Über die Fischerei im Kanton Die Surb gehört zur Aargauer Forellenregion.

Die Fischerei im Kanton Aargau

Der Kanton Aargau ist stark geprägt durch des sowie die verschiedenen internationalen die 4 grossen Flüsse , Reuss, Limmat und interkantonalen Fischereivorschriften. und Rhein, den Hallwilersee sowie viele klei- Ging es früher vor allem darum, die Nutzung der nere Flüsse und Bäche. Die meisten Gewäs- Fische zu regeln und zu kontrollieren, ist das ser sind klar der Mittellandregion zuzuord- Aufgabenspektrum in der modernen Gesell- nen, einem Gebiet, das dicht besiedelt und schaft viel breiter geworden. Unterschiedlichste, stark vom Menschen beeinflusst ist. - Auf sich oft widersprechende Interessengruppen grund der topografischen Lage und der geo- stellen Ansprüche an die Gewässer und die ent- logischen sowie klimatischen Bedingungen sprechenden Lebensräume (z.B. Wasserkraft- zeugt die Fauna der Gewässer von entspre- nutzung, Trinkwassernutzung, Erholungsnut- chender Vielseitigkeit, trotz der starken Nut- zung, Siedlungsgebiete mit engen zung der Wasserkraft. Mit der Forellen-, Platzverhältnissen und gesteigerten Sicherheits- Äschen-, Barben- und Brachsmenregion sind bedürfnissen). So regelt die heutige Fischereige- alle wichtigen Fliessgewässer-Fischregionen setzgebung nebst der nachhaltigen, arten- und vertreten. tierschutzgerechten Ausübung der Fischerei in oberirdischen öffentlichen und privaten Gewäs- Rechtliche Grundlagen sern auch den Schutz des aquatischen Lebens- Die Sektion Jagd und Fischerei im Departe- raums und der darin lebenden Wassertiere. ment Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau ist für die Umsetzung der Fischereige- Fischereiliche Nutzung setzgebung zuständig (siehe Box Seite 13). Für die einzelnen Fisch- und Krebsarten gel- Neben dem kantonalen Fischereigesetz und ten klare Regelungen, wann und wie ein der zugehörigen Fischereiverordnung umfasst Fang erlaubt ist. Die Schonbestimmungen dies auch die gesetzlichen Vorgaben des Bun- und die erlaubten Gerätschaften sind in der

2 Bachforelle aus der Pfaffnern, einem Gewässer mit hoher Bestandesdichte und Produktion, wo seit vielen Jahren aufgrund der guten Naturverlaichung auf einen Besatz verzichtet wird.

Bachforelle aus der Wigger, dem Nachbargewässer der Pfaffnern mit klar anderer Zeichnung, was auf eine lokale Anpassung auf kleinem geo- graphischem Raum schliessen lassen könnte.

Schonmasse Schonzeiten Äsche 32 cm* 01.02. – 30.04.* Forelle in Aare, Reuss, Limmat und Rhein 28 cm 01.10. – 28./29.02.* Forelle im Bach / Weiher 22 cm 01.10. – 28./29.02. Forelle im See 35 cm 01.10. – 28./29.02. Felchen 25 cm 01.10. – 31.12. Hecht 50 cm* 01.02. – 30.04. Nase ganzjährig geschont! (Nationales Fangverbot) Aal 50 cm Barbe im Bach 30 cm Barbe in Aare, Reuss, Limmat und Rhein 35 cm Flussbarsch (Egli) 15 cm* Karpfen 30 cm Schleie 25 cm

* Spezielle Regelung der Schonmasse und Schonzeiten an der Aare zwischen und Murgenthal, Konkordatsstrecke zwischen den Kantonen Aargau und Solothurn. kantonalen Fischereiverordnung aufgeführt der Sektion Jagd und Fischerei gefangen (siehe Box Schonmasse). werden. Für Krebse gelten ebenso Schon- Krebse dürfen nur durch die Pächter eines zeiten und Fangmindestmasse (siehe kant. Fischereireviers oder mit Sonderbewilligung Fischereiverordnung).

3 Äsche aus der Aare. In einem kantonalen Äschenmonitoring wird mit der Erfassung der natürlichen Brut die Naturverlaichung jährlich dokumentiert.

Fischereisystem serdem besteht an bestimmten Abschnitten in Im Aargau gibt es rund 2‘750 km Gewässer, den Flüssen und im Hallwilersee die Möglich- die staatlichen oder privaten Fischereirechten keit, die Freianglerei auszuüben. unterliegen. Der Kanton vergibt die fischereili- chen Nutzungsrechte der staatlichen Fischerei- Spezielle Freianglerei im Kanton rechte in Form einer Pacht. Der Kanton Aargau Aargau mit der einfachen Methode ist also grundsätzlich ein Pachtkanton. Die Im Aargau gibt es nebst der üblichen Fischerei- Flüsse und Bäche sind in Reviere aufgeteilt, diekarte für die jeweiligen Reviere auch noch eine an Fischereivereine und Einzelpersonen jeweils sogenannte Freianglerkarte. Das Freianglerrecht für 8 Jahre verpachtet werden. Die Pächterin - gilt aber nur an bestimmten Teilstrecken (Sekto- nen und Pächter geben Fischerkarten für ihre ren) an den vier grossen Flüssen Aare, Reuss, Reviere ab. Nebst den staatlichen Fischerei- Limmat und Rhein sowie am Ufer des Hallwiler- rechten ist das Fischereirecht in einzelnen Ge- sees. Für die Freianglerei benötigt man eine Frei- wässerabschnitten im Eigentum von privaten anglerkarte. Diese ist über die kantonale Fische- Personen, Organisationen oder Gemeinden. reiverwaltung online oder über die Ausgabestellen Ihnen obliegt an diesen Gewässern die -Abgazu beziehen und kostet Fr. 50.– pro Jahr. be von Fischerkarten. Die Fischereigesetzge- bung gilt sowohl für die staatlichen wie auch Wichtigste Vorschriften für die privaten Reviere. Der Hallwilersee ist an für die Freiangler drei Netzfischer verpachtet. Der Kanton Die und Freianglerei darf nur vom Ufer aus, mit ei- die Gemeinden am See geben Hallwilerseekar- ner Fischerrute, mit einer einzigen Schnur (mit ten (Jahres-, Wochen- und Tageskarten) für die oder ohne Schwimmer), einer einfachen Angel Angelfischerei ab, mit welchen sowohl vom und mit natürlichem Köder ausgeübt werden. Ufer als auch vom Boot aus und mit allen er - Die Verwendung von Köderfischen oder künst- laubten Methoden geangelt werden darf. Aus- lichen Ködern ist verboten. Das Anlocken der

4 Die Limmat am Limmatspitz kurz vor der Mün- dung in die Aare (Äschen- region).

Rhein Rhein Rheinfelden Etzgerbach Laufenburg Möhlinbach Magdenerbach Surb Frick Sissle Brugg Limmat Gewässer und Baden Freianglerei im Kanton Aargau Aare

Lenzburg Bünz Reuss Aare Aarau

Freianglerei erlaubt Suhre Aabach Bremgarten Wohlen eingeschränkte Fischerei - Jonen Wigger Hallwilersee Wyna

Muri Pfaffnern

PDF PDF Reuss Die Broschüren zum Hallwilersee- Klingnauer Freiangeln am Hallwiler- Broschüre Stausee-Broschüre see und am Klingnauer Stausee finden Sie unter www.ag.ch/fischerei > Fischereireviere > Freianglerrecht

5 Einheimische Surb Aare Bünz Sissle Wyna Suhre Rhein Reuss Arten Jonen Wigger Limmat Aabach Pfaffnern Rote Liste Etzgerbach Möhlinbach Magdenerb. Hallwilersee Aal 3 l l l l l l l l l l l l l l l l Alet, Döbel NG l l l l l l l l l l l l l l l l Äsche 3 l l l l l l l l l Bachforelle 4 l l l l l l l l l l l l l l l l l Bachneunauge 2 l l l l l l Barbe 4 l l l l l l l l l l l l Bitterling 2 l l l l Blicke 4 l l l l l l l l Brachsmen NG l l l l l l Dorngrundel 3 l l l l l Dreistachliger Stichling 4 l l l l l Elritze NG l l l l l l l l l l l l Felchen 4 l l l l l Flussbarsch (Egli) NG l l l l l l l l l l Flussforelle 2 l l l l Groppe 4 l l l l l l l l l l l l l l l Gründling NG l l l l l l l l l l l l l l l l Hasel NG l l l l l l l Hecht NG l l l l l l l l l Karpfen 3l l l l l l l l l l l Kaulbarsch NG l l l l l Lachs 0 B* B* B* B* B* B* Laube NG l l l l l l l Moderlieschen 4 l l l Nase 1 l l l l l l Rotauge NG l l l l l l l l l l Rotfeder NGl l l l l l l l Schleie NG l l l l l l l l l l l l Schmerle, Bartgrundel NG l l l l l l l l l l l l l l Schneider 3 l l l l l l l l l l l l l Seeforelle 2 l Strömer 3 l l l l l Trüsche NG l l l l l l Wels 4 l l l l Edelkrebs 3 l l l l Steinkrebs 2 l l l Dohlenkrebs 2 l l l l

B* Besatz Wiederansiedlungsprojekt 0 = Ausgestorben, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, 4 = potenziell gefährdet, NG = nicht gefährdet

6 Die langsam fliessende Aare bei Brugg (Barbenregion).

Fische durch Anfüttern und das Waten sind mit Prüfung, ausgenommen der Jahrgänge nicht gestattet. Die Freianglerei ist vom 1. 1939 und älter. Das Mindestalter zum Bezug März bis 31. Oktober zwischen 5.00 Uhr bis einer Fischerkarte beträgt 12 Jahre. Bis zum 23.00 Uhr mitteleuropäische Zeit erlaubt. Alter von 12 Jahren kann in Begleitung eines Kartenbesitzers mit derselben Methode ge- Fischereiberechtigung angelt werden wie der Kartenbesitzer. Die Ausübung der Fischerei im Kanton Aar- gau ist aufgrund des feingliedrigen Revier- Aargauer Gewässer systems vielerorts ein wahres Privileg. Fische- Der Kanton Aargau weist eine grosse Gewäs- reiberechtigt im Kanton Aargau sind servielfalt auf. Während die Barben und Äschen Absolventen des SaNa (Sachkundenachweis) in vielen grösseren Gewässern die Leitfischart

Fremde Surb Aare Bünz Sissle Wyna Suhre Rhein Reuss Arten Jonen Wigger Limmat Aabach Pfaffnern Etzgerbach Möhlinbach Magdenerb. Hallwilersee Karausche l l Kesslergrundel l Rapfen l Regenbogenforelle E* E* E* E* Sonnenbarsch l l l l l l l l Schwarzmundgrundel l Zander E* E* E* E* E* Galizierkrebs l l l Kamberkrebs l l l l l Signalkrebs l l l Roter Sumpfkrebs l

E* Einzelvorkommen (Regenbogenforellen und Zander werden im Kanton Aargau nicht bewirtschaftet)

7 darstellen, ist die Forelle die wichtigste und Junge Bachforellen am weitesten verbreitete Fischart in den Bä- sind auf Deckung angewiesen. chen und kleineren Gewässern. Ein einzelner Stein tut’s zur Not, aber Wurzelstöcke und unterspülte Ufer sind besser. Das Wasser des Möhlin-, Etzger- und Magdenerbachs sowie der Pfaffnern, Surb, Jonen und der Oberläufe von Wyna, Wigger, Bünz und Sissle fliesst schnell und der Untergrund ist steinig. Wurzelstöcke und un- terspülte Ufer bieten Lebensraum für zahlreiche Wassertiere. Typi- sche Fischarten sind nebst der Fo- relle die Groppe, die Bartgrundel und die Elritze. Selten kommen Steinkrebs oder Dohlenkrebs vor. Flussabschnitte der Äschenregion fin- det man im Aargau an der Reuss, an der Aare und in einzelnen Abschnitten am Rhein und an der Limmat. Schnell über- strömte Kiesflächen wechseln sich mit tieferen Gewässerläufen ab. Typische Fischarten sind die Äsche, die Nase, der Hasel, der Schneider und

8 Felchen (lokal auch Ballen genannt) aus dem Hallwiler see. Der Felchenbestand wird in einem Monitoring seit 1980 überwacht.

der Strömer. Der Kanton Aargau beheimatet Wels, der Aal, der Flussbarsch (Egli), die Äschenpopulationen von nationaler Bedeutung Schleie und der Hecht. und ist ebenfalls einer der wenigen Kantone, wo Der Hallwilersee, der einzige grössere Aargauer noch Nasen vorkommen, die sich fortpflanzen. See, weist sowohl flache Ufer mit Röhricht wie Die vier grossen Flüsse, sowie der Aabach und auch steile Ufer auf. Wasserpflanzenbestände die Suhre, bieten auch Lebensraum für die Bar- bieten Verstecke für Fischarten wie Hecht, Karp - be, dort wo das Wasser im Unterschied zu den fen, Schleie, Rotfeder, Rotauge und Flussbarsch Äschenstrecken wärmer ist und langsamer (Egli). Im tieferen Wasser fängt man gerne Fel - fliesst. Kiesige und sandige wie auchchen flache und Seeforellen. Es gibt zwei Berufsfi - und tiefere Gewässerabschnitte wechseln sichscherbetriebe und einen Netzfischerverein, de - ab. Wichtige Seitengewässer der grossen Flüs- nen die Netzfischerei vorbehalten bleibt. Der se für die Barbe sind die Suhre und der Aa- idyllische See hat eine wechselhafte Geschichte bach. Nebst der Barbe sind der Alet, die Blicke, hinter sich. Nach einer extremen Eutrophierung der Gründling und die Dorngrundel typi sche (Überdüngung) durch die intensive Landwirt- Fischarten in diesem Lebensraum. schaft und Nutztierhaltung im Einzugsgebiet Dort wo die Flüsse gestaut sind, findet man drohte dem See um 1980 der Kollaps. Der Hall- schliesslich die Brachsmenregion. Das Wasser wilersee musste in der Folge saniert werden fliesst träge und der Gewässergrund besteht und wird seither künstlich belüftet. Die Situati- aus Feinsedimenten. Ins Wasser ragende on hat sich aber in den letzten Jahren stark ver- Bäume und Totholz auf dem Grund bieten bessert, so dass die Felchen (lokal ‚Ballen‘ ge- Unterschlüpfe für zahlreiche Tierarten. Typi - nannt), welche den Hauptfang des Hallwilersee sche Fischarten sind der Brachsmen, der ausmachen, wieder zunehmen.

9 Die Bachmuschel gilt im Kanton Aargau als ausgestorben. Ein Wiederansiedlungsprojekt soll sie wieder zurückbringen.

Projekte der Fischereiverwaltung

Ansiedlung Bachmuschel falls die Anzahl Kiemenreusendornen, ein Die Bachmuschel ist in der Schweiz praktisch wichtiges morphologisches Merkmal der Fel- ausgestorben. Ein langfristiges Wiederansied- chenarten, und Proben für mögliche geneti- lungsprojekt hat zum Ziel, die Bachmuschel in sche Untersuchungen erhoben. Durch ein ausgewählten Gewässern wieder heimisch grossangelegtes Markierungsprojekt (Markie- werden zu lassen. Dazu werden Elritzen mit rung von allen gestreiften Felcheneiern) wur- Glochidienlarven (jungen Muscheln) ‚geimpft‘. de indirekt die Entwicklung der Naturverlai- Die geimpften Fische werden anschliessend chung evaluiert. Von den Felchen vom 1. bis zusammen mit Jungmuscheln in geeignete Ge- zum 4. Lebensjahr machte im Untersuchungs- wässer eingesetzt. jahr der Anteil markierter Fische (also durch die künstliche Aufzucht) rund 90% aus (Be- Felchenmonitoring und richt unter www.ag.ch/fischerei > Informatio- Markierungsprojekt nen für Fischer > Wichtige Dokumente). Seit 1980 werden die Felchen des Hallwiler- sees durch ein Monitoring überwacht. Die Monitoring Äsche und Nase durchgeführten Untersuchungen beinhalten Die Bestände der Äsche und Nase sind in die Alters- und Längenzusammensetzung der den letzten Jahren schweizweit stark zu- Felchen in den Fängen der Berufsfischer ent- rückgegangen. Die Äsche als Leitart der sprechend der verwendeten Netzmaschen- schnell fliessenden Gewässerabschnitte der weite. Folglich kann das Wachstum der Fel- grösseren Flüsse im Kanton Aargau ist ein chen nach Jahrgang und Altersklasse sowie wichtiger Indikator für die ökologische Qua- die entsprechende Jahrgangsstärke und ein lität dieser Fliessstrecken. Die Nase ist nati- Vergleich mit den Einsatzzahlen berechnet onal geschützt und vom Aussterben be- werden. Seit 2012 werden sporadisch eben- droht. Die Entwicklung der Äschen- und

10 Die Bünz in Boswil kurz nach einer Revitalisierung.

Nasenbestände und Schon bei jungen Nasen ist die Wasserpflanzen als charakteristische Mundform die Auswirkungen der zu erkennen. Die Nase ist Laichgrund, Naturufer Bestrebungen zur För- heute vom Aussterben und Stillwasserzonen derung der beiden Arten bedroht. für Jungtiere, Zugang zu in den letzten Jahren (siehe Nahrungsquellen sowie Lebensraumaufwertung und Unterstände und tiefe- Gewäs Kiesmobilisierung) sollen durch ein serbereiche bei Hochwasser und zum langfristiges kantonales Larvenmonitoring Überwintern. Durch Revitalisierungsmass- untersucht und dokumentiert werden, in- nahmen, wie das Aufweiten, die Gestaltung dem die natürliche Reproduktion jedes Jahr eines Niederwasserbereichs, die Ufer- und quantifiziert wird. Zudem werden die Laich- Sohlenstrukturierung, können Lebensräume plätze dieser beiden Fischarten speziell ge- und dynamische Prozesse wieder hergestellt schützt und kontrolliert. werden. Durch Beseitigen von Abstürzen für die Vernetzung von Seitengewässern und Lebensräume aufwerten Flussoberläufen gewinnen speziell die wan- Im Aargau leben rund 40 Fisch- sowie 3 hei- dernden Fischarten Laichgebiete und Le- mische Krebsarten und 5 Grossmuschelar- bensräume zurück. Vermehrt setzt sich die ten. 5 Fischarten sind ausgestorben, weil kantonale Fischereiverwaltung für mehr Tot- die Verbindung zum Meer durch Stauwehre holz in unseren Gewässern ein. Mit Rau- unterbrochen wurde. In vielen monotonen bäumen, Wurzelstöcken und anderen Ele- Gewässerabschnitten (Stauhaltungen) fehlt menten wird den Gewässern ein wichtiger es an intakten Lebensräumen. Im Laufe ih- Bestandteil für gewässertypische Prozesse res Lebens brauchen die Wassertiere ver- zurückgegeben. Davon profitieren nicht zu- schiedene Lebensräume: Kiesbänke oder letzt viele Jung fische und Fischnährtiere.

11 Kiesschüttung bei Brem- garten an der Reuss. Das zugeführte Geschiebe soll Laichplätze reaktivieren.

Kiesmobilisierung Die vielen unnatürlichen Staustrecken durch chenden Fischarten wie z.B. der Äsche und Kraft- und andere Bauwerke führen zu einer der Nase zu verbessern, wird ausgebaggerter starken Kolmatierung (Verfestigung) der Ge- Kies an geeigneten Stellen ins Gewässer zu- wässersohle. Um die Laichgebiete der kieslai- rückgegeben. Durch Feinsedimente verfestig- te Kiessohlen können zudem mechanisch auf- gelockert werden. Damit werden die Feinstoffe ausgeschwemmt und der saubere, gut durchflutete Kies eignet sich wieder als Auge in Auge mit dem Laichplatz. Zudem sollen Kiessammler- auf einheimischen Steinkrebs. gehoben und neue Bauwerke so erstellt werden, dass diese den Geschiebetrieb gewährleisten. Diese Massnahme ist be- sonders geeignet, wenn grössere Le- bensraumaufwertungen von den Platz- verhältnissen her nicht möglich sind.

Einheimische Krebsarten fördern Die einheimischen Flusskrebsarten Stein-, Dohlen- und Edelkrebs sind in der Schweiz stark gefährdet. Lebensraumzerstörung und Gewässerverschmutzung haben den Bestän-

12 Die Fischereiverwaltung

Die Sektion Jagd und Fischerei der Abteilung Wald im Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) ist für die Fischerei und deren Belange als Fach- stelle des Kantons zuständig. Sie vollzieht die Gesetzesvorgaben und betreut einen vielseitigen Aufgabenbereich, welcher folgende fischereilichen Handlungs- felder umfasst:

• Kantonale Fachstelle für alle fischereilichen und fischökologischen Belange und Fragestellungen • Verpachtung der Pachtgewässer (Reviere) und Betreuung der Fischereivereine sowie der Pächterinnen und Pächter von Einzelpachten • Kartenausgabe für Freianglergewässer sowie Hallwilersee (online oder über die Ausgabestellen) • Schutz durch Überwachung und Monitoring sowie Förderung der Fisch- und Krebsbestände mit einem besonderen Fokus auf bedrohte Arten und lokale Populationen • Lebensraumaufwertungen • Migration Wassertiere, Vernetzung der Gewässer • Überwachung der Fischfänge und Sicherstellung einer nachhaltigen fischereilichen Nutzung und Bewirtschaftung • Beurteilung, Bewilligung und Begleitung von technischen Eingriffen an Gewässern (Bau, Unterhalt, Wassernutzung) • Bewirtschaftung der Fisch- und Krebsbestände unter Berücksichtigung von lokal angepassten Populationen und entsprechender Evaluierung (Erfolgskontrollen) zur Stützung und Förderung der standorttypischen Fischarten respektive der lokal angepassten Populationen • Fischereiaufsicht, sowie die Aus- und Weiterbildung der Fischereiaufseher • Öffentlichkeitsarbeit und Beratung • Sanierung Fischgängigkeit und Geschiebehaushalt an Kraftwerksanlagen den arg zugesetzt. Zudem breiten sich fremde deransiedlungen in geeigneten Gewässern sol- Krebsarten aus und verdrängen die einheimi- len die Bestände einheimischer Krebse gesichert schen Arten durch direkte Konkurrenz oder werden. Mit Exkursionen und Vorträgen wird über eingeschleppte Krankheiten wie die die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert. Krebspest, so dass Wiederbesiedlungen in vie- len Gewässern nicht mehr möglich sind. Mit Einsatz von Jungfischen Aufwertungen und Vernetzungen ihrer Lebens- Da in vielen Gewässern die natürliche Fort- räume, der Aufzucht von Jungtieren und Wie- pflanzung und das Aufkommen von - Jungfi

13 Im Kanton Aargau werden jedes Jahr Junglachse eingesetzt (hinten oben ein Junglachs, im Vordergrund eine Bachforelle).

schen nicht mehr möglich oder stark beein- Besatzoptimierung trächtigt sind, liegt ein starker Akzent der In der Vergangenheit wurde die Wichtigkeit fischereilichen Hegemassnahmen bei der- Er von lokal angepassten Fischpopulationen un- haltung und Unterstützung des Jungtierauf- terschätzt oder schlicht nicht zur Kenntnis ge- kommens. Dies kann einerseits mit Lebens- nommen. Lokal angepasste Fische leben im raumaufwertungen, aber auch mit dem Einklang mit ihrem Gewässer und haben sich Einsatz von künstlich aufgezogenen Jungfi- an die jeweiligen Umweltbedingungen über schen erreicht werden. viele tausende Jahre im Laufe der Evolution Der Fischeinsatz ist in einem kantonalen Be- und durch natürliche Selektion angepasst. Ein satzkonzept und in einem Besatzplan für je- Besatz mit domestizierten Zuchtfischen in ein des staatliche Fischereirevier festgelegt. Er natürliches Gewässer ist nicht nachhaltig und basiert auf einer Bewertung der betreffenden längerfristig erfolgslos. Darum soll ein Besatz Gewässer nach gewässer- und fischökologi- auf der Qualität der Besatzfische beruhen und schen Kriterien und wird laufend den Verän- nicht auf der Quantität. Ein optimaler Besatz- derungen im Bestand, im Lebensraum und in fisch stammt aus der geografisch gleichen der Nutzung angepasst. Speziell wird auf die Region und gehört genetisch zur selben Ma- genetische Populationsstruktur innerhalb der nagement-Einheit. Die genetische Populati- Fischarten und lokal angepasste Stämme onsstruktur ist fundamentale Basis, um die Rücksicht genommen, welche die Bewirt- Bewirtschaftungseinheiten festzulegen. Eine schaftungseinheiten bestimmen. gross angelegte Studie zur Genetik der Forel-

14 Der Fischeinsatz im Kanton Aar- gau wird in ei- nem jährlichen Besatzplan festgelegt.

le, der Äsche sowie des Hechts wurde im Kan- den aufgewertet und Fischaufstiegshilfen ton Aargau durchgeführt und legt die Bewirt - bei Kraftwerken geschaffen. schaftungseinheiten fest. In Gewässern, wo Seit 2006 beteiligt sich der Kanton Aargau die natürliche Fortpflanzung funktioniert, wird führend an einem internationalen Wiederan- auf einen Besatz verzichtet. Die Laichhabitete siedlungsprogramm und hat 2013 auch ein der Forelle und anderer Kieslaicher (Nase, genetisches Monitoring eingeführt. Damit Äschen und Barbe) wurden erfasst undlaichbereite Lachse später aus dem Meer in werden speziell geschützt. Berichte unter ihre Ursprungsgewässer aufsteigen können, www.ag.ch/fischerei > Informationen für Fi- werden Junglachse in den Rhein und in geeig- scher > Wichtige Dokumente nete Seitengewässer eingesetzt, nämlich in den Magdener-, Etzger- und Möhlinbach so- Der Lachs kehrt zurück wie in der Surb, der Bünz und der Wigger. Ne- Der Lachs ist ein Wanderer zwischen Meer, ben den Besatzaktivitäten werden Massnah- Fluss und Bach. Über 50 Jahre war der Lachs men zur Aufwertung der Laichgewässer und aber nicht mehr in Aargauer Gewässern un- zur Verbesserung der Durchwanderbarkeit ge- terwegs. Wanderhindernisse im Rhein ver- troffen. In den kommenden Jahren soll der wehrten ihm den Zugang. Fischaufstieg im Oberrhein bis nach Basel ver- Inzwischen haben sich die Bedingungen für bessert werden. Es wird sich zeigen, ob ausge- den Lachs positiv verändert: Die Wasserqua- wachsene Lachse die Aargauer Laichgewässer lität hat sich verbessert, Lebensräume wur- wieder regelmässig erreichen können.

15 Foto: ANC Avianna ANC Foto:

Kraftwerke – im Kontext der ökologischen Sanierung der Wasserkraft

Die Kraftwerke prägen die Flüsse des Kantons Kraftwerke greifen in viele Prozesse ein, die Aargau stark. Alleine an der Limmat wird die in einem Fliessgewässer stattfinden. Sie ver- Wasserkraft an 11 Anlagen genutzt. Total ändern die Fliessgeschwindigkeiten und Ab- gibt es an den 4 grossen Flüssen im Kanton flusstiefen. Sie leiten Wasser aus und das Aargau 35 Anlagen, die das Gefälle von 25 verbleibende Restwasser kann in den Fluss- Staustrecken nutzen. Die höchste Staumauer und Bachläufen veränderte und beeinträch- hat dabei mit 22m das Kraftwerk Wettingen. tigte Dynamik aufrechterhalten. Sie schaf- fen in den Staustrecken Bedingungen, die eher einem See, denn einem Fliessgewässer entsprechen. Dies hat tiefgreifende Konse- quenzen auf das Ökosystem: Viele Fluss- fischarten können sich z.B. in einem Stausee nicht fortpflanzen. Zwei Themen, die mit der ökologischen Sanierung der Wasserkraft im Kanton Aargau angegangen werden, sind der Geschiebetransport und die Wiederher- Mit Fischaufstiegshilfen gibt man Fischen die Möglichkeit, flussaufwärts stellung der Wandermöglichkeiten der zu wandern. So wie dieser Fisch, der Fische. Das Volk hat im Jahr 2011 über an einer Fischaufstiegsanlage an eine Volksabstimmung den Auftrag gege- der Aare fotografiert wurde, ben, diese aus ökologischer Sicht dringend dies gerade tut. notwendigen Verbesserungen bis 2030 um- zusetzen. Die Kosten werden von einem

16 Das Kraftwerk Kling- nau verändert die Landschaft und die Lebensräume im Staubereich fundamental.

Hier wird als Sanierungsmassnahme Geschiebe in den Fluss geschüttet.

Fonds übernommen, der von Strom- konsumenten gespiesen wird.

Sanierung des Geschiebehaushalts Als Geschiebe werden alle Partikel be- zeichnet, die grösser sind als ein Sandkorn. Für das Gewässer sind alle Partikelgrössen wichtig, sowohl das Geschiebe wie auch Feinsedimente. Durch den Aufstau vor Kraft- werken wird jedoch der Transport und der zel Geschiebe gebaggert und unterhalb des Ort der Ablagerung aller Partikel im Gewäs- Kraftwerks geschüttet. Bei der Förderung des ser beeinflusst. Das Geschiebe bleibt gröss- Transports soll das Geschiebe gar nicht erst tenteils im oberen Staubereich liegen. Die an der Stauwurzel liegen bleiben. Dazu kann Feinpartikel werden zwar weiter transpor- das Kraftwerk die Schützen beim Wehr öffnen tiert, jedoch bleiben auch sie auf Grund der– an Tagen mit Hochwasser, an denen die tiefen Fliessgeschwindigkeitenoft in den Kraft des Wassers gross genug ist und Kies Stauräumen liegen. Die Flusssohle wird da- mitzureissen vermag. durch verändert. Je nach Kraftwerk kann die eine, die andere Es gibt zwei Möglichkeiten, den Geschiebe- oder beide Methoden angewendet werden. haushalt zu sanieren: Die Menge und / oder den Transport von Geschiebe zu fördern. Die Sanierung Fischgängigkeit Menge kann durch Schüttungen erhöht wer- Fische brauchen während ihres Lebens unter- den. Dabei wird zum Beispiel an der Stauwur- schiedliche Lebensräume: Plätze mit gutem

17 pe finden und sie auch hochschwimmen -kön nen. Deshalb werden diese veralteten Fisch- aufstiege ersetzt. Auch bei der Abwärtswanderung folgen die Fische der Strömung. Diese führt, ausser bei grossem Hochwasser, durch die Turbine. Für Fische ist der Abstieg durch die Turbine mit ei- ner Verletzungsgefahr oder Todesrisiko ver- bunden: Sie können von ihr getroffen werden oder durch die Druckunterschiede und Verwir- belungen innere Verletzungen davontragen. Deshalb versucht man auch hier, den Fischen einen alternativen Abstiegskorridor anzubie- ten. Dazu wird ein Rechen schräg ins Wasser gestellt. Die Fische bewegen sich entlang dem Rechen stromabwärts, bis sie zur Öffnung ei- nes Bypasses (Leitung oder Rutsche) gelangen, welcher sie ins Unterwasser führt. Ein Beispiel einer naturnahen Für grosse Anlagen, wie sie an der Aare oder Fischaufstiegsanlage. am Rhein zu finden sind, wurde noch nie ein solches Fischumleitsystem gebaut. Aktuell wird eines an der Aare im Kanton Aargau geplant. Die 104 sanierungspflichtigen, kraftwerksbe- Nahrungsangebot, Rückzugsorte bei Hoch- dingten Fischwanderhindernisse an 50 Anla- wasser, Winterunterstände, Laichplätze, etc. gen, sowie die 27 Anlagen, welche ein Ge- Um diese Orte zu erreichen, müssen sie über schiebedefizit verursachen, sollen so bis 2030 kurze oder lange Strecken wandern. Dabei angegangen werden. Die Fischereifachstelle folgen sie der Strömung. Kraftwerke begleitet die Projekte von Planung blockieren die aufwärtsgerich- bis zur Erfolgskontrolle eng. Sie tete Wanderung, viele ver- leistet dadurch einen Bei- fügen deshalb bereits trag, zwei der Beein- über Fischtreppen. trächtigungen welche Neue Forschungser- Kraftwerke verursa- gebnisse zeigen, chen, zu reduzieren. dass manche be- reits bestehenden alternativen Wan- derwege nur be- Gerade bei dingt funktionieren. wenig Platz sind technische Das bedeutet, dass Fischaufstiegs- nicht alle Fischarten und anlagen eine sehr Altersstadien die Fischtrep- zuverlässige Option.

18 Der AFV stellt sich vor

Der Aargauische Fischereiverband (AFV) wurde am 28. Januar 1917 ge- gründet. Zum AFV zählen heute rund 2 000 Mitglieder, was ihn in der Schweiz zum sechstgrössten Kantonalverband macht. Es sind 33 Fische- reivereine und 38 Einzelmitglieder dem AFV angeschlossen.

Der AFV ist in diversen Gremien vertreten, u. a.:

• Kantonale Fischereikommission, Partner Kanton, Expertengruppe Fischerei und Gewässerschutz • in diversen Begleitkommissionen zum Ausbau von Kraftwerken • KANUSO, Konferenz aargauischer Natur-und Umweltschutzverbände • Arbeitsgruppe Naturschutz Aargau, PNAG, AFV, Birdlife AG, WWF, AJV • Mitglied Aqua Viva Rheinaubund • ASA, Arbeitsgruppe zum Schutz der Aare

Mit starken Partnern an der Seite (SFV, WWF, Birdlife, Pro Natura, Aqua Viva, Rheinaubund u.a.) setzt sich der AFV gegen sämtliche schädliche Eingriffe rund um unsere Gewässer ein.

Der AFV organisiert jedes Jahr Weiterbildungsmöglichkeiten für interessierte Fischerinnen und Fischer. Ebenfalls übernimmt der AFV die Verantwortung für die Durchführung und Organisa- tion der SaNa-Ausbildung. Mit lehrreichen Kursen gelangt man zum SaNa-Sportfischer Brevet, welches zum Bezug einer Fischerkarte benötigt wird.

Der Jugendförderung wird höchste Priorität geschenkt. Auch hier veranstaltet der AFV interes- sante und abwechslungsreiche Weiterbildungs- und Fischereimöglichkeiten.

19 Verstehen heisst Zusammenhänge erkennen. Wer das Ganze nicht versteht, wird immer im Trüben fischen. Die IG Dä Neu Fischer setzt sich für eine ganzheitliche Sicht auf die Lebensgemeinschaft Wasser ein. Werden Sie Mitglied und unterstützen Sie uns in der Aus- bildung von Fischern für eine nachhaltige Zukunft der Fischerei und unserer Natur. www.igfischerei.ch.

The easy way to learn: Die SaNa-Fischerprüfung App für das Mobile Phone