MOMENTUM Schauspiel Von Lot Vekemans
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AUSGABE ! / August & September "#"# Zwischen den Marc Lontzek © Zeiten: Foto ein Reigen um Corona NEU IM SPIELPLAN MOMENTUM Schauspiel von Lot Vekemans TANZTHEATER 1 Vom Herstellen eines Alltags, in dem es keinen Alltag gibt. Intendant Georg Heckel im Gespräch mit Maila von Haussen Foto Schaefer © A.T. Georg Heckel Indendant Wie blickst du jetzt, am Ende der Jubiläumssaison, auf die zu wissen, dass man jetzt bis auf Weiteres nicht mehr spielen Spielzeit !$/%&? würde, wohin also könnte eine weitere Probenarbeit noch führen? Georg Heckel: Bis zum #$. März, als wir den Spielbetrieb einstellen Ich habe innerlich damit gekämp!, meine Erwartung auf die Pre- mussten, ist die Spielzeit sehr gut verlaufen. Wir hatten schöne miere aufzugeben … Premieren und gelungene Jubiläumsveranstaltungen — von der Ich habe die Zeit als herausfordernd erlebt, weil so viele Dinge Verö"entlichung des Jubiläumsbuches über den Festakt bis hin in Einklang gebracht werden mussten. Von außen werden wir ja zum Theaterball. Jetzt scheint das alles ganz weit weg, als blicke durch unsere Produktionen wahrgenommen, die auf der Bühne man in eine ganz andere Zeit: eine Zeit, in der man in ein volles zu sehen sind. Innerhalb des Theaters gibt es natürlich noch ganz Auditorium sah, in der die Menschen sich uneingeschränkt begeg- andere Mechanismen und Zusammenhänge, wie den Betrieb der net und ins Theater geströmt sind … Werkstätten, den Bühnen- und den Gastspielbetrieb, die alle zu unterschiedlichen Zeitpunkten von den Auswirkungen und den Ausgerechnet »Die Prinzessin auf der Erbse«, deine erste Schutzmaßnahmen der Pandemie betro"en waren und deshalb Regiearbeit hier in Detmold, war unser erstes »Corona-Opfer«: auch unterschiedliche Aufmerksamkeit erfordert haben. Das Pressegespräch fand noch am !%. März statt, doch die für Wir sind froh, bis zum heutigen Tag keinen einzigen Coronafall den %&. März vorgesehene Premiere musste abgesagt wer- im Theater gehabt und somit keine Ausbreitung innerhalb des den. »Shakespeare In Motion«, »Die Wunderübung«, »Yvonne, Theaters erlebt zu haben, man muss aber damit rechnen, dass Prinzessin von Burgund« und »Don Giovanni« folgten, ebenso das Virus das Theater erreichen könnte. Ich war daher in dem das Dîner Blanc und das Schlossfestival. Wie hast du diese Moment weniger dabei, an meine Produktion zu denken, sondern erste Phase der Pandemie erlebt? sämt liche Produktionsabläufe so zu koordinieren, dass eine Georg Heckel: Am Tag vor meiner Hauptprobe # hatten wir Wiederaufnahme des Theaterbetriebs so sinnvoll und angemes- beschlossen, dass wir am Folgetag keine Vorstellung mehr spielen sen schnell wie möglich erfolgen kann — mit den vorgegebenen würden. Zu proben war bis dahin noch möglich und schien Zuschauerbeschränkungen und Distanzregelungen etc. sinnvoll. Es war die Probe, bei der zwar das Orchester noch nicht dabei ist, aber wo alles andere - Kostüme, Maske, Bühne, Licht, Zunächst wurde alles bis zum !".#. abgesagt, dann bis zum Darsteller*innen - zusammen%ießt und man zum ersten Mal !$.#., dann bis Ende April, dann beendeten die meisten Häuser einen groben Blick darauf werfen kann, wie sich am Ende das Bild vorzeitig die Saison. Nicht so das Landestheater Detmold. Was zusammen setzen kann. ließ uns einen anderen Weg einschlagen als z. B. das Theater Am Vorabend war ich nach der Probe noch zum Vorstellungsende Bielefeld? am Großen Haus gewesen und habe die sich entspannt und ange- Georg Heckel: Die Entscheidungen haben immer Verwaltungs- regt unterhaltenden Menschen nach der Vorstellung von »Adams direktor Stefan Dörr und ich gemeinsam getro"en — immer in Äpfel« aus dem Theater strömen sehen. Es war geradezu absurd, hervorragender Abstimmung mit dem Betriebsrat und mit den Vertretern der Politik, also mit Bürger- meister und Landrat, der ja gleichzeitig auch Aufsichtsratsvorsitzender der Landes- theater Detmold GmbH ist. Es hat sich für uns von Anfang an bewährt, auf Sicht zu fahren. Wir haben Maßnahmen ergri!en, die im Bereich des Möglichen sind, die das Haus als Ganzes schützen sollten. Als GmbH sind wir natürlich anders aufgestellt als das Theater Bielefeld, wir haben eine Eigen- verantwortlichkeit, was unsere "nanzielle Situation und Perspektive betri$ — inner- halb des gesetzlichen Rahmens und des Fün%ahresplans. Aber wir haben im Unter- schied zu Bielefeld auch keine Vorgaben der Stadt gehabt. Das ermöglichte es uns, diese Saison eben nicht — wie wir "nden — sinnlos früher abgebrochen zu haben. Wir haben immer geschaut, wie der Spagat aus Verant- wortung in Bezug auf Mitarbeitergesundheit und Corona-Hotspots für das ö!entliche Leben einerseits und die Wiederaufnahme des Spielbetriebs andererseits — was ja nun einmal unsere grundsätzliche Aufgabe ist — Bei der »Night of Light !"!"« wurde in der Nacht zu scha!en ist. vom !!. auf den !#. Juni bundesweit auf die Not der Veranstalterbranche hingewiesen. Welche Maßnahmen hat das Landestheater Detmold ergri$en? die Umsetzung auf und hinter der Bühne. Georg Heckel: Wir sind einen ungewöhn- Wir hatten eine große Oper angesetzt als lichen Weg gegangen: Wir haben die Spiel- Erö!nungsproduktion, »Turandot«, und zeitpause geteilt und die ersten &' Tage es ist einfach klar, dass eine so personell vorgezogen. Damit sollten die Proben für aufwändige Oper nicht reduziert gespielt die ersten Premieren der Spielzeit ()/(& als werden kann. Man kann Chor und Orchester Ganzes abgehalten werden können, ohne nicht verkleinern, all das ist ein grund- Vorproben im Juni. Immer in der Ho!nung, sätzlicher Bestandteil der Wirkung dieser die Spielzeit ()/(& dann unverändert oder Musik. Zuerst hielten wir es für eine Lösung, nur in anderer Reihenfolge durchführen zu sie an die dritte Position im Dezember zu können. Das war der ursprüngliche Plan, verschieben, doch dann stellte sich heraus, der sich im Laufe der Zeit weiter verändert dass wir das Stück auch im Dezember nicht hat. spielen werden können, und so werden wir Dann wurden die Voraussetzungen für es in dieser Spielzeit gar nicht zur Premiere Kurzarbeit am Theater gescha!en, sodass bringen. Es ist natürlich sehr bedauerlich, auch wir im Mai Kurzarbeit einführen dass die zweite Arbeit der Delattre Dance konnten. Außerdem haben wir unsere Company nicht mehr in Detmold statt"nden Erfahrungen mit Homeo*ce und Video- konnte. Alle anderen Produktionen sind konferenzen gemacht und gelernt, dass sich für einen späteren Zeitpunkt gerettet, »Die damit neue Wege des Arbeitens ergeben, Wunderübung« von Daniel Glattauer wird durchaus auch vorteilha#e, weil man Zeit aller Voraussicht nach aber schon im August und Wege spart. ihren Weg auf die Bühne des Ho#heaters Wenn man jetzt den Betrieb wieder hoch- "nden. fährt, merkt man allerdings, die Hürden sind immer noch unglaublich groß. Stich- Wie sieht ein Theaterbesuch in der Saison wort Distanzregelung! Diese Regelungen !"/!# in deiner Vorstellung aus? werden nicht einmal festgelegt und Georg Heckel: Ein Befreiungsschlag durch anschließend lässt sich damit planen, nein, einen gefundenen Impfsto! ist für den sie sind bis zum heutigen Tage in ständiger Herbst nicht zu erwarten, insofern haben Veränderung! Dazu eine Mitarbeiterscha#, wir uns so weit wie möglich Regeln gege- die nur eingeschränkt da ist, weil wir ja noch ben, die natürlich abgestimmt sind mit dem in Kurzarbeit sind, also nach wie vor darauf Ordnungsamt und dem Gesundh eitsamt. achten, dass sich die "nanzielle Situation Der Theaterbesuch muss so sicher wie des Theaters nicht weiter negativ entwickelt. möglich sein und soll sich gleichzeitig so Das macht es ungleich komplizierter, einen »normal« wie möglich gestalten: Es gel- Alltag herstellen zu wollen, in dem es keinen ten die üblichen Regeln, die es auch beim Alltag gibt. Besuch eines Restaurants oder einer ande- ren Stätte des ö!entlichen Lebens einzu- Eigentlich hätte bereits Anfang Mai die halten gilt. Nach derzeitigem Stand ist bis kommende Saison vorgestellt werden zum Erreichen des Platzes ein Mund-Nasen- sollen. Kannst du einen Einblick geben, Schutz erforderlich, am Platz kann man die wie sich die Planung geändert hat? Maske ausziehen und wird dem Theater- Georg Heckel: Als Landestheater planen wir abend zum Glück uneingeschränkt folgen im Zweijahresturnus und müssen die Vor- können. Auf der Bühne sorgen wir dafür, kaufsnotwendigkeiten unserer Gastspiel- dass die Darsteller*innen in einer angemes- oder Programmtheater mitberücksichtigen. senen Distanz miteinander agieren, was aus Deshalb haben wir die Produktionen, die künstlerischer Sicht wirklich o# schwierig wir jetzt fallen lassen mussten — die aber umzusetzen ist, aber wir entwickeln damit zum Teil schon gebucht waren — nicht für einen kreativen Umgang. Am schwierigsten die nächste, sondern für die übernächste ist es mit Chor und Orchester, die auf abseh- Spielzeit gerettet. Was die nächste Spielzeit bare Zeit leider einfach nicht in den bekann- betri$, so ist natürlich die große Frage ten Konstellationen au#reten können. IM GESPRÄCH MIT GEORG HECKEL Eine völlig neue Erfahrung. Jochen Quast Sängerin und Betriebsratsvorsitzende © Foto Brigitte Bauma im Gespräch mit Maila von Haussen Brigitte Bauma als Tante Wimpel in »Der Vetter aus Dingsda« Du bist als Betriebsratsvorsitzende in sehr vielen Sitzungen gab es viel Recherchearbeit für mich, bisher hatte ich ja mit gewesen, hast die ständigen Änderungen mitbekommen und Kurzarbeit nichts zu tun. Bei drei verschiedenen Tarifverträgen die Entscheidungen des Hauses zu den Maßnahmen (Stich- am Haus eine nicht einfache Aufgabe, aber gemeinsam mit der worte: Urlaubsteilung, Kurzarbeit)