E X B I B L Lot H E C a MON AST E R I I NEU S TAT T a D M 0 E N U M

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Eva Pleticha - Geuder E X B I B L lOT H E C A MON AST E R I I NEU S TAT T A D M 0 E N U M Zur Geschichte der Bibliothek von Kloster Neustadt am Main bis zur Säkularisation Über die Bibliothek des Klo- thekskatalog, der bis in die sters Neustadt ist - verglichen siebziger Jahre hinein benutzt mit anderen Klosterbibliotheken - werden konnte, inzwischen ver- nur wenig bekannt. Die Bibliothek schollen zu sein scheint(3). selbst ist seit der Säkularisa- Eine geschlossene Darstellung tion an verschiedene Besitzer zur Geschichte der Bibliothek ist übergegangen. Doch schon die vor aus diesem Grunde nicht möglich. 1800 erschienenen Berichte lie- Die Hinweise, die schriftliche fern nur wenig Informationen. Und Quellen und Sekundärliteratur, die Forschung der folgenden fast nicht zuletzt auch die erreich- zwei Jahrhunderte konnte die Ge- baren Bücher selbst liefern, er- schichte der Bibliothek ebenfalls geben lediglich ein bruchstück- nur punktuell erhellen, was vor haftes Bild, das vielleicht nach allem auf die außerordentlich weiteren Funden in völlig verän- schlechte Quellenlage zurückzu- dertem Licht erscheinen wird(4). führen sein dürfte: Denn 1857 brannte die Abteikirche Neustadt Die Geschichte der Bibliothek nach einem Blitzschlag ab; ver- nichtet wurden dabei auch zahl- Mittelalter reiche dort eingelagerte Archiva- Regelmäßige Lektüre, Ausbildung lien, so daß man heute vielfach des Klosternachwuchses oder Er- auf Lücken in der Neustädter Über- ziehung der dem Kloster anver- lieferung trifft(l). Daneben trauten Jugendlichen, schließlich dürften damals auch Bücher der auch intensives wissenschaftli- Klosterbibliothek ein Raub der ches Arbeiten - diese für bene- Flammen geworden sein(2). Um so diktinisches Wirken so prägenden bedauerlicher ist es deshalb, daß Bereiche (5) , die einen gewissen auch der 1781 entstandene Biblio- Buchbestand voraussetzen, gab es 69 auch in Kloster Neustadt. Aber thek aus dieser Zeit vermuten wie die Gründungsgeschichte des lassen, so daß Megingoz mit eini- Klosters nicht unumstritten ger Wahrscheinlichkeit Bücher ist(6), so ist man auch hinsicht- nach Neustadt mitgenommen haben lich der frühen Geistesgeschichte dürfte - vielleicht aus dem Be- weitgehend auf Hypothesen ange- sitz des Heiligen Burchard, zu- wiesen. mindest aber die eigene Bücher- Parallel zur allgemeinen Ent- sammlung (8) . wicklung des Klosters waren die Auch eine Schreibschule wird literarischen Beziehungen zwi- es schon in der Anfangszeit des schen Neustadt und Würzburg eng, Klosters gegeben haben, denn.in jedoch auch diese von Anfang an Neustadt waren ja die vertriebe- nicht ungestört. Bereits in den nen Mönche aus dem Würzburger ersten Jahren dürfte es in Neu- Andreaskloster ansässig geworden. stadt eine Büchersammlung gegeben Die bereits in Würzburg gepflegte haben, die in gewissem Zusammen- Schreibtätigkeit der Mönche er- hang mit Würzburg zu sehen ist. möglichte wohl auch den weiteren Jedenfalls berichtet die jüngere Ausbau der Neustädter Klosterbi- Burchardsvita, Abt Megingoz (bis bliothek(9). Aus Würzburg selbst 769 Bischof von Würzburg) habe dürften in dieser Zeit wegen der neben einigen Gegenständen aus Spannungen mit Bischof Berwelf dem Besitz des Heiligen Burchard keine Bücher nach Neustadt gekom- auch Codices mit an seinen neuen men sein(10). Über Größe und Be- Wirkungsort gebracht. Dieses Vor- deutung der Neustädter Schreib- gehen wurde zumindest der äußere schule ist nichts bekannt; in den Anlaß für die folgenden heftigen ersten Jahren wurde wohl die Würz- Auseinandersetzungen mit dem burger Insulare verwendet, wegen Nachfolger auf dem Würzburger Bi- der Gegenposition zu Würzburg schofsstuhl, Berwelf. Noch der wurde die angelsächsische Tradi- Chronist Kraus glaubte im 19. tion vielleicht bewußt ge- Jahrhundert, Megingoz gegen die- pflegt (11) . sen Vorwurf in Schutz nehmen zu Möglicherweise sind die Frag- müssen(7). Der kirchliche Bücher- mente eines "Sacramentarium Gela- besitz in Würzburg war aber si- sianum", die sich in Würzburg, cher größer, als die heute noch Wertheim(12) und Leningrad(13) bekannten Codices der Dombiblio- befinden, in Neustadt entstanden; 70 nach Lehmann fällt ihre Entste- in eine äußere Schule - vornehm- hung in das Jahrzehnt von 770 bis lich zur Erziehung junger Adeli- 780. Denkbar ist aber auch, daß ger - aufgeteilt gewesen sein(18). die Handschrift aus Fulda oder Dies entsprach den benediktini- aus vlürzburg stammt (14) und erst schen Traditionen ebenso wie den später - als Buchbinder-Makula- bildungspolitischen Bestrebungen tur - nach Neustadt kam(lS) . insbesondere Kaiser Karls d.Gr. Auch wenn es keine urkundli- Insgesamt war Neustadt in der chen Beweise gibt, ist doch von Frühzeit nicht nur ein wichtiger der Existenz einer Klosterschule politischer Faktor in Franken(19) , in dieser frühen Zeit auszugehen. das Kloster stellte neben Würz- "Allgemein wird angenommen, daß burg und Amorbach ein geistiges unter dem hl. Megingaud eine Zentrum "von beachtlicher Lei- förmliche höhere geistliche Bil- stungsfähigkeit" (20) dar. dungsanstalt hier bestand. Die Im Hochmittelalter wurde mona- fünfzig zu ihrem Vater [Abt Me- stisches Leben vor allem durch gingoz] geflüchteten Mönche haben die großen Reformbewegungen wie- gewiß nicht ihr Leben vergeudet, derbelebt, doch haben sie in sondern bei der plötzlichen Ent- Franken allgemein(2l) und spezi- hebung von ihrem Wirkungskreise ell in Neustadt keinen deutlichen in wissenschaftlichen Bestrebun- Niederschlag gefunden. Die Gorzer gen Ruhe gesucht und gefun- Reform erreichte Neustadt über den.,,(16). Wie dies ausgesehen Münsterschwarzach (zwischen 1060 haben könnte, ist aber unbekannt. und 1139), als Abt Ekkebert in Daß neben der allmählich aufblü- Personalunion die beiden Klöster henden Würzburger Domschule für verband(22). Im Anschluß daran längere Zeit eine anspruchsvolle- setzte sich Hirsauer Einfluß re Bildungseinrichtung in unmit- durch, der auch in den Bauten be- telbarer Nachbarschaft Bestand merkbar ist(23). Um 1250 wirkte haben konnte, erscheint eher un- auch ein Hirsauer Mönch namens wahrscheinlich. Von Dauer dagegen Konrad in Neustadt (24) . Aus dem war eine Klosterschule, die im l2.Jahrhundert hat sich ein Ka- 11.Jahrhundert erstmals urkund- lenderfragment erhalten(2S) , das lich belegt ist(17). Sie wird in den Hirsauer Einfluß auf Neustadt eine innere Schule - zur Ausbil- verdeutlicht(26). Die Kloster- dung des Klosternachwuchses - und schule wurde im Jahr 1095 mit 71 Abb.19: Einband von Hans Herolt (Kat.Nr.37) einer ritterlichen Stiftung be- hunderts mit Werken von Petrus dacht. Im 14.Jahrhundert wurden Lombardus, Bernhard von Clairvaux dann jeweils zwei Diakone, zwei und Petrus Comestor(31). Doch ob Subdiakone und vier Schüler in diese beiden Handschriften be- der Klosterschule erzogen; dane- reits zu dieser Zeit im Besitz ben bestand noch eine sog. Sing- des Klosters waren, ist ungesi- schUle(27). In der zweiten Hälfte chert, da die Besitzeintragungen des 13.Jahrhunderts sind auch erst im 17.j18.Jahrhundert vorge- erstmals Bücher des Klosters in nommen wurden(32). Diese Hand- den Quellen erwähnt. Kurz vor schriften gehören zu den insge- 1282 überfiel nämlich der Schutz- samt zehn Handschriften der vogt, Ludwig IV. von Rieneck, in Fürstlich Löwensteinschen Hofbi- raubritterlicher Manier das Klo- bliothek Kleinheubach, die im 19. ster und plünderte es. Dabei nahm Jahrhundert bekannt waren(33); er, wie die Klageschrift an Ru- ihre Provenienz war aber bereits dolf von Habsburg aufführt, auch damals nicht mehr gesichert, so Bücher mit, die an verschiedenen daß diese zehn Handschriften auf- Plätzen im Kloster aufbewahrt grund der Säkularisation aus Neu- worden waren(28). Diese Auftei- stadt oder Bronnbach, aber auch lung entsprach sicher der Zweck- direkt aus Löwensteinschem Besitz mäßigkeit: in der Sakristei lagen stammen konnen·· (34).. Weltere Han d - die Kirchenbücher, Nekrologien u. schriften, die möglicherweise dem ä., in der Kirche liturgische Bü- Neustädter Kloster gehörten, sind cher, schließlich in der Abtswoh- bisher nicht bekannt geworden. Da nung Werke zum sonstigen Ge- sich der Besitz. des Klosters aber brauch(29) . gewiß nicht auf zwei theologische Im Spätmittelalter entstanden Handschriften beschränkt haben die einzigen beiden Handschriften, dürfte, muß mit erheblichen Ver- die mit Sicherheit aus der Neu- lusten im Laufe der Jahrhunderte städter Bibliothek stammen und gerechnet werden. Ob diese auf heute im Besitz einer staatlichen Gewalteinwirkung zurückzuführen Bibliothek nachzuweisen sind: Ni- sind oder auf das auch anderswo kolaus von Dinkelsbühl, geschrie- zu beobachtende allgemeine Desin- ben um 1471 in Nürnberg(30) , und teresse an den Handschriften, muß eine westdeutsche Sammelhand- dahingestellt bleiben. schrift vom Anfang des 13.Jahr- Falls bereits im Mittelalter 73 ein Bibliothekskatalog angelegt die ihre Frondienste und sonsti- worden ist, so ist davon nichts gen Belastungen festhielten, und überliefert. Und auch sonst mel- den Büchern mit literarischen In- den die Archivalien nichts über halten unterschieden, liegt hier die mittelalterliche Bibliotheks- vielleicht die Ursache, daß kaum geschichte Neustadts. Einer Sen- mittelalterliche Handschriften sation käme es freilich gleich, aus Neustadt erhalten sind. sollte der Fund einer "Biblia la- Die Äbte Jodocus Steigerwald tina, die vor Erfindung der Buch- (1513-1534) und vor allem Konrad druckerei 1416 gedruckt worden Lieb (1534-1554) bauten das Klo- ist" gelingen, die eine Quelle ster in der folgenden Zeit wieder des 19.Jahrhunderts vermerkt (35) . auf. Abt Konrad schrieb

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