Frauen Gegen Hitler
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Martha Schad Frauen gegen Hitler Schicksale im Nationalsozialismus Der Abdruck des Gedichts „Memento» von Mascha Kaléko, entnommen aus: Mascha Kaléko, Verse für Zeitgenossen, Verlag Eremiten-Presse, Düsseldorf 1978, erfolgte mit freundlicher Genehmigung von Gisela Zoch-Westphal. Meinen Enkelkindern Maximilian und Magdalena Epp Umwelthinweis: Dieses Buch und der Schutzumschlag wurden auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Einschrumpffolie – zum Schutz vor Verschmutzung – ist aus umweltverträglichem und recyclingfähigem PE-Material. Ungekürzte Lizenzausgabe der RM Buch und Medien Vertrieb GmbH und der angeschlossenen Buchgemeinschaften Copyright © 2001 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München Umschlag- und Einbandgestaltung: Bille Fuchs Umschlagfotos: AKG Berlin (links), Humboldt Universität Berlin (Mitte), Erich Maria Remarque Gesellschaft (rechts), Ullstein Bilderdienst (2. v. links, 2. v. rechts, Hintergrund) Satz: Gramma GmbH, München Druck und Bindung: Wiener Verlag, Himberg Printed in Austria 2001 Buch-Nr. 01008 2 www.derclub.de Eingescannt mit OCR-Software ABBYY Fine Reader INHALT Vorwort und Dank ........................................................................... 9 HITLERS FRÜHE GEGNERINNEN ............................................ 11 Constanze Hallgarten .................................................................... 13 Dorothy Thompson ........................................................................ 51 Bella Fromm .................................................................................... 91 WIDERSTAND IM KRIEGSALLTAG ....................................... 125 Elfriede Scholz .............................................................................. 127 WIDERSTANDWIDERWILLEN ................................................ 143 Elisabeth von Thadden ................................................................ 145 Hanna Solf und ihre Tochter Lagi Gräfin von Ballestrem ...... 169 POLITISCHER WIDERSTAND .................................................. 201 Liselotte Herrmann, Hilde Coppi, Lina Haag – Mütter im Wider- stand ............................................................................................... 203 Mildred Fish-Harnack – Kommunistischer Widerstand ......... 221 Frauenaufstand in der Rosenstrasse in Berlin – Widerstand gegen die Deportation jüdischer Ehemänner ...... 238 WIDERSTAND IM KREISAUER KREIS ................................... 259 Marion Gräfin Dönhoff ................................................................ 261 Die Frauen der Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944 ......... 275 STUDENTISCHER WIDERSTAND .......................................... 289 Sophie Scholl ................................................................................. 291 ANHANG ..................................................................................... 329 Anmerkungen ............................................................................... 331 Literaturverzeichnis ..................................................................... 351 Personenregister ........................................................................... 360 Bildnachweis ................................................................................. 368 VORWORT UND DANK Bereits in der Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus und der Umgestaltung Deutschlands zu einem totalitären Staat gab es Frauen, die Hitlers politische Fähigkeiten nicht nur bezweifelten, sondern auch den Mut hatten, ihn und sein Regime zu kritisieren, gegen ihn zu opponieren und sich letztlich in den Widerstand zu begeben. Die Frauen hatten die Folgen zu tragen: Berufsverbot, Ausweisung aus dem Deutschen Reich oder erzwungene Aus- wanderung, die im Grunde eine Flucht war. Viele Frauen wurden Opfer brutaler Verfolgung, wurden inhaftiert, kamen in Sippen- haft oder endeten unter dem Fallbeil. In den Jahren 1934 bis 1944 fanden 11‘900 Hinrichtungen im Deutschen Reich statt – nicht ein- bezogen die Militärgerichtsurteile und nicht die Tötungshandlun- gen der SS sowie die Ermordung von Juden. Unter den knapp 12‘000 Hingerichteten der Hitlerzeit befanden sich fast 1‘100 Frauen; meist sind sie unbekannt geblieben. Die für dieses Buch ausgewählten Frauen stehen auch für die Namenlosen, die keine Möglichkeit hatten, sich schriftlich zu äussern, und doch nicht ver- gessen werden dürfen. Frauen leisteten Widerstand gegen das na- tionalsozialistische Regime, das in alle Lebensbereiche eindrang. Sie beteiligten sich auf unterschiedlichen Gebieten, sei es aus poli- tischen, weltanschaulichen Gründen, oder sie agierten aus einer zutiefst humanitären Haltung heraus. Frauen als Einzelkämpfe- rinnen, als Kämpferinnen im organisierten Widerstand oder als Ehefrauen, deren widerstandsähnliches Verhalten wichtige Hilfe- stellung für ihre Männer bedeutete. In der Bundesrepublik fokussierte sich die Forschung über den Widerstand lange Zeit auf das Geschehen um den 20. Juli 1944 so- wie auf die Mitglieder der Weissen Rose. In der DDR konzentrier- 7 te man sich auf kommunistische Widerstandsgruppen, die einen sehr hohen Frauenanteil aufwiesen. Forschungen, die sich explizit mit den Tätigkeiten von Frauen in Widerstandsgruppen ausein- andersetzten, begannen hier wie dort sehr spät. Allmählich gelangten Historiker zu der Ansicht, dass die Be- hauptung vom «Widerstand ohne das Volk» so nicht zutraf und man durchaus von einem «Widerstand durch das Volk» sprechen konnte. Die Widerstandsdefinition lautet heute: Unter Widerstand wird jedes aktive oder passive Verhalten verstanden, das die Ab- lehnung des NS-Regimes oder eines Teilbereichs der NS-Ideologie erkennen lässt und mit gewissen Risiken verbunden war. Die Zeit der Ausgrenzung bestimmter Widerstandsgruppen ist vorbei. Es ist auch nicht möglich, die im Widerstand Tätigen streng in Kate- gorien einzuteilen, die Übergänge sind fliessend. Es wurde versucht, in Lebensskizzen Dimensionen einer Entschei- dung deutlich werden zu lassen, die die Zeitgenossen nur selten verstanden oder verstehen wollten und deren Voraussetzungen sich die Nachgeborenen immer neu vor Augen zu führen haben. Liberias Schulze-Boysen schrieb kurz vor ihrer Hinrichtung an ihre Mutter: «Wenn ich Dich um eine Sache bitten dürfte, so er- zähle allen, allen von mir. Unser Tod muss ein flammendes Signal werden.» Ich danke allen Personen sehr herzlich, die mich bei diesem Buch- projekt hilfreich mit Rat und Tat unterstützten, mir Familiendoku- mente und Fotos überliessen, hier vor allem Dr. Marion Gräfin Dönhoff, Johannes Graf von Ballestrem, Dr. Hans Coppi, Lina Haag, Dr. Almut Meyer, Lonny von Schleicher, Isa Vermehren rscj. Von den besuchten Archiven steht an erster Stelle das Institut für Zeitgeschichte in München. Hier bedanke ich mich bei allen, die mir hilfreich zur Seite standen, ganz besonders bei Dr. Elke 8 Fröhlich und Dr. Hermann Graml. Ebenso danke ich Franz J. Mül- ler, dem Vorsitzenden der «Weisse Rose Stiftung» in München. Ich danke Lothar Wekel für die Aufnahme meiner Arbeit in das Verlagsprogramm sowie Johann Lankes und Judith Schulte für ihre umsichtige Lektoratsarbeit. Danken möchte ich auch meinem Mann für seine kritische Begleitung und intensive Mitarbeit. Eine wertvolle Erfahrung, die ich machen durfte, ist die Tatsa- che, dass all jene Frauen, die das Grauen des Dritten Reiches – diese von Menschen für Menschen geschaffene Hölle – miterleben mussten, den Blick offen haben für die anderen Frauen, die noch mehr erleiden mussten als sie selbst: «Aber was ist schon mein Er- leben gegen den schrecklichen, einsamen Tod meiner Kameradin- nen», sagt Lina Haag. Augsburg, 20. März 2001 9 HITLERS FRÜHE GEGNERINNEN CONSTANZE HALLGARTEN «Einen so simplen, halbgebildeten Schreier hatte ich nicht erwartet – ich hatte den ehrlichen Willen, wenn mir etwas imponieren sollte, das zuzugeben, mich quasi einnehmen zu lassen. Dass man mir das Gegenteil – die ehrliche Missachtung - so leicht machen würde, war erstaunlich.» CONSTANZE HALLGARTEN ÜBER HITLER Adolf Hitler hatte sich im Mai 1913 entschieden, Österreich zu ver- lassen und ins Königreich Bayern zu übersiedeln. Die Münchener Atmosphäre war sicher nicht schuldlos an Hitlers Vorliebe für diese Stadt. 1924 schrieb er in seinem Buch Mein Kampf: «Am mei- sten zog mich die wunderbare Vermählung von urwüchsiger Kraft und feiner künstlerischer Stimmung, diese einzige Linie vom Hofbräuhaus zum Odeon, Oktoberfest zur Pinakothek usw. an. Dass ich heute an dieser Stadt hänge, mehr als an irgendeinem an- deren Flecken Erde auf dieser Welt, liegt wohl mitbegründet in der Tatsache, dass sie mit der Entwicklung meines eigenen Lebens un- zertrennlich verbunden ist und bleibt; dass ich aber damals schon das Glück einer wahrhaft inneren Zufriedenheit erhielt, war nur dem Zauber zuzuschreiben, den die wunderbare Wittelsbacher Residenz auf jeden nicht nur mit einem rechnerischen Verstände, sondern auch mit gefühlvollem Gemüt gesegneten Menschen aus- übt.»1 Hitler wurde am 31. März 1920 aus der Reichswehr entlassen. Der berufslose Soldat war schon 1919 der von Anton Drexler ge- gründeten Deutschen Arbeiterpartei beigetreten. Nach schweren innerparteilichen Auseinandersetzungen liess er sich am 29. Juli 13 HITLERS FRÜHE GEGNERINNEN 1921 zum Ersten Vorsitzenden der Nationalsozialistischen Deut- schen Arbeiterpartei wählen. Die Umbenennung der Partei hatte er schon 1920 durchgesetzt. Die NSDAP war im damaligen Mün- chen «eine völkisch-nationalistische Gruppe unter vielen und bei weitem nicht die stärkste; dank ihres Motors und Agitators Hitler übertraf sie die anderen