Herausgegeben von den Vereinigten Altstadtleisten 34. Jahrgang |1/ 2018

MORGENRÖTE BEIM VERKEHRSKONZEPT Was fordern die Politiker, was wünschen die Anwohnenden, was benötigen die Geschäfe, was wollen die Kundinnen und Kunden, was brauchen die Gasrobetriebe, was erwarten die Tourisen: Der Kampf um die Gassenflächen der Unteren Altsadt – ein gordischer Knoten? Der Gemein- derat hat das Verkehrs

Editorial

VISIONEN SIND NOTWENDIG

Im Stück «DIE ASOZIALEN» der Ber- ner Theatergruppe PENG! Palast kam es in der Altjahrs- und Neu- jahrswoche im Schlachthaustheater zum Showdown zwischen links-li- beralen und konservativen Ansichten. Im utopischen Bern von 2028 verschmolzen die reale und die digitale Welt ineinander. Linksextreme Akti- visten hatten die Macht übernommen, um alles besser und gerechter zu machen. Doch sie scheiterten mit ihrem neu erschaffenen Bern. Denn ihre Revolution beruhte auf einer alles und alle umfassenden digitalen Manipulation. ! Begegnungszone Untere Altstadt am ersten Sonntag im März.

Dennoch: Die Stadt Bern braucht Utopien. Es ist er- wünscht, Strukturen zu hinterfragen und neu zu Das in den letzten Monaten erarbeitete Konzept für in der Unteren Altstadt. Bisher hat sich die beste- denken. Doch Visionen für eine nachhaltige Stadt- die Verkehrsführung in der Unteren Altstadt ist hende Situation mit der Begegnungszone bewährt, entwicklung brauchen Zeit. Sie müssen von Politik beim Gemeinderat auf positives Echo gestossen. Die das alltägliche Gewusel in den Gassen strahlt jene und Behörden unter Einbezug der Direktbetroffenen bei der Ausarbeitung beteiligten Interessenverbände Geschäftigkeit aus, die eine belebte Altstadt aus- weiterentwickelt werden. Politisch ist dieser Lang- (Gewerbeverband, Gewerkschaften, Handels- und frist-Ansatz zurzeit leider wenig gefragt, kurzfristig Industrieverein, Bern City) sowie die Vereinigten motivierter Aktivismus scheint erfolgversprechen- Altstadtleiste VAL als Vertreter der Unteren Altstadt der zu sein als komplexe Projekte, welche über Jahre konnten ihre Anregungen und Einwände im Pla- INFO AUS DEM INHALT hinweg mühsam umgesetzt werden müssen. nungsprozess einbringen. Gemeinderätin Ursula Wyss brachte es an der Medienkonferenz im Käfig- Sogar Mitglieder des Gemeinderats sprechen von turm auf den Punkt: Alle haben Federn gelassen, um 150 JAHRE KESSLERGASS-GESELLSCHAFT: «Guerilla-Taktik» bei spontan realisierten Projekten einer pragmatischen Lösung den Weg zu ebnen. Über die Anfänge der Leistgesellschaft plaudert ein dama- und wenden gerne das Prinzip von Versuch und Irr- liger Zeitgenosse aus dem Nähkästchen (Seite 28). tum an. Das kann funktionieren, aber bei Projekten, An dieser Stelle ist der Verkehrsplanung der Stadt DIE RENATURIERUNG DES MATTEBACHS: die einen markanten Einfluss auf den Strukturwan- Bern und der zuständigen Gemeinderätin Ursula Im kleinen Aare-Brüderchen sind Fische und Wasserpflan- del haben könnten, ist dies gefährlich. Wyss ein grosses Dankeschön auszusprechen, denn zen wieder heimisch geworden. Wir sagen, was dafür alles ohne die offenen Ohren für die Probleme, die der unternommen wurde und wird (Seite 10). Zudem kann es nicht sein, dass die öffentliche Hand Unteren Altstadt bei einer geplanten Verkehrssper- DAS NÄCHTLICHE GETRILLER AUS DEM KIRCHENTURM: beispielsweise in der Altstadt auf öffentlichem Grund rung gedroht hätten, wäre die jetzt favorisierte Lö- Seit vielen Jahren nisten die Alpensegler im Turm von St. Möbel aufstellt, gleichzeitig aber einigen Geschäften sung nicht zustande gekommen. Es bleibt zu hoffen, Peter und Paul. Wir sagen, warum sich dieser bemerkens- mit stilvollen Einrichtungen in den Gassen hohe dass diese Weitsicht auch bei den Personen an- werte Vogel so lautstark bemerkbar macht (Seite 12). Bussen androht. In solchen Fällen, aber auch beim kommt, die à tout prix die Altstadt absperren wollen. heiklen Projekt «Verkehrskonzept Wirtschaftsstand- SCHREIBSTUBE MIT MÜNSTERBLICK: ort Innenstadt» setzen sich die Vereinigten Altstadt- Unbedachte Ansruchshaltung Katharina Zimmermann hat eine neue Erzählung geschrie- leiste vehement für ein Miteinander und ganzheitlich Alle lieben die Untere Altstadt. Das ist wahrschein- ben, die ans Herz geht. Wir reden mit der 84-jährigen Schriftstellerin über das Schreiben und ihr ungewöhnli- durchdachte Lösungen ein. lich der einzige gemeinsame Nenner zwischen der ches Leben (Seite 16). Nicola Schneller, Präsident Kramgassleist. Meinung einer Stadtratsmehrheit und den Menschen 2 BrunneZytig 16. März 2018 Titelgeschichte

zeichnet. Nach Ansicht der VAL hätte man am be- unverrückt stehen. Dass das nicht nur Altstadt- stehenden Verkehrsregime nur ein paar Detailän- Besuchende, sondern auch Gewerbetreibende und der ungen vornehmen müssen. Doch Liebe weckt Kun den stört ist verständlich, denn für den Waren- bekanntlich Begehrlichkeiten, und schon sind wir umschlag gibt es häufig schlicht keinen Platz mehr. mitten in der heutigen Problematik, wo sich An- Fragen Sie doch mal eine Kurierdienst-Fahrerin oder sprüche gegenseitig im Wege stehen. einen Handwerker, sie werden Ihnen einige Ge- schichten zu erzählen haben. Störend ist der Anspruch von Leuten, die grösstenteils weder in der Altstadt wohnen noch gewerblich aktiv Der Handel ist aber auf ein Minimum an Kurzzeit- sind. Wie wäre wohl die Reaktion der Betroffenen, parkplätzen und Warenumschlagsfelder für Liefe- wenn sich die Altstadtbewohner bei Platzgestaltungen ranten angewiesen. Fehlen diese oder sind diese in ihren Quartieren einmischen und Forderungen dauernd besetzt, werden immer mehr kleine Ge- stellen würden? Die heute verbreitete Egozentrik lässt schäfte Probleme bekommen, da Kunden ausbleiben ! Einfahrt Begegnungszone am Mani-Matter-Stutz. bei so manchem Altstadt-Besucher offenbar nur die- oder die Logistikkosten zu teuer werden. Es liegt also sen einen Blickwinkel zu: Ich bin jetzt hier in der Alt- auf der Hand, dass nach einer pragmatischen Lösung Rathausparking». Das seinerzeit ausgebaute Park- stadt, mich stören die Autos, ich möchte gratis für diese Problemstellung zu suchen war. Eine Zu- haus hat oft noch Platzreserven. Das Ziel ist nun, den Sitzgelegenheiten vorfinden, ich möchte überall mein fahrtssperre, wie sie zuerst angedacht war, würde Fahrzeuginhabern, welche bisher einen Anspruch Velo abstellen können oder eines mietweise zur Ver- Anwohnende, Handel und Gewerbe gegenüber an- auf eine Parkbewilligung hatten, die Abstellmöglich- fügung haben; mit anderen Worten: Die Anwohnen- deren Quartieren massiv benachteiligen. keit zu vernünftigen finanziellen Bedingungen im den und Gewerbetreibenden sollen bitte schön Platz Parking zu ermöglichen. Mehrkosten entstehen da- machen und ihre Fahrzeuge aus der Stadt wegstellen! Autos weg – aber wohin? durch nicht nur für die Inhaber von Parkbewilligun- Dieses Szenario wäre ja das Ziel einer Zufahrtsbe- Die Lösung scheint nun im Bereich der 48-Std.Park- gen, sondern auch für die Stadt. Die Einnahmen aus schränkung für die Untere Altstadt. Welche Auswir- bewilligungen gefunden zu sein. Die 150 Autos, die den bisherigen Parkbewilligungen werden fehlen, kungen diese Haltung für Anwohner, Kunden und bewilligt parkieren dürfen, lösen sich nicht einfach eventuell braucht es auch eine Teilabgeltung an das Gewerbetreibende haben würde, interessiert diesen in Luft auf, und eine solche Diskriminierung der Rathausparking (an dem die Stadt beteiligt ist). Diese Besucher jedoch nicht, ist ja nicht sein Problem. Menschen in der Unteren Altstadt – was eine ersatz- Kosten werden aber in keinem Verhältnis zu den lose Aufhebung der Parkbewilligungen darstellen Mindereinnahmen stehen, die die Stadt mit der Auf- Reduktion des sehenden Verkehrs anselle würde – wäre nicht zu vertreten. Deshalb entstand hebung der Parkplätze auf der Schützenmatte ein- von Zufahrtsbeschränkung in diversen Gesprächen die Idee zum «Lösungsansatz nimmt. Die positiven Auswirkungen kämen jedoch Genau hier setzt der Kompromiss an, denn nicht der Durchgangsverkehr stellt heute für die Altstadt ein Problem dar, sondern die oft zugeparkten Gassen. Die Diskussion ging zunächst nur in die Richtung, die Autos aus der Altstadt zu verbannen, ohne eine Alternative zum Abstellen der Fahrzeuge zu suchen. Für Personen, die nachweisen können, dass sie auf ein in der Nähe abgestelltes Fahrzeug angewiesen sind, stellt die Polizei heute um die 150 (kosten- pflichtige) Bewilligungen aus. 48 Stunden dürfen diese Autos auf bezeichneten Feldern stehen bleiben. 150 Autos entsprechen einer Kolonne von rund 750 Meter. Für die Polizei ist es aussichtslos, dies zu kon- trollieren, denn 48 Stunden zu überwachen ist mit normalem Aufwand nicht machbar. Das haben na- türlich viele Bewilligungsinhaber festgestellt und las- sen ihre Fahrzeuge teilweise fast wochenlang

Der Winter geht zu Ende. Jetzt kommen die feinen Schoggi-Osterhasen. Täglich direkt vor Ihren Augen gegossen. Sooo frisch – me schmöckts.

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Mir bruche e Beck für i die spannenschti Backstube vor Stadt. BrunneZytig 3 Läbigi Altstadt 16. März 2018 der Unteren Altstadt zugute, denn in den Gassen GESCHÄTZTE LESERINNEN UND LESER würde viel Platz frei. Der Warenumschlag müsste nicht mehr, wie es jetzt meistens der Fall ist, auf nicht konformen Flächen abgewickelt werden, In unserer ersten Ausgabe in diesem Jahr möchte Ausserdem stellen wir die Galerie da Mihi | Kunst- Handwerker könnten ihre Servicefahrzeuge auch die BrunneZytig zuerst der Kesslergass-Gesellschaft Keller an der 40 vor und spre- wieder legal abstellen und für ein paar Veloverleih- gratulieren. Denn am 14. Juli 2018 wird der älteste chen mit Barbara Marbot und Hans Ryser über ihre stationen hätte es dann auch noch Platz. der Leiste der Unteren Altstadt seinen 150. Geburts- Pläne für diesen traditionsreichen Kunstort (Seite tag feiern. Die Jubiläumsfestivitäten haben bereits 25). Wir besuchen zudem die -Theaterge- Tempo 30 zwischen Posgasshalde und am 13. März stilvoll und vielversprechend am Mo- sellschaft, die am 5. April mit der Komödie «Lysi- Paul Klee-Platz sesbrunnen begonnen, mit der Verwandlung von strata» des griechischen Dichters Aristophanes ihr Ein weiteres von den VAL unterstütztes Anliegen Wasser in feinsten Wein. Herzlichen Glückwunsch 100-jähriges Bestehen feiert (Seite 8/9). wurde ebenfalls in die Planung aufgenommen: Sehr zum Geburtstag also, alles Gute – und auf die nächs- viele Anwohnende der Achse Postgasshalde – ten 150 Jahre! Es hat sich in der Unteren Altstadt in Windeseile he- Brunngasshalde – Schüttestrasse – Hodlerstrasse rumgesprochen, dass der Klötzlikeller in der Ge- fühlen sich durch Verkehrslärm belästigt ist und die Auch die vier anderen heute noch existierenden rechtigkeitsgasse vorübergehend verwaist – und die Situation um den Fussgängerstreifen vor dem Rat- Leiste der Unteren Altstadt können auf eine lange Chramere in der ganz verschwindet, weil hausparking ist alles andere als ungefährlich. Die Tradition zurückblicken. Zur Kesslergass-Gesell- sich ihre Inhaber in den wohlverdienten Ruhestand Verkehrsplanung will mit einer Temporeduktion auf schaft gesellten sich innerhalb von 15 Jahren der verabschieden. Doch während das Wirtepaar Beat 30 km/h diese Situation entschärfen, die Realisie- Leist der Untern Stadt (1872), der Rathaus-Brunn- und Florenzia Trüb die «Austrinkete» noch vor sich rung wird nächstens erfolgen. gassleist (1874), der Matteleist (1880) und als letz- haben, beziehen Nelly und Peter Ineichen schon ihre ter der Kramgassleist (1883). All diese Leistgrün- AHV. Auf den Seiten 22 und 26 winden wir den Wie geht’s nun weiter? dungen fielen in eine Zeit, in der die Untere Altstadt beiden Paaren, die so lange Jahre in der Altstadt ge- Mit der Absegnung durch den Gemeinderat können infolge der Stadtentwicklung in die Bedeutungslosig- wirkt haben, dass sie schon fast zum Inventar gehö- die Planer ihre Arbeit fortsetzen. Auf die Änderun- keit abzugleiten drohte. Seit ihren Anfängen ver- ren, noch ein Kränzlein zum Abschied. gen in der Oberen Altstadt tritt die BrunneZytig an standen sich die Leiste deshalb als Interessens- dieser Stelle nicht ein, es werden auch dort einige vertreter der Anwohnerschaft und des Gewerbes Zum Schluss möchte ich mich, zusammen mit dem sein. In der Unteren Altstadt geht es nun darum, die und setzten sich für das Wohl und die Attraktivität gesamten BrunneZytigs-Team, bei Ihnen von Herzen Parkhausfrage zu lösen, sie ist das zentrale Element ihrer jeweiligen Leistgebiete ein. Wie diese Leistar- für Ihre grosszügigen Spenden bedanken. Sie haben der Entlastung der Gassen. Ein Zeithorizont kann im beit damals konkret aussehen konnte, darüber uns damit das Weitermachen sehr erleichtert! Moment noch nicht abgesteckt werden, da unter an- geben Protokolle aus den ersten Jahrzehnten des derem die vielen Bauarbeiten im Perimeter einer vergangenen Jahrhunderts Auskunft, die vor kurzem Auch wenn zum Zeitpunkt der Entstehung dieser schnellen Realisierung entgegenstehen. in einer Kisten (wieder)entdeckt wurden, die zum Zeilen noch Schnee die Gassen bedeckt, so hoch wie Archiv des Kramgassleists gehört. (Seite 20) im gesamten Winter nicht, und der Frühling noch in Die VAL danken den Behörden für die kooperative weiter Ferne scheint: Irgendwann wird er da sein – und konstruktive Zusammenarbeit und hoffen, dass Doch neben Leistgeschichte(n) greifen wir in dieser und dann werden wir ihn aus vollem Herzen genies- auch die Personen, die am liebsten keine Autos Ausgabe noch viele andere Themen auf. So befassen sen! mehr in den Gassen sehen möchten, diesen Kom- wir uns mit der Geschichte der Lauben. All jenen promiss anerkennen können und die Verantwortung Geschäftsinhabern und Hausbesitzenden, die heute In diesem Sinne wünsche wir Ihnen allen eine gute für eine funktionierende Untere Altstadt vor Augen über die strikten Vorschriften klagen, die für die Zeit – und natürlich viel Vergnügen beim Lesen der haben. Schön, wenn das der Ansatz zum Auflösen Lauben gelten, wird es kein Trost sein: Aber früher neuen Ausgabe der BrunneZytig! eines gordischen Knotens wäre. waren die Restriktionen nicht weniger streng. Das ef zeigt der erste Teil unserer Miniserie (Seite 14). Barbara Büttner, Chefredaktorin Unter den Lauben spazieren wir dann in die Müns- tergasse 18 zur PALETTE, dem ersten verpackungs- freien Laden in der Unteren Altstadt. (Seite 30/31)

LIMERICK MEHR MUT!

Der Bundesrat weiss nid, was mache mit all dene Brüsseler Sache! Es bruuchti halt Muet, de chämts sicher guet, drum fertig mit Zaagge, ufwache!

Hans Häusler

O rangeat catering Pâtisserie, Dessertbuffets, Apéros & mehr Erika Gäggeler / 079 517 36 88 mail: [email protected] Haben Sie Gäste oder ein Event? Ich liefere Ihnen das passende Buffet dazu: süss, salzig oder beides. Gerne kann ich auch in Ihren Lokalitäten kochen. Ich freue mich auf Ihren Auftrag. 4 BrunneZytig 16. März 2018 Läbigi Altstadt

«DIE ASOZIALEN»: EIN KAMPF GEGEN DIE INFO IMPRESSUM VORURTEILE IM REICH DER GLEICHGESINNTEN «Die Asozialen – ein Endzeit-Wesern» betitelte das Berner Theaterkollektiv Peng! Palas seine Die «BrunneZytig» wird von den Altstadt - leis ten gemeinsam gestaltet. Unter den Leist - jüngse Produktion, die im Schlachthaus Ende Dezember, Anfang Januar vor jeweils ausverkauf- rubriken finden Sie auch leistinterne Informationen. tem Haus gesielt wurde. Die Gruppe entwickelte auf ihre Art Visionen und Utopien zur Zukunf

VERANTWORTLICH FÜR DIE HERAUSGABE: der Unteren Altsadt. Ein Theatersück, das sich mit Stadtentwicklung befass, is eher selten. Vereinigte Altstadtleiste Bern; Die BrunneZytig hat sich deshalb mit Regisseur Dennis Schwabenland und Nina Mariel Kohler, Chefredaktion: Barbara Büttner Schausielerin und künslerische Leitung beim Peng! Palas, unterhalten. [email protected] REDAKTION LEIST DER UNTERN STADT: Iris Gerber (ig), Zahai Bürgi (ZB) Die Antwort auf die Frage, warum sich Dennis Geschäftsinhaber wie Anwohnerschaft problema- REDAKTION KESSLERGASS-GESELLSCHAFT: Schwabenland mit der Zukunft der Unteren Altstadt tisch ist. Beat Schwaller (sw), Claudia Engler (CE) befasst hat, kam wie aus der Pistole geschossen. Er REDAKTION RATHAUSGASS-BRUNNGASS-LEIST: lebe seit 15 Jahren in Bern, die meiste Zeit davon in «So unterschiedlich die Menschen waren, mit denen Edi Franz (ef) der Matte und habe deshalb grundsätzlich Lust ge- ich gesprochen habe,» bilanziert der Regisseur, REDAKTION KRAMGASSLEIST: habt, etwas über Bern zu machen. «Die Frage, die «einen gemeinsamen Nenner gab es, nämlich, dass Barbara Büttner (babü), Evelyn Kobelt (koe), mich interessiert hat, war: Wie sind die Verhältnisse man mehr miteinander kommunizieren soll und sich REDAKTION MATTE-LEIST: in Bern? Ich wollte das auch mit Zukunftsvisionen gegenseitig helfen. Jüngere den Älteren und umge- Sophie Muralt (sm) verbinden.» So begann er zu recherchieren und kehrt.» Ins Stück eingegangen ist dieses Bedürfnis KOORDINATION, INSERATEANNAHME, PRODUKTION: suchte Partner, um mit ihnen zusammenzuarbeiten als «symbiotisches Leben und Lernen». Schlussend- Druckerei Weiss GmbH, Claudia Weiss und und sie nach ihren Zukunftsvisionen zu befragen. Er lich umfassten seine Recherche-Ergebnisse gegen Pascale Thomann-Weiss, Kalchackerstrasse 7, fand sie bei der globalisierungskritischen Nichtre- 80 Seiten. Sie bildeten die Grundlage des Stücks, das 3047 Bremgarten/BE, Tel. 031 301 22 79, gierungsorganisation Attac und bei Cooperaxion, die Dennis Schwabenland, Nina Kohler und Schriftstel- [email protected] sich für die Sichtbarmachung von Rassismus in der ler Raphael Urweider miteinander geschrieben ISSN2235-1531, www.altstadtleiste.ch Stadt einsetzt. Er fand sie aber auch bei den Verei- haben und das dann im Probenprozess mit dem JAHRES-ABONNEMENTS-BESTELLUNG nigten Altstadtleisten, die sich in der Person von Team weiterentwickelt wurde. Preis: Fr. 20.–. Bestellung bei Druckerei Weiss GmbH, Kramgassleistpräsident Nicola Schneller als weniger [email protected], Tel. 031 301 22 79 konservativ herausstellten als von ihm befürchtet. Die Guten und die Bösen LEIST-ADRESSEN Die Theatermacher siedelten ihre Altstadtvision be- Vereinigte Altstadtleiste: Sekretariat VAL, Postfach, Bei seinen Nachforschungen, die auch Gespräche wusst im linken Milieu an. «Gerade als Linke wollten 3000 Bern 8, [email protected], www.altstadtleiste.ch etwa mit Architekten und Stadtplanern im Affspace wir linke Positionen widerspiegeln und kritisch hin- Kramgassleist: Postfach 852, 3000 Bern 8, Kontakt: [email protected], Web: www.kramgasse.ch und mit Menschen unterschiedlichster politischer terfragen – auch unsere eigene», sagte Schwabenland. Präferenz beinhalteten, warf Schwabenland immer Die – längst nicht nur von linker Seite gerne ge- Matte-Leist: Postfach 29, 3000 Bern 13, www.matte-leist.ch, [email protected] wieder eigene Vorurteile über Bord. So zeigten ihm pflegte – Einteilung in Gut und Böse passt natürlich Rathausgass-Brunngass-Leist: Kontakt: Edi Franz, die Recherchen des Bund-Journalisten Christian auch ideal zum Western-Genre. «Die Linken sind ei- Postfach 405, 3000 Bern 7, [email protected] Zellweger über die Besitzverhältnisse in der Altstadt, gentlich die Westernhelden, die nehmen sich das Land Leist der Untern Stadt: Postfach 570, 3000 Bern 8, dass die Häuser im Quartier keineswegs mehrheit- und sagen, das ist jetzt unsere Stadt – und wir machen [email protected] lich grossen Investoren oder einigen wenigen Rei- das so wie es uns passt,» erklärt Nina Kohler. «Und Kesslergass-Gesellschaft: Kontakt: Alexander Hadorn, chen gehören, sondern vielen einzelnen die Indianer, oder richtiger, die Native Americans, Postfach 614, 3000 Bern 8 Privatleuten. Und er verstand, dass die von links- sind dann die, die nicht in die linke Bubble passen.» grüner Seite vorangetriebene Absicht, aus der Un- Das müssten keine Rechten sein, sondern solche, die Die nächse Ausgabe der BrunneZytig teren Altstadt eine Fussgängerzone zu machen, für gewisse Vorstellungen der Linken nicht teilten. Nina erscheint am 15. Juni 2018 Redaktionsschluss: 25. Mai 2018

Gesundheit durch Vertrauen! Herr A. Chariatte, Frau E. Engel und das gesamte Team freuen sich auf Ihren Besuch!

Zytglogge Apotheke Zytglogge 5 3011 Bern Telefon: 031 311 48 33 Fax: 031 311 39 93

Mail: info@zytglogge­apotheke.ch ! Der Science-Fiction-Western kam beim Publikum bestens an – und das Schlachhaus bot dafür die ideale Kulisse. BrunneZytig 5 Läbigi Altstadt 16. März 2018

DIE LINKE REVOLUTION IST EIN DIGITALER FAKE

! Vorurteile und Klischees müssen auf allen Seiten hin- terfragt werden: Für Regisseuer Dennis Schwaben- land und Schauspielerin Nina Kohler ist die Kritik von Linken an Linken kein Problem.

Kohler spielt im Stück eine solche Person, die ver- sucht, die Blase der Gleichgesinnten mit ihren kon- servativen Gegenargumenten aufzustechen.

Hier kommt die radikale digitale Utopie im Stück ins Spiel, hat doch ein Mastermind in Gestalt einer Pro- grammiererin, die von sich sagt, sie habe das Glück designt, die gesamte Revolution mit ihren Algorith- men manipuliert und normiert. Schwabenland hält ! 2028 ist das Berner Rathaus ein digitaler Serverstandort für «digitale Partizipation und virtuelle Repräsentation». diese Utopie keineswegs für völlig abwegig, «wenn Und der Stadtrat ist immer Online. man sieht, wie rasend schnell sich die Digitalisierung entwickelt.» Vor zehn Jahren habe es kaum Wie die Untere Altstadt im Jahr 2028 aussehen ihrem Gusto umgebaut. Alle leben glücklich und zu- Smartphones gegeben und heute sei die Virtuelle könnte und wie man dann dort lebt – darüber hat frieden. Kritik oder Widerspruch existieren nicht Realität ein ganz grosses Thema. «Und wenn du al- sich also das Berner Theaterkollektiv Peng! Palast in mehr in ihrer Blase der Gleichgesinnten. Dass ihr lein in deiner virtuellen Phantasie bist, bist du auch seiner jüngsten Produktion «Die Asozialen» so seine unbeschwertes, heiteres Leben den ihnen implan- sozial nicht mehr verbunden,» ergänzt Nina. «In un- Gedanken gemacht. Herausgekommen ist zum einen tierten Chips und den Algorithmen der Program- serem Stück gaukelst du dir vor, dass alle glücklich eine Persiflage linksromantischer Träume und Kli- miererin zu verdanken ist, haben sie längst sind.» Doch die schwarze digitale Zukunftsutopie von schees. Zum anderen die bitterböse Utopie einer di- verdrängt. Und so führen sie einen Teil der Thea- Peng! Palast sei natürlich nur ein Gedankenspiel, gitalen Zukunft, in der Menschen und ihre terbesucherinnen und -besucher voll Stolz auf zwei räumt Schwabenland ein. Wir hätten auch komplett politischen Ideale dank implantierter Chips mit Al- «City-Walks» durch ihre neue Altstadt. Die eine andere Parallelwelten durchdenken und durchspie- gorithmen beliebig manipulierbar sind und letztlich Gruppe folgt den Spuren des Kolonialismus, die an- len können. «Doch bei zwei Wochen Schreibzeit und nur noch virtuell existieren, als normierte mensch- dere jenen des Kapitals. vier Wochen Probezeit lag nicht mehr drin.» liche Maschinen. Selbstverständlich gibt es in der Altstadt von 2028 Doch wer sind für Schwabenland denn nun die Aso- Die Zuschauerinnen und Zuschauer sitzen entlang der keinen Privatverkehr mehr, die Strassen sind zu- zialen? Wieder kommt die Antwort schnell: «Dieje- Wände im leergeräumten Schlachthaus, auf Holzpa- nigen, die sich asozial zur Gesellschaft verhalten, also letten, deren Anordnung ungefähr dem Umriss der nicht teilnehmen am gesellschaftlichen Leben.» Das Aare-Halbinsel entspricht (Bühne Martina Ehleiter). seien keineswegs nur Reiche. Für ihn ist auch der Von der Decke hängt das Modell der auf dem Kopf übersteigerte Individualismus, dem es nur ums ei- stehenden Unteren Altstadt. Noch ist die Welt analog. gene Ego gehe und dem die Gemeinschaft egal sei, Doch die Programmiererin (Judith Koch) testet be- extrem asozial. Ebenso «die Leistungsoptimierung, reits gezielt einen Velokurier und Linksaktivisten bei der nur zählt, wieviel du verdienst». Beide, Koh- (Christoph Keller) auf seine Tauglichkeit als Revolu- ler wie Schwabenland, glauben, dass sich die Gesell- tionär und künftiges Mitglied im linken Wohlfühlpa- schaft überlegen müsse, welche Werte ausser Geld radies, zu dem die Altstadt dank des von ihr zählen sollen, gerade in einer Zeit, in der durch die entwickelten Glücks-Algorithmus werden soll. Digitalisierung und Automatisierung viele Berufe wegfallen werden. «Doch in dieser Diskussion gibt Die neue Altsadt der Revolutionäre es nach wie vor noch keinen gemeinsamen Nenner.» 2028 ist es geschafft, haben die linken Revolutio- ! Wir wollen wieder echte Menschen sein: Doch die Re- bellion gegen die digitale Manipulation ist vergeblich. babü, Foto: Rob Lewis näre ihre Macht konsolidiert und die Altstadt nach 6 BrunneZytig 16. März 2018 Läbigi Altstadt

rückgebaut und begrünt. Das ehemalige Zunfthaus nanziert und die Betriebe gehören der Belegschaft. versucht, sich aus den Fängen der Programmiererin zu Mohren ist jetzt autonome Universität, an der Gekauft wird nur noch verpackungsfrei, gegessen zu befreien und offline zu gehen. Es kommt, wie sich sich, unter dem Motto «jeder Mensch ist Experte für wird vorwiegende vegan und auf den Dachterrassen das in einem Western gehört, zum Showdown zwi- irgendetwas» die Weltraumtechnologin aus Tibet mit wird Gemüse zum Eigenbedarf angebaut. Das tägli- schen den von der Programmiererin angeführten dem Teppichknüpfer aus dem Haslital austauscht. che Leben funktioniert über Tauschhandel. Onlinern und den vom Aktivisten und seiner Jugend- Das Münster ist der einzige verbliebene öffentliche freundin angeführten Offlinern. Mit Vorteil für die Festsaal, der Münsterplatz Schrei- und Austobplatz Doch der schöne Schein ist trügerisch. Nicht nur, Onliner. Die Programmiererin kann die Anführerin für alle. Ein Grossteil der Wohnungen wurde enteig- dass sich am Ende der Rundgänge Unbekannte in die der Offliner einfach ausschalten, schliesslich existiert net und sind jetzt Gross-WGs. Wer sich freiwillig fünf Kopfhörer der Teilnehmenden mit Slogans für eine sie gar nicht, sie ist nur ein Algorithmus, der sich von Stunden am Tag um jemanden kümmert, erhält Bo- freie Gesellschaft einhacken. Auch die im Schlacht- selbst weiterentwickelt. Den Aktivisten schickt sie nuspunkte auf der Bern-App, die er einlösen kann, haus verbliebenen Zuschauerinnen und Zuschauer zurück in die analoge Welt, weiss sie doch, er wird wenn er selbst Hilfe braucht. Bezahlt wird mit der werden Zeugen, wie sich der einstige Velokurier und wiederkehren in ihre Welt. Denn in der Analogzeit Kyrpto-Währung Bärnbazä. Wohnungsbau- und In- Linksaktivist mit Unterstützung einer angeblichen beginnt das Stück von vorn. frastrukturprojekte werden über Crowdfunding fi- Freundin aus Kindheitstagen (Nina Mariel Kohler) babü/Fotos Rob Lewis

KEINE PATENTREZEPTE, ABER VIELE DENKANSTÖSSE Kunstszene, die pfannenfertigen Rezepte zu liefern, sondern sie soll die Besucher zum Denken oder, Nicola Schneller, der Präsident des Kramgassleiss, hat sich für die die Altsadt-Utopie des noch besser, zum durchdachen Handeln animieren. Theater-Kollektivs Peng! Palas, «Die Asozialen», sehr engagiert – und auch in den Vereinigten Altsadtleisen erfolgreich für eine Untersützung der Produktion geworbenund unter anderem Sie lassen sich im Theater gerne überraschen. Sind eine Publikumsdiskussion initiiert. Die BrunneZytig hat mit Schneller über sein Engagement ge- Sie auch bei dieser Produktion überrascht worden? srochen. Ja, ich fand unter anderem die Idee originell, dass das Publikum in drei Gruppen geteilt wurde, zwei BrunneZytig: Was hat Sie denn veranlasst, sich für ser Diskussion etwas ins Stück eingeflossen? davon auf unterschiedliche Stadtführungen gingen diese Theaterproduktion stark zu machen? Ja, sogar erstaunlich vieles. Es war ein überaus span- und eine im Theater den Widerstand vorbereitete. Dennis Schwabenland, der Regisseur, hatte mich nender Abend im Affspace und die Vielfalt an zum So gab es in der gleichen Vorführung eigentlich drei kontaktier,t um Informationen aus den Leisten zu er- Teil verrückten, aber oft auch realistischen Ideen Theaterstücke und man konnte sich mit anderen halten. Er wollte wissen, welche Themen uns be- haben mich positiv überrascht. Besuchern über deren Erlebnisse austauschen, was schäftigen und welches unsere Utopien für ein Bern wiederum zu spannenden Gesprächen geführt hat. in 10 Jahren sind. Wir hatten einen sehr anregenden Mit welchen Erwartungen sind Sie in die Aufführung und spannenden Austausch und es wurde mir zuneh- gegangen? Nehmen Sie von dieser Aufführung etwas mit, das mend bewusst, wie wichtig die Diskussion über Uto- Beim Besuch von Stücken der freien Theaterszene Ihre Vision über die künftige Entwicklung der Unte- pien und Visionen sein kann. Der Zeitpunkt war auch gehe ich eigentlich nie mit Erwartungen in eine Vor- ren Altstadt beeinflusst? ideal, da ich in letzter Zeit im Austausch mit der Ber- stellung. Ich lasse mich gerne überraschen und in- Wie gesagt, ich nehme zwar kein Pauschalrezept für ner Exekutive manchmal etwas enttäuscht war, weil spirieren. So war es auch bei diesem Stück, auch die Entwicklung der Unteren Altstadt mit, aber mit oft politische Eigeninteressen die Projekte definieren wenn das Thema diesmal ein für mich sehr Vertrau- Sicherheit sehr viele Denkanstösse. Zudem ist im und nicht ganzheitlich durchdachte Visionen. tes war. Aber bei anderen Besuchern war dies teil- Stück sehr klar aufgezeigt worden, wie heterogen weise anders. Eine in der Stadt nicht ganz un- die Altstadtstruktur ist und wie schwierig es ist, die Sie haben zusammen mit Paula Sansano im «Affspace» bekannte Persönlichkeit hat beispielsweise kritisiert, vielen unterschiedlichen Interessen unter einen Hut an der Münstergasse 4 im Vorfeld der Aufführung ein dass zu wenig unmittelbar umsetzbare Ideen ge- zu bringen. Dies ist denn auch die herausforderndste «Utopien-Café» organisiert. Darin diskutierten die bracht worden sind bzw. keine klare Vision der per- Aufgabe der Vereinigten Altstadtleiste, welche wir Theaterleute einen Abend lang mit den Gästen, wie fekten Stadt Bern in 10 Jahren. Ich fand diese durch den intensiven Austausch in den Leisten, mit die Altstadt in 10 Jahren aussehen könnte. Ist von die- Erwartung amüsant, denn es ist ja nicht Aufgabe der Anwohnern, Ladenbesitzern, Hauseigentümern und den Behörden zu lösen versuchen. babü, Foto Rob Lewis

! «Wir haben aufgeräumt hier in im schönen Bern, das sich nicht ändern wollte. Wir haben Tabula Rasa gemacht», freut sich der Revolutionär. BrunneZytig 7 Läbigi Altstadt 16. März 2018

AUF DIE PLÄTZE, FERTIG – UND BITTE RECHT FREUNDLICH! Der jährliche Vide Grenier in der Kram- und Gerechtigkeitsgasse bietet unter den Lauben Platz für rund 120 Verkaufssände. Obschon der Flohmarkt ers Ende April satfindet, gehen bereits im Februar die Plätze weg wie warme Weggli.

Viele Verkäufer wissen inzwischen, wie sie vorgehen Event. Der Leist aber ist keine Behörde und kann müssen, um einen guten Platz zu bekommen. Von weder eine Veranstaltungsbewilligung erteilen noch den «Neulingen» unter den Teilnehmern bekommt über die Nutzung der Lauben bestimmen. Ersteres das OK hingegen regelmässig Mails, die in etwa so obliegt der Gewerbepolizei der Stadt, letzteres gehört tönen: «Ich würde gern am diesjährigen Vide Gre- zu den Rechten und Pflichten der Geschäftspächter. nier mitmachen. Könnten Sie mir bitte einen Platz Wie also soll man einen grossen Flohmarkt organi- zuweisen? Besten Dank!» oder: «Ich habe bei einigen sieren, an welchem interessierte Anwohnende, Geschäften bisher vergebens nach einem freien Platz Hausbesitzer, Leistmitglieder und Geschäftsinha- gesucht. Die meisten sind sich noch unschlüssig, ob bende gleichermassen und mit möglichst gleichen sie ihre Laube nicht selbst für den Verkauf benutzen Chancen teilnehmen können? wollen. Könnten Sie mir einige noch sicher freie Plätze auflisten?» Dann beginnt für das OK die «Zeit Keine leichte Aufgabe, doch schliesslich hat sich fol- ! Die beiden haben ihren Platz am Vide Grenier gefunden. der Erklärungen», und es versucht, den Interessen- gendes Vorgehen bewährt: Das OK beantragt im ten die traditionell gewachsenen Verkaufsregelungen Namen der VAL jedes Jahr eine Flohmarkt-Bewilli- zu erläutern, die nicht immer unbedingt freudig be- gung bei der Gewerbepolizei für die Kram- und Ge- ein Geschäft, das sie oder er sonst kaum je betreten grüsst werden, weil für manche zu kompliziert oder rechtigkeitsgasse. Jede(r) einzelne Verkaufswillige hätte. Man darf daher sagen, der Begriff «Begeg- zu zeitaufwändig. hingegen muss seinerseits direkt in den Läden um nungszone Altstadt» bekommt durch die Regelungen die Erlaubnis zum Benützen eines Laubenplatzes des Vide Grenier zusätzlich Sinn. Wie es zu den Regeln kam nachfragen. Da etwa die Hälfte der Geschäftsbetrei- Seitdem die Initiantinnen vor bald 20 Jahren die benden selbst am Markt teilnimmt, ist ein Nachfra- Das OK dankt allen Teilnehmenden herzlich für ihre Idee des Vide Grenier aus Frankreich nach Bern ge- gen an mehreren Orten manchmal unumgänglich, Flexibilität und Solidarität! Als Dienstleistung seiner- bracht haben, organisiert ein OK aus zwei Frauen im bis sich ein freier Platz bietet. Findet der eine schnell seits bestätigt es ihnen immer gerne den Erhalt der Namen der Vereinigten Altstadtleiste VAL diesen etwas, das ihm zusagt, muss die andere vielleicht Anmeldezettel und sorgt mit Hilfe einer Standplatz- etwas länger «herumweibeln». Und zugegeben, da liste für Koordination und Übersicht über die Platz- die Geschäfte durch ihr Nutzungsrecht den Vorteil vergabe. Zudem erleichtert es gegen Ende der haben, ihre Laube am Vide Grenier für sich zu be- Anmeldefrist die Suche nach den freien Plätzen mit anspruchen, sind die Anwohnenden manchmal ent- einer Liste, die unter videgrenier@bern-altstadt be- täuscht, nicht immer genau vor ihrer eigenen zogen werden kann. Die beiden Frauen vom OK Haustüre einen Tisch aufstellen zu können. freuen sich auch dieses Jahr, mit den Interessenten in Mail-Kontakt zu treten, und sie wünschen an die- Me cha doch rede mitenand! ser Stelle allen ein einmaliges, angenehmes und er- Andererseits hat diese Vorgehensweise auch ihr folgreiches Flohmarkt-Erlebnis! Gutes, bietet sie doch den Bewohnern der Altstadt ZB eine schöne Gelegenheit, miteinander in Kontakt zu treten und sich miteinander abzusprechen. Manch Anmeldung bis zum 13. April unter eine(r) lernt auf diese Weise seinen Nachbarn ken- [email protected] nen, dem er oder sie sonst nie begegnet wäre, oder (Anmeldezettel und Marktregelungen) ! Nuusche, entdecke, gänggele am Vide Grenier 2017.

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INNEHALTEN AM MITTAG: «SPURENSUCHE» IN DER KIRCHE ST. PETER UND PAUL Bereits zum neunten Mal lädt die Christkatholische Kirche St. Peter und Paul am Rathausplatz unter dem Titel «Spurensuche» in der Osterzeit zu einer vier- teiligen Veranstaltungsreihe.

Jeweils an einem Dienstagmittag äussern sich Per- ! Das zum Theater umfunktionierte «Hüenerhüsi» in ! Süsse Kraftnahrung, Flyer und Script warten auf sönlichkeiten des öffentlichen Lebens in ganz per- Diemerswil. «Action» sönlicher Weise zu Grundfragen und Grundwerten. Damit will die Christkatholische Kirche auf dem Hintergrund des christlich-abendländischen Den- 100 JAHRE ZYTGLOGGE-THEATERGESELLSCHAFT kens eine Brücke schlagen zwischen moderner Ge- sellschaft und Kirche. In der Schnelllebigkeit des BÄRN: LYSISTRATA – DER KRIEG MUSS WEG! Alltags offeriert die «Spurensuche» einen Moment Anno 411 vor Chrisus herrschte seit 20 Jahren Krieg auf dem griechischen Peloponnes, und die des Innehaltens, der Ruhe und Besinnung. Frauen auf beiden Seiten der Front waren es leid. Also beschlossen die Spartanerin Lampito und die Athenerin Lysisrata, dem ein Ende zu setzen, und zwar mit allen Miteln, besonders mit Die Veranstaltungen, welche um 12.15 Uhr begin- jenen einer Frau. Anno 2018 in einem kleinen Weiler im Nirgendwo hinter Münchenbuchsee sind nen, dauern rund 30 Minuten und werden mit die beiden Griechinnen, die der Komödien-Dichter Arisophanes unserblich machte, gerade einem gemeinsamen Apéro in der Kirche abge- sehr lebendig und voller ziviler Kampfeslus …äh -lis! Mit ihnen feiert die «Zytglogge-Theater- schlossen. Sie finden in einem liturgischen Rahmen mit Bibeltext, dem «Vater unser» und einem Segen gesellschaf Bärn» ihr hundertjähriges Besehen! statt und werden musikalisch begleitet. Um Verwechslungen gleich vorzubeugen: In Bern gibt wurde es in «Café Zytglogge» umbenannt und um- Jede Reihe steht unter einem Thema – «Schöpfung» es einerseits das Zytglogge-Theater der Chäller-Ku- gangssprachlich auch als «Café Blausäure» bekannt. heisst es in diesem Jahr. Die Gäste sind: Stadtpräsi- medi und andererseits die «Zytglogge-Theatergesell- Heute zeugt nur noch ein Schriftzug an der Fassade dent Alec von Graffenried (24. April), der Schrift- schaft Bärn». Erstere spielen in ihrem kleinen des Hauses davon, in seinem für die 1970er-Jahre so steller und langjährige Altstadtbewohner Beat Kellertheater am Kornhausplatz 10 beim Chindlifräs- typischen Orange. Irgendwann damals kamen die Sterchi (1. Mai), die Berner Staatsarchivarin Barbara serbrunnen, die anderen spielen während der einen Pizzerias in Mode und überschwemmten Bern, das Studer (8. Mai) und Guido Vergauwen, früherer Hälfte ihrer jährlichen Aufführungen im Käfigturm- Café wurde in ein «Pizza Hut» umfunktioniert und Rektor der Universität Freiburg und Provinzial der Theater an der 4 und während der ande- war Geschichte.» Schweizer Dominikaner (15. Mai). Der Eintritt ist ren Hälfte in ihrem Vereinslokal in Diemerswil. Doch frei, am Schluss Kollekte zugunsten der Berner Be- im Unterschied zu unserer nun 100-jährigen Thea- Aber die Theatertruppe der «Zytglöggeler», wie sie ratungsstelle für Sans Papiers. tergesellschaft ist die Chäller-Kumedi gerade erst sich liebevoll nennen, hat überlebt. Von Anfang an Bernhard Giger etwas über 50 Jahre alt. waren sie in einem Verein organisiert und sind seit 1989 in Diemerswil zwischen Münchenbuchsee und Eins das Zytglogge Café – heute das Hüener- Kirchlindach zuhause. Inwieweit die frühere Funktion hüsi in Diemerswil ihres Vereinslokals mit der Schauspielerei in Verbin- LIMERICK SÄBELRASSELN Ihren Namen hat die Zytglogge-Theatergesellschaft dung gebracht werden kann, sei dahingestellt. Und Bärn vom ehemaligen «Café Zytglogge», dem Grün- wäre da nicht das grosse Schild an der Holzwand des Ach Leute, die Welt ist verrückt, dungslokal der Truppe, erläutert der derzeitige Präsi- «Hüenerhüsi», wie es heute noch heisst, würde ihm die Machtgier, die macht bedrückt, dent des Vereins, Armand Baeriswyl, der seit 2001 von aussen keiner ansehen, was sich drinnen im es schimpfen und drohen dabei ist: «Das Lokal war zunächst eine der vielen be- wahrsten Sinn des Wortes abspielt. Der Hauptraum die Dreisten und Rohen, reits im 18. Jahrhundert bestehenden Kellerwirt- ist professionelle Theaterbühne, der Zuschauerraum ob Friedenserhalt da noch glückt? schaften Berns und eröffnete dann in den 70er gleicht eher einer kleinen Beiz mit Holzbänken und Jahren des 19. Jahrhunderts unter dem Namen «Café -tischen. Hinter der Bühne erstreckt sich auf zwei Hans Häusler Hauptwache» neu an der Amtshausgasse 2. Um 1905 Etagen die Requisitensammlung, und inmitten dieses Gewühls sind eine Schminkecke sowie eine Werkstatt zu entdecken. Gleich daneben befindet sich eine er- staunlich moderne Küche. Dieses kleine Theaterreich bietet seinen Spielern, die tage-, wochen-, ja mona- telang hier arbeiten, also alles, was sie brauchen. Immer im Mai wird der Proberaum des «Hüenerhüsi» auch zum Kleintheater.

Proben, proben, proben Der Theaterverein der «Zytglöggeler» umfasst heute rund 120 Mitglieder, etwa 20 davon sind aktive Lai- endarsteller. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, jedes Jahr ein klassisches oder ein modernes Stück – ! Regisseur Hans Peter Incondi erklärt den Spielerinnen eine Szene. soweit noch nicht geschehen – in Dialekt umzuschrei- BrunneZytig 9 Läbigi Altstadt 16. März 2018

Sinn, das ja meist eine bestimmte Mundart pflegt. Hier WINTERZAUBER spricht jeder Spieler ganz einfach so wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Da die Gruppe – obschon zur Mehrheit – keinesfalls zwingend aus Bernern besteht, ist neben einigen ausserkantonalen Dialekten manch- mal auch Hochdeutsch oder schweizerdeutsch mit fremdländischen Akzenten zu hören. Dass das Ganze schliesslich trotzdem eine gelungene Einheit bildet, ist die grosse Aufgabe der Regie. Sie sorgt für das nötige Quantum an Professionalität, die die Aufführung se- henswert macht.

! Probe im Hüenerhüsi: Der klassische Chor der grie- Die Premiere der Komödie ist am 5. April im Käfig- chischen Klageweiber ganz in unklassischem Weiss… turmtheater. Michela Gösken hat das Stück «frei nach Aristophanes» für die heutige Zeit umgeschrieben, ben und aufzuführen. Zwei Jahre im Voraus sucht und der Zuschauer wird manch aktuelle Anspielung eine Kommission des Vereins nach geeigneten Wer- zu hören bekommen. Die Dialektfassung stammt von ken und einem professionellen Regisseur oder Regis- Vereinsmitglied Hans Peter Incondi, der auch Regie seurin. Mit ihm/ihr zusammen wird ein Stück aus der führt und mit viel Humor zeigen wird, wohin passiver vorliegenden Liste ausgewählt. Im August werden im Widerstand zweier Pazifistinnen führen kann. Im sogenannten Kick off die Rollen verteilt. Dann begin- April wird im Theater am Käfigturm gespielt, im Mai nen die sechs Monate dauernden Proben, zuerst zwei- im Vereinslokal in Diemerswil. Weitere Informationen mal pro Woche, mehrfach auch an Wochenenden und sind auf der Homepage des Vereins zu finden: ! Nach Tagen eisiger Kälte kam am 1. März der Schnee. während der letzten sechs Wochen vor der Auffüh- www.zytgloeggeler.ch Zum Leidwesen der Einen, zur Freude der Anderen, rung beinahe täglich. ZB die mit sichtlichem Vergnügen in den Altstadtgassen durch die weiche weisse Pracht stapften. Kälte und Schnee liessen an den Brunnen das Wasser gefrieren Berner und auch andere Amateure und bizarre Eisskulpturen entstehen, etwa beim Die «Zytglöggeler»-Truppe aus schauspielernden Chindlifrässer. Das Wasser aus dem Brunnenrohr ist Amateuren ist jedoch kein Dialekttheater im üblichen in einem prächtigen Bogen zu Eis erstarrt. babü, Foto: Peter Ineichen

DIE 33. GROSSEN BERNER RENNTAGE

Ein Traditions-Anlass wirft seine Schatten voraus: Am letzten Wochenende im April verwandelt sich der Klösterlistutz wieder in eine Rennpiste für toll- kühne Seifenkistenpilotinnen und -piloten.

Wie jedes Jahr werden vom 27. bis 29. April wie- der viele junge Rennfahrerinnen und Rennfahrer in ihre selbstgebauten Boliden steigen. Und wie jedes Jahr werden die vielen Fans entlang der Rennstrecke die Kids in ihren rasenden Kisten bejubeln und die mit ! Regisseur Hans Peter Incondi agiert zwischen dem griechischen Frauen-Chor und den aus dem Krieg heimgekehrten viel Kreativität und technischen Raffinessen kon- Männern . struierten Flitzer bestaunen.

An den drei Renntagen müssen am Klösterlistutz die motorisierten Autos allerdings den PS-losen Seifen- Restaurant kisten weichen. Das Organisations-Komitee der Ber- ner Renntage bittet deshalb die Parkkarten- besitzerinnen und -besitzer um Verständnis, dass sie sich in diesen drei Tagen einen Ausweich-Parkplatz suchen müssen. Regula + Stephan Hofmann zVg/babü 48, 3011 Bern, Tel. 031 311 60 44 Dienstag ab 17 Uhr offen Die Anmeldefrist läuft bereits, unter Mittwoch bis Samstag 10 bis 24 Uhr offen www.berner-seifenkisten.ch 10 BrunneZytig 16. März 2018 Läbigi Altstadt

DER MATTEBACH – EINE NEUE WOHLFÜHLOASE FÜR FISCHE UND WASSERPFLANZEN Der Matebach, das kleine Fliessgewässer, das sich entlang der Gerberngasse miten durch die Mate zieht, hat eine lange und bewegte Geschichte. Von Brauchwasser über Wasserkraf für das Gerbergewerbe, vom Grundwasser-Sorgenkind zur Fischheimat – der kleine Bruder der Aare is nicht nur aufgrund seiner Lage zentral für das Matequartier.

Erste schriftliche Quellen belegen die Existenz des schliesslich eingedohlt und fliesst unterirdisch weiter. Mattebachs um 1360. Der Bach stellte damals die Das war aber nicht immer so. Der Mattebach war Brauchwasserversorgung sicher. Brauchwasser ist ursprünglich in seiner gesamten Länge oberirdisch Wasser, das sich nicht als Trinkwasser eignet, aber geführt. Er wurde erst in der zweiten Hälfte des 19. ! Der «Gröppu» ist in der Matte eine kleine Berühmtheit. beispielsweise zum Waschen oder Bewässern von Jahrhunderts aus verkehrstechnischen Gründen ein- Gärten genutzt werden kann. Neben der Brauchwas- gedeckt. serversorgung war der Mattebach für das Gewerbe wurde wieder in Betrieb genommen und der Beginn der Gerber zentral. Die Gerber, die anfangs ihr Ge- Ende des 20. Jahrhunderts wurde im Rahmen der des Mattebachs zum Spielbach aufgewertet. werbe an der unteren Gerechtigkeitsgasse betrieben, Werkleitungssanierung der schlechte Zustand des mussten aufgrund der Verunreinigung des Stadt- unterirdischen Abschnitts des Bachlaufs festgestellt. Der Bach und die Fische bachs und des starken Geruchs in die Matte umzie- Dieser Abschnitt bestand teilweise noch aus Tuff- Der Mattebach, ein künstlicher Kanal, bot lange hen. Für die Verarbeitung roher Tierhäute zu Leder steinquadern. Tuff ist ein relativ weiches Naturge- keine idealen Verhältnisse für Fische, Wassertiere waren grosse Mengen an Wasser nötig. In der Matte stein. Im Steinbruch wurde das Tuffgestein zu und Pflanzen. Lange war die Groppe die einzige versorgten mehrere künstliche Kanäle die Gerber Quadern vorgefertigt und anschliessend als Bauma- Fischart im Mattebach. Der kleine, nachtaktive Fisch mit dem nötigen Wasser. Heute erinnert noch der terial verwendet. Die Eindeckung des Bachs und die ist ein schlechter Schwimmer und wird unter ande- Strassenname «Gerberngasse» an das mittelalterliche damit verbundene erhöhte Belastung durch den Ver- rem als Köderfisch beispielsweise für den Forellen- Gewerbe. kehr hatte den Kanal stark strapaziert. Eine grössere fang verwendet. In der Matte schafft es der sonst oft Sanierung war notwendig. Der eingedeckte Ab- vergessene Fisch zu erstaunlicher Berühmtheit. Der Heute fliesst der Mattebach vom Schulhaus entlang schnitt des Bachlaufs wurde mit einem vorfabrizier- «Gröppu» hat unterhalb der Nydeggbrücke sein ei- der Gerberngasse am Wöschhüsi, dem einzigen noch ten Betonprofil komplett erneuert. Die weit besser genes kleines Denkmal, eine Brunnenfigur. erhaltenen Waschhäuschen, vorbei bis ans Ende des sichtbare Veränderung war aber die Öffnung des Platzes. An der Geberngasse 27 wird der Bach Bachs im Bereich der Schulhäuser. Die Schleuse Im Zuge der Sanierung und der Öffnung des Bachs im Bereich der Schulhäuser wurde die Sohle des Bachs mit grossen Flusskieseln aufgefüllt. Weiter wurde eine naturnahe Situation mit Blocksteinen geschaffen, welche eine Spontanbegrünung und Ru- heplätze für Wassertiere begünstigen. Wie sich im Rahmen des Umwelttags 2017 zeigte, hatten diese Massnahmen positive Auswirkungen auf die Fisch- population im Mattebach.

! Im Zuge der Naturierung wurden Blocksteine und ! Das Wöschhüsi ist das einzige noch erhaltene Waschhäuschen in Bern. Wurzelstöcke eingesetzt.

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DER TAG DER GUTEN NACHBARSCHAFT Es kann der Frömmse nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt, dichtete eins Friedrich Schiller. Auch heute noch sind im Netz viele wenig freundliche Sprü- che über Nachbarn zu finden. Höchse Zeit also, die neten Nachbarn zu entdecken, zum Beisiel am Nachbarschafsag am 25. Mai.

Zum zweiten Mal bereits realisieren die Stadt Bern und die Vereinigung Berner Gemeinwesenarbeit einen solchen Nachbarschaftstag, an dem sich die Nachbarn besser kennen lernen sollen. Denn, so heisst es in der Mitteilung, «je besser man sich kennt, desto angenehmer das Zusammenleben.»

Aktiv sollen die Nachbarn am Nachbarschaftstag aufeinander zugehen und zum Beispiel gemeinsam ! ...führt das nach oben drückende Grundwasser zu- ein Fest veranstalten. Auf Bestellung offeriert die ! Die Pumpe im Keller des Schulhauses... rück in den Mattebach. Stadt auch ein kostenloses Festkit mit Einladungs- karten, Servietten und Girlanden – und verrät auf Naturierung des Matebachs Der erhöhte Grundwasserpegel ist auf die Massnah- der Website (www.bern.ch/tagdernachbarschaft) Tipps und Tricks für ein gelungenes Fest. Am Umwelttag der Stadt Bern wurden im letzten men der ökologischen Aufwertung zurückzuführen. Jahr weitere ökologische Aufwertungen des Bachs Die alte, verschlammte Bachsohle wurde im Rahmen Auf gute Nachbarschaft also! Denn die «macht vorgenommen. In Zusammenarbeit mit dem Tief- der ökologischen Aufwertung ausgehoben und Freude und ist Voraussetzung für Solidarität und bauamt und dem Fischereiinspektorat hat der Mat- durch eine neue, grobe Kiessohle ersetzt. Die alte Mitverantwortung im Quartier». teleist als Quartierorganisation die Aufwertung Bachsohle war weitgehend kolmatiert, das heisst: die zVg/babü geplant und den Umwelttag durchgeführt. Es wurden Durchlässigkeit der Bachsohle war aufgrund des Blocksteine und Wurzelstöcke eingesetzt. Die Ver- Schlicks und des Schlamms stark verringert. Durch schiebung und Einsetzung von Blocksteinen ermög- den Aushub der alten Sohle und den Einsatz der lichte es, strömungsarme Zonen und Mulden zu durchlässigen, kiesigen neuen Sohle wurde die schaffen. Die Mulden wurden anschliessend mit Durchlässigkeit des Bachs erhöht. Dadurch fliesst Nährboden für Wasserpflanzen aufgefüllt und be- mehr Oberflächenwasser aus dem Mattebach in die pflanzt. Die Einsetzung von Wurzelstöcken an ein- umliegenden Grundwasserträger, was zu einer Er- zelnen Stellen im Bach schafft für kleine Fische eine höhung des Grundwasserpegels führt. ideale Umgebung. Massnahmen zur Abdichtung Um die ökologische Aufwertung des Mattebachs Da die natürliche Kolmatierung der Sohle durch durchzuführen musste, der Schieber geschlossen Schlamm und Schlick vermutlich mehrere Jahre und der Bach vorübergehend trockengelegt werden. dauert, müssen andere Massnahmen zur Abdich- Vorgängig wurde der Bach ausgefischt. Hierfür war tung der Bachsohle im Bereich des Matteschulhauses der Fischinspektor verantwortlich. Für die Ausfi- vorgenommen werden. Die Matte ist ein historisch schung verwendete er ein Elektrofang-Gerät, wel- gewachsenes Quartier. Deshalb ist der Baugrund, auf ches einen Gleichstrom durch das Wasser leitet. Die welchem die Matte steht, teilweise sehr uneinheit- Fische, die sich im Stromkreis befinden, schwimmen lich. Aus diesem Grund ist es schwierig zu bestim- zur Anode und können dort, ohne Schaden zu neh- men, ob die Durchlässigkeit der Sohle über die ganze men, eingesammelt werden. Mit dieser Methode aufgewertete Strecke erhöht wurde oder ob nur be- sammelte der Fischinspektor zahlreiche Flusskrebse, stimmte Abschnitte aufgrund des unterschiedlichen Groppen, Bachforellen, Elritzen, Barben und Egli Untergrunds besonders durchlässig sind. Das Tief- ein, um sie für die Dauer der Trockenlegung in die bauamt der Stadt Bern plant, die neu eingesetzte Fischzuchtanstalt nach Reuigen mitzunehmen. Die Bachsohle sowie die Blocksteine und Wurzelstöcke eingesammelten Krebse und Fische wurden am Um- auszuheben. Anschliessend wird auf dem Grund des welttag wieder im Mattebach ausgesetzt. Mattebachs eine Betonitmatte eingesetzt und seitlich an den Bachwänden befestigt werden. Die Betonit- Ungewollte Folge der Naturierung matte dichtet die durchlässige Sohle im Bereich des Nach den durchgeführten Arbeiten zur ökologischen Matteschulhauses ab. Die ausgehobene Kiessohle, die Aufwertung des Mattebachs wurden im Keller des Blocksteine und die Wurzelstöcke werden am Schulhauses vermehrt Feuchtstellen bemerkt. Das Schluss wieder eingesetzt. Damit werden auch für B A R + W O H N Z I M M E R Tiefbauamt der Stadt Bern hat zur Prüfung der Ur- Pflanzen und Fische wieder ideale Verhältnisse ge- R A T H A U S G A S S E 6 3 * 3 0 1 1 B E R N sachen mehrere Messungen des Grundwasserpegels schaffen. TEL. 031 311 51 87 * WWW.LESAMIS.CH vorgenommen. Diese Messungen zeigten, dass die sm OEFFNUNGSZEITEN: Ursache der Feuchtstellen das Grundwasser ist, wel- BAR MO-FR 17H - 00:30H Quelle: Jürg Keller: Denkmalpflege in der Stadt Bern 1997 SA 15H - 00:30H ches nach oben drückt. – 2000. Hrsg. von: Bernhard Furrer. S. 100 f. WOHNZIMMER FR-SA 22H - 03:00H 12 BrunneZytig 16. März 2018 Läbigi Altstadt

DIE ALPENSEGLER VON ST. PETER UND PAUL Manchmal hört man Geschichten, denen muss man einfach nachgehen, weil man herausfinden will, was dahinter seckt. Zahai Bürgi is es bei der Geschichte einer Berner Passantin so ergan- gen – und herausgekommen is eine veritable Recherche über die Vogelfamilie der Segler, die in den wärmeren Jahreszeiten auch in der unteren Altsadt heimisch sind.

Lassen wir also zunächst die Passantin erzählen: «Als gelschutzorganisation. «Ala ist Latein und bedeutet Bernerin überquere ich von Zeit zu Zeit natürlich Flügel», klärt er mich auf. «Die Ala arbeitet eng mit den Rathausplatz, häufiger im Sommer und manch- der Vogelwarte in Sempach zusammen und zählt mal auch des Nachts. Das in der nächtlichen Stille jährlich den Berner Segler-Bestand.» auffällig laute, aufgeregte und unaufhörliche Trillern aus dem Glockenturm von St. Peter und Paul kam Alpensegler in Bern: mir dabei immer so unwirklich vor, dass ich an- «Ein fetes, niedliches Essen» nahm, irgendein Künstler mit einer Installation von «Die Alpensegler sind», so erzählt Alfred Engeler, «in Kunst im öffentlichen Raum – oder zumindest am Bern wohl seit vielen Jahrhunderten heimisch». Im ! Ein Alpensegler mit dem typischen weissen Bauch. Bau – sei dafür verantwortlich zu machen. Und ich 18. Jahrhundert galten sie als Delikatesse, als «fettes, Über die Hälfte seines Lebens. verbringt er fliegend. wunderte mich, dass eine so schlafstörende Aktion niedliches Essen». In Italien habe es sogar spezielle (Foto: «Schweizer Jäger» vom 11. Okt. 2013, Daniele hier geduldet wurde. Die der Kirche benachbarten Bruttürme gegeben, aus denen man die Vögel Occhiato, Schweiz. Vogelwarte) Anwohner mussten ja echte Kunstliebhaber sein….» gleichsam «ernten» konnte, lacht Engeler. Am Berner Münster wurde um 1780 eine sehr grosse Anzahl aareseitigen Einfluglöchern, die von der «Schütti» Die in der Nachbarschaft des Kirchenturms leben- von Brutpaaren festgestellt. Ebenso nisteten Alpen- aus zu sehen sind. Die einzige «wilde» Kolonie, die den Anwohnerinnen und Anwohner dürften bei segler im Christoffelturm. Als dieser 1864 abgebro- nicht Vogelschutzmassnahmen zu verdanken ist, lebt dieser Geschichte schmunzeln. Sie wissen, nicht chen wurde, verlor eine grosse Kolonie ihr Zuhause. im Dach am Hirschengraben 11. Insgesamt sind in Kunst ist’s, was nächtens im Glockenturm lauthals Und schlimmer noch, als zwischen 1890 und 1893 der Stadt Bern gegen 20 Standorte bekannt. trillert, sondern Vögel, genauer gesagt: Alpensegler. das Münster seine Turmspitze bekam, vertrieben die Ende März werden sie aus ihren Winterquartieren Bauarbeiten die restlichen Paare. In der Folge davon Alpensegler sind keine «Spyren»! in Afrika zurückkehren und unter den Dächern der starben die Alpensegler auf Stadtgebiet beinahe aus. Von den insgesamt drei Seglerarten sind in Bern die Postgasse wieder ihre angestammten Brutplätze be- Ornithologen aus jener Zeit sahen diesem Geschehen schwalbenähnlichen Mauersegler und die Alpenseg- setzen. tatenlos zu. Zwar herrschte allgemeines Bedauern ler heimisch geworden. Viele kennen die schwarzen, über den Verlust, aber erst Jahrzehnte später wur- wendigen Mauersegler, die mit langgezogenen schril- Alfred Engeler – unser Segler-Experte den Massnahmen ergriffen, um für diese Vogelart len Schreien abends hoch über der Stadt ihre Kreise Wenn einer die Alpensegler in unserer Stadt kennt, neue Nistplätze zu schaffen. ziehen. Diesen Schreien verdanken sie wahrschein- dann ist es Alfred Engeler, ehemaliger Deutschlehrer lich auch ihren typischen Berner Namen «Spiiiiiren!» aus Burgdorf, heute pensionierter und passionierter Heute sind die Alpensegler auch in Bern keine be- Ornithologe in Bern. Sein ganz besonderes Interesse drohte Art mehr, aber es sind geschützte Wildtiere an diesen Vögeln begann in einem kalten und nas- mit geschützten Nistplätzen. Laut Alfred Engeler ist sen Jahr, als ihm ein völlig ausgehungertes Segler- die Alpensegler-Kolonie am Uni-Hauptgebäude die INFO ALPENSEGLER IN DER SCHWEIZ Exemplar «vom Himmel direkt vor die Füsse» fiel, grösste in Bern. Weitere gibt es an der Lorrainebrü- und er sich um den Vogel kümmerte. Damals lernte cke, am Historischen Museum, in der Kaserne und Die ursprünglich in Felsen brütenden Al- er, dass die künstliche Ernährung und Pflege dieser im Polizeigebäude am . Seit kurzem pensegler kommen im gesamten Mittelmeer- speziellen Dauerflieger viel komplizierter ist als bei leben zwei Brutpaare auch im Progr. In der unteren raum vor. Richtige Felsenbrüter gibt es noch im Wallis und den Singvögeln. Inzwischen ist er der Experte für Altstadt wurden in den Dächern des Rathauses und im Südtessin, nördlich der Alpen sind eine Kolonie im Jura Mauer- und Alpensegler bei der Ala, der Berner Vo- der Detailhandelsschule Nistplätze eingerichtet, mit und ein paar einzelne im Mittelland bekannt. Erst im 19. und 20. Jahrhundert breiteten sich die Alpensegler über die ganze Schweiz aus. Die bisher nördlichste Kolonie fand man in Freiburg im Breisgau. «Eigentlich müssten die Al- pensegler heute in ‚Mittellandsegler’ umgetauft werden», meint Vogelexperte Engeler schmunzelnd.

Vor sechs Jahren wurden an 50 Orten in der Schweiz über 2000 Alpensegler-Brutpaare gezählt. Der höchstgelegene Nistplatz befindet sich auf einer Höhe von 2320 Metern in Sanetsch im Wallis. Die grössten Kolonien mit 150 bis 300 Paaren sind Bern, Fribourg, Zürich und Chiasso.

80 Prozent der Alpensegler bevorzugen Gebäude für ihre Nester – eine schweizerische Besonderheit, denn in unse- ren Nachbarstaaten ist dies eher die Ausnahme. Das Über- leben der Alpensegler ist deshalb hierzulande vom Wohlwollen der Hausbesitzer abhängig geworden wie nir- gendwo sonst. «Kein Falke oder keine Krähe kann heutzu- tage ein grösserer natürlicher Feind der Segler sein, als ein umbau- und renovierfreudiger Hausbesitzer!», sagt Alfred Engeler. ZB

Quelle: Broschüre der Vogelwarte Sempach über «Schwal- ! Nichtbrütende Alpensegler in ihrem Schlafplatz im Glockenturm von St. Peter und Paul (Foto Alfred Engeler) ben und Segler»: BrunneZytig 13 Läbigi Altstadt 16. März 2018

Die Alpensegler hingegen sind beinahe doppelt so Kirchgemeinde und Herr Engeler gewesen. Täglich schwer und wesentlich grösser (Spannweite 56 Zen- fingen sie jeden einzelnen Vogel von Hand und be- timeter gegenüber den 40 Zentimetern der Mauer- freiten ihn aus seiner misslichen Lage. Im Sommer segler), und sie haben einen weissen Bauch, an dem 2017 wurde die Gitteranlage verbessert, doch noch man sie unschwer erkennt. Sie kommunizieren immer verirren sich vereinzelt Tiere. «Da muss drin- durch ein melodiöseres Trillern als ihre kleinere gend nachgebessert werden», sagt Engeler entschie- Verwandtschaft, und sie haben auch ein etwas an- den. deres Brutverhalten. Beziehen die Mauersegler in ihrem Brutraum immer gern einen vom Nachbarn Ein Leben in der Luf getrennten Nistplatz, bevorzugen die Alpensegler die Man sollte den Alpenseglern ihr Lärmen verzeihen, geselligere Art der Brutpflege, sie bauen ihre Nester denn es sind ganz erstaunliche Vögel, wahre Flug- gerne dicht an dicht. «Das hat Vor- und Nachteile», künstler. Nur während der circa von April bis Au- sagt Alfred Engeler. «Es entstehen leichter grosse Ko- gust dauernden Brutzeit (die Jungen schlüpfen lonien, wenn genug Platz vorhanden ist, aber wenn Anfang/Mitte Juni) haben sie festen Boden unter Feinde wie der Marder eindringen, richten sie den Füssen. Über die Hälfte des Jahres verbringen schnell grossen Schaden an. So geschehen in der Je- die Alpensegler ununterbrochen in der Luft! Nachts suitenkirche in Solothurn, wo die ganze Kolonie ver- schalten diese Ausdauer-Flieger quasi auf «Autopi- nichtet wurde.» lot», nützen bei steigender Thermik die abendlichen Aufwinde und schweben beinahe schwerelos über Trillern für einen Schlafplatz im Kirchturm der Stadt – die Flugkontrolle übernimmt abwech- Das Tag und Nacht weitherum hörbare Trillern der selnd eine Hirnhälfte, während die andere schläft. Alpensegler von St. Peter und Paul stammt von Vö- ! Der Glockenturm der neugotische Kirche St. Peter und geln, die noch nicht geschlechtsreif sind und einen Paul auf dem Berner Rathausplatz. Kaum sichtbar: Zwischen September und Oktober ziehen die Alpen- Schlafplatz beanspruchen. So übernachten hier oft Das Netz an den hohen offenen Masswerkfenstern. segler nach und nach grüppchenweise in ihre Win- 80 bis 90 Vögel, und bei Regenwetter bleiben sie terquartiere südlich der Sahara, später als die auch gerne tagsüber am «Schärme». Da es bei so Reter in der Not Mauersegler, die schon Ende Juli zurück in die vielen Seglern manchmal recht eng wird, kommt es Als grünes Licht für eine Mobilfunkantenne im Wärme fliegen. Doch jetzt steht erst einmal ihre An- auch zu kleineren Scharmützeln, und dabei wird es Turm gegeben wurde, musste das Metallgitter zur kunft bevor. In den nächsten Monaten werden wir auch oft laut. Bis sich die Versammlung wieder be- Vermeidung von Funkstörungen stellenweise durch sie in der Unteren Altstadt nächtelang wieder hören. ruhigt hat, kann es weit in die Nacht gehen. ein Plastikgitter ersetzt werden. Leider wurde das Vor allem diejenigen, die gerade keine Eier bebrüten neue Gitter nicht vogeldicht montiert, so dass die Al- und keine Jungen grosszuziehen haben, die im Glo- Der Kirchturm sei ein wichtiger Platz im Leben dieser pensegler wohl durch ein paar übriggebliebene ckenturm von St. Peter und Paul nächtigen und sich Alpensegler, «der unbedingt so erhalten bleiben Schlupflöcher hinein, jedoch nicht mehr hinaus fan- energisch einen Schlafplatz «ertrillern». sollte», sagt Alfred Engeler, und er erzählt, dass dieser den. Sie waren gefangen und flatterten nach vergeb- ZB Lebensraum bis vor kurzem akut gefährdet war. Vor lichen Fluchtversuchen oft die innere Wendeltreppe Jahren nämlich verkleidete die Kirchgemeinde die bis zum Erdgeschoss hinab. Weitere Information Masswerkfenster des Glockenstuhls mit Gitternetzen, Bernische Gesellschaft für Vogelkunde und Vogelschutz um die wegen ihres gefährlichen Kots nicht sehr be- Hier wären sie elendiglich zugrunde gegangen, Ala, Abteilung Seglerschutz (Alfred Engeler); www.berne- rala.ch liebten Stadttauben vom Nisten abzuhalten. wären da nicht die tierfreundlichen Leute von der

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WEM GEHÖREN DIE LAUBEN? TEIL 1: DIE FRÜHE ZEIT DER BERNER LAUBEN Als Mitglied des OK Vide Grenier habe ich immer wieder mit Fragen rund um die Eigentumsver- hältnisse und Nutzungsrechte der Berner Lauben zu tun. Was ich im Zusammenhang damit er- fahren habe, wird ers mit einem Blick auf die Vergangenheit der Lauben versändlich. Dieser Artikel soll deshalb die Entsehungs- und Entwicklungsgeschichte der Berner Lauben beleuch- ten. In einem nächsen wollen wir dann auf die heute gültige rechtliche Seite des Themas ein- gehen.

Seit wann gibt es die Lauben? Der Mittelalterarchäo- Stadtbürger werden dank Hausbau loge Armand Baeriswyl, der die früheste Zeit unse- 1939 schrieb der damalige Stadtschreiber Hans rer Altstadt sehr gut kennt, vermutet: «Wahr - Markwalder eine sehr detaillierte «Studie über die scheinlich gab es lange vor den steinernen Lauben Eigentumsverhältnisse an den Lauben der Stadt schon Holzlauben. Allerdings werden sich diese Bern». Viele Informationen über den frühen Stadt- kaum mehr nachweisen lassen. Spätere Steinbauten bau erfuhr Markwalder aus der Berner «Goldenen und -umbauten haben die früheren Spuren aus Holz Handfeste» von 1218: Bei der Stadtgründung sollen weitgehend vernichtet.» den ersten Ansiedlern «hofstatten» von 60 Fuss Breite und 100 Fuss Tiefe (ca. 17,5x30 Meter) als Erste schriftliche Hinweise belegen, dass es bereits in eine Art Erbpacht zugewiesen worden sein. Wer in- der zweiten Hälfte des 13. Jh. in Bern Lauben gab. nert einem Jahr darauf ein Haus baute, wurde zum Justinger berichtet in seiner berühmten Chronik von Stadtbürger. Es war keinerlei Dienstzwang für die ! Früheste bekannte Laubendarstellung von Bern 1478 (aus der Diepold-Schilling-Chronik). Die hinter den 1430 (in der Ausgabe von G. Studer 1871): «Do man Obrigkeit damit verbunden, jeder hatte aber einen Lauben in Schaufenstern ausgestellten Tuchballen zalte MCCLXXXVI (1286) jar in der osterwuchen do Zins von jährlich 12 Pfennigen zu bezahlen. Die frü- zeigen, wie wichtig dieser vornehme Handelszweig verbran die stat bern von der Grützgassen uf untz an hen Holzhäuser standen zu Anfang noch auseinan- damals war. (Aus Markwalder, 1939) die alten ringmure und wart aber gebuwen uf die der, da rund um sie herum «ländliche» Tätigkeiten wyss mit den bogen als vor.» Der Brand hatte die bis ausgeübt wurden. Doch mit der Zunahme der Be- uneinig darüber, weshalb die Bürger damals began- zum Käfigturm reichende Stadt damals zu grossen völkerung baute man die wachsende Anzahl der nen, den öffentlichen Reichsgrund direkt vor ihren Teilen zerstört. Beim Wiederaufbau erhielten die Häuser immer näher zusammen, bis schliesslich im Häusern mit Lauben zu überbauen. Markwalder Fachwerkhäuser laut Chronik zwar Lauben wie zuvor. 15. und 16. Jahrhundert Häuserzeilen und Strassen meint, die Handwerker wollten damit ihre tägliche Ob diese jedoch bereits Bögen hatten, bezweifelt Ar- im heutigen städtischen Sinn entstanden. Arbeit, die sie teilweise auch vor der Haustüre ver- mand Baeriswyl, da Bogenkonstruktionen erst bei richteten, zuerst mit «hölzernen Vorschermen» und Steinbauten vorkommen. Justinger, der seine Chronik Weshalb wurden die Lauben gebaut? später mit «steinernen Laubenkonstruktionen» 25 Jahre nach dem grossen Stadtbrand von 1405 Zwei Meinungen gegen die Witterung schützen. Armand Baeriswyl ist schrieb, nach dem die Altstadthäuser in Stein aufge- Dass die Berner nicht als einzige auf die Idee mit den anderer Meinung. Er glaubt, die Anwohner wollten baut wurden, hatte wahrscheinlich dies noch vor Lauben gekommen waren, kann in den Stadtrechten nicht ihre Werkplätze schützen, vielmehr hätten sie Augen und darob schlicht vergessen, dass im 13. von Freiburg, Thun oder Burgdorf nachgelesen wer- mit steigendem Wohlstand und Platzbedarf versucht, Jahrhundert die Häuser in der Regel aus Holz gebaut den. Armand Baeriswyl ist überzeugt, dass «die Zeit ihre Wohnbereiche zu vergrössern, indem sie quasi worden waren. Die Lauben der Holzhäuser nach überall in Europa – von Nordspanien (Jacca) bis die «belle etage» erfanden und die guten Stuben 1286 bestanden also sehr wahrscheinlich nur aus Polen (Krakau) und von Norddeutschland (Münster gegen die Strasse hin ausbauten – gezwungenermas- einfachen Rähmbalken auf Ständern, wie das etwa in Westfalen) bis Italien (Bologna) – einfach reif für sen «auf Stelzen», da der Raum darunter in ganzer heute noch an der Münstergasse 59 zu sehen ist. diese Idee» war. Die Historiker scheinen sich aber Breite weiterhin für alle öffentlich war und Stadtei- gentum blieb.

Baeriswyl weist auf die Freiburger und Thuner Handfesten von 1249 und 1264 hin. Da steht zu lesen, dass jedem Bürger: «arcus lapideos ante domum suam facere et desuper edificare» erlaubt war. In der damaligen deutschen Übersetzung: «Ein iegklich burger mag steinin bogen machen vor sinem huse und dar uf husen». Dass es im Lauf der Zeit über die Nutzung des Laubenraums zwischen Eigen- tümern und Stadt zu Konflikten kam, war abzuse- hen. Die Räte und Burger beschlossen in einem Ratsprotokoll von 1558, dass «die bänk» unter den Lauben nur «6 werchschuh wit von den läden vorrü- cken söllen». Und 1570 verbot der Rat das «hächeln & flachsschwingen unter den louben bi 5 Pfd. buss».

17. Jahrhundert: Von Mishaufen und Löchern in den Lauben In der Gerichtssatzung von 1615 – Markwalder nennt sie die erste ausführliche Bauordnung der Stadt Bern – wurden klare und teilweise recht rigo- ! Möglicherweise sahen die frühen Holzlauben diesen in der Matte ähnlich… rose Bauvorschriften veröffentlicht: Keiner «so in BrunneZytig 15 Läbigi Altstadt 16. März 2018

dieser Statt gesessen», sei befugt, sein «Sesshaus» ab- kästen und Bänke sollen in den Lauben so eingerich- zubrechen, zu verändern oder in Stall und Scheune tet sein, dass dadurch weder die Lauben noch die umzufunktionieren. Auch sei es verboten, im öffent- Gassen noch die Ausgänge von den Lauben verbaut lichen Raum innerhalb der Stadt ohne Erlaubnis von werden. Ferner werden alle Bauten von Holz oder Schultheiss und Rat und ohne Zustimmung der An- Stein zwischen den Lauben und Gassen verboten. Alle stösser, Holz- oder Steingebäude – sowie Ziegelbe- Schranken und Barrieren (vor den Trottoirs ausser- dachung, Scheidmauern und Anbauten wie Lauben, halb der Lauben) müssen weggeräumt werden. (…) Gänge und Treppen – zu errichten. Bei Zuwider- Ställe in den Hauptgassen sind verboten, auch sollen handlung gab‘s einen Monat Leistung und ein Pfund keine Stalleingänge mehr von der Hauptgasse her er- Pfennig Busse. Im Streitfall war der Entscheid «ge- stellt werden.» schworenen Schetzeren» übertragen. Damit bekommt jetzt das Fachwort «Gassen-Aligne- Diese Polizeiverordnung wurde 1617 sage und ! Laube mit Kreuzgewölbe von 1485/6 an der Gerech- ment» Bedeutung. Dabei handelt es sich um die Fas- schreibe direkt von den Kanzeln herab verlesen! tigkeitsgasse 71/73 saden-Baulinie zwischen Privat- und Stadtboden. Und die Geistlichkeit predigte dazu: Obschon die Die Festlegung dieser Alignemente lag in der Kom- Weibel immer wieder die Einwohner ermahnen nötig seien. Ein Jahr darauf lag das Gutachten mit petenz der Obrigkeit, und das Bauamt war verpflich- würden – und das gelte in besonderen Mass für die klaren bauvorschriftlichen Massangaben vor, das je- tet, diese Regelung zu überwachen. Doch ging der drei Hauptgassen vom obern bis zum untern Tor – doch von der Regierung nie berücksichtig wurde. Eingriff der Stadt ins Privateigentum noch weit da- passiere es dauernd, dass weder Gassen noch Lau- Kein Wunder, besass doch eine Anzahl dieser edlen rüber hinaus: Ein abgebranntes oder abgerissenes ben sauber gehalten würden. In den Lauben ver- Herren selbst ein Haus in der Altstadt! So hiess es Haus musste innert Jahresfrist wieder aufgebaut sperrten trotz Mahnungen und Bussen Holzbeigen, dann behördlicherseits nur noch, es sei darauf zu werden, ansonsten der Besitz des Bodens an die Ob- Bauhölzer, Abraum und anderes den freien Durch- achten, die Lauben in einer anständigen Höhe und rigkeit zurückfällt. gang. Zukünftig werde dergleichen weder am Stadt- Breite zu bauen und die Kästen und Bänke nicht all- bach noch in den Gassen geduldet. Das gelte für die zuweit in die Lauben hinein zu setzen, um diese Die zahlreichen, im 19. Jahrhundert erneuerten und Freihaltung der Gässchen gleichermassen, wie für nicht allzufest zu verengen. bekräftigten Regelungen, in denen immer wieder die Reinhaltung der Ehgräben. Die Bauherren wer- das Gleiche verboten wurde, zeigen sehr deutlich, den 1632 erneut auf die befohlene Wegräumung Erst 1786 bekam die Stadt Bern ihr erstes eigentli- wie die Wirklichkeit damals aussah. Schliesslich von Misthaufen und «Schoreten» (Abfall) hingewie- ches Baureglement. Markwalder zitiert daraus: konnten diese immer detailreicheren Bauvorschrif- sen. Auch gäbe es in den Laubenböden vielerorts, «(…) dass alle Lauben in allhiesiger Hauptstadt von ten durch eine fortgeschrittene Vermessungstechnik hauptsächlich bei den noblen Herrschaften, (wahr- den Hausbesitzern in möglichst gerader Linie gezogen und einen genauen Katasterplan ergänzt werden. scheinlich durch Pferde und Kutschen verursachte) und mit nichts anderem als mit gutem Sandstein be- Davon berichten wir Ihnen im zweiten Teil unserer Löcher und Gruben, die aufzufüllen seien, da sie für legt werden sollen, wobei dem Stadtbauamt erlaubt kleinen Serie »Wem gehören die Lauben?» nächtliche Passanten eine Gefahr seien. war, auf Begehren und Kosten der Hausbesitzer die ZB Reparaturen in den Lauben vorzunehmen. (…) Keller- Zu dieser Zeit vergrösserten viele Eigentümer ihre (Kellereingangs-)Kästen, weil die berühmten 200 Weinkeller in Berns Altstadt derart florierten. Der überlieferte «Zedel» eines Grossweibels beklagt noch 1745 die üblen Zustände: «Weilen zu nicht geringer Beschwährung gereichet, wann bey dem Weyn-Ab- züchen die Kueffer die Fass in die Louben legen, und man demnach einen Umbweg über die Gassen nemen muss.» Die «Meister Kuefere» werden bei Bus- sandrohung angehalten, dass «Sie die Schleuch nit spahren, die Fass aussenher der Louben legen & den Weyn in Keller durch den verlängerenden Schlauch herunterlassen thüyen, damit man ahngehindert in der Louben fortgehen könne.»

18. Jahrhundert: Spiel mit den Bauvorschrifen und das «Alignement» Die zunehmende Renovierungs- und Bautätigkeit in der Altstadt und die oft unhaltbaren Zustände unter ! Georg Sickingers Berner Stadtplan von 1603-07 (in der Umzeichnung von Ed. von Rodt, 1914): Blick vom den Berner Lauben veranlassten die Stadt 1769 das Käfigturm stadtaufwärts. Man beachte die Lauben-Rundbögen bei den Steinbauten und die flachen Holzbalken Bauamt zu prüfen, ob nicht strengere Vorschriften an den Riegelbauten. Im Vordergrund rechts: Der alte Bärengraben. (Aus Markwalder 1939)

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EINE SCHRIFTSTELLERIN, DIE IN KEINE SCHABLONE PASST: KATHARINA ZIMMERMANN Die Publikationslise von Katharina Zimmermann, die von ihrem Wohnzimmerfenser aus das Münser sehen kann, is lang. Wer aber seine Lektüre aufgrund von Kritiken in grossen Publika- tionen auswählt, der hat möglicherweise noch nie von ihr gehört. Die 84-jährige Autorin hat Ende Februar ein neues Buch veröfentlicht. Die Erzählung «Nicht allein»* läss sich mit ihren anderen Büchern kaum vergleichen. Im Gesräch mit der BrunneZytig beschreibt die Schrifsellerin ihren Werdegang.

Im neuen Buch von Katharina Zimmermann geht es sere Situation», erklärt Katharine Zimmermann. Nach um grosse Gefühle und Liebe. Und vor allem auch die drei Jahren konnte sich die Familie nicht mehr vor- Fähigkeit oder Unfähigkeit, mit diesen umzugehen stellen, bald schon in die Schweiz zurückzukehren. und sie auszudrücken. Eine kleine, ergreifende Lie- Aus den geplanten vier Jahren sollten schliesslich ! Altstadtbewohnerin Katharina Zimmermann veröf- besgeschichte ohne Happy End. «Sie ist mir einfach fünfzehn werden, wobei sich die Familie in dieser Zeit fentlicht mit «Nicht allein» eine bewegende Erzäh- zugefallen, als ich im Spätherbst vor einem guten Jahr deutlich vergrösserte. Zu den vier eigenen Kindern lung. über den Friedhof ging und die Birkenblätter fielen», kamen noch fünf indonesische, denen die Pfarrfami- erklärt die Autorin. «Es roch nach Spätherbst, und lie nicht nur ein Heim bot, sondern auch eine gute unterschiedlichen literarischen Formen – vom Kin- dann sind die Hauptpersonen der Geschichte, Linette Ausbildung ermöglichte. Noch heute werden die Kon- derbuch über Romane und historische Romane zur und Ruedi, vor mir erschienen. Ich habe sie alle ge- takte gepflegt. Erzählung – habe zweifellos dazu beigetragen, dass spürt. Das war einfach ein schönes Erlebnis, ich Katharina Zimmermann in der Literaturwelt zur «un- musste für den Text nichts konstruieren.» Die Fried- Schreiben mit schlechtem Gewissen fassbaren Frau» wurde. Aber das stört sie wenig, weil hofszene lieferte ihr den Einstieg in die Erzählung. «In diesen Jahren hatte ich keine Zeit zum Schreiben», sie aus vielen Reaktionen weiss, dass sie ein treues meint Katharina Zimmermann rückblickend. Sie er- Publikum hat. «In erster Linie schreibe ich für mich, In ihrer Wohnung in der Münstergasse strahlt Zim- teilte ihren Kindern den sprachlichen Unterricht, aber wenn es Anderen Freude macht, umso besser. mermann Zufriedenheit aus. Schon 15 Jahre wohnt während ein Hauslehrer für die Naturwissenschaften Ich kenne die Personen in meinen Büchern nicht, sie hier, zuerst noch mit ihrem Mann, seit seinem Tod zuständig war. Erst ab 1980, zurück in Bern, nutzte aber ich versuche, mich in sie hineinzufühlen. Das allein. Und es gefällt ihr: «Man kennt sich in der Gasse sie den Morgen, während die Kinder in der Schule mache ich gerne, und ich glaube, das gelingt mir ganz wie in einem Dorf.» Die zierliche, fast zerbrechlich waren, und setzte sich vor die Schreibmaschine. «Am gut», meint die Autorin mit fragendem Blick. «Nicht wirkende Frau geht noch jeden Tag hinaus, auch Anfang hatte ich schon ein schlechtes Gewissen. Aber allein» kann diesen Eindruck nur bestätigen. wenn ihr das Gehen momentan Mühe bereitet. Im- bald wurde das Schreiben zur Gewohnheit. Zuerst merhin hat sie jetzt, wo die neue Erzählung als Buch habe ich ein paar Kinderbücher geschrieben. Als die 2015, als «Umbrüche» mit Fragmenten aus dem vorliegt, wieder etwas mehr Zeit. Ans Schreiben mag Kinder dann keine mehr waren, gab ich das auf. Leben der Schriftstellerin aufgelegt wurde, hatte diese sie momentan aber nicht denken: «Ich hänge noch zu Dann verarbeitete ich in meinen Büchern Eindrücke noch gesagt, das sei wohl ihr letztes Buch. So absolut sehr an meinen Personen. Noch hat es keinen Platz aus Indonesien («Hibiskus», «Mit den Augen des No- sieht es Katharina Zimmermann heute nicht mehr. in mir drin.» Dafür verbringt sie viel Zeit mit Lesen. maden»), aber mein Lektor befand bald schon, es sei Aber es müsste sie wieder ein Thema «anspringen» «Während ich schreibe, lese ich nur englische und jetzt genug mit Indonesien», lächelt Zimmermann. und nicht mehr loslassen, so wie es in den letzten Jah- französische Bücher, damit mein Stil nicht von der ren immer wieder der Fall war, bevor sie sich an den Lektüre beeinflusst wird. Aber jetzt lese ich wieder Einige ihrer weiteren Bücher basierten auf umfang- Computer setze. deutsche Bücher.» reichen Recherchen, so etwa das wohl bekannteste koe Buch «Die Furgge» (1989) über die Täufer im Em- Von Schangnau nach Indonesien mental oder auch «Der Amisbühl» (2012) zur Fami- * Katharina Zimmermann, «Nicht allein», Zytglogge Schreiben gehört schon lange zu den liebsten Tätig- liengeschichte. Die Vielfalt ihrer Themen und die Verlag, 112 Seiten. keiten von Katharina Zimmermann. Nur fehlte ihr manchmal die Zeit dazu. Denn ihr Leben war alles andere als gradlinig. In der Stadt Bern aufgewachsen, besuchte sie nach der Sekundarschule das Lehrerin- nenseminar im Marzili. Sie konnte aber nicht ver- leugnen, dass sie aus einer Musikerfamilie stammte. Nachdem sie kurz Berufserfahrung gesammelt hatte, perfektionierte sie an der Musikhochschule in Det- mold ihr Geigenspiel. Nach der Rückkehr in die Schweiz heiratete sie ihren Freund Christoph, der kurz zuvor das Theologiestudium abgeschlossen hatte. Zusammen verschlug es sie dann nach Schangnau ins Pfarrhaus, wo sie auch Eltern wurden. Gerne hätte das junge Paar auch etwas von der weiten Welt gese- hen, aber dazu fehlte damals das Geld. Als dann das Angebot der Basler Mission auf dem Tisch lag, für vier Jahre nach Indonesien zu gehen, zögerten Zimmer- manns nur kurz: 1964 verreisten sie mit bereits drei kleinen Kindern nach Asien.

«Anfänglich war es schwierig. Als dann nach einem

Jahr die Armee an die Macht kam, besserte sich un- ! Vom Fenster aus blickt die Autorin auf das Berner Münster. BrunneZytig 17 Läbigi Altstadt 16. März 2018

BLUMENSCHMUCK FRISCHT DIE ALTEN MAUERN AUF Langsam aber sicher grünt es wieder und die ersen Blümchen leuchten mit frischen Farben. VAL AGENDA 2018 Stadtgrün Bern sorgt dafür, dass die Altsadtbewohnerinnen und Bewohner wie auch die Gäse von Nah und Fern im Sommer ebenfalls von der Farbenpracht profitieren können. Nutzen Sie das Angebot! MUSEUMSNACHT 16./17. März

Blumenkistli vor dem Fenster oder Blumentöpfe in den kann man erst unter Beweis stellen, wenn man SAISONENDE IN DER SPYSI oder vor den Lauben sind in unserer Altstadt Jahr die eigene Fassade schmückt und sich und anderen 23. März für Jahr ein Hingucker. Sie verleihen unseren Gassen damit Freude bereitet! VIDE GRENIER IN DER KRAM- UND GERECHTIGKEITSGASSE nicht nur Farbe, sie stehen auch für Lebensqualität koe 28. April, 10-16 Uhr und vermitteln Wohlbefinden. Noch ignorieren aber Kontakt immer viele Haus- und LadenbesitzerInnen und Alt- Für Bestellungen und Auskünfte können Sie sich an «LOUBECHEHR» EIN NEUER ANLASS DER GESCHÄFTE stadtbewohnerInnen, dass sie für diesen Blumen- den Leiter Produktion bei Stadtgrün Bern wenden, IN DER UNTEREN ALTSTADT schmuck keinen grossen Aufwand betreiben und Lukas Zurbuchen, Elfenauweg 94d, 3006 Bern, 4./5. Mai Töpfe und Erde schleppen müssen. Stadtgrün Bern Telefon 031 321 71 27 oder E-Mail lukas.zurbu- GRAND PRIX VON BERN nimmt Ihnen diese Arbeit nämlich ab und liefert so- [email protected]. 19. Mai wohl fertig bepflanzte Töpfe für die Gasse wie auch NACHBARSCHAFTSTAG MIT SELBST INITIIERTEN ANLÄSSEN Kistchen für den Fassadenschmuck. Pflanzenagenda 2018: DER ANWOHNER 25. April: Wildpflanzenmärit auf dem 25. Mai Für Sonnen- und Schatenseiten UNESCO-WELTERBE-TAG Blumige Akzente kann man praktisch überall in den 26./27. April: Graniummäritauf dem Bundesplatz 3. Juni Gassen setzen, denn Stadtgrün passt die Pflanzen- 20. Mai: ProSpecieRara-Zierpflanzenmarkt auswahl den Standorten an und nimmt Rücksicht in der Elfenau 32. SCHWEIZER FRAUENLAUF IN BERN auf Sonne und Schatten. In diesem Jahr stehen je 10. Juni zwei verschiedene Farben für beide Standorte zur ZB Auswahl, so dass nicht alle Töpfe gleich aussehen werden. www.komminoth.com Jeden Dienstag- und Samstagvormittag finden Sie bei uns in der Münster- und Gurtengasse eine vielseitige Auswahl an frischen Schnittblumen aus eigener Produktion. www.komminoth.com – und staunen wo alles wächst!

! Für sonnige Standorte (mind. 5 Stunden direkte Sonne): Rot-Gelb, Weiss-Lila. Für schattige Standorte (nicht geeignet für heisse Standorte): Magenta, Rot.

Bestellungen müssen bis am 3. April bei Stadtgrün angemeldet werden (Adresse siehe unten). Die Töpfe werden dann am 18. Mai ausgeliefert und selbstver- ständlich im Herbst auch wieder abgeholt.

Noch individueller als bei den Töpfen in der Gasse können Altstadtbewohnerinnen und -bewohner ihren Fenster- und Balkonschmuck auswählen. Eine grosse Auswahl von Geranien (stehend, hängend, unterschiedliche Farben) und andern Blütenpflanzen wird angeboten. Auch hier liefert Stadtgrün im Mai und holt die Kistchen im Herbst wieder ab. Ebenfalls im Preis von 65 Franken pro Laufmeter inbegriffen sind Pflanzen, Erde, Gefässmiete und Grunddün- gung. Nicht inbegriffen ist der grüne Daumen, aber 18 BrunneZytig 16. März 2018 Vereinigte Altstadtleiste

DER LOUBECHEHR ALS PENDANT ZUM 1. ADVENT Die eine Altsadtgasse hinunter, die andere wieder hinauf, mal durch ein schmales Zwischen- INFO DR LOUBECHER gässchen in eine Hintergasse, zytgloggenwärts, nydeggwärts, immer dem Gang der Lauben nach; is man so unterwegs, dann macht man den «Loubechehr». Jetzt wird der Loubechehr Der Loubechehr findet am Freitag, 4. Mai, zum Event und hat am 4. und 5. Mai Première: Als Frühlingsendant zum 1. Advent laden Ge- und Samstag, 5. Mai, statt. Die Läden sind am Freitag bis 21 Uhr, am Samstag bis 17 Uhr geöffnet. Bis schäfe und Gasrobetriebe der unteren Altsadtgassen ein zum entsannten Verweilen und be- Redaktionschluss der BrunneZytig hatten sich bereits über schaulichen Geniessen. 80 Geschäfte angemeldet. Ein Schaufenstersticker mit Logo kennzeichnet die Teilnehmeden. Über das Rahmenpro- Arlette Schneider, sie ist Inhaberin der Kleiderbouti- Ein Rundbrief wurde an Geschäfte und Gastrobe- gramm gibt die Website www.loubechehr.ch ab April Aus- que rytz – Textile Kompositionen an der Brunngasse, triebe verschickt, die Idee vorgestellt, Bedingungen kunft. und die Texterin Karin Hänzi Berger von Clémentine und Termine kommuniziert, Gassenverantwortliche Ig an der Postgasse, gehören zu den Initiantinnen des für Rückfragen genannt. Die Resonanz ist gross und Loubechehrs. positiv, die Bereitschaft zum Mehraufwand seitens der Geschäfte ist da, was für das Publikum heisst, es kann UMLEITUNG BUSLINIEN «Seit November 2016 habe ich mein Geschäft hier an sich auf einen schönen Mehrwert zu den präsentier- der Brunngasse und ich bin der Meinung, die Lokali- ten Produkten und Objekten freuen. WEGEN SANIERUNG täten, die Atmosphäre, die Schönheit und das Cachet ZYTGLOGGE hier unter den Lauben sind einzigartig. Daraus wächst Karin Hänzi Berger fasst die Idee des Loubechehrs so aber auch die Lust und der Drang, diese Einzigartig- zusammen: «Wir laden ein, den ganzen Freitagabend, Laut Auskunf von Bern Mobil wird der Bus keit zu zeigen und begehbar zu machen. Der 1. Ad- den ganzen Samstag in den Gassen zu verbringen und Linie 12 Richtung Zentrum Paul Klee, Linie 30 vent ist dazu ein schöner Anlass und beim Publikum dabei mal hier zu verweilen, da einen Blick zu werfen, Richtung Mate/Marzili und der Moonliner M3 beliebt. Aber ausser diesem gibt’s nichts dieser Art. hier einen Besuch zu wagen, da zu geniessen. Beson- bis voraussichtlich Mite April umgeleitet. Zusammen mit Zimi Kesselring von TOKU und Karin dere Aktivitäten der Geschäfte und Restaurants, seien Hänni von Clémentine haben wir nach Möglichkeiten es Ad-hoc-Kreationen, Musik- oder Textdarbietun- Keine Information im Voraus, müssen die VAL zur gesucht, die Gesamtheit unserer Ladenvielfalt hier in gen oder ähnliches, machen diese zwei Tage noch ex- Kenntnis nehmen. Auf Nachfrage erhielten wir von den Gassen präsentieren zu können. Nun, mit dem klusiver. Unsere Produkte und Initiativen zu zeigen ist Bern Mobil den Hinweis, dass die Umleitung, anders Loubechehr möchten wir einen zweiten Anlass im unser Angebot, neugierig zu machen und der Neu- als auf der Webseite vermerkt, voraussichtlich bis Jahr platzieren, wo sich die Läden und Beizen zeigen, gierde entgegenkommen ist unser Ziel.» Mitte April dauern wird. sich und die unteren Altstadtgassen inszenieren.» ig Wir bitten um Rückmeldungen seitens der ÖV-Be- nutzenden, wie sich diese doch recht einschneidende Massnahme auswirkt. Mail an: [email protected] oder Post an Vereinigte Altstadtleiste VAL, Sekreta- riat, Postfach, 3000 Bern 8

Zur Information die Meldung von Bern Mobil auf der Webseite: Der Zytgloggeturm benötigt eine Sanierung. Diese erfolgt ab dem 1. März und dauert bis voraussicht- lich 31. März 2018. Die Linien 12 und 30 werden stadtauswärts über die Brunn- und Postgasshalde umgeleitet.

Linie 12, Haltestellenbedienung Länggasse – Zen- trum Paul Klee • Länggasse bis Bärenplatz normal • Zytglogge: bei der Haltestelle der Linie 9 und 10 • Rathaus: provisorisch in der Postgasshalde nach dem Mani-Matter-Stutz • Ab normal

Linie 30, Haltestellenbedienung Bern Bahnhof – ! Die Initiantinnen vom Loubechehr und Geschäftsfrauen Karin Hänni von Clémentine an der Postgasse, Arlette Matte/Marzili Schneider vom rytz an der Brunngasse, Karin Hänzi Berger von Clémentine und Zimi Kesselring vom Toku an • Bern Bahnhof bis Bärenplatz normal der Gerechtigkeitsgasse, von links nach rechts. • Zytglogge: bei der Haltestelle der Linie 9 und 10 • Rathaus: provisorisch in der Postgasshalde nach dem Mani-Matter-Stutz • Ab Läuferplatz normal

Moonliner M3 Infolge der Umfahrung der Kram- und Gerechtig- keitsgasse ist die Haltestellenbedienung wie folgt: • Zytglogge: bei der Haltestelle der Linie 9 und 10 • Rathaus: provisorisch in der Postgasshalde nach dem Mani-Matter-Stutz BrunneZytig 19 Matte-Leist 16. März 2018

BÜCHER UND BEETE Für Büchersuchende ist die Matte bereits jetzt ein kleines Paradies. An vielen Stellen liegen immer Der Vorsand des Mateleiss will sich dieses Jahr unter anderem dem Platz rund um das Wösch- wieder Bücher offen und gratis zum Mitnehmen auf hüsi annehmen. Miten in der Mate, neben dem Matelade und am Matebach, is der Platz ein der Strasse. Auf der Bank unter der Nydegg-Brücke vielgenutzter Ort der Begegnung. In Zusammenarbeit mit Stadtgrün realisiert der Vorsand die- findet man Krimis und Science Fiction, vor dem ses Jahr zwei Projekte rund um diese Begegnungszone. Töpferladen in den Lauben liegt mal ein Kunstbuch, mal ein Roman, und auf der anderen Strassenseite Bereits im vergangenen Sommer hat der Platz rund taucht plötzlich ein Sachbuch über Psychologie oder um das Wöschhüsi durch eine kleine Aktion eine Dressurreiten auf. Diese Quartiertradition will der immense Aufwertung erlebt. Eine Anwohnerin hatte Vorstand des Matteleists mit einem offenen Bücher- aus eigener Initiative einige Gartenstühle auf den schrank pflegen. Auf dem Platz neben dem Wösch- Platz gestellt – vielen herzlichen Dank! An diesem hüsi können ab diesem Frühling Bücher, vor Wind Beispiel zeigte sich, wie wenig es braucht, um viel zu und Wetter geschützt, geholt und gebracht, gelesen bewirken. Die Stühle wurden sofort und über den und getauscht werden. ganzen Sommer von Anwohnenden, in der Matte Arbeitenden und Besuchenden genutzt. Der Matte- Urban Gardening lade hielt auf den Stühlen Sitzung, ganze Büros Der urbane Gartenbau (engl. Urban Gardening) ist machten darauf ihre Pausen und Anwohnende tra- weltweit im Trend. In städtischem Gebiet werden Ju- fen sich nachmittags oder nach Feierabend auf eine tesäcke, alte Gemüsekisten, Einkaufswagen oder Glace oder ein Bier – kurz: der Platz lebte. Hochbeete aus Palettenrahmen aufgestellt und be- pflanzt. Auch in Bern gibt es, beispielsweise im Brei- Der Vorstand des Matteleists freut sich sehr über tenrain und der Lorraine, urbane Gärten, die von dieses aktive Quartierleben und installiert aus die- Anwohnenden bepflanzt und gepflegt werden. Die- sem Grund im Frühling im Rahmen des Projekts ses Jahr kommt der urbane Garten auch in die Matte. «Nimm eins, bring eins!» einen wetterfesten, offenen Auf Anfrage des Vorstands des Matteleists stellt Bücherschrank. Weiter werden, voraussichtlich im Stadtgrün drei Hochbeete aus Palettenrahmen zur Mai, Hochbeete aus Palettenrahmen aufgestellt und Verfügung. Die Hochbeete werden voraussichtlich im gemeinsam mit Kräutern und Blumen bepflanzt. Mai rund um das Wöschhüsi aufgestellt. Geplant sind ! Für Büchersuchende ist die Matte bereits jetzt ein sowohl ein Kräuterbeet, an dem sich alle beteiligen «Nimm eins, bring eins!» Paradies und bedienen dürfen, als auch eine Insektenwiese Das Pilotprojekt «Nimm eins, bring eins!» wurde be- für die kleinsten Bewohner der Matte. reits im Sommer 2016 von den Kornhausbibliothe- und anschliessend konnte jeder und jede, die an dem ken Bern und Stadtgrün Bern lanciert. In vier Schrank vorbei kamen, nach dem Prinzip «Nimm Gemeinsames Bepflanzen öffentlichen Pärken wurden wetterfeste, offene Bü- eins, bring eins!» ein Buch mitnehmen oder reinstel- Neben einem Kräutergarten für das ganze Quartier cherschränke aufgestellt. Ein Anfangsbestand an len, ohne Mitgliederausweis, ohne Gebühren und sollen die Hochbeete auch ein Ort für Begegnungen Büchern und anderen Medien wurde bereitgestellt, ohne Mahnfristen. sein. Deshalb freut sich der Vorstand des Matteleists sehr, im Frühling die Beete gemeinsam mit allen In- teressierten zu bepflanzen. Kommen können alle, die Freude am urbanen Garten haben – «grüne Dau- men» sind keine Voraussetzung. Genauere Informa- tionen zum Bepflanzungstag werden zu gegebener Zeit in den Infokästen beim Senkeltram und beim Karate-Klub ausgehängt und auf der Website des Matteleists publiziert. sm 20 BrunneZytig 16. März 2018 Kramgassleist

NACH JAHRZEHNTEN WIEDER ANS LICHT GEHOLT: Unüblich viele Protokolle und sonstige Unterlagen sind aus dem Jahr 1935 erhalten. Der Grund: Vom TROUVAILLEN AUS DEM LEIST-ARCHIV 7. bis 22. September realisierte der Kramgassleist Dass das Archiv des Kramgassleiss mehr und grössere Löcher hat als ein Emmentaler Käse – seine erste Kunstausstellung. Künstler der Sektion Bern der Gesellschaft der Maler, Bildhauer und Ar- das is seit langem bekannt. An diesem Befund ändert bedauerlicherweise auch die Sichtung chitekten konnten ihre Werke in den Schaufenstern von fünf randvoll gefüllten Kisen mit Archivmaterial aus dem Nachlass des versorbenen lang- der Läden präsentieren. Die Stadt spendierte für die jährigen Leispräsidenten Kurt A. Plüss nichts. Doch ans Licht kam ein kleiner Schatz an alten Dauer der Ausstellung Fahnen für die Beflaggung Dokumenten über die Arbeit des Kramgassleiss und der anderen Untersadtleise aus den ers- der Gasse, was diesen Anlass nicht nur in den Augen ten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts. des Leists noch attraktiver machte.

Die Krux mit der modernen Kuns Die letzte Kiste im Zwischenlager in der Chramere neue Tramlinie, das «Tramway Bärengraben-Oster- von Nelly und Peter Ineichen war die schmutzigste. mundigen» stark machte. Doch der Kampf für ein Der Aufwand für diese Ausstellung ist akribisch do- Ihr einstmals sattes Dunkelrot war von einem gräu- Ostermundiger-Tram war damals noch vergebens. kumentiert. Der Leistvorstand wertete die Ausstel- lichen Schleier überzogen, ihr Boden schwarz von lung zwar in jeder Hinsicht als grossen Erfolg. Flusen und Staub. Doch diese Kiste barg den über- Vom Kramgassleist selbst existieren aus diesen Jah- Dennoch tat sich so mancher im Leist etwas schwer raschenden Fund: Verschnürte Papierbündel in viel ren keine eigenen Protokolle mehr. Zumindest nicht mit der zeitgenössischen Kunst. In einem Protokoll zu kleinen Mäppchen in verschossenen Farben, aus in dieser Kiste. Es wäre auch zu schön gewesen, ist zu lesen, «nicht wenige Leistmitglieder wünschen, denen ersichtlich alte Dokumente quollen. Dazwi- wäre nach 135 Jahren unter all den altersbraunen dass im nächsten Jahr weniger abschreckende Bilder schen lagerten quartheftähnliche Bücher, in die Papieren das Protokoll der Gründungsversammlung ausgestellt werden». Der KG-Leistvorstand bemühte Leistsekretäre in kunstvoll geschwungener Sütter- des Kramgassleists vom 29. November 1883 aufge- sich in der Folge um kunstästhetische Kompromisse linschönschrift die Sitzungsprotokolle notiert hatten. taucht. Einige Jahrzehnte lang muss es dieses Proto- – offenbar mit Erfolg, gab es doch solche Schaufens- koll aber noch gegeben haben. In der Jubiläums- ter-Kunstausstellungen noch bis in die 1980er Jahre Das «Tramway Bärengraben – Osermundigen» schrift zum 50. Geburtstag des Kramgassleists 1933 hinein. Die älteste Protokollsammlung findet sich in einem berichtete der Verfasser Christian Lerch über die Die Mega-Loterie schlichten, schwarz gebundenen Büchlein. «Leistver- Gründungsversammlung, die bei «Mohren» tagte, band der Unterstadt Quartiere 21. Juni 1899 – 25. also möglicherweise in der Wirtschaft, die sich seit Bereits 1937 gab es den nächsten Grossanlass, an Januar 1909» ist mit blauer Tinte akkurat auf der 1423 im Haus der Zunft zum Mohren an der heuti- dem der Kramgassleist an vorderster Front aktiv weissen Etikette vermerkt. Der erste Eintrag ist das gen Kramgasse 12 befand. war: «Bern in Blumen» wurde lanciert – und die nö- Protokoll der ersten Delegiertenversammlung des tige Aufmerksamkeit für den Anlass sollte eine Lot- Leistverbandes, der wohl als ein Vorgänger der heu- Standort-Marketing des Leiss terie mit 100 000 Losen und 20 000 garantierten tigen Vereinigten Altstadtleiste VAL angesehen wer- Die ersten Protokolle des Kramgassleists, die in den Treffern wecken. Dem damaligen Leistpräsidenten den kann. Dass sich die Leiste der Unterstadt bereits Papierbündeln der Kiste zu finden sind, stammen Hermann Probst oblag es, die Lotterie zu organisie- zu einem so frühen Zeitpunkt in einem Dachverband aus den 1930er Jahren. Darin ging es insbesondere ren. Losverkäufer waren Arbeitslose, die penibelst organisierten, scheint wenig verwunderlich. Denn in um Werbung und Vermarktung der Gassengeschäfte, kontrolliert wurden. Denn nur wer gut arbeitete, er- den Jahren vor und nach der Jahrhundertwende respektive wie es im damaligen Sprachgebrauch hielt auch ein gutes Zeugnis, das gleichzeitig ein drohte die Unterstadt wirtschaftlich abgehängt zu hiess, um «die Propaganda» für den existenziell Empfehlungsschreiben für künftige derartige Arbeit werden. Mit dem Bau des Bahnhofs war die Oberstadt wichtigen Weihnachtsverkauf. Der Leist finanzierte war. In der Archivkiste sind auf brüchig geworde- zum neuen Verkehrs- und Geschäftszentrum Berns seinen Mitgliedern die Zeitungsinserate mit, was die nem Durchschlagpapier etliche solcher Zeugnisse zu avanciert. Nach der Eröffnung der Kirchenfeld- und Leistkasse jeweils empfindlich schmälerte. Weshalb finden. Der Erfolg der Lotterie war riesig und Her- der Kornhausbrücke 1883 bzw. 1898 entwickelten man auch zunehmend dazu überging, die Stadt um mann Probst wohl geraume Zeit nur damit beschäf- sich die neuen Stadtquartiere rasch. Um den An- Zuschüsse an die Kosten für den traditionell ganz- tigt, die vielen Karten und Briefe aus der ganzen schluss nicht zu verlieren, stellte der Leistverband ein jährigen Brunnenschmuck zu ersuchen. Schweiz zu beantworten, in denen die Absender Aktionskomitee auf die Beine, das sich 1909 für eine wissen wollten, ob ihre Losnummer gewonnen habe und für diesen Fall auch gleich noch ihre Kontonum- mer mitschickten. Die handschriftliche Abrechung der Lotterie auf überdimensionierten Papierbögen ist ein Kunstwerk für sich!

Hunderte Stunden Freiwilligen-Arbeit für Grossanlässe Nach 1937 versiegt der Protokollfluss wieder. Aus den Jahren bis 1945 liegen nur noch wenige Map- pen mit Protokollen, Quittungen und Rechnungen auf dem Kistenboden. Aus den Folgejahren ist auch in den anderen Kisten nichts mehr zu finden. Erhal- ten sind erst aus den 1960er und frühen 70er Jah- ren wieder vereinzelte opulente Ordner mit Highlights der damaligen Leistarbeit. 1966 etwa war im Rahmen der vom Leistpräsidenten Hansruedi Schumacher ins Leben gerufenen Reihe «Rendez- vous in der Kramgasse» die Welt zu Gast. 30 Städte, die die Swissair zu dieser Zeit anflog, rückten in den Schaufenstern ihre Vorzüge ins beste Licht. 1972,

! An der ersten Delegiertenversammlung des Leistverbands der Unterstadt Quartiere nahmen vom Kramgassleist die aus Anlass der 50. Auslandsschweizer Tagung, prä- Herren Zwygart und Jenni teil. Damals gab es auch noch einen Postgass- und einen Nydeggleist. sen tierten dann Schweizer Unternehmen, Institutio- BrunneZytig 21 Kramgassleist 16. März 2018

in der Rathausgasse, die «Metzgergasschilbi» von gassleist ein. 1930 erwarben der Elektriker A. Stei- 1937 (siehe BrunneZytig 4/17). Auf 7'548.45 ger, damals Kramgasse 38, und W. Volz von der Franken beliefen sich die Kosten, gut 500 mehr als gleichnamigen Apotheke am Zytglogge 2 die Mit- budgetiert. 5000 Franken davon flossen an den gliedschaft. 1935 folgten W. Mäder von «Wohn- Künstler. kunst», damals noch Kramgasse 14, sowie F. Gyger vom «Café Harmonie», wie das heutige «Restaurant Der Leist ist auch stolzer Besitzer eines grossen Harmonie» an der Hotelgasse 3 damals hiess. Von Zinntellers, ein Geschenk des Verbands der Quar- den Nachfahren dieser Männer engagieren sich An- tier- und Gassenleiste zum 50-Jahr Jubiläum des toinette Mäder und André Steiger aktiv für den Kramgassleists 1933, sowie von ingesamt 17 Zinn- Kramgassleist. bechern. Zwei davon sind besonders interessant. ! Das Schaltier, das der Sage nach des Nachts mit Beide Becher sehen genau gleich aus, beiden ist das- Ein bisschen Wehmut zum Schluss grässlichem Gebrüll durch die Gassen der Altstadt selbe Datum eingraviert, der 11. Dezember 1935. Die mit Archivmaterial aus Papier gefüllten Kisten irrt. In seiner Haut steckt jener bösartige Metzgers- knecht, der in der alten Fleischschaal dem Kalb die Nur die Inschrift ist unterschiedlich: «Der abtretende aus dem «Zwischenlager Chramere» dürften die letz- Haut bei lebendigem Leib abgezogen hat. Präsident aus Dankbarkeit» steht auf dem einen Be- ten ihrer Art gewesen sein. Niemand im aktuellen cher. «Aus Freude meinen Freunden. Der nicht ge- Leist-Vorstand weiss von weiteren Archivkisten zu nen und Entwicklungshilfeorganisationen in den wählte Präsident» auf dem andern. Das klingt nach berichten, die noch irgendwo herumstehen könnten. Auslagen der Kramgassläden ihre Arbeit. Die äus- einer interessanten Geschichte, die leider mangels Deshalb bestätigt diese nur sehr grobe Sichtung des serst komplexe Organisation dieser beiden Anlässe, weiterführender Unterlagen nicht geschrieben wer- Inhalts der fünf Kisten die Einschätzungen, zu denen in die auch der Bund massgeblich einbezogen war, den kann. Ob sich dazu etwas in den Archiven der der Leistvorstand vor acht Jahren nach der Durch- ist auf vielen hundert Seiten dokumentiert. Nur anderen Altstadtleiste findet? sicht anderer Archivbestände gekommen ist: 1) Die schon beim blossen Durchblättern dieser dicken klaffenden Lücken im Bestand können nur noch Ordner wird klar, wie viele hundert Stunden an Confiserie Tschirren: Seit 95 Jahren Mitglied ganz punktuell geschlossen werden. 2) Das Archiv Freiwilligen-Arbeit der Leistvorstand allein für diese im Kramgassleis des Kramgassleists ist erst seit den späteren 1980er Anlässe geleistet haben muss. Interessant auch die Liste der Kramgassleist-Mitglie- Jahren einigermassen vollständig erhalten. der aus dem Jahre 1936. Aufgeführt sind dort nur Die rätselhafe Freude des nicht gewählten die Geschäfte. Fünf von ihnen existieren heute noch Seit 2007 werden alle wichtigen Leist-Dokumente Präsidenten – und sind dem Kramgassleist treu geblieben. Ange- und Unterlagen elektronisch gespeichert. Zur Auf- Auch unter dem Stichwort «divers» hatten die Ar- führt wird die Reihe dieser Traditionsgeschäfte und bewahrung ins Stadtarchiv wandern künftig statt chivkisten etwas zu bieten. Aufgetaucht ist etwa die -betriebe von der Confiserie Tschirren an der verschnürter Papierbündel und überfüllter Ordner Rechnung für das Wandbild von Friedrich Traffelet Kramgasse 73. J. Tschirren trat 1923 in den Kram- wohl nur noch USB-Sticks oder Passwörter für den Speicherplatz in einer Cloud. So geht verloren, was das Stöbern in den alten Papieren so reizvoll macht: Der trockene, leicht muffige Geruch, der aus jahr- zehnte- oder gar jahrhundertealten Papieren auf- steigt, der Staub, der sich in Nase und Hals festsetzt und die Hände beim Blättern schwarz verfärbt, das brüchig gewordene Papier, das nur mit grösster Zartheit anzufassen ist, wenn es nicht zerfallen soll. All das also, was die Zeitspanne zwischen dem heute und der Vergangenheit den Nachgeborenen ganz physisch erfahrbar macht, wird im digitalen Archiv fehlen. Eigentlich schade! babü

KL AGENDA

Der Vorstand des Kramgassleists lädt seine Mitglieder zur diesjährigen Hauptversammlung ein. Sie findet am 30. Mai, 19 Uhr, bei der Zunftgesell- ! Auch die Druckstöcke für die Illustrationen der Jubiläumsschrift zum 50-jährigen Bestehen des Kramgassleists schaft zum Affen, Kramgasse 5 statt. 1933 wurden aufwahrt. Bei dieser Ansicht der Kramgasse sind rechts und links vom Kreuzgass-Brunnen die Tram- schienen gut erkennbar. Das Programm steht noch nicht in allen Punkten fest, si- cher aber ist, dass der Leist im Anschluss an die Haupt- versammlung wieder einen Apéro Riche offeriert. Für das gewohnt leckere Buffet besorgt ist wieder Verena Hänni mit ihrem Team. Allerdings leider zum letzten Mal. Denn wie es aussieht, will Verena Hänni diesmal ernst machen und sich tatsächlich in den längst verdienten Ruhestand zu- dipl. Uhrenmacher rückziehen.

Kramgasse 14, 3011 Bern Bitte notieren Sie sich also bereits jetzt den Termin, die or- Telefon 031 311 12 60 dentliche Einladung erfolgt dann noch schriftlich. babü 22 BrunneZytig 16. März 2018 Kramgassleist

«DIE CHRAMERE WAR UNSER KIND UND DIE liarden Umsatz sei das gewesen. Doch spätestens als er im Zimmer seines Chefs den Spruch liest «lead, KRAMGASSE MEIN TUMMELPLATZ » follow or get away» – «führe, folge oder hau ab» – Nach fas 34 Jahren is die «Chramere» von Peter und Nelly Ineichen Geschichte. Was im Laden vergeht ihm zusehends die Lust, dort weiterzuarbei- ten. An ein solches System will er, der ausgeprägte nach anderthalbmonatigem Räumungsverkauf noch übrig war, passe in drei Bananenkisen. Individualist, sich nicht anpassen. Er kündigt – und Am 20. Februar übergaben die Ineichens die Geschäfsräume an der Kramgasse 48 den neuen ist offen für Neues. Eigentümern. Seither sind die beiden Pensionäre. Wer die beiden kennt, mag es kaum glauben. Die Geburtssunde der Chramere Plötzlich wird die Kramgasse wieder aktuell. Peter Ineichen sieht 1984 ein Inserat: Kellergeschäft zu vermieten. Er bewirbt sich und bekommt den Zu- schlag. «Ich wollte einfach nicht mehr abhängig sein von einem Chef.» Er lacht vergnügt. «In mir steckte eben der Traum von der Selbständigkeit.» Partnerin Nelly zieht mit, und so schlägt am 1. Juni 1984 im Keller an der Kramgasse 76 die Geburtsstunde der Chramere.

«23 Jahre lang sind wir in diesem Keller gewesen, der gerade einmal 30 Quadratmeter gross war. Vor allem in der Weihnachtszeit war der Raum so über- füllt, dass ein Durchkommen fast unmöglich war,» erzählt Nelly Ineichen amüsiert. Nur durch lautes Zurufen hätten sie sich noch verständigen können. Nelly Ineichens Spezialgebiete sind bereits zu jener Zeit ätherische Öle und Katzenfiguren aller Art. Peter Ineichen kreiert und produziert mit grossem Erfolg Pins und macht die Chramere zum Treffpunkt der Sammler dieser Anstecker. Sie beginnen auch, ! Nelly und Peter Ineichen: Ihre Chramere ist Vergangenheit, die schönen Erinnerungen bleiben. mit Feng Shui-Beratern zusammenzuarbeiten. «Wir waren Ende der 80er Jahre der erste Laden in Bern, Drei Tage nach der Geschäftsübergabe spazieren früh schon haben die beiden durch ihre Berufe die der Feng Shui-Produkte anbot», sagt Peter Ineichen Peter und Nelly Ineichen vom Bahnhof zum verein- Gasse kennen- und schätzen gelernt. So arbeitet nicht ohne Stolz. barten Treffen im Rathaus-Restaurant. Sie meiden Peter Ineichen in der Berner Niederlassung von Lat- die Kramgasse und ihr ehemaliges Geschäft, laufen scha Waagen in der Kramgasse 80, wo er verant- Princess Anne kauf Osereier hintenrum durch die Rathausgasse. Nelly Ineichen wortlich für den Aussendienst und die Monteure ist. Immer wieder organisieren sie auch Ausstellungen. ist trotz der kältegeröteten Wangen eine gewisse Er- Seine spätere Frau Nelly führt ihre Ausbildung in die Eine davon ist ihnen in bleibender Erinnerung. «An- schöpfung anzusehen. Sie sei froh, dass es vorbei ist, Kramgasse. Sie ist Lehrnende im Möbelgeschäft In- fang der 90er Jahre haben wir von Künstlern be- sagt sie nach dem Hinsetzen. «Das Ausräumen und traform von Erwin Franz, der zwischen 1967 und 72 malte Ostereier ausgestellt, als plötzlich mehrere Abgeben des Ladens war schon ziemlich stressig. neben dem Hauptgeschäft in der Metzgergasse 47 Männer im Keller standen, die sich dann als Zivil- Aber alles ist gut gegangen», berichtet sie spürbar noch eine Dependance an der Kramgasse 66 führt. polizisten und Mitarbeiter der britischen Botschaft erleichtert. Peter Ineichen schaut seine Frau an. «Wir sind vor fast 34 Jahren still und leise gekommen, Der lange Weg zur Selbssändigkeit und jetzt sind wir ebenso still und leise wieder weg- Als Peter Ineichen dann für einen längeren Aufent- gegangen. Dazwischen liegen fast 34 Jahre. Das ist halt nach Australien fliegt, folgt ihm Freundin Nelly doch schön.» Nelly pflichtet ihm lächelnd bei. Beide nach einem halben Jahr. Gemeinsam bereisen sie finden, es sei ein guter Zeitpunkt zum Aufhören ge- das Land und ziehen weiter in diverse asiatische wesen. «Wir haben uns immer gesagt, irgendwann Länder. Ein Jahr lang sind sie zusammen unterwegs, einmal möchten wir, solange wir noch gesund sind, bevor sie nach Bern zurückkehren. Die Kramgasse vom Leben noch etwas haben.» ist danach für Peter Ineichen erst einmal kein Thema mehr. Er arbeitet in Zürich in einer Nieder- Dass die Ineichens so viele Jahre ein Geschäft aus- lassung einer US-Firma, die unter anderem Träg- gerechnet an ihrer Traumgasse, der Kramgasse, füh- heitsnavigationssysteme für Jumbojets herstellt. Eine ! Nelly Ineichen liebt Katzen, lebendige ebenso wie ren würden, ist möglicherweise kein Zufall. Denn Riesenbude mit 77 000 Mitarbeitenden und 11 Mil- künstliche.

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und -kunden nicht nehmen, sich von den Ineichens persönlich zu verabschieden. Etliche bringen kleine Geschenke mit oder laden die Noch-Geschäftsinha- ber ein, sie nach ihrer Pensionierung zu besuchen. «Wir hätten nie gedacht, dass unsere Kundschaft uns derart wertschätzt», sagt Peter Ineichen. In seinen Worten schwingt eine gehörige Portion Rührung mit.

Gibt es ein Leben nach der Chramere? Zum Ausspannen haben die Ineichens aber auch als Pensionäre vorläufig noch keine Zeit. Denn in ihrer Wohnung und im Keller stapeln sich tonnenweise Geschäftsunterlagen, die sortiert werden wollen. ! Die Fantasy-Helden haben es nicht nur der Nelly Ineichen ahnt bereits, dass das Aufräumen Kundschaft, sondern auch den Ineichens angetan. dauern wird. «Pesche kann nichts wegwerfen.» Ihr Mann nickt ein klein wenig schuldbewusst. «Ich habe eben immer das Gefühl, dass ich irgendwann zu erkennen gaben», erinnert sich Ineichen. Die Be- alles wieder brauchen kann. Das Sammeln liegt bei sucher kündigen royalen Besuch an: Ihre Königliche mir in den Genen», klagt er scheinbar zerknirscht. Hoheit Prinzessin Anne. Dann sperren sie das Ge- Um im gleichen Atemzug zu berichten, wie sehr er schäft für die blaublütige Kundin ab. Peter Ineichen sich gefreut habe, als er kürzlich ein Billett für das weiss im ersten Moment gar nicht, wie ihm ge- Konzert der Rolling Stones von 1973 in der Berner schieht. «Als die Prinzessin kurze Zeit später leibhaf- Festhalle wiedergefunden habe. Seine Frau verdreht tig vor mir stand, hatte ich einen zündroten Kopf. So bei seinen Worten lachend die Augen. ! Der Gargoyle soll böse Geister abwehren, und in der verlegen war ich.» Doch dieses für ihn eher unge- Fantasy-Welt erwacht er zwischen Sonnenuntergang wohnte Gefühl verfliegt schnell. Ganz freundlich Nelly Ineichen, die stets Pragmatische, kann sich ein und -aufgang zum Leben. habe sich Prinzessin Anne – «eine unglaublich ele- Leben ohne Chramere gut vorstellen. Sie freut sich gante Erscheinung» – mit ihm unterhalten und er- sogar darauf. Für ihren Mann, als leidenschaftlicher Nachdenklichkeit wieder ab und zieht lieber Bilanz. zählt, dass ihre Oma bemalte Ostereier sammle. «Sie Geschäftsmann und Vorstandsmitglied des Kram- «Das, was wir ersehnt haben, zusammen etwas auf- hat dann für die Queen Mum ein paar Ostereier ge- gassleists in der Gasse bekannt wie ein bunter Hund, zubauen, zusammen ein Geschäft zu betreiben, kauft und ist wieder gegangen.» Dass die Königliche ist das Loslassen schwerer. «Die Chramere ist unser haben wir geschafft. Darum muss ich sagen: Le- Hoheit für einen Einkauf ausgerechnet in seinen Kind und die Kramgasse ist mein Tummelplatz, mein bensziele erreicht!» Der Schalk blitzt ihm aus den Keller hinunterstieg, kann Peter Ineichen bis heute Auslauf. Dort konnte ich in all den Jahren mein Be- Augen, während er das sagt. Denn es ist sonnenklar: noch nicht ganz fassen. ziehungsnetz aufbauen. Nicht mehr regelmässig in Pesche wird sich zusammen mit Nelly jetzt wieder der Kramgasse zu sein – das wird nicht spurlos an neue Ziele setzen. Die neue Chramere mir vorübergehen.» Doch energisch schüttelt er die babü Etliche Jahre später, 2007, ergreifen Nelly und Peter Ineichen die Chance, ihr Kellerdasein zu beenden. Als sich Kurt und Edith Anderegg aus ihrem Ge- schäft für Kunsthandwerk nach bald 40 Jahren zu- rückziehen wollen, vermieten sie den Ineichens ihren Parterre-Laden. Die neue Chramere an der Kramgasse 48 ist dreimal so gross wie die alte. Die beiden erweitern zügig das bestehende Chramere- Sortiment. Zudem führen sie das Anderegg’sche Ta- schenangebot weiter und setzen verstärkt auf Fantasy. Dies nicht nur deshalb, weil unter anderem dank Harry Potter die Nachfrage nach Drachen, Elfen, Zauberern und so weiter seit Jahren anhält. «Die Fantasy-Welt interessierte uns beide schon lange», erläutert Peter Ineichen. NATUR INSPIRIERT Ihre Kundschaft kommt aus der halben Schweiz. In den Tagen und Wochen vor der Geschäftsschliessung IMMER lassen es sich viele der Chramere-Stammkundinnen NICOLAS ADAMEK | GOLDSCHMIED KRAMGASSE 56 | 3011 BERN | WWW.ADAMEK.CH 24 BrunneZytig 16. März 2018 Rathausgass-Brunngass-Leist

OSCAR ELCH IM RINGGIPÄRKLI Thema Spielregeln und Einbezug der direkt Betrof- fenen, sprich Nachbarn. Das würde auch dem Ge- Die vom Gemeinderat direkt bewilligte Aktivität auf sädtischem Grund sorgt für Unruhe im Quar- meinderat gut anstehen. Oder vielleicht doch das tier – gut gemeint, aber die Auswirkungen auf die Anwohner nicht genügend überlegt. direkte, sympathiebezogene Durchwinken hinterfra- gen und die Profis vom Veranstaltungsmanagement Im Eifer des Gefechts kann das ja passieren. Eine bei beiziehen. Regeln definieren, gleichberechtigt mit Politikern und Journalisten äusserst beliebte Crew den «normalen» Gastro-Betreibern (Platzmiete, Öff- stellt direkt an den Gemeinderat das Gesuch, in der nungszeiten, Emissionen), dann könnte das Ganze Adventszeit das dann brachliegende Ringgipärkli funktionieren. Schauen wir also mal, was uns der (das ist die Terrasse vor der Kornhausbrücke, dort nächste Dezember bringt. wo der ehrwürdige Rudolf von Erlach seit 1969 auf ef seinem Pferd sitzt) mit einer Beiz zu beleben. Gute Idee, da läuft ja zu dieser Jahreszeit ohnehin nichts, also Bewilligung gleich erteilen. BALLSAAL STREET JAM Hütendorf Der Ballsaal besielt wieder die Brunngasse – Die normalerweise für solche Gesuche zuständige 23. und 24. März Abteilung der Gewerbepolizei – Veranstaltungsma- ! Oscar Elch, Blick von der Grabenpromenade. zVg nagement der Stadt Bern – wurde zwar kurz kon- Im Keller an der Brunngasse 70 rumort es wieder. taktiert, aber für Abklärungen über Verträglichkeit tränke ins Spiel. Was können die Betreiber dafür, Es wird geübt und geprobt. Schon bald werden sich mit der Anwohnerschaft blieb keine Zeit, zu gut wenn die Fête weitergeht, ist ja schliesslich öffentli- die Tänzerinnen und Tänzer aus dem Untergrund schien dem Gemeinderat die Idee der Belebung öf- cher Grund, da kann man niemanden wegweisen. auf die Gasse wagen und ihre Choreografien einstu- fentlichen Grunds. (Wie war das mal mit den Auflagen für die im nor- dieren und verfeinern. malen Wettbewerb stehenden Gastrobetreiber: Bewilligung durchgewunken, anfangs November be- Trage Verantwortung für deine Kundschaft…?) Item, Wie vor einem Jahr wird die ganze Truppe von jung gannen die «Bauarbeiten», ein veritables Hüttendorf es gab Abende, da ging das Festen einfach weiter. bis etwas älter die Brunngasse verzaubern. Mit wurde auf der Terrasse erstellt. «Inmitten der Stadt Inklusive Rauch, der sich, je nach Windlage, auch in Musik und Choreografie werden sie die Bretter, die werden Container montiert, mit Holz eingefasst und die gegenüberliegenden Schlafzimmer verirrte. die Welt bedeuten, tauschen mit den Pflastersteinen, zu Weihnachtsbar und Winterfoodchalet umgebaut» die Bern bedeuten. (Originaltext Oscar Elch). Realität: Aus Holzpaletten Nachbarn sind tolerant und aufgeschnittenem Rundholz wurde ein gefälliges Nicht eine Beschwerde ist bei der Polizei eingegan- In Erinnerung der Verzauberung unserer ruhigen Dörfli errichtet, inklusive Baucontainer für Lager gen – also no problem. Das gehört dazu zum städti- Gasse freuen wir uns auf diesen einmaligen kultu- und mobile Toilettenanlage. Betriebsbewilligung bis schen Leben. Man hält halt die Fenster geschlossen. rellen Anlass. Wir drücken die Daumen, damit das nachts um 00.30 Uhr, also gleich volles Programm. Nicht wenige Wohnungen an der unteren Graben- Wetter wieder mitmacht! promenade liegen auf gleicher Höhe wie das Pärkli, Eigendynamik eines hippen Ortes Distanz keine 15 Meter. Einen Monat lang Ausblick Spielzeiten sind: Gut, gegen Belebung der Altstadt kann ja nun wirk- auf eine Bretterwand und einen Blechcontainer. Kein Freitag 23. März 17-19 Uhr und lich niemand etwas haben, aber die Geschichte ent- Problem, Altstadtbewohner sind tolerant, das Ganze Samstag 24. März 14-17 Uhr. ef wickelte doch eine gewisse Eigendynamik. Das ist ja Ende Dezember zu Ende, das kann man über- Angebot kam an, ab Feierabend bevölkerte sich das leben. Also keine Reklamationen. Pärkli zusehends, also klar ein Bedürfnis. Glögg, die skandinavische Variante des Glühweins, wärmte die Dann der Zeitungsartikel: Bewilligung für Oscar Elch kühlen Berner auf und gegen Mitternacht war dann verlängert bis Ende Januar. «Bis 4 Uhr morgens soll doch meist «fullhouse» mit entsprechend angeregter die Bar geöffnet haben – Arbeitszeiten, die fürs Stimmung. Da kann man den Betreibern nur gratu- Team scheinbar kein Problem sind», so steht’s in der lieren, schön, das fägt. Zeitung. Ein kleiner Fehler, gemeint war doch nur die Sylvesternacht. Verständlich trotzdem, dass jetzt Vorbildlich schlossen die Betreiber jeweils um 00.30 Zoff war an der Grabenpromenade. Keine Beschwer- Uhr ihre Bude, verabschiedeten sich von den noch den eingegangen, meldete aber die Amtsstelle Ver- anwesenden Gästen und empfahlen ihnen, jetzt anstaltungsmanagement an den Gemeinderat, also ruhig zu sein. Die offene Feuerstelle (an sich in der faktisch auch kein Grund, die Bewilligung nicht zu Bewilligung nicht enthalten, aber was nicht verboten verlängern. Einzige Auflage: Keine Feuerstelle mehr. ist, ist ja erlaubt) war noch am Glimmen. Kein Pro- blem, das Brennholz lag zum Nachlegen bereit und Ausgesanden? da das Ganze als «Ort ohne Konsumzwang» prokla- Nun, der nächste Advent wird kommen. Für eine ! Ballsaal goes Brunngasse. miert war, kamen jetzt auch die mitgebrachten Ge- Belebung der Altstadt sind wir immer noch. Aber:

Seit 1907

Rathausgasse 21 3011 Bern Rathausgasse 24 • 3011 Bern 031 311 34 34 Telefon 031 311 29 92 • Fax 031 312 23 89 mathysgoetschmann.ch Montag geschlossen BrunneZytig 25 Leist der Untern Stadt 16. März 2018

DAS ZWEITE KAPITEL IM KUNSTKELLER IST Zurück zu den Wurzeln «Wir freuen uns über die Zustimmung und das Inte- AUFGESCHLAGEN resse der Burgergemeinde Bern, der Besitzerin der Die Namen Kunskeller und Dorothe Freiburghaus waren so gut wie Synonyme. Nicht ersaun- Liegenschaft, den KunstKeller weiterhin mit zeitge- lich, war doch der Kunskeller unten an der Gerechtigkeitsgasse 47 Jahre lang das uneinge- nössischer Kunst zu bespielen. So kann das kultu- relle Erbe und die lange künstlerische Arbeit, die in schränkte Wirkungsgebiet der Galerisin, die die Berner Kunsszene nachhaltig prägte. Mit diesen Räumen stattgefunden hat, weitergeführt gleichem Geschick und Gesür setzte sie sich schliesslich auch für ihre Nachfolge und die Wei- werden. Wir haben uns entschieden, zurück zu den terexisenz der Galerie ein. Willkommen in der Galerie da Mihi | KunsKeller bei Barbara Marbot Wurzeln zu gehen und eine Galerie im ursprüngli- und Hans Ryser! chen Sinne zu sein. Wir zeigen professionelle Kunst- schaffende, die uns persönlich faszinieren. Diese Die letzte Ausstellung machte Dorothe Freiburghaus ausfüllende Glastüre, die schweren Holztürflügel fördern wir mit seriöser Ausstellungsarbeit und per- mit Bildern von Martin Ziegelmüller, dem Maler aus müssen nicht mehr gestemmt werden und ruhen sönlichem Engagement. Unser Herz schlägt für die Vinelz. Sie hätte vor 47 Jahren auch mit ihm begon- nun in ihren Scharnieren. Im Galerieeingang ste- aktuelle Kunst. Diese zu vermitteln und zu fördern nen – und so schliesse sich der Kreis. Das war im hend öffnen sich schöne Blickperspektiven: Wieder steht für uns klar vor dem kommerziellen Erfolg.» Juni 2017. Nach der Sommerpause eröffneten Bar- hinauf, von wo man eben herkam, mit belustigen- Barbara Marbot und Hans Ryser erzählen und er- bara Marbot und Hans Ryser ihre erste Ausstellung dem Strassenlebenausschnitt, den unregelmässig klären mit Freude und Engagement. Man glaubt hier am für sie neuen Ort mit Victorine Müller, einer groben Mauern, dem Tonnengewölbe entlang zum ihnen, hat gleich den Beweis, dass den beiden die Künstlerin aus dem «Bestand» ihrer Vorgängerin, Durchgang in den nächsten, fast kathedral anmu- Vermittlung, das Gespräch wichtig sind, die Ausei- eine Referenz. tenden Mittelraum. nandersetzung mit Kunst im weitesten Sinn. «Darum sind wir da», sagt Frau Marbot, «wir möchten, dass Die beiden Galeristen Barbara Marbot und Hans Dort führt wieder eine Treppe hinauf, doch nur auf man zu uns ohne Berührungsängste kommt, einfach Ryser, auch privat als Paar verbunden, bringen den halbe Höhe, und als Neuerung am auffälligsten, zu so, zum Schauen, zur Begegnung, zum Gespräch» in Bern bereits bekannten Galerienamen da Mihi zwei separaten Räumen. Der eine erteilt mit seinen und fügt lachend hinzu: «Auch ohne zu kaufen.» mit, der nun dem KunstKeller beigestellt wird und, unverputzten Mauern ungefragt eine Lektion in mit- viel wichtiger, die Erfahrung aus fünf Jahren Gale- telalterlicher Kellergeschichte, der andere strahlt in Wir sind eine lokale Galerie rietätigkeit in ihrer im Jahr 2012 gegründeten Ga- Weiss und lässt über seine Art des Lichteinfalls stau- «Unser Schwerpunkt», so Hans Ryser, «liegt bei den lerie da Mihi am . Mit der Übernah- nen. «Unsere Kabinetträume», meint Barbara Mar- Berner und Bieler Künstlerinnen und Künstlern, me des Kunstkellers sind sie in ein neues Kapitel Ga- bot, «eine Konzentration, mal auf ein-zwei Objekte auch wenn wir, wie bei der aktuellen Ausstellung, leriegeschichte gestartet. aus unseren Sammlungsbeständen, mal einen be- einen Künstler aus China zeigen. Das hat sich sehr sonderen Werkaspekt, mal als Galerie in der Galerie direkt so ergeben aus dem Chinaaufenthalt der Heute betritt man ihren da Mihi | KunstKeller nach als experimentelle Bühne für eine junge Künstlerin, Künstlerin Charlotte Hug. Sie setzt sich mit Kalligra- der recht steilen Treppe durch eine das Tor rund einen jungen Künstler.» phie auseinander und begrüsste die Begegnung mit einem in der Schweiz lebenden Chinesen als gegen- seitigen Austausch.»

Konstellationen dieser Art garantieren für interes- sante Begegnungen, gerade auch in den einmal monatlich stattfindenden Gesprächsforen «Abend- stunde / Morgenstunde KunstKeller» oder den Füh- rungen durch die jeweiligen Ausstellungen.

Über das Galerieprogramm gibt die sehr schöne Homepage www.damihi.com Auskunft. Es seien hier nur die unmittelbar nächsten Daten als Einladung zum Besuch der Galerie da Mihi | KunstKeller auf- geführt.

Die noch bis zum 31. März dauernde Ausstellung Charlotte Hug und Xinglai Yang. Abendstunde KunstKeller am Samstag, 17. März, 20 bis 21 Uhr; Öffentliche Führung am Donnerstag, 22. März, 19.00 bis 19.30 Uhr. ig ! Barbara Marbot und Hans Ryser im mittleren Raum des Kunstkellers – eine Art White Cube und Kathedrale für die Kunst.

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IM KLÖTZLIKELLER GEHT’S ENDE APRIL ANS GROSSE ABSCHIEDNEHMEN Am 21. April darf im Klötzlikeller aus vollen Gläsern und feuchten Augen geweint werden, denn das Ehepaar Beat und Florenzia Trüb geht nach 18 Wirte-Jahren in Pension. Danach wird das his- torische Kellerlokal an der Gerechtigkeitsgasse einen Sommer lang sanf renoviert und is von seiner Besitzerin, der Stadt Bern, auf den 1. November zur Pacht ausgeschrieben.

Böse Briefe, wie beim Einzug von Beat und Florenzia Ausschankkeller verpachtet, doch endete 1804 auch Trüb im Jahr 2001, wird es bei ihrem Abschied be- hier das goldene Zeitalter des Ancien Régime. Die stimmt nicht mehr geben, denn beide haben das Wirtschaften erhielten neue Vorschriften, teure Kon- Traditionslokal – den letzten ursprünglichen Wein- zessionen und vermehrte Polizeiaufsicht. Eine Wirt- keller der Stadt – aufs Würdigste vertreten und stan- schaftskontrolle zwischen 1836 und 39 verzeichnete den den «wohledelgeborenen» Patrizierfamilien, die noch 139 Kellerlokale, 66 davon lagen zwischen Zyt- ! In der Weinstube des Klötzlikeller hängen viele Erin- nerungen! Die Gäste halten sie wach, so verblassen im 18. Jahrhundert die Keller besassen und damals glogge und Kreuzgasse. Das Lokal an der Gerechtig- sie niemals ganz. Die Damen auf den beiden Fotos das alleinige Ausschankrecht hatten, in nichts nach. keitsgasse 62, das ununterbrochen der Familie von sind die Schwestern Rosa und Elise Klötzli. Warum aber das böse Blut zu Beginn ihrer Wirte- Mülinen gehört hatte, wechselte nun den Besitzer. zeit? Um das zu erfahren, ist ein kurzer Abstecher Hauptmann Heinrich Fischer erwarb es 1838. Isabelle Gschwind, und danach kam bis 2001 Leonie in die Geschichte des Klötzlikellers hilfreich. Pulfer. Manch einer schwärmt noch von der Der Klötzlikeller kommt zu seinem Namen «Chlödu»-Zeit, besonders von den verrückten 70er Bern is auf Wein gebaut Mitte des 19. Jahrhunderts kam diese Weinstube zu Jahren unter «La Belle Isabelle», die gerne in der Bern eroberte 1536 die Waadt – und mit ihr viele ihrem heutigen Namen: Konditor Niklaus Klötzli Tracht jodelnd wirtete, das Lokal unter anderem lukrative Weinberge. Seit dem Mittelalter galt Wein kaufte das Haus 1847 Hauptmann Fischer ab. Da- durch eine kleine Bühne und mit einer eigenen auch in Bern als Grundnahrungsmittel, jedermann mals gab es noch knapp 50 solcher Wirtschaften in Theaterproduktion bereicherte und vielen politi- trank ihn gleich literweise. Sogar den Gefangenen der Stadt. Die dort arbeitenden Kellermägde – Kell- schen Grössen und Gruppen halbe Nächte lang Un- wurde ein Liter pro Tag zugestanden. Möglicher- ner gab es noch nicht – mussten über 30 Jahre alt terschlupf und Gastfreundschaft bot. Zwischen 1996 weise war Wein damals sogar bekömmlicher als das sein, was vorgängig polizeilich geprüft und geneh- und 1999 wurde das Haus renoviert, so dass aus der noch nicht ganz so saubere Wasser. migt wurde. Ab 1852 herrschte abends ab 9 Uhr neuen Speiseküche ausser blossen Snacks nun end- Polizeistunde, an Sonn- und Feiertagen blieben die lich auch richtiges Essen aufgetischt werden konnte. Die Stadtchronik erwähnt 1635 erstmals ein Lokal Lokale zu. Mit der neuen Berner Ordnung von 1876 Damals wurde auch der Gewölbekeller, der bisher an der Gerechtigkeitsgasse 62, eine von damals rund mussten viele weitere Pinten für immer schliessen, als Weinlager gedient hatte, zur Gaststube ausgebaut. 200 florierenden Keller-Weinstuben in burgerli- nicht aber der Keller von Niklaus Klötzli. Der Grund Bei Leonie gab‘s jetzt Platz für 65 Personen und chem Besitz, wo ausser den Fässern lediglich ein dafür bleibt im Nebel der Geschichte… währschafte Mahlzeiten. paar Tische und Bänke standen, und die Regierung dank Ohmgeld (Lebensmittelsteuer) wacker mitver- Nach dem Tod ihres Vaters 1885 übernahm Rosa Beat und Florenzia Trüb im «Chlödu» diente. 1652 kam das Haus in den Besitz der Patri- Klötzli die Bewirtschaftung der Weinstube, 1907 Nach diesen Ausführungen verwundern die zu Be- zierfamilie von Mülinen. 1719 wurde das Kornhaus folgte ihre jüngere Schwester Elisabeth. Sie vergrös- ginn erwähnten bösen Briefe nun keinen mehr: gebaut. Hier lagerten über 50 riesige Fässer mit etwa serte das Lokal, täferte die Wand mit Holz, liess ei- 2001 wagte doch tatsächlich ein Wirte-Ehepaar die 650000 Litern Staatswein, der von der Regierung gens schmiedeiserne Lampen herstellen, und für Tradition «Frau – ledig – blond» einfach zu ignorie- auch als Zahlungsmittel benutzt wurde. So kam jeden Stammgast wurde ein Stuhl mit eingeritztem ren! Beat Trüb war damals in der Berner Gastro- wahrscheinlich das Sprichwort in Umlauf «Venedig Monogramm angefertigt. Die «Noblen» konnten Szene kein Unbekannter mehr. «Nach der Matur ist auf Wasser gebaut, die Stadt Bern aber auf Wein». einen Eingang via Lauben nehmen, der Rest stieg di- ging ich erst mal auf Reisen,» erzählt er aus seinem rekt von der Gasse hinunter. Elsi hatte grosse Erfolge Leben, «dann absolvierte ich die Wirteschule und Berns Bevölkerung wuchs damals auf 12‘000 Ein- zu verzeichnen, ihr Keller war «in» und alles, was stürzte mich beruflich in einem Club in Payerne ins wohner und überall eröffneten Lokale. Auf 60 bis «Geist und Rang» hatte, verkehrte hier. Allerdings 80 trinkfreudige Personen kam ungefähr eine Beiz! war bis 1909 auch die Zahl der Berner Kellerlokale Die Probleme liessen nicht lange auf sich warten. auf lediglich acht zusammengeschrumpft. Bald wurden nebst der Ausweitung der Ausschank- privilegien der Patrizier von 1737/1739 gleichzei- Die Frauenherrschaf beginnt… tig auch scharfe Verdikte gegen den zunehmend Die Frauenherrschaft der Klötzlischwestern endete überbordenden Weinkonsum erlassen. Noch 1803 1916 – und begründete gleichzeitig eine Wirtinnen- wurde das städtische Kornhaus als Magazin und Tradition. Elise Haller machte 1917 den Auftakt und führte den Klötzlikeller gleich 45 Jahre lang! Sie kannte ihn allerdings schon in und auswendig, stand sie doch hier seit 1907 in Elsi Klötzlis Diensten. 1940 wurde das Haus an der Gerechtigkeitsgasse 62 LIMERICK MIT ANSTAND an die Stadt Bern verkauft. Und 1962 mit der Wei- tergabe der Pacht an eine nächste Frau, Frieda Ha- Das Leben ist halt ein Spiel, begger, wurde aus der Macht der Gewohnheit eine es ändert sich nichts, oder viel. Tradition: Im Klötzlikeller, so hiess es nun, müsse Wichtig dabei, eine ledige Frau wirken. Nicht nur das, auch blond es lege das Ei müsse sie sein. ein jede(r) mit Anstand und Stil! ! Mit Herz und Hand bei der Sache: Florenzia Trüb. Und siehe da, alle waren sie blond: 1967 übergab Hans Häusler Nein, ledig ist sie nicht, aber blond – und eine Habegger das Zepter an Mädi Pfeiffer, diese 1976 an wunderbare Köchin! BrunneZytig 27 Leist der Untern Stadt 16. März 2018

Nachtleben. Ich merkte sofort, Theorie und Praxis sind zwöi paar Schue!» Die weiteren Arbeitsorte, die Trüb erwähnt, lassen auf einen grossen Erfahrungs- schatz schliessen: Lorenzini, Da Carlo, Galleria, Ten- nisclub Sporting, Metzgerstübli, bevor er sich schliesslich für den Klötzlikeller entschied.

Doch ganz ignoriert haben die Trübs die Frauen- herrschaft im «Chlödu» ja nicht: Derweil ihr Mann sich in der Weinstube und im Gewölbekeller den Gästen widmet, steht Florenzia Trüb in der Küche und zaubert Eigenproduktionen aus ihren Töpfen. Zugegeben, sie erfüllt nicht alle Bedingungen der Klötzli-Tradition, denn ledig ist die Mutter von zwei Söhnen keineswegs. «Dafür bin ich unübersehbar blond», meint sie lachend, und zählt rasch ein paar der Lieblingsmenus ihrer Gäste auf, derentwegen es diese immer wieder in den Keller zieht: «Chlödu»- Nudle an Whisky-Sauce, Morchel-Risotto, Pouletfi- lets an Cognac-Sauce oder Kalbsleberli von Hand in Würfeli geschnitten (nicht geschnätzelt!) an Marsala. «Dabei bin ich nicht einmal gelernte Köchin. Ich habe in den 60er Jahren eine Ausbildung zur Foto- grafin gemacht, und zwar bei «Foto Dani», der da- ! Florenzia Trüb und Suganti, ein seit 23 Jahren eingespieltes Küchenteam. mals sein Geschäft noch an der Gerechtigkeitsgasse 11 hatte.» Und nach der Pension? «Zuerst machen bandelt, sei sie blond oder andersfarbig oder sei es Text-Quellennachweis: Schmocker Chr. Ed.(unser ehema- wir einmal gar nichts», erklärt Beat Trüb entschie- wieder ein Wirte(ehe)paar. liges Redaktionsmitglied), Ein kurzer Streifzug durch die den», und Florenzia ergänzt, «Ich nehme vielleicht ZB Geschichte des Klötzlikellers in Bern – den verehrten Gäs- meinen Fotoapparat wieder in die Hand und ziehe ten gewidmet, 3. Aufl. Bern 2005 los. Möglicherweise werden wir später dann wieder etwas Catering machen, für Cuco Dietrich oder so, wer weiss». WER LIEBT SCHON KUTTELN? SPONSOREN MIT Am 21. April geht mit der «Austrinkete» der Ab- GESCHMACK! schied aus dem Berufsleben über die kleine Keller- Warum war dieses Sponsorenessen in der und für die Spysi im Verhältnis zu den anderen so sät bühne. Wir von der BrunneZytig wünschen den angesetzt – quasi schon in der nächsen Saison? beiden viel Glück und ein erfolgreiches Pensionis- tendasein. Und dem «Chlödu» wünschen wir nach Jürg Haller, Geschäftsführer dieser altehrwürdigen der kleinen Rundumerneuerung diesen Sommer, Institution in der Unteren Altstadt – und am Spon- dass sich bald jemand wieder liebevoll und leiden- sorenessen inzwischen unverzichtbarer «sprüche- schaftlich um ihn kümmert, sei sie ledig oder ver- klopfender» Unterhalter – verrät es uns: Es gibt halt frühestens um diese Jahreszeit erst Kutteln. Exakt deswegen sind wir Gäste auch gekommen, denn wo in Bern kann man noch Kutteln essen, wenn nicht in der Spysi! Und am 9. Februar 2018 gab es ein ganz besonderes Sponsorenessen: Es war das fünf- zigste. Am allerersten Essen 2006 gab es übrigens ebenfalls Kutteln.

An diesem Jubiläumsessen nahmen Gäste teil, die schon von Anfang an mit dabei waren, aber auch solche, die diese aussergewöhnliche Gelegenheit zum ersten Mal entdeckt haben. Haller erzählt, dass es nicht einfach sei, alle Kutteln schön weich zu ko- chen. Manchmal sei das sogar unmöglich, denn es gäbe «Exemplare», die könne man tatsächlich so lange kochen, wie man wolle – sie blieben zäh. Der

neue Metzger aber habe versprochen, die zähen Stü- ! Roter oder Weisser? Die traditionell «nichtalkoholi- cke vorher mit Garantie auszusortieren, denn man sche» Spysi erlaubt den Spnsoren-Gästen ausnahms- könne diese bereits beim Zuschneiden erkennen. weise ein Gläschen – oder zwei. Und siehe da, jeder einzelne Bissen an diesem Abend war wunderbar weichgekocht! Dazu gab es Auf Wiedersehen im nächsten Jahr, dann vielleicht eine rote und eine weisse traditionelle Sauce und wieder zum «Suure Mocke», oder eventuell einmal währschaften Härdöpfelstock. Zum Schluss hatte zu Blut- und Leberwürsten? Wir werden sehen, was Beat Trüb in seinem Element. Er war 18 Jahre lang Wirt jeder Gast auch noch die inzwischen einfach dazu- uns in einem Jahr dann gluschtet… im Klötzlikeller. gehörende Cremeschnitte auf seinem Teller. ZB 28 BrunneZytig 16. März 2018 Kesslergass-Gesellschaft

150 JAHRE KESSLERGASS-GESELLSCHAFT: DIE LEIST-AUFGABEN VON DAMALS SIND NOCH IMMER AKTUELL Es darf gefeiert werden: 1868 is die Kesslergass-Gesellschaf als fünfer Quartier- und Gassenleis der Stadt Bern ins Leben gerufen worden. Zum runden Jubiläum sind verschiedene Anlässe während des Jahres geplant. Die BrunneZytig is zum 150-Jahr-Geburtsag ins Archiv der Bur- gerbibliothek gesiegen, um mehr über die Anfänge der Gassenleise im Allgemeinen und der Kesslergass-Gesellschaf im Besonderen zu er- fahren.

Zwischen 1863 und 1902 entstanden in der Stadt und Geselligkeit unter den Angehörigen zu pflegen» Bern 27 Quartier- oder Gassenleiste. Im Gegensatz (G. Rathgeb, Wesen und Ziele der Quartier- und Gas- zu den bisherigen Leisten des 18. und frühen 19. senleiste der Stadt Bern, 1919, S. 7). Jahrhunderts, deren Ziel vorwiegend die Geselligkeit und der politische Austausch war, entstand ab der Die Leiste bildeten also eine Mischung aus Hilfswerk, Mitte des 19. Jahrhunderts ein neuer Leisttypus: Der politischer Partei, Interessenverband und geselligem Quartier- oder Gassenleist, wie wir ihn heute noch Verein. Diesen Vereinszweck verfolgte auch die kennen. Die Entstehung solcher Leiste war eng ver- Kesslergass-Gesellschaft, wie die beiden ersten Ar- knüpft mit der Entwicklung der Stadt Bern, als sich tikel der Gründungsstatuten von 1868 unmissver- diese im 19. Jahrhundert dank neuer Brücken und ständlich festhalten: «Die Mitglieder der Gesellschaft dem Abbruch der Stadtmauern weit über das bishe- verbinden sich untereinander zur gegenseitigen Be- rige Stadtgebiet ausdehnte. Nicht von ungefähr fan- kanntschaft und Freundschaft [… um] die Interessen den die ersten Leistgründungen in den sich rasch der Bewohner und Gewerbetreibenden […] zu be- entwickelnden Quartieren Lorraine-Breitenrain sprechen und deren Wohl zu fördern.» (1863) und Länggasse-Brückfeld (1865) statt. Der Bericht des Zeitgenossen Die Quartier- und Gassenleiste reagierten damit auf Über die näheren Umstände der Gründung der die Herausforderungen und Probleme einer wach- Kesslergass-Gesellschaft und über die ersten behan- senden Stadt, gaben ihren Mitgliedern die Möglich- delten Geschäfte gibt ein Vortrag ausführlich Aus- keit, sich zu artikulieren und sich politisches Gehör kunft, den der Malermeister Friedrich (Fritz) zu verschaffen, und förderten gleichzeitig die Inte- Traffelet (1862−1942), der Vater des gleichnamigen gration und Identifikation innerhalb der Gasse oder späteren Kunstmalers, anlässlich der 50-jährigen Ju- ! Karte für das Bankett im Burgerratssaal des Casinos des Quartiers. Ihre Aufgaben formulierten sie 1919 biläumsfeier der Gesellschaft am 1. November 1919 am 1. November 1919 anlässlich des 50-jährigen Ju- biläums der Kesslergass-Gesellschaft. Die Gesellschaft wie folgt: «Die städt. Leistgesellschaften haben allge- im Burgerratssaal des Casinos hielt. Traffelet wohnte war zwar am 14. Juli 1868 gegründet worden, aber mein zum Ziele, die öffentliche Wohltätigkeit in an der Kesslergasse 40 (heute Münstergasse 70) und bereits am 9. Januar 1869 feierte man die erste ihrem Gebiete anzustreben, fördern und durchfüh- engagierte sich nicht nur in der Kesslergass-Gesell- «Leistfête». Für das 50-jährige Jubiläum orientierte ren zu helfen, über das Wohlergehen der Bevölke- schaft – bereits sein Vater hatte von 1897/98 als man sich offensichtlich an der «Leistfête». Über die Gründe kann nur spekuliert werden: Möglicherweise rung zu wachen, die wichtigen, das Quartier oder Präsident der Gesellschaft gewirkt –, er war gleich- beeinflusste die Spanische Grippe, die zeitweise das die Stadt betreffenden Angelegenheiten gegenüber zeitig Burgerrat und Stubenmeister der Schützenge- öffentliche Leben auch ausserhalb der Aktivdienst Privaten, Verbänden und Behörden zu vertreten, be- sellschaft und bekannt als guter, aber auch leistenden Armee stark einschränkte, den Zeitpunkt der Jubiläumsfeier. Spätere Jubiläen orientierten sich lehrende Anlässe zu schaffen, sowie Freundschaft gefürchtet als ausdauernder Redner: wieder am Jahr 1868. (Burgerbibliothek Bern, GA KGB 20 (1)) «Aus Anlass der Dekoration der Kesslergasse am eidg. Musikfeste in Bern am 21. Juni 1868 entstand unter denjenigen Bürgern der Gasse, die sich an der Deko- Gesellschaft. Die erste Sitzung fand an der obern ration persönlich beteiligten, der Gedanke, dass diese Kesslergasse im Restaurant Wissler (früher Benz, be- harmonische Vereinigung, die sich während dieser kannt unter dem Namen «Säubenz») im 1. Stock statt. Tage erwies, nicht mit dem Schluss des Festes sich möge auflösen, sondern fortdauern möge, und zwar Im Gründungsjahre finden wir schon eine Wasser- in der Weise, dass anstatt Dekorationen zu bespre- und Moralitätskommission an der Arbeit. Erstere chen, das Wohl und Wehe, die allgemeinen Interessen sollte die Frage, die «Erstellung eines laufenden Brun- der Strasse sollten an die Hand genommen werden. nens an der Gasse» an die Hand nehmen. Dieses Ge- Bei der Rechnungsablegung, an der beiläufig 15 Be- such wurde dann vom Gemeinderat abgewiesen mit wohner der Gasse anwesend waren, wurden durch der richtigen Begründung, dass ein Brunnen ein star- Abstimmung Herr Ed. von Jenner, Herr Mathys und kes Verkehrshindernis sei. Was die Moralitätskom- Herr Gaudard beauftragt, bis zum nächsten Male Sta- mission anbetrifft, deren Aufgabe die «Bekämpfung tuten zu entwerfen, und sie der Gesellschaft vorzule- der Prostitution an der Gasse» war, so liegt noch gen, was am 14. Juli 1868, dem Gründungstag der heute periodisch dieses Traktandum vor und wird Gesellschaft, wirklich geschah. Diese Statuten wurden kaum jemals seine gänzliche Erledigung finden. in 9 Artikeln niedergelegt. «Eintracht macht sark» Erster Vorstand waren die Herren Ed. von Jenner, Dass die Kesslergässler, wenn sie einmal beieinander Custos, als Präsident, Mathys, als Kassier; Alb. Gau- tagten, sich nicht so leicht trennen konnten, übrigens dard, als Sekretär. Nach der Konstituierung zählte die heute noch nicht, ersehen wir aus dem Protokoll vom ! Ausschnitt aus dem ersten Mitgliederverzeichnis, in: Statuten, Mitgliederverzeichnis, Protocol der Kessler- Gesellschaft 51 Mitglieder. Von diesen lebt heute nur 13. August 1868. Dort lesen wir folgendes: «Nach gassgesellschaft in Bern. Siebtes eingeschriebenes noch Herr Alb. Rohr, gewesener Bäckermeister. Der- Durchberatung der Traktanden entwickelte sich bald Mitglied ist der «Säubenz»-Wirt Christian Wissler selbe bekleidete die Würde eines Präsidenten 1875 wieder die gemütliche Kesslergassstimmung. Toaste (Burgerbibliothek Bern, GA KGB 1, S. 7) bis 1877 und ist seit 1894 Ehrenmitglied unserer und Gesänge erheiterten die allgemeine Laune, die BrunneZytig 29 Kesslergass-Gesellschaft 16. März 2018

ihren Abschluss erst nach 12 Uhr auf dem Bank von siert [Anm. der Redaktion: 1881 Gründung der Feu- der Polizei fand [Anm. der Redaktion: vermutlich die erwehr der Stadt Bern]. In der Sitzung vom 2. De- lange hölzerne Bank unter den Arkaden der ehema- zember 1869 beschwerte sich ein Mitglied, dass an ligen Hauptwache am Theaterplatz]. der untern Kesslergasse immer noch keine Laternen brennen; da dort einige Hebammen wohnten und die Im Oktober 1868 wurde eine Sammlung von Haus aufgeregten Männer öfters an den lätzen Glocken zu Haus für die Brandgeschädigten in Obergesteln, läuteten, so gäbe es dann häufig unangenehme Dis- Wallis, veranstaltet, die in drei Tagen einen Betrag von kussionen in der Nacht, was sehr lästig sei». (Burger- Fr. 1077.50 abwarf. Am 9. Jänner 1869 fand die bibliothek Bern, GA KGB 21, S. 13) erste Jahresfeier (Leistfête) statt im Saale des Restau- rants Wissler. Der Preis des Nachtessens betrug Fr. Die von Friedrich Traffelet angesprochenen Trak- 1.20 per Person (ohne Wein). Der Festwirt war Metz- tanden – Moralität, Verkehr, Beleuchtung, Sicherheit germeister und Wirt zugleich. Die Hammen und und Brandschutz, Schmuck und Beflaggung der Würste, die am Abend verspeist wurden, konnte man Gasse – zeigen, dass die Themen und Probleme in jeweilen vorher im Schaufenster der Metzgerei (im den 150 Jahren die gleichen geblieben sind. Zumin- sog. «Speckstübli») prächtig garniert und dekoriert dest aber das «Hebammenproblem» dürfte heute ge- bewundern. Am Abend wurde ein Transparent vor löst sein. Die Gründungsmitglieder der Kess- das Fenster im 1. Stock gestellt mit der Aufschrift lergass-Gesellschaft waren vorwiegend Gewerbe- «Eintracht macht stark», das hell beleuchtet allgemein treibende, Handwerker, aber auch Gassenanwohner bewundert wurde. 1869 wurde die Reorganisation mit Berufen wie «Postconducteur», Marktinspektor des Sicherheitskorps [Anm. der Redaktion: freiwillige oder Münstersigrist. Der Mitgliederbeitrag belief sich Feuerwehr] besprochen, man wollte ein eigenes auf 50 Rappen und musste monatlich entrichtet ! Blick von Westen in die Kesslergasse, vermutlich um Korps an der Gasse erreichen, mehr noch gaben die werden. In den ersten knapp 70 Jahren verzeichnete 1900; links mit dem heute noch bestehenden Wirts- hausschild befand sich die ehemalige Speisewirtschaft Anzeichen zu reden, da man doch im grünen Quar- die Mitgliederliste nur Männer, erst 1936 vermerkte und das Gründungslokal der Kesslergass-Gesell- die Liste mit «Frl. Zimmerli, Privatière» das erste tier wohne, solle man ein grünes Armband tragen mit schaft, der «Säubenz». Um 1900 wurde das Lokal von einem Schild, der die Aufschrift «Kesslergasse» haben weibliche Mitglied. der Witwe Elisabeth Hofer nur noch als «Kaffee- und sollte. Dieses Sicherheitskorps trat an der Gasse nie Küchliwirtschaft» geführt, die Versammlungen der Die Kesslergass-Gesellschaf und der «Säu- Kesslergass-Gesellschaft fanden anderswo statt. in Funktion, wurde aber später städtisch reorgani- (Burgerbibliothek Bern, R.B 46/47, Riesen-Postkarte benz» an das Ehrenmitglied von Jenner mit Grüssen und Nicht von ungefähr fand die Gründungsversamm- Unterschriften des Vorstandes) lung im Restaurant Wissler statt. Dieses befand sich an der Kesslergasse 241 (heute Münstergasse 68, ANLÄSSE ZUM 150-JAHRE INFO JUBILÄUM DER KESSLERGASS- Restaurant Parlament). Im Parterre betrieb der Wirt, Auch für die wöchentlichen Marktfahrer und die GESELLSCHAFT der Schweinemetzger Christian Wissler, eine Metz- Bauern, die zur Frühlings- und Herbstmesse in die gerei, im ersten Stock führte er die Wirtschaft. Wiss- Stadt strömten, gehörte der Schoppen beim «Säu- ler gehörte zu den Gründungsmitgliedern der benz» zur festen Gewohnheit. Wissler, der zuvor als 13. März 2018 – Der Wein fliesst erneut! Öffentlicher Ju- Kesslergass-Gesellschaft. Sein Lokal war ein belieb- Schweinemetzger und Wirt in Burgdorf tätig gewe- biläums-Apéro mit Wein aus dem am ter Versammlungsort für die verschiedensten Ver- sen war, hatte die Metzgerei und Wirtschaft an der Münsterplatz und Ehrengästen aus dem Regierungs- und Gemeinderat. einigungen, vom Tierschutzverein über die Kesslergasse 1866 von seinem Vorgänger J. Chris- «Schnurrantenkapelle» [Anm. der Redaktion: Die toph Benz (gest. 1874), ebenfalls Schweinemetzger 4. Juni 2018 – Exklusive Führung durch das Münster mit Schnurrantia war eine Amateurmusikantenkapelle und Wirt, übernommen. Der Übername des Vorgän- Jüngstem Gericht und himmlischem Hof für Mitglieder der mit rund 20 Mitgliedern, die 1866 aus dem Män- gers ging an seinen Nachfolger über und hielt sich Kesslergass-Gesellschaft, weitere Gäste auf Anfrage beim nerchor der Berner Liedertafel hervorging. Sie hartnäckig über Jahrzehnte. Benz erhielt übrigens Präsidenten. spielte volksnahe Musik, gab oft Freiluftkonzerte und noch im Gründungsjahr die erste Ehrenmitglied- verfolgte primär gesellige Ziele. 1877 vereinigte sie schaft der Kesslergass-Gesellschaft. 12. November 2018 – Jubiläumsessen 150-Jahre sich mit der Blasmusikformation Harmonie zur Har- CE Kesslergass-Gesellschaft in der Sypsi mit Oli Kehrli. monie-Schnurrantia] und die «Veteranen der Stadt- Legion und Stadt-Bürgerwache» bis zur Anlässlich des grossen Versammlung «sämmtlicher Aerzte von Bern», sogar Jubiläums liess die Versteigerungen fanden regelmässig im ersten Stock Kesslergass-Gesellschaft ihren bisherigen statt. Offenbar speiste und trank man dort auch gut: PHARMACIE ÄREN APOTHEKE Logo-«Joggeli» etwas Wissler machte in den Zeitungen Werbung für An- B auffrischen. lässe wie «Gnagifrass» und bewarb in den höchsten Moderne Apotheke in historischem Ambiente Frech und witzig bleibt Tönen seinen «neuen, süssen Rivaz». Donnerstags Kompetent in allen Fragen Ihrer Gesundheit er weiterhin! gab es jeweils frische Blut- und Leberwürste. Lukas Schwander, eidg. dipl. pharm. ETH bim Zytglogge 1 3000 Bern 7 Tel. 031 311 02 42 www.apotheke-baeren.ch

Restaurant Harmonie COMCONA Fritz Gyger + Walter Aebischer Hotelgasse 3, 3011 Bern

COMCONA AG DR. FRITZ GYGER Tel. 031 313 11 41 COMPUTER CONSULTANTS HOTELGASSE 3 Fax 031 313 11 40 BERATUNGEN & SOFTWARE CH-3011 BERN Internet www.harmonie.ch [email protected] T 031 313 11 51 E-Mail [email protected] WWW.COMCONA.CH F 031 313 11 50 30 BrunneZytig 16. März 2018 Kesslergass-Gesellschaft

EINST IM MILCHPINTLI, HEUTE IM TUPPERWARE: KGG AGENDA ABFALLFREIES EINKAUFEN LIEGT IM TREND RÜCKBLICK... Berge von blauen Kehrichtsäcken auf dem Münserplatz, in den Gassen türmen sich die Abfall- SONNTAG, 3. DEZEMBER 2017 (1. ADVENT) haufen bis ins Obergeschoss… eine Utopie? Ein Blick über die Grenze in südliche urbane Zentren MAMIKE, merchandise & crafting, eröffnet an der Müns- zeitigt mögliche Szenarien. Mit ZERO WASTE (Einkaufen ohne Verpackung) gewinnt ein Trend tergasse 58 seinen Bastelladen und ist zugleich auch An- jetzt auch in Bern an Boden. Wir schauen uns dazu in der PALETTE an der Münsergasse 18 um. nahme- und Herausgabestelle für SILENT-COMPUTER. Tel. 031 312 19 19 In eine Zeit, in der das Kleinste, Höchste oder Beste SAMSTAG, 3. FEBRUAR 2018 oft Schlagzeilen zu bewirken vermag, gehört be- Das Kollektiv MOMÄNTUM eröffnet an der stimmt auch der Bericht über Bea Johnson, die Be- 10 neu DAS KUNSTCAFÉ und sorgt in der Gasse mit dem gründerin des ZERO WASTE Gedankenguts aus den Mix von Kunstgalerie und Geselligkeit für neue Impulse. USA, deren jährlicher Abfall in einem Einmachglas Tel. 031 311 12 02 Platz gehabt haben soll. SAMSTAG, 3. MÄRZ 2018 Das Kellerlokal WEIN & SEIN an der Münstergasse 50 ist Wenn wir das Zeitrad um 50 bis 60 Jahre zurück- ready for take off. Daniela Salvisberg-Jaun ist Steuerfrau drehen, waren Begriffe wie Brotsack, Milchpintli, Restaurant (30 Plätze), Gault-Millau-Koch Simon Sommer Ankehafe oder Dörrex gang und gäbe und das Ab- der Küchenchef. fallvolumen für Lebensmittel und Sächeli des tägli- DIENSTAG, 13. MÄRZ 2018 chen Bedarfs und deren Verpackungen im Der Auftakt zum Beginn des 150-Jahr-Jubliäums der alt- überschaubaren Mass. Baby-Windeln und Taschen- ehrwürdigen Kesslergass-Gesellschaft: LE NEUVEVILLE tücher aus Stoff waren wasch- und wieder ver- NOUVEAU (Rebgut der Stadt Bern). Neuer Wein aus altem wendbar und im Märitchörbli Gemüse und allerlei Mosesbrunnen. Essbares ohne Plastik und Chräschelsäckli in Minne ...UND AUSBLICK vereint. FREITAG, 16. /SAMSTAG 17. MÄRZ 2018 MUSEUMSNACHT. Dortige Leckerbissen in der Burgerbi- Kehrseite des neuen Lifesyles: Mehr Abfall bliothek an der Münstergasse 62: «In Szene gesetzt – Vom Etwas komplexer verhalten sich die Dinge im Heute. ! Vier von der PALETTE. v.l.n.r. Christoph Bader, Sarah Porträt zum Selfie», Leinwand und Blattgold, Welcher Kopf Wir Menschen haben uns dank hohem Lebensstan- Pia, Ariane Forster, Samuel Anrig. zVg steckt im Bild?, Kurzführungen zu Kocher und Kreidolf und dard das Korsett der alten Lebensbegriffe und halt Bitte (nicht) lächeln und vieles andere mehr… auch die Gedankenwelt eines «Knigge» weitgehend wendigkeit des Betriebes der 310 Meter langen Ver- MONTAG, 07. MAI 2018 abgestreift und dafür einer Kultur der Unverbind- wertungsanlage beim Forsthaus oder zu offenen De- Jubiläums-Mitgliederversammlung KGG in der Zunftstube lichkeit Platz geschaffen. Man hat sich neuen Le- ponien bei. Ganz zu schweigen vom ebenfalls der Gesellschaft zu Schiffleuten an der Münstergasse 22. bensinhalten zugewandt und einen eigenen Lifestyle bedrohlich anschwellenden Verpackungsabfall aus HV gemäss separater Einladung. kreiert. Das individuelle Zeitmanagement selbst jun- dem Internet-Handel. ger Menschen ist höchst anspruchsvoll geworden, die Zeit ein knappes Gut. Mittag gegessen wird, be- Die Gegensrategie: Verpackungsfrei einkaufen sonders im Stadtgebiet, gehend, stehend oder immer Doch das Pendel scheint zurückzuschlagen, auch in öfter auch im ÖV. Um solchen Fast Food warm zu unseren Gefilden geht der Trend hin zum verpa- halten, gibt‘s geschäumte Kunststoffverpackung und ckungsarmen und weniger abfallintensiven Einkau- ebensolche Becher für Suppen, Kaffee und Tee. Das fen. Ähnlich wie in Frankreich und auch Deutschland, Volumen von dem, was dann zurückbleibt, ist be- wo früh schon dem «Charme des Unverpackten» In- trächtlich und trägt unter anderem wohl zur Not- teresse und Akzeptanz erwuchs. In der Unteren Alt-

! Das Original des neuen KGG-Logo: Der närrische Atlant am Erker des May-Hauses an der oberen Münstergasse.

MONTAG, 04. JUNI 2018 MÜNSTER-TRILOGIE: Jüngstes Gericht – Totentanzfenster – Chorgewölbe. Eine Jubiläums-Führung besonderer Art durch Barbara Ursprung (für KGG-Mitglieder). Beginn 17.30 Uhr. Treffpunkt: Westliches Nordportal (Seite Müns- tergasse). Anmeldeformulare mit separatem Versand. sw

! Gluschtigs für Gaumen und Magen von Aceto Balsamico bis hin zum Zimt aus Ceylon. zVg BrunneZytig 31 Kesslergass-Gesellschaft 16. März 2018

zen, nach unserer Wahl und eigenem Gusto bei Ge- Gewürze oder auch Süsses zum Backen beigepackt treiden und Ölsaaten, Müesli & Co, Reis, Mais und als Mitnehmsel genehmigen, werden Sie nicht wie- Hülsenfrüchten, Teigwaren und vielem anderen derstehen und davon ein paar Hämpfeli nach Hause mehr den Bügel unter dem Spender zu ziehen und tragen. nach Bedarf die benötigte Menge in das mitge- sw brachte Gefäss abzufüllen (Ihr mitgebrachtes Leer- gut wird stets im Voraus gewogen und vorgemerkt). Die genauen Öffnungszeiten der PALETTE sind im Und, möchten Sie sich zudem Kaffee, Tee, Nüsse, Internet unter www.palette-bern.ch zu finden.

MÜNSTER AKTUELL ! Fokus unverpackt. Auf Augenhöhe mit Natur, Sein und Ausgewogenheit. De Steiguer trif von Steiger Auf den Spuren ihrer vor langer Zeit ausgewander- stadt hat PALETTE letzten Sommer mit eigenem ten Familie betreibt die 22-jährige Abby aus Okla- «ökologischen Fussabdruck» einem alten Geschäfts- homa während einer Ferienreise Ahnenforschung modell die Türen in die Zukunft geöffnet. Angetreten im Berner Münster. Die Wappen und Schriftzüge auf mit dem Anspruch, verpackungsfrei und «so lokal wie den Familien-Stühlen der Seitenschiffe haben es ihr möglich – so global wie nötig» zu sein, hat sich das angetan. Ein Blick ins Telefonbuch genügt ihr: Es Geschäft bereits einen Kundenstamm aufgebaut. Auch gibt sie noch, die von Steiger in Bern. Ein Spontan- das Interesse der Grossverteiler ist geweckt anruf bei der 94-jährigen Helene von Steiger erfreut beiderseits. Man trifft sich zum Familienschwatz bei Ganz alleine hätte das PALETTE-Team den Hosen- Tee und Kuchen. Der Kreis schliesst sich, jung und lupf zum Unverpackt-Laden nicht stemmen können. alt haben sich ausgetauscht und beleben alte Fami- «Ohne Crowdfunding keine PALETTE», sind sich lienbande auf wundersame Weise. Christoph Bader, Sarah Pia, Ariane Forster und Samuel Anrig einig. Für die Start-up-Phase bot eine bestehende GmbH in der Stadt Unterschlupf. Inzwi- schen ist die Gründung einer Genossenschaft in Griffnähe. In den knüppelreichen und zeitraubenden Hürden- und Hindernislauf bei Behörden und Äm- tern bis zur definitiven Betriebsbewilligung habe sich schliesslich auch noch das Amt zum Eichen der Waage in die nicht enden wollende Warteschlange vor dem Startschuss eingereiht, erläuterte Bader die Schwierigkeiten, die das Team vor der Eröffnung zu ! Abby De Steiguer Oklahoma (schwarzer Bock im Fa- bewältigen hatte. milienwappen), Helene von Steiger Bern (rechts, weis- ! Kopfstück Stuhl Steiger in Bulzingerkapelle. ser Bock im Wappen). Über Konzept und Angebot entscheidet das PA- LETTE-Team stets «basisdemokratisch im Konsens KONZERTE, FÜHRUNGEN, ANLÄSSE Anmeldung: 079 700 08 80 oder und auch, wenn das manchmal etwas länger dauert, So, 18. März 2018, [email protected] bis Entscheide gefunden und gefällt werden», So, 01. April 2018 und Fr, 20. April 2018 und schmunzelt Anrig. Doch nicht wegen der Basisde- So, 15. April 2018, je 14.00 Uhr, Fr, 01. Juni 2018, je 18.00 Uhr, Öffentliche Führung mokratie sind die Öffnungszeiten der PALETTE Öffentliche Führung: Das Münster entdecken. Reformation und Bildersturm im Münster, im Zen- etwas unterschiedlich, sondern weil die Teammit- Anmeldung an der Infostelle. trum der Berner Reformation. glieder noch einen Hauptberuf haben, der mit ihrem Anmeldung: [email protected] Engagement (in der Startphase notabene noch ohne Fr, 30. März 2018, 17.00 Uhr (Karfreitag) Brockes-Passion, Georg Friedrich Händel Lohn) im Laden koordiniert werden muss. Sa, 05. Mai 2018, 20.00 Uhr und Berner Kammerchor, Bern Consort Jörg Ritter So, 06. Mai 2018, 16.00 Uhr Biologisch und fair gehandelte Produkte Sa, 31. März 2018, 19.15 Uhr, Missa Salisburgensis von Heinrich Ignaz Franz Biber Das Angebot ist dank unermüdlich und nachhaltig So, 29. April 2018, 20.00 Uhr und Konzertchor Pro Arte Bern. vorangetriebenen Bestrebungen Teil unseres dicht Di, 29. Mai 2018, 20.30 Uhr Di, 05. Juni 2018, 1. Konzert der Abendmusiken empfundenen Alltags geworden. Wir sollten, ja wir Vollmond-Turmapéro mit der Turmwartin über im Berner Münster, die Gesamtprospekte liegen müssen uns die Zeit schenken, gleich über die Gasse den Dächern von Bern. daselbst auf. sw in der PALETTE mit eigenem Geschirr aufzukreu-

Spécialités de produits d'Italie vins et comestibles s.a.

Münstergasse 49 - 3011 Bern Tél. 031 311 08 57 Fax 031 312 26 13 GRATIS HAUSLIEFERDIENST Italienische Ostertraditionen: – dekorative Ostereier – Colomba (Ostergebäck) 32 BrunneZytig 16. März 2018 Angebote

Nerner ünsterM öestburierunh der Reoagce der Seitenswiffe Süd und lrd :n den n,chsten Iahren äerden die veäGlbe der Seitenschiffe in Btaen sorgf,ltig restauriert9 z012w Eatterkaelle inklusiDe Uandbild über deö Bingang pur Sakristei9 Cerplichen Jank für :hre PnterstütpungW

76-Monto 30-820-8K 4urgerliche Brsarnis- kasseK Monto 6C2H 032 z0.z 3103 8380 1 der 4erner Eünster-Stiftung Senden an die 4erner Eünster-Stiftung sind steuerabpugsberechtigt9 Montaktw 031 31z 0. .

… nach der Restaurierung soll das antike Möbel nicht brandneu aussehen, sondern soll vielmehr seinen Charme, seine Geschichte, sein Alter zeigen können… Daniel Gerber Rathausgasse 12 • 3011 Bern Tel./Fax 031 311 81 22