Reideburg bis zur Weißen Elster zog sich dieser breite Sumpf- und Riedsu-ellen hin 1M. Doch bereits in slawischer Zeit gab es an den Bachläufen auch größere Wiesenstücke (vgl. 3.1.2.). Im 18. Jh. wurde mit dem Anlegen von Gräben begonnen, um große Teile der Ge­ gend zu entwässern. So konnten ehemalige Sumpfgebiete aJs Auenwiesen landwirt­ schaftlich genutzt werden. Zur Mitte des 19. Jh. hatten diese Feuchtwiesen an der Rcide südlich von Reideburg und an der Kabelske westlich von Kleinkugel eine Breite von ca. 250 bis 300 m. Der Wiesenstreifen wuchs dann reitleabwärts bis Ka­ nena auf eine Breite von iibcr 400 man. Erst zu Beginn des 20. Jh . wurden die Auen­ wiesen zunehmend zu Acker umgewandelt. Dies war durch die Erweiterung des Grabensystems und die massiven Grundwasserabsenkungen durch den Bergbau . möglich geworden. Die letzten Wiesen in der Reideburger Gegend verschwanden ll) um 1930161', die Wiesen im Unterlauf der Kabclske sowie nördlich der Kabelske­ Mündung in den 60er Jahren und die Wiesen bei Kanena wurden in den 70cr Jahren des 20. Jh. zu Acker bzw. Gattenland umgepflügt Auch der Verlauf der Bäche in der Landschaft zeichnete sich bereits um 1920 n\Jr noch ,.ab und zu durch ein paar Weidenbäume oder durch Schilfreste"167 ab. Dabei waren zumindest die Ufer von Reide und Kabelske noch bis in die ersten Jahre des 20. Jh. mit dichtem Weidengebüsch sowie Schwarzpappeln und 168 Schwarzerlen bewachsen gewesen • Bis zur Mitte des 18. Jh. gab es öslljch von Reideburg noch das Erlenholz, das sich bis in die Kl ep7.iger Flur hinzog. Erst im Rahmen von Entwässerungsmaßnahmen in der Reideburger Flur wurde es gerodet. 97

Dieser Verlust an Lebensräumen entlang von Reide und Kabelske wurde durch den Bau von Verkehrswegen, Gewerbegebieten und Siedlungen in ehemaligen Auen­ bereichen weiter verschärft. Nicht nur die Bachauen, sondern auch Reicle und Kabelske selbst wurden stark durch menschliche Nutzungen beeinträchtigt. In früheren Zeiten handelte es sich um klare Niederungsbäche, die noch im 17. Jb. viel 169 wassetTeicher und teictu-eicher waren als heute • Mit ihrem saubet-en Wasser boten sie vielen Tier- und Pflanzenmten Lcbensraum. Doch die Entwässerung des Reide-Gebie­ tes ließ in den ehemaligen Aubereichen neue Nutzungen zu. Ackerbau und Viehhaltung wurden intensivielt, Industri.eunternehmen siedelten sich an und die Bevölkerungszahl wuchs. Die landwirtschaftlichen, industtiellen und kommunalen Abwässer, die meist ungeklält in die Bäche und Gräben geleitet wurden, ließen die Qualität und den Sauer­ stoffgehaltdes Wassers deutlich sinken (vgl. 4.5.). Um die Wässer und Abwässer aus der Region schneller abzuführen, wurde der Verlauf von Reide und Kabelske begradigt und teilweise verlegt sowie ilu· Bachbett ausgebaut (vgl. 4.6.). So verkamen die Bäche nach und nach zu artenarmen Abwasserkanälen mit gleichförmiger, häufig verschlammter Sohle, steilen Uferböschungen und fehlender Beschattung. In einer Region, in der in früheren Jahrhunderten die verschiedensten Tier- und Pflanzenarten sowie der Mensch miteinander koexistiert und kooperiert hatten, do­ minierten seit Mitte des 19. Jh. allein menschliche Nutzungen. Diese Entwicklung hatte gravierende Folgen für die Flora und Fauna des Reide-Gebietes. Ol c: :l..... Q) '0c: :CO..... Q) > E :l .....CO Cl) c: Q) .c ~

Abb. 47: Das Große Flohkraut ist häufig auf Wiesen im Reide-Gebiet zu finden und steht unter Schutz (Bild: A. Schwenke). 98 5.2. Leben in Gewässernähe

Pflanzen Bis ins 20. Jh. hinein bestimmten Feucht- und Flachmoorwiesen das Bild der Reide­ Aue ab Reidebw·g/Büschdorf. Zum Teil kam auf den Wiesen zwischen Büschdo1f und Kanena sogar eine kalkflachmoorähnliche Vegetation vor. So wuchs beispielsweise auf den Wiesen bei Kanena noch im l8 . .Jh. Sumpfwurz, Franseoeuzian, Sibirische Schwertlilie, Lungenenzian und Sumpf-Herzblatt. Im 19. Jh. kamen in dieser Gegend noch Olanz-Wieselltaule, Trollblume, Kopfigo Teufelskralle und Knollen-Kratzdistel sowie auf den Wiesen nahe der Dieskaucr Mühle Sumpf­ 170 Brllstwurz, Sumpf- und Fleischfarbenes Knabenkraul vor . Die grUndliehe Melioration führte dazu, daß es heute im Reide-Gebiet keine Kalk­ flachmoore mehr gibt. Von den Feuchtwiesen sind heute nur noch die Wiesen west­ lich von Zwintschöna (FNl)) sowie kleine, altenärmere Restfläche11 bei Kanena, Dies­ kau und am Dölbauer Graben übriggeblieben. Von den erwähnten floristischen Besonderheiten der Wiesen siud bis auf Sumpf­ Brustwurz alle ausgestorben. Sumpf-Brustwurz (in Sachsen-Anhalt vom Aussterben bedroht) kommt zusammen mit der Sumpf-Platterbse (in Sachsen-Anhalt stark ge­ fährdet) und einigen weiter verbreiteten Wiesenarten (Sumpf-Dotterblume, Wiesen­ Schaumkraut, Kuckucks-Lichtnelke) in der Nähe VOJ1 Zwintschöna vor. Ebenso ve~ ctS breitet und charakteristisch im Reide-Gebiet ist das Große Flohkraut (Abb. 47). Die­ c se Ptlaoze wird in Sacbsen-Anhall als gefährdet angesehen. :J Im 19. Jh. gab es bei Dieskau noch Salzstcllen, die mehreren floristischen Raritäten ctS (z.B. Queller, Wilder Sellerie) Lebensraum boten. Von den seinerzeit aufgefundenen LL sind die bedeutendsten Arten heute ausgestorben. Nur wenige weiterverbreitete saJz­ -o tölerru1te Arten wie Eibisch (bei Dieskau) oder Erdheerklee (von Kanena bis Dies­ c: kau) blieben erhalten. :J Die gewässerbegleitenden Gehölze sind in den letzten I 00 Jahren in weiten Abschnit­ ctS ten verschwunden. Auffanend ist, daß es im Oberlauf der Reide von Braschwitz bis '- 0 Peißen fast überhaupt keine Bäume an den Ufern des Baches gibt. Auch die Ufer des -LL. Zwebendorfer Baches werden von Zwebendorf bis zu seiner Mündung kaum von . einem Baum gesäumt. Nur zwischen Droyßig und Reußen kommen Weiden vor. An LO den Ufem der Kabelske stehen öfter·einse itige Pappel reihen, im Raum Großkugel noch einige Erlenm.

Tiere Die Umwandlung der Reide- und Kabelske-Feuchtwiesen in Ackerland und Siedlungs­ fläche blieb auch für die frtiher dort vorkommenden Tierarten nicht ohne Folgen. Dies läßt sich deutlieb an der Entwicklung der Lurche und Wiesenvögel im Gebiet nachvollziehen. Frösche, Kröten und Unken stellen recht vielseitige AnsprUche an ihren Lebens­ raum. Für ihre Fortpflanzung benöligen sie das Wasser. Ansonsten leben sie jedoch an Land. Zwischen beiden Teillebensräumen finden zu bestimmten Jahreszeiten 99

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\I T ~·'-.:'"-!.~ .... ~.~-..:· :: ~~ .\" •,..:.. ~~~; \~ '!. .. "jo' : ,·,.--:~· \.·~ .• --- - . . '.! ~---' ~ • f Abb. 48: Der Kiebitz, früher im Reide-Gebiet weit verbreitet, wird heute nur noch sehr selten angetroffen (Bild: K. Netmumn).

Wanderungen statt. Das Reidc-Gebiet mü seinen Bächen, Gräben, Teichen und Feucht­ Q) ~ wiesen bot diesen Tieren geradezu ideale Lebensbedingungen. So kamen hier See­ :('(j frösche, Teichfrösche, Grasfrösche, Wechselkröten und Erdkröten vor. Im MOndungs­ E (1) bereich der Reide in ctie Weiße Elster gab es zudem Rotbauchunken und Moor­ (/) (/) frösche 172. :('(j Die Vorkommen der Rotbauchunke sind heute erloschen. Andere Arten sind in ~ (1) Ersatzhabitale wie die Bruckdorf-Osendorfer Bergbaufolgelandschaft ausgewichen. (!) Dort kommen z.B. Moorfrösche und Wechselkröten noch in hoher Individuenzahl c: vor. Die meisten Lurcharten (mit Ausnahme des Teichfrosches) gehen in ihrem Be­ c: Q) stand jedoch zurück und werden in Sachsen-Anhalt als gefährdet eingestuftm. Diese .0 Entwicklung hat verschiedene Ursachen. Zum einen sind Kleingewässer durch Q) .....J Yerfüllung, Melioration, bergbaulich bedingte Grundwasserabsenkung und Verlandungsprozesse verloren gegangen. Zum anderen sind die verbliebenen Ge­ wässer stark mit Nähr- und Schadstoffen aus Landwirtschaft und Kommunen bela­ stet. Aber auch die Monotonisierung der landwirtschaftlichen Flächen und der Verkehrswegebau haben den Lebensraum der Lurche sowie ihre Wanderungen stark eingeschränkt. Bei den Wiesenvögeln zeigt sich der Bestandsrückgang noch auffälliger. Typische Brutvögel wie der Kiebitz (Abb. 48) oder der Rotschenkel kamen früher häufig im Reide-Gebiet vor*. Aber schon zu Beginn des 20. Jh. ging ihr Bestand stark zurückm.

• Ein FlurstUck bei Rabatz triigt bis heute den Namen Kiebitzfeld, wei l auf di eser feuchten Fläche häufig der Kiebitz briilctc174• 100

Während es dem J(jcbitz gelang, zum Brüten auf spärlich bewachsene Ackerflächen in der Nähe von Fließgewässern und Teichen auszuweichen, brütet der Rotschenkel schon seit I 00 Jahren nicht melu· im Rcide-Gebiet176• Der Weißstorch als typischer Vogel der feuchten Wiesen war schon immer selten im Gebiet. Zu Beginn des 20. Jh. gab es wie auch heute noch nur ein Brutpaar in der Elster-Aue. Der Bestand der Schilfrohrsänger ist ebenfnlls stark rückläufig, und die Art gi lt in Sachsen-Anhalt als gefährdet Alle Wiesenvögel hatten darw1ter zu leiden, daß ihr Brutgebiet durch die Melioration mooriger Wiesen inuner kleiner wurde. Zudem flihrre die Versiegelung der Landschaft in den letzten 30 Jahren zu weiteren belriichtlichen Verlusten ihres Lcbensraumes. Der Sumpfrohrsänger konnte sich hingegen im gesamten Reide- und Kabelske-Go­ bietausbreiten, was in erster Linie mit der Eutrophierung* der Gewässer zusammen­ htingt. Nährstoffreiches Wasser fördert unter anderem den Brennessetwuchs an den Bachrändern. Da der Sumpfrohrsänger gern in Erennesseln brütet, wirkte sich gera­ de die Zlmehmende Verunreinigung mit Nährstoffen posüiv auf den Bestand dieser Art aus.

5.3. Leben ht den Gewässem

Pflanzen Früher gab es vor allem in den Dieskauer Teichen, aber auch in Reide, Kabelske ctS und den zufließenden Gräben eine relativ reiche Gewässer- und Sumpfvegetation. c In und an den Teichen wuch en im 19. Jb. Armleuchteralgen, Schwimmende..c; und ::I Spiegelndes Laichkraut, Moor- und Sumpf-Greiskraul sowie Zungen-Hahnenfuß. ctS Die Wassergräben bei Büschdorf und Reideburg boten dem Kanten-Johanniskraut, u.. dem Lauch-Gamander, dem 1'annenwedel, dem Wasser-Schierling und der Polei­ 117 -o Minze Lebensraum • t: Durch die Trockenlegung und Verlandung von Teichen sowie durch Verschmut­ ::J z.ung und Obermäßigen Nähi'StoffeintJag in die Still- und Fließgewässer sind die mei­ ~ sten dieser seltenen Arten heute ausgestorben. So führte die Eutrophierung insbeson­ 0 dere zu einer Verdrängung der Armleuchteralgcn 17 ~. Nur wenige seltene Arten kom­ -u.. men auch heute noch VOJ, so das Kanten-Johanniskraut bei Reideburg und Dieskau, . der Teichfaden im Großen Mühtteich des DieskaueJ Parks, der Tannenwedel im t.l) Mühtteich bei Zwintschöna und die Brunnenkresse bei Dieskau. ln der Nähe von Dölbau kommt stellenweise noch eine charakteristische Grabenvegetation mit ßachbunge, Wasser-Ehrenpreis, Flutendem Schwaden und Berle vor. Die Berle ist im Reide-Gebiet relativ weit verbreitet (von Reideburg über Kancna, Zwintschöna, Bruckdorf bis nach Dicskau). Die Uferbereiche kJeinerer Stillgewässer (z.T. auch ihre gesamte Plache) werden beute häufig von Schilf dominiert. ln den Re~ni.impeln nördlich von Kanena kommen

* Durch Abwässer und Ausschwemmungcn von lnndwinschafUichen Böden können große Nällrstoff• mcngcn in die Gewii<;Ser gelangen, die das Wachslllm von Algen und anderen Wnsserpflanze)l fördern. Die absterbenden Pflanzenreste werden unter Sauerstoffverbrauch durch Mikroorganismen abgebaut, was .t.ur Bildung von Faulschlamm fUhrt. DiCl>cr Prozeß wird Eutrophierung genannl und kann zur aU­ m!!hlichcn Verlandung vor allem von S1andgewösscm fUhren. 101

Kröten- und Froschbinsen sowie Sumpf- und Ufersegge hinzu. Zunehmend breiten sich der Breitblättrige und der Schmalblätu·ige Rohrkolben in den Röhrichtgütteln aus. Diese Arten profitieren (im Gegensatz zum Schilt) deutlich vom Nährstoffreichtum der Gewässer179• Eine Verbesserung der Wasserqualität kann jedoch die Wiederansiedlung bach­ typischer Pt1anzen befördern, wie es die derzeitige Ausbreitung des Wassersterns in der oberen Kabelske zeigt.

Tiere Die zunehmende Versehrnutzung der Gewässer blieb auch für die dort lebenden Tie­ re nicht ohne Konsequenzen. Einzelne Arten starben im Reide-Gebiet aus, während andere sich stark ausbreiteten. So bewirkte die Veränderung der Wasserqualität bei verschiedenen Tiergruppen eine deutliche Veränderung der Artenzusammensetzung. Diese Auswirkungen sind bei Wasservögeln, Fischen, Muscheln und Schnecken (Abb. 49) besonders augenfällig. Tm 19. Jh. war die Gegend zwischen Zwintschöna, Bruckdorf und Dieskau ein Para­ dies für Wasservögel. Hier reihte sich ein Teich an den anderen. Die Gewässer waren reich an Fischen und Pflanzen. Zudem fanden die Vögel vielfältige Nistmöglichkeiten. Noch I 909 kamen die Zwergdommel und der Zwergtaucher häufig auf den Dieskauer

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Abb. 49: Schnecken und Muscheln, dit: im Juli 1999 in der Reide bei Dieskau gefunden wur­ den (Bild: K. Zscheile). 102 Teichen vor. Auch der Fischadler und die Rohrweihe fanden sich regelmäßig dort 110 ein • Ebenso war die Kolbenente frOher Bmtvogel im Reide-Gebiet. Sie b1üter jedoch schon seit 1822nicbt mehr dorL 1K1• Vor allem die Vennüllung sowie der Abwasser- und Nährstoffeinu·ag führten im 20. Jh. zu einer tändigen Verschlechterung der Lebens- und vor allem der Nahrungs­ bcdrnglmgen. So kommt heute nu r noch ei n Brutpaar der Zwergdommet (in Sach­ sen-Anhalt vom Aussterben bedroht) auf den Zwintschönaer Teichen vor, und Lm gesamten Reide-Gebiet brüten weniger als I0 Zwergtaucberpaarc. Der Fischadler isl in der Region ausgestorben, und die Rohrweihe konnte 1996 nicht mehr als Brut­ vogel beobachtet werclen 182. Auch die Bestände von Wasserralle, Tcichralle, Knäkente, Krickente, Drosselrohrsänger und Rohrdommel sind durch die Redu7ierung ihres Lebensraums srark rückläufig. Auf andere Vogelarten des Röhrichts wirkte sich die Verschlechterung der Wasser­ qualität nichr negativ aus. Die Bestandszah len des Haubentauchers, des Teich­ rohrstingers und der Rohrammer blieben stabil. Wasservögel wie der Höckerscl1wan, die Stockente, tlie Tafelente und die Blcßrallc profitierten sogar von dem verstärk­ tem Pl'lan4enwuchs in und an den Gcwiisscrn infolge der zunehmenden Eutrophie­ rung. Sie sind heute häufig im Rcide-Oehiet ctnzutreffen, und die Bestandszunahme dieser Arten kann als Anzeiger für die Verschlechterung der Wasserqualität genutzt werden. Der Bestand von Eisvögeln und Uferschwalben ist vor allem durch was~erbauliche Maßnahmen stark bedroht. Beide Arten legen illre Brutröhren bevorzugt in den Ab­ bruchkanten naturnaher Gewässerufer an. Durch den Ausbau von Reide und Kabels­ ke in den letzten Jahrzehnten gingen solche natürlichen Stei lufer fast vollständig verloren. Heutige Hauptbrutgebiete von Wasservögeln sind die Möt7.licher und Zwintschönacr Teiche, die Teiche im Dieskauer Park und das Mündungsgebiet der Reiclc. Am Hu fe isensec kommen deutlich weniger brütende Arten vor, da der Uferbewuchs fehlt. Der Sec ist jedoch ein wichtiger Rastplatz für durchziehende Wasservögel, und Ufer­ schwalben nutzen seine Steilufer als Ersatzlebensraum. Um 1900 muß es Ln den Pließgewösscrn rund um Halle noch mehr als 20 Fischarten . gegeben habeo 183• Es ist anzunehmen, daß ein Großteil davon auch in der Reide vor­ l{) kam. Zumindest neun Arten la'\scn sich für diese Zeit direkt oder indirekt nachwei­ sen. So gab es in Reide und Kabclske Barsche, Weißfische und llcchte. Die Dorf­ jugend jagte damals erfolgreich mit Fischgabeln, und Fischstechen war im Reide­ Gebiet ein beliebter Sport. Zu dieser Zeit war es noch eine Leichtigkeit, ein regel­ rechtes Fischgericht zu crbcuten•H·•. Aale wUJden selbst im Oberlauf der Reide bei Peißen gefangen*. Auch Döbel, Groppe und zwei Stichli11gsarten müssen anfangs des 20 . .lh. noch in Reide und Kabelskc geschwommen sein, weil diese Fische von den Larven der Maler- und Flußmuscheln als WirL'\fische gebraucht werden. Da die Muscheln noch 1909 in den Bächen gefunden wu rden und sich nur mit Hilfe der

• Nach einer Aussage von H. MAll ~ aus Pei ßen fing sein Großvater um 1880 regelmäßig Aale in der Reide'u 103 genannten Fische forlptlanzcn können, muß es die Fische dort gegeben habeu. Zu­ dem kamen alle vier Fischarten damals in der Saale und der Weißer Elster vor. Mögli• cherweise gab es auch Bitterlinge in Reide und Kabelske. DieseFische legen ihre eier in den Kiemenraum von Malermuscheln. Dort entwickeln sich auch die Jung-Fische. Da Malermuscheln in der Reide vorkamen, ist anzunehmen, daß auc.:h Billedinge die­ sen Lebensraum nulz.tcn. Zu Beginn des 20. Jh. haben also nachweislich acht (b7.w. neun) Fischarten in Rcide und Kabelske gelebt. wahrscheinlich waren es jedoch noch einige Arten mehr (Abb. 50). Dieser Fischreichtum verschwand mit der z.unehmenden Nutzung der Bä• cheals Abwasserkanäle. Zwischen 1930 und 1990 gab es beinahe keine Pisehemehr in den Bachläufen186. Das Fischsterben hatte verschiedene Ursachen. Einerseits starben Fische direktdurch Einleilllng von Giftsloffen, die mit Abwässern in die Bachläufe gelangten bzw. durch Niederschläge aus den landwirtschaftlichen Intensivkulturen ausgeschwemmt wur­ den. Andererseits verursachte die starke Eutrophierung der Gewässer eine starke Abnahme des jm Wasser gelösten Sauerstoffs und die Fische erstickten. Beim Bitter­ ling kommt noch hinzu, daß die Eutrophierungsprozessc und die Faulschlammbildung ebenfall s zu einem Muschelrüt.:kgang ftihrtcn und er sich sollicht mehr fortpflanzen konnte. Mit einer Verbesserung der Wasserqualität scheint jedoch die Wiederbesiedlung der Reide und der Kabelskc möglich zu sein. 1994/95 wurden bei Untersuchtmgen im Oberlauf der Reide erstmals wieder Jw1gfische des Dreistachligen Stichlings gefun­ dcn11n. 1997 kamen neben Dreistachligen auch Neunstachlige Stichlinge in Reide und

Fischarten in der Reide um 1900 1998 12 Dreistachliger Stichling Dreistachliger Stichling Neunstachliger Stichling Neunstachliger Stichling 10 Döbel Döbel Aal Aal 8 Groppe GrOndllng :;: Bitterling Sohlammpeitzger 00 N Hecht c:: 6 ~ Barsch < Weißftsch 4

2

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Abb. 50: Fi.scharten und Artenzahl in der Reide im 20. Jh. (In den Jahren 1930, 1990, 1993 wurden keine Arten nachgewiese11, einzelne Fischvorkommen können jedoch nicl!z ausgeschlossen werden. Ab 1990 wurde die Zeitachse gedehnt, um den Verlauf der Wiederbesiedlung Vt veranschaulichen.) 104

Kabclske vor188, und 1998 waren Stichlinge im Reide-Uoterlaufwiedcr häufig anzutref­ fen. Ebenso konnten 1998 einzelne Exemplare des Döbels, des GrUndlings, des Schlammpcitzgers (in Sachsen-Anball stark gefahrdet) und ein Aal nachgewiesen werden 1 ~'1 • Neben Fischen sind auch Musche/11 und Seimecken gute Indikatoren f'l.ir die ökologi• schen Verhältnisse in Fließgewässem. Die vorkommenden Arten spiegeln dabei einen Faktorenkomplex aus den Lebensbedingungen im Wasser (Sauerstoffgehalt, Tempera­ tur, Schadstoffe), den Nahrungspflanzen und den Unterschlupfmöglichkeiten wider. Im Jahre 1909 kamen in der Reide und der Kabelske nachweislich 8 Muschel- und 13 Schneckenruten vor. Gerade die Muscheln sind als Kiemenatmer auf sauberes und sauerstoffreiches Wasser angewiesen. Ausgedehnte Fluß- und Teichmuschel­ bestände sowie Vorkommen der Gemeinen Kugelmuschel sprechen dafllr, daß diese Bedingungen zu Beginn des 20. Jh. in den Bachläufen noch vorhanden waren. Mit der Vergiftung und Sauerstoffaus:rohrung des Bachwassers und den Faulschlamm­ ablagerungen speziell in der Reide gi ngen auch die Muschelvorkommen fast voll­ ständig zu Grunde. Allein der Gemeinen Erbserunuschel gelang es, unter den schlech­ ten Umwel!bedingungen bis heute zu überleben (Abb. 51).

1909 1997/98 Große Flußmuschel ctS Malermuschel c Gemeine TeichnUtschel ::J Flache Teichmuschel ctS u.. Gemeine Kugelmuschel Quellerbsenmuse hel "C c Schiefe Erbsemnuschel ::J Gemeine Erbsenmuschel Gemeine Erbsenmuschel ~ 1\bb. 51: Muschelarten, die 1909 und 1997/98 in Reide und Kabel.vke vorkamenm. 0 LL- Auch viele Schnecken, die um 1909 in den Flicßgewässem des Reide-Gebictes leb­ . ten, waren an klares, sauberes Wasser angepaßt. Dazu zählten mehrere Lungen­ LO schneckenarten (Quellblasenschnecke, Linsenförrnige Tellerschnecke, Weißes Post­ hörnchen und Teichnapfschnecke) sowie drei Kiemenschneckenarten (Flache Feder­ kiemenschnecke sowie Gemeine und Bauchige Schnauzenscbnecke), die zudem Sthomschnecke Posthornschnecke Moosblasenschnecke Moosblasen-;chnecke Gemeine Sumpfschnecke Gemeine Sumpfschnecke Spitzhorn-Schlammschnecke Spitzhorn-Schlammschnecke Eil()rmige Schlammschnecke Eiförmige Schlammschnecke Spirze Blasenschnecke Gemeine Tellerschnecke Kleine Sumpt:~cbnccke Neuseeländische OeckcJc;dlJlecke (i) 191 Abb. 52: Schneckenarten, die 1909 und 1997/98 i11 Reide und Kabelske vorkamen • (/) (/) :«S ~ Q) 5.4. Fazit (!) Die bisherigen Ausfülu·ungen zeigen deutlich, welch gravierende Auswirkungen die E c: menschlichen Nutzungen im Reide-Gebict in den letzten 150 Jahre auf die Flora und Q) Fauna hatten. Kommt es 7.u Gewässerbelastungen oder zu einer Einschränkung des .0 bisherigen Lebensraums, wa ndern zuerst diejenigen Arten ab bzw. sterben aus, die .3 ganz spezifische Umweltbedingungen zum Überleben benötigen (z.B. sauberes Was­ ser oder feuchte Wiesen). Bei diesen Proz,essen muß es nicht unbedingt ztt einer Abnahme der Individuen- und der Artenzahl im Gebiet kommen. Denn einerseits können die Arten, die auch unter den verschlechterten Umweltbedingungen liberle­ ben, sich ohne Konkurrenz viel stärker vermehren und ausbreiten. Zum anderen kön• nen auch neue Arten einwandern, die ebenfalls mit weniger guten ökologischen Be­ dingungen zurechtkommen. Erst bei höherer Gewässerbelastung und stärkerer Ein­ schränkung des Lebensraums nimmt auch bei diesen Arten die Individuenzahl ab und es kann zu lokalen Aussterbeprozessen kommen. Um die ökologische Situation in und an einem Gewässer zu beurteilen, reicht es also nicht aus, A1ten oder Indivi­ duen zu zählen. Ein genaucs Wissen um die komplexen Zusammenhänge und Wech­ selwirkungen zwischen Arten und ihrem Lebensraum ist dazu notwendig. 106 6. Der Dieskauer Park

Der drastische Verlust naturnaher Lebensräume im Reide-Gebiet zwang zur Siche­ rung der verbliebenen Restflächen für den Naturschutz. Mehr als 7-ehn Flächen ge­ nießen als Naturdenkmale und Geschlitzte Landschaftsbestandteile einen hohen Schutzstatus. Im Anhang sind diese Schutzgebiete mit einer Kurzbeschreibung ihrer Lage und ihrer Bedeutung aufgeflihrt. Die Reide-Mündung befindet sich zudem im Naturschutzgebiet Saale/Elster-Aue, das vom Internationalen Rat rür Vogelschutz als europäisches Schutzgebiet anerkannt wurde. Dadurch kann der Bach im Rahmen eines zukünftigen Biotopverbundsystems im halleschen Osten eine wichtige Nord­ Süd-Achse bilden. Von großer Bedeutung für den Naturschutz ist der Dieskauer Park, der sich von den anderen Parkanlagen im Reide-Gebiet schon durch seine Größe abhebt. Er ist nicht nur durch eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt gekennzeichnet, sondern besitzt gleichzeitig für den Denkmalschutz einen außerordentJich hohen Stellenwett.

6.1. Verhältnisse vor der Parkgründung

Auch die Reide-Niederung bei Dieskau war ehemals eine sumpf- und teichreiche Gegend, die den menschlichen Siedlern ausgezeichnet Schutz vor feindHeben An­ griffen bot (vgl. 2.2.). Die Namen einzelner Teiche zeigen, daß sie vermutlieb schon zur Slawenzeit vorhanden warcn 192• So leitet sich der Name Lautsehteich von

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Abb. 53: Das Dieskatter Schloß und die Fläche des heutigen Parkes um 1655 (Bild: Archiv V. Leimbaclt)m. L07

Abb. 54: Der Hof des Dieskauer Seitlosses um /920 (Bild: Archiv W. Maron). altsorbisch "lufa" ab, was soviel wie Sumpf oder Pfütze bedeutet. Der Pritschenteich hat seinen Namen vom altsorbischen Wort für quer "preky". Dieser Teich liegt im Gegensatz zu den im Dieskauer Parkhintereinander folgenden Teichen seillieh oder 194 quer. 1456 wurden urkundlich erstmalig die sogenannten DieskauerTeiche erwähnt • 1755 gab es laut Dreyhaupt "acht schöne Teiche, die der Fischzucht dienten". Einer der Teiche - wahrscheinlich der sp~i tere Große Müblteich - hieß damals der "Bischoffs­ 195 Teich" und gehörte der landesherrlichen Kammer • In einer sehr langen Hen"Schaftsperiode im Ott ( 1225-1746) und in der Region begannen die Herren von Dieskauals mächtigstes Adelsgeschlecht der ganzen Gegend die Reide­ Nicclenmg umzugestalten. Ein Bild vom Schloß Dieskau aus dem Jahre 1665 zeigt die ganze Gegend des heutigen Parkes als eine Wiesenlandschaft mit wenigen Bäumen (Abb. 53). In diese Periode fällt auch die Gtündung der Wassermühle an der Südostecke des

6.2. Schloß Dieskau

Vorgänger des Oieskauer Schlosses war eine sogenannte Wasserburg, die von den HetTen von Dieskau im Mittelalter erbaut worden war. 197 Das heutige Schloß wurde hauptsächlich unter Hieronymus von Dieskau ( 1565-1625) als Renaissancebau um 1600 errichtet 1770 erwarb der Kammerdirektor und Kan;dcr der halleschen Universität Carl Chri­ stoph von Hoffmann (1735- I 80 I) das Schloß Dieskau, baute es um und ließ es zu 108 einem Ort geistiger Geselligkeit hallescher Gelehrter werden. Es ist ilberliefert, daß 1799 König Friedrich Wilhelm Ill. von Preußen mit seiner Frau einen Aufenthalt auf Schloß Dieskau hatte. Auch Goethe soll zu einem kurzen Besuch auf dem Schloß geweilt haben. Nachdem 1853 die Familie von Bülow in den Besitz des Schlosses gekommen war, erfolgte zwischen 1878 und etwa 1900 der Umbau im Stil der Neo­ renaissance, der dem Schloß sein heutiges Attssehen gab (Abb. 54). Von 1950 bis 1983 diente das Schloß als Schule Dieskaus. Anschließend übernahm die FDJ'98 das Gebäude, um es zu einer Schulungsstätte umzubauen, ohne das Vor­ haben zu beenden. Inzwischen ist das Schloß in den Besitz der seit etwa 1400 im Saalkreis ansässigen Familie von Rauchhaupt übergegangen, die es in näch• ster Zeit restaurieren will.

6.3. Gründung des Parkes

Nachdem Hoffmann 1770 das Schloß Dieskau und das Gelände des heutigen Par­ kes übernommen hatte, begann er 1778 das Gelände in einen Park umzuwandeln, der in seiner Konzeption dem Wörlitzer Park glich. 199 Dazu holte er sich Rat und Hilfe bei Fürst Pranz von Anhalt, der zu dieser Zeit den Wörlitzer Park anlegen ließ. Dieser schickte ihm den sehr talentierten, erst 20 Jahre alten Johann Georg Goulieb Schoch (1758-1826) als Landschaftsgärtner.

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Abb. 55: Das Chinesische Teehäuschen um /91/ (Bild: Archiv V. Leimbach). 109

Bei der Gestaltung des Parkes im engli­ schen Stil bezog Schoch von vornher­ elli dje vorhandene Reide-Aue mit ein. Es wurden Wege ausgebaut sowie neu angelegt Dazu entstand ein durch die Reide gespeistes System von kleinen Gräben und Kanälen, Uber die hölzerne Brücken fUhrten. Die Ost- und Nordseite des heutigen Parkes bepflanzte Schoch mit besonders ausgesuchten, teilweise nicht heimischen Baumnrten. 1m Park selbst wurden mehrere kl eine Bauwer­ ke wie Stelen, Gedenksteine, Lauben und Volieren, dazu ein Chinesisches Teehäuschen (Abb. 55, Grundmauer­ reste sind heute noch vorhanden), ein Abb. 56: Carl Christopli vo11 Hoffmanll (1735- Badehäuschen und unmitte lbar am 1801) (Bild: Universitätsarchiv, Rep. 40). Schloß eine Orangerie errichtet. Rondel- le und Blumenbeete erhöhten die Attraktivität. Oie Anlage wurde so gestaltet, daß Schloß, Großer Mi.ihlleich und die interessantesten Punkte im Park über Sichtachsen miteinander verbunden waren. Auf einer kleineJl Insel im Großen Mühtteich ent­ stand zudem ein Häuschen in Pagoclenfonn, das vom Steg llber eine Fähre erreicht werden konnte. Die Arbeiten dauerten etwa bis ca. 1784, wobei Scl10ch in dieser Zeit nicht ständig in Dieskau lebte.

6.4. Gewässer im Park

Der Wasserbereich als we~entliches Element des Parkes besteht aus mehreren Tei­ chen sowie einem Grabensystem und wird im folgenden näher beschrieben (Abb. 57). 0> c Lautsehteiche ::J "0 Die sogenannten Lautsehteiche bestehen aus vier verschiedenen Gewässern. Der Zoll­ c teich wiesen-Graben als Hauptzweiter fi.ir den Großen MUhlteich trennt die Teiche in :::J.... zwei Gruppen: Westlich des Grabens liegt nördlich der eigentliche Lautschi eich, süd• ~.... lich davon der Hoffinanns-Teich*. Beide Teiche sind heute stark verlandet, führen <"0 ll. aber noch Wasser. Die beiden östlich des Grabens liegenden Teiche sind dagegen fast völlig verschwunden. Auf ihre Existenz deuten nur die umfangreichen VerschHfungen in diesem Gebiet hin. Das nordöstlich des Lautseilteiches liegende 200 ehemalige Gewässer wurde Nixenteich (zeitweise auch Augustteich) genaont • Für den südlich daneben liegenden Teich finden sich in der Literatur unterschiedlichen Namen (Krametteich, Wilhelmteich), die sich bei den Bewohnern Dicskaus jedoch nicht durchgesetzt haben.

*Wahrscheinlich geht der Name aur den Parkgründer :c:urUck. 11 0

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Großer Mühltelch Legende: Fließgewässer trockener, ehemaliger Gewässerarm Weg IZJ Teich (mit Schilf) 0 verlandeter Teich . Abb. 57: Schematische Darstellung des Teich· und Grabensystems im nördlichen Teil des c.o Parkes (Skl<,<.e: M. Dö/1, R. Zimmer).

Großer Mühlteich Der Große Mühlteich ist der einzige heute noch vorhandene Mühltcich. Seine Fläche beträgt etwa 13 ba201• Das Südende des Teiches bildet ein wahrscheinlich um 1784 bei der Gestaltung des Parkes geschaffener Damm, durch den ein Abfluß in den südlich l II folgenden Mittleren Miihlteich führte. Heute befindet sich der Abtluß des Großen Mühlteiches an der Südwestecke und führt :wr Reide. Der Große Mühlteich wird vor allem durch den aus Zwintschöna kommenden Zollteichwiesengraben (ursprüngli• ches Reide-Bett) und über ein Überleitungsrohr durch überschüssiges Wasser aus dem Oscndorfer See gespeist. Zu DDR-Zeiten bekam der Teich eine Frischwassen\u­ fuhr aus dem Hufeiscnsee, wobei das Wasser des Sees Uber einen heute nicht mehr vorhandenen Graben in den Zollteichwiesengraben gepumpt wurde202• Schon seit dem Mittelalter wurden die Teiche im Park zur Fischzucht benutLt. Zu Beginn des 20. Jh. verkaufte Gutsbesitzer v. Bülow Fische bis nach Bayern. Auf älteren Karten ist der Große Mühlteich mitunter ohne Wasserfläche eingezeichnet, was darauf hindeutet, daß der Teichboden zeitweise, vor allem während und nach 203 Kriegen, als Ackerland genutzt wurde • Zu DDR-Zeiten wurde im Teich eine inten­ sive Karpfenzucht mit Zufütterung betrieben, bei der eine Unmenge an organischem Material den See hoch belastete. Im Teich befanden sieb zudem Belüftungswal:ccn, die für eine bessere Sauerstoffzufuhr und -durchmischung sorgten. Auch heute noch werden im Großen Mühtteich Karpfen gezüchtet. In den letzten Jahrzehnten ist es vor allem im Nordwestbereich des Teiches 7.u Verlandungserscheinungen gekommen, da das Gewässer nicht mehr regelmäßig ent­ schlammt wurde. Bei der letzten Entschlammung 1979-1982 wmde am Ufer ein Wall angelegt, der heute die freie Sicht auf die Wasserfläche behindert. Der Große Mühlteich bildet das Zentrum einer ausgesprochen reichen Tier- und Pflanzenwelt (vgl. 6.5.)204•

Abb. 58: Der Große Miihlteich mit dem Badehilusehen um 1911 (Bild: Arrhiv V. Leimbach). ll2 MittleJ·a· Mühlteich Südlich des Dammes am Großen Mühtteich füllen heute Bäume und BUsche die gesamte Senke. Hier befand sich einst der Mittlere Mühlteich. Dieser Teich wurde 2 5 1771 namentlich erwähnt u , hieß 1841 auch der "Alte Teich"206 und war 1898 noch in seiner ursprünglichen Größe vorhanden207 . Doch bereits 1905 hatte er sich deut­ lich verkleinert, was in erster Linie auf die Grundwasserabsenkttogen durch den Berg­ bau in der Nachbarschaft (Grube Hermine im Bereich des heutigen O~endorfer Sees) zurückzuführen war. Um 1920 verschwand er dann völlig. In den folgenden JaiU"en wurden auf dem Grund des Mittleren Müblteiches Bäume angepflanzt und die Flä• che ww'dc f'orstwirtschaftlich genutzt Solange der zweite in die Reide führende Ab­ fluß des Großen MUhtteiches nicht existierte, wurde sein Wasser bei der Fischentnahme in der Regel in den Bereich des Mittleren Mühlteiches abgelassen, wo 'es dann meh­ rere Wochen lang stand208. Am Südostende des Mittleren Mühlleiches gab es ehemals einen von Ost nach West verlaufenden Damm zur Mühle hin, der aber nicht so hoch W

Kleine!' Mühlteicb Den Abschluß der Teichkette des Dieskauer Parkes im Süden bildete ehemals der Kleine Miihlteich. Er erhielt Wasser aus dem Mühlgraben und bei hohem Wasser­ stand auch aus dem Mittleren Mühlteich. Tm Jahre 1773 wurde er nan1et1tlich er­ 210 wähnt20~ und war 1871 kurzzeitig ausgetrocknet • Vollständig verschwunden ist er jedoch erst seit 1988. Da zu Zeiteil der Schnee­ schmelze und bei starken Regenfallen die Reide südlich des Dieskauer Parkes regel­ mäßig über die Ufer trat und dabei die parallel zu ihr verlaufende Hauptverkehrs­ straße Osendorf-Bruckdorf überschwemmte, wmde der Reide-Verlaufz.wischen 1988 und 1989 umfangreich geändert. Nach der Verlegung floß die Reide si.idJich des Sportplatzes nach Osten, um das große, bis zur Straße Döllnitz-Osendorf reichende Schilffeld herum und belegte kurz vor der Eisenbahnbrücke in Osendmf wieder ihr . altes Bett. Der direkt an das neue Bachbett angrenzende Kleine MUhtteich lief du.rch CO den geringen Niveauunterschied in die Reide aus, was vor der Bettverlegung nicht geplant war. 1998 wurde das neu geschaffene Reide-Bett vettieft.

Das Grabensystem Spätestens mit dem Bau der Mühle (Abb. 59) muß der Mühlgraben entstanden sein. Er bildet das Kernstück des Grabensystems imd dürfte gleichzeitig der älteste Teil ll3

Abb. 59: Die Dieskauer Mühle um 1925 (Bild: Archiv W. Maron). der Anlage sein. Es istjedoch anzunehmen, daß er in seiner heutigen Form erst ab 1778 durch Hoffmann zusammen mit dem gesamten Grabensystem im nordöstlichen Teil des Parkes angelegt wurde, obwohl es auch vorher schon eine geregelte Wasserzu­ fuhr gegeben haben muß. Das Grabensystem selbst war in erster Linie aus landschaftsgestalterischen Gründen angelegt worden. Zudem sollten die Teiche und die Mühle kontinuierlich mit Wasser versorgt werden. Der Mühlgraben wurde im wesentlichen aus vier verschiedenen Wasserzuführungsquellen gespeist. Die größte Wassermenge führte die Reide durch einen Abzweig an der Nordwestecke des Parkes zu. Wasser aus dem Zollteichwiesen­ graben wurde über einen Abzweig im nördlichen Teil des Parkes in das Graben­ system geleitet. Zudem mündeten Abläufe sowohl des Pritschenteiches als auch des 211 Großen Mühlteiches (an seinem Südostteil) direkt in den Mühlgraben • Die gesamte Wasserführung des Grabensystems wurde durch mehrere Staue gere­ gelt, die sich an verschiedenen Stellen vor allem im Nordteil des Parkes befanden. Jedoch dürfte das Wasser von jeher im Grabensystem eher gestanden haben als ge­ tlossen sein, da bereits 1782 ein Züricher Student in einer Parkbeschreibung auf sehr 212 langsam fließendes Wasser und sumpfige Ausdünstungen hinwcist • Der Mühlgra• ben selbst war am 12. Februar 1851 Schauplatz eines tragischen Unglücksfalles. Das ca. 2-3 Jahre alte Kind des Mühlenpächters Gottlieb Thicme fiel beim Spielen in das Mühlgerinne und ertrank, während sein Vater in der Müble arbeitete. Daraufhin wurde der Müller wegen Versäumnis seiner Aufsichtspflicht angeklagt, im Prozeß jedoch 213 freigesprochen • 114

Das gesamte Grabensystem war seit dem Ansteigen der Abwasserfrachten immer stärker von der Verlandung bedroht. Häufiges Entschlammen vor allem des Mühl~ grabens sollte z·umindest die Wac;serversorgung de1· Mühle sichern. 1910 und 1924 versuchte der Müller noch durch Schaffung eines besseren Wassereinlaufes an der Mühle die Situation zu retten*. Viele Teile des Grabensystems wurden jedoch uach und nach stilJgelegt, wie beispielsweise um 1920 der Überlauf des Großen Mühl~ teicheszum Mühlgraben oder um 1950 die Verhindung zwischen der Reide und dem 214 Grabensystem • Um die zwischen dem Schloß und dem bewaldeten Teil des Parkes gelegene Wiese zu entwässern, wurde zu DDR-Zeüen das Grabensystem so verän~ dert, daß teilweise neue Gräben angelegt oder in alten Graben die Fließrichtung ge~ ändert wurde215. Diese Vorgänge ließen allmählich keinen geregelten Mühlenbetrieb mehr zu, so daß die Mühle 1950 aufhörte zu produzieren. Der letzte Müllernamens Wendler verließ daraufhin den Dieskauer Park und übernahm auswärts eine größere Mühle. Das 1838 erbaute Gebäude216 stand anschließend leer und wurde nach 1977 abgerissen. Bei der letzten Entschlammung des Großen Mühtteiches 1979-1982 wurde der Mühlgraben zunächst stillgelegt. Heute sind zahlreiche Gläben des Systems verlandet und filhren nur noch stellenwei­ se Wasser. Durch cüe Sanierung und Wiederbelebung des Mühlgrabens 1999 ist je­ doch das Wasser in einige11 noch vorhandenen Teilen des Grabensystems wieder zum Fließen gekommen. Neben der Wasserzufuhr aus dem Zollteicbwiesengraben erhält der Mühlgraben geringe Mengen an Fii.schwassei' von einem kleinen, 1996 teilweise erneuerten Graben vom westlichen Ende der Ringstraße. Er wird sowohl von Quellwasser als auch von Wasser aus dem nahegelegenen und ebenfalls sanier­ ten Quellteich gespeist. Dieser Graben durchfließt dle Reste des Hälterteiches, der heute teilweise versumpft w1d gegenübet früher deutlich kleiner geworden ist. Beide genannten Teiche liegen zwar nahe, jedoch außerhalb des eigentlichen Parkes. Ein weiterer Zufluß zum Mühlgraben ist ein Abflußgraben des am östlichen Ortsrand von Dieskau liegenden Pritschenteiches.

6.5. Ptlanzenwelt

Der Dieskauer Park zeichnet sieb durch einen sehr artenreichen Pflanzenbestand aus·zn. Das Gelände besteht aus dem eigentlichen Park und angrenzenden Waldflächen, Halb­ trockemasen und Streuobstwiesen. Die gesamte Artlage bat üben·egionale Bedeutung. Die beiden Erlenbruchwälder an der Nordost- und der Südostseite des Großen Mühl­ . teiches bilden die wertvollsten Bereiche des Parks und sind die einzigen ihtei' Art im c.o Saalkreis. Der nördliche Erlenbruchwald ist wegen seiner Bedeutung als F!ächen• haturdenkmaJ '(FND) ausgeWiesen. Auf dem Boden des ehemaligen Mittleren Mühtteiches sUdlieh des Großen Mübl• teicbes schließt sich ein Feuchtwald aus Eschen, Hainbuchen und Pappeln sowie

* An den heute noch vo.rhandenen MUhJenresten finden sich diese zwei Jahresangaben am Fundament des Einlaufes des Mühlgrabens in das Milhlengebäude. 115 Holunder an. In sumpfigen Berei­ 218 chen wachsen auch Schwarzerlen • Der Ostteil des Park es (Meiers Höhe) weist typischen Parkcharakter mit wertvollem Altbaumbestand auf. Stieleichen, Buchen, Platanen, Eschen, Spitz-Ahorn, Kastanien und Robinien bestimmen hier das Bild. Hervorzuheben sind zudem die drei großen mehrstämmigen Eiben am Schloß sowie die beiden stattl ichen Sumpfzypressen nahe des Erlen ­ bruches (Abb. 60). Tm Nordwestbereich des Großen Mühlteiches, im Hoffmannsteich und im Lautsehteich haben sich große Röhrichtzonen entwickelt, in denen Schilf, Breitblättriger Rohrkolben, Seggen-und Binsenbestände dominie­ ren. Auf der Flächezweier ehemaliger Tei­ che (vgl. 6.4.) nördlich des Edenbmch· walds kommen heute im wesentlichen Abb. 60: Eine Sumpft.YJire.ue am Rande des Naß- und Sumpfwiesen vor. Auch hi er Erlenbruches (Bild: R. Zimmer). gibt es große Röhrichtbestände mit Schilf, Breitblättrigen Rohrkolben und Rohrglanzgras. Bäume sind in diesem Bereich selten. Nur vereinzelt tmlen junge Erlen, Eschen und Weißdornsträucher auf. Östlich und westlich des Dieskauer Parkes befinden sich Streuobstwiesen mit alten Kirsch-, Apfel-, Birn- und Pflaumenbäumen, z.T. auf 1-lalbtrockenrasen. Auf dem Halbtrockenrasen gedei hen u.a. Schafschwlngel, Gold-Distel, StengelloseKratzdistcl, Feld-Mannstreu, Zypressenwolfsmilch, Gelbe Skabiose, Karthäuser-Nelken sowie Rispen-Flockenblume. Auch einige gefährdete Arten finden hier ihren Lebensraum, so die Grasnelke, der Dänische Tragant, das Ohrlöffel-Leimkraut und an einer wechsel­ feuchten Stelle die Natternzunge. Der Wiesencharakter wird durch regelmäßige Schafbeweidung in Teilbereichen erhalten.

6.6. Tierwelt

Der Dieskauer Park zählt aus faunistischer Sicht zu den artenreichsten Gebieten des östlichen Saalkreises. Sein Gehölz- und Wasserreichtum sowie der kleinflächige Wechsel verschiedener Lebensräume machen ihn vor allem fü r Vögel zu einem be­ vorzugten Nist-, Rast- und Überwinterungsgebiet Insgesamt kommen im Dieskauer 219 Park ca. l80 Vogelarten vor, von denen ca. 90 Arten hier brlilen • 116

Die höchste Siedlungsdichte wird in den Auwaldbereichen eJTeicht. Hier brüten regelmä• ßig Blaumeisen, Kleiber, Zaunkönige, Gelbspötter, Stieglitze, Girlitze u.a. Vögel. Die Altbaumbestände des Parkes bieten dem Mäuse• bussard, dem Roten und Schwarzen Milan und dem Turmfalken vielfältige Nist­ möglichkeiten. In den verschilften Randzo­ nen des Großen Mühlteiches brüten viele Wasservögel. Zu ihnen zählen neben Hauben­ Abb. 61: Der MoDifrosch fandfrüher günstige Lebensbe­ taucher, Stock- und Tafelen­ dingwzgen im Park (Bild: M. Stöck). te, Wasser-, Teich- und Bleßralle auch mehrere selte­ ne, vom AussterbeLl bedrohte Arten wie Bekassine, RotschenkeI, Flußuferläufer, Rot­ balstaucher, Krick- und Löffelente (Kategorie I der Rote-Liste-Arten). Graureil1er werden heute regelmäßig im Dieskauer Park angetroffen. In den verschiedenen Feuchtbiotopenlaichen viele Amphibien wie Erdkröte, Gri.ine Kröte, G•;asfrosch und Teichmolch. Das Beispiel des Moorfrosches (Abb. 61) zeigt jedoch auch die aktuelle Bedrohung der natürlichen Lebensgrundlagen. Die Bestän• de dieser Art sind soweit zurückgegangen, daß in den letzten Jahren kein Nachweis des Vorkomme11s mehr erbracht werden konnte. Vom größeren Wild können im und um den Park Rehe und W ildschweine angetrof­ fen werden.

~ Q) Der Dieskauer Park ist einer der wenigen Orte der Ruhe und der Begegnung mit der ::J Natur, die es im östlichen Umland von Halle noch gibt, und stellt ein unverzichtbares ~ Element der Kulturlandschaft des Saalkreises dar. Gemeinsam mit der nahen Saale­ Cf) Elster-Aue bildet der Park ein unschätzbares Reservoir für eine Wiederbesiedlung ·-Q) der umgebenden Landschaft dw·ch verdrängte Tier- und Pflanzenarten. 0 . CO 117 Schlußbemerkung

Eine Landschaft mit fruchtbaren Böden, feuchten Auen und klaren Bächen ww·de vom Fluß der Zeiten beinahe vollständig hinweggespült Eine Vicl:athl unterschied­ licher Nutzw1gsformen überprägte das Landschaftsbild rnil historisch einmaliger In­ tensität. Landwirtschaft, Bergbau, lodustrie und infrastrukturelle Erschließung brach­ ten der gesamten Region einen umfassenden wirtschaftlichen Aufschwung. Die Nahrungsmittelproduktion konnte gesteigert werden, große Bevölkerungsteile fan­ den in den lndustde- und Bergbaubetrieben Arbeit, und flir Anschluß der Gemein­ deo an das Straßen- und Eisenbahnnetz wurde gesorgt. Tm Ergebnisall dessen erleb­ ten auch die Menschen im Reide-Gebiet einen nie da$ewesehCf! materiellen Wohl­ stand. Die andere Seite der Übernutzung aller Ressourcen im Gebiet war- unter anderem - eine radikale Veränderung der gesamten Gewässerstruktur, eine enorme Verschlech­ terung de.r Qualität von Stand- und Fließgewässern sowie des Grundwassers, der Verlust vielfältiger Lebensräume für Pflanzen und Tiere, die in und an den Gewäs• sern lebten, und eine Monotonisierung des Landschaftsbildes durch Bergbaufolge­ landschaften, großflächige Ackerwirtschaft und die Überbauung mit Straßen und Gewerbegebieten. In den letzten Jahrzehnten stand für die Menschen die glänzende· Seite des wirt­ schaftlichen Aufschwungs im Vordergrund. Mit der Aufgabe des Braunkohleabbaus in det· Region und vor allem mit dem Wegbrechen der Mehrr.ahl der Arbeitsplätze in Industri e und Landwirtschaft seit der politischen Wende von 1989 wird aber immer deutlicher, welche Konsequenzen diese Wirtschaftsweise hat. Doch Resignation über a11 die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Mißstän• de ist nicht angebracht. Das Beispiel von Reide und Kabelske zeigt, daß clie auch noch so geschundene Nattu· erstaunliche Regenerationsmöglichkeiten .besitzt. Die Wasserqualität beider Bäche hat sich durch drastische Reduzierung der Abwasser­ frachten in kurzer Zeit so verbessert, daß deutliche Anzeichen von Rückbesiedlung bereits aus dem Gebiet verschwundener Pflanzen- und Tierarten zu finden sind. Vielleicht gelingt es, in Zukunft eine Landschaft zu entwickeln, die ihren Bewohner Möglichkeiten des Broterwerbs bietet, ohne die natürlichen Kreisläufe zu gefährden. Dabei sollten auch Reide und Kabelske wieder die Chance erhalten, ihren u1•eigenen Beitrag im Wasserkreislauf zu leisten und die Menschen an ihren Ufern die Schön• heit einer Bachlandschaft erleben zu lassen. Anhang

Standgewässer innerhalb des Reide-Einzugsgebietes > 00 (Die An~aben st~11unen aus: WDESIIMT ~OR UoNDESVW.tffJUNC UN~ D~TENVERJ.RBErrUNC ~ACHSEN-ANHALT (HRsc.), (1991): Kartenmateri~IZJttll Reide-Eirt· wgsgebtet.; sowte RlclfTER ( /994, lJ), Szi.xur ( 1987, Jt) , und emer AuswerrUilg von •10 durch Zni/(E. Kurstv gedruckte Gewässer t:etstleren mehr mehr). [ (J'Q

Gemeinde Name Lage Bemerkungen Braschwin Dorfteich nördlich des Zöberirzer Weges zwischen Braschwitz und Klein-Braschwitz v_gJ.4.6. Dorfteich fl!!d.e.r B_runne,nstr. in Gro.IJ.-Braschwitz 1871 zwei Teiche 1fTeich I direla siidöstlich der Bahnlinie Halle-Magdeburg in Grof!.-Braschwitr. 1871 vorhande~--- (Teich) östlich unmirrelbar 011 der Reide direla an der Bahnlinie Halle-Magdeburg 1871 vorhanden Dieskau Großer :'vtühlteich Q,6 km sildwestlich von Dieskau im Dieskauer Park v..&J....Q,4. Hoffmannsteich Dieskauer Park ~~.6.4. Lautsehteich Dieskauer Park ~L6.4. Hälteneich Pieskau - Ringstr""-- vSt). 6.4. IOueTI-Teich (Dorfteich: Dorfweihed.. Dies)Sau :..BJE~tr. VI!L Q.A. Pritschenteich (Dorfteich Dieskaul ö~tlicjl von Dieskau vg!, (_1.4._ Schachrt~~. (wah,~~~n lich der klefne Teich südlich der B6) LRP Saalkreis MitTlerer Mühtteich Dieskauer Park fiii_c-;;:_1974, vgl7iT' fites~ue!....fack ..- .. - · ----·-- - ..-----·-···-· !}leifl.~LM.i!l:!.(.!lficl!...... -- ..... __.. ::...... _ .. _.. - l?.iU.2.?..2",,)!.gl.",,M,,__ !:fixen-Teich (Aug!Jf.!:I.i!l.':i.!:!L ..... _ .... ,..... _ ~))!.is_cf.!~!J.... Y.!:.!il§ .. f!.!!.!.l.fl!.J~.' .!4 Gr..e!ktJ... M.!i.fJJtet"ch J!JII. 6.1.:_,-....- ...... _ '!i_ilhelm-Teich (Krqmer-Teie,!J)__ ZIVisehen Hq.fl..Y/fl.!l!k.I~iQ!.J:Ind._(ji.Qf!.en. .M.iLhi!.~if.~ .. _ ..... - ...... _ ..._ .. _ ..- _ ..... _ ~6:...4. _" ... _. Das Saure Loch östlich von Dies/um J871 vorhanden _D.-Zwinschöna Friedricbsbad !!.!l,J!.c;.r..ßeif!~l2.\lfP.~LS.. tr ~Q.8 !an östlich der Kirche von Kanena !:&L...!.5:2 .. ___ ..... _ Koli>eiciC'il.. rerii'eöieich5...... - ...... - ...... -- Q.§. km...östli9.!L.V..QI1_~!l.~f.IL.--. ygLl.S.2 . Mühlenteich 1,0 km östlich der Kirche von Kanena . vgl. l ..:.~.k_- ·= Schachtteich Coorfteich) Am Bahnhof ~.5.2. Teich nördlich Zwintschöna - westlich der Str. nach Kleinkugel 1871 vorhanden rccirei Klei~suzewässer) _ ~üdlich d~s Friedrichsbades: östlich der Str. Zwintschöna-Reideburg__ I(Kieinst,!.\e wässer) ws.~tlich der Straße nach Reideburg ca. 200 m nördlich der Eisenbahnlinie Dorfteich Z,1~n_ychöna B.!,&inn der Wiesenstr. bis mr Teichstr. Q~ 19.32 lfTeicJI) direkt aJILBahnho[ Dies/am; östlich der Str. nach Reideburg 1871 vorhanden !{Teich) dir!!lst a_n fier Wiesenstr. 100m von der Reide entf!rm bis 1932

fTt'ich) ------···-- dtrekt O!ld~Lsiidlichen Ecke Wiesenstraße/ReideburJ(er Str. bis 1932 Gemeinde !Name !Lage IBemerkun!!en j.!N!.!lltt,t____ , Dorftei~h-·--- I Tei~.!La.!.!. der 1!!1:.\I.Qtstr...... l!?.l.u9...2.9 zwei.I.,e;jche ....: I zwei kleine Teiche) vom J)tHbauet Qraben_durch_flQ.flPI kun_}'Qr_der_Müruiung in die Kabelske 11871 vorhanden D.-Kleinku2el IITeich) !nördlich vom Rundling [Teich) !nordwestlich vom Rundlio2 D.-Naundorf nordöstlich der Grünsn-. f.L:...=!!!::---:-,.....,.------t's"'ü"'d""li"=ch"-"'de::.r~G~rü::;' =;nstr. , nordös!{ich des Rundlings 1871 vorhanden I innerhalb des R1mdlings. 1871 vorhanden D.-Stennewitz IDoxfteich lam Ortseinl!lltl2 von Stennewitz (Stenoewitzer StrJ 1Gröbers IDorfteich Ortsmitte "Grubensee) 1.1 km südwestlieb Bahnhof Gröbers Grubensee) 11.2 Jcm südsüdwestlich Bahnhof Gröbers lfTeichJ Iweni ge Meter östlich des heutiRen Dorfreiches 1871 vorhanden Schlammteiche) Ian der Kabelske; linksseiciR der Straße nach Osmünde bis um 1930 ~,:--~en n d.:Q!f_l!~~~:~~~...... ~~~~~~tü~{~~~~ske ...... -- ..-.. !--...... _,__ , __ .. IOOeiner Teich) I zwischen Bauern- und Inselreich !(Großer Teich im Gutsganen) liwestlich vom Gut [LKleiner Teich im Gutsganen) !westlich des Großen Teiches zwei kleine Teiche) Iim ehemalil!en Gutsganeo. sUdlieh vom Gut Brözte,i,~h 'nördlich der ebemaligeo Schule .-..·------·' I lrKI~!iner Teich} twlschen Großen und Kleinen Teich im Gummrten 11871 vorhanden G.-Beooewitz

1871 I'Orhanden rfteich am Ende der Lindeoste orfteich, e~! :ßauerrueic::.~ an der Dg.rfstr. . ·-:--=:-:-:-----:----:::---:-..-- -·-...... -·-.. ~ich) .... uuminelbar nördlich des Tttic_~es an der Dor{srr...... 1871 vorhanden 1 ~zwei kleine Teiche) westlich der Friedensrr. und südlich der Gottenzer Str. am Ortsrand 11871 vorhanden 1 G.-Schwoitscb IDoxfteich (Teich am Brunnenplatz) lam Bronnenplatz (Kleiner Teich) Teich im On am We2 nach Beuditz (zwei kleine Teiche) Ian der Gemeindeverwaltung an der Str. Gröbers-Osmünde OnS!Jiine . ~ 1 ~~~e~t~~~~~~~~f"fe~~~~eiche ", ___ ~rhanden -·---· .... \0

Standgewässerinventar Anhang

Gemeinde Name Lage Bemerkungen "-> 0 G.-Beuc!!_tz: Dorfteich südlich vom DorfmittelE_unkt ~grftelch im der Salzstraße} am Ostrand von Beuditz ----·---IOanooestrecktcr Teich) in ..der FIÜ;:-zWischen Beuditi und Eisenbahnli;;i~ Halie::-Leipzio B.-Bruckdorf Tagebaurestlochsee Bruckdorf-Süd, 1,5 km nordwestlich von Bruckdorf nördliches RestlociL(J) · Tagebaurestlochsee Bruclcdorl-5üd, 1,3 km nordwestlieb von Bruckdorf minleres Restloch (2) Tagebaurestlochsee Bruckdorl-SUd, 1,1 km nordwestlieb von Bruckdorf südliches Restloch (3) (Kleiner Grubepseel 1 2 km nordwestlieb von Bruckdorf westlieb __ " ___ (Langg_e.§_g:eckte r. .9..1J!. .bensre,j J,O km nordwestlich von ~!!l..~~do.r.f,_gi.rekt an derB 6 (drei kleine Grubenseen) 0,7 km nordwestlich von Bruckdorf, an derB 6; westlich gegenüber der ehemaligen ZiegeLwerke . I_Halde~bölz Bruckdorf ... tf?J!.-9-P..:. 18~0. vgl. 4.6...... bei Bruckc[or:[; nprdlich 4.~r.... !.!.W!l8.~n B 6 _, ... ,"__ ",_...... _ ~r:o~a:'~1fl~1hlL..... ~)Ireichwiesen -- ~_}_8)0, vgL 'fß_. _ Kleiner Zollreich Zollreichwiesen bis ca. 1880 v!lL 4.6. _ I( Klärteich I) wesrlich der Srraf}_e Bruckdor:f_-Kanena bis 1921 K./iirteich IIIJ Izwische n Fußweg Bruckdorf-Kanena und Reide Schii[J?.ebier (Kleiner Teich) zwischen Kleinen und 1871 bereits verschwundenen Großen Zollteich 1871 vorhanden B.-Büschdorf I. Dorfreich in der Srr. ''Dorflaf!e"' Vf!/. 4.]. 2. Dorfteich Am Spielrain · heure überbaut vgJ. 4.1. ·- ~chi_lfJ.!!_iclt "_ lifilJL,$P..Q.T.Y!l.tftZ an der Reide unsicher Wasserrückhalrebecken ( Froschreicft) ~».:..~.E.· Ecke Günter-Meyer-Str. 1929 ----- /920.. ( ;;m) - " _____ (Teich) · ...- ...-- ..·-·-· im Gursf!arten des Gurshauses Bardenwerver H.-Daut.zsch Sreinbruchseen am Daurzsch ? vor 1871 H.-Diernitz PelUJ'Iteich ca. 100m nördlich der K.i!:f.he in Diemirz bis ca. 1900 !(Kleiner Teich) an!_ Osrende der Reideburger Srr. bis ca. 1990 - r-- lUGeiner Terch) an der zenrralen Waf!!lon-..·ascluznlage der Deurschen Balm AG bisca. 1990 - Gemeinde Name Lage . Bemerkungen H.-Kanena Hufeisensee nordweseUch von Kanena Vl!l. 1.5.2. ResttümpeJ nördlich Kanena 0,6 km nördlich der Kirche Kanena (Klein.,ewässer) - nördlich direkt an der Eisenbahnlinie Halle-LeiDri1! rKleinstoewässer) nordwestlich zwischen Hufeisensee und Restümoel Kanena seit ca. 1990 [Kleiostoewässer) n_ordnordwestlich zwischen Hufeisensee und Restüm~l Kanena seitca.l990 Scluu:hneich bei Konena vRl. 4.6. H. -Mötzlich Dorfteicb, Pferdeschwemme: Bau- an der Ostseite des Ones ernreich fum 1900): Schlauchteich Großer Postbornsee I km westlich Möi.Zlich VJtl. 1.5.2. Kleiner Posthornsee westlich MölZiich Vl!J. 1.5.2. drei Teiche) nebeneinanderlie2end nördlich des Kleinen Postbornteiches drei Teiche) südlich des Kleinen Posthornteiches Schenkteich an der Nordseite des Ones (Gaststätte) Vtd. 4.6. H.-Osendorf Osendorfer See (Dieskauer See) I 5 km sildwestlich der Kirche Dieskau vgl. 1.5.2. Teich) östlich der Fritz KieD_ling-Srr. 1871 vorhanden zwei kleine Teiche) auf dem Gellinde der Kohle{abrik; westlich der Str. Am Tagebau 1871 vorhanden H.-ReidebllN!. Dorfteic~ Schönn~wit.z (Reide!~ifhL ,SchtSIJ.!l..ewit~ VS!l. 4.6. Teich im Gutseark Sastisdorf im Gutspark Sacisdorf Vl!1. .1:2_, Teich7-;.r; ··--·--·--·-··-östlich von Krondorf Do eich Copellenende KaP...~Jli!i"inde af]__d'g'I}aslsti:l!.!.{:_QoldeTlf!!.J::!i~-- ··--J~./:-1.,.§.,_,_.. . --·-·---····- f;J,p.rfr§iCh Kr(!,tJ.t!!JJi. .... am sildliehen Ortseingang von Krondorf ··········--·········· 1871 vorhanden ---·---···- Dorf!eich Sag_isdorj Z'l'!if.. lfl!yer Str_,,_q_f!!:..§ingang_J!!...t!:~IJ:. Ruf!tJli!.lg______. Y.R.Frl·--·· Bauemteich nordwestlich der Seitanze in Reideburg ····-·-··-····------~1.4.6. ------Hine~teich -···- ---·---- Ecke ZwebeniJIJ.f'.li:!.. Str./Pqul-~i,nger-~r. .'!..&!.,J.,§. ~eterteich Onslage Baweritz vRI. 4.6. Temmesteich Flur Sagisdor[südlich vom ~qgisdorf.ttr Park Vf{i. 4.6. I zwei Teiche) unmittelbar neben dem heutiJlen Schönnewitzer Dorfteich 187 J ·;orhan.den Teich) am nördlichen Ortseingang von Krondorf 1871 vorhanden H.-Tomau Dorfteich .Qfi.Smitt.e fTeichJ am listliehen Ortsrand 1871 vor/umden fTeich ) siidlJstlich des Ortes direkt am Ochsenrain 1871 vorlwn.den

N

Standgewässerinventar Anhang

Gemeinde Name Lage Bemerkungen IV IV 1Peißen . Bauernteich (Dorfteich) am wesllichen Onsein..&l!Jl...JUQO Peißen I.Y&L 4.6. I Teich auf dem Gelände der Au tobahnmeiste=r~~:~""'·--.",...... ,.. 1 I- --·········-· -···~~~;rf~ ·····--·· - ~~~;=~~~;~;?-j~!~~;;;~~Ju~~i:;: ~~~;]il~----······-t;;-;r·4.6. ···~----· 1 Schafreich An der Gartenstr. rv;J. 4.6. P.-Rnban Badeteich unmiuelbar nordwestlich des Bauernteiches V!!U. .6. I Bauernteich arn westlichen Onsausgang von Rabatt v I. 4.6:.....------1· Schilfteich an der Bahnlinie Halle-Bitterfeld'--:::--:c~------11------1 Iehördt- des Saalkreise~ und Halles. Die Abkürzungen bedemen: FND = Flächennattlrde.nkmal: NDF = Naturdenkmal (Fläche); GLB =Geschiitzlt Londschaftsbestandrei/e; lSG = Londschaftsschutzgebiet; GP : Geschiit7.ter Park

Name Status Lage Bedeutung Snale/Eistez-- NSG0173H südJjch von Osendorf Flußauenlaodscbaft an WeißeT Elsrer und Saale von inremationaler Bedeutung (im Reide- Aue bei Halle bzw. Döllnitz Mündunl!sbez-eic.h: Röhrichre; Gebüsche und Altwässez-) Park Sagisdorf GLB 0002HAL Nordwesten Reideburgs Park mir wen vollem Altbaumbestand; 28 Brutvogelarten (26 besonders geschützt) Gehölz bei GLB 0008HAL nördlich von Büschdorf artenreicher Brutvogelbestand (21 Arten besonders geschützt); Rückzugsgebiet fiir Wild, Büscbdorf Kleinsäuger und Insekten Haldengehölz GLB 0009HAL 300 m nördlich \'On Demonstrationsobjekt fur spontane Vegetationsentwicklung auf Braunkohlebalden. Pio- Bruclcdorf Bruckdorf nieraehölz, wichtig~ Brutvogelhabitat; 23 besonders geschützte Vogelarten Wiedersdorfer GLB 0032 SK ca. 900 rn südöstlich von Altholzbestand (Stieleichen), Lebensraum für geschlitzte Amphibien, Vögel und Aeder- Busch Wiedersdorf mäuse Resttümpel bei NDFOOOl HAL ca. 200 m nördJich des Rastplatz für ziehende Wasservögel, nährstoffarme Gewässer (Armleuchteralgen), Rück- Kanena Friedhofs Kanena zugsareal; Vorkommen von Rote Liste Arten (Vögel, Amphibien. Ubellen) Feuchtwie~e bet FND 0024SK zwischen Wiesenstraße Vorkoll\lllen des Sumpf-B rustwur~; (Angelica palu~tris) und anderen gefiihrdeten Anen Zwintscböna und Reide (Sumpf-Platterbse; Wiesenschaumkraut: Wiesen-Silge: Sumpfdotterblu me) Erlen- FND0049SK im Di eskauer Park einziger Erlen-Bruchwald mit offener Wasserfläche im Saalkreis: Bruchwald nördlich vom :Y,ühlteich Auenlandschaft F!\D OOSOSK westbeb von Döllnitt an ausgedehntestes mit offenen Was

Geschützte Gebiete 124 Anmerkungen

1 Vgl. 1ÄoER, H. (1994): Einführung in die UnJweltgcschichte.- Wiss. 13uchges., Dam1~tadt. 1 Vgl. ZINKE, G. (1998): Unveröffentlichte Materialien zur Reide. (Eine detaillierte Beschreibung der hydrographischen Verhältnisse. dts Kulturlandschafu.wandels und der Renaturierungsproblematik des Reide-Einzug~gebietes legt ZINKE 1999 in der Hcrcynia vor.) Das STAU (vgl. 9) arbeitet nach Anga­ ben von PF1.l'r7..NFR (vgl. 3) mit einer Größe von 119,6 km'2. 3 Vgl. PPO'r.LNt>R, B. (1992): Hydrologisches Einzugsgebietsmodell für die llächendifferem.iel'le Model· lienmg der AbOußverhältnissc im Ei nzugsgebiet der Reide. - Hrsg.: WASY- GesellschaH fOr wasser­ wirtschaftliche Planung und Systemforschung mbH, Bcrlin. 4 Vgl. ;r.um gesamten Kapitel: KNO'TH, W.; KRtEIIPi.., U. (1996): Geologit! und Umwoltschut/ in llalle und Umgebung. - Hrsg.: Geologi5ches Landesamt Sachsen-Anhalt Halle/Saale.; sowie KauMOifGa. G.; SrnwAn M. (Hrsg.), (1974): Der Osten von Halle- Das Reidetal von Diemilz bis Döllnit~ - SAalestadt Halle und Umgebung - Teil 2: Geologiscl1e Spatier- und Wnnderwege in und om Halle.; und STADT HAU.!: (llrsg.), (19RS): Schlllerexkursion Klasse 9 Biologie/Geographie- Halle (Teil Gcographte), Abt. Volksbildung. Die Autoren danken außerdem T. SCBWENOFBLDCJ< flir wertvolle Hinweise. ·' Im tieferen Untergruud wird c.Jas Reide-Gebiet in ei nen nördlichen Bereich mit Sedimenten aus dem etwa 250 Millionen Jahre zurückliegenden Perm und einen sUdliehen Bereich n1it Ablagerungon aus der erdgeschichtlich etwas jüngeren Trias (ca. 200 Millionen Jahre) unteneilt Die Grenze zwischen beiden Bereichen ist als sogenannte Hnllesche Störung bekannt und verliiuft vom Hauptbahnhof Halle llber Büschdorf und Schönnewitz nach Weblitz bei Schkeuditz. ~Vgl. LESI?.R, H. (1989): DIERCKF.-WMcrbuch der Allgemeinen Geographie.- Deutscher Tnschcnbuch­ verlag, MUnchen. 1 Vgl. zum gesamten Kapitel: J sowie Vooa, M.; A1:1GRMANN, M. (1972): Rodenkarte ·Böden im Gebiet der Reide und Knbel~ke- Maßstab I:75 000.- Pctennanns Gcogr. Mitteilungen tl6, Heft 4.; und SctlllFI'I!ll, F.; SctiACHTSOIAUU... P. ( 1989): Leh1buch der Bodenkunde. - 12. Aufl., llnkc-Verlag, StuUgart. 1 Diese Angabe entstammt einer nmtlichen Mitteilung des Deutschen WellerdiensteS (Wetternmt Leip­ zig) vom 04.10.93 (so zitjert in "). 4 Vgl. KASIMIR, P.; Nu.rus, U. (1995): lsl-Zustandsbeschreibung des Reide-Einzugsgcbietes. - Hrsg.: Staatliches Amt f!lr Umweltschutt (STAU) Halle/Saale. 10 Vgl. ROCZNIK, K. (1995): Weller und Klima in Deutschland; Ein meteorologisches Jahreszeilenbuch mit nktuellen Wcuerthemen.- 3. Aufl., HirL.el-Verlag, Stuttgart. Im Durchschnill fa llen in Deutschland etwa 762 mm Niederschläge pro Jahr. Jm Vergleich der ein1.elnen Bundesländer bildet dabei das Land Sachsen-Anhalt mit 548 mm/Jahr das Schlußlicht (vgl. PFO'rzNCR , B.; KAoEN, S.; KusSMANN, S. (1994): Regionale Regenwasserbehandlungs~on?.epto!- Rcide-Gcbict (Teil 1).-WWT 1994 (4), 22-29). 11 Vgl. MOu.eR, P. (1996): Ökologische Untersuchungen im Gebiet der l~eidc . - Belegarbeit Un iv. Halle­ Wittenberg, lnst. f. Zoologie. u Vgl. 9, "Vgl. STADT HALLH (Hrsg.), (1996): Landschaftsrahmenplnn !Tallc/Saalc.; sowie LANDRATSAMT SML­ Kl!.EIS (Hn.g.), ( 1996): Landschunsrahmenplan Saal kreis. ,. Vgl. UNTERIIALTUNGSVF.RilMID ,.UkTEltE.~ SAAt..eTAL'' (Hrsg.), (1998): Nebengräben des Reide-Bachcs. - Unveröffentlichtes Material. 15 Vgl. zum gesamten Abschnlu: BOOil, J.; Vom:J., M. (1986): Das Einzugsgebiet der Reide. - Beleg­ arbeit Univ. Hallc-Wittenbcrg. Sektion Geographie.; sowie BOHMl!, H: (1995): Gewässerökologische Untersuchungen der Reide von Bra~chwitz. bis BlischclorF.- Dipl. Univ. Hallc-Willcnbcrg, lnst. f. Agrartechnik u. Landeskultur.; und Eaos, K. (1995): Gewässerökologische Untersuchw1gen der Reide im Bereich BUschdorf bis Osendorf. - Dipl. Univ. Halle-Wiueoberg, Jnst. f. Agrartechnik u. Landes­ kultur. " Zur Deutung der ein1elnen Gewässer- und Ortsnamen vgl. ElrnLER , E. ( 1957): Die Orts- und Gewässem• C> amen der Kreise Deli17.sch und Bilenburg.- Max-Niemeyer-Verlag, Halle.; sowie RlcHmR, A. (1962): c Die Ortsnamen des Saalkreises. ·Akademie-Verlag, Berlin.: und Döu., M. ( 1993): Flur- und Gewässer• CO namen des Saa lkreises und der Stadt Halle, - Hrsg.: Landratsamt Snal kreis, Halle • ..c 17 Zu Längenangaben einzelner Pllcßgcwässer vgl. 9 sowie ". c 18 ZINKE (1998; 1) gibt die Länge mit 14,3 km an. 10 Vgl. HISTORlSCtii!S Ml!ß 11SCHUI ATT (185!): 2606 Dic;,kau (Gröbers) · Maßstab 1:25.000.- llrsg.: Han­ <( delsministerium Preußen, Archiv Landesmuseum filr Arch!iologie Sachsen-Anhalt. 20 Vgl. SCitROCI>ER., S. (1997): Rcideburg- ein Ortsteil om Rande der Stadt. Limitierte Vervielf':illigung eines Originalmanuskriptes; Stadlarchiv Halle. 1 1 Alle Zahlenongaben dieses Ab$chn iues stammen, wenn nicht besonders vermerkt, aus: S7..6KELY, S. ( 1987): Kartierung ausgewählter Typen stehender Gewässer im halleschen Raum unter besonderer 125

Berücksichtigung des Nat\lr- und Landschaftsschut7.e.~. - Dipl. Univ. Halle-Wittenberg, Sekt. Geogr:.t­ phie.; Sz.AKELY, S.; ZINKP., G. (191!9): Ein Reitrdg zur Methodik der Erfnssung und Bewertung stehen­ der Gew!lsse1', dru·gestellt nn Beispielen aus dem halleschen Raum. - lloll. Jb. f. Get)wiss. Bd. 14, 107- 121.; sowie au~ ZINKE, (1998, 2) und LAU (1995, ll), 21 Vgl. MICHAilUS, H: (l988): Kmtierung ausgewählter Typen stehender Gewässer im halleschen Raum unter besonderer Berück~ichtiguo1g der Erholung. - Dipl. Univ. llalle-Wiuenberg, Sekt. Geogro~phie. 1.1 Vgl. RtctrrER, N. (1994): Gemeinde Büschdurf (Teil I)- 800 Jahre Bllschdorf.- Halle. ln LAu (1995) (vgl. LAu (1995): lchthyofaunistische Umcrsuchungen im Stadtkreis HaUe und im Saalkreis.- in: Berichte des Landesamtes für Umweltschutz (LAU) Sachsen-Anhalt, Sonderheft 2/1995, Magdeburg) finden ~ich die Angaben, daß im Restloch des Kiesabbaus 1965 und im Braunkohlerestloch üie Wasser­ ftlllung erst 1969 begann. :M Diese und ancle1'C Zahlenangaben ~um Hu feisensee vgl. ' · 13 Vgl. STADT HALU: (Hrsg.), (l997)· Zweiter Umweltbenchi der Stadt Halle. Dezernat Umwelt- und Naturschutz lhtlle. 1<1 Vgl. u. 21 Vgl. o3. "'Vgl. ?, 19 Vgl. MoRI\WE, B. (1993): Ölcologitiche Entwicklungsstudie- Tagehaurcstlochgebiet "Oscndorfer See'' - Hrsg.: Stadt Halle (Dezernat 2, Umwelt- und No turschutz). lO Vgl. LANDRATSAMT SMLKRiiiS (1996, 13). 11 Vgl. MtlTFLDWTSCHI:! Zl:lltiNII (21.07. 1999): Tm alten Friedrichsbad darf wieder gefnulcnzt werden. ll Vgl. SzE!

•• Vgl. PLURKARTR ( 1847): Flurkarte 9, Gemarkung Peißen (Saal kreis), I: 2.500, Umufnahme 1847. Abteichnung der Flurkarte von 1866 nebst Ergänzungen, Feldvergleich 1936. Hn;g.: KataSteramt Halle, Reproduktion: LVermD Snchscn-1\nhah.; sowie lltSTORtSCIIES M~ßTtSCIIBt.A1'r (1851a): 2533 Landsberg - Maßstab I :25.000. - Hrsg.: H ondel~ministerium Prettßen, Archiv Landesmuseum nlr Ar­ chäologie Sachsen-Anhalt. :111 Vgl. PI'FRNmt, H. D. (1983): Dorfkirchen im Snalkll!is (Folge 19: KJepzig)- Tagesteilung ,.Der Neue Weg" vom 09.06.83. 1 ' Vgl. Snisst:J. (1915): Post nubi la Phöbus.- in: Ka le11der für Ortsgeschichte und Heimatkunde für Hnllc, Saalkreis und Umgebung. Verlug C. 1\. Ktimmerer & Co., !lulle u. S., 50-69. 12 Vgl. KuTSCII ER , R. (1961): Geschichte der 13urg und Stadt Laodsberg (I. Teil).- Hrsg.: RaL der Stadt l ,<~ nd sberg, S.74.liineZusammenfussung der historischen Ereignisse um Reußen gibt ROnR, H. (1998): 707 Jnhre Reußen . Ortschronik, unvcrll!Tentlichl. "Vgl. flNP RF.l!Li r,N (1994): Flächennult\lllgsplan Gemeinde Reußen (2. Entwurf), S. 13. lJ Vgl. ScHROEDER, S. (1992): Noch vor 40 Jaht cn wurde hier Braunkohle gcf()rdert. in .,Wochenspie­ gel''.; ~owie St:HROEDER. S. (1992): Jahrhundertelang Transporte von Braunkoh le und Salz.- in .,Wo­ chenspiegel". n Vgl. wm gesamten Ahsehnitt: RlCflTfiJ( N. (1994, 1'}; smvie Rtat'TI'K, N. (1996): Gemeinde Büschdorf (Teil 2) - Ver;chwundene lfindliche Idylle vor den Toren der GroßstadL - Halle. $(, Vgl . .wm gesamten Abschnitt: :oo. '7 Vgl. DRFSKt;, 0 . ( 1912): llaU csche.~ Wanderbuch. - General-Anzeiger fllr Holle und den Saalkreis, Halle a.S. •w Vgl. Si!IIMSOORF, G.: GEORGE, G. (1989): Die Doppelkapelle auf der Burg Lnnd~berg. - llrsg.: Rat der Stndt L;mdsberg. ~· Vgl. ·"'. '''1 Vgl. Wilscnm, H. (1962): Feudnlburgen in den ßezl rken Halle und Magdebut'g. Hentschei-Verlag, l3crlin, S. 18 1-183. 61 Vgl. zum gesamtem Abschnitt: Nnuß, P.. (1')69}: Wllstungskunde des Sanlkrcise~ und der St:tdt Halle. • I. und 2, Heft, Hermann Böhlaus Verlng, Weimar. 61 Zu Flurnamen und dereo Deutung vgl. HISTORISCHES MEß nscuuLA·rr ( 1851b): 2532 Halle-Nord (Peters­ bcrg)· Maß5tab I :25.000. - Hrsg.: llandclsministcrinm Preußen, Archiv Landesmuseum nlr Archäolo• gie Sachsen-AnhniL: sowie Ht STORISCH~'S Mt!ß 11SOIBlATT ( 1851, 19): 1-lts'I'ORtsettes M~;ß TtstJII!LArr (185la, "); EtcttLER, E. (1983-1993): Slawi~ehe Ortsnamen zwischen Saale und Neiße (Bd. l-3).­ Domowina-Verlag, Baut:zen.; und DöLt. (1993, ••). 61 V,!!.l. Ht!RRMANN, J. (1985): Die Slawen in Deutschland.- Akademie-Verlag, ßcrlin, S. 71 IT. 6• Vgl. "· ' 5 Ocrnilsennbau wurde im Mittelalter in der Regel auf kleinen parzellenartigen FclcJem betrieben. 66 Vgl, ••. ~1 Vgl. Ul'll ( 1997): Information des Amt e.~ fllr Landwirtschaft und Flumcuordnung (ALP)- in; Proto­ koll 2. RuNDIJR TiSCH Rm m; am 05.06.97, Unvm•öiJcntlichtes Materinl des U nabhäng~gcn Instituts fiir Umweltfragen (UfU) e. V. , Halle, 6ll Vgl. LANORIITSMIT SAALKRBIS (1999); MUndliehe Mitteilung des Landr:ll~:untes Saalkreis (Dez. I, KreisplaJJ ungsumt). 69 Vgl. lO, 10 Bei einer oberschlächtigen (im Gegensatz zu einer unterschlächtigen) Wassennllhle befindet sich der Wassereinlauf oberhalb des Drehpunktes der Welle des Wasserrades. 11 Vgl. 1urn gesamten Abschnitt Bergbau: BEYER, H. (1986, 1988): Erinnerungen nn Air-Halle (Folge 142, 145, 146, 330). -Tageszeitung .,Der Neue Weg".; sowie BOGt und VooEL (1 986, ts); Ht;tNRICH, K.-0. (1998): Ammendorf- Vom Fischerdorf zur heimlichen HaupiJ>tadt des Saalkreises. - Unveröf· fentlichtes Manuskript:, Hnlle-Ammendorf.; KARGtlR, D. (1974): Die Tuge- und Tiefbaubereiche in den Stadtrandzonen des ßnllungsgcbicteS Halle-Leipzig, ihre natürlichen Eigenschaflcn, gegenwärti­ C) ge Nutzung und kllnftige Nutzungsmöglichkeiren. - Dlpl. Univ. Halle, Sekt. Geographie.; KRUMBIEG!ll. 4 c: und SeilWAR (1974, ); RrcumR (I 994, 7'); STAtrr HALt13 ( 1992): Karte des Allbergbaus und der Bergbau­ ro bercchtigungcn. - Unvcrllffentlichtes Material Llcr Stadl Halle, Sladtplanungsamt.; Szf!KCJ.V (1987, 21 } .c und WAssmutlCHTSAK'I'I! (l921): Bruckclorf Nietlebener Bergbauvet'cin - Hrsg.: Kullurbi1uamt Met-se­ burg, Archivmaterial Staatliches Amt flir Umweltsohutz (STAU) Halle. c 11 n Vgl. 8ßYER (1986, 1988, 71) sowie SZilKEL.Y (1987, ), <( n Vgl. 1). 1 • Vgl. SCt1UI.T.G6·GALU~RA (192A, ''). 11 Vgl. At vENSI.liOEN: .,ln Bruckdorf haben die F.J-lbischöfe einen Zoll über die Reide, einen kleinen allhier 30 vorbelfließenden Strom." (ohne genauerc Literaturangabe so zitiert in ScuuLrm-OAIJ.tRA (1924, ) • .,. Vgl. SOilil-TU:·GAU.ERA (1924,111); sowie KRUMBIEGEL und SCHWAll (1974; •) und SCIIRO€DI!R (1997; 111). 127 n Vgl. RtCHTfiR (1994; u). 11 78 Vgl. SZEKELY (1987; ) . 1" Vgl. \Jt'U (199!!): ßürgerbefrngu.og zur Geschichte des Reide-Bin'(;ugsgebietes.- UnvoröiTentlichtes Material des Unabhängigen lnstituts fllr Umweltfragen (U lU) c. V., llulle. 1" Vgl. TttoN, M. (1997): Die Rcide. - Unveröffentlichtes Vortragsmanuskript unter Verwendung der Dorfchronik nach Aufzeichnungen des Kantors Zorn um 1940, ßrJSl'hwilz. 1' Vgl. STADT HM.u; (1997): Haubhaltbefmgung bezUglieh der Grundwas:.erverha1tnis~c im halleschen Osten entlang der Rcide. - Unveröffentlichtes Malerial des StndtplamHlgsruntes der Stadt Halle. u Ygl. GRONFt.ÄCIIENAMT OEll STADt HALLe (1993): Ökologisches Ausbaukonzept Rcidebach - Studtge­ biet Hallo ltnd Kabelskebach - Saalkreis. PFOTZN~R et al. (vgl. ~) enniltel ton auf 8% der Einzugs­ gebiet.~flllche ei nen minieren Grundwasserflurabstand von >1,5 m. lll Vgl. SPEillOt r-Jt, R. (1972): Hydrologie und Wa~scrwirtschaft im Bereich der mlltlel'en Sa3le. - in: MDHS, G.; OaKB, E.; RosENKRANZ, E.: Halle und Umgebung. Geogr. Exkurs.. GoUta, Leiptig. u Die Plächenversiegelung durch Wohn- und Gewerbegebietsnächc41erweiterung im Reide-Einwgsgcbict zwi­ schen 1989 und 1998 beträgtca. 540 hn (vgl. Ru~lt'OI.D, D. (1999); lnterprccation von Pernerkundungsdaten - Satellitenbildanalyse der Verkehrsflüchenentwicklung zwischen Halle und Leip1jg untrr Einbc;tiehung der Siedlungs- und Gewerbenächen.- Belegarbeit Univ. Jialle, lnsL f. Gcogrnphie.). ·~ V gl. PI'OTZNwt et al. ( 1994; lU). 1!li Vgl. RICHTeR (1994, n). ., Vgl. RtCHTFR (1994, ~ . .. Vgl. WIISSI:RRECIITSAKTE (1911-1938): Regulierung des Reide-Bache.\ (Band I)- Hrsg.: Kulturbauamt Merseburg, Archivmaterial Stantlicht:S Amt fllr Umweltschutz (STAU) Halle. 19 Vgl. 2o. <1() Vgl. 19. 91 10 Vgl. ZtNKR (1998, 1'. Pfützner ct al. (1994, ) gibt die drainierte Jillichc im Rcide-Einzllgsgebict mit 25 % der Gesamtfläche an. 91 Vgl. RtCilTER (1994, Ll). 9l Vgl. WASShRI(fCHTSAKTE (1939): Beregnungsanlagen 'Reideburg-BUschdorf- Hrsg .. Kulturbauamt Mcrseburg, Archivmnterial Staatliches Amt fllr UmweltsChutz (STAU) Halle. ~>~ Vg1.1<1. 95 ZtNKJ; (1998, 1) gibt dictagliche Wasserentnuhme aus dem Hufeiserlsee mit cn. 8.000 m> an. 90 Dieerschlossene Bercgnungsfl!ichc im Rcide-Einwgsgebict betrug 1990 3.900 ha(=3 1% derGesmntfliiche). Tatsächlich wurdenjedoch nur 1.650 ha (=13 % der Gesamt fläche) beregnet (vgl. ZINKO, )998: 1). 91 Die Zuckerfnbrik in Schwoil~eh durfte 18 l/rnin K<~bel s ke-Wasser entnehmen, jedoch nur wenn die Feuerlöschteiche in Bennewitz und Senndorf ausreichend geflillt waren (vgl. WIISSERRcCHTSAK'ffi ( 1934): Zuckerfabrik Deli12sch - Hrsg.: Kulturbauamt Merseburg, Archivmaterial Staatliches Amt flir Um­ weltschutz (STAU) Holle.). Der Rohpappenfabrik vo11 Max Grassmeyer in Zwintschöna war es er­ laubt, bei ungenügender Wasserversorgung durch die Firmenbrunnen bi~ zu 1.000 1/min Wasser aus der Reide zu entnehmen. (vgl. WASSt;RRF.CHTSAKTE ( 1925): Kaufmann Ot11ssmcyer Halle- Hrsg.: Kultur­ bauamt Merseburg, Archivmatctiul Staatliches Amt filr Umweltschutz (STAU) Holle.). o& Vgl. ZINK!; (1998, 1). '19 Vgl. MAHN, H. (1985): Die Reide mit ihren Quellen und Teichen und Feuchtgebieten sowie der geolo­ gische Untergrund von Peißcn. Unveröffentlichtes Vorttagsmanuskript unter Verwendung der Auf­ zeichnungen des Lehrers Pfennig um 1900 und Siuungsprotokollen des Gcmeindenucs. Peillen. 100 Vgl. w. '0' Vgl. H OWMIINN, P. (1 942): Dorf Sccben. - Akudcmi scher Verlag, Holle. S. 54. "" Vgl. RtCHTilR (1994, ~1). IUl Vgl. 99. 101 Vgl. RlctmR (1994, D). c: •m Vgl. HwA (1998): UnverötTcntlichtes Material zur Trinkwasserver.;orgung im Rcide-Einzugsgebiet.. - Q) Hrsg.: Hallesche Wasser- und Abwasser GmbH (HWA), Halle. 0> 106 Vgl. N. c: '07 V gl. LuseR ( 1989, 6). :J .::1. tOll Vgl. STADT H111..1.1J (1930): Die Entwässenmg der Stndt Halle. Hrsg.: Magistrat der Stadt Hallo, Fritz .... Lindner Verlag, Düsseldorf. Q) ,., Vgl. n. E " 0 Vgl. WASSERRECIITSAKTfi (1925): Gemdndc Knnena- Hrsg.: Kuhurbauaml Mcrseburg, Archivmaterial c: StanUiches Amt filr Umwcltschul!. (STAU) Halle.

gende Bedingungen waren einJ.Uhalten: Einwandfrei geklartes und fünrf:tch vcrdllnntes Abwasser; Vorhandensein einer Meßvorrichtung fOr die Abwussermcnge; Mitgliedschaft in der Reide-Genossen­ schaft: Mitgliedschaft bei der F'lußwasser-Untcrsuchungsanstalt in Magdeburg und Übernahme der dadurch entStehenden Kosten {vgl. WASSBRRr,cursAICTI! (1932): Zwintscböna Saalkrci~.- Hn.g.: Kultur­ bauamt Mcrseburg, Archivmaterial Stautliebes Amt Hir Umweltschutt (STAU) H:tllc.). '" Vgl . .,._ '" Vgl. ••: 116 Vgl. ~'~. 111 Vgl. 111. 018 V~l. WASSORAKTE (1957): Reidebachrcgulierung- Hrsg.: VEB Wnsserwlrtschoft Weiße Elster, Arclliv- mntcrinl Staatliches Amt für Umweltschutz (STAU) Halle. to9 Vgl. ~6. 1:W Vgl. 11•. w Die Zuckerfabrik bei Gröbers mußte beispielsweise um 1930 für das Wasser des RUbenwaschens Klärteiche an der Straße zwischen Gröbers und OsmUnde etrichten, die er~t kUrtlieh zugeschüttet wurden (vgl. WASSERRECIITSAKTI! (1934, 97). m Vgl. 11•. ll} Vgl. ZaNKt) (1998, 1), 121 Vgl. HwA (1999): Mündliche Mitteilung der llalleschcn Wasser- und Abwasser-Gmbll.; sowie M•r• TI!LOiltrrSCilh ZEITUNG (19.05.99): Viel Frust beim lnfonnationsabend. •:t• ln der verbalen Beschreibung der Analy~energebnisse wurde auf die Verunreinigungen noch näher eingegangen. Sie bestanden vor allem aus den aus de111 Grubenwasser stammenden Kohlepartikeln, Kalzium- und Mngnesiumcarbonaten, Chloriden und Gips, sowie aus den in erster Lin ie durch Dünger• eintrag und aus häuslichen Abwässern kommenden Nitrat- und Am ononi um-Verbindungen. Außer• dem enthielt das Wassc•· große Mengen nn Bnkterien und l3nktcricnsporen (vgl. WASS~RRECIITSAKTE ( 191 3): Braunkohlewerke zu Gröbers - Hrsg.: Kultut'bauaml Merseburg, Archivmmerial Staatliches Amt flir Umwel!schurz (STAU) Halle.). 11l• Ygl. ••. 017 Vgl. 0RF..SK!! (1912, '"'). "" Vgl. m 129Vgl. II~. o.111 Vgl. WASSEltRECHTSAKTE ( 1921): ßruckdorf-Nierlebener Bergbauverein - llrsg.: Kulturbauamt Mer- seburg, Archivmaterial Staatliches Amt für Umweltschutz (STAU) }:-l~lle. Oll Vgl. ... m Vgl. 7~. m Vgl. GROfiMANN, W. (1936): Das hintorsinnige Bächlein. - Der Salzkorb. Heimatjahrbuch für Halle und den Saal kreis, so zJtiert in: Rrc1111>R ( 1996, ~s). IJ.I Vgl. 88. 13.5 Vgl. us. I JO Vgl. 11M. "'ZINKE, G. (1990): Untersuchungen zu den hydrographisch-hydrologischen VerhUilnissen und zum lundesku lturcllen Zustand ausgew1ihltcr Fließ- und Standgewässer der engeren Stadtregion Halle/Saa­ le. T'o.-Endbericht G4, Univ. Halle-Willenbcrg, lnst. f. Geographie.; sowie ZINKF (1998; 2). IJI MRW SACHSiiN-ANHALT (1997): Sachsen-Anholt Biologische Gewässergütekarte 1990 und 1995. - Hrsg.: Ministerium Hir Raumordnung. Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt. 'l't STAU (1996): Gewässergütebericht 1994/95 Regierungsbezirk Halle. Hrsg.: Staatliches 1\mt fl1r Um­ welt~chutz (STAU) Hnlle (Saale). ' 411 Vgl. Vordbinformation des Slllatllehes Amtes für Umweltschutt (STAU) Halle Lum neu erscheinen- den Gewä~sergürebericht im R.:gicrungsbct•rk Hnlle. 041 Vgl. IY. 0) ••z Vgl. sa. c 1•3 Vgl . 9 sowie ZrNKE ( 1998, a). ccs '*4 Vgl, o6. "> Vgl. Nnuß (1995, lfl), ..c. 6 19 •• Ein Großteil der In formationen dieses Kapitels Nlammt m•s einer BUrgerbefragung (vgl, ). c: 1•1 Vgl. oJ1_ <( "a Vgl. "tum gesamten Abschnitt MAHN, H. ( 1998): Die Geschichte der Reide. Unveröffentlichtes Vor- tragsmunuskripl zum 5. RuNDEN Trscu Rmoe.; sowie 99. '"" Vgl. zum gesamten Abschnitt "10. llO Vgl. 10. "' Vgl. 0RESKE (1912, s'). 129 IS'iVgl. 19, •s:t Vgl. •. l$4 Vgl. zum gesamten Knpiteh 113• ISS Vgl. 111!. 156 Vgl. Naul.l (1969, 1' 1). 1s1 Vgl. r.1. 158 Andere Beispiele sind bereits in der Geschichte der Landwirtschan erwähnt {vgl. 3.1.1.). 1511 23 Vgl. 111, 80, 119 sowie RJCIITER (1994, ). wovgl. ""· 1" 1 Vgl. ZttiiN-1\NJIALT (1998): Arten- und Biotopschuttprogramm Sachsen-AnllaiL Stadt Halle (Saale). Sonderheft 4, Ha!le/S. 174 Vgl. 61 sowie 1'1, 115 Vgl. TASCHENBERO, 0. (1909): Die Tierwelt. in: ULfi (1909, ll>ll), S. 588. ~'~6 Vgl. RAT DER STADT HAI.l.E; GßsEU~~CHAFr FÜR NATUR UNO UMWELT (1989): Bn1tvogelatlas von Hulle und Umgebung. Halle. m Vgl. 17 lh Vgl. 19, c: 186 Vgl. I J~ •• ~ ~ 181 Vgl. m. ~ (I) ' 88 Vgl. STAU (1997): Biologische Untersuchungen I Fl ießgewäs.ser.- Hrsg.: Staatliche.~ Amt t1ir Umwett·­ schu tz (STAU) Halle (Saale). E 1 ~ Vgl. S·rALr (1998): Fischbestandserfassung Goisei und Rcide-Unterlauf. - Hrsg.: Staatliches Al'nt tlir c: Umweltschutz (STA U) Halle (Saale). ~ 16 11 '>lll Vgl. KöRNrc, G. (J 998): Unveröflentlichte Daten zu Molluskenvorkommen in det Reide.; sowie ' und '"· m VgJ.'90. I92Vgl. '". , J30

'll' Vgl, ALVENSLH8llN v,, G. (1655): Topographie des Er.~:stiftes v. Magdeburg. - Mar'lin-Luther-Univer­ s1tät Halle-Wittenbetg, Handschriftensammlung. '"' Vgl. Nr:uß (1995. ~•). l?l Vgl. DRL:YHAUI'T, J. C. v. (1755): Pagus Nelitici et Nudzici oder ausführltche diplomatisch-historische Beschreibung des ... Saai-Creyses ... , ßd. JT, Halle (so zitiert in ScliAN', vgl. 41). Eine alte Karte bezeich­ nt!L den Bruckdotfer Teich als Bisehoffsteich (vgl. TorooRAPHISCHI! KArrrr. (1808): Plan der Stadt Halle nebst der t11n ihr liegenden Gegend. - Stadtarc:lüv der Stadt' Halle. lo• Vgl. '". . 191 Vgl. zum gesrunten Abschnitt: ÜEFAliRDETil BAur;>r:NKM/IU:!. (1998): Gerahrdete anudenkmale in Sach­ sen-Anhalt- Nr. 15, Schloß Dieskau, Saalkreis.- Hrsg,: Freunde der Buu- und Kunstdenkmale Sach­ sen-Anhalt e.V. 193 Die Freie Deutsche Jugend (FDJ) war die Jugendorganisation der staat~trugenden Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Sfi.D). 1 '~~~ Vgl. zom gesamten Abschnitt: DiiRR, M. (1986): Der Park zu Dieskau.- in: Beiträge zur Garten­ denkmalptlege. - Hrsg.: Kulturbund, Gesellschaft fUr Denkmalpflege, Berli11.: sowie Di\RR, M. ( 1990): Schloßpark Dieskau - Oenkmalpflegerische RahmMzielstd]llt1g. Internes Arbeitsmaterial der Gemei11de Dieskmr. Historische Beschreibungen des Dfcskauer Pa;·kes befinden sich in ~ BF.CKER, W. G. (1799): Taschenbuch für Gtll'tenfreunde. - Voß und Cornpagnie Verlng, Leipzig.; sowie in~ PASCHE (1899): Dieskau vor 100 Jahren (Nach einem Bel'icht in den Magdeburgischen Blättern vom Jahre 1790), - Kalender filr Ortsgeschichte und Heimatkunde Hrr Halle und dem Saalkreise auf L899. Verlag C. A. Kämmerer & Co., Halle a. S., 85-9 1. 200 Vgl. WASSERAKTE (J 951 ): Lnndesteichwirtschaft Dieskau - Entwurf für die Melioration der Pischtei­ che- Bauab~chnitt 1951, Hrsg.: Wasserwirtschaftsamt Merseburg, Archivnlaterial Staatliches Amt fO r Umweltschutz (STAU) Halle. 2DJ Diese und weitere Zahlenangaben vgl. 21• 202 VgL 1'1. 201 Vgl. SzEKGI.Y (1987, 2 1) sowie 19 • 2IJ.I Eine genaue Kartienrng der Umgebu ng des Großen MlihHcichcs und de.~ Osendorfer Sees befindet sich in: KERS'l'EN, E.; SPilNClLER, R. (1996): Erste Ergebnisse der hydrologisch-wasserwirtschafllichen Knrtierung von Wasserläufen im Maßstab 1:5.000. - Hall . .lahrb. Geowiss. R. A, Bd. 18, 17-32. 10~ Vgl. • 1. 206 Vgl. TOPOORAJ•HISCBR KARTI: (1840, 166). 1117 Vgl. S7..EKilLY (1987, "'). 1011 Vgl. '"· lllll Vgl. "· lJO Vgl. HISTORISCNBS MHß TISCHBLA1T (J87 l): Topographisches Kartenwerk des Deutschen Reiches. Blatt 4538 (Dieskau), Maß~tab I :25.000. - Kartensan1mlung Univ. Halle-Witlenberg, Fachbereich Geowi8senschaftcn. 1 11 VgJ. l9. 1 12 Vgl, LANPOLT, J. H.: Aus dem Reisetagebuch eines jungen ZUrichcrs 1782-1784. in: Neujnhrsblätter Nr. 16, Hrsg.: Histori$che Kol'nmission der Provinz Sachsen. I-lalle und Pfeffer 189 I, so zitiert in DMR (1990, I9'J). 113 Vgl. MARON, 11. (1998): Unveröffentlichtes Manuskript Zl!J Geschichte Dieskaus. z•• Vgl. '•. m Vgl. 79. 1 16 Arn noch existierenden Grundstein des letzten M(rhlengeb~udes lau tet eine Inschrift: ,,Erbauet 1838 von C. v. Hoffmann durch Mstr. Kuppe und Held". 211 1m GriJnordltungsplan der Gemeinde Dieskau befinde! sich eine Beschreibung der Vegetation des Dieskauer Parkcs miteinet Arten liste derverschiedenen Ptlanzenges61Jschafte.n (vgl. GeMetNDE DresKAU ( 1993): Grlln­ orcfnungsplun flir das Rcidetal zwiscben der Bundesstraße B 6 und der sUdliehen Gemarkungsgrenze Dieskau 0> unter Berücksichtigung des Parks DicskatL). Ausflihrlich wird die Vegetation im Dieskauer Park beschrie­ c: ben in: SCHWBNKB, A. (1999): Untersuchu ngen zur Geschichte, Flora und Vegetation .des Dieskauer SclJloß­ rn parks als Beitrag zu seiner zukünftigen Entwicklung,- Dipl. Univ. Hulle-Wittenberg, Jnst. f. Geoboranik, ..c 210 Vgl. GRONFLÄCII!lNAMT DBR STADT HAI.LE! (1993, Sl), 219 TrSCHL~R, P. (1993): Die Vögel im Dieskauer Park- ein Beitr'!g zur Avifauna; in: GeMEINDE DIESKAU c 217 <( ( 1993, ) sowie TrsCJiL~R. P. (1999): mdl. Mitteilung. 131 Danl{sagung

Die Erstellung der Reide-Chronil< geht auf eine Idee von Dr. Götz Meister zurück, dem wir für die Vorbereitung und die Begleitung der Arbeit herzlich danken. Die inhaltlicJ1e Gestaltung in dieser Form war nur möglich dank der zahlreichen Infor­ mationen, die wir von Bürgern aus Gemeinden im Reide-Einzugsgebiet und von Teilnehmern des RUNDtiN T JSCIIBS REmH erhalten haben. Dafür seien stellvertretend Artbur Auerbach, Heinz England, Werner Frenzel, Ludwig Herwig, Volker Leim­ bach, Horst Mahn, Wolfgang Maron, AlbertMeister (t), Kurt Pfeifer, Norbert Rich­ ter, Helmut Röhr, Helmut Rudert, Siegfried Schroeder, Manfred Thon und Heribert Wille genannt. Wissenschafllich wurde die Arbeit in erster Linie von Dr. Gtinter Zinke (Institut fiir Geographie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) begleitet, dem wir für die kritische Durchsicht des Manuskripts aufrichtig danken. Wertvolle historisch-geo­ graphische sowie historisch-botanische Hinwejse gaben Dr. Bruno Tauche und Jens Stolle. Bilder aus ihren Archiven stellten uns neben bereits genannten Personen dankens­ werterweise Erhard Lucht, Wilhelm Schaaf und Werncr Schwanit7. r.ur Verfügung.

Halle, im Oktober 1999 Dr. Hans-Werner Sonntag Manfred Döll Dr. Rene Zimmer

Die Erstellung des Buches " Reide und Kabelske - Eine Bachlandschaft im Fluß der Zeiten" wurde gefördert vom Ministerium für Raumordnung und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, der Bundesanstalt für Arbeit und der Halleschen Wasser und Abwasser GmbH. Das Unabhängige Institut für Umweltfragen (UfU) e.V.

Das UfU e. V. wurde als erstes unabhängiges umweltwissenschaftliches Institut in den neuen Bundesländern am 10. März 1990 gegründet. Das Institut hat seine Geschäftsstelle in Berlin und ein Büro in Halle sowie ca. 15 Mitarbeiter. Es ist gegliedert in die Arbeitsbereiche Um­ weltrecht, Energie, Umweltpädagogik, Umweltkommunikation und Bioindi/(ation. Mit der Institutszeitschrift "UfU-Informationsbrief" wer­ den vierteljährlich mehrere hundert Adressaten über die Arbeit des UfU und aktuelle ökologische Fragestellungen informiert.

Eine Auswahl aktueller UfU-Publikationen .cro c ~ Einmischen - rechtliche Wege der Bürgerbeteiligung Q) C> im Umweltschutz '­ ::::J Michael Zschiesche, Berlin 1996, 80 S. .c • Gesteinsabbau in Sachsen-Anhalt 1ij Rechtliche Wege der Bürgerbeteiligung beim Gesteinsabbau .c im wiedervereinigten Bergbaurecht 0 (/) Burkhard Philipp, Berlin 1998, 134 S. c Q) Cl) Cl) Abfallreduzierung an Schulen - Probleme, Projekte, Perspektiven ~ ~ Dokumentation des Workshops am 26.04.1999 in Berlin, 60 S. Q) ~ E Energ(W)ie sparen an Schulen :J Handreichung für Lehrer zur Energieanalyse und zum Energie­ management in Schulen. Berlin, Linz, London 1998, 60 S.

UfU e.V. Unabhängiges Institut für Umweltfragen

Autorenvorstellung

Dr. Hans-Werner Sonntag (36) promoviet1e nach einem Chemiestudium am Institut fiir Bodenkunde und Pflanzen­ ernälmmg der Martin-Lutl1er-Universität Halle-Wittenberg über agrarökologische Untersuchungen zum Stickstoff­ Stoffwechsel einheimischer yYildkiäuter. Seit 1998 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Unabhängigen Institut für Umweltfragen (UfU) e.V. und arbeitet zu den Themen Umweltgescbichte, Gewässerrenaturierung und ökologisch verträglicher Toutismus.

Manfred Döll (61) ist gebürtiger Hallenser und Chemieingeneur mit langjähriger Berufspraxls. In sei­ ner Freizeit forscht er seit Jalm:ehnten zur Geschichte des Saalkreises mit den Schwerpunkten Siedlungs­ geschichte, Orts- und Flurnamendeutung sowie Wüstungskunde. Er ist Mitglied der Gesellschaft für Na­ menkunde an der Universität Leipzig. Von 1998 bis 1999 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Unabhängi• gen Instituts fiir Umweltfragen (UfU) e.V. in Halle.

Dr. Rene Zimmer (31) ist promovierter Biologe und So­ ziologe. Zwischen 1994 und 1998 arbeitete er im Be­ reich Streß- und V~rbilltensforschung der Martin-Luther- · Universität Halle-Wittenberg. Seit 1998 ist er Wissen­ schaftlicher Mitarbeiter des Unabhängigen Instituts fur Umweltfragen (UfU) e.V. in Halle und widmet sich sozialökologischen Fragestellungen. Seine Kompeten­ zen liegen in den Bereichen Kommunikationsberatung und Konfliktmanagement