Woran Ich Glaube Der Grund Christlicher Gewißheit
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Helmut Thielicke Woran ich glaube Der Grund christlicher Gewißheit i 1 / t * im i / * HELMUT THIELICKE WORAN ICH GLAUBE DER GRUND CHRISTLICHER GEWISSHEIT IS QUELL VERLAG STUTTGART Dieses Buch erschien bis 1973 unter dem Titel »Ich glaube — Das Bekenntnis der Christen« 1. Auflage dieser Taschenbuch-Ausgabe 1980 1.-6. Tausend 2. Auflage dieser Taschenbuch-Ausgabe 1983 7.-11. Tausend 3. Auflage dieser Taschenbuch-Ausgabe 1986 12.-16. Tausend ISBN 3-7918-2005-2 © Quell Verlag Stuttgart 1965 Printed in Germany • Alle Rechte vorbehalten Einbandgestaltung: JAC Druck und Verarbeitung: Ebner Ulm Man versichert uns dauernd, die Kirchen seien darum so leer, weil die Prediger zu viel Gewicht auf die Lehre legten: auf das »langweilige Dogma«, wie man zu sagen pflegt. Man lasse mich einmal sagen, daß genau das Gegenteil wahr ist; es ist die Ver nachlässigung des Dogmas, die die Predigten so langweilig macht. Der christliche Glaube ist das aufregendste Drama, das der menschlichen Einbildungskraft je geboten wurde. Und gerade im Dogma ist er als dieses Drama verstanden und dargestellt... Das muß man denen, die Christus an den Galgen brachten, zubilligen, daß sie ihn jedenfalls nicht etwa anklagten, langweilig zu sein. Im Gegenteil: Sie fühlten sich in ihrer Sicherheit durch seine Dynamik aufgestört... Wir aber empfahlen ihn als geeigneten Hausliebling für bleiche Geistliche oder für fromme alte Damen. Denen jedoch, die ihn kannten, machte er in keiner Weise den Eindruck eines harmlo sen Milchgesichts: sie widerstanden ihm als einem gefährlichen Feuerbrand. Ja, er war zart mit den Unglücklichen, geduldig mit den ehrlichen Suchern und demütig vor dem Himmel... Er war als Mensch seiner Lebtage in der nachdrücklichsten Weise-kein langweiliger Mensch. Und wenn er Gott war, dann ist Gott wahrhaftig keine langweilige Angelegenheit. DOROTHY t. SAYERS Dies wäre Erneuerung der Kirche: daß unsere Gewissen vom Todesschlaf erwachen, daß wir Jesus hören, daß uns das leben dige, gegenwärtige Wort Gottes neu geschenkt wird. JULIUS SCHNIBWIND Christsein heißt vom Wort und von der überlieferten Bot schaft her leben, deren Wahrheit sich im Leben, in der eigenen Gegenwart und Wirklichkeit von neuem bewährt. HANS FREIHERR VON CAMPENHAUSEN DEM GEDÄCHTNIS MEINER LEHRER JULIUS SCHNIEWIND RUDOLF HERMANN INHALT Vorwort zur 3. Auflage 7 An den Leser Vorwort zur I.Auflage 9 Das Glaubensbekenntnis 16 Was heißt glauben ? 17 I DER VÄTERLICHE WELTGRUND 33 Ich glaube an Gott, den Vater 33 Ich glaube an Gott, den Allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erde 48 Eine Zusatzfrage: Gibt es Wunder» 64 Noch eine Zusatzfrage: Welchen Sinn sollten Wunder haben i 79 II DIE RETTUNG DES MENSCHEN 94 Ich glaube an Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn 94 Empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria 108 Gelitten unter Pontius Pilatus 123 Gekreuzigt, gestorben, begraben 138 Niedergefahren zur Hölle 153 Eine Zusatzfrage: Wo sind unsere Toten? 169 Auferstanden von den Toten 187 Erste Frage: Was sollte am irdischen Jesus außerordentlich sein ? 187 Zweite Frage: Die Auferstehung Christi - Legende oder Realität? 202 Dritte Frage : Wie werde ich des Auferstandenen gewiß ? 217 Aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes 235 Von dannen er wiederkommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten 251 III DAS NEUE LEBEN UND DAS WARTEN AUF DIE ZUKÜNFTIGE WELT 267 Ich glaube an den Heiligen Geist 267 Ich glaube eine heilige christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden 283 Ich glaube die Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben 299 ANHANG 315 Zur Frage »Schöpfung und Naturwissenschaft« 315 VORWORT ZUR 3. AUFLAGE ^X^nn das Buch jetzt zum dritten Male in der Originalausgabe hin ausgeht (in zwei weiteren Auflagen erschien es als Herder-Taschen buch), werden sich seine Leser vielleicht über zweierlei wundern: Einmal darüber, daß der Titel im Zusammenhang dieser Neudurch sicht ein wenig verändert wurde. Früher lautete er ICH GLAUBE und sollte so zum Ausdruck bringen, daß das Zeugnis mit dem Zeu gen verbunden ist. Nicht daß ich da meine Meinung geändert hätte! Doch scheint es mir wichtig zu sein, daß nach reformatorischer An schauung - bei Luther sowohl wie bei Calvin - der Glaube nicht Selbstzweck ist; es geht bei ihm nicht um unsere »Gläubigkeit«. Der Glaube lebt vielmehr von dem, woran er glaubt. Und genau dieses »Woran« soll ja in diesem Buche dargestellt und den Menschen un- 7 serer Zeit mit ihren Fragen, Bedenken und Erwartungen nahegebracht werden. Was manche Leser ferner wundern mag, ist der Wortlaut des Apo stolischen Glaubensbekenntnisses, dem wir uns entlang tasten wollen. Ich habe hier die ursprüngliche Form stehen lassen, in der von » Nie dergefahren zur Hölle« und von der »Auferstehung des Fleisches« die Rede ist. Damit möchte ich die neue ökumenische Fassung, die statt dessen sagt: »Hinabgestiegen in das Reich des Todes« und die Formulierung »Auferstehung der Toten« wählt, keineswegs ver werfen. Sie bleibt der Sache, um die es geht, durchaus treu; und daß sie weniger anstößig klingt und eingängiger ist, mag gerade den säku larisierten Zeitgenossen von einigen Hemmungen befreien, die ihm die »altmodische« Fassung des Textes auferlegen könnte. Obwohl ich mich gerade diesen Zeitgenossen zuwende, habe ich doch den älteren Text beibehalten. Er ist nach meinem Empfinden steiler, aber auch von größerer Präzision als die moderne Glättung. Ich möchte mich wirklich den ärgerlichen Begriffen »Hölle« und »Fleisch« stellen, weil ich meine, daß uns etwas verloren gehen könnte, wenn wir deren Sinngehalte nicht mehr erschließen. Darauf brauchte man freilich auch bei der neuen Fassung nicht zu verzichten. In dem von mir bevorzugten Wortlaut aber haben wir das alles direkt - erschrek- kend und lockend zugleich - vor uns. Dem einen oder andern Leser wird es vielleicht hilfreich sein, wenn ich zur Ergänzung der Schöpfungslehre wenigstens anhangsweise (Seite 326fF.) einen kurzen Abschnitt bringe, der auf das Gespräch zwischen Theologie und Naturwissenschaft hinweist. Es handelt sich hierbei um ein Konzentrat dessen, was ich in dem Buch »Mensch sein - Mensch werden. Entwurf einer christlichen Anthropologie« (Piper-Verlag, München) ausführlicher gebracht habe. Die neu erwachte und oft reichlich chaotisch auftauchende religiöse Frage ruft nach handfestem Material und nach grundsätzlicher Besin nung. Viele suchende Menschen fragen danach. Ihnen gilt mein be sonderer Gruß und der Wunsch, daß ihnen dieses Buch zum Nach denken verhelfen möge. 8 AN DEN LESER Vorwort zur i. Auflage »Glauben Sie, daß das Christentum sich in aufsteigender oder abfallen der Tendenz befindet? «Dieser merkwürdigen Frage begegnete ich in den letzten Jahren immer wieder - und keineswegs nur in Deutsch land. Merkwürdig ist diese Frage deshalb, weil sie im Grunde uninter essant und jedenfalls nicht sachgemäß ist. Denn dort, wo das Christen tum seinen öffentlichen Kurswert verliert und in der gesellschaftlichen Struktur keinen Stellenwert mehr besitzt, kann es in der Substanz gerade gesund sein, kann es lebendige Gemeinden geben und kann die Stunde der Verheißung bevorstehen. Und umgekehrt : Dort, wo es von der Sonne öffentlicher Gunst beschienen ist und vielleicht das Privileg 9 eines gesellschaftlichen Tabus genießt, kann es verfaulen, seiner Dyna mik verlustig gehen und zu einer Hypothek werden, die nur kraft des Trägheitsgesetzes der Überlief erung weiter mitgeschleppt wird. Was kann also jene unsachgemäße Frage nach Hausse oder Baisse des Christentums schon bedeuten? Und ist überdies nicht der bloße Be griff »Christentum« auch für sich schon sehr fragwürdig? Wenn diese vordergründige Frage denn schon gestellt ist, kann man sie vielleicht auch vordergründig beantworten und dann am besten statistisch: Wenn nicht alles trügt, scheinen die Gottesdienste vielfach leerer und auch in ihrem Gehalt nicht selten gewichtsloser zu werden. Gegenläufig zu dieser Bewegung nimmt das sogenannte »religiöse Interesse« immer mehr zu: Fragen der Theologie und der Weltan schauung werden leidenschaftlich diskutiert. Besondere Stoßzeiten der Auseinandersetzung treten dann ein, wenn sachliche Fragen in religiöse Horizonte hineinragen und die Frage nach den Lebensfunda menten virulent werden lassen. Das ist etwa bei der Frage nach den thermonuklearen Waffen der Fall oder beim Problem der Bevölke rungsexplosion und ihrer Bändigung oder bei der biologischen Inge nieurkunst des Menschen und seinem vermeintlichen Recht, die Gene anzutasten. Überall dort, wo der elementare Charakter von Proble men sich in seinem religiösen Bezug zu erkennen gibt, wird die Dis kussion feuerflüssig. Und gerade jugendliche Gesprächspartner machen keinen Hehl aus ihrem Engagement. Diese merkwürdig gegenläufigen Bewegungen eines sinkenden und eines aufstrebenden Interesses sind gewiß nicht ohne kontrapunk tischen und also gesetzmäßigen Zusammenhang: Daß die religiöse Diskussion derart belebt ist, hangt damit zusammen, daß die elemen taren Schicksalsfragen ganz von selbst dafür sorgen, die ihnen ent sprechende »religiöse« Frage - nämlich die Frage nach dem Sinn, nach dem Horizont menschlicher Existenz - laut werden zu lassen. Und umgekehrt: Daß die kirchliche Verkündigung weithin im Leeren verpufft und nicht »ankommt«, mag darin gründen, daß ihr Sitz im Leben, daß ihr Existenzrang unerkannt bleibt und vielleicht auch nicht erkennbar gemacht wird. 10 Für den, der selber verkündigt und von Berufs wegen Theologie treibt, ist das eine Situation, die ihn zur Besinnung und möglicher weise zu harten Revisionen