Eva Pleticha - Geuder

E X B I B L lOT H E C A MON AST E R I I NEU S TAT T A D M 0 E N U M

Zur Geschichte der Bibliothek von Kloster am bis zur Säkularisation

Über die Bibliothek des Klo- thekskatalog, der bis in die sters Neustadt ist - verglichen siebziger Jahre hinein benutzt mit anderen Klosterbibliotheken - werden konnte, inzwischen ver- nur wenig bekannt. Die Bibliothek schollen zu sein scheint(3). selbst ist seit der Säkularisa- Eine geschlossene Darstellung tion an verschiedene Besitzer zur Geschichte der Bibliothek ist übergegangen. Doch schon die vor aus diesem Grunde nicht möglich. 1800 erschienenen Berichte lie- Die Hinweise, die schriftliche fern nur wenig Informationen. Und Quellen und Sekundärliteratur, die Forschung der folgenden fast nicht zuletzt auch die erreich- zwei Jahrhunderte konnte die Ge- baren Bücher selbst liefern, er- schichte der Bibliothek ebenfalls geben lediglich ein bruchstück- nur punktuell erhellen, was vor haftes Bild, das vielleicht nach allem auf die außerordentlich weiteren Funden in völlig verän- schlechte Quellenlage zurückzu- dertem Licht erscheinen wird(4). führen sein dürfte: Denn 1857 brannte die Abteikirche Neustadt Die Geschichte der Bibliothek nach einem Blitzschlag ab; ver- nichtet wurden dabei auch zahl- Mittelalter reiche dort eingelagerte Archiva- Regelmäßige Lektüre, Ausbildung lien, so daß man heute vielfach des Klosternachwuchses oder Er- auf Lücken in der Neustädter Über- ziehung der dem Kloster anver- lieferung trifft(l). Daneben trauten Jugendlichen, schließlich dürften damals auch Bücher der auch intensives wissenschaftli- Klosterbibliothek ein Raub der ches Arbeiten - diese für bene- Flammen geworden sein(2). Um so diktinisches Wirken so prägenden bedauerlicher ist es deshalb, daß Bereiche (5) , die einen gewissen auch der 1781 entstandene Biblio- Buchbestand voraussetzen, gab es

69 auch in Kloster Neustadt. Aber thek aus dieser Zeit vermuten wie die Gründungsgeschichte des lassen, so daß Megingoz mit eini- Klosters nicht unumstritten ger Wahrscheinlichkeit Bücher ist(6), so ist man auch hinsicht- nach Neustadt mitgenommen haben lich der frühen Geistesgeschichte dürfte - vielleicht aus dem Be- weitgehend auf Hypothesen ange- sitz des Heiligen Burchard, zu- wiesen. mindest aber die eigene Bücher- Parallel zur allgemeinen Ent- sammlung (8) . wicklung des Klosters waren die Auch eine Schreibschule wird literarischen Beziehungen zwi- es schon in der Anfangszeit des schen Neustadt und Würzburg eng, Klosters gegeben haben, denn.in jedoch auch diese von Anfang an Neustadt waren ja die vertriebe- nicht ungestört. Bereits in den nen Mönche aus dem Würzburger ersten Jahren dürfte es in Neu- Andreaskloster ansässig geworden. stadt eine Büchersammlung gegeben Die bereits in Würzburg gepflegte haben, die in gewissem Zusammen- Schreibtätigkeit der Mönche er- hang mit Würzburg zu sehen ist. möglichte wohl auch den weiteren Jedenfalls berichtet die jüngere Ausbau der Neustädter Klosterbi- Burchardsvita, Abt Megingoz (bis bliothek(9). Aus Würzburg selbst 769 Bischof von Würzburg) habe dürften in dieser Zeit wegen der neben einigen Gegenständen aus Spannungen mit Bischof Berwelf dem Besitz des Heiligen Burchard keine Bücher nach Neustadt gekom- auch Codices mit an seinen neuen men sein(10). Über Größe und Be- Wirkungsort gebracht. Dieses Vor- deutung der Neustädter Schreib- gehen wurde zumindest der äußere schule ist nichts bekannt; in den Anlaß für die folgenden heftigen ersten Jahren wurde wohl die Würz- Auseinandersetzungen mit dem burger Insulare verwendet, wegen Nachfolger auf dem Würzburger Bi- der Gegenposition zu Würzburg schofsstuhl, Berwelf. Noch der wurde die angelsächsische Tradi- Chronist Kraus glaubte im 19. tion vielleicht bewußt ge- Jahrhundert, Megingoz gegen die- pflegt (11) . sen Vorwurf in Schutz nehmen zu Möglicherweise sind die Frag- müssen(7). Der kirchliche Bücher- mente eines "Sacramentarium Gela- besitz in Würzburg war aber si- sianum", die sich in Würzburg, cher größer, als die heute noch Wertheim(12) und Leningrad(13) bekannten Codices der Dombiblio- befinden, in Neustadt entstanden;

70 nach Lehmann fällt ihre Entste- in eine äußere Schule - vornehm- hung in das Jahrzehnt von 770 bis lich zur Erziehung junger Adeli- 780. Denkbar ist aber auch, daß ger - aufgeteilt gewesen sein(18). die Handschrift aus Fulda oder Dies entsprach den benediktini- aus vlürzburg stammt (14) und erst schen Traditionen ebenso wie den später - als Buchbinder-Makula- bildungspolitischen Bestrebungen tur - nach Neustadt kam(lS) . insbesondere Kaiser Karls d.Gr. Auch wenn es keine urkundli- Insgesamt war Neustadt in der chen Beweise gibt, ist doch von Frühzeit nicht nur ein wichtiger der Existenz einer Klosterschule politischer Faktor in Franken(19) , in dieser frühen Zeit auszugehen. das Kloster stellte neben Würz- "Allgemein wird angenommen, daß burg und Amorbach ein geistiges unter dem hl. Megingaud eine Zentrum "von beachtlicher Lei- förmliche höhere geistliche Bil- stungsfähigkeit" (20) dar. dungsanstalt hier bestand. Die Im Hochmittelalter wurde mona- fünfzig zu ihrem Vater [Abt Me- stisches Leben vor allem durch gingoz] geflüchteten Mönche haben die großen Reformbewegungen wie- gewiß nicht ihr Leben vergeudet, derbelebt, doch haben sie in sondern bei der plötzlichen Ent- Franken allgemein(2l) und spezi- hebung von ihrem Wirkungskreise ell in Neustadt keinen deutlichen in wissenschaftlichen Bestrebun- Niederschlag gefunden. Die Gorzer gen Ruhe gesucht und gefun- Reform erreichte Neustadt über den.,,(16). Wie dies ausgesehen Münsterschwarzach (zwischen 1060 haben könnte, ist aber unbekannt. und 1139), als Abt Ekkebert in Daß neben der allmählich aufblü- Personalunion die beiden Klöster henden Würzburger Domschule für verband(22). Im Anschluß daran längere Zeit eine anspruchsvolle- setzte sich Hirsauer Einfluß re Bildungseinrichtung in unmit- durch, der auch in den Bauten be- telbarer Nachbarschaft Bestand merkbar ist(23). Um 1250 wirkte haben konnte, erscheint eher un- auch ein Hirsauer Mönch namens wahrscheinlich. Von Dauer dagegen Konrad in Neustadt (24) . Aus dem war eine Klosterschule, die im l2.Jahrhundert hat sich ein Ka- 11.Jahrhundert erstmals urkund- lenderfragment erhalten(2S) , das lich belegt ist(17). Sie wird in den Hirsauer Einfluß auf Neustadt eine innere Schule - zur Ausbil- verdeutlicht(26). Die Kloster- dung des Klosternachwuchses - und schule wurde im Jahr 1095 mit

71 Abb.19: Einband von Hans Herolt (Kat.Nr.37) einer ritterlichen Stiftung be- hunderts mit Werken von Petrus dacht. Im 14.Jahrhundert wurden Lombardus, Bernhard von Clairvaux dann jeweils zwei Diakone, zwei und Petrus Comestor(31). Doch ob Subdiakone und vier Schüler in diese beiden Handschriften be- der Klosterschule erzogen; dane- reits zu dieser Zeit im Besitz ben bestand noch eine sog. Sing- des Klosters waren, ist ungesi- schUle(27). In der zweiten Hälfte chert, da die Besitzeintragungen des 13.Jahrhunderts sind auch erst im 17.j18.Jahrhundert vorge- erstmals Bücher des Klosters in nommen wurden(32). Diese Hand- den Quellen erwähnt. Kurz vor schriften gehören zu den insge- 1282 überfiel nämlich der Schutz- samt zehn Handschriften der vogt, Ludwig IV. von , in Fürstlich Löwensteinschen Hofbi- raubritterlicher Manier das Klo- bliothek Kleinheubach, die im 19. ster und plünderte es. Dabei nahm Jahrhundert bekannt waren(33); er, wie die Klageschrift an Ru- ihre Provenienz war aber bereits dolf von Habsburg aufführt, auch damals nicht mehr gesichert, so Bücher mit, die an verschiedenen daß diese zehn Handschriften auf- Plätzen im Kloster aufbewahrt grund der Säkularisation aus Neu- worden waren(28). Diese Auftei- stadt oder Bronnbach, aber auch lung entsprach sicher der Zweck- direkt aus Löwensteinschem Besitz mäßigkeit: in der Sakristei lagen stammen konnen·· (34).. Weltere Han d - die Kirchenbücher, Nekrologien u. schriften, die möglicherweise dem ä., in der Kirche liturgische Bü- Neustädter Kloster gehörten, sind cher, schließlich in der Abtswoh- bisher nicht bekannt geworden. Da nung Werke zum sonstigen Ge- sich der Besitz. des Klosters aber brauch(29) . gewiß nicht auf zwei theologische Im Spätmittelalter entstanden Handschriften beschränkt haben die einzigen beiden Handschriften, dürfte, muß mit erheblichen Ver- die mit Sicherheit aus der Neu- lusten im Laufe der Jahrhunderte städter Bibliothek stammen und gerechnet werden. Ob diese auf heute im Besitz einer staatlichen Gewalteinwirkung zurückzuführen Bibliothek nachzuweisen sind: Ni- sind oder auf das auch anderswo kolaus von Dinkelsbühl, geschrie- zu beobachtende allgemeine Desin- ben um 1471 in Nürnberg(30) , und teresse an den Handschriften, muß eine westdeutsche Sammelhand- dahingestellt bleiben. schrift vom Anfang des 13.Jahr- Falls bereits im Mittelalter

73 ein Bibliothekskatalog angelegt die ihre Frondienste und sonsti- worden ist, so ist davon nichts gen Belastungen festhielten, und überliefert. Und auch sonst mel- den Büchern mit literarischen In- den die Archivalien nichts über halten unterschieden, liegt hier die mittelalterliche Bibliotheks- vielleicht die Ursache, daß kaum geschichte Neustadts. Einer Sen- mittelalterliche Handschriften sation käme es freilich gleich, aus Neustadt erhalten sind. sollte der Fund einer "Biblia la- Die Äbte Jodocus Steigerwald tina, die vor Erfindung der Buch- (1513-1534) und vor allem Konrad druckerei 1416 gedruckt worden Lieb (1534-1554) bauten das Klo- ist" gelingen, die eine Quelle ster in der folgenden Zeit wieder des 19.Jahrhunderts vermerkt (35) . auf. Abt Konrad schrieb eigenhän- dig die Güterverzeichnisse des Frühe Neuzeit Klosters nieder und erneuerte die Sind Größe und Zustand der Z 1ns. b"" uc h er (37) - u""b er e1nen. Neustädter Bibliothek am Ende des Schreiber hat das Kloster zu die- Mittelalters ungewiß, so bessern ser Zeit offenbar nicht mehr ver- sich die Kenntnisse darüber auch fügt oder der Abt wollte diese in den folgenden Jahrhunderten wichtige Aufgabe niemandem anver- nur wenig. Auch jetzt sind wir trauen. Konrad Lieb ist auch der eher über die Katastrophen in der erste Abt, aus dessen persönli- Geschichte der Bibliothek unter- chem Besitz sich Bücher in Neu- richtet als über die ruhigen Zei- stadt erhalten haben(38). ten eines kontinuierlichen Aus- Die Jahrzehnte nach 1525 er- baus. laubten sicher ein langsames An- Diese Störungen karnen in der wachsen der Neustädter Büchersamm- Regel von außen. So wird schon lung. 1555 wurde dann erstmals der Bauernkrieg nicht ohne Folgen ein Inventar erstellt, das an für die Klosterbibliothek geblie- mehreren Stellen des Klosters ben sein. Jedenfalls plünderten auch Bücher verzeichnet: im Kon- und zerstörten die Bauern im Klo- vent standen 175 Bücher, im Ne- ster alles Wertvolle, "die Doku- benzimmer des Priors etliche, mente, die sie vorfanden, rissen ebenso im Refektorium und "in sie in Stücke" (36) . Da die Bauern e1nem. gema I ten S tu""bI e1n. "(39) . auch anderswo nicht zwischen den Insgesamt verfügte das Kloster archivalischen Schriftstücken, wohl über einen ausreichenden Be-

74 stand an Büchern, über dessen Äußere Ruhe prägte die folgen- Größe und Zusammensetzung aber den Jahrzehnte, so daß auch wei- nichts bekannt ist(40). Eine bi- tere Bücher ihren Weg nach Neu- schöfliche Visitation verlangte stadt gefunden haben dürften; die deshalb auch die Erstellung eines Äbte Christophorus Caseus (1576- Katalogs. Benutzt wurden die Bü- 1586) und Martin Knödler (1586- cher vielleicht in dem bereits 1615) besaßen Bücher, die in die erwähnten Nebenzimmer des Priors, Neustädter Bibliothek kamen. das im Gegensatz zu den Zellen Dann wurde die friedliche Ent- der Mönche heizbar war(41) . wicklung des Klosters jedoch er- Im Jahr 1558 wurde das Schrift- neut unterbrochen# als im Dreißig- gut des Klosters erneut schwer jährigen Krieg die Schweden Be- geschädigt, jedoch scheint dies- sitz vom Kloster ergriffen. Das mal hauptsächlich das Archiv be- Kloster wurde dem schwedischen troffen gewesen zu sein. Die Geheimsekretär Lorenz Gubben von Streitigkeiten zwischen dem Klo- Nabben verliehen; als er das Klo- ster und dem Würzburger Bischof ster wieder aufgeben mußte, ließ um die Jagdgerechtigkeit im Spes- der Schwede angeblich auch "Teile sart hatten sich derart zuge- der Klosterbibliothek wegbrin- , (44) .. spitzt, daß Fürstbischof Fried- gen' . Dazu kamen Schaden rich von Wirsberg zu der spekta- durch eine vorangehende Plünde- kulären Maßnahme griff, Abt und rung durch schwedische Offizie- (45) Prior während eines Aufenthaltes re . in Würzburg gefangenzusetzen und Neustadt überstand also - wie in der Zwischenzeit die schrift- viele andere fränkische Biblio- lichen Unterlagen aus dem Kloster theken - den Krieg nicht unbe- abtransportieren zu lassen. Es schadet. In ruhigeren Phasen be- wird sich bei den "entführten Bü- faßte man sich aber durchaus auch chern" aber wohl ausschließlich mit Literatur. Abt Georg Frick um Urkunden, Urbarbücher usw. ge- (1635-1636) hinterließ der Bi- handelt haben, denn nur sie konn- bliothek zumindest ein Buch. Man ten ja für den Bischof von Inter- kaufte aber durchaus noch Bücher esse sein(42). Dementsprechend und ließ sie binden: Unter Abt Jo- wird auch nur von der Rückgabe hann Eckard (1636-1648) wurden im einzelner Archivalien berich- Jahr 1642 auf der Frankfurter tet (43) . Ostermesse über 2 fl gezahlt, und

75 über 7 fl in Würzburg auf der Ki- zu tilgen (48) . liani-Messe für "ettliche opera Im 17.Jahrhundert wurde in Drexelij", dazu kam im gleichen Neustadt auch ein Manuskript ge- Jahr noch der Kauf eines Kalen- schaffen, das aus der Verehrung ders in Wertheim und einer Zei- der Heiligen Gertrud heraus ent- ( 49) tung in Würzburg; außerdem wurden s t an d . etwas über 2 fl für den Einband Insgesamt aber lagen gelehrtes von 17 Büchern und einigen Musi- Studium und wissenschaftliche Be- kalien ausgegeben(46). tätigung in Neustadt, wie in an- Aus den siebziger Jahren des deren fränkischen Abteien auch, 17.Jahrhunderts sind dann erneut offenbar darnieder. Aufgrund der Bücherkäufe belegt: über 6 fl er- Zwistigkeiten mit dem Hochstift hielt ein Herr Frieße in Frank- Würzburg gewann die Bursfelder furt im Rechnungsjahr 1672/73; im Kongregation keinen Einfluß, so folgenden Rechnungsjahr waren es daß eine Erneuerung monastischen mehr als 8 fl. Dazu kommen noch Lebens von dieser Seite unmöglich einige kleinere Beträge, aber al- war. Auch ein benediktinisches le ohne weitere Erläuterungen. Generalstudium in der Diözese Insgesamt wurden 1672/73 gut 10 Würzburg kam nicht zustande, an fl für Bücher ausgegeben - dage- der Universität Würzburg gab es gen über 122 fl für Fleisch(47). in dieser Zeit ebenfalls keine Die Jahrzehnte nach dem Krieg Neustädter Konventualen; in Neu- waren in Neustadt von erheblichen stadt selbst bestand aber auch wirtschaftlichen Schwierigkeiten kein institutionalisiertes Stu- begleitet, zum Teil aufgrund der dium, so daß einzelne Mönche nach allgemeinen Lage, zum Teil auch auswärts geschickt wurden (50) . aufgrund fehlerhafter Wirtschafts- Erst im 18.Jahrhundert fand führung. Abt Maurus Dürr (1686- man dann im Neustädter Kloster 1696) mußte wegen Mißwirtschaft Gelegenheit, sich in größerem Um- abgesetzt werden, und sein Nach- fang mit wissenschaftlichen Fra- folger Guido Bach (1696-1703) war gen zu befassen. Abt Bernhard zunächst bestrebt, die angehäuf- Krieg (1703-1729) hatte wohl ten Schulden des Klosters zu be- selbst Interesse an gelehrten gleichen - insgesamt waren 528 fl Studien, schrieb er doch eigen- für alltägliche Gebrauchsgegen- händig einen "Catalogus Abbaturn stände, aber eben auch für Bücher Neostadiensium" und förderte wis-

76 senschaftliche Beschäftigung aus cher in der Bibliothek vertreten, der Erkenntnis, daß "Frömmigkeit wirkte zumindest bei einer weite- nur auf der wahren Wissenschaft ren Defension mit, zu der eben- eine feste Grundlage hat,,(51). falls eine Dissertation veröffent- Zeitweise bestand in Neustadt licht wurde(57). Während Sarto- nun auch ein theologisches Stu- rius sich noch ausdrücklich zur . (52) dl.um . scholastischen Theologie bekann- Abt Placidus Reich (1733-1763) te(58), war P.Placidus Stürmer begann dann mit einem systemati- ein Anhänger der französischen scheren Ausbau der Klosterbiblio- Mauriner und gestaltete den Lehr- thek(53). Die von ihm erworbenen betrieb in Neustadt in ihrem Bücher sind mit einem eigenen Su- Geist; jeder Studierende erhielt pralibros geschmückt und mit nun Mabillons "Tractatus de stu- handschriftlichem Kaufeintrag diis monasticis" als Grundlage(59~ versehen. Sie zeigen das Bemühen Stürmer ver faßte auch selbst des Abtes, grundlegende Werke theologische Schriften, von denen seiner Zeit anzuschaffen und sie fünf gedruckt vorliegen(60). Er repräsentativ auszustatten. war es auch, der anläßlich einer In seiner Zeit, 1741, wurde bischöflichen Visitation den An- in Neustadt auch eine öffentliche trag auf einen regelmäßigen Buch- theologische Defension durch fünf etat von 20 Reichstalern jährlich Mönche veranstaltet; dazu er- s te 11 te ( 61) . schien eine gedruckte Disserta- Grund für diese Visitation war tion(54). Beteiligt waren die Pa- wiederum ein Rechtsstreit des tres Ignaz Lurz, Maurus Burckard, Klosters mit dem Würzburger Bi- Placidus Stürmer, Erwin Schnell schof, denn das Kloster beanspruch- und Heinrich Neuner, unter dem te einen größeren Schutz vor den Vorsitz des Neustädter Lektors immer stärker spürbaren Ubergrif- P.Romanus Sartorius(55). Sarto- fen des Hochstifts in seine Herr- rius ist wohl der Benediktiner schaftsrechte. Dazu wurde eine namens Romanus, der als Käufer Schrift mit dem Titel "Diplomati- bei dem Frankfurter Buchhändler sche Nachrichten von dem Ursprung Bencard erwähnt wird; auch der und Stiftung des Klosters Neu- Neustädter Prior gehörte übrigens stadt am Main" verfaßt und im zu den Kunden Bencards(56). Ignaz Kloster selbst gedruckt. Zu die- Lurz, als Besitzer mehrerer Bü- sem Zweck hatte man die bestehen-

77 Abb.20: Porträt des Neustädter Abtes Placidus Reich de Musikaliendruckerei um die be- so gingen die Bibliotheksreisen- nötigten Lettern erweitert, wenn den des 18.Jahrhunderts, die un- auch angeblich nur leihweise. ter den fränkischen Klöstern vor Die Drucke wurden vom Hochstift allem Ebrach und Münsterschwarzach konfisziert, der Streit endete würdigten, auch achtlos an Neu- mit einem vergleich(62). stadt vorbei(66). Der Vorgang berührt am Rande Irgendwann im 18.Jahrhundert einen kulturellen Bereich, der wurden in alle vorhandenen Bücher in Neustadt wohl mit weit größe- in Neustadt Besitzvermerke einge- rem Erfolg als die gelehrten tragen, ohne daß die verwendeten Studien gepflegt wurde: das Mu- Formulierungen heute noch Rück- sikleben im Kloster. Vor allem schlüsse auf Anschaffungstermin, P.Peregrin Poegel leistete hier Aufstellung o.ä. zulassen(67). Um einen beachtlichen Beitrag zur diese Zeit wurde - wohl mit den barocken Musik(63) . Einbänden von Abt Placidus - auch Insgesamt aber war dem gei- der Brauch aufgegeben, handge- stigen und kulturellen Leben in schriebene Rückentitel auf einem Neustadt keine sehr nachhaltige Teil der Bücher anzubringen. 1781 Wirkung beschieden. Zwar war entstand schließlich der heute spätestens mit P.Placidus Stür- leider nur noch aus der Literatur mer der neue Geist auch in Neu- bekannte Bibliothekskatalog des stadt eingezogen, hier blieb Klosters, angelegt von P.Aurelian aber Banz in Franken tonangebend, Breunig. "Er erweist die damalige und die Gelehrsamkeit erreichte Bibliothek nicht nur als sehr in Neustadt wohl nie die Höhe reichhaltig, sondern auch wert- wie in anderen Benediktinerklö- voll hinsichtlich alter Bücher- stern der Zeit. Der Bericht über schätze und besonders auch als die erwähnte Visitation von 1768 aktuell durch den Besitz der zu meldet denn auch nichts über Abfassungszeit modernen Litera- geistliche Studien(64). tur". (68). Der Katalog war syste- Noch in den fünfziger Jahren, matisch angelegt und führte in 19 also unter dem Bücherliebhaber Untergruppen auf 95 Seiten die Abt Placidus Reich, gab es in theologische Literatur (ein- Neustadt keinen Bibliothekskata- schließlich Kirchenrecht und Ge- log, so daß die vorhandene Lite- schichte) auf, gefolgt von Philo- ratur gar nicht genügend bekannt sophie, Sprache, Naturwissen- gemacht werden konnte (65) . Und schaften und Vermischtem auf zehn

79 Seiten. Damit zeigt sich die Neu- sen, jetzt aber hinterließen zu- städter Bibliothek noch weit sätzlich die pOlitischen Wirren stärker auf Theologie ausgerich- der Zeit ihre Spuren. tet als andere Klosterbibliothe- Immerhin aber hatte die Bi- ken der Zeit(69). Ein Meister- bliothek, laut einern ebenfalls werk stellte dieser Katalog aber nicht mehr auffindbaren Verzeich- wohl nicht dar: darf man von nis aus dem Jahr 1819, zur Zeit einigen zufällig bekannten Seiten der Säkularisation einen Umfang ausgehen, war die Schrift flüch- von 4075 Bänden, dazu noch Dis- tig, die Titelaufnahmen häufig sertationen und Periodika(73). bis zur Unkenntlichkeit verkürzt. Aus den Jahren 1793 bis 1799 Der Würzburger Bestand der Neustädter sind einige Bücherrechnungen aus Klosterbibliothek Neustadt erhalten(70). Zwar wur- den in diesen Jahren durchaus Da wie bereits erwähnt der Ka- noch theologische Werke gekauft - talog der Bibliothek Neustadt Bibelausgaben, Predigtsammlungen nicht mehr ausgewertet werden u.ä. -, offenbar beschäftigte kann, sollen die in der Univer- das Zeitgeschehen die Konventua- sitätsbibliothek Würzburg befind- len aber weit mehr: Girtanners lichen Bücher einer genaueren Un- "Historische Nachrichten über tersuchung unterzogen werden, um die Franz8sische Revolution", ein etwas differenzierteres Bild Kriegsbeschreibungen, Schriften der Bibliothek und ihrer Ge- zu Verfassungs- und Wirtschafts- schichte zu gewinnen. fragen wurden berücksichtigt, da- zu karnen Staatskalender und Zeit- Einzelne Vorbesitzer und Käufer schriften. Auch Mozarts "Zauber- Einzelne Neustädter Äbte fl8te" wurde gekauft(71). Die wurden schon als Buchbesitzer Ausgaben für die Bücher sanken oder -käufer vermerkt: Konrad gleichzeitig von Jahr zu Jahr, Lieb, Christophorus Caseus, nämlich von etwa 50 Gulden im Martin Kn8dler, Georg Frick, Jahr 1793 auf etwa 3 Gulden im Benedikt Lurz und vor allem Jahr 1799. Von einern regelmäßigen Placidus Reich. Von den im Etat von der H8he anderer Klo- allgemeinen nur wenigen er- sterbibliotheken - in Ebrach zum haltenen Büchern auf irgend- Beispiel 500 GUlden(72) - war in welche geistigen Interessen zu Neustadt wohl nie die Rede gewe- schließen, bedeutet sicher eine

80 unzulässige Verallgemeinerung, da schreibung des Ignatius von Loyo- es sich wohl eher um eine zufäl- la enthält. Der Stempel "MA 1594", lige Überlieferung handelt. also "Martinus Abbas", steht auf Abt Konrad Lieb zum Beispiel dem Einband eines Lehrbuchs von besaß schon als Profeß das mili- Pontanus (Kat.Nr.73l: die Initi- tärwissenschaftliche Werk des Ve- alen des Abtes wurden dabei getius sowie Vitruvs "Architec- einfach auf die älteren Schmuck- tu r a " (K a t. Nr . 22) (74), s ow i e als teile des Einband aufgeprägt. Geschenk eines Friedericus Horn- Dieser Band zeigt im hinteren berger seit dem Jahr 1519 eine Deckel ein herausfaltbares Zet- (75) Ausgabe von Rhabanus Maurus . teIchen mit dem Vermerk "Pontani Als Apt erwarb er dann Macrobius Volumini Tertij pars prior". Mit und Aulus Gellius, zusammengebun- ähnlichen Zettelchen, von denen den mit einem Atlas (Kat.Nr.24). heute allerdings nur noch die Re- Offenbar für das Kloster insgesamt ste erkennbar sind, da das Papier wurden im Jahr 1545 Gratians De- selbst abgerissen ist, müssen die cret (Kat.Nr.17) und das "Corpus bereits erwähnten Bände aus dem iuris canonici" (Kat.Nr.15) ge- Besitz von Abt Martin Knödler kauft, denn die entsprechende versehen gewesen sein, ebenso das Eintragung lautet "Anno 1545 sub Buch von Abt Christophorus Caseus. abbate Conrado Lieb". Offenbar handelt es sich hier um Der aus Amorbach stammende Abt ein in Neustadt zeitweise ange- Christophorus Caseus trug sich wendetes Verfahren, den Gebrauch noch in seiner Amorbacher Zeit der mit dem Rücken zur Wand auf- als Besitzer in die Chronik des gestellten Bände zu erleichtern. Surius ein (Kat.Nr.56). Sein Ein ebenfalls abgerissener Ti- Nachfolger Martin Knödler kaufte tel zettel und ein gleichartiger 1588 zunächst eine Weltchronik Einband wie bei der Chronik des von Genebrard (Kat.Nr.60) , in die Genebrard lassen vermuten, daß er folgende Bemerkung schrieb: auch Surius' "Commentarius bre- "Fiat pax et veritas in diebus vis" (Kat.Nr.69) von Abt Martin meis. Esai. 39 Ex". Zwei Jahre Knödler gekauft wurde. Die römi- später kaufte er dann für einein· sche Geschichte von Pighius (Kat. halb Gulden einen Sammelband mit Nr.70), mit einem Einband vom Schriften von G. Maffei (Kat.Nr. Buchbinder Hans Herolt, erhielt 71), der u.a. eine Lebensbe- 1599 den Stempel "MA" mit Jahres-

81 zahl. 1610 schließlich kaufte Abt ristisches Werk von Melonius Knödler die Werke des Terenz (Kat.Nr.109) in die Bibliothek, (Kat.Nr.12) , deren starke Benut- 1740 dann eines von A. Reiffen- zungsspuren vermuten lassen, daß stuel (Kat.Nr.137). 1741 folgten sie zeitweise als Schülerausgabe eine Sammlung zum Staatsrecht der benutzt wurden. Habsburger-Monarchie (Kat.Nr.156) Abt Georg Frick trug sich als und Schweders "Theatrum histori- Besitzer in ein kirchenrechtli- cum" (Kat.Nr.132). Im folgenden ches Werk ein (Kat.Nr.67). Jahr erwarb man für Neustadt ein Wesentlich aussagekräftiger "curiöses Antiquitäten-Lexicon" als diese zufällig erhaltenen (Kat.Nr.124) , 1744 dann eine Welt- Bände sind die Bücherkäufe des geschichte von Haurisius (Kat.Nr. Abtes Placidus Reich. Sogar heu- 153), ein wissenschaftstheoreti- te noch lassen sich die Erwerbun- sches Werk (Kat.Nr.95) und - ge- gen Jahr für Jahr nachvollziehen, wiß nicht gerade billig - den er- dank der Eintragung "Comparavit sten Band von Bruzen des la Mar- Placidus Abbas" mit der Jahres- tinieres geographischem Handbuch zahl. Am Anfang waren die Eintra- (Kat.Nr.161) . gungen sogar noch ausführlicher. Die meisten heute noch nach- Der erste Kauf, aus dem Jahr 1734 weisbaren Ankäufe fielen in das - ein "Allgemeines historisches Jahr 1745: historische Werke Lexicon" in vier Teilen (Kat.Nr. (Kat.Nr.122,131,163) und juristi- 135) - erforderte ungebunden 20 sche Wörterbücher (Kat.Nr.125, Gulden. Dazu kamen im gleichen 128) ~ dazu die "Haus-und-Land-Bi- und im darauffolgenden Jahr meh- bliothec" von Glorez (Kat.Nr.108, rere juristische Traktate von J. 123) für die Belange .der Kloster- J. Bock, J. G. Boecler und J. F. wirtschaft~ das Wörterbuch des Koch(76). 1736 folgten histori- Calepinus, das anscheinend immer sche Tabellen von Pock (Kat.Nr. noch von Nutzen sein konnte (Kat. 144), eine Dissertationensamm- Nr.48) und ein Buch über Wunder lung mit einem Vorwort von J. J. (Kat.Nr.114) ~ schließlich die Moser (Kat.Nr.141) , und P. M. "Adagiorum chiliades" des Erasmus Wehners rechtswissenschaftliches (KaLNr.36) . Wörterbuch (Kat.Nr.142) - letzte- Offenbar war die Bibliothek res "constat in albis 2 Imper." nun so angewachsen, daß man sich Im folgenden Jahr kam ein ju- auch mit Fragen der Bibliotheks-

82 Abb.21: Wappensupralibros des Neustädter Abtes Placidus Re ich verwaltung befassen wollte; zu hin 45 Gulden (Kat.Nr.107) sowie diesem Zweck wurde 1746 Legiponts dessen "Opus de doctrina tempo- einschlägiges Werk beschafft rum" (Kat.Nr.112), schließlich (Kat.Nr.164). 1749 kam das Petras Bullarium für 15 Gulden Prachtwerk über Kurfürst Max Ema- (Kat.Nr.155) . nuel in die Bibliothek (Kat.Nr. Ebenfalls in den dreißiger 120). 1751 folgten J. J. Mosers Jahren kaufte auch P.Karl Bock (78) "Teutsches Staatsarchiv" und die (1709-1768) mehrere Titel: Einleitung dazu (Kat.Nr.168,169), 1735 war es Cauvinus' "Philoso- 1755 dann erneut ein rechtswis- phie" (Kat.Nr.143), 1738 Picinel- senschaftliches Werk (Kat.Nr. los Emblematik (Kat.Nr.134) für 170). Wieder in den literarge- 8 Gulden, 1739 für denselben schichtlichen und bibliothekswis- Preis ein Werk von Saenz de senschaftlichen Bereich fällt das Aguirre (Kat.Nr.127). umfangreiche Werk Ziegelbauers Größter Käufer unter den Kon- (Kat.Nr.171) , im Jahr 1757 ge- ventualen war freilich der be- kauft. 1759 folgten Vanieres Wör- reits en"ähnte P.Placidus Stürmer terbuch (Kat.Nr.115) und eine ju- (1716-1778) (79). Überwiegend ju- ristische Dissertation (Kat.Nr. ristische Titel haben sich erhal- 173). Dazu kamen noch einige Ti- ten (Kat.Nr.99,172) (80), unter tel, für die das Erwerbungsjahr anderem Pufendorfs berühmtes Werk nicht festgehalten wurde, Histo- zum Natur- und Völkerrecht (Kat. risches (Kat.Nr.121,157) und Phi- Nr.162), im Jahr 1756 erworben, losophisches (Kat.Nr.110,151) , und J. H. Böhmers "lus ecclesia- dazu Maschenbauers Wörterbuch sticum protestantium" (Kat.Nr. (Kat.Nr.166) . 146) für den Preis von zehn Gul- Auch andere Angehörige des den, wobei P.Placidus sich ein Neustädter Konvents kauften zu Vergnügen daraus machte, das Er- dieser Zeit Bücher, die dann der werbungsjahr zusätzlich zu ver- Bibliothek eingegliedert und auch schlüsseln. Er kaufte außerdem mit dem Wappen des Abtes Placidus ein naturwissenschaftliches Werk Reich versehen wurden. (Kat.Nr.106) . So erwarb P.Kilian Dorn (1709- Dazu kommen noch Werke mit 1750) (77) ein rechtswissenschaft- Einbänden von Abt Placidus Reich, liches Werk von Söll (Kat.Nr. für die kein Käufer angegeben 160), Petaus Dogmatik für immer- ist: Mayrs "Philosophia peripate-

84 tica" (Kat.Nr.150) und Schwarz' Konventualen mag so manches Buch "Collegia historica" (Kat.Nr.138) , nach Neustadt gewandert sein, wie Witasses theologischer Traktat etwa Hofmann "Praxis iuris et (Kat.Nr.148) und Schotts "Schola processus cameralis" (Kat.Nr.103) steganographica" (81) . aus dem Besitz des Juristen Nico- Das hier entworfene Bild ist laus Anton Lurz - "nunc F.Igna- zwar in einer grundlegenden Hin- tius Filius Ejus Monast: intulit", sicht verfälscht, da es so gut ist ausdrücklich vermerkt. P.Ig- wie keine theologischen Titel naz Lurz (1711-1743) (85) be- enthält. Es zeigt jedoch ganz schaffte im Jahr 1740 auch Stru- klar die Anstrengungen des Abtes ves "Syntagma iurisprudentiae" , und einiger Konventualen, durch die mit einem Einband von Abt Erwerbung von wichtigen Nach- Placidus Reich versehen wurden schlagewerken ebenso wie von (Kat.Nr.147). Außerdem kaufte er zeitgenössischen Standardwerken noch Stryks Werk zur Kautelarju- aus allen Fachgebieten, die für risprudenz (Kat.Nr.111) sowie das Kloster von Interesse sein Merlins Familienrecht (Kat.Nr.92) konnten, eine auf der Höhe der und Deckherrs Darstellung des Zeit stehende Bibliothek zu Westfälischen Friedens (Kat.Nr. schaffen. 104) . Auch andere Mönche haben sich Ein weiterer Buchbesitzer un- durch ihre Eintragungen als Buch- ter den Mönchen war P.Anselm Sachs besitzer ausgewiesen. So der spä- (1637-1681), der als Lektor für tere Abt Benedikt Lurz (1764- Theologie und Philosophie in Neu- 1788) (82), der dem Kloster eine stadt wirkte(86); er erhielt zum Rechtssammlung übergab (Kat.Nr. Profeß eine Geschichte Frank- 85); sie war zuvor im Besitz der reichs unter Richelieu (Kat.Nr. Pfarrer Johann Jakob Haßfurter 97) von Pfarrer Johann Hoffmann und Johann Georg Göpfert aus Un- aus (Markt-)Heidenfeld geschenkt. tereisenheim gewesen(83) , ehe sie Biographien der Kaiser seit Leo- an einen Johann Philipp Conrad pold I. kaufte der Konventuale Lurtz aus Münnerstadt über- P.Johann Romanus Stephan (1666- ging(84) , vielleicht der Onkel 1722) (Kat.Nr.118). des ebenfalls aus Münnerstadt P.Konrad Deuffel (Teufel) er- stammenden Abtes. hielt im Jahr 1589 von Abt Martin Aus der Verwandtschaft der Knödler ein lateinisches Werk zum

85 Abb.22: Porträt des Neustädter Abtes Benedikt Lurz alleinigen Gebrauch (Kat.Nr. Aus dem Besitz des Priors Jo- 68) (87), wie der Vermerk "in usum hannes LÖhr(93) stammen eine Pre- fratris Conradi deufelij" fest- digtsammlung (Kat.Nr.46) und Ci- hält. Offenbar half er dem Mit- ceros "De officiis" (Kat.Nr.35). bruder Martin Dillherr (1571- Wohl über den Konventualen Am- 1635) (88) bei der Vorbereitung brosius Fischer aus Wolffsmünster auf die Priesterweihe und bekam (1734-1786) (94) kamen Baronios dafür die "Summa" des Johannes de "Annales Ecclesiastici" (Kat.Nr. S.Geminiano (Kat.Nr.66). P.An- 130) nach Neustadt. Erhielt die- d reas Elsnero (89) ver f""ugte zum sen Band doch ein "Jacobus Fi- persönlichen Gebrauch über eine scher Wolffsmünsteranus", viel- lateinische Rhetorik-Darstellung leicht ein Bruder des Ambrosius, (Kat.Nr.76) sowie über Ciceros für gute Leistungen in Rhetorik Reden (Kat.Nr.72). Als Besitzer und Logik, gestiftet vom Würzbur- einer Poetik (Kat.Nr.79) kommt ger Bischof Karl Philipp von P.Johannes Kürr infrage (um 1596- Greiffenclau. 1635) (90). Ihre Bücher zeigen üb- Auch weitere Literatur aus rigens die gleichen Medaillons studentischem Besitz fand den Weg auf dem Einband, auch dies ein nach Neustadt. So das "Corpus Hinweis auf ungefähr gleichzei- iuris canonici" (Kat.Nr.96) aus tigen Einkauf. dem Besitz eines Johann Carl Hof- Etwa ein Jahrhundert später mann, "Studiosi Anno 1664", im besaß P.Adolf Hauck (1712- Jahr 1669 in den Matrikeln der 1744) (91) ein viersprachiges Wör- Universität Würzburg nachgewie- terbuch (Kat.Nr.119) - das klas- sen(95) . sische Latein dominierte nun auch Ebenfalls ein Studienpreis, im Kloster nicht mehr unum- diesmal gestiftet von Fürstbi- schränkt. schof Friedrich Carl von Schön- Dem Neustädter Lektor Maurus born, war Drieschs Bericht einer Stockmann (1745-1807) (92) gehörte Gesandtschaft in die Türkei (Kat. Gruebers Kirchenrecht (Kat.Nr. Nr.126); Johann Georg Keßler aus 165), gekauft "Anno Periodi Ju- Frankenheim erhielt den Preis im lianae 6475.0Iymp.635.II.", also Jahr 1730, als er als "pauper" an im Jahr 1762 - eine etwas merk- der Universität Würzburg immatri- würdig anmutende Zeitrechnung in k ullert° war (96) . Dem Wurz"" b urger einem Kloster. Studenten der Rechtswissenschaf-

87 ten, Hermann Joseph Ambling(97) hard von Thüngen (1545-1489), der gehörten im Jahr 1709 Majers Kom- sich 1575 als Besitzer eintrug. mentar zum Corpus iuris civilis Dem Würzburger Domkapitel gehörte (Kat.Nr.l0l) und der Kommentar zu dieser Zeit auch der nächste zum selben Werk von Perez (Kat. Eigentümer, Johann Conrad von Nr.113). Beide Werke gingen "ti- Stain, an(103), der 1609 starbi tulo donationis" an Kloster Neu- seine Testamentsvollstrecker wa- stadt über. ren Sebastian Schenk von Stauf- Dasselbe gilt wohl für Vergils fenberg und Georg Neustetter ge- .. (104) . Werke (Kat.Nr.20) aus dem Besitz nannt Sturmer ,d1e das Buch eines Theophil Stiblin, der 1564 als Geschenk an Heinrich Landvogt in der Dillinger Matrikel nach- weiterreichteni dies alles geht weisbar ist(98), und für Cisners aus Landvogts Besitzeintrag her- Kompilation zur Reichskammerge- vor. Das Thüngensche Wappen zeigt richtsordnung (Kat.Nr.59) , die eine Ausgabe des "Codex iuris ci- dem Würzburger Studenten Melchior vilis" (Kat.Nr.50). Und ein Wappen- Gobel gehörte(99) . supralibros deutet auf die Fami- Gleich mehrere Werke stammen lie Hutten als Vorbesitzer von aus dem vormaligen Besitz eines Pontanus I Historie hin (Kat.Nr.34). "Theobaldus Gillerus Dittingen- Der Name Landvogt erscheint auch sis": DelRios Werk über die Hexe- noch in einem weiteren Buch, näm- rei (Kat.Nr.82) (100), die Werke lich in der Weltgeschichte des Su- von M.H. Vida (Kat.Nr.70) , Estel- rius (Kat.Nr.53), gekauft 1575 von Ias Schrift über die vanitas mun- einem Johann Landvogt in Mainz für di (Kat.Nr.77) und die Chronik 10 Batzen. Nach Mainz weist schließ- des Nauclerus (Kat.Nr.58) (101). lich auch die Geschichte Chinas Über den Besitzer ist nichts wei- des Jesuiten Martinius (Kat.Nr. ter bekannt. 94), die 1659 dem Mainzer Ober- Bekanntere Namen weist dagegen hofmarschall Johann Christian von Cardanus "De rerum varietate lib- Boyneburg (1622-1673) (105) gehörte. ri" (Kat.Nr.41) auf. Gekauft vom Anhand der Besitzeintragungen Würzburger Bürger Wilhelm Hel- gelingt also ein Überblick über big(102) in Löwen im Jahr 1572, die verschiedenen Möglichkeiten kam das Buch in den Besitz des des Klosters, die Bibliothek zu damaligen Würzburger Domdechan- erweitern: hauptsächlich über ten und späteren Bischofs Neid- Kauf, sei er vom Abt selbst ver-

88 Abb.23: Wappensupralibros der Rutten von Steckelberg (Kat.Nr.34) anlaßt oder von einzelnen Konven- mal ein Einband im Spitzenstil tualen getätigt - vielleicht hat- (Kat.Nr.130). Eine einheitliche ten sie jeweils das des Bi- Gestaltung des gesamten Buchbe- bliothekars inne, worüber wir standes zur Erhöhung der reprä- aber keine Quellen besitzen. sentativen Wirkung erlaubten die Außer für das Kloster insgesamt Finanzen des Klosters wohl zu wurden auch Werke zum speziellen keinem Zeitpunkt. Gebrauch durch einzelne Mönche Geprägt wird das Bild der erworben, wohl überwiegend Lehr- Sammlung von Schweinsledereinbän- bücher während der Studienzeit. den aus zwei Epochen: zum einen Daneben spielten Geschenke eine durch die bereits beschriebenen Rolle, sei es von Familienangehö- Einbände unter Abt Placidus Reich; rigen der Mönche oder von sonsti- zum anderen durch die blindge- gen Schenkern,die sich dem Klo- prägten Einbände vornehmlich des ster verbunden fühlten. 16./17.Jahrhunderts. Vor allem Würzburger Buchbin- Einbände der sind hier erwähnenswert. Hans Auch die Bucheinbände lassen Rietzsch, von 1555 bis 1571 in einige Aussagen über die Gewohn- \vürzburg nachweisbar, ist mit heiten am Neustädter Kloster zu. mehreren Einbänden vertreten, die Über eine eigene Buchbinderwerk- die Rolle "Fides-Iusticia-Chari- stätte ist in Neustadt nichts be- tas-Spes" zeigen (Kat.Nr.34,38, kannt(106). Entsprechend war man 46). Bei einem Einband sind zu- auf die Beschäftigung auswärtiger sätzlich die Platten "Iustitia" Buchbinder angewiesen, soweit man und "Lucretia" aus dem Jahr 1562 nicht bereits gebundene Werke verwendet. Der Band mit dem Wap- kaufte. Rechnungen von einzelnen pensupralibros der Hutten von Handwerkern sind nicht erhalten, Steckelberg (Kat.Nr.34) trägt so daß man auf die Bände selbst außerdem die von Rietzsch be- zurückgreifen muß. zeichnete Rolle "Salvator-David- Die Bibliothek weist eine Johannes" (107) . Vielfalt von Einbänden auf, aus Jakob Preisger war 1585-1613 Pergament, Pappe, aus braunem in Würzburg tätig, u.a. auch für Kalbsleder; die ältesten sind mit Julius Echter von Mespelbrunn. gotischen Einzelstempeln verziert, Von ihm stammen zwei Einbände des im 18.Jahrhundert dann auch ein- Neustädter Bestandes: einer zeigt

90 die Würzburger Wappenrolle und Schließlich sind noch zwei die Rolle "Fides-Iusticia-Chari- weitere Buchbindermeister iden- tas-Spes" (Kat.Nr.82) (108), der tifizierbar. Ein Band (Kat.Nr.66) andere eine Rolle unbezeichneter ist mit zwei Platten mit Wappen Medaillons, eine Echter-Rolle und bzw. "Fortuna" und einer Rolle zwei Platten "Iustitia" und "For- "Caritas-Prudentia-Spes" vom Mei- tuna" (Kat.Nr.58) (109). ster P.W. (115) geschmückt. Und Ebenfalls von Julius Echter von dem bekannten Wittenberger beschäftigt wurde der Würzburger Buchbinder Caspar Kraft dem Älte- Buchbinder Hans Herolt (1569- ren stammt ein Einband mit einer 1613), dessen Tätigkeit für Neu- "Iustitia" (Kat.Nr.47) (116). Man stadt bereits bekannt war. Er ist wird jedoch davon ausgehen können, zum einen mit einer Kombination daß Einbände für Kloster Neustadt seiner Platten "Kilian" und "Bur- überwiegend in der Nachbarschaft, chard" vertreten (Kat.Nr. 71) (110~ vor allem in Würzburg, angefer- zum anderen mit Platten der Him- tigt wurden. melskönigin und Johannes des Täu- fers, zusammen mit einer Rolle Drucke und ihre Verleger "Virgi-Johan-Fiian-Heid" (Kat.Nr. Drucke und ihre Verleger geben 37) (111). Herolt wurde übrigens immer Aufschluß, ob auch die nicht nur von Julius Echter, son- handwerkliche bzw. künstlerische dern auch von Abt Knödler hoch Qualität bei der Anlage einer Bü- geschätzt, weshalb der Buchbinder chersammlung eine Rolle spielte. auch jns Nekrolog des Klosters Daneben liefern die vorhandenen eingetragen wurde (112) . Drucke aber auch Hinweise auf Vier Neustädter Bände (Kat.Nr. buchhändlerische Beziehungen und 55,72,73,76) zeigen die gleiche nicht zuletzt auch auf eine be- Rolle unbezeichneter Medaillons; stimmte geistige Ausrichtung der zwei der Bände waren im Besitz Bibliothek. des Konventualen Andreas Eisner, Betrachtet man die älteren einer zeigt zusätzlich den Stem- Drucke des Neustädter Bestandes, pel "MA 1594" (Martinus Abbas) , so stehen die großen Zentren des der letzte den Stempel "MD 1593". Buchdrucks auch hier im Vorder- Einer der Bände von Eisner weist grund. außerdem die Platten "Salva- Aus dem Ausland seien etwa Ve- tor"(113) und "Trinität" (114) auf. nedig und Florenz genannt: hier

91 ist die Druckerei Giunti mit langt. einer Bibelausgabe vertreten Aus dem ebenfalls protestanti- (Kat.Nr.7,13) (117). Aus Lyon - schen Straßburg erwarb man Vergil von Sacon und dem allerdings und Terenz (Kat.Nr.5,12) von dem hauptsächlich auf liturgische Drucker Johann Knobloch d.Ä., der Texte spezialisierten Fradin - überwiegend humanistisches Schrift- stammen die großen Textausgaben tum und scholastische Theologie, des "Codex iuris canonici" und später aber auch Drucke der Re- des "Decretum Gratiani" (Kat.Nr. formatoren herstellte. Die Rihel 2,8,15,17) (118). Bei Plantin druckten u.a. zahlreiche Schulbü- schließlich wurden eine weitere cher, so auch einen "Thesaurus Ausgabe des "Decretum Gratiani" Ciceronianus" (Kat.Nr.68). Eben- und eine Schrift des niederländi- falls auf humanistische Schriften schen Humanisten Pighius (Kat.Nr. und Klassiker hatte sich M. Schü- 51,78) gedruckt(119). rer (Kat.Nr.9,19) verlegt. Zahlenmäßig wesentlich umfang- Der Augsburger P. Ulhart druck- reicher sind jedoch die Drucke te hauptsächlich evangelische aus dem deutschsprachigen Schriften, aber auch zeitgenös- (120) R aum . sische Geschichtsschreibung und In Basel waren H. Froben, N. anderes (Kat.Nr.40). Daneben ist Episcopius, Herwag, Apiarius und mit M. Franck, der ein astronomi- P. Perna tätig, die in vielfachen sches Werk (Kat.Nr.49) heraus- verwandtschaftlichen und geschäft- brachte, noch ein weiterer Augs- lichen Beziehungen miteinander burger Drucker dieser Zeit in standen. Sie verlegten Klassiker- Neustadt vertreten. ausgaben - etwa Livius und Pli- Aus der Offizin Marne und nius (Kat.Nr.27,33), Wörterbücher Aubri in Frankfurt am Main stammt (Kat.Nr.48), aber auch humanisti- eine der für sie typischen Cice- sche Autoren wie Erasmus und ro-Ausgaben (Kat.Nr.72). Guicciardini (Kat.Nr.36,52). Von Während in Basel und Straßburg Heinrich Petri, der vorwiegend Humanismus und Protestantismus naturwissenschaftliches Schrift- Verlage und Druckereien prägten, tum druckte, sind ein Werk seines waren Köln und Ingolstadt Zentren Stiefvaters Sebastian Münster so- des katholischen Buchdrucks, der wie ein theologischer Sammelband von den Jesuiten bewußt im Dienst (Kat.Nr.ll,37) nach Neustadt ge- der Gegenreformation eingesetzt

92 wurde. (Kat.Nr.53,58,69) - er war der Dies gilt u.a. für die Offizin kapitalkräftigste Buchdrucker Weißenhorn (Kat.Nr.30). Sartorius Kölns im 16.Jahrhundert, mit druckte die Werke der Jesuiten einer Filiale in Frankfurt am Pontanus und Benci (Kat.Nr.73,79, Main und engen Geschäftsbeziehun- 76). Und Apian verlegte neben gen zu den Behem in Mainz. Mit eigenen Werken die Schriften Ecks Calenius verschwägert war Arnold (Kat.Nr.23) . Birckmann d.J. (Kat.Nr.54); diese Die hohe Zahl Kölner Drucke im Offizin wurde durch Arnold Mylius Neustädter Bestand erscheint zu- fortgeführt, der zunächst die nächst erstaunlich - sie bezeugt Antwerpener Filiale Birckmanns jedoch lediglich erneut die Be- geleitet hatte (Kat.Nr.71,77). deutung des Kölner Buchdrucks für Hier zeichnet sich ein Weg ab, das katholische Deutschland des wie über Geschäftsbeziehungen und 16. und 17.Jahrhunderts(121). auswärtige Niederlassungen Bücher Drucker wie Gennep waren ganz auf etwa aus Antwerpen und Köln über katholisches Schrifttum ausgerich- Mainz nach Frankfurt gelangen tet (Kat.Nr.34). Und in Köln gab konnten, von wo sie auch in Süd- es - wie in Basel - ganze Drucker- deutschland Verbreitung fanden. dynastien, diesmal im Dienste des Führten doch die Druckerverleger katholischen Buchdrucks. So etwa in der Regel nicht nur eigene die Gymnich: Johann Gymnich I. Produkte, sondern zumindest Alt- war auf theologisches Schrifttum, bestände von Offizinen, die durch daneben auch auf Klassiker ausge- Kauf, Heirat, Erbschaft in ihren richtet (Kat.Nr.31); sein Enkel Besitz gekommen waren; daneben Johann Gymnich 111. ist ebenfalls wurde nicht selten auch ein größe- in Neustadt vertreten (Kat.Nr.60). res Sortiment mit fremden Drucken Durch Heirat verbunden waren die angeboten. Druckerfamilien Quentei, Mylius, Erwähnenswert sind außerdem Calenius und Birckmann: Peter der Kölner Drucker Eucharius Cer- Quentel (Kat.Nr.26) und sein En- vicorn, der überwiegend humani- kel Arnold (Kat.Nr.80) sind im stisches Schrifttum druckte - in Neustädter Bestand vertreten. Ar- Neustadt mit Aulus Gellius, Homer nolds Stiefvater Gerwin Calenius und Macrobius vertreten (Kat.Nr. führte die Druckerei unter der 23,23,25) - und der Drucker Horst Firmierung "Quentel und Calenius" (Kat.Nr.67). Der Kölner Buch-

93 drucker Heinrich von Aich, der traditionsreichen Verleger- und die Weltgeschichte des Surius ge- Buchhändlerfamilie angehörte (Kat. druckt hatte (Kat.Nr.56), war ab Nr.113,136,143), oder von Kalkho- 1578 in Würzburg als Hof- und fen, Cöllen und Huisch (Kat.Nr. Universitätsbuchdrucker ansässig,; 89,130,134) (122). hier entstanden dann Drucke wie Zu weiteren Zentren des katho- das Eherecht des Hochstifts Würz- lischen Buchdrucks entwickelten burg (Kat.Nr. 63) . sich in Deutschland mit der Zeit Von den weiteren katholischen neben Mainz auch München, Dillin- Buchdruckern des 16.Jahrhunderts gen, Wien und Würzburg. Aus Mainz wurde bereits Behem in Mainz er- ist Ludwig Bourgeat zu nennen wähnt, der zeitweise mit Quentel (Kat.Nr.98) oder der Hof- und und Birckmann in Verlagsgemein- Universitätsbuchdrucker J. Mayer, schaft stand (Kat.Nr.46,59). Die der mit einer seiner vielen Per- Druckerei Behem ging an Johann sonalschriften in Neustadt ver- Albin über, der ganz im Sinne der treten ist (Kat.Nr.116). Aus Gegenreformation tätig war (Kat. München etwa der als Landschafts- Nr.82). Auch er unterhielt einen buchdrucker tätige Lukas Straub festen Buchladen in Frankfurt. (Kat.Nr.94). Aus Dillingen Johann Die Drucke der Offizin Albin Kaspar Bencard, Sohn des Würzbur- leiten in ihrer Gestaltung be- ger Buchhändlers und Verlegers reits zum Barock über, der ab nun Nikolaus Bencard, mit einem je- das äußere Bild der Bücher präg- suitischen Werk (Kat.Nr.l06). Aus te. Würzburg der Buchdrucker Heil, Im 17. und besonders im 18. der die Witwe des eben genannten Jahrhundert sind keine beson- Nikolaus Bencard geheiratet hat- deren Schwerpunkte des Verlags- te (Kat.Nr.l02) (123) . Aus Ingol- wesens mehr in der Neustädter stadt Simon Knab und sein Geselle Bibliothek auszumachen. Wie sich Johann Philipp Zinck (Kat.Nr.99), die Buchproduktion ausweitet, so oder Eder (Kat.Nr.85). Aus Wien kauft man jetzt auch nicht mehr Andreas Heyinger, der überwiegend nur bei bevorzugten Druckern und Kleinschrifttum druckte (Kat.Nr. Verlegern. 126). Aus Kempten J. Mayer, der Zunächst aber wurden natürlich dort die Druckerei der Fürstabtei noch Bücher aus Köln bezogen, so betrieb, die neben den täglichen von Franz Metternich, der einer Gebrauchsschriften auch anspruchs-

94 vollere Werke herausbrachte (Kat. dies bedeutet, daß der allgemein Nr.127) (124). beklagte Niedergang buchdruckeri- In dieser Zeit wurden aber scher Qualität auch in Neustadt auch zunehmend Drucke gekauft, seine Spuren hinterlassen hat, die an protestantischen Orten geht man von den Meisterleistun- entstanden waren - überall dort gen der Zeit aus. Nur wenige Ti- wo der theologische Gedanke nicht tel des Neustädter Bestandes sind im Vordergrund stand. Relativ in diesem Sinne repräsentativ spät taucht jetzt Nürnberg als oder auch nur anspruchsvoll aus- Druck- und Verlagsort in Neustadt gestattet. Bemerkenswert ist Ma- auf - mit den Endter und den schenbauers Lexikon (Kat.Nr.166) Lochner (Kat.Nr.109,118,121,123,172). - finanziert wurde dieses Werk Natürlich gewinnt auch Leipzig in wohl durch den familiären Musik- der Neustädter Klosterbibliothek verlag, der auch die Erfahrung im zunehmend an Gewicht; entspre- Umgang mit Kupferstichen vermit- chend ist der Verlag Gleditsch telt haben dürfte(128). Und zu mit mehreren Werken vertreten nennen ist vor allem das großfor- (Kat.Nr. 110, 117, 124, 129), der sich matige Kupferstichwerk über Kur- rasch zu einem der bedeutendsten fürst Max Emanuel (Kat.Nr.120), in Deutschland entwickelt hat- gedruckt bei Gastl in Stadtamhof. te (125) . In Tübingen begann Cotta Gekauft wurden diese Bücher mit seinen Veröffentlichungen wohl nach wie vor überwiegend in (Kat.Nr.100,101,141); gegen sei- Frankfurt am Main, vielleicht nen Mitarbeiter Schramm (Kat. aber auch an anderen Orten: Met- Nr.141) mußte Cotta schließlich ternich zum Beispiel betrieb in (126 ) wegen Nachdrucks vorgehen . Köln eine Buchhandlung, die er Um sich den süddeutschen Markt selbst als "eine der größten" zu erschließen, unterhielt das katholischen Buchhandlungen be- Hallische Waisenhaus (Kat.Nr.146) zeichnete(129) . seit 1700 einen festen Laden in · (127) . I Fran kf ur t am Maln - Vle - Die Neustädter Bestände im Spiegel der leicht ist hier der Vermittler Geistesgeschichte für so manches Buch aus dem mit- teldeutschen Raum zu finden. Die heute in der Universitäts- Die Gebrauchsdrucke überwiegen bibliothek Würzburg vorhandenen bei den vorgestellten Verlagen; Bücher gehören überwiegend nicht

95 zum theologischen Bestand der so wie kaiserliche Wahlkapitula- Neustädter Bibliothek, der zum tionen (Kat.Nr.116,154). Auch gr5ßeren Teil nach Maria Laach eine Sammlung von Druckschriften abgewandert sein dürfte. Sie er- zu den Grumbachschen Händeln lauben aber immerhin eine Aussage (Kat.Nr.38) und eine Quellen- darüber, nach welchen Kriterien sammlung des Reichspublizisten Bücher aus anderen Wissensgebie- Lünig (Kat.Nr.117) waren vorhan- ten beschafft wurden. den. Abschließend sei noch auf Im Bereich der Jurisprudenz, das "Teutsche Staats-Archiv" von Staatswissenschaften und Politik J.J. Moser (Kat.Nr.169) verwie- - entsprechend zeitgen5ssischem sen. Gebrauch soll hier keine scharfe Ergänzt wurden die Textausga- Unterscheidung vorgenommen wer- ben durch eine Vielzahl von Kom- den - bildeten die großen Text- mentaren, etwa durch einen Kom- sammlung die Grundlage, die bei mentar zum "Codex iuris civilis" allen rechtlichen und politischen durch Besold (Kat.Nr.100), der Streitigkeiten heranzuziehen wa- als einer der gr5ßten Staatsge- ren - im Hinblick auf die häufi- lehrten der ersten Hälfte des gen Auseinandersetzungen mit dem 17.Jahrhunderts gilt(131). Auch Hochstift Würzburg hat man sie in allgemeine Rechtsfragen wurden Neustadt wohl auch dringend ben5- in Neustadt bedacht - wobei man tigt. Hier legte man ganz augen- offenbar bestrebt war, grundle- scheinlich Wert auf die maßgebli- gende Werke zu erwerben, die chen Textausgaben; denn bereits lange ihren Wert behielten, wie vorhandene Drucke des "Codex etwa Pfeffingers Kommentar zu P. iuris civilis" (Kat.Nr.50,66) wa- Vitriarius (Kat.Nr.133). G.A. ren kein Hinderungsgrund, auch Struves "Syntagma" (Kat.Nr.147) die große Ausgabe durch Denis Go- waren das beliebteste Institu- defroy zu beschaffen, die jahr- tionenlehrbuch des 17./18.Jahr- hundertelang grundlegend blieb hunderts; in vielfacher Bezie- (Kat.Nr.86) (130) . Auch Texte zum hung fortgeführt und durch neue- Reichsrecht, etwa die Goldene re Str5mungen ergänzt wurde Bulle (Kat.Nr.154) , die Reichs- Struve durch S. Stryk, der eben- kammergerichtsordnung (Kat.Nr.59) falls in Neustadt vertreten ist oder die Carolina (Kat.Nr.85) , (Kat.Nr.111). Es war also auch mußten zur Verfügung stehen, eben- in einem Benediktinerkloster wie

96 Neustadt unumgänglich, sich mit gemäß wesentlich stärker konfes- den tonangebenden deutschen Auto- sionell geprägt und so findet ren der Zeit, die ja überwiegend man in der Neustädter Bibliothek im protestantischen Norden wirk- zahlreiche Schriftsteller mit ten, auseinanderzusetzen. Daneben einem gegenreformatorischen, zu- verdient der vom Würzburger mindest aber einem eindeutig Fürstbischof Friedrich Carl von katholischen Standpunkt, der ihre Schönborn besonders geförderte gesamte Darstellung beeinflußte. J.J. Moser besondere Beachtung. Dies gilt für die regionale Ge- Der enge Kreis des unbedingt er- schichtsschreibung - etwa Brosius forderlichen wurde hier selten über die Geschichte von Jülich überschritten, der kompilatori- und Berg (Kat.Nr.136) - ebenso sche Charakter vieler Schriften wie für umfassende weltgeschicht- überwiegt - so etwa auch bei dem liche Werke, etwa die Arbeiten Kitzinger Juristen P.M. Wehner von Surius (Kat.Nr.53,56,69), der (Kat.Nr.142). Ausgerichtet war ausdrücklich gegen Sleidan ge- der juristische Bestand der Klo- richtet war, wie Cesare Baronios sterbibliothek eindeutig auf die "Annalen" (Kat.Nr.130) gegen die praktische Nutzanwendung. So Historiographie der Magdeburger trifft auf die Auswahl im großen Zenturionen. Andererseits ist die und ganzen zu, was für A. Pern- Grundhaltung vieler dieser histo- eder (Kat.Nr.85) formuliert wur- rischen Schriften auf den ersten de: sie bezog sich auf die "viel- Blick nicht erkennbar, so bei der gebrauchtesten und besten Schrif- Darstellung des Michael van 1s- ten popularisierender Richtun- seIt (Kat.Nr.80) , aber auch beim (132) gen" , zu denen eben auch Wiener Hofhistoriographen Franz Perneder gehörte. Wagner (Kat.Nr.122). Viele der Nur vereinzelt fand das Natur- Autoren gehörten Ordensgemein- recht Eingang in die Bibliothek, schaften an oder lehrten an ka- und zwar mit den berühmten Auto- tholischen Hochschulen, zum Bei- ren Grotius (Kat.Nr.140) und Pu- spiel Maffei (Kat.Nr.71), Sera- fendorf (Kat.Nr.162). Die Theo- rius (Kat.Nr.83) oder Schwarz rien des 18.Jahrhunderts scheinen (Kat.Nr.138). Der Wandel von der den Neustädter Mönchen fremd ge- Geschichtsschreibung in humani- blieben zu sein. stischem Geiste - Guicciardini Historische Werke sind natur- (Kat.Nr.52) und Pighius (Kat.Nr.

97 78) - zum POlyhistorismus des förderte zusätzlich die Verbrei- 17./18.Jahrhundert wurde in Neu- tung der antiken, heidnischen stadt nachvollzogen; am Ende Schriftsteller auch in den Klo- steht als modernster Autor J.Chr. sterschulen. So waren in Neustadt Gatterer, der Meister der histo- etwa Aristoteles (Kat.Nr.l,47) - rischen Hilfswissenschaften im der natürlich im Hinblick auf die 18.Jahrhundert (Kat.Nr.174). Bei Scholastik von besonderem Inte- den Hilfswissenschaften im weite- resse war -, Vergil (Kat.Nr.5,20, sten Sinne seien noch der gelehr- 65), Plinius (Kat.Nr.33), Livius te Benediktiner Ziegelbauer ge- (Kat.Nr.27) und Cicero (Kat.Nr. nannt, der dem Kreis um Abt Bes- 35,72) vorhanden; aber auch vor seI angehörte (Kat.Nr.171), und Terenz (Kat.Nr.12) scheute Abt sein Schüler Legipont (Kat.Nr. Knödler nicht zurück. Hierher ge- 164). Chroniken des Mittelalters hören auch die Werke von Erasmus spielten, der Zeit entsprechend, (Kat.Nr.36) und Aldus Manutius kaum eine Rolle mehr (Kat.Nr.19, (Kat.Nr.54). Neben den klassi- 43,81). Dafür hinterließen die schen Texten und Zitatensammlun- zeitgenössischen Vorlieben für gen wurden schließlich die weit- Biographien ihre Spuren (Kat.Nr. verbreiteten lateinischen Lehrbü- 84,97,118,120) - ebenso die Neu- cher des Jacobus Pontanus (Kat. gier auf Orientalisches, etwa mit Nr.73,79) herangezogen. Neuere der China-Darstellung des Missio- Dichtung war nur in Gestalt von nars Martini (Kat.Nr.94). Die Humanisten wie Baptista Mantuanus protestantische Geschichtsschrei- (Kat.Nr.55) oder dem Begründer bung des 16.Jahrhunderts wurde des religiösen Barockepos, G.M. sorgfältig ausgeklammert, nur Ca- Vi da (Kat.Nr.70~ bekannt. rions Chronik (Kat.Nr.42) hatte Polyhistoren wie A. Kircher sich in die Neustädter Bibliothek waren in vielen Wissensgebieten verirrt und wurde gleich entspre- tätig; so ist in Neustadt Kir- chend gekennzeichnet: "auctor chers Werk zum Magnetismus (Kat. prohibitus quia haereticus" steht Nr.89) beschafft worden. Münster auf dem Titelblatt zu lesen. und Apian seien als Vertreter der Studium begann immer mit einer älteren Naturwissenschaften er- Aneignung der Kenntnisse in la- wähnt (Kat.Nr.37). Werke des Arz- teinischer Sprache, Grammatik, tes und Mathematikers Cardano Rhetorik usw. Und der Humanismus (Kat.Nr.41) oder des Benediktiners

98 Calmet (Kat.Nr.167) zeigen aber (Kat.Nr.17,51) und "Corpus iuris auch im Neustädter Bestand, wie canonici" in seinen verschiedenen fließend die Grenzen zwischen Na- Abteilungen (Kat.Nr.2,8,15,96). turwissenschaften, Philosophie Nur wenige der heute im Würzbur- und Aberglaube noch waren; dies ger Bestand vorhandenen Titel be- gilt insbesondere auch für DeI fassen sich im eigentlichen Sinne Rios bekannte Schrift (Kat.Nr. mit theologischen Fragen: etwa 82), die die Folteranwendung in die Postilla des Wilhelm von Pa- Hexenprozessen wesentlich förder- ris (Kat.Nr.ll), die ja eine te. Aus der Neustädter Bibliothek äußerst beliebte,weitverbreitete sind keine geographischen An- Sammlung darstellt, oder auch das sichtswerke oder Reisebeschrei- Werk von Didacus von Estella bungen bekannt, dieser Bereich (Kat.Nr.77), ebenfalls ein geist- wurde offenbar vernachlässigt. licher Schriftsteller von euro- Dem sollte wohl mit Martinieres päischem Rang - etwas merkwürdi- großem Dictionnaire (Kat.Nr.161) ger ist da schon das Predigtbuch entgegengewirkt werden. Lexika von P. Ulner, dem ersten prote- gehörten sowieso zum Grundbestand stantischen Abt von Kloster Berge auch der Neustädter Bibliothek, bei Magdeburg (Kat.Nr.46). Dane- seien sie nun allgemeinerer Art ben stehen die Thomisten wie Saenz oder auch Sprachwörterbücher de Aguirre (Kat.Nr.127) oder P.M. (Kat.Nr.48,l15,124,166). Zu den Cauvinus mit seinem Hauptwerk Themen von weitverbreitetem In- "Cursus philometaphysicus" (Kat. teresse zählte auch die Wissen- Nr.143). Ebenfalls mit seinem schaft vom Haus: sie wurde durch Hauptwerk, dem "Optis de theologi- die "Haus- und Land-Bibliothec" cis dogmatibus" war Petau vertre- von Glorez (Kat.Nr.108) abge- ten (Kat.Nr.107,l12), der die deckt. scholastische Methode energisch Es bleibt der für das Kloster verteidigte. Als Lehrbuch für an- wichtigste Teil, der theologische gehende Theologen wurde in Neu- Bestand. Auch hier stehen zunächst stadt wohl A. Possevinus' umfas- einmal die Textausgaben im Vor- sende "Bibliotheca selecta" her- dergrund: die verschiedenen Bi- angezogen, die ja eine Art theo- belausgaben (Kat.Nr.7,21,26,32) logisches Studium generale dar- ebenso wie die Textsammlungen zum stellt (Kat.Nr.74,75); zum selben Kirchenrecht, "Decretum Gratiani" Zweck gab es auch ein einführen-

99 des philosophisches Lehrbuch des steht noch aus, doch liefert der Jesuiten A. Mayr (Kat.Nr.149). Akzessionskatalog von Maria Laach Das entworfene Bild ändert gewisse Aufschlüsse, wenn auch sich nicht, betrachtet man die nicht alle Titel zu identifizie- Bände, die bei der Auktion im ren sind. Wie zu erwarten, findet Jahr 1985 noch versteigert wur- man zahlreiche liturgische Drucke, den(133): Auch hier Textsarnrnlun- Bibelausgaben und Kirchenväter - gen, einige Klassiker und Humani- hier vor allem Augustinus, der sten, auch geographische Handbü- auch mit mehreren Inkunabeln ver- cher, die den Einband von Abt treten ist. Viele Autoren kommen Placidus Reich tragen. Lediglich mehrfach vor: Didacus Estella, der höhere Anteil von Werken zur Calmet, Serarius, Surius, Gropp fränkischen Geschichte fällt auf: wurden bereits oben erwähnt. Gropps "Collectio", gekauft von Großes Interesse herrschte dane- Abt Placidus(134) , Haucks "Herr- ben an den breitangelegten exege- lichkeit der Edlen Freyen tischen Schriften des Cornelius a Francken" (135) , und Schannats Lapide, sowie an den Asketen Je- verschiedene Arbeiten zur Ge- remias Drexel und Paolo Segne- schichte Fuldas, von denen zumin- ri (139). Maßgeblichen Anteil an dest ein Band als Geschenk nach der Begründung einer positiven Neustadt kam(136) . katholischen Lehre hatten etwa Bekannt sind darüberhinaus Eisengrein in Bayern, vor allem noch einige pharmazeutisch-medi- aber Thomas Stapleton und Kardi- zinische Bücher der ehemaligen nal Bellarmin, alle mehrfach vor- Neustädter Bibliothek: zahlreiche handen. Von mehr lokalem Interes- Hausarznei- und Kräuterbücher se sind dagegen Schriften des dienten als praktische Hilfestel- Bamberger vleihbischofs Jakob lung; aber auch an Alchemie u.ä. Feucht und des Rebdofer Priors hatten Neustädter Mönche Interes- Valentin Leucht. Daneben gibt es (137 ) se . viele Autoren, die wohl der spa- Nach diesem Überblick über die nischen Barockscholastik zuzuord- Bestände (138) bleibt die Frage nen sind. nach der Zusammensetzung der theo- Bemerkenswert bei einer Klo- logischen Bibliothek, die nach sterbibliothek ist natürlich Maria Laach karn. Eine genaue Un- auch, welche Autoren des Prote- tersuchung der dortigen Bücher stantismus oder später der Auf-

100 Abb.24: Wappenstein von Abt Placidus Reich in Neustadt klärung in die Bibliothek kamen. schließen; die wichtigsten Text- Aber offenbar wurde hier der sammlungen wurden auf dem aktuel- ebenfalls vorhandene "Index li- len Stand gehalten - man war also brorum prohibitorum" sorgfältig durchaus informiert und kaufte im beachtet, denn nur einige wenige 18.Jahrhundert in der Regel auch protestantische Werke lassen sich kurz nach dem Erscheinen eines finden: Melanchthon, Hedio, Oeco- Werkes. Will man den heute be- lampad, A. Osiander, sowie Lu- kannten Bestand charakterisieren, thers "Von der Freiheit eines so handelt es sich um eine Bi- Christenmenschen", eine "Concor- bliothek, die sich auf Bewährtes dia" (die Konkordienformel?), die stützt: Kompilatorisches, Handbü- 13. der Magdeburger Zenturien und cher, Literatur mit praktischem eine Schrift von G. Arnold, al- Nutzen im nichttheologischen Be- lerdings nicht dessen berühmte reich; im theologischen war die Kirchen- und Ketzerhistorie. Spä- für das 18.Jahrhundert beklagte ter fand mit Bossuet ein Haupt- "offenkundige Verachtung der al- verfechter des Gallikanismus ten scholastischen Philoso- einen Platz in der Bibliothek, in p h 1e' (141) b'1S Neusta d't n1cht der zweiten Hälfte des 18. Jahr- vorgedrungen bzw. hinterließ zu- hunderts noch Hontheim mit seiner mindest keine auffallenden Spu- aufsehenerregenden Begründung des ren. Die Ausbildung folgte den Febronianismus - und, völlig von der Scholastik, später von außerhalb des übrigen Bestandes, Mabillon vorgegebenen Pfaden. Und auch Voltaire mit "Sur la tole- auch die geistlichen Studien rance". Insgesamt aber handelt es dürften von modernen, aufkläreri- sich hier um Einzelerscheinungen, schen Experimenten weit entfernt die den Bestand nicht prägen. gewesen sein, fehlte doch sowohl .. (142), d Lektüre und Studium gehörten von der Große W1e von er in Neustadt selbstverständlich Zusammensetzung des Bestandes her zum Alltag, wie auch die klöster- ein Literaturangebot, das zu liche Tageseinteilung zeigt(140) . einer kritischen Auseinanderset- Immer wieder wurden Bücher ge- zung mit modernen Strömungen her- kauft. Besonders Abt Placidus ausgefordert hätte. versuchte, bestehende Lücken durch großzügige Ankäufe zu ,

102 Anmerkungen

(1 ) (5) Vgl. dazu: Hofmann, Norbert: Lö- Eine kurze Übersicht hierzu bei wenstein-Wertheim-Rosenbergsches Heimbucher, Max: Die Orden und Archiv. In: Wertheimer Jahrbuch Kongregationen der katholischen 19 7 7 /7 8. 19 7 8. S. 2 9 - 39, h i er S. Kirche. 1.Band. Paderborn 3 1933. 37. - Und: Hofmann, Norbert: In- S. 275ff. - Und: Schmitz, Phili- ventar des löwenstein-wertheim- bert: Geschichte des Benedikti- rosenbergsehen Karten- und Plan- nerordens. 4 Bände. Einsiedeln selekts im Staatsarchiv Wertheim u.a. 1947-1960. Bes.Bd. 2, S. 1735-1835. Stuttgart 1983. (Ver- 55ff. öffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württem- (6 ) berg i 43). S. 28. Vgl. Weigand, Waldemar: Aus der Frühgeschichte des Klosters Neu- (2 ) stadt am Main. Eine heimatkund- Dazu: Link, Georg: Beschreibung liehe Studie. Lohr/Main 1961. der Benediktinerabtei Neustadt am (Schriften des Geschichtsvereins Main. Festgabe zur feierlichen Lohr a.Maini 1). Einweihung der ehemaligen Abtei- kirche daselbst. Würzburg 1872. (7) S. 126. - Dasselbe in: Link, Ge- Kraus, Johann Adolph: Die Bene- org: Klosterbuch der Diözese diktiner-Abtei Neustadt am Main. vlürzburg. 1. Band: Geschichte der Historische Monographie. Würz- Benediktinerklöster. Würzburg burg 1856. S. 23: "Egilward und 1873. S. 123-343. nach ihm v.Eckhart sind sogar so undelikat gegen Megingaud, daß (3 ) sie sich nicht entblöden, diesem Vgl. Kaspar, Adelhard: Zur inne- heiligen Nachfolger Burchard's ren Geschichte der Abtei Neustadt eine Defraudation von Büchern ..• am Main. In: Würzburger Diözesan- zur Last zu legen". geschichtsblätter 30. 1968. S. 208-227. - Und: Bartels, Karl- (8) heinz/ MÜller-Jahncke, Wolf-Die- Nach Hofmann, Josef: Die Würz- ter: Medizin und Pharmazie in der burger Dombibliothek im 8. und Benediktiner-Abtei Neustadt a.M. 9.Jahrhundert. In: Bischoff, Straubing u.a. 1978. (Schriften Bernhard/Hofmann, Josef: Libri des Geschichts- und Museumsver- Sancti Kyliani. Die Würzburger eins Lohr am Maini 11) - Der Auf- Schreibschule und die Dombiblio- bewahrungsort des Kataloges ist thek im 8. und 9.Jahrhundert. zur Zeit nicht bekannt, Auskunft Würzburg 1952. (Quellen und For- von Herrn Dr. Ehmer, Staatsarchiv schunqen zur Geschichte des Bis- Wertheim, vom 19.8.1987. tums und Hochstifts Würzburgi 6). S. 61-200, hier S. 162 ( 4) Zur Ergänzung sind die Beiträge (9 ) von Rüdiger Schmidt und P. Häuß- Nach Hofmann, Dombibliothek S. ling in diesem Band heranzuziehen. 163

103 (10) hier S. 116 Nach Hofmann, Dombibliothek S. 84 ( 21) (11) Nach Schmale, S. 141f. Nach Hofmann, Josef: Verstreute Blätter eines deutsch-insularen (22) Sakramentars aus Neustadt a.M. Neustadt gehörte somit zur sog. In: Mainfränkisches Jahrbuch 9. Junggorzer Gruppe. Nach Hallinger, 1957. S. 133-141, hier S. 137 Kassius: Gorzer-Kluny. Studien zu den monastischen Lebensformen und (12) Gegensätzen im Hochmittelalter. Nach Hofmann, Dombibliothek S. 2 Bände. Rom 1950-1951. (Studia 103f. Anselmianai 22-25). 1.Band S. 320ff. (13 ) Nach Hofmann, Sakramentar S. (23) 139ff. Dazu Oswald, Friedrich/Plagemann, Volker: Die ehemalige Benedikti- (14) nerabteikirche in Neustadt am Nach Lehmann, Paul: Fragmente. Main. In: Würzburger Diözesange- München 1944. (Abhandlungen der schichtsblätter 30. 1968. S. 228- Bayer. Akademie der Wissenschaf- 250, hier S. 234 ten. Phil.-hist. Abteilung. NF Heft 23). S. 12 (24) Nach Link, Beschreibung S. 136 (15) Nach Hofmann, Dombibliothek S. 84 (25) Universitätsbibliothek Freiburg, (16) Handschrift 1150a. Vgl. Hagen- Link, Beschreibung S. 133 maier, Winfried: Die lateinischen Handschriften der Universitätsbi- (17) bliothek Freiburg im Breisgau (ab Nach Link, Beschreibung S. 106 Hs.231). Wiesbaden 1980. (Katalo- ge der Universitätsbibliothek (18) Freiburg im Breisgaui 1: Die Nach Kaspar, S. 208 Handschriften der Universitätsbi- bliothek und anderer öffentlicher (19) Sammlungen in Freiburg im Breis- Nach Friese, Alfred: Studien zur gau und Umgebung, Teil 3) Herrschaftsgeschichte des fränki- schen Adels. Der mainländisch- (26) thüringische Raum vom 7. bis 11. Nach Irtenkaut, Wolfgang: Ein Ka- Jahrhundert. Stuttgart 1979. (Ge- lenderfragment aus Neustadt/Main schichte und Gesellschaft). S. (12.Jahrhundert). In: Würzburger 139ff. Diözesangeschichtsblätter 22. 1960. S. 105-107, hier S. 105 (20) Schmale, Franz-Josef: Bildung und ( 27) Wissenschaft, lateinische Litera- Nach Link, Beschreibung S. 106ff tur, geistige Strömungen. In: Handbuch der bayerischen Geschich- ( 28) te. Hrsg. von Max Spindler. Band Einen gesonderten Bibliotheksraum 3,1. München 1971. S. 113-144, gab es in Neustadt nicht. Vgl.

]04 Lehmann, Edgar: Die Bibliotheks- auch inhaltlich passen sie eher räume der deutschen Klöster im in eine Adelsbibliothek: "Alexan- Mittelalter. Berlin 1957. der" von Ulrich von Eschenbach (Schriften zur Kunstgeschichte; (Frankfurt, Stadt- und Universi- 2). U.a. S. 5 tätsbibliothek, Ms.germ.qu.4), "Herzog Wilhelm von Österreich" (29 ) von Johann von Würzburg (Frank- Die Beschwerdeschrift führt u.a. furt, StUB, Ms.germ.qu.5), Fried- auf: "libris ad divinum officium rich von Schwaben (Frankfurt, pertinentibus" (Kraus, S. 113). StUB, Ms.germ.qu.7), "Daniel von Zum Vorgang vgl. Link, Beschrei- Blumental" vom Stricker (Frank- bung S. 75 und 137, und Kraus S. furt, StUB, Ms.germ.qu.111). Mit 57ff. Sicherheit stammen dagegen die Handschriften des "Renner" (30) (Frankfurt, StUB, Ms.germ.qu.6) Frankfurt a.M., Stadt- und Uni- und "Wilhelm von Orleans" von versitätsbibliothek MS.lat.qu.50 Rudolf von Ems (Frankfurt, StUB, Hs.germ.qu.112) weder aus Bronn- (31 ) bach noch aus Neustadt, sondern Frankfurt a.M., Stadt- und Uni- aus dem Besitz von Fürst earl versitätsbibliothek MS.lat.qu.63 Thomas von Löwenstein-Wertheim- Rochefort. Die beschriebenen (32) Wildledereinbände mit Rücken- Vgl. Bredehorn, Karin/Powitz, schildern weisen eindeutig auf Gerhard: Die mittelalterlichen den Fürsten hin. - Anders Wei- Handschriften der Gruppe Manu- mann, Birgitt: Die mittelalterli- scripta latina. Frankfurt/Main chen Handschriften der Gruppe 1979. (Kataloge der Stadt- und Manuscripta germanica. Frankfurt Universitätsbibliothek Frankfurt 1980. (Kataloge der Stadt- und am Main; 4; Die Handschriften der Universitätsbibliothek Frankfurt Stadt- und Universitätsbibliothek am Main; 5; Die Handschriften Frankfurt am Main; 3) der Stadt- und Universitätsbi- bliothek Frankfurt am Main; 4) (33) Eine weitere vormals Kleinheuba- Liste der zehn Handschriften bei cher Handschrift kam durch die Fromann, Georg Karl: Einige Hand- Säkularisation aus Bronnbach, schriften der fürstlichen Biblio- nämlich "Der Frankfurter" ("Theo- thek zu Klein-Heubach. In: Anzei- logia deutsch") (Frankfurt, StUB, ger für Kunde der deutschen Vor- Ms.germ.oct.30), dazu in diesem zeit NF 2. 1854. Sp. 211-212. Die Band L. Scherg. von Fromann aufgeführte Hand- Die letzte bekannte Hand- schrift der "Summa" des Thomas schrift, eine Sammelhandschrift von Aquin ist bisher nicht wieder für Rudolf von Wertheim (Würz- aufgefunden worden; evt. handelt burg, Universitätsbibliothek M. es sich um eine Verwechslung mit p.th.q.75) zeigt ebenfalls kei- Nikolaus von Dinkelsbühl, den nen Besitzvermerk außer dem der Fromann nicht verzeichnet. Kleinheubacher Hofbibliothek.

(34) (35) Die Herkunft der folgenden Hand- Wertheim, Staatsarchiv, Fürst- schrift ist deshalb unsicher, lich Löwenstein-Wertheim-Rosen- einen Neustädter Besitzeintrag bergsches Archiv, G 13 IV 13, zeigen sie zumindest nicht, und f. 2 4v.

105 (36 ) burgensium. Tom.III: Neueste Kraus, S. 69: dasselbe bei Link, Sammlung von allerhand Geschicht- Beschreibung S. 32 Schrifften Begebenheit- und Denckwürdigkeiten ... Würzburg (37) 1748. S. 455 Nach Kraus, S. 174f. (46) (38) Staatsarchiv Wertheim, Fürstlich Zum Buchbesitz einzelner Äbte Löwenstein-Wertheim-Rosenberg- vgl. unten sches Archiv, Lit B Nro. 1687: Klosterrechnung für 1642 (39) Link, Beschreibung S. 137 (47) Staatsarchiv Wertheim, Fürstlich (40) Löwenstein-Wertheim-Rosenberg- Link spricht von mehreren Hun- sches Archiv, Lit B Nro 1686a und dert: S. 137 1686b: Klosterrechnungen für 1672/73 und 1673/74. ( 41) Nach Link, Beschreibung S. 137 (48) Ephemeris Neostadiana, hrsg. von (42) Ludwig Weiß. In: Würzburger Diö- Demgegenüber noch Link, Beschrei- zesangeschichtsblätter 30. 1968. bung, S. 137, mit ausdrücklichem S. 154-207, hier S. 180 Bezug auf die Bibliothek: "Im Jahre 1558 erscheint die Sammlung (49) in bedeutendem Umfange. Zehn, Nach Schemmel, Bernhard: Sankt oder wie das hiesige Kloster Gertrud in Franken (Sekundäre Le- klagte, sechzehn Pferde konnten gendenbildung an KUltstätten) . ja nur einen kleinen Teil dieser In:. Würzburger Diözesange- Schriften-Sammlungen ... in das schichtsblätter 30. 1968. S. 7- Schloß nach Würzburg transportie- 153, hier S. 60ff. ren. " (50) ( 43) Nach Kaspar, S. 215ff. Nach Kraus, S. 74. - Dazu auch Staatsarchiv Wertheim, Fürstlich (51 ) Löwenstein-Wertheim-Rosenberg- Link, Beschreibung S. 36 sches Archiv, Kopialbuch A 1920, fol.123 (52) wohl in den Jahren 1706-1710, (44) 1717-1719, 1725-1727 und 1740- Friese, S. 141 1749: nach Kaspar s. 220ff.

( 45) (53) Gropp berichtet aber nur pauschal, Kaspar zitiert aus der Disserta- geplündert worden sei, "was in tion (Anm.54): "in quem etiam fi- Kisten und Kasten gewesen" und nem nec labori nec sumptibus par- "was von vorigen Herrn Prälaten cens libris plurimis, absque prae- in die Kirchen für Ornat gezeuget, via tarnen et accurata lectione a oder antiquitatus hineingegeben": manu Tua vix missis, Bibliothecam Gropp, Ignatius: Collectio novis- Tuam antiquam ingenti cum alio- sima scriptorum et rerum Wirce- rum fructu et gaudio renovasti"

106 (S. 222). - Dazu auch Kraus rei der ehemaligen Abtei Tegern- S. 195 see. In: Studien und Mitteilun- gen zur Geschichte des Benedikti- (54) nerordens und seiner Zweige Titel: Inscrutabile Providen- 60.1946. S. 99-189, hier S. 108f. tiae divinae mysterium, una cum thesibus reliquis de Deo uno et (63) trino etc. Nach Link, Beschreibung S. 114ff. - Und: Kaspar, S. 225ff. (55) Nach Kraus, S. 195. - Kaspar S. (64) 221f. Nach Kaspar, S. 215. - Zu Banz vgl. Forster. - Allgemein zu den (56) bayerischen Klosterbibliotheken: Nach Heitjan, Isabel: Die Buch- Schmid, Alois: Die Rolle der händler, Verleger und Drucker bayerischen Klosterbibliotheken Bencard. 1636-1762. In: Archiv im wissenschaftlichen Leben des für Geschichte des Buchwesens 3. 17. und 18.Jahrhunderts. In: Öf- 1961. Sp. 613-980, hier Sp. 643 fentliche und Private Bibliothe- ken im 17. und 18.Jahrhundert. (57) Raritätenkammern, Forschungsin- Titel: Verbum divinum in carne strumente oder Bildungsstätten? humana abbreviatum humanae salu- Hrsg. von Paul Raabe. Bremen-Wol- tis pretium n.l. sacrificium sa- fenbüttel 1977. (Wolfenbütteler cramentis appensum: Vorsitz: P. Forschungen: 2). S. 143-186 Ignaz Brendan, gedruckt Wertheim 1737. (UB Würzburg, Sign. 58/ (65) Franc. 3217.5). - Zu Brendan vgl. Dies wurde schon von Ziegelbauer Kaspar S. 221 beklagt: Ziegelbauer, Magnoaldus: Historia rei literariae ordinis (58) S.Benedicti, in IV.partes distri- Nach Kaspar, S. 222 buta. Pars prima. Augsburg-Würz- burg 1754, S. 499: "Quae Neostadii (59) ad Moenum, Herbipoli ad S.Stepha- Nach Forster, Wilhelm: Die kirch- num et ad S.Jacobum spectantur liche Aufklärung bei den Benedik- Bibliothecae, non paucis quidem tinern der Abtei Banz im Spiegel venerandae antiquitatis monumen- ihrer von 1772-1798 herausgegebe- tis superbiunt: sed cum eorum nen Zeitschrift. In: Studien und possessores ad catalogos nobis Mitteilungen zur Geschichte des sufficiendos literis provocati, Benediktinerordens 63. 1951. S. nihil submiserint, sinamus mor- 172-233 und 64.1952. S. 110-233, tuos sepelire mortuos suos." hier Jg.63, S. 195f. (66) (60) Etwa Hirsching, Friedrich Karl Aufgeführt bei Kraus, S. 197f. Gottlob: Versuch einer Beschrei- bung sehenswürdiger Bibliotheken (61) Teutschlands nach alphabetischer Nach Link, Beschreibung S. 86 Ordnung ... Erlangen 1786ff. - Und: Becker, Peter Jörg: Bibliotheks- (62) reisen in Deutschland im 18.Jahr- Nach Kraus, S. 80ff. - Dazu auch hundert. In: Archiv für Geschich- Amann, Brigitte: Die Buchdrucke- te des Buchwesens 21. 1980.

107 Sp. l361-1534. (74) Die jeweils angegebenen Nummern (67) verweisen auf den Katalog in die- Die Besitzeinträge zeigen die un- sem Band. terschiedlichsten Formen, von "Ex Bibliotheca Monasterij Neustatt (75) ad Moenum Ord: Sti: Benedicti" De laudibus sancte crucis opus, bis zum knappen "Monrij Neustatt" Pforzheim: Anselm 1503. (Sotheby oder gar nur "~eustadt"; insge- Auktion Los Nr. 278) samt gibt es über dreißig ver- schiedene Versionen, von denen (76) manche nur in einem einzigen Buch Sotheby Auktion Nr. 225 auftauchen. (77) (68) Amrhein, Aug.: Verzeichnis der in Kaspar, S. 209 den Jahren 1520-1803 in Würzburg ordinierten Benediktinerm5nche. ( 69) In: Studien und Mitteilungen aus Vgl. dazu Schmid, S. 179. - Ge- dem Benediktiner- und dem Zister- deckt wird dieses Urteil auch zienser-Orden. 25. 1904. S. 754- beim Bestand der medizinisch- 769. Nr. 93.- Ephemeris Nr. 102 pharmazeutischen Bücher in Neu- stadt, vgl. Bartels/Müller- (78) Jahncke, S. 30ff. Amrhein Nr. 90.- Ephemeris Nr. 97

(70) (79) Staatsarchiv Wertheim, Fürstlich Ephemeris Nr. 110 L5wenstein-Wertheim-Rosenberg- sches Archiv, Lit B Nro. 1689: (80) Abtey Manuale 1793-1799 in den Jahren 1753 und 1756 er- worben (71 ) U.a. wurde 1793 die "Mainzer-Wo- ( 81) chenzeitschrift" gekauft. - Sie Sotheby Auktion Los Nr. 318 konnte nicht identifiziert wer- den; das Erscheinungsjahr läßt (82) jedoch einen republikanischen In- Ephemeris Nr. 99.- Vgl. Kraus S. halt vermuten. - Etwa zwei Drit- 196ff. tel der in den Rechnungen ange- führten Titel geh5ren in den Be- (83) reich Politik im weitesten Sinne, Haßfurter: in der Würzburger Ma- einschließlich Periodika, etwa trikel, Nr. 7055, im Jahr 1670 ein Drittel zur Theologie. Manche nachweisbar. - Die Matrikel der der aufgelisteten Titel sind zu Universität Würzburg. Hrsg. von kurz zur Identifizierung. Sebastian Merkle. München-Leipzig 1922. (Ver5ffentlichungen der Ge- (72) sellschaft für fränkische Ge- Nach Schmidt, S. 179 schichte. 4.Reihe: Matrikeln fränkischer Schulen; 5) (73) Nach Kaspar, S. 210

108 (84) (99) Würzburg Matrikel ~r. 13654 vom Würzburger Matrikel Nr. 1744 vom Jahr 1724 Jahr 1607

(85) (100) Amrhein Nr. 98.- Ephemeris Nr.l06 Das Werk kostete 3 1/4 Gulden.

(86) (101) Amrhein Nr. 54.- Ephemeris Nr.48. Dieses Werk kostete 4 1/2 Gulden. - Kaspar S. 217f. (102) (87) Dillinger Matrikel: 1559, Nr. 42.- Amrhein Nr. 28 Er legte auch ein Album amicorum an - vgl. Fränkische Bibliogra- (88) phie Nr. 20363. Würzburg 1969. Amrhein Nr. 33.- Ephemeris Nr.16 (Veröffentlichungen der Gesell- schaft für fränkische Geschichte, (89) Reihe XI~ 3) Amrhein Nr. 35: Priesterweihe im Jahr 1601 (103) Zu Thüngen und Stain: Thüngen, (90) Rudolf von: Das reichsritterliche Amrhein Nr. 41.- Ephemeris Nr.15 Geschlecht der Freiherrn von Thüngen. Forschungen zu seiner (91) Familiengeschichte. Lutzische Li- Ephemeris Nr. 103 nie. Würzburg 1926. 1.Banq S. 366ff. (92) Ephemeris Nr. 124 (104) Es handelt sich wohl um Sebastian (93) von Stauffenberg +1633~ sein Amrhein Nr. 17 gleichnamiger Vater war in zwei- ter Ehe mit einer Cordula von (94) Stain verheiratet. Vgl. dazu Wun- Ephemeris Nr. 121 der, Gerd: Die Schenken von Stauffenberg. Eine Familienge- (95) schichte. Stuttgart 1972. (Schrif- Würzburger Matrikel Nr. 5946 ten zur südwestdeutschen Landes- kunde~ 11). S. 178 und 470. - (96) Georg Neustetter gen. Stürmer ist Würzburger Matrikel Nr. 14449 der Großvater des bekannten Würz- burger Domherrn und Gelehrten (97) Erasmus Neustetter gen. Stürmer. Würzburger Matrikel Nr. 11187 Vgl. Biedermann, Johann G.: Ge- schlechts-Register der Reichs- (98) Frey- unmittelbaren Ritter- Dillinger Matrikel 1564 Nr. 80. - schafft Landes zu Francken Löbli- Schröder, Alfred: Die Matrikel chen Orts-Gebürg ... Bamberg 1747. der Universität Dillingen. Dil- Tafel 344. lingen 1909-1915. (Archiv für Ge- schichte des Hochstifts Augsburg~ 2 und 3)

109 (105) Württ. Platte 4 Vgl. Allgemeine Deutsche Biogra- phie, Band 3 (115) Haebler, Bd. I, S. 499: P.W. Rol- (106) le 3 Vgl. Helwig, Hellmuth: Deutsche Klosterbuchbindereien. In: Archiv (116) für Geschichte des Buchwesens 4. Haebler, Bd. I, S. 214: Kraft 1963. Sp. 225-284 Platte 7 und Rolle 11

(107) (117) Haebler, Konrad: Rollen- und Camerini, Paolo: Annali dei Plattenstempel des 16.Jahrhun- Giunti. Vol.l: Venezia p.l. Fi- derts. Unter Mitwirkung von Ilse renze 1962. Nr. 147 und S. 148 Schunke. Leipzig 1928-1929. (Sammlung bibliothekswissenschaft- (118) licher Arbeiten; 41,42). Bd. I, Dazu: Labande, L.H.: Les premiers S. 370: H.R. Rolle 1 und 2 livres liturgiques imprimes des eglises proven~ales. In: Guten- (108) berg-Jahrbuch 1931. S. 166-200 Endres, Heinrich: Jakob Preisger, der Würzburger Meister JP (1576- (119) 1613). In: Archiv für Buchbinde- Vgl. die Bibliographie bei Voet, rei 43. 1943. S. 25-27. Rollen 2 Leon: The Plantin Press (1555- und 6 1589). A Bibliography of the Works printed and published by (109) Christopher Plantin at Antwerp Haebler, Bd. I S. 332: I.P. Rolle and Leiden. Amsterdam 1981 ff. 6.- Haebler Bd. 11, S. 96: Wzb. Echter Rolle 3 (120) Zu den einzelnen Druckern vgl. (110) jeweils die entsprechenden Ab- Endres, Heinrich: Hans Herolt aus schnitte bei Benzing, Josef: Die Würzburg, der Meister der Bi- Buchdrucker des 16. und 17.Jahr- schofsplatten "Kilian" und "Bur- hunderts im deutschen Sprachge- kard" (1569-1613). In: Archiv für biet. 2.Auflage Wiesbaden 1982. Buchbinderei 1932. S. 49-51: (Beiträge zum Buch- und Biblio- Platte 1 und 2. - Dazu eine Rolle thekswesen; 12) Haebler, Bd. I, S. 180: H.H. Rol- le 3 (121) Dazu Reute~, Wolfgang: Zur Wirt- (111) schafts- und Sozialgeschichte des Endres, Herolt, Platten 6 und 7 Buchdruckgewerbes im Rheinland und Rolle 3 bis 1800. (Köln-Bonn-Düsseldorf). In: Archiv für Geschichte des (112) Buchwesens 1. 1958. S. 642-736.- Nach Kaspar S. 210 Und: Baader, Peter: Das Druck- und Verlagshaus Albin-Strohecker (113) zu Mainz (1598-1613). In: Archiv Haebler, Bd. 11, S. 232: Mchen XL für Geschichte des Buchwesens 1. 1958. S. 512-569, hier S. 546 (114) Haebler, Bd. I, S. 187: I.H.

110 (122) ( 131) Nach Reuter, S. 669 Angaben zu den Autoren, die im folgenden behandelt werden, u.a. (123 ) in: Allgemeine deutsche Biogra- Nach Heitjan, Bencard Sp. 617f. phie. Leipzig 1875-1912.- Neue deutsche Biographie. Berlin 1953. (124) - Lexikon für Theologie und Kir- Nach Layer, Adolf: Die Druckerei che. Freiburg i.Br. 1957-1967. - der Fürstabtei Kempten im 18. Biographie universelle ancienne Jahrhundert. In: Gutenberg-Jahr- et moderne. Ed.L.-G.Michaud. Nouv. buch 1962. S. 303-307 ed. Paris 1843-1865.

(125) ( 132) Nach Brauer, Adalbert: Die Nach- Allgemeine deutsche Biographie, kommen des Leipziger Verlagsbuch- Band 25. S. 385 händlers Johann Friedrich Gle- ditsch. Vorfahren, Verwandt- (133) schaftskreis und soziologische Wertvolle Bücher. Dekorative Gra- Struktur. In: Archiv für Ge- phik. Bearb. von Ernst Behrens schichte des Buchwesens 3. 1961. und Peter Graf zu Eltz. München Sp. 78-95 1985 (Sotheby's Deutschland)

( 126) (134 ) Nach Widmann, Hans: Zur Geschich- Los Nr. 270 te der Zensur in Tübingen. In: Gutenberg-Jahrbuch 1969. S. 168- (13 5) 173 ebenfalls Los Nr. 270

(127) (136) Nach Juntke, Fritz: Über den Los Nr. 317; geschenkt von Boni- Frankfurter Buchladen des Halli- faz von Weyers "Ecclesiae Cathe- schen Waisenhauses. In: Archiv dralis Fuldens.Capitularis ec für Geschichte des Buchwesens 4. Praepositi in Holzkirchen" im 1963. Sp. 213-224 Jahr 1667

(128 ) (137) Nach Layer, Adolf: Augsburger No- Nach Barthels/Müller-Jahncke tendrucker und Musikverleger der S. 30ff. Barockzeit. In: Gutenberg-Jahr- buch 1969. S. 150-153 (138 ) Zu ergänzen sind noch zwei Inku- (129 ) nabeln in der Staats- und Stadt- Heitjan, Isabel: Der Sortiments- bibliothek Augsburg: "Corpus katalog Franz Wilhelm Joseph Met- iuris civilis" (Nr. 638) und ternichs von 1771. In: Archiv für "Sachsenspiegel" (Nr. 1870), bei- Geschichte des Buchwesens 3. 1961. de im Jahr 1836 von Erbprinz Con- Sp. 1613-1622, hier Sp. 1617. stantin von Löwenstein-Wertheim dem Historischen Verein des Ober- ( 130) donaukreises geschenkt, wie der Nach Thilo, Ralf Michael: Drucke Schenkungsvermerk zeigt. Dazu: des Corpus Iuris Civilis im deut- Hubay, Ilona: Incunabula der schen Sprachraum. In: Gutenberg- Staats- und Stadtbibliothek Augs- Jahrbuch 59. 1984. S. 52-66, hier burg. Wiesbaden 1974. (Inkunabel- S. 55 kataloge bayerischer Bibliotheken) •

111 (139) um 1800 war die Bibliothek not- Nicht zu entscheiden ist, ob es wendigerweise auf Handbuchartiges sich um den älteren oder jüngeren beschränkt. Andere Klöster wiesen Segneri handelt. um diese Zeit wesentlich umfang- reichere Bibliotheken auf: z.B. (140) 80.000 Bde. im berühmten Augusti- Studium von 7-9~ Vorlesung bei nerchorherrenstift POlling, ca. Tisch von 11-12~ Studium von 1-3 40.000 in Benediktbeuern und Te- und von 4-5 - nach Link, Be- gernsee, ca. 30.000 in Göttweig, schreibung S. 67 aber auch bei den Zisterziensern in Ebrach. - Nach Buzas, Ladis- (141) laus: Deutsche Bibliotheksge- Schmitz, 4.Band S. 132 schichte der Neuzeit (1500-1800). Wiesbaden 1976. (Elemente des (142) Buch- und Bibliothekswesens~ 2). Bei einer Größe von 4000 Bänden S. 133f.

Abb.25: Holzschnitt aus Olaus Magnus (Kat.Nr.43)