Managementplanung Für Natura 2000-Gebiete in Thüringen: Grundsätze, Zielstellung Und Verfahrensweise Für Den Fachbeitrag OEnland

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Managementplanung Für Natura 2000-Gebiete in Thüringen: Grundsätze, Zielstellung Und Verfahrensweise Für Den Fachbeitrag OEnland 132 Landschaftspege und Naturschutz in Thüringen 48 (3) 2011: 132–147 ASTRID THUROW , DÖRTHE M AHNKE , F RANK M EYER & HEIKO UTHLEB Managementplanung für Natura 2000-Gebiete in Thüringen: Grundsätze, Zielstellung und Verfahrensweise für den Fachbeitrag Oenland Kurzfassung Das Prinzip der FFH-Managementplanung (Fachteil O!enland) in Thüringen, ihre behördenseitige Anbindung und Zuständigkeit sowie die methodische Verfahrensweise wird beispielhaft anhand zweier Muster-FFH-Gebiete dargestellt. Einleitend werden die rechtlichen und orga- nisatorischen Grundsätze der Managementplanung aufgeführt und der oftmals problematische Umgang mit den Meldegrenzen erläutert. Die beiden Mustergebiete werden kurz charakterisiert und die Vorgehensweise bei der Erhebung und Bewertung der Schutzgüter beschrie- ben sowie die Ergebnisse exemplarisch anhand ausgewählter Lebensraumtypen und Arten dargestellt. Die qualitativen und quantitativen Abweichungen zwischen der Gebietsmeldung und dem heutigen Zustand, etwa die Flächengrößen von Lebensraumtypen und Arthabitaten oder die Bewertung des Erhaltungszustandes betre!end, werden diskutiert. Neben den Grundbegri!en der Ziele- und Maßnahme-Planung werden Ansätze zur Harmonisierung mit anderen Fachplanungen und bestehenden Förderprogrammen sowie damit verbundene Probleme aufgeführt. Erläutert wird auch die Datenverwaltung im Landschaftsinformationssystem LINFOS des Landes Thüringen. Erfahrungen hin- sichtlich der Nutzer- und Ö!entlichkeitsbeteiligung werden dargelegt und ein Ausblick gegeben, wie die Managementplanung in Thüringen zukünftig fortgeführt werden soll. Abstract The principles of the Natura 2000 site management planning in Thuringia, the responsible authorities and methodical procedure are illus- trated using two representative Sites of Community Interest (SCI). At %rst, the legal and organizational guidelines of the management plan are introduced, as well as the steps required to deal with discrepancy to the originally reported boundaries. These two representative SCI are briey characterized, which is followed by a description of the mapping and evaluation procedure for the habitat types and species. The qua- litative and quantitative deviation between the formerly submitted report and the current %eld data, such as the area sizes of habitat types and species including the assessment of their favorable conservation status, are discussed. In addition to the basic concept of the strategy and measures planning, approaches to harmonization with other sectoral planning and existing agricultural subsidy schemes are listed. Furthermore, the thuringian landscape data information system (LINFOS) is explained in the context of the management plan. Experiences concerning the participation of the land users and the general public are presented. Finally, an outlook on the future continuation of the Natura 2000 management planning in Thuringia is provided. Key words EU Habitat Directive, Site of Community Interest, mapping and evaluation of habitats and species, favorable conservation status, Natura 2000 site management, management plan, improvement of land use strategies, data management, Thuringia, Germany. 1 Einleitung Für alle Natura 2000-Gebiete ist das Management zu re- geln und es sind Maßnahmen gegen die Verschlechte- Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Uni- rung der Erhaltungszustände bzw. zur Wiederherstellung on (Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 günstiger Erhaltungszustände zu tre!en. Die Umsetzung zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der dieser Verpichtung beinhaltet neben der Abwehr er- wildlebenden Tiere und Panzen), im Folgenden kurz heblicher Beeinträchtigungen, soweit erforderlich, aktive FFH-Richtlinie genannt, und die EG-Vogelschutzrichtlinie Schutz-, insbesondere Pege- oder Renaturierungsmaß- (Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments nahmen (SUNDSETH 2011). Der Artikel 6 Abs. 1 FFH-Richt- und des Rates vom 30. November 2009 über die Erhaltung linie bestimmt, dass dazu die nötigen Erhaltungs- der wildlebenden Vogelarten) bilden das Grundgerüst maßnahmen festzulegen sind, die den ökologischen des europäischen Naturschutzrechtes. Beide Richtlinien Erfordernissen der Lebensräume und Arten entsprechen. fordern die Meldung eines Schutzgebietsnetzes Natura Solche Erhaltungsmaßnahmen umfassen – wenn nö- 2000 aus speziell geschützten FFH- bzw. Vogelschutzge- tig – eigens für die Gebiete aufgestellte oder in andere bieten und ein Gebietsmanagement, das die Erhaltung Entwicklungspläne integrierte Bewirtschaftungspläne oder Wiederherstellung günstiger Erhaltungszustände und geeignete Maßnahmen rechtlicher, administrativer der Arten und Lebensräume zum Ziel hat, die in den An- oder vertraglicher Art. Für diese Bewirtschaftungspläne hängen der jeweiligen Richtlinien gelistet sind. Die Mel- hat sich in Deutschland der Begri! „Managementpläne“ dung der Thüringer Natura 2000-Gebiete erfolgte in den durchgesetzt, den wir im Folgenden verwenden werden. Jahren zwischen 1998 und 2006 in mehreren Tranchen. In Thüringen sollen grundsätzlich für alle Natura Insgesamt hat der Freistaat Thüringen 212 ächige FFH- 2000-Gebiete Managementpläne erarbeitet werden. Na- Gebiete und 44 Vogelschutzgebiete über den Bund an tura 2000-Gebiete innerhalb der Kerngebietsächen von die Europäische Kommission gemeldet. Hinzu kommen Naturschutzgroßprojekten und LIFE-Projekten werden 35 FFH-Gebiete, die oft als Fledermaus-Objekte bezeich- im Rahmen dieser Projekte bearbeitet. Hier übernehmen net werden und insgesamt 47 nicht näher abgegrenzte die Pege- und Entwicklungspläne Funktionen der Ma- Einzelobjekte für den Fledermausschutz umfassen. nagementpläne. Managementplanung für Natura 2000-Gebiete in Thüringen 133 Die Managementpläne sollen: fehlenden bzw. informativen Charakter (TMLNU 2009). In • die gemeldeten Arten des Anhangs II und Lebens- diesem Zusammenhang kommt den Managementplänen raumtypen (LRT) auf Aktualität überprüfen, eine wichtige Rolle bei der Klärung der Frage zu, ob ein Pro- • bisher nicht gemeldete Art- und LRT-Vorkommen jekt unmittelbar dem Management eines Natura 2000-Ge- hinsichtlich ihrer Signi%kanz bewerten und eine bietes dient. In diesem Falle ist keine Natura 2000-Er- Empfehlung zur Aktualisierung der Standarddaten- heblichkeitseinschätzung bzw. -verträglichkeitsprüfung bögen (SDB) geben, notwendig. Ob ein Vorhaben, eine Maßnahme, Verände- • die Daten zum Bestand und zu den Erhaltungszu- rung oder Störung dem entspricht, ist u. a. an den Aussa- ständen der LRT- und Habitatächen textlich und gen eines Managementplanes zu bemessen. Vorbehaltlich kartogra%sch zusammenführen und aufbereiten, einer Einzelfallprüfung gilt auch im Zusammenhang mit • die nötigen Maßnahmen zur Bewahrung bzw. Wie- der täglichen Wirtschaftsweise in der Land-, Forst- und derherstellung günstiger Erhaltungszustände der Fischereiwirtschaft die Regelvermutung, dass Projekte un- Arten und Lebensräume ableiten, mittelbar dem Management der Gebiete dienen, wenn die • die Thüringer Natura 2000-Erhaltungsziele-Verord- Bewirtschaftung u. a. den Empfehlungen eines Manage- nung hinsichtlich weitergehender Schutzerforder- mentplans entspricht (TMLNU 2009, Kap. 7.2). nisse untersetzen, • eine Orientierung für Nutzer und Planungsträger 2 Organisatorische Grundsätze der zur Verbesserung der Bewirtschaftungs- und Pla- Managementplanung in Thüringen nungssicherheit bieten, • Anhaltspunkte für die Verträglichkeitseinschätzung Die Natura 2000-Managementplanung erfolgt nach von Plänen und Projekten liefern, dem Baukastenprinzip. Dabei werden unterschiedliche • Hinweise für das Natura 2000-Monitoring geben. Fachbeiträge erstellt (insbesondere Fachbeitrag Wald, Fachbeitrag O!enland), wobei für die O!enlandbe- Darüber hinaus stellt die Managementplanung das zen- reiche die TLUG und für die Waldächen die Thüringer trale Abstimmungsinstrument mit Behörden, Kommu- Landesanstalt für Wald, Jagd und Fischerei (TLWJF) zu- nen, Landnutzern und Ö!entlichkeit dar. ständig ist. In Thüringen sind die Managementpläne behördenver- Die Managementplanung wird aus dem Förderpro- bindliche Fachplanungen, für die Flächeneigentümer gramm „Entwicklung von Natur und Landschaft“ (ENL) und Nutzungsberechtigten besitzen sie hingegen emp- aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Ent- Abb. 1: Übersicht zur Lage des FFH-Gebietes „Kammerforst-Himmelsberg-Mühlberg“ (LINFOS, Stand 10/2011) 134 ASTRID THUROW , DÖRTHE M AHNKE , F RANK M EYER & HEIKO UTHLEB Tab. 1: Kurzcharakteristik der FFH-Gebiete 4 und 184 „Kammerforst-Himmelsberg- „Mönchenried und Helme gräben Mühlberg“ bei Artern“ Thüringen-Nr. 4 184 EU-Nr. DE 4430-301 DE 4633-304 Größe 962 ha 316 ha Landkreis Nordhausen Ky!häuserkreis Lebensraumtypen des 3150 – Natürliche nährsto!reiche 3150 – Natürliche nährsto!reiche Stand- Anh. I Standgewässer gewässer 3180*– Temporär wasserführende 3260 – Flüsse der planaren bis montanen Karstseen Stufe mit Vegetation des Ranuncu- 3190 – Gipskarstseen auf gipshaltigem lion uitantis und des Callitricho- Untergrund Batrachion 3260 – Flüsse der planaren bis montanen 6430 – Feuchte Hochstaudenuren Stufe mit Vegetation des 6440 – Brenndolden-Auenwiesen Ranunculion uitantis und des 6510 – Magere Flachlandmähwiesen Callitricho-Batrachion 4030 – Trockene europäische Heiden 6110*– Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen LRT 6210 – Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungs stadien 6210*– Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungs stadien, besondere Bestände mit bemerkens werten Orchideen 6430 – Feuchte Hochstaudenuren
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