Der Bayerischen Grünen
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DAS MAGAZIN DER BAYERISCHEN GRÜNEN JULI 2020 EIKE HALLITZKY: GESTÄRKT AUS DER KRISE LUDWIG HARTMANN: STIRBT DER WALD, STIRBT AUCH DER MENSCH NACHLESE LEXIKON EINE AUSSER- TROCKENSTRESS GEWÖHNLICHE WAHL ie Corona-Krise zeigt uns einmal uns außerdem riesig über den Erfolg enn einer Pflanze zu wenig mehr, dass Solidarität und unserer jungen Kandidierenden: 156 Wasser zur Verfügung steht, Zusammenhalt der Kitt unserer Mandatsträger*innen sind unter 28 Jahre gerät sie in Trockenstress. D Gesellschaft sind. Ziehen wir alt – viermal so viele wie zuvor. Und drei W Das heißt, die Pflanze an einem Strang, können wir vieles davon haben sogar ein Amt als Bürger- verdunstet mehr Wasser über ihre erreichen. Bestes Beispiel: die Kom- meister*in errungen. Blätter oder Nadeln, als sie über ihre munalwahl im Frühjahr. Schon Monate Landesweit zählen wir 17 erste Wurzeln aufnimmt. Die Gründe dafür vor Corona haben unglaublich viele Bürgermeister*innen – Grüne oder mit sind vor allem geringe Niederschläge von euch gemeinsam angepackt. Eure grüner Unterstützung. Zahlreiche Ämter und Luftfeuchtigkeit sowie hohe Tem- Leidenschaft, Zeit und Energie flossen in der zweiten und dritten Bürgermeis- peraturen. Bäume werfen aufgrund von das Ziel, unser Zuhause grün zu gestal- ter*innen gingen in grüne Hände. Martin Trockenstress ihre Blätter oder sogar ten. Und das hat gewirkt: Gemeinsam Heilig etwa ist jetzt Würzburgs Klima- ganze Äste ab und werden anfälliger für haben wir es geschafft, zweitstärkste bürgermeister (mehr dazu auf Seite 15), Schäden durch Frost oder Insekten. Kraft in Bayerns Kommunen zu werden. Katrin Habenschaden ist zweite Bürger- Die bayerischen Wälder leiden Das ist ein großartiger Erfolg! meisterin der Landeshauptstadt Mün- bereits jetzt unter den Auswirkungen Der Kommunalwahlkampf in der chen (Interview auf Seite 8). Und Jens der Klimakrise und dadurch auch unter Corona-Krise wird uns als außerge- Marco Scherf wurde mit 69,3 Prozent als Trockenstress. Deshalb ist eine grüne, wöhnlich in Erinnerung bleiben. Statt an Landrat von Miltenberg wiedergewählt. nachhaltige Waldbewirtschaftung für Infoständen, beim Haustürwahlkampf Sie und viele andere werden in den Bayern von ganz besonderer Bedeu- oder bei Veranstaltungen diskutier- kommenden sechs Jahren grüne Politik tung. Der Wald muss wirksam geschützt, ten wir im Endspurt online. Allerorten in ganz Bayern direkt spürbar machen. erhalten und umgebaut werden. Wir for- gab es kreative Formate, um mit den So bauen wir gemeinsam unser Selbst- dern, dass in bestehende Wälder und in Mitmenschen ins Gespräch zu kommen. verständnis als politische Taktgeberin den Aufwuchs neuer Waldflächen mehr Dabei haben wir alle viel gelernt – über weiter aus und gestalten Bayern – nach- investiert wird. Unsere Wälder müssen die Stärken der digitalen Kommuni- haltig, gerecht, zukunftsfähig. Weil wir sowohl als vielfältiger Lebensraum als kation, über neue Online-Tools, aber hier leben! auch als Wirtschaftsfaktor eine Zukunft auch darüber, wie wertvoll der analoge haben. Austausch sein kann. Unser Gesamtergebnis konnten wir im Vergleich zu 2014 um über 70 Prozent auf landesweite 17,5 Prozent steigern. In 17 Städten und Gemeinden sind wir stärkste Kraft, etwa in München, Berolzheim, Landshut, Schondorf und Würzburg. Vielerorts traten wir GRÜNE zum ersten Mal bei einer Kommunal- wahl an und sind nun in 154 kommu- nalen Räten neu vertreten. In ganz Bayern konnten wir insgesamt fast 3000 Mandate erringen. Diese vielen grünen Mandate stärken nicht nur eine nachhaltige und zukunftsorientierte Politik, sie machen die Räte auch weiblicher und jünger. 48,5 Prozent unserer Mandate sind von Frauen besetzt. Damit sind wir Spitzen- reiterin unter allen Parteien. Wir freuen DAS MAGAZIN DER BAYERISCHEN GRÜNEN 2 EIKE HALLITZKY, LANDESVORSITZENDER GESTÄRKT AUS DER KRISE n Stadt und Land zweitstärkste Partei Bayerns, über zwei Drittel mehr Mandate als bisher: Die Kommunalwahl 2020 war bayernweit ein riesengroßer Erfolg für uns Grüne. Herzlichen Glückwunsch an alle Neu- und Wiedergewählten und ein I ganz, ganz großes Dankeschön an euch alle, die ihr euch dafür so leidenschaftlich engagiert habt! Mitte März dann der Lockdown. In Zeiten großer Krisen richtet sich die Aufmerk- samkeit noch stärker als sonst auf die Regierungen. Gerade konservativen Parteien kommt es zudem sehr entgegen, wenn nicht über Konzepte für eine bessere Zukunft debattiert wird, sondern über den Erhalt des Status quo. Doch der BR-BayernTrend mit Umfragewerten von nahe 20% zeigt: Die Bürger*innen Bayerns schätzen uns und un- seren Zukunftsmut weiterhin sehr. Und er zeigt: Unsere kritisch-konstruktive Haltung als führende Oppositionspartei im Bayerischen Landtag war und ist richtig – inhaltlich geboten und politisch klug. Jetzt gilt es für uns alle, die richtigen Lehren aus der Corona-Pandemie zu ziehen. Denn diese Krise führt uns drastisch die Störanfälligkeit unserer globalisierten Gesell- schaft vor Augen. Covid-19, Klimaüberhitzung, dramatischer Rückgang der Artenviel- falt, die sich abzeichnende Trockenheit im dritten Jahr hintereinander: All diese Krisen zeigen überdeutlich, dass unsere ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Systeme immer weniger widerstandsfähig sind. Deshalb müssen wir die Widerstandskraft, die Resilienz unserer Systeme stärken. Das gilt für die Gesundheitsversorgung, die in Stadt und Land gleichermaßen funkti- onieren muss. Das gilt für den sozialen Zusammenhalt. Und das gilt vor allem für den Erhalt der ökologischen Systeme, für die Sicherung unserer Lebensgrundlagen. Mehr Resilienz, das schaffen wir mit einer grünen Politik, die das Wiederhochfah- ren der Volkswirtschaft für deren konsequenten Umbau hin zu klimaneutralem und ressourcenschonendem Wirtschaften nutzt (übrigens auch zum langfristigen Vorteil für Bayern als Industrie- und Wirtschaftsstandort). Mehr Resilienz, das schaffen wir mit einem konsequenten Vorrang für Natur- und Umweltschutz in Bayern. „Wald mit Zukunft“ – das Thema unseres Magazins ist ein anschauliches Beispiel für unseren grünen Weg zu mehr Resilienz. Die Bürger*innen Bayerns haben mit ihrem Verhalten in den letzten Monaten gezeigt, wozu unsere bayerische Gesellschaft fähig ist. Und wir haben die Konzepte, wie es gehen kann. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit euch die Zukunft zu gestalten. JULI 2020 — WALD MIT ZUKUNFT 3 HINTERGRUND DER WILDE WALD Der Bayerische Wald war Deutschlands erster Nationalpark – diesen Oktober feiern wir sein 50-jähriges Bestehen. Wie hat sich der Wald in dieser Zeit entwickelt? Und was können wir daraus für die Zukunft aller anderen Wälder Bayerns lernen? Ein Gastbeitrag von Nationalpark-Leiter Dr. Franz Leibl ls am 7. Oktober 1970 der Standorten finden sich sogar Baumin- lassen sich gelegentlich beobachten. Nationalpark Bayerischer Wald dividuen, deren Alter zwischen 400 bis Das Nationalparkkonzept „Natur feierlich eröffnet wurde, waren 600 Jahren liegt. Kennzeichnend für Natur sein lassen“ wird heute von den A seine Ziele nicht konkretisiert den Nationalpark Bayerischer Wald ist Menschen mehrheitlich positiv gese- und die Nationalparkphilosophie „Natur die Tatsache, dass er auf seiner Fläche hen. 2019 hatten wir gut 1,4 Millionen Natur sein lassen“ noch unausgespro- alle Waldentwicklungsphasen aufweist, Gäste, die Ruhe und Erholung, aber auch chen. Erst mit dem Sommersturm 1983, beginnend von der Verjüngung bis hin ein besonderes Naturerleben suchten. als 64 Hektar Wald in der Naturzone zu zur Zerfallsphase. Dabei können wir Damit wird der Nationalpark auch zum Boden geworfen wurden, bekannten sich auch beobachten, wie sich junge Bäume Motor für die Tourismusentwicklung in Politik und Verwaltung ohne Wenn und und ganze Wälder natürlicherweise der Region. Sein regional-ökonomischer Aber dazu, in diesen Wäldern natürlich an die aktuellen Klimaveränderungen Effekt liegt aktuell bei einer Netto- ablaufenden Prozessen Vorrang gegen- anpassen – im Nationalpark gewinnen wertschöpfung von 26 Millionen Euro über Forstwirtschaft und Waldgestal- wir so Erkenntnisse, die auch für die pro Jahr. Nach langjährigen konträren tung durch den Menschen einzuräumen. Wirtschaftswälder von großem Nutzen Diskussionen steht die lokale Bevölke- Seit dieser Zeit entwickeln sich sind. rung inzwischen zu ihrem Nationalpark: Wälder des Nationalparks ohne Zutun Durch diese natürliche Waldent- 86% der Einheimischen sprachen sich des Menschen ausschließlich nach den wicklung auf großer Fläche hat sich der in einer Studie für das Bestehen ihres Gesetzen der Natur. Dieses Prinzip gilt Nationalpark Bayerischer Wald außer- Nationalparks aus. heute für gut 72% der Nationalparkflä- dem zu einem Hotspot der Artenvielfalt Dank des großen Engagements che, also für etwa 17.500 Hektar. Dabei entwickelt. Zwischenzeitlich konnten politisch Verantwortlicher und einer entstehen Naturwälder, die sich deutlich gut 10.800 Arten bestimmt werden, Verwaltung, die mit vielen guten Ideen von unseren herkömmlichen Wirt- darunter alleine knapp 2400 Pilz- und diesen Nationalpark ein halbes Jahrhun- schaftswäldern unterscheiden und be- 7200 Tierarten, wobei vor allem das Vor- dert begleitet hat, ist der Nationalpark reits auch Merkmale von europäischen kommen mehrerer Urwaldreliktarten die Bayerischer Wald ein Leuchtturm- und Urwäldern aufweisen. Bäume dürfen ökologische Qualität der Nationalpark- Vorzeigeprojekt des Naturschutzes hier wachsen, alt werden und natürlich wälder unterstreicht. Auch die ursprüng- weit über Bayern hinaus geworden. Von auch sterben. liche Großsäuger-Tierwelt europäischer seiner natürlich gewachsenen