Der Barde von Riva : zum 200. Geburtstag des Politikers, Dichters und Sängers Franz Josef Benedikt Bernold, 1765-1841

Autor(en): Tschirky, Josef

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Appenzeller Kalender

Band (Jahr): 244 (1965)

PDF erstellt am: 29.09.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-375815

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http://www.e-periodica.ch Tod seines Vaters nach Hause, wo er das DEB BARDE TON SIVA bedeutende Speditionshandelsgeschäft und den bekannten Gasthof übernehmen mußte. Als Nachfolger Zum 200. Geburtstag des Politikers, Dichters seines Vaters bekleidete der erst und Franz B e 1 d Sängers Josef Benedikt r n o Zwanzigjährige auch noch das Amt des Landeshauptmanns 1765—1841 der Landschaft , das ihn zum Von Josef Tschirky, ersten Beamten nach dem regierenden Landvogt erhoben hatte. Die vom Klima begünstigte Landschaft, eingebettet Die ersten Jahre seiner Amtszeit durfte der zwischen den Churfirsten und dem Rhein, jugendliche Landeshauptmann von Sargans und ist urai.'es Grenz- und Durchgangsland. Schultheiß zu in Ruhe verbringen. Verschwenderisch beschenkte die Natur das Walenstadt war damals wegen der Versumpfung mit Schönheiten und stattete es mit der Umgebung ein kleines, verarmtes einer ganzen Reihe von Besonderheiten aus. Was Gemeinwesen und die Landschaft Sargans durch aber den Bewohnern seit Jahrhunderten ihr vogteiliches Untertanenverhältnis ein mangelte, die hatten die war Freiheit. Zudem Ueber- untergeordnetes Glied der Eidgenossenschaft. Desto schwemmungen des Rheins und die Ueberbor- reicher gestaltete sich der Sänger am Walensee Seez dungen der die Talebene versumpft. Die sein geistiges Dasein. Was Bernold an Bildung, schlechten Abflußverhältnisse des Walensees Liebe, Freundschaft und Heimatgefühl erwarb förderten die Versumpfung noch. Bei den und genoß, wurde einbezogen in sein literarisches Sonderinteressen der regierenden eidgenössischen Orte Schaffen. Die Herrlichkeiten der ihn umgebenden ließ tatkräftige Abhilfe auf sich warten. Erst Natur: der wundertiefe See, die nach dem Zusammenbruch der alten Eidgenossenschaft himmelanstrebenden Berge, die blumigen Matten, die wurde die Glarner Linth korrigiert und damit den gestauten Wassern des Walensees der Abfluß wieder ermöglicht. Diese Zeilen sollen nun dem Andenken eines Mannes gewidmet sein, dem das Sarganserland für die politische Befreiung, die Einführung und Erhaltung befriedigender staatlicher Ordnung und nicht minder für die Bekämpfung der Wassernot am meisten verpflichtet ist. Er selber legte aber mehr Nachdruck auf das Verdienst als Dichter und nannte sich deshalb «Barde von Riva». Hieß doch Walenstadt, als Rätien bis zum Linthgebiet hinunter reichte, «Riva», und der Walensee war der «Riva lacus». Franz Josef Benedikt Bernold, am 9. August 1765 geboren, entstammte einer angesehenen und seit langer Zeit in Walenstadt eingesessenen Familie, die auch das Bürgerrecht von Näfels besaß. Der begabte Knabe besuchte die Lateinschule des Zisterzienserklosters Salem in Salmansweiler bei Ueberlingen. Die Schule weckte seine dichterische Anlage. Neben den lateinischen Klassikern lernte Franz Josef Benedikt Bernold auch die damals im Aufschwünge begriffene deutsche Literatur kennen. In Freiburg Statthalter Franz Josef Benedikt Bernold von Walenstadt, im Uechtland und in Besançon setzte er dann der Barde von Riva. Wachsbildnis von Josef seine Studien fort. Doch bald rief ihn der jähe Anton Birchler, von Einsiedeln, um 1840. (Klischee aus Kunstdenkmäler der Schweiz: ,,Sarganserland"] \

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(Klischee aus Kunstdenkmäler der Schweiz: ,,Sarganserland") Blick auf das Seeztal mit Sargans, Mels, , Walenstadt und die Churfirsten

stiebenden Wasserfälle und der Wald, kamen bunt aus. Das gesteigerte Empfindungsleben der dem Barden wundervoll entgegen. Zeitgenossen, ihr Schwärmen für Freundschaft, und auch Gern will ich singen, wie die Natur auch hier Tugend, Wahrheit Aufklärung führten Vom Berg ins Tal hin, über die Ebne hin Männer zusammen, deren Lebensbahnen sonst Das blumenreiche Füllhorn ausgoß recht weit auseinandergingen. Hocherfreut war Und Dich, o Riva, zu schmücken stillstand. Bernold von der Bekanntschaft mit Johann Gern will ich singen, wie aus der Urne dort Jakob Hess, dem Antistes zu Zürich und Verfasser Teilina sprudelt; wie sich der nahe Bach einer Geschichte über das Kühn zwischen Klippenwänden wälzet, vielgelesenen Viermal hinauf- und hinabgeschleudert. Leben Jesu. Von diesem Werk innerlich ergriffen, Noch sang" ich vieles, was mir zu singen nun sandte der Barde an Hess ein Dank- und Verbeut die Parze, welche mein Leben spinnt; Ermunterungsgedicht, das der schöne Anfang eines Ich sänge von den sieben Alpen, ungetrübten freundschaftlichen Verkehrs wurde. Fuße der sieben Hangend am Berge. Die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche (Aus der Ode: «Die Weihe des Barden») hinderte den Dichter und Sänger an den Gestaden von Franz Josef Benedikt Bernold des Walensees nicht, auch zwei Gedichte zu Jahrelang führte der dichterisch reich begabte Ehren des Reformators Zwingli zu verfassen der Latein und Französisch Mann, geläufig und dem Haupt der reformierten Zürcher Kirche sprach und schrieb und durch Briefwechsel regen zu schicken. Dazu schrieb er an Johann und Besuche mit aller Welt gastliche Jakob Hess: verbunden war, ein seltsames Traumleben. Homer, Horaz und Klopstock waren seine Vorbilder. «Mitkommende zwei Gedichte auf Ihren großen Reformator sind die Frucht weniger Stunden, die ich am seinem in in Auf Heim Walenstadt lag jenen letzten Samstag nachmittags im Andenken an ihn Tagen ein lebhaft literarisch-künstlerischer Glanz. zubrachte. Ob sie nun des großen Mannes und Patrioten Bernolds Freundschaften nahmen sich überaus würdig sind oder nicht, muß ich seinem würdigen Y

(Klischee aus Kunstdenkmäler der Schweiz: ,,Sarganserland"] Walenstadt. Ansicht des Hafens. Gouache, um i860. Nachfolger im wichtigen Amte, das Sie bekleiden, zu um unter freiem Himmel die erste freie beurteilen überlassen. Genug für mich das Bestreben, Landsgemeinde zu halten. Franz Josef Benedikt ihn nach Möglichkeit meiner Kräfte besungen zu Bernold Präsidenten der provisorischen haben. Von Katholiken ist Zwingli noch schwerlich je wurde zum so besungen worden.» Regierung des kleinen Freistaates gewählt. Mit der eindringlichen Mahnung an das Volk, Am Ende des 18. der Jahrhunderts hielt sich der neuen Freiheit würdig zu erweisen, Zeitgeist, der Ruf nach Freiheit und Gleichheit, eröffnete der gewesene Landeshauptmann die seinen auch im Als die Einzug Sarganserland. Landsgemeinde : Unzufriedenheit der Sarganserländer sich zu regen «Liebe, biedere, freie Mitbürger und Mitlandleute begann, verfaßte Bernold seine «Telliade». Damit Brüder, Ihr seid frei! So schallt's uns von Frauenfeld wollte er ein eidgenössisches Großwerk, ein und Pfäfers entgegen. Dies ist der Inhalt der vaterländisches Epos, schaffen. Bernolds «Wilhelm feierlichen Urkunden, die man Euch jetzt vorlesen wird. Und Ihr frei seid, liebe, Mitlandleute, Teil» ist ein Hochgesang auf die nun gute nun Ihr frei seid, glaubet Ihr tun zu können, was Freiheitskämpfe der alten Eidgenossen, getragen Ihr wollet? Nein! Das wäre nicht Freiheit, sondern französischen können, von den Ideen und dem Geist der Frechheit ; denn Freiheit ist das Recht, tun zu Revolution. Die «Telliade» blieb was den Rechten eines anderen nicht schadet. Und Ihr gleich an Rechten seid, glaubet Ihr tun aber ungedruckt. Für längere Zeit mußte sich nun zu können, was Ihr wollet? Nein! Das wäre nicht der Barde von Riva von seinen poetischen Träu- Gleichheit der Rechte, sondern Ungleichheit der Ge- mereien losreißen; denn in seinen Händen lag wait und Zügellosigkeit; denn Gleichheit der Rechte die Befreiung des Sarganserlandes. Für ihn besteht darin, daß das Gesetz für alle das nämliche ist, es sei, daß es beschütze, belohne oder bestrafe. konnte es aber einen geben, nicht den nur Weg Das Gesetz aber ist der allgemeine Wille, ausgedrückt der Revolution, sondern den gesetzmäßigen. Am durch die Mehrheit, entweder des Volkes oder seiner 22. März 1798 traten die frei gewordenen Stellvertreter.» Sarganserländer auf der Grof in Mels zusammen, Trotz den drohenden Wirren gelang es dem Barden, den Anschluß des Sarganserlandes an der Entsumpfung des Linth- und Walenseegebie- die Helvetische Verfassung auf friedlichem Wege tes hin. Seit 1803 war der Politiker und Dichter zu vollziehen. Die Landschaft Sargans wurde als am Walensee Kantonsrat und Vollziehungsbeamter, Distrikt Mels dem Kanton Linth zugeteilt. d. h. Statthalter oder Bezirksammann, und Doch die Ruhe dauerte nicht lange. Auf die blieb es bis 1831. Er darf wohl als der Franzosen folgten die Oesterreicher. Die sich bedeutendste Mann des Sarganserlandes angesehen im Sarganserland abspielenden Kämpfe brachten werden. Die folgenden Worte aus der Feder große Not. Bernold wurde verhaftet und mußte seines Sohnes, Josef Leonhard Bernold, Oberst mit seiner Familie das Land verlassen. Seine und Nationalrat, mögen das kurze Lebensbild Liegenschaft in Walenstadt brannte während seiner des Barden von Riva noch vervollständigen: Abwesenheit nieder. Besonders schmerzte ihn der «Meines Vaters Leben war so bewegt, als die Verlust seiner großen Bücherei. Zeit, in welcher er lebte. Wie die fränkische Bei der Konstituierung des Kantons St. Gallen Revolution den Erdball teils zertrümmerte, teils wurde dem Barden die administrative wieder aufbaute, so schlug sie auch meinem Vater Leitung des Bezirkes Sargans übertragen. Auch in seine häusliche Welt in Trümmer und richtete der bewegten Zeit der Loslösungsbestrebungen sie wieder auf in wechselndem Geschick. im Sarganserland vom Kanton St.Gallen stand Die Leiden, die sie brachte, entkräfteten ihn Bernold pflichtgetreu zu St.Gallen und bat dort aber nicht, sondern sie leiteten ihn vielmehr zur wiederholt um Verständnis und Schonung für Handlung und Tatkraft, die ihn nie verließ. Die die arme Bevölkerung seines Bezirkes. Die Freiheit Wissenschaft, deren treuer Jünger er unwandelbar und das Wohlergehen seines Volkes in einer blieb, war seines Geistes Heimat, die Religion geeinten und starken Eidgenossenschaft waren Jesu seiner Seele Höchstes und Tiefstes, stets seine idealsten und höchsten Ziele. Franz eine Verheißung des Ewgen in geläuterter Josef Benedikt Bernold wies als einer der ersten Anschauung. In der Dichtung suchte er Schönheit, in einer vielbeachteten Schrift die Obrigkeit der in der Menschheits-Geschichte Wahrheit und in Stadt Zürich auf die dringende Notwendigkeit der Religion Güte und Weisheit des Lebens.» (Die Klischees -wurden freundlicherweise -vom Verlag Birkhäuscr AG, Basel, zur Verfügung gestellt.)

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