Über die Fischerei im Kanton Die Surb gehört zur Aargauer Forellenregion.

Die Fischerei im Kanton Aargau

Der Kanton Aargau ist stark geprägt durch die des sowie die verschiedenen internationalen vier grossen Flüsse , , und und interkantonalen Fischereivorschriften. Rhein, den Hallwilersee sowie viele kleinere Ging es früher vor allem darum, die Nutzung Flüsse und Bäche. Die meisten Gewässer sind der Fische zu regeln und zu kontrollieren, ist klar der Mittellandregion zuzuordnen, einem das Aufgabenspektrum in der modernen Ge- Gebiet, das dicht besiedelt und stark vom sellschaft viel breiter geworden. Unterschied- Menschen beeinflusst ist. Aufgrund der topo- lichste, sich oft wiedersprechende Interessen- grafischen Lage und der geologischen sowie gruppen stellen Ansprüche an die Gewässer klimatischen Bedingungen zeugt die Fauna und die entsprechenden Lebensräume (z.B. der Gewässer von entsprechender Vielseitig- Wasserkraftnutzung, Trinkwassernutzung, Er- keit, trotz der starken Nutzung der Wasser- holungsnutzung, Siedlungsgebiete mit engen kraft. Mit der Forellen-, Äschen-, Barben- und Platzverhältnissen und gesteigerten Sicher- Brachsmenregion sind alle wichtigen Fliess- heitsbedürfnissen). So regelt die heutige Fi- gewässer-Fischregionen vertreten. schereigesetzgebung nebst der nachhaltigen, arten- und tierschutzgerechten Ausübung der Rechtliche Grundlagen Fischerei in oberirdischen öffentlichen und pri- Die Sektion Jagd und Fischerei im Departe- vaten Gewässern auch den Schutz des aquati- ment Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons schen Lebensraums und der darin lebenden Aargau (siehe Box 1) ist für die Umsetzung der Wassertiere. Fischereigesetzgebung zuständig. Neben dem kantonalen Fischereigesetz (das revidierte Ge- Fischereiliche Nutzung setz wurde im Juli 2013 in Kraft gesetzt) und Für die einzelnen Fisch- und Krebsarten gel- der zugehörigen Fischereiverordnung umfasst ten klare Regelungen, wann und wie ein dies auch die gesetzlichen Vorgaben des Bun- Fang erlaubt ist. Die Schonbestimmungen

2 Bachforelle aus der Pfaffnern, einem Gewässer mit hoher Bestandesdichte und Produktion, wo seit vielen Jahren aufgrund der guten Naturverlaichung auf einen Besatz verzichtet wird.

Bachforelle aus der , dem Nachbargewässer der Pfaffnern mit klar anderer Zeichnung, was auf eine lokale Anpassung auf kleinem geo- graphischem Raum schliessen lassen könnte.

Schonmasse Schonzeiten Äsche 32 cm* 01.02. – 30.04.* Forelle in Aare, Reuss, Limmat und Rhein 28 cm 01.10. – 28./29.02.* Forelle im Bach / Weiher 22 cm 01.10. – 28./29.02. Forelle im See 35 cm 01.10. – 28./29.02. Felchen 25 cm 01.10. – 31.12. Hecht 50 cm* 01.02. – 30.04. Nase ganzjährig geschont! (Nationales Fangverbot) Aal 50 cm Barbe im Bach 30 cm Barbe in Aare, Reuss, Limmat und Rhein 35 cm Barsch (Egli) 15 cm* Karpfen 30 cm Schleie 25 cm

* Spezielle Regelung der Schonmasse und Schonzeiten an der Aare zwischen und , Konkordatsstrecke zwischen den Kantonen Aargau und . und die erlaubten Gerätschaften sind in der Krebse dürfen nur durch die Pächter eines kantonalen Fischereiverordnung aufgeführt Fischereireviers oder mit Sonderbewilligung (siehe Kasten Schonmasse). der Sektion Jagd und Fischerei gefangen

3 Äsche aus der Aare. In einem kantonalen Äschenmonitoring wird mit der Erfassung der natürlichen Brut die Naturverlaichung jährlich dokumentiert.

werden. Für Krebse gelten ebenso Schon­ ten (Jahres-, Wochen- und Tageskarten) für die zeiten und Fangmindestmasse (siehe kant. Angelfischerei ab, mit welchen sowohl vom Fischereiverordnung). Ufer als auch vom Boot aus und mit allen er- laubten Methoden geangelt werden darf. Aus- Fischereisystem serdem besteht an bestimmten Abschnitten in Im Aargau gibt es rund 2‘750 km Gewässer, den Flüssen und im Hallwilersee die Möglich- die staatlichen oder privaten Fischereirechten keit, das Freianglerrecht auszuüben. unterliegen. Der Kanton vergibt die fischereili- chen Nutzungsrechte der staatlichen Fischerei- Spezielle Freianglerei im Kanton rechte in Form einer Pacht. Der Kanton Aargau Aargau mit der einfachen Methode ist also grundsätzlich ein Pachtkanton. Die Im Aargau gibt es nebst der üblichen Fischerei- Flüsse und Bäche sind in Reviere aufgeteilt, die karte für die jeweiligen Reviere auch noch eine an Fischereivereine und Einzelpersonen jeweils sogenannte Freianglerkarte. Das Freiangler- für 8 Jahre verpachtet werden. Die Pächterin- recht gilt aber nur an bestimmten Teilstrecken nen und Pächter geben Fischerkarten für ihre (Sektoren) an den vier grossen Flüssen Aare, Reviere ab. Nebst den staatlichen Fischerei- Reuss, Limmat und Rhein sowie am Ufer des rechten ist das Fischereirecht in einzelnen Ge- Hallwilersees. Für die Freianglerei benötigt wässerabschnitten im Eigentum von privaten man eine Freianglerkarte. Diese ist über die Personen, Organisationen oder Gemeinden. kantonale Fischereiverwaltung online zu be- Ihnen obliegt an diesen Gewässern die Abga- ziehen und kostet Fr. 50.– pro Jahr. be von Fischerkarten. Die Fischereigesetzge- bung gilt sowohl für die staatlichen wie auch Wichtigste Vorschriften für die privaten Reviere. Der Hallwilersee ist an für die Freiangler drei Netzfischer verpachtet. Der Kanton und Die Freianglerei darf nur vom Ufer aus, mit ei- die Gemeinden am See geben Hallwilerseekar- ner Fischerrute, mit einer einzigen Schnur (mit

4 Die Limmat am Limmatspitz kurz vor der Mün- dung in die Aare (Äschen- region).

Rhein Rhein Rheinfelden Etzgerbach Laufenburg Möhlinbach Magdenerbach Surb Frick Limmat Baden Gewässer und Freianglerei im Aare Kanton Aargau Bünz Reuss Aare Bremgarten Wohlen

Wigger Hallwiler- Jonen see

Pfaffnern Muri

Freianglerei erlaubt Reuss

5 Einheimische Surb Aare Bünz Sissle Wyna Rhein Suhre Reuss Arten Jonen Wigger Limmat Aabach Pfaffnern Rote Liste Etzgerbach Möhlinbach Magdenerb. Hallwilersee Aal 3 l l l l l l l l l l l l l l l l Alet, Döbel NG l l l l l l l l l l l l l l l l Äsche 3 l l l l l l l l l Bachforelle 4 l l l l l l l l l l l l l l l l l Bachneunauge 2 l l l l l l Barbe 4 l l l l l l l l l l l l Bitterling 2 l l l l Blicke 4 l l l l l l l l Brachsmen NG l l l l l l Dorngrundel 3 l l l l l Dreistachliger Stichling 4 l l l l l Elritze NG l l l l l l l l l l l l Felchen 4 l l l l l Flussbarsch, Egli NG l l l l l l l l l l Groppe 4 l l l l l l l l l l l l l l l Gründling NG l l l l l l l l l l l l l l l l Hasel NG l l l l l l l Hecht NG l l l l l l l l l Karpfen 3 l l l l l l l l l l l Kaulbarsch NG l l l l l Lachs 0 B* B* B* B* Laube NG l l l l l l l Moderlieschen 4 l l l Nase 1 l l l l l Rotauge NG l l l l l l l l l l Rotfeder NG l l l l l l l l Schleie NG l l l l l l l l l l l l Schmerle, Bartgrundel NG l l l l l l l l l l l l l l Schneider 3 l l l l l l l l l l l l l Seeforelle 2 l Strömer 3 l l l l l Trüsche NG l l l l l l Wels 4 l l l l Edelkrebs 3 l l l Steinkrebs 2 l l Dohlenkrebs 2 l l l l

B* Besatz Wiederansiedlungsprojekt 0 = Ausgestorben, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, 4 = potenziell gefährdet, NG = nicht gefährdet

6 Die langsam fliessende Aare bei Brugg (Barbenregion).

oder ohne Schwimmer), einer einfachen Angel berechtigt im Kanton Aargau sind Absolventen und mit natürlichem Köder ausgeübt werden. des SaNa (Sachkundenachweis) mit Prüfung, Die Verwendung von Köderfischen oder künst- ausgenommen der Jahrgänge 1939 und älter. lichen Ködern ist verboten. Das Anlocken der Das Mindestalter zum Bezug einer Fischer- Fische durch Anfüttern und das Waten sind karte beträgt 12 Jahre. Bis zu einem Alter von nicht gestattet. Die Freianglerei ist vom 1. 12 Jahren kann in Begleitung eines Kartenbe- März bis 31. Oktober zwischen 5.00 Uhr bis sitzers mit derselben Methode geangelt wer- 23.00 Uhr mitteleuropäische Zeit erlaubt. den wie der Kartenbesitzer.

Fischereiberechtigung Aargauer Gewässer Die Ausübung der Fischerei im Kanton Aar- Der Kanton Aargau weist eine grosse Gewäs- gau ist aufgrund des feingliedrigen Reviersys- servielfalt auf. Während die Barben und Äschen tems vielerorts ein wahres Privileg. Fischerei- in vielen grösseren Gewässern die Leitfischart

Fremde Surb Aare Bünz Sissle Wyna Rhein Suhre Reuss Arten Jonen Wigger Limmat Aabach Pfaffnern Etzgerbach Möhlinbach Magdenerb. Hallwilersee Karausche l l Rapfen l Regenbogenforelle E* E* E* E* E* Sonnenbarsch l l l l l l l l Zander E* E* E* E* E* Galizierkrebs l l l Kamberkrebs l l l l l Signalkrebs l l Roter Sumpfkrebs l

E* Einzelvorkommen (Regenbogenforellen und Zander werden im Kanton Aargau nicht bewirtschaftet)

7 darstellen, ist die Forelle die wichtigste und am weitesten verbreitete Fischart in den Bächen und kleineren Ge- wässern. Das Wasser des Möhlin-, Etzger- und Magdener- bachs sowie der Pfaff- nern, Surb, Jonen und der Oberläufe von Wyna, Wigger, Bünz und Sissle fliesst schnell und der Untergrund ist steinig. Wurzelstöcke und unterspülte Ufer bieten Lebensraum für zahlreiche Wassertiere. Typische Fischarten sind nebst der Forelle die Groppe, die Bartgrundel und die Elritze. Selten Felchen (lokal auch Ballen kommen Steinkrebs oder Dohlenkrebs vor. genannt) aus dem Hallwiler­ see. Der Felchenbestand Flussabschnitte der Äschenregion findet man wird in einem Monitoring im Aargau an der Reuss, an der Aare und in seit 1980 überwacht. einzelnen Abschnitten am Rhein und an der

8 Der langsam fliessende Rhein- abschnitt zeigt die Brachsmen- region im Stau- bereich eines Kraftwerks.

Limmat. Schnell überströmte Kiesflächen schlüpfe für zahlreiche Tierarten. Typische wechseln sich mit tieferen Gewässerläufen ab. Fischarten sind der Brachsmen, der Wels, der Typische Fischarten sind die Äsche, die Nase, Aal, der Flussbarsch, die Schleie und der Hecht. der Hasel, der Schneider und der Strömer. Der Der Hallwilersee, der einzige grössere Aargauer Kanton Aargau beheimatet Äschenpopulatio- See, weist sowohl flache Ufer mit Röhricht wie nen von nationaler Bedeutung und ist eben- auch steile Ufer auf. Wasserpflanzenbestände falls einer der wenigen Kantone, wo noch Na- bieten Verstecke für Fischarten wie Hecht, Karp- sen vorkommen, die sich fortpflanzen. fen, Schleie, Rotfeder, Rotauge und Flussbarsch Die vier grossen Flüsse bieten auch Lebens- (Egli). Im tieferen Wasser fängt man gerne Fel- raum für die Barbe, dort wo das Wasser im chen und Seeforellen. Es gibt zwei Berufsfi- Unterschied zu den Äschenstrecken wärmer scherbetriebe und einen Netzfischerverein, de- und langsamer fliesst. Kiesige und sandige wie nen die Netzfischerei vorbehalten bleibt. Der auch flache und tiefere Gewässerabschnitte idyllische See hat eine wechselhafte Geschichte wechseln sich ab. Wichtige Seitengewässer der hinter sich. Nach einer extremen Eutrophierung grossen Flüsse für die Barbe sind die Suhre (Überdüngung) durch die intensive Landwirt- und der Aabach. Nebst der Barbe sind Alet, die schaft und Nutztierhaltung im Einzugsgebiet Blicke, der Gründling und die Dorngrundel drohte dem See um 1980 der Kollaps. Der Hall- typi­sche Fischarten in diesem Lebensraum. wilersee musste in der Folge saniert werden Dort wo die Flüsse gestaut sind, findet man und wird seither künstlich belüftet. Die Situati- schliesslich die Brachsmenregion. Das Wasser on hat sich aber in den letzten Jahren stark ver- fliesst träge und der Gewässergrund besteht bessert, so dass die Felchen (lokal ‚Ballen‘ ge- aus Feinsedimenten. Ins Wasser ragende Bäu- nannt), welche den Hauptfang des Hallwilersee me und Totholz auf dem Grund bieten Unter- ausmachen, wieder zunehmen.

9 Die Bachmuschel gilt im Kanton Aargau als ausgestorben. Ein Wiederansiedlungsprojekt soll sie wieder zurückbringen.

Projekte der Fischereiverwaltung

Ansiedlung Bachmuschel Netzmaschenweite. Folglich kann das Wachs- Die Bachmuschel ist in der Schweiz praktisch tum der Felchen nach Jahrgang und Altersklas- ausgestorben. Ein langfristiges Wiederansied- se sowie die entsprechende Jahrgangsstärke lungsprojekt hat zum Ziel, die Bachmuschel in und ein Vergleich mit den Einsatzzahlen be- ausgewählten Gewässern wieder heimisch rechnet werden. Seit 2012 werden zudem die werden zu lassen. Dazu werden Elritzen mit Anzahl Kiemenreusendornen, ein wichtiges Glochidienlarven (jungen Muscheln) ‚geimpft‘. morphologisches Merkmal der Felchenarten, Die geimpften Fische werden anschliessend und Proben für mögliche genetische Untersu- zusammen mit Jungmuscheln in geeignete chungen erhoben. Durch ein grossangelegtes Gewässer eingesetzt. Markierungsprojekt (Markierung von allen gestreiften Fel- Felchenmonitoring und cheneiern) soll indirekt Markierungsprojekt die Entwicklung der Seit 1980 werden die Fel- Naturverlaichung chen des Hallwilersees evaluiert werden. durch ein Monitoring überwacht. Die durchge- Monitoring führten Untersuchungen Äsche und Nase beinhalten die Alters- Schon bei jungen Nasen ist die Die Bestände der charakteristische Mundform und Längenzusammen- zu erkennen. Die Nase ist Äsche und Nase setzung der Felchen in den heute vom Aussterben sind in den letzten Fängen der Berufsfischer ent- bedroht. Jahren schweizweit sprechend der verwendeten stark zurückgegangen.

10 Die Bünz in Boswil kurz nach einer Renaturierung.

Die Äsche als Leitart der schnell fliessenden (Stauhaltungen) fehlt es an intakten Lebens- Gewässerabschnitte der grösseren Flüsse im räumen. Im Laufe ihres Lebens brauchen die Kanton Aargau ist ein wichtiger Indikator für Wassertiere verschiedene Lebensräume: Kies- die ökologische Qualität dieser Fliessstrecken. bänke oder Wasserpflanzen als Laichgrund, Die Nase ist national geschützt und vom Aus- Naturufer und Stillwasserzonen für Jungtiere, sterben bedroht. Die Entwicklung der Äschen- Zugang zu Nahrungsquellen sowie Unter- und Nasenbestände und die Auswirkungen stände und tiefe Gewässerbereiche bei Hoch- der Bestrebungen zur Förderung der beiden wasser und zum Überwintern. Durch gezielte Arten in den letzten Jahren (siehe Lebens- Revitalisierungen wie das Aufweiten (unter raumaufwertung und Kiesmobilisierung) sollen Berücksichtigung einer Niederwasserrinne) durch ein langfristiges kantonales Larvenmo- und Strukturieren von Gerinnen sowie durch nitoring untersucht und dokumentiert werden, Beseitigen von Abstürzen für die Vernetzung indem die natürliche Reproduktion jedes Jahr von Seitengewässern und Flussoberläufen quantifiziert wird. Zudem werden die Laich- gewinnen speziell die wandernden Fischarten plätze dieser beiden Fischarten speziell ge- Laichgebiete und Lebensräume zurück. Zu- schützt und kontrolliert. sätzlich werden Rau­bäume eingesetzt, wel- che entsprechenden Schutz vor Prädatoren Lebensräume aufwerten aber auch Laichhabitat bieten. Vor allem Im Aargau leben rund 40 Fisch- sowie je 7 Jungfische profitieren von der Schaffung ent- Krebs- und Grossmuschelarten. 5 Fischarten sprechend geeigneter Habitate, welche durch sind ausgestorben, weil die Verbindung zum das Fällen von Bäumen der Uferbestockung Meer durch Stauwehre unterbrochen wurde. und deren Sicherung vor dem Abschwemmen In vielen monotonen Gewässerabschnitten realisiert werden.

11 Kiesschüttung bei Brem- garten an der Reuss. Das zugeführte Geschiebe soll Laichplätze reaktivieren.

Kiesmobilisierung Die vielen unnatürlichen Staustrecken durch chenden Fischarten wie z.B. Äsche und Nase Kraft- und andere Bauwerke führten zu einer zu verbessern, wird ausgebaggerter Kies an starken Kolmatierung (Verfestigung) der Ge- geeigneten Stellen ins Gewässer zurückgege- wässersohle. Um die Laichgebiete der kieslai- ben. Durch Feinsedimente verfestigte Kiessoh- len können zudem mechanisch aufgelockert werden. Damit werden die Feinstoffe ausge- schwemmt und der saubere, gut durchflutete Kies eignet sich wieder als Laichplatz. Zudem Auge in Auge mit dem sollen Kiessammler aufgehoben und neue einheimischen Steinkrebs. Bauwerke so erstellt werden, dass diese den Geschiebetrieb gewährleisten. Diese Massnahme ist besonders geeignet, wenn grössere Lebensraumaufwertun- gen von den Platzverhältnissen her nicht möglich sind.

Einheimische Krebsarten fördern Die einheimischen Flusskrebsarten Stein-, Dohlen- und Edelkrebs sind in der Schweiz stark gefährdet. Lebensraumzerstörung und Gewässerverschmutzung haben den Bestän-

12 Die Fischereiverwaltung

Die Sektion Jagd und Fischerei der Abteilung Wald im Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) ist für die Fischerei und deren Belange als Fach- stelle des Kantons zuständig. Sie vollzieht die Gesetzesvorgaben und ist für einen vielseitigen Aufgabenbereich zuständig, welcher folgende fischereilichen Handlungsfelder umfasst:

• Kantonale Fachstelle für alle fischereilichen und fischökologischen Belange und Fragestellungen • Verpachtung der Pachtgewässer (Reviere) und Betreuung der Fischereivereine sowie der Pächterinnen und Pächter von Einzelpachten • Kartenausgabe für Freianglergewässer (online) • Schutz durch Überwachung und Monitoring sowie Förderung der Fisch- und Krebsbestände mit einem besonderen Fokus auf bedrohte Arten und lokale Populationen • Lebensraumaufwertungen • Migration Wassertiere, Vernetzung der Gewässer • Überwachung der Fischfänge und Sicherstellung einer nachhaltigen fischereilichen Nutzung und Bewirtschaftung • Beurteilung, Bewilligung und Begleitung von technischen Eingriffen an Gewässern (Bau, Unterhalt, Wassernutzung) • Bewirtschaftung der Fisch- und Krebsbestände unter Berücksichtigung von lokal angepassten Populationen und entsprechender Evaluierung (Erfolgskontrollen) zur Stützung und Förderung der standorttypischen Fischarten respektive der lokal angepassten Populationen • Fischereiaufsicht, sowie die Aus- und Weiterbildung der Fischereiaufseher • Öffentlichkeitsarbeit und Beratung den arg zugesetzt. Zudem breiten sich fremde deransiedlungen in geeigneten Gewässern sol- Krebsarten aus und verdrängen die einheimi- len die Bestände einheimischer Krebse gesichert schen Arten durch direkte Konkurrenz oder werden. Mit Exkursionen und Vorträgen wird über eingeschleppte Krankheiten wie die die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert. Krebspest, so dass Wiederbesiedlungen in vie- len Gewässern nicht mehr möglich sind. Mit Einsatz von Jungfischen Aufwertungen und Vernetzung ihrer Lebens- Da in vielen Gewässern die natürliche Fort- räume, der Aufzucht von Jungtieren und Wie- pflanzung und das Aufkommen von Jungfischen

13 Im Kanton Aargau werden jedes Jahr Junglachse eingesetzt (hinten oben ein Junglachs, im Vordergrund eine Bachforelle).

nicht mehr möglich oder stark beeinträchtigt Besatzoptimierung sind, liegt ein starker Akzent der fischereilichen In der Vergangenheit wurde die Wichtigkeit Hegemassnahmen bei der Erhaltung und Un- von lokal angepassten Fischpopulationen un- terstützung des Jungtieraufkommens. Dies terschätzt oder schlicht nicht zur Kenntnis ge- kann einerseits mit Lebensraumaufwertungen, nommen. Lokal angepasste Fische leben im aber auch mit dem Einsatz von künstlich aufge- Einklang mit ihrem Gewässer und haben sich zogenen Jungfischen erreicht werden. an die jeweiligen Umweltbedingungen über Der Fischeinsatz ist in einem kantonalen Be- viele tausende Jahre im Laufe der Evolution satzkonzept und in einem Besatzplan für jedes und durch natürliche Selektion angepasst. Ein staatliche Fischereirevier festgelegt. Er basiert Besatz mit domestizierten Zuchtfischen in ein auf einer Bewertung der betreffenden Gewäs- natürliches Gewässer ist nicht nachhaltig und ser nach gewässer- und fischökologischen Kri- längerfristig erfolgslos. Darum soll ein Besatz terien und wird laufend den Veränderungen im auf der Qualität der Besatzfische beruhen und Bestand, im Lebensraum und in der Nutzung nicht auf der Quantität. Ein optimaler Besatz- angepasst. Speziell wird auf die genetische Po- fisch stammt aus der geografisch gleichen pulationsstruktur innerhalb der Fischarten und Region und gehört genetisch zur selben Ma- lokal angepasste Stämme Rücksicht genom- nagement-Einheit. Die genetische Populati- men, welche die Bewirtschaftungseinheiten onsstruktur ist fundamentale Basis, um die bestimmen. Bewirtschaftungseinheiten festzulegen. So

14 Der Fischeinsatz im Kanton Aar- gau wird in ei- nem jährlichen Besatzplan festgelegt.

laufen zurzeit verschiedene genetische Unter- Seit 2006 beteiligt sich der Kanton Aargau suchungen mit Fischarten, welche wichtig für führend an einem internationalen Wiederan- die Bewirtschaftung sind. Zudem soll in Ge- siedlungsprogramm und hat 2013 auch ein wässern, wo die natürliche Fortpflanzung gut genetisches Monitoring eingeführt. Damit funktioniert, auf einen Besatz möglichst ver- laichbereite Lachse später aus dem Meer in zichtet werden. Es laufen Bestrebungen die ihre Ursprungsgewässer aufsteigen können, Laichhabitate zu erfassen und zu verbessern. werden Junglachse in den Rhein und in ge- eignete Seitengewässer eingesetzt, nämlich Der Lachs kehrt zurück im Magdener-, Etzger- und Möhlinbach. Ne- Der Lachs ist ein Wanderer zwischen Meer, ben den Besatzaktivitäten werden Massnah- Fluss und Bach. Über 50 Jahre war der Lachs men zur Aufwertung der Laichgewässer und aber nicht mehr in Aargauer Gewässern un- zur Verbesserung der Durchwanderbarkeit terwegs. Wanderhindernisse im Rhein ver- getroffen. In den kommenden Jahren soll der wehrten ihm den Zugang. Fischaufstieg im Oberrhein bis nach Basel Inzwischen haben sich die Bedingungen für verbessert werden. So stehen die Chancen den Lachs positiv verändert: Die Wasserqua- gut, dass auch ausgewachsene Lachse die lität hat sich verbessert, Lebensräume wur- Aargauer Laichgewässer am Hochrhein wie- den aufgewertet und Fischaufstiegshilfen der erreichen können. bei Kraftwerken geschaffen.

15 Der AFV stellt sich vor

Der Aargauische Fischereiverband (AFV) wurde am 28. Januar 1917 ge- gründet. Zum AFV zählen heute rund 2 000 Mitglieder, was ihn in der Schweiz zum sechstgrössten Kantonalverband macht. Es sind 33 Fische- reivereine und 38 Einzelmitglieder dem AFV angeschlossen.

Der AFV ist in diversen Gremien vertreten, u. a.:

• Kantonale Fischereikommission, Partner Kanton, Expertengruppe Fischerei und Gewässerschutz • in diversen Begleitkommissionen zum Ausbau von Kraftwerken • KANUSO, Konferenz aargauischer Natur-und Umweltschutzverbände • Arbeitsgruppe Naturschutz Aargau, PNAG, AFV, Birdlife AG, WWF, AJV • Mitglied Aqua Viva Rheinaubund • ASA, Arbeitsgruppe zum Schutz der Aare

Mit starken Partnern an der Seite (SFV, WWF, Birdlife, Pro Natura, Aqua Viva, Rheinaubund u.a.) setzt sich der AFV gegen sämtliche schädliche Eingriffe rund um unserer Gewässer ein.

Der AFV organisiert jedes Jahr Weiterbildungsmöglichkeiten für interessierte Fischerinnen und Fischer. Ebenfalls übernimmt der AFV die Verantwortung für die Durchführung und Organisa- tion der SaNa-Ausbildung. Mit lehrreichen Kursen gelangt man zum SaNa-Sportfischer Brevet, welches zum Bezug einer Fischerkarte benötigt wird.

Der Jugendförderung wird höchste Priorität geschenkt. Auch hier veranstaltet der AFV interes- sante und abwechslungsreiche Weiterbildungs- und Fischereimöglichkeiten.

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