Die Geschichte Des Nationalliberalen Lagers Und Der FPÖ

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Die Geschichte Des Nationalliberalen Lagers Und Der FPÖ Die Geschichte des nationalliberalen Lagers und der FPÖ Begleitheft zur Dokumentarserie auf www.youtube.com/freiheitlichesbildungsinstitut FBI-FILMDOKUMENTE Die Freiheitliche Partei Österreichs wurde am 7. April 1956 im Rahmen eines Gründungs- parteitages ins Leben gerufen. In ihrem Namen trägt sie das Wort „Freiheit“, das als Grundelement der Programmatik gilt. Die Wurzeln dieser nationalliberalen und frei- heitlichen Gesinnungsgemeinschaft gehen bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück. In einer Dokumentarserie beleuchten wir die Geschichte des nationalliberalen Lagers und der FPÖ. Dies ist das Begleitheft dazu. Sehen Sie hier die Filmdoku: Impressum 2020 Freiheitliches Bildungsinstitut Gesellschaft für Politik, Kultur und Meinungsfreiheit (FBI) Friedrich-Schmidt-Platz 4/3a, 1080 Wien www.fbi-politikschule.at 2 3 Inhaltsverzeichnis 1. Vorwort 7 9. Das sozialliberale Experiment 22 von Herbert Kickl Norbert Steger und die erste Regierungsbeteiligung der FPÖ 2. Die Revolution von 1848 und die Bedeutung der Burschenschaften 8 10. Der Aufstieg der FPÖ zur Mittelpartei 24 Die Wurzeln des freiheitlichen Gedankenguts Jörg Haider und der Kampf gegen das rot-schwarze System 3. Die stärkste Kraft im österreichischen Reichsrat 10 11. Die FPÖ in der Krise 26 Die nationalliberalen Parteien und der Parlamentarismus unter Franz Joseph I. Von der schwarz-blauen Koalition 2000 bis zur Gründung des BZÖ 4. Die Nationalliberalen an der Wiege der Republik 12 12. Der Wiederaufstieg der FPÖ unter HC Strache 28 Das Dritte Lager und die Gründung der Republik Deutschösterreich 1918 Der Kurs als „soziale Heimatpartei“ 5. Von der Republiksgründung bis zum „Anschluss” 14 13. Eine Reformkoalition für Österreich 30 Die Nationalliberalen in der Ersten Republik Von der Bundespräsidentenwahl 2016 bis zur „Ibiza-Affäre” 6. Die Rückkehr des Dritten Lagers nach 1945 16 Der Aufstieg und Fall des VdU 7. Die Gründung der FPÖ 18 Die Jahre 1956 bis 1958 8. Eine nationalliberale Honoratiorenpartei 20 Die Ära Friedrich Peter 4 5 Vorwort Liebe Leserinnen und Leser! Das Dritte Lager hat eine wechselvolle Geschichte durchlaufen. Diese beginnt mit dem Revolutionsjahr 1848 und führt über das Ende der Monarchie und die beiden Weltkriege sowie über die Erste Republik bis hin zur Wiederer- richtung Österreichs in der Zweiten Republik. Auch das Ende des Ostblocks, der österreichische EU-Beitritt und mehrere freiheitliche Regierungsbeteili- gungen in Bund und Ländern zählen zu den Ereignissen, die unsere Heimat prägten. Und niemand kann leugnen, dass die Freiheitlichen stets einen wesentlichen Beitrag für die Geschichte Österreichs und für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit leisteten. Darüber können auch tragische Irrwege verein- zelter Repräsentanten nicht hinwegtäuschen. Umso wichtiger ist es daher, seine eigene Geschichte zu kennen. Denn nur wer weiß, wo er herkommt, kann die Orientierung für den Weg in die Zukunft finden. Dazu soll die vor- liegende Dokumentationsreihe über die Ge- schichte der FPÖ und des nationalliberalen Lagers von 1848 bis heute ihren Beitrag leisten. Und jeder wird erkennen, dass „Die Freiheit, die wir meinen“ auch heute noch hochaktuell ist. Herbert Kickl Präsident des Freiheitlichen Bildungsinstituts 6 7 Foto: Illustration / F. Werner / F. Illustration Foto: Studenten waren. Sie gründeten 1815 in Jena freien demokratischen Wahlen in ganz die Urburschenschaft und demonstrierten für Deutschland – den Wahlen für eine künftige Freiheit und Verfassung – etwa beim deutsche Nationalversammlung. Diese trat Hambacher Fest 1832, bei dem 30.000 Men- erstmals am 18. Mai 1848 in der Frankfurter schen unter den burschenschaftlichen Farben Paulskirche zusammen und der liberale Bur- Schwarz-Rot-Gold, die später die Farben der schenschafter Heinrich Freiherr von Gagern deutschen Fahne wurden, für nationale Ein- wurde zum Präsidenten gewählt. Die wich- heit und Volkssouveränität eintraten. tigste Aufgabe der Nationalversammlung war die Entwicklung einer deutschen Verfassung. Am 12. März 1848 versammelten sich die Stu- denten in der Universität Wien, darunter Mit- Es kam zu weiteren Aufständen der Studen- glieder der bis dahin im Geheimen ten und von revolutionären Bürgern, die aber bestehenden Burschenschaft Arminia, und letztlich blutig an der kaiserlichen Armee verlangten in einer Petition die Presse- und scheiterten. Wien wurde im Oktober 1848 von Redefreiheit, die Freiheit der Universität, die den kaiserlichen Truppen eingenommen und Religionsfreiheit und die Gleichstellung der Franz Joseph I. stellte im Kaiserreich Öster- jüdischen Mitbürger sowie ein vom Volk ge- reich den alten Absolutismus wieder her. Die wähltes Parlament. Am Folgetag kam es zu Revolution war gescheitert. einem verlustreichen Aufstand, dem sich auch weitere Bürger anschlossen. Parallel dazu Der Idealismus der Revolutionäre von 1848, stürmten in den Vorstädten die Arbeiter aus ihr freiheitliches Denken, ihr demokratisches Protest gegen ihre Arbeitsbedingungen die Streben und ihr soziales Fühlen für die Bei der Universität Wien wurden im Mai 1848 Barrikaden errichtet. Fabriken. Arbeiter und die ärmsten Bevölkerungs- schichten sollten jedoch für die Entwicklung Diese bürgerliche Revolution erfasste ganz des nationalliberalen Lagers in Österreich Die Revolution von 1848 und die Bedeutung Deutschland von Berlin bis Wien und blieb bis zum heutigen Tag als Vorbild weiter- der Burschenschaften nicht ohne Folgen: Es kam zu den ersten wirken. Die Wurzeln des freiheitlichen Gedankenguts „ Nach den napoleonischen Kriegen wurde auf Unterdrückung nationaler und liberaler Bewe- dem Wiener Kongress 1814/15 der Deutsche gungen wahr und forderten einen deutschen Die Urburschenschaft kämpfte für Freiheit und eine Verfassung unter Bund geschaffen – ein loser Staatenbund aus Nationalstaat. den burschenschaftlichen Farben Schwarz-Rot-Gold, die später die den deutschen Ländern und Teilen des Kaiser- reichs Österreich. Etliche Zeitgenossen nah- Eine neue bürgerliche Freiheitsbewegung zog Farben der deutschen Fahne wurden. men dieses absolutistische Gebilde als sich quer durch Deutschland, deren Träger die 8 9 Die stärkste Kraft im österreichischen Reichsrat Die nationalliberalen Parteien und der Parlamentarismus Wilhelm Müller Foto: unter Franz Joseph I. In den letzten Jahren des Absolutismus in Nach der Niederlage Österreichs gegen das der österreichischen Habsburgermonarchie Königreich Preußen bei Königgrätz 1866 und kam es nach dem verlorenen Krieg gegen der daraus resultierenden politischen Ver- Frankreich und Sardinien-Piemont 1859 sowie drängung Österreichs aus Deutschland dem Verlust von Gebieten in Italien zu einem musste Kaiser Franz Joseph I. 1867 den Aus- innenpolitischen Tauwetter. Bürgerliche Ver- gleich mit Ungarn zulassen. Für die österrei- eine und Studentenverbindungen erhielten chische Reichshälfte der neu gebildeten Zulauf, wobei diese zur Basis des nationalli- Doppelmonarchie Österreich-Ungarn – die beralen Lagers werden sollten. Der bera- „im Reichsrat vertretenen Königreiche und tende Reichstag wurde um Mitglieder der Länder“ – wurde die Dezemberverfassung Die Sitzungen des Reichsrats fanden bereits im Parlament an der Wiener Ringstraße statt. neuen Landtage erweitert und 1860 durch von 1867 erlassen und ein eigenes Parla- das Oktoberdiplom gestärkt. Die Liberalen ment, der Reichsrat in Wien, eingerichtet. unter Staatsminister Anton Ritter von Slawen. Denn seit dem Krieg mit Preußen lern und Mitstreitern gehörten Karl Lueger, Schmerling strebten aber eine echte parla- Im österreichischen Reichsrat waren die Na- 1866 war Österreich vom größten Teil des der Begründer der christlichsozialen Bewe- mentarische Verfassung an. So kam es 1861 tionalliberalen die weitaus stärkste Kraft. Sie deutschen Sprachraums abgetrennt, obwohl gung, sowie Victor Adler und Engelbert zum Februarpatent, das für die gesamte befanden sich in Gegnerschaft zu den Katho- die Habsburger in deutschen Angelegenhei- Pernerstorfer, die Gründer der Sozialdemo- österreichische Monarchie galt und den lisch-Konservativen. Darüber hinaus schürte ten über Jahrhunderte eine führende Rolle kratie. Letztere waren übrigens auch Bur- Reichsrat zu einem Parlament mit Gesetzge- ihr Eintreten für die deutschsprachige Bevöl- gespielt hatten. Plötzlich standen die schenschafter. Schönerer radikalisierte sich bungskompetenz machte. kerung der Monarchie den Konflikt mit den deutschsprachigen Österreicher in Öster- zunehmend. Ihm und seiner Alldeutschen reich-Ungarn einer Mehrheit nicht deutscher Vereinigung stand allerdings eine Reihe ge- Völker gegenüber. mäßigter nationalliberaler Politiker wie etwa „ Otto Steinwender gegenüber. Es entwickelten sich daher mehrere natio- nalliberale Parteien, die in Summe immer Die nationalliberalen Kräfte in Österreich die Mehrheit im österreichischen Reichsrat setzten sich aber auch besonders für das all- stellten – aber auch zerstritten waren. Daher gemeine Wahlrecht ein, das 1907 erstmals Das nationalliberale Lager war von Beginn an eine tragende Kraft kann man das nationalliberale Lager von als allgemeines, gleiches, geheimes und di- des österreichischen Parlaments. Die nationalliberalen Parteien Anbeginn an als tragende Kraft des öster- rektes Wahlrecht für alle Männer zur Anwen- hatten in Summe immer die Mehrheit im österreichischen Reichs- reichischen Parlamentarismus bezeichnen. dung kam. Das nationalliberale Lager trat jedoch gleichzeitig auch für den Bestand rat. Eine besonders prägende Persönlichkeit war Österreich-Ungarns ein und zog schließlich Georg Ritter von Schönerer, der als Sozialre- für
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