Brunnezytig 2018 1
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Herausgegeben von den Vereinigten Altstadtleisten Bern 34. Jahrgang |1/ 2018 MORGENRÖTE BEIM VERKEHRSKONZEPT Was fordern die Politiker, was wünschen die Anwohnenden, was benötigen die Geschäfe, was wollen die Kundinnen und Kunden, was brauchen die Gasrobetriebe, was erwarten die Tourisen: Der Kampf um die Gassenflächen der Unteren Altsadt – ein gordischer Knoten? Der Gemein- derat hat das Verkehrs Editorial VISIONEN SIND NOTWENDIG Im Stück «DIE ASOZIALEN» der Ber- ner Theatergruppe PENG! Palast kam es in der Altjahrs- und Neu- jahrswoche im Schlachthaustheater zum Showdown zwischen links-li- beralen und konservativen Ansichten. Im utopischen Bern von 2028 verschmolzen die reale und die digitale Welt ineinander. Linksextreme Akti- visten hatten die Macht übernommen, um alles besser und gerechter zu machen. Doch sie scheiterten mit ihrem neu erschaffenen Bern. Denn ihre Revolution beruhte auf einer alles und alle umfassenden digitalen Manipulation. ! Begegnungszone Untere Altstadt am ersten Sonntag im März. Dennoch: Die Stadt Bern braucht Utopien. Es ist er- wünscht, Strukturen zu hinterfragen und neu zu Das in den letzten Monaten erarbeitete Konzept für in der Unteren Altstadt. Bisher hat sich die beste- denken. Doch Visionen für eine nachhaltige Stadt- die Verkehrsführung in der Unteren Altstadt ist hende Situation mit der Begegnungszone bewährt, entwicklung brauchen Zeit. Sie müssen von Politik beim Gemeinderat auf positives Echo gestossen. Die das alltägliche Gewusel in den Gassen strahlt jene und Behörden unter Einbezug der Direktbetroffenen bei der Ausarbeitung beteiligten Interessenverbände Geschäftigkeit aus, die eine belebte Altstadt aus- weiterentwickelt werden. Politisch ist dieser Lang- (Gewerbeverband, Gewerkschaften, Handels- und frist-Ansatz zurzeit leider wenig gefragt, kurzfristig Industrieverein, Bern City) sowie die Vereinigten motivierter Aktivismus scheint erfolgversprechen- Altstadtleiste VAL als Vertreter der Unteren Altstadt der zu sein als komplexe Projekte, welche über Jahre konnten ihre Anregungen und Einwände im Pla- INFO AUS DEM INHALT hinweg mühsam umgesetzt werden müssen. nungsprozess einbringen. Gemeinderätin Ursula Wyss brachte es an der Medienkonferenz im Käfig- Sogar Mitglieder des Gemeinderats sprechen von turm auf den Punkt: Alle haben Federn gelassen, um 150 JAHRE KESSLERGASS-GESELLSCHAFT: «Guerilla-Taktik» bei spontan realisierten Projekten einer pragmatischen Lösung den Weg zu ebnen. Über die Anfänge der Leistgesellschaft plaudert ein dama- und wenden gerne das Prinzip von Versuch und Irr- liger Zeitgenosse aus dem Nähkästchen (Seite 28). tum an. Das kann funktionieren, aber bei Projekten, An dieser Stelle ist der Verkehrsplanung der Stadt DIE RENATURIERUNG DES MATTEBACHS: die einen markanten Einfluss auf den Strukturwan- Bern und der zuständigen Gemeinderätin Ursula Im kleinen Aare-Brüderchen sind Fische und Wasserpflan- del haben könnten, ist dies gefährlich. Wyss ein grosses Dankeschön auszusprechen, denn zen wieder heimisch geworden. Wir sagen, was dafür alles ohne die offenen Ohren für die Probleme, die der unternommen wurde und wird (Seite 10). Zudem kann es nicht sein, dass die öffentliche Hand Unteren Altstadt bei einer geplanten Verkehrssper- DAS NÄCHTLICHE GETRILLER AUS DEM KIRCHENTURM: beispielsweise in der Altstadt auf öffentlichem Grund rung gedroht hätten, wäre die jetzt favorisierte Lö- Seit vielen Jahren nisten die Alpensegler im Turm von St. Möbel aufstellt, gleichzeitig aber einigen Geschäften sung nicht zustande gekommen. Es bleibt zu hoffen, Peter und Paul. Wir sagen, warum sich dieser bemerkens- mit stilvollen Einrichtungen in den Gassen hohe dass diese Weitsicht auch bei den Personen an- werte Vogel so lautstark bemerkbar macht (Seite 12). Bussen androht. In solchen Fällen, aber auch beim kommt, die à tout prix die Altstadt absperren wollen. heiklen Projekt «Verkehrskonzept Wirtschaftsstand- SCHREIBSTUBE MIT MÜNSTERBLICK: ort Innenstadt» setzen sich die Vereinigten Altstadt- Unbedachte Ansruchshaltung Katharina Zimmermann hat eine neue Erzählung geschrie- leiste vehement für ein Miteinander und ganzheitlich Alle lieben die Untere Altstadt. Das ist wahrschein- ben, die ans Herz geht. Wir reden mit der 84-jährigen Schriftstellerin über das Schreiben und ihr ungewöhnli- durchdachte Lösungen ein. lich der einzige gemeinsame Nenner zwischen der ches Leben (Seite 16). Nicola Schneller, Präsident Kramgassleist. Meinung einer Stadtratsmehrheit und den Menschen 2 BrunneZytig 16. März 2018 Titelgeschichte zeichnet. Nach Ansicht der VAL hätte man am be- unverrückt stehen. Dass das nicht nur Altstadt- stehenden Verkehrsregime nur ein paar Detailän - Besuchende, sondern auch Gewerbetreibende und der ungen vornehmen müssen. Doch Liebe weckt Kun den stört ist verständlich, denn für den Waren- bekanntlich Begehrlichkeiten, und schon sind wir umschlag gibt es häufig schlicht keinen Platz mehr. mitten in der heutigen Problematik, wo sich An- Fragen Sie doch mal eine Kurierdienst-Fahrerin oder sprüche gegenseitig im Wege stehen. einen Handwerker, sie werden Ihnen einige Ge- schichten zu erzählen haben. Störend ist der Anspruch von Leuten, die grösstenteils weder in der Altstadt wohnen noch gewerblich aktiv Der Handel ist aber auf ein Minimum an Kurzzeit- sind. Wie wäre wohl die Reaktion der Betroffenen, parkplätzen und Warenumschlagsfelder für Liefe- wenn sich die Altstadtbewohner bei Platzgestaltungen ranten angewiesen. Fehlen diese oder sind diese in ihren Quartieren einmischen und Forderungen dauernd besetzt, werden immer mehr kleine Ge- stellen würden? Die heute verbreitete Egozentrik lässt schäfte Probleme bekommen, da Kunden ausbleiben ! Einfahrt Begegnungszone am Mani-Matter-Stutz. bei so manchem Altstadt-Besucher offenbar nur die- oder die Logistikkosten zu teuer werden. Es liegt also sen einen Blickwinkel zu: Ich bin jetzt hier in der Alt- auf der Hand, dass nach einer pragmatischen Lösung Rathausparking». Das seinerzeit ausgebaute Park- stadt, mich stören die Autos, ich möchte gratis für diese Problemstellung zu suchen war. Eine Zu- haus hat oft noch Platzreserven. Das Ziel ist nun, den Sitzgelegenheiten vorfinden, ich möchte überall mein fahrtssperre, wie sie zuerst angedacht war, würde Fahrzeuginhabern, welche bisher einen Anspruch Velo abstellen können oder eines mietweise zur Ver- Anwohnende, Handel und Gewerbe gegenüber an- auf eine Parkbewilligung hatten, die Abstellmöglich- fügung haben; mit anderen Worten: Die Anwohnen- deren Quartieren massiv benachteiligen. keit zu vernünftigen finanziellen Bedingungen im den und Gewerbetreibenden sollen bitte schön Platz Parking zu ermöglichen. Mehrkosten entstehen da- machen und ihre Fahrzeuge aus der Stadt wegstellen! Autos weg – aber wohin? durch nicht nur für die Inhaber von Parkbewilligun- Dieses Szenario wäre ja das Ziel einer Zufahrtsbe- Die Lösung scheint nun im Bereich der 48-Std.Park- gen, sondern auch für die Stadt. Die Einnahmen aus schränkung für die Untere Altstadt. Welche Auswir- bewilligungen gefunden zu sein. Die 150 Autos, die den bisherigen Parkbewilligungen werden fehlen, kungen diese Haltung für Anwohner, Kunden und bewilligt parkieren dürfen, lösen sich nicht einfach eventuell braucht es auch eine Teilabgeltung an das Gewerbetreibende haben würde, interessiert diesen in Luft auf, und eine solche Diskriminierung der Rathausparking (an dem die Stadt beteiligt ist). Diese Besucher jedoch nicht, ist ja nicht sein Problem. Menschen in der Unteren Altstadt – was eine ersatz- Kosten werden aber in keinem Verhältnis zu den lose Aufhebung der Parkbewilligungen darstellen Mindereinnahmen stehen, die die Stadt mit der Auf- Reduktion des sehenden Verkehrs anselle würde – wäre nicht zu vertreten. Deshalb entstand hebung der Parkplätze auf der Schützenmatte ein- von Zufahrtsbeschränkung in diversen Gesprächen die Idee zum «Lösungsansatz nimmt. Die positiven Auswirkungen kämen jedoch Genau hier setzt der Kompromiss an, denn nicht der Durchgangsverkehr stellt heute für die Altstadt ein Problem dar, sondern die oft zugeparkten Gassen. Die Diskussion ging zunächst nur in die Richtung, die Autos aus der Altstadt zu verbannen, ohne eine Alternative zum Abstellen der Fahrzeuge zu suchen. Für Personen, die nachweisen können, dass sie auf ein in der Nähe abgestelltes Fahrzeug angewiesen sind, stellt die Polizei heute um die 150 (kosten- pflichtige) Bewilligungen aus. 48 Stunden dürfen diese Autos auf bezeichneten Feldern stehen bleiben. 150 Autos entsprechen einer Kolonne von rund 750 Meter. Für die Polizei ist es aussichtslos, dies zu kon- trollieren, denn 48 Stunden zu überwachen ist mit normalem Aufwand nicht machbar. Das haben na- türlich viele Bewilligungsinhaber festgestellt und las- sen ihre Fahrzeuge teilweise fast wochenlang Der Winter geht zu Ende. Jetzt kommen die feinen Schoggi-Osterhasen. Täglich direkt vor Ihren Augen gegossen. Sooo frisch – me schmöckts. Die Altstadt Bäckerei Am Kornhausplatz mit aromatischstem Wiener Kaffee An der Münstergasse mit der offenen Backstube Bread à porter Karin + Patrik Bohnenblust Münstergassse 74 / Kornhausplatz 11, Bern T: 031 311 27 71, www.bread-a-porter.ch Mir bruche e Beck für i die spannenschti Backstube vor Stadt. BrunneZytig 3 Läbigi Altstadt 16. März 2018 der Unteren Altstadt zugute, denn in den Gassen GESCHÄTZTE LESERINNEN UND LESER würde viel Platz frei. Der Warenumschlag müsste nicht mehr, wie es jetzt meistens der Fall ist, auf nicht konformen Flächen abgewickelt werden, In unserer ersten Ausgabe in diesem Jahr möchte Ausserdem stellen wir die Galerie da Mihi | Kunst- Handwerker könnten