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06/2015

Nach fast drei Jahren: 4.12 Know-how Was lange währt Xfce 4.12 Xfce

82 Xfce 4.12 steht bereit und löst damit nach fast drei Jahren den Vorgänger Xfce 4.10 ab. Zahlreiche Neuerungen warten auf den Anwender: ein verbesserter Windowmanager, besseres Tiling, mehr Support für hochauflö-

sende Bildschirme, ein runderneuerter Mediaplayer und vieles mehr. Martin Loschwitz www.-magazin.de

kete an. Für Ubuntu gibt es einen ei- genen Flavor namens , der auf Xfce als Desktopumgebung setzt. Die Maintainer der entsprechenden Pakete hatten in den vergangenen drei Jahren nicht viel zu tun: Xfce 4.10, das im April 2012 erschienen war, dümpelte fast drei Jahre ohne nennenswerte Updates vor sich hin. Besorgt kursierten auf der Xfce- Developer-Mailingliste bereits Anfragen, ob die Aktivitäten des Projekts zum Er- liegen gekommen seien. Ende Februar kam die Entwarnung in

© liu liming , 123Rf Form von Xfce 4.12. Naturgemäß fällt diese Release etwas größer aus, denn in den drei Jahren hatte sich einiges an- gesammelt. Für Ubuntu 14.04 sowie Ubuntu 14.10 standen zu Redaktions- schluss bereits Ubuntu-Pakete für Xfce Als der Autor dieses Artikels 2001 zum Die Stärke und das Alleinstellungsmerk- 4.12 bereit, die eine Vorschau auf den ersten Mal mit Xfce [1] in Berührung mal für Xfce war immer der geringe Res- Desktop bieten. Beobachtungen von der kam, war noch die Version 3 aktuell, die sourcenbedarf: Während sich moderne Auferstehung eines Totgeglaubten. sich auf GTK 1 gründete. Olivier Fourdan Umgebungen wie KDE und Gnome gerne hatte Xfce anfangs als Erweiterung des mal einige Gigabyte des Arbeitsspeichers Windowmanager Xfwm allzu kargen Fvwm-Desktops gestartet genehmigen, um ordentlich zu funkti- und benutzte Xforms – entsprechend onieren, ist Xfce ganz auf Sparsamkeit Als Xfce vom einfachen Fvwm-Aufsatz steht die Abkürzung Xfce für Xforms ausgelegt. zum vollwertigen Desktop wurde, ging Common Environment. Damit spricht die Lösung gleich mehrere es nach Überzeugung von Olivier Four- Fast alles andere hat sich bei Xfce aller- Zielgruppen an: Xfce ist etwa die bevor- dan auch darum, einen ordentlichen dings mittlerweile geändert. Olivier Four- zugte Wahl für Systeme, die älter und Windowmanager zu schaffen. Damals dan blieb dem Projekt bis heute zwar nicht mehr mit der neuesten Hardware war eine intern so umfassend vernetzte verbunden, aber die vorherige One-Man- ausgestattet sind. Und selbst Anwen- Desktopumgebung wie heute eher eine Show ist Xfce nicht mehr. Ursprünglich der, die einen flinken Rechner ihr Eigen Ausnahme, die Regel waren Kombina- ein schlichtes Panel ist Xfce inzwischen nennen, lernen Xfce schätzen: Weil auf- tionen aus verschiedenen Panels wie zu einer ausgewachsenen Desktopum- wändige Grafikeffekte fehlen, wirkt die Gnome mit diversen Windowmanagern. gebung herangewachsen: Das Panel ist Arbeitsoberfläche einfach, schnörkellos Der Windowmanager Xfwm war von An- zwar nach wie vor ein Bestandteil, aber und schnell (Abbildung 1). fang an perfekt in die entstehende Desk- Xfce hat auch einen Windowmanager na- topumgebung integriert. mens Xfwm, einen eigenen Dateimana- Herstellers Liebling Für Xfce 4.12 haben die Entwickler den ger namens Thunar und ein Abspielpro- Fokus auf zwei Eigenschaften von Xfwm gramm für Mediendateien. In Form von Die Anbieter diverser Linux-Distributi- gelegt: So haben sie den Dialog überar- gibt es sogar einen Webbrowser, onen kennen die Vorteile von Xfce und beitet, der beim gemeinsamen Drücken der auf Webkit-GTK+ basiert. bieten das Programm als Teil ihrer Pa- der [Alt]- und [Tab]-Tasten erscheint. Der 06/2015 Know-how Taskswitcher war bei Xfce lediglich eine Leiste mit den Symbolen der laufenden Programme, vergleichbar also beispiels- weise mit Windows.

Im Xfwm von Xfce 4.12 haben Nutzer 4.12 Xfce nun die Wahl zwischen drei Erschei- nungsbildern: Modus 1 spiegelt die alte Optik und das alte Verhalten wieder, lässt 83 sich nun aber per Xfce-Theme in jeder Hinsicht optisch aufpeppen. Die zweite Variante bringt anstelle von Symbolen

eine Liste der Fenstertitel auf den Schirm, www.linux-magazin.de was insbesondere dann praktisch ist, wenn mehrere Fenster desselben Typs offen sind, die sich nur durch den Titel unterscheiden, also zum Beispiel Termi- nalfenster. Modus 3 ist richtig schick: Hier zeigt Xfwm die Programmfenster verkleinert in einem Rahmen zusammen mit dem jeweiligen Programm-Icon an. Je nach Abbildung 1: Xfce ist nach wie vor ein simpler, schnörkelloser Desktop. In Version 4.12 haben die Entwickler Größe der Schrift im Fenster lässt sich aber viel Komfort nachgerüstet. dabei sogar der Text lesen, der sich in den Fenstern befindet. Dieser Modus setzt 2). Im ersten Moment irritiert das mehr, sich schnell mit Problemen konfrontiert. allerdings den Compositor-Modus vor- als es nützt, doch gewöhnt man sich Auf einem 23''-Display mit 4K-Auflösung aus, der seinerseits deutlich Hardware- schnell an den Effekt. lassen sich Symbole und Schriften so nur intensiver ist als die anderen Modi. Auch das automatische Andocken von noch schemenhaft erkennen. Fenstern am Bildschirmrand haben die Hier greift die vielleicht wichtigste Ände- Besseres Tiling Entwickler sowohl für Fenster mit wie rung von Xfwm 4: Der Windowmanager auch für jene ohne CSD besser als zuvor kommt ab Werk nämlich jetzt mit zwei Tiling meint im Desktopkontext die ka- umgesetzt. Per Kombination aus [Alt] Arbeitsweisen, die extra für den Hidipi- chelartige Aufteilung der Fenster des und dem Mausrad lassen sich auch ein- Modus (High Dots Per Inch) gemacht gesamten Desktops. Für Xfce 4.12 ha- zelne Fenster heranzoomen. sind (Abbildung 3). Diese Themes haben ben die Entwickler das Tiling von Xfwm beispielsweise größere Standardwerte für erheblich verbessert, wenn Client-Side Große Bildschirme, hohe die Schriftgröße. Der Anwender kann so Decorations (CSD) zum Einsatz kommen. Auflösungen immer alle Texte lesen und alle Symbole Der Begriff der CSD ist dabei GTK-3-spe- erkennen. Xfwm ist damit sogar Mac OS zifisch: Gemeint ist die Fähigkeit eines Schließlich haben sich die Entwickler X voraus, denn für OS X existiert bis Programms, über Eigenschaften wie den auch um das Thema hohe Auflösungen heute kein brauchbarer Hidipi-Modus. Rahmen des eigenen Fensters selbst zu gekümmert. Das betrifft Desktopumge- Insgesamt sind die Änderungen an Xfwm entscheiden. Wenn CSD verwendet wer- bungen und ist wie ein Wink aus der jedenfalls sehr gelungen. den, ist also das jeweilige Programm für Vergangenheit. Denn zu Zeiten von seinen Fensterrahmen und die Anord- 15-Zoll-Bildschirmen und der ersten Beim Panel wenig Neues nung der Buttons für Schließen und Mi- LCD-Displays mit geringer Auflösung nimieren verantwortlich. hatten die Entwickler und Hersteller ihre Das Xfce-Panel ist zwar einerseits quasi In Zeiten von Xfce 4.10 stand das Thema Desktop­umgebungen an jene niedrigen die Keimzelle von Xfce, doch ist es auf der CSD noch nicht besonders hoch im Kurs. Werte gewöhnt. Bis heute blieb diese Ad- anderen Seite auch eine relativ unspekta- Doch ist CSD in GTK-3-Anwendungen ein aption weitgehend erhalten. Wer größere kuläre Komponente. Xfce 4.12 bringt für wichtiger Faktor geworden. Xfwm 4.12 Auflösungen oder kleinere Screens bei das Panel gerade mal zwei Neuerungen beherrscht nun vollständig das Tiling und gleichbleibender Auflösung nutzt, sieht mit: Das Panel merkt nun, wenn es von das automatische Anordnen von Fens- tern, die CSD nutzen. Im Test führte der erweiterte CSD-Support bisweilen zu kuriosen Effekten: Fenster, die gerade den Fokus haben, erhalten beispielsweise eine andere Fensterdeko- ration als jene ohne Fokus (Abbildung Abbildung 2: Beim Standard-Theme haben Fenster mit Fokus andere Dekorationen als Fenster ohne Fokus . 06/2015 Know-how Das war aber durch entsprechende Kon- figuration im Xfce-Kontrollzentrum leicht wieder in den Griff zu bekommen.

Xfce 4.12 Xfce Aufgemöbelt: Der Media­ player

84 Gründlich vorgenommen haben sich die Entwickler den Mediaplayer Parole. In den Release-Notes zu Xfce 4.12 bezeich- nen sie das komplette GUI als Rewrite

www.linux-magazin.de der Version, die zu Xfce 4.10 gehört. Tat- sächlich bietet Parole viele neue Funkti- onen, teils unter der Haube, teils an der Oberfläche. Dabei hatte es der Medienspieler nicht immer leicht: Als Parole zum ersten Mal als Bestandteil des Xfce-4-Goodies-Pakets Abbildung 3: Der Default-Xhdpi-Modus ermöglicht den Betrieb von Xfce auf den Displays mit besonders erschien, waren viele Anwender irritiert. hoher Auflösung. Eingedenk einer Vielzahl von Medien- spielern auf Basis des Gstreamer-Frame- einem Fenster verdeckt würde, das der über eine eigene Plugin-Schnittstelle, work fragten sich viele, ob es wirklich Nutzer gerade per Drag & Drop auf dem wobei zum Beispiel viele der Icons im eines weiteren Players in Form von Pa- Desktop verschiebt. Dann ergreift es die Systemtray in Form von GTK-3-Plugins role bedurfte. Heute sehen sich die Kri- Flucht und versteckt sich, bis seine ur- implementiert sind. Konnte Xfce 4.10 tiker widerlegt: Multimedia-Frameworks sprüngliche Position wieder frei ist. noch ausschließlich mit Panels für GTK wie Gstreamer existieren ja gerade, um Das Feature für das intelligente Verste- 2 umgehen, so beherrscht der Nachfolger Frontends die Nutzung gemeinsamer cken bietet einen guten Kompromiss für nun also auch die Plugins der neueren Funktionalität zu ermöglichen. die Anwender, die zwar nicht wollen, Bibliothek. Parole war stets in Sachen Usability und dass sich ihr Panel immer automatisch Traditionell hat Xfce viele Vorteile aus Optik klar in Xfce eingepasst und ver- verbirgt, bei denen es aber auch nicht re- der Fähigkeit gezogen, Gnome-Plugins mittelt eine stimmige Nutzererfahrung. gelmäßig mit der Leiste beim Verschieben zu laden. Diese Option steht Xfce auch Das ist auch in Xfce 4.12 nicht anders. von Fenstern kollidieren soll. in Zukunft offen – auch wenn im Test Gerade durch den vollständigen Rewrite Obendrein kann das Panel in Xfce 4.12 bisweilen Probleme in Sachen Themeing der Oberfläche von Parole passt sich GTK-3-Plugins laden, die diverse Funk- auftraten: So hatte das Tray-Icon mit den seine Version 0.8 nahtlos in die leicht tionen auf GTK-Basis nachrüsten kön- GTK-3-Plugins häufig eine andere Hinter- überarbeitete Optik von Xfce 4.12 ein, nen. GTK selbst verfügt seit Ewigkeiten grundfarbe als der Rest des Xfce-Panels. die maßgeblich auf GTK 3 beruht. Noch immer lässt sich der Medienspieler dabei auch von unerfahrenen Anwendern pro- blemlos bedienen (Abbildung 4). Optisch fällt vor allem auf, dass die But- tons zur Steuerung der Wiedergabe nun dynamisch in den Player eingeblendet werden, wenn sich der Mauszeiger auf dem Fenster befindet. Bewegt sich der Mauszeiger ein paar Sekunden nicht, ver- schwinden auch die Buttons wieder. Bei der Vorgängerversion waren die Knöpfe stets eingeblendet, falls Parole nicht im Vollbild-Modus lief. Multi-Display-Support für Xfdesktop

Xfdesktop nimmt im Xfce-Universum Abbildung 4: Bei Parole verschwinden nun die Steuerelemente nach einem Timeout automatisch auch im eine Sonderrolle ein – das Programm ist Nicht-Vollbild-Modus. die Desktopverwaltung (Abbildung 5). 06/2015 Know-how Es stellt auf Basis von Xfwm beliebig viele Desktops dar und verwaltet die Fenster, die sich auf diesen Desktops be- finden. Es sorgt auch dafür, dass Fenster von einem Desktop auf einen anderen 4.12 Xfce wandern, falls es der Nutzer so wünscht. Damit ist Xfdesktop eine zentrale Schalt- stelle in Xfce. 85 Wer bis dato unterschiedliche Wall­ papers auf den einzelnen Bildschirmen bei Multi-Display-Setups haben wollte,

bekam ein Problem: Mit Xfdesktop war www.linux-magazin.de dieses Verhalten kaum zu erreichen. Die Version in Xfce 4.12 behebt diesen Man- gel. Indem der Nutzer das Fenster zur Desktop-Konfiguration nur auf einen der betroffenen Bildschirme zieht, legt er das Wallpaper für dieses Display fest. Wer den Schritt auf verschiedenen Screens mehrmals wiederholt, kann unterschied- Abbildung 5: Der Konfigurationsdialog für Monitore beherrscht nun auch mehrere Bildschirme problemlos, liche Hintergründe einstellen. wenn mehr als ein Display verfügbar ist. Eine kleine Spielerei haben sich die Ent- wickler für die Einstellungen der Desk- weiß mit seiner Position durchaus etwas jeweils den Füllstand des Geräts an, auf top-Oberfläche zusätzlich ausgedacht: anzufangen: Für Xfce 4.12 beispielsweise dem sich das Ziel jeweils befindet, und Der Themes-Konfigurator zeigt nun für implementierte er im Eigenschaften-- zwar in Form eines Balkens. jedes Theme eine Vorschau in Form von log die Fähigkeit, mehrere Dateien oder Kaum zu glauben, aber wahr: Bis zu Xfce Farben oder Symbolen an, die einen ers- Ordner zugleich zu verändern (Abbil- 4.12 beherrschte Thunar das Browsen ten Eindruck vom gewählten Design ver- dung 6). mit Tabs nicht. Zwar ist Tabbed Browsing mitteln. Nutzer kennen das Problem: Solange vorrangig von Webbrowsern bekannt und Auch der Konfigurationsdialog des Desk- man sich über das Kontextmenü der rech- dort zum fast unverzichtbaren Feature tops ist in Xfce ein eigenes Programm: ten Maustaste lediglich die Eigenschaften mutiert. Bei Dateimanagern erfüllt die Xfce4‑settings. Beim Releasezyklus zu einzelner Dateien oder Ordner anzeigen Funktion aber ebenfalls einen Zweck – Xfce 4.12 hat auch dieses Werkzeug ei- lässt, stehen Optionen wie das Festlegen wenn man beispielsweise Dateien von nige Neuerungen erfahren. Wieder be- der Zugriffsberechtigungen oder die Kon- einem Ordner in einen anderen kopieren treffen sie vorrangig Systeme mit meh- figuration des Icons für den spezifischen will, ohne ein zweites Fenster auf dem reren Displays: Über den Anzeigedialog Dateityp zur Verfügung. Sind mehrere Bildschirm zu haben. (Abbildung 5) sind nun für einzelne Mo- Dateien gleichzeitig ausgewählt, entfällt Nick Schermer hat in Xfce 4.12 Tabbed nitore unterschiedliche Auflösungen fest- aber diese Option. Browsing für Thunar implementiert. Es legbar. Auch lässt sich die Position von Nicht so bei Thunar: Wenn mehrere steht nun eine Tab-Leiste bereit, wie sie Monitoren zueinander definieren. Der Dateien ausgewählt sind, lässt sich im auch von Browsern bekannt ist. Wer Da- Dialog in Xfce 4.12 erinnert fast schon Eigenschaften-Dialog noch immer ein teien per Drag & Drop von einem Tab in an den in OS X – was in diesem Fall kein Icon festlegen oder an den Permissions den nächsten verschieben will, zieht die schlechtes Zeichen ist. herumschrauben. Die Auch Hotplug geht seit Xfce 4.12 mit Mo- Funktion ist besonders nitoren deutlich besser: Steckt der Nutzer nützlich, um etwa die Zu- ein neues Display an, zeigt der Desktop griffsberechtigungen für automatisch die Option zur schnellen viele Dateien gleichzeitig Einrichtung. Die stellt die neue Ausgabe zu verändern, ohne auf auf ihre präferierte Auflösung und integ- die Kommandozeile aus- riert sie auch in den Rest des Desktops. zuweichen. Im General-Eintrag sorgt Der Dateimanager Thunar Thunar nun zudem für bessere Übersicht hin- Mit gleich mehreren Neuerungen grüßt sichtlich der verfügbaren der Xfce-Dateimanager Thunar seine Speicherkapazität: Für Nutzer. Das Programm steht aktuell un- eine Datei oder einen Ord- Abbildung 6: Im neuen Xfce lassen sich nun mehrere Dateien auf einmal ter der Ägide von Nick Schermer. Und der ner zeigt das Programm editieren. 06/2015 Know-how Teilbereich des Fensters, doch war es dort lediglich möglich, diese per Mausklick einzuhängen. In Dateisystembäumen oder in der Schnellstartleiste tauchten

Xfce 4.12 Xfce sie nicht auf. Obendrein ließ sich ein zuvor gemountetes Gerät nicht ohne wei- teres aushängen und woanders erneut 86 mounten. Den Mangel beseitigt Thunar in Xfce 4.12, sodass all das nun problem- los funktioniert. Sogar Netzwerkmounts zeigt Thunar nun so an wie die Einträge

www.linux-magazin.de für andere Ordner oder Geräte auch. Besseres Powermanage­ ment

Abbildung 7: Runderneuert kommt Thunar daher, insbesondere die Lesezeichenleiste links ist neu. Xfce gilt als einer der Standard-Desktops für mobile Geräte, die zwar nicht sehr alt Symbole einfach auf den anderen Tab rung. Denn wer Thunar bisher nutzte, sind, aber wenig Dampf unter der Haube und wartet kurz – dann erscheint der wusste: Links findet er einen Dateibaum, haben. Primär trifft das auf Netbooks Inhalt des anderen Tabs in der Datei- dessen oberster Eintrag jeweils das per- zu. Zwar haben Tablets jenen mittler- Anzeige, die noch immer den größten sönliche Verzeichnis des Nutzers ist. weile den Rang abgelaufen, doch bleiben Bereich des Fensters ausmacht. Darunter kommen Einträge etwa für ein- viele Netbooks im Einsatz, die als mobi- Auch hier kann Xfce über Thunar eine gesteckte Speichergeräte, für Netzwerk- les Werkzeug für das Lesen von E-Mails gewisse Ähnlichkeit mit OS X nicht ver- devices oder den Papierkorb. oder das schnelle Surfen im Netz zum leugnen, denn dort ist Tabbed Browsing All das sieht in Thunar 4.12 anders aus: Einsatz kommen. im zwar nicht vertreten, aber die Der linke Bereich des Fensters ist nun Hier punktet Xfce gleich mehrfach: Weil Idee, einen Ordner zum Kopieren zu öff- eine Liste von Lesezeichen, die der Be- der Desktop so gut wir keine aufwändi- nen, indem der Nutzer die zu verschie- nutzer nach Belieben per Drag & Drop gen Effekte nutzt, belastet er nur selten benden Dateien direkt auf den jeweiligen erweitern kann (Abbildung 7). Trenn- die CPU und sorgt so für flüssiges Arbei- Link zieht, hat auf OS X viele Fans. Thu- Einträge (Geräte, Orte, Netzwerk) sor- ten und lange Akkulaufzeit. Genau hier nar bietet nun dieselbe Funktionalität. gen für mehr Übersicht. Keine Sorge: Ein haben die Entwickler in Xfce 4.12 noch direkter Link zum persönlichen Ordner mal angesetzt. Besonders das Werkzeug, Schock: Nutzerver­zeich­ findet sich in Form eines entsprechen- über das sich mehrere Powermanage- nisse weg? den Bookmark noch immer – natürlich ment-Funktionen steuern lassen – also frei nach Belieben zu ändern oder zu das Konfigurations-Plugin des Xfce-Pow- Für kurzes Schlucken sorgt in Thunar entfernen. ermanagers –, erscheint bei Xfce 4.12 in von Xfce 4.12 die Ankündigung Nick Apropos Geräte: Das Handling von Volu- neuem Glanz (Abbildung 8). Schirmers, in Thunar keine klassischen mes hat Nick Schirmer für Xfce 4.12 in Der neue Konfigurationsdialog kann es Benutzerverzeichnisse mehr anzuzeigen. Thunar grundlegend umgebaut. Zuvor dabei durchaus mit anderen Systemen Die Beschreibung ist etwas verquer und fanden sich Einträge für vorhandene Plat- wie Windows oder OS X aufnehmen: sorgt im ersten Augenblick für Verwir- ten oder USB-Sticks zwar auch im linken Wenn Xfce erkennt, dass es auf einem mobilen Gerät läuft, zeigt es fein abge- stufte Einstellungen für den Betrieb so- wohl am Stromnetz wie auch mit Batterie an. Es lässt sich ein Zeitrahmen festlegen, nach dem das Gerät in den Hibernate- oder Suspend-Modus wechselt. Im Batteriebetrieb reguliert Xfce auf Wunsch automatisch die Display-Hellig- keit runter. Wenn der Ladezustand der Batterie ein kritisches Minimum erreicht, schaltet Xfce den Rechner auf Wunsch in den Schlafmodus, bis wieder eine Steck- dose in Reichweite ist. Für jedes Ereignis lässt sich festlegen, wann die Xfce-Reak- Abbildung 8: Gut für Laptops und Stand-PCs: Die Energie-Einstellungen lassen sich nun feiner justieren. tion erfolgt – im Minutentakt. 06/2015 Know-how Selbst auf PCs mit ständiger Stromverbin- dung leistet der neue Dialog für Powerma- nagement in Xfce 4.12 gute Dienste: Auch hier ist es ja meistens erwünscht, nach einem vom Nutzer festgelegten Timeout 4.12 Xfce das Display auszuschalten, damit der Rechner nicht so viel Strom verbraucht. Per Mausklick lässt sich obendrein akti- 87 vieren, dass Xfce in solchen Fällen auto- matisch den Bildschirm sperrt. Ins gleiche Horn stoßen die Änderungen

beim Taskmanager, der in Xfce 4.12 auf www.linux-magazin.de GTK 3 portiert worden ist und deutlich schicker aussieht. Wer nach dem Grund für den Dauereinsatz des Lüfters in ei- nem Notebook sucht, wird nun deutlich Abbildung 9: Das neue Whiskermenu (links) ist deutlich übersichtlicher als das alte Menü. In Xfce 4.12 stehen schneller fündig. Eine Suchmaske er- beide Varianten zur Verfügung. leichtert das Finden von Prozessen mit Hilfe des Namens. die klassische Baumstruktur. Es gibt bloß es der Editor freilich nicht aufnehmen, noch zwei Hierarchie-Ebenen. Ein Klick doch für grundlegende Arbeiten reicht Das neue Whiskermenu auf eine der Kategorien rechts führt dazu, er völlig aus. dass die Liste der entsprechenden Pro- Wer ein klassisches Startmenü will, gramme im linken Teil des Menüs er- Fazit: Coole Sache konnte in Xfce dafür bis jetzt das Stan- scheint. dardmenü nutzen. In ihm präsentieren Ein Scrollbalken erleichtert die Nutzung Das Xfce-Team ist seinen Maximen auch sich die wichtigsten Programme in einer des Menüs auch auf kleineren Bild- bei der neuen Version Xfce 4.12 treu baumähnlichen Struktur. Doch die Welt schirmen. Der Dialog unten erlaubt die geblieben. Dass die Entwicklungszeit dreht sich weiter: Windows und auch schnelle Suche von Tools auf Grund- zwischen den beiden Versionen verhält- eine Vielzahl von Linux-Desktops haben lage ihres Namens. Insgesamt rüstet nismäßig lang war, liegt dabei an einer sich von der Baumstruktur verabschiedet das Whiskermenu viel Komfort für die Vielzahl von Faktoren. Innerhalb des und ihre Menüs so umstrukturiert, dass Anwender nach, die ein zentrales Menü Entwicklerteams waren beispielsweise sie eher auf Icons setzen und die am brauchen. einzelne Core-Entwickler zwischenzeit- häufigsten genutzten Programme gleich lich mit anderen Angelegenheiten gut beim ersten Klick anzeigen. Ein neues Mousepad beschäftigt. Xfce 4.12 zieht hier gleich und führt als Trotzdem ist die Freude über Xfce 4.12 Bestandteil des Xfce-Goodies-Pakets das Eine der am wenigsten beachteten Kom- groß. Es sind gerade die kleinen, aber Whiskermenu ein (Abbildung 9). Es un- ponenten bei Xfce ist sicherlich das feinen Details der neuen Version, die hier terscheidet sich von seinem Vorgänger Mousepad, ein simpler Texteditor in und da den zuvor vermissten Komfort in vielerlei Hinsicht: Bereits nach dem etwa auf dem Level von Notepad oder nachrüsten. In Sachen Stabilität gibt sich ersten Klick erscheint links eine Liste Textview in OS X (Abbildung 10). Xfce Xfce 4.12 obendrein so robust wie eh der Programme, die der Nutzer am häu- 4.12 bringt einen kompletten Rewrite und je. Wer mit Version 4.10 zufrieden figsten verwendet. Rechts ist dann zwar von Mousepad mit. Mit einem ausge- war, wird auch die neue Version von Xfce auch ein Menü zu sehen, doch fehlt hier wachsenen Vim oder auch Emacs kann mögen. (jcb) n

Infos [1] Xfce-Website: [http://​­www.​­Xfce.​­org]

Der Autor Martin Gerhard Loschwitz arbeitet als Cloud Architect bei Sys Eleven. Er beschäf- tigt sich dort intensiv mit den Themen Open Stack, Distributed Storage und Abbildung 10: Mousepad will kein Ersatz für Vi oder Emacs sein, eignet sich aber für schnelles Editieren von Puppet. Außerdem pflegt er in seiner Freizeit Textdateien hervorragend. Pacemaker für Debian.