Loschwitz Illustrierte Ortsgeschichte Baade
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Baade, Brunolf Baade, Brunolf Trotz seiner erfolgreichen beruflichen Ent - Flugzeugkonstrukteur (1904 –1969) wicklung in den USA bewarb sich Baade – das besagt verschiedener Schriftverkehr – weiter - Carl Wilhelm Brunolf Baade kam als Sohn von hin bei Firmen in Deutschland. 1936 wurde er Wilhelm und Martha Baade am 15. März 1904 fündig und arbeitete alsbald als Leiter einer in Rixdorf, dem heutigen Stadtteil Berlin-Neu - Konstruktionsabteilung der Junkers Flugzeug- kölln, zur Welt. Der Vater war in einem Elek - und Motorenwerke AG in Dessau, einem Zen - tromontage-Unternehmen tätig, wo er eine Kar - trum der vom rüstungsbedingten Wirtschafts - riere im mittleren technischen Management aufschwung profitierenden Flugzeugbranche. machte. Die Mutter unterhielt einen kleinen Er selbst schrieb jedoch in seinem Lebenslauf, Laden. Zur Familie gehörten weiterhin zwei dass die Geheime Staatspolizei (Gestapo) ihn kleinere Schwestern. Brunolf Baade besuchte und seine Familie an einer Rückreise in die ab 1910 das Gymnasium und schloss es 1922 USA hinderte, indem die Pässe ungültig ge - mit dem Abitur ab. Seine Vorliebe galt den Fä - macht wurden. Ingenieure galten in der boo - chern Mathematik, Physik, Chemie und Erd - menden Wirtschaft des damaligen Deutschland kunde. Im Anschluss an das Abitur widmete als sehr gefragt. Mit seinen amerikanischen Er - er sich dem Studium des Maschinenbaus an Prof. Brunolf Baade zum 65. Geburtstag fahrungen bei der Serienproduktion war er bald der TH Berlin, wo er 1926 das Vorexamen zum Foto: Slg. Holger Lorenz ein geachtetes Mitglied der Führungsriege des Diplom bestand. Weil er den Wunsch hegte, Unternehmens, was ihm eine respektable ge - Schiffskonstrukteur zu werden, absolvierte er burg beschäftig war. Seine anschließende An - sellschaftliche Stellung und das entsprechende ein Praktikum bei der Werft Blohm & Voss in stellung dort als Konstrukteur führte ihn mit finanzielle Einkommen sicherte. Seine enga - Hamburg. Dort war er beim Bau eines Schiffes Willy Messerschmitt (Wilhelm Emil Messer - gierte Mitarbeit galt der Entwicklung der Flug - eingesetzt, das zur Jungfernfahrt nach Südame - schmitt, 1898 – 1978) zusammen. Bald war er zeugtypen Ju 88, Ju 188, Ju 288, Ju 388 und Ju rika reisen sollte. Die Sehnsucht des jungen an der Entwicklung der Typen M18, M20 und 287 und deren jeweiligen Modifikationen. 1938 Mannes nach fremden Ländern und Menschen M24 beteiligt. wurde ihm, gemeinsam mit einem Kollegen, ließ ihn anheuern, was ihm als Kohlentrimmer Die Weltwirtschaftskrise dieser Jahre beein - die konstruktive Gestaltung der Ju 88 übertra - die Überfahrt kostengünstig ermöglichte. Am trächtigte auch die deutsche Flugzeugindustrie gen. 1941 hatte er die Leitung der gesamten Ziel angekommen, nahm er sich mehrere Mo - und ließ Brunolf Baade ab 1930 sein Glück als Typenreihe inne. Dabei konnte Baade seine Fä - nate Zeit, den Kontinent kennenzulernen. Nach selbstständiger Vertreter in den USA wagen, higkeiten, einem strategischen Ziel zu folgen Berlin zurückgekehrt, widmete sich Brunolf wo er für die BFW Lizenzen verkaufte. In Ame - Baade wieder seinem Studium. Allerdings lag rika galten seinerzeit die Vorgaben des deut - Die (Junkers) Ju 88 war ein zweimotoriges sein Interessenschwerpunkt nunmehr bei der schen Flugzeugbaus als Maß der Dinge, was Kampfflugzeug, das von 1939 bis 1945 in den Fliegerei. Er beschäftigte sich mit dem Segel - den jungen Mann den Einstieg in dieses Ge - Junkers-Werken produziert wurde. Auf Basis flugzeugbau, lernte selbst fliegen und nahm schäft erleichterte. Einige Zeit später beendete der Konstruktion als Horizontal- und Sturz - sogar an Segelflug-Wettkämpfen teil. 1927 er das Arbeitsverhältnis mit den BFW und war kampfbomber wurde die Maschine über wurde ihm auch die Motorfluglizenz erteilt. in den USA für Eastern Aircraft, North Ameri - die Jahre modifiziert als Fern- und Torpedo - Baade war zu dieser Zeit an der Deutschen Ver - can sowie eine Tochterfirma der niederländi - bomber, als Zerstörer und Panzerjäger, als suchsanstalt für Luftfahrt (DVL) in Berlin tätig schen Firma Fokker tätig. 1932 ging er in die Minenleger sowie als Aufklärer. Mit fast und beschäftigte sich mit statischen Belas - Dienste der Firma Goodyear und ließ sich in 15.000 gebauten Flugzeugen war die Ju 88 tungstests. Der weitere Weg führte ihn nach Akron im Bundesstaat Ohio nieder. Im selben eines der größten Rüstungsprogramme des Bayern, wo er 1929 sein Diplom in München Jahr heiratete er Anna Stierle, die ebenfalls aus Deutschen Reiches für den Zweiten Welt - ablegte und außerdem als Volontär bei den Deutschland stammte. Aus dieser Ehe gingen krieg. Bayerischen Flugzeugwerken (BFW) in Augs - später fünf Kinder hervor. Die Ju 88 im Afrika-Einsatz Bundesarchiv Die 152 auf dem Rollfeld umrahmt von IL-14-Maschinen Bild 101I-417-1766-03A/Foto: Ellerbrock/Lizenz CC-BY-SA 3.0 Foto: Slg. Holger Lorenz 248 Baade, Brunolf und dabei die mitarbeitenden Abteilungen und hang mit den Überlegungen, in den Staaten führenden Mitarbeiter integrativ zu gewinnen, des Ostblocks arbeitsteilige Volkswirtschaften ausspielen. zu errichten, kam 1961 schließlich das Aus für Mit dem Kriegsende kam auch für ihn die den Flugzeugbau in der DDR. Der Flugzeugbau Kriegsgefangenschaft, nachdem er von den Al - in Ostdeutschland wurde anschließend voll - liierten im ausgelagerten Konstruktionsbüro in kommen liquidiert. Brunolf Baade musste mit Raguhn festgenommen worden war. In dieser der Schmach und dem Privileg umgehen, aus Zeit erlebte er, wie das Know-how der deut - den Resten der Branche und mit seinen besten schen Flugzeugindustrie nach Amerika wan - Kollegen das sogenannte »Institut für Leicht - derte. Baade wandte sich an die andere, für bau und ökonomische Verwendung von Werk - Ostdeutschland zuständige Siegermacht und stoffen« (IfL) in Dresden-Klotzsche aufzubauen, bekam von der sowjetischen Militäradminis - Cockpit der »152« Foto: Slg. Holger Lorenz dem er dann als Direktor vorstand. tration die Genehmigung, die Werke in Dessau Insgesamt erwarb sich Baade durch seine mit der Produktion von Dingen des täglichen zeugwerk Dresden wurde Brunolf Baade damit beruflichen Fähigkeiten sowie seine Arbeit in Bedarfs zur Selbstversorgung der deutschen zum Chefkonstrukteur der DDR-Flugzeug - wissenschaftlich-technischen Ausschüssen Bevölkerung wiederzubeleben. Neben der Pro - industrie. Neben der Produktion des bewährten und Kommissionen große Verdienste. Er erhielt duktion von Kochtöpfen und dergleichen sowjetischen Flugzeugmodells IL-14 war seine seinen eigenen Angaben zufolge 1957 die Ernst- konnte Baade die Besatzungsmacht davon be - Hauptaufgabe, die Entwicklung des Strahl ver - Moritz-Arndt-Medaille, 1959 den Vaterländi - geistern, die Forschungsergebnisse des Flug - kehrsflugzeuges 152, auch bezeichnet als B152, schen Verdienstorden in Silber und 1969 den zeugbaus der Junkerswerke postum, quasi aus für den Zivilbedarf der Sowjetunion voranzu - Orden »Banner der Arbeit«. dem Gedächtnis der maßgeblich Beteiligten, treiben. Die Finanzierung dieses kostspieligen Im Pensionsalter angekommen, beendete er nachzuvollziehen und aufzuschreiben. Dies Vorhabens wurde von der Regierung der DDR 1969 seine berufliche Laufbahn und schied aus unterstützte, in Form der Fertigstellung des abgesichert, auch von Seiten der Sowjetunion dem IfL aus. Seine Gesundheit war stark ange - Strahlbomberprojekts Ju 287 als EF 131, letztlich kam die Zusage uneingeschränkter Hilfe, bspw. griffen. Neben der Parkinson-Krankheit befiel die Reparationsleistungen Deutschlands. Nach - indem die IL-14 lizenzfrei gebaut werden durfte. ihn auch noch ein Krebsleiden. Nachdem die dem die Junkerswerke in Dessau unter der Auf - Gleichzeitig war Brunolf Baade von 1955 bis Familie von 1954 bis Sommer 1969 in der Villa sicht der sowjetischen Besatzung in abge - 1961 Lehrbeauftragter an der Fakultät für Luft - auf der Loschwitzer Herrmann-Prell-Straße 6 schirmten Bereichen reanimiert werden fahrtwesen der damaligen TH Dresden und er - gelebt hatte, endete Baades Leben in Berlin- konnten, wurde 1946 Baade samt Entwickler- hielt den Titel »Professor« verliehen. Eine sol - Buch. Bereits ein halbes Jahr nach seiner Pen - Team nach Dubna bei Moskau übersiedelt, um che berufliche Karriere in der aufstrebenden sionierung starb Brunolf Baade am 5. Novem - die Entwicklung des Strahltriebwerkflugzeug - DDR erforderte von Baade natürlich politische ber 1969. Sein Grab befindet sich auf dem baus in der Sowjetunion voranzubringen. Loyalität. Er wurde Kandidat des Zentralkomi - Friedhof Eichwalde. Ende 1953 wurde dann die Rückkehr nach tees der SED. Baade gilt bis heute als der Vater der DDR- Deutschland vorbereitet. Ein Beschluss des Po - In den Folgejahren arbeitete man ange - Luftfahrtindustrie. Ihm zu Ehren wurde eine litbüros vom 19. Februar 1954 zum Aufbau des strengt am Projekt 152. Jedoch stieß der Chef - Straße auf dem Gebiet des Flughafens Berlin- neuen Industriezweiges »Produktion von Flug - konstrukteur mehr und mehr an die Grenzen Brandenburg benannt. Achim Jannasch zeug- und Geräteersatzteilen für die Sowjet - der sozialistischen Plan- und Mangelwirtschaft. Quellen: 744, 1173 union« steht als die Grundlage und für den Be - Ein Aufsehen erregendes Flugzeugunglück ginn der Luftfahrtindustrie in der DDR. Bei den während eines Erprobungsfluges 1959 bei Ot - Standorten entschied man sich zunächst für tendorf-Okrilla in der Nähe von Dresden, bei Bach, Gustav; Bildhauer und Maler Pirna-Sonnenstein und Dresden-Klotzsche. Als dem alle vier Besatzungsmitglieder ums Leben (1871 – 1954) → K2 Leiter der Vereinigung Volkseigener Betriebe kamen, stellte die Fortführung der deutschen Backhaus, Rudolf; Bildhauer (VVB) Flugzeugbau mit ihrem Hauptsitz Flug - Flugzeugentwicklung in Frage. Im Zusammen - (1879 –1955) → K2 Ankunft des Rumpfes der »152« am Flughafen Dresden Blick in die ständige Luftfahrtausstellung des Verkehrsmuseums Dresden mit Foto: Slg. Holger Lorenz Fahrwerk und Triebwerk der»152« (links) Foto: Verkehrsmuseum Dresden 249.