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Alois Gerig (A) Eine nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung Überweisungsvorschlag: (C) sowie die Vorbereitung unserer Wälder auf den Klima- Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f) Auswärtiger Ausschuss wandel ist nur dann gewährleistet – das hat Herr Josef Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Göppel ausgeführt –, wenn genügend Fachpersonal zur Verfügung steht. Ebenfalls muss es darum gehen – auch Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die das hat Herr Kollege Göppel ausgeführt –, Waldbesitzer Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. Gibt es mit nur kleinen Beständen zu unterstützen. Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so beschlossen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Wald- strategie mit ihren vielen zukunftsweisenden Lösungsan- Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red- sätzen zeigt, dass die Bundesregierung ihre Verantwor- ner dem Kollegen Frank Schwabe von der SPD-Fraktion tung für den deutschen Wald sehr ernst nimmt. Die das Wort. Strategie ist darauf ausgerichtet, Bewährtes zu erhalten: (Beifall bei der SPD) Der deutsche Wald soll auch künftigen Generationen als Natur-, Wirtschafts- und Erholungsraum dienen. Ich Frank Schwabe (SPD): bitte Sie alle: Lassen Sie uns dieses Ziel weiterhin ge- Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! meinsam verfolgen. Verehrte Damen und Herren! Die Welt ist schon ko- Vielen Dank. misch. Wenn es eine Krise gibt, hat man diese irgend- wann kommen sehen, aber nichts dagegen unternom- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – men. Manchmal ist die Situation gar nicht so schlimm, [SPD]: Das war die schwächste und trotzdem steht viel in den Zeitungen; manchmal ist Rede der ganzen Debatte!) es viel schlimmer, aber es steht wenig in den Zeitungen. Auch die Finanzkrise haben alle kommen sehen, aber Vizepräsident Dr. : man hat nicht rechtzeitig etwas dagegen unternommen. Ich schließe die Aussprache. Ebenso sehen alle die Klimakrise kommen, aber man Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf macht relativ wenig dagegen. Irgendwann sieht man Drucksache 17/7292 an die in der Tagesordnung aufge- dann die dramatischen Auswirkungen und fragt sich, führten Ausschüsse vorgeschlagen. Der Entschließungs- warum man nichts getan hat, als man etwas hätte tun antrag auf Drucksache 17/7667 soll an dieselben können – nämlich heute. Ausschüsse überwiesen werden. Sind Sie damit einver- Das Jahr 2010 war das Jahr, in dem der Treibhausgas- standen? – Das ist der Fall. Dann ist das so beschlossen. (B) anstieg weltweit am stärksten war. Das Jahr 2010 war (D) Ich rufe Tagesordnungspunkt 31 a und b sowie den das wärmste Jahr seit der Messung der Temperaturen. Zusatzpunkt 11 auf: Das heißt, alle Szenarien, die im Rahmen des Weltklima- rats angedacht und die natürlich auch umstritten waren, 31 a) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten sind mittlerweile von der Realität überholt worden. Im Ulrich Kelber, , , wei- Umweltausschuss in dieser Woche haben uns Klimazeu- terer Abgeordneter und der Fraktion der SPD ginnen aus drei Ländern der Erde sehr eindrucksvoll ge- schildert, wie sich der Klimawandel bei ihnen auswirkt. Klimadiplomatie der Bundesrepublik Deutsch- Gleichzeitig gibt es in manchen Ländern merkwürdiger- land weise noch Debatten über die Frage, ob der Klimawan- – Drucksachen 17/4705, 17/6861 – del Realität ist und ob der Mensch dafür verantwortlich ist. b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Hermann E. Ott, Kerstin Müller (Köln), Seit sechs Jahren fahre ich zu Klimakonferenzen. Was Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der ich – und vermutlich die ganze Welt – dabei gelernt Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN habe, ist, dass Klimakonferenzen weit mehr sind als Um- weltkonferenzen. Es geht darum, wie die Welt sich neu Neue Initiative für transatlantische Koopera- positioniert – in wirtschaftlichen Fragen und in entwick- tion in der Klima- und Energiepolitik lungspolitischen Fragen. Kurz: Es ist ein umfassendes Thema, vor allen Dingen für die Außen- und Entwick- – Drucksache 17/7356 – lungspolitik. Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f) Ich begrüße ausdrücklich, dass es auch unter dieser Auswärtiger Ausschuss Bundesregierung den einen oder anderen Fortschritt gibt Ausschuss für Wirtschaft und Technologie und dass das Thema mittlerweile sogar im UN-Sicher- ZP 11 Beratung des Antrags der Abgeordneten heitsrat auf der Tagesordnung war, wenn auch mit einer Dr. Hermann E. Ott, Viola von Cramon-Taubadel, sehr schwachen Beschlusslage. Ebenso finde ich es gut, Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der dass das Außenministerium die Konferenz in Durban Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN durch eine Veranstaltung vorbereitet. Aber das alles ist bei weitem nicht ausreichend. China als wichtiger Partner im Klimaschutz (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ – Drucksache 17/7481 – DIE GRÜNEN) Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. November 2011 16729

Frank Schwabe (A) Wir befinden uns in einer wirklich absurden Situa- da er doch an dieser Stelle für Deutschland eine Füh- (C) tion. Wenn man in der Welt herumkommt, dann trifft rungsrolle reklamiert. man in den deutschen Botschaften auf Botschafter, die Sie von der Koalition wissen ganz genau, dass auch – und das ist nicht persönlich gemeint – nicht so genau das deutsche 40-Prozent-Ziel nicht einzuhalten ist. Des- wissen, was Deutschland in dem Bereich eigentlich wegen wollen Sie wahrscheinlich auch kein Klima- macht. Sie haben Mühe, einen Überblick über alle Pro- schutzgesetz; denn damit würde dieses Ziel rechtlich gramme zu bekommen. Außerdem mangelt es an Exper- fixiert werden. Sie wissen genau, dass diese Zahl das Pa- tise. Da können wir von den Briten lernen, die mittler- pier nicht wert ist, auf dem sie steht. Es gibt andere Län- weile einen großen Teil ihres Außenministeriums auf der in der Europäischen Union – ich nenne Großbritan- Fragen der internationalen Klimapolitik spezialisiert ha- nien, zum Teil Frankreich, aber auch skandinavische ben. An den britischen Botschaften findet man Experten, Länder –, die beim 30-Prozent-Ziel innerhalb der Euro- an der Britischen Botschaft in Deutschland gleich meh- päischen Union voranschreiten wollen. Sie sind aber rere. Das brauchen wir auch an den deutschen Botschaf- nicht dabei. Sie werden nachher wieder darauf verwei- ten. sen, dass es bei uns Bewegung in dieser Frage gibt. Aber Es gab Klimainitiativen des damaligen Außenminis- das Fenster für das Einnehmen einer Vorreiterrolle in der ters Frank-Walter Steinmeier in den USA. Wir haben in Europäischen Union schließt sich. Ich bin mir sicher, diesem Zusammenhang eine Große Anfrage gestellt. In dass dies im ersten Halbjahr des nächsten Jahres der Fall der Antwort darauf fehlte die Antwort auf unsere Frage sein wird. Daher sollten Sie an dieser Stelle Ihre Haus- zu einer Initiative Deutschlands in den Bundesstaaten aufgaben machen. der USA, was den Emissionshandel betrifft. Diese Initia- Hinsichtlich des internationalen Klimaschutzes ist ein tive scheint es nicht mehr zu geben. Das heißt, im Be- integrierter Ansatz im Rahmen der Außenpolitik not- reich der Außenpolitik ist viel zu tun. wendig. Ich sehe zwar gewisse Fortschritte. Aber was Aber das reicht nicht. Wir brauchen eine institutio- die deutsche Führungsrolle angeht, da versagen Sie kläg- nelle und personelle Verankerung in der Außenpolitik. lich. Solange Sie nicht in der Lage sind, eine andere Ebenso wichtig ist, dass die Bundesrepublik Deutsch- Rolle einzunehmen, sollten Sie den Begriff von der Vor- land in dem Bereich eine Führungsrolle übernimmt. reiterrolle nicht mehr in den Mund nehmen. (Beifall bei der SPD) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Es tut mir leid: Dort versagen Sie auf ganzer Ebene. Wir haben schon mehrfach miteinander darüber diskutiert, was international notwendig ist. Führung, Leadership, Vizepräsidentin : (B) (D) wäre notwendig. Vertrauen – das, was international als Das Wort hat der Kollege für die „Trust“ bezeichnet wird – wäre notwendig. Das leisten Unionsfraktion. Sie nicht. Im Bereich der Klimafinanzierung ist es wei- (Beifall bei der CDU/CSU) terhin so, dass 88 Prozent der Gelder, die im Rahmen der Fast-Start-Finanzierung zugesagt wurden, von Ihnen Andreas Jung (Konstanz) (CDU/CSU): nicht bereitgestellt werden. Es sind also gerade einmal 12 Prozent der Gelder geflossen. Diese Quote ist im Be- Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! reich der internationalen Klimapolitik definitiv nicht Im Anschluss an die Rede von Frank Schwabe will ich ausreichend, um für Deutschland eine Vorreiterrolle re- zunächst einmal feststellen: Es ist wahr, dass die öffent- klamieren zu können. liche Debatte derzeit von der Euro-Krise und der Finanz- krise in Europa geprägt wird. Wahr ist aber auch: Die (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Herausforderungen des Klimaschutzes sind nicht weni- DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD]: Da ist ger wichtig geworden. Wir konnten erst dieser Tage wie- ja der Iran mit seinen Planungen zuverlässi- der lesen, dass der weltweite Ausstoß an Treibhausgasen ger!) weiter steigt. Deshalb ist energisches und auch schnelles Handeln dringend geboten. Es wäre nichts gewonnen, Was die Reduktion der Emissionen angeht, ist die Eu- wenn wir am Ende zwar die Euro-Krise und die Finanz- ropäische Union nicht ambitioniert genug. Ich habe krise bewältigen würden, aber das Klima uns sozusagen heute in der Süddeutschen Zeitung von Herrn Außen- um die Ohren fliegt. minister Westerwelle den Satz gelesen: Es ist richtig, wenn in der Großen Anfrage der SPD Wir haben eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz. und auch in den vorliegenden Anträgen davon gespro- Man hat ihm da einen richtigen Satz aufgeschrieben. Er chen wird, dass Klimaschutz ein wichtiges Thema für ist bloß nicht unterlegt. die diplomatischen Bemühungen der Bundesrepublik Deutschland bleibt. Wir wissen, dass wir das globale Herr Röttgen ist mittlerweile eine traurige Gestalt ge- Problem des Klimawandels nur mit unseren Partnern lö- worden. Er predigt seit über einem Jahr das 30-Prozent- sen können. Diese Partner sind souveräne Staaten, die Ziel. Er wird aber von der Koalition, der Bundesregie- wir zu nichts zwingen können und die für einen enga- rung und auch von der Bundeskanzlerin sträflich allein gierten und ambitionierten Klimaschutz nur auf dem gelassen. Herr Kauch, Sie werden gleich noch reden. Verhandlungswege gewonnen werden können. Vielleicht können Sie dann einmal die Frage beantwor- ten, wie Herr Westerwelle zu dem 30-Prozent-Ziel steht, (Josef Göppel [CDU/CSU]: So ist es!) 16730 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. November 2011

Andreas Jung (Konstanz) (A) Es ist übrigens bemerkenswert – so ist es in der Ant- 40 Prozent an Emissionen gegenüber 1990 einzusparen. (C) wort auf die Große Anfrage zu lesen –, was an Aktivitä- Das steht nicht zur Disposition. Dazu bekennen wir uns. ten auf allen Ebenen schon erfolgt ist. Aufgrund der Er- Alleine die Tatsache, dass wir uns in Deutschland auf kenntnis, dass der Klimawandel eines der ganz zentralen den Weg machen, mit neuen Technologien und erneuer- Themen ist, wissen wir, dass diese Aktivitäten noch ver- baren Energien dieses Ziel zu erreichen und darin auch stärkt werden müssen. Deshalb finde ich es richtig, dass eine wirtschaftliche Chance sehen, löst Diskussionen der Bundestag dieses Anliegen unterstützt. Ich halte es und ein Umdenken bei Staaten auf der ganzen Welt aus. ebenfalls für richtig, dass wir dies gerade im Vorfeld der Das ist ein erster wichtiger Punkt. Konferenz von Durban tun. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Wir wissen, dass kritisch auf diese Konferenz ge- schaut wird. Es wird die Frage gestellt, ob solche Konfe- Der zweite wichtige Punkt – auch das wurde bereits renzen Sinn machen und ob es nicht viel zu langsam vo- angesprochen – ist, wie wir bei den internationalen Ver- rangeht. Es ist wahr: Auf all diesen Konferenzen haben handlungen auftreten. Die Bundeskanzlerin hat klare Zu- wir noch nicht das erreicht, was wir erreichen wollten sagen gemacht, was die Finanzierung und die Partner- und was wir am Ende erreichen müssen. Wir alle sind schaften mit den Entwicklungsländern anbelangt. Diese Botschaft will ich ganz deutlich unterstreichen. Diese vor zwei Jahren von der Konferenz in Kopenhagen resi- Zusagen müssen eingehalten werden. Das ist auch eine gniert und frustriert nach Hause gefahren, weil dort in Forderung der Unionsfraktion. Hierzu brauchen wir der Tat viel Porzellan zerschlagen wurde. Transparenz und Klarheit in Deutschland und darüber Ein Teil dieses Porzellans wurde in Cancún zusam- hinaus eine Vergleichbarkeit mit unseren Partnern in den mengeflickt. Immerhin ist der Schritt dahin gelungen, anderen Industriestaaten. Daran misst sich unsere Glaub- dass erstmals das 2-Grad-Celsius-Ziel, das die Forscher würdigkeit in der Klimapolitik. Das steht völlig außer bei der Bekämpfung des Klimawandels für wesentlich Frage. erachten, anerkannt wurde. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Wahr ist auch, dass das nur ein erster Schritt war. Als Ich komme zum letzten Punkt. Herr Kollege Schwabe zweiter Schritt fehlt noch die Folgerung daraus, nämlich hat die Frage angesprochen, wie es in den anderen euro- die Verpflichtung von Industriestaaten, die Beteiligung päischen Staaten aussieht. Machen die dasselbe wie wir? von Schwellen- und Entwicklungsländern mitzutragen, Folgen diese Staaten den Vorgaben, die wir in Deutsch- und zwar in Form eines völkerrechtlich verbindlichen land mit unserem unbedingten 40-Prozent-Ziel einge- Abkommens. schlagen haben? (B) Hierüber gibt es nach wie vor eine Diskussion inner- (D) Das bleibt unser Ziel, auch in Durban. Wir wissen halb der Bundesregierung, aber auch unter den Koali- aber, dass es schwierig bis ausgeschlossen sein wird, tionsfraktionen. Ich persönlich hielte es für richtig schon dort einen Durchbruch zu erreichen. Deshalb ist es – diese Meinung wird geteilt von den Kolleginnen und richtig, zu sagen – wie auch beantragt wird –, dass wir Kollegen im Umweltausschuss –, wenn die Europäische einerseits dieses Ziel in Durban verfolgen werden, wir Union unseren Weg nachvollzieht, sich zu einem unbe- andererseits unterhalb dieser Ebene prüfen müssen, wie dingten Klimaziel bekennt und die einzelnen Staaten wir das Ganze voranbringen. Das kann zum einen da- ihre Vorgaben entsprechend aufstocken. durch geschehen, dass wir unsere Bereitschaft ankündi- gen, eine zweite Kioto-Verpflichtungsperiode einzuge- (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem hen, um so unsere Ziele erreichen zu können. Zum BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) anderen können wir auf diplomatischem, auf politischem Dafür werde ich in den nächsten Tagen und Wochen Weg Kooperationen mit Partnern überall auf der Welt weiter werben. eingehen. Dabei dürfen wir insbesondere die USA und China als die beiden Hauptemittenten von CO2 nicht aus (Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE der Verantwortung lassen. Ich bin davon überzeugt, dass GRÜNEN]: Macht mal!) das eine Botschaft der deutschen Außenpolitik sein Sie wissen: Viele Diskussionen sind noch zu führen. muss. Kein Staat kann eine Führungsrolle beanspruchen, Es gibt dabei viel Überzeugungsarbeit zu leisten, die wir der bei dem entscheidenden Thema Klimaschutz nur am gerne übernehmen wollen. Die deutsche Vorreiterrolle Rande steht. im Klimaschutz bleibt. Wir arbeiten dafür, dass in Dur- ban weitere wesentliche Schritte auf dem Weg zu einem (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Klimaabkommen unternommen werden können. Ich komme auf das zu sprechen, was wir in Deutsch- Herzlichen Dank. land tun. Deutschland muss seine Führungsrolle weiter- hin kraftvoll wahrnehmen. Das hat mit unserem prakti- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) schen Handeln zu tun. Ich nenne als Beispiel die Energiewende. In diesem Jahr haben wir im Konsens Vizepräsidentin Petra Pau: den vorzeitigen Ausstieg aus der Kernenergie beschlos- Das Wort hat die Kollegin Eva Bulling-Schröter für sen. Dabei gab es von vornherein immer eine Vorausset- die Fraktion Die Linke. zung, nämlich dass wir unsere Klimaziele dadurch nicht infrage stellen. Das unbedingte Ziel lautet, bis 2020 (Beifall bei der LINKEN) Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. November 2011 16731

(A) Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE): lung hier genau verfolgen; denn mit unserem Fördersys- (C) Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und tem für die erneuerbaren Energien und dem Atomaus- Kollegen! Die Antwort auf die Große Anfrage der SPD stieg könnten wir das solare Zeitalter in absehbarer Zeit zur Klimadiplomatie der Bundesrepublik Deutschland erreichen. Jetzt, liebe Kolleginnen und Kollegen, dürfen hat 34 Seiten. Bei allem Respekt vor der Arbeit der Be- wir das absolut nicht vergeigen; aber wir sind genau auf teiligten: Was machen wir jetzt damit? Wenn wir ehrlich dem Weg dahin. sind, müssen wir sagen: Es ist bereits jetzt klar, dass die Im letzten Jahr stiegen die CO2-Emissionen in UN-Klimakonferenz auch dieses Jahr wie das Hornber- Deutschland um 3,7 Prozent, übrigens bei einem Wirt- ger Schießen ausgehen wird. Am Mittwoch bemerkte schaftswachstum von 3,6 Prozent. Das sage ich an die eine Klimazeugin aus Papua-Neuguinea im Umweltaus- Adresse derjenigen, die meinen, das Wirtschaftswachs- schuss, dass wir uns auf COP 17 in Durban über das tum hätte sich inzwischen vom Umweltverbrauch abge- Scheitern von COP 16 in Cancún unterhalten. Da hatten koppelt, etwa weil wir jetzt eine Dienstleistungsgesell- wir uns über die Katastrophe der COP 15 in Kopenhagen schaft wären. Offensichtlich sind wichtige Weichen für verständigt. Kein Wunder, dass uns immer mehr Men- die Zukunft schlicht falsch gestellt. schen aus Umweltbewegungen die Frage stellen, was die jährlichen Treffen der Klimadiplomaten und Lobbyisten In den letzten Tagen wurde allerorts heftig über etwas überhaupt bringen. diskutiert, worauf die Linke seit Monaten unablässig aufmerksam macht – die „unabhängigen“ Medien haben Um eines klarzustellen: Ich bin nicht der Meinung, das völlig ignoriert, weil es eben nicht von der SPD oder dass die Klimaverhandlungen überflüssig sind. Globale den Grünen kam –: Zum einen werden über sogenannte Probleme müssen auch global geklärt werden. internationale Klimaschutzprojekte nun sogar Kohle- kraftwerke in China und Indien gefördert. Das halte ich (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. für pervers; es durchlöchert auch unser Emissionshan- Dr. [SPD]) delssystem. Doch ich frage mich dann schon, ob die debattierte Mi- (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. nimallösung – etwa ein bis 2017 verlängertes Kioto-Pro- Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- tokoll mit unveränderten Minderungszielen – tatsächlich NEN]) Sinn macht. Schließlich übernehmen wir dann die ge- samte heiße Luft aus den osteuropäischen Staaten, an- Zum anderen sind die Anreize für die Industrie, hierzu- statt diese Emissionen mit einem neuen Abkommen zu lande in Energiespartechnologien einzusteigen, fast null. verhindern. Dann frage ich mich: Ist es vielleicht sogar Die Industrie hat zu viele Emissionsrechte erhalten, und sinnvoller, ein paar Jahre, bis ein vernünftiges Abkom- das auch noch umsonst. Ja, sie verdient sogar mit dem (B) men geschlossen wird, mit nationalen Verpflichtungen Berg von Zertifikaten, die sie natürlich verkaufen kann. (D) zu überbrücken, um in dieser Zeit die zugesagten, drin- Die Sandbag-Studie, die in dieser Woche vorgestellt wurde, hat das nachgewiesen. Auch mit EEG-Umlage, gend notwendigen Fonds für Klimaschutz, Anpassung Ökosteuer und Stromkostenkompensation verdienen die und Waldschutz mit Geld und tatsächlich mit Leben zu energieintensiven Unternehmen mehr, als sie zahlen, füllen? wenn sie überhaupt zahlen. Die Bundesregierung be- (Beifall bei der LINKEN) treibt hier das Geschäft der Konzerne zulasten kleiner und mittlerer Unternehmen sowie der einfachen Leute. Diese Frage stelle ich jetzt einmal in den Raum. Diese müssen nämlich für das alles allein blechen, ge- Wie dem auch sei, für mich wird jedenfalls immer nauso wie die Menschen in Afrika, Asien oder den Pazi- klarer, welche Rolle unsere Klimapolitik hier in fikstaaten. Das wurde in mehreren Anhörungen, die Deutschland im internationalen Kontext einnimmt bzw. letzte erst am Mittwoch, klar. einnehmen muss. Ich bin der Überzeugung: Die Bundes- Darum: Werden wir endlich glaubwürdig, liebe Kol- republik kann bei der globalen Energiewende eine leginnen und Kollegen. Deutschland muss sich für eine Schlüsselrolle spielen, und zwar als praktisches Beispiel Reform des Emissionshandels genauso einsetzen wie für dafür, dass ein industrialisierter Staat seine Energiever- ein bedingungsloses 30-Prozent-Minderungsziel der Eu- sorgung tatsächlich vollständig auf eine regenerative ropäischen Union. Versorgung umstellen kann, (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeord- (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. neten der SPD) Frank Schwabe [SPD]) Nur durch glaubwürdige Entscheidungen wird die und zwar ohne Problemverlagerung ins Ausland, siehe Konferenz ein Erfolg. Das ist ganz wichtig und dringend Agrosprit, oder auf Kosten der sozial Schwachen, Stich- notwendig. wort „Energiearmut“. Die Bundesrepublik hat mit der (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. erkämpften Energiewende, so mangelhaft sie im Detail Frank Schwabe [SPD]) auch ist, den Weg für eine solche Rolle freigemacht. (Josef Göppel [CDU/CSU]: Sogar die Linken Vizepräsidentin Petra Pau: erkennen das an!) Das Wort hat der Kollege für die FDP-Fraktion. Sie wissen es selbst: Vertreter aus China und anderen Staaten haben mehrmals erklärt, dass sie die Entwick- (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) 16732 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. November 2011

(A) Michael Kauch (FDP): (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten (C) Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! der CDU/CSU) Deutschland hat im Sommer den Vorsitz im Weltsicher- Wir brauchen von China Transparenz hinsichtlich der heitsrat gehabt. Eine der wesentlichen Initiativen von zugesagten Maßnahmen. Wir können es akzeptieren, war, dass im Weltsicherheitsrat zum dass sie Zusagen machen, die nicht mit unseren Ver- ersten Mal über den Klimawandel diskutiert und ein Be- pflichtungen übereinstimmen, aber wir können schon er- schluss gefasst worden ist. Das ist für den Sicherheitsrat warten, dass die Zusagen, die die Volksrepublik China – Stichwort: sicherheitspolitische Dimension den Klima- macht, entsprechend nachgewiesen werden, und zwar politik – ein wichtiger Auftakt gewesen. Darauf können durch international hergestellte Transparenz. Das ist der wir aufbauen. Dafür danke ich dem Auswärtigen Amt Anspruch, den wir haben müssen, wenn wir solche Ko- ausdrücklich. operationen mit Steuergeldern finanzieren. Wenn wir Steuergelder geben, muss für unsere Steuerzahler klar Wir werden in der Außenpolitik ein Bündel von Inte- sein, dass dabei am Ende etwas für das Klima heraus- ressen bilden müssen. Wir kommen in den Klimaver- kommt. handlungen an Grenzen dessen, was Umweltminister als Interessenausgleich verhandeln können. Wir werden ne- (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) ben den Umweltinteressen auch Handels-, Sicherheits- und machtpolitische Interessen der Staaten zu Bündeln Die Grünen haben einen Antrag zum Thema Koope- zusammenfassen müssen, wenn wir mit Staaten wie ration mit China gestellt. Darin stehen viele kluge Dinge, China oder den Vereinigten Staaten vorankommen wol- die wir teilen. Aber an einer Stelle wird wieder deutlich, len. dass es ihnen eben nicht um einen Dialog auf Augen- höhe geht; denn Sie wollen den Chinesen vorschreiben, Das ist die Erkenntnis, die wir seit der gescheiterten welchen nationalen Entwicklungsweg sie gehen sollen. Konferenz von Kopenhagen im Jahr 2009 auch im Deut- Sie sagen beispielsweise in Bezug auf CCS, dass Kohle- schen Bundestag gezogen haben. Der Deutsche Bundes- verstromung mit CO2-Abscheidung ausgeschlossen wer- tag hat im letzten Jahr erstmals sehr deutlich die außen- den muss. Ich sage Ihnen deutlich: Diese Entscheidung politische Dimension der Klimapolitik hervorgehoben. muss die Volksrepublik China treffen und nicht der Auf diesem Weg müssen wir vorangehen, wenn wir Deutsche Bundestag. Wir müssen von den Chinesen die ernsthaft zu Ergebnissen kommen wollen. Erbringung von Beiträgen erwarten, aber sie müssen ih- ren nationalen Weg finden, so wie wir den Anspruch ha- (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) ben, unseren nationalen Weg im Bereich Energiemix zu beschreiten. (B) Schauen wir uns die Machtinteressen eines Staates wie (D) China an. China ist inzwischen der größte Emittent von (Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Treibhausgasen. Gleichzeitig ist Chinas Volkswirtschaft NEN]: Wenn wir unser Geld und unser Wissen von Unterschieden geprägt, von Städten, die wie die in In- geben, werden wir doch wohl fragen dürfen, dustriestaaten aussehen, und von einer ländlichen Re- was damit gemacht wird!) gion, wo man erkennt, dass es noch ein Entwicklungsland Wenn wir uns andere Schwellenländer anschauen, ist. China ist also ein klassisches Schwellenland, in dem dann stellen wir fest, dass es gute Beispiele gibt, etwa natürlich Armutsbekämpfung im Vordergrund steht. Auf Brasilien. Unter den Schwellenländern ist Brasilien ein der anderen Seite kommt es in die Weltmärkte hinein und Land, das bei klimapolitischen Fragen vorne dabei ist. will noch weiter hineinkommen. Es hat auch Interessen Natürlich hat auch Brasilien Interessen, beispielsweise mit Blick auf die Welthandelsorganisation. Natürlich will die Öffnung der Märkte für Agrarrohstoffe. Ich glaube es insgesamt eine wichtige Rolle in der Weltarchitektur auch: Wenn Brasilien mit uns kooperiert, dann hat es spielen. Darauf müssen wir als Europäer eine Antwort ge- auch einen Anspruch darauf, dass beispielsweise Han- ben. delserleichterungen zugesagt werden. Ich würde es des- Deshalb ist es aus meiner Sicht richtig, dass wir den halb begrüßen, wenn die Europäische Union endlich ihre Dialog insbesondere mit China forcieren. Das können Märkte für Agrarrohstoffe aus Brasilien und anderen auch die Parlamente tun. Beispielsweise gibt es von der Schwellenländern öffnen würde. Das wäre ein Beitrag Abgeordnetenorganisation Globe einen EU-China-Dia- zur Vertrauensbildung und zum Interessenausgleich mit log, mit dem wir zwischen den nationalen Parlamenten den Schwellenländern. in der Europäischen Union, mit dem Europäischen Par- (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) lament und dem Nationalen Volkskongress in China die Verständigung voranbringen wollen, um den Boden für Ich begrüße es, dass Bundesentwicklungsminister Vereinbarungen zwischen den Regierungen zu bereiten. gerade im Bereich Waldschutz ausdrücklich einen Schwerpunkt auf die Kooperation mit Brasilien China hat Interessen, aber auch Verantwortung. Diese legt. Verantwortung ist different zu unserer Verantwortung. (Frank Schwabe [SPD]: Mit Waldvernich- Es hat nicht so viel historische Verantwortung wie wir, tung!) aber es hat Verantwortung für die Zukunft. Denn der Kli- mawandel von heute liegt noch nicht in der Verantwor- Der Amazonien-Fonds, der jetzt neu aufgelegt ist und in tung der Chinesen. Aber der Klimawandel von morgen den Deutschland einzahlen wird, ist ein herausragendes liegt in der Verantwortung der Volksrepublik China. Beispiel für diese Kooperation. Das liegt auch im Inte- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. November 2011 16733

Michael Kauch (A) resse unserer deutschen Wirtschaft; denn mit nichts kann Reihe von Initiativen der Bundesregierung sowie bilate- (C) man so viel Treibhausgas für vergleichsweise wenig rale und multilaterale Kooperationen werden dargestellt. Geld einsparen wie durch Waldschutz. Das liegt in unse- Das ist alles sehr wichtig. Deswegen haben wir einen rem Interesse. Das ist keine Charity-Veranstaltung, son- Antrag zu einer transatlantischen Kooperation, einer dern Kooperation im besten Sinne. Wir bekommen et- transatlantischen Partnerschaft mit den USA, und einen was dafür, wenn wir die Wälder in Amazonien, aber Antrag zu einer Partnerschaft mit China in Bezug auf auch im Kongobecken schützen. den Klimaschutz in diese Debatte eingebracht. (Beifall bei der FDP) China – der Kollege Kauch hat das gerade berichtet – hat die USA überholt: China ist jetzt der größte Emittent. Es gab eine Diskussion über den Erhalt des Yasuní- China nimmt seine Rolle als Schwergewicht in der inter- Nationalparks in Ecuador. Die Koalition wird hier ein nationalen Politik mittlerweile nicht nur in den Verhand- Angebot formulieren. Wir werden ein Angebot für den lungen über internationale Rettungspakete finanzieller Erhalt des Yasuní-Nationalparks unterbreiten, allerdings Art wahr, sondern tatsächlich auch in der Klimadebatte. deutlich nach den Regeln, die die Vereinten Nationen im China ist also ein Schwergewicht, an dem man über- Klimaprozess vorgesehen haben. haupt nicht vorbeikommt. Kollege Kauch, Sie haben ge- (Frank Schwabe [SPD]: Da können Sie auch sagt, wir mischen uns da in innere Angelegenheiten ein gleich die Säge herausholen!) und bevormunden die Chinesen, indem wir bestimmte Maßnahmen bevorzugen oder eben nicht. Zuvor haben REDD ist aus unserer Sicht der beste Mechanismus, um Sie selbst gesagt: Wenn wir Geld geben, dann wollen wir Treibhausgasemissionen nachzuweisen. auch wissen, was damit gemacht wird. Ich meine: Abge- Zusammenfassend möchte ich darauf hinweisen, dass sehen davon ist es auch in ethischer Hinsicht wichtig, wir als Europäische Union die Kooperation mit den dass wir sagen, welche Klimapolitik wir für richtig hal- Schwellen- und Entwicklungsländern voranbringen ten, wie wir uns auch in Fragen der Menschenrechte müssen. Wir müssen deutlich machen, dass die Schwel- nicht irgendwelchen Vorstellungen anderer anschließen, len- und Entwicklungsländer oft mehr gemeinsame Inte- sondern unsere eigenen Vorstellungen darüber, was rich- ressen mit der Europäischen Union haben als beispiels- tig ist, auch gegenüber China zum Ausdruck bringen. So weise mit China innerhalb der G 77. Wir müssen in den sollte des zumindest sein. Manchmal lässt das Verhalten diplomatischen Beziehungen zu den Schwellen- und der Bundesregierung da etwas vermissen. Entwicklungsländern das Vertrauen in Deutschland und (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in die Europäische Union stärken, um den Prozess eines und bei der SPD) fairen Interessenausgleichs zugunsten einer nachhaltigen (B) Entwicklung in diesen Ländern voranzubringen. Was die Kooperation mit den USA betrifft: Das ist (D) bzw. war seit langem der Stolperstein in den internatio- Vielen Dank. nalen Beziehungen. Deshalb ist es wichtig – das ist Teil (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) unseres Antrags –, dass wir mit den Regionen, die fort- schrittlich sind, die eine vernünftige Klimapolitik ma- Vizepräsidentin Petra Pau: chen wollen, vorzugehen. Das sind Staaten oder auch Das Wort hat der Kollege Dr. Hermann Ott für die Städte und Gemeinden. Ein Beispiel ist Northern Virgi- Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. nia. Es gibt eine Reihe von Kooperationen zwischen Northern Virginia und Städten und Gemeinden in Deutschland. Das hat zu einer erheblichen Umgestaltung Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): der Umwelt- und Energieplanung in Northern Virginia Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich bin geführt. Das hat dazu geführt, dass diese Region als Mo- den Kolleginnen und Kollegen von der SPD sehr dank- dell gilt, auch in anderen Teilen der Vereinigten Staaten. bar für ihre Große Anfrage, die uns jetzt Gelegenheit Deutschland sollte zum Beispiel für die „Transatlanti- gibt, einmal abseits der üblichen vorkonferenziellen De- sche Klimabrücke“ sehr viel mehr Mittel zur Verfügung batten etwas grundsätzlicher über Klimadiplomatie und stellen, um diese Initiativen von unten zu stärken. Klimapolitik nachzudenken. Soweit ich das weiß, war der ursprüngliche Plan, dass die Außenpolitiker an die- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ser Stelle debattieren sollten. Das ist, glaube ich, bei al- und bei der SPD) len Fraktionen nicht so richtig gelungen. Ich rege an Trotz der Wortgewalt in den Antworten auf die mehr – meine Kollegin Viola von Cramon-Taubadel, unsere als 100 Fragen wird deutlich, dass bei der Koalition und Expertin für die Bereiche Auswärtiges und China, sitzt bei der Bundesregierung eine dröhnende Ratlosigkeit im Saal –, dass wir die nächste Debatte tatsächlich mit herrscht; denn wir finden auf den mehr als 30 Seiten keine unseren Expertinnen und Experten für den Bereich Aus- Antwort auf die Frage, was nach dem Scheitern der Ver- wärtiges bestreiten. handlungen in Kopenhagen geschehen soll. Wir erfahren Die Große Anfrage enthält einige gute und interes- nicht, wie die Analyse aussieht. Herr Kauch hat gestern sante Fragen, und die Antwort der Bundesregierung ent- bzw. vorgestern bei einem Treffen mit Vertretern von hält ein paar interessante Antworten, zum Beispiel, was Umweltverbänden gesagt: Die USA werden in den nächs- die Position der unterschiedlichen Schwellenländer in ten 10 bis 15 Jahren keinem rechtlich verbindlichen Bezug auf ein zu verhandelndes neues Abkommen be- Klimaschutzvertrag beitreten. Damit müssen wir doch trifft. Die Antwort enthält tatsächlich etwas Neues. Eine umgehen. Dazu findet sich aber nichts in diesem Wortge- 16734 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. November 2011

Dr. Hermann E. Ott (A) klingel der Antwort der Bundesregierung auf die Große und Entwicklungspolitik. Wir stimmen uns mit unseren (C) Anfrage. Wir müssen uns aber klar darüber werden, wie europäischen Partnern, mit den Mitgliedern des UN-Si- wir notfalls auch ohne die USA den Klimaschutz voran- cherheitsrates und mit weiteren Partnern eng ab. Die Ini- bringen können – nur das kann uns weiterhelfen –: mit tiative von Bundesaußenminister Westerwelle im UN-Si- Allianzen innerhalb, aber auch mit Allianzen außerhalb cherheitsrat ist bereits erwähnt worden. der Klimarahmenkonvention. Falls Durban nicht das bringt, was wir erwarten, dann müssen wir uns ernsthaft Wir unterstützen seit Jahren – auch finanziell – beson- darüber Gedanken machen, ob nicht Deutschland, ob ders vom Klimawandel betroffene Staaten, zum einen im nicht Europa eine Initiative starten sollte, die parallel zum Rahmen der deutschen Entwicklungshilfe, zum anderen Prozess der Vereinten Nationen den Klimaschutz interna- im Rahmen der sehr erfolgreichen BMU-eigenen Inter- tional voranbringt. nationalen Klimaschutzinitiative. Ich erinnere auch da- ran, dass wir uns seit Kopenhagen verpflichtet haben, im Ich danke Ihnen. Rahmen der Fast-Start-Initiative neues Geld zur Verfü- gung zu stellen. Zwischen 2010 und 2012 stellen wir (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN freiwillig insgesamt 1,26 Milliarden Euro zusätzliche und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der Mittel für Klimaschutz und Maßnahmen zur Anpassung LINKEN) an den Klimawandel zur Verfügung.

Vizepräsidentin Petra Pau: Wir haben im Juli dieses Jahres den zweiten Petersber- Das Wort hat nun die Parlamentarische Staatssekretä- ger Klimadialog ausgerichtet. Zusammen mit Südafrika rin . haben wir im Vorfeld der Klimakonferenz ein Dialogfo- rum geschaffen. Dies fand nicht ganz „off the record“ (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) statt, aber ein bisschen schon. Solche Konferenzen dienen der Vertrauensbildung. Ich habe gerade hier noch einmal Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bun- vernommen, wie wichtig es ist, in einem solchen mühsa- desminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- men Prozess Vertrauen zu schaffen, Allianzen zu schmie- heit: den und Multiplikatoren zu gewinnen. Die teilnehmenden Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Staaten waren sich einig, dass wir für die Weltklimakon- Der Klimawandel betrifft sehr viele Politikfelder. Er ist ferenz im südafrikanischen Durban Anfang Dezember eine globale entwicklungspolitische, umweltpolitische, ein ausbalanciertes Paket von Entscheidungen anstreben, außen- und sicherheitspolitische Herausforderung. Herr das eine Übergangsphase in Richtung eines zukünftigen Kollege, Sie haben gerade anerkennend gesagt, dass Sie Klimaschutzregimes schafft. (B) in der Antwort der Bundesregierung sehr viele Aktivitä- Die Herausforderung in Durban wird sein, sowohl (D) ten gefunden haben. Gleichzeitig sagten Sie, da stehe Entscheidungen zur Zukunft des Kioto-Protokolls zu nichts drin. Ich finde, das schließt sich aus. Man kann treffen als auch den Fahrplan für ein umfassendes, alle nicht erwarten, dass mit einer Konferenz der Gordische Emittenten einschließendes Abkommen zu bestimmen. Knoten durchschlagen wird und dass die Probleme da- Worum geht es im Detail? Zum Ersten geht es darum, nach gelöst sind. Wer so denkt, hat, glaube ich, nicht ver- die Vereinbarung von Cancún auszugestalten und umzu- standen, dass wir bei der Diplomatie, auf den Wegen, die setzen, insbesondere den neuen globalen Klimafonds, wir gehen – dies ist manchmal mühsam –, nur Schritt für die Institutionen zu Anpassung und Technologie sowie Schritt zu einem Erfolg kommen. die Vereinbarung von Regeln für mehr Transparenz von Deutschland engagiert sich intensiv in den internatio- Klimaschutzmaßnahmen und deren Finanzierung. nalen Klimaschutzverhandlungen; das haben alle ande- Zum Zweiten geht es um ein Arbeitsprogramm mit ren Vorredner zustimmend erwähnt. dem Ziel, die Emissionsminderungsziele von Industrie- (Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE ländern zu verschärfen und mittelfristig Ziele für Schwel- GRÜNEN]: Das meiste ist leider alt, muss lenländer zu setzen, wie Kollege Andreas Jung bereits man sagen!) ausgeführt hat. Es ist gut, dass in dieser Frage im Deutschen Bundestag Es geht drittens um Entscheidungen, die den Über- große Einigkeit besteht, dass wir uns vor jeder Konfe- gang zu einem künftigen Rechtsrahmen ermöglichen. renz mit gemeinsamen Anträgen positionieren. Das ist Hierzu gehören Entscheidungen, die die Institutionen ein starkes Signal an die internationale Gemeinschaft und Instrumente des Kioto-Protokolls über die erste Ver- und stärkt den Verhandelnden den Rücken. Wir engagie- pflichtungsperiode hinaus beschreiben, Stichwort CDM. ren uns in bilateralen und in multinationalen Partner- Eine zweite Verpflichtungsperiode ist nur dann denkbar, schaften, weil wir glauben, dass wir so ein ausreichendes wenn wir gleichzeitig einen robusten Fahrplan mit einem politisches Momentum für eine globale Lösung aufrecht- konkreten Zeitrahmen beschließen, und zwar mit ver- erhalten und verbessern. bindlichen Minderungspflichten für alle Staaten, das heißt natürlich für alle großen Emittenten. Unser Ziel bleibt – das möchte ich betonen – der Ab- schluss eines globalen, ausgewogenen, umfassenden und Klimaschutzdiplomatie bedeutet nichts anderes als rechtsverbindlichen Klimaschutzabkommens mit binden- das Bohren dicker Bretter. Auch die Vor-Kioto-Periode den Minderungszielen. Hierfür nutzen wir alle Instru- war ein Marathonlauf. Der Marathonlauf ist noch nicht mente der Außen-, Umwelt-, Wirtschafts-, Forschungs- zu Ende. Wir brauchen einen langen Atem. Aber wir Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. November 2011 16735

Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche (A) können es schaffen. Die Zukunft unseres Planeten sollte Wir haben kein Gegenüber, mit dem wir verhandeln (C) uns diese Anstrengung wert sein. können, wenn es um natürliche Vorgänge und die natür- lichen Lebensgrundlagen geht. Die Chance der Verhand- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) lung, die wir beispielsweise in der Finanzkrise hatten, haben wir in diesem Fall nicht. Deswegen glaube ich, Vizepräsidentin Petra Pau: wir müssen begreifen – das ist die eigentliche Herausfor- Das Wort hat der Kollege Dr. Matthias Miersch für derung, auch für dieses Haus –, dass wir nur noch wenig die SPD-Fraktion. Zeit haben, um den Umstieg hinzubekommen, und dass (Beifall bei der SPD) sich dieses Parlament mit dieser Frage – für diesen Hin- weis bin ich Hermann Ott dankbar – in der Tat interdiszi- plinär befassen muss. Dies ist nicht nur eine Frage der Dr. Matthias Miersch (SPD): Umweltpolitik, sondern auch eine Frage der Außenpoli- Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! tik, der Wirtschaftspolitik, der Zusammenarbeit auf in- Frau Staatssekretärin, Sie haben von Vertrauen und not- ternationaler Ebene, aber auch der Sozialpolitik. Wir wendiger Glaubwürdigkeit gesprochen. Sie sagten, die müssen das Ressortdenken endlich überwinden. Bundesrepublik Deutschland habe in den internationalen Verhandlungen einen großen Beitrag zur Vertrauensbil- (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem dung geleistet, auch durch die Fast-Start-Mittel. Ich kann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Ihnen nur sagen: Aus meiner Sicht verursacht die Nicht- Andreas Jung [Konstanz] [CDU/CSU]) einhaltung von Zusagen den größten Vertrauensverlust, den die Bundesrepublik Deutschland derzeit auf interna- Ich glaube, in diesem Zusammenhang können wir es tionaler Ebene zu verkraften hat. Die Nichtregierungsor- uns leisten, immer einen Schritt weiter als andere zu ganisation Oxfam hat Sie darauf hingewiesen, dass Sie sein. Denn was vergeben wir uns, wenn wir unsere Ener- 12 Prozent Ihrer Zusagen gehalten haben. Das heißt, Sie gieeinsparziele nach oben schrauben? Was vergeben wir haben 12 Prozent Vertrauen. Aber 88 Prozent sind bis- uns, wenn wir Effizienz ganz hoch ansiedeln, wenn es lang auf der Strecke geblieben. Das behindert den Fort- um das Herstellen neuer Maschinen geht? Wir sorgen so schritt auf internationalen Klimakonferenzen. dafür, dass Maschinen produziert werden, die zukünftig (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem im Export gefragt sind. Wir werden die Wirtschaft damit BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) stärken und nicht nur die Umwelt schützen. Was verge- ben wir uns, wenn wir als Politiker endlich erkennen Das, was Sie, Herr Kauch, eben gesagt haben, hörte würden, welche Folgen es hätte, die von Sir Nicholas (B) sich gut an. Aber wenn es konkret wird und um Verbind- Stern aufgezeigte Entwicklung zu verschlafen? Welche (D) lichkeit geht, sind wir fast keinen Schritt vorangekom- dramatischen volkswirtschaftlichen Kosten kämen auf men, weder bei den Fast-Start-Mitteln noch im Hinblick die Menschheit zu, wenn wir es jetzt nicht schaffen wür- auf konkrete Minderungsziele, beispielsweise das un- den, den notwendigen Umschwung zu erreichen? Durch konditionierte 30-Prozent-Minderungsziel, dessen Be- jede Milliarde, die wir jetzt einsetzen, wird das Zahlen deutung Andreas Jung lobenswerterweise betont hat. Das ist in der schwarz-gelben Regierung nicht durch- von sehr vielen Milliarden in der Zukunft verhindert. setzbar. Deswegen fahren wir mit angezogener Hand- Dieses Denken muss hier endlich Einzug halten. bremse nach Durban, und das ist ungesund. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Herr Kauch, wir müssen über neue Mechanismen Seit Monaten, wenn nicht seit Jahren, schlagen wir Ih- nachdenken, Stichwort „Yasuní“. Sie können hier nicht nen vor, hier in Deutschland anzufangen, sich an konkre- mit dem normalen Mechanismus der Vereinten Nationen ten, verbindlichen Zielen zu orientieren und das Handeln operieren; denn hier geht es nicht nur um Waldschutz, danach auszurichten – bislang vergeblich. Wir haben Ih- sondern auch um den Erhalt der Biodiversität. Wenn der nen auch vorgeschlagen, ein nationales Klimaschutzge- Wald geschützt werden soll, dann muss dem Land eine setz zu verabschieden. Nichts ist passiert. Auch dies trägt Kompensation angeboten werden, die es lukrativ macht, nicht zur Glaubwürdigkeit auf internationaler Ebene bei. die Rohstoffe im Boden nicht zu fördern und die Biodi- (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem versität zu schützen. Einen solchen Mechanismus gibt es BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) bei den Vereinten Nationen bislang nicht. Ein solcher Lösungsansatz verdient es, hier im Parlament sehr inten- Fritz Vorholz hat in der Zeit von dieser Woche sehr siv diskutiert und verabschiedet zu werden. Ich glaube, deprimiert geschrieben, das Problem der Klimapolitik hier besteht eine enorme Chance für die internationale bestehe darin, dass der Meeresspiegel langsamer an- Staatengemeinschaft. steige als der Zins für Staatsanleihen. Ich glaube, hinter dieser Aussage steckt sehr viel. Denn eines ist klar: Vielen Dank. Wenn wir es nicht schaffen, diese Menschheitsfrage in- ternational, aber auch national zu beantworten, dann (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem weisen wir den nachfolgenden Generationen den Weg in BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber den Ruin. [SPD]: Das hat sogar Berlusconi erkannt!) 16736 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. November 2011

(A) Vizepräsidentin Petra Pau: Ich muss ganz deutlich sagen: Diejenigen, die den (C) Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Josef Vorschlag der Europäischen Union, der vorsieht, dass Göppel das Wort. Energieversorger verpflichtet werden, jährlich eine Effi- zienzsteigerung von 1,5 Prozent zu erreichen, für Plan- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) wirtschaft halten, müssen sagen, wie sie das Ziel auf an- dere Weise erreichen wollen. Josef Göppel (CDU/CSU): (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! des Abg. Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/ Der bisherige Verlauf der Debatte zeigt ganz deutlich, DIE GRÜNEN) dass von diesem Parlament jetzt das Signal ausgehen muss, dass wir das Verschleppen und Verzögern eines in- Eine Reihe von amerikanischen Bundesstaaten, die etwa ternationalen Klimaschutzabkommens nicht hinnehmen. die Hälfte der Bevölkerung der USA repräsentieren, hat Es war ja der Deutsche Bundestag, der vor zwei Jahren dieses Ziel übernommen. Darunter ist übrigens der Bun- das Minderungsziel von 40 Prozent ohne Bedingungen desstaat Texas, dem man Planwirtschaft bestimmt nicht beschlossen hat. vorwerfen kann. In Europa haben sich Frankreich, Polen, Dänemark und Großbritannien entsprechend verpflich- (Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Genau!) tet. Es muss deutlich werden, dass diejenigen der Regierung, Ich habe mit Interesse gesehen, dass Eon in Großbri- die verhandeln, ein drängendes Parlament über alle tannien in den Zeitungen ganzseitige Inserate mit der Fraktionsgrenzen hinweg im Rücken haben. Das möchte Überschrift schaltet: Was in aller Welt soll einen Ener- ich hier deutlich machen. gieversorger veranlassen, dafür zu sorgen, dass seine Kunden weniger Energie verbrauchen? – Solche Inserate (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der erinnern mich sehr an die Einführung des Katalysators SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- 1982/83 in der Ära Kohl. Damals war es teilweise die NEN) Taktik der deutschen Industrie: in Deutschland ver- Andreas Jung hat schon darauf hingewiesen, dass er das schleppen und im Ausland verkaufen. 30-Prozent-Ziel für richtig hält und weiterhin unter- Die Steigerung der Energieeffizienz und dementspre- stützt. Das gilt ebenso für mich. Ich bin der Überzeu- chend die Einsparung von Primärenergie sind der gung, dass wir in Durban keine Fortschritte erzielen wer- Schlüssel für Schwellenländer; denn wenn wir Techno- den, wenn sich die Europäische Union nicht bewegt. Die logien auf den Weltmärkten anbieten können, die diesen Europäische Union gehört im Moment aber leider nicht (B) Ländern helfen, den Energieverbrauch zu senken und da- (D) zu den Zugpferden. mit Kosten einzusparen, dann werden wir auch in den Der Prozess der Meinungsbildung in der Europäi- Klimaverhandlungen mehr Erfolg haben. Ich erwarte als schen Union geht quälend langsam voran. Da das Ab- Abgeordneter der Koalition, dass Deutschland rasch auf kommen von Kioto 2012 ausläuft und am Ende des Jah- die Verabschiedung einer neuen Energieeffizienzrichtli- res 2011 nichts in Sicht ist, was an seine Stelle treten nie drängt, und zwar mit verbindlichen Zielen und ver- kann, muss ich sagen: Alle, die ihren Amtseid ernst neh- bindlichen Maßnahmen. men, können angesichts dessen nicht ruhig sitzen blei- (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie ben. Wir haben hier eine besondere Verantwortung. bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und Nun setzt Deutschland als hochindustrialisiertes Land des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) seit der Energiewende im Sommer 2011 vollkommen auf erneuerbare und CO2-freie Energien. Die Welt beobach- Vizepräsidentin Petra Pau: tet aufmerksam, wie das deutsche Experiment voran- Ich schließe die Aussprache. geht. Ebenda liegt unsere besondere Verantwortung. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf Ich will auf einen Punkt eingehen, der in den Ver- den Drucksachen 17/7356 und 17/7481 an die in der Ta- handlungen in Durban vielleicht eine Brücke darstellen gesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. kann, nämlich die Energieeffizienz und die Einspartech- Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann nologien. Dabei geht es darum, was wir selber bei uns sind die Überweisungen so beschlossen. tun: in Deutschland, in der Europäischen Union. Die Ich rufe den Zusatzpunkt 12 auf: europäischen Regierungschefs haben 2007 den Be- schluss gefasst: dreimal 20 Prozent bis 2020. Die Marke Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/ von 20 Prozent erneuerbare Energien werden wir in neun CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Ge- Jahren wahrscheinlich deutlich überschritten haben; setzes zur Wiedergewährung der Sonderzah- vielleicht liegen wir dann bei 30 Prozent. Bei der CO2- lung Einsparung wird Europa wohl das 20-Prozent-Ziel errei- chen. Aber unsere Schwachstelle sind die Energieeffi- – Drucksache 17/7631 – zienz und die Einsparung von Primärenergie. Wenn es Überweisungsvorschlag: konkret wird, verlaufen die Verhandlungen eher zöger- Innenausschuss (f) Rechtsausschuss lich, so auch die Beratungen über eine neue europäische Verteidigungsausschuss Energieeffizienzrichtlinie. Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO