Deutscher Drucksache 17/12743

17. Wahlperiode 13. 03. 2013

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (16. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Frank Schwabe, , , weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Hermann E. Ott, Bärbel Höhn, Thilo Hoppe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 17/11651 –

Klimakonferenz Doha – Kein internationaler Erfolg ohne nationale Vorreiter

A.Problem Mit dem Antrag soll die Bundesregierung insbesondere aufgefordert werden, –Maßnahmen auf nationaler Ebene zu ergreifen, um das Klimaziel von 40 Prozent zu erreichen, –sich für ein verbindliches Klimaregime unter dem Dach des Rahmenüber- einkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen einzusetzen und – die derzeitige Verhandlungsblockade durch eine Klimapolitik der unter- schiedlichen Geschwindigkeiten aufzulösen.

B.Lösung Ablehnung des Antrags mit denStimmen der Fraktionen der CDU/CSU und FDP gegen die Stimmen der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei Stimmenthaltung der Fraktion DIE LINKE.

C.Alternativen Keine.

D.Haushaltsausgaben ohne Erfüllungsaufwand Wurden im Ausschuss nicht erörtert. Drucksache 17/12743 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

Beschlussempfehlung

Der Bundestag wolle beschließen,

den Antrag auf Drucksache 17/11651 abzulehnen.

Berlin, den 12. Dezember 2012

Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Eva Bulling-Schröter (Konstanz) Frank Schwabe Vorsitzende und Berichterstatterin Berichterstatter Berichterstatter

Michael Kauch Dr. Hermann E. Ott Berichterstatter Berichterstatter Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/12743

Bericht der Abgeordneten Andreas Jung (Konstanz), Frank Schwabe, , Eva Bulling-Schröter und Dr. Hermann E. Ott

I. Überweisung Der Ausschuss für die Angelegenheiten der Euro- päischen Union hat mit den Stimmen der Fraktionen der Der Antrag auf Drucksache 17/11651 wurde in der CDU/CSU und FDP gegen die Stimmen der Fraktionen 211. Sitzung des Deutschen Bundestages am 29. November SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei Stimmenenthal- 2012 zur federführenden Beratung an den Ausschuss für tung der Fraktion DIE LINKE. empfohlen, den Antrag auf Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und zur Mitbe- Drucksache 17/11651 abzulehnen. ratung an den Ausschuss für Wirtschaft und Technologie, den Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie den Ausschuss für die Angelegenheiten IV. Beratungsverlauf und Beratungsergebnisse im der Europäischen Union überwiesen. federführenden Ausschuss Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- II. Wesentlicher Inhalt der Vorlage heit hat den Antrag auf Drucksache 17/11651 in seiner 86. Sitzung am 12. Dezember 2012 abschließend beraten. Mit dem Antrag soll die Bundesregierung insbesondere auf- gefordert werden, Die Fraktion der CDU/CSU hob die grundsätzliche Be- deutung von UN-Klimakonferenzen hervor. – Maßnahmen auf nationaler Ebene zu ergreifen, um das Klimaziel von 40 Prozent zu erreichen, Allerdings sei der Ausgang solcher Klimakonferenzen alles andere als zufriedenstellend. So sei auch in Doha lediglich – sich für ein verbindliches Klimaregime unter dem Dach ein Minimalkonsens erreicht worden. Jedoch gebe es keine des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen Alternative zu solchen Klimakonferenzen. über Klimaänderungen einzusetzen und Die Fraktion stellte klar, dass sich der Bundesminister für – die derzeitige Verhandlungsblockade durch eine Klima- Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in Doha ambi- politik der unterschiedlichen Geschwindigkeiten aufzu- tioniert für den Klimaschutz eingesetzt habe und treibende lösen. Kraft bei den Verhandlungen gewesen sei. Die Bundesregierung soll sich angesichts der bevorstehen- Ferner betonte sie, dass es eine Gruppe von Staaten geben den UN-Klimakonferenz in Doha auf nationaler sowie inter- sollte, die sich als Vorreiter in Sachen Klimaschutz zusam- nationaler Ebene engagierter für den Klimaschutz einsetzen menschließen. Die EU müsse zudem ihr Klimaziel auf und Maßnahmen ergreifen, um die Rolle Deutschlands als 30 Prozent anheben. Dazu müssten umgehend Maßnahmen Vorreiter in Sachen Klimaschutz zu stärken. im Bereich des Emissionshandels getroffen werden und die Bundesregierung sollte den Backloading-Vorschlag der EU- Insbesondere soll die Bundesregierung in Doha darauf hin- Kommission unterstützen. Die Zertifikate müssten vollstän- wirken, dass eine zweite Verpflichtungsperiode des Kyoto- dig vom Markt genommen werden. Es bedürfe zudem einer protokolls beschlossen wird. strukturellen Reform des Emissionshandels. Darüber hinaussoll sich die Bundesregierung dafür einset- Wenn sich Deutschland dafür einsetze, würde dies die Rolle zen, dass die EU ihr Klimaziel auf 30 Prozent anhebt und Deutschlands als Vorreiter in Sachen Klimaschutz unter- preisstabilisierende Maßnahmen im EU-Emissionshandel streichen. getroffen werden. Die Fraktion der SPD betonte die Wichtigkeit internatio- Auf nationaler Ebene soll ein Klimaschutzgesetz auf den naler Klimakonferenzen wie der in Doha, denn nur hier Weg gebracht werden, welches eine Verringerung des CO2- könnten Verhandlungen effizient und effektiv geführt wer- Ausstoßes von 40 Prozent bis 2020 verbindlich festlegt. den. Solche Konferenzen böten die Möglichkeit, mit Um- weltministern aus der ganzen Welt wie auch Vertretern indi- III. Stellungnahmen der mitberatenden gener Völker und NGOs Gespräche zu führen. Natürlich sei Ausschüsse das, was in Doha beschlossen worden sei, nicht aus- reichend. Jedoch gebe es keine Alternative zu solchen Welt- Der Ausschussfür Wirtschaft und Technologie hat mit klimakonferenzen. den Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU und FDP gegen die Stimmen der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE Darüber hinaus erklärte die SPD-Fraktion, dass Deutsch- GRÜNEN bei Stimmenenthaltung der Fraktion DIE land seine Vorreiterrolle eingebüßt habe und sich nun enga- LINKE. empfohlen, den Antrag auf Drucksache 17/11651 gierter für den Klimaschutz einsetzen müsse. abzulehnen. Die Fraktion der FDP verwiesebenfalls auf die Bedeutung Der Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und von Delegationsreisen zu Weltklimakonferenzen. Man Entwicklung hat mit den Stimmen der Fraktionen der würde es begrüßen, wenn auch der Ältestenrat und das Prä- CDU/CSU und FDP gegen die Stimmen der Fraktionen sidium des Deutschen Bundestages dies erkennen und sol- SPD undBÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei Stimmenenthal- che Reisen künftig wieder genehmigen würde. Der größte tung der Fraktion DIE LINKE. empfohlen, den Antrag auf Misserfolg in Doha sei der Ausstieg von Japan, Kanada und Drucksache 17/11651 abzulehnen. vor allem Russlands aus dem Kyotoprotokoll gewesen. Drucksache 17/12743 – 4 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

Daneben sei es nun Aufgabe des Bundesministers für Um- Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erklärte, dass welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, sich für die Her- man schon seit langem unzufrieden mit dem Ausgang von aufsetzung des EU-Klimaziels auf 30 Prozent einzusetzen – internationalen Konferenzen sei. Dies gelte nicht nur für die unter den Voraussetzungen, die die Bundesregierung in dem Klimapolitik, sondern auch für andere Bereiche der interna- Fortschrittsbericht 2012 zur Nationalen Nachhaltigkeitsstra- tionalen Umweltschutzpolitik. Die bisherige Vorgehens- tegie formuliert hat. weise, nämlich die Probleme als Weltgemeinschaft lösen zu wollen, funktioniere nicht mehr. Nun müsse ein anderer An- Die Fraktion DIE LINKE. würdigte zunächst die Arbeit satz gewählt werden. Es sei an der Zeit, dass sich einige der deutschen Abgeordneten in Doha. Die Verhandlungen Staaten als Vorreiter in Sachen Klimaschutz zusammen- auf solchen Konferenzen seien schwierig, aber die Teilneh- schließen würden. mer hätten in Doha gute Arbeit geleistet. Bereichernd sei auch der Austausch mit Klimazeugen gewesen. Weiter wurde kritisiert, dass die bisherigen Bemühungen des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktor- Die Fraktion wies auf das „Hot Air“-Problem im Zusam- sicherheit nicht ausreichten. menhang mit dem Emissionshandel hin und betonte, dass Es wurde angeregt, dass alle Fraktionen gemeinsam ein vor allem Russland und die Ukraine ihre CO2-Emissionen weiter senken müssten. Konzept erarbeiten, wie Deutschland als eines dieser Vorrei- terstaaten neue Dynamik in die bisherige internationale Kli- Der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktor- mapolitik bringen könnte. sicherheit müsste auf die betreffenden Staaten – vor allem auch auf Polen– einwirken, um diese Länder dazu zu brin- Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktor- gen, ihre Zertifikate stillzulegen. sicherheit beschloss mit den Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU und FDP gegen die Stimmen der Fraktionen Die Fraktion erklärte, sie unterstütze zwar grundsätzlich den SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei Stimmenthal- vorliegenden Antrag, enthalte sich aber der Stimme, da die tung der Fraktion DIE LINKE., dem Deutschen Bundestag Einbeziehung des Waldschutzes in den Emissionshandel zu empfehlen, den Antrag auf Drucksache 17/11651 abzu- („REDD+“) nicht berücksichtigt worden sei. lehnen.

Berlin, den 12. Dezember 2012

Andreas Jung (Konstanz) Frank Schwabe Michael Kauch Berichterstatter Berichterstatter Berichterstatter

Eva Bulling-Schröter Dr. Hermann E. Ott Berichterstatterin Berichterstatter

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