Neue Archivdienste Für Redakteure Multimediale Dossiers Als Informationsquelle Im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk
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Abschlussarbeit im Rahmen der Fortbildung zum Wissenschaftlichen Dokumentar und Information Specialist am Institut für Information und Dokumentation (IID) der Fachhochschule Potsdam Kurs B 2007 Lehrgebiet: Management-Grundlagen Neue Archivdienste für Redakteure Multimediale Dossiers als Informationsquelle im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Betreut von: Christina Thomas Vorgelegt von: Jürgen Grzondziel Einreichungsdatum: 17.09.2007 Abstract Vorstudie zur Einführung multimedialer Dossiers als innovatives Informationsprodukt der Archive des Bayerischen Rundfunks. Vorhaben und Vorgehensweise werden einleitend be- schrieben. Das Begriffsfeld des Dossiers wird in seiner klassischen Bedeutung und gemäß seines gegenwärtigen Gebrauchs umrissen. Die theoretischen Grundlagen der Anwendung des Marketings in Information und Dokumentation werden erläutert. Das Vorhaben beim Bayerischen Rundfunk wird gemäß eines Marketingplans dargestellt: Die Ausgangslage wird beschrieben (Zustandsanalyse und Zielsetzung). Bereits bestehende Dossierangebote werden präsentiert (beim Mitteldeutschen Rundfunk, bei der Deutschen Welle, in der Pres- sedatenbank „Sphinx“). Ansätze der Hörfunkarchive des Bayerischen Rundfunks werden erörtert (Produktplanung, Distributionsplanung, Kommunikationsplanung). Es erfolgt ein abschließender Überblick über die Marketingstrategie. In einem Fazit wird auf die Einfüh- rung des Produkts sowie zukünftige Entwicklungen (Ausblick) hingewiesen. i Am 30. April 1941 erlaubte ich mir, der Flasche Würzwein einen einheimischen Cognak beizugesellen. Carlos Argentino kostete ihn, fand ihn löblich und machte sich nach ein paar Gläsern an eine Lobpredigt auf den modernen Menschen. „Ich sehe ihn vor mir“, sagte er mit ganz plausibler Verve, „wie er in seinem Studierzimmer gleich einem Türmer im Auslug einer Stadt haust, zur Hand Telefone, Telegrafen, Fo- nografen, Radioapparate, Kinematografen, Laterna-Magicas, Glossarien, Fahrpläne, Handbücher, Bulletins ...“ Ich gab zu bedenken, daß für einen derart ausgerüsteten Menschen das Reisen von keinem Nutzen mehr sei; unser 20. Jahrhundert hätte die Geschichte von Mohammed und dem Berg umgedreht; heute liefen die Berge alle auf den mo- dernen Mohammed zu. (Jorge Luis Borges, Das Aleph) ii Inhaltsverzeichnis Abstract i Vorwort v 1 Einleitung 1 1.1 Vorhaben 1 1.2 Vorgehensweise 2 2 Dossiers: Definitionen der Begrifflichkeiten und theoretische 4 Bestimmung der Methodik der Produktplanung 2.1 Dossiers in den Medien: Allgemeine Begriffsdefinition und spezifische 4 Eingrenzung 2.2 Dossiers als Teil innovativer Dienste im ABD-Bereich 9 2.3 Theoretische Grundlagen des Informationsmarketings zur Vorbereitung 12 des Projekts 3 Multimediale Dossiers als Informationsquelle im Bayerischen 17 Rundfunk 3.1 Ausgangslage: Das Vorhaben beim Bayerischen Rundfunk – Zustands- 17 analyse und Zielsetzung 3.2 Ein Blick auf bereits bestehende Projekte: Das Dossierangebot bei MDR, 23 DW und in der Pressedatenbank Sphinx 3.3 Ansätze in den Hörfunkarchiven des BR: Multimediale Dossiers 26 3.3.1 Produktplanung: Anforderungen an Multimediale Dossiers: Wünsche der 26 Redaktion und Vorstellungen der Archivmitarbeiter 3.3.2 Distributionsplanung 30 3.3.3 Kommunikationsplanung 30 3.4 Ergebnisse 31 iii 4 Fazit – Ausblick 32 Literaturverzeichnis 34 Verzeichnis der Abbildungen 37 Anhang I I Anhang II XIV Persönliche Erklärung XXV iv Vorwort Während der Ausbildung zum Wissenschaftlichen Dokumentar und Information Specialist am Institut für Information und Dokumentation der Fachhochschule Potsdam kam bei den Teilnehmern meines Kurses nicht selten der Zweifel auf, ob der Beruf, den wir gerade erlernen, nicht vom Aussterben bedroht ist. Dies geschah zu verschiedenen Gelegenheiten, etwa als sich bei einem Vortrag der Referent dafür zu begeistern schien, wie viele Mitarbei- ter mittels neuer Technologien, beispielsweise Textmining in Zeitungsarchiven, wegrationa- lisiert werden könnten. Nicht nur einmal kam so der Vergleich mit dem Beruf des Schrift- setzers auf, der auf Grund neuer Drucktechniken in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun- derts wegfiel. Trotz vielfältiger neuer Möglichkeiten, moderner Erfassungstechnologien und Distribu- tionswege finden sich immer wieder Hinweise darauf, dass sie intellektuelle Arbeit aus qua- litativen Gründen nicht ersetzen können. Textmining und ähnliche Verfahren erleichtern den Dokumentaren ohne Zweifel die Arbeit. Trotzdem bedarf es nach wie vor einer doku- mentarischen Nachbearbeitung durch Fachkräfte. In dieser Arbeit möchte ich die Möglichkeiten für ein innovatives Produkt der Hörfunkar- chive des Bayerischen Rundfunks, multimediale Dossiers, in diesem Spannungsfeld disku- tieren. An dieser Stelle möchte ich allen herzlich danken, die mich bei der Erstellung dieser Studie unterstützt haben: Allen voran sei Frau Barthel vom MDR gedankt, die ich gleich zu Be- ginn der Bearbeitung des Themas in Leipzig besuchen konnte und die mich mit vielen In- formationen über das Dossierangebot des MDR versorgte. Ein herzliches Dankeschön gilt auch Herrn Zemke von der Dokumentation Wort der Deutschen Welle, der mich über das Informationsangebot der Sendeanstalt aufklärte. Besonders möchte ich den Mitarbeiterin- nen und Mitarbeitern aus den Hörfunkarchiven des Bayerischen Rundfunks danken, Frau Kitchens, der Leiterin, sowie Frau Hildesheim, Frau Dustmann und Herrn Strack von der Arbeitgruppe „IDee“ (Innovative Ideen), Frau Neubauer vom Technik-Kompetenzteam „ArchiTecT“ sowie Frau Goß und Herrn Weisenbach von der Dokumentation Wort. Sie alle waren für hilfreiche Gespräche offen und standen mir mit zahlreichen Ratschlägen und Tipps zur Seite. Darüber hinaus geht ein herzliches Dankeschön für die organisatorische Unterstützung an Frau Mzyk und Frau Cantzler vom BR sowie an Frau Herber vom Bi- bliothekszentrum Geisteswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frank- furt. v 1 Einleitung 1.1 Vorhaben Im Zeitalter von Web 2.0 sehen sich Informations- und Dokumentations-Abteilungen1 in einer Art Bringschuld, weil es immer nötiger erscheint, ihre Dienstleistungen schnell und sicher bereitzustellen. Gleichzeitig wird die Palette des Informationsangebots durch neue Angebote wie Weblogs, Standardabfragen oder Profildienste immer größer. Die in den Hörfunkarchiven des Bayerischen Rundfunks (BR) Anfang des Jahres 2007 ge- gründete Arbeitsgruppe „IDee“ (Innovative Dienste) beschäftigt sich daher mit der Ent- wicklung neuer Informationsprodukte und deren innerbetrieblicher Kommunikation. Eine Neuerung besteht darin, den Redaktionen neben herkömmlichen Recherchediensten multimediale Dossiers zu unterschiedlichen Themen zur Verfügung zu stellen. Dabei sollen verschiedene Medien, im Speziellen Ton (Wort, Musik und Geräusche), Bild (Foto und Vi- deo) sowie Zeitungsartikel berücksichtigt werden. Die Dossiers sollen sowohl auf Anfrage der Redaktionen („On demand“ – aktuelles Geschehen, Katastrophen, etwa: „Wirbelstür- me in Bayern“) sowie „vorausschauend“ im Hinblick auf bestimmte Ereignisse („Push- Dienst“ – z.B. Jubiläen, „Mozart-Jahr 2006“, entsprechend „Carl-Orff-Jahr 2007“, 100. Ge- burtstag von Karl Valentin, etc.) erstellt und online, z. B. im BR-Intranet, bereitgestellt wer- den. Im Vorfeld der Umsetzung dieses Projekts müssen verschiedene Fragestellungen erörtert werden: Welche technischen und inhaltlichen Anforderungen sind an ein solches Produkt zu stellen? Welche Bedürfnisse haben die Nutzer? Auf welcher Ebene können multimediale Dossiers angeboten werden, etwa im Intranet oder über die Rechercheplattform „Medien- broker“?2 Welche Möglichkeiten der Integration eines derartigen Dienstes in das Kommu- nikationsnetz der Sendeanstalt bieten sich? Wie ist die innovative Neuerung zu kommuni- zieren? Auf Basis der theoretischen Grundlagen des Marketings möchte ich in dieser Arbeit eine Vorstudie für das Projekt anfertigen. Dabei sollen vor allem Produkt- und Distributionspla- nung im Mittelpunkt stehen. Als Anregung für die zukünftige Projektplanung beim BR soll unter anderem ein vergleichender Blick auf das Informationsangebot anderer Rundfunkan- 1 IuD-Abteilungen 2 Beim „Medienbroker“ handelt es sich um die Online-Recherche-Plattform der Archive des BR. 1 stalten gelenkt werden, die ihren Redaktionen bereits verschiedene Dossier-Formate anbie- ten, so etwa der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) und die Deutsche Welle (DW).3 In Gesprächen mit den Mitarbeitern der Hörfunkarchive des BR hat sich herausgestellt, dass dem Begriff „Dossier“ ganz unterschiedliche Bedeutungen zugewiesen werden und er viele Aspekte beinhalten kann. So wurde im Zusammenhang mit Dossiers unter anderem über Profildienste, etwa im Sinne einer standardisierten Abfrage, gesprochen. Eine weitere Facette des Begriffs fasste in der Diskussion die von einer Personengruppe zusammenge- stellte und gemeinsam genutzte Materialsammlung. Als klassische Bedeutung des Begriffs „Dossier“ im Presse- und Medienbereich ist aber zunächst von einer Dokumentensamm- lung auszugehen, die umfassend und prägnant über ein Thema informiert und die intellek- tuell von einem Dokumentar zusammengestellt wird. Ziel dieser Arbeit ist es, die Anforderungen an die als Dossier in den Hörfunkarchiven des BR diskutierten Informationsprodukte und ihre möglichen Distributionsformen zu be- schreiben. Außerdem möchte ich erörtern, welche Produkte umsetzbar sind und an wel- chen Stellen bereits bestehende Angebote verbessert werden können. Hierbei soll das Dossier als proaktives, von Dokumentaren erstelltes Produkt, im Mittelpunkt stehen. 1.2 Vorgehensweise Wie in der vorangegangenen „Projektdefinition“