Vierteljahrshefte Für Zeitgeschichte Jahrgang 44(1996) Heft 3

Total Page:16

File Type:pdf, Size:1020Kb

Vierteljahrshefte Für Zeitgeschichte Jahrgang 44(1996) Heft 3 VIERTELJAHRSHEFTE FÜR Zeitgeschichte Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte München herausgegeben von KARL DIETRICH BRACHER HANS-PETER SCHWARZ HORST MÖLLER in Verbindung mit Theodor Eschenburg, Rudolf v. Albertini, Dietrich Geyer, Hans Mommsen, Arnulf Baring und Gerhard A. Ritter Redaktion: Norbert Frei, Udo Wengst, Jürgen Zarusky Chefredakteur: Hans Woller Stellvertreter: Andreas Wirsching Institut für Zeitgeschichte, Leonrodstr. 46 b, 80636 München, Tel. 1268 80, Fax 12317 27 44. Jahrgang Heft 3 Juli 1996 INHALTSVERZEICHNIS AUFSÄTZE Frank-Lothar Kroll Geschichte und Politik im Weltbild Hitlers 327 Horst Mühleisen Das Testament Hindenburgs vom ll. Mai 1934 . 355 Jean Solchany Vom Antimodernismus zum Antitotalitarismus. Konservative Interpretationen des Nationalsozialis­ mus in Deutschland 1945-1949 373 Franz-Josef Kos Politische Justiz in der DDR. Der Dessauer Schau­ prozeß vom April 1950 395 DOKUMENTATION Hans Coppi Die „Rote Kapelle" im Spannungsfeld von Wider- stand und nachrichtendienstlicher Tätigkeit. Der Trepper-Report vom Juni 1943 431 II Inhaltsverzeichnis NOTIZEN Kolloquium zur Geschichte der nationalsozialisti­ schen Konzentrationslager (Sybille Steinbacher/ Bernd Wagner) 459 Historisch relevante Ressourcen in Internet und WorldWideWeb. Angebot, Bewertung und Ausblick (Thomas A. Schröder) 465 ABSTRACTS 479 MITARBEITER DIESES HEFTES 481 Verlag und Anzeigenverwaltung: R. Oldenbourg Verlag GmbH, Rosenheimer Straße 145, 81671 München. Für den Inhalt verantwortlich: Horst Möller; für den Anzeigenteil: Anke Thulke. Erscheinungsweise: Vier­ teljährlich. Bezugspreis incl. gesetzlicher MWSt 1996: Jahresabonnement Inland DM 92,40 (DM 78,- + DM 14,40 Versandspesen); Österreich öS 701,- (577,- + 124,- Versandspesen); Schweiz und übriges Aus­ land DM/sFr 94,80 (78,- + 16,80 Versandspesen). Studentenabonnement (nur Inland) DM 74,40 (60,- + 14,40 Versandspesen); Einzelheft DM 26,-, öS 192,-, sFR 26,- + Versandspesen. Bezieher der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte sind berechtigt, die der Zeit­ schrift angeschlossene Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (2 Bände im Jahr) im Abonne­ ment zum Vorzugspreis von DM 52,- zuzüglich Versandkosten zu beziehen. Die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Fotokopien für den per­ sönlichen und sonstigen eigenen Gebrauch dürfen nur von einzelnen Beiträgen oder Teilen daraus als Ein­ zelkopien hergestellt werden. Jede darüber hinausgehende Vervielfältigung bedarf der Genehmigung des Verlages und verpflichtet zur Gebührenzahlung. Satz und Druck: Appl, Senefelderstraße 3-11, 86650 Wemding Ein Teil dieser Auflage enthält folgende Beilage: Vandenhoeck & Ruprecht • Geschichte und Gegenwart FRANK-LOTHAR KROLL GESCHICHTE UND POLITIK IM WELTBILD HITLERS Wem an einer Rekonstruktion nationalsozialistischer Geschichtsbilder gelegen ist, wer es unternimmt, Funktion und Stellenwert der Historie im Dritten Reich zu or­ ten, kann sich diesem Vorhaben auf unterschiedlichen Wegen zu nähern versuchen. Er kann - zum einen - die Rolle der Geschichtswissenschaft, d. h. der akademischen Forschung, ihrer Institutionen, Organisationen und Fachvertreter bei der Herausbil­ dung und Vermittlung einer genuin nationalsozialistischen Geschichts„erkenntnis" in den Blick nehmen1; er kann - weiter - sein Interesse dem Bereich des schulischen Geschichtsunterrichts zuwenden, wie sich dieser aus den überlieferten Quellenarten der Schulbücher, Lehrpläne und Unterrichtsaufzeichnungen rekonstruieren läßt2; er kann - schließlich - den verschiedenen Ausprägungsformen „praktischer" Ge­ schichtsvermittlung im öffentlichen Raum nachspüren und etwa den historischen Film3 oder den historischen Roman4, Gedenk- und Weiheveranstaltungen5 oder Jubi- 1 Vgl. dazu beispielhaft die Studien von Helmut Heiber, Walter Frank und sein Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschland, Stuttgart 1966; Karl Ferdinand Werner, Das NS-Geschichts- bild und die deutsche Geschichtswissenschaft, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1967; Volker Lose­ mann, Nationalsozialismus und Antike. Studien zur Entwicklung des Faches Alte Geschichte 1933-1945, Hamburg 1977; Willi Oberkrone, Volksgeschichte. Methodische Innovation und völki­ sche Ideologisierung in der deutschen Geschichtswissenschaft 1918-1945, Göttingen 1993; neuer­ dings die umfassende und akribische Gesamtdarstellung von Karen Schönwälder, Historiker und Politik. Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus, Frankfurt a.M./New York 1992; dazu direkt Frank-Lothar Kroll, Ein höchst verhängnisvoller Irrtum. Geschichtswissenschaft und Ge­ schichtsunterricht im „Dritten Reich", in: Das Parlament 1994, Nr. 17 vom 29.4. 1994, S.15. 2 Vgl. vor allem Franz Selmeier, Das nationalsozialistische Geschichtsbild und der Geschichtsunter­ richt 1933-1945, phil. Diss. München 1969; Helmut Genschel, Politische Erziehung durch Ge­ schichtsunterricht. Der Beitrag der Geschichtsdidaktik und des Geschichtsunterrichts zur politi­ schen Erziehung im Nationalsozialismus, Frankfurt a.M. 1980; zuletzt zusammenfassend Horst Gies, Geschichtsunterricht unter der Diktatur Hitlers, Köln/Weimar/Wien 1992. 3 Vgl. Dorothea Hollstein, „Jud Süß" und die Deutschen. Antisemitische Vorurteile im nationalso­ zialistischen Spielfilm, Frankfurt a.M./Berlin 1983. 4 Vgl. z. B. Rolf Geissler, Dekadenz und Heroismus. Zeitroman und völkisch-nationalsozialistische Literaturkritik, Stuttgart 1964; Peter Zimmermann, Der Bauernroman: Antifeudalismus - Konser­ vativismus - Faschismus, Stuttgart 1975; Wolfgang Wippermann, Geschichte und Ideologie im hi­ storischen Roman des Dritten Reiches, in: Horst Denkler/Karl Prümm (Hrsg.), Die deutsche Lite­ ratur im Dritten Reich. Themen - Traditionen - Wirkungen, Stuttgart 1976, S. 183-206. 5 Vgl. Klaus Vondung, Magie und Manipulation. Ideologischer Kult und politische Religion des Na­ tionalsozialismus, Göttingen 1971; Henning Eichberg, Massenspiele, NS-Thingspiel, Arbeiterwei­ hespiel und olympisches Zeremoniell, Stuttgart 1977. 328 Frank-Lothar Kroll läums- und Parteifeiern6 analysieren und die ihnen jeweils zugeordneten Funktions­ zusammenhänge dechiffrieren. An den politisch relevanten Kern der nationalsoziali­ stischen Geschichtsauffassung führt die Erforschung all dieser Erscheinungsformen eines „veröffentlichten" Geschichtsbildes indes nur sehr bedingt heran, weil mit ih­ nen lediglich die äußere Fassade der weltanschaulichen Intentionen des Regimes ein­ gefangen, nicht hingegen jene letzte bzw. erste Bedeutungsebene freigelegt wird, auf welcher sich für die Führungsspitze des Dritten Reiches die Perzeption von „Ge­ schichte" vollzog. Eine den Konnex von Ideologie und Politik betonende Studie wird daher ihr Augenmerk zunächst und vor allem auf die Funktion des Faktors „Geschichte" im Denken und Handeln eben jener Spitzenfiguren des Regimes zu richten haben und dabei den Stellenwert rekonstruieren müssen, den ihre jeweilige Geschichtsauffassung für die Begründung, Absicherung und rechtfertigende Überhö­ hung nationalsozialistischer Politik insgesamt besaß. Es ist unschwer ersichtlich, daß nicht viele nationalsozialistische Politiker für ein derartiges Rekonstruktionsvorhaben in Betracht kommen. Jene, die - wie Hermann Göring, Robert Ley oder Wilhelm Frick - die Politik des Regimes in entscheidenden Stellungen langfristig mitgestalteten, dabei aber weitgehend ohne eigenes ideologi­ sches Profil blieben, scheiden von vorneherein ebenso aus wie die Gruppe der „rei­ nen" Theoretiker, denen - wie beispielsweise Ernst Krieck, Hans F. K. Günther oder Otto Strasser - die Ideologie der Partei zwar manchen prägenden Impuls verdankte, die aber niemals einen nennenswerten politischen Einfluß im etablierten Dritten Reich zu gewinnen vermochten. Von analytischem Interesse ist vielmehr jene kleine Gruppe ideologisch relevanter Politiker bzw. politisch relevanter Ideologen, die nach 1933 in verantwortlichen Spitzenpositionen wirkten und zu den maßgeblichen Ideenspendern des Nationalsozialismus gehörten. Beide Kriterien, das einer ideologi­ schen Prägekraft und einer faktisch gegebenen Einbindung in den konkreten politi­ schen Entscheidungsprozeß, erfüllten von den Protagonisten des Regimes - neben und nach dem Führer des Reiches selbst - in erster Linie Alfred Rosenberg, Richard Walther Darre, Heinrich Himmler und Joseph Goebbels. Sie alle konnten mit einer spezifisch durchgeformten Weltanschauung und mit einem dieser Weltanschauung jeweils korrespondierenden Geschichtsbild aufwarten, ihnen allen standen im Rah­ men ihrer - unterschiedlich zu gewichtenden - Herrschaftsbezirke die entsprechen­ den Macht- und Einflußmöglichkeiten zur Verfügung, um dieser Weltanschauung und diesem Geschichtsbild Gehör und Resonanz im Bereich der politischen Praxis zu verschaffen. Wenn sich in der hier präsentierten Detailstudie das Erkenntnisinteresse gleich­ wohl nicht auf die Geschichtsbilder der genannten Ideologen richtet, sondern primär der Erhellung des wechselseitigen Bestimmungsverhältnisses von historischer Welt­ sicht und politischer Entscheidungsfindung bei Adolf Hitler gilt, so darf diese thema­ tische Eingrenzung keineswegs als Ausdruck personalistischer Blickverengung im 6 Vgl. z.B. Siegfried Zelnhefer, Die Reichsparteitage der NSDAP. Geschichte, Struktur und Bedeu­ tung der größten Propagandafeste im nationalsozialistischen Feierjahr, Nürnberg 1991. Geschichte und Politik im Weltbild Hitlers 329 Sinne einer konventionell hitlerzentrischen Sichtweise mißverstanden werden. Abge­ sehen davon, daß jede vergleichende Betrachtung nationalsozialistischer Ideolo­ gieentwürfe
Recommended publications
  • 262 Günther Günther, Heinrich August, Dr. Phil., Ober Schulrat, * 18. 4
    262 Günther Günther, Heinrich August, Dr. phil., Ober­ W: schulrat, * 18. 4. 1796 Ilfeld, f 4. 5. 1866 Animadversiones in aliqua Virgilii Aeneides Oldenburg. loca, Göttingen 1817. Der Sohn des Kaufmanns Johann Heinrich L: Karl Meinardus, Geschichte des Großherzogli­ Günther und der Katharina Friederike chen Gymnasiums in Oldenburg, Oldenburg geb. Böhme besuchte das Gymnasium und 1878; Harald Schieckel, Die Mitglieder der studierte ab Oktober 1813 Philologie und „Oldenburgischen Literarischen Gesellschaft Theologie an der Universität Göttingen, an von 1779", in: OJb, 78/79, 1978/79, S. 1-10; der er im September 1817 promovierte. Am Beatrix Veit, Zur Geschichte der Landesbiblio­ 19. 1. 1821 wurde er als 1. Collaborator am thek Oldenburg von 1847 bis 1907, Oldenburg 1988. Hans Friedl Haake, August, Schauspieler, Regisseur, Theaterdirektor, * 5. 5. 1793 Königsberg in der Neumark, ¥ 18. 4. 1864 Darmstadt. H., Sohn eines Schneiders, wuchs bei einem Oheim auf. Er genoß eine sorgfäl­ tige Bildung auf dem Lyceum. Früh faszi­ nierte ihn das Theater. August Wilhelm Iff- land bezeichnete ihn als Bühnenbega­ bung, empfahl aber, mit einer Theaterlauf­ bahn noch zu warten. So ging H. zunächst daheim in Königsberg als Kopist in den Staatsdienst. Als er dann von Iffland eine Empfehlung nach Stettin bekam, begann H. dort 1811 seine Karriere als Schauspie­ ler. Als Mitglied von Wanderbühnen schlug er sich in der Folge durch, biswei­ len große Not leidend. Am Karlsruher Hof­ theater faßte er Fuß und sah sich in der Gymnasium in Oldenburg angestellt, an Lage, die Schauspielerin Auguste Neu- dem er sich durch seinen lebendigen Geo­ städt (1788-1880) zu heiraten. Nach weite­ graphie- und Geschichtsunterricht rasch ren Zwischenstationen gestaltete sich als pädagogisch begabter Lehrer profi­ seine Karriere endlich freundlicher: 1818 lierte.
    [Show full text]
  • German History Reflected
    The Detlev Rohwedder Building German history reflected GFE = 1/2 Formathöhe The Detlev Rohwedder Building German history reflected Contents 3 Introduction 44 Reunification and Change 46 The euphoria of unity 4 The Reich Aviation Ministry 48 A tainted place 50 The Treuhandanstalt 6 Inception 53 The architecture of reunification 10 The nerve centre of power 56 In conversation with 14 Courage to resist: the Rote Kapelle Hans-Michael Meyer-Sebastian 18 Architecture under the Nazis 58 The Federal Ministry of Finance 22 The House of Ministries 60 A living place today 24 The changing face of a colossus 64 Experiencing and creating history 28 The government clashes with the people 66 How do you feel about working in this building? 32 Socialist aspirations meet social reality 69 A stroll along Wilhelmstrasse 34 Isolation and separation 36 Escape from the state 38 New paths and a dead-end 72 Chronicle of the Detlev Rohwedder Building 40 Architecture after the war – 77 Further reading a building is transformed 79 Imprint 42 In conversation with Jürgen Dröse 2 Contents Introduction The Detlev Rohwedder Building, home to Germany’s the House of Ministries, foreshadowing the country- Federal Ministry of Finance since 1999, bears wide uprising on 17 June. Eight years later, the Berlin witness to the upheavals of recent German history Wall began to cast its shadow just a few steps away. like almost no other structure. After reunification, the Treuhandanstalt, the body Constructed as the Reich Aviation Ministry, the charged with the GDR’s financial liquidation, moved vast site was the nerve centre of power under into the building.
    [Show full text]
  • Kommunikation Und Zivilcourage – Orte Der ‚Roten Kapelle' In
    Kommunikation + Zivilcourage Orte der Roten Kapelle in Brandenburg Eine Projektdokumentation herausgegeben vom Liebenberger Freundeskreis e. V. und Zeitpfeil e. V. Die Beschäftigung mit dem Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime ist ein immer währender Prozess der Annäherung an die Geschichte und an die Handlungsmög­ Die »Rote Kapelle« gehörte zu den größten Widerstandsgruppierungen in den ersten Kriegs­ lich keiten von Menschen. Die Auseinandersetzung mit der Thematik schärft den Blick für jahren. Durch persönliche Kontakte bildete sich 1940/41 ein loses Netzwerk von sieben Ber­ ei­­gene Entscheidungen, aber auch für Rechtsextremismus und seine Ursachen, den Trä­ liner Freundes­ und Widerstandskreisen heraus, in deren Mittelpunkt Harro Schulze­Boy­ gern und den Erscheinungsformen von Neonazismus, Rassismus und Antisemitismus. His­ sen und Arvid Harnack standen. Diesem Netzwerk gehörten mehr als 150 Regimegegner, to rische Zusammenhänge vermitteln Wissen und emotionale Zugänge zu gelebter Zivil­ Frauen und Männer unterschiedlicher sozialer Herkunft und weltanschaulicher Auf assun­ courage, die heute und morgen benötigt wird. gen an. Arbeiter, Angestellte, Unternehmer, Intellektuelle, Künstler, Ärzte, Soldaten und Verschiedene Orte in Brandenburg waren Orte der Kommunikation und des informellen Offiziere, Marxisten und Christen diskutierten politische und künstlerische Fragen, halfen Austausches von Mitgliedern des Widerstandes in Berlin. Durch ihre Abgeschiedenheit, politisch und jüdisch Verfolgten sowie Zwangsarbeitern, dokumentierten NS­Gewalt­ Landschaften und Kulturorte boten sie kommunikative Freiräume für Verständigung und verbrechen und riefen in Flugschriften und Zettelklebeaktionen zum Widerstand auf. Es verbotene kulturelle Praxis. Die Idee des Projektes »Kommunikation + Zivilcourage. Orte be standen Kontakte zu Widerstandsgruppen in Berlin und Hamburg, zu französischen der ›Roten Kapelle‹ in Brandenburg« war es, die Beschäftigung mit historischem Wider­ Zwangs arbeitern und Vertretern der amerikanischen und sowjetischen Botschaft.
    [Show full text]
  • Libertas Schulze-Boysen Und Die Rote Kapelle Libertas Schulze-Boysen Und Die Rote Kapelle
    Libertas Schulze-Boysen und die Rote Kapelle Libertas Schulze-Boysen und die Rote Kapelle Der Großvater, Fürst Philipp Eulenburg zu Hertefeld, Familie genießt als Jugendfreund des Kaisers lange Zeit des- sen Vertrauen und gilt am Hofe als sehr einflussreich. und Nach öffentlichen Anwürfen wegen angeblicher Kindheit homosexueller Neigungen lebt der Fürst seit 1908 zurückgezogen in Liebenberg. Aus der Ehe mit der schwedischen Gräfin Auguste von Sandeln gehen sechs Kinder hervor. 1909 heiratet die jüngste Tochter Victoria den Modegestalter Otto Haas-Heye, einen Mann mit großer Ausstrahlung. Die Familie Haas- Heye lebt zunächst in Garmisch, dann in London und seit 1911 in Paris. Nach Ottora und Johannes kommt Libertas am 20. November 1913 in Paris zur Welt. Ihr Vorname ist dem „Märchen von der Freiheit“ entnom- men, das Philipp Eulenburg zu Hertefeld geschrieben hat. Die Mutter wohnt in den Kriegsjahren mit den Kindern in Liebenberg. 1921 stirbt der Großvater, und die Eltern lassen sich scheiden. Nach Privatunterricht in Liebenberg besucht Libertas seit 1922 eine Schule in Berlin. Ihr Vater leitet die Modeabteilung des Staatlichen Kunstgewerbemu- seums in der Prinz-Albrecht-Straße 8. Auf den weiten Fluren spielen die Kinder. 1933 wird dieses Gebäude Sitz der Gestapozentrale. Die Zeichenlehrerin Valerie Wolffenstein, eine Mitarbeiterin des Vaters, nimmt sich der Kinder an und verbringt mit ihnen den Sommer 1924 in der Schweiz. 4 Geburtstagsgedicht Es ist der Vorabend zum Geburtstag des Fürsten. Libertas erscheint in meinem Zimmer. Sie will ihr Kästchen für den Opapa fertig kleben[...] „Libertas, wie würde sich der Opapa freuen, wenn Du ein Gedicht in das Kästchen legen würdest!“ Sie jubelt, ergreift den Federhalter, nimmt das Ende zwischen die Lippen und läutet mit den Beinen.
    [Show full text]
  • Widerstandsgruppe Schulze-Boysen/Harnack
    Widerstandsgruppe Schulze-Boysen/Harnack Bearbeitet von Klaus Lehmann Herausgegeben von der zentralen Forschungsstelle der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN Berliner Verlag GmbH, Berlin 1948, 88 Seiten Faksimileausgabe der Seiten 3 bis 27 und 86 bis 88 Die Schulze-Boysen/Harnack-Gruppe wurde 1942 von der Gestapo un- ter dem Begriff Rote Kapelle entdeckt und ausgeschaltet. Diese erste ausführliche Veröffentlichung erschien in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone und wurde von der VVN, einer von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) gelenkten Organisation, herausge- geben. Während die Widerstandsarbeit der Schulze-Boysen/Harnack-Gruppe mit Flugblättern, Zeitschriften, Klebeaktionen, Hilfe für politisch verfolg- te bis hin zur Beschaffung von Waffen beschrieben wird, wird ihre Spi- onagetätigkeit für die Sowjetunion bewusst verschwiegen. Die Spionagesender, die vom sowjetischen Nachrichtendienst zur Ver- fügung gestellt worden waren, werden hier stattdessen in Geräte um- gedeutet, die "mit ihren Sendungen das deutsche Volk" aufklären soll- ten (S.15). Dies zeigt, dass man sich zur Spionage für Stalin nicht be- kennen wollte, weil diese mit den damals gängigen moralischen Maß- stäben nicht in Einklang zu bringen war. Dies wandelte sich erst Ende der 1960-er Jahre, als die Sowjetunion einigen Mitgliedern der Roten Kapelle postum Militärorden verlieh und die DDR sie fortan als "Kundschafter" und Paradebeispiel für kommu- nistischen geführten Widerstand feierte. Auf den Seiten 28 bis 85 werden 55 Mitglieder
    [Show full text]
  • Flyer RK 2013 Schulen.Indd 1 29.12.12 13:40
    Mildred-Harnack-Oberschule Berlin-Lichtenberg, Cato Bontjes van Beek-Gymnasium Achim, Hans-und-Hilde-Coppi-Oberschule Berlin-Karlshorst, Libertasschule Löwenberg, Gedenkstätte Deutscher Widerstand laden ein: Widerstand und Zivilcourage – Auf den Spuren der Roten Kapelle 2012/2013 jährt sich die Verfolgung von über 120 Gegnern des Naziregimes zum 70. Mal. Aus diesem Anlass erinnern Jugendliche an Widerstandskämpfer/-innen, deren Namen ihre Schulen tragen. Mittwoch, 16. Januar 2013 Ab 16 Uhr: Ausstellungen, Informationen der beteiligten Schulen 17.00 Uhr: Gedenkveranstaltung mit Beiträgen der Schulen Anschließend: Kleiner Empfang Aula der Mildred Harnack-Schule Schulze-Boysen-Straße 12 10365 Berlin-Lichtenberg U5 Magdalenenstraße S Frankfurter Allee #ATO"ONTJES VAN"EEK Gedenkstätte 'YMNASIUM Deutscher Widerstand Mildred Harnack Schule flyer RK 2013 schulen.indd 1 29.12.12 13:40 )CHWILL NUREINS )CHWILLNUR SEIN UND EINSSEIN DASISTEIN -ENSCH UNDDASIST EIN-ENSCH Widerstand und Zivilcourage – Auf den Spuren der Roten Kapelle Arbeiter, Angestellte, Intellektuelle, Künstler, Soldaten, Offiziere, Marxisten, Christen – Frauen und Männer unterschiedlicher sozialer Herkunft mit verschiedenen weltanschaulichen Ansich- ten fanden in ihrer Ablehnung des NS-Regimes zusammen. Neben der Diskussion politischer, philosophischer und künst- lerischer Fragen halfen sie Verfolgten, dokumentierten NS- Gewaltverbrechen, riefen in Flugschriften zu aktivem und passivem Widerstand auf und verbreiteten Flugblätter gegen die Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“. Es bestanden Kontakte zu Widerstandsgruppen in Berlin und Hamburg und zu Zwangsarbeitern und Vertretern der US-amerikanischen und sowjetischen Botschaft in Berlin. Im Herbst 1942 nahm die Gestapo über 120 Regimegegner fest und ordnete sie dem Ermittlungs-und Verfolgungskomplex „Rote Kapelle“ zu. 92 wurden vor dem Reichskriegsgericht und dem „Volksgerichtshof“ angeklagt. 49 von ihnen, darunter 19 Frauen, wurden in Plötzensee und Halle ermordet oder starben in der Haft.
    [Show full text]
  • Greta Kuckhoff's Memories of Resistance in Vom Rosenkranz Zur
    5. Clarity and Insight: Greta Kuckhoff’s Memories of Resistance in Vom Rosenkranz zur Roten Kapelle Members of Greta Kuckhoff’s resistance group were arrested in September 1942. At this point she saw for the first time that she was part of a large group of anti-Nazis who had resisted for a multitude of political and religious reasons. Many of this group, including her husband, were executed five months later. Collectively condemned as Communists and traitors by the Gestapo, they were labelled the ‘Rote Kapelle’ [Red Orchestra], a name designed to emphasize a connection to the Soviet Union. Greta Kuckhoff began writing autobiographical articles about her experiences of resistance and imprisonment in the immediate post-war period, but it was not until 1972 that her autobiography of some four hundred pages was first published in East Germany. While there are many historical studies on the circle of resisters to which Greta Kuckhoff belonged, there are no literary investigations of her autobiography. In this chapter I will consider how shifts in the contemporary reception of resistance facilitated the publication of Kuckhoff’s memories of her fight against the fascist system. I will examine the controversy surrounding her resistance group, focusing on how the text from 1972 engages with prevalent discourses about the Nazi past and negotiates issues of resistance and betrayal. Concentrating on the pivotal themes of class, gender and ‘race’, this analysis will explore how narrative tensions arise between a unifying teleological interpretation of the past and a gendered multiplicity of voices. Born on 14 December 1902 in Frankfurt an der Oder, Greta Lorke grew up in a Catholic lower-middle-class family.
    [Show full text]
  • Complete Report
    INTERNATIONAL CO N G RESS OF JURISTS WEST BERLIN 1952 Complete Report Discourses Pro tocols Printed by Rudolf Ofto, 63, Lutzowsfrcsse, Berlin W 35, Germony « The first greatINTERNATIONAL CONGRESS OF JURISTSfor the protection of Right against Systematic Injustice was recently held in West Berlin with the cooperation of Delegates from 43 countries, amongst whom were 31 Ministers and Statesmen, 32 Professors, 35 Presidents, Judges and Counsel in High Courts of Justice. The names of these Delegates warrant that the resolutions were passed by the Congress unprejudiced by political questions of the day and after scrupulous examination of the documentary material and the hearing of witnesses. The publication of this report is being done not for propaganda purposes, but with the object of spreading the truth in order to maintain and defend Law against an im­ minent danger not yet sufficiently understood by the Free World. Published by the International Commission- of Jurists 47, Buitenhof, The Hague, Netherlands Berlin■ Offices: 5, Lindenthaler Allee, Berlin-Zehlendorf-West, Germany i 1/0t f a k e tin likexhp to inform you that the Collection of Documents often referred to in this report as hearing the title “Injustice as a System” is in the original entitled “Injustice the Regime C ontents Page Page Part One: The Development of Public Law in Latvia, by M. C a k ste............................................................ 26 Preparation Legal Development in Estonia, , and Plenary Meetings of Congress by H. Mark ............................! ...................... ................ 27 FOURTH D A Y ................................................................... 30 IDEA AND PREPARATION ....................................... 1 Discussion and adoption of the Resolution of the Committee FIRST PLENARY MEETING......................................
    [Show full text]
  • Vierteljahrshefte Für Zeitgeschichte 2011
    59. Jahrgang / Heft 1 / Januar 2011 ISSN 0042-5702 B 2176 F Ein Wissenschaftsverlag der Oldenbourg Gruppe Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1962 Herausgegeben im Auftrag des Auswärtigen Amts vom Institut für Zeitgeschichte 2011 Zeitgeschichte 2010 | CVI, 2255 Seiten | Ln. herausgegeben von in 3 Teilbänden | € 198,00 für ISBN 978-3-486-59192-7 Helmut Altrichter Horst Möller Hans-Peter Schwarz Andreas Wirsching Aus dem Inhalt Für die Bundesrepublik war 1962 ein schwieriges Jahr, das in der Kuba-Krise und der »Spiegel-Affäre« gipfelte. Die Verhandlungen über eine europäische politische Union scheiterten, der Beitritt Ian Kershaw Großbritanniens zur EWG blieb ungeklärt. Während gegenseitige „Volksgemeinschaft“ Staatsbesuche die deutsch-französische Aussöhnung besiegelten, Vierteljahrshefte Potenzial und Grenzen eines neuen Forschungskonzepts war das Verhältnis zu den USA belastet: Amerikanische Vorschläge gegenüber der UdSSR zur Lösung der Berlin-Frage erweckten Martin Schumacher Misstrauen in Bonn. Unterschiedliche Überlegungen zur Ausstattung der NATO mit Atomwaffen und zu deren Einsatz Namensähnlichkeit als Ausschließungsgrund? sorgten für weitere Reibungspunkte. Seite an Seite fanden sich die Die Säuberung der Anwaltschaft in Preußen 1933 Bündnispartner jedoch angesichts der Bedrohung in Kuba: Sie wurde zum Testfall für die Entschlossenheit, dem sowjetischen Tim Szatkowski Expansionsdrang Widerstand entgegenzusetzen. Die CDU/CSU und die deutsch-polnischen Vereinbarungen ››Kuba-Krise und »Spiegel-Affäre« vom
    [Show full text]
  • Major Cultural Commemorations and the Construction of National Identity in the GDR, 1959-1983
    Major Cultural Commemorations and the Construction of National Identity in the GDR, 1959-1983 David Joseph Zell A thesis submitted to the University of Birmingham for the degree of Doctor of Philosophy Department of Modern Languages The University of Birmingham October 2017 1 University of Birmingham Research Archive e-theses repository This unpublished thesis/dissertation is copyright of the author and/or third parties. The intellectual property rights of the author or third parties in respect of this work are as defined by The Copyright Designs and Patents Act 1988 or as modified by any successor legislation. Any use made of information contained in this thesis/dissertation must be in accordance with that legislation and must be properly acknowledged. Further distribution or reproduction in any format is prohibited without the permission of the copyright holder. Major Cultural Commemorations and the Construction of National Identity in the GDR 1959-1983 Abstract My thesis asks whether cultural commemorations helped the GDR to build a distinct national identity, and examines the role of political and cultural actors involved in them. Covering different strands of German cultural heritage, the aims, implementations and outcomes of anniversary commemorations are investigated as a longitudinal series of case-studies: Schiller (1959); Kollwitz (1967); Beethoven (1970); and Luther (1983). Substantial evidence from largely unpublished sources exposes recurring gaps between the theory and practice of these commemorations, essentially attributable to manifest examples of agency by commemoration stakeholders. Each commemoration produced some positive legacies. But driven mainly by demarcation motives versus West Germany, the appropriation of these German cultural icons as socialist role-models to promote national identity was mostly unsuccessful in three commemorations.
    [Show full text]
  • Die Veränderungen in Der Sozialstruktur Des Ministerrates Der DDR 1949-1969
    Ursula, Hoffmann Die Veränderungen in der Sozialstruktur des Ministerrates der DDR 1949-1969 Droste Verlag Düsseldorf Inhalt Theoretischer Bezugsrahmen Einleitung 7 Die Grenzen der Anwendbarkeit von Macht und das Problem der Legitimität 8 Konsequenzen der Industrialisierung 10 Auswirkungen der Industrialisierung auf die Entscheidungs- struktur in Organisationen 13 Konvergenzen zwischen westlichen und östlichen Gesellschaftssystemen 14 Der Ministerrat als Forschungsgegenstand einer Elitestudie 16 Hypothesen, die sich aus dem theoretischen Bezugsrahmen ergeben 18 Veränderungen im politischen und wirtschaftlichen System der DDR Ergebnisse von Untersuchungen über die DDR-Elite 19 Die organisatorische Entwicklung des Ministerrates 20 Die WirtschaR:sentwicklung der DDR 24 Die Veränderungen in der Sozialstruktur des Minister- rates der DDR 1949-1969 Methodologische Vorbemerkung 28 Soziale Merkmale aller untersuchten Ministerratsmitglieder 29 Die Provisorische Regierung der DDR von Oktober 1949 bis November 1950 34 Der Ministerrat im November 1950 34 Der Ministerrat von Dezember 1950 bis Juni 1953 35 Der Ministerrat von Juli 1953 bis November 1954 38 Der Ministerrat von Dezember 1954 bis Dezember 1956 41 Der Ministerrat von Januar 1957 bis November 1958 43 Der Ministerrat im Dezember 1958 45 Der Ministerrat von Januar 1959 bis Februar 1961 47 Der Ministerrat von März 1961 bis Juli 1962 47 Der Ministerrat von August 1962 bis November 1963 49 5 Der Ministerrat von Dezember 1963 bis Dezember 1965 51 Der Ministerrat von Januar 1966 bis Juli 1967 53
    [Show full text]
  • WIDERSTAND Gegen Den Nationalsozialismus in Berlin Widerstand Gegen Den Nationalsozialismus War Schwierig, Aber Möglich
    WIDERSTAND gegen den Nationalsozialismus in Berlin Widerstand gegen den Nationalsozialismus war schwierig, aber möglich. Er endete für die han- delnden Akteure oftmals mit Verhaftung, Folter, Verurteilung und Tod. Dennoch sind manche Menschen mutig diesen Weg gegangen. Herausgeber: Berliner Geschichtswerkstatt e. V. Die Berliner Geschichtswerkstatt ist ein gemeinnütziger Verein, der seit 1981 besteht. Im Zent- rum unserer Arbeit stehen Alltagsgeschichte und die Geschichte „von unten“, wobei wir die Erinnerungsarbeit nicht als Selbstzweck verstehen. Wir wollen anhand des Schicksals der NachbarInnen am Wohnort Zeitgeschichte und die eigene Verstrickung darin nachvollzieh- bar machen. Berliner Geschichtswerkstatt e. V. Tel: 030/215 44 50 [email protected] www.berliner-geschichtswerkstatt.de Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Berlin Herausgeber: Berliner Geschichtswerkstatt e. V. Mit Beiträgen von: Geertje Andresen Madeleine Bernstorff Dörte Döhl Eckard Holler Thomas Irmer Jürgen Karwelat Ulrike Kersting Annette Maurer-Kartal Annette Neumann Cord Pagenstecher Kurt Schilde Bärbel Schindler-Saefkow Dokumentation zur Veranstaltungsreihe der Berliner Geschichtswerkstatt e. V. „Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Berlin“ Januar bis Juni 2014 Eigenverlag der Berliner Geschichtswerkstatt e. V. Goltzstraße 49, 10781 Berlin, 2014 Druck: Rotabene Medienhaus, Schneider Druck GmbH, Rothenburg ob der Tauber Satz, Layout und Umschlaggestaltung: Irmgard Ariallah, Atelier Juch © für die Texte bei den Autorinnen und Autoren
    [Show full text]