132 Landschaftspege und Naturschutz in Thüringen 48 (3) 2011: 132–147

ASTRID THUROW , DÖRTHE M AHNKE , F RANK M EYER & HEIKO UTHLEB

Managementplanung für Natura 2000-Gebiete in Thüringen: Grundsätze, Zielstellung und Verfahrensweise für den Fachbeitrag Oenland

Kurzfassung Das Prinzip der FFH-Managementplanung (Fachteil O!enland) in Thüringen, ihre behördenseitige Anbindung und Zuständigkeit sowie die methodische Verfahrensweise wird beispielhaft anhand zweier Muster-FFH-Gebiete dargestellt. Einleitend werden die rechtlichen und orga- nisatorischen Grundsätze der Managementplanung aufgeführt und der oftmals problematische Umgang mit den Meldegrenzen erläutert. Die beiden Mustergebiete werden kurz charakterisiert und die Vorgehensweise bei der Erhebung und Bewertung der Schutzgüter beschrie- ben sowie die Ergebnisse exemplarisch anhand ausgewählter Lebensraumtypen und Arten dargestellt. Die qualitativen und quantitativen Abweichungen zwischen der Gebietsmeldung und dem heutigen Zustand, etwa die Flächengrößen von Lebensraumtypen und Arthabitaten oder die Bewertung des Erhaltungszustandes betre!end, werden diskutiert. Neben den Grundbegri!en der Ziele- und Maßnahme-Planung werden Ansätze zur Harmonisierung mit anderen Fachplanungen und bestehenden Förderprogrammen sowie damit verbundene Probleme aufgeführt. Erläutert wird auch die Datenverwaltung im Landschaftsinformationssystem LINFOS des Landes Thüringen. Erfahrungen hin- sichtlich der Nutzer- und Ö!entlichkeitsbeteiligung werden dargelegt und ein Ausblick gegeben, wie die Managementplanung in Thüringen zukünftig fortgeführt werden soll.

Abstract The principles of the Natura 2000 site management planning in , the responsible authorities and methodical procedure are illus- trated using two representative Sites of Community Interest (SCI). At %rst, the legal and organizational guidelines of the management plan are introduced, as well as the steps required to deal with discrepancy to the originally reported boundaries. These two representative SCI are briey characterized, which is followed by a description of the mapping and evaluation procedure for the habitat types and species. The qua- litative and quantitative deviation between the formerly submitted report and the current %eld data, such as the area sizes of habitat types and species including the assessment of their favorable conservation status, are discussed. In addition to the basic concept of the strategy and measures planning, approaches to harmonization with other sectoral planning and existing agricultural subsidy schemes are listed. Furthermore, the thuringian landscape data information system (LINFOS) is explained in the context of the management plan. Experiences concerning the participation of the land users and the general public are presented. Finally, an outlook on the future continuation of the Natura 2000 management planning in Thuringia is provided.

Key words EU Habitat Directive, Site of Community Interest, mapping and evaluation of habitats and species, favorable conservation status, Natura 2000 site management, management plan, improvement of land use strategies, data management, Thuringia, .

1 Einleitung Für alle Natura 2000-Gebiete ist das Management zu re- geln und es sind Maßnahmen gegen die Verschlechte- Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Uni- rung der Erhaltungszustände bzw. zur Wiederherstellung on (Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 günstiger Erhaltungszustände zu tre!en. Die Umsetzung zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der dieser Verpichtung beinhaltet neben der Abwehr er- wildlebenden Tiere und Panzen), im Folgenden kurz heblicher Beeinträchtigungen, soweit erforderlich, aktive FFH-Richtlinie genannt, und die EG-Vogelschutzrichtlinie Schutz-, insbesondere Pege- oder Renaturierungsmaß- (Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments nahmen (SUNDSETH 2011). Der Artikel 6 Abs. 1 FFH-Richt- und des Rates vom 30. November 2009 über die Erhaltung linie bestimmt, dass dazu die nötigen Erhaltungs- der wildlebenden Vogelarten) bilden das Grundgerüst maßnahmen festzulegen sind, die den ökologischen des europäischen Naturschutzrechtes. Beide Richtlinien Erfordernissen der Lebensräume und Arten entsprechen. fordern die Meldung eines Schutzgebietsnetzes Natura Solche Erhaltungsmaßnahmen umfassen – wenn nö- 2000 aus speziell geschützten FFH- bzw. Vogelschutzge- tig – eigens für die Gebiete aufgestellte oder in andere bieten und ein Gebietsmanagement, das die Erhaltung Entwicklungspläne integrierte Bewirtschaftungspläne oder Wiederherstellung günstiger Erhaltungszustände und geeignete Maßnahmen rechtlicher, administrativer der Arten und Lebensräume zum Ziel hat, die in den An- oder vertraglicher Art. Für diese Bewirtschaftungspläne hängen der jeweiligen Richtlinien gelistet sind. Die Mel- hat sich in Deutschland der Begri! „Managementpläne“ dung der Thüringer Natura 2000-Gebiete erfolgte in den durchgesetzt, den wir im Folgenden verwenden werden. Jahren zwischen 1998 und 2006 in mehreren Tranchen. In Thüringen sollen grundsätzlich für alle Natura Insgesamt hat der Freistaat Thüringen 212 ächige FFH- 2000-Gebiete Managementpläne erarbeitet werden. Na- Gebiete und 44 Vogelschutzgebiete über den Bund an tura 2000-Gebiete innerhalb der Kerngebietsächen von die Europäische Kommission gemeldet. Hinzu kommen Naturschutzgroßprojekten und LIFE-Projekten werden 35 FFH-Gebiete, die oft als Fledermaus-Objekte bezeich- im Rahmen dieser Projekte bearbeitet. Hier übernehmen net werden und insgesamt 47 nicht näher abgegrenzte die Pege- und Entwicklungspläne Funktionen der Ma- Einzelobjekte für den Fledermausschutz umfassen. nagementpläne. Managementplanung für Natura 2000-Gebiete in Thüringen 133

Die Managementpläne sollen: fehlenden bzw. informativen Charakter (TMLNU 2009). In • die gemeldeten Arten des Anhangs II und Lebens- diesem Zusammenhang kommt den Managementplänen raumtypen (LRT) auf Aktualität überprüfen, eine wichtige Rolle bei der Klärung der Frage zu, ob ein Pro- • bisher nicht gemeldete Art- und LRT-Vorkommen jekt unmittelbar dem Management eines Natura 2000-Ge- hinsichtlich ihrer Signi%kanz bewerten und eine bietes dient. In diesem Falle ist keine Natura 2000-Er- Empfehlung zur Aktualisierung der Standarddaten- heblichkeitseinschätzung bzw. -verträglichkeitsprüfung bögen (SDB) geben, notwendig. Ob ein Vorhaben, eine Maßnahme, Verände- • die Daten zum Bestand und zu den Erhaltungszu- rung oder Störung dem entspricht, ist u. a. an den Aussa- ständen der LRT- und Habitatächen textlich und gen eines Managementplanes zu bemessen. Vorbehaltlich kartogra%sch zusammenführen und aufbereiten, einer Einzelfallprüfung gilt auch im Zusammenhang mit • die nötigen Maßnahmen zur Bewahrung bzw. Wie- der täglichen Wirtschaftsweise in der Land-, Forst- und derherstellung günstiger Erhaltungszustände der Fischereiwirtschaft die Regelvermutung, dass Projekte un- Arten und Lebensräume ableiten, mittelbar dem Management der Gebiete dienen, wenn die • die Thüringer Natura 2000-Erhaltungsziele-Verord- Bewirtschaftung u. a. den Empfehlungen eines Manage- nung hinsichtlich weitergehender Schutzerforder- mentplans entspricht (TMLNU 2009, Kap. 7.2). nisse untersetzen, • eine Orientierung für Nutzer und Planungsträger 2 Organisatorische Grundsätze der zur Verbesserung der Bewirtschaftungs- und Pla- Managementplanung in Thüringen nungssicherheit bieten, • Anhaltspunkte für die Verträglichkeitseinschätzung Die Natura 2000-Managementplanung erfolgt nach von Plänen und Projekten liefern, dem Baukastenprinzip. Dabei werden unterschiedliche • Hinweise für das Natura 2000-Monitoring geben. Fachbeiträge erstellt (insbesondere Fachbeitrag Wald, Fachbeitrag O!enland), wobei für die O!enlandbe- Darüber hinaus stellt die Managementplanung das zen- reiche die TLUG und für die Waldächen die Thüringer trale Abstimmungsinstrument mit Behörden, Kommu- Landesanstalt für Wald, Jagd und Fischerei (TLWJF) zu- nen, Landnutzern und Ö!entlichkeit dar. ständig ist. In Thüringen sind die Managementpläne behördenver- Die Managementplanung wird aus dem Förderpro- bindliche Fachplanungen, für die Flächeneigentümer gramm „Entwicklung von Natur und Landschaft“ (ENL) und Nutzungsberechtigten besitzen sie hingegen emp- aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Ent-

Abb. 1: Übersicht zur Lage des FFH-Gebietes „Kammerforst-Himmelsberg-Mühlberg“ (LINFOS, Stand 10/2011) 134 ASTRID THUROW , DÖRTHE M AHNKE , F RANK M EYER & HEIKO UTHLEB

Tab. 1: Kurzcharakteristik der FFH-Gebiete 4 und 184

„Kammerforst-Himmelsberg- „Mönchenried und gräben Mühlberg“ bei Artern“ Thüringen-Nr. 4 184 EU-Nr. DE 4430-301 DE 4633-304 Größe 962 ha 316 ha Landkreis Ky!häuserkreis Lebensraumtypen des 3150 – Natürliche nährsto!reiche 3150 – Natürliche nährsto!reiche Stand- Anh. I Standgewässer gewässer 3180*– Temporär wasserführende 3260 – Flüsse der planaren bis montanen Karstseen Stufe mit Vegetation des Ranuncu- 3190 – Gipskarstseen auf gipshaltigem lion uitantis und des Callitricho- Untergrund Batrachion 3260 – Flüsse der planaren bis montanen 6430 – Feuchte Hochstaudenuren Stufe mit Vegetation des 6440 – Brenndolden-Auenwiesen Ranunculion uitantis und des 6510 – Magere Flachlandmähwiesen Callitricho-Batrachion 4030 – Trockene europäische Heiden 6110*– Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen LRT 6210 – Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungs stadien 6210*– Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungs stadien, besondere Bestände mit bemerkens werten Orchideen 6430 – Feuchte Hochstaudenuren 6510 – Magere Flachlandmähwiesen 8160 – Kalkschutthalden der kollinen bis montanen Stufe 8210 – Kalkfelsen mit Felsspalten- vegetation 8310 – Nicht touristisch erschlossene Höhlen Arten des Anh. II Bachneunauge (Lampetra planeri ) Bachmuschel (Unio crassus ) Westgroppe (Cottus gobio ) Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale ) Kammmolch (Triturus cristatus ) Vogel-Azurjungfer (Coenagrion ornatum ) Fischotter (Lutra lutra ) Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia ) Mopsedermaus (Barbastella barbastellus ) Fischotter (Lutra lutra ) Bechsteinedermaus (Myotis bechsteini ) Großes Mausohr (Myotis myotis ) Lage innerhalb EG- „Südharzer Gipskarst“ „Helme--Niederung“ Vogelschutz gebiet (TH-Nr. 2, EU-Nr. DE 4430-420) (TH-Nr. 6, EU-Nr. DE 4633-420) Schutzgebiete NSG „Mühlberg“; – NSG „Himmelsberg bei Wo+eben“, ND „Kelle“, FND „Standort Arabis alpina “, FND „Feuchtgebiet Wiedaseitental“, FND „Trockenrasen bei Gudersleben“ Managementplanung für Natura 2000-Gebiete in Thüringen 135

Abb. 2: Übersicht über den östlichen Teil des FFH-Gebietes „Kammerforst-Himmelsberg-Mühlberg“. Blick von Norden auf den Steilabfall des Mühlberges, im Hintergrund der Gipssteinbruch Kohnstein. (Aufn. F. MEYER )

Abb. 3: Übersicht zur Lage des FFH-Gebietes „Mönchenried und Helmegräben bei Artern“ (LINFOS, Stand 10/2011) 136 Astrid Thurow, Dörthe Mahnke, Frank Meyer & Heiko Uthleb

Abb. 4: FFH-Gebiet „Mönchenried und Helmegräben bei Artern“: Mönchenried mit Mönchendamm, Blickrichtung Südost. (Aufn. F. MEYER ) wicklung des ländlichen Raumes (ELER) %nanziert. Da Gebiete „Kammerforst-Himmelsberg-Mühlberg“ (Abb. 1 in Thüringen für die Abwicklung des ENL das Thüringer und 2) und „Mönchenried und Helmegräben bei Artern“ Landesverwaltungsamt (TLVwA) verantwortlich ist, gibt (Abb. 3 und 4). Ausgewählt wurden diese, da sie zum ei- es eine Aufgabenteilung bei der Vergabe der Manage- nen trockenrasen bestimmte, zum anderen gewässerge- mentpläne (Fachbeiträge O!enland): für die Vorberei- prägte Lebensräume repräsentieren. Im landesweiten tung des Leistungsbildes und die fachliche Begleitung Kontext sind diese Gebietsausstattungen von sehr hoher ist die TLUG zuständig, für das Vergabeverfahren und die Bedeutung. Auftragsvergabe die Obere Naturschutzbehörde. Beide FFH-Gebiete sind in der Tabelle 1 steckbriefartig Das TLVwA beauftragte das Planungsbüro RANA – Büro dargestellt. für Ökologie und Naturschutz Frank Meyer mit der Erar- beitung von zwei Mustermanagementplänen (Fachbei- 3.2 FFH-Gebietsgrenze träge O!enland). Im Rahmen der fachlichen Begleitung der Management- Die amtliche Abgrenzung der FFH-Gebiete erfolgte im planung wurde durch die TLUG eine Projektbegleitende Zuge der Meldung der Natura 2000-Gebiete auf der ana- Arbeitsgruppe (PAG) eingerichtet. Diese setzte sich aus logen Karte im Maßstab 1:25.000. Im Rahmen der Ma- folgenden Vertretern zusammen: TMLUN, Obere Natur- nagementplanung wird in einem ersten Arbeitsschritt schutzbehörde, TLUG, Untere Naturschutz-, Wasser-, und die Abgrenzung auf den Planungsmaßstab 1:10.000 Fischereibehörden, Landwirtschaftsamt, Amt für Landes- interpretiert, wobei das aktuelle Orthofoto zugrunde entwicklung und Flurneuordnung, TLWJF und Planungs- gelegt und eine weitestmögliche Deckung mit der Digi- büro. talen Topographischen Karte (DTK 10) angestrebt wird. Das Ziel bestand darin, gemeinsam die Planung zu len- In diesem Zuge wurden die naturgemäß auftretenden ken und einen übergreifenden Konsens zwischen den Lageverschiebungen aufgrund unterschiedlicher Maß- unterschiedlichen Fachgebieten zu erreichen. Dieses stäbe bereinigt. Bei Unklarheiten wurde die ursprüng- transparente und bewährte Vorgehen soll auch bei den liche Abgrenzungsintention erfasst und den tatsächlich zukünftigen Planungen beibehalten werden. im Gelände vorhandenen Strukturen, z. B. Nutzungsgren- zen, zugeordnet. 3 Beispielhafter Ablauf der Managementplanung Wie das Beispiel der Abb. 6 deutlich zeigt, besteht in be- stimmten Fällen die Notwendigkeit, einen weiten Inter- 3.1 Kurzcharakteristik der beiden Beispielgebiete pretationsspielraum in Anspruch zu nehmen. Gegenstand der Muster-Managementplanung waren In der Muster-Planung wurde der erste Arbeitsschritt – die beiden in der Planungsregion Nord gelegenen FFH- die reine Interpretation der analogen Karte auf das Ort- Managementplanung für Natura 2000-Gebiete in Thüringen 137

Abb. 5: FFH-Gebiet Nr. 4, Kartenausschnitt südlicher Mühlberg. Die Abgrenzungsin- tention der rechtsverbindlichen analogen Karte ist zu erfassen und auf die im Ortho- foto sichtbaren Strukturen zu interpretie- ren (rote Linie). Das hier mit einer grünen Linie ursprünglich auf der TK 25 digitalisier- te Polygon aus dem Landschaftsinformati- onssystem des Landes Thüringen (LINFOS) dient lediglich der Orientierung und führt ohne Anpassung an das Orthofoto zu einer falschen FFH-Abgrenzung

Abb. 6: FFH-Gebiet Nr. 4, Kartenausschnitt westlicher Kammerforst

Abb. 7: FFH-Gebiet Nr. 184, Kartenausschnitt Mönchenried 138 ASTRID THUROW , DÖRTHE M AHNKE , F RANK M EYER & HEIKO UTHLEB hofoto – für die weitere Bearbeitung als Grenze zugrunde Wald mit der Möglichkeit beplant, sie bei Wiederherstel- gelegt. lung der traditionellen O!enlandnutzung wieder in Of- In einem zweiten Arbeitsschritt wurde die FFH-Gebiets- fenland zu überführen. grenze vor allem hinsichtlich zweier Fragen einer kri- Es wird angeregt, angesichts der vom Freistaat Thüringen tischen Wertung unterzogen. Dabei ging es darum, ob eingegangenen Verpichtungen zur Erhaltung der Of- LRT- bzw. Habitat-Flächen durchschnitten werden und fenland-LRT diese aus der Waldde%nition auszunehmen, inwieweit diese in unmittelbarer Nachbarschaft der so dass die rechtlichen Konikte und der Verwaltungs- FFH-Grenze unabdingbar für das Vorhalten der bei der aufwand minimiert werden. EU-Kommission gemeldeten LRT-Fläche im Standard- datenbogen (SDB) sind. Darüber hinaus wurde geprüft, 3.3 Grundlagenerhebungen zu den Schutzgütern welche Flächen an der FFH-Grenze ohne Funktion als LRT- oder Habitatäche (insbesondere Ackerächen) für 3.3.1 Oenland-Biotopkartierung und Transformation die Erhaltungsziele des FFH-Gebietes verzichtbar sind. in FFH-Lebensraumtypen, Plausibilitätsprüfung Die so erarbeitete FFH-Planungsgrenze unterbreitet ei- und Aktualisierung nen Vorschlag für eine zukünftig zu bereinigende FFH- Im Rahmen der Erarbeitung der Managementpläne Gebietsgrenze, die ggf. auch für Änderungsmeldungen stellen die Daten der O!enland-Biotopkartierung (OBK) gegenüber der EU nutzbar sind. die Grundlage für die Erfassung dar. Diese basieren auf Im Gegensatz zur FFH-Gebietsgrenze berücksichtigt die der „Kartieranleitung zur O!enland-Biotopkartierung FFH-Planungsgrenze beispielsweise die gesamte Fläche im Freistaat Thüringen“ (verö!entlichte Fassung: TLUG des LRT 6440 und würde die Größenvorgabe des SDB er- 2001). Die in den FFH-Gebieten kartierten Biotoptypen füllen (Abb. 7). wurden 2002/2003 bzw. 2006 nach der „Modi%zierung Die Wald-O!enland-Grenze, welche die Fachbeiträge der Methodik der O!enland-Biotopkartierung mit dem Wald und O!enland trennt und auf einer älteren Karten- Ziel der Berücksichtigung der FFH-Lebensraumtypen grundlage beruht, wurde gemeinsam mit der TLWJF auf und der FFH-Berichtspicht“ (letzter Stand: (IVL) 2007) in Plausibilität geprüft und angepasst. Lebensraumtypen (LRT) transformiert. Die LRT wurden Ein immer wiederkehrendes Problem besteht im Über- im Rahmen der Planung auch auf Grundlage des aktu- schneidungsbereich von Wald und O!enland: Das Thü- ellen Kartier- und Bewertungsschlüssels der TLUG über- ringer Waldgesetz de%niert Wald ab einem Bestockungs- prüft und aktualisiert. Die bestehenden Geometrien wur- grad von >40 % an Baumkronen, zugleich können aber den dabei auf die aktuellen Orthofotos angepasst. Jede einige O!enland-LRT gemäß ihrer De%nition bis zu einem LRT-Fläche wird mit einer Identi%kationsnummer (ID) Gehölzdeckungsgrad von bis 70 % LRT-Eigenschaften zwischen 10000 und 19999 gekennzeichnet. aufweisen. Solche Waldächen mit O!enland-LRT-Eigen- Flächen, welche derzeit nicht mehr oder noch nicht als schaften werden derzeit im Rahmen der Fachbeiträge FFH-LRT eingestuft werden können, jedoch ein entspre-

Abb. 8: Ausschnitt aus der Karte der Lebensraumtypen (ID 1xxxx) und Lebensraumtyp-Entwicklungsächen (ID 2xxxx) für das FFH-Gebiet „Kammerforst-Himmelsberg-Mühlberg“ Managementplanung für Natura 2000-Gebiete in Thüringen 139 chendes Potenzial aufweisen und der Entwicklung dieser tungszustandes festzustellen. So war für den LRT 6210 Flächen in Richtung eines LRT aus Kohärenz- oder ande- ein Verlust von etwa 20 ha, bezogen auf die mittels OBK- ren Gründen dienen, werden als LRT-Entwicklungsä- Transformation ermittelte Gesamtäche, zu verzeichnen. chen erfasst. Sie erhalten eine ID zwischen 20000 und Ursächlich hierfür sind neben Flächenverlusten infolge 29999. langjähriger Auassung der Magerrasen auch De%ni- tionsunterschiede zwischen kartierten Biotopen und den 3.3.2 FFH-Gebiet 4: Ausgangskenntnisstand, LRT. Beispielsweise wurden an LRT-Flächen angrenzende Standarddatenbogen und aktuelle LRT-Kulisse ächige Trockengebüsche von der OBK ebenfalls als LRT Für das FFH-Gebiet „Kammerforst-Himmelsberg-Mühl- erfasst. Bei der jetzigen Erfassung wurden solche Flächen berg“ wurden auf Grundlage der OBK im Rahmen der nicht mehr berücksichtigt, so dass nunmehr ausschließ- Gebietsmeldung 14 verschiedene Lebensraumtypen auf lich Flächen, die der strengen LRT-De%nition entspre- einer Fläche von 99 ha ermittelt. Die LRT fanden mit den chen, als Grundlage der Managementplanung herange- so erhobenen Flächengrößen Eingang in den Standard- zogen wurden. Damit liegt nun erstmals eine aktuelle, datenbogen. belastbare LRT-Kulisse für die bearbeiteten FFH-Gebiete Die demnach ächenmäßig bedeutsamsten LRT sind vor. dabei der LRT 6210 – „Naturnahe Kalktrockenrasen und Von hoher Repräsentanz für das Gebiet des Südharzer deren Verbuschungsstadien“ mit mehr als einhundert Gipskarstes sind zudem die Vorkommen der LRT 8210 Teilächen auf 50 ha (Abb. 8, 9) sowie der LRT 6510 – „Ma- – „Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation“ (Abb. 10), LRT gere Flachlandmähwiesen“ mit einer Gesamtäche von 8160* – Kalkschutthalden sowie 6110* – „Lückige baso- ca. 33 ha. Bei diesen LRT waren im Rahmen der Plausibi- phile oder Kalk-Pionierrasen“. Für diese LRT konnte eine litätsprüfung die größten Diskrepanzen sowohl hinsicht- Vielzahl bisher nicht erfasster Flächen in die LRT-Kulisse lich ihres Flächenanteiles im Gebiet als auch ihres Erhal- aufgenommen werden (s. auch Tab. 2).

Abb. 9: Im guten Pegezustand be%ndliche Fläche des LRT 6210 Abb. 10: Westabfall des Himmelsberges mit großächigem (Naturnahe Kalktrockenrasen und deren Verbuschungsstadien) im Vorkommen des LRT 8210 – „Natürliche und naturnahe Kalkfelsen FFH-Gebiet 4 „Kammerforst-Himmelsberg-Mühlberg“ und ihre Felsspaltenvegetation“. Detailansicht mit Sedum und (Aufn. F. MEYER ) Arten des Bunten Erdechtenvereins (Toninion) (Aufn. F. MEYER )

Tab. 2: Gegenüberstellung von Standarddatenbogen-Angaben und aktuellem Bestand einzelner O!enland-FFH-Lebensraumtypen sowie LRT-Entwicklungsächen (LRT-EF) im FFH-Gebiet 4

EU-Code Bezeichnung des LRT SDB LRT LRT-EF [ha] [ha] [ha] 4030 Trockene europäische Heiden 1,35 0,39 0,60 *6110 Basenreiche oder Kalk-Pionierrasen 0,97 3,74 – 6210 Kalk-(Halb-)Trockenrasen 50,07 29,95 6,72 *6210 Orchideenreiche Bestände 1,72 1,63 – 6510 Magere Flachland-Mähwiesen 33,53 18,81 21,01 *8160 Kalkschutthalden der kollinen bis montanen Stufe 0,83 1,24 – 8210 Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation 3,37 5,32 – 140 ASTRID THUROW , DÖRTHE M AHNKE , F RANK M EYER & HEIKO UTHLEB

landmähwiesen“ festgestellt werden. Mit einer Ausnah- me be%nden sich die Flächen des LRT 6510 im FFH-Ge- biet 184 in einem günstigen Erhaltungszustand. Der LRT 3150 konnte für eines der beiden aus der OBK transformierten Gewässer bestätigt werden. Zudem konnten die Kleine Helme sowie der nördliche Abschnitt des Grabens 23 dem LRT 3260 – „Fließgewässer mit u- tender Wasservegetation“ zugeordnet werden. Links und rechts der Kleinen Helme wurden weiterhin Vorkommen des LRT 6430 – „Feuchte Hochstaudenuren“ erfasst.

3.3.4 Anhang II-Arten – Vorgehensweise und Datenlage Hinsichtlich der Tier- und Panzenarten nach Anhang II wurden zunächst die in LINFOS verfügbaren Daten auf ihre Verwendbarkeit für die Managementplanung ge- Abb. 11: Brenndolden-Auenwiese (LRT 6440) mit Kantigem Lauch (Allium angulosum ) (Aufn. F. MEYER ) prüft und, sofern im gegebenen Zeitrahmen leistbar, ei- gene Erfassung durchgeführt. Bei den Altdaten handelt es sich häu%g lediglich um Präsenznachweise, welche 3.3.3 FFH-Gebiet 184: Ausgangskenntnisstand, weder eine präzise Abgrenzung von Habitatächen, noch Standarddatenbogen und aktuelle LRT-Kulisse eine quali%zierte Bewertung des Erhaltungszustandes Der Standarddatenbogen des FFH-Gebietes „Mönchen- ermöglichen. Die Bewertung des aktuellen Erhaltungszu- ried und Helmegräben bei Artern“ gibt das Vorkommen standes erfolgt auf Grundlage des „Monitoring konzeptes eines einzigen Lebensraumtyps im Gebiet an. Demnach (Bundes- und Landesmonitoring) für die Tier- und Pan- nimmt der LRT 6440 – „Brenndolden-Auenwiesen“ eine zenarten nach Anhang II, IV und V der FFH-RL sowie für Fläche von 24 ha ein (Abb. 11). Die O!enland-Biotopkar- das allgemeine Monitoring (Bund) für die O!enland-Le- tierung (OBK) von 2005 und die im Jahr 2006 erfolgte bensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie in Thü- LRT-Transformation ergaben einen Bestand von vier ringen“ (RANA 2010). Die Bewertungsschemata dieses Kon- kleineren Teilächen mit einer Gesamtäche von 1,3 ha. zeptes wurden aus den entsprechenden, bundesweit für Darüber hinaus wurde der LRT 3150 – „Eutrophe Stillge- das Natura 2000-Monitoring verwendeten Schemata (PAN wässer“ festgestellt. & ILÖK 2009 a und b) abgeleitet und stellen eine Anpas- Im Rahmen der Erarbeitung des Managementplanes sung an Thüringer Verhältnisse dar. ELLWANGER et al. (2006) konnte der LRT 6440 im FFH-Gebiet aktuell auf einer empfehlen grundsätzlich die Nutzung der Monitoring- Fläche von 9,1 ha erfasst werden. Weitere 16 ha des LRT Bewertungschemata auch in der Managementplanung. liegen direkt an das FFH-Gebiet angrenzend. Die Strom- Neben Habitatächen mit aktuellen Vorkommen von An- talarten haben in Thüringen eines ihrer Häufungszentren hang II-Arten, welche mit einer ID zwischen 30000 und im Gebiet um Artern (vgl. ANDRES & WESTHUS 2000). Die 39999 zu versehen sind, können Habitatentwicklungs- Bestände des LRT 6440 in der Helme-Niederung bei Ar- ächen ausgewiesen werden. Dabei handelt es sich um tern stellen somit die bedeutendsten Vorkommen der in solche Flächen, die zwar aufgrund der gegebenen Struk- Thüringen sehr seltenen Brenndolden-Auenwiesen dar. turen als Habitat der Art geeignet sind oder sich durch Alle Flächen des LRT im FFH-Gebiet 184 weisen einen entsprechende Maßnahmen dahingehend aufwerten günstigen Erhaltungszustand auf. lassen, aktuell aber dennoch ohne Artnachweis sind. Sie Auf weiteren 4,1 ha konnte der LRT 6510 – „Magere Flach- erhalten eine ID zwischen 40000 und 49999.

Abb. 12: Elektrobe%schung der Zorge (Aufn. F. MEYER ) Abb. 13: Bachneunauge (Lampetra planer i) (Aufn. F. MEYER ) Managementplanung für Natura 2000-Gebiete in Thüringen 141

Abb. 14: Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale ) (Aufn. M. SCHULZE )

3.3.5 FFH-Gebiet 4: Anhang-II-Arten Die Helme-Unstrut-Niederung stellt einen der wich- Von den sechs im Standarddatenbogen geführten Arten tigsten Verbreitungsschwerpunkte der Helm-Azurjung- des Anhangs II sind die Westgroppe und das Bachneun- fer in Thüringen dar (Abb. 14, 15). Für die Vogel-Azurjung- auge Gegenstand des Fachbeitrages O!enland. Hinge- fer handelt es sich um den einzigen bekannten größeren gen be%nden sich der Frauenschuh vollständig sowie die Vorkommenskomplex im Freistaat. Neben diesem liegt drei Fledermausarten Großes Mausohr, Mops- und Bech- nur noch ein weiterer Nachweis aus dem Thüringer Be- steinedermaus überwiegend im Bearbeitungsgebiet cken bei Dermsdorf vor. Die Vorkommen beider Azur- des Fachbeitrages Wald. jungferarten setzen sich im Norden und Nordwesten Darüber hinaus konnten aus anderen Gutachten sowie auf dem Territorium Sachsen-Anhalts fort und sind dem- aus dem LINFOS Angaben zu Vorkommen des Kamm- zufolge von länderübergreifender Bedeutung. Auf der molches und des Fischotters in den Fachbeitrag O!en- thüringischen Seite bildet das FFH-Gebiet „Mönchenried land einießen. und Helme gräben bei Artern“ einen wichtigen Bestand- Westgroppe und Bachneunauge wurden im Rahmen des teil dieses Verbreitungsschwerpunktes. Das besiedel- Monitorings zur Wasserrahmenrichtlinie durch aktuelle te Gebiet reicht allerdings noch über dessen Grenzen Be%schungen außerhalb des FFH-Gebietes nachgewie- hinaus. sen. Aufgrund der Tatsache, dass der beprobte Abschnitt Neben der Auswertung verschiedener Daten und Unter- der Zorge durch ein Querbauwerk vom FFH-Gebiet ge- lagen zu beiden Arten im Gebiet wurden in Hinblick auf trennt ist, erwiesen sich diese Daten jedoch als nicht aus- eine quali%zierte Habitatächenabgrenzung sowie Be- reichend. Weitere vorliegende Einzelfunde stellen ledig- wertung des Erhaltungszustandes eigene Erhebungen lich Präsenznachweise dar, so dass zur Scha!ung einer durchgeführt. Demnach kommt die Helm-Azurjungfer an belastbaren Datengrundlage für die Abgrenzung von Habitatächen und für eine Bewertung des Erhaltungs- zustandes der Arten Be%schungen innerhalb des FFH- Gebietes durchgeführt wurden (Abb. 12). Die insbesondere beim Bachneunauge großen Unter- schiede der so ermittelten Abundanzen und Altergrup- penstrukturen in den verschiedenen Gewässern und Ge- wässerabschnitten belegen die Notwendigkeit einer auf die Belange der Managementplanung ausgerichteten Arterfassung.

3.3.6 FFH-Gebiet 184: Anhang II-Arten Der Standarddatenbogen für das FFH-Gebiet „Mönchen- ried und Helmegräben bei Artern“ führt die Bachmuschel (Unio crassus ), die Libellenarten Helm- und Vogel-Azur- jungfer (Coenagrion mercuriale, C. ornatum ) sowie den Fischotter (Lutra lutra ) auf. Darüber hinaus liegen für den im Gebiet gelegenen Abschnitt der Unstrut Nachweise der Grünen Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia ) vor. Abb. 15: Habitatäche von Helm- und Vogel-Azurjungfer (Aufn. T. SY) 142 ASTRID THUROW , DÖRTHE M AHNKE , F RANK M EYER & HEIKO UTHLEB fünf Gewässerabschnitten des Gebietes vor. Gegenüber Unter haltungs maßnahmen keine günstigen Habitatbe- dem der Vogel-Azurjungfer, für die in der Vergangenheit dingungen für die Bachmuschel auf. Tab. 3 zeigt die Be- an nur drei, aktuell sogar an nur zwei Gewässerabschnit- wertung der einzelnen Parameter. ten Nachweise erbracht wurden, ist das Vorkommen der Helm-Azurjungfer das weitaus individuenreichere. Ein- 3.3.7 Zusammenfassung Grundlagenerhebungen schränkungen hinsichtlich ihres Erhaltungszustandes er- Die im Rahmen der Bearbeitung der Managementpläne geben sich für beide Arten insbesondere durch eine zu durchgeführten Erhebungen stellen die Grundlage für geringe Gewässerunterhaltung und die damit verbun- eine Aktualisierung der Meldedaten bei der EU-Kommis- denen hohen Deckungsgrade der emersen Vegetation sion dar. Für die FFH-Gebiete 4 und 184 waren sowohl sowie eine zu geringe Wasserführung. hinsichtlich der LRT-Kulisse als auch der Vorkommen von Ein weiteres überregional bedeutsames Vorkommen ei- Anhang-II-Arten teilweise erhebliche Diskrepanzen zwi- ner Anhang-II-Art im FFH-Gebiet 184 ist das der Bachmu- schen den Angaben im Standarddatenbogen und den schel (Unio crassus ). Nach bisherigem Kenntnisstand gibt aktuellen Erfassungsdaten festzustellen. Diese sollen im es gegenwärtig in Thüringen nur noch drei weitere Vor- Zuge der Fortschreibung der Standarddatenbögen und kommen (TLUG 2009). In einem Abschnitt der Kleinen der Thüringer Natura 2000-Erhaltungsziele-Verordnung Helme konnte die Art zuletzt im Jahr 2003 nachgewiesen behoben werden. werden. Aufgrund der schon damals sehr geringen Indi- Im Ergebnis der Managementplanung liegt eine aktuelle, viduenzahl ist trotz der im Jahre 2008 ausgebliebenen belastbare Grundlagenerfassung für die einzelnen FFH- Nachweise der Art prinzipiell anzunehmen, dass die Tiere Gebiete vor. Die Vorkommen sind ächenkonkret veror- noch vorhanden, jedoch aufgrund der sehr geringen tet und bewertet, was zur Ergänzung des landesweiten Siedlungsdichte schwer aufzu%nden sind. Monitorings herangezogen werden kann und von Rele- Der Erhaltungs zustand der Bachmuschel-Habitatäche vanz für den Naturschutzvollzug, insbesondere für die ist mit „mittel-schlecht“ (C) zu bewerten. Die Kleine Beurteilung von Plänen und Projekten im Rahmen einer Helme weist aufgrund ihres Ausbaugrades, der Nähr- Verträglichkeitsprüfung nach § 34 BNatSchG ist. sto!belastung und der regelmäßig durchgeführten

Tab. 3: Bewertung der Habitate der Bachmuschel (Unio crassus ) im FFH-Gebiet „Mönchen ried und Helmegräben bei Artern“

Habitat-ID 30010 Gewässer Kleine Helme Zustand der Population C Populationsgröße c Siedlungsdichte c Populationsstruktur / Reproduktionsrate c Habitatqualität C Lebensraum c Fließgeschwindigkeit b Grundsubstrat und hyporheisches Interstitial c Durchgängigkeit des Gewässers b

Nitratgehalt (NO 3 in mg/l oder Nitratsticksto!gehalt (NO 3-N in mg/l) c Wirts%schspektrum b Beeinträchtigungen C Nährsto!einträge c Sedimentumlagerung und -verfrachtung, Feinsedimenteintrag keine Bewertung möglich Anteil Laub(misch)wald oder landwirtschaftlich ungenutzter bis sehr extensiv genutzter c Flächen im Einzugsgebiet Gewässerunterhaltung c Fraßdruck durch Neozoen b Touristische Nutzung a Gesamtbewertung C Managementplanung für Natura 2000-Gebiete in Thüringen 143

Abb. 16: Pegebedürftige Fläche des LRT 6210 (Naturnahe Kalk- Abb. 17: Halbtrockenrasenkomplex im FFH-Gebiet 4: Behand- trockenrasen und deren Verbuschungsstadien) im FFH-Gebiet 4 lungseinheit (rot) aus verschiedenen Maßnahmeächen (grün) „Kammerforst-Himmelsberg-Mühlberg“ (Aufn. F. MEYER ) mit Erhaltungs- (ID 5xxxx), Wiederherstellungs- (ID 6xxxx) und Entwicklungsmaßnahmen (ID 7xxxx). Grundlage sind LRT- und LRT-Entwicklungsächen verschiedener Ausgangszustände. (LINFOS, Stand 10/2011)

3.4 Maßnahmeplanung stellungsmaßnahmen geplant sind, erhalten eine ID zwi- schen 60000 und 69999 und Flächen, auf denen Entwick- 3.4.1 Maßnahmetypen: Erhaltung, Wiederherstellung lungsmaßnahmen geplant sind eine ID zwischen 70000 und Entwicklung und 79999 (siehe beispielhaft Abb. 16, 17). Die FFH-Richtlinie fordert die Erhaltung bzw. Wieder- herstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der 3.4.2 Maßnahmenblätter FFH-LRT nach Anhang I und der Habitate/Populationen Flächen, die aneinandergrenzen und für welche die der Arten nach Anhang II der FFH-RL. Als günstiger Er- gleiche Dauerpege oder -nutzung geplant ist, werden haltungszustand gelten jeweils die Bewertungsstufen A zu Behandlungseinheiten zusammengefasst. Dies kann (hervorragend) sowie B (gut). Alle Maßnahmen, die auf ggf. auch unter Einbeziehung von Nicht-LRT- bzw. Nicht- Erhaltung eines günstigen Erhaltungszustandes gerich- Habitat(entwicklungs)ächen geschehen. Für jede Be- tet sind, sind Erhaltungsmaßnahmen . Maßnahmen zur handlungseinheit werden aus der LINFOS-Datenbank Überführung aktuell mit einem ungünstigen Erhaltungs- Maßnahmeblätter generiert, welche die für die mit der zustand C (mittel bis schlecht) eingestufter LRT-Flächen Umsetzung des Managementplanes betrauten Behör- und Arthabitate/-populationen in einen günstigen Erhal- den erforderlichen Informationen in Kurzform enthalten. tungszustand sind Wiederherstellungsmaßnahmen . Neben der Darstellung der vorkommenden LRT und Ar- Entwicklungsmaßnahmen sind alle Maßnahmen auf ten und ihres Erhaltungszustandes sowie den geplanten so genannten Entwicklungsächen, welche derzeit Maßnahmen sind dies zum Beispiel Angaben zu den noch nicht als FFH-LRT oder als Habitat einer Art des An- betro!enen Feldblöcken und zur aktuellen KULAP–För- hangs II der FFH-Richtlinie eingestuft werden können, derung (KULAP= Programm zur Förderung von umwelt- die aber der Entwicklung dieser Flächen in Richtung gerechter Landwirtschaft, Erhalt der Kulturlandschaft, eines FFH-LRT oder eines Habitats einer Art des Anhangs Naturschutz und Landschaftspege). Die geplanten II dienen. Mindestens die Entwicklungsmaßnahmen sind Maßnahmen betre!en neben der dauerhaften Nutzung, eindeutig mit einer Aufwertung verbunden und der Ein- Bewirtschaftung und/oder Pege auch instand setzende, gri!sregelung zugänglich. Sie sind darüber hinaus nach in der Regel einmalige Maßnahmen der Erstpege und Einzelfallprüfung als Kohärenzsicherungsmaßnahmen Renaturierung. Hinsichtlich der Pegemaßnahmen wird (Ausgleichsmaßnahmen zur Sicherstellung der globalen eine Verknüpfung der Maßnahmeblätter mit den KULAP- Kohärenz von Natura 2000) geeignet, soweit sie nicht zur Abstimmungsprotokollen über die LINFOS-Datenbank Verbesserung de%zitärer Erhaltungszustände erforder- vorbereitet (Abb. 18). lich sind und damit bereits eine Verpichtung zur Durch- führung solcher Maßnahmen besteht. 3.4.3 Harmonisierung mit bestehenden Die sich aus den einzelnen LRT- und Habitatächen erge- Förderprogrammen benden Maßnahmeächen erhalten eine ID entsprechend Die geplanten Maßnahmen zur Erhaltung, Wiederherstel- ihres Maßnahmetyps. So werden Flächen, auf denen Er- lung und Entwicklung von LRT sowie Habitaten von An- haltungsmaßnahmen geplant sind gekennzeichnet mit hang-II-Arten sind mit den zur Verfügung stehenden För- einer ID von 50000 – 59999, solche auf denen Wiederher- derprogrammen in Einklang zu bringen. Häu%g bedarf es 144 ASTRID THUROW , DÖRTHE M AHNKE , F RANK M EYER & HEIKO UTHLEB

Abb. 18: Beispiel eines Maßnahmeblattes als Report aus der LINFOS-Datenbank (Stand 10/2011)

Abb. 19: Für die Aufrechterhaltung des günstigen Erhaltungszustandes des LRT 6210 ist eine Fortführung der Schafbeweidung dringend erforderlich (Aufn. F. MEYER ) Managementplanung für Natura 2000-Gebiete in Thüringen 145

Abb. 20: Schematische Darstellung der geplanten Maßnahmen im Bereich der Unstrut, FFH-Gebiet 184 (LINFOS, Stand 10/2011) einer Anpassung der KULAP-N-Förderkulisse (KULAP-N, 3.4.5 FFH-Gebiet 4: Umsetzung KULAP, Teil Naturschutz) an die Behandlungseinheiten, Ein zentrales Problem im FFH-Gebiet 4, welches stellver- deren Grundlage die Geometrien der erfassten LRT und tretend für die Situation im Südharzer Zechsteingürtel Arten sind. Hinsichtlich der Pegeempfehlungen ist zu und Gipskarst steht, stellen die gravierenden Pege- prüfen, ob diese gegenüber den im Managementplan bzw. Nutzungs de%zite dar. Es stellt sich die Frage, wie ins- beschriebenen Maßnahmen widersprüchliche Angaben besondere die im gesamten Gebiet verstreuten Flächen enthalten. Diese Widersprüche sollen ggf. im Manage- der Kalktrockenrasen zukünftig wieder einer regelmä- mentplan dargestellt werden. ßigen Nutzung bzw. Pege zugeführt werden können. Die für den Abgleich zwischen Managementplanung Die LRT 6210 und 6210* nehmen im Gebiet zusammen und Förderprogrammen erforderlichen Informationen mit 6210-Entwicklungsächen etwa 38 ha ein. Auf nur wie Feldblockkataster, KULAP-N-Förderkulisse und -Pe- 15 % dieser Fläche wird aktuell eine durch KULAP geför- geempfehlungen sind in der jeweils aktuellsten verfüg- derte Beweidung durchgeführt. Dabei weist mehr als die baren Version im LINFOS verfügbar. Hälfte der Flächen des LRT 6210 einen ungünstigen Er- haltungszustand auf, zahlreiche weitere drohen bei fort- 3.4.4 FFH-Gebiet 184: Umsetzung dauernder Nichtnutzung der Flächen in naher Zukunft Die Ergebnisse der Managementpläne sind in andere in diesen abzugleiten oder sogar Wald zu werden. Diese Fachplanungen zu integrieren. Für das FFH-Gebiet 184 Flächen be%nden sich derzeit in einem Zustand, der eine sollen insbesondere die geplanten Maßnahmen für die Förderfähigkeit seitens der Landwirtschaftsverwaltung Bachmuschel sowie Helm- und Vogel-Azurjungfer in den ohne vor geschaltete Instandsetzungs maßnahmen nicht entsprechend den Maßgaben der EU-Wasserrahmen- realistisch erscheinen lässt. richtlinie zu erstellenden Gewässerentwicklungskonzep- Das Pegede%zit ist im FFH-Gebiet 4 nicht so sehr auf ten Berücksichtigung %nden. die im Allgemeinen geringen Schafbestände zurückzu- Die als Entwicklungsmaßnahme für die Grüne Keiljung- führen. Vielmehr werden aktuell Flächen beweidet, die fer (Ophiogomphus cecilia ) geplante Revitalisierung der auch gut mähbar sind, mehrheitlich dem LRT 6510 zu- Unstrut zwischen Ritteburg und Kalbsrieth wurde in Ab- zuordnen sind und teilweise im Sinne der LRT-Erhaltung stimmung mit der Wasserwirtschaftsverwaltung in den auch der Mahd bedürfen. Dagegen liegen die dringend Managementplan aufgenommen (Abb. 20). Ziel der Maß- beweidungsbedürftigen Flächen des LRT 6210 großä- nahme ist die Sicherung eines Entwicklungskorridors in chig brach. Hier sind Umsteuerungen in der Praxis der Verbindung mit einer Initiierung zur eigendynamischen Flächennutzung erforderlich. Entwicklung des Gewässers. Somit soll der Lebensraum Im Ergebnis der im Rahmen des Managementplanes ge- für die Gewässer fauna und insbesondere für die inner- führten Abstimmungsgespräche gibt es Bestrebungen, halb des FFH-Gebietes geschützten Libellen-Arten ver- mit Hilfe des Deutschen Verbandes für Landschaftspe- bessert werden. Das Projekt soll als Umsetzungsprojekt ge e. V. einen lokalen Landschaftspegeverband zu grün- der Wasserrahmenrichtlinie übernommen werden. den. In einem damit verbundenen Projekt sollen durch Entbuschungen instandgesetzte LRT-Flächen zur Dauer- pege an Schäfereibetriebe vermittelt werden. 146 ASTRID THUROW , DÖRTHE M AHNKE , F RANK M EYER & HEIKO UTHLEB

Unabhängig von solchen positiven Ansätzen, stellt sich Somit steht die Planung künftig als elektronisches Ar- das Problem der nachhaltigen Sicherung der Bewei- beitsinstrument den Naturschutzbehörden zur Verfü- dung auf den beweidungsabhängigen LRT-Flächen. Eine gung, deren Daten weiterverarbeitet und jederzeit fort- Beweidungs kontinuität wird zumindest mittelfristig am geschrieben und dem aktuellen Stand angepasst werden Fehlen entsprechender Betriebe scheitern, weil in der können und sollten. Sie können den Behörden außerdem Schäferschaft ein sehr hohes Durchschnitts alter in der für weitere Fachplanungen als Grundlage dienen. Die Regel mit ungeklärten Nachfolge regelungen gekoppelt TLUG will die wichtigen Ergebnisse der Management- ist. Es sind Lösungen zu suchen, wie die Beweidung der pläne darüber hinaus der Ö!entlichkeit zur Verfügung Kalktrockenrasen künftig deutlich attraktiver gestaltet stellen. Eine Auswahl der Ergebnisse soll über das System werden kann. Cadenza Web – einer GIS-Ebene im Internet – im Netz verfügbar werden. 3.5 Abstimmung der Planung und ցentlichkeitsbeteiligung 5 Ausblick

Zu Beginn der Managementplanung erfolgte für beide Ab dem Jahr 2012 soll die Bearbeitung der Management- FFH-Gebiete eine ö!entliche Bekanntmachung im Amts- pläne breiter in das Land getragen werden. Dazu sollen blatt der berührten Gemeinden. 11 Pläne, verteilt auf alle vier Planungsregionen, durch Während der Erarbeitung der Pläne wurde bei jedem das TLVwA beauftragt und die TLUG begleitet werden. Arbeitsschritt die PAG beteiligt und ein Grundkonsens Es sollen vier nach den Planungsregionen zusammenge- hergestellt. Die Mitglieder der PAG brachten sich aktiv in fasste Vergabelose gebildet werden, die eine eXziente die Planung ein und unterstützten insbesondere die Be- Begleitung und einen sparsamen Personaleinsatz er- teiligung der betro!enen Nutzer und der Ö!entlichkeit. möglichen sollen. Schwerpunkt der Ö!entlichkeitsbeteiligung war die Ab- Die zu bearbeitenden FFH-Gebiete wurden so ausge- stimmung mit den Landnutzern. Es wurden Vorschläge wählt, dass in ihnen in der Regel solche Lebensräume zur Optimierung der Bewirtschaftung der betre!enden oder Arten vorkommen, deren Erhaltungszustand lan- LRT-Flächen vorgestellt und gemeinsam diskutiert. Die desweit als schlecht eingeschätzt wird (FRITZLAR et al. Abstimmungen verliefen konstruktiv und es konnte auch 2009). Das betri!t vor allem die Lebensraumtypen 3140 hier ein Grundkonsens hergestellt werden. (Nährsto!arme bis mäßig nährsto!reiche, kalkhaltige Nach Fertigstellung der Planentwürfe wurden die in Thü- Stillgewässer mit Armleuchteralgen) und 4030 (Trockene ringen anerkannten Naturschutzverbände, Kommunen Heiden, s. Abb. 21) sowie die Kleine Hufeisennase. Insbe- und der Landesnaturschutzbeirat beteiligt, deren Anre- sondere die Heiden sind durch Nutzungsauassung und gungen und Einwände in die Planung einbezogen wur- nachfolgende Sukzession in Thüringen stark im Bestand den. bedroht. Am Ende der Planungen erfolgten vor Ort ö!entliche In- formationsveranstaltungen, die gut besucht waren. Die Aufklärung zum Thema Natura 2000 wurde positiv aufge- nommen und das Interesse an der Managementplanung geweckt, was den regen Diskussionen zu entnehmen war. Die Resonanz und Qualität verschiedener Presseartikel war dagegen sehr di!erenziert, so dass zukünftig Hilfe- stellungen durch die Erarbeitung von Pressemitteilungen angeboten werden sollen. Die Ö!entlichkeitsbeteiligung erwies sich als notwen- diger Bestandteil des Planungsprozesses und förderte vor Ort die Akzeptanz für Natura 2000.

4 Datenverwaltung

Wie von vielen Nutzern der Pläne nachgefragt, werden im Rahmen der Managementplanung auf traditionelle Weise analoge Pläne erarbeitet. Hinter dieser Oberä- che wurde jedoch im Landschaftsinformationssystem LINFOS des Landes Thüringen eine Datenbankstruktur gescha!en, die alle wichtigen Daten der Management- planung aufnimmt. Sie enthält alle Kartenthemen wie Abb. 21: Der von der Besenheide (Calluna vulgaris ) geprägte Gebietsgrenzen, LRT- und Habitatächen sowie Maßnah- FFH-Lebensraumtyp 4030 be%ndet sich landesweit in einem meächen. Dem jeweils zugeordnet sind ächengenaue schlechten Erhaltungszustand, wofür vor allem eine veränderte oder aufgegebene Flächennutzung verantwortlich ist – hier durch Angaben zu den Erhaltungszuständen von LRT und Ar- Sukzession bedrohter Bestand im FFH-Gebiet „Tannbach-Klinge- ten sowie die nötigen Maßnahmen. felsen“. (Aufn. F. MEYER ) Managementplanung für Natura 2000-Gebiete in Thüringen 147

Auch wenn für die Vogelschutzgebiete keine rechtlichen FRITZLAR, F., U. VAN HENGEL , W. WESTHUS & A. LUX (2009): Der Erhaltungs- Bestimmungen hinsichtlich der Managementpläne be- zustand der Arten und Lebensraumtypen der Fauna-Flora-Ha- stehen, sollen die Vogelschutzgebiete wegen der auch bitat-Richtlinie in Thüringen 2001 bis 2006. – Landschaftsp. u. Natursch. Thür. 46 (2): 53–64 hierfür notwendigen Managementmaßnahmen zukünf- IVL – INSTITUT FÜR VEGETATIONSKUNDE UND LANDSCHAFTSÖKOLOGIE (2007): Mo- tig mitbeplant werden. In der ersten Stufe sollen die Flä- di%zierung der Methodik der O!enland-Biotopkartierung mit chenanteile von Vogelschutzgebieten in FFH-Gebieten dem Ziel der Berücksichtigung der FFH-Lebensraumtypen und gemäß der Anforderungen der Europäischen Vogel- der FFH-Berichtspicht. Hemhofen-Zeckern schutz-Richtlinie mitbearbeitet und somit eine Harmo- PAN & ILÖK (2009a): Bewertung des Erhaltungszustandes der nisierung von FFH- und Vogelschutzbelangen erreicht Lebensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie in Deutschland – Überarbeitete Bewertungsbögen werden. Zukünftig sollen die Vogelschutzgebiete ein- der Bund-Länder-Arbeitkreise als Grundlage für ein bundes- schließlich der enthaltenen FFH-Gebiete im Zusammen- weites FFH-Monitoring; erstellt im Rahmen des F(orschungs)- hang bearbeitet werden. Auf Grund sehr verschiedener und E(ntwicklungs)-Vorhabens „Konzeptionelle Umsetzung Anforderungen, Maßstabsebenen und Beteiligter sowie der EU-Vorgaben zum FFH-Monitoring und Berichtspich- der Trennung in die Fachbeiträge Wald und O!enland ten in Deutsch land“; Im Auftrag des Bundesamtes für Natur- wird eine solche, ineinander geschachtelte Planung eine schutz – FKZ 805 82 013; Auftragneh mer: Planungsbüro für angewandten Naturschutz GmbH, München; Institut für Land- große Herausforderung darstellen. schaftsökologie, AG Biozönologie, Münster Mit der Erarbeitung der Muster-Managementpläne ent- PAN & ILÖK (2009b): Bewertung des Erhaltungszustandes der Ar- wächst die Managementplanung (Fachbeitrag O!en- ten nach Anhang II und IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie land) in Thüringen zunehmend der Experimentierphase. in Deutschland – Überarbeitete Bewertungsbögen der Bund- Es wird weiterhin darauf ankommen, sie kontinuierlich Länder-Arbeitkreise als Grundlage für ein bundesweites zu entwickeln und neuen Anforderungen anzupassen. FFH-Monitoring; erstellt im Rahmen des F(orschungs)- und E(ntwicklungs)-Vorhabens „Konzeptionelle Umsetzung der Vorrangig ist es jedoch an der Zeit, die Bearbeitung der EU-Vorgaben zum FFH-Monitoring und Berichtspichten in Natura 2000-Gebiete wesentlich auszuweiten und in der Deutsch land“; Im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz Fläche wirksam werden zu lassen. – FKZ 805 82 013; Auftragneh mer: Planungsbüro für ange- Auch wenn nun der Grundstein für die Management- wandten Naturschutz GmbH, München; Institut für Land- planung des O!enlandes gelegt ist, steht die Verwal- schaftsökologie, AG Biozönologie, Münster tung in Thüringen jenseits der Planung vor erheblichen RANA – BÜRO FÜR ÖKOLOGIE UND NATURSCHUTZ F. M EYER (2010): Monito- ringkonzept (Bundes- und Landesmonitoring) für die Tier- und Herausforderungen bei der Umsetzung der Querschnitts- Panzenarten nach Anhang II, IV und V der FFH-RL sowie für aufgabe Natura 2000. Dabei ist eine systematische Um- das allgemeine Monitoring (Bund) für die O!enland-Lebens- setzung der in den Managementplänen verzeichneten raumtypen nach Anhang I der FFH-RL in Thüringen. – unverö!. notwendigen Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaß- Gutachten, im Auftrag der Thüringer Landesanstalt für Umwelt nahmen zu etablieren. Dafür sind Partner außerhalb der und Geologie Verwaltung zu suchen bzw. geeignete Strukturen gezielt SUNDSETH , K. (2011): Ausweisung Besonderer Schutzgebiete. – Natu- ra 2000, Newsletter „Natur und Biodiversität“ der Europäischen zu stärken. Auch die „traditionellen“ Förderinstrumente Kommission 30 : 10–13 wie NALAP (Programm zur Förderung von Maßnahmen TLUG – THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (2001): Kar- des Naturschutzes und der Landschaftspege in Thürin- tieranleitung zur O!enland-Biotopkartierung im Freistaat Thü- gen), KULAP und z. T. auch ENL sind u. a. an den aktuellen ringen. Jena Anforderungen von Natura 2000 weiter zu entwickeln. TMLNU – THÜRINGER M INISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, NATURSCHUTZ UND Dabei sind die konkreten Förderbedingungen so aus- UMWELT (2009): Hinweise zur Umsetzung des Europäischen Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“ in Thüringen, Verwaltungs- zugestalten, dass die notwendigen Schutzmaßnahmen vorschrift des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Na- systematisch umsetzbar sind. Gegebenenfalls bedarf es turschutz und Umwelt vom 22. Juli 2009 (Az.: 224-41462). – der Entwicklung ergänzender Finanzierungsinstrumente, ThürStAnz 33/09: 1383 !. deren Förderbedingungen sich u. a. an der Umsetzung TLUG – THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (2009): von Natura 2000 orientieren. Bachmuschel (Unio crassus ). – In: Artensteckbriefe Thüringen Nicht zuletzt ist das Thema Natura 2000 breiter in die 2009: http://www.tlug-jena.de/imperia/md/content/tlug/abt3/ artensteckbriefe/weichtiere/artensteckbrief_unio_crassus_ Gesellschaft zu transportieren. Dies ist wichtig, um die 17072009.pdf Akzeptanz für die notwendigen Maßnahmen zu stärken, Synergiee!ekte mit Aktivitäten Dritter zu erzielen und Potenziale zur Wertschöpfung aus Natura 2000 zu er- schließen.

Astrid Thurow, Frank Meyer Literatur RANA – Büro für Ökologie und Naturschutz Mühlweg 39 ANDRES , C. & W. WESTHUS (2000): Artenhilfsmaßnahmen für hochgra- 06114 Halle/ dig gefährdete Stromtalpanzen. – Landschaftsp. u. Natursch. Thür. 37 (2): 33–38 Heiko Uthleb, Dörthe Mahnke ELLWANGER , G., E. SCHRÖDER & A. SSYMANK (2006): Erfahrungen mit Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie der Managementplanung in Natura 2000-Gebieten in Abt. 3 Naturschutz Ref. 33 / Deutschland. In: ELLWANGER , G. & E. SCHRÖDER : Management von NATURA 2000 Natura 2000-Gebieten. – Naturschutz und Biologische Vielfalt Carl-August-Allee 8–10 26 : 9–26 99423 Weimar