LANDTAG RHEINLAND-PFALZ Drucksache 15/ 15. Wahlperiode 4608 10. 05. 2010

Unterrichtung durch den Präsidenten des Landtags

Berichte zur Information über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der in der ARD zusammengeschlossenen Landesrundfunkanstalten, des ZDF und des Deutschlandradios (§ 5a Abs.1 Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag)

Inhaltsverzeichnis

Seite

Bericht der in der ARD zusammengefassten Landesrundfunkanstalten ...... 2

Bericht des ZDF ...... 45

Bericht des Deutschlandradios ...... 120

Nach § 5 a Abs. 1 des Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrages dem Präsidenten des Landtags mit Schreiben des Vorsitzenden der ARD vom 27. April 2010, Schreiben des Intendanten des ZDF vom 28. April 2010 und Schreiben des Intendanten des Deutschlandradios vom 6. Mai 2010 zu- geleitet. Der Präsident des Landtags hat gemäß § 66 Abs. 1 und 2 GOLT im Benehmen mit den Frak- tionen die Drucksache an den Ausschuss für Medien und Multimedia überwiesen.

Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 1. Juni 2010 Drucksache 15/4608 Landtag Rheinland-Pfalz – 15.Wahlperiode

Bericht der in der ARD zusammengefassten Landesrundfunkanstalten

Schreiben des Vorsitzenden der ARD vom 27. April 2010 an den Präsidenten des Landtags: Wie in § 5 a Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag vorgesehen, erstatten die Landes- rundfunkanstalten der ARD, das ZDF und das Deutschlandradio alle zwei Jahre – jeweils im Anschluss an den Bericht der KEF – einen eigenen Bericht über ihre wirt- schaftliche und finanzielle Lage. Der beigefügte Bericht der ARD-Landesrundfunkanstalten schließt sich an den 17. KEF-Bericht an, der am 25. Januar 2010 veröffentlicht wurde. Die Darstellung beginnt mit einer abgestimmten, gemeinsamen Erklärung von ARD, ZDF und DRadio. Hierauf folgt der ARD-Teil. Dieser beschreibt die finanzielle IST- Situation, die vergangene Entwicklung der Gebühreneinnahmen und eine Prognose über die Entwicklung der Gebühreneinnahmen (Kapitel 1 bis 4). Die programm- lichen und technischen Herausforderungen für die nächsten fünf bis zehn Jahre wer- den in Kapitel 5 beschrieben. Auf den Beitrag der ARD zur Bewältigung der finan- ziellen Herausforderungen wird in Kapitel 6 geschaut, während die Grundanforde- rungen an ein neues Finanzierungssystem in Kapitel 7 beschrieben werden. Der Be- richt endet mit einem Versprechen der ARD gegenüber der Öffentlichkeit (Kapi- tel 8). Eine Übersicht über wesentliche Geschäftszahlen des Jahres 2008 im Zusammenhang mit den Ergebnissen des 17. KEF-Berichts erfolgt, ebenso wie ein Überblick über die Gemeinschaftsprogramme und -aktivitäten von ARD, ZDF und DRadio durch den Anhang.

Peter Boudgoust

2 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

I. Präambel: Gemeinsame Erklärung von ARD, Deutschlandradio und ZDF 3

II. Bericht der ARD 5

1. FinanzielleSituationderARD 5

2. PositionderARDzum17.KEFBericht 6

3. EntwicklungderGebühreneinnahmenbis2012 7

4. PrognosebiszumJahr2020aufBasisdesjetzigenGebührensystems 10

5. ProgrammlicheundtechnischeHerausforderungenfürdieARDindennächsten fünfbiszehnJahren 11

FragmentierungderMediennutzung–RingenumAufmerksamkeit 12 Generationenabrissverhindern 12 HDTV 13 DigitalesRadio 13 QualitätistmehralsInhalt 14 DemGemeinwohlverpflichtet 14

6. BeitragderARDzurBewältigungderfinanziellenHerausforderungen 14

FinanzausgleichundStrukturausgleich 14 MöglichkeitenundGrenzenvonKooperationen 16 RationalisierungsmaßnahmenderARD 18

7. GrundanforderungenaneinneuesFinanzierungssystem 20

8. VersprechenderARDandieÖffentlichkeit 21

III. Anlage zum Bericht der ARD 1

1. WesentlicheGeschäftszahlenderARDimPlanungszeitraumbis2012 1

ErgebnisdesJahres2008 1 Erträge 1 Aufwendungen 5 Entwicklungsbedarf/Projekte 7 Sachinvestitionen 9 Bilanzkennzahlen 10

2. GemeinschaftsprogrammevonARDundZDF 11

Phoenix 11 3sat 12

1 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

Kinderkanal(KI.KA) 13 EuropäischerKulturkanalARTE 14

3. GemeinsameAktivitätenvonARD,DeutschlandradioundZDF(einschließlichTochter undBeteiligungsgesellschaften) 15

Degeto 15 SportA 15 IRT 16 ARD/ZDFMedienakademie 17 DeutschesRundfunkarchiv(DRA) 17 GEZ 18

2 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

I. Präambel: Gemeinsame Erklärung von ARD, Deutschlandradio und ZDF Nach§5aRundfunkfinanzierungsstaatsvertrag(RFinStV)erstattendieinderARDzusammen geschlossenen Landesrundfunkanstalten, das ZDF und das Deutschlandradio alle zwei Jahre jeweilszeitnahnachVorliegendesBerichtsderKommissionzurErmittlungdesFinanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) nach §3Abs.8RFinStV allen Landesparlamenten einen schriftli chenBerichtzurInformationüberihrewirtschaftlicheundfinanzielleLage.NachdemdieKEF inzwischenihren17.Berichtveröffentlichthat,berichtendieRundfunkanstaltenhiermitzum fünftenMaleindiesemRahmen.DervorliegendeBerichtzieltauchdaraufab,denAbgeordne tenallerLänderparlamenteBasisinformationenzurVerfügungzustellen,diebeiderVorberei tungvonanstehendengesetzlichenWeichenstellungenhilfreichseinkönnen. Der17.KEFBerichtist ein Zwischenbericht, durch den die mit dem11.Rundfunkänderungs staatsvertrag (RFÄndStV) bis Ende 2012 festgelegte Rundfunkgebühr von 17,98 € pro Teil nehmerundMonatnichtberührtwird.ZieldiesesBerichtesistes,imWegeeinerZwischen bilanzfestzustellen,obdiederzeitigeRundfunkgebührdemFinanzbedarfbisEndederGebüh renperiodeentspricht.ImErgebnisstelltdieKEFfest,dassdieRundfunkanstaltendielaufende GebührenperiodemiteinemausgeglichenenErgebnisabschließenkönnen. VordemHintergrundderdurchdieDigitalisierungausgelöstenVeränderungenhatdiedeut scheMedienpolitikdieRahmenbedingungenfürdenöffentlichrechtlichenRundfunkweiter entwickelt.InderdigitalenWeltwerdenARD,ZDFundDeutschlandradionurdannihrenpubli zistischenAuftragweiterhinerfüllenkönnen,wennsieinderLagesind,ihreAngeboteandie verändertenKommunikationsformenundNutzererwartungenanzupassen.Dieserforderteine KombinationvonlinearenundnichtlinearenAngebotsformen,vonherkömmlichemRundfunk und Internet.Mit seinem Urteil vom 11. September 2007 hat das Bundesverfassungsgericht dieTeilhabedesöffentlichrechtlichenRundfunksankünftigenEntwicklungenbestätigtund explizitdessenRolleundBedeutungfürdiepublizistischeVielfaltgeradeinderdigitalenMe dienweltsowohlindenBereichenFernsehenundRadioalsauchimOnlineBereichhervorge hoben. Mit dem am 1.Juni2009 in Kraft getretenen 12. RFÄndStV wurden die medienpolitischen Rahmenbedingungen für die öffentlichrechtlichen Rundfunkanbieter angepasst und somit auchdieVorgabenausdemeingestelltenBeihilfeverfahrenderEUKommissioninnationales Rechtumgesetzt.DabeigehendiedarinformuliertenAuflagenzumTeildeutlichüberdashin aus,wasvonderEUKommissioneinschränkendvorgesehenwar.InsbesonderedieVorgabezu denDigitalenZusatzangeboten,denTelemedienunddenkommerziellenAktivitätenlegendie Grenzen für den Bestand und die Entwicklung des öffentlichrechtlichen Rundfunks in den kommendenJahrenfest. DieNeuregelungderdigitalenKanäleknüpftanderErkenntnisan,dassimRahmenderDigita lisierungdieZahlderempfangbarenKanäledeutlichzugenommenhatundweiterzunehmen wird,mitderFolgeeinerspürbarenZuspitzungdesWettbewerbsdrucksunddesFragmentie rungsprozesses.DieimmerstärkerdivergierendenNutzungsgewohnheitenderRundfunkteil nehmerinnen und Rundfunkteilnehmer erfordern eine strategische Weiterentwicklung und damiteinebreitereAusrichtungderöffentlichrechtlichenRundfunkanbieteraufdiedigitale Zukunft.EntsprechendderBeauftragungdurchden12.RFÄndStVentwickelnARDundZDFzu diesemZweckeihrebestehendenDigitalkanäleindemvonderKEFvorgegebenenFinanzrah menschrittweisezueinemumfassendendigitalenProgrammbouquetfort,sodassInformati ons und Kulturinteressierte ebenso wie das junge Publikum angesprochen werden können. DarüberhinausumfasstdieBeauftragungdes12.RFÄndStVfürDeutschlandradioeindrittes Vollprogramm,dasausschließlichdigitalzuverbreitenist. EinweiteresKernelementdes12.RFÄndStVistdienähereDefinitiondesAuftragsdesöffent lichrechtlichen Rundfunks hinsichtlich der Ausstrahlung von Fernseh und Hörfunkpro grammensowiedesAngebotsdersogenanntenTelemedien.HierunterfallenSendungenüber 3 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______ dasInternetundsendungsbegleitendeOnlineAngebotesowieausschließlichimInternetver breiteteöffentlichrechtlicheHörfunkprogramme.DassdiesenAngeboteneinebesondereBe deutungfürdassoziale,demokratischeundinsbesonderekulturelleLebeninDeutschlandzu kommt,wirdauchvonderEUKommissionbeiihrenAusführungenzurRundfunkfinanzierung anerkannt.DerneueStaatsvertragsiehthierzuu.a.dieDurchführungeinesDreiStufenTests fürdiegesamtenTelemedienangebotevonARD,ZDFundDeutschlandradiovor,mitdemfest gestelltwird,obeinneuesodergrundlegendgeändertesAngebotvomFunktionsauftragdes öffentlichrechtlichenRundfunksumfasstist,inwelchemUmfangdasAngebotausqualitati verHinsichtzumpublizistischenWettbewerbbeiträgtundwelcherfinanzielleAufwanddamit verbundenist.FürdieöffentlichrechtlichenRundfunkanbieterundderenGremienistinsbe sondere die nachträgliche Durchführung des DreiStufenTests für die bereits bestehenden TelemedienangebotemiteinemerheblichenVerwaltungsaufwandundbeträchtlichenzusätz lichenKostenverbunden. DerdritteRegelungskomplexdes12.RFÄndStVbetrifftdieTransparenzundKontrollederBe tätigungendesöffentlichrechtlichenRundfunksimkommerziellenBereich.UmdenTranspa renzvorgabenderEUKommissionausdemBeihilferechtRechnungzutragen,wurdendaher allemaßgeblichenkommerziellenTätigkeitenineigenständigeprivatrechtlicheTochtergesell schaftenausgegliedert.AufdieseWeiseistsichergestellt,dassbeikommerziellenTätigkeiten eineQuersubventionierungdurchRundfunkgebührenausgeschlossenist,dadieseTätigkeiten unterMarktbedingungenerbrachtwerdenmüssen. Damit sind aber die rundfunkpolitischen Weichenstellungen für die Zukunft der öffentlich rechtlichenRundfunkanbieterkeineswegsumfassenderfolgt.AufGrundderdemographischen Entwicklung und der damit einhergehenden zurückgehenden Bevölkerungszahl in Deutsch landwirdeslangfristigzueinerVerminderungderGebührenzahlerkommen.DiesePrognose wird derzeit zusätzlich durch die unsichere wirtschaftliche Zukunft der Gebührenpflichtigen verschärft.GleichzeitigsinktdieAkzeptanzfürdieGebührinsbesonderebeiderjüngerenBe völkerung.VerstärktwirddieserTrendinfolgedertechnischenEntwicklungderletztenJahre durchdieKonvergenzvonmultifunktionalenGeräten,welcheauchRundfunkempfangenkön nen(InternetPC,Mobiltelefon,Navigationsgerätetc.). VordiesemHintergrundplanendieLänderdasderzeitigeSystemderRundfunkgebührenfinan zierung zu modifizieren. Zurzeit stehen zwei Modelle einer künftigen Rundfunkgebührenfi nanzierung in der Diskussion: Zum einen eine geräteunabhängige Haushalts und Betriebs stättenabgabe,zumandereneinegeräteabhängigevereinfachteRundfunkgebühr. Ziel ist es, die Rundfunkfinanzierung so auszugestalten, dass der von der KEF ermittelte Fi nanzbedarfauchzukünftigabgedecktwerdenkann,ohnedassbeiderErhebungfinanzverfas sungsrechtlicheProblemeentstehen.AusSichtdesöffentlichrechtlichenRundfunksmussdas künftigeModellaufkommensneutralseinundsollteeinehöhereAkzeptanzinderBevölkerung etablieren.NochindiesemJahrsolleineEntscheidungdarübergetroffenundstaatsvertraglich umgesetztwerden,mitwelchemModelldenzukünftigenHerausforderungenambestenbe gegnetwerdenkann. DieseÜberlegungenzurReformderRundfunkfinanzierungkönnenauchdurcheinneuesGe schäftsmodell der kommerziellen Rundfunkunternehmen beschädigt werden. So planen die RTLGroupunddieProSiebenSat.1MediaAGimRahmenderEinführungdeshochauflösenden Fernsehens(HDTV),ihreHDProgrammezuverschlüsselnundnacheinerkurzenTestphasenur gegenZahlungeinermonatlichenGebührzugänglichzumachen.Dabislangallekommerziel len FreeTVAngebote unentgeltlich und ohne große technische Hürden empfangbar waren, verunsichertdasneueSystemdieZuschauerinnenundZuschaueralsquasi„zweiteFernseh gebühr“zurEtablierungvonHDTV.ObdasneueGeschäftsmodellvondenKonsumentenan genommenwird,istderzeitoffen.

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AufdemWegindasdigitaleZeitalterstellensichARD,ZDFundDeutschlandradiodenneuen Herausforderungen, um auch in Zeiten des medienpolitischen Umbruchs als eine wichtige publizistische Stimme in der digitalen Medienwelt weiterhin die Teilhabe aller Be völkerungsgruppen an der Informationsgesellschaft zu ermöglichen, Orientierungshilfe zu bietenunddietechnischeundinhaltlicheMedienkompetenzüberalleGenerationenundvon MinderheitenimGanzenzufördern.WieindenJahrenzuvorerfolgreichpraktiziert,wirdder öffentlichrechtliche Rundfunk in der inzwischen unüberschaubaren Flut von Informationen mit seinem qualitativen Beitrag zur demokratischen Willensbildung, zur gesellschaftlichen IntegrationundinsbesonderezurKulturauchzukünftigeinzuverlässigerGarantfürQualität sein.

II. Bericht der ARD

1. Finanzielle Situation der ARD

DieErstellungdes17.KEFBerichtserfolgtevordemHintergrundeinerkonjunkturellnachwie vor schwierigen Situation. Auch die ARD bleibt von der Finanzmarkt und Wirtschaftskrise nicht verschont. So erwarten die ARDAnstalten in der laufenden Gebührenperiode 2009 – 2012mehrals350Mio.€wenigerEinnahmenalsvonderKEFim16.Berichtvorgesehen.Zum 17.KEFBerichthabendieARDAnstalteneineSteigerungsratederGesamterträgeimZeitraum 2005–2012vondurchschnittlich0,4%p.a.angemeldet. ImBetrachtungszeitraumbis2012plantdieARDbeideneinzelnenAufwandsartendurchweg mit sehr moderaten Steigerungsraten. In Summe haben die ARDAnstalten zum 17. KEF BerichteineSteigerungsratederGesamtaufwendungenimZeitraum2005–2012vondurch schnittlich1,1%p.a.angemeldet.DieseniedrigenRatenzeigendieintensivenSparanstren gungenderARDAnstalten,dienichtzuletztvoneinemfortgesetztenPersonalabbaugeprägt sind. DienachfolgendeGrafikveranschaulichtdiemoderateSteigerungderGesamtaufwendungen derARD.DieGrafikzeigtgleichzeitigauch,dassdasZDFmiteinerfastdoppeltsohohenStei gerungsrateinHöhevon2%kalkuliert.DasDeutschlandradiogehtvon1,8%aus.

Entwicklung Gesamtaufwendungen 2005 - 2012 *

20 ZDF ∅ 2,0%p.a. Veränderung 15 DRadio ∅ 1,8%p.a. in% 10 ARD ∅ 1,1%p.a. 5

0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

*DurchschnittlicheEntwicklungderGesamtaufwendungenimZeitraum20052012, lt.Anmeldungenzum17.KEFBericht(vgl.17.KEFBericht,Tz.38)

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AngesichtsderzuerwartendenMindereinnahmenverbleibtderzeitbiszumEndederlaufen denGebührenperiodeeinedeutlicheFinanzierungslücke.DieARDgehtderzeitdavonaus,die seLückebisEnde2012zuschließen,wasauchvonderKEFnichtinFragegestelltwird(Tz.416). DieEntwicklungderAufwendungenwirdsichdadurchweiterabflachen. GegenläufigeEffektewerdendagegendurchdasBilanzrechtsmodernisierungsgesetz(BilMoG) verursacht. Hierdurch kommt es zu Mehraufwendungen im dreistelligen MillionenEuro Bereich, insbesondere bei der Altersversorgung. Diese Mehraufwendungen konnten in der Anmeldungzum17.KEFBerichtnichtmehrberücksichtigtwerden,dadasGesetzzudiesem Zeitpunkt noch nicht beschlossenwar. Das BilMoG ist verbindlich spätestens ab2010anzu wenden. Gleichwohl bleibt das finanzwirtschaftlicheZielder ARD,einausgeglichenes Ergebnis in der laufendenGebührenperiodezuerreichen.DiesesZielwirdjedochnichtüberzusätzlicheWirt schaftlichkeits und Rationalisierungsmaßnahmen möglich sein. Hierfür bedarf es vielmehr auchprogrammlicherEinschränkungenundVerzichte.BereitsjetztisteinRückgangderErst sendeminutenbeimErstenundbeidenDrittenProgrammenderARDzukonstatieren(Tz.54; Erhebungszeitraum1999–2008). Angesichts der finanziellen Situation der ARDAnstalten können neue Aufgaben nur durch UmschichtungenbestehenderEtatsrealisiertwerden.Diesgiltauchfürneueoderveränderte Telemedienangebote. Vor diesem Hintergrund gilt deshalb die Devise: Umbau statt Ausbau. Eine ungezügelte Expansion der ARD, wie sie bisweilen von kommerziellen Wettbewerbern suggeriertwird,istschonangesichtsderfinanziellenRahmenbedingungenderARDnichtmög lich.

2. Position der ARD zum 17. KEF-Bericht InsgesamtsiehtdieARDihrefinanzielleSituationbis2012durchdieKEFalsimWesentlichen zutreffendbewertet.AuchdieKEFerwartetinderlaufendenGebührenperiodeMindererträge imVergleichzumgebührenrelevanten16.Bericht.AllerdingsbietensichdenRundfunkanstal tennachAuffassungderKEFauchChancen,dieseMindererträgezubegrenzen.Ausgemein samer Sicht von ARD und KEF bestehen aber auch Risiken. Hierzu zählen beispielsweise die weiterenAuswirkungenderFinanzmarktundWirtschaftskrise,diedurchdasBilMoGentste hendenAufwendungenbeiderAltersversorgungodermöglicheErtragsausfälleimVorfeldder EinführungeinesneuenGebührenmodells. IneinigenPunktengibtesnachwievorAuffassungsunterschiedezwischenderARDundder KEF.Hierzugehörtinsbesonderederbis2012vonderKEFerwartetezusätzlicheAbbauvon300 Stellen.BeiderAltersversorgungbewegtsichdieKEFimHinblickaufdieanzuwendendenAb zinsungssätze auf die Position der ARD zu. Diese beiden Themen werden nachfolgend kurz erläutert. • Abbauvon300Stellenbzw.Einsparungvon50Mio.€bis2012 DieARDbautimZeitraumvon1993–2012mehrals4.000StellenimBestand(bzw.16%)so zialverträglichab.UngeachtetdessenerwartetdieKEFinderlaufendenGebührenperiodeeine weitereReduzierungvon300Stellen,verbundenmiteinerKostenreduzierungvon50Mio.€ bis2012. DieseVorgabederKEFbedeuteteineEinflussnahmeaufdieProduktionsundLeistungsprozes sederARD.DieARDhatgegenüberderKEFdeshalbdaraufverwiesen,dassdieRundfunkan staltenbzw.derenGremienselbstambestenüberihrejeweiligenBudgetundStellenplanun genentscheidenkönnen.BeidiesenEntscheidungenstehennebenprogrammlichenAspekten insbesondere Fragen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit im Mittelpunkt. Ein Abbau von StellenkannimErgebnisauchproduktivitätsminderndsein. 6 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

UngeachtetdiesergrundsätzlichenBedenkenhatdieARDderKEFzugesichert,dievonihrer wartetePersonalkostenreduzierungvon50Mio.€bis2012durcheineReduzierungimerwei tertenPersonalaufwandumzusetzen.Allerdingsist–wiebeimZDF–auchbeiderARDeine konkreteDarstellungderEinzelmaßnahmenzurzeitnochnichtmöglich.FürdenGebührenzah lerbedeutetdies,dassdieARDdiefinanziellenVorgabenderKEFinsgesamterfüllenunddie entsprechendenMaßnahmenmitBlickaufdieerforderlicheSparsamkeitumsetzenwird. • AufwendungenfürdieAltersversorgung DieKEFhatdievonderARDerzieltenErgebnissebeiderReformderAltersversorgungssysteme in der Vergangenheit positiv hervorgehoben. Hierdurch werden allein im Zeitraum 2009 – 2012EinsparungenimdreistelligenMillionenEuroBereicherreicht.Demgegenüberwirddie AnwendungdesBilMoGzuerheblichenkalkulatorischbedingtenMehraufwendungenführen. SchondieBerücksichtigungeineslangfristigenGehaltstrendswirddieAltersversorgungsrück stellungendeutlicherhöhen. Den ARDAnstalten stehen allerdings keine finanziellen Mittel zur Verfügung, um die De ckungsstöckeinentsprechendemUmfangzusätzlichzudotieren.Entsprechendderdurchdas BilMoGverursachtenbilanziellenMehraufwendungenwirdsichdeshalbdieDeckungsstocklü ckederARDAnstaltenbisEnde2012erhöhen(Tz.163).AusdiesemGrunderscheinteineFort führung der Sonderregelung zur Schließung der ARDDeckungsstockregelung (25Cent Regelung)überdasJahr2016hinausausSichtderARDunumgänglich. PositivbewertetdieARDSignalederKEF,wonachsichdieKommissionbeiderBeurteilungder Altersversorgungsrückstellungen zukünftig am Handelsrecht und somit an den Regelungen desBilMoGorientierenwird.IndieserFragebewegtsichdieKEFaufdiePositionderARDzu.In derAnmeldungzum17.KEFBerichthabendieARDAnstalteninderAltersversorgunggrund sätzlich die gleichen Abzinsungssätze zu Grunde gelegt wie zur Anmeldung zum 16. KEF Bericht(5,25%). Im 17. Bericht spricht dieKEF auch dieVerteilung der zweckgebundenen Altersversorgungs mittelinnerhalbderARDan.EineNeuverteilungdieserMittelhätteweitgehendeKonsequen zen,wobeidiejeweiligenARDAnstaltenhiervoninunterschiedlicherWeisebetroffenwären. InsofernhatdieARDdarumgebeten,diesenkomplexenundheterogenenSachverhaltfachlich mitderKEFvertiefenderörternzukönnen.EinerstesTreffenmitVertreternderAnstaltenund der KEF fand dazu bereits Anfang März 2010 statt. Die Ausgleichszahlungen in der ARD Altersversorgung sind eingebettet in ein vielfältiges Geflecht von Ausgleichsmechanismen zwischen den ARDAnstalten und dementsprechend auch vor einem Gesamtkontext zu be trachten.DieARDistzuversichtlich,auchbeiderFragederVerteilungderzweckgebundenen AltersversorgungsmitteleinegemeinsameARDLiniezufinden.

3. Entwicklung der Gebühreneinnahmen bis 2012 • GegenwertdermonatlichenGebühr

Für17,98€monatlicheRundfunkgebührbzw.rund60CenttäglichbietendieARD,dasZDF unddasDeutschlandradioanspruchsvolleSendungenundvielfältigeInhalte: o imFernsehen - indenHauptprogrammenDasErsteundZDFFernsehen,

- indenregionalenDrittenProgrammen,

- indenGemeinschaftsprogrammenarte,3sat,PhoenixundKinderkanal,

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indendigitalenFernsehkanälenvonARD 1undZDF

o indenregionaldifferenziertenbzw.bundesweitenHörfunkprogrammenvonARDund DRadio

sowie o inihrenOnlineundVideotextAngeboten.

ZumVergleich:DerAxelSpringerVerlagbietetfür60CentamTageineeinzigeBildzeitung. VergleichtmandiemonatlicheRundfunkgebührvon17,98€mitdenMonatspreisenanderer Medienangebote,zeigtsichfolgendesBild:

DieDarstellungzeigt,dasseinSkyGesamtpaketdreimalsoteuerundeinAbonnementeiner überregionalengroßenTageszeitungmehralsdoppeltsoteueristwiediemonatlicheRund funkgebühr. Selbst ein Abonnement eines politischen Wochenmagazins kostet mehr als 15EuroproMonat.InsofernhatdieRundfunkgebührnachAuffassungderARDimVergleichzu anderenMedienangeboteneinexzellentesPreisLeistungsverhältnis. • EntwicklungdermonatlichenRundfunkgebühr

1 - EinsExtrafürInformationenundNachrichtenmitKonzentrationaufTagesaktuali tätundvertiefendeHintergrundberichtezupolitischen,wirtschaftlichenundsozia lenThemensowieregionalerBerichterstattung, - EinsfestivalalskulturellorientiertesAngebotmitjüngererAusrichtungundeinem experimentellensowietechnologischinnovativenAnsatz, - EinsPlusalstagesaktuellesPortalfürService,Ratgeber,WissenundLebenshilfe. 8 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

DiemonatlicheRundfunkgebührwurdezum01.01.2009–entsprechendderEmpfehlungder KEFim16.Bericht–nachvierJahrenStabilitätum0,95€auf17,98€angepasst.Hiervonent fallenaufdieARD56,5CentundaufdasZDF34,5Cent.DasDRadiounddieLandesmedienan staltenerhaltenjeweils2Centmehr. FürdieARDbedeutetdieerfolgteGebührenanpassungimZeitraum2009–2012einedurch schnittlichejährlicheAnhebungum1,2%,fürdasZDFum1,9%(s.auchnachfolgendeGrafik). DieARDhatdamitbereitszumdrittenMalinFolgeeinedeutlichgeringereGebührenanpas sung erhalten als das ZDF. In der zurückliegenden Gebührenperiode 2005–2008 wurde die GebührfürdieARDlediglichum1,1%p.a.angepasst,diedesZDFum2,3%p.a.. InderzurückliegendenGebührenperiode2005–2008lagdieAnpassungdermonatlichenGe bührderARDjeweilsunterhalbderallgemeinenPreissteigerung.DiesbedeuteteinrealesMi nusimZeitraumvonvierJahrenfürdieARD.NachderSonderbewegungdesJahres2009mit einer allgemeinen Preissteigerung von lediglich 0,4 % rechnet der Sachverständigenrat zur BegutachtungdergesamtwirtschaftlichenEntwicklungfür2010miteinerPreissteigerungvon 1,2%(siehenachfolgendeGrafik).

Veränderung der monatlichen Rundfunkgebühr 2005 - 2012 (ARD- und ZDF-Anteil) im Vergleich zur Inflation

Rundfunkgebühr ARD Rundfunkgebühr ZDF Inflationsrate (Verbraucherpreise)

2 jährliche Veränderung in% 1

0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

QuelleVerbraucherpreise: 2005 2009: StatistischesBundesamt/2010: PrognoseSachverständigenratzurBegutachtung dergesamtwirtschaftlichenEntwicklung,Jahresgutachten2009/10

• EntwicklungderGebühreneinnahmen Die Entwicklung der Gebühreneinnahmenwird nicht ausschließlich durchdie Höhe der mo natlichenGebührbestimmt.MaßgeblichhierfüristauchdieAnzahlderGebührenzahlerinnen undGebührenzahler.InderVergangenheitkonntedieAnzahlderTeilnehmerinnenundTeil nehmer,dieGebührenentrichtethaben,jeweilsnochausgeweitetwerden.Hiergabes2008 eineTrendumkehr,d.h.,ihreAnzahlistimVergleichzu2007gesunken.DadurchsindimJahr 2008auchdieGebührenerträgeeinesJahreserstmalsniedrigerausgefallenalsdiedesVorjah res. DieMengenerosionwirdauchinderlaufendenGebührenperiodeanhalten.Esistdeshalbaus heutigerSichtdavonauszugehen,dassdieGebühreneinnahmenderARDimJahr2012trotz derhöherenMonatsgebührnuraufdemNiveauderEinnahmenderJahre2007und2008lie genwerden.UrsachehierfürsindimWesentlichensteigendeBefreiungsquotensowiediede mographischeEntwicklung(siehehierzuauchdieAnmerkungeninKap.4).

9 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

• GebühreneinnahmenimVergleichzumgebührenrelevanten16.KEFBericht Im Vergleich zur KEFEmpfehlung im gebührenrelevanten 16. Bericht gehen ARD, ZDF und Deutschlandradio für den Zeitraum 2009– 2012 von Gebührenmindererträgen in Höhe von insgesamt 310 Mio. € aus (17. KEFBericht, Tz. 313). Auf die ARD entfallen hiervon rd. 204Mio.€. AuchdieKEFerwartetMindereinnahmenimVergleichzum16.Bericht,allerdings lediglichineinerGrößenordnungvonmind.100Mio.€.ImVergleichzurPlanungderAnstalten fürden17.Berichtsiehtdie KEFbeidenGebührenerträgenimZeitraum2009–2012somitein „Schätzpotenzial“voninsgesamtbiszu200Mio.€(17.KEFBericht,Tz.338). DieKommissionmachtfürdieses„Schätzpotenzial“auchdievermeintlichabnehmendeInten sitätbzw.sinkendeEffizienzdervondenLandesrundfunkanstaltenundderGEZeingesetzten Marktbearbeitungsinstrumente verantwortlich (17. KEFBericht, Tz. 337). Die ARD teilt diese Einschätzungnicht.DieMarktbearbeitungsinstrumentesindindenvergangenenJahrenstän digausgeweitetundgleichzeitigverfeinertworden(s.hierzuauchdienachfolgendenAusfüh rungeninKap.4).

4. Prognose bis zum Jahr 2020 auf Basis des jetzigen Gebührensystems DeutschlandstehtvorbeträchtlichendemographischenVeränderungen.InDeutschlandleben aufgrundderniedrigenGeburtenratevergleichsweisevieleältereMenschen,unddieserAlte rungsprozesswirdsichinZukunftfortsetzen.DieBevölkerungwirdindenkommendenJahren schrumpfen,zunächstlangsam,dannmitwachsendemTempo.AuchdieZahlderHaushalte wird deshalb zurückgehen, wenn auch wegen der nach wie vor sinkenden Haushaltsgröße verzögert. Die öffentlichrechtlichen Rundfunkanstaltenwerdenaufgrundder Dominanz der RundfunkgebührbeidenErträgenvondieserEntwicklungdeutlichbetroffensein. DasInstitutfürRundfunkökonomieanderUniversitätzuKölnhat2006erstmalseineStudie erstellt,inderunterBerücksichtigungderabsehbarendemographischenVeränderungendas längerfristigzuerwartendeRundfunkgebührenaufkommenprognostiziertwurde.Diejüngste AktualisierungdiesesGutachtenswurdeimDezember2008veröffentlicht.Datenbasisistu.a. dieRaumordnungsprognose2020desBundesamtesfürBauwesenundRaumordnung.Diese Datenquelleistbesondersgeeignet,weilnichtnurEinwohnerzahlen,sondernauchHaushalts größenausgewiesenwerden. AufBasisderIstZahlendesJahres2007unddenErgebnissenderArbeitsgruppe„Gemeinsame PlanungderGebührenerträgeARD,DRadioundZDF“hatdasInstitutfürRundfunkökonomie eine Prognose der Gebührenerträge bis 2020 durchgeführt. Neben einer sog. „RealCase“ VariantehatdasInstituteine„BestCase“undeine„WorstCase“Varianteberechnet.Diese zeigenjeweilsauf,welcheGebührenerträgebeigünstigerenundungünstigerenAnnahmenzu erwartensind.DenBerechnungenwurdedabeifürdieJahreab2009dieaktuellemonatliche Gebühr(17,98€)zugrundegelegt,fürneuartigeEmpfangsgerätewurdebis2020lediglichdie Grundgebührberücksichtigt. DieStudiekommtzudemErgebnis,dassdieErträgeausderRundfunkgebührbeiunveränder temGebührensatzinZukunftkontinuierlichabnehmenwerden,weildie„Mengenkomponen te“,d.h.dieZahlgebührenpflichtigerGeräte,zurückgeht.NachderStudiewerdendieRund funkgebührenerträgeimJahr2020imVergleichzudeninderStudiefür2009zugrundegeleg tenGebührenerträgenumbiszu15%niedrigerausfallen. DieRundfunkanstaltenunddieGEZhabeninderVergangenheitzahlreicheMaßnahmener griffen,umdieAnzahlderGebührenzahlerzuerhöhenundsomitdenAuswirkungenderde mographischenEntwicklungentgegenzuwirken.SohabensiebeispielsweisedasMailingver fahrenoptimiert,einezielgruppenspezifischeMarktbearbeitungdurchgeführt,dieSchulungen 10 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______ fürdieBeauftragtenintensiviertsowiedieKoordinationdereinzelnenInstrumenteverbessert. DennochwarendieGebührenerträgeimJahr2008erstmalsniedrigeralsdieErträgedesVor jahres. NebenderdemographischenEntwicklunghatauchderAnstiegderBefreiungsquotenzuzu nehmendenGebührenausfällenbeigetragen.SelbstindenJahren2005bis2007,dievoneiner dynamischenwirtschaftlichenEntwicklunggeprägtwaren,istdieBefreiungsquotestetigan gestiegen.BetrugdieBefreiungsquoteimFernsehenimJahr2001noch7,7%,soistdieseQuo teauf9,6%imJahr2009angestiegen.ÄhnlichverliefderAnstiegderBefreiungenimHörfunk. SteigendeGebührenwiderständebishinzurVerweigerungshaltunginTeilenderBevölkerung sowie interessensgesteuerte Medienkampagnen kommerzieller Anbieter und Verlage gegen dieGebührenpflichtsindfürdieAbnahmederHaushaltsdichte(definiertalsAnteilderimGEZ BestandgeführtenprivatenTeilnehmerkontenandenimMarktvorhandenenprivatenHaus halten)verantwortlich.HierinliegteinweitererGrundfürdenRückgangderGebührenerträge. InsbesondereimInternetwirdoffengegendieTätigkeitderGEZsowiederBeauftragtenpole misiert. Dort wird auch das Bild rüpelhafter Gebührenbeauftragter und eines willkürlichen Gebühreneinzugsbedient,wodurchderBeauftragtendienstalsInstrumentderMarktbearbei tunggeschwächtwird.ImErgebnishabendieLandesrundfunkanstaltenzunehmendSchwie rigkeiten,qualifizierteMitarbeiterfürdenBeauftragtendienstzugewinnenundalleGebiete mitBeauftragtenbearbeitenzulassen. DieabnehmendeAkzeptanzderRundfunkgebührhatinsofernbewirkt,dassdieBeiträgeder Marktbearbeitungsinstrumente „Mailing“ und „Beauftragtendienst“ zur Ertragssicherung in denletztenJahrenzurückgegangensind.Esistdavonauszugehen,dasssichdieserTrendfort setzenwird. Die Rundfunkanstalten gehen daher auch neue Wege, um in der Öffentlichkeit einen Stim mungswandel und eine Verbesserung der Gebührenakzeptanz zu erreichen. Eine verstärkte KundenundServiceorientierungsowiedieDurchführungvonKommunikationsKampagnen, die den programmlichen Gegenwert der Rundfunkgebühr in den Vordergrund stellen, sollen dazubeitragen,dieAkzeptanzdesgebührenfinanziertenRundfunksinderÖffentlichkeitwie derzusteigernundfüreinenachhaltigeStabilisierungderGebühreneinnahmenzusorgen.

5. Programmliche und technische Herausforderungen für die ARD in den nächsten fünf bis zehn Jahren DieDigitalisierungdesRundfunksschreitetinrasantemTempovoran.Praktischtäglicheröff nentechnologischeInnovationenneueprogrammlicheMöglichkeiten.DasInternetverändert dieNutzungsgewohnheitenundErwartungenanalleaudiovisuellenRundfunkangebote.Esist InhaltePlattform,ContentPool,Verbreitungsweg,VoraussetzungfürinteraktiveKommunika tionzwischendenSendernunddemPublikumundesbietetVernetzungsmöglichkeitenfürdie Nutzer. Ganz gleich,obman Fernsehenund Hörfunk via Satellit,Kabel, terrestrischoder via Internetempfängt:erheblicheTeiledesPublikumsmöchtenmitzunehmenderTendenzaudio visuelle Inhalte zeit und ortssouverän empfangen und obendrein digitale Zusatzangebote nutzen. In absehbarer Zukunft werden ein Großteil der Fernsehgeräte über Internetverbin dungenverfügen.DasHandywirdvomSmartphoneabgelöst.InformationundUnterhaltung werdenüberdiesesmobileMediumständigeBegleiterimAlltag.DerAnspruchanpermanente VerfügbarkeitvonInformationsteigt. HauptaufgabederARDindernächstenDekadewirdesdahersein,denÜbergangvonderana logenindievollständigdigitaleRundfunkwelterfolgreichzugestalten.Dabeimusssiesicher stellen, dass ihre Angebote für die Menschen in Deutschland publizistisch relevant bleiben undeinennachhaltigenBeitragzurWissensgesellschaftleisten.

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EinennotwendigenGrundsteinfürdieZukunftsfähigkeitdesöffentlichrechtlichenRundfunks habendieLändermitdem12.Rundfunkänderungsstaatsvertrag(RFÄndStV)gelegt.Siehaben denRundfunkanstaltendarindenAuftragerteilt,ihremPublikumnebendenherkömmlichen Fernseh und Hörfunkprogrammen auch Telemedien anzubieten. In ihrer Gesamtheit sollen diese Angebote als Medium und Faktor einer freien und individuellen Meinungsbildung der Bevölkerungwirken.WieHörfunkundFernsehenmüssendeshalbauchdieTelemedieneinen umfassendenÜberblicküberdasinternationale,europäische,nationaleundregionaleGesche heninallenwesentlichenLebensbereichengeben.DieTelemedienangebotesollenzudemallen Bevölkerungsgruppen die Teilhabe an der Informationsgesellschaft ermöglichen, Orientie rungshilfebietensowiedietechnischeundinhaltlicheMedienkompetenzfördern.

Fragmentierung der Mediennutzung – Ringen um Aufmerksamkeit EinePrämissefürdenöffentlichrechtlichenRundfunkbleibtimdigitalenWandelunverändert bestehen:DieProgrammemüssenfürdieMenschenrelevantbleibenundimpublizistischen Wettbewerbbestehenkönnen.DennderFunktionsauftragisterstdannerfüllt,wenndieMen schendieAngebotetatsächlichnutzenundfürsichalsMehrwertempfinden.Medienerwer ben sich Glaubwürdigkeit und Vertrauen als Ergebnis langfristiger Erfahrungsprozesse. Nur wenn die Menschen bereits heute die Angebote der ARD und ihre herausragenden Pro grammmarken dort finden,wo sie sie erwartenund nutzen möchten, werden deren Inhalte auchmorgennochvondenBürgernnachgefragt.DeshalbmüssenaudiovisuelleAngebotesich flexibel an die sich weiterentwickelnden digitalen Nutzungsmöglichkeiten anpassen. Die öf fentlichrechtlichen Medien stehen also in der Verpflichtung, auch in Zukunft qualitätsvolle und für das Publikum attraktive Angebote auf allen relevanten Verbreitungswegen frei zu gänglichbereitzustellen.DieswirddieARDmitdemnotwendigenVerantwortungsundKos tenbewusstsein tun. Deshalb wurden für die OnlineAngebote keine gesonderten Mittel bei der KEF beantragt, sondern durch Einsparungen und Umschichtungen in anderen Bereichen realisiert.

Generationenabriss verhindern WährendesderARDmitihrenzielgruppenspezifischenHörfunkprogrammenimmernochge lingt,PublikaallerAltersgruppenanzusprechen,werdendasFernsehgemeinschaftsprogramm, dieDrittenProgrammeunddieDigitalsendervornehmlichvoneinemälterenPublikumeinge schaltet.Jüngere,unter50JahrealteMenschen,widmenihren–imÜbrigenanhaltendhohen –FernsehkonsumeherdenunterhaltendenAngebotenderkommerziellenSender.Fernsehen bleibtinsgesamtabereinMedium,dasfürjungeMenschensehrwichtigistundvielgenutzt wird.DeshalbmussderöffentlichrechtlicheRundfunkzurErfüllungseinesProgrammauftrags Fernsehangebote für jüngere Zielgruppen bereitstellen, um einen Generationenabriss beim Fernsehpublikum zuverhindern.DieserProzessmuss soangelegtwerden,dassjüngereMen schen interessiert und integriert werden können, ohne dass sich die Älteren enttäuscht ab wenden.ErschwertwirddiesesehrgeizigeZieldurchdenTrend,dassdietraditionellenMedien, insbesondere bei Informationsinhalten zu Politik und Wirtschaft, immer weniger junge Zu schauer an sich binden können. Zwar ist die „Tagesschau“ als herausragende Informations markederARDnachwievordiewichtigsteNachrichtensendungderZuschauerinallenAlters gruppen–auchinderjüngerenZielgruppeimAltervon14bis49Jahren.Insgesamtwissenwir aber,dasssichdienachwachsendeGenerationimFernsehenvorallemfürUnterhaltungund Sportinteressiert.Eswirdalsodarumgehen,dasProgrammnichtnurimBereichderInforma tionssendungen,sonderninallenProgrammgenressensibelzuverjüngen.Daherwirdsichdie ARD auch weiterhin bemühen, attraktive Sportrechte zu erwerben. Denn es sind gerade die großen Sportereignisse, die alle Generationen begeistern, gemeinsame Fernseherlebnisse schaffenundein„WirGefühl“stiften.DeshalbdürfendieseEreignisseauchinZukunftnicht im PayTV verschwinden, wo sie nur füreine zahlende Minderheit zugänglich sind. Es wird 12 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______ auchdarumgehen,dieKompetenzderARDfürfiktionaleStoffeinengerKooperationmitder deutschenProduzentenlandschaftzubewahren.Dennwirwissen,dassz.B.hochwertigeFern sehfilmezuwichtigenhistorischenEreignissen,wieetwadieARDProduktionen„Mogadischu“ oder„DieFlucht“qualitativhochwertigenationaleFernsehereignissesind,umdiesichregel mäßigeinbreitesPublikumwieumein„Lagerfeuer“versammelt.SolcheReichweitenerzielen zukönnen,isteinezwingendePrämisse,umgesellschaftlichenMehrwertmithilfedesRund funkszuschaffen. Gleichzeitig dienen die digitalen Zusatzkanäle dazu, neue Formate und junge Moderatoren aufzubauen.AuchüberdiesenWegbestehtdieMöglichkeit,mitadäquatenAngeboteninei nempassendenProgrammumfeldaufdiespezifischenBedürfnissejüngererMenscheneinzu gehen.

HDTV DerMarkterfolgvongroßenFlachdisplaysüberstiegindenvergangenenMonatenalleErwar tungen.SinkendeGerätepreiseunddieMöglichkeit,GroßereignissewiedieOlympischenWin terspieleimkanadischenVancouverbeiARDundZDFinHDTVzusehen,warenkonkreteUrsa chenfürdieseEntwicklung.SieverstärktaberauchdenWunschderZuschauer,immermehr SendungeninhoherAuflösungzusehen.EinevollständigeUmstellungaufHDTVerfordertden Austausch der gesamten Fernsehtechnik. Die Rundfunkanstalten haben vor geraumer Zeit damitbegonnen,beiErsatzinvestitionenHDTVzuberücksichtigenundwerdenweitersover fahren,umalleindurchdietechnischeVeränderungbedingteNeuinvestitionennachMöglich keitzuvermeiden.DamitnimmtderUmstiegaufHDTVzwarnocheinigeJahreinAnspruch, aberderinsgesamterheblichezusätzlicheInvestitionsbedarfwirdminimiert.Bedenktmanden heutetrotzdesbisherrelativüberschaubarentechnischenAufwandsschonsehrgroßenErfolg vonHDTV,hatsichdiesalseinesinnvolleStrategieerwiesen.

Digitales Radio DieErwartungenvorallemjüngererHörersindheutestarkvondenNutzungsgewohnheiten des Internets geprägt. Dies bedeutet multimediale Angebote wann, wo und wie der Nutzer dies will. Um diesem Bedürfnis zuentsprechenund um mit dem Programmangebotdortzu sein,wodieHörersind,hatdieARDeininhaltlichesKonzeptfürdas“RadioderZukunft“ent wickelt.DieseswurdeineinemPilotprojektinStuttgartzusammenmitkommerziellenRund funkanbietern und der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) erfolgreich getestet. Auf SmartphoneüberInternetistdiesesdigitaleRadiobereitsheutezuempfangen. DadasInternetalsVersorgungsweg,insbesondereimAutoundinderFläche,aufabsehbare ZeitnichtinausreichendemMaßezurVerfügungsteht,bedarfesdanebeneinesdigitalter restrischenRundfunkübertragungsweges.ImhybridenZusammenspielbeiderWegekönnte beierfolgreicherEntwicklungeindigitalesNetzentstehen,dasUKWsinnvollergänzenund auf lange Sicht ablösen könnte. Voraussetzung dafür ist zum einen die Freigabe bisher ge sperrterMitteldurchdieKEF.ZumanderenbedarfeseinesklarenpolitischenBekenntnisseszu digitalemRadio.DieseskönntesichzumBeispiel,ähnlichwieinFrankreich,durcheinegesetz licheVerpflichtungfürdieGeräteindustriezumEinbaudigitalerEmpfängerinallekünftigen Radiogerätemanifestieren.AufdieseWeisekönnteeinwichtigerBeitragdazugeleistetwer den,dieRadioprogrammeinDeutschlandmitihrertraditionellstarkenHörerbindungundihrer regionalenVerwurzelungkonkurrenzundentwicklungsfähigzuhalten.Zudemwäregewähr leistet,dassDeutschlandAnschlussandiegesamteuropäischeEntwicklunghält.

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Qualität ist mehr als Inhalt QualitätistnichtnureineFragedeskonkretenHörfunkbeitragsoderFernsehfilms.Fundierte undunabhängigeBerichteundReportagenkönnennurentstehen,wenndieRedakteure,die daran arbeiten, eine gute Ausbildung durchlaufen, ausreichend Zeit für Recherchen und ein gesichertesAuskommenhaben.DieARDwillauchinZukunftfürdieseelementarenVoraus setzungendesQualitätsjournalismuseinstehen.WirmüssendieJournalistenausbildungeben soaufrechterhaltenwieangemesseneArbeitsbedingungenundVergütungsregelnfürunsere festen und freien Mitarbeiter. Beispielhaft für diesen Qualitätsanspruch ist auch unser leis tungsfähigesundweltweitgespanntesKorrespondentennetz,dasunseremPublikuminallen FernsehundHörfunkprogrammensowieimInternetoriginäreundverlässlicheInformationen überdasZeitgeschehenrundumdenErdballvermittelt.

Dem Gemeinwohl verpflichtet DeröffentlichrechtlicheRundfunkgewinntinderdigitalenMedienweltalsVielfaltsundQua litätsgarant umso mehr an Bedeutung, je gewinnorientierter die Geschäftsstrategien der kommerziellen Rundfunkanbieter werden. Das duale System bildet daher auch im digitalen Kontext das zentrale Strukturprinzip desRundfunks in Deutschland. Dies belegt beispielhaft die aktuelle Situation von N24. DasProgramm gilt bei ProSiebenSat1 als„Zuschussgeschäft, dasvielleichtfürdasImagebeiPolitikernwichtigist,abernichtunbedingtbeiallenZuschau ern“. 2NundrohtN24derVerkaufodergardieAbwicklung.VorwenigenJahrenwarenbereits diebisdahinseparatenNachrichtenredaktionenvonPro7undSat1abgeschafftworden.Damit wirdeinweiteresStückMeinungsvielfaltverlorengehen. Dieser, durch die Digitalisierung und Globalisierung beschleunigten Medienkonzentration, steht die Funktion desöffentlichrechtlichenRundfunks als Garant fürMeinungsvielfalt und kulturelle Vielfalt gegenüber. Durch seine Gemeinwohlverpflichtung und solidarische Finan zierung, seinen gesetzlich definierten und damit demokratisch legitimierten Programmauf trag,dervondenRundfunkgremienüberwachtwird,stelltersicher,dassdieInstitutiondes RundfunksalsnationalerundregionalerKulturträgerauchunterdenBedingungenglobalisier terMedienerhaltenbleibtundeinennachhaltigenBeitragzurWissensgesellschaftinDeutsch landleistet.

6. Beitrag der ARD zur Bewältigung der finanziellen Herausforderungen

Finanzausgleich und Strukturausgleich DerunterschiedlichenFinanzkraftderLandesrundfunkanstaltenwirdinsbesonderedurchun terschiedlicheVerpflichtungenfürdieZulieferungzumGemeinschaftsprogrammundfürdie FinanzierunggemeinschaftlicherAktivitätenRechnunggetragen.EinAusgleichzwischenden LandesrundfunkanstaltenerfolgtauchdurchdenARDFinanzausgleichsowiedurcheinvielfäl tigesLeistungsaustauschgeflecht.AufdieseWeisesolldasProfilderAnstaltenmitgeringerer Finanzkrafterkennbarbleiben.

2ZitatdesVorstandsvorsitzendenvonProSiebenSat1,ThomasEbeling,zitiertnach:SüddeutscheZeitung vom2.Dezember2009

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Die Finanzausgleichsregelung für die ARD sieht vor, dass unverändert1% des Gebührenauf kommensderARDvondenLandesrundfunkanstaltenalsFinanzausgleichsvolumen(2009:54,3 Mio.€)zurVerfügunggestelltwird.InsgesamtverteiltsichdieBelastunghierbeiwiefolgtauf dieeinzelnenLandesrundfunkanstalten: ab2009 WestdeutscherRundfunk 44,50%

Südwestrundfunk 17,99%

BayerischerRundfunk 15,62%

NorddeutscherRundfunk 13,10%

MitteldeutscherRundfunk 6,84%

HessischerRundfunk 1,95%

BeiderAufbringungderFinanzausgleichsmasseistbereitsberücksichtigt,dassdurchbilaterale LeistungeninsbesonderederSWRundderNDR(u.a.durchdie50%igefinanzielleBeteiligung amNordwestradiounddurchKooperationeninVerwaltungundTechnik)denSaarländischen Rundfunkbzw.RadioBremenentlasten. Der Rundfunk BerlinBrandenburg ist am Finanzausgleich nicht beteiligt. Empfänger des Fi nanzausgleiches bleiben unverändert mit 53,76 % der Saarländische Rundfunk und mit 46,24%RadioBremen. DiestufenweiseAbschmelzungderFinanzausgleichsmassewährendderJahre20012006,die durch den Fünften Rundfunkänderungsstaatsvertrag in Gang gesetzt wurde, hat für Radio Bremen und den Saarländischen Rundfunk deutliche Einnahmeverluste nach sich gezogen. Durch eine Anpassung der ARDinternen Kostenumlageschlüssel und durch Kooperationen habendiebeidenAnstaltenKostenentlastungenerfahren.Umdiedennochverbleibendedau erhafteBelastungbewältigenzukönnen,habendieanderenARDLandesrundfunkanstaltenRB undSRzurDurchführungnotwendigerStrukturanpassungsmaßnahmeneineeinmaligeStruk turhilfegewährt.BeideAnstaltenhabendieseMittelfürInvestitionenindieInfrastrukturge nutztundimZugederNeustrukturierungzahlreicheSparmaßnahmen,verbundenmiteinem deutlichenStellenabbau,durchgeführt. Dennoch konnten RB und SR den Verlust aus der Abschmelzung des ARDFinanzausgleichs nicht vollständig kompensieren. Mit den sog. „Bonner Beschlüssen“ vom 30.04.2008 hat die ARDdeshalbzusätzlicheMaßnahmenzurEntlastungderbeidenAnstaltenvereinbart.Sogilt seit01.01.2009einangepassterFernsehvertragsschlüssel,dereineweitereEntlastungvonRB undSRbedeutet. DurchdenneuenFernsehvertragsschlüsselwerdenauchderMDRundderRBBentlastet.Zu dem wirkt die Verteilung der Aufbringung der Finanzausgleichsmasse für den HR und den MDRentlastend.DiedurchdiestrukturellenAnpassungenverursachtenBelastungenwerden vomBRundSWRsowieauchvomNDRundWDRgetragen. Die„BonnerBeschlüsse“sehenzusätzlicheineFortentwicklungdesLeistungsundGegenleis tungsaustauschszugunstenvonRBundSRvor.SohatderNDRgegenüberRBzugesagt,diein derVergangenheitvereinbartenKooperationsleistungen(u.a.Nordwestradiomit3,2Mio.€) biszumEndederlaufendenGebührenperiodezuverstetigen.AuchderSWRführtbestehende KooperationenmitdemSRfort.DerSRerhältdarüberhinausweitereLeistungenderARD(Trai lerproduktion)sowievonBR,NDRundWDR.

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DieRegierungschefsderLänderhabenaufihrerJahreskonferenzvom22.bis24.Oktober2008 dieARDaufgefordert,ihre„BonnerBeschlüsse“sofortzuentwickeln,„dassdenAnforderungen an eine aufgabengerechte Finanzierung der kleinen Rundfunkanstalten Rechnung getragen wird“.DiesistderARDtrotzderfüralleARDAnstaltengleichermaßenschwierigenfinanziellen Rahmenbedingungengelungen.MitzusätzlichenZahlungenimRahmendersog.„Hamburger Beschlüsse“solldieFinanzierungslückederbeidenkleinenAnstaltengeschlossenwerden.RB undderSRerhaltenbiszumEndederlaufendenGebührenperiodejährlicheZahlungeninHöhe von1,6Mio.€bzw.0,6Mio.€. Zusätzlich wurden vertiefte Kooperationen zwischen NDR/RB bzw. SWR/SR vereinbart. Eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung zwischen NDR und RB ist im Februar 2010 unter zeichnetworden.Diesesiehtu.a.KooperationeninderBuchhaltung,derVertragserstellung und –abrechnung im Honorarbereich, der Revision sowie der Sendertechnik vor. Hierbei kommtesauchzueinerÜbernahmevon8Mitarbeiter/innenvonRBdurchdenNDR.Insge samtergibtsichausdiesenzusätzlichenKooperationenfürRBeineEntlastungvon1Mio.€ jährlich. DiezwischenSRundSWRvereinbartenLeistungsbeziehungensindineinerebenfallsimFeb ruar2010vondenAnstaltenunterzeichnetenVerwaltungsvereinbarungüberErgänzungsleis tungenzumFinanzausgleichaufgeführt.DarinerklärtsichderSWRbereit,denSRmittelswei tererEntlastungsmaßnahmenmiteinerWertigkeitvon1,4Mio.€p.a.fürdenZeitraum2010 2012zuunterstützen.DieMaßnahmenumfassendiefolgendenBereiche:Beteiligunganden Ausstrahlungskosten,gemeinsameBeauftragungderStreamingsderOnlineAngebote,Koope rationen im ITBereich, Übernahme der Kosten der Gebührenabteilung inkl. Beauftragten dienst. DarüberhinaushabendieRegierungschefsderLänderaufihrerJahreskonferenzimOktober 2008dieErwartungformuliert,„dassdieVorschlägederKEFzurKorrekturstrukturellerVer werfungen,insbesonderezurStabilisierungderfinanziellenSituationbeimRBBzeitnahumge setztwerden“.VordiesemHintergrunderhältderRBBeineLiquiditätshilfeinFormeineszins losenDarlehensinHöhevon20Mio.€.DarlehensgebersindBR,MDR,NDR,SWRundWDR.Die AuszahlungdesDarlehenserfolgteinzweiTranchen(01.10.2009und01.04.2010)vonjeweils 10Mio.€,dieRückzahlungerfolgtab2016inachtgleichhohenJahresraten.Voraussetzung derAuszahlungdererstenTranchewardieErarbeitungeinesMaßnahmenpaketszurErschlie ßungdesTeilnehmerpotenzialsinBerlin,dasderRBBderARDimSeptember2009vorgelegt hat. ZurKoordinierungderAktivitätenbeimFinanzausgleichundStrukturausgleichhabendieMi nisterpräsidenteneineArbeitsgruppeinsLebengerufen,diesichausdenRundfunkreferenten der Länder sowie den Verwaltungsdirektoren der ARDRundfunkanstalten zusammensetzt. Ihre Aufgabe ist es, unter Beibehaltung der Einheitsgebühr zwischen den ARD Landesrundfunkanstalten spezifische Ausgleichsmechanismen zuentwickeln, die der födera len Rundfunkstruktur in Deutschland gerecht werden. Auf Einladung der Länder fand am 16.03.2009 die konstituierende Sitzung der AG „Finanzausgleich und Strukturausgleich der ARD“inBerlinstatt.DieErgebnissederArbeitsgruppesollendenMinisterpräsidentenaufder Jahreskonferenz2010vorgestelltwerden.

Möglichkeiten und Grenzen von Kooperationen Die ARD ist als „Arbeitsgemeinschaft der öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten Deutsch lands“seitjehergeprägtvoneinerengenZusammenarbeitundeinemumfangreichenLeis tungsaustauschzwischendeneinzelnenLandesrundfunkanstalten.Angesichtsweiterzurück gehenderGebühreneinnahmenwirddieVereinbarungvonzusätzlichenKooperationenfürdie ARD in den nächsten Jahren zueinem zentralen Thema. „Jeder macht alles“ ist längst nicht mehr zeitgemäß und finanzierbar. Die erwirtschafteten Synergien sollen insbesondere dem ProgrammzuGutekommen. 16 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

DievielfältigenKooperationenimprogrammlichenBereichsindVoraussetzungundGarantfür diehoheQualitätderARDAngebote.Dasenge,arbeitsteiligeNetzvonKorrespondentenimIn und Ausland, die Kompetenz in den Fachredaktionen sowie auch der aktive Austausch zwi schendeneinzelnenHäusernsicherndieschnelle,aktuelle,verlässlicheundkompetenteBe richterstattung. Darauf basiert die Informationskompetenz des öffentlichrechtlichen Rund funks. Im Fernsehen ist „Das Erste“ das in der Außenwirkung wichtigste Produkt der erfolgreichen ARDKooperationen.EshandeltsichhierbeiumeinbewährtesSystem,dasunterNutzunger heblicher Synergieeffekte den Programmerfolg des Ersten – auch im Vergleich zum zentral gesteuertenZDF–ermöglicht.AlsweitereBereichefürdieZusammenarbeitimFernsehensei enhierbeispielhaftgenannt: - Gemeinschaftssendungen im Ersten Deutschen Fernsehen, z. B. ARDaktuell (mit Ta gesschau, und Wochenspiegel), Brisant, Morgen undMittagsmagazin, Sportschau - Gemeinschaftsredaktionen(Vorabend,Hauptabendserien,Unterhaltung) - gemeinsamerProgrammpoolderDrittenProgrammezumgegenseitigenkostenfreien Programmaustausch - EinrichtungeinesGemeinschaftsetatsfürdiePrimetimeUnterhaltungab2011 - diedigitalenKanäleEinsPlus,EinsExtraundEinsFestival - gemeinsameTrägerschaftfürARTE,Kinderkanal,Phoenixund3satmitdemZDFundz. T.weiterenKooperationspartnern - gemeinsame Dritte Programme mehrerer Landesrundfunkanstalten (NDR/RB und SWR/SR) - ZusammenarbeitbeiSportgroßereignissen ImHörfunkkooperiertdieARDinsbesonderebeideraktuellenBerichterstattungundbeider ProduktionaufwändigerKulturprogramme.DerunentgeltlicheProgrammaustauschzwischen den Landesrundfunkanstalten, gemeinsame Nachtprogramme (z. B.: „ARDNachtexpress“, „ARDPopnacht“,„ARDNachtkonzert“)unddieÜbernahmeganzerSendestreckengenerieren VerbundeffekteundsicherndasqualitativhochwertigeAngebotunddenErfolgderHörfunk programmeinderARD.GemeinschaftlicherstellteProduktionenwieder„ARDRadioTatort“, das„ARDRadiofestival“,die„RadionachtfürKinder“,die„ARDHörspieltage“undalsjüngstes Beispieldas„ARDRadiofeature“sindweitereBelegefüreineleistungsfähigeZusammenarbeit. DievonderARDveranstaltetenTelemedienangebotesindgekennzeichnetvoneinerbreitan gelegtenKooperationzwischendenARDAnstaltenundvomAusbauvontrimedialarbeiten denRedaktioneninnerhalbderLandesrundfunkanstalten.DiegemeinsamenProgrammange botederARDwerdendurchdiegemeinschaftlichorganisiertenInternetangeboteARD.de,ta gesschau.de, DasErste.de, boerse.ARD.de, sportschau.de sowie die ARDMediathek begleitet. FürihreTelemedienangebotehabendieLandesrundfunkanstaltenkeinegesondertenBudgets beiderKEFbeantragt,dieFinanzierungerfolgtausschließlichdurchUmschichtungenimBe stand.DieVernetzungunddervielseitigeAustauschbeidenTelemedienangebotenhabenda beimaßgeblichzueinerspürbarenKostenbegrenzungbeigetragen. NebendenzahlreichenKooperationsfeldernimProgrammwerdendieRundfunkanstaltenihre ZusammenarbeitauchindenBereichenProduktionundVerwaltungweiterverstärken.Aus gedrückt wird dies in Form von gegenseitiger organisatorischer bzw. technischer Unterstüt zungdurchSachleistungenundPersonal.InderVerwaltungwurdebereitskonkretvereinbart, denAustauschunddieAbstimmunginderInvestitionspolitikzuintensivierenundzusystema tisieren.Sokönnenz.B.durchEinkaufskooperationennochgünstigereKonditionenverhandelt undBeschaffungsprozesseweiteroptimiertwerden.

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AuchwenndasFelddergemeinsamenAktivitätenaufARDEbeneschonauswirtschaftlichen Gründenimmergrößergewordenist,kommtderregionalenPerspektivedereinzelnenLandes rundfunkanstalt nach wie vor eine hohe Bedeutung zu. Kein anderer Rundfunkanbieter in DeutschlandliefertinderartigerDichteunabhängigeundseriöseInformationenaufLandes und regionaler Ebene mit Regionalstudios und Korrespondentenbüros in vielen Orten und Städten.HiermitfolgtdieARDauchdenVorgabendesRundfunkstaatsvertrages.Entsprechend §11RundfunkstaatsvertraggehörteszumAuftragderRundfunkanstalten,auchüberdasre gionaleGescheheninallenLebensbereicheneinenumfassendenÜberblickzugeben. Die Berichterstattung aus den Regionen verbindet Menschen innerhalb einer Region und schaffteineregionaleIdentität–sieverbindetaberauchMenschenüberGrenzenvonRegio nen hinweg. Die Dritten Programme werden in ihren Sendegebieten als Träger lokaler und regionalerIdentitätgeschätzt.Dieserreichensiez.B.durchdieÜbertragungregionalerMusik ereignisse,SendungenüberdieGeschichteeinzelnerRegionenoderProgrammeinregionaler Mundart. Kooperationen sind insofern auch nicht in unbegrenztem Umfang möglich. Die Struktur der ARD ist ein Ergebnis der föderalen Rundfunkordnung in Deutschland, denn Rundfunk ist als kulturelleAngelegenheitLändersache.ZumErhaltderIdentitätjedereinzelnenRundfunkan staltundzurWahrungvonregionalerVielfaltsindbeiderZusammenarbeitsomitprogramm licheundorganisatorischeGrenzengesetzt.AuchinZukunftsolldieregionaleIdentifikation alswichtigesMerkmalderDrittenProgramme,desARDHörfunkssowiederTelemedienange botederARDAnstaltenerhaltenbleiben.

Rationalisierungsmaßnahmen der ARD • PersonalabbauimZeitraum19932012

Von19932012wirddieARDmehrals4.000Stellenbzw.16%imBestandsozialverträglich abbauen.ImZeitraum20092012plantdieARDeinenAbbauvon160Stellen.FürdieARDist hierbei von besonderer Bedeutung, dass dieser Abbau nicht zu Lasten der Berufsausbildung erfolgt.NachwievorengagierensichdieLandesrundfunkanstaltenintensivbeiderAusbildung jungerMenscheninjournalistischen,technischenundkaufmännischenBerufen.

Quelle:AnmeldungderARDzum17.KEFBericht 18 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

• WirtschaftlichkeitsundSparmaßnahmen Die ARD ist gegenüber den Gebührenzahlernund Landesparlamenten zueinem verantwort lichenundsolidenUmgangmitdenGebührenmittelnverpflichtet.DieEinhaltungderGrund sätze von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit ist deshalb wesentliche Maxime der ARD Finanzpolitik. DieRundfunkanstaltenhabengegenüberderKEFauchzum17.BerichtimRahmendesQuanti tativenNachweisesvonWirtschaftlichkeitundSparsamkeit(QNWS)ihreWirtschaftlichkeits undSparmaßnahmendargelegt.InsgesamtweistdieARDfürdenZeitraum20092012Brut toEinsparungeninHöhevon2,2Mrd.€aus,vondenennachAbzugvonMehrbedarfen,auf grundvonAnpassungenundAusweitungendesBestandes,fortwirkendeNettoEinsparungen inHöhevonrund1,4Mrd.€verbleiben.Gegenüberdem16.BerichtweistdieARDeinumrund 0,3Mrd.€höheresWirtschaftlichkeitsvolumenaus(17.KEFBericht,Tab.71).ImErgebnisstellt dieKEFfest,dassdieRundfunkanstaltenmitdemzum17.KEFBerichtausgewiesenenhöheren MaßanWirtschaftlichkeitundSparsamkeitdenvonderKEFvorgenommenenKürzungenund der Erhöhung des Wirtschaftlichkeitspotenzials Rechnung getragen haben (17. Bericht, Tz. 410). EinenachhaltigeKostenbegrenzunghabendieLandesrundfunkanstaltendurchdieReformder Altersversorgungerreicht.AlleininderGebührenperiode20092012werdenhierdurchEin sparungen im dreistelligen MillionenEuroBereich erzielt. Der Anteil der Verwaltungskosten andenGesamtaufwendungenkonntevon4,1%imJahr2001auf3,7%imJahr2008abge senktwerden,obwohldiedarineinbezogenenEnergiepreisegestiegensind.

Anteil Verwaltungskosten am Gesamtaufwand im Jahr 2008 Quelle: ARD-Jahrbuch 2009, Seite 346

Verwaltungskosten 3,7%

96,3% Programm inkl. Produktion und Verbreitung

DievondenARDAnstaltenergriffenenSparundKonsolidierungsmaßnahmenhabenzuneh mendsubstanziellenCharakterundwirkensichdamitunmittelbarauchaufdieKernaufgaben des öffentlichrechtlichen Rundfunks aus. Auch wenn die ARD am Programm zuletzt spart, musstebeispielsweisederRBBdasFernsehFormat„Polylux“unddieHörfunkwelle„radiomul tikulti“Ende2008einstellen.

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7. Grundanforderungen an ein neues Finanzierungssystem DieMinisterpräsidentenderLänderhabenaufihrerJahreskonferenzEndeOktober2009be schlossen,dieFragederNeuordnungderRundfunkfinanzierungam9.Juni2010ineinerKlau surzuentscheiden.ZumZeitpunktderAbfassungdiesesBerichtsandieLandtagewaraufSei tenderLändernochkeineEntscheidunggefallen,inwelcheRichtungdasheutigeGebühren modellverändertwerdensoll. Dieshingvorallemdamitzusammen,daseinbeidemrenommiertenSteuerundVerfassungs rechtlerProf.PaulKirchhofinAuftraggegebenesGutachtenerstEndeApril2010–unddamit nachRedaktionsschlussfürdiesenBerichtfertiggestelltseinwird.DiesesGutachtensollvor allemklären,obundunterwelchenBedingungeneingeräteunabhängigesModellverfassungs undabgabenrechtlichzulässigwäre. DamitistzugleicheinesderbeidennochinderDiskussionbefindlichenModellebeschrieben: EingeräteunabhängigerBeitrag,durchdennichtdieempfangeneRundfunksendung,sondern dasNutzungsangebotabgegoltenwird.DamitwürdevorallemdertechnischenEntwicklung imRahmenderMedienkonvergenzentsprochen,dieeinenGerätebezugangesichtsderMulti funktionalitätvielerGeräteimmerproblematischererscheinenlässt. AlternativdazuwirdeineFortschreibungundVereinfachungdergerätebezogenenRundfunk gebühr diskutiert, die von einer Umkehr der Beweislast hinsichtlich des Bereithaltens eines Empfangsgeräts mit der Möglichkeit der Widerlegung dieser Vermutung auf der Basis einer eidesstattlichenVersicherungeinhergeht. Beiden Modellen gemeinsam ist die Notwendigkeit, die bislang staatsvertraglich verankerte Unterscheidungin„neuartige“und„herkömmliche“Rundfunkgeräteebensoaufzugebenwie dieUnterscheidungineineGrundgebühr(fürRadiogeräte)undeineFernsehgebühr.Schließ lichsollvomGrundsatzhernurnocheinBeitragproWohnung/Betriebsstätteerhobenwer den,dieMehrfachgebührenpflichtenalsoreduziertbzw.aufgegebenwerden.Imnichtprivaten Bereich ist allerdings aus Gleichheitsgründen eine Staffelung einzuziehen, die auch berück sichtigt, dass dort eine intensivere Nutzung stattfindet, wo die Vermittlung von Rundfunk empfangzumBestandteilderErwerbstätigkeitgehört. AusSichtderRundfunkanstaltenwäreesmitdeutlichenRisikenverbunden,inAnbetrachtder technischen Konvergenz, der zunehmend ungleichen Heranziehung der gebührenpflichtigen RundfunkteilnehmerundderkaumnochwirksamauszuübendenKontrolleeinfachallesbeim Statusquozubelassen.DasInstitutfürRundfunkökonomieinKölnsagtineinemVergleich derJahre2008und2020fürdiesenFalleinendrastischenRückgangderGebühreneinnahmen ineinerSpannezwischen570Mio.€biszu1,3Mrd.€voraus.Dieverfassungsrechtlichzuge währleistende angemessene und aufgabenadäquate Finanzausstattung des öffentlich rechtlichenRundfunksgerietebeieinersolchenEntwicklungerheblichinGefahr,zumalgleich zeitigdieBefreiungskostenvon735Mio.€imJahre2007auf871Mio.€imJahre2011steigen werden. Die Rundfunkanstalten gehen davon aus, dass eine Neuordnung der Rundfunkfinanzierung aufkommensneutral erfolgt. Mit besonderer Aufmerksamkeit haben die Rundfunkanstalten dahermedienpolitischeVorstellungenzurKenntnisgenommen,imJahre2013gleichzeitigden AusstiegausSponsoringundWerbungfürdenöffentlichrechtlichenRundfunkzuregeln.In soweitistdaraufaufmerksamzumachen,dasseineKumulationvonEinnahmeausfällen(Neu es Gebührenmodell, Ausstieg aus Werbung und Sponsoring, demographische Entwicklung, etc.) nicht dazu führen darf, den verfassungsrechtlich verankerten Grundsatz der aufgaben adäquatenFinanzierungdesöffentlichrechtlichenRundfunksinFragezustellen.

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Die Rundfunkanstalten werden den Entscheidungsprozess der Neuordnung der Rundfunkfi nanzierungweiterhinkonstruktivbegleitenundsetzendarauf,dassauchab2013dieFinanzie rungdesöffentlichrechtlichenRundfunksinDeutschlandaufderBasiseinesSolidarmodells densichwandelndenAnforderungenauchweiterhingerechtwird.

8. Versprechen der ARD an die Öffentlichkeit DeröffentlichrechtlicheRundfunkinderBundesrepublikDeutschlandgehörtderAllgemein heit.DieBürgersindseine„Shareholder“.ÜberdenGesetzgeberdefinierensiedenöffentlich rechtlichenProgrammauftragundsiefinanzierendieRundfunkanstaltendurchihreGebüh ren.DieARDhatdeshalbnichtnurdenAuftrag,durchihreAngeboteeinenumfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichenLebensbereichenzugeben.SiehatauchdieVerpflichtung,intransparenterWei se Rechenschaft über ihre Angebote und die Verwendung der ihr dafür anvertrauten Mittel abzulegen. ProgrammqualitätistkeinobjektivmessbarerWert.AberesgibtKriterienundVerfahren,die dem Ziel dienen, Qualität zu sichern und beständig zu optimieren. Über diese Kriterien und VerfahrenistdieARDineinemengenDialogmitihrenRundfunkgremien,denendieAufsicht überdieErfüllungdesProgrammauftragsobliegt.DieErgebnissedieseroffenenDiskussions prozessemachtdieARDauchinihremallezweiJahrefürdieLandtagebestimmten„Bericht über die Erfüllung ihres Auftrags, über die Qualität und Quantität ihrer Angebote und Pro grammesowieüberdiegeplantenSchwerpunkte“(sog.ARDLeitlinien)einerbreitenÖffent lichkeitzugänglich. DieARDweißumihreVerpflichtung,dieRundfunkgebührenverantwortungsvollzunutzen– sowohlimProgrammalsauchinProduktionundVerwaltung.DeshalbwirdsieihreAnstren gungenauchweiterhindaraufkonzentrieren,ihreOverheadkostenniedrigzuhalten,umden denkbargrößtenTeilderMittelineinumfassendesProgrammangebotzuinvestieren.DieARD nutztSynergienwoimmersiemöglichsind.DiesemZieldienenauchdievielfältigenKoopera tionen der Landesrundfunkanstalten, die in Zukunft noch weiter intensiviert werden sollen. GleichzeitigwilldieARDaberallesdafürtun,umdieprogrammlicheVielfaltundQualität,die dasPublikuminregionalerundinthematischerHinsichterwartet,auchinZukunftzuwahren. BeimÜbergangindiedigitaleWeltkanndieARDihren Erfolg beim Publikum nur erhalten, wennsieauchüberdieerforderlichenMittelverfügt,umda,woesnötigundvernünftigist, ProgramminnovationenzurealisierenundaufallenfürdieMediennutzungrelevantendigita lenPlattformen,mitihrenAngebotenpräsentzusein.BeimUmgangmitdenRundfunkgebüh rendarfdeshalbSparenkeinSelbstzwecksein–danebenmussauchdieMöglichkeitbestehen, zuinvestieren,woesprogrammlichgebotenerscheint.DazubenötigtdieARDimRahmenih rerEntwicklungsgarantiedenSpielraum,umaufneueAnforderungendesPublikumsflexibel reagierenzukönnen. Eine jüngst veröffentlichte Studie, die der Deutsche Kulturrat über den WDR erarbeitet hat, kommtzumErgebnis,dassdasWDRFernseheneinenKulturanteilvon40%aufweist.Auchdie anderenDrittenProgrammederARDgewährleisteneineumfangreicheBerichterstattungüber alleFacettendeskulturellenLebens–vomBereichderHochkulturbiszukulturellenEreignis sen für ein breites Publikum. Der Funktionsauftrag des öffentlichrechtlichen Rundfunks in DeutschlandumfasstdanebenauchInformationundBildungebensowieSportundUnterhal tung.DieARDwirdkeinesdieserGenresvernachlässigen.

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DieARDwirddarüberhinausauchweiterhineinverlässlicherPartnerderKreativwirtschaftin Deutschlandbleiben.DiesesEngagementwirdsichinderVergabevonProduktionsaufträgen an Film und Fernsehproduzenten oder in der Beschäftigung von Autoren nicht erschöpfen. WesentlicheKulturfaktorenbleibenauchdieKlangkörperderLandesrundfunkanstalten,also dieOrchesterundChöresowiedieZusammenarbeitmiteinerVielzahlvonregionalenMusik, TheaterundKulturfestivals,dieohnedieUnterstützungderöffentlichrechtlichenRundfunk anstaltenhäufignichtüberlebenkönnten. DieBürgerhabenzuRechthoheErwartungenandieöffentlichrechtlichenProgrammangebo te.DieARDnimmtdieseErwartungensehrernst.EsgehtauchumeinenDialogmitdemPubli kumaufAugenhöhe.DiesemAnspruchsindundbleibenwirverpflichtet.

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III. Anlage zum Bericht der ARD

1. Wesentliche Geschäftszahlen der ARD im Planungszeitraum bis 2012 Dieeinzelnen ARDLandesrundfunkanstalten legen nach den für große Kapitalgesellschaften vorgesehenenVorschriftendesHandelsgesetzbucheseinenJahresabschlussvor,dervonWirt schaftsprüfungsgesellschaftengeprüftundtestiertwird.FürdasJahr2009liegennochkeine testierten Zahlen vor. Deshalb basieren die nachfolgenden Darstellungen bis 2008 auf Ist WertenundabdemJahr2009aufPlanwerten.

Ergebnis des Jahres 2008 Im Jahr2008 haben dieARDLandesrundfunkanstalten Erträgein Höhe von 6.181 Mio. € er zielt. Diesen Erträgen stehen Aufwendungen in Höhe von 6.281,9 Mio. € gegenüber. Somit ergabsichimJahr2008demletztenJahrderGebührenperiodeeinnegativesJahresergebnis inSummefüralleARDAnstaltenvon100,9Mio.€. DiesesnegativeErgebniskamzusätzlichzustande,dazumeinendasJahr2008einsogenann tes„Sportjahr“war,indemdieÜbertragungderbeidensportlichenGroßereignisseFußballeu ropameisterschaftinÖsterreich/SchweizsowieOlympischeSommerspieleinPekingmiteinem erheblichenMehraufwandverbundenwaren.ZumanderenistdieFinanzlagederLandesrund funkanstalten im letzten Jahr einer Gebührenperiode generell angespannt. Darüber hinaus wardasGebührenaufkommenimJahr2008zumerstenMalrückläufiggegenüberdemVor jahr.EineBegrenzungdesDefizitsaufdieo.a.Höhekonntenurerreichtwerden,weildieARD ihrenSparkurs2008kontinuierlichfortgesetzthat.Dieshattenichtzuletztaucheinenweite renStellenabbauzurFolge.

2007 2008 Veränderung Veränderung Ist Ist inMio.€ inMio.€ inMio.€ in% Erträge 6.291,3 6.181,0 110,3 1,8

Aufwendungen 5.975,5 6.281,9 306,4 5,1

Jahresergebnis 315,8 -100,9 -416,7 -132,0 Quelle:ARDJahrbuch2009,Seite322

Erträge Die Erträge der Landesrundfunkanstalten setzen sich aus Gebührenerträgen, aus Werbung undSponsoringsowieaussonstigenErträgenzusammen.InfolgederFinanzmarktundWirt schaftskriseerwartetdieARDinderlaufendenGebührenperiode20092012Mindereinnah menvonmehrals350Mio.€imVergleichzurFestsetzungderKEFim16.Bericht. Die Gesamterträge des Jahres 2008 haben sich um 110,3Mio.€ oder 1,8% gegenüber dem Vorjahrvermindert.UrsächlichhierfüristimWesentlichenderRückgangderGebührenerträge sowiederFinanzerträge.

1 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

NachwievorsinddieGebührenerträgemit84,4%imJahr2008diewesentlicheEinnahme quellederARDLandesrundfunkanstalten.DieNettowerbeundSponsoringumsätze 3belaufen sichauf6,4%derGesamterträge,9,2%entfallenaufdie„SonstigenErträge“wiez.B.Erträge ausProgrammverwertung,Kostenerstattungen,Finanzerträgeetc..

Gebühren Werbung / Sponsoring Sonstige Erträge Aufteilung der Erträge im Jahr 2008

Sonstige Erträge Werbung/ 9,2% Sponsoring 6,4%

Gebühren 84,4%

Quelle:ARDJahrbuch2009,Seiten322und359;17.KEFBericht,Tz.348 • Gebührenerträge DieARDLandesrundfunkanstaltenerzieltenimJahr2008Gebührenerträge(ohneRückflüsse LMA)inHöhevon5.178Mio.€.ImVergleichzu2007istdieseinRückgangum24Mio.€bzw. 0,5%.ImJahr2008sinddieGebührenerträgeeinesJahreserstmalsniedrigerausgefallenals diedesVorjahres.DieUrsachenhierfürliegenindennunmehrbeginnendenAuswirkungendes langfristigen Bevölkerungsrückgangs, in einer allgemein sinkenden Gebührenakzeptanz und einerweiterhinsteigendenBefreiungsquoteineinemschwierigenwirtschaftlichenUmfeld.

3DieWerbeumsätzeundTeilederSponsoringumsätzewerdenvondenWerbegesellschaftenderARD Landesrundfunkanstalten vereinnahmt. In den Rundfunkanstalten selbst erfolgt eine Verbuchung in FormvonKostenverrechnungenundGewinnausschüttungen.ZurErhöhungderTransparenzwerdendie Nettowerbe und Sponsoringumsätze der Werbegesellschaften als Bestandteil der Erträge der ARD Landesrundfunkanstaltendargestellt.EntsprechendwurdediePosition„SonstigeErträge“angepasst.

2 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

Der Anstieg der Gebührenerträge im Jahr 2009 ist durch die Gebührenanpassung zum 01.01.2009 bedingt (aktuelle monatliche Rundfunkgebühr: 17,98 €; Gebühr im Zeitraum 20052008:17,03€).DieserZuwachswirdjedochindenFolgejahrenfastvollständigaufge zehrt(siehenachfolgendeTabelle).

2004 2005 2006 2007 2008 2005- 2009 2010 2011 2012 2009- 2005- Ist Ist Ist Ist Ist 2008 Plan Plan Plan Plan 2012 2012 inMio.€ Gebührenerträge 4.911 5.082 5.190 5.202 5.178 20.651 5.377 5.324 5.267 5.202 21.170 41.821

Ø Veränderung p. a. 1,3% 0,1% 0,7% Quelle:20042008:ARDJahrbücher;20092012:AnmeldungderARD17.KEFBericht ZumEndederGebührenperiode2012liegendieGebührenerträgetrotzderhöherenMonats gebühr–nuraufdemNiveauderEinnahmenderJahre2007und2008. • NettowerbeundSponsoringumsätze DieNettowerbeundSponsoringumsätzederARDsindmit398Mio.€imJahr2008imVer gleichzumVorjahrnahezuidentisch.InderRegelweisen„gerade“JahremitSportgroßereig nissen höhere Umsätze auf. 2008 stehen diesen Mehrerlösen jedoch konjunkturell bedingte Mindererlösegegenüber.DieAuswirkungenderFinanzmarktundWirtschaftskrisezeigensich auchbeieinemVergleichderbeiden„Sportjahre“2006und2008.DieUmsätzesind2008ge genüber2006um5%zurückgegangen. NachfolgendsinddieNettowerbeundSponsoringumsätzeimZeitraum20052012darge stellt.

2004 2005 2006 2007 2008 2005- 2009 2010 2011 2012 2009- 2005- Ist Ist Ist Ist Ist 2008 Plan Plan Plan Plan 2012 2012 inMio.€ Nettowerbe- und 389 389 419 397 398 1.603 385 409 396 414 1.604 3.207 Sponsoringumsätze

Ø Veränderung p. a. 0,5% 1,0% 0,8% davon: 351 341 362 351 351 1.405 344 361 354 369 1.428 2.833 Werbeumsätze ØVeränderungp.a. 0,0% 1,3% 0,7% davon: 39 48 57 46 46 197 41 48 42 44 175 372 Sponsoringumsätze* ØVeränderungp.a. 4,7% 1,1% 1,7% *2004ohneSponsoringWerbegesellschaften

Quelle:17 .KEF Bericht,Tzn.345und348

DieinderlaufendenGebührenperiodegeplanteEntwicklungderWerbeundSponsoringum sätze ist durch ein leichtes Wachstum auf niedrigem Niveau gekennzeichnet. Im Zeitraum 20092012beträgtdiedurchschnittlichejährlicheSteigerungsrate1,0%.DieARDplant,2012 wiederinetwadasNiveauvon2006zuerreichen.DiePlanungenbis2012beruhenaufden derzeitgültigenrechtlichenRahmenbedingungenfürRundfunkwerbung. SowohlbeiderFernsehalsauchbeiderHörfunkwerbungplanendieARDAnstaltengeringere UmsätzealsvonderKEFimgebührenrelevanten16.Berichtfestgestellt.Gleichestrifftauch auf die Sponsoringumsätze zu, zumal die ARD bei ihrer Planung voneiner Verringerung der Sponsoringflächenausgeht. 3 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

Im Jahr 2008 betrug der Anteil von ARD und ZDF am gesamten FernsehWerbemarkt (inkl. Sponsoring) in Deutschland rund 8,8%. Bei der Hörfunkwerbung hatten die ARD LandesrundfunkanstaltenimJahr2008einenAnteilvon26,6%andenNettoWerbeumsätzen. Nettowerbe-/Sponsoringumsätze Netto-Werbeumsätze Fernsehen 2008 Hörfunk 2008 ARD/ZDF: 360Mio.€ 8,8% ARD: 189,4Mio.€ 26,6% Private: Private: 521,8Mio.€ 3.741,2Mio.€ 73,4% 91,2% Quelle:WerbunginDeutschland2009,herausgegebenvomZentralverbandderdeutschenWerbewirt schaft(ZAW),Seiten319und335;ARDJahrbuch2009,S.359;17.KEFBericht,Tz.348f. AufBittenderRundfunkkommissionderLänderhatdieKEFzuletztfürden15.KEFBerichtdie Berechnungen zu den Auswirkungen eines Verzichts der öffentlichrechtlichen Rundfunkan staltenaufWerbungundSponsoringaktualisiert(15.KEFBericht,BandII,S.11ff).DieserVer zichtwürdeeinGebührenäquivalentvon1,42€bedeuten,wovon1,24€aufdenVerzichtauf Werbungund0,18€aufdenVerzichtaufSponsoringentfallen.DiewerbetreibendeWirtschaft sprichtsichdeutlichfürWerbungindenöffentlichrechtlichenProgrammenaus.Darüberhin ausistderErwerbattraktiverinternationalerSportrechteohneSponsoringoftmalsnichtmög lich. • SonstigeErträge Bei den sonstigen Erträgen handelt es sich um eine Vielzahl verschiedener Ertragsarten. Im WesentlichenbeinhaltetdiesePosition: - sonstigebetrieblicheErträge(z.B.ErträgeausProgrammverwertungen) - Finanzerträge(insbesondereErträgeausDeckungsstöckenzurAltersversorgung) - Kostenerstattungen. ImJahr2008betrugendiesonstigenErträgederARD567,5Mio.€.ImVergleichzumVorjahr reduziertensichdieseErträgeumrd.85Mio.€bzw.13,1%.

2007 2008 Veränderung Veränderung Ist Ist inMio.€ inMio.€ inMio.€ in%

Sonstige Erträge 652,7 567,5 -85,2 -13,1

4 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

AlleindieFinanzerträgederARDverringertensichvon2007auf2008umrd.57Mio.€,insbe sondere wegen der negativen Entwicklung auf denKapitalmärkten. In den Jahren2007 und 2008lagendieFinanzerträgederARDuminsgesamt98,2Mio.€unterdenvonderKEFim16. KEFBerichtfestgestelltenErträgen(17.KEFBerichtTz.353). Aufwendungen Die Gesamtaufwendungen der ARDLandesrundfunkanstalten setzen sich aus Programm, PersonalundSachaufwendungenzusammen.ImBetrachtungszeitraum20092012plantdie ARD bei den einzelnen Aufwandsarten durchweg mit sehr moderaten Steigerungsraten. In Summe haben die ARDAnstalten zum 17. KEFBericht eine Steigerungsrate der Gesamtauf wendungenimZeitraum20092012vondurchschnittlich1,1%p.a.angemeldet. Die Gesamtaufwendungen der ARDLandesrundfunkanstalten im Jahr 2008 in Höhe von 6.281,9Mio.€sindimVergleichzumVorjahrum5,1%gestiegen.Wesentlichverantwortlich fürdieseAufwandssteigerungsinddiebereitserwähntenMehraufwendungenfürdiebeiden großen Sportveranstaltungen und erhöhte Rückstellungsbildungen, u. a. wegen drohender Umsatzsteuerrisiken aus Leistungsbezügen aus dem EUAusland (auch für schon länger zu rückliegendeGeschäftsjahre). DieProgrammaufwendungenstellenimJahr2008mit44,5%dengrößtenAnteilandenGe samtaufwendungen dar, gefolgt von den Personalaufwendungen (29,4 % inkl. Altersversor gung)unddenSachaufwendungen(26,1%). Programmaufwand Personalaufwand Sachaufwand Anteile der Aufwandsbereiche im Jahr 2008

Sach aufwand 26,1% Programm aufwand 44,5% Personal aufwand 29,4% Quelle:ARDJahrbuch2009,Seite322;AnmeldungderARDzum17.KEFBericht DieStrukturderGesamtaufwendungendifferiertdeutlichimVergleichvonHörfunkundFern sehen.ImHörfunkdominierendiePersonalkosten.HiergibtesnurbegrenzteMöglichkeiten, fertige Programme einzukaufen, diese werden vielmehr von eigenen Mitarbeitern selbst er stellt.ImFernsehendagegenüberwiegeninsbesonderedurchdieKostenfürSportundFilm lizenzendieProgrammkosten.DieQuotederPersonalkostenistinsofernimFernsehensehr vielgeringeralsimHörfunk.

5 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

• Programmaufwand DerProgrammaufwanddesJahres2008(2.690Mio.€)istum6,7%höheralsimVorjahr.Ur sächlich hierfür sind insbesondere die erwähnten Lizenzkosten der Sportgroßereignisse des Jahres2008.

2004 2005 2006 2007 2008 2005- 2009 2010 2011 2012 2009- 2005- Ist Ist Ist Ist Ist 2008 Plan Plan Plan Plan 2012 2012 inMio.€ Programmaufwand 2.579 2.396 2.591 2.520 2.690 10.197 2.655 2.792 2.692 2.807 10.945 21.142

Ø Veränderung p. a. 1,1% 1,1% 1,1% Quelle:17.KEFBericht,Tz.106(Bestandsbedarf)

DiedurchschnittlichejährlicheSteigerungsratebeimProgrammaufwandbeträgt1,1%sowohl imZeitraum20052008alsauchimZeitraum20092012. Die von der ARD zum17. KEF BerichtfürdenZeitraum20092012angemeldetenProgrammaufwendungenliegenetwaauf demvonderKEFim16.BerichtanerkanntenNiveau. Trotz verstärkter Rationalisierungsanstrengungen sowie weiter ausgebauter Kooperationen wirdeszuprogrammlichenEinschränkungenimlaufendenGebührenzeitraumkommen.Be reitsjetztisteinRückgangderErstsendeminutenbeimErstenundbeidenDrittenProgram menderARDzukonstatieren(Tz.54;Erhebungszeitraum19992008). • Personalaufwand Bei den Tarifabschlüssen orientieren sich die ARDLandesrundfunkanstalten konsequent an denAbschlüssenimÖffentlichenDienstderLänder.DerPersonalaufwanddesJahres2008in Höhevon1.421Mio.€liegtum20Mio.€bzw.1,4%überdemWertdesVorjahres.

2004 2005 2006 2007 2008 2005- 2009 2010 2011 2012 2009- 2005- Ist Ist Ist Ist Ist 2008 Plan Plan Plan Plan 2012 2012 inMio.€ Personalaufwand * 1.403 1.401 1.403 1.401 1.421 5.626 1.459 1.482 1.512 1.539 5.992 11.618

Ø Veränderung p. a. 0,3% 2,0% 1,2% *ohneAltersversorgungundohneAltersteilzeit Quelle:17.KEFBericht,Tz.124(BestandsundEntwicklungsbedarf)

Im Zeitraum 2005 2008 beträgt die durchschnittliche Steigerungsrate der Personalauf wendungenlediglich0,3%p.a.,imZeitraum200920122,0%p.a..

6 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

• Sachaufwand Bei den Sachaufwendungen handelt es sich z. B. um Fremdleistungen, Mieten und Pachten, KostenfürUnterhaltundGebäudebewirtschaftung,ReparaturenundMarketing.

2004 2005 2006 2007 2008 2005- 2009 2010 2011 2012 2009- 2005- Ist Ist Ist Ist Ist 2008 Plan Plan Plan Plan 2012 2012 inMio.€ Sachaufwand 717 706 732 766 866 3.069 767 759 764 776 3.066 6.136

Ø Veränderung p. a. 4,8% -2,7% 1,0% Quelle:17.KEFBericht,Tz.199(Bestandsbedarf) DervergleichsweisehoheWertdesJahres2008gehtaufungeplanteMehraufwendungenin derGrößenordnungvon100Mio.€zurück.Diesewerdenvorallemdurchdieobenschoner wähnten zusätzlichen Rückstellungsbildungen verursacht. Den wesentlichen Anteil bilden RückstellungenfürnachträglichzuentrichtendeUmsatzsteuerzahlungenaufSatelliten leistungendesinLuxemburgansässigenSatellitenbetreibersSES/ASTRA. Im Zeitraum 2005 2012 liegt die durchschnittliche jährliche Steigerungsrate bei lediglich 1,0%.DasErgebniszeigt,dassdieARDKostensenkungsspielräumebeimSachaufwandkonse quentnutzt.

Entwicklungsbedarf / Projekte Zum17.KEFBerichthatdieARDdasProjekt„DigitalerHörfunk“beiderKEFeingereicht.Dar über hinaus hat die ARD keine neuen Entwicklungsprojekte beantragt. Die Projekte „DVB“, „KI.KA“und„BRalpha“wurdenvereinbarungsgemäßab2009indenBestandüberführt.Die ARDAnstaltenhabenim17.KEFBericht(Tz.256)fürdenZeitraum20092012Projektmittel inHöhevon211Mio.€angemeldet,hiervonhatdieKEF172,5Mio.€anerkannt(Tz.291).Im 14. KEFBericht hatte die KEF für den Gebührenzeitraum 2005 2008 525,4Mio. € für den Entwicklungsbedarfgenehmigt(Tz.263im14.KEFBericht). Nachfolgend werden die Kernpunkte sowie die wesentlichen Feststellungen der KEF zu den EntwicklungsprojektenderARDim17.KEFBerichtbeschrieben. • DigitalerHörfunk

Im16.BerichthattedieKEFderARDProjektmitteli.H.v.30Mio.€fürdenZeitraum2009 2012 füreinenNeustart derDigitalisierung des terrestrischen HörfunksunterVorbehalt zur Verfügunggestellt(ProjektmittelfürDeutschlandradio:12Mio.€).ImApril2008hattedieKEF einen12PunkteumfassendenKriterienkatalogvorgelegt,vondessenErfüllungdieMittelfrei gabe abhängig sein sollte. Im Februar 2009 haben ARD und Deutschlandradio das Entwick lungsprojektDigitalerHörfunkbeiderKEFangemeldetunddieFreigabedergesperrtenPro jektmittelbeantragt. DieProjektanträgederARDunddesDeutschlandradioswurdenimJuli2009vonderKEFabge lehnt. Nach Auffassung der KEF wurden wesentliche Teile der vorgegebenen Kriterien nicht erfüllt und damit konnte nach Ansicht der Kommission die Wirtschaftlichkeit der Projekte nichtnachgewiesenwerden.Insbesondereseiesnichtgelungen,diekommerziellenAnbieter einzubinden.SosprachsichderVPRTimJuni2009gegendiegeplanteEinführungvonDABplus imHerbst2009aus.DieProjektmittelwurdenvonderKEFallerdingsnichtgestrichen,sondern stehenfürneueInitiativenweiterzurVerfügung. Im Dezember 2009 hat die ARD der KEF einen modifizierten Ansatz für eine digital terrestrischeHörfunkverbreitungvorgestellt,wasinden17.BerichtkeinenEingangmehrge 7 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______ fundenhat.HierbeiverfolgtdieARDeinensogenanntenhybridenAnsatz.Dabeiwirddiezu nehmendeVerbreitung von Hörfunk über das Internet eingebunden in die digitale terrestri scheVerbreitung,waseinedeutlichkostendämpfendeWirkunghat.ImMittelpunktstehtdie Bereitstellung zusätzlicher Funktionalitäten (Mehrwert) für die bestehenden Hörfunkpro gramme der ARD. Mit einem derartigen Neustart wäre es möglich, die bestehende DAB Infrastrukturweiterhinnutzenzukönnen.DieARDhatderKEFimMärz2010einenneuenPro jektantragvorgelegt. • DAB DieKEFhattedievonderARDim16.KEFBerichtangemeldetenMittelinHöhevon140Mio.€ imZeitraum20092012auf15Mio.€gekürzt,dadieFortführungderDABFinanzierungin FormdesbisherigenEntwicklungsprojektsausihrerSichtnichtinFragekommt. DieseMittelwerdennachAnsichtderARDnichtausreichen,umdenlaufendenBetrieb,insbe sondere auch mit Blick auf die eingegangenen Verpflichtungen gegenüber den DAB Betreibergesellschaften,aufrechterhaltenzukönnen.DemzufolgewerdendieARDAnstalten zuentscheidenhaben,obsiedenDABBetriebausMittelndesBestandesbisEnde2012finan zierenkönnenodereineBeendigungderDABAusstrahlungvorAblaufderderzeitigenGebüh renperiode vornehmen müssen. Die Entscheidung hierüber ist allerdings auch daran gekop pelt, ob es gelingt, die bestehenden Infrastrukturen im Zuge eines möglichen Neustarts des digitalenHörfunksweiterzunutzen. • HDTV

NachdemerfolgreichenStartderHDTVRegelausstrahlungzudenOlympischenWinterspielen imFebruar2010wirddieARDdenAnteilannativenHDProduktionen–alsodenbereitsinHD AuflösungproduziertenSendungen–SchrittfürSchrittausbauen.DenAnfangmachenSen dungen,beidenenderMehrwertfürdenZuschaueramgrößtenist,wiedieKrimireiheTatort, Dokumentationen,Fernsehfilme,aberauchSportereignisse. AufderDigitalPlattformHD+desSatellitenbetreibersASTRAbieteneinigekommerzielleSen derbereitsseitHerbst2009ihreHDTVProgrammeverschlüsseltan.NachAblaufeinesJahres solleineServicegebührzurEntschlüsselungzuentrichtensein.AlleProgrammederöffentlich rechtlichen Sender inkl. der neuen HDAngebote können dagegen unverschlüsselt und ohne zusätzlicheGebührempfangenwerden. DieKEFhatderARDimZeitraum20092012(inkl.VorlaufkostenimJahr2008)fürdasProjekt HDTVMitteli.H.v.133,4Mio.€anerkannt(Tz.272). • DVBT

Das digitale Antennenfernsehen DVBT wurde erstmals im Februar 2003 in BerlinPotsdam eingeführt.EndeNovember2008unddamitzweiJahrefrüheralsvomBundeskabinettgefor dertwurdedieUmstellunginDeutschlandabgeschlossen.ImVerlaufdiesesProzesseswur denrund600analogeGrundnetzsenderundmehrals8700Füllsenderabgeschaltetunddurch 488 DVBTSender ersetzt. Heute können mehr als 90 % der Bevölkerung das TVProgramm digitalüberAntenneempfangen.DamitistdieserVerbreitungswegführendbeiderDigitalisie rung. DievonderKEFim16.BerichtfürdenZeitraum20092012anerkanntenProjektmitteli.H.v. 23,2Mio.€fürDVBTwerdenweitgehendbisEnde2010verausgabt.Dienachdereigentlichen Umrüstung anfallenden Aufwendungen und Investitionen resultieren insbesondere aus Fre quenzumstellungsmaßnahmenimZusammenhangmitdenErgebnissenderWellenkonferenz 8 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

Genf06,VerbesserungenderNetzversorgungundEmpfangsgütesowieaustechnischenWei terentwicklungendesDVBStandards. Die KEF geht davon aus, dass das Projekt zur Digitalisierung der terrestrischen Fernsehaus strahlungzumJahresende2010indenBestandüberführtwird(Tz.267). • MobileBroadcast

DieKEFhattederARDim16.BerichtimZeitraum2009201232Mio.€fürdasProjekt„Mobile Broadcast“bewilligt.NachdembisherigenScheiternvonMobileBroadcastLösungenaufBasis von DMB und DVBH bleibt hier die weitere Entwicklung zunächst abzuwarten. Vor diesem Hintergrund hat die KEF die Projektmittel für die laufende Gebührenperiode um 25 % auf 24Mio.€gekürzt(Tz.269).

Sachinvestitionen Grundsätzlich betreiben die ARDLandesrundfunkanstalten eine Investitionspolitik mit Au genmaß.NeueInvestitionendieneninsbesonderederSchaffungmodernerundeffizienzstei gernderRahmenbedingungen.DabeierfolgteineBegrenzungaufdasNotwendige. 2008betrugendieInvestitionenderARDLandesrundfunkanstalten293,2Mio.€.DieAbschrei bungen auf immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen waren mit 293,1Mio.€ nahezuidentisch.

Investitionen, Abschreibungen und Reinvestitionsquoten der ARD-Landesrundfunkanstalten

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Ist Ist Ist Ist Ist Ist Ist Ist inMio.€ Investitionen 303,2 309,9 306,8 304,3 241,2 308,4 318,8 293,2

Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen 329,1 317,4 330,7 307,9 303,9 302,9 308,4 293,1

Differenz 25,9 7,5 23,9 3,6 62,7 5,5 10,4 0,1

Reinvestitionsquote (in %) 92,1% 97,6% 92,8% 98,8% 79,4% 101,8% 103,4% 100,0%

Quelle:ARDJahrbücher2002bis2009 DieReinvestitionsquotebeschreibtdasVerhältnisvonInvestitionenzuAbschreibungeninei nemHaushaltsjahr.BiszumJahr2005lagdieReinvestitionsquotederARDteilweisedeutlich unter 100%, d. h., die Investitionen waren jeweils niedriger als die Abschreibungen. Diese EntwicklungkannübereinenlängerenZeitraumgesehenzueinemernsthaftenSubstanzab bauführen.IndenJahren20062008überstiegendieInvestitionenindasAnlagevermögen wieder leicht die Abschreibungen, was zu einer gewissen Stabilisierung der Vermögenssub stanz beigetragen hat. Hierdurch konnten die Unterschreitungen der Vorjahre jedoch nicht kompensiertwerden.

9 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

Bilanzkennzahlen Die Bilanzsumme aller ARDLandesrundfunkanstalten zum 31.12.2008 (9.254,3Mio.€) redu ziertesichimVergleichzumVorjahreswertum65,7Mio.€. • Aktivpositionen DieAktivaderLandesrundfunkanstaltensetzensichwiefolgtzusammen:

Aktiva 31.12.2007 31.12.2008 Abweichung Veränderung

inMio.€ inMio.€ inMio.€ in%

A. Anlagevermögen 6.798,5 7.222,9 424,4 6,2% 72,9% 78,0%

- Immaterielle Vermögensgegenstände (36,6) (34,0) (2,6) (7,1%) (0,4%) (0,4%)

- Sachanlagen (1.870,9) (1.879,1) (8,2) (0,4%) (20,1%) (20,3%)

- Finanzanlagen (4.891,0) (5.309,8) (418,8) (8,6%) (52,5%) (57,4%)

B. Programmvermögen 831,4 824,7 6,7 0,8% 8,9% 8,9%

C. Umlaufvermögen 1.668,5 1.181,9 486,6 29,2% 17,9% 12,8%

D. Rechnungsabgrenzungsposten/Sonstiges 21,6 23,5 1,9 8,8% 0,2% 0,3% E. Nicht durch anstaltseigenes Kapital gedeckter Fehlbetrag * 1,2 1,2 0,0%

Summe 9.320,0 9.254,3 -65,7 -0,7 % *dazugehörigePositionaufderPassivseiteunterA Quelle:ARDJahrbuch2009,S.318

DasAnlagevermögensetztsichausimmateriellenVermögensgegenständensowieSachanla geundFinanzanlagevermögenzusammen.DasSachanlagevermögenzum31.12.2008i.H.v. 1.879,1Mio.€nahmum8,2Mio.€bzw.0,4%imVergleichzumVorjahresstichtagzu.DasFi nanzanlagevermögen erhöhte sich insbesondere durch Umbuchungsvorgänge aus dem Um laufvermögenum418,9Mio.€oder8,6%auf5.309,8Mio.€.EsistweitgehendzurAbsiche rungderAltersversorgungderMitarbeiter/innenzweckgebunden,wobeiausdenErträgendie Rentenzahlungenmitfinanziertwerden. DasProgrammvermögenreduziertesichimVergleichzumVorjahreswertum6,7Mio.€bzw. 0,8%auf824,7Mio.€. DasUmlaufvermögenzum31.12.2008beträgt1.181,9Mio.€.ImVergleichzum31.12.2007ist eine Reduzierung um 29,2% zu verzeichnen. Die Hauptursachen für den Rückgang sind Ab nahmenindenPositionenWertpapiereum310,7Mio.€(insbesonderedurchUmbuchungenin dasAnlagevermögen),liquideMittelum138Mio.€sowieForderungenundSonstigeVermö gensgegenständeum36,9Mio.€. 10 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

• Passivpositionen Die Passiva derLandesrundfunkanstaltensetzensichwiefolgtzusammen:

Passiva 31.12.2007 31.12.2008 Abweichung Veränderung

inMio.€ inMio.€ inMio.€ in%

A. Anstaltseigenes Kapital * 2.294,8 2.195,1 99,7 4,3% 24,6% 23,7%

B. Sonderposten 229,2 212,2 17,0 7,4% 2,5% 2,3%

C. Rückstellungen 6.171,9 6.328,6 156,7 2,5% 66,2% 68,4%

D. Verbindlichkeiten 532,8 432,9 99,9 18,7% 5,7% 4,7%

E. Rechnungsabgrenzungsposten 91,3 85,4 5,9 6,5% 1,0% 0,9%

Summe 9.320,0 9.254,3 -65,7 -0,7 % *ZumStichtag31.12.2008inkl.nichtdurchanstaltseigenesKapitalgedeckterFehlbetragi.H.v.1,2Mio.€,vgl.AktivseiteunterE. Quelle:ARDJahrbuch2009,S.319

DasEigenkapital(inkl.Rücklagen)derARDLandesrundfunkanstaltenzum31.12.2008hatsich im Vergleich zum Vorjahresstichtag um 99,7Mio.€ auf 2.195,1Mio.€ verringert. Im ARD Durchschnitt lag der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme (Eigenkapitalquote) bei 23,7%(zumVergleich:ZDFStand31.12.2008ca.49%). Die Steigerung der Rückstellungen um 156,7Mio.€ bzw. 2,5 % beruht auf Erhöhungen der Pensionsrückstellungen um 41,2Mio.€, der Steuerrückstellungen um 39,4Mio.€ und der Sonstigen Rückstellungen um 76,2Mio.€. Die Pensionsrückstellungen beliefen sich zum 31.12.2008auf5.185,8Mio.€. DieVerbindlichkeitenvermindertensichgegenüberdemVorjahresstichtagum99,9Mio.€auf 432,9Mio.€.DiesenVerbindlichkeitenstehenentsprechendeForderungenundsonstigeVer mögensgegenständeaufderAktivseitegegenüber.

2. Gemeinschaftsprogramme von ARD und ZDF

Phoenix „MachenSiesichdasganzeBild“lautetderSlogandesEreignisundDokumentationskanals PHOENIX. Mit seiner Verzahnung der drei Programmsäulen von Ereignisübertragungen, Do kumentationen und Gesprächssendungen bietet PHOENIX dem Zuschauer in der Fülle und Komplexität der täglichen Nachrichten umfangreiche Hintergrundinformationen und Orien tierung. Der Spartenkanal setzt dabei auf eine ausführliche, großflächige Berichterstattung unddifferenzierteAnalysen.MitdiesemKonzeptträgtPHOENIXinbesonderemMaßezurpoli tischenMeinungsundWillensbildungbei.PHOENIXistimdreizehntenJahrseinesBestehens alsSinnbildfürInformationsfernseheninderdeutschenFernsehlandschaftverankertundwird wegenseineseinzigartigenundunverwechselbarenProgrammprofilsaucheuropaweitallge meinakzeptiertundgeschätzt. 11 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

PHOENIXkannaufeinewachsendeErfolgsbilanzverweisen.2009erreichtederEreignisund DokumentationskanalvonARDundZDFmiteinemdurchschnittlichenZuschauermarktanteil von 1 % das beste Ergebnis seit Bestehen des Senders. Durchschnittlich über vier Millionen ZuschauerschaltensichtäglichindasProgrammvonPHOENIXein.Dabeiistesgelungen,das DurchschnittsalterderZuschauerinnenundZuschauerimJahr2009auf53Jahrezusenken. Eine repräsentative Umfrage unter 1500 Befragten hat in 2009 ergeben, dass 93 % der Stammzuschauer, die mindestens an vier Tagen pro Woche PHOENIX einschalten, das Pro grammmit„gut“oder„sehrgut“bewerten.DasProfildesSpartenkanalsPHOENIXwirdiners terLiniedurchLiveÜbertragungenpolitischerDebattenimDeutschenBundestag,dieinletz terZeitnochumetwa10%ausgeweitetwurden,sowieaktuellernationalerundweltpoliti scherEreignissegeprägt.DesWeiterengehörenÜbertragungenderParteitageallerimBun destagvertretenenParteienundWahlkampfkundgebungenzumProgramm.Ergänztwirddas AngebotdurchGesprächeimStudio,DiskussionsrundenundeinegroßeZahlvonDokumenta tionenausdenArchivenvonARDundZDF.ImJahr2009konntendeutschlandweit93,7%aller FernsehhaushaltePHOENIXempfangen.PHOENIXdeckt95,6%allerKabelhaushalteund91,1 %allerSatellitenhaushalteab.96,3%derterrestrischenHaushaltekönnenPHOENIXperDVBT empfangen. PHOENIXverfügtimJahr2010übereinenJahresetatvon36,6Mio.€.DerEreignisundDoku mentationskanalisteingelungenesBeispieldafür,dassdurchgemeinsameTrägerschaftvon ARD und ZDF sowie durch intensive Zusammenarbeit zwischen den Rundfunkanstalten und einemSpartenkanaleinMehrwertfürdasPublikum,verbundenmiteffizienterMittelverwen dung,geschaffenwird:PHOENIXübernimmtimJahrrund2.000vondenLandesrundfunkan staltenodervomZDFproduzierteDokumentationenzurzeitversetztenAusstrahlung.Daneben kannPHOENIXvonFallzuFallauchaufEreignisübertragungenderAnstaltensowieaufBeistel lungen redaktioneller und produktionstechnischer Fachkräfte zurückgreifen. Weitere Ver bundvorteile ergeben sich dadurch, dass PHOENIX im Bereich der administrativen Aufgaben vonderARDundvomZDFunterstütztwird.ImGegenzugkönnendieRundfunkanstaltenin vielenFällenaufdasvonPHOENIXfürEreignisübertragungenproduzierteSendesignalzurück greifen und Ausschnitte in eigene Nachrichtensendungen, Magazine, Dokumentationen etc. übernehmen.

3sat Am 1. Dezember 2009 feierte 3sat sein 25jähriges Jubiläum. Als länderübergreifendes Voll programmmitSchwerpunktenauf„Kultur“und„Wissenschaft“bietet3satseinenZuschauern seit 1984 anspruchsvolle Programmangebote des öffentlichrechtlichen Fernsehens aus Deutschland,ÖsterreichundderSchweiz.MonothematischeProgrammangeboteaus„Kultur“ und„Wissenschaft“übernehmenindersichimmerstärkerdiversifizierendenMedienwelteine zentraleFunktion.SiegebendendrängendenFragenderGesellschaftbewusstmehrRaum,um SachverhalteinGänzezubeleuchten.3satkompiliertProgrammeseinervierPartneranstalten zuThemenwochenundThementagen.AuchimJahr2010wird3satmitThemenausWissen schaft(„nanoTechnologie“),Literatur(„MarkTwain“)oderPhilosophie(„DerSinndesLebens“) die erfolgreiche Programmstrategie der Themenwochen fortführen. An insgesamt 17Thementagenwird3satProgrammschwerpunktewie„RätselderUrzeit“oder„Beiderseits der OderDas deutschpolnische Verhältnis“ zeigen. 3satProgrammschwerpunkte konnten überdiesdazubeitragen,denMarktanteilindenvergangenenzweiJahrenauf1,1%zustei gernunddamitdiehöchsteZuschauerakzeptanzseitderGründungimJahr1984zuerzielen. Zudemistes3satgelungen,durchneuejungeFormateeinennachhaltigenImagewandelein zuleiten,derdieBasiszurEindämmungdesdrohendenGenerationenabrissesdarstellt. Kulturistbei3sateinBegriffmitvielfältigerBedeutungundreichtvonderHochkulturüberdie AlltagskulturbishinzurPopundSubkultur.DiesesbreiteKulturportfoliowirddurchdaswerk täglicheMagazin„Kulturzeit“diebedeutendsteKultursendungimdeutschsprachigenRaum

12 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

ergänzt,dasindiesemGenrezumLeitmediumavanciertist.DieSendungen„scobel“,„Kenn wortKino“,„bookmark“,„buchzeit“,dasinZusammenarbeitmitdemZDFtheaterkanalprodu zierteTheatermagazin„FOYER“unddasimFebruar2009gestartetePopkulturMagazin„Bau erfeind“ergänzendiekulturelleBerichterstattung.Nebender„Kultur“profiliertsich3satüber seine zweite Programmsäule, die „Wissenschaft“. Das werktägliche Wissenschaftsmagazin „nano“ nimmt aktuelle, anspruchsvolle und kontroverse Themen aus der Wissenschaftswelt auf.Neben„nano“ergänzenMagazinewie„neues“,„wissenaktuell“und„hitec“dieWissen schaftim3satProgramm. 3satwirdauchinZukunftgroßeKulturereignisseinDeutschland,ÖsterreichundderSchweiz zeigenundselbstKulturereignisseschaffen.Gleichzeitigwird3satkünftigverstärktThemen undFormenderJugendundPopkulturaufgreifen.FürWissenschaftsthemengiltauchweiter hin der Grundsatz, drängende Fragen nachwachsender Generationen wie den Klimawandel umfassendzubegleiten.NebenseinenSchwerpunkten„Kultur“und„Wissenschaft“wird3sat imJahr2010die„Philosophie“alsdrittekanalprägendeProgrammsäuleindenFokusstellen undineinerVielzahlvonFormatenzeigen,dassdieDenkansätzealterPhilosophennachwie vorihreRichtigkeitundBerechtigunghaben.AuftakthierzubildetedieThemenwoche„Philo sophie“imMärz2010.

Kinderkanal (KI.KA) SeitnunmehrdreiJahrenbefindetsichderKIKAhinsichtlichseinerAkzeptanzaufeinemunge brochenenErfolgskurs.MiteinemdurchschnittlichenMarktanteilvon18,6%beiden3bis13 JährigenerreichtederSenderin2009seinbestesErgebnisseitBestehen.DerKIKAwurdeda mit Zweiter hinter Super RTL. Die technische Reichweite hat sich nach Angaben der GFK ForschungauchimJahr2009nocheinmalleichtverbessertundliegtnunbeird.34Millionen Haushaltendiesentspricht95,8%derdeutschenFernsehhaushalte. Sehr erfreulich ist, dass der KIKA insbesondere bei der jüngsten Zielgruppe der 3 bis 5JährigenweiterhinvollstesVertrauengenießtundmiteinemMarktanteilvon30,8%erneut MarktführerindieserZielgruppeist.DiesemZuspruchhatderSenderRechnunggetragenund imOktober2009KiKANiNCHEN,einneuesVorschulformat,aufdenSchirmgebracht.Esver bindet edukative mit spielerischen Elementen und weist die Programmstrecke zwischen 6.50und10.25Uhr als besondere Fläche für kleine Kinder aus. Ergänzt wird diese Pro grammstreckedurchdasneueVorschulportalwww.kikaninchen.de,dasgenauwiedieKIKA Mediathek www.kikaplus.de im Rahmen des DreiStufenTests am 21.September2009 vom MDRRundfunkratmitModifizierungenbeiderVerweildauergenehmigtwurde. ImInformationsangebotpräsentierensichdieFormenundThemenvielfaltunddieNähezur kindlichen Lebenswelt, die der KIKA für seineZuschauer bereit hält. In seinen Magazinund WissenssendungenwirdeinebreiteThemenpaletteabgedecktundkindgerechtüberUmwelt, Wissenschaft,SchuleoderArbeitsundBerufslebenberichtet. Eines der bekanntesten Aushängeschilder des KIKAInformationsangebotes ist die ZDFtivi Sendung„logo!“.DieKindernachrichtensendungdesZDFfeierte2009ihr20jährigesJubiläum und erfreut sich mit einem durchschnittlichenMarktanteil von 15,5%einer großen Beliebt heit. Ab dem Jahr 2010 ist die bisherige Lücke in der Informationsschiene am Wochenende geschlossen,da„logo!“täglichimAbendprogrammaufSendungistundsomitdazubeiträgt, dasInformationsprofildesKIKAweiterzuschärfen.NebendenFernsehanfängernhatderKIKA 2009auchdie10bis13JährigenverstärktinsVisiergenommen.ImZugeeinerSchemareform wurde ein Sendeplatz für fiktionale Angebote für ältere Kinder am Abend ab 20.15Uhr ge schaffen. Insbesondere die ZDFProduktion „H20 Plötzlich Meerjungfrau“ konnte hier mit Marktanteilenbiszu28%inderZielgruppederPreTeensgroßeErfolgeverbuchen.Darüber hinaus wurde mit der „dailydokuLeiste“ auch am Nachmittag ein neues Angebot für diese Zielgruppegeschaffen.Mit„WirfahrennachBerlinDieHauptstadtpraktikanten“(RBB),„Die

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JungsWGEinenMonatohneEltern“(ZDF)und„ich!“(KIKA)sindseitOktober2009dreiFac tualEntertainmentFormateerfolgreichgestartet. Auchfür2010sindweitereinnovativeProgrammeinVorbereitung,umdienachhaltigeBin dung dieser Zielgruppe durch starke Formate, eine gezielte Ansprache und durch ein ziel gruppenaffinesDesignzuintensivieren.DieVerzahnungvonOnlineAktivitätenmitdemPro grammistdabeiunerlässlich.DieKinderCommunity„MeinKIKA“bietetdeshalbälterenKin derndieMöglichkeit,sichineinemgeschütztenundmoderiertenRaumüberihreStarsund LieblingsprogrammezuinformierenundsichmitGleichaltrigenauszutauschen.

Europäischer Kulturkanal ARTE ARTEbestehtausdreiEinheiten:derZentraleARTEG.E.I.E.inStraßburgunddenbeidenMit gliedern,ARTEFranceundARTEDeutschlandTVGmbH.BeideMitgliederliefernjeweils40% dervonARTEgesendetenProgrammezuaufdeutscherSeitejezurHälftevonARDundZDF. DieZentralesowiediemitARTEkooperierendenSenderinBelgien,Polen,Österreich,Schweiz, SpanienundFinnlandstellendierestlichen20%zurVerfügung.InDeutschlandentwickelte sichderMarktanteiltrotzdeszunehmendendigitalenWettbewerbsimJahr2009positivund erreichtedenhöchstenWertinderUnternehmensgeschichte.DiesistvorallemdenSchwer punktenundkreativenSonderanstrengungenwiedergemeinsammitdemRBBproduzierten Dokumentation„24hBerlin“zuverdanken.ImJahresverlauferreichteARTEinderPrimetime zwischen19.00und23.00UhreinenMarktanteilvon0,9%imVergleichzu0,8%imVorjahr. Wurde ARTE noch vor fünf Jahren bevorzugt in den westlichen Bundesländern gesehen, ist inzwischenanvielenTagenderMarktanteilindenöstlichenBundesländernhöher.Durchdie Aufhebung der Partagierung mit dem Kinderkanal oder anderen Anbietern wird ARTE in Deutschland als Ganztagessender wahrgenommen und konnte seine Akzeptanz sowohl am Morgen als auch am Nachmittag stärken. Seit Ende 2009 können zusätzliche 7,8 Millionen analogeKabelhaushalteARTEempfangen. Zwei große Programmereignisse kennzeichneten das ARTEProgramm im Jahr 2009: Mit „Summerofthe80s“wardasSommerprogrammerneuterfolgreich.DieMischungausKino filmen,KonzertenundMusikdokumentationenerzielteimDurchschnitt1,2%Marktanteilin Deutschland und 3,8% in Frankreich. Das Publikum umfasste mehr jüngere Zuschauer und mehrFrauenalsbeim„Summeroflove“2007undbeim„Summerofthe70s“2008.Einweite rerErfolgimJahr2009wardasgemeinsammitdemRBB produzierte Fernsehereignis „24h BerlinEin Tag im Leben“, welches 24 Stunden mitten aus dem Leben einer europäischen Hauptstadtberichtete.UnterderRegievonVolkerHeisefingenam5.September200880Film teamsrd.750StundenRohmaterialinHDein,unterihnendiebekanntestendeutschenDoku mentarfilmemacher.ARTEstrahltedasProgrammdanngenaueinJahrspäteram5.September 2009 von 6Uhr morgens bis 6Uhr des folgenden Tages in HD aus. Die Dokumentation „24hBerlin“istdamitdaslängsteTVProgramminderGeschichtedesFernsehens . Die umfangreichen Veränderungen der französischen und der deutschen Fernsehlandschaft haben ARTE veranlasst, die Attraktivität des Tages und Abendprogramms weiter zu ver stärken. Dank des neuen Schemas wurden ab Januar 2010dieZuschauerinFrankreichund DeutschlandfrüherundzudentradiertenEinschaltzeitpunktenandiezentralenProgramm leisten herangeführt. In Deutschland startet ARTE deshalb bereits um 20.15Uhr mit seinen klassischen Programmangeboten. Hierzu wurde die bisherige Programmleiste „ARTE Entdeckung“ von 20.15auf19.30Uhr gesetzt und kann so als Brückenelement zwischen NachmittagundHauptabendwirken.EinweitererProfilvorteilist,dassauchdieProgramme derspäterenAbendhälfteinDeutschlandeineDreiviertelstundevorrücken.DiezweitePrime timewurdedurchneueAngebotewieeinemSendeplatzfürhochkarätigeFernsehserien,eine wöchentliche Dokumentation zur Popkultur sowie regelmäßige Wissensdokumentationen verjüngt.

14 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

Für 2010 ist im Wirtschaftsplan von ARTE Deutschland ein Budget von 163,7Mio.€ veran schlagt, davon entfallen 51,5Mio.€ auf Aufwendungen für ARTE G.E.I.E., wobei die zweite HälftedesGesamtaufwandsvonARTEG.E.I.E.ebenfallsrd.51,6Mio.€vonderfranzösischen Seiteerbrachtwird.

3. Gemeinsame Aktivitäten von ARD, Deutschlandradio und ZDF (einschließlich Tochter- und Beteiligungsgesellschaften)

Degeto DerKernauftragderDEGETOFilmGmbHliegtinderBeschaffungundBetreuungvonFernseh programmen–imWegederProduktionoderdesLizenzerwerbs–sowohlfürdieLandesrund funkanstaltenderARDalsauchfürderenWerbegesellschaften. ImJahre2009erwarbdieDEGETOLizenzenundProduktioneninHöhevonca.426Mio.€brut to.DieBetriebskostenbeliefensichin2009aufca.10,8Mio.€bzw.2,5%desabgewickelten Programmbeschaffungsvolumens.ImGemeinschaftsprogrammderARDwurdenausdemDE GETOProgrammstock im Jahr 2009 insgesamt 146.297 ProgrammMinuten eingesetzt. Die DEGETO betreut für den Bereich des Ersten jährlich ca. 950 Spielfilmsendeplätze sowieüber 500SerienSendeplätze.Weiterhinwurdenin3sat,ARTE,KI.KA,EinsFestivalsowieindenDrit tenProgrammenca.4.000SpielundFernsehfilmeausdemDEGETOStockeingesetzt. DasStammkapitalderDEGETOFilmGmbHbeträgt112,5T€,andemdieLandesrundfunkan staltenbzw.derenWerbetöchterjeweilszugleichenTeilenbeteiligtsind.DieGesellschaftver fügtübereineschlanke,effizienteOrganisationsstrukturmitinsgesamt72Mitarbeiter/innen. DieDEGETObündeltdenRechtebedarfderARDunderzieltdurchdenzentralenEinkaufgüns tigereBeschaffungskonditionen.DersoaufgebauteProgrammstockstehtallenProgrammini tiativenderARDkostenfreiundunkompliziertzurVerfügung.DiezentraleSendeaufbereitung, ProgrammarchivierungundLogistikdurchdieDEGETOFILMGmbHhatsichalswirtschaftliche Umsetzungsform etabliert und bewährt. Die zentrale Programmplanung und Betreuung der vielfältigen Programme – bezogen auf Das Erste sind dies in der Summe ca. 32%desGesamtprogramms–sicherteineökonomischeProgrammnutzungsowieeinehohe TransparenzhinsichtlichProgrammbestandundZukaufbedarf.

SportA Die 1995 gegründete SportA Sportrechte und MarketingAgentur GmbH, München ist eine gemeinsameTochtergesellschaftderARDLandesrundfunkanstalten(50%)unddesZDF(50%) miteinemStammkapitalinHöhevon540T€. Die Gesellschaft erwirbt Übertragungsrechte an nationalen und internationalen Sportveran staltungenundliefertdamitARDundZDFattraktiveProgramminhalteimSportBereich.Dar über hinaus steht SportA ARD und ZDF auch bei Rechteerwerben, die außerhalb der SportA vorgenommenwerden,beratendzurVerfügungundwirdaktivindieEinkaufsverhandlungen einbezogen. FerneristdieSportAvonihrenGesellschafternbeauftragt,nichtgenutzteRechteanSporter eignissenund–veranstaltungenanDrittezurNutzunganzubieten(Sublizenzierung). EinewesentlichüberdieBeschaffungsfunktionfürARDundZDFhinausgehendeunternehme rischeTätigkeitderSportAistnichtgeplant. Beidurchschnittlich18MitarbeiternerzieltedieSportAimJahr2008einenGesamtumsatzin Höhevonrd.144Mio.€.DieordentlichenBetriebskostenbetrugenimJahr2008rd.2,2Mio.€ 15 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______ undentsprachensomitnur1,5%desUmsatzvolumens.DieBetriebskostenderSportAwerden übereinKostenumlageverfahrendurchdieGesellschaftergedeckt.

IRT ZweckdesgemeinnützigenInstitutsfürRundfunktechnikmitSitzinMünchenbestehtdarin, derAllgemeinheitdurchFörderungdeseuropäischenRundfunkwesensunddereuropäischen Rundfunktechnikzudienen.DieserZweckwirdinsbesonderedurchwissenschaftlicheArbeiten aufdemGebietderRundfunktechnikverwirklicht. DasIRTistdaszentraleForschungsundEntwicklungsinstitutderöffentlichrechtlichenRund funkanstalteninderBundesrepublikDeutschland(ARD,ZDFundDRadio),inÖsterreich(ORF) undinderSchweiz(SRG/SSRidéesuisse)miteinemStammkapitalvon140T€. DasIRTistsowohlfürseineGesellschafteralsauchfürDritteindenGeschäftsfeldernFörder projekteundAuftragsforschungtätig. DasInstitutfürRundfunktechnikunterstütztseineGesellschafterindemderzeitigengravie rendenWandel,derzuwesentlichenTeilentechnologischverursachtist.DietechnischenInno vationenkommenheutenichtmehrausdemRundfunkumfeld,betreffendenRundfunkaber nachhaltig.DieseInnovationenwerdenvondenMarktteilnehmernzurStärkungihrerMarkt positionvorangetrieben.IPbasierteNetzinfrastrukturen,MobileBroadband,LongTermEvolu tion(LTE),hybrideEndgeräteunddasdreiDFernsehen(3DTV)sindnureinigeBeispiele.Für denRundfunkergibtsichdieSituation,sichentwedermitdenentstehendentechnischenIn frastrukturen zu arrangieren und sich damit zugleich den Geschäftsinteressen der übrigen Marktteilnehmer unterzuordnen, oder aber zu versuchen, diese Entwicklungen im Interesse des Rundfunks so zu beeinflussen, dass der Rundfunk seinen Auftrag möglichst vollständig undeffizienterfüllenkann. DasIRTbringtsichfürseineGesellschafterindiesetechnischenEntwicklungenundStandardi sierungensofrühzeitigwiemöglichein,umnocheinesteuerndeWirkunginderenInteresse erzielenzukönnen. AlsneutraleInstitutionistdasIRTinderLage,intechnischenFrageneinemoderierendeRolle zwischenRundfunkundderIndustrieeinzunehmen.DamitschlägtdasIRTeinenintegrieren denBogenzwischendemRundfunkundneuenInhaltesowieDienstanbietern,Netzbetreibern undEndgeräteherstellern. DerzeitigeSchwerpunktesind: o EntwicklungeinesoffenenStandardsfürhybrideRadioundFernsehgeräte„HbbTV“ o MinimierungderInterferenzenaufdieRundfunkverbreitungtrotzderZuweisungdes oberenUHFBandes(digitaleDividende)andenMobilfunk Einbringen in die Weiter entwicklungderFunkübertragungstechniken(z.B.WiMAX,T2,LTE),Digitalisierungdes HörfunksundBeteiligunganderKonzipierungvonFrequenznutzungen o EinsatzderIPTechnikinWeitverkehrsnetzenfürdenRundfunk o Weiterentwicklungen zur ökonomischeren und flexibleren Nutzung ITbasierter Pro duktionsinfrastrukturen Das IRT nimmt als zentrale Aufgabe die Vertretung seiner Gesellschafter in nationalen und internationalenGremienwahr. ImWirtschaftsplandesJahres2009beliefensichdieAufwendungenauf21,7Mio.€,beiGe sellschafterzuschüssenvon15,3Mio.€.

16 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

Das von den Gesellschaftern beschlossene Konzept zur Reduzierung der Zuwendungen der Rundfunkanstalten konnte im Jahr 2009 erfolgreich mit einer Reduzierung von 163 auf 140 Planstellenumgesetztwerden.Eingespartwurdenca.4Mio.€gegenüberdemAnsatzdesJah res2005. DiegeplantenEigenerträgedesInstitutsinHöhevon6Mio.€wurdenrealisiert. AlsgemeinnützigesInstituterwirtschaftetdasIRTkeineGewinne.

ARD/ZDF-Medienakademie DiegemeinnützigeGmbHbietetalsgemeinsameEinrichtungvonARD,DRadioundZDFAus undFortbildungsangeboteimBereichderMedienundneuerInformationsundKommunikati onstechnikenan.ZudenAufgabenderAkademiegehörenu.a.dieKonzeption,Entwicklung und Durchführung entsprechender Qualifizierungsmaßnahmen, wie z. B. Seminare, Work shops,Treffpunkte,Symposien.DieAngebotesindnachArtundUmfangflexibelausgerichtet. DabeidecktsienichtnurredaktionelleundproduktionstechnischeSchwerpunkteab,sondern ergänztdasPortfoliodurchQualifizierungsangeboteinderwichtigenSchnittmengezwischen ProgrammundProduktion/TechniksowieimBereichderRundfunkmanagementKompetenz. FernerunterstütztdieARD/ZDFMedienakademiedieBerufsausbildungvonneuenMedienbe rufenwie„Mediengestalter/inBildundTon“sowie„FilmundVideoeditor/in“. DasLeistungsangebotstehtdemMarktgenerelloffen,richtetsichalsoauchanMitarbeiter/ innenanderer(Medien)unternehmen.ZudenKundenzählenu.a.ORF,SRG,dieProSieben Sat.1MediaAGunddieRTLGroup. DieEinrichtungverfügtüberTrainingszentreninNürnberg(Hauptsitz),HannoverundWiesba den.ImJahr2009wurden2.225Fortbildungsseminaremitrund14.000Teilnehmerndurchge führt.DieMedienakademiefinanziertsichfastausschließlichüberSeminarerträgeunderhält keineweiterenZuschüsse.Mit68MitarbeiternkonntedieMedienakademieimabgelaufenen Geschäftsjahr2009ErträgeundAufwendungenvonrund13,6Mio.€erwirtschaften.

Deutsches Rundfunkarchiv (DRA) DasinFrankfurtamMainundPotsdamBabelsbergansässigeDeutscheRundfunkarchiv(DRA) ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts und eine Gemeinschaftseinrichtung der ARD. Das DRA verfügtüberumfangreicheSammlungenaudiovisuellerAufnahmenausHörfunkundFernse hen,insbesondereausderZeitbis1945undausdenRundfunkarchivenderehemaligenDDR. ZudenDienstleistungendesDRAgehörenu.a.dieErschließungundSicherungvorhandener Archivmaterialien, die Recherche und Bereitstellung von AufnahmenundUnterlagen für die Hörfunk und Fernsehprogramme der ARD, die Entwicklung und Bereitstellung von nutzer freundlichenDatenbankenundRechercheoberflächensowiedieErfassungvonDatenvonneu erscheinendenIndustrietonträgernimAuftragvonARD,DeutschlandradioundZDFundJahr buchs.DasDRAfungiertfernerals„Schnittstelle“zurÖffentlichkeit,indemesfürzahlreiche allgemeine,wissenschaftliche,insbesonderehistorischeAnfragensowiesolcheausdemFor schungsbereich,seineDienstleistungenanbietet. DasHaushaltsvolumenbeträgtimJahr2010fürdasDRA12,1Mio.€bei82,5Planstellen,die zumDRAgehörendeZentraleSchallplattenkatalogisierung(ZSK)hatneunPlanstellenbeiei nemHaushaltsvolumenvon1,4Mio.€.DerGesamtetatbeträgt13,5Mio.€.DieAufwendun gen werden aus Betriebsmittelzuweisungen der Rundfunkanstalten finanziert, beim DRA zu 98%(nurARDundDRadio),beiderZSKzu100%(einschließlichZDF). 17 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

GEZ Die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) mit Sitz in Köln ist eine nichtrechtsfähige Verwaltungs gemeinschaftderLandesrundfunkanstalten,desZweitenDeutschenFernsehensunddesDRa diomitdemAuftrag,diedenRundfunkanstaltenzustehendenGebührenzuerheben.DieGEZ übernahmdieseAufgabeimJahre1976vonder(damaligen)DeutschenBundespost.Seitdem 01.01.1992wickeltdieGEZauchdenEinzugderRundfunkgebührenindenNeuenBundeslän dernab.DasVerfahrendesEinzugsistdurchgleichlautendeSatzungenderLandesrundfunk anstaltengeregelt. BeimEinzugderRundfunkgebührenhatdieGEZfolgendeHauptaufgaben:  Teilnehmerbetreuung:DieTeilnehmerbetreuungumfasst die Pflege der Stammdaten für alleRundfunkteilnehmersowiedieBearbeitungderschriftlichenundelektronischenTeil nehmerkorrespondenzsowiedertelefonischenAnliegenderTeilnehmer.  Zahlungsverkehr:HierzugehörendieRechnungsstellungderjeweilsfälligenRundfunkge bührensowiederEinzugbzw.dieEntgegennahmederForderungenüberdieKreditinstitu te auf die Konten der Rundfunkanstalten. Darüber hinaus erfolgt die buchmäßige Erfas sungundAbrechnungderGebührenforderungen,rückständeundeinnahmennachTeil nehmern und Rundfunkanstalten sowie die Jahresabrechnung nach aktienrechtlichen Grundsätzen.  Erlangung rückständiger Forderungen: Diese Aufgabe beinhaltet die Überwachung des Zahlungseingangssowieggf.dieEinleitungvonMaßnahmenzurErlangungrückständiger RundfunkgebührenvonderErinnerungbiszurVollstreckung.  Befreiungsbearbeitung:Seitdem1.April2005istdieGEZmitderBearbeitungderAnträge natürlicherPersonenaufeineBefreiungvonderRundfunkgebührenpflichtsowiemitder BestandsführungderGebührenbefreiungenbetraut.  GewinnungneuerTeilnehmer:DazuzählenimZusammenwirkenmitdenRundfunkanstal tendieDurchführungvonMaßnahmenzumGebührenmarketing sowie die regelmäßige Information im Rahmen von Mailingaktionen nicht angemeldeter natürlicher Personen undgewerblicherInstitutionenüberdieRundfunkgebührenpflicht.  Gebührenplanung: Hier erfolgt in Abstimmung mit den Rundfunkanstalten die Planung derGebührenerträgefürARD,ZDFundDRadiofürdaslaufendeJahrunddiePrognosefür einenmittelfristigenZeitraum.  AbwicklungderServiceleistungenfürdieLandesrundfunkanstalten:HierzuzählendieUn terstützung der Marktbearbeitung der Rundfunkanstalten durch den Beauftragtendienst unddieBereitstellungvonKennzahlenundStatistiken. ImRahmendieserHauptaufgabenfielenbeiderGEZimJahr2008imVergleichzumVorjahr folgendeGeschäftsvorgängean:

18 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

ErgänzendzudenobendargestelltenGeschäftsvorgängensinddiefolgendenwertundmen genmäßigenEntwicklungenbesonderserwähnenswert:  DerdargestellteRückgangderTeilnehmerpost(14,2%)resultiertimWesentlichenausder zeitnäherenBearbeitungdereingehendenVorgänge,wodurchNachfragenderTeilnehmer vermiedenwerdenkonnten.  DerreduzierteMailingrücklauf(28,3%)istzumeinenaufeineverringerteAusbringungs mengederMailingbriefeundzumanderenaufeineprovozierteUmleitungderunzustell baren Mailingbriefe in den Eingangskanal der automatisierten Datenübermittlung (hier ausgewiesen unter der Position ‚Zahlungsverkehr und sonstige Vorgänge’ [+ 8,1 %]) zu rückzuführen.  DurchdieGeschäftstätigkeitderGEZentstandenimJahr2008AufwendungeninHöhevon 164,4Mio.€(2007:159,3Mio.€).Hierbeiistzuberücksichtigen,dassimJahr2008Sonder RückstellungenfürdieBestandspflegederLastschriftzahlerinHöhevon7,05Mio.€ange fallen sind. Ohne diesen Sondereffekt liegen die Gesamtaufwendungen 2008 um rund 2Mio.€unterdemVorjahresniveau.  Im Geschäftsjahr 2008 zog die GEZ rd. 7,26 Mrd. € an Rundfunkgebühren ein (2007: 7,30Mrd.€).DieserleichteRückgangresultiertausdemRückgangdergebührenpflichtigen Geräte(siehenächsterSpiegelstrich).  DieGEZhatteam31.12.2008rund42,5Mio.TeilnehmerkontenimBestand.Diesesetzen sich aus gebührenpflichtigen, von der Rundfunkgebühr befreiten sowie abgemeldeten oder sonstigen Teilnehmerkonten zusammen. Auf diesen Teilnehmerkonten werden die Hörfunk und Fernsehgeräte sowie seit 2007 die neuartigen Empfangsgeräte (NEG) ge führt.DieEntwicklungderTeilnehmerkontenundRundfunkgerätestelltsichwiefolgtdar:

19 Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Landesrundfunkanstalten gemäß § 5a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag - April 2010 – ______

 DieAnzahldergebührenpflichtigenTeilnehmer,diedasLastschrifteinzugsverfahrennut zen,istseiteinigenJahrenrückläufig.ImJahr2008betrugderAnteilderLastschriftzahler 79,5 % (2007: 79,8 %). Dieser Rückgang wurde durch einen entsprechenden Anstieg bei denEinzelüberweisernkompensiert.  ImJahr2008beschäftigtedieGEZ1.125Mitarbeiter.ImVergleichzumVorjahr(1.105Mit arbeiter)kanneinleichterAnstiegverzeichnetwerden,wobeisichdieserAnstiegnichtbei den unbefristet oder befristet angestellten Arbeitnehmernauf Planstellen vollzogen hat, sondernbeidenArbeitnehmernohnePlanstellen,beiAushilfen,Auszubildenden,Mitarbei tern/inneninMutterschutz/Elternzeit/unbezahltemUrlaubundbeipassiverAltersteil zeit.  DerprozentualeAnteilderAufwendungenderGEZandenGebührenerträgenlagimJahr 2008bei2,26%(2007:2,18%).ImVergleichdazubenötigendieFinanzämterfürdasrela tiveinfacheVerfahrendesEinzugsderKirchensteueralsAnnexzurEinkommensteuer3,0 bis4,0%desKirchensteueraufkommens.Allerdingsisthierbeizuberücksichtigen,dassdie Finanzbehörden – gemessen an zuvor beschriebenen Hauptaufgaben der GEZ – im We sentlichen nur den Zahlungsverkehr, die Erlangung rückständiger Forderungen und eine aufwandsmäßiggeringereTeilnehmerbetreuungdurchführen.ImGegensatzzurGEZfüh rendieFinanzämterkeineGewinnungvonTeilnehmern,keineBefreiungsbearbeitung,kei neGebührenplanungundkeineServiceleistungenfürdieRundfunkanstaltendurch.Fasst man die Kosten der vorgenannten Dienstleistungen (Zahlungsverkehr, Erlangung rück ständigerForderungen,Teilnehmerbetreuung)zusammenundsetztdiesemitdenGebüh renerträgeninsVerhältnis,würdesichfürdasJahr2008lediglicheinAnteilvon1,3%er geben.  BezogenaufdieAnzahlderTeilnehmerkontenbetrugenimJahr2008dieAufwendungen derGEZ3,87€jeTeilnehmerkonto(2007:3,77€).OhnedenobenbeschriebenenSonderef fekt (Bestandspflege Lastschriftzahler) würde diese Kennzahl 2008 einen Wert von 3,70€einnehmenundlägesomitunterdemVorjahresniveau.

20 Landtag Rheinland-Pfalz – 15.Wahlperiode Drucksache 15/4608

Bericht des ZDF

Schreiben des Intendanten des ZDF vom 28. April 2010 an den Präsidenten des Land- tags:

Anbei erhalten Sie den Bericht des ZDF an die Landesparlamente nach § 5 a Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrag. Der Bericht knüpft unmittelbar an den 17. Bericht der Kommission zur Überprüfung und Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunk- anstalten (KEF) an. Abweichend zum 17. KEF-Bericht wurden jedoch für das Jahr 2008 die Ergebnisse des Jahresabschlusses sowie für das Jahr 2010 die Ansätze des Haus- haltsplans zugrunde gelegt.

Markus Schächter

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I. GEMEINSAME ERKLÄRUNG VON ARD, DRADIO UND ZDF 1

II. BERICHT ÜBER DIE WIRTSCHAFTLICHE LAGE DES ZDF 5

1. KENNZEICHEN DER FINANZPOLITIK DES ZDF 5

1.1 Grundsätzliche Überlegungen 5

1.2 Fortsetzung der soliden und sparsamen Finanzpolitik 7

1.2.1 Einsparleistungen in der Gebührenperiode 2005 - 2008 9

1.2.2 Einsparleistungen in der Gebührenperiode 2009 - 2012 10

1.3 Umsetzung der Einsparungen 11

1.3.1 Initiierung des Transformationsprozesses „ZDF 2012“ 11

1.3.2 Umsetzung der Selbstbindungserklärungen im ZDF 12

1.3.2.1 Online 12

1.3.2.2 Marketing 13

1.3.2.3 Personalbereich 14

2. ERGEBNISSE DES 17. KEF-BERICHTS UND BEWERTUNG 15

2.1 Vorbemerkungen 15

2.2 Ergebnisse des 17. KEF-Berichts 15

2.2.1 Gebührenempfehlung der KEF 15

2.2.2 Angemeldeter Finanzbedarf 16

2.2.3 Feststellungen des 17. KEF-Berichtes 17

2.3 Stellungnahme des ZDF zum 17. KEF-Bericht 19

2.4 Übersicht über die Haushaltsentwicklung in den Jahren 2007 - 2010 20

2.4.1 Geschäftsjahr 2007 22

2.4.2 Geschäftsjahr 2008 23

2.4.3 Geschäftsjahr 2009 25

2.4.4 Geschäftsjahr 2010 26

2.4.5 Umsetzung der KEF-Vorgaben im Zeitraum 2007 - 2010 27

2.5 Übersicht über die mittelfristige Finanzplanung 2009 - 2012 29

2.5.1 Erträge 30

2.5.2 Personalaufwendungen 31

2.5.3 Programmaufwendungen 33

2.5.4 Geschäftsaufwendungen 33

3. ERFÜLLUNG DES PROGRAMMAUFTRAGS 34

3.1 Fernsehen 34

3.1.1 ZDF 34

3.1.2 Digitale Ergänzungskanäle 43

3.1.2.1 ZDFdokukanal 43

3.1.2.2 ZDFneo 44

3.1.2.3 ZDFinfokanal 46

3.1.2.4 ZDFtheaterkanal 47

3.1.3 Europäischer Kulturkanal ARTE 48

3.1.4 Ereignis- und Dokumentationskanal PHOENIX 50

3.1.5 3sat 51

3.1.6 Kinderkanal (KI.KA) 52

3.2 Online-Angebot 54

3.3 Technische Umsetzung des Programmauftrags 55

3.3.1 Terrestrik 56

3.3.2 Kabel und Satellit 57

3.3.3 HDTV 58

3.3.4 Aktuelle technologische Entwicklungen 58

4. GEMEINSAME AKTIVITÄTEN VON ARD/ZDF EINSCHLIEßLICH TOCHTER- UND BETEILIGUNGSGESELLSCHAFTEN 59

4.1 ZDF-übergreifende Gemeinschaftaufgaben und -einrichtungen 59

4.1.1 Gebühreneinzugszentrale (GEZ) 59

4.1.2 SportA Sportrechte und Marketing-Agentur GmbH 63

4.1.3 Institut für Rundfunktechnik GmbH (IRT) 64

4.1.4 ARD.ZDF medienakademie gGmbH 66

4.2 ZDF-Beteiligungen 67

4.2.1 ZDF Enterprises GmbH (ZDF-E) 67

4.2.2 ZDF Werbefernsehen GmbH 67

4.2.3 Bavaria Studios & Production Services GmbH 68

4.2.4 Sonstige Beteiligungen 68

5. FINANZIELLE PERSPEKTIVEN DES ZDF 68

5.1 Aktuelle Finanzlage 68

5.2 Schlussfolgerungen und Ausblick 69

5.3 Grundanforderungen an ein neues Finanzierungssystem 70

I. GEMEINSAME ERKLÄRUNG VON ARD, DRADIO UND ZDF

Nach § 5 a Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag (RfinStV) erstatten die in der ARD zusam- mengeschlossenen Landesrundfunkanstalten, das ZDF und das Deutschlandradio alle zwei Jahre jeweils zeitnah nach Vorliegen des Berichts der Kommission zur Ermittlung des Fi- nanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) nach §3 Abs. 8 RfinStV allen Landesparlamenten einen schriftlichen Bericht zur Information über ihre wirtschaftliche und finanzielle Lage. Nachdem die KEF inzwischen ihren 17. Bericht veröffentlicht hat, berichten die Rundfunkan- stalten hiermit zum fünften Male in diesem Rahmen. Der vorliegende Bericht zielt auch dar- auf ab, den Abgeordneten aller Länderparlamente Basisinformationen zur Verfügung zu stellen, die bei der Vorbereitung von anstehenden gesetzlichen Weichenstellungen hilfreich sein können.

Der 17. KEF-Bericht ist ein Zwischenbericht, durch den die mit dem 11. Rundfunkänderungs- staatsvertrag (RfÄndStV) bis Ende 2012 festgelegte Rundfunkgebühr von 17,98 € pro Teil- nehmer und Monat nicht berührt wird. Ziel dieses Berichtes ist es, im Wege einer Zwischen- bilanz festzustellen, ob die derzeitige Rundfunkgebühr dem Finanzbedarf bis Ende der Ge- bührenperiode entspricht. Im Ergebnis stellt die KEF fest, dass die Rundfunkanstalten die laufende Gebührenperiode mit einem ausgeglichenen Ergebnis abschließen können.

Vor dem Hintergrund der durch die Digitalisierung ausgelösten Veränderungen hat die deut- sche Medienpolitik die Rahmenbedingungen für den öffentlichen rechtlichen Rundfunk wei- terentwickelt. In der digitalen Welt werden ARD, ZDF und Deutschlandradio nur dann ihren publizistischen Auftrag weiterhin erfüllen können, wenn sie in der Lage sind, ihre Angebote an die veränderten Kommunikationsformen und Nutzererwartungen anzupassen. Dies erfor- dert eine Kombination von linearen und nicht-linearen Angebotsformen, von herkömmlichem Rundfunk und Internet. Mit seinem Urteil vom 11. September 2007 hat das Bundesverfas- sungsgericht die Teilhabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an künftigen Entwicklungen bestätigt und explizit dessen Rolle und Bedeutung für die publizistische Vielfalt gerade in der digitalen Medienwelt, sowohl in den Bereichen Fernsehen und Radio als auch im Online- Bereich hervorgehoben.

Mit dem am 1. Juni 2009 in Kraft getretenen 12. RfÄndStV wurden die medienpolitischen Rahmenbedingungen für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter angepasst und somit auch die Vorgaben aus dem eingestellten Beihilfeverfahren der EU-Kommission in nationa- les Recht umgesetzt. Dabei gehen die darin formulierten Auflagen zum Teil deutlich über

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das hinaus, was von der EU-Kommission einschränkend vorgesehen war. Insbesondere die Vorgabe zu den Digitalen Zusatzangeboten, den Telemedien und den kommerziellen Aktivi- täten, legen die Grenzen für den Bestand und die Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in den kommenden Jahren fest.

Die Neuregelung der digitalen Kanäle knüpft an der Erkenntnis an, dass im Rahmen der Digitalisierung die Zahl der empfangbaren Kanäle deutlich zugenommen hat und weiter zu- nehmen wird, mit der Folge einer spürbaren Zuspitzung des Wettbewerbsdrucks und des Fragmentierungsprozesses. Die immer stärker divergierenden Nutzungsgewohnheiten der Rundfunkteilnehmerinnen und Rundfunkteilnehmer erfordern eine strategische Weiterent- wicklung und damit eine breitere Ausrichtung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter auf die digitale Zukunft. Entsprechend der Beauftragung durch den 12. RfÄndStV entwickeln ARD und ZDF zu diesem Zwecke ihre bestehenden Digitalkanäle in dem von der KEF vor- gegebenen Finanzrahmen schrittweise zu einem umfassenden digitalen Programmbouquet fort, so dass Informations- und Kulturinteressierte ebenso wie das junge Publikum ange- sprochen werden können. Darüber hinaus umfasst die Beauftragung des 12. RfÄndStV für Deutschlandradio ein drittes Vollprogramm, das ausschließlich digital zu verbreiten ist.

Ein weiteres Kernelement des 12. RfÄndStV ist die nähere Definition des Auftrags des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hinsichtlich der Ausstrahlung von Fernseh- und Hörfunkpro- grammen sowie des Angebots der sogenannten Telemedien. Hierunter fallen Sendungen über das Internet und sendungsbegleitende Online-Angebote sowie ausschließlich im Inter- net verbreitete öffentlich-rechtliche Hörfunkprogramme. Dass diesen Angeboten eine beson- dere Bedeutung für das soziale, demokratische und insbesondere kulturelle Leben in Deutschland zukommt, wird auch von der EU-Kommission bei ihren Ausführungen zur Rundfunkfinanzierung anerkannt. Der neue Staatsvertrag sieht hierzu u. a. die Durchführung eines Drei-Stufen-Tests für die gesamten Telemedienangebote von ARD, ZDF und Deutschlandradio vor, mit dem festgestellt wird, ob ein neues oder grundlegend geändertes Angebot vom Funktionsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks umfasst ist, in welchem Umfang das Angebot aus qualitativer Hinsicht zum publizistischen Wettbewerb beiträgt und welcher finanzielle Aufwand damit verbunden ist. Für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkan- bieter und deren Gremien ist insbesondere die nachträgliche Durchführung des Drei-Stufen- Tests für die bereits bestehenden Telemedienangebote mit einem erheblichen Verwaltungs- aufwand und beträchtlichen zusätzlichen Kosten verbunden.

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Der dritte Regelungskomplex des 12. RfÄndStV betrifft die Transparenz und Kontrolle der Betätigungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im kommerziellen Bereich. Um den Transparenzvorgaben der EU-Kommission aus dem Beihilferecht Rechnung zu tragen, wur- den daher alle maßgeblichen kommerziellen Tätigkeiten in eigenständige privatrechtliche Tochtergesellschaften ausgegliedert. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass bei kommer- ziellen Tätigkeiten eine Quersubventionierung durch Rundfunkgebühren ausgeschlossen ist, da diese Tätigkeiten unter Marktbedingungen erbracht werden müssen.

Damit sind aber die rundfunkpolitischen Weichenstellungen für die Zukunft der öffentlich- rechtlichen Rundfunkanbieter keineswegs umfassend erfolgt. Auf Grund der demographi- schen Entwicklung und der damit einhergehenden zurückgehenden Bevölkerungszahl in Deutschland wird es langfristig zu einer Verminderung der Gebührenzahler kommen. Diese Prognose wird derzeit zusätzlich durch die unsichere wirtschaftliche Zukunft der Gebühren- pflichtigen verschärft. Gleichzeitig sinkt die Akzeptanz für die Gebühr insbesondere bei der jüngeren Bevölkerung. Verstärkt wird dieser Trend infolge der technischen Entwicklung der letzten Jahre durch die Konvergenz von multifunktionalen Geräten, welche auch Rundfunk empfangen können (Internet-PC, Mobiltelefon, Navigationsgerät etc.).

Vor diesem Hintergrund planen die Länder das derzeitige System der Rundfunkgebühren- finanzierung zu modifizieren. Zurzeit stehen zwei Modelle einer künftigen Rundfunkgebüh- renfinanzierung in der Diskussion: Zum einen eine geräteunabhängige Haushalts- und Betriebsstättenabgabe, zum anderen eine geräteabhängige vereinfachte Rundfunkgebühr.

Ziel ist es, die Rundfunkfinanzierung so auszugestalten, dass der von der KEF ermittelte Finanzbedarf auch zukünftig abgedeckt werden kann, ohne dass bei der Erhebung finanz- verfassungsrechtliche Probleme entstehen. Aus Sicht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks muss das künftige Modell aufkommensneutral sein und sollte eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung etablieren. Noch in diesem Jahr soll eine Entscheidung darüber getroffen und staatsvertraglich umgesetzt werden, mit welchem Modell den zukünftigen Herausforderun- gen am besten begegnet werden kann.

Diese Überlegungen zur Reform der Rundfunkfinanzierung können auch durch ein neues Geschäftsmodell der kommerziellen Rundfunkunternehmen beschädigt werden. So planen die RTL Group und die ProSiebenSat.1 Media AG im Rahmen der Einführung des hoch- auflösenden Fernsehens (HDTV), ihre HD-Programme zu verschlüsseln und nach einer kur- zen Testphase nur gegen Zahlung einer monatlichen Gebühr zugänglich zu machen. Da

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bislang alle kommerziellen Free-TV-Angebote unentgeltlich und ohne große technische Hür- den empfangbar waren, verunsichert das neue System die Zuschauerinnen und Zuschauer als quasi „zweite Fernsehgebühr“ zur Etablierung von HDTV. Ob das neue Geschäftsmodell von den Konsumenten angenommen wird, ist derzeit offen.

Auf dem Weg in das digitale Zeitalter stellen sich ARD, ZDF und Deutschlandradio den neuen Herausforderungen, um auch in Zeiten des medienpolitischen Umbruchs als eine wichtige publizistische Stimme in der digitalen Medienwelt weiterhin die Teilhabe aller Be- völkerungsgruppen an der Informationsgesellschaft zu ermöglichen, Orientierungshilfe zu bieten und die technische und inhaltliche Medienkompetenz über alle Generationen und von Minderheiten im Ganzen zu fördern. Wie in den Jahren zuvor erfolgreich praktiziert, wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der inzwischen unüberschaubaren Flut von Informationen mit seinem qualitativen Beitrag zur demokratischen Willensbildung, zur gesellschaftlichen Integration und insbesondere zur Kultur auch zukünftig ein zuverlässiger Garant für Qualität sein.

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II. BERICHT ÜBER DIE WIRTSCHAFTLICHE LAGE DES ZDF

1. KENNZEICHEN DER FINANZPOLITIK DES ZDF

1.1 Grundsätzliche Überlegungen

Das ZDF hat in der vorangegangenen Periode durch strenge Disziplin und einen konse- quenten Sparkurs sein strategisches Finanzziel, das finanzielle Gleichgewicht innerhalb einer Gebührenperiode auch unter sich ändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sicherzustellen, erreicht. Dabei galt es sowohl die mit dem 14. Bericht auferlegten Kürzun- gen der KEF als auch die Mindereinnahmen von rund 160 Mio € aus der Gebührenanpas- sung der Länder durch zusätzliche Einsparungen aufzufangen.1 Verstärkt wurde die ange- spannte Finanzlage durch Mindererträge bei den Rundfunkgebühren, die hinter der im 14. KEF-Bericht ausgewiesenen Gebührenschätzung zurückblieben. Darüber hinaus gab es zusätzliche finanzielle Einbußen bei den Erträgen aus Werbung. Trotz dieser Unwägbarkei- ten hat das ZDF die zurückliegende Gebührenperiode per Ende 2008 mit einem leichten Überschuss abgeschlossen und somit sein finanzstrategisches Ziel schlussendlich auch zum Vorteil des Gebührenzahlers erreicht. Zugleich ist es dem ZDF durch die Umsetzung eines kontinuierlichen und konsequenten strikten Sparkurses in Redaktion, Produktion und Ver- waltung nicht nur durch einmalige und teilweise schmerzhafte Einsparungen, sondern auch durch strukturelle und dauerhafte Verbesserungen gelungen, sein ganzes Unternehmen effektiver aufzustellen, die Steuerung zu optimieren und ein neues Kostenbewusstsein in allen Bereichen des Hauses zu etablieren.

Auch im Zeitraum 2009 bis 2012 hält das ZDF an seinem Ziel einer finanziell ausgegliche- nen Gebührenperiode fest. Dies ergibt sich schon daraus, dass dem ZDF gemäß Staats- vertrag die Aufnahme von Krediten nur für definierte Ausnahmefälle gestattet ist. Auf dem Weg von der Rundfunkanstalt klassischer Prägung zum multimedialen Programmunterneh- men wird es seinen umsichtigen Kurs einer soliden und sparsamen Finanzpolitik weiter kon- sequent auf allen Ebenen fortsetzen: dem Programm, der Organisation des Unternehmens sowie bei den notwendigen Investitionen für eine Grundposition in Infrastruktur und Techno- logie. Einen Beleg für den verantwortungsvollen wirtschaftlichen und sparsamen Umgang mit Gebührengeldern liefert auch die Entwicklung der Gesamtaufwendungen (vgl. Abb. 1).

1 Vgl. dazu 16. KEF-Bericht, Dezember 2007, S. 127, Tz. 317

5

Mio €

6.000

4.000

2.000

0 Jahr 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

ab 2009 Plan bzw . Vorschauw ert ARD ZDF DRadio

Abb. 1: Entwicklung der Gesamtaufwendungen der Rundfunkanbieter 2004 - 2012

Für die aktuelle Gebührenperiode zeichnet sich allerdings in den jüngsten Prognosen der Gebührenerträge ab, dass sich das ZDF im Vergleich zu seiner bisherigen Planung auf Gebührenmindereinnahmen von gut 100 Mio € einstellen muss.2 Der Grund dafür liegt in einer rückläufigen Zahl gebührenpflichtiger Geräte. Hier wirkt sich die zurückgehende Bevöl- kerungszahl ebenso aus wie die abnehmende Gebührenakzeptanz und die damit verbun- dene Verweigerungshaltung insbesondere in Teilen der jüngeren Bevölkerung. So zeigt sich ein drastischer Rückgang bei den Neuanmeldungen von Geräten, der mit einer deutlich gestiegenen Anzahl an Befreiungen von der Gebührenpflicht einhergeht. In diesem Zusam- menhang hat auch die unsichere wirtschaftliche Zukunft der Gebührenpflichtigen ihre Bedeutung. Durch restriktive Planungsvorgaben und Einsparauflagen in den einzelnen Wirt- schaftsjahren der laufenden Gebührenperiode wird das ZDF alles daran setzen, die Minder- erträge auszugleichen und die Gebührenperiode erneut mit einer schwarzen Null abzu- schließen, so dass der Erwartung der KEF entsprochen werden kann.

2 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S.163, Tz. 310

6

1.2 Fortsetzung der soliden und sparsamen Finanzpolitik

Die maßgebliche Größe für die Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit in der laufenden und da- mit auch Ausgangswert für die nachfolgende Gebührenperiode ist das anhand konkreter Maßnahmen von den Anstalten benannte und ggf. seitens der Kommission aufgestockte erzielbare (Netto-)Einsparvolumen.3 Gegenüber dem 16. Bericht hat das ZDF die finanzbe- darfsmindernde Netto-Einsparung erhöht. In ihrem 17. Bericht bescheinigt die KEF dem ZDF für die Gebührenperiode 2009 bis 2012 finanzbedarfsmindernd eingesetzte Netto-Einspa- rungen von rund 10 Prozent der Gesamtaufwendungen.4

Prozent 10% Netto-Einsparungen 2009 - 2012

5%

0% ARD ZDF DRadio

Abb. 2: Nachweis der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit für den Zeitraum 2009 - 2012

Das ZDF hat besondere Einsparleistungen im Personal- und Tarifsektor erbracht. So konnte die Personalaufwandsquote, welche sich aus dem Verhältnis der Personalaufwendungen (ohne Versorgung) zu den Gesamtaufwendungen ergibt, von 20,5 Prozent im Jahr 1993 auf 12,9 Prozent im Jahr 2012 zurückgeführt werden (vgl. Abb. 3).

3 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 198, Tz. 402

4 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 202, Tz. 409, Tab. 71

7

Prozent

20%

18%

16%

14%

12% Jahr 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

ab 2009 Plan bzw. Vorschauwert

Abb. 3: Entwicklung der Personalaufwendungen (ohne Versorgung) an den Gesamtaufwendungen

Diese Entwicklung war nur durch einen umfassenden Personalabbau möglich. So wurden seit 1993 bereits mehr als 1.000 Stellen/Funktionen abgebaut:5

Anzahl 4.300

4.100

3.900

3.700

3.500

3.300 Jahr 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Planstellen ab 2009 Plan bzw. Vorschauwert besetzte Planstellen (Menschenjahre)

Abb. 4: Entwicklung von Planstellen und besetzten Stellen (Menschenjahre)

5 Vgl. dazu Kapitel 1.3.2.3 dieses Berichts

8

Mit Altersversorgung erreicht das ZDF aufgrund seiner frühzeitigen und nachhaltigen Tarif- anpassungen - entgegen der Entwicklung im öffentlichen Bereich - eine noch höhere Abfla- chung gegenüber den Personalaufwendungen ohne Altersversorgung.

30% 120% 28% 100% 26% 24% 80% 22% 20% 60% 18% 40% 16% 14% 20% 12% 10% 0% 1983 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Personalaufwand ohne Versorgung Personalaufwand mit Versorgung Gesamtaufwand

ab 2009 Plan bzw. Vorschauwert Basisjahr 1993

Abb. 5: Entwicklung der anteiligen Versorgungsaufwendungen beim Personalaufwand

1.2.1 Einsparleistungen in der Gebührenperiode 2005 - 2008

Das ZDF erwirtschaftet gemäß Anmeldung zum 15. Bericht eine Brutto-Einsparung von 1.418,5 Mio € in der Gebührenperiode 2005 bis 2008. Nach Abzug der wiederverwendeten Mittel ergibt sich eine finanzbedarfsmindernde Netto-Einsparung von 1.103,4 Mio €. Somit liegt das Netto-Einsparvolumen - als der entscheidende Maßstab für Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit - in der vorangegangenen Gebührenperiode um 605,8 Mio € über den Fest- stellungen des 14. Berichts.6 Verantwortlich für diese Steigerung war die grundsätzliche finanzstrategische Ausrichtung der mittelfristigen Planung 2005 bis 2008 nach der Gebüh- renanpassung der Länder, welche mit überwiegend dauerhaft wirksamen und teilweise schmerzhaften Wirtschaftlichkeits- und Sparmaßnahmen verbunden war.

Die Realisierung der Netto-Einsparungen fand mit 955 Mio € überwiegend im Programm statt. Zusätzliche Einsparungen von 87 Mio € fielen bei den Personalaufwendungen inklusive Altersversorgung an. Insgesamt liegen somit nicht nur die Netto-Einsparungen über den

6 Vgl. dazu 15. KEF-Bericht, Band 1, Dezember 2005, S. 100 ff.

9

Feststellungen des 14. Berichts, sondern auch der Anteil der dauerhaften Einsparungen im Programm steigt von rund 44 Prozent auf fast 74 Prozent. Diese Betrachtung zeigt, dass trotz des im Jahr 2006 erfolgreich abgeschlossenen Programms zur Effektivitätssteigerung und Aufwandsminderung und der Kürzung von weiteren 300 Stellen/Funktionen im Personal- bereich Einschnitte im Programm nicht umgangen werden konnten, um das notwendige Ein- sparvolumen für eine finanziell ausgeglichene Gebührenperiode zu erreichen.

1.2.2 Einsparleistungen in der Gebührenperiode 2009 - 2012

Die KEF hat im 17. Bericht eine Änderung bei der Berechnung zur Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit vorgenommen. Abweichend zum bisherigen Verfahren finden im Bericht zur Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit der Gebührenperiode 2009 bis 2012 erstmals die Ein- sparungen bzw. Mehrbedarfe aufgrund der Veränderung finanzwirtschaftlicher Parameter keine Berücksichtigung mehr, da diese von den Anstalten nicht selbst gesteuert und dem- zufolge auch nicht ihren Wirtschaftlichkeits- und Sparanstrengungen zugerechnet werden können.

Der 17. Bericht der KEF bestätigt dem ZDF für die Gebührenperiode 2009 - 2012 eine finanzbedarfsmindernde Brutto-Einsparung von insgesamt 1.356,8 Mio €. Das finanzbedarfs- mindernde Netto-Einsparvolumen beträgt nach den Berechnungen der KEF 795,7 Mio €. Die finanzbedarfsmindernde Netto-Einsparungen - als maßgebliche Größe für Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit - liegen somit um 127,9 Mio € höher als im 16. Bericht festgestellt7, die Netto-Einsparungen in Relation zu den Gesamtaufwendungen werden mit 9,8 % ermittelt, dies stellt den Spitzenwert dar.

Mit einem Einsparvolumen von 623,8 Mio € erbringt das ZDF den Großteil der gesamten Netto-Einsparungen im Bereich der Programmaufwendungen. Dabei erhöhen sich nicht nur die verbleibenden Netto-Einsparungen beim Programm insgesamt gegenüber dem 16. Bericht, sondern auch der Anteil der dauerhaften Einsparungen weiter auf nun 81 Pro- zent der gesamten Einsparungen.8 Die durchschnittliche jährliche Steigerungsrate des Pro- grammaufwands beträgt in der Periode 2009 bis 2012 lediglich 1,3 Prozent (ohne ARTE und

7 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 205, Tz. 417, Tab. 73

8 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 211, Tz. 427

10

ohne die noch nicht in den Bestand überführenden Projekte).9 Bei den Personalaufwendun- gen liegt das Netto-Einsparvolumen bei 134,5 Mio €, das sind 10,1 Prozent des Gesamtan- satzes der Personalaufwendungen.10 Alles in allem wird deutlich, dass das ZDF nach wie vor den Gebührenzahler durch einen überzeugenden Beitrag zur Wirtschaftlichkeit entlastet.

1.3 Umsetzung der Einsparungen

1.3.1 Initiierung des Transformationsprozesses „ZDF 2012“

Um sich unternehmensorganisatorisch auf die vielfältigen Herausforderungen der digitalen Welt neu auszurichten, hat das ZDF im Jahr 2007 innerhalb seiner Geschäftsleitung einen notwendigen und sehr weitreichenden Transformationsprozess angestoßen. Auslöser für diese Neuausrichtung, die bis Ende 2012 abgeschlossen sein soll, sind neben der Digitali- sierung der Verbreitungswege auch neue Möglichkeiten der Produktion von Medieninhalten. Im Mittelpunkt dieses grundlegenden und ganzheitlichen Konzeptes stehen insbesondere Fragen der Struktur, einer auf die veränderten Regeln des Marktes ausgerichteten Sender- familie und auch Fragen einer unverwechselbaren Profilbildung, ohne die das Unternehmen angesichts der Vielfalt von Angeboten und Zugangswegen kaum dauerhaft erfolgreich sein kann.

Für das ZDF bietet der technologische Wandel die Chance, durch stetige Struktur- und Prozessoptimierungen ein führendes Medienhaus in Deutschland zu werden. Doch lässt sich die rasche Verfügbarkeit von Inhalten über alle Broadcasting-Plattformen nicht mit den Ar- beitsabläufen der analogen Welt verwirklichen. Bei den notwendigen Anpassungen von einem Ein-Kanal-Sender der analogen Zeit an die Anforderungen, die im Rahmen der fort- schreitenden Digitalisierung an ein modernes Medienunternehmen gestellt werden, muss das ZDF neben seinen Überlegungen für eine Inhalte- und Plattformstrategie ebenso seine produktionellen Workflows und redaktionellen Voraussetzungen und die damit verbundenen Entwicklungen bei der technischen Infrastruktur in einer Querschnittsbetrachtung überden- ken und zukunftsfähig umstellen. Die Neuausrichtung der Kanäle und Portale erfordert auf allen Ebenen das vernetzte Denken als Arbeitsphilosophie - und zwar bereichs-, direktions- sowie medienübergreifend. Die für die Umsetzung dieser Strategie des ZDF angestoßenen

9 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 66, Tz. 107

10 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 215, Tz. 434, Tab. 77

11

und untereinander eng verzahnten Investitions- und Konzeptions-Projekte sollen auch mit zahlreichen dauerhaften Strukturoptimierungen einhergehen.

Der erste und auch nach Außen hin deutlich erkennbare Meilenstein ist das im Jahr 2009 erfolgreich auf Sendung gegangene neue virtuelle Nachrichtenstudio des ZDF mit seinem räumlich integrierten Online-Center, in dem drei bisher von einander getrennt arbeitende Online-Bereiche effektiv zusammengefasst und damit die Voraussetzungen geschaffen wur- den, neben herkömmlichem linearem Informationsfernsehen parallel Informationen netz- kompatibel auch im Internet und auf anderen digitalen Plattformen zu verbreiten.

Der Transformationsprozess sieht auch eine Erneuerung der „Herzstücke" der Sende- und Übertragungsinfrastruktur vor, der Sendeabwicklung und des Übertragungszentrums. Diese Komponenten sollen durch die Schaffung einer modernen, weitgehend bandlosen und HD- fähigen Infrastruktur für die ZDF-Kanäle bis Mitte 2011 an die aktuellen Bedürfnisse ange- passt werden. Dabei ist für die Sendeabwicklung die synergetische Verschmelzung der bestehenden drei Sendeleitungen von ZDF, 3sat und ZDFvision in räumlicher Nähe zu einer zentralen Einheit angedacht.

Ein ganzheitlicher Ansatz wird auch bei der Reinvestition in das Übertragungszentrum verfolgt, dessen Infrastruktur die Drehscheibe für alle Beiträge und Inhalte ist, die in die Pro- duktionskette des ZDF eingespeist werden. Um den technischen Anforderungen der digita- len Programmverbreitung gerecht zu werden, sollen mit der im laufenden Betrieb stattfin- denden Erneuerung die bisherigen Infrastrukturen effizient zusammengelegt und damit die Zukunftsfähigkeit und Flexibilität an dieser für die redaktionelle Leistungsfähigkeit zentralen technischen Stelle standardunabhängig, ausbaufähig und zentral sichergestellt werden.

1.3.2 Umsetzung der Selbstbindungserklärungen im ZDF

Im Rahmen der Beratungen der Länder zum 8. RfÄndStV haben sich ARD, ZDF und DRadio zur Einhaltung einer Reihe von strukturellen Selbstbindungen verpflichtet.

1.3.2.1 Online

Das ZDF hat im Rahmen seiner Selbstbindungserklärung zugesagt, den Aufwand für die Online-Angebote in der Gebührenperiode 2005 bis 2008 auf maximal 0,75 Prozent der Gesamtaufwendungen zu begrenzen. Dabei folgt das ZDF der Systematik, die bei den

12

Anmeldungen des Projektes Online für den 11. bis 15. KEF-Bericht zugrunde gelegt wurde. Dementsprechend werden nur zusätzlich durch die Online-Aktivitäten ausgelöste Kosten/ Aufwendungen einbezogen, nicht jedoch die Aufwendungen für die technische Abwicklung unterschiedlicher Dienste und Plattformen, die Kosten für die Online-Aktivitäten in den Fern- sehredaktionen und die Aufwendungen für das Streaming. Die KEF betrachtet sowohl im 16. als auch im 17. Bericht dessen ungeachtet umfassend den gesamten Aufwand für Online-Aufwendungen und stellt auf dieser Basis fest, dass das ZDF seine Selbstbindungs- erklärung im Rahmen der Online-Angebote überschritten hat. Allerdings hat die KEF in ihren Berechnungen damit eine neue und geänderte Systematik zugrunde gelegt, welche über die vom ZDF am 16. April 2004 gegenüber den Ländern eingegangene und unter allen Beteilig- ten abgestimmten Selbstbindungserklärung hinaus zusätzlich noch weitere Kostenkompo- nenten umfasst.11 Durch die Berücksichtigung dieser neuen zusätzlichen Aufwandsbestand- teile ermittelt die KEF Online-Aufwendungen, die den vereinbarten Anteil von 0,75 Prozent am Gesamtaufwand überschreiten. Bei Ermittlung der tatsächlichen Online-Aufwendungen gemäß der in der Selbstbindung festgelegten Systematik beträgt der durchschnittliche Anteil der Onlineaufwendungen am Gesamtaufwand in der abgerechneten Gebührenperiode 2005 - 2008 jedoch lediglich 0,50 Prozent. Daher wurde aus Sicht des ZDF die festgelegte Obergrenze für die Online-Angebote, auf die es sich selbst verpflichtet hat, strikt eingehal- ten. Diese Tatsache ändert sich auch nicht durch die nachträgliche Änderung der Berech- nungssystematik durch die KEF. Die unterschiedlichen Interpretationen zur Online- Abgrenzung, die zumindest zum Teil auch auf die rasante Entwicklung auf diesem Feld zurückzuführen sind, konnten zwar für die Vergangenheit nicht ausgeräumt werden, werden jedoch in die Zukunft nicht fortgeschrieben.

1.3.2.2 Marketing

Darüber hinaus hat sich das ZDF verpflichtet, die Aufwendungen für Marketing und Öffent- lichkeitsarbeit in der Gebührenperiode 2005 bis 2008 auf einen Anteil von maximal 1,0 Prozent der Gesamtaufwendungen zu begrenzen. Die KEF bescheinigt dem ZDF auch im 17. Bericht für die Gebührenperiode 2005 bis 2008 Marketingaufwendungen von

11 Vgl. dazu 16. KEF-Bericht, Dezember 2007, S. 208 ff.

13

0,8 Prozent der Gesamtaufwendungen und damit die Einhaltung der zugesagten Grenze der Selbstbindung.12

1.3.2.3 Personalbereich

Insgesamt wurden seit 1993 bis zum Jahre 2005 über 1.000 Planstellen bzw. Funktionen finanzwirksam erwirtschaftet. Neben dem Abbau von 600 Planstellen in den Geschäftsjahren 1993 bis 1999, d. h. einer Verminderung um 14,2 Prozent, konnten bis 2004 zusätzlich 450 Funktions-Umwidmungen stellenplanneutral realisiert werden. Im Rahmen der Realisierung der Selbstbindungserklärung wurde für den Zeitraum 2005 bis 2008 eine Reduzierung um weitere 300 Funktionen wirksam, von denen im Haushaltsjahr 2005 42, in den Haushalts- jahren 2006 und 2007 jeweils 65 Funktionen und im Haushaltsjahr 2008 128 Funktionen erwirtschaftet wurden. Als Folge der internen Funktionserwirtschaftungen erfolgte zudem eine Reduktion des Personalaufwands um den Wert von 60 Arbeitsplätzen. Insgesamt wur- den damit bis zum Jahr 2008 rund 35 Prozent des seinerzeitigen Personalbestandes (Stand 1993) erwirtschaftet.

Darüber hinaus hat sich das ZDF in seiner Selbstbindungserklärung verpflichtet, bei künfti- gen Tarifverhandlungen darauf zu achten, dass die Personalaufwendungen das Niveau des Öffentlichen Dienstes nicht überschreiten. Bereits mit dem Tarifabschluss 2004/2005 blieb das ZDF deutlich hinter dem Öffentlichen Dienst zurück. Ferner ist es mit dem Tarifab- schluss 2005/2006 - 2008 gelungen, einen Tarifabschluss zu erzielen, der sich relevant un- terhalb der von der KEF zugebilligten Personalaufwandssteigerungsrate bewegt. Auch in der Fortwirkung liegt das ZDF mit rund 6,1 Prozent unter dem Wert des Öffentlichen Bereichs von 6,4 bis 7,4 Prozent. Auf die Gesamtlaufzeit bezogen ergibt sich für das ZDF eine durch- schnittliche jährliche Steigerung von 1,03 Prozent. Zudem leistet der Tarifabschluss 2005/ 2006 bis 2008 einen weiteren Beitrag zur Aufwandsminderung bei der betrieblichen Alters- versorgung, da die Versorgungen VTV-alt (bis 1988) und VTV-neu (1988 bis 1993) um ein weiteres Prozent gegenüber den Vergütungen abgeflacht werden. Damit wurden auch die neuen Gesetzesanpassungen zur Altersversorgung, z. B. Versteuerungen der Renten, aus- schließlich zu Lasten der Mitarbeiter umgesetzt.

12 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 260

14

2. ERGEBNISSE DES 17. KEF-BERICHTS UND BEWERTUNG

2.1 Vorbemerkungen

Die Finanzvorschau 2009 - 2012 bildet die Grundlage für die mittelfristig ausgerichtete Fi- nanzplanung des ZDF. Sie umfasst entsprechend der Anforderung der KEF für den 17. Bericht den Zeitraum 2009 bis 2012 und schließt damit mit dem erwartenden Ende der aktuellen Gebührenperiode. Die Fortschreibungsbasis der Finanzvorschau bilden die Haus- haltsplanzahlen 2009. Für diesen Bericht werden für das Jahr 2008 bzw. für das Jahr 2010 die im Vergleich zum Zahlenwerk der Finanzvorschau aktuelleren Zahlenwerte des Jahres- abschlusses 2008 bzw. des Haushaltsplans 2010 unterstellt.

Die anschließende Darstellung bezieht sich auf die bisherige Haushaltssystematik des ZDF, d. h. von der mit der Einführung des Ein-Budget-Systems und mit der Konstituierung von Service- und Cost-Centern verbundenen haushaltsmäßigen Abbildung von internen Leis- tungsbeziehungen wurde - analog zur Darstellung für die KEF - abgesehen. In den Berei- chen, in denen in Haushaltsplänen Überleitungen gemäß der bisherigen Systematik vorge- nommen wurden, ist auf diese Daten zurückgegriffen worden.

Nachfolgend sind zunächst die wesentlichen Ergebnisse des 17. KEF-Berichts zusammen- fassend dargestellt. Nach der Stellungnahme des ZDF zum Bericht folgen die konkreten Daten zur Haushaltsentwicklung in der laufenden Gebührenperiode, bevor auf die Finanzbe- darfsanmeldung für den Zeitraum 2009 bis 2012 und die vorgesehene Umsetzung der KEF- Vorgaben in der mittelfristigen Finanzplanung eingegangen wird.

Der 17. Bericht der Kommission hat die Funktion einer Zwischenbilanz, mit der überprüft wird, ob nach derzeitigem Stand die bis zum 31.12.2012 festgelegte Rundfunkgebühr aus- reicht, um die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bis Ende 2012 sicherzu- stellen.

2.2 Ergebnisse des 17. KEF-Berichts

2.2.1 Gebührenempfehlung der KEF

Im 16. Bericht unterbreitete die unabhängige Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten den Landesregierungen die Empfehlung, die Rundfunkgebühr für die Gebührenperiode 2009 bis 2012 zum 1. Januar 2009 um 0,95 € auf 17,98 € pro Monat und Teilnehmer zu erhöhen. Eine Umsetzung der von der Kommission ermittelten Finanzbe-

15

darfsempfehlung erfolgte im Rahmen des 11. RfÄndStV, welcher am 12. Juni 2008 durch die Ministerpräsidenten der Länder unterzeichnet wurde und mit Wirkung zum 1. Januar 2009 in Kraft trat. Somit beträgt die monatliche Rundfunkgebühr in der aktuellen Gebührenperiode 17,98 €, wovon 5,76 € auf die Grundgebühr und 12,22 € auf die Fernsehgebühr entfallen. Dabei verteilt sich die Gebührenanpassung von 0,95 € zu 0,565 € auf die ARD, zu 0,345 € auf das ZDF, zu 0,02 € auf das DRadio und zu 0,02 € auf den Gebührenanteil der Landes- medienanstalten.

Der von der KEF für das ZDF anerkannte Finanzbedarf ergibt sich aus dem vom ZDF ange- meldeten ungedeckten Finanzbedarf, der durch die KEF fachlich überprüft wurde. Die Über- prüfung bezog sich darauf, ob sich die Programmentscheidungen im Rahmen des rechtlich umgrenzten Rundfunkauftrages halten und ob der aus ihnen abgeleitete Finanzbedarf im Einklang mit den Grundsätzen von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit ermittelt worden ist.

2.2.2 Angemeldeter Finanzbedarf

Das ZDF weist für den Zeitraum 2009 bis 2012 ein positives Gesamtergebnis von 2,3 Mio € aus und schließt die Gebührenperiode somit finanziell ausgeglichen ab. Dabei erforderte das Erreichen dieses Finanzziels bereits die konsequente planerische Umsetzung des von der KEF in ihrem 16. Bericht vorgegebenen verbindlichen Finanzrahmens, welcher mit Kürzun- gen bei den anzuerkennenden Bestandsaufwendungen bzw. Zurechnungen bei den erwar- teten Erträgen sowie der Kürzung des Entwicklungsbedarfs, der bei der KEF in Form von Projekten angemeldet wurde, verbunden war.

Allerdings zeichnet sich in den jüngsten Prognosen der Gebührenerträge für die aktuelle Periode ab, dass sich das ZDF im Vergleich zu seiner bisherigen Planung auf Gebühren- mindereinnahmen von gut 100 Mio € einstellen muss.13 Das ZDF hat in seiner Anmeldung zum 17. Bericht bei den Gebührenerträgen die Parameter des 16. Berichts unterstellt, die jüngsten geringeren Gebührenertragsansätze der Arbeitsgruppe Gebührenplanung von ARD/ZDF/DRadio und GEZ in seiner mittelfristigen Finanzplanung nachrichtlich auf- genommen und als kompensatorische Maßnahmen entsprechende Einsparungen für deren finanziellen Ausgleich benannt.

13 Vgl. dazu Kap.1.1 und Kap. 2.2.3 dieses Berichts

16

Die mit der Finanzplanung einhergehenden Risiken und Chancen sowie wesentliche Fest- stellungen sind im 17. KEF-Bericht zusammengefasst auf den Seiten 15 ff. dargestellt und bei den entsprechenden Detailuntersuchungen erläutert. Auf die entsprechenden Darstel- lungen im Bericht kann daher an dieser Stelle verwiesen werden.

2.2.3 Feststellungen des 17. KEF-Berichtes

Einsparauflagen in den einzelnen Wirtschaftsjahren Die KEF kommt nach Überprüfung der Anmeldung zum 17. Bericht zum Ergebnis, dass auf Basis der vorgelegten Daten nicht zu erwarten ist, dass beim ZDF am Ende der aktuellen Gebührenperiode ein ungedeckter Fehl- betrag verbleibt. Nach Beurteilung der Kommission wird das ZDF den Gebührenzeitraum 2009 bis 2012 ausgeglichen abschließen und somit die Zielvorgaben des 16. Berichts erfül- len.

In ihrem 17. Bericht unterstellt die KEF bei den Gebührenerträgen weiterhin die Parameter des 16. Berichts. Gegenüber den Planungen der gemeinsamen Arbeitsgruppe Gebühren- planung von ARD, DRadio, ZDF und GEZ vom März 2009, die für das ZDF Ertragsminde- rungen bei den Gebührenerträgen von rund 100 Mio € bis Ende 2012 prognostizieren, hat die KEF in ihrem 17. Bericht Bewertungsreserven bei den Erträgen aus der Fernsehgebühr von insgesamt rund 200 Mio € ermittelt, von denen rund 49 Mio € auf das ZDF entfallen.14 Damit sieht die Kommission das Risiko von Gebührenausfällen etwa halb so groß wie die Schätzung der Arbeitsgruppe. Aufgrund der derzeitigen konjunkturellen Wirtschaftslage bestehen zudem weitere Risiken insbesondere bei der Realisierung der Erträge aus Wer- bung und Sponsoring. Das ZDF wird durch restriktive Planungsvorgaben und der laufenden Gebührenperiode alles daran setzen, die sich abzeichnenden Ertragsausfälle auszugleichen.

Gegenüber dem 16. Bericht sinkt beim ZDF der Anteil der Programmaufwendungen an den Gesamtaufwendungen innerhalb der Periode 2009 bis 2012 um 1,3 Prozentpunkte.15 Die durchschnittliche jährliche Steigerungsrate des Programmaufwands beträgt in dieser Periode 1,3 Prozent (ohne ARTE und ohne die noch nicht in den Bestand überführenden Projekte).16

14 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 171, Tz. 338

15 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 26, Tz. 40

16 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 66, Tz. 107

17

Im Vergleich zum 16. Bericht reduziert sich der angemeldete Bedarf für die geplanten Kos- ten der Programmverteilung im 17. Bericht um 3,1 Prozent.17

Ein weiterer Beleg für die konsequente Fortführung der dauerhaft strukturell wirkenden Verbesserungen zeigt sich auch im Langzeitvergleich der Entwicklung der durchschnittlichen Produktionskosten pro Sendeminute Fernsehprogramm. So ist es dem ZDF gelungen, das Kostenniveau der durchschnittlichen Produktionskosten pro Sendeminute Fernsehprogramm von 943 € im Jahre 1983 auf nunmehr 746 € im Jahr 2007 und damit um beachtliche 20 Prozent zu reduzieren.18 Bei einem Vergleich der durchschnittlichen Kosten je hergestellter Sendeminute im Hauptprogramm für das Jahr 2007 zeigt sich, dass das ZDF unter dem Durchschnittswert der ARD für ihr Erstes Programm bleibt.19

Auch die Personalaufwendungen ohne Versorgung liegen im Zeitraum 2009 bis 2012 um 1,2 Prozent unter der Anmeldung zum 16. Bericht und beinhalten die von der Kommission in ihrem 16. Bericht vorgegebene weitere Einsparauflage von rund 100 zusätzlichen Funktio- nen bzw. 18 Mio €.20 Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang, dass das ZDF im Betrachtungszeitraum der Jahre 2004 bis 2012 die Anzahl seiner besetzten Stellen bis Ende 2012 insgesamt um 13,6 Prozent gegenüber dem Mengengerüst des Jahres 2004 reduzie- ren wird.21

Darüber hinaus bescheinigt die KEF dem ZDF in ihrem 17. Bericht tendenziell rückläufige Verwaltungskosten, welche in den einzelnen Jahren Niedrigstwerte ausweisen. So liegt der Verwaltungskostenanteil an den Gesamtkosten über den Zeitraum 2001 bis 2006 im Durch- schnitt bei 3,4 Prozent, für die Jahre 2007 bis 2008 beträgt der Verwaltungskostenanteil durchschnittlich 3,1 Prozent (vgl. Abb. 6).22

17 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 74, Tab. 20

18 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 286 ff.

19 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 283, Tz. 593, Tab. 104

20 Vgl. dazu. Kap. 2.5.2 dieses Berichts

21 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 79, Tz. 130, Tab. 23

22 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 318, Tz. 657, Tab. 117

18

Prozent

4,8% 4% 4,4% 3,9% 3,8% 3,4% 3,1%

2%

0% ARD ZDF DRadio

Durchschnitt 2001-2006 16. KEF-Bericht Durchschnitt 2007-2008 17. KEF-Bericht

Abb. 6: Entwicklung der Verwaltungskosten im Verhältnis zu den Gesamtaufwendungen von ARD, ZDF und DRadio

2.3 Stellungnahme des ZDF zum 17. KEF-Bericht

Das ZDF hatte in seiner Anmeldung zum 17. KEF-Bericht die Vorgaben und Einschätzungen der Kommission aus dem 16. KEF-Bericht zugrunde gelegt und dargelegt, dass es unter den zum Zeitpunkt der Gebührenfestsetzung aktuellen Prämissen die laufende Gebührenperiode mit einem positiven Gesamtergebnis abschließen wird. Die sich in späteren Prognosen abzeichnenden Gebührenmindererträge beabsichtigt das ZDF durch zusätzliche Einsparun- gen auszugleichen. Die Kommission sieht auf Grundlage ihrer differenzierten und intensiven Überprüfung der Anmeldung des ZDF keine Anhaltspunkte dafür, dass dies dem ZDF nicht gelingen wird.

Das ZDF sieht sich in seiner soliden und wirtschaftlichen Finanzpolitik durch die Bewertun- gen der Kommission im 17. KEF-Bericht erneut gestärkt. Die Planungen des ZDF werden durch die Kommission bestätigt, Notwendigkeiten für Planungskorrekturen bei den einzelnen Aufwands- und Ausgabenkategorien sowie den Ertragsplanungen sieht sie nicht. Ausdrück- lich positiv hervorzuheben ist der umsichtige Umgang der Kommission mit der Gebühren- schätzung. In einer differenzierten Analyse bewertet sie einerseits die Risiken bei den Gebührenerträgen, weist aber andererseits auch auf bestehende Chancen hin. Diese sieht sie sowohl in einer Verbesserung der Effizienz der eingesetzten Instrumente zur Hebung des Gebührenpotentials als auch auf Grundlage von makroökonomischen Betrachtungen zur

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Entwicklung von Befreiungsquoten und zu konjunktur- und wachstumspolitischen Maßnah- men.

Für das ZDF ist der 17. KEF-Bericht insgesamt ein weiterer Beleg für die umsichtige und kompetente Arbeit der Kommission. Dabei zeigt die Kommission sich als verlässlicher Part- ner, der eine belastbare Grundlage liefert, auf der die Finanzsituation des öffentlich- rechtlichen Rundfunks beurteilt und bewertet werden kann. Dies zeigt sich auch in der aus- führlichen Darstellung zur Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit, durch die sich das ZDF in sei- ner soliden Finanzwirtschaft bestätigt sieht. Dem steht auch nicht entgegen, dass die Kom- mission an verschiedenen Stellen noch weiteren Konkretisierungsbedarf zu Einsparungen sieht, was allerdings das ZDF keineswegs primär oder gar alleine trifft.

2.4 Übersicht über die Haushaltsentwicklung in den Jahren 2007 - 2010

Nachfolgend sind die Ergebnisse des ZDF für die bereits abgerechneten Geschäftsjahre 2007 und 2008 sowie die Planjahre 2009 und 2010 im Überblick tabellarisch dargestellt. Die Zahlen für 2007 und 2008 sind den veröffentlichten Jahresabschlüssen entnommen. Die Zahlen für 2009 und 2010 basieren auf den entsprechenden Haushaltsplänen, da zum Zeit- punkt der Berichterstellung noch keine Ist-Zahlen für diese Perioden vorlagen. Um eine Ver- gleichbarkeit der Angaben im gesamten Berichts-Zeitraum bis 2012 sicherzustellen, wurden die Ansätze für Sachinvestitionen und das Programmvermögen in den Jahren 2007 bis 2010 um die im Zuge der Rechnungslegung nach HGB aktivierte Vorsteuer gesamtergebnis- neutral korrigiert, welche ab dem Jahresabschluss 2003 vorgenommen wurde. Die wesent- lichen Haushaltspositionen und ihre Veränderungen zum Vorjahr sind in den folgenden Beschreibungen zu den einzelnen Jahren erläutert. Gegenüber der Anmeldung zum 17. Bericht ergibt sich damit insofern eine Aktualisierung, als das nach Abgabe an die KEF abgerechnete Ist 2008 ebenso berücksichtigt ist wie der inzwischen vorliegende Haushalts- plan 2010.

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2007 2008 2009 2010 Zweckbestimmung Ist Ist Plan Plan - in Mio € 1 -

Betriebshaushalt 1. Fernsehgebühren 1.668,5 1.655,5 1.773,5 1.752,5 2. Werbefernsehen 114,6 120,6 112,0 125,0 3. Zinserträge 17,7 19,3 15,7 15,6 4. Übrige Erträge 158,0 156,1 147,4 152,7 Zwischensumme 1.958,8 1.951,5 2.048,6 2.045,8 Aktivierte Eigenleistungen 4,7 5,0 5,8 5,1 5. Erträge 1.963,5 1.956,5 2.054,5 2.050,9 6. Personalaufwendungen 370,9 354,2 330,5 339,7 7. Programmaufwendungen 1.118,5 1.227,3 1.197,8 1.271,8 8. Geschäftsaufwendungen 143,5 166,5 171,4 176,5 9. Andere Aufwendungen ² 251,9 255,2 267,0 265,6 10. Aufwendungen 1.884,7 2.003,2 1.966,7 2.053,6 11. Betriebsergebnis 78,8 -46,7 87,8 -2,7 Entnahme aus der Rücklage - PHOENIX 0,3 0,2

12. Operatives Betriebsergebnis 79,0 -46,5 87,8 -2,7

2007 2008 2009 2010 Zweckbestimmung Ist Ist Plan Plan - in Mio € 1 -

Investitionshaushalt 13. Abschreibungen/Abgänge 47,3 45,5 57,2 68,8 14. Darlehensrückzahlung 0,0 0,3 0,3 0,2 15. Rückstellungen 51,1 24,9 6,9 13,6 16. Abnahme Programmvermögen ² 42,9 17. Sonstige Einnahmen 2,0 0,7 0,4 18. Mittel aus Beschaffungsresten ³ 3,1 27,0 19. Mittel aus Ausgabenresten ³ 36,4 47,1 20. Einnahmen 140,0 145,5 64,8 125,5 21. Sachinvestitionen ² 91,5 100,5 72,0 66,6 22. Zunahme Programmvermögen ² 31,4 45,4 54,5 23. Andere Investitionen 46,8 25,3 10,0 18,4 24. Ausgaben 169,7 171,1 136,5 85,0

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2007 2008 2009 2010 Zweckbestimmung Ist Ist Plan Plan - in Mio € 1 -

Haushaltsausgleich 4 26. Zuführung zum Anstaltskapital 37,8 35,6 87,1 27. Entnahme Anstaltskapital 32,8 28. Zuführung zur Rücklage 49,3 16,1 37,8 29. Entnahme aus der Rücklage 72,1

1 Es können rundungsbedingte Abweichungen auftreten. 2 Ab dem Jahresabschluss 2003 wurde im Zuge der Rechnungslegung nach HGB die Vorsteuer auf Sachinvestitionen und auf das Prograrmm- vermögen aktiviert. Diese Umgliederung vom Betriebshaushalt in den Investitionshaushalt wurde in der Darstellung korrigiert, um im Vergleich mit der Finanzvorschau einheitliche Zeitreihen zu erhalten. 3 Beschaffungs- und Ausgabenreste sind Instrumente des unterjährigen Haushaltsvollzugs und fallen daher nur in den Ist-Jahren an. 4 Die Darstellung des Haushaltsausgleiches richtet sich nach der Systematik des jeweiligen Zahlenwerkes.

2.4.1 Geschäftsjahr 2007

Der Jahresabschluss 2007 schloss inklusive der Entnahme aus der Rücklage PHOENIX von 0,3 Mio € mit einem operativen Gesamtüberschuss in Höhe von 49,3 Mio € ab, welcher der Rücklage zugeführt wurde.

Der Betriebshaushalt wies bereinigt um die zweckgebundene Rücklage für PHOENIX einen Überschuss von 78,8 Mio € aus. Dabei standen Aufwendungen von 1.884,7 Mio € Erträge von 1.963,5 Mio € gegenüber.

Die im Geschäftsjahr 2007 im Betriebshaushalt erzielten Gebührenerträge betrugen ein- schließlich der Anteile für den Kinderkanal und PHOENIX 1.668,5 Mio €. Hierbei sind wie üblich die Gebührenanteile für ARTE und zur Finanzierung der KEF abgesetzt. Hinzu kamen Erträge aus Werbung in einer Höhe von 114,6 Mio €. An Zinserträgen konnten 17,7 Mio € erzielt werden. Die verbleibenden Ertragspositionen beliefen sich auf 158,0 Mio € und verteilten sich zu 26,7 Mio € auf die Verwertungserlöse, 18,3 Mio € auf das Sponsoring, 7,1 Mio € auf die Kostenerstattungen, 4,7 Mio € auf Mieten und Pachten und 101,2 Mio € auf Andere Erträge. Die Erträge aus aktivierten Eigenleistungen fielen in einer Höhe von 4,7 Mio € an.

Die Aufwendungen für das Geschäftsjahr 2007 beliefen sich insgesamt auf 1.884,7 Mio €.

Die gesamten Personalaufwendungen des Jahres 2007 in der hier einschlägigen KEF- Abgrenzung, d. h. inklusive des Aufwandes, der sich aus der Abzinsung der Versorgungs-

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verpflichtungen ergibt, fielen mit 370,9 Mio € an. Im Jahresabschluss des ZDF wird dieser Zinsaufwand in Abstimmung mit den Wirtschaftsprüfern unter den Anderen Aufwendungen ausgewiesen. Die Personalaufwendungen sind in diesem Jahr insbesondere durch erhöhte Zuführungen zur Versorgungsrückstellung, die erstmals mit einem Rechnungszins in Höhe von 5,8 Prozent, statt bisher 6 Prozent, im Vorgriff auf das Bilanzrechtsmodernisierungsge- setz (BilMoG) bewertet wurden, geprägt. Darüber hinaus wirkte der Anstieg der Nettover- gleichseinkommen infolge der gesunkenen Sozialversicherungsbeiträge 2007 rückstellungs- erhöhend. Die Personalaufwendungen ohne Versorgung liegen im Soll/Ist-Vergleich unter dem Planansatz. Diese Reduzierung konnte trotz der Funktionsreduzierung gemäß Selbst- bindungserklärung um 65 Funktionen sowie der vorgegebenen Reduktion des Personalauf- wands um den Wert von 15 Arbeitsplätzen bewirkt werden.

Die Programmaufwendungen beliefen sich auf 1.118,5 Mio €. Dies ist für ein Jahr ohne Sportgroßveranstaltungen charakteristisch.

An nicht einzelnen Produktionen unmittelbar zuordenbaren Geschäftsaufwendungen fielen in 2007 143,5 Mio € an. Hierzu gehören beispielsweise anfallende Unterhalts- und Energiekos- ten für die Gebäude des ZDF im In- und Ausland, die Aufwendungen für die Dienstleister der Produktionsdirektion sowie die Kosten der Zentralen Bereiche innerhalb der Intendanz und der Verwaltungsdirektion. Darüber hinaus werden auch die Kosten der verschiedenen Hauptredaktionen als Gemeinkosten in den Geschäftsaufwendungen abgerechnet.

Die Anderen Aufwendungen betrugen 251,9 Mio €. Erfasst werden hier im Wesentlichen der betriebliche Steueraufwand (130,8 Mio €), die Abschreibungen auf Sachanlagen (50,0 Mio €) sowie die Kosten für den Gebühreneinzug (57,5 Mio €).

Im Investitionshaushalt standen Einnahmen von 140,0 Mio € Ausgaben von 169,7 Mio € gegenüber, sodass sich ein Finanzierungsergebnis von -29,8 Mio € errechnet.

2.4.2 Geschäftsjahr 2008

Der Jahresabschluss 2008 schloss inklusive der Entnahme aus der Rücklage PHOENIX von 0,2 Mio € mit einem operativen Gesamtfehlbetrag in Höhe von 72,1 Mio € ab. Dieser im letzten Jahr einer Gebührenperiode übliche Fehlbetrag wurde durch in Vorjahren erwirt- schaftete Rücklagen abgedeckt.

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Bereinigt um die zweckgebundene Rücklage für PHOENIX weist der Betriebshaushalt einen Fehlbetrag von 46,7 Mio € auf. Dabei standen den Erträgen in Höhe von 1.956,5 Mio € Auf- wendungen von 2.003,2 Mio € gegenüber.

Auf der Ertragsseite fielen die Gebührenerträge in Höhe von 1.655,5 Mio € an. Dies ist im Vergleich zur Planung ein Minderertrag von 6,4 Mio €, der auf eine geringere Anzahl an gebührenpflichtigen Geräten zurückzuführen ist. Bei den Erträgen aus Werbung und Spon- soring führte vor allem die konsequente Verfolgung der ZDF-Qualitätsstrategie dazu, dass in einem schwierigen Marktumfeld mit erzielten Erträgen in Höhe von 139,9 Mio € der Planan- satz nur knapp verfehlt wurde. Hinzu kamen Zinserträge von 19,3 Mio €. Die verbleibenden Ertragspositionen beliefen sich auf 136,8 Mio €. Dabei wurde bei den Verwertungserlösen (32,0 Mio €) erstmalig der Bruttoausweis von bisher aufwandsmindernd erfassten Koopera- tionen berücksichtigt. Die Erträge aus aktivierten Eigenleistungen sind in Höhe von 5,0 Mio € angefallen.

Die Aufwendungen für das Geschäftsjahr 2008 betrugen insgesamt 2.003,2 Mio €.

Die Personalaufwendungen in der hier relevanten Abgrenzung betrugen im Jahr 2008 insge- samt 354,2 Mio € und sind durch eine weitere Abflachung von 128 Zeitvertragsbeschäftigun- gen insbesondere als Folge der internen Funktionserwirtschaftung und erfolgreichen Umset- zung der Selbstbindungserklärung sowie der Reduktion des Personalaufwands um den Wert von 15 Arbeitsplätzen gekennzeichnet. Gegenläufige Effekte sind die Gehaltstarifsteigerun- gen durch die Vergütungstariferhöhung ab dem 01.01.2008 von 1,6 Prozent, die Steigerung bei den Anderen Versorgungsaufwendungen sowie die erhöhte Zuführung zur Versorgungs- rückstellung. Entsprechend dem Jahr 2007 wurde zur Annäherung an den Marktzins und im Vorgriff auf das ab 2010 gültige BilMoG ein Rechnungszins von 5,8 Prozent angewandt.

Die Programmaufwendungen fielen in Höhe von 1.227,3 Mio € an. Sie sind geprägt durch die Sportgroßereignisse des Jahres 2008, wie vor allem die Fußball-Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz sowie den Olympischen Sommerspielen in Peking. Dabei führte auch der erstmals mit dem Jahresabschluss 2008 praktizierte Bruttoausweis bei den Koope- rationen und Gewinnspielen zu einem Anstieg bei den Programmaufwendungen, welcher sich jedoch spiegelbildlich auf der Ertragsseite mit höheren Erträgen niederschlägt und sich somit ergebnisneutral darstellt.

24

Geschäftsaufwendungen, d. h. die nicht einzelnen Produktionen unmittelbar zuordenbaren Sachkosten, beliefen sich im Jahr 2008 auf 166,5 Mio €. Die Anderen Aufwendungen sum- mierten sich auf 255,2 Mio €.

Der Investitionshaushalt des Jahres 2008 schloss mit einem negativen Finanzierungsergeb- nis von -25,6 Mio €, resultierend aus Einnahmen in Höhe von 145,5 Mio € und Ausgaben von 171,1 Mio €.

2.4.3 Geschäftsjahr 2009

Gemäß Haushaltsplan wird im Betriebshaushalt ein Überschuss von 87,8 Mio € erwartet. Dabei stehen den Erträgen in Höhe von 2.054,5 Mio € Aufwendungen von 1.966,7 Mio € gegenüber.

Die erwarteten Erträge aus der Fernsehgebühr belaufen sich auf 1.773,5 Mio €. Der Ansatz basiert auf der im Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag festgeschriebenen und seit dem 1. Januar 2009 geltenden Rundfunkgebühr und einer gemeinsam von ARD, ZDF, DLR und GEZ durchgeführten Schätzung der gebührenpflichtigen Geräte. Erträge aus Werbung sind im Haushaltsplan 2009 in einer Höhe von 112,0 Mio € eingeplant. Für Zinserträge ist ein Ansatz von 15,7 Mio € vorgesehen. Der Planwert für die verbleibenden Ertragspositionen beträgt 147,4 Mio € und beinhaltet 30,9 Mio € Verwertungserlöse, 22,0 Mio € Sponsoringer- träge, 6,3 Mio € Kostenerstattungen, 3,7 Mio € Mieten und Pachten sowie 84,6 Mio € Andere Erträge. Hinzu kommen Erträge aus aktivierten Eigenleistungen in Höhe von 5,8 Mio €.

Die Personalaufwendungen des Jahres 2009 in der hier relevanten Abgrenzung sind mit 330,5 Mio € ausgewiesen. Hierbei liegen Tarifsteigerungswerte von 2 Prozent sowie die tariflichen Stufensteigerungen zugrunde. Auch das Jahr 2009 beinhaltet wiederum die per- sonalwirtschaftliche Vorgabe einer Reduktion des Personalaufwands um den Wert von 15 Arbeitsplätzen sowie eine 2-prozentige Aufwandsreduktion zur Erreichung einer Stellenplan- auslastung von 98 Prozent.

Für die Aufwendungen der Programmbereiche ist ein Volumen von 1.197,8 Mio € vorgese- hen. Dieser Ansatz entspricht dem normalen Übergang von einem sportreichen Jahr zu einem Jahr ohne herausragende Sportgroßereignisse. Der darin enthaltene Sendeaufwand ist in einer Höhe von 965,5 Mio € eingestellt.

25

Die Geschäftsaufwendungen belaufen sich auf 171,4 Mio €. Andere Aufwendungen sind mit 267,0 Mio € eingeplant.

Im Investitionshaushalt wird ein negatives Finanzierungsergebnis von -71,6 Mio € erwartet. Durch eine Zuführung beim Programmvermögen von 54,5 Mio € ergeben sich Einnahmen in Höhe von 64,8 Mio € und Ausgaben in Höhe von 136,5 Mio €.

2.4.4 Geschäftsjahr 2010

Der Haushaltsplan 2010 weist im Betriebshaushalt einen Fehlbetrag von 2,7 Mio € auf. Dabei stehen den Erträgen in Höhe von 2.050,9 Mio € Aufwendungen von 2.053,6 Mio € gegenüber.

Ertragsseitig sind Fernsehgebühren von 1.752,5 Mio € eingeplant. Mit Blick auf das heraus- ragende Sportjahr 2010 hat das ZDF Ansätze bei den Werbe- und Sponsoringerträgen von insgesamt 151,0 Mio € ausgebracht. Hinzu kommen Zinserträge von 15,6 Mio €. Die verblei- benden Ertragspositionen belaufen sich auf 126,7 Mio €. Dabei berücksichtigen die Verwer- tungserlöse (31,0 Mio €) die Möglichkeiten, die ein Jahr mit Sportgroßereignissen bietet. Die Erträge aus aktivierten Eigenleistungen sind mit 5,1 Mio € angesetzt.

Die Personalaufwendungen sind im Jahr 2010 in der hier relevanten Abgrenzung mit 339,7 Mio € veranschlagt und beinhalten Tarifsteigerungswerte von 2 Prozent sowie die ta- riflichen Stufensteigerungen ebenso, wie die personalwirtschaftliche Vorgabe einer Reduk- tion des Personalaufwands um den Wert von 15 Arbeitsplätzen, eine 2-prozentige Auf- wandsreduktion zur Erreichung einer Stellenplanauslastung von 98 Prozent sowie ergän- zend eine pauschale Reduktion um 4,5 Mio € entsprechend der von der KEF vorgegebenen weiteren Einsparauflage von rund 100 zusätzlichen Funktionen bzw. 18 Mio € innerhalb der Gebührenperiode 2009 bis 2012. Die Erhöhung der geplanten Versorgungswerte ergibt sich insbesondere durch einen prognostizierten Mehraufwand bei der Zuführung zur Rück- stellung, der einen Rechnungszins in Höhe von 5,8 Prozent im Rahmen der Berücksich- tigung des BilMoG beinhaltet sowie durch die Erhöhung der Anderen Versorgungsleis- tungen.

Für Programmaufwendungen sind im Haushaltsplan 1.271,8 Mio € vorgesehen. Der darin enthaltene Sendeaufwand beträgt 1.052,9 Mio € und beinhaltet die im Jahr 2010 stattfinden- den Sportgroßereignisse. Darüber hinaus berücksichtigen die Programmaufwendungen eine

26

interne Umschichtung von Finanzmitteln aus dem Hauptprogramm für die schrittweise Anpassung und Weiterentwicklung der drei digitalen Ergänzungskanäle.

Für Geschäftsaufwendungen ist ein Volumen von 176,5 Mio € vorgesehen. Besondere Be- lastungen resultieren aus dem erstmalig geänderten Ausweis der Aufwendungen der ZDF Werbefernsehen GmbH aufgrund der durch den 12. RfÄndStV erforderlichen Ausgliederung der kommerziellen Tätigkeiten des ZDF im Bereich Werbung und Sponsoring in eine eigene Gesellschaft. Die Anderen Aufwendungen sind mit 265,6 Mio € eingeplant.

Im Investitionshaushalt wird ein Überschuss von 40,6 Mio € erwartet. Gemäß Haushalts- planung stehen den Einnahmen von 125,5 Mio € Ausgaben von 85,0 Mio € gegenüber. Die Steigerung des Finanzierungsergebnisses wird größtenteils durch die Abnahme des Pro- grammvermögens im Zusammenhang mit den Sportrechten verursacht. Nachdem im Vorjahr beim Programmvermögen ein Zuführungssaldo bei den Ausgaben veranschlagt war, ergibt sich im Jahr 2010 im Wesentlichen durch den Abgang von Anzahlungen auf Sportrechte auf der Einnahmenseite ein Entnahmesaldo in Höhe von 42,9 Mio €.

2.4.5 Umsetzung der KEF-Vorgaben im Zeitraum 2007 - 2010

Das Ziel des ZDF in der vergangenen Gebührenperiode, seinen Haushalt umfassend zu konsolidieren, wurde erfolgreich umgesetzt. Ungeachtet der verschärften Ausgangslage zu Beginn der vorangegangenen Gebührenperiode hat das ZDF einen strikten Konsolidierungs- kurs konsequent verfolgt. Allerdings war die vollständige Kompensation der finanziellen Ein- bußen aus der reduzierten und verzögerten Gebührenerhöhung für das ZDF mit teilweise schmerzhaften Einschnitten verbunden. Denn neben der frühzeitigen Forcierung von inter- nen Fusionen und Optimierungen durch nachhaltige Effizienzsteigerungs- und Aufwands- minderungskonzepte und strukturellen Maßnahmen zur Personalreduktion waren zur Errei- chung des notwendigen Einsparvolumens weitere Einschnitte bei den kurzfristig disponiblen Mitteln unumgänglich, insbesondere durch Kürzungen bei den Programmaufwendungen und den Sachinvestitionen.23

Ein sichtbarer Beleg für die erfolgreiche Realisierung der frühzeitig eingeleiteten Maßnah- men einer effektiven Wirtschaftsführung ist das Ergebnis des Geschäftsjahres 2007, bei dem

23 Vgl. dazu 16. KEF-Bericht, Dezember 2007, S. 165, Tz. 393

27

inklusive der Entnahme aus der Rücklage PHOENIX von 0,3 Mio € eine Ergebnisverbesse- rung gegenüber der Planung von rund 24,2 Mio € erzielt werden konnte.

Mit dem Jahr 2008 endete die vorangegangene Gebührenperiode. Durch die zielstrebige Fortsetzung seines Sparkurses ist es dem ZDF auch mit dem Jahresabschluss 2008 gelun- gen, ein gegenüber der Planung leicht besseres Gesamtergebnis zu erwirtschaften.

Dank der bisherigen Anstrengungen zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit, einem gestiegenen Kostenbewusstsein und verantwortungsvollem Handeln in allen Direktio- nen und auf allen Ebenen steht das ZDF auf einer soliden finanziellen Grundlage. Es hat somit in der vorangegangenen Gebührenperiode nicht nur gespart, sondern das ganze Unternehmen effektiver aufgestellt. Den finanziellen Konsolidierungskurs des ZDF und seine erfolgreiche Umsetzung der entsprechenden KEF-Vorgaben bestätigt auch die KEF in ihrem 17. Bericht.24

Mit dem Haushaltsjahr 2009 startete das ZDF in die neue Gebührenperiode. Dabei hat es sich zum Ziel gesetzt, auch die aktuelle Gebührenperiode finanziell ausgeglichen abzu- schließen. Der Haushaltsplan 2009 weist einen Überschuss von 16,1 Mio € aus. Für das Jahr 2010 veranschlagt der Haushaltsplan ein positives Gesamtergebnis von 37,8 Mio €. Mit diesen Planungen, die sogar noch eine leichte Verbesserung gegenüber den bei der KEF angemeldeten Werten darstellen, befindet sich das ZDF auf einem guten Weg, sein Ziel zu erreichen.

24 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 17, Tz. 16

28

2.5 Übersicht über die mittelfristige Finanzplanung 2009 - 2012

2009 2010 2011 2012 Zweckbestimmung Plan Plan Vorschau Vorschau - in Mio € 1 -

Betriebshaushalt 1. Fernsehgebühren 1.773,5 1.752,5 1.749,6 1.737,6 2. Werbefernsehen 112,0 125,0 115,0 125,0 3. Zinserträge 15,7 15,6 17,7 18,2 4. Übrige Erträge 147,4 152,7 151,5 160,9 Zwischensumme 2.048,6 2.045,8 2.033,7 2.041,7 Aktivierte Eigenleistungen 5,8 5,1 6,5 5,6 5. Erträge 2.054,5 2.050,9 2.040,3 2.047,3 6. Personalaufwendungen 330,5 339,7 335,1 340,8 7. Programmaufwendungen 1.197,8 1.271,8 1.206,9 1.327,4 8. Geschäftsaufwendungen 171,4 176,5 152,5 155,1 9. Andere Aufwendungen 267,0 265,6 293,4 309,3 10. Aufwendungen 1.966,7 2.053,6 1.988,0 2.132,5

11. Betriebsergebnis 87,8 -2,7 52,3 -85,3

2009 2010 2011 2012 Zweckbestimmung Plan Plan Vorschau Vorschau - in Mio € 1 -

Investitionshaushalt 12. Abschreibungen/Abgänge 57,2 68,8 80,7 93,4 13. Darlehensrückzahlung 0,3 0,2 0,3 0,3 14. Rückstellungen 6,9 13,6 5,9 5,5 15. Abnahme Programmvermögen 42,9 25,8 16. Sonstige Einnahmen 0,4 0,3 0,1 17. Einnahmen 64,8 125,5 87,1 125,1 18. Sachinvestitionen 72,0 66,6 87,9 82,5 19. Zunahme Programmvermögen 54,5 68,2 20. Andere Investitionen 10,0 18,4 10,1 11,3 21. Ausgaben 136,5 85,0 166,1 93,7

22. Finanzierungsergebnis -71,6 40,6 -79,0 31,4

1 Es können rundungsbedingte Abweichungen auftreten.

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2.5.1 Erträge

In der Gebührenperiode 2009 bis 2012 erwartet das ZDF Erträge von insgesamt 8.192,9 Mio €. Das kalkulierte Mengengerüst der Gebührenerträge entspricht in den Jahren 2009 und 2010 den Planwerten. Für die Jahre 2011 und 2012 kamen die Daten aus der An- meldung zum 17. Bericht zum Ansatz. Die prognostizierten Erträge aus Fernsehgebühren sind mit 7.031,1 Mio € eingeplant. Dazu kommen 477,0 Mio € für Erträge aus Werbung, 67,2 Mio € für Zinserträge und 612,5 Mio € für die Übrigen Erträge. Weitere 23,0 Mio € sind für die Erträge aus der Aktivierung von Eigenleistungen veranschlagt.

Die Erträge aus den Fernsehgebühren der aktuellen Gebührenperiode basieren auf der durch den 11. RfÄndStV festgesetzten Gebührenerhöhung zum 1. Januar 2009 um 0,95 € auf eine monatliche Gebühr von 17,98 €. Nach Abzug des Anteils der Landesmedienanstal- ten partizipiert das ZDF einschließlich der Gebührenanteile von ARTE, KI.KA und PHOENIX pro Teilnehmer und Monat daran mit einem Anteil von 4,7350 €. Gemäß der Übereinkunft mit der ARD enthält die Planung seit dem Jahr 2009 keinen Anteil mehr an den Gebühren für die neuartigen Empfangsgeräte, solange für diese weiterhin nur eine Gebühr in Höhe der Grundgebühr erhoben wird. Aufgrund der aktuellen Prognosen ergibt sich eine derzeit sozi- alpolitisch veranlasste Befreiungsquote vom Gebührenaufkommen von fast 10 Prozent. Die KEF erwartet bis zum Ende der Gebührenperiode einen linearen Anstieg bei der Befreiungs- quote auf dann rund 10,6 Prozent.25

Im Vergleich zur bisherigen Gebührenplanung zeichnen sich in der aktuellen Periode Gebührenmindereinnahmen von gut 100 Mio € für das ZDF ab.26 Durch restriktive Planungs- vorgaben und Einsparauflagen in den einzelnen Wirtschaftsjahren der laufenden Gebühren- periode wird das ZDF alles daran setzen, die prognostizieren Ertragsausfälle auszugleichen.

Die Planung der erwarteten Werbeerträge hat sich gegenüber dem 16. Bericht nicht verän- dert und erfolgte unter der Prämisse, dass die dem ZDF laut Staatsvertrag erlaubte Werbe- zeit weitgehend ausgebucht sein wird. Die über dem Durchschnitt liegenden Werbeerträge in den Jahren 2010 und 2012 resultieren insbesondere aus den Sportgroßereignissen. Im Jahr 2010 finden die Olympischen Winterspiele sowie die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Für das Jahr 2012 ist die Übertragung der Olympischen Sommerspiele und der Fußball- Europameisterschaft vorgesehen.

25 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 166, Tz. 320, Tab. 61

26 Vgl. dazu Kap. 1.1 und Kap. 2.2.3 dieses Berichts

30

Die Übrigen Erträge belaufen sich auf 612,5 Mio €, von denen 31,7 Mio € für Kostenerstat- tungen, 98,0 Mio € für das Sponsoring, 125,1 Mio € für die Verwertungserlöse, 15,0 Mio € für Mieten und Pachten sowie 342,8 Mio € für Andere Erträge kalkuliert sind.

Aufgrund der aktuellen konjunkturellen Wirtschaftlage ist die Realisierung der einzelnen Ertragsarten mit Risiken verbunden, dies gilt insbesondere für die Erträge aus Werbung und Sponsoring.

2.5.2 Personalaufwendungen

Gegenüber dem 16. Bericht der KEF hat das ZDF seine Personalaufwendungen (ohne Al- tersversorgung) im Gebührenzeitraum 2009 bis 2012 um 1,2 Prozent reduziert.27

Prozent 4%

2%

0% ARD ZDF DRadio

-2%

Abb. 7: Entwicklung der Personalaufwendungen im Zeitraum 2009 - 2012

So sind bei den Personalaufwendungen bis 2012 wiederum je 15 Funktionen pro Jahr als Einsparvorgabe verfügt. Für die Jahre 2009 bis 2012 ist somit eine personalwirtschaftliche Einsparvorgabe von weiteren 60 Funktionen veranschlagt. Zudem berücksichtigen die Per- sonalaufwendungen 2009 - 2012 den von der KEF in ihrem 16. Bericht vorgegebenen pau- schalen Wirtschaftlichkeitsabschlag von 18 Mio € (entspricht einer Einsparung von rund 100 zusätzlichen Funktionen).

27 Vgl. dazu, 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 78, Tab. 22

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Auch mit dem Tarifabschluss 2009/2010 ist ein Vergütungsabschluss gelungen, bei dem die Aufwendungen weitgehend im Rahmen der Planansätze liegen. Die mit den Gewerkschaften für das ZDF erzielte Einigung ist hinsichtlich der Fortwirkung mit rund 5 Prozent zu bewerten und liegt damit im Rahmen der durch den Länderabschluss vorgegebenen Orientierungs- marke bzw. sogar zirka 1 Prozent unterhalb des Fortwirkungswertes beim Abschluss des Bundes. Dies auch, da in den Vorjahren durch die Veränderung des Arbeitszeitregelwerkes eine aufwandsvergleichbare Lösung gefunden wurde, die wertmäßig einer Arbeitszeitanhe- bung von rund 1,5 Stunden entspricht. Damit konnte eine wesentliche Zielvorgabe bezüglich des Vergütungsabschlusses umgesetzt werden.

Weitere Belege für die konsequente Umsetzung ergänzender Abflachung im Bereich der Personalaufwendungen (ohne Versorgung) finden sich in den Haushalten 2009 und 2010, welche trotz Tarif- und Stufensteigerungen um 2,5 Prozent bzw. 2,8 Prozent unter dem ver- gleichbaren Ist-Wert des Jahres 2008 liegen. Es sei hervorgehoben, dass das ZDF im Rah- men der Ansätze zusätzliche Aufgaben übernimmt. So beteiligt sich das ZDF an entspre- chenden Initiativen als familienfreundliches Unternehmen, an Sonderprogrammen zur Be- schäftigung von Schwerbehinderten, an Programmen im Rahmen der Frauengleichstellung und der Beschäftigung älterer Mitarbeiter. Seit 2004 erfolgte die Verdopplung der Be- rufsausbildungen auf heute jährlich über 300. Insgesamt werden mit Hospitationen und Praktika, Volontariaten und Ausbildungen an der Berufsakademie Ravensburg über 2.000 Ausbildungsplätze jährlich angeboten. Die Aufwendungen hierfür sind in den ausge- wiesenen Ansätzen bereits enthalten.

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2.5.3 Programmaufwendungen

Die mittelfristige Planung sieht für die die Programmaufwendungen im Zeitraum 2009 bis 2012 ein Volumen von 5.003,9 Mio € vor. Davon sind 4.099,1 für den Sendeaufwand einge- plant. Dabei sind die Programmaufwendungen in den Jahren mit herausragenden Sport- großereignissen im Durchschnitt höher veranschlagt als in den Jahren ohne entsprechende Veranstaltungen. So wurden im Jahr 2010 die Olympischen Winterspiele übertragen. Von Juni bis Juli 2010 findet die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Im Sportjahr 2012 ist die Aus- strahlung der Sportgroßereignisse Olympische Sommerspiele und Fußball-Europameister- schaft vorgesehen.

Die Programmaufwendungen der Periode 2009 bis 2012 beinhalten auch den Großteil des Entwicklungsbedarfs des ZDF, welcher in Form von Projekten bei der KEF mit einem Volu- men von 130,2 Mio € angemeldet wurde. Die von der KEF in ihrem 17. Bericht anerkannten Projekte sind High Definition Television (HDTV), Digital-Video-Broadcasting-Terrestrial (DVB-T) und Mobile Broadcast. Lediglich beim angemeldeten Projekt Mobile Broadcast nimmt die KEF aufgrund der zeitlichen Verschiebung eine Kürzung von 3,4 Mio € vor.28

Insgesamt bestätigt die KEF dem ZDF in ihrem 17. Bericht, dass die Programmaufwendun- gen unter Berücksichtigung der sachgerechten Verschiebungen zwischen Sport- und Nichtsportjahren weitgehend den Erwartungen des 16. Berichts entsprechen.29

2.5.4 Geschäftsaufwendungen

Die Geschäftsaufwendungen wurden unter dem Vorbehalt, dass sich bei einem unverän- derten Mengengerüst aufgrund von Verträgen keine anderen Raten ergeben, mit der mit der KEF abgestimmten jährlichen Steigerungsrate von 1,5 Prozent unter Berücksichtigung der im 16. Bericht anerkannten Aufwendungen fortgeschrieben. Für die aktuelle Gebührenperi- ode sind in der mittelfristigen Finanzplanung Geschäftsaufwendungen von insgesamt von 655,5 Mio € vorgesehen.

28 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 156, Tz. 291

29 Vgl. dazu 17. KEF-Bericht, Dezember 2009, S. 72, Tab. 17

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3. ERFÜLLUNG DES PROGRAMMAUFTRAGS

3.1 Fernsehen

3.1.1 ZDF

In den Jahren 2007 bis 2009 und aktuell im Jahr 2010 löst das ZDF seinen Programmauftrag auf zuschauernahe Weise ein, zu informieren, zu bilden, zu beraten und zu unterhalten sowie insbesondere Beiträge zur Kultur anzubieten.

Das ZDF versucht dabei, Publikumsattraktivität mit Substanz zu verbinden und die publizis- tischen Kernkompetenzen unverwechselbar und in der Wahrnehmung der Zuschauer unver- zichtbar zu verankern. Das ZDF bleibt der Sender mit dem höchsten Informationsanteil aller deutschen Vollprogramme und einem prägnanten Programmprofil. Die Nachrichten und Magazine sind am Puls der Zeit und in vielen Fällen Meinungs- und Marktführer. Dokumen- tationen und Reportagen fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt unter Beachtung der publizistischen Grundsätze Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, Meinungs- vielfalt sowie Ausgewogenheit der Angebote und Programme. Über die aktuelle Berichter- stattung hinaus unternimmt das ZDF weiterhin intensive Anstrengungen, seine Kompetenz im Aufzeigen und Erklären von Zusammenhängen zu stärken. Gesellschaftliche Hinter- gründe, demokratische Prozesse, politische und wirtschaftliche Positionen werden bei- spielsweise in der Wahlberichterstattung und in aktuellen Schwerpunkttagen zu herausra- genden gesellschaftlichen und politischen Themen dargestellt und diskutiert. Historische und zeitgeschichtliche Dokumentationen, Wissenschafts- und Kulturmagazine, Natur- und Tiersendungen im ZDF ordnen sinnvoll in Gesamtzusammenhänge ein und sprechen den Zuschauer in einer attraktiven und modernen Form an.

Neben der Europapolitik wurde das politische Jahr 2007 vor allem durch die Wahlen in Frankreich, England, Russland und der Türkei bestimmt. Das Thema Globalisierung blieb auch im Jahr 2007 relevant und war Thema von vier großen Dokumentationsreihen, u. a. in der dreiteiligen Dokumentation „Fall Deutschland“ von Stefan Aust und Claus Richter.

Als weiteren Dokumentationsschwerpunkt des Jahres ist das Thema „Zukunft“ besonders hervorzuheben: Mit „2030 - Aufstand der Alten“ im Januar, „2057 - Die Welt der Zukunft“ im März und „Armageddon“ im Oktober gelang es, sowohl inhaltlich als auch formal in neue Dimensionen vorstoßen. „2030“ ist eine dreiteilige Doku-Fiction, die in der Zukunft spielt, mit einem pessimistischen Szenario, das durch eine jahrzehntelange verfehlte Renten- und Ge- sundheitspolitik möglich zu werden scheint. Das neu entwickelte Fernsehformat ist dabei

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weder reines Fernsehspiel noch traditionelle Dokumentation, sondern die Verbindung von beidem, hochwertiges Erzählfernsehen auf der Grundlage recherchierter Fakten. „2057“ be- schreibt aufgrund der Erkenntnisse führender internationaler Wissenschaftler, wie unser Leben in fünfzig Jahren aussehen könnte: Kommunikation und Verkehr in der Stadt, Medizin und Gesundheitssystem sowie Energie und Weltraum. Aufwändige Computeranimationen und ein spannender fiktionaler Plot werden für das Dokumentationsgenre einen Schritt in die Zukunft bedeuten. „Armageddon“ war ein modernes Naturdrama über das Szenario eines Meteoriteneinschlags auf der Erde, so wie er vor 40 Millionen Jahren zur Ausrottung der Dinosaurier geführt hat. Die Dokumentationen zeigten die gelungene Symbiose zwischen fiktionaler Inszenierung und wissenschaftlicher Analyse als erlebbare Wissenschaft, unmit- telbar und involvierend.

In der aufwendigen Kultur-Dokumentations-Reihe „Giganten“ präsentierte das ZDF sechs kraftvolle Großaufnahmen von Menschen, die über ihre Zeit und die nationalen Grenzen hinaus das europäische Denken geprägt haben. Verkörpert werden die Protagonisten durch prominente Schauspieler: „Einstein“ durch Maximilian Schell, „Beethoven“ durch Uwe Ochsenknecht, „Goethe“ durch Rolf Hoppe, „Luther“ durch Ben Becker, „Freud“ durch Dietmar Schönherr, „Humboldt“ durch Matthias Habich.

Mit der Themenwoche „Wohngemeinschaft Deutschland - Die Woche der Integration im ZDF“ vom 5. bis 11. November rückte das ZDF die Themen „Migration und Integration“ ge- zielt und auffällig in das Zentrum seines Programms. Eine Woche lang war das ZDF-Pro- gramm ein Forum, auf dem die Vorzüge und Chancen des Miteinanders sichtbar und die unterschiedlichen Lebensentwürfe als Beitrag zum Ganzen erkennbar wurden, ohne dass dabei bestehende Unterschiede zu verwischen drohten. Über alle Zeitschienen, Genres und Formate hinweg setzte das ZDF somit ein Signal, das die Bedeutung und Virulenz des The- mas für unsere Gesellschaft widerspiegeln sollte. Dem ZDF ist es gelungen, mit seinem Programmschwerpunkt „Wohngemeinschaft Deutschland“ eine breite Öffentlichkeit auf das Thema „Integration“ aufmerksam zu machen. Die Relevanz der Themenwoche wird durch eine repräsentative Forsa-Umfrage bestätigt: 81 Prozent der Befragten beurteilen die ZDF- Schwerpunktwoche als „sehr gut“ bzw. „eher gut“. Darüber hinaus finden es 67 Prozent aller Zuschauer „wichtig, dass das ZDF aktuelle Themen aufgreift und so intensiv behandelt“. 51 Prozent sagen zudem, dass das ZDF damit einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leistet.

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Ende Januar starteten Urban Priol und Georg Schramm mit ihrer „satirischen Visite“: In ihrer Sendung „Neues aus der Anstalt“ betrachten beide Kabarettisten zehnmal im Jahr die natio- nale und internationale Politik aus dem Foyer einer psychiatrischen Tagesklinik. Die Sen- dung nimmt die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse satirisch-bissig aufs Korn. Neben den beiden Protagonisten sind in jeder Ausgabe von „Neues aus der Anstalt“ zwi- schen drei und fünf Kabarettisten - junge und erfahrene - zu mehr oder weniger therapeuti- schen Kurzaufenthalten zu Gast.

Zur Internationalen Funkausstellung in Berlin stellte das ZDF seine komplett überarbeitete ZDFmediathek vor. Sie zeigt Videos in TV-Qualität, auf Abruf oder live und erlaubt im Kern programmbegleitend während 7 Tagen den Zugriff auf ZDF-Sendungen, in thematischer Vertiefung von ZDF-Sendungen auch länger. Vereinzelte Vorab-Premieren kommen hinzu. Wie bisher bietet sie den unkomplizierten Zugang am PC, am Fernsehgerät oder unterwegs mit Mobilgeräten. Fast das gesamte ZDF-Informationsprogramm steht zur Verfügung. Von „Frontal 21“ bis hin zum „auslandsjournal“, „Maybrit Illner“ oder „WISO“. Beliebt sind außer- dem fiktionale Programme wie „Der letzte Zeuge“, die Kabarettsendung „Neues aus der Anstalt“ oder die tägliche Telenovela „Wege zum Glück“.

Ein bestimmendes Thema des Jahres 2008 war die Finanz- und Wirtschaftskrise, die sich von den USA ausgehend über den gesamten Globus ausgedehnt hat. Das ZDF hat von Beginn an sowohl über die Hintergründe und weltweite Perspektiven als auch über die Aus- wirkungen auf die deutsche Wirtschaft berichtet. Über die tagesaktuelle Berichterstattung hinaus gab es sowohl Sondersendungen als auch monothematische Sendungen der Maga- zine und Reportagen. Ein kontinuierlicher Bestandteil der Inlands-Berichterstattung war die Diskussion um den Umbau der Sozialsysteme sowie die Debatte um die Energieversorgung in Deutschland.

2008 standen vier Landtagswahlen an: In Hessen und Niedersachsen am 27. Januar und in Hamburg am 24. Februar. Bayern wählte seinen Landtag am 28. September. In Zusammen- arbeit mit der Forschungsgruppe Wahlen hat das ZDF gewohnt umfassend und kompetent berichtet sowie Analysen und Meinungen zum Wahlausgang präsentiert. Außenpolitisch standen die Präsidentschaftswahlen in Russland und den USA im Fokus der Berichterstat- tung. Gerade zu letzterer gab es angesichts der politischen Entwicklung eine Fülle von hin- tergründigen Dokumentationen und Reportagen. Mit der Live-Berichterstattung in der Wahl- nacht hat das ZDF Maßstäbe in der Darstellung einer solch komplexen und atmosphärisch aufgeladenen Wahl gesetzt.

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Anlässlich des 60. Jahrestags der Gründung des Staates Israels berichtete das ZDF in einem umfassenden Schwerpunkt, der sich neben Reportagen in den tagesaktuellen Sendungen über Dokumentationen, vernetzte Online-Angebote bis hin zu fiktionalen For- maten erstreckte.

Das weltweit am meisten beachtete Sportereignis im Jahr 2008 waren die Olympischen Sommerspiele vom 8. bis 24. August in Peking. Das ZDF berichtete an seinen acht Sende- tagen etwa 150 Stunden aus Peking. Livesport bestimmte die langen Sendestrecken, die bedingt durch die Zeitverschiebung bereits ab zirka 2 Uhr begannen. Die Moderatoren Rudi Cerne und Michael Steinbrecher meldeten sich abwechselnd bis zirka 18 Uhr aus dem Inter- national Broadcast Center (IBC). Mit den „Olympia Highlights“ sendete das ZDF eine um- fangreiche Zusammenfassung der sportlichen Höhepunkte des Tages zur besten Sendezeit von 20.15 bis 21.45 Uhr. Zum eigenständigen Charakter dieser Sendungen gehörte die Nähe zu den Sportlern: In Reportagen wurden sie vor, während und nach ihren Wettkämp- fen und in ihrem Alltag in Peking begleitet. Vor Publikum in der Gartenanlage des Deutschen Hauses begrüßten die Moderatoren Katrin Müller-Hohenstein und Johannes B. Kerner ihre internationalen Gesprächspartner. Neben dem Livesport wurde in journalistisch kompetenter Hintergrundberichterstattung die aktuelle politische Lage im Gastgeberland aufgegriffen. Auch die Themen Menschenrechte und Zensur sowie die Dopingproblematik wurden in den Blickpunkt gerückt. Zwei Wochen nach den Weltspielen in Peking begannen in der chine- sischen Hauptstadt die „Paralympics“, die Wettkämpfe der behinderten Sportler, über die ebenfalls umfassend berichtet wurde.

Durch die ungeheure Geschwindigkeit seiner wirtschaftlichen Entwicklung ist China zu einem neuen Gravitationszentrum der Weltpolitik geworden. Der unaufhaltsame Aufstieg Chinas hat die Welt ökonomisch und politisch verändert. Das ZDF nahm die Olympischen Sommerspiele zum Anlass, Reportagen und Dokumentationen dem „Reich der Mitte“ zu widmen. Daneben wurde durch Dokumentationen über die Kulturschätze des Landes und Reportagen über die Chinesen ein lebendiges Bild aus dem bevölkerungsreichsten Land der Erde vermittelt.

Das Fußball-Highlight des Jahres war die Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz vom 7. bis 29. Juni. Das ZDF orientierte sich an der erfolgreichen Berichterstattung zur WM 2006. Zentrale Präsentationsfläche der ZDF-Sendungen zur Europameisterschaft 2008 war die Seebühne der Festspiele in Bregenz. Vom Dreiländereck am Bodensee wur- den die Liveübertragungen der Begegnungen von dem bewährten Trio Johannes B. Kerner,

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Jürgen Klopp und Urs Meier moderiert, analysiert und bewertet. Dank neuer Technik zur virtuellen Aufarbeitung von entscheidenden Spielszenen und umstrittenen Schiedsrichter- entscheidungen konnte den Zuschauern ein weiterer Mehrwert angeboten werden. Modera- tor Johannes B. Kerner und seine Experten begrüßten aber nicht nur Millionen von Zuschau- ern an den Fernsehbildschirmen, sondern regelmäßig auch rund 5.000 Zuschauer in Bregenz.

Ein deutlicher Akzent mit hoher öffentlicher Resonanz wurde im Bereich der Kultur- Dokumentation durch das Großprojekt „Die Deutschen“ im Spätherbst gesetzt. Die zehntei- lige Reihe zeigte mehr als ein Jahrtausend deutscher Geschichte und spannte den histori- schen Bogen von den Anfängen unter Otto dem Großen im zehnten Jahrhundert bis zur Ausrufung der ersten deutschen Republik durch Philipp Scheidemann im November 1918. Es ging um ein Jahrtausend wechselvoller Vergangenheit, um die Entstehungsgeschichte einer „föderativen Nation", um Einheit und Vielfalt und immer wieder um die Fragen: Was macht die deutsche Vergangenheit aus? Was unterscheidet die Deutschen von anderen Nationen? Ein umfassendes Online-Angebot ergänzte und vertiefte die Inhalte der Sendun- gen und in Zusammenarbeit mit dem Verband der Geschichtslehrer Deutschlands (VGD) wurde didaktisch aufbereitetes Unterrichtsmaterial zur Sendereihe entwickelt.

Für die „Sommernachtsmusik 2008“ standen die drei Superstars der Klassik Anna Netrebko, Plácido Domingo und Rolando Villazón zwei Tage vor dem EM-Endspiel in Wien gemeinsam auf der Bühne. Die malerische Kulisse dafür war der Ehrenhof des Schlosses Schönbrunn. Mit Opernhighlights und Wiener Operetten-Melodien wurde den Zuschauern ein musikali- sches Feuerwerk geboten. Zum 100. Geburtstag von Herbert von Karajan im Jahr 2008 ent- stand ein Portrait des 1989 verstorbenen Ausnahme-Dirigenten. Für das Projekt konnte der Hollywood-Regisseur Robert Dornhelm gewonnen werden.

Am 31. Oktober 2008 feierte tivi.de sein 10-jähriges Bestehen. 1998 ging das ZDF-Internet- angebot für Kinder erstmals online. Zehn Jahre später zählt tivi.de mit durchschnittlich 0,76 Millionen Besuchern monatlich im ersten Halbjahr 2008 zu einer der bekanntesten und beliebtesten Seiten für junge Zuschauer im Internet. Das Angebot steht für programmbe- gleitende kindgerechte und umfassende Information und Interaktionsmöglichkeiten. Dabei war und ist die Vermittlung von Medienkompetenz Leitfaden für das Angebot des öffentlich- rechtlichen Internetportals.

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Im „Super-Wahljahr“ 2009 konnte das ZDF seine Informationskompetenz bei sechs Land- tagswahlen (Hessen, Saarland, Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Schleswig-Holstein), der Bundespräsidentenwahl, der Europawahl und der Bundestagswahl unter Beweis stellen. In Dokumentationen, Reportagen, zahlreichen Sondersendungen und dem begleitenden Onlineangebot wurden die politischen Entscheidungen thematisiert. Dem ZDF ist es gelun- gen, mit Sendungen wie „Illner intensiv“, „Ich kann Kanzler“ und dem mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichneten „Wahlforum“ neue Formen der Wahl- und Politik-Berichter- stattung zu entwickeln, die gerade auch das gewandelte Politikinteresse Jüngerer im Blick haben. Nicht zuletzt die Inbetriebnahme des neuen Nachrichtenstudios im Juli ermöglicht die Realisierung neuer Darstellungsformen, mit denen das ZDF seine Erklärkompetenz stärken kann. Alle „heute“-Sendungen, „heute-journal“, „ZDF-Mittagsmagazin“, „ZDFwochenjournal“ sowie die Kindernachrichten „logo!“ werden hier auf dem neusten Stand der Technik produ- ziert. In einem neuen Studio-Design wird eine virtuelle Technik eingesetzt, die „Erklärräume“ mit anschaulichen grafischen Darstellungen für die Information der Zuschauer gerade bei komplexen Sachverhalten eröffnet. Außerdem wird im neuen Studio die Produktion der Fernsehnachrichten eng verknüpft mit den Online- und Digital-Angeboten des ZDF.

Ein weiterer Fokus lag auch im Jahr 2009 auf der fortlaufenden Aufarbeitung der nationalen und internationalen Ursachen und Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise, beispielsweise beim Ringen um die Zukunft von Opel. Die Jahrestage 60 Jahre Grundgesetz und 60 Jahre Bundesrepublik im Mai sowie das 20-jährige Jubiläum des Mauerfalls im November wurden thematisch mit eigenen Schwerpunkten aufgegriffen. Neben einer Bilanzierung der Entwick- lung im Nachkriegsdeutschland in Ost und West von 1949 bis in die Gegenwart entstanden hierzu ereignisgeschichtliche Berichte, analytische Dokumentationen, kontroverse Diskus- sionen, nachdenkliche Reportagen und schließlich stimmungsvolle Bilder von den Feierlich- keiten am Brandenburger Tor am 9. November 2009.

Mit beinahe 16 Stunden Sendezeit im Hauptprogramm und qualitativ hochwertigen Ergän- zungen in Programmen der ZDF-Senderfamilie ist der direktionsübergreifende Schwerpunkt „Klasse 09 - Jugend. Bildung. Zukunft“ im Oktober hervorzuheben. In diesem Schwerpunkt widmete sich das ZDF Schülerinnen und Schülern in besonderen Entscheidungssituationen, ihren Träumen, Sehnsüchten, aber auch ihren Ängsten und Zweifeln in der Schule und auf ihrem Weg ins Leben danach. Neben Primetime-Angeboten im Rahmen der Magazine „ZDF.reporter“ und „37 Grad“ sowie der zweiteiligen Langzeitdokumentation „Mein Traum von mir - Das Ende der Schulzeit“ beteiligten sich fast alle tagesaktuellen Sendungen und

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wöchentlich ausgestrahlten Magazine in 42 verschiedenen Sendungsausgaben mit insge- samt 55 Einzelbeiträgen an diesem Programmschwerpunkt.

Eine weitere herausragende Dokumentation im Jahr 2009 war u. a. „Die Bombe“, in der Claus Kleber und Angela Andersen der atomaren Bedrohung durch Proliferation und Wett- rüsten nachspürten. Die vierteilige Dokumentationsreihe „Indien“ zeigte in Koproduktion mit der kanadischen CBC die größte Demokratie der Welt und aufstrebende Regionalmacht im Aufbruch: Ein Land voller Widersprüche, zwischen Modernität und Tradition, Reichtum und Armut, Bollywood und bitterer Lebenswirklichkeit.

Ohne absolute Sport-Großereignisse wie Olympia oder Fußball-Weltmeisterschaft der Män- ner bestimmten die Fußball-Europameisterschaften der Frauen und der U21-Nationalmann- schaft der Männer sowie die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin das Sportjahr 2009 im ZDF. Mit einer HDTV-Testausstrahlung bei der Leichtathletik-WM, zur Internationalen Funk- ausstellung und zur Weihnachtszeit setzte das ZDF im Übrigen einen deutlichen Akzent in der technischen Entwicklung des Fernsehens.

Im Bereich der Kultur- und Wissenschaftsformate verdient das neue Literaturformat „Die Vorleser“ besondere Beachtung. Amelie Fried, Schriftstellerin und Moderatorin, und Ijoma Mangold, Literaturkritiker und stellvertretender Feuilletonchef der „Zeit“, führen durch die Sendung und stellen die Bücherwelt in ihrer ganzen Bandbreite für den Zuschauer dar. „La Bohème“, eine der populärsten Opern, wurde im Jahr 2008 unter der Regie des Hollywood-Regisseurs Robert Dornheim („Krieg und Frieden“) verfilmt. Mit Anna Netrebko und Rolando Villazón wurden die Hauptrollen mit dem Klassik-Traumpaar der letzten Jahre besetzt. Das ZDF, das den Film koproduziert hat, zeigte ihn in der Adventszeit 2009 erst- mals im Fernsehen.

Die „heute-show“, die im Mai startete, brachte eine neue humorvolle Programmfarbe ins ZDF. Die Nachrichtensatire unternimmt den schwierigen Versuch, eine intelligente sowie politische Unterhaltungssendung gerade auch für junge Zuschauer zu bieten. Oliver Welke und sein Team kommentieren die aktuellen Fernsehbilder aus Politik- und Nachrichten- sendungen und schufen eine neue Form von Politainment. Durch den Weggang von Johannes B. Kerner waren seine Talk-Sendeplätze neu zu besetzten. Markus Lanz mode- riert seit Oktober immer mittwochs und donnerstags um 23.15 Uhr die gleichnamige Talk- show, die mit einer breiten, stärker journalistisch ausgerichteten Themenpalette von Service, Politischem bis zu Promi-Talk und einer gelungenen Gästemischung aufwartet. Am späten

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Dienstagabend wurde die Chance genutzt, verschiedene Formate aus dem Bereich Comedy/Kabarett auszuprobieren.

Eines der fiktionalen Highlights des Jahres 2009 war der im Umfeld des Holocaust-Gedenk- tages ausgestrahlte Oscar-prämierte Spielfilm „Die Fälscher“. Basierend auf den Erzählun- gen von Adolf Burger, einem der letzten Zeitzeugen, wurden die dramatischen Ereignisse des „Unternehmen Bernhard“ verfilmt, in dem der jüdische KZ-Häftling Salomon Sorowitsch zur Schlüsselfigur eines groß angelegten Geldfälschungsbetriebes der Nazis wurde. Im März bildete der Event-Dreiteiler „Krupp - Eine deutsche Familie“, der die Geschichte der einst- mals mächtigsten deutschen Industriefamilie widerspiegelt, ein weiteres Highlight im Pro- gramm des ZDF.

Nach dem „Superwahljahr“ 2009 steht am 9. Mai 2010 die Landtagswahl in Nordrhein- Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland an. Das Ergebnis wird zum ersten Grad- messer für sieben Monate schwarz-gelbe Koalition im Bund. Das ZDF wird nach umfang- reicher Wahlberichterstattung live aus dem Landtag in Düsseldorf, von den Wahlfeiern der Parteien und aus den Parteizentralen in Berlin berichten und das Wahlergebnis mit Experten einordnen. „zdf.de“ und „heute.de“ begleiten die Berichterstattung rund um die Wahl im Internet. Außenpolitisch standen im Jahr 2010 bisher die internationale Afghanistan- Konferenz Anfang 2010 in London sowie die Parlamentswahl im Irak im Fokus.

Die Wiedervereinigung Deutschlands war ein historisches Ereignis ohne Beispiel, das Jahr 1990 ein Jahr großer politischer Entscheidungen, des rasanten Wandels und der teilweise radikalen Veränderung vor allem in Ostdeutschland. Das ZDF wird diese große Zäsur deut- scher Zeitgeschichte über das gesamte Jahr hinweg mit Dokumentationen (z. B. „Im Eil- schritt zur Einheit“) und Sonderanstrengungen über das Regelprogramm hinaus begleiten. Über die zentralen Festveranstaltungen rund um den 3. Oktober wird das ZDF umfassend berichten.

Wiederum große Aufmerksamkeit wird die Fortsetzung des einzigartigen Dokumentations- Großprojekts „Die Deutschen“ im Herbst auf sich ziehen. Die zweite Staffel der zehnteiligen Reihe spannt den Bogen chronologisch weiter als die erste - in beide Richtungen. Am Anfang steht diesmal Karl der Große - nicht um deutsche Geschichte vorzudatieren, sondern um wichtige Voraussetzungen späterer Entwicklungen auf deutschem Boden zu be- schreiben. Weitere Schlüsselfiguren werden sein: Friedrich II. von Staufen, Hildegard von Bingen, Karl IV., August der Starke, Ludwig II. von Bayern, Thomas Müntzer, Karl Marx,

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Rosa Luxemburg und Gustav Stresemann. Online wird die Reihe wieder von der Animation „1000 Jahre deutsche Geschichte“ und der Mitmachaktion „Geschichte vor deiner Tür“ be- gleitet. Dazu bietet ZDFonline Unterrichtsmaterialien zu jeder Sendung an.

Zwei Großereignisse prägen das Sportjahr 2010. Den Anfang machten die Olympischen Winterspiele und die Winterparalympics in Vancouver vom 12. Februar bis 21. März. Dieses Ereignis markierte gleichzeitig den Start des HD-Regelbetriebs im ZDF. Mit der Fußball- Weltmeisterschaft der Männer in Südafrika findet vom 10. Juni bis 11. Juli zum ersten Mal ein globales sportliches Großereignis auf dem afrikanischen Kontinent statt. Das ZDF wird in der Vorrunde an 8 Tagen 21 Spiele live übertragen. Auch die spannenden Auseinanderset- zungen vom Achtelfinale bis zum Finale am 11. Juli wird das ZDF begleiten. Mit Live-Über- tragungen, Interviews und Hintergrundberichten wird es seine Fähigkeit zu innovativer Berichterstattung erneut unter Beweis stellen. Darüber hinaus wird das ZDF in einem um- fangreichen Rahmenangebot kulturelle, politische, soziale und wirtschaftliche Aspekte Afrikas beleuchten. So zeigt z. B. der Dokumentations-Zweiteiler „Afrikas Reichtum“ Afrikas Schätze angefangen von der Landschaft über die Tiere bis hin zur Kultur, aber auch den Umgang mit den Bodenschätzen des „schwarzen Kontinents“. „24 Stunden Afrika“ verknüpft Filme von VJ’s und Reportern zu einem intensiven Echtzeit-Porträt der Lebenswirklichkeit in Südafrika. Auf den Online-Seiten wird es ebenfalls darum gehen, neben der sportlichen Berichterstattung das Wissen über Südafrika und den afrikanischen Kontinent zu vertiefen. Hier können unter anderem im Projekt „Webdiaries“ Protagonisten in Deutschland und Süd- afrika ihre Stimmung, Meinungen und Erlebnisse rund um die WM schildern.

Essen ist stellvertretend für das Ruhrgebiet die Kulturhauptstadt Europas des Jahres 2010. Die reiche Kulturlandschaft ist das Ergebnis eines umfassenden Strukturwandels, der aus der alten Montanregion einen modernen urbanen Wirtschaftsraum machte. Das ZDF über- trug am 9. Januar die Eröffnungsshow und begleitet die Kulturhauptstadt über das Jahr hin- weg mit aktuellen und hintergründigen Beiträgen, Reportagen, Dokumentationen und der feierlichen Verleihung des „ECHO Klassik“ aus der Philharmonie in Essen. Ein weiterer Klassik-Höhepunkt des Jahres wird die Aufführung der Verdi-Oper „Rigoletto“ an den Originalschauplätzen in Mantua sein. Für die Titelrolle konnte Plácido Domingo verpflichtet werden. Erstmals überträgt das ZDF das traditionsreiche Silvesterkonzert live aus der Dresdner Semperoper. Das prächtige Opernhaus ist die perfekte Kulisse für ein unterhalt- sames Musikprogramm zum Jahresausklang.

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Die fiktionalen Highlights des Jahres 2010 bieten publikumsattraktive Stoffe in herausragen- der Machart und decken dabei die Bandbreite von aktuellen Themen wie Umweltverschmut- zung und Terrorbedrohung bis zu zeitgeschichtlichen Verfilmungen ab. Den Jahresauftakt bildete der Zweiteiler „Das Geheimnis der Wale“, welcher das wichtige Thema des Umwelt- schutzes und den Umgang mit den natürlichen Ressourcen exemplarisch an den Giganten der Meere aufgreift. Der vom Bestseller-Autor Ken Follet bereits im Jahr 2004 verfasste Roman „Eisfieber“ bildet die Grundlage für einen weiteren Zweiteiler mit einem Thema, das aktueller nicht sein könnte. Nicht nur die allgegenwärtige Angst vor Terroranschlägen mit biologischen Kampfmitteln, sondern auch die immer häufiger kursierenden Grippe- Epidemien haben die Gefährlichkeit von Viren in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Der aufwändige Kinofilm „Anonyma - Eine Frau in Berlin“ behandelt eines der letzten Tabus des Zweiten Weltkriegs. Max Färberböck erzählt nach den Tagebuchaufzeichnungen einer jun- gen Frau die Ereignisse im sowjetisch besetzten Teil Berlins von April bis Juni des Jahres 1945. Zahllose Frauen erlebten in der Zeit zwischen Krieg und Frieden Not, Hunger und Vergewaltigungen. Mit dem Zweiteiler „John Rabe“, ebenfalls eine Kino-Koproduktion, wird dem Zuschauer ein wenig bekanntes Kapitel chinesisch-japanisch-deutscher Geschichte packend und eindrucksvoll näher gebracht. Der Oscar-prämierte Regisseur Florian Gallenberger inszenierte die historische Aufarbeitung des Nanking-Massakers von 1937. Mit der Free-TV Premiere von „Die Queen“ und einer anschließenden Dokumentation wird filmisch und journalistisch ein Blick hinter die Kulissen der Macht in England und ins Innere der Familie Windsor nach dem Tod von Prinzessin Diana geworfen.

Die renommierte Kindermarke „Löwenzahn“ ist im Jahr 2010 seit 30 Jahren ein fester Be- standteil des ZDF-Angebots für Kinder und gehört bundesweit zu den drei bekanntesten Kindersendungen im deutschen Fernsehen. Im internationalen Jahr der biologischen Vielfalt stellt „Löwenzahn“ das Ökosystem „Baum“ in den Mittelpunkt seiner Aktivitäten. Es wird einen Wettbewerb geben, bei dem mit Hilfe einer Fachjury und den Zuschauern ein Baum für Löwenzahn gefunden werden soll.

3.1.2 Digitale Ergänzungskanäle

3.1.2.1 ZDFdokukanal

Der ZDFdokukanal wurde vom 31. März 2000 bis 31. Oktober 2009 ausgestrahlt. Konzept und Programmauftrag des digitalen Reportage- und Dokumentationskanals war es, komple-

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mentär zum Hauptprogramm des ZDF vertiefende Einblicke in den Zusammenhang von aktuellen Ereignissen, geschichtlichen Begebenheiten und zukunftsweisenden Entwicklun- gen zu geben. Besondere Akzente setzten in den Jahren 2007 bis 2009 Thementage, die sich inhaltlich an Fragen und Ereignisse unserer Zeit anlehnten. Zum Jahrestag der ersten Mondbegehung sprachen in „Neun Minuten bis zum Weltraum“ Experten wie Sigmund Jähn und Thomas Reiter über die menschliche Zukunft im All. Im Themenabend „Kunst - Genie - Wahnsinn“ stellte der zweifach Grimme Preis gekrönte Film „Zwischen Wahnsinn und Kunst“ die weltweit bedeutendste Sammlung aus psychiatrischen Kliniken vor. 2008 näherte sich „Menschliche Abgründe“ dem sensiblen Thema Kindesmissbrauch mit dem Filmprojekt „Günstige Prognose“. Im Jahr 2007 begleitete der ZDFdokukanal erstmals die Internatio- nalen Filmfestspiele in Berlin mit dem Berlinale-Tagebuch. Die fünfteilige Grimme Preis nominierte Reihe „Die Rückkehr der Bücher“ beschäftigte sich mit der deutschen Verlags- geschichte seit 1945. Außerdem strahlte der ZDFdokukanal seit 2007 die Interviews mit namhaften Autoren vom „Blauen Sofa“ von den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt aus. Die ZDF-Schwerpunkte „Wie isst Deutschland?“, „Wohngemeinschaft Deutschland“ und „Klasse 09“ begleitete der ZDFdokukanal in den Jahren 2007 und 2009 mit einem umfang- reichen Programmangebot. Zusätzlich zur Berichterstattung im ZDF zeigte der ZDFdoku- kanal die Live-Übertragungen von Vorentscheidungen und Wettkämpfen, die in voller Länge nicht im Hauptprogramm gezeigt werden konnten. Eine der großen Neuerungen war im Jahr 2007 die Etablierung der Sendung „37 Grad plus“ im ZDFdokukanal, die die Themen der vorangegangenen 37 Grad-Sendung in einer Diskussionsrunde vertiefte. Auch die Reihe „Talking Jazz“ mit Musikporträts wurde im Jahr 2007 fortgeführt. Um den Werken des Film- nachwuchses eine feste Plattform zu bieten, wurden jeweils eine Woche lang die Werke junger Talente der Hochschulen für Film und Fernsehen in Potsdam, München sowie Ludwigsburg im Programm präsentiert. Mit diesem breiten Spektrum an Programmangebo- ten konnte der ZDFdokukanal sein Profil in den Jahren 2007 bis 2009 weiter schärfen und sich als meistgesehener ZDF-Digitalkanal erfolgreich etablieren.

3.1.2.2 ZDFneo

Am 1. November 2009 ist der Zielgruppenkanal ZDFneo mit einem neuen Programmkonzept gestartet. Die Weiterentwicklung des ZDFdokukanals bietet eine Mischung aus Factual- Entertainment-Formaten, Servicesendungen, Dokumentationen, Musiksendungen, Spielfil- men, internationalen Kaufserien und Comedys. Damit präsentiert sich der Sender als attrak-

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tive öffentlich-rechtliche Alternative für 25- bis 49-jährige Zuschauer. Im Jahr 2009 bot ZDFneo seinen Zuschauern täglich ein großflächiges Reportage- und Dokumentationsange- bot. Die Reihe „Discovery Atlas“ lieferte Einblicke in fremde Länder und Kulturen, Tierdoku- mentationsreihen wie „Monkey Thieves“ gaben Eindrücke aus der Welt der Tiere. Täglich um 19.00 Uhr beschäftigte sich das Programm unter dem Titel „neoLeben“ mit zentralen All- tagsfragen junger Zuschauer. Ein täglicher Sendeplatz um 20.15 Uhr präsentierte Kultur- dokus wie „Die Deutschen“ und die ZDF-Premium-Marke „Terra X“. Der „neoSonntag“ lie- ferte Programmschwerpunkte zu Themen wie Gewalt im Netz, dem Phänomen Liebe oder dem zwanzigsten Jahrestag des Mauerfalls. Die Vermittlung von Lebensnähe und prakti- scher Lebenshilfe stand im Mittelpunkt der täglichen Factual-Entertainment-Leiste um 19.30 Uhr. In „Der Straßenchor“ wurden beispielsweise Wohnungslose, Hartz-IV-Empfänger, Drogensüchtige und andere sozial Schwache eingeladen, an einem Chor-Projekt teilzuneh- men. In „Hochzeitsfieber“ wetteiferten fünf Bräute um den „schönsten Tag“ im Leben.

Auf einem festen Serienplatz um 22.30 Uhr standen nicht nur europäische Produktionen wie die schwedisch-deutsche Krimireihe „GSI-Spezialeinheit Göteborg“ oder die britischen Serien „Spooks“ und „Hustle“ im Fokus, sondern auch US-Serien wie „In Plain Sight - In der Schusslinie“ und die US-Sitcom „30 Rock“. Ein Wiedersehen gab es außerdem mit den Kult- serien „Seinfeld“ und „Miami Vice“. Deutsche und internationale Spielfilme und Fernseh- spiele präsentierte ZDFneo in der Prime-Time um 21 Uhr.

Im Bereich Comedy experimentierte bei ZDFneo Klaus-Jürgen „Knacki“ Deuser im „Comedy- Lab“. Die „Süper Tiger Show“ aus dem „Hinterhof-Stüdyo“ in Berlin-Kreuzberg bot eine Late- Night-Show der etwas anderen Art. Sonntags präsentiert die Sängerin Marta Jandová in „neoMusic: Die Charts“ aktuelle Hits sowie Konzert-Highlights. 2010 wird ZDFneo sein Engagement ausbauen und mit Themenschwerpunkten neue Akzente setzen. Die neo- Sonntage greifen virulente Themen in unserer Gesellschaft auf. „Gletscherblut“ und „Glet- scherflut“ berichten über die Auswirkungen globaler Erwärmung. „Das Leben danach“ beglei- tet einfühlsam Kamil Kaplan, der fast seine ganze Familie bei der Brandkatastrophe in Ludwigshafen verloren hat. „Auf Deutschkurs“ widmet sich am 2. Mai der Migration. Doku- mentationsreihen wie „Forensik“ (AT), “mittenrein!“ (AT) und „Der erste Tag“ (AT) begeben sich in reale, virtuelle und manchmal sehr extreme Welten. „MARS 500“ führt auf eine simu- lierte Reise zum roten Planeten. Die Tierdokumentationsreihe „Tierisch Extrem“ erläutert interessante Fakten über die faszinierende und manchmal auch skurrile Welt der Tiere. Bei den Factual-Entertainment-Formaten liegt ein Schwerpunkt auf dem Thema Berufswelten. In

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„Die Promi-Pauker“ arbeiteten ab 14. Januar Gülcan Kamps, Heide Simonis und Manuel Andrack eine ganze Woche lang an einer Gesamtschule im Rhein-Erft-Kreis als Lehrer. Am 27. Januar startete das Coachingformat für Existenzgründer „Plan B - Ich werde selbststän- dig“. Neue Serien wie „How not to live your life” und „Huff“ stellen die Lebenswirklichkeit jun- ger Erwachsener überspitzt und humorvoll dar. Den preisgekrönten Kinofilm „Leroy“ zeigt ZDFneo am 6. Mai als TV-Premiere. Auf das zunehmende Bedürfnis der Zuschauer nach jungen und aktuellen Musikprogrammen reagiert ZDFneo mit der Weiterentwicklung des Formats „neoMusic“ und eigenen Comedy-Formaten.

3.1.2.3 ZDFinfokanal

Der digitale ZDFinfokanal will den veränderten Ansprüchen der Zuschauer und Nutzer der digitalen Welt Rechnung tragen. In seinem Angebot verknüpft er die Stärken des ZDF-Infor- mationsprogramms, Orientierung zu geben, Sachverhalte zu erklären und Hintergründe aus- zuleuchten mit den Möglichkeiten zeitsouveräner Nutzung.

Auf diesen Stärken sind das Profil des ZDFinfokanals und sein Programmschema aufge- baut. Regelmäßige Nachrichten auch an Wochenenden und Feiertagen, zeitversetzte mehrfache Wiederholungen von wochenaktuellen Magazinen des ZDF und von 3sat, Kompaktversionen eines Teils der wochenaktuellen Magazine als regelmäßige Wiederho- lungen und unmoderierte Kurzmagazine als kompakte Service- und Informationsangebote sind die zentralen Elemente des Programms. Klar für ein junges Publikum gemacht ist das 14-tägig ausgestrahlte Verbrauchermagazin „Wirtschaftswunder“. Themen rund ums Geld, moderne Ästhetik, serviceorientiert und verständlich, mit einem jungen, authentischen Mode- rator - damit spricht der ZDFinfokanal Menschen zwischen 20 und 35 Jahren gezielt an. Besonderes Augenmerk hat der ZDFinfokanal im Jahr 2009 auch auf plattformübergreifende Projekte gelegt, die politische Informationsangebote für ein junges Publikum machen. Mar- kantes Beispiel hierfür war die Sendung „Erst fragen, dann wählen“ vor der Bundestagswahl, in der sich die Spitzenkandidaten der Parteien - im TV und im Netz parallel - den Fragen von Jungwählern stellten. Die Beiträge wurden durch einen Aufruf auf den Plattformen „Mein VZ“ und „ZEIT online“ sowie auf „heute.de“ gesammelt. Auch während der insgesamt fast neun- stündigen Sendungen konnten die Zuschauer interaktiv mitwirken. Das Konzept wird fortge- führt und soll weiter entwickelt in ein regelmäßiges Politformat für jüngere Zuschauer mün- den.

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Im Jahr 2010 wurden die Olympischen Winterspiele in Vancouver auf dem ZDFinfokanal übertragen. Vor allem Trendsportarten wie Freestyle Buckelpiste und Snowboard-Wett- bewerbe gehörten zum Angebot. Im täglich gesendeten Magazin „Infolympia“ erzählten Videojournalisten Geschichten am Rande der Olympischen Spiele. Die Fußball-Weltmeister- schaft begleitet der ZDFinfokanal mit einem eigenen Afrika-Schwerpunkt. „Der Weg zur Ein- heit“ ist eine wöchentliche Sendung, in der anhand von Originalberichten der spannende Prozess der Wiedervereinigung noch einmal lebendig wird.

3.1.2.4 ZDFtheaterkanal

Der ZDFtheaterkanal hat seit Aufnahme seines Sendebetriebs am 9. Dezember 1999 mit geringsten Mitteln zweierlei erreicht: Er ist ein markantes, in der Fernsehlandschaft einzig- artiges Zusatzangebot unter der Dachmarke ZDF und trägt zur Erfüllung des kulturellen Kernauftrags des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bei. Das Special-Interest-Programm konn- te seit 2007 mit zahlreichen Aktionen auch programmübergreifend Akzente setzen. Dazu zählt die multimediale Übertragung von „KA“, der Las Vegas-Show des Cirque du Soleil im Dezember 2007, die 2008 mit dem renommierten Prix Italia in der Kategorie Performing Arts ausgezeichnet wurde. Hervorzuheben sind auch Live-Übertragungen von Theaterereignis- sen wie beispielsweise William Shakespeares „Was ihr wollt“ im Jahr 2008. „Starke Stücke“ vom alljährlichen Theatertreffen Berlin zeichneten ZDFtheaterkanal und 3sat auch in den vergangenen Jahren auf. Mit seinen Schultheaterwettbewerben richtete sich der ZDFtheater- kanal an ein jugendliches Publikum: Unter dem Motto „Shakespeare - LIEBE MACHT TOT(D)" riefen 2008 ZDFtheaterkanal, 3sat und die Berliner Festspiele Schulen und Jugend- theatergruppen in ganz Deutschland auf, sich mit dem Leben und Werk des vielleicht bedeutendsten Dramatikers aller Zeiten szenisch auseinander zu setzen. Der Aufruf fand große Resonanz, fünf ausgewählte Stücke wurden aufgezeichnet und im ZDFtheaterkanal erstausgestrahlt. 2009 riefen ZDFtheaterkanal und 3sat gemeinsam mit der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg zu einem bundesweiten Schüler- und Jugendthea- terwettbewerb zum Thema „Sturm und Drang“ auf. Im November 2008 wurde in der Staats- oper Stuttgart zum dritten Mal der Deutsche Theaterpreis DER FAUST live im ZDFtheater- kanal übertragen. 2009 konnten die Zuschauer die Verleihung des Deutschen Theaterprei- ses DER FAUST live aus dem Staatstheater Mainz erleben. Der ZDFtheaterkanal ist an der Entstehung dieses nationalen Deutschen Theaterpreises maßgeblich beteiligt gewesen. Auch die Reihe der Theaterverfilmungen wurde kontinuierlich fortgesetzt: Im Herbst 2008

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wurde der Theaterfilm „Werther“ nach Johann Wolfgang von Goethe in ARTE erstausge- strahlt, von Regisseur Uwe Janson nach eigenem Drehbuch zeitgemäß inszeniert und damit nach „Baal“, „Peer Gynt“ und „Lulu“ sein vierter Theaterfilm im Auftrag des ZDFthea- terkanals, in Zusammenarbeit mit ARTE und 3sat realisiert.

Weitere starke und jugendaffine Theaterfilme entstanden 2009: „Frühlings Erwachen“ nach Frank Wedekind und „Lenz“ nach Georg Büchner, ausgestrahlt zum Programmschwerpunkt „Sturm und Drang“ - jeweils in Kooperation mit 3sat und/oder ARTE. Das Theatermagazin „FOYER“ berichtete regelmäßig über Entwicklungen und Tendenzen der Theaterlandschaft. Mit dem Wettbewerb „Die schönsten Opern aller Zeiten“ setzte der ZDFtheaterkanal im Zusammenwirken mit 3sat und dem Privatsender Classica einen akzeptanzstarken Schwer- punkt. Auch die Fortsetzung der Reihe „1000 Meisterwerke“ gehörte zum Portfolio des Sen- ders. Was genau macht eigentlich ein Dramaturg oder Repetitor? Dieser Frage geht der ZDFtheaterkanal seit April 2009 in seiner neuen Sendereihe „Die Theatermacher“ nach. Die Porträtreihe „Theaterlandschaften“ hat die bedeutendsten deutschen Theater in ihrem kulturhistorischen Kontext zum Gegenstand und mit mehr als 60 dieser Porträts einen wert- vollen Eintrag in das kulturelle Gedächtnis unseres Kulturraums geliefert.

Im Zuge der Anpassung an die Herausforderungen des digitalen Markts soll der ZDFtheaterkanal ab Herbst 2010 zu einem ZDFkulturkanal fortentwickelt werden. Das bisherige Schleifenprogramm mit Mehrfachwiederholungen wird dabei Zug um Zug durch ein strukturiertes Ganztagesprogramm ersetzt. Pop und Performing Arts, Hochkultur und Avant- garde, Comedy, Kabarett und Konzerthaus - alles unter einem Fernsehdach, das war, das ist und das bleibt der ZDFtheaterkanal auch auf seinem Weg zu ZDFkultur.

3.1.3 Europäischer Kulturkanal ARTE

ARTE besteht aus drei Einheiten: der Zentrale ARTE G.E.I.E. in Straßburg und den beiden Mitgliedern, ARTE France und ARTE Deutschland TV GmbH. Beide Mitglieder liefern jeweils 40 Prozent der von ARTE gesendeten Programme zu - auf deutscher Seite je zur Hälfte von ARD und ZDF. Die Zentrale sowie die mit ARTE kooperierenden Sender in Belgien, Polen, Österreich, Schweiz, Spanien und Finnland stellen die restlichen 20 Prozent zur Verfügung. In Deutschland entwickelte sich der Marktanteil trotz des zunehmenden digitalen Wettbe- werbs im Jahr 2009 positiv und erreichte den höchsten Wert in der Unternehmens- geschichte. Dies ist vor allem den Schwerpunkten und kreativen Sonderanstrengungen wie

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der gemeinsam mit dem RBB produzierten Dokumentation „24h Berlin“ zu verdanken. Im Jahresverlauf erreichte ARTE in der Primetime zwischen 19.00 und 23.00 Uhr einen Marktanteil von 0,9 Prozent im Vergleich zu 0,8 Prozent im Vorjahr. Wurde ARTE noch vor fünf Jahren bevorzugt in den westlichen Bundesländern gesehen, ist inzwischen an vielen Tagen der Marktanteil in den östlichen Bundesländern höher. Durch die Aufhebung der Partagierung mit dem Kinderkanal oder anderen Anbietern wird ARTE in Deutschland als Ganztagessender wahrgenommen und konnte seine Akzeptanz sowohl am Morgen als auch am Nachmittag stärken. Seit Ende 2009 können zusätzliche 7,8 Millionen analoge Kabelhaushalte ARTE empfangen.

Zwei große Programmereignisse kennzeichneten das ARTE-Programm im Jahr 2009: Mit „Summer of the 80s“ war das Sommerprogramm erneut erfolgreich. Die Mischung aus Kino- filmen, Konzerten und Musikdokumentationen erzielte im Durchschnitt 1,2 Prozent Markt- anteil in Deutschland und 3,8 Prozent in Frankreich. Das Publikum umfasste mehr jüngere Zuschauer und mehr Frauen als beim „Summer of love“ 2007 und beim „Summer of the 70s“ 2008. Ein weiterer Erfolg im Jahr 2009 war das gemeinsam mit dem RBB produzierte Fern- sehereignis „24h Berlin - Ein Tag im Leben“, welches 24 Stunden mitten aus dem Leben einer europäischen Hauptstadt berichtete. Unter der Regie von Volker Heise fingen am 5. September 2008 80 Filmteams rund 750 Stunden Rohmaterial in HD ein, unter ihnen die bekanntesten deutschen Dokumentarfilmemacher. ARTE strahlte das Programm dann ge- nau ein Jahr später am 5. September 2009 von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr des folgenden Ta- ges in HD aus. Die Dokumentation „24h Berlin“ ist damit das längste TV-Programm in der Geschichte des Fernsehens.

Die umfangreichen Veränderungen der französischen und der deutschen Fernsehlandschaft haben ARTE veranlasst, die Attraktivität des Tages- und Abendprogramms weiter zu ver- stärken. Dank des neuen Schemas wurden ab Januar 2010 die Zuschauer in Frankreich und Deutschland früher und zu den tradierten Einschaltzeitpunkten an die zentralen Programm- leisten herangeführt. In Deutschland startet ARTE deshalb bereits um 20.15 Uhr mit seinen klassischen Programmangeboten. Hierzu wurde die bisherige Programmleiste „ARTE-Ent- deckung“ von 20.15 auf 19.30 Uhr gesetzt und kann so als Brückenelement zwischen Nachmittag und Hauptabend wirken. Ein weiterer Profilvorteil ist, dass auch die Programme der späteren Abendhälfte in Deutschland eine Dreiviertelstunde vorrücken. Die zweite Primetime wurde durch neue Angebote wie einen Sendeplatz für hochkarätige Fernsehse-

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rien, eine wöchentliche Dokumentation zur Popkultur sowie regelmäßige Wissensdokumen- tationen verjüngt.

Für 2010 ist im Wirtschaftsplan von ARTE Deutschland ein Budget von 163,7 Mio € veran- schlagt, davon entfallen 51,5 Mio € auf Aufwendungen für ARTE G.E.I.E., wobei die zweite Hälfte des Gesamtaufwands von ARTE G.E.I.E. - ebenfalls rund 51,6 Mio € - von der franzö- sischen Seite erbracht wird.

3.1.4 Ereignis- und Dokumentationskanal PHOENIX

„Machen Sie sich das ganz Bild“ lautet der Slogan des Ereignis- und Dokumentationskanals PHOENIX. Mit seiner Verzahnung der drei Programmsäulen von Ereignisübertragungen, Dokumentationen und Gesprächssendungen bietet PHOENIX dem Zuschauer in der Fülle und Komplexität der täglichen Nachrichten umfangreiche Hintergrundinformationen und Ori- entierung. Der Spartenkanal setzt dabei auf eine ausführliche, großflächige Berichterstattung und differenzierte Analysen. Mit diesem Konzept trägt PHOENIX in besonderem Maße zur politischen Meinungs- und Willensbildung bei. PHOENIX ist im dreizehnten Jahr seines Bestehens als Sinnbild für Informationsfernsehen in der deutschen Fernsehlandschaft ver- ankert und wird wegen seines einzigartigen und unverwechselbaren Programmprofils auch europaweit allgemein akzeptiert und geschätzt.

PHOENIX kann auf eine wachsende Erfolgsbilanz verweisen. 2009 erreichte der Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF mit einem durchschnittlichen Zuschauermarkt- anteil von 1 Prozent das beste Ergebnis seit Bestehen des Senders. Durchschnittlich über vier Millionen Zuschauer schalten sich täglich in das Programm von PHOENIX ein. Dabei ist es gelungen, das Durchschnittsalter der Zuschauerinnen und Zuschauer im Jahr 2009 auf 53 Jahre zu senken. Eine repräsentative Umfrage unter 1500 Befragten hat in 2009 erge- ben, dass 93 Prozent der Stammzuschauer, die mindestens an vier Tagen pro Woche PHOENIX einschalten, das Programm mit „gut“ oder „sehr gut“ bewerten. Das Profil des Spartenkanals PHOENIX wird in erster Linie durch Live-Übertragungen politischer Debatten im Deutschen Bundestag, die in letzter Zeit noch um etwa zehn Prozent ausgeweitet wur- den, sowie aktueller nationaler und weltpolitischer Ereignisse geprägt. Des Weiteren gehö- ren Übertragungen der Parteitage aller im Bundestag vertretenen Parteien und Wahlkampf- kundgebungen zum Programm. Ergänzt wird das Angebot durch Gespräche im Studio, Dis- kussionsrunden und eine große Zahl von Dokumentationen aus den Archiven von ARD und

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ZDF. Im Jahr 2009 konnten deutschlandweit 93,7 Prozent aller Fernsehhaushalte PHOENIX empfangen. PHOENIX deckt 95,6 Prozent aller Kabelhaushalte und 91,1 Prozent aller Satel- litenhaushalte ab. 96,3 Prozent der terrestrischen Haushalte können PHOENIX per DVB-T empfangen.

PHOENIX verfügt im Jahr 2010 über einen Jahresetat von 36,6 Mio €. Der Ereignis- und Dokumentationskanal ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass durch gemeinsame Träger- schaft von ARD und ZDF sowie durch intensive Zusammenarbeit zwischen den Rundfunk- anstalten und einem Spartenkanal ein Mehrwert für das Publikum, verbunden mit effizienter Mittelverwendung, geschaffen wird: PHOENIX übernimmt im Jahr rund 2.000 von den Lan- desrundfunkanstalten oder vom ZDF produzierte Dokumentationen zur zeitversetzten Aus- strahlung. Daneben kann PHOENIX von Fall zu Fall auch auf Ereignisübertragungen der Anstalten sowie auf Beistellungen redaktioneller und produktionstechnischer Fachkräfte zurückgreifen. Weitere Verbundvorteile ergeben sich dadurch, dass PHOENIX im Bereich der administrativen Aufgaben von der ARD und vom ZDF unterstützt wird. Im Gegenzug können die Rundfunkanstalten in vielen Fällen auf das von PHOENIX für Ereignisübertra- gungen produzierte Sendesignal zurückgreifen und Ausschnitte in eigene Nachrichtensen- dungen, Magazine, Dokumentationen etc. übernehmen.

3.1.5 3sat

Am 1. Dezember 2009 feierte 3sat sein 25-jähriges Jubiläum. Als länderübergreifendes Voll- programm mit Schwerpunkten auf „Kultur“ und „Wissenschaft“ bietet 3sat seinen Zuschauern seit 1984 anspruchsvolle Programmangebote des öffentlich-rechtlichen Fernsehens aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Monothematische Programmangebote aus „Kul- tur“ und „Wissenschaft“ übernehmen in der sich immer stärker diversifizierenden Medienwelt eine zentrale Funktion. Sie geben den drängenden Fragen der Gesellschaft bewusst mehr Raum, um Sachverhalte in Gänze zu beleuchten. 3sat kompiliert Programme seiner vier Partneranstalten zu Themenwochen und Thementagen. Auch im Jahr 2010 wird 3sat mit Themen aus Wissenschaft („nano-Technologie“), Literatur („Mark Twain“) oder Philosophie („Der Sinn des Lebens“) die erfolgreiche Programmstrategie der Themenwochen fortführen. An insgesamt 17 Thementagen wird 3sat Programmschwerpunkte wie „Rätsel der Urzeit“ oder „Beiderseits der Oder - Das deutsch-polnische Verhältnis“ zeigen. 3sat-Programm- schwerpunkte konnten überdies dazu beitragen, den Marktanteil in den vergangenen zwei

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Jahren auf 1,1 Prozent zu steigern und damit die höchste Zuschauerakzeptanz seit der Gründung im Jahr 1984 zu erzielen. Zudem ist es 3sat gelungen, durch neue junge Formate einen nachhaltigen Imagewandel einzuleiten, der die Basis zur Eindämmung des drohenden Generationenabrisses darstellt.

Kultur ist bei 3sat ein Begriff mit vielfältiger Bedeutung und reicht von der Hochkultur über die Alltagskultur bis hin zur Pop- und Subkultur. Dieses breite Kulturportfolio wird durch das werktägliche Magazin „Kulturzeit“ - die bedeutendste Kultursendung im deutschsprachigen Raum - ergänzt, das in diesem Genre zum Leitmedium avanciert ist. Die Sendungen „scobel“, „Kennwort Kino“, „bookmark“, „buchzeit“, das in Zusammenarbeit mit dem ZDFtheaterkanal produzierte Theatermagazin „FOYER“ und das im Februar 2009 gestartete Popkultur-Magazin „Bauerfeind“ ergänzen die kulturelle Berichterstattung. Neben der „Kultur“ profiliert sich 3sat über seine zweite Programmsäule, die „Wissenschaft“. Das werktägliche Wissenschaftsmagazin „nano“ nimmt aktuelle, anspruchsvolle und kontroverse Themen aus der Wissenschaftswelt auf. Neben „nano“ ergänzen Magazine wie „neues“, „wissen aktuell“ und „hitec“ die Wissenschaft im 3sat-Programm.

3sat wird auch in Zukunft große Kulturereignisse in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen und selbst Kulturereignisse schaffen. Gleichzeitig wird 3sat künftig verstärkt Themen und Formen der Jugend- und Popkultur aufgreifen. Für Wissenschaftsthemen gilt auch weiterhin der Grundsatz, drängende Fragen nachwachsender Generationen wie den Klimawandel umfassend zu begleiten. Neben seinen Schwerpunkten „Kultur“ und „Wissen- schaft“ wird 3sat im Jahr 2010 die „Philosophie“ als dritte kanalprägende Programmsäule in den Fokus stellen und in einer Vielzahl von Formaten zeigen, dass die Denkansätze alter Philosophen nach wie vor ihre Richtigkeit und Berechtigung haben. Auftakt hierzu bildete die Themenwoche „Philosophie“ im März 2010.

3.1.6 Kinderkanal (KI.KA)

Seit nunmehr drei Jahren befindet sich der KI.KA hinsichtlich seiner Akzeptanz auf einem ungebrochenen Erfolgskurs. Mit einem durchschnittlichen Marktanteil von 18,6 Prozent bei den 3- bis 13-Jährigen erreichte der Sender in 2009 sein bestes Ergebnis seit Bestehen. Der KI.KA wurde damit Zweiter hinter Super RTL. Die technische Reichweite hat sich nach Angaben der GFK-Forschung auch im Jahr 2009 noch einmal leicht verbessert und liegt nun

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bei rund 34 Millionen Haushalten - dies entspricht 95,8 Prozent der deutschen Fernsehhaus- halte.

Sehr erfreulich ist, dass der KI.KA insbesondere bei der jüngsten Zielgruppe der 3- bis 5-Jährigen weiterhin vollstes Vertrauen genießt und mit einem Marktanteil von 30,8 Prozent erneut Marktführer in dieser Zielgruppe ist. Diesem Zuspruch hat der Sender Rechnung getragen und im Oktober 2009 KiKANiNCHEN, ein neues Vorschulformat, auf den Schirm gebracht. Es verbindet edukative mit spielerischen Elementen und weist die Programmstre- cke zwischen 6.50 und 10.25 Uhr als besondere Fläche für kleine Kinder aus. Ergänzt wird diese Programmstrecke durch das neue Vorschulportal kikaninchen.de, das genau wie die KI.KA-Mediathek kikaplus.de im Rahmen des Drei-Stufen-Tests am 21. September 2009 vom MDR-Rundfunkrat mit Modifizierungen bei der Verweildauer genehmigt wurde.

Im Informationsangebot präsentiert sich die Formen- und Themenvielfalt und die Nähe zur kindlichen Lebenswelt, die der KI.KA für seine Zuschauer bereit hält. In seinen Magazin- und Wissenssendungen wird eine breite Themenpalette abgedeckt und kindgerecht über Um- welt, Wissenschaft, Schule oder Arbeits- und Berufsleben berichtet.

Eines der bekanntesten Aushängeschilder des KI.KA-Informationsangebotes ist die ZDF-tivi- Sendung „logo!“. Die Kindernachrichtensendung des ZDF feierte 2009 ihr 20-jähriges Jubi- läum und erfreut sich mit einem durchschnittlichen Marktanteil von 15,5 Prozent einer gro- ßen Beliebtheit. Ab dem Jahr 2010 ist die bisherige Lücke in der Informationsschiene am Wochenende geschlossen, da „logo!“ täglich im Abendprogramm auf Sendung ist und somit dazu beiträgt, das Informationsprofil des KI.KA weiter zu schärfen. Neben den Fernsehan- fängern hat der KI.KA 2009 auch die 10- bis 13-Jährigen verstärkt ins Visier genommen. Im Zuge einer Schemareform wurde ein Sendeplatz für fiktionale Angebote für ältere Kinder am Abend ab 20.15 Uhr geschaffen. Insbesondere die ZDF-Produktion „H20 - Plötzlich Meer- jungfrau“ konnte hier mit Marktanteilen bis zu 28 Prozent in der Zielgruppe der Pre-Teens große Erfolge verbuchen. Darüber hinaus wurde mit der „daily doku-Leiste“ auch am Nach- mittag ein neues Angebot für diese Zielgruppe geschaffen. Mit „Wir fahren nach Berlin - Die Hauptstadtpraktikanten“ (RBB), „Die Jungs-WG - Einen Monat ohne Eltern“ (ZDF) und „ich!“ (KI.KA) sind seit Oktober 2009 drei Factual-Entertainment-Formate erfolgreich gestartet.

Auch für 2010 sind weitere innovative Programme in Vorbereitung, um die nachhaltige Bindung dieser Zielgruppe durch starke Formate, eine gezielte Ansprache und durch ein zielgruppenaffines Design zu intensivieren. Die Verzahnung von Online-Aktivitäten mit dem

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Programm ist dabei unerlässlich. Die Kinder-Community „Mein KI.KA“ bietet deshalb älteren Kindern die Möglichkeit, sich in einem geschützten und moderierten Raum über ihre Stars und Lieblingsprogramme zu informieren und sich mit Gleichaltrigen auszutauschen.

3.2 Online-Angebot

Das ZDF hält neben seinen Fernsehprogrammen die Online-Angebote zdf.de, heute.de, sport.zdf.de, tivi.de, theaterkanal.de, unternehmen.zdf.de sowie die ZDFmediathek und den ZDFtext zum Abruf bereit. Diese Angebote beziehen sich auf ein Fernsehprogramm, eine Sendungsfamilie oder eine strukturierte Form von Einzelinhalten und bilden einen redaktio- nellen Ordnungsrahmen. Die Online-Angebote erfüllen wie die anderen Programme des ZDF den Informations-, Bildungs-, Unterhaltungs- und insbesondere den Kulturauftrag. Nach den Kriterien Programmorientierung, Informationsorientierung, Zuschauerorientierung und Zeit- unabhängigkeit werden diese über das Internet abrufbaren Inhalte redaktionell-journalistisch gestaltet. Die substanzorientierten Fernsehsendungen des ZDF werden durch Artikel, Bei- träge und andere multimediale Elemente ergänzt und vertieft sowie den Zuschauern indivi- duell und zeitsouverän zugänglich gemacht.

Als Online-Angebote einer öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt zeichnen sich diese durch einen hohen Anteil von Bewegtbildern aus, die beispielsweise in der ZDFmediathek über die im Markt relevanten Endgeräte Fernseher, Computer oder Mobiltelefon abgerufen werden können. Durch die zunehmende interaktive Einbeziehung der Zuschauer in die Kommuni- kation und Gestaltung bestimmter Sendeformate erreicht das ZDF über das Internet auch Zuschauergruppen in alternativen Nutzersituationen und in einem erweiterten Altersspekt- rum. Ein entscheidendes Erfolgskriterium ist insbesondere bei jüngeren Zielgruppen die be- gleitende Einbeziehung anderer Plattformen für die Veröffentlichung der ZDF-Inhalte. Die Nutzer erwarten zunehmend, dass Artikel, Beiträge und Sendungen nicht nur statisch in ei- nem Angebot gebündelt werden, sondern über die im Markt relevanten Plattformen ihren Weg zu ihnen finden. So wurden im Wahljahr 2009 die Sendungen und die Berichterstattung zur Wahl des Europäischen Parlaments, die Bundestagswahl sowie die Landtagswahlen in Saarland, Thüringen, Sachsen und Brandenburg sowohl auf den Online-Seiten des ZDF als auch auf den Partnerplattformen youtube, facebook und der VZ-Gruppe intensiv genutzt.

Nach den Erfordernissen des 12. RfÄndStV hat das ZDF seine Online- und Teletextange- bote in dem Konzept der Telemedienangebote beschrieben und am 29. Mai 2009 fristge-

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recht an den ZDF-Fernsehrat und an die Länder übersandt. Das so genannte „Telemedien- konzept“ ist die Grundlage für den sich anschließenden vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Drei-Stufen-Test für die gesamten Telemedienangebote des ZDF. In diesem Konzept wer- den die Inhalte sowohl in ihrem Bestand als auch bezüglich der weiteren Entwicklung be- schrieben. Eine wesentliche Änderung für die Telemedien des ZDF ist die gesetzlich gefor- derte zeitliche Befristung der verschiedenen Angebotskategorien. Die meisten Artikel, Sen- dungen oder anderen multimedialen Elemente stehen den Nutzern nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung. Für verschiedene inhaltlich definierte Kategorien von Sendungen sowie an- dere ZDF-Onlineangebote wie Bild- und Textelemente, multimediale Inhalte und interaktive Animationen gelten unterschiedliche Verweildauern von 24 Stunden (z. B. für die Sendung von Sportgroßereignissen wie die Olympischen Spiele) bis zu 5 Jahren für Inhalte zu Fern- sehprogrammen aus den bildungsrelevanten Gebieten Wissenschaft, Technik, Theologie und Ethik. Vor diesem Hintergrund wurden bereits 80.000 Texte aus dem öffentlich zugäng- lichen Bestand entfernt. Dabei sind die notwendigen Änderungen bei den Arbeitsabläufen und den technischen Systemen für das ZDF mit einem nicht unerheblichen strukturellen und personellen Mehraufwand verbunden.

Grundsätzlich verletzt diese zeitliche Einschränkung der Verfügbarkeit von Online-Inhalten an und für sich die Natur des Netzes. Gleichwohl ist das Konzept der Telemedien ein belast- barer Leitfaden für die tägliche redaktionelle Arbeit, die es dem ZDF auch zukünftig ermög- licht, qualitativ gute Online-Angebote anzubieten.

3.3 Technische Umsetzung des Programmauftrags

Das ZDF überträgt seine Programme über ein terrestrisches Sendernetz sowie über Kabel und Satellit zum Zuschauer. Somit ist sichergestellt, dass das ZDF jeden Haushalt mit ver- tretbarem technischem Aufwand per Antenne, Satellitenschüssel oder Kabelanschluss er- reicht. Neben diesen „klassischen" Verbreitungswegen entstehen mit Internet-TV, IPTV und mobilem Rundfunk neue Distributionsformen. Ziel des ZDF ist es, mit seinen Programman- geboten möglichst auf allen relevanten Plattformen unverschlüsselt und für die Zuschauer frei zugänglich verbreitet zu werden.

Die Digitalisierung der klassischen Verbreitungswege ist seit dem Jahr 2008 weiter vorange- schritten. Aktuell haben rund 20,6 Millionen Fernsehhaushalte in Deutschland Zugang zu

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digitalem Fernsehen.30 Dies entspricht einem Digitalisierungsgrad von etwa 55 Prozent. Nur rund 3,1 Millionen Digital-Haushalte verfügen neben dem digitalen auch über analogen Emp- fang.

3.3.1 Terrestrik

Seit 2002 wurde die analoge terrestrische Verbreitung schrittweise auf digital (DVB-T, Digital Video Broadcasting-Terrestrial) umgestellt. Ende 2008 wurde der Umstieg bundesweit abge- schlossen. Damit wurde das seinerzeit durch die Initiative Digitaler Rundfunk vorgegebene Ziel der vollständigen Digitalisierung bis 2010 bereits zwei Jahre früher erreicht. Rund 90 Prozent der Bevölkerung können DVB-T mindestens über eine Dachantenne empfangen.

Das Alleinstellungsmerkmal der Terrestrik im Vergleich mit anderen Verbreitungstechniken ist die Möglichkeit mobil und portabel fern zu sehen. Daneben bleibt dem wichtigen statio- nären Empfang jedoch weiterhin seine zentrale Rolle erhalten.

Das terrestrische Programmangebot des ZDF beinhaltet das ZDF-Hauptprogramm, den ZDFinfokanal und 3sat sowie die Programme KI.KA und ZDFneo im zeitlichen Wechsel. Somit erhalten die Zuschauer vom ZDF ein breites Angebot an Information, Dokumentation und Unterhaltung.

Die Einführung des digitalen Antennenfernsehens (DVB-T) in Deutschland ist eine Erfolgs- geschichte, an der das ZDF maßgeblich beteiligt war. Mit mittlerweile rund 20 Millionen ver- kauften DVB-T-Empfängern in Deutschland hat die Terrestrik eine Renaissance erlebt. Die Entscheidung, diesen Verbreitungsweg zu digitalisieren und damit zu modernisieren, war richtig. Er fördert nicht nur den Wettbewerb der Übertragungswege, sondern ermöglicht auch den portablen und mobilen Fernseh-Empfang und sichert dem ZDF langfristig seine Teilhabe an den zukünftigen Marktentwicklungen. Zudem führt die Digitalisierung zu großen Einspar- potentialen bei der Programmverbreitung und trägt somit maßgeblich zur langfristigen Haus- haltskonsolidierung des ZDF bei. So wurden z. B. im Zuge der Digitalisierung der Terrestrik insgesamt 2911 Füllsender und 104 analoge Grundnetzsender abgeschaltet. Ende 2009 waren zur Verbreitung des terrestrischen Programmangebotes des ZDF 145 DVB-T-Sender (inklusive Kleinstsender) in Betrieb.

30 Vgl. dazu Digitalisierungsbericht 2009, herausgegeben von der Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK), August 2009, S. 47

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3.3.2 Kabel und Satellit

Das ZDF-Hauptprogramm sowie die Gemeinschaftsprogramme 3sat, ARTE, PHOENIX und KI.KA werden im Kabel analog als „Must-carry-Programme“ verbreitet und sind auch über ASTRA-Satelliten analog empfangbar. Das digitale Programmbouquet ZDFvision wird bun- desweit in die Kabelnetze eingespeist und ist ebenfalls über ASTRA-Satelliten empfangbar. Es umfasst neben dem ZDF-Hauptprogramm und den Gemeinschaftsprogrammen auch die TV-Programme ZDFinfokanal, ZDFneo und ZDFtheaterkanal sowie die Hörfunkprogramme DRadio Kultur, Deutschlandfunk und DRadio Wissen.31

Außerhalb dieses Bouquets wird das ZDF-Hauptprogramm digital als Einzelprogramm über eine deutschsprachige Plattform auf EUTELSAT ausgestrahlt, dessen Ausleuchtzone in Richtung Süd-Ost-Europa im Vergleich zu ASTRA deutlich erweitert ist.

Der Anteil der digital empfangenden Haushalte ist im Satellitenbereich schon weit fortge- schritten. So haben laut ZAK-Digitalisierungsbericht 2009 etwa 74,1 Prozent der Satelliten- haushalte Zugang zu digitalem Fernsehen.32 Damit ist innerhalb der traditionellen Verbrei- tungswege der Digitalisierungsgrad beim Satelliten nach der Terrestrik (100 Prozent) am höchsten. Daher plant das ZDF, wie auch die ARD, die ProSiebenSat.1 Media AG und die RTL Group, die analoge Satellitenverbreitung zum 30. April 2012 einzustellen.

Das Breitbandkabel stellt mit insgesamt knapp über 50 Prozent Marktanteil den am meisten genutzten Empfangsweg in Deutschland dar. Jedoch liegt das Kabel im Vergleich zu Satellit und Terrestrik im Hinblick auf die digitale Nutzung noch weit zurück. Nur etwa 30,6 Prozent der Kabel-Haushalte nutzen digitales Fernsehen, weshalb - anders als beim Satelliten - eine Abschaltung der analogen Signale im Kabel voraussichtlich nicht zum 30. April 2012 möglich ist.

Für Hörgeschädigte und Gehörlose bietet das ZDF zu zahlreichen Sendungen Teletext- Untertitel über die ZDFtext Seite 777 an. Sie geben den gesprochenen Text wieder und lie- fern zusätzlich Erläuterungen zu den Szenengeräuschen. Beim digitalen Fernsehen über Satellit (DVB-S) und Kabel (DVB-C) wird zudem die moderne Untertitel-Variante im DVB- Standard verbreitet.

31 DRadio Wissen ging am 18. Januar 2010 auf Sendung 32 Vgl. dazu Digitalisierungsbericht 2009, herausgegeben von der Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK), August 2009, S. 51

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Hörfilme sind ein spezielles Serviceangebot an blinde und sehbehinderte Menschen: Bei Hörfilmen wird zusätzlich zum Filmton ein beschreibender Kommentar, die so genannte Audiodeskription, auf einem zusätzlichen Tonkanal gesendet. Dort beschreibt ein Sprecher in den Dialogpausen, was im Film gerade passiert. Audiodeskription wird im Hauptprogramm des ZDF aus technischen Gründen ausschließlich auf den digitalen Verbreitungswegen aus- gestrahlt.

Das ZDF und 3sat bieten über die digitalen Verbreitungswege Satellit und Kabel ausge- wählte Sendungen im Dolby Digital 5.1-Ton an. Um in den Genuss des besonderen Raum- klangs zu kommen, benötigen die Zuschauer zu Hause einen zusätzlichen Dolby Digital- Receiver und ein entsprechendes Lautsprecherset.

3.3.3 HDTV

Der HDTV-Regelbetrieb des ZDF-Hauptprogramms erfolgte zum 12. Februar 2010, recht- zeitig zu den Olympischen Winterspielen in Vancouver. Im Vorfeld des Starts dieser Regelausstrahlungen ging das ZDF bereits ab August 2009 mit einigen sogenannten HDTV- Showcases auf Sendung. Diese fanden zur Leichtathletik-WM in Berlin im August, zur Inter- nationalen Funkausstellung (IFA) im September sowie zur Weihnachtszeit 2009 statt. Die HDTV-Ausstrahlungen des ZDF werden zu Beginn ausschließlich über Satellit (ASTRA 19,2° Ost) und voraussichtlich in den Netzen der großen Kabelnetzbetreiber sowie über die IPTV- Plattform T-Home Entertain verbreitet. Die Terrestrik (DVB-T) bietet derzeit leider keine Ka- pazitäten für eine HDTV-Verbreitung. Dies wird aus heutiger Sicht erst in einigen Jahren mit der Einführung verbesserter Übertragungs- und Codierungstechnologien auf diesem Über- tragungsweg möglich sein.

3.3.4 Aktuelle technologische Entwicklungen

Das sogenannte „IPTV“ (Internet Protocoll Television) ist eine neue Verbreitungsform für TV-, Video- und Hörfunk-Dienste. Die Übertragung erfolgt meist über Breitbandnetze, wie z. B. DSL. Dabei handelt es sich um „geschlossene Netze“, d. h. nur ein abgegrenzter und registrierter Nutzerkreis hat Zugang zu dem IPTV-Angebot. Die Nutzung erfolgt typischer- weise am Fernseher. Derzeit wird IPTV von den Anbietern Telekom („T-Home Entertain“), Hansenet („Alice“) und Vodafone (ehemals Arcor) angeboten, wobei T-Home Entertain die

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mit Abstand größte Abonnentenzahl besitzt (zirka 1 Millionen Zuschauer Ende 2009). Das ZDF-Hauptprogramm, die Digitalprogramme ZDFneo, ZDFinfokanal und ZDFtheaterkanal, die Partnerprogramme 3sat, KI.KA und sowie die Programme der ARD sind als IPTV über DSL-Netze frei und unverschlüsselt empfangbar.

Das Hybrid Broadcast Broadband TV (kurz „HbbTV”) ist eine Initiative führender europäi- scher Unternehmen und Rundfunkanstalten, mit dem Ziel, einen offenen Standard zu entwi- ckeln, mit dem sich das lineare Fernsehprogramm mit Angeboten aus dem Internet verbin- den lässt. Auf der Internationalen Funkausstellung 2009 präsentierten zahlreiche Hersteller so genannte „Hybride Empfangsgeräte“, d. h. Fernseher mit integriertem Netzwerkan- schluss. Damit können neben Fernsehprogrammen auch Inhalte aus dem Internet auf dem Fernsehbildschirm dargestellt werden. Beispiele für solche hybriden Dienste sind z. B. Video-On-Demand-Angebote wie die ZDFmediathek, ein Teletext mit erheblich verbesserten Darstellungsoptionen („HD-Teletext“) oder programmbegleitende Dienste wie z. B. der Nach- richtenticker. Ende November 2009 wurde die Spezifikation für „HbbTV“ beim European Telecommunications Standards Institute (ETSI) eingereicht, wo voraussichtlich in Kürze der Standard verabschiedet wird. „HbbTV“ bietet dem ZDF interessante Möglichkeiten für die Entwicklung zeitsouveräner und programmbegleitender Dienste, die das klassische lineare Fernsehprogramm ergänzen.

Das im Mai 2006 gestartete DMB-Angebot für Handys „Watcha", wurde vom Betreiber „Mobiles Fernsehen Deutschland GmbH" (MFD GmbH) im April 2008 mangels Markterfolg eingestellt. Im Juni 2008 starteten die ersten DVB-H-Ausstrahlungen des Konsortiums Mobile 3.0 in Hamburg, München, Frankfurt am Main und Hannover. Das Angebot konnte sich jedoch ebenfalls nicht am Markt behaupten, so dass die Plattformbetreiber die Sende- lizenzen bereits Ende Oktober 2008 an die Landesmedienanstalten zurückgaben.

4. GEMEINSAME AKTIVITÄTEN VON ARD/ZDF EINSCHLIEßLICH TOCHTER- UND BETEILIGUNGSGESELLSCHAFTEN

4.1 ZDF-übergreifende Gemeinschaftaufgaben und -einrichtungen

4.1.1 Gebühreneinzugszentrale (GEZ)

Die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) mit Sitz in Köln ist eine nichtrechtsfähige Verwaltungs- gemeinschaft der Landesrundfunkanstalten, des Zweiten Deutschen Fernsehens und des

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DRadio mit dem Auftrag, die den Rundfunkanstalten zustehenden Gebühren zu erheben. Die GEZ übernahm diese Aufgabe im Jahre 1976 von der (damaligen) Deutschen Bundes- post. Seit dem 01.01.1992 wickelt die GEZ auch den Einzug der Rundfunkgebühren in den Neuen Bundesländern ab. Das Verfahren des Einzugs ist durch gleichlautende Satzungen der Landesrundfunkanstalten geregelt.

Beim Einzug der Rundfunkgebühren hat die GEZ folgende Hauptaufgaben:

− Teilnehmerbetreuung: Die Teilnehmerbetreuung umfasst die Pflege der Stammdaten für alle Rundfunkteilnehmer sowie die Bearbeitung der schriftlichen und elektronischen Teil- nehmerkorrespondenz sowie der telefonischen Anliegen der Teilnehmer.

− Zahlungsverkehr: Hierzu gehören die Rechnungsstellung der jeweils fälligen Rundfunk- gebühren sowie der Einzug bzw. die Entgegennahme der Forderungen über die Kreditin- stitute auf die Konten der Rundfunkanstalten. Darüber hinaus erfolgt die buchmäßige Erfassung und Abrechnung der Gebührenforderungen, -rückstände und -einnahmen nach Teilnehmern und Rundfunkanstalten sowie die Jahresabrechnung nach aktien- rechtlichen Grundsätzen.

− Erlangung rückständiger Forderungen: Diese Aufgabe beinhaltet die Überwachung des Zahlungseingangs sowie ggf. die Einleitung von Maßnahmen zur Erlangung rückständi- ger Rundfunkgebühren von der Erinnerung bis zur Vollstreckung.

− Befreiungsbearbeitung: Seit dem 1. April 2005 ist die GEZ mit der Bearbeitung der An- träge natürlicher Personen auf eine Befreiung von der Rundfunkgebührenpflicht sowie mit der Bestandsführung der Gebührenbefreiungen betraut.

− Gewinnung neuer Teilnehmer: Dazu zählen im Zusammenwirken mit den Rundfunkanstalten die Durchführung von Maßnahmen zum Gebührenmarketing sowie die regelmäßige Information im Rahmen von Mailingaktionen nicht angemeldeter natürli- cher Personen und gewerblicher Institutionen über die Rundfunkgebührenpflicht.

− Gebührenplanung: Hier erfolgt in Abstimmung mit den Rundfunkanstalten die Planung der Gebührenerträge für ARD, ZDF und DRadio für das laufende Jahr und die Prognose für einen mittelfristigen Zeitraum.

− Abwicklung der Serviceleistungen für die Landesrundfunkanstalten: Hierzu zählen die Unterstützung der Marktbearbeitung der Rundfunkanstalten durch den Beauftragten- dienst und die Bereitstellung von Kennzahlen und Statistiken.

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Im Rahmen dieser Hauptaufgaben fielen bei der GEZ im Jahr 2008 im Vergleich zum Vor- jahr folgende Geschäftsvorgänge an:

Abweichung Geschäftsvorgänge der GEZ ( in Mio Stück) 2008 2007 absolut prozentual

Ausgebrachte Lastschriften 112,2 113,0 ./. 0,8 ./. 0,7 % gänge im Lastschrift- Geschäftsvor- zahlenverkehr Zahlungsaufforderungen 24,7 24,3 + 0,4 + 1,5 % Mahnmaßnahmen 14,2 14,4 ./. 0,3 ./. 1,9 % Mailingbriefe 16,0 16,7 ./. 0,6 ./. 0,8 % Lastschriftzahlerwerbung 1,3 0,0 + 1,3 Sonstige Versanddokumente (insb. Befreiungs-

vorgänge 16,4 17,0 ./. 0,6 ./. 3,7 % Geschäfts-

Ausgehende bescheide, Bestätigungen und sonstige Textbriefe) Summe ausgehende Vorgeäne 72,5 72,4 + 0,1 + 0,1 % Teilnehmerpost 7,0 8,2 ./. 1,2 ./. 14,2 % Befreiungskorrespondenz 5,5 5,6 ./. 0,0 ./. 0,5 % Mailingrücklauf 4,7 6,5 ./. 1,8 ./. 28,3 % Fernmündliche Bearbeitung 4,6 5,2 ./. 0,6 ./. 12,0 %

vorgänge Zahlungsverkehr und sonstige Vorgänge 29,5 27,3 + 2,2 + 8,1 % Geschäfts- Eingehende Summe eingehende Vorgänge 51,3 52,7 ./. 1,4 ./. 2,7 %

Anm.: Die dargestellten Werte sind systembedingt gerundet, so dass es bei manuellem Nachrechnen zu Rundungs- differenzen kommen kann

Ergänzend zu den oben dargestellten Geschäftsvorgängen sind die folgenden wert- und mengenmäßigen Entwicklungen besonders erwähnenswert:

− Der dargestellte Rückgang der Teilnehmerpost (-14,2 Prozent) resultiert im Wesentlichen aus der zeitnäheren Bearbeitung der eingehenden Vorgänge, wodurch Nachfragen der Teilnehmer vermieden werden konnten.

− Der reduzierte Mailingrücklauf (-28,3 Prozent) ist zum einen auf eine verringerte Ausbrin- gungsmenge der Mailingbriefe und zum anderen auf eine provozierte Umleitung der un- zustellbaren Mailingbriefe in den Eingangskanal der automatisierten Datenübermittlung (hier ausgewiesen unter der Position ‚Zahlungsverkehr und sonstige Vorgänge’ [+ 8,1 Prozent]) zurückzuführen.

− Durch die Geschäftstätigkeit der GEZ entstanden im Jahr 2008 Aufwendungen in Höhe von 164,4 Mio € (2007: 159,3 Mio €). Hierbei ist zu berücksichtigen, dass im Jahr 2008

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Sonder-Rückstellungen für die Bestandspflege der Lastschriftzahler in Höhe von 7,05 Mio € angefallen sind. Ohne diesen Sondereffekt liegen die Gesamtaufwendungen 2008 um rund 2 Mio € unter dem Vorjahresniveau.

− Im Geschäftsjahr 2008 zog die GEZ rund 7,26 Mrd € an Rundfunkgebühren ein (2007: 7,30 Mrd €). Dieser leichte Rückgang resultiert aus dem Rückgang der gebührenpflichti- gen Geräte (siehe nächster Spiegelstrich).

− Die GEZ hatte am 31.12.2008 rund 42,5 Mio Teilnehmerkonten im Bestand. Diese set- zen sich aus gebührenpflichtigen, von der Rundfunkgebühr befreiten sowie abgemelde- ten oder sonstigen Teilnehmerkonten zusammen. Auf diesen Teilnehmerkonten werden die Hörfunk- und Fernsehgeräte sowie seit 2007 die neuartigen Empfangsgeräte (NEG) geführt. Die Entwicklung der Teilnehmerkonten und Rundfunkgeräte stellt sich wie folgt dar:

Teilnehmerkonten und Geräte Abweichung 2008 2007 (in Mio Stk.) absolut prozentual Teilnehmerkonten 42,5 42,3 + 0,2 + 0,5 % davon gebührenpflichtig 36,7 36,8 ./. 0,1 ./. 0,3 % davon gebührenbefreit 3,0 2,9 + 0,1 + 2,4 % davon abgemeldete / sonstige 2,9 2,6 + 0,3 + 8,6 % Hörfunkgeräte 43,1 43,0 + 0,0 + 0,0 % davon gebührenpflichtig 39,4 39,4 ./. 0,1 ./. 0,1 % davon gebührenbefreit 3,7 3,6 + 0,1 + 1,9 % Fernsehgeräte 36,9 37,0 ./. 0,2 ./. 0,4 % davon gebührenpflichtig 33,5 33,7 ./. 0,2 ./. 0,7 % davon gebührenbefreit 3,4 3,3 + 0,1 + 2,8 % NEG 0,2 0,1 + 0,1 + 59,3 % davon gebührenpflichtig 0,2 0,1 + 0,1 + 58,3 % davon gebührenbefreit 0,004 0,002 + 0,0 + 116,3 % Summe Rundfunkgeräte 80,1 80,2 ./. 0,1 ./. 0,1 %

Anm.: Die dargestellten Werte sind systembedingt gerundet, so dass es bei manuellem Nachrechnen zu Rundungs- differenzen kommen kann

− Die Anzahl der gebührenpflichtigen Teilnehmer, die das Lastschrifteinzugsverfahren nut- zen, ist seit einigen Jahren rückläufig. Im Jahr 2008 betrug der Anteil der Lastschriftzah- ler 79,5 Prozent (2007: 79,8 Prozent). Dieser Rückgang wurde durch einen entspre- chenden Anstieg bei den Einzelüberweisern kompensiert.

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− Im Jahr 2008 beschäftigte die GEZ 1.125 Mitarbeiter. Im Vergleich zum Vorjahr (1.105 Mitarbeiter) kann ein leichter Anstieg verzeichnet werden, wobei sich dieser Anstieg nicht bei den unbefristet oder befristet angestellten Arbeitnehmern auf Planstellen vollzogen hat, sondern bei den Arbeitnehmern ohne Planstellen, bei Aushilfen, Auszubildenden, Mitarbeitern/innen in Mutterschutz / Elternzeit / unbezahltem Urlaub und bei passiver Al- tersteilzeit.

− Der prozentuale Anteil der Aufwendungen der GEZ an den Gebührenerträgen lag im Jahr 2008 bei 2,26 Prozent (2007: 2,18 Prozent) Im Vergleich dazu benötigen die Finanzämter für das relativ einfache Verfahren des Einzugs der Kirchensteuer als Annex zur Einkommensteuer 3,0 bis 4,0 Prozent des Kirchensteueraufkommens. Allerdings ist hierbei zu berücksichtigen, dass die Finanzbehörden - gemessen an zuvor beschriebe- nen Hauptaufgaben der GEZ - im Wesentlichen nur den Zahlungsverkehr, die Erlangung rückständiger Forderungen und eine aufwandsmäßig geringere Teilnehmerbetreuung durchführen. Im Gegensatz zur GEZ führen die Finanzämter keine Gewinnung von Teil- nehmern, keine Befreiungsbearbeitung, keine Gebührenplanung und keine Serviceleis- tungen für die Rundfunkanstalten durch. Fasst man die Kosten der vorgenannten Dienstleistungen (Zahlungsverkehr, Erlangung rückständiger Forderungen, Teilnehmer- betreuung) zusammen und setzt diese mit den Gebührenerträgen ins Verhältnis, würde sich für das Jahr 2008 lediglich ein Anteil von 1,3 Prozent ergeben.

− Bezogen auf die Anzahl der Teilnehmerkonten betrugen im Jahr 2008 die Aufwendungen der GEZ 3,87 € je Teilnehmerkonto (2007: 3,77 €). Ohne den oben beschriebenen Son- dereffekt (Bestandspflege Lastschriftzahler) würde diese Kennzahl 2008 einen Wert von 3,70 € einnehmen und läge somit unter dem Vorjahresniveau.

4.1.2 SportA Sportrechte und Marketing-Agentur GmbH

Die 1995 gegründete SportA Sportrechte- und Marketing-Agentur GmbH, München ist eine gemeinsame Tochtergesellschaft der ARD-Landesrundfunkanstalten (50 Prozent) und des ZDF (50 Prozent) mit einem Stammkapital in Höhe von 540 T€.

Die Gesellschaft erwirbt Übertragungsrechte an nationalen und internationalen Sportveran- staltungen und liefert damit ARD und ZDF attraktive Programminhalte im Sport-Bereich. Darüber hinaus steht die SportA ARD und ZDF auch bei Rechteerwerben, die außerhalb der

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SportA vorgenommen werden, beratend zur Verfügung und wird aktiv in die Einkaufsver- handlungen einbezogen.

Ferner ist die SportA von ihren Gesellschaftern beauftragt, nicht genutzte Rechte an Sport- ereignissen und -veranstaltungen an Dritte zur Nutzung anzubieten (Sublizenzierung).

Eine wesentlich über die Beschaffungsfunktion für ARD und ZDF hinausgehende unterneh- merische Tätigkeit der SportA ist nicht geplant.

Bei durchschnittlich 18,5 Mitarbeitern erzielte die SportA im Jahr 2008 einen Gesamtumsatz in Höhe von rd. 144 Mio €. Die ordentlichen Betriebskosten betrugen im Jahr 2008 rund 2,2 Mio € und entsprachen somit nur 1,5 Prozent des Umsatzvolumens. Die Betriebskosten der SportA werden über ein Kostenumlageverfahren durch die Gesellschafter gedeckt.

4.1.3 Institut für Rundfunktechnik GmbH (IRT)

Zweck des gemeinnützigen Instituts für Rundfunktechnik mit Sitz in München besteht darin, der Allgemeinheit durch Förderung des europäischen Rundfunkwesens und der europäi- schen Rundfunktechnik zu dienen. Dieser Zweck wird insbesondere durch wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Rundfunktechnik verwirklicht.

Das IRT ist das zentrale Forschungs- und Entwicklungsinstitut der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in der Bundesrepublik Deutschland (ARD, ZDF und DRadio), in Öster- reich (ORF) und in der Schweiz (SRG SSR idée suisse) mit einem Stammkapital von 140 T€.

Das IRT ist sowohl für seine Gesellschafter als auch für Dritte in den Geschäftsfeldern För- derprojekte und Auftragsforschung tätig.

Das Institut für Rundfunktechnik unterstützt seine Gesellschafter in dem derzeitigen gravie- renden Wandel, der zu wesentlichen Teilen technologisch verursacht ist. Die technischen Innovationen kommen heute nicht mehr aus dem Rundfunkumfeld, betreffen den Rundfunk aber nachhaltig. Diese Innovationen werden von den Marktteilnehmern zur Stärkung ihrer Marktposition vorangetrieben. IP-basierte Netzinfrastrukturen, Mobile Broadband, Long Term Evolution (LTE), hybride Endgeräte und das drei D-Fernsehen (3D-TV) sind nur einige Bei- spiele. Für den Rundfunk ergibt sich die Situation, sich entweder mit den entstehenden

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technischen Infrastrukturen zu arrangieren und sich damit zugleich den Geschäftsinteressen der übrigen Marktteilnehmer unterzuordnen, oder aber zu versuchen, diese Entwicklungen im Interesse des Rundfunks so zu beeinflussen, dass der Rundfunk seinen Auftrag mög- lichst vollständig und effizient erfüllen kann.

Das IRT bringt sich für seine Gesellschafter in diese technischen Entwicklungen und Stan- dardisierungen so frühzeitig wie möglich ein, um noch eine steuernde Wirkung in deren Inte- resse erzielen zu können.

Als neutrale Institution ist das IRT in der Lage, in technischen Fragen eine moderierende Rolle zwischen Rundfunk und der Industrie einzunehmen. Damit schlägt das IRT einen in- tegrierenden Bogen zwischen dem Rundfunk und neuen Inhalte- sowie Dienstanbietern, Netzbetreibern und Endgeräteherstellern.

Derzeitige Schwerpunkte sind:

− Entwicklung eines offenen Standards für hybride Fernsehgeräte „HbbTV“

− Minimierung der Interferenzen auf die Rundfunkverbreitung trotz der Zuweisung des oberen UHF-Bandes (digitale Dividende) an den Mobilfunk

− Einbringen in die Weiterentwicklung der Funkübertragungstechniken (z. B. WiMAX, T2, LTE), Digitalisierung des Hörfunks und Beteiligung an der Konzipierung von Frequenz- nutzungen

− Einsatz der IP-Technik in Weitverkehrsnetzen für den Rundfunk

− Weiterentwicklungen zur ökonomischeren und flexibleren Nutzung IT-basierter Produktionsinfrastrukturen

Das IRT nimmt als zentrale Aufgabe die Vertretung seiner Gesellschafter in nationalen und internationalen Gremien wahr.

Im Wirtschaftsplan des Jahres 2009 beliefen sich die Aufwendungen auf 21,7 Mio €, bei Gesellschafterzuschüssen von 15,3 Mio €.

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Das von den Gesellschaftern beschlossene Konzept zur Reduzierung der Zuwendungen der Rundfunkanstalten konnte im Jahr 2009 erfolgreich mit einer Reduzierung von 163 auf 140 Planstellen umgesetzt werden. Eingespart wurden ca. 4 Mio € gegenüber dem Ansatz des Jahres 2005.

Die geplanten Eigenerträge des Instituts in Höhe von 6 Mio € wurden realisiert.

Als gemeinnütziges Institut erwirtschaftet das IRT keine Gewinne.

4.1.4 ARD.ZDF medienakademie gGmbH

Die gemeinnützige GmbH bietet als gemeinsame Einrichtung von ARD, DRadio und ZDF Aus- und Fortbildungsangebote im Bereich der Medien und neuer Informations- und Kom- munikationstechniken an. Zu den Aufgaben der Akademie gehören u. a. die Konzeption, Entwicklung und Durchführung entsprechender Qualifizierungsmaßnahmen, wie z. B. Semi- nare, Workshops, Treffpunkte, Symposien. Die Angebote sind nach Art und Umfang flexibel ausgerichtet. Dabei deckt sie nicht nur redaktionelle und produktionstechnische Schwer- punkte ab, sondern ergänzt das Portfolio durch Qualifizierungsangebote in der wichtigen Schnittmenge zwischen Programm und Produktion/Technik sowie im Bereich der Rund- funkmanagement-Kompetenz. Ferner unterstützt die ARD/ZDF-Medienakademie die Berufsausbildung von neuen Medienberufen wie „Mediengestalter/in Bild und Ton“ sowie „Film- und Videoeditor/in“.

Das Leistungsangebot steht dem Markt generell offen, richtet sich also auch an Mitarbeiter/ -innen anderer (Medien-)unternehmen. Zu den Kunden zählen u. a. ORF, SRG, die ProSiebenSat.1 Media AG und die RTL Group.

Die Einrichtung verfügt über Trainingszentren in Nürnberg (Hauptsitz), Hannover und Wies- baden. Im Jahr 2009 wurden 2.225 Fortbildungsseminare mit rund 14.000 Teilnehmern durchgeführt. Die Medienakademie finanziert sich fast ausschließlich über Seminarerträge und erhält keine weiteren Zuschüsse. Mit 68 Mitarbeitern konnte die Medienakademie im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009 Erträge und Aufwendungen von rund 13,6 Mio € erwirt- schaften.

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4.2 ZDF-Beteiligungen

4.2.1 ZDF Enterprises GmbH (ZDF-E)

Die ZDF Enterprises GmbH ist mit der Beschaffung, aber auch Herstellung und Vermittlung von Produktionen bzw. Übertragungsrechten für das ZDF sowie der Verwertung von Produk- tionen und Übertragungsrechten betraut. Das Unternehmen agiert einmal im eigenen Na- men, indem es sich beispielsweise an ZDF-Produktionen beteiligt und damit die Ausstrah- lungsrechte im Ausland erwirbt. Zum anderen verwertet ZDF-E Rechte des ZDF gemäß einem „Agenturmodell“ im eigenen Namen, aber auf Rechnung des ZDF. Darüber hinaus ist ZDF-E für den nicht-gewerblichen Programmvertrieb zuständig, soweit er Großkunden und die administrative Abwicklung von Mitschnittsvereinbarungen betrifft.

Zudem ist es an Unternehmen beteiligt, die u. a. Kino- und Fernsehfilme bzw. Kinderfilme erstellen sowie im Online- und Musikrechtebereich tätig sind. Schließlich besorgt ZDF-E das Merchandising im Zusammenhang mit Sendungen des ZDF und ist über eine Beteiligungs- gesellschaft für die ZDF-Shops im Sendezentrum Mainz-Lerchenberg und in der Mainzer Innenstadt verantwortlich. Im Jahr 2009 hat die ZDF-E mit 108 Mitarbeitern (Vorjahr: 101 Mitarbeitern) Erlöse von 53,6 Mio € (Vorjahr: 60,9 Mio €) erzielt, davon allein 38,6 Mio € (Vorjahr: 47,9 Mio €) für die Verwertung eigener Filmrechte. Die Erlöse für die auf Rechnung des ZDF vermarkteten Rechte fallen dagegen beim ZDF an und mindern unmittelbar - ähnlich wie Werbe- und Sponsoringerträge - den Bedarf an Gebührenerträgen.

4.2.2 ZDF Werbefernsehen GmbH

Seit Anfang 2009 werden alle Tätigkeiten im Zusammenhang mit Werbefernsehen und Sponsoring durch eine eigenständige Beteiligungsgesellschaft des ZDF abgewickelt. Damit wird einer Zusage im Rahmen des mit der EU-Kommission erzielten Kompromisses Rech- nung getragen, alle wesentlichen kommerziellen Aktivitäten nicht durch die Anstalten selbst wahrzunehmen, sondern Tochterunternehmen zu übertragen. Die ZDF Werbefernsehen GmbH wird hierbei in eigenem Namen, aber auf Rechnung des ZDF tätig. Sie arbeitet bei der Akquisition von Werbekunden mit der ARD Sales & Services GmbH in Form einer ge- meinsamen Beteiligungsgesellschaft ARD & ZDF-Fernsehwerbung GmbH zusammen. Trotz Finanzkrise hat die ZDF Werbefernsehen GmbH im Jahr 2009 die ursprünglich geplanten Werbe- und Sponsoringerträge annähernd realisieren können.

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4.2.3 Bavaria Studios & Production Services GmbH

Seit Februar 2010 hat die frühere Bavaria Film- und Fernsehstudios GmbH (BS) die Bavaria Production Services GmbH (BPS) übernommen und dieser Tatsache durch eine Umfirmie- rung Rechnung getragen. In diesem Zusammenhang haben das ZDF und die Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA) ihre Anteile auf 25,1 bzw. 12,5 Prozent reduziert, die Bavaria Film GmbH ist seither mit einem Anteil von 63,4 Prozent Mehrheitsgesellschaf- ter. Das ZDF wird jedoch weiterhin größter Kunde der Bavaria Studios & Production Servi- ces bleiben, die an den Standorten München-Geiselgasteig und München-Unterföhring Leistungen in den Bereichen Studio- und Postproduktion sowie Dekorationsbau erbringt. Mit der Integration der BPS, die hauptsächlich mit dem Ziel einer Verbesserung der Position im Wettbewerb und zur Erzielung von Synergien erfolgte, soll jedoch auch der Anteil der Auf- träge von Bavaria Film deutlich steigen und damit die hohe Abhängigkeit des Unternehmens von Aufträgen des ZDF reduziert werden.

4.2.4 Sonstige Beteiligungen

Von den sonstigen Beteiligungen ist an dieser Stelle auf die ZDF Kasino Betriebsgesell- schaft mbH (Kasino) hinzuweisen. Das Unternehmen betreibt im Sendezentrum des ZDF ohne Gewinnerzielungsabsicht die Kantinen für ZDF-Mitarbeiter und das Restaurant für Gäste einschließlich eines Selbstbedienungsladens und betreut die ZDF-Konferenzzone. Der Betrieb erfolgt im Rahmen eines Betriebsführungsvertrages in Räumlichkeiten und mit Inventar im Eigentum des ZDF. Mehrkosten, die aufgrund vorgegebener unwirtschaftlicher Öffnungszeiten entstehen, werden vom ZDF ausgeglichen.

5. FINANZIELLE PERSPEKTIVEN DES ZDF

5.1 Aktuelle Finanzlage

Nach derzeitigem Planungsstand wird das ZDF die laufende Gebührenperiode mit einem leicht positiven Gesamtergebnis Ende 2012 finanziell ausgeglichen abschließen können. Dabei orientiert sich die derzeitige Finanzplanung an dem von der KEF vorgegebenen ver- bindlichen Finanzrahmen und berücksichtigt nachrichtlich kompensatorische Maßnahmen für den sich abzeichnenden weiteren Rückgang bei den Erträgen aus Fernsehgebühren.

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Ein erstes positives Signal und damit eine gute Ausgangslage für die aktuelle Gebühren- periode stellt die sich abzeichnende Ergebnisverbesserung beim anstehenden Jahresab- schluss 2009 dar. Einen weiteren Schritt in die richtige Richtung setzt der zwischenzeitlich vorgelegte Haushaltsplan 2010. Somit ist es dem ZDF in den ersten beiden Jahren der aktu- ellen Periode gelungen, gegenüber den restriktiven Vorgaben der mittelfristigen Finanzpla- nung leichte Verbesserungen zu erzielen.

Trotz der gegenüber dem Vorjahr wieder geringfügig verbesserten konjunkturellen Wirt- schaftslage bestehen allerdings durch die derzeitige Stagnation weiterhin Risiken für die Realisierung der ambitionierten Ansätze bei den anderen Ertragsarten, dies betrifft insbe- sondere die festgestellten Erträge aus Werbung und Sponsoring.

Darüber hinaus erwartet das ZDF größere finanzielle Mehrbedarfe im Zusammenhang mit der Umsetzung des BilMoG, dessen erhebliche Auswirkungen auf das ZDF in der bisherigen Finanzplanung noch nicht berücksichtigt sind. Aufgrund einer noch weitergehenden Absen- kung des Rechnungszinses und der zusätzlichen Berücksichtigung zukünftiger Gehaltsent- wicklungen ist hier insbesondere im Bereich der Pensionsrückstellungen mit einem erhebli- chen Zuführungsbedarf zu rechnen. Allerdings dürfen diese zusätzlichen Belastungen über einen Zeitraum von 15 Jahren verteilt werden.

5.2 Schlussfolgerungen und Ausblick

Das ZDF setzt auch in der aktuellen Gebührenperiode weiterhin zielstrebig den eingeschla- genen Kurs einer umsichtigen, soliden und sparsamen Finanzpolitik fort. Zu Beginn des neuen Jahrzehnts steht es vor wichtigen Entscheidungen und Weichenstellungen, welche für das Unternehmen mit einer Reihe von Chancen und Herausforderungen verbunden sind. In diesem Zusammenhang erwartet das ZDF mit dem für Ende Juni 2010 anstehenden Votum des Fernsehrates zu den Telemedienkonzepten eine wegweisende und abschließende Ent- scheidung für die Wahrnehmung seines Auftrages in der digitalen Welt. Ein weiteres me- dienpolitisches Thema, welches direkte Auswirkungen auf die Finanzlage des ZDF hat, ist die gegenwärtige Debatte über die zukünftige Neuordnung der Rundfunkfinanzierung.

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5.3 Grundanforderungen an ein neues Finanzierungssystem

Die Ministerpräsidenten der Länder haben auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober 2009 beschlossen, die Frage der Neuordnung der Rundfunkfinanzierung am 9. Juni 2010 in einer Klausur zu entscheiden. Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Berichts an die Landtage war auf Seiten der Länder noch keine Entscheidung gefallen, in welche Richtung das heutige Gebührenmodell verändert werden soll.

Dies hing vor allem damit zusammen, das ein bei dem renommierten Steuer- und Verfas- sungsrechtler Prof. Paul Kirchhof in Auftrag gegebenes Gutachten erst Ende April 2010 - und damit nach Redaktionsschluss für diesen Bericht - fertig gestellt sein wird. Dieses Gut- achten soll vor allem klären, ob und unter welchen Bedingungen ein geräteunabhängiges Modell verfassungs- und abgabenrechtlich zulässig wäre.

Damit ist zugleich eines der beiden noch in der Diskussion befindlichen Modelle beschrie- ben: Ein geräteunabhängiger Beitrag, durch den nicht die empfangene Rundfunksendung, sondern das Nutzungsangebot abgegolten wird. Damit würde vor allem der technischen Entwicklung im Rahmen der Medienkonvergenz entsprochen, die einen Gerätebezug ange- sichts der Multifunktionalität vieler Geräte immer problematischer erscheinen lässt.

Alternativ dazu wird eine Fortschreibung und Vereinfachung der gerätebezogenen Rund- funkgebühr diskutiert, die von einer Umkehr der Beweislast hinsichtlich des Bereithaltens eines Empfangsgeräts mit der Möglichkeit der Widerlegung dieser Vermutung auf der Basis einer eidesstattlichen Versicherung einhergeht.

Beiden Modellen gemeinsam ist die Notwendigkeit, die bislang staatsvertraglich verankerte Unterscheidung in „neuartige“ und „herkömmliche“ Rundfunkgeräte ebenso aufzugeben wie die Unterscheidung in eine Grundgebühr (für Radiogeräte) und eine Fernsehgebühr. Schließlich soll vom Grundsatz her nur noch ein Beitrag pro Wohnung/Betriebsstätte erho- ben werden, die Mehrfachgebührenpflichten also reduziert bzw. aufgegeben werden. Im nichtprivaten Bereich ist allerdings aus Gleichheitsgründen eine Staffelung einzuziehen, die auch berücksichtigt, dass dort eine intensivere Nutzung stattfindet, wo die Vermittlung von Rundfunkempfang zum Bestandteil der Erwerbstätigkeit gehört.

Aus Sicht der Rundfunkanstalten wäre es mit deutlichen Risiken verbunden, in Anbetracht der technischen Konvergenz, der zunehmend ungleichen Heranziehung der gebühren- pflichtigen Rundfunkteilnehmer und der kaum noch wirksam auszuübenden Kontrolle einfach alles beim Status quo zu belassen. Das Institut für Rundfunkökonomie in Köln sagt in einem

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Vergleich der Jahre 2008 und 2020 für diesen Fall einen drastischen Rückgang der Gebüh- reneinnahmen in einer Spanne zwischen 570 Mio € bis zu 1,3 Mrd € voraus. Die verfas- sungsrechtlich zu gewährleistende angemessene und aufgabenadäquate Finanzausstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks geriete bei einer solchen Entwicklung erheblich in Ge- fahr, zumal gleichzeitig die Befreiungskosten von 735 Mio € im Jahre 2007 auf 871 Mio € im Jahre 2011 steigen werden.

Die Rundfunkanstalten gehen davon aus, dass eine Neuordnung der Rundfunkfinanzierung aufkommensneutral erfolgt. Mit besonderer Aufmerksamkeit haben die Rundfunkanstalten daher medienpolitische Vorstellungen zur Kenntnis genommen, im Jahre 2013 gleichzeitig den Ausstieg aus Sponsoring und Werbung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu re- geln. Insoweit ist darauf aufmerksam zu machen, dass eine Kumulation von Einnahmeaus- fällen (Neues Gebührenmodell, Ausstieg aus Werbung und Sponsoring, demographische Entwicklung, etc.) nicht dazu führen darf, den verfassungsrechtlich verankerten Grundsatz der aufgabenadäquaten Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Frage zu stel- len.

Die Rundfunkanstalten werden den Entscheidungsprozess der Neuordnung der Rundfunk- finanzierung weiterhin konstruktiv begleiten und setzen darauf, dass auch ab 2013 die Fi- nanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland auf der Basis eines Soli- darmodells den sich wandelnden Anforderungen auch weiterhin gerecht wird.

71 Drucksache 15/4608 Landtag Rheinland-Pfalz – 15.Wahlperiode

Bericht des Deutschlandradios

Schreiben des Intendanten des Deutschlandradios vom 6. Mai 2010 an den Präsiden- ten des Landtags:

Anbei erhalten Sie den Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage des Deutschlandradios. Deutschlandradio legt diesen Bericht gemäß § 5 a des Rundfunkfinanzierungsstaats- vertrages alle zwei Jahre jeweils zeitnah nachVorliegen des Berichts derKommission zur Überprüfung und Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) allen Landesparlamenten vor.

Dr.Willi Steul

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Inhalt

I. Gemeinsame Erklärung von ARD, Deutschlandradio und ZDF...... 3

II. Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage des Deutschlandradios ...... 5 1. Ergebnis des Deutschlandradios im Jahr 2008...... 5 2. Finanzplanung bis 2013 ...... 8 3. Ergebnisse des 17. KEF-Berichtes für den Zeitraum 2009 bis 2012 ...... 10 4. Stellungnahme des Deutschlandradios zum 17. KEF-Bericht ...... 11

III. Gemeinsame Aktivitäten von ARD, ZDF und Deutschlandradio ...... 13 1. Gebühreneinzugszentrale (GEZ)...... 13 2. Institut für Rundfunktechnik (IRT)...... 15 3. ARD/ZDF-Medienakademie...... 16 4. Deutsches Rundfunkarchiv (DRA) ...... 17

IV. Geschäftsfelder der Deutschlandradio-Beteiligungsgesellschaften ...... 18 1. Deutschlandradio Service GmbH (DRS) ...... 18 2. Rundfunk-Orchester und -Chöre GmbH (roc berlin)...... 18 3. Digitalradio-Gesellschaften ...... 18

V. Grundanforderungen an ein neues Finanzierungssystem ...... 19 3

I. Gemeinsame Erklärung von ARD, Deutschlandradio und ZDF Nach § 5 a Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag (RFinStV) erstatten die in der ARD zusammenge- schlossenen Landesrundfunkanstalten, das ZDF und das Deutschlandradio alle zwei Jahre jeweils zeit- nah nach Vorliegen des Berichts der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkan- stalten (KEF) nach §3 Abs. 8 RFinStV allen Landesparlamenten einen schriftlichen Bericht zur Infor- mation über ihre wirtschaftliche und finanzielle Lage. Nachdem die KEF inzwischen ihren 17. Bericht veröffentlicht hat, berichten die Rundfunkanstalten hiermit zum fünften Male in diesem Rahmen. Der vorliegende Bericht zielt auch darauf ab, den Abgeordneten aller Länderparlamente Basisinformatio- nen zur Verfügung zu stellen, die bei der Vorbereitung von anstehenden gesetzlichen Weichenstellun- gen hilfreich sein können. Der 17. KEF-Bericht ist ein Zwischenbericht, durch den die mit dem 11. Rundfunkänderungs- staatsvertrag (RFÄndStV) bis Ende 2012 festgelegte Rundfunkgebühr von 17,98 € pro Teilnehmer und Monat nicht berührt wird. Ziel dieses Berichtes ist es, im Wege einer Zwischenbilanz festzustel- len, ob die derzeitige Rundfunkgebühr dem Finanzbedarf bis Ende der Gebührenperiode entspricht. Im Ergebnis stellt die KEF fest, dass die Rundfunkanstalten die laufende Gebührenperiode mit einem ausgeglichenen Ergebnis abschließen können. Vor dem Hintergrund der durch die Digitalisierung ausgelösten Veränderungen hat die deutsche Me- dienpolitik die Rahmenbedingungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk weiterentwickelt. In der digitalen Welt werden ARD, ZDF und Deutschlandradio nur dann ihren publizistischen Auftrag wei- terhin erfüllen können, wenn sie in der Lage sind, ihre Angebote an die veränderten Kommunikations- formen und Nutzererwartungen anzupassen. Dies erfordert eine Kombination von linearen und nicht- linearen Angebotsformen, von herkömmlichem Rundfunk und Internet. Mit seinem Urteil vom 11. September 2007 hat das Bundesverfassungsgericht die Teilhabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an künftigen Entwicklungen bestätigt und explizit dessen Rolle und Bedeutung für die publizistische Vielfalt gerade in der digitalen Medienwelt sowohl in den Bereichen Fernsehen und Radio als auch im Online-Bereich hervorgehoben. Mit dem am 1. Juni 2009 in Kraft getretenen 12. RFÄndStV wurden die medienpolitischen Rahmen- bedingungen für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter angepasst und somit auch die Vorgaben aus dem eingestellten Beihilfeverfahren der EU-Kommission in nationales Recht umgesetzt. Dabei gehen die darin formulierten Auflagen zum Teil deutlich über das hinaus, was von der EU- Kommission einschränkend vorgesehen war. Insbesondere die Vorgabe zu den Digitalen Zusatzange- boten, den Telemedien und den kommerziellen Aktivitäten legen die Grenzen für den Bestand und die Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in den kommenden Jahren fest. Die Neuregelung der digitalen Kanäle knüpft an der Erkenntnis an, dass im Rahmen der Digitalisie- rung die Zahl der empfangbaren Kanäle deutlich zugenommen hat und weiter zunehmen wird, mit der Folge einer spürbaren Zuspitzung des Wettbewerbsdrucks und des Fragmentierungsprozesses. Die immer stärker divergierenden Nutzungsgewohnheiten der Rundfunkteilnehmerinnen und Rundfunk- teilnehmer erfordern eine strategische Weiterentwicklung und damit eine breitere Ausrichtung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter auf die digitale Zukunft. Entsprechend der Beauftragung durch den 12. RFÄndStV entwickeln ARD und ZDF zu diesem Zwecke ihre bestehenden Digitalkanä- le in dem von der KEF vorgegebenen Finanzrahmen schrittweise zu einem umfassenden digitalen Programmbouquet fort, so dass Informations- und Kulturinteressierte ebenso wie das junge Publikum angesprochen werden können. Darüber hinaus umfasst die Beauftragung des 12. RFÄndStV für Deutschlandradio ein drittes Vollprogramm, das ausschließlich digital zu verbreiten ist. Ein weiteres Kernelement des 12. RFÄndStV ist die nähere Definition des Auftrags des öffentlich- rechtlichen Rundfunks hinsichtlich der Ausstrahlung von Fernseh- und Hörfunkprogrammen sowie des Angebots der so genannten Telemedien. Hierunter fallen Sendungen über das Internet und sen- dungsbegleitende Online-Angebote sowie ausschließlich im Internet verbreitete öffentlich-rechtliche Hörfunkprogramme. Dass diesen Angeboten eine besondere Bedeutung für das soziale, demokratische und insbesondere kulturelle Leben in Deutschland zukommt, wird auch von der EU-Kommission bei ihren Ausführungen zur Rundfunkfinanzierung anerkannt. Der neue Staatsvertrag sieht hierzu u. a. die Durchführung eines Drei-Stufen-Tests für die gesamten Telemedienangebote von ARD, ZDF und Deutschlandradio vor, mit dem festgestellt wird, ob ein neues oder grundlegend geändertes Angebot 4 vom Funktionsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks umfasst ist, in welchem Umfang das An- gebot aus qualitativer Hinsicht zum publizistischen Wettbewerb beiträgt und welcher finanzielle Auf- wand damit verbunden ist. Für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter und deren Gremien ist insbesondere die nachträgliche Durchführung des Drei-Stufen-Tests für die bereits bestehenden Tele- medienangebote mit einem erheblichen Verwaltungsaufwand und beträchtlichen zusätzlichen Kosten verbunden. Der dritte Regelungskomplex des 12. RFÄndStV betrifft die Transparenz und Kontrolle der Betäti- gungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im kommerziellen Bereich. Um den Transparenzvorga- ben der EU-Kommission aus dem Beihilferecht Rechnung zu tragen, wurden daher alle maßgeblichen kommerziellen Tätigkeiten in eigenständige privatrechtliche Tochtergesellschaften ausgegliedert. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass bei kommerziellen Tätigkeiten eine Quersubventionierung durch Rundfunkgebühren ausgeschlossen ist, da diese Tätigkeiten unter Marktbedingungen erbracht werden müssen. Damit sind aber die rundfunkpolitischen Weichenstellungen für die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter keineswegs umfassend erfolgt. Auf Grund der demographischen Entwicklung und der damit einhergehenden zurückgehenden Bevölkerungszahl in Deutschland wird es langfristig zu einer Verminderung der Gebührenzahler kommen. Diese Prognose wird derzeit zusätzlich durch die unsichere wirtschaftliche Zukunft der Gebührenpflichtigen verschärft. Gleichzeitig sinkt die Akzep- tanz für die Gebühr insbesondere bei der jüngeren Bevölkerung. Verstärkt wird dieser Trend infolge der technischen Entwicklung der letzten Jahre durch die Konvergenz von multifunktionalen Geräten, welche auch Rundfunk empfangen können (Internet-PC, Mobiltelefon, Navigationsgerät etc.). Vor diesem Hintergrund planen die Länder das derzeitige System der Rundfunkgebührenfinanzierung zu modifizieren. Zurzeit stehen zwei Modelle einer künftigen Rundfunkgebührenfinanzierung in der Diskussion: Zum einen eine geräteunabhängige Haushalts- und Betriebsstättenabgabe, zum anderen eine geräteabhängige vereinfachte Rundfunkgebühr. Ziel ist es, die Rundfunkfinanzierung so auszugestalten, dass der von der KEF ermittelte Finanzbedarf auch zukünftig abgedeckt werden kann, ohne dass bei der Erhebung finanzverfassungsrechtliche Prob- leme entstehen. Aus Sicht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks muss das künftige Modell aufkom- mensneutral sein und sollte eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung etablieren. Noch in diesem Jahr soll eine Entscheidung darüber getroffen und staatsvertraglich umgesetzt werden, mit welchem Modell den zukünftigen Herausforderungen am besten begegnet werden kann. Diese Überlegungen zur Reform der Rundfunkfinanzierung können auch durch ein neues Geschäfts- modell der kommerziellen Rundfunkunternehmen beschädigt werden. So planen die RTL Group und die ProSiebenSat.1 Media AG im Rahmen der Einführung des hoch-auflösenden Fernsehens (HDTV), ihre HD-Programme zu verschlüsseln und nach einer kurzen Testphase nur gegen Zahlung einer mo- natlichen Gebühr zugänglich zu machen. Da bislang alle kommerziellen Free-TV-Angebote unentgelt- lich und ohne große technische Hürden empfangbar waren, verunsichert das neue System die Zu- schauerinnen und Zuschauer als quasi „zweite Fernsehgebühr“ zur Etablierung von HDTV. Ob das neue Geschäftsmodell von den Konsumenten angenommen wird, ist derzeit offen. Auf dem Weg in das digitale Zeitalter stellen sich ARD, ZDF und Deutschlandradio den neuen Her- ausforderungen, um auch in Zeiten des medienpolitischen Umbruchs als eine wichtige publizistische Stimme in der digitalen Medienwelt weiterhin die Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen an der Infor- mationsgesellschaft zu ermöglichen, Orientierungshilfe zu bieten und die technische und inhaltliche Medienkompetenz über alle Generationen und von Minderheiten im Ganzen zu fördern. Wie in den Jahren zuvor erfolgreich praktiziert, wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der inzwischen un- überschaubaren Flut von Informationen mit seinem qualitativen Beitrag zur demokratischen Willens- bildung, zur gesellschaftlichen Integration und insbesondere zur Kultur auch zukünftig ein zuverlässi- ger Garant für Qualität sein.

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II. Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage des Deutschlandradios

1. Ergebnis des Deutschlandradios im Jahr 2008 Basis für diese Ergebnisdarstellung des Deutschlandradios sind für das Berichtsjahr 2008 – wie auch für das Vergleichsjahr 2007 – die von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft testierten und von den Gremien (Hörfunkrat und Verwaltungsrat) genehmigten Jahresabschlüsse. a) Erträge Die Ertragslage der öffentlich-rechtlichen Körperschaft Deutschlandradio wird im Wesentlichen von drei Faktoren bestimmt: Den Hörfunkgebühren, den Mittelzuweisungen des Bundes und den sonstigen betrieblichen Erträgen. Der Anteil des Deutschlandradios an den Grundgebühren beläuft sich gemäß Rundfunkfinanzierungs- staatsvertrag seit dem 1. April 2005 in Folge der 2005 in Kraft getretenen Gebührensenkung bis Ende 2008 auf 37 Cent (unter Berücksichtigung eines Abzuges von zwei Prozent für die Landesmedienan- stalten). Die Mittelzuweisungen des Bundes an die Körperschaft beruhen im Wesentlichen auf Erstattungen, die der Bund gemäß Artikel 4 des Staatsvertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Ländern über die Überleitung von Rechten und Pflichten des Deutschlandfunks und des RIAS Berlin auf die Körperschaft des öffentlichen Rechts „Deutschlandradio“ zu leisten hat. Diese Beträge betref- fen Ansprüche aus Altersversorgung, Beihilfeleistungen und Verwaltungskosten. Die weiteren Erträge resultieren mehrheitlich aus Zinsen, aus Erträgen aus der Altersversorgung, aus Kostenerstattungen für öffentliche Veranstaltungen und Kooperationen, aus der Auflösung von Rück- stellungen, aus Erträgen im Zusammenhang mit der Gebührengläubigerschaft, aus der Kabelverwer- tung sowie aus Erträgen aus dem Betrieb der Kantinen als Betrieb gewerblicher Art.

Jahr Betrag Veränderung ggü. Vorjahr 2007 (Ist) 202.413 + 0,18 % 2008 (Ist) 203.431 + 0,50 %

Tabelle 1: Gesamterträge in T€

Die Gesamterträge verzeichnen eine positive Abweichung vom Plan in Höhe von 4,7 Mio. €. Die im Jahresabschluss ausgewiesenen Gebührenerträge liegen um 1,6 Mio. € über der Planung. Der Sollansatz für das Jahr 2008 entsprach dem Bericht der Arbeitsgruppe „Gemeinsame Planung der Ge- bührenerträge ARD, ZDF und Deutschlandradio.“ Die Mittelzuweisungen des Bundes fallen um rund 0,2 Mio. € niedriger aus als geplant. Die Sonstigen betrieblichen Erträge übertreffen die Planansätze um 3,3 Mio. € und zeigen folgende Abweichungen: Innerhalb der sonstigen Kostenerstattungen kommt es im Jahr 2008 zu einer Planunterschreitung von 0,2 Mio. €, die aus Kostenerstattungen aus Konzerten (0,1 Mio. €), Kostenerstattungen von Rundfunk- anstalten (0,1 Mio. €) und sonstigen Kostenerstattungen (0,2 Mio. €) resultiert. Die höheren Erträge aus dem GEZ-Eventetat (0,2 Mio. €) können dem nur teilweise entgegenwirken. In der Position Erträge aus Programmverwertungen sind die Erträge für Kabelverwertungen enthal- ten. Diese sind im Berichtsjahr um 0,3 Mio. € höher als geplant, da ursprünglich für das Jahr 2007 avisierte Zahlungen erst im Jahr 2008 eingetroffen sind. Insgesamt wurden im vergangenen Geschäftsjahr Rückstellungen in Höhe von 0,4 Mio. € aufgelöst. Die Erträge aus der Auflösung von Rückstellungen zur Altersversorgung überschreiten den Planwert 6 um rd. 0,6 Mio. €. Sie resultieren im Wesentlichen aus den Veränderungen der Aktivwerte der Rück- deckungsversicherungen und der bbp-Rückstellungsentwicklung. Dem entgegen wirken geringere Auflösungen bei den sonstigen Rückstellungen in Höhe von 0,2 Mio. €. Die Mehrerträge von 0,4 Mio. € innerhalb der sonstigen Erträge resultieren hauptsächlich aus unge- planten Versicherungsentschädigungen. Hier wurde eine Schadenserstattung für den Totalschaden eines Ü-Wagens im Jahr 2003 vereinnahmt. Die Planüberschreitung bei den übrigen Betriebserträgen saldiert sich auf 0,2 Mio. € und resultiert hauptsächlich aus nachträglich gutgeschriebenen Überschüssen der Victoria-Versicherung für das Jahr 2007, die aufgrund einer Korrektur seitens der Versicherung entstanden waren. Bei Verkäufen von Wertpapieren des Umlaufvermögens konnten Buchgewinne bei den Erträgen aus Wertaufholungen im Umlaufvermögen in Höhe von 0,3 Mio. € realisiert werden. Für diese Position gab es keinen Planansatz. Die geplanten Zinserträge von 1,5 Mio. € für die zweckgebundenen Wertpapiere des Deckungsstocks wurden um 0,2 Mio. € verfehlt. Der durchschnittliche Zinssatz beträgt 3,6 % und verfehlte somit den gemäß dem 16. KEF-Bericht geplanten Durchschnittszinssatz von 4,5 % p.a. Dies liegt u.a. daran, dass drei „strukturierte Papiere“, die von der Vermögensverwaltung der SEB verwaltet wurden, keine Zins- erträge einbrachten. Innerhalb der sonstigen Zinserträge kommt es zu einer Planüberschreitung von 2,0 Mio. €, hauptsäch- lich verursacht durch einen reduzierten Geldmittelabfluss auf Grund verschobener Investitionen. Die restliche Planüberschreitung von 0,1 Mio. € resultiert aus zahlreichen geringeren Abweichungen. b) Aufwendungen Die Entwicklung der Aufwendungen folgt weiterhin den von der KEF anerkannten Steigerungsraten. Sie spiegelt auch die Umsetzung der von der KEF bewilligten Mittel für die geplanten Projekte DAB, UKW-Ausstrahlungskosten und „Deutschlandradio Online“ wider.

Jahr Betrag Veränderung ggü. Vorjahr 2007 (Ist) 199.519 - 1,75 % 2008 (Ist) 202.293 + 1,39 %

Tabelle 2: Gesamtaufwendungen in T€

Bei den Aufwendungen werden gegenüber dem Wirtschaftsplan 2008 insgesamt Einsparungen in Hö- he von 9,3 Mio. € erzielt. Diese Einsparungen beziehen sich auf Planunterschreitungen in den Berei- chen Personalaufwand (-4,8 Mio. €), Technische Leistungen (-1,9 Mio. €), Materialaufwendungen (-0,3 Mio. €), Übrige Betriebliche Aufwendungen (-1,2 Mio. €), sowie Abschreibungen (-1,7 Mio. €). Planüberschreitungen gab es bei den Programm- aufwendungen (0,5 Mio. €). Die Personalaufwendungen liegen per Saldo um 4,8 Mio. € unter dem Planansatz. Bei den Vergütungen wird der Ansatz des Wirtschaftsplans 2008 um insgesamt 2,2 Mio. € unterschrit- ten. Diese Planabweichung resultiert allein aus der Abweichung bei den Arbeitsentgelten aufgrund des nach wie vor niedrigen Stellenbesetzungsgrades. Die sonstigen Arbeitsentgelte waren im Ist lediglich um 17 T€ höher als geplant. Die Sozialabgaben, Aufwendungen für Unterstützung und Altersversorgung weisen per Saldo eine Unterschreitung des Planansatzes 2008 um 2,6 Mio. € aus. Die Beiträge zur gesetzlichen Sozialversi- cherung bleiben um 0,9 Mio. € unter dem Planansatz. Dies ist wesentlich bedingt durch eine weitere Verringerung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung. Die Aufwendungen für die Altersver- sorgung sind um 1,6 Mio. € geringer als geplant. Diese Unterschreitung ist hauptsächlich begründet durch geringere Zuführungen zu den Altersversorgungsrückstellungen, geringere Pensionszahlungen, 7 geringere Aufwendungen für die Direktversicherung der Victoria sowie geringere Beihilfezahlungen und Zuführungen zu den Beihilferückstellungen. Auch die Beihilfen für aktive Mitarbeiter liegen um 0,1 Mio. € unter dem Planansatz. Der Jahresabschluss 2008 weist bei den Sachaufwendungen insgesamt eine Unterschreitung der Plan- ansätze um 2,9 Mio. € auf. Die Programmkosten liegen um 0,5 Mio. € über dem Planansatz 2008. Die GEMA-Vergütungen mussten um 0,3 Mio. € erhöht werden, da im laufenden Jahr eine Vertrags-/ Zahlungsvereinbarung geschlossen wurde, die erstmals eine Pauschalvergütung inklusive der Onlinerechte in Höhe von ca. 11,9 Mio. € für den Zeitraum 2005 – 2008 vorsieht. Abzüglich der bereits gezahlten Beträge verblieb für das Jahr 2008 ein Saldo, der den Planansatz um 0,3 Mio. € überschreitet. Eine weitere Überschrei- tung in Höhe von 0,1 Mio. € ergibt sich bei den anteiligen Co-Produktionen. Ein Grund dafür ist das sehr aufwendig produzierte, jedoch nicht eingeplante Hörspiel „Ilias“ (eine Co-Produktion mit dem Hessischen Rundfunk), welches einen alleinigen Anteil von 60 T€ ausmacht. Zusätzlich ergab sich ein Mehraufwand bei den Sonstigen Urhebervergütungen in Höhe von 0,1 Mio. € durch eine geänderte Buchungssystematik aufgrund einer Vertragsänderung. Die Technischen Leistungen schließen mit Minderaufwendungen von 1,9 Mio. €. Ursächlich hierfür ist der Verzicht auf den geplanten Ausbau des DAB-Netzes in einigen Bundesländern. Die Materialaufwendungen reduzieren sich im Vergleich zum Plan 2008 um rund 0,3 Mio. €. Diese verteilen sich auf alle Positionen, wobei sich als Hauptbestandteile dieser Reduzierung die Unter- schreitung bei bespielten Tonträgern sowie beim Verbrauchs-material für rundfunk- und fernmelde- technische Einrichtungen ergeben. Gründe hierfür sind zum Einen die Umstellung auf digitale, kos- tengünstigere Bemusterung und zum Anderen die bestehenden Abrufverträge, die nicht in vollem Um- fang in Anspruch genommen wurden. Der Bereich der Übrigen betrieblichen Aufwendungen weist eine Planunterschreitung von insgesamt 1,2 Mio. € aus. Die wesentlichen Abweichungen werden im Folgenden erläutert: Die Kosten des Ge- bühreneinzugs der GEZ und die des Rundfunkgebührenermittlungsdienstes schließen per Saldo mit einer Planunterschreitung von 0,6 Mio. €. Die Aufwendungen für den Gebührenermittlungsdienst la- gen unter den Erwartungen, die von einem weiteren Ausbau ausgegangen waren . Die anteiligen Kos- ten des Deutschlandradios an den GSEA waren um 0,1 Mio. € höher als geplant. Die Aufwendungen für die GSEA überschreiten den Planansatz, weil bei der SRT i.L. die Pensionsrückstellungen neu bewertet wurden. Die Verschiedenen Fremdleistungen II schließen aufgrund diverser Einzeleffekte per Saldo mit einer Unterschreitung von 1,0 Mio. €. Diese betreffen hauptsächlich Minderaufwendungen im Rahmen der ZDF-Kooperation und der Digitalisierung der Archive, sowie die reduzierte Auftrags- vergabe bei Programmbeobachtungen und demoskopischen Befragungen. Zu einer Unterschreitung kommt es bei der Position Unterhalts-, Bewirtschaftungs- und Reparaturkosten in Höhe von 0,3 Mio. €. Hintergrund ist die Abschaltung eines Kurzwellensenders am Standort Britz, die mit der Reduzierung der Energiekosten um rd. 0,1 Mio. € einhergeht. Weitere Minderaufwendungen von rd. 0,2 Mio. € entstehen bei den Reinigungs- und Bewachungskosten durch Vertragsänderungen mit ver- besserten Konditionen. Die Instandhaltungsaufwendungen lagen um 1,3 Mio. € unter dem Planansatz. Die Unterschreitung ist wesentlich bedingt durch geringere Aufwendungen für die Instandhaltung von Gebäuden und Räumen, da für diese bereits im Jahresabschluss 2007 eine Rückstellung für nicht getä- tigte Instandhaltungsmaßnahmen (Dachsanierung) gebildet wurde. Die Telefon- und Portokosten lie- gen um 0,4 Mio. € unter dem Planansatz 2008. Hauptgrund hierfür ist die deutlich reduzierte Auflage des Programmheftes aufgrund einer Bereinigung des Adressbestandes. Des Weiteren schließen die Positionen Prüfungs- Beratungs- und Rechtskosten, sonstige Beiträge und Gebühren saldiert mit einer Überschreitung um 0,1 Mio. € aufgrund höherer Rückstellungen für Rechtsberatungskosten. Enthalten ist eine Prozesskostenrückstellung für eine Klage gegen den Vermögensverwalter in Höhe von 82 T€. Bei den Versicherungen und anderen Aufwendungen ergibt sich insgesamt eine Unterschreitung des Planansatzes um 0,8 Mio. €. Der Planansatz für die Aufwendungen für die Rundfunk Orchester und Chöre GmbH (ROC) wurde um 0,7 Mio. € unterschritten, da keine Sonderzuwendungen erforderlich waren. Bei den Versicherungen konnten in fast allen Bereichen Einsparungen erzielt werden, die sich insgesamt auf 0,1 Mio. € saldieren. Die nicht planbaren Abschreibungen auf Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens führen zu einer Planüberschreitung um 2,9 Mio. €. Die Wertpapiere des Um- laufvermögens waren zum 31. Dezember 2008 auf den niedrigeren Stichtagswert im Vergleich zu den 8

Anschaffungskosten abzuschreiben. Aufgrund der Entwicklungen am Finanzmarkt waren diese Ab- schreibungen außergewöhnlich hoch. Außerdem fielen Abschreibungen auf das Anlagevermögen an. Die restliche Planunterschreitung von 0,1 Mio. € saldiert sich aus zahlreichen geringeren Abweichun- gen. Aufgrund geringerer Investitionsausgaben im laufenden Geschäftsjahr und in den Vorjahren liegen die Abschreibungen rund 1,7 Mio. € unter dem Planansatz. Die Aufwendungen für Abschreibungen er- zeugen in gleicher Höhe Abschreibungserlöse in der Mittelverwendung und haben somit keinen Ein- fluss auf das Finanzergebnis. c) Ergebnis Die Salden von Gesamterträgen und Gesamtaufwendungen ergeben den Jahresüberschuss oder Jahres- fehlbetrag.

Jahr Betrag

2007 (Ist) 2.893 (Jahresüberschuss)

2008 (Ist) 1.138 (Jahresüberschuss)

Tabelle 3: Jahresüberschuss/-fehlbetrag in T€

Die Körperschaft weist für das Jahr 2008 in der Ertrags- und Aufwandsrechnung einen Jahresüber- schuss in Höhe von rund 1,1 Mio. € aus. Das Jahrsergebnis lag damit mit 14,0 Mio. € über dem im Wirtschaftsplan 2008 prognostizierten Fehlbetrag von 12,9 Mio. €. Das im Vergleich zum Wirtschaftsplan wesentlich bessere Jahresergebnis resultiert vornehmlich aus höheren Gebührenerträgen und höheren übrigen betrieblichen Erträgen. Außerdem konnten in nahezu allen Bereichen Einsparungen erreicht werden. Zeitliche Verzögerungen bei Investitionen führten zu Abschreibungen unter Plan. Das verbesserte Ergebnis hat auch Auswirkungen auf die Finanzrechnung. Hier konnte zwar nur ein Haushaltsfehlbetrag von 4,0 Mio. € erzielt werden, jedoch lag dieses Ergebnis unter Berücksichtigung von Überträgen aus 2007 in Höhe von 2,9 Mio. € und Überträgen nach 2009 in Höhe von 3,4 Mio. € um 19,4 Mio. € über dem im WP 2008 geplanten Haushaltsfehlbetrag von 23,8 Mio. €. Das Ergebnis des Jahresabschlusses vermindert die Rücklagen in der laufenden Gebührenperiode durch den entstandenen Haushaltsfehlbetrag von 4,0 Mio. €. Es ist sichergestellt, dass die Körper- schaft unter Einbeziehung der aktuellen Planungen bis zum Ende der Gebührenperiode 2009 bis 2012 über ausreichende Eigenmittel verfügt. Deutschlandradio legt gemäß § 30 a des Deutschlandradio-Staatsvertrages bereits seit dem Wirt- schaftsjahr 2006 einen Konzernabschluss vor. Zum Konzern gehören neben dem Deutschlandradio als Muttergesellschaft die 100-prozentige Beteiligung Deutschlandradio Service GmbH (DRS) und die Gesellschaft für infrastrukturelle Dienste mbH (GID) als Tochter der DRS. Deutschlandradio kommt mit der Vorlage des Konzernabschlusses der Vorgabe des 8. Rundfunkänderungsstaatsvertrags nach, die Beteiligungen in die Berichtsstruktur des Deutschlandradios einzubeziehen. Der Deutschlandradio- Konzern erzielte einen Jahresüberschuss von 1,1 Mio. €. Dieser setzt sich zusammen aus dem Jahres- fehlbetrag der Tochtergesellschaft DRS von 35 T€, dem Jahresfehlbetrag der Enkelgesellschaft GID von 13 T€ und dem Ergebnis der Muttergesellschaft von 1,1 Mio. €.

2. Finanzplanung bis 2013 Entsprechend § 39 der Finanzordnung erstellt Deutschlandradio im Rahmen der Wirtschaftsplanung auch eine Mittelfristige Finanzplanung (MifriFi), die einen Berichtszeitraum von fünf Jahren, begin- nend mit dem laufenden Haushaltsjahr, umfasst. Die hier vorgelegte MifriFi erstreckt sich also auf die Jahre 2009 bis 2013. 9

Für den Zeitraum 2009 bis 2012 basiert die Mittelfristplanung auf der Finanzbedarfsanmeldung der Körperschaft zum 17. KEF-Bericht, die zum 30. April 2009 eingereicht wurde. In einigen Punkten wurde eine Anpassung auf den aktuellen Sachstand notwendig. Für das Jahr 2013 erfolgte für den Aufwandsbereich im Wesentlichen eine Fortschreibung des Vorjahres (2012) unter Berücksichtigung der von der KEF für die laufende Gebührenperiode anerkannten Teuerungsraten für den Personal- und Programmaufwand sowie die Technischen Leistungen. Die sonstigen Aufwendungen wurden auf dem Niveau des Vorjahres eingefroren. Es wurden jedoch aus der laufenden Gebührenperiode verschobene Instandhaltungsmaßnahmen zusätzlich eingestellt. Im investiven Bereich lagen der Planung aktuelle Ausgabenschätzungen der konkreten Projekte zugrunde, die aus heutiger Sicht bis 2013 erforderlich sind. Die Erträge belaufen sich für den Zeitraum der mittelfristigen Planung auf 1.034,9 Mio. €. Davon ent- fallen 830,4 Mio. € auf die laufende Gebührenperiode 2009 – 2012. In diesem Zeitraum liegen die Erträge damit um 2,8 Mio. € unter der Anmeldung zum 17. KEF-Bericht. Die Aufwendungen belaufen sich für den Zeitraum der mittelfristigen Planung auf 1.129,6 Mio. €. Davon entfallen 898,4 Mio. € auf die laufende Gebührenperiode, für die die aktuelle Mittelfristpla- nung nunmehr um 7,5 Mio. € höhere Aufwendungen vorsieht als in der Anmeldung zum 17. KEF- Bericht. Hinzuweisen gilt es, dass hierin der Aufwand für die Altersversorgung für den Zeitraum 2009 – 2012 mit 82,1 Mio. € um 12,3 Mio. € höher als in der Anmeldung zum 17. KEF-Bericht liegt. Bei der Ermittlung der Altersversorgungsrückstellungen wurden in Abweichung zur Anmeldung zum 17. KEF-Bericht die Bewertungseffekte durch die Umsetzung des Bilanzrechtsmodernisierungsgeset- zes (BilMoG) berücksichtigt. Dies gilt auch für die Beihilferückstellungen. Aufgrund der durch die Umstellung auf die Bilanzierung nach dem BilMoG entstehenden einmaligen Mehraufwendungen im Jahr 2010 i. H. v. 47,0 Mio. € wird Deutschlandradio das Bilanzierungswahlrecht nutzen und diese Mehraufwendungen auf einen Zeitraum von 15 Jahren verteilen (Mehrbedarf bis zum Jahr 2012 von rund 12,7 Mio. €). Die Veränderungen im Finanzplan (Ergebnis Mittelaufbringung/Mittelverwendung) gegenüber der Anmeldung zum 17. KEF-Bericht führen für die laufende Gebührenperiode zu einer Ergebnisver- schlechterung um 5,4 Mio. € auf 79,7 Mio. €. Sie betreffen die Mittelaufbringung mit einem um 8,7 Mio. € höheren Saldo aus den Zuführungen zu den Versorgungsrückstellungen und Erträgen aus der Altersversorgung sowie die Mittelverwendung mit um 10,2 Mio. € höheren Zuweisungen zum Ertrags- und Aufwandsplan und um 3,9 Mio. € höheren Investitionen. Für das Jahr 2013 entsteht darüber hinaus ein Haushaltsfehlbetrag von 27,3 Mio. €. Dieser ergibt sich in der Mittelaufbringung aus Abschreibungserlösen (10,8 Mio. €) sowie Zuführungen zu den Versor- gungsrückstellungen (3,2 Mio. €), als Saldo aus den Erträgen und Aufwendungen der Altersversor- gung. Dem stehen Mittelverwendungen für Investitionen (13,0 Mio. €), Zuweisungen zum Deckungs- stock (1,3 Mio. €) und zum Ertrags- und Aufwandsplan (26,8 Mio. €) sowie Sonstiges (0,1 Mio. €) gegenüber. Daraus ergibt sich für die vorliegende Mittelfristige Planung 2009 – 2013 in Summe ein Haushalts- fehlbetrag von 106,9 Mio. €. Als Ergebnis ist insgesamt festzuhalten:

2009 – 2012 2009 – 2013 (laufende Gebührenperiode) (interner Planungszeitraum) Ertrags- und Aufwandsplan Erträgen i.H.v. 830,4 Mio. € 1.034,9 Mio. € Aufwendungen i.H.v. 898,4 Mio. € 1.129,6 Mio. € Ergebnis i.H.v. - 68,0 Mio. € - 94,8 Mio. € Finanzplan Mittelaufbringungen i.H.v. 53,6 Mio. € 67,6 Mio. € Mittelverwendung i.H.v. 133,3 Mio. € 174,5 Mio. € 10

Ergebnis i.H.v. - 79,7 Mio. € - 106,9 Mio. € Bestand an Rücklagen nach der modifizierten zum 31.12.2012 zum 31.12.2013 Planungsmethode - 18,2 Mio. € - 47,3 Mio. € Eigenmittel nach KEF- Systematik (inkl. notwendiger Korrekturen) * 0,0 Mio. € - 24,7 Mio. €

Tabelle 4: Finanzplanung bis 2012 bzw. 2013

Gegenüber dem Berichtsstand zur Anmeldung zum 17. KEF-Bericht erhöhte sich der Fehlbetrag im Ertrags- und Aufwandsplan für den Zeitraum 2009 – 2012 um 10,2 Mio. € auf 68,0 Mio. €. Darin ent- halten sind rückläufige Erträge von 2,7 Mio. € sowie um 7,5 Mio. € höhere Aufwendungen. Die Ab- weichungen werden im Folgenden erläutert. Der Haushaltsfehlbetrag erhöht sich zum gleichen Berichtsstand um 5,4 Mio. € auf 79,7 Mio. €. Trotz dieses höheren Haushaltsfehlbetrages vermindern sich die Eigenmittel nur um 0,6 Mio. €, da im We- sentlichen die Auswirkungen durch die Bilanzierung gemäß BilMoG nicht finanzbedarfswirksam be- rücksichtigt wurden. Die erhöhten Aufwendungen führen nicht unmittelbar zu einem Liquiditäts- verbrauch, so dass aufgrund der Bilanzierung nach dem BilMoG – entgegen der KEF-Systematik in der modifizierten Planungsmethode – kein zusätzlicher Eigenmittelverbrauch in der vorliegenden Pla- nung berücksichtigt wurde. Dies führt zu dem korrigierten Eigenmittelausweis nach KEF-Systematik. Die Sonderzuführungen zum Deckungsstock aus den BilMoG-Effekten wurden aufgrund der in der Gebührenperiode hierfür nicht vorhandenen Gebühreneinnahmen nicht eingestellt. Hierdurch wird erstmalig eine Deckungsstocklücke auszuweisen sein. Diese beträgt für den Zeitraum 2010 bis 2012 ca. 2,6 Mio. € und soll beginnend mit der nächsten Gebührenperiode in Abstimmung mit der KEF durch Zusatzmittel wieder geschlossen werden. Eigenmittelentwicklung (nach KEF-Systematik): Der Eigenmittelbestand der aktuellen Planung wird per Ende 2012 vollständig aufgebraucht sein. Die Anmeldung zum 17. KEF-Bericht ging zum glei- chen Zeitpunkt von einem Bestand in Höhe von 0,6 Mio. € aus. Für 2013 stehen somit keine Eigenmit- tel mehr zur Verfügung, um den Finanzbedarf nach der modifizierten Planungsmethode zu decken. Der Fehlbetrag allein für das Jahr 2013 wird sich voraussichtlich auf 24,7 Mio. € belaufen. Deutsch- landradio ist damit auf eine Anpassung der Rundfunkgebühr ab 2013 angewiesen.

3. Ergebnisse des 17. KEF-Berichtes für den Zeitraum 2009 bis 2012 Die KEF kam nach Prüfung der Finanzbedarfsanmeldungen der Rundfunkanstalten in ihrem gebüh- renrelevanten 16. Bericht für den Zeitraum 2009 bis 2012 zum Ergebnis, dass zum 1. Januar 2009 eine Anhebung der Rundfunkgebühr um 0,95 € auf 17,98 € pro Monat und Rundfunkteilnehmer notwendig war (Grundgebühr 5,76 €, Fernsehgebühr 12,22 €). Der Anteil des Deutschlandradios an der Grundge- bühr erhöhte sich um 0,02 € auf 0,395 €. Das Gebührenvotum der KEF wurde von den Ländern im 11. Rundfunkänderungsstaatsvertrag umgesetzt, der zum 1. Januar 2009 in Kraft trat. Die Kommission legte nun ihren 17. Bericht vor, der als Zwischenbericht nicht gebührenrelevant ist. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Gebührenperiode 2009 bis 2012 mit einem ausgeglichenen Ergebnis abgeschlossen werden kann. Die Gebührenperiode wird bei Deutschlandradio geprägt durch die Beauftragung eines dritten Voll- programms. Der 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag sieht das Programm DRadio Wissen vor, das ausschließlich digital zu verbreiten ist. Da der Auftrag erst nach Vorliegen des 16. KEF-Berichts er- teilt wurde, konnten die Kosten des neuen Programms in dem von der Kommission anerkannten Vo-

* Die Eigenmittel nach KEF-Systematik weichen inhaltlich von den Rücklagen ab. Sie beinhalten zusätzlich alle kurzfristig liquiditätswirk- sam verfügbaren Bilanzpositionen zu einem Bilanzstichtag. Für die Mittelfristige Planung erfolgt eine theoretische Fortschreibung der Ei- genmittel unter Berücksichtigung des voraussichtlichen Finanzbedarfs nach modifizierter Planungsmethode der KEF. 11 lumen von 26,2 Mio. € für die Periode 2009 – 2012 in der Rundfunkgebühr noch nicht eingepreist werden. Dies macht eine Zwischenfinanzierung dieses Projekts bis Ende des Jahres 2012 durch Deutschlandradio erforderlich. Die Kommission erkannte in ihrem 17. Bericht das Entwicklungspro- jekt an und geht davon aus, dass es bis Ende 2012 in den Bestand überführt wird. Sie kündigt in Tz. 286 einen Ausgleich für die Zwischenfinanzierung aus Bestandsmitteln an. Nachdem die Kommission das Entwicklungsprojekt DAB mit dem 16. KEF-Bericht beendete, stellte sie der ARD 30 Mio. € und Deutschlandradio 12 Mio. € für ein neues Projekt „Digitaler Hörfunk“ in Aussicht. Deutschlandradio legte seinen Projektantrag im Januar 2009 der KEF vor. Die Kommission kam jedoch im Juli zu dem Schluss, dass die von ihr zuvor definierten Kriterien durch die Projektan- meldungen nicht erfüllt werden. Insbesondere fehlte der KEF eine Abstimmung mit der Mehrheit der privaten Hörfunkanbieter. Sie macht in Tz. 265 darauf aufmerksam, dass die vorgesehenen Projektmit- tel nicht gestrichen wurden, sondern für neue Initiativen weiter zur Verfügung stehen. In Tz. 162 hält die KEF fest, dass sich das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) vom 25. Mai 2009 bei den Rundfunkanstalten insbesondere bei den Rückstellungen zur Altersversorgung und somit bei den Personalaufwendungen insgesamt auswirken wird. Da das Gesetz erst nach Abschluss der Gebührenfestsitzung in Kraft trat, konnten die durch BilMoG verursachten finanzbedarfswirksamen Effekte für die Jahre 2010 – 2012 nicht berücksichtigt werden.

4. Stellungnahme des Deutschlandradios zum 17. KEF-Bericht

DRadio Wissen Für die Zwischenfinanzierung des neuen Programms DRadio Wissen wurden Investitionen und Perso- nalmaßnahmen in die zukünftige Gebührenperiode ab 2013 verschoben sowie unsere Eigenmittel ein- gesetzt. Deutschlandradio macht darauf aufmerksam, dass durch die Zwischenfinanzierung am Ende der Gebührenperiode die Eigenmittel voraussichtlich aufgebraucht sein werden. Der für die nächste Periode geplante Ausgleich, von dem die Kommission in Tz. 286 spricht, wird sich insbesondere in Form eines erhöhten Investitionsbedarfs durch Beantragung der verschobenen Investitionsprojekte äußern.

Digitaler Hörfunk Zwar weist die Kommission in Tz. 281 bei der Ablehnung des Projektantrages „Digitaler Hörfunk“ ausdrücklich darauf hin, dass die digitale Hörfunkverbreitung gerade für das Deutschlandradio von besonderer Bedeutung gewesen wäre und bezieht sich in dieser Aussage nicht nur auf die bisher zwei Programme des Deutschlandradios, sondern ganz besonders auf das neue Programm DRadio Wissen. Aus Sicht der Kommission ist dies allerdings ein „derzeit objektiv für das Deutschlandradio nicht lös- bares Problem“. Deutschlandradio bedauert diese Feststellung sehr und weist nochmals eindringlich darauf hin, dass Deutschlandradio angesichts der unzureichenden Ausstattung mit UKW-Frequenzen nach wie vor in der digitalen Verbreitung die einzige Möglichkeit sieht, dem staatsvertraglichen Auf- trag, ganz Deutschland mit den nunmehr drei Programmen des Nationalen Hörfunks zu versorgen, nachzukommen. Für DRadio Wissen bedeutet dies zudem, dass es nicht mobil-terrestrisch empfangbar sein wird. Daher hat Deutschlandradio folgerrichtig die Anfrage der Rundfunkkommission der Länder, ob wei- terhin Bedarf an einer Belegung des bundesweiten Multiplexes besteht, positiv beantwortet und bleibt bei seinem Antrag auf Zuordnung von 1/3 der Kapazität im bundesweiten Digitalradio-Multiplex für seine drei Programme einschließlich ergänzender Datendienste. Deutschlandradio legt – wie die ARD – einen neuen Projektantrag vor. Der Nationale Hörfunk ver- folgt bei der zukünftigen Digitalradioausstrahlung einen hybriden Ansatz. Dabei kommt neben der digital-terrestrischen DAB-Ausstrahlung dem Internet eine entscheidende Funktion zu. Durch die Ein- beziehung von WLAN kann auf eine „deep-indoor“-Versorgung mit DAB verzichtet werden. Dies führt zu wesentlich niedrigeren Verbreitungskosten bei DAB. 12

Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) Bei der Aufstellung des Wirtschaftsplans 2010 sowie der mittelfristigen Finanzplanung hat Deutsch- landradio erstmalig die Bilanzierungsregelungen des BilMoG angewendet. Unter Zugrundelegung eines Rechnungszinsfußes von 5 % bei den Altersversorgungsrückstellungen und eines Gehaltstrends von 2 % sowie unter Berücksichtigung einer nach dem BilMoG möglichen Verteilung der Mehrauf- wendungen auf 15 Jahre, wurden durch BilMoG finanzbedarfswirksame Auswirkungen von kumuliert 12,1 Mio. € für die Jahre 2010 – 2012 errechnet. Die Kommission führt in Tz. 163 zu den Auswirkungen durch BiMoG aus, dass sie gesondert zu be- trachten sind und zu einer Deckungsstocklücke der Altersversorgung führen könnten. Deutschlandra- dio wird aufgrund der Auswirkungen des BilMoG erstmals eine Deckungsstocklücke aufweisen. Wir waren uns mit der Kommission einig, dass hierfür im Vorfeld des 18. KEF-Berichts Lösungsmöglich- keiten gesucht werden müssen. Eine Möglichkeit wird bereits im Zusammenhang mit der Absenkung des Rechnungszinsfußes von 6 % auf 5,25 % in Tz. 156 angesprochen. Dort heißt es: „Nach Auffas- sung der Kommission soll der zweckgebundene Gebührenanteil in Höhe von 0,25 € ab 2014 für die Deckung des aus der Absenkung des Rechnungszinsfußes entstehenden zusätzlichen Finanzbedarfs zur Schließung der neuen Deckungsstocklücke bei allen Anstalten – auch ZDF und Deutschlandradio – verwendet werden (16. Bericht, Tz. 162)“. Diesbezüglich stellt sich aus Sicht des Deutschlandradios die Frage, in welchem Umfang Deutschlandradio an dem zweckgebunden Gebührenanteil partizipie- ren und ob es dadurch seine Deckungsstocklücke vollständig schließen kann. 13

III. Gemeinsame Aktivitäten von ARD, ZDF und Deutschlandradio Die Kooperation mit ARD und ZDF ist in § 5 des Deutschlandradio-Staatsvertrages geregelt. Durch die daraus resultierende enge Zusammenarbeit mit den Trägern der Körperschaft werden Synergieef- fekte erzielt, die allen Beteiligten zugute kommen. Als Träger des Deutschlandradios haben ARD und ZDF die Körperschaft in ihre Fachkommissionen und -gruppen und deren senderübergreifende Arbeit integriert. Hierzu zählen u.a. die Hörfunkkommis- sion, die Finanzkommission, die Juristische Kommission und die Produktions- und Technikkommissi- on. Deutschlandradio ist an den Gemeinschaftsaufgaben und -einrichtungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks umfassend beteiligt. Die Gesamtaufwendungen von Seiten des Deutschlandradios betrugen hierfür im Jahr 2008 rund 5,5 Mio. €. Deutschlandradio und ZDF kooperieren seit Beginn des Jahres 1997 in der Verwaltung. Das ZDF erbringt Dienstleistungen in den Bereichen kaufmännische Datenverarbeitung, Personal- und Honorar- abrechnung, Einkauf sowie Reisebuchung und -abrechnung. Unterstützung durch das ZDF erhält die Körperschaft auch bei der umfassenden Brandschutzsanierung des Kölner Funkhauses. Die Ver- handlungen mit dem ZDF über eine Anpassung des Kooperationsvertrages konnten im Herbst 2008 abgeschlossen werden. Im Ergebnis wurde ein modifizierter Kooperations- vertrag ausgehandelt, der bis zum 31. Dezember 2013 läuft. Zu vier Gemeinschaftsaktivitäten nachfolgend der gemeinsam von ARD, ZDF und Deutschlandradio erstellte Bericht:

1. Gebühreneinzugszentrale (GEZ) Die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) mit Sitz in Köln ist eine nichtrechtsfähige Verwaltungsgemein- schaft der Landesrundfunkanstalten, des Zweiten Deutschen Fernsehens und des DRadio mit dem Auftrag, die den Rundfunkanstalten zustehenden Gebühren zu erheben. Die GEZ übernahm diese Aufgabe im Jahre 1976 von der (damaligen) Deutschen Bundespost. Seit dem 01.01.1992 wickelt die GEZ auch den Einzug der Rundfunkgebühren in den Neuen Bundesländern ab. Das Verfahren des Einzugs ist durch gleichlautende Satzungen der Landesrundfunkanstalten geregelt. Beim Einzug der Rundfunkgebühren hat die GEZ folgende Hauptaufgaben: • Teilnehmerbetreuung: Die Teilnehmerbetreuung umfasst die Pflege der Stammdaten für alle Rundfunkteilnehmer sowie die Bearbeitung der schriftlichen und elektronischen Teilnehmer- korrespondenz sowie der telefonischen Anliegen der Teilnehmer. • Zahlungsverkehr: Hierzu gehören die Rechnungsstellung der jeweils fälligen Rundfunkgebüh- ren sowie der Einzug bzw. die Entgegennahme der Forderungen über die Kreditinstitute auf die Konten der Rundfunkanstalten. Darüber hinaus erfolgt die buchmäßige Erfassung und Ab- rechnung der Gebührenforderungen, -rückstände und -einnahmen nach Teilnehmern und Rundfunkanstalten sowie die Jahresabrechnung nach aktienrechtlichen Grundsätzen. • Erlangung rückständiger Forderungen: Diese Aufgabe beinhaltet die Überwachung des Zah- lungseingangs sowie ggf. die Einleitung von Maßnahmen zur Erlangung rückständiger Rund- funkgebühren von der Erinnerung bis zur Vollstreckung. • Befreiungsbearbeitung: Seit dem 1. April 2005 ist die GEZ mit der Bearbeitung der Anträge natürlicher Personen auf eine Befreiung von der Rundfunkgebührenpflicht sowie mit der Be- standsführung der Gebührenbefreiungen betraut. • Gewinnung neuer Teilnehmer: Dazu zählen im Zusammenwirken mit den Rundfunkanstalten die Durchführung von Maßnahmen zum Gebührenmarketing sowie die regelmäßige Informa- tion im Rahmen von Mailingaktionen nicht angemeldeter natürlicher Personen und gewerbli- cher Institutionen über die Rundfunkgebührenpflicht. 14

• Gebührenplanung: Hier erfolgt in Abstimmung mit den Rundfunkanstalten die Planung der Gebührenerträge für ARD, ZDF und DRadio für das laufende Jahr und die Prognose für einen mittelfristigen Zeitraum. • Abwicklung der Serviceleistungen für die Landesrundfunkanstalten: Hierzu zählen die Unter- stützung der Marktbearbeitung der Rundfunkanstalten durch den Beauftragtendienst und die Bereitstellung von Kennzahlen und Statistiken. Im Rahmen dieser Hauptaufgaben fielen bei der GEZ im Jahr 2008 im Vergleich zum Vorjahr folgen- de Geschäftsvorgänge an:

Ergänzend zu den oben dargestellten Geschäftsvorgängen sind die folgenden wert- und mengenmäßi- gen Entwicklungen besonders erwähnenswert: • Der dargestellte Rückgang der Teilnehmerpost (-14,2 %) resultiert im Wesentlichen aus der zeitnäheren Bearbeitung der eingehenden Vorgänge, wodurch Nachfragen der Teilnehmer vermieden werden konnten. • Der reduzierte Mailingrücklauf (-28,3 %) ist zum einen auf eine verringerte Ausbringungs- menge der Mailingbriefe und zum anderen auf eine provozierte Umleitung der unzustellbaren Mailingbriefe in den Eingangskanal der automatisierten Datenübermittlung (hier ausgewiesen unter der Position ‚Zahlungsverkehr und sonstige Vorgänge’ [+ 8,1 %]) zurückzuführen. • Durch die Geschäftstätigkeit der GEZ entstanden im Jahr 2008 Aufwendungen in Höhe von 164,4 Mio. € (2007: 159,3 Mio. €). Hierbei ist zu berücksichtigen, dass im Jahr 2008 Sonder- Rückstellungen für die Bestandspflege der Lastschriftzahler in Höhe von 7,05 Mio. € angefal- len sind. Ohne diesen Sondereffekt liegen die Gesamtaufwendungen 2008 um rund 2 Mio. € unter dem Vorjahresniveau. • Im Geschäftsjahr 2008 zog die GEZ rd. 7,26 Mrd. € an Rundfunkgebühren ein (2007: 7,30 Mrd. €). Dieser leichte Rückgang resultiert aus dem Rückgang der gebührenpflichtigen Geräte (siehe nächster Spiegelstrich). • Die GEZ hatte am 31.12.2008 rund 42,5 Mio. Teilnehmerkonten im Bestand. Diese setzen sich aus gebührenpflichtigen, von der Rundfunkgebühr befreiten sowie abgemeldeten oder sonstigen Teilnehmerkonten zusammen. Auf diesen Teilnehmerkonten werden die Hör- 15

funk- und Fernsehgeräte sowie seit 2007 die neuartigen Empfangsgeräte (NEG) geführt. Die Entwicklung der Teilnehmerkonten und Rundfunkgeräte stellt sich wie folgt dar:

• Die Anzahl der gebührenpflichtigen Teilnehmer, die das Lastschrifteinzugsverfahren nutzen, ist seit einigen Jahren rückläufig. Im Jahr 2008 betrug der Anteil der Lastschriftzahler 79,5 % (2007: 79,8 %). Dieser Rückgang wurde durch einen entsprechenden Anstieg bei den Einzel- überweisern kompensiert. • Im Jahr 2008 beschäftigte die GEZ 1.125 Mitarbeiter. Im Vergleich zum Vorjahr (1.105 Mit- arbeiter) kann ein leichter Anstieg verzeichnet werden, wobei sich dieser Anstieg nicht bei den unbefristet oder befristet angestellten Arbeitnehmern auf Planstellen vollzogen hat, sondern bei den Arbeitnehmern ohne Planstellen, bei Aushilfen, Auszubildenden, Mitarbeitern/innen in Mutterschutz / Elternzeit / unbezahltem Urlaub und bei passiver Altersteilzeit. • Der prozentuale Anteil der Aufwendungen der GEZ an den Gebührenerträgen lag im Jahr 2008 bei 2,26 % (2007: 2,18 %). Im Vergleich dazu benötigen die Finanzämter für das relativ einfache Verfahren des Einzugs der Kirchensteuer als Annex zur Einkommensteuer 3,0 bis 4,0 % des Kirchensteueraufkommens. Allerdings ist hierbei zu berücksichtigen, dass die Finanz- behörden – gemessen an zuvor beschriebenen Hauptaufgaben der GEZ – im Wesentlichen nur den Zahlungsverkehr, die Erlangung rückständiger Forderungen und eine aufwandsmäßig ge- ringere Teilnehmerbetreuung durchführen. Im Gegensatz zur GEZ führen die Finanzämter keine Gewinnung von Teilnehmern, keine Befreiungsbearbeitung, keine Gebührenplanung und keine Serviceleistungen für die Rundfunkanstalten durch. Fasst man die Kosten der vor- genannten Dienstleistungen (Zahlungsverkehr, Erlangung rückständiger Forderungen, Teil- nehmerbetreuung) zusammen und setzt diese mit den Gebührenerträgen ins Verhältnis, würde sich für das Jahr 2008 lediglich ein Anteil von 1,3 % ergeben. • Bezogen auf die Anzahl der Teilnehmerkonten betrugen im Jahr 2008 die Aufwendungen der GEZ 3,87 € je Teilnehmerkonto (2007: 3,77 €). Ohne den oben beschriebenen Sondereffekt (Bestandspflege Lastschriftzahler) würde diese Kennzahl 2008 einen Wert von 3,70 € einnehmen und läge somit unter dem Vorjahresniveau.

2. Institut für Rundfunktechnik (IRT) Zweck des gemeinnützigen Instituts für Rundfunktechnik mit Sitz in München besteht darin, der All- gemeinheit durch Förderung des europäischen Rundfunkwesens und der europäischen Rundfunktech- 16 nik zu dienen. Dieser Zweck wird insbesondere durch wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Rundfunktechnik verwirklicht. Das IRT ist das zentrale Forschungs- und Entwicklungsinstitut der öffentlich-rechtlichen Rundfunkan- stalten in der Bundesrepublik Deutschland (ARD, ZDF und DRadio), in Österreich (ORF) und in der Schweiz (SRG/SSR idée suisse) mit einem Stammkapital von 140 T €. Das IRT ist sowohl für seine Gesellschafter als auch für Dritte in den Geschäftsfeldern Förderprojekte und Auftragsforschung tätig. Das Institut für Rundfunktechnik unterstützt seine Gesellschafter in dem derzeitigen gravierenden Wandel, der zu wesentlichen Teilen technologisch verursacht ist. Die technischen Innovationen kom- men heute nicht mehr aus dem Rundfunkumfeld, betreffen den Rundfunk aber nachhaltig. Diese Inno- vationen werden von den Marktteilnehmern zur Stärkung ihrer Marktposition vorangetrieben. IP- basierte Netzinfrastrukturen, Mobile Broadband, Long Term Evolution (LTE), hybride Endgeräte und das drei D-Fernsehen (3D-TV) sind nur einige Beispiele. Für den Rundfunk ergibt sich die Situation, sich entweder mit den entstehenden technischen In-frastrukturen zu arrangieren und sich damit zugleich den Geschäftsinteressen der übrigen Marktteilnehmer unterzuordnen, oder aber zu versuchen, diese Entwicklungen im Interesse des Rundfunks so zu beeinflussen, dass der Rundfunk seinen Auf- trag möglichst vollständig und effizient erfüllen kann. Das IRT bringt sich für seine Gesellschafter in diese technischen Entwicklungen und Standardisierun- gen so frühzeitig wie möglich ein, um noch eine steuernde Wirkung in deren Interesse erzielen zu können. Als neutrale Institution ist das IRT in der Lage, in technischen Fragen eine moderierende Rolle zwi- schen Rundfunk und der Industrie einzunehmen. Damit schlägt das IRT einen integrierenden Bogen zwischen dem Rundfunk und neuen Inhalte- sowie Dienstanbietern, Netzbetreibern und Endgeräteher- stellern. Derzeitige Schwerpunkte sind: • Entwicklung eines offenen Standards für hybride Radio- und Fernsehgeräte „HbbTV“ • Minimierung der Interferenzen auf die Rundfunkverbreitung trotz der Zuweisung des oberen UHF-Bandes (digitale Dividende) an den Mobilfunk Einbringen in die Weiterentwicklung der Funkübertragungstechniken (z. B. WiMAX, T2, LTE), Digitalisierung des Hörfunks und Beteiligung an der Konzipierung von Frequenznutzungen • Einsatz der IP-Technik in Weitverkehrsnetzen für den Rundfunk • Weiterentwicklungen zur ökonomischeren und flexibleren Nutzung IT-basierter Produktions- infrastrukturen Das IRT nimmt als zentrale Aufgabe die Vertretung seiner Gesellschafter in nationalen und internatio- nalen Gremien wahr. Im Wirtschaftsplan des Jahres 2009 beliefen sich die Aufwendungen auf 21,7 Mio. €, bei Gesellschaf- terzuschüssen von 15,3 Mio. €. Das von den Gesellschaftern beschlossene Konzept zur Reduzierung der Zuwendungen der Rundfunk- anstalten konnte im Jahr 2009 erfolgreich mit einer Reduzierung von 163 auf 140 Planstellen umge- setzt werden. Eingespart wurden ca. 4 Mio. € gegenüber dem Ansatz des Jahres 2005. Die geplanten Eigenerträge des Instituts in Höhe von 6 Mio. € wurden realisiert. Als gemeinnütziges Institut erwirtschaftet das IRT keine Gewinne.

3. ARD/ZDF-Medienakademie Die gemeinnützige GmbH bietet als gemeinsame Einrichtung von ARD, DRadio und ZDF Aus- und Fortbildungsangebote im Bereich der Medien und neuer Informations- und Kommunikationstechniken an. Zu den Aufgaben der Akademie gehören u. a. die Konzeption, Entwicklung und Durchführung entsprechender Qualifizierungsmaßnahmen, wie z. B. Seminare, Workshops, Treffpunkte, Symposien. 17

Die Angebote sind nach Art und Umfang flexibel ausgerichtet. Dabei deckt sie nicht nur redaktionelle und produktionstechnische Schwerpunkte ab, sondern ergänzt das Portfolio durch Qualifizierungsan- gebote in der wichtigen Schnittmenge zwischen Programm und Produktion/Technik sowie im Bereich der Rundfunkmanagement-Kompetenz. Ferner unterstützt die ARD/ZDF-Medienakademie die Be- rufsausbildung von neuen Medienberufen wie „Mediengestalter/in Bild und Ton“ sowie „Film- und Videoeditor/in“. Das Leistungsangebot steht dem Markt generell offen, richtet sich also auch an Mitarbeiter/-innen anderer (Medien-)unternehmen. Zu den Kunden zählen u. a. ORF, SRG, die ProSiebenSat.1 Media AG und die RTL Group. Die Einrichtung verfügt über Trainingszentren in Nürnberg (Hauptsitz), Hannover und Wiesbaden. Im Jahr 2009 wurden 2.225 Fortbildungsseminare mit rund 14.000 Teilnehmern durchgeführt. Die Me- dienakademie finanziert sich fast ausschließlich über Seminarerträge und erhält keine weiteren Zu- schüsse. Mit 68 Mitarbeitern konnte die Medienakademie im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009 Erträge und Aufwendungen von rund 13,6 Mio. € erwirtschaften.

4. Deutsches Rundfunkarchiv (DRA) Das in Frankfurt am Main und Potsdam-Babelsberg ansässige Deutsche Rundfunkarchiv (DRA) ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts und eine Gemeinschaftseinrichtung der ARD. Das DRA verfügt über umfangreiche Sammlungen audiovisueller Aufnahmen aus Hörfunk und Fernsehen, insbesondere aus der Zeit bis 1945 und aus den Rundfunkarchiven der ehemaligen DDR. Zu den Dienstleistungen des DRA gehören u. a. die Erschließung und Sicherung vorhandener Ar- chivmaterialien, die Recherche und Bereitstellung von Aufnahmen und Unterlagen für die Hörfunk- und Fernsehprogramme der ARD, die Entwicklung und Bereitstellung von nutzerfreundlichen Daten- banken und Rechercheoberflächen sowie die Erfassung von Daten von neu erscheinenden Industrie- tonträgern im Auftrag von ARD, Deutschlandradio und ZDF und Jahrbuchs. Das DRA fungiert ferner als „Schnittstelle“ zur Öffentlichkeit, indem es für zahlreiche allgemeine, wissenschaftliche, insbeson- dere historische Anfragen sowie solche aus dem Forschungsbereich, seine Dienstleistungen anbietet. Das Haushaltsvolumen beträgt im Jahr 2010 für das DRA 12,1 Mio. € bei 82,5 Planstellen, die zum DRA gehörende Zentrale Schallplattenkatalogisierung (ZSK) hat neun Planstellen bei einem Haus- haltsvolumen von 1,4 Mio. €. Der Gesamtetat beträgt 13,5 Mio. €. Die Aufwendungen werden aus Betriebsmittelzuweisungen der Rundfunkanstalten finanziert, beim DRA zu 98 % (nur ARD und DRadio), bei der ZSK zu 100 % (einschließlich ZDF).

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IV. Geschäftsfelder der Deutschlandradio-Beteiligungsgesellschaften

1. Deutschlandradio Service GmbH (DRS) Die Deutschlandradio Service GmbH (vormals MEDIA Gebäudemanagement GmbH bzw. Deutsch- landradio Marketing & Service GmbH) wurde am 8. Dezember 1998 gegründet. Die Gesellschaft ver- fügt über ein Stammkapital von 421 T€. Alleiniger Gesellschafter ist Deutschlandradio. Gegenstand der Gesellschaft ist die Wahrnehmung organisatorischer Aufgaben sowie die Übernahme von Dienst- leistungen aller Art für Deutschlandradio. Hierzu gehören u. a. Gebäudemanagement, Bau- und Sanie- rungsleistungen, Hörerservice, Dienstleistungen im Bereich der Informationstechnik, Online, Organi- sation und Betreuung öffentlicher Veranstaltungen sowie die Erstellung von Publikationen. Per 31. Dezember 2008 beschäftigte die Gesellschaft einschließlich der Geschäftsführung 96 Mitarbeiter mit einer auf Vollzeit umgerechneten Kapazität von 85,8 Stellen zuzüglich einer Reihe von geringfügig Beschäftigten, die vor allem bei der Betreuung öffentlicher Veranstaltungen eingesetzt werden. 66 Mitarbeiter waren am Sitz der Gesellschaft in Köln und 30 in der unselbständigen Zweigniederlassung Berlin beschäftigt. Der Jahresumsatz betrug im Geschäftsjahr 2008 knapp 8 Mio. €. Die Deutschland- radio Service GmbH wird von einem Geschäftsführer geleitet und durch einen Aufsichtsrat überwacht. Am 29. September 2005 gründete die Deutschlandradio Service GmbH eine Gesellschaft mit be- schränkter Haftung unter der Firma „GID – Gesellschaft für infrastrukturelle Dienste mbH“ mit Sitz in Köln. Gegenstand dieses Unternehmens ist die Erbringung von infrastrukturellen Dienstleistungen, insbesondere von Wachdienstleistungen gemäß § 34a GewO.

2. Rundfunk-Orchester und -Chöre GmbH (roc berlin) Deutschlandradio ist gemäß Artikel 7, Hörfunk-Überleitungsstaatsvertrag von 1993 mit 40 von Hun- dert Gesellschaftsanteilen an der roc berlin beteiligt. Die weiteren Gesellschaftsanteile werden vom Bund mit 35 von Hundert, dem Land Berlin mit 25 von Hundert und dem Rundfunk Berlin Branden- burg mit 5 von Hundert Gesellschaftsanteilen gehalten. Die Gesellschaft verfolgt gemäß Gesell- schaftsvertrag ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke. Gegenstand des Unternehmens ist die Förderung von Kunst und Kultur. Der Satzungszweck wird verwirklicht insbesondere durch die Förderung der Musikkultur. Dazu werden folgende Orchester und Chöre zur Aufführung von Musik- werken im In- und Ausland und zur Mitwirkung bei Aufnahmen von Musikwerken für Ton- und Bild- trägerproduktionen und Rundfunkproduktionen unterhalten: das Deutsche Symphonie-Orchester Ber- lin (DSO), das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB), der Rundfunkchor Berlin (RChB) und der RIAS Kammerchor (RKC). Die Haushalts- und Wirtschaftführung der Gesellschaft erfolgt auf der Grundlage eines vom Kuratori- um und der Gesellschafterversammlung vorgegebenen Wirtschaftsplanes. Die darin entsprechend der Höhe der Gesellschaftsanteile zu erbringenden Gesellschafterleistungen stellen die Hauptfinanzie- rungsquelle der roc berlin dar. Für das Berichtjahr 2008 entfielen dadurch rund 11,6 Mio. € auf den Gesellschafter Deutschlandradio.

3. Digitalradio-Gesellschaften Neben den zuvor dargestellten Beteiligungen bestehen Beteiligungen an den DAB- Senderbetriebsgesellschaften Hessen Digital Radio, Digital Radio Nord (gemeinsam mit dem NDR und RB), Digital Radio Saar (mit dem SR) und Digital Radio West (mit dem WDR). Gegenstand der Digitalradio-Gesellschaften ist das Betreiben und die Vermarktung von Übertragungseinrichtungen für terrestrischen digitalen Hörfunk. Deutschlandradio hat mit den vorgenannten Digitalradio- Gesellschaften – und in gleicher Weise mit den anderen Digitalradio-Gesellschaften, an denen keine Beteiligungen bestehen – Verträge zur digitalen Ausstrahlung der Deutschlandradio-Programme abge- schlossen. 19

V. Grundanforderungen an ein neues Finanzierungssystem Die Ministerpräsidenten der Länder haben auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober 2009 beschlossen, die Frage der Neuordnung der Rundfunkfinanzierung am 9. Juni 2010 in einer Klausur zu entscheiden. Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Berichts an die Landtage war auf Seiten der Länder noch keine Entscheidung gefallen, in welche Richtung das heutige Gebührenmodell verändert werden soll. Dies hing vor allem damit zusammen, das ein bei dem renommierten Steuer- und Verfassungsrechtler Prof. Paul Kirchhof in Auftrag gegebenes Gutachten erst Ende April 2010 – und damit nach Redakti- onsschluss für diesen Bericht - fertig gestellt sein wird. Dieses Gutachten soll vor allem klären, ob und unter welchen Bedingungen ein geräteunabhängiges Modell verfassungs- und abgabenrechtlich zuläs- sig wäre. Damit ist zugleich eines der beiden noch in der Diskussion befindlichen Modelle beschrieben: Ein geräteunabhängiger Beitrag, durch den nicht die empfangene Rundfunksendung, sondern das Nut- zungsangebot abgegolten wird. Damit würde vor allem der technischen Entwicklung im Rahmen der Medienkonvergenz entsprochen, die einen Gerätebezug angesichts der Multifunktionalität vieler Gerä- te immer problematischer erscheinen lässt. Alternativ dazu wird eine Fortschreibung und Vereinfachung der gerätebezogenen Rundfunkgebühr diskutiert, die von einer Umkehr der Beweislast hinsichtlich des Bereithaltens eines Empfangsgeräts mit der Möglichkeit der Widerlegung dieser Vermutung auf der Basis einer eidesstattlichen Versiche- rung einhergeht. Beiden Modellen gemeinsam ist die Notwendigkeit, die bislang staatsvertraglich verankerte Unter- scheidung in „neuartige“ und „herkömmliche“ Rundfunkgeräte ebenso aufzugeben wie die Unter- scheidung in eine Grundgebühr (für Radiogeräte) und eine Fernsehgebühr. Schließlich soll vom Grundsatz her nur noch ein Beitrag pro Wohnung/Betriebsstätte erhoben werden, die Mehrfachgebüh- renpflichten also reduziert bzw. aufgegeben werden. Im nichtprivaten Bereich ist allerdings aus Gleichheitsgründen eine Staffelung einzuziehen, die auch berücksichtigt, dass dort eine intensivere Nutzung stattfindet, wo die Vermittlung von Rundfunkempfang zum Bestandteil der Erwerbstätigkeit gehört. Aus Sicht der Rundfunkanstalten wäre es mit deutlichen Risiken verbunden, in Anbetracht der techni- schen Konvergenz, der zunehmend ungleichen Heranziehung der gebührenpflichtigen Rundfunkteil- nehmer und der kaum noch wirksam auszuübenden Kontrolle einfach alles beim Status quo zu belas- sen. Das Institut für Rundfunkökonomie in Köln sagt in einem Vergleich der Jahre 2008 und 2020 für diesen Fall einen drastischen Rückgang der Gebühreneinnahmen in einer Spanne zwischen 570 Mio. € bis zu 1,3 Mrd. € voraus. Die verfassungsrechtlich zu gewährleistende angemessene und aufgabenadä- quate Finanzausstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks geriete bei einer solchen Entwicklung erheblich in Gefahr, zumal gleichzeitig die Befreiungskosten von 735 Mio. € im Jahre 2007 auf 871 Mio. € im Jahre 2011 steigen werden. Die Rundfunkanstalten gehen davon aus, dass eine Neuordnung der Rundfunkfinanzierung aufkom- mensneutral erfolgt. Mit besonderer Aufmerksamkeit haben die Rundfunkanstalten daher medienpoli- tische Vorstellungen zur Kenntnis genommen, im Jahre 2013 gleichzeitig den Ausstieg aus Sponso- ring und Werbung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu regeln. Insoweit ist darauf aufmerksam zu machen, dass eine Kumulation von Einnahmeausfällen (Neues Gebührenmodell, Ausstieg aus Werbung und Sponsoring, demographische Entwicklung, etc.) nicht dazu führen darf, den verfas- sungsrechtlich verankerten Grundsatz der aufgabenadäquaten Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Frage zu stellen. Die Rundfunkanstalten werden den Entscheidungsprozess der Neuordnung der Rundfunkfinanzierung weiterhin konstruktiv begleiten und setzen darauf, dass auch ab 2013 die Finanzierung des öffentlich- rechtlichen Rundfunks in Deutschland auf der Basis eines Solidarmodells den sich wandelnden Anfor- derungen auch weiterhin gerecht wird.