Nr. 27 I Jahrgang 2020 KundInnenzeitung der ASB Ambulante Pflege GmbH und der ASB Altenwohn- und Pflegeheim GmbH Ihr Team der ASB Ambulante Pflege GmbH und der ASB Altenwohn- und Pflegeheim GmbH

Wir helfen hier und jetzt.

Liebe Leserinnen, liebe Leser, das letzte Jahr hat uns große Antrags- und Verordnungsaufga- Veränderungen gebracht. Die ben, um diese Vertragsleistungen Pflege wurde zunehmend um- auch finanziert zu bekommen. gewandelt. Der neue Pflegebe- Die Krankenkassen als Hauptfi- dürftigkeitsbegriff ist nach drei nanzquelle nehmen sich zudem Jahren „angekommen“ und doch heraus, jede Leistung auf dem ringen wir noch immer mit den Genehmigungsweg zu bewerten, Krankenkassen und dem Sozial- eventuell zu reduzieren oder zu hilfeträger um angepasste Rah- verweigern. Das alles führt zu menverträge. Das ist erst in zwei einer deutlichen Bürokratisierung von 16 Bundesländern gelungen. und Verteuerung. Kompensieren In noch nicht. Doch die können wir Dienste das im Grunde Pflegeanbieter bleiben am Ball nur durch sehr knappe Pflegezei- und verhandeln mit den Finan- ten bei den Menschen vor Ort. Stefan Block zierungsstellen. Verbesserungen, Das hat der Gesetzgeber durch- Geschäftsführer der Leistungsausweitungen, ver- aus erkannt. Es wäre schön, wenn ASB Ambulante Pflege GmbH stärkte Beratung und Anleitungen alle Beteiligten miteinander an Lö- kosten Geld. Zudem müssen wir sungen arbeiten würden. Solidari- Anbieter unsere Mitarbeiter*innen tät und Gemeinschaft sollten alle angemessen entlohnen und die anfallenden Aufwendungen tra- Arbeitsbedingungen so formen, gen. Leider hat uns im März 2020 dass viele Menschen sich in der die weltweite Corona-Pandemie in Pflege als Arbeit gut aufgehoben den Bann geschlagen. Mit vielen fühlen. Das gelingt sehr vielen tausend gestorbenen Menschen Anbietern. Immerhin arbeiten und millionen Infizierten gab es über eine Million Pflegekräfte in eine solche Erfahrung bisher für den ambulanten und stationären niemanden von uns. Einschnei- Altenpflegeeinrichtungen in un- dende politische Entscheidungen, serem Land. Das ist mit Abstand bis zur Einschränkung des Grund- die größte einzelne Berufsgruppe gesetzes, zeichnen die letzten in Deutschland! Leider haben sich Monate. Das Miteinander, die auf allen Ebenen die Bedingungen sozialen Strukturen werden nach- in der Pflege in der Tendenz ver- haltig berührt. Wir werden wieder NEUE dichtet. Pflegezeiten, Wege- und neu zueinander finden müssen in PFLEGEAUSBILDUNG Dokumentationsaufwand haben den nächsten Jahren. Wir werden ��������������� Seiten 9 und 10 systematisch zugenommen. Der ethische, soziale, wirtschaftliche Verwaltungsaufwand hat sich in Fragen anpacken und beantwor- den letzten 27 Jahren vervielfacht. ten müssen. Wir vom ASB tragen BETREUUNG: Die Leistungen in der ambulanten gerne unseren Teil dazu bei. Nun PREMIUMPAKETE Pflege sind extrem komplex und genießen Sie unsere neue „Zu ����������������������������Seite 14 verschachtelt in ihren einzelnen Hause für Sie da“. Kommen Sie Formaten. Da spricht man von gut über die nächsten Monate und BESUCH DER „Transfer“, „kleiner Morgentoilet- bleiben Sie gesund und achtsam! KUNSTHALLE te“, der „Medi-Gabe“ und vielem ���������������Seiten 37 bis 39 mehr. Alles mit Einzelpreisen ver- Stefan Block sehen. Dazu kommen unzählige Geschäftsführer

1 Die Erfüllung letzter Träume 2019 startete beim ASB Landesverband Bremen das ehrenamtliche Projekt Wünschewagen- / Projektleiterin Bianca Großhans zieht eine erste Zwischenbilanz

Herr P., unheilbar an Krebs er- Projektes vor ca. sechs Jahren krankt, wünschte sich, ein letztes schon über 2.000 Fahrten. Die Mal die Eltern in Paderborn zu be- erste Fahrt in Bremen führte im suchen. Am Nikolaustag 2019 ging August 2019 nach Tossens. Bisher es morgens los für den 61-Jäh- waren es insgesamt acht letzte rigen in Richtung Ostwestfalen. Wünsche, die das Bremer Team Der Auftakt für ein emotionales erfüllt hat. Viele Fahrten konnten Wiedersehen, gefolgt von einer aber leider nicht mehr durchgeführt gemütlichen Runde bei Kaffee werden, weil die Erkrankten dafür und Kuchen, einem Abschied mit schon zu schwach waren oder gemischten Gefühlen und einem vorher verstarben. Rückblick auf einen glücklichen Tag. Möglich gemacht hat die Welche formalen Vorausset- Fahrt der Bremer ASB-Landesver- zungen müssen für die Fahrten band mit seinem Wünschewagen, erfüllt sein? dem 23. in Deutschland. Für die Kund*innenzeitung sprachen wir Bianca Großhans: Ein Wunschanf- Projektleiterin mit Projektleiterin Bianca Groß- rageformular, das wir vorab zuschi- Bianca Großhans hans über bisherige Fahrten, die cken, muss ausgefüllt werden, um aktuelle Situation, berührende festzustellen, ob die Fahrt realisier- Momente und Möglichkeiten für bar ist. Eine Pflegekraft oder ein Fahrt nach Berlin für den letzten Wunsch einer ehrenamtliche Helfer*innen. Arzt können dabei helfen. Basis 14-Jährigen. für einen Transport ist zudem eine Fotos (4): ASB Bremen Frau Großhans, wie ist die Unbedenklichkeitsbescheinigung Resonanz auf das Projekt des jeweils behandelnden Arztes. Wünschewagen? Ein hausinternes Gremium, die Wunschkommission, entschei- Bianca Großhans: Die Resonanz det dann weiter über die ist super, bundesweit und auch Durchführbarkeit. Anfragen, bei in Bremen. Wir hatten hier bisher denen es darum geht, im Ausland mehr als 46 Anfragen. Ganz unter- lebensverkürzende Maßnahmen in schiedliche Wünsche waren dabei, Anspruch zu nehmen, lehnen wir für kleine, aber auch weite Reisen grundsätzlich ab. innerhalb Deutschlands. Wie sieht es mit Fahrten in Wie viele Fahrten wurden seit Corona-Zeiten aus? dem Start im Frühjahr 2019 durchgeführt? Bianca Großhans: In der Phase des Lockdowns hatten wir keine An- Bianca Großhans: Bundesweit fragen. Seit Mai läuft es langsam waren es seit dem Start des wieder an. Fahrten finden selbst-

2 verständlich unter Einhaltung der Wie viele Ehrenamtliche stehen vorgegebenen Hygieneregeln und Ihnen zurzeit zur Verfügung? Schutzmaßnahmen statt. Bianca Großhans: Aktuell haben Welcher Wunsch, welches wir 19 Helferinnen und Helfer, die Schicksal hat Sie am meisten für eine Wunschfahrt eingesetzt berührt? werden können und außerdem Ehrenamtliche, die andere Aufga- Bianca Großhans: Mich berührt ben übernehmen, zum Beispiel jeder Wunsch, jedes Schicksal der Öffentlichkeitsarbeit. Es gibt un- Fahrgäste. Insbesondere hat mich terschiedliche Möglichkeiten, sich aber das einer 14-Jährigen berührt. bei uns zu engagieren. Die meisten Wie unfair ist das, keine Chance zu Helferinnen und Helfer kommen haben, erwachsen zu werden, sein aus Bremen, aber wir haben auch Leben zu leben, Dinge zu machen, z.B. einen Rettungssanitäter von die für Jugendliche normal sind. der Feuerwehr in Emden und einen Arzt aus Oldenburg in unserem Und wie werden die ehrenamtli- Team. chen Helferinnen und Helfer an Bord des Wünschewagens mit Welche beruflichen Vorausset- solchen Schicksalen fertig? zungen muss das ehrenamtliche Personal mitbringen? Bianca Großhans: Der ASB Bre- men sorgt für die kostenlose Bianca Großhans: Interessierte Schulung des Personals an Bord. müssen aus medizinisch-pfle- Psychologische Begleitung und gerischen Berufen kommen und dauerhafte Betreuung der Mitar- können sich gerne bei uns melden, beiterinnen und Mitarbeiter werden entweder unter der Wünsche- gewährleistet, eine Aufarbeitung wagen-Hotline 0421-3 86 90-691 von ‘schwierigen Fahrten‘ wird oder per Mail unter: Wunschfahrt sichergestellt. [email protected]. nach Paderborn Das Projekt Wünschewagen chen Helferinnen und Helfer schla- ist reine Gemeinnützigkeit, ein gen mit etwa 1.500 Euro zu Buche. spendenfinanzierter Palliativ- Jede Spende ist uns willkommen, Transport. Wie sieht es aktuell damit wir weiterhin möglichst viele mit Spenden aus? Wünsche erfüllen können.

Bianca Großhans: Für die Um- setzung des Projektes hat der Zur Info ASB Bremen ein hohes Darlehen Es gibt viele gute Gründe, aufnehmen müssen. Über 120.000 das ehrenamtliche Wünsche- Euro kostet das Fahrzeug in wagen-Projekt des ASB seiner jetzigen Ausführung, jede Bremen finanziell zu Der Wünschewagen nahe des Brandenburger Tors Wunschfahrt etwa 500-700 Euro. unterstützen, sowohl für Schulungen, Schutzkleidung und Privatpersonen als auch für Impfungen für unsere ehrenamtli- Unternehmen. So lassen sich bei einer Firmenpatenschaft erheblich Steuern sparen, bis zu 20 Prozent der Gesamteinkünfte. Firmenpaten können unter anderem an besonderen Networking-Events teilneh- men und sorgen zudem für eine positive Innen- wie Außenwirkung ihres Unternehmens. Das Spendenkonto des ASB Bremen für den Wünschewagen:

Bank für Sozialwirtschaft Kontoinhaber: ASB Bremen Stichwort: Wuenschewagen Bremen IBAN: DE58 2512 05 1000 0282 1900 BIC: BFSWDE33HAN

Weitere Informationen zum Projekt unter: www.asb-bremen.de/ Wünschewagen

4 Plötzlich ist alles anders ... Corona: Besondere Schutzmaßnahmen, neue Verordnungen und explodierende Kosten

Das Jahr 2020 fing im Grunde Zahlen der täglichen Neuinfektio- besinnlich an. Der Winter war nen mit Beginn der Maßnahmen eher mild und die wirtschaftliche noch bei 4.000 bis 6.000, gingen Lage auf so ziemlich allen Ebe- sie durch diese sehr zeitnahen nen gut. Die jährliche Erkältungs- und extrem einschneidenden und Grippewelle hielt sich auch politische Entscheidungen in noch bedeckt. Doch es kamen der zweiten Aprilhälfte deutlich Anfang Januar erste Meldungen zurück. Gleichzeitig wurden in aus China zu einer neuartigen großer Eile „Rettungspakete“ in Viruserkrankung auf. Als Auslöser Milliardenhöhe geschnürt und dieser Lungenentzündung wurde die Möglichkeit von Kurzarbei- der neuartige SARS-CoV-2 iden- tergeld (KuG) den besonderen tifiziert, als erster Infektionsort Problemlagen angepasst. Mit der Großhandelsmarkt für Fische meinen 61 Jahren habe ich ein und Meeresfrüchte in Wuhan. solches Vorgehen noch nicht Dieser neue Virus breitete sich erlebt. Auf der einen Seite mas- in rasendem Tempo innerhalb sive Einschränkungen der Per- Chinas aus. Aus den ersten Fäl- sönlichkeitsrechte, die durchaus len entstand innerhalb weniger an unserer Verfassung „kratzen“. Tage eine Pandemie mit welt- Auf der anderen Seite eine sehr weiten Auswirkungen. Bis jetzt breit aufgestellte Fürsorge für gibt es keine konkrete wirksame viele Bereiche des persönlichen Behandlung, keinen Impfschutz und wirtschaftlichen Lebens. gegen die Viruserkrankung. In al- Nach Stand der Statistik zum 30. lerkürzester Zeit wurden deshalb April 2020 gab es in Deutschland im März gesetzliche Kontakt- und keinen Todesfall zwischen dem Bewegungseinschränkungen in ersten und neunten Lebensjahr, Deutschland erlassen. Jede Form jedoch ab dem 60. Lebensjahr von Kontakt sollte auf die enge 6.005 Todesfälle! Das Alter und Familie reduziert werden. Veran- verschiedene Vorerkrankungen staltungen jeglicher Form wurden lassen den COVID 19-Virus be- untersagt, Gastronomie, Hotels, sonders bedrohlich auftreten. Geschäfte, Dienstleistungsbe- Insgesamt sind Männer etwas reiche geschlossen, ebenso „anfälliger“. Damit ist klar, dass der Schulbetrieb und sämtliche wir als ambulanter Pflegedienst Erwachsenenbildungseinrichtun- bei stark gefährdeten Menschen gen sowie Kindergärten. Stati- unterstützend tätig sind. Das onäre Pflegeeinrichtungen und wurde Anfang März durch eine Krankenhäuser wurden in ihrem gewaltige Flut an Verordnungen, Zugang eingeschränkt. Wochen- Hintergrundtexten, Hygienehin- lang durften Besucher*innen weisen und Anweisungen deut- Altenpflegeeinrichtungen nicht lich. In den ersten Wochen der betreten. Bewegten sich die Pandemie in Deutschland habe

5 Hygienestandard mit Mund-Na- sen-Schutz (MNS) und anderen Schutzmaßnahmen umgesetzt. Leider mit erheblicher Not durch knappe Schutzmittel und in der ambulanten Pflege eingeschränk- ten Möglichkeiten im Umgang mit der Dienstkleidung und Des- infektionsmöglichkeiten. Sehr beeindruckend finde ich in diesen Zeiten die große Hilfsbereitschaft der Menschen. So bot sich sehr früh eine uns bisher unbekannte Frau an, für uns MNS-Masken zu nähen. 100 Stück spendete sie uns. Auch Mitarbeiterinnen stell- ten selbstgenähte Masken her, ebenso Mitglieder meiner Fami- lie. Insgesamt kamen so gut 250 MNS zusammen. Durch diese spontanen Hilfen und die „detek- tivischen“ Einkaufsaktionen un- serer Qualitätsmanagerin waren wir durchgehend mit Schutzmit- teln ausgestattet. Es ist allerdings eine absolute Zumutung, mit wel- chen Wuchermethoden die Lie- feranten die aktuelle Lage aus- ©MandicJovan - stock.adobe.com nutzen. Die Kosten explodieren. Diese Pandemie wird uns noch Monate binden. Sie wird uns zu ich als Geschäftsführer zirka 30 besonderen Schutzmaßnahmen bis 40 „Corona-Mails“ am Tag und Herausforderungen im Per- erhalten. Die mitgesendeten sonalmanagement sowie höchst Dateien betrugen zeitweilig 50 sensiblem Umgang mit unseren bis 100 Seiten Text. Die massi- Kund*innen veranlassen – bis ve Unsicherheit der Behörden eine Impfung entwickelt wurde. mit dieser einmaligen Situation Es gilt achtsam zu bleiben und wurde immer offensichtlicher. sich und andere zu schützen. Ge- Die Handlungsanweisungen des wöhnen wir uns also daran, auf Robert-Koch-Institutes (RKI) und Abstand zu anderen zu bleiben. der Behörden / dem Hauptge- Tragen wir konsequent in „enge- sundheitsamt überschlugen sich ren Situationen“ (ÖPNV et cetera) im wahrsten Sinne des Wortes. einen Mund-Nasen-Schutz. Täglich andere Informationen. Gemeinsam bewältigen wir die Handlungsregeln verwirrten und Corona-Pandemie und werden erschwerten die innerbetriebli- ohne größeren Schaden gestärkt che Kommunikation erheblich. aus dieser Krise hervorgehen. In der Pflege wurde zeitnah der Stefan Block

6 Daheimbleiben wegen des „blöden Corona-Sirups“ ASB-Mitarbeiterin Anka Hörster über Pflege in Corona-Zeiten

Von irgendwo hallt herrlicher Gesundheitsstand mehr oder frühmorgendlicher Vogelgesang weniger erwischen kann. Noch wider, als ich warm verpackt und im Februar steckte mich eine ausreichend vermummt mit klap- hochgradig infektiöse Grippe für perndem Schlüsselbund in der Wochen ins Bett. Meinem Arzt war Tasche durch leicht überfrorene dieses Virus seit einigen Jahren Straßenzüge radle. Es sind eigen- auf unangenehme Weise bekannt, artige Tage. Ich habe das Gefühl, und er beobachtete besorgt, wie das Leben geschieht langsam mein Immunsystem, das den und wirklich Schritt für Schritt. Ich größten Teil der letzten beiden achte darauf, nicht zu nah neben Jahrzehnte nicht der nordeuropä- den wenigen anderen Radlern an ischen Grippesaison ausgesetzt Ampeln zu warten und bin mir sehr war, den Kampf wieder und wieder bewusst, mit was meine Hände verlor. Nun leben wir alle in diesem und sogar meine Handschuhe in Vakuum von Nicht-Wissen. Also Kontakt geraten. Wie gut, dass dopen wir uns mit was immer wir wir als Pflegende hygienisches für richtig halten von hochdosier- Handeln gelernt und ausgiebig tem Vitamin C und Superfoods Anka Hörster geübt haben! Gelegentlich frage über die richtige Einstellung bis hin Foto: Doris Friedrichs ich mich allerdings, ob ich es zu sicheren und verantwortungs- nicht doch übertreibe. Je nach vollen Verhaltensweisen und Hilfs- Art der neuesten Information über mitteln. Ähnlich geht es unseren die Corona-Pandemie, der Höhe Kund*innen. Einige gehen nicht der Infizierten-Zahlen im Land mehr, andere nur mit Handschu- und meiner eigenen Verfassung, hen und Halstuch vor dem Mund tendiere ich dazu, mich zu mehr aus dem Haus. Manche bekom- Vorsicht anzutreiben oder mich men nun Besuche von mit Einkäu- zu entspannen. Es scheint mir, als fen beladenen Kindern und Nach- ginge es anderen ähnlich. Als ich barn, andere fürchten jeden, der vor zwei Wochen noch ohne Mas- ihre Tür öffnet. Eine feine, ältere ke pflegte, wurde ich gefragt, wa- Dame erzählte mir neulich aufge- rum ich keine trage und nun, wo bracht, als wir gerade das Dusch- ich eine trage, werde ich gefragt wasser abgestellt hatten und sie warum wohl. Mir scheint, wir alle noch tropfnass auf ein Handtuch suchen nach Kontakt, Orientierung stieg, dass sie wegen dieses „blö- und einem verlässlichen Maßstab, den Corona-Sirups“ jetzt gar nicht in dessen Nähe wir uns wieder mehr raus käme! Wir blickten uns sicher fühlen können. Es ist schon ob dieses Versprechers an und eigenartig, von einer unsichtbaren lachten einige Minuten herzlich. Es Gefahr zu wissen, die zwischen ist interessant, die Empfindungen uns umgeht und uns je nach Alter, der Kriegs- und Nachkriegsgene- Resilienz und tatsächlichem rationen mitzuerleben. Für einige

7 ist es besonders beängstigend, legentlich betrete ich ein Zuhause, das Kartenhaus unserer modernen in dem man das C-Thema nicht Kulturen destabilisiert zu sehen. mehr ansprechen darf. Auf Mund- Für andere ist es lediglich eine schutze in Gesichtern blicken zu weitere Welle in dem Meer eines müssen, hilft nicht in Zeiten so- langen Lebens, das schon immer zialer Isolation, die schon seit zu neue Herausforderungen in ihren vielen Jahren andauern. Die Be- Alltag spülte. Für wieder andere deutung des menschlichen Kon- sind dies nur Schwankungen der taktes zu uns Pflegekräften wird äußeren Welt hinterm Horizont der in solchen Zeiten ganz besonders eigenen vier Wände. Sie nehmen deutlich. Es ist schön mit ihnen, in die Nervosität von uns Jüngeren den kurzen Zeitspannen, die mein wahr, brauchen aber alle Kraft, um Tourenplan mich zu ihnen bringt, ihren mehr oder weniger gut unter- unsere gemeinsame Menschlich- stützen Alltag zu bewältigen. Ge- keit anzuerkennen. Wir erzählen und erfragen Geschichten und nehmen am gegenseitigen Leben teil, wenn auch überwiegend per Blickkontakt über einen großen hellgrünen Mundschutz mitten im Gesicht hinweg. Im Laufe der Tage und Schichten erlebe ich die un- terschiedlichsten Reaktionen und teste verschiedene Antworten auf Fragen, geäußerte Beobachtungen und Bedürfnisse. Ich tappe immer erst im Dunkeln und bin mir nicht sicher, wo vielleicht in diesem Moment eine Tretmine neuauf- kommender Verletzlichkeit lauert. Verstehen kann ich sie aber beina- he alle, denn auch ich selbst er- lebe von Zeit zu Zeit und von Tag zu Tag neue Empfindungen und Bedürfnisse und gönne mir jeden Tag ein paar besonders schöne Momente, was auch immer es ist. Der Frühling mit seinen jungen Blättern, frischen Blüten und dem herrlichen Vogelgesang macht dies gemeinsam mit der schon wieder viel länger scheinenden Sonne einfach. Wieder Zuhause angekommen gibt es dann einen leckeren Tee, schöne Musik und eine Kerze bei was immer der Tag dann als Nächstes von mir möchte. Anka Hörster

8 Traumjob für Superheld*innen Neu Pflegeausbildung erfolgreich gestartet / Europaweit anerkanntes Berufsbild

Ich bin sehr froh über den erfolgreichen Start der neuen Pflegeausbildung zum 1. April 2020 mit zwei motivierten Aus- zubildenden bei uns. Insgesamt werden wir fünf Ausbildungsplätze in 2020 neu besetzen. Die ent- sprechenden Ausbildungsverträge sind bereits unterzeichnet. Die generalisierte Pflegeausbildung wurde gesetzlich bereits 2017 im Pflegeberufegesetz (PflBG) neu geregelt. Erstmalig werden alle Pflegeexamen in Deutschland einheitlich ausgerichtet. Die Be- rufsbezeichnung: Pflegefachfrau / Pflegefachmann. Die Umsetzung startete nach Erarbeitung einer Prüfungsordnung und verschiede- ner anderer Richtlinien wie geplant Anfang 2020. In Bremen eben im April. Mit dem neuen Abschluss wurde erstmals ein europaweit anerkanntes Berufsbild für die Pflege geschaffen. Die examinier- ten Pflegekräfte können somit in allen Bereichen der Pflege gleich- wertig arbeiten, also im Kranken- ©Karin & Uwe Annas - stock.adobe.com haus, der stationären Altenpflege, der ambulanten Pflege und in stätten, qualifiziert und begleitet vielen anderen Spezialbereichen. die Praxisanleiter*innen. Zudem Wir vom ASB haben diesen Weg geht es um ausbildungspolitische sehr früh intensiv unterstützt und Begleitung des neuen Weges und vorangetrieben. In Bremen hat eine gemeinsame Öffentlichkeits- der ASB mit zahlreichen anderen arbeit zur Förderung des Berufs- Organisationen und Firmen den bildes und der Ausbildung in der Weserbildungsverbund e.V. (WBV) Pflege. Inzwischen hat der Verein im Dezember 2018 mitgegründet. über 40 Mitglieder in Bremen und Ich selbst bin Vorstandsmitglied im niedersächsischen Umland. dieses Vereins. Der WBV fördert Kooperationsverträge für den Aus- die neue Pflegeausbildung auf bildungsverbund, eine Software allen Gebieten, koordiniert die zur Koordination der praxisnahen, Praxisbetriebe und Ausbildungs- fast schon dualen Pflegeausbil-

9 dung sowie die intensive Beratung Menschen bringen neue Impulse der Vereinsmitglieder gehören zu und viel gute Energie in unsere den aktuellen Schwerpunktthe- Pflegeunternehmen. Dafür bin ich men. Die ersten Rückmeldungen sehr dankbar und freue mich auf der Auszubildenden sind sehr eine gute gemeinsame Weiterent- positiv. Das Zusammenspiel der wicklung des neuen Berufsfeldes Schulen und Praxisbetriebe klappt sowie auf neue, bestens qualifi- trotz Corona-Pandemie recht gut, zierte Fachkräfte. Wir werden in und tatsächlich konnten für 2020 den nächsten Monaten noch viel alle angebotenen Ausbildungs- lernen und neu formatieren. Das plätze im Verbund mit motivierten sind gute Herausforderungen. Das Menschen besetzt werden (ins- Ziel ist für mich positiv geprägt. gesamt fünf neue Ausbildungs- Pflege ist und bleibt ein Traumjob gruppen / Klassen in 2020). Hier für Superheld*innen. liegt unsere Zukunft. Diese jungen Stefan Block

Pflegeberatung vom ASB. Dafür habe ich mich entschieden! Beratung bedeutet für uns: Ihnen das für Sie individuell notwendige Fachwissen zur Verfügung zu stellen, damit Sie sich optimal für Ihre per- sönliche Lösung entschei- den können.

ASB Bremen-Mitte Telefon: 0421 59 80 104 ASB Bremen-Ost Telefon: 0421 41 787 11 ASB Bremen-West/Östl. Vorstadt Telefon: 0421 69 63 98 70 ASB Bremen-Nord Telefon: 0421 6 93 66 15 Wir helfen hier und jetzt. Weitere Informationen auf: www.asb-ambulante-pflege.de

Ambulante Pflege GmbH

10 Jetzt wird deutlich … … wie wichtig unser Beruf ist

Ich befinde mich im dritten Ausbil- Schulaufgaben zu unterstützen. dungsjahr zur examinierten Alten- Durch dieses Problem wurde uns pflegerin beim ASB in West. Die allen nochmal deutlich, wie wich- Ausbildung werde ich voraussicht- tig der Beruf als Pflegefachkraft lich im Oktober 2020 beenden. Die ist. Ich wünsche mir für die Zu- weltweite Corona- Pandemie stellt kunft, dass die Gesellschaft nicht uns alle gerade vor neuen Heraus- vergisst, was für eine Leistung forderungen. Somit auch mich. Da wir tagtäglich erbringen müssen ich in der Pflege beschäftigt bin und der Beruf als Pflegefachkraft und in diesem Bereich der Körper- höher angesehen wird, sodass kontakt tagtäglich gegeben ist, hat die Menschen diesen Beruf an- man Bedenken, seine Familie und erkennen. Meiner Meinung nach seine Klienten mit dem Corona-Vi- sollte man den Beruf als Pflege- rus anzustecken. Außerdem muss fachkraft besser bezahlen, da viele ich auch auf viele neue Sachen Pflegefachkräfte für die Leistung, achten, wie auf die verschärften welche sie erbringen, und ihre Hygienevorschriften. Ferner ist es theoretischen sowie praktischen problematisch, eine Betreuung Kenntnisse, über die sie verfügen, Susanne Wellmann für meine Tochter gewährleisten unterbezahlt sind. Denn beson- Foto: Privat zu können, weil die Schulen und ders in meiner Ausbildung habe Betreuungsangebote durch die ich gemerkt, dass der Beruf sehr Pandemie geschlossen sind. Und umfangreich ist und den Inhalten da ich mich zurzeit in meiner Exa- eines Studiums gleichgestellt mensvorbereitung befinde, fällt es werden könnte. mir schwer, meine Tochter bei den Susanne Wellmann

Der Fokus der Arbeit von Rechtsanwältin Gudrun Winkelmann liegt auf der persönlichen Beratung – stets im Sinne ihres Mottos „Mit Herz und Verstand“. Trägerin des Dies gilt auch für den Teil Trommelpreises ihrer Arbeit, der sich mit dem Abfassen von Tes- 2015 tamenten befasst, oft bei R e CHTSANWÄLTIN schwierigen Familienver- Allgemeinanwältin hältnissen wie sogenannten Testamentsvollstreckung - zertifiziert „Patchwork-Familien“, und die Abwicklung von Nach- Schwerpunkte: lässen nach dem Tode. Vertragsrecht · Erbrecht · Unternehmensnachfolge Für ihre engagierte Arbeit Vorsorge-/Patientenverfügungen wurde Gudrun Winkelmann Nachlassregulierungen jüngst mit dem „women in Hamburger Str. 222/224 T 0421- 40 95 700 [email protected] law award“ ausgezeichnet 28205 Bremen F 0421- 40 95 701 www.winkelmann-recht.de (www.lawyer-monthly.com).

11 Wir helfen uns gegenseitig Neue Ausbildung in komplett neuer Lebenssituation

Ich bin mit meinen 26 Jahren ein einer solchen Ausnahmesituation absoluter Quereinsteiger in der trotzdem die Möglichkeit zu ha- Pflege und arbeitete zuvor im ben, diese brandneue und gerade Kundenservice und Marketing- jetzt so wichtige Ausbildung zu Bereich. Ich bin viel gereist, habe beginnen. Der Unterrichtsstoff zuvor einige Jahre im Ausland ge- ist sehr umfangreich, aber auch lebt und in vielen verschiedenen hochinteressant! Aber wir Schüler Bereichen und Firmen gearbeitet. helfen uns auch in diesen Krisen- Die neue Ausbildung hat mich zeiten alle gegenseitig und sind jedoch so begeistert, dass ich die immer füreinander da. Das geht Sonne und den Strand in Barce- nämlich auch ganz einfach vir- lona gerne aufgegeben habe, um tuell, beispielsweise über unsere zurück nach Deutschland zu zie- WhatsApp Gruppe! Die moderne hen und ein aktiver Teil dieser ab- Technik zeigt in diesen unge- solut notwendigen und wichtigen wöhnlichen Zeiten wirklich ihre Pflegereform zu werden. Genau Vorteile. Ungewöhnlich liegt mir im richtigen Moment! Nämlich einfach, und deswegen macht es kurz bevor die Corona-Krise so mir auch unter diesen Umständen richtig losging. Was meinen Le- sehr viel Spaß! Aber ich freue benslauf so ungewöhnlich macht, mich auch schon darauf, wenn ist nun tatsächlich mein Vorteil. es hoffentlich bald möglich wird, E-Learning, Streaming, online noch mehr Präsenzunterricht zu Aufgaben bearbeiten, dies alles erhalten, und ich bin natürlich ist für mich kein Problem, da ich auch schon sehr gespannt auf in meinem vorherigen Beruf im- meinen ersten Praxiseinsatz Janet Flege mer im „Home-Office“ war und es beim ASB! Janet Flege Foto: Privat daher sogar gewohnt bin, selb- ständig am Rechner zu arbeiten. Ich bin sehr beeindruckt, wie viel Mühe sich die Lehrkräfte machen, die Ausbildung für uns zu ermög- lichen. Auch, dass sie es schaf- fen, mittlerweile sogar vier Tage die Woche einige Stunden Prä- senzunterricht für uns zu organi- sieren. Kleine Gruppen, Streams, Lernpakete, Sicherheitsregelun- gen, Schutzmasken als Geschenk für uns alle. Die Lehrkräfte geben hier wirklich alles für uns und zeigen ein unglaubliches Maß an Einfallsreichtum, Flexibilität und Verständnis! Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich das Glück habe, in

12 Keinen Moment bereut Neustart mit 36: Tatjana Rosenkranz lernt Altenpflegerin beim ASB Mitte

Bei Tatjana Rosenkranz hat es Schule ist ziemlich hart, aber das gewaltig gefunkt. Zumindest erste Zeugnis ist ganz gut ausge- beruflich. Sie hat ihren Traumjob fallen. Und ich bin nicht die älteste gefunden. Die gelernte Bäcke- Schülerin in meiner Klasse, die ist reifachverkäuferin lässt sich ak- 48.“ Sie könne sich keinen anderen tuell beim ASB in Bremen-Mitte Beruf mehr vorstellen, sagt die zur examinierten Altenpflegerin angehende Fachkraft. „Der Kontakt umschulen – und hat es bisher zu den älteren Menschen ist für keinen Moment bereut. „Durch mich das schönste. Man bekommt meine Ausbildung zur Bäckerei- so viel positives Feedback. Viele fachverkäuferin hatte ich schon Senioren sprechen mich an, dass immer viel Kontakt und Freude sie sich bei mir wohlfühlen.“ Viel am Umgang mit Menschen“, sagt Lob spendet Tatjana Rosenkranz Tatjana Rosenkranz. „Als ich mich auch dem ASB-Team an der Lan- von meinem Mann getrennt habe, gemarckstraße. „Jeder ist hier für waren die Arbeitszeiten in meinem jeden da. Wenn irgendetwas ist, Beruf aber nicht mehr mit meinem kann man sich aussprechen.“ Jetzt Privatleben zu vereinbaren. Ich im zweiten Jahr ihrer Ausbildung Tatjana Rosenkranz wollte nicht, dass meine kleine habe sie bereits ihre eigene kleine Foto: Doris Friedrichs Tochter irgendwo untergeschoben Kund*innen-Tour, was ihr noch wird.“ Sie arbeitete zunächst als mehr Spaß mache. Auch ihr erstes Reinigungskraft in einem Alten- Praktikum, ein Außeneinsatz in der heim, was flexiblere Arbeitszeiten Gerontopsychiatrie am Klinikum mit sich brachte. Und mehr noch: Bremen-Ost, hat sie inzwischen Tatjana Rosenkranz kümmerte sich hinter sich. Der habe ihr vorab aber um die Senior*innen, machte mehr, ein wenig Sorgen bereitet, gesteht als sie eigentlich musste. Das wie- sie, ob und wie sie damit klarkäme. derum fiel der Heimleitung positiv „Alles gut gelaufen“, freut sich auf. Sie ermunterte die junge Frau, Tatjana Rosenkranz im Nachhin- sich zur Altenpflegerin ausbilden ein. „Ich hatte es mir schlimmer zu lassen. Die allein erziehende vorgestellt, als es war. Ich bin viel Mutter bat sich Bedenkzeit aus. gelobt worden, unter anderem für „Es brauchte einige Monate, die Ruhe, die ich ausstrahle.“ Zwei bis mein Entschluss feststand.“ weitere Praktika folgen noch bis Eine ASB-Mitarbeiterin, die in zum Abschluss ihrer Ausbildung, dem Heim Senior*innen betreute, darunter eines in der Station für sprach sie ebenfalls an und ver- Innere Medizin am St. Joseph-Stift. mittelte schließlich den Kontakt zu Nach bestandener Prüfung will sie Pflegedienstleiterin Susanne Frost. auf alle Fälle beim ASB bleiben. Im November 2018 startete die „Und man will mich hier auch be- damals 36-Jährige ihre Ausbildung. halten. Frau Frost hat mir schon „Ich habe auf jeden Fall meinen eine positive Beurteilung geschrie- Herzensberuf gefunden“, ist Tat- ben. Danach würde sie mich sofort jana Rosenkranz überzeugt. „Die einstellen.“ Doris Friedrichs

13 Premiumpakte für Pflegekund*innen Individuelle Betreuung und Pflege ganz nach Bedarf

Kunden zu Hause und schauen mit ihnen gemeinsam, was sie benötigen und was unsere Be- treuungskraft davon leisten kann. Es ist möglich, im Rahmen des Pflegegrades zu bleiben, aber trotzdem individuelle Unterstüt- zung zu erhalten.“ Aktuell gibt es drei Betreuungskräfte beim ASB in Nord. Eine davon ist Ulrike Woltmann, seit zehn Jahren beim Arbeiter-Samariter-Bund tätig. „Ich habe als Hauswirtschafts- kraft angefangen. Im Laufe der Zeit ist Verhinderungspflege hinzugekommen.“ Inzwischen betreut die 52-Jährige zehn Bezugskund*innen wie auch ihre Kollegin Tini Dietz. Sie hilft vie- len Kund*innen beim Duschen, Anziehen von Stützstrümpfen Tini Dietz, Jenny Renken, Für Menschen, die noch relativ oder Koordinieren von Termi- Ulrike Woltmann und selbständig sind, aber dennoch nen, darunter auch dementiell Renata Liedke (v. li.) ein- bis zweimal wöchentlich Erkrankten. Berührungsängste helfen Menschen, habe sie keine, sagt die 48-Jäh- so lange wie möglich Unterstützung benötigen, haben selbständig zu bleiben. Renata Liedke, stellvertretende rige. „Irgendwann legt man das Foto: Doris Friedrichs Pflegedienstleiterin des ASB ab und wenn nicht, ist es der Bremen-Nord, und ihr Betreu- falsche Beruf. Mir ist es wichtig, ungskräfte-Team Premiumpakete die Menschen so zu behandeln, geschnürt. Diese beinhalten wie ich selbst behandelt werden Betreuungstätigkeiten und möchte.“ Wer sich für die Betreu- pflegerische Unterstützung für ungsarbeit interessiere, der sollte etwa zwei Stunden pro Einsatz. schon eine gewisse Vorbildung Angesprochen fühlen sollen sich im Bereich Pflege mitbringen, Kund*innen, die beispielsweise weiß Renata Liedke aus langjäh- Hilfe beim Duschen brauchen, riger Erfahrung. „Pflege ist eine beim Anziehen, oder Einkau- sehr intime Sache und erfordert fen. Die Begleitung zu Ärzten viel Vertrauen und Empathie. Den und Behörden wünschen, bei Betroffenen kann die Betreuung Spaziergängen und mehr. „Die auch ein gutes Gefühl der Selb- Pakete sind individuell auf die ständigkeit geben, Dinge noch Bedürfnisse der Menschen zuge- alleine ohne Hilfe der Kinder schnitten“, erklärt Renata Liedke. regeln zu können.“ „Wir beraten die Kundinnen und Doris Friedrichs

14 Gute Erfahrungen gemacht Erika Plathe fühlt sich bestens aufgehoben beim ASB

„Unter jedem Dach ein Ach“ sagt den ASB tätig. Ihr ursprünglicher ein altes Sprichwort und meint, Beruf ist jedoch ein ganz anderer: dass es in jedem Haushalt Sorgen Sie hat Vermessungstechnikerin gibt. Nicht anders hat es sich im gelernt. „Als ich nach der Geburt Leben von Erika Plathe zugetra- meines Sohnes wieder anfangen gen. Ihre Mutter verstarb früh, wollte, war absolute Bauflau- und sie wuchs bei ihrer ältesten te.“ Dann kam ihre Tochter zur Schwester auf. Fünf Geschwister Welt. Schließlich wechselte sie hatte sie, wovon keines mehr lebt. komplett das berufliche Metier Ihr jüngster Sohn, ein Kind von und fing beim ASB an. „Im Laufe dreien, ertrank mit vier Jahren in der Zeit habe ich viele Schulun- einem Kanal. Ihren Mann, der an gen gemacht, unter anderem der Lungenkrankheit COPD litt Demenz-Schulungen“, berichtet und den sie über einen langen Ulrike Woltmann. Frau Plathe sei Zeitraum pflegte, verstarb vor allerdings die erste Kundin, der sieben Jahren. Sie selbst leidet an sie Stützstrümpfe anziehen muss, Arthrose und Diabetes. Und den- schmunzelt sie. „Aber das klappt noch ist Erika Plathe nicht verbit- ganz gut.“ „Wir kommen prima tert. Sie hat ein gutes Verhältnis miteinander aus“, bestätigt Erika Kommen gut miteinander zu den ihr beiden verbliebenen Plathe. „Aber ich verstehe mich klar: ASB-Mitarbeiterin Kindern, die ganz in ihrer Nähe auch mit den anderen ASB-Mitar- Ulrike Woltmann (links) wohnen und sie in vielem unter- beiterinnen gut. Ich bin zufrieden.“ und Erika Plathe. stützen. Sie freut sich über ihr Doris Friedrichs Foto: Doris Friedrichs Enkel- und ihr Urenkelkind. Und sie ist auch froh, dass sie gut mit den drei Mitarbeiterinnen des ASB auskommt, zwei Betreuungskräfte und eine Haushaltshilfe. „Der ASB war schon bei meinem Mann zur Pflege“, erzählt die 80-Jährige. „Da habe ich gute Erfahrungen gemacht.“ Als es ihr selbst immer schwerer fiel, sich zu duschen, wandte sich die Grambkerin er- neut an die Ambulante Pflege in Bremen-Nord. Ulrike Woltmann ist eine der Betreuungskräfte, die sich seit Februar regelmäßig um Erika Plathe kümmern. Immer montags schaut sie bei der Seni- orin vorbei, hilft ihr beim Duschen, Eincremen und Anziehen, unter anderem der Stützstrümpfe. Seit zehn Jahren ist die 52-Jährige für

15 Unabhängig mit Unterstützung Lisa Parus ist dankbar für die Betreuung durch den ASB

der der alten Dame, zwei Töchter und ein Sohn, haben für die Unter- stützung durch den Pflegedienst gesorgt. Dabei hat Lisa Parus viele Jahre selbst ihren Mann gepflegt. Der ist schon vor über 20 Jahren gestorben. Gegen die Langeweile im Alltag weiß sich die Seniorin aber durchaus zu wehren. Der Um- zug innerhalb ihres Wohnortes in eine Parterre-Wohnung vor einigen Jahren und die Anschaffung eines Rollators ermöglichen es ihr, noch mobil sein zu können. Neben dem engen Kontakt zu ihren Kindern und ihren fünf Enkelkindern geht sie mittags regelmäßig zum Essen ins „Nachbarschaftshaus“. „Auch jetzt in Corona-Zeiten“, erzählt Lisa Parus. „Da wird wegen der Ab- standsregeln in zwei Schichten ge- Jenny Renken und ihre Lisa Parus ist keine Frau, die gessen.“ „Frau Parus ist niemand, Kundin Lisa Parus, die seit schnell aufgibt. Als sie 2019 nach der aufgibt“, betont noch einmal 50 Jahren ASB-Mitglied ist. einem Schienbeinanbruch mit län- Jenny Renken. „Sie will unbedingt. Foto: Doris Friedrichs gerem Krankenhausaufenthalt und So macht sie auch ihren Haushalt anschließender 10-wöchiger Kurz- noch vielfach alleine, immer mit zeitpflege wieder nach Hause kam, kurzen Pausen, aber dann geht es saß sie im Rollstuhl. „Da wollte ich weiter.“ Die Mutter zweier Töchter wieder raus“, betont die 88-Jähri- ist seit sechs Jahren beim ASB, ge. „Aber jetzt ist alles wieder gut.“ seit diesen Sommer für zirka 20 Lisa Parus hat es geschafft – mit Stunden in der Woche. Die Arbeits- Hilfe des ASB in Bremen-Nord. zeiten seien flexibel, sagt sie, was Seit August vergangenen Jahres wiederum ihren Kindern zugute- wird sie von ASB-Mitarbeiterin käme. Fünf bis zehn Kund*innen Jenny Renken betreut. Zwei Mal in betreut sie in der Woche, manch- der Woche ist sie bei der Seniorin mal auch mehr, wenn sie montags vor Ort für Körperpflege und Unter- und freitags zusätzlich als Urlaubs- haltung. „Für einen Kaffee haben und/oder Krankheitsvertretung wir immer noch Zeit“, erzählt die arbeitet. Frau Parus gehört längst 30-Jährige. „Frau Parus macht zu den Stammkund*innen von noch weitestgehend alles alleine. Jenney Renken. Und beide sind Aber wo man sich nicht so gut sich einig: „Wir kommen richtig selbst waschen kann wie Rücken gut miteinander aus.“ und Füße, da helfe ich ihr.“ Die Kin- Doris Friedrichs

16 Mit Hilfe zu Hause leben Rudolf Brenke wird bei der Körperpflege und im Haushalt betreut

Wer die Wohnung von Rudolf Hannover, vier in Hamburg und Brenke betritt, weiß sofort, wem zwischendurch fuhr er zur See. seine Leidenschaft gehört: der „1956 auf einem Frachter nach Seefahrt. Schon im Eingangsbe- New York. Das war ein Erlebnis.“ reich seines Hauses finden sich 24 Jahre arbeitete er bei der erste Hinweise. Schiffsmodelle AG Weser bis zur Schließung säumen die Wand der Treppe in der Werft und dann noch neun das obere Stockwerk. Auch das Jahre beim Vulkan. „Ich habe Wohnzimmer beherbergt so man- 60 Probefahrten mitgemacht“, ches Modell. Rudolf Brenke ist blickt Rudolf Brenke zurück. „Ein Ingenieur im Schiffsbau. Schon bewegtes Berufsleben. Ich war als Schüler sei er in Schiffe ver- unter anderem Probefahrtsleiter narrt gewesen, erzählt der gebür- im Marinebereich und Abteilungs- tige Bremer. „Bei der beruflichen leiter für Entwurf und Erprobung.“ Zukunft stand dann zur Auswahl, Die Verbindung zur Seefahrt sei zur See zu fahren, Schiffsmak- ein Leben lang geblieben. Auch „Wir verstehen uns ler zu werden oder eben auch mit den Schiffsmodellen. Wie hervorragend“, freut sich Rudolf Brenke über die Schiffsbau zu studieren. Rudolf viele er über die Jahre gesammelt Hilfe von ASB-Mitarbeiterin Brenke entschied sich für Letzte- hat, weiß er nicht. „Ich muss jetzt Martina Dietz. res, studierte sechs Semester in mal anfangen zu zählen.“ Foto: Doris Friedrichs Die Zeit dafür hat er inzwischen. mationstanz beim Tanz-Turnier- Rudolf Brenke wohnt alleine, sei- Klub Grün-Weiß Vegesack haben ne Tochter lebt in Spanien, sein sie gemeinsam belegt und bis Sohn in Hamburg. Der kommt ins hohe Alter getanzt. Auch war aber immerhin fast jede Woche er zehn Jahre lang erster Vor- zu Besuch. Seine Ehefrau ist vor sitzender des Vereins. „Ich war zwei Jahren infolge eines Schlag- oft in Führungspositionen, aber anfalls gestorben. Mit ihr verband ich habe gar nicht immer den Rudolf Brenke die Leidenschaft Ehrgeiz dazu gehabt“, sagt der zum Tanzen. Viele Kurse im For- 85-Jährige. „Wenn etwas schief läuft, rollen zuerst im Vorstand die Köpfe.“ Seit vielen Monaten kümmert sich nun der ASB um Rudolf Brenke. Zweimal wöchentlich schauen Betreuungs- kräfte der ambulanten Pflegeeinrichtung in Bremen-Nord bei ihm vorbei, helfen ihm unter anderem bei der Kör- perpflege, assistieren und unterstützen, wo es notwendig ist, sorgen für Abwechslung im Alltag und für Unterhal- tung. Insgesamt ginge es ihm ganz gut, meint der Senior, der an der Lungenkrankheit COPD und der sogenannten Schaufensterkrankheit leidet, obwohl er, wie er sagt, seit 40 Jahren nicht mehr raucht. Ihn bedrücke allerdings die zunehmende Ein- samkeit. „So langsam sterben viele Freunde und Bekannte weg. Letztes Jahr ein ehe- maliger Kollege, zuletzt ein Freund. Aber ich bin froh, dass ich noch mit Unterstützung des ASB in meinem Haus leben kann.“ Doris Friedrichs

18 Keine Angst vor Corona Luise Wöltjen feierte im Frühjahr ihren 105. Geburtstag

Das Rezept für ein langes Leben hat Luise Wöltjen nicht parat. Das wisse sie nicht, sagt sie. Und den- noch: Am 2. April ist sie 105 ge- worden. Eine große Feier fand zu ihrem Ehrentag nicht statt, schon der Pandemie wegen. Ihr Enkel Werner Wöltjen, der sich täglich um sie kümmert, war der einzige Gast. Auch der Bürgermeister kam nicht vorbei zum Gratulieren. „Eine Urkunde und einen Brief gab es, aber das war’s“, erzählt der Enkel. „Auch zum 100. Ge- burtstag war kein Bürgermeister da.“ Aber der ASB hat damals über Luise Wöltjen in seiner Kund*innenzeitung berichtet. Als drittjüngstes von 14 Geschwistern wuchs sie in Bremen auf. Zwei Geschwister starben früh, eines verhungerte in den Jahren des Ersten Weltkriegs, den drei ihrer Brüder bereits an der Front erleb- ten. Mit 19 lernte Luise Wöltjen ihren Mann kennen. 1937 wurde geheiratet. Noch im selben Jahr wurde er zur Wehrmacht einge- zogen. Erst 1948 kehrte er aus zusätzlich vier Mal am Tag vor Werner Wöltjen kümmert englischer Kriegsgefangenschaft Ort. Als wir zum 100. Geburtstag sich täglich um seine zurück. Sein Sohn kannte ihn über die alte Dame berichteten, Großmutter. kaum. Ihr Mann lebt längst nicht schaffte sie noch alleine die Trep- Foto: Doris Friedrichs mehr, und auch ihr Sohn ist inzwi- pen zu ihrer Wohnung im zweiten schen gestorben. Dafür hat sie Stock. Vor drei Jahren aber stürz- drei Enkel, außerdem Urenkel und te sie mehrmals und kann seither Ururenkel. Die Enkel besuchen sie ihre Wohnung nicht mehr verlas- regelmäßig. „Aber die Besuche sen. „Sie sieht so gut wie nichts sind doch anstrengend für Oma“, mehr“, erklärt Werner Wöltjen. weiß Werner Wöltjen. Er arbeitet „Fernsehen ist deshalb nicht mehr nur noch drei Mal in der Woche. die erste Wahl. Dafür hat sie jetzt Die Betreuung seiner Großmutter Hörbücher, ausgeliehen aus einer sei ein Fulltime-Job, sagt der Hörbücherei in Hamburg. Das ist 58-Jährige. Aber er mache ihn eine segensreiche Einrichtung. gerne. Pflegekräfte des ASB sind Da ist Oma schon lange dabei.“

19 Und was interessiert sie da? geworden. „Nicht unbedingt. Was „Alles, Querbeet.“ Immerhin, habe ich denn davon“, sagt die Essen und Trinken schmecken der Hochbetagte, räumt dann aber Seniorin auch noch. „Alles, was ein, dass sie noch Freude an auf den Tisch kommt, wird ge- ihrem Enkel Werner habe. Und gessen“, bestätigt Luise Wöltjen. fügt hinzu: „Ich bin noch nie krank „Ein Lieblingsgericht habe ich gewesen. Ich habe zwei Kriege nicht.“ Ob sie denn so alt werden überlebt. Ich überlebe alles. Auch wolle wie der Johannes Hees- Corona.“ ters? Der sei ja immerhin 108 Doris Friedrichs

Runder Geburtstag

Die 100 hatte sich Grete Bohl- mann fest vorgenommen, als sie im Frühjahr vergangenen Jahres für die Kund*innenzeitung des ASB interviewt wurde. Und sie hat sie geschafft. Im Januar feierte sie im Beisein ihres Sohnes, dessen Lebensgefährtin und Mitarbei- terinnen der Ambulanten Pflege in Bremen-Nord ihren runden Geburtstag. Dass sie das hohe Alter erreicht hat, mag auch daran liegen, dass sie sich trotz vieler Schicksalsschläge immer eine positive Einstellung zum Leben bewahrt hat. So wünschen wir Grete Bohlmann weiterhin gute Gesundheit und noch viele schöne Momente im Kreis ihrer Lieben.

Foto: Dastin Liedke

20 Eine runde Sache Lisa Helms feierte Ende September ihren 100. Geburtstag

„Als ich 88 wurde, da habe ich gedacht, Gott, wer wird schon 88. 88, dass ich nicht lache, ist eine runde Sache …“ So beginnt ein selbstgeschriebenes Ge- dicht von Lisa Helms. Eines von vielen, das die Seniorin verfasst hat. Viele ihrer Gedichte, Haikus und einige Geschichten hat sie in einem Büchlein, „Aber die Rosen“, für sich und die Nach- welt festgehalten. Aber das ist längst nicht alles. Mehr noch, noch ‘n Gedicht: „Die 88 habe ich bezwungen, habe manches Klagelied gesungen und sehe nun die Eins mit zwei Nullen auf mich zukommen …“ Die „runde Sache“, wie Lisa Helms sie nann- te, hat sich also weiterentwickelt. Ende September feierte sie im Kreise lieber Menschen ihren in Walle sei aus ihr im Laufe der Lisa Helms freute sich 100. Geburtstag. Auch einige Mit- Zeit eine „überzeugte Hanseatin“ sehr über den Besuch der arbeiterinnen des ASB Bremen- geworden, wie es auf der letzten ASB-Mitarbeiterinnen, von denen sie seit einiger Nord, der sie seit einiger Zeit Seite ihres Buches heißt. Dort ist Zeit betreut wird. betreut – nur einmal in der Wo- auch zu lesen, dass ihr durch die Foto: Doris Friedrichs che, mehr Unterstützung benötigt richtigen Lehrer die Schönheit die Seniorin noch nicht – waren der Sprache und der Musik ver- an diesem Morgen zu Besuch. mittelt worden seien und dass sie „Eine schöne Überraschung“, 1983 nach dem Tod ihres Man- freute sich Lisa Helms. Jede Mit- nes begann, erste Gedichte zu arbeiterin hatte eine Rose für die schreiben. 1995 wählte sie nach Jubilarin mitgebracht, außerdem schwerer Erkrankung den Schutz alle zusammen ein selbstgebas- eines Seniorenheims – und zog, teltes Geschenk mit Teelichtern nachdem sie sich stark genug in Form einer Hundert. Sie sei in fühlte, mit Anfang 80 wieder in ihrer Verwandtschaft die einzige, eine eigene Wohnung. „Sie haben die dieses hohe Alter erreicht mir eine große Freude gemacht“, habe, bekräftigte die langjähri- gab Lisa Helms den ASB-Mitar- ge Anwaltssekretärin. Geboren beiterinnen zum Abschied mit auf wurde sie 1920 im westfälischen den Weg. „Fühlen Sie sich alle Herford. Als sie sieben Jahre von mir in den Arm genommen.“ alt war, zogen ihre Eltern nach Bremen. Im großelterlichen Haus Doris Friedrichs

21 Gern gesehene Gäste Schüler*innen einer Berufsbildenden Schule verwöhnten Senior*innen mit Handmassagen

Erlerntes in die Praxis umsetzen, Lehrkraft im Vorbereitungsdienst, Erfahrungen sammeln, Selbstbe- Ronja Block, erlernten die 16- bis wusstsein gewinnen und dabei 18-Jährigen in fünf Wochen viel noch Gutes tun: Elf Schüler*innen Wissenswertes rund um das der Berufsbildenden Schule Thema Maniküre. Der Unter- III Vechta, Justus-von-Liebig- richt reichte von den Hand- und Schule, bewiesen im vergange- Nagelformen, den Ausgleichs- nen Dezember, dass sich all dies möglichkeiten durch Feilen und vereinbaren lässt. Im Rahmen Lackieren bis hin zur Hand- und eines ungewöhnlichen Projektes Armmassage. „Viele von den der Fachrichtung Hauswirtschaft Schülerinnen und Schülern der und Körperpflege erprobten die Berufsvorbereitungsklasse möch- Schüler*innen ihre Fertigkeiten in ten im Anschluss an den bestan- der Hand- und Armmassage an denen Hauptschulabschluss eine Bewohner*innen des Alten- und Friseurausbildung beginnen“, Pflegeheims Haus St. Teresa. erläutert Ronja Block. Die Fri- Und das mit großem Erfolg. Unter seurmeisterin, die ihr Studium in Wohltuende Zuwendung der Anleitung der betreuenden den Fächern Körperpflege und

22 Sport jüngst mit dem zweiten Ronja Block. Und wie hat es den Staatsexamen abschloss, stellte Schüler*innen gefallen? Das au- den Kontakt zum Pflegeheim ßerschulische Projekt diente zu- St. Teresa her. „Die Leitung des nächst der Vorbereitung auf das Heims war sofort einverstanden“, im kommenden Januar stattfin- erzählt die 29-Jährige. „Schwierig dende Praktikum. Aber es hatte war nur, einen geeigneten Termin auch einen emotionalen Aspekt. zu finden.“ Aber auch das klappte „Einige Schülerinnen kostete es schließlich. Und auch die teil- Überwindung, die Senioren an- nehmenden Bewohner*innen, 13 zufassen. Sie mussten langsam Frauen und fünf Männer, zeigten an die Berührung herangeführt sich sofort offen für das Projekt. werden“, berichtet Ronja Block. So kam es zu einem gemütlichen „Andere wollten die Senioren Kennenlernen der Generationen, gar nicht mehr loslassen. Es war dem die Beratung und schließlich schön für mich zu sehen, wie sich die wohltuende Massage folgten. die Jugendlichen dem Projekt Wer wollte, ließ sich noch einen angenähert haben.“ Letztendlich natürlichen Nagellack auftragen. seien alle vom Erfolg begeistert „Die Rückmeldungen waren gewesen. durchweg positiv“, freut sich Doris Friedrichs Ronja Block

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23 „Es wird nie langweilig“ ASB-Tagespflege im Haus am Osterdeich feierte zehnjähriges Bestehen

„Alles kann, nichts muss“ lautet Christel Kattoll die Tagespflege drei das Motto der Tagespflege im Mal in der Woche. Als dann die Haus am Osterdeich. Ein Motto, Tochter mit Familie in den Urlaub das seit zehn Jahren erfolgreich fuhr, entschied sich die Mutter die umgesetzt wird. Im November ganze Woche das Haus am Oster- vergangenen Jahres luden Mit- deich zu besuchen, montags bis arbeiterinnen und Mitarbeiter ein freitags von 8 bis 16 Uhr. „Dabei zu einem großen Buffet, um den ist es geblieben“, lächelt Christel runden Geburtstag gebührend zu Kattoll, die aus Mecklenburg- begehen. Rund 50 Gäste – neben Vorpommern stammt und 2006 den Betreuten und dem Team auch nach Bremen zog. Schön sei vor Angehörige ehemaliger Tagesgäste allem auch die Abwechslung, die – feierten das Zehnjährige. Christel ihnen geboten werde. „Morgens Kattoll ist seit Juni 2019 in der gibt es erst einmal Frühstück, Betreuung der Tagespflege. „Meine dann folgen Spiele. Wir haben Tochter hat wieder angefangen zu schon gekegelt und Bingo gespielt. arbeiten“, erzählt die 89-Jährige, Sport mit Musikbegleitung, auch die im Haus ihrer Tochter wohnt. im Sitzen, gehört zum Programm, „Und damit ich nicht den ganzen ebenso Mittagessen und Kaffee Tag alleine bin, habe ich mir das und Kuchen, oft selbstgebackener. hier angeschaut, zwei Tage zur Mittwochs kommt eine Klavierspie- Probe, aber es hat mir sofort gut lerin. Und manchmal kochen wir gefallen. Es war gleich sehr familiär zusammen und machen Ausflüge. und per Du.“ Zunächst besuchte Jeden Tag ist etwas anderes.

Ganz begeistert von der Tagespflege und tägliche Besucherin: Christel Kattoll (Mitte) mit Pflegefachkraft Annette Kok und Wohnbe- reichsleiter Carlitos Tepper. Foto: Doris Friedrichs

24 Es wird nie langweilig.“ Bis zu Wohnbereichsleiter Carlitos Tepper, zwölf Gäste ab 60 Jahre kann die seit neun Jahren Mitarbeiter beim Tagespflege aufnehmen. „Unser ASB. Gibt es denn überhaupt noch ältester Gast war 100“, berichtet Wünsche für die Zukunft der Ta- Pflegefachkraft Annette Kok, seit gespflege? „Dass sich die Kunden 2013 in der Tagespflege. „Men- hier weiter so wohl fühlen und es schen mit Demenz werden häufig so bleibt mit unserem Team“, be- eins zu eins extra betreut.“ Zustän- tont der 48-Jährige. Das Team sei dig für die gesamte Betreuung der schließlich spitzenmäßig. Wer mehr Gäste sind fünf Fachkräfte plus über die Tagespflege im Haus am Ehrenamtliche. Die Tagespflege Osterdeich erfahren möchte, sei installiert worden, um die Lü- über Mitarbeiter*innen und Räum- cke zwischen dem Wohnbereich, lichkeiten, kann sich für einen dem Betreuten Wohnen und der sogenannten Kennenlerntag stationären Einrichtung im Haus unter Telefon 0421-4996-200 am Osterdeich zu schließen, sagt anmelden. Doris Friedrichs

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25 Ein unvergesslicher Tag Luise und Volker Stern haben im Haus am Osterdeich ihr Gelöbnis erneuert

„Befiehl dem Herrn Deine Wege deschule. „Mit 21 war ich bereits und hoffe auf ihn“, lautet der Kon- Meisterin, durfte den Titel wegen firmationsspruch von Luise Stern, meines jungen Alters aber nicht „Seid fröhlich in Hoffnung, gedul- tragen“, blickt sie zurück. Ihr dig in Trübsal, haltet an im Gebet“ Mann, der nach dem Studium der der von Volker Stern. Beide Sprü- Politischen Wissenschaften an che waren Ende August Teil einer der Freien Universität Berlin als besonderen Zeremonie: der Ge- Journalist arbeitete, war zu der löbniserneuerung des Ehepaares. Zeit Angestellter beim Presse- Geheiratet haben sie bereits im und Informationsamt in Frankfurt. Juni vor über 40 Jahren, damals Ein Jahr später, nur standesamtlich, jetzt kirchlich 1978, im ASB Pflegeheim Haus am Os- wechsel- terdeich. Dort lebt Volker Stern te er als nach einem schweren Schlag- Referent anfall seit Mai dieses Jahres. in die Die gesamte rechte Presse- Körperseite stelle des und das Bremer Sprach- Senats. zentrum Luise folg- seien te ihm und betrof- begann als fen, Lehrerin an den erklärt Hauswirtschaftli- seine chen Berufsschu- Frau. len Bremen. Ein Seinen weiteres Jahr Humor hat später wurde der 80-Jährige geheiratet. Ihr dennoch nicht Kinderwunsch verloren. „Jetzt erfüllte sich haben wir Zeit für die jedoch nicht. kirchliche Trauung“, sagt Dafür der Wunsch, er schmunzelnd und auch recht ein Kind zu adoptieren. verständlich. „Pastor Kreutz von Der Familienzuwachs war aller- der Kirche Unser Lieben Frauen dings schon im Teenageralter. nimmt sie vor“, fügt Luise Stern „Meine Mutter verstarb, als ich hinzu. Erstmals begegnete sie 14 war“, erzählt Tochter Imke ihrem Mann in Frankfurt in einem Ohlrogge, inzwischen selbst Mut- Jazz-Club. Die gelernte Schnei- ter. „Als ich meine Adoptiveltern derin unterrichtete in der Stadt kennen lernte, waren wir uns am Main als Lehrerin in der Mo- sofort sympathisch. Wir haben

26 uns zwar erst zusammenfinden seit seinem Studium kennen, war Volker und Luise Stern müssen, aber sie waren immer für denn auch Gast auf der kirchli- gaben sich im ASB Haus mich da.“ Luise Stern berichtet chen Trauung der Eheleute. Ein am Osterdeich erneut das Ja-Wort. noch von den vielen Auslandsrei- schöner, unvergesslicher Tag für Foto: Julian Thies sen, die sie und ihr Mann unter- Luise und Volker Stern im Beisein nommen haben. Davon, dass ihr von Familie und Freunden, mit Mann in den 90ern vier Jahre lang Musikbegleitung und kirchlichem in der Pressestelle der Bremer Segen. Doris Friedrichs Landesvertretung in Berlin tätig war und dass sie durch Volker Sterns Mitgliedschaft in der SPD immer wieder Kontakt zu Dr. An- dreas Bovenschulte hatten. Der Bremer Bürgermeister, den sie

27 Nur zu empfehlen Chamine Seeg ist voll des Lobes über ihr Freiwilliges Soziales Jahr beim ASB

(FSJ) beim ASB Ortsverband in der Vahr absolviert hat. „Es mag Unternehmen geben, die Ehrenamtliche ausnutzen, aber ich habe das ganz anders erlebt. Ein Freiwilliges Soziales Jahr bedeutet für das Unternehmen viel Verantwortung den jungen Menschen gegenüber. Es be- deutet Personal- und Kosten- aufwand. Und diejenigen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr leisten, profitieren. Es hilft ihnen bei der Orientierung, die richtige Ausbil- dung, das optimale Studium zu finden.“ Chamine Seeg startete ihr FSJ im August 2018 und ver- längerte sogar noch um sechs Monate in Absprache mit Anina Wulff, Landesjugendreferentin beim ASB Landesverband. Ende Januar 2020 war aber endgültig Schluss. „Der soziale und ge- sundheitliche Bereich hat mich schon immer interessiert“, erzählt die Bremerin. „Schon weil es bei uns in der Familie eine be- einträchtigte Person gibt.“ Nach ihrem beruflichen Abitur mit den Schwerpunkten Gesundheit und Pflege im Frühsommer 2018 be- suchte sie die Berufsmesse „Ho- rizon“ in der ÖVB-Arena. FSJler Chamine Seeg mit Hündin Sind all jene, die sich für ein vom ASB waren ebenfalls vor Ort Peaches. Freiwilliges Soziales Jahr ent- und überzeugten sie sofort. „Das Foto: Doris Friedrichs scheiden, günstige Arbeits- ergab für mich Sinn, nicht gleich kräfte? Stehlen sich Staat und von der Schule ins Studium. Das Unternehmen aus der sozialen geht auch ganz vielen anderen Verantwortung, wenn sie Ehren- FSJlern so. Ein Freiwilliges Sozi- amtliche statt fester Arbeitskräfte ales Jahr ist zudem viel intensiver beschäftigen? Chamine Seeg als ein Praktikum.“ Chamine Seeg schüttelt den Kopf. „Ich sehe das setzte sich mit Anina Wulff in Ver- nicht so“, sagt die junge Frau, bindung, schrieb eine Bewerbung die ein Freiwilliges Soziales Jahr und wurde zum Vorstellungsge-

28 spräch eingeladen. „Das ist hier pädagogischer Begleitung statt. Arbeitswelt mit viel Orientierung“, „Wir setzen uns mit politischer betont die 20-Jährige. Die FSJler Bildung auseinander, mit Zu- absolvieren Lehrgänge in Erster kunftsthemen, die wir diskutieren. Hilfe und geben anschließend sel- Die Seminartage sind Pflicht, aber ber zahlreiche Kurse für Firmen wir können sie mitgestalten. Wir und Institutionen. Später werden waren im Bundestag in Berlin und sie auch im Sanitätsdienst ausge- ebenso fünf Tage Kanufahren für bildet, ein mehrtägiger Lehrgang die Teambildung. Was wir für die mit abschließender Prüfung. Teambildung machen, konnten Chamine Seeg ist inzwischen wir uns aussuchen, und Kanu- Rettungshelferin und lässt sich fahren war da eine Belohnung.“ zusätzlich zur Rettungssanitäterin Darüber hinaus werde mittels qualifizieren. „Das ist Wissen, Mentoring regelmäßig geguckt, das man sicherlich auch später ob die FSJler noch Freude an gut gebrauchen kann“, meint ihrem Ehrenamt haben. Das wird die junge Frau, die Mitglied einer übrigens mit einem Taschengeld Sanitätsgruppe des ASB ist. Die plus Verpflegungsgeld vergütet, habe fast jedes Wochenende insgesamt 430 Euro im Monat. Einsatz. „Es gibt verschiedene „Ein Freiwilliges Soziales Jahr Veranstaltungen, die wir unter- kann ich nur empfehlen. Es bildet stützen, darunter auch viele Kon- nicht nur beruflich, sondern auch zerte.“ An eines erinnert sie sich persönlich weiter. Man lernt jeden besonders gerne, das Konzert Tag neue Leute kennen. Es ist von Sänger Ed Sheeran in Han- eine wunderbare Möglichkeit, nover. „Das war schon toll. Aber Kontakte zu knüpfen. Wir sind ja natürlich kann dabei jederzeit auch in vielen Firmen im Einsatz. alles Mögliche passieren, wo wir Da haben wir schon eine andere eingreifen müssen, von Kreislauf- Position, als Leute von außerhalb, problemen über Unterzuckerung die sich dort bewerben. Auch bis hin zu starker Alkoholisierung das selbständige Arbeiten ist der Konzertbesucher.“ Hat sie toll. Man nimmt sehr viel mit von Angst, als Rettungssanitäterin dem Jahr.“ Chamine Seeg will der mal dumm „angemacht“ zu wer- ehrenamtlichen Sanitätsdienst- den? Habe sie nicht, antwortet gruppe des ASB nach ihrem Chamine Seeg. Das sei zwar Freiwilligen Sozialen Jahr erhalten schon vorgekommen, aber sie bleiben. Auch wenn sie vorhat zu versuche das zu ignorieren, die studieren. Doris Friedrichs Leute wegzuschicken oder Gaffer zu Helfern zu machen. Neben den Lehrgängen in Erster Hilfe und im Sanitätsbereich finden zusätzlich im Rahmen des FSJ sogenannte Seminartage mit

29 Wie eine zweite Familie Maria Vöge blickt auf 30 Jahre Pflegeeinsatz beim ASB zurück

Sie habe ihr halbes Leben beim Mutter einer Tochter und Groß- ASB verbracht, resümiert Maria mutter zweier Enkelkinder. „Das Vöge. Am 1. Juli waren es ge- Schlimmste ist für mich, dass ich nau 30 Jahre. „Dabei wollte ich zu wenig Zeit für meine Kunden eigentlich gar nicht“, schmunzelt habe, aber ich achte nicht so sie. Geboren ist Maria Vöge in darauf. Mir ist es wichtig, dass Polen nahe Danzig. 1988 kam sie die älteren Menschen zufrieden nach Bremen, lernte zunächst die sind. Einige sind mir schon sehr Sprache und wollte dann eigent- ans Herz gewachsen.“ Neben lich eine kleine Auszeit nehmen. den Senior*innen der Residenz Ihre Mutter arbeitete bereits beim versorgt Maria Vöge täglich ihre ASB. Und so kam es, dass die pflegebedürftige Mutter. Dennoch Tochter eine Woche nach Ab- will sie auch mit Beginn der Rente schluss der Sprachenschule auch weiterarbeiten beim ASB, aber beim Ambulanten Pflegedienst nicht mehr in Vollzeit. „Ich fühle unterschrieb. In Polen hatte mich hier sehr wohl.“ Ihr Mann die heute 60-Jährige Kranken- unterstütze sie bei ihren berufli- Maria Vöge will auch schwester gelernt, aber die Aus- chen Plänen, sagt sie. Und dann im Rentenalter noch bildung, die über fünf Jahre lief, gibt es ein dickes Lob für den weiterarbeiten. nach drei Jahren abgebrochen. Ehemann: „Er ist ganz lieb, macht Foto: Doris Friedrich „Ich arbeitete danach als Zahn- Frühstück, kocht und ist auch arzthelferin“, erzählt Maria Vöge. noch voll berufstätig.“ „Meine berufliche Qualifikation Doris Friedrichs wurde hier in Deutschland aber nicht anerkannt, so begann ich als Pflegehelferin.“ Bereut hat sie ihre Entscheidung für den ASB nie. Als der Arbeiter Samariter- Bund vor elf Jahren seinen vierten Pflegedienst in Bremen-West eröffnete, wechselte Maria Vöge in die Hamburger Straße. Dort ist sie heute noch als Bezugs- pflegerin tätig, ausschließlich in der Seniorenresidenz des ASB am Osterdeich, wo sie einen festen Kund*innenstamm betreut. „Seit 28 Jahren mache ich das schon, jeden Tag. Aktuell sind es 13 Senioren, um die ich mich kümmere, die älteste ist 96. Die Kunden sind meine zweite Fami- lie. Einige pflege ich schon seit über zehn Jahren“, berichtet die

30 Bloß kein Brimborium Lothar Wöltjen geht nach 30 Jahren ASB in den Ruhestand

„Es wäre mir am liebsten, wenn tung, die man trägt, der Kontakt ich einfach nur ‘Tschüss‘ sagen zu den Menschen, zu den Kol- könnte.“ Lothar Wöltjen ist kein legen, das werde ich vermissen. Freund großer Worte und schon Aber alles hat seine Zeit, und gar nicht großer Abschiedsszena- jetzt ist es gut, das etwas ande- rien. Nach 30 Jahren ASB dürfte res kommt.“ Langeweile dürfte es jedoch nicht leicht sein, nur Lothar Wöltjen aber vermutlich leise ‘Servus‘ zu sagen. Aber der nicht heimsuchen, wenn er am Reihe nach… Nach einer kauf- 1.Dezember in den Ruhestand männischen Ausbildung arbeitete geht. Er und sein Lebensgefährte der gebürtige Bremer zunächst sind große Reise-Fans. Zwei Mal weiter in seinem erlernten Beruf, haben sie schon Kanada bereist, verpflichtete sich für zwei Jahre sind nach Australien geflogen als Zeitsoldat und ging von da und haben die Route 66 in den aus wieder zurück in den Job, USA, 5.500 Kilometer, in sechs der ihm eigentlich Spaß machte. Wochen mit dem Auto bewältigt. „Der Junior-Chef der Firma, in Nun war eine große Transatlantik- der ich neu angefangen hatte, Kreuzfahrt angedacht, deren Lothar Wöltjen freut sich wollte aber, dass ich auch in den Durchführung die Corona-Pande- auf den Ruhestand, Außendienst gehe“, erzählt Lo- mie vorerst gestoppt hat. „Dann gibt aber auch zu, dass er die Kolleg*innen thar Wöltjen. „Da haben wir uns also kleinere Touren innerhalb vermissen wird. getrennt.“ Es folgte die einjährige Deutschlands, das Mini-Klapprad Foto: Doris Friedrichs Pflegehelferausbildung. im Gepäck“, überlegt Lothar „Ich wollte etwas anderes aus- Wöltjen. „Ich habe keine Angst, in probieren.“ Über eine Anzeige ein Loch zu fallen. Ich lese auch kam er zum ASB in eine Vierer- viel, wir gehen gerne spazieren, Gruppe, die sich rund um die Uhr haben unsere Rituale. Die Zeit um einen Kunden kümmerte. Im wird mir bestimmt nicht zu lang.“ Anschluss arbeitete er sieben Doris Friedrichs Jahre beim ASB in Bremen-Ost in der Pflege. „Der damaligen Qualitätsmanagerin habe ich es zu verdanken, dass ich hier ins Büro wechseln konnte, zunächst auf Probe. Das klappte so gut, dass ich geblieben bin“, berichtet der 63-Jährige. Fortan war sein Arbeitsfeld die Einsatzplanung. Durchschnittlich hat er den Dienst von 50 Mitarbeiter*innen zu koor- dinieren, die Touren, den Ersatz in Krankheitsfällen und Urlaubs- zeiten. „Ich mache den Job sehr gerne. Mir gefällt die Verantwor-

31 Bremens jüngste Altenpflegerin Raphaela Hanke gehört seit zehn Jahren zum Team der Ambulanten Pflege in West

Eigentlich wollte Raphaela Hanke tretenden Pflegedienstleiterin Krankenschwester werden. Aber noch während ihrer Weiterbildung nach Abschluss der Realschule übernehmen konnte. Die Prüfung war sie dafür noch zu jung. 17 absolvierte sie mit der Bestnote war das Eintrittsalter für die Aus- Eins. Bereut hat sie ihre Wahl bildung, und so musste sie ein für den ASB bis heute nicht. „Es Jahr überbrücken. Sie entschied ist ein tolles Team hier. Das ist sich für ein Freiwilliges Soziales nicht immer so in der Pflege. Da Jahr, was sie allerdings als sehr herrscht oft ein Konkurrenzkampf gruselig empfand. „Weil ich von unter den Mitarbeitern“, weiß Anfang an pflegen und Sterbende die Mutter dreier Kinder. „Ich begleiten musste“, erzählt Ra- kann mir keinen anderen Beruf phaela Hanke. „Meine Tante hat mehr vorstellen.“ Mehrfach habe mich aber motiviert, weiterzuma- sie schon andere Jobangebote chen. Sie ist Krankenschwester bekommen, aber sie fühle sich und mein Vorbild.“ Schließlich einfach wohl beim ASB in West. gefiel der gebürtigen Bremerin Und manchmal geht Raphaela Raphaela Hanke die Arbeit doch, und sie bewarb Hanke auch noch auf Tour zu den Foto: Doris Friedrichs sich bei einer Altenpflegeschule Kund*innen als Krankheits- oder für eine Ausbildung. Nach be- Urlaubsvertretung. Aber auch das standener Prüfung war die heute gerne. Der Kontakt zu den älteren 40-Jährige Bremens jüngste Menschen tue ihr gut. Altenpflegerin. Im Johanniterhaus Doris Friedrichs begann sie in der Ambulanten Pflege. „Ich wäre sicherlich noch da, wenn die Pflegedienstleitung nicht gewechselt und die neue Leiterin uns nicht wegen unserer guten Arbeitsverträge rausgeekelt hätte“, berichtet Raphaela Hanke. Kurz vor dem 10-Jährigen ging sie, wollte danach nie wieder in der Pflege arbeiten, entschloss sich aber nach vier Wochen in einem anderen Job zur Rückkehr in den erlernten Beruf – und dies beim ASB. Wenig später sprach sie eine Kollegin an, ob sie eine Weiterbildung zur Praxisanleiterin machen wollte. Das wollte Ra- phaela Hanke – und hatte Glück, dass eine Kollegin ausschied und sie den Posten der stellver-

32 Unruhe statt Rente Irene Steinigen: seit 30 Jahren beim ASB, auch noch als Rentnerin

Irene Steinigen wirft ein großes re lebte sie dort, kam zurück nach Schlüsselbund mit langem Band Bremen und blieb hier zunächst auf den Tisch. Daran befestigt ihrem Beruf treu. Nach der Ge- sind neun kleine Karabinerhaken burt ihres Sohnes 1978 wollte sie mit weiteren Schlüsselbunden, gerne weiterarbeiten, aber nicht jedes mit einer Nummer gekenn- mehr in ihrem erlernten Job. „Mir zeichnet. Hinter jeder Nummer war klar, dass es nicht das ist, was verbirgt sich der Name einer/s ich bis zur Rente machen will“, Kund*in. An diesem Tag führt erzählt sie. „Ich wollte dennoch die Tour der Mitarbeiterin zu 16 wieder mit Menschen arbeiten, Senior*innen, von denen ihr sie- allerdings im sozialen Bereich.“ ben noch selbst die Tür öffnen. Aus einer Laune heraus, wie sie „Es passiert auch, dass ich 18 sagt, habe sie eine Umschulung Schlüsselbunde dabei habe“, zur Schwesternhelferin gemacht. lächelt die Pflegekraft. „Da füh- „Das lief gleich so gut, dass ich in le ich mich manchmal wie eine der Klinik bleiben konnte. Ich habe Gefängniswärterin.“ Eigentlich dort viel gelernt, aber es war auch ist sie immer mittwochs und don- eine Art Schnelldurchlauf, ständig nerstags für den ASB unterwegs. andere Patienten. Ich habe mich Hinzu kommen Krankheits- und dann umorientiert zur ambulan- Urlaubsvertretungen, sodass sich ten Pflege, wollte erst einmal bis zu 35 Stunden Einsatz im nur reinschnuppern.“ Aus dem Auch mit 65 Jahren ist für Monat ergeben. Dabei ist sie ei- Reinschnuppern sind 30 Jahre Irene Steinigen in der Pflege gentlich seit zwei Jahren in Rente. geworden. Bis zur Rente arbeitete längst noch nicht Schluss. „Die Knochen haben sehr gelitten. Irene Steinigen ausschließlich Foto: Doris Friedrichs Es ging nicht mehr“, sagt die als Bezugsstammpflegerin. Sie 65-Jährige. Als der Pflegedienst in belegte im Laufe der Zeit zahlrei- Ost sie bat, noch für einige Stun- che Fortbildungen und frischte den im Monat weiterzumachen, dabei ihr Wissen immer wieder stimmte sie aber zu. Die Arbeit auf. Und dann seien da ja noch gebe ihr Struktur, sagt Irene Stei- die Kolleg*innen, die unterstützen, nigen. Und die Arbeit für den ASB wenn sich Fragen ergeben, und währte in diesem März immerhin Sicherheit vermitteln. Ein gutes schon 30 Jahre. Dabei wählte Team, findet die gebürtige Ber- sie zunächst einen ganz anderen linerin. Kolleg*innen, mit denen Beruf. In Berlin geboren, als Kind sie schon seit über zehn Jahren auf dem Binnenschiff ihrer Eltern befreundet ist. „Das hat man nicht aufgewachsen, ließ sich die Fa- überall.“ Außerdem sei ihre Ar- milie Anfang der 1960er Jahre in beit sehr verantwortungsvoll. Sie Oslebshausen nieder. Irene Steini- habe viele Erfahrungen sammeln gen besuchte die Realschule und dürfen, habe viel gelernt, und lernte anschließend auf der Insel von den Kund*innen käme viel Sylt Restaurantfachfrau. Fünf Jah- Positives zurück. Die Arbeit habe

33 sich in den Jahrzehnten dennoch Sie sei in Oyten im Vorstand des sehr verändert. Manches zum Sozialverband VDK, außerdem Guten, aber eben auch einiges auf einem Gnadenhof, dem zum Schlechten, wie die Tatsache, „Sonnenhof“ in Bassen, aktiv. Die dass die Pflegekräfte nicht mehr lebenslustige Teilzeitrentnerin zählt viel Zeit für die älteren Menschen weitere Hobbys wie Pilates und hätten. Alles liefe im Minutentakt. Aquafit auf. Und schließlich sei Wann sie endgültig in den Ruhe- da noch ein Wunsch, den sie sich stand geht, weiß Irene Steinigen auf alle Fälle noch erfüllen wolle: noch nicht. Aber auch dann wird Einen Hund will sie sich wieder es wohl eher ein Unruhestand. holen. Doris Friedrichs

34 Schutzbedarfe und Kulturangebote – ein Widerspruch? ASB Themen-Café bis Sommer 2021 ausgesetzt / Ihre Meinung ist gefragt!

Das ASB Themen-Café wurde vor stolz bin. Mit dem Themen-Café gut zehn Jahren nach einer Befra- wandelte ich also auf meinen gung von 1.250 ASB Mitgliedern alten Spuren. Außerdem nahm ich in unserer ambulanten Pflege über Staatsrätin Carmen Emig- GmbH gegründet. Über einen holz Kontakt zu dem Intendanten Zeitraum von neun Monaten der Bremer Philharmoniker auf. wurden die ausgewählten Mitglie- Auch hier entstand eine Koope- der im Alter von 60 Jahren plus ration mit besonderen Bedin- angeschrieben. Das Thema der gungen für unsere ASB Gäste. Aktion: „Wünsche an den ASB in Durchgehend wurden wir von Bremen“. Das Ergebnis war recht ausgesprochen sympathischen eindeutig: Kulturangebote. Die und motivierten Mitarbeiter*innen Antworten zeigten mit Musikver- im Programm und bei der Orga- anstaltungen und Bildkunst zwei nisation begleitet. Daneben gab Richtungen an. Ich nahm direkt es Veranstaltungen im Focke Kontakt zur Museum, in der , im auf. Hier lag schon seit vielen Überseemuseum und diverse Jahren ein für mich wichtiger spezielle Führungen in Bremer „Schatz“: das Kupferstichka- Institutionen. Sogar eine Ausfahrt binett. In seinen wunderschön mit Oldtimern, organisiert durch gestalteten Räumen lagern in Mitglieder des MG Club Bremen, Kartons etwa 220.000 Radierun- zum Kloster Heiligenberg und die gen, Drucke, Zeichnungen. Da Besichtigung der Firma Schimmel begann das Themen-Café des (Piano Bau) in Braunschweig ASB! Mit einer kleinen Gruppe bot das Themen-Café. Im ASB von zehn ASB Gästen besuchten Altenheim am Osterdeich fanden wir damals die Kunsthalle. Wir mehrfach Filmveranstaltungen trafen im Kabinett einen Künstler mit anschließenden Diskussionen und betrachteten und bespra- statt. Eine große Unterstützung chen gemeinsam einige wenige für mich waren und sind Michael Druckwerke, Jahrhunderte alte Schnepel als alter Arbeitsfreund Originale. Ich selbst durfte im und Michelle Behrens, eine mir Studium zum Sozialpädagogen sehr liebe Verwaltungskollegin. in den 1980er Jahren parallel bei Jedes Jahr nahmen 500 bis 600 Prof. Joost Funke die Radierkunst ASB Gäste an unseren Veranstal- lernen und habe einige Jahre tungen teil. Monatlich gab es ein intensiv solche Tiefdruckplat- bis zwei Angebote, viele für kleine ten (Kupfer) im Aquatinta- und Gruppen, um Nähe und Dialog Kaltnadelstil bearbeitet. Bei mir zu fördern. Das Ganze geschieht zu Hause hängen noch einige neben unserem normalen Tages- meiner Originale, auf die ich recht geschäft. Michelle und ich haben

35 Schweren Herzens habe ich nun auch entschieden, bis Sommer 2021 keine Veranstaltungen mehr anzubieten. Neben den Infekti- onsrisiken durch Covid 19 spielt dabei auch eine Rolle, dass ich meine Arbeitszeit als Geschäfts- führer Ende 2019 auf 25 Wochen- stunden reduziert habe und in dieser knappen Zeit eine eigen- ständige Firma mit im Schnitt 160 angestellten Mitarbeiter*innen zu führen habe. Die ambulante Pfle- ge ist ein ungemein lebendiges Arbeitsfeld, das permanenten Veränderungen und neuen ge- setzlichen, inhaltlichen Heraus- forderungen unterliegt. Ich selbst befinde mich im 62. Lebensjahr und bin seit 28 Jahren Chef der sozialen und pflegerischen Diens- te im ASB Landesverband Bre- men (seit 1982 beim ASB aktiv). Ich möchte noch viele Jahre gesund und achtsam das Leben genießen, also muss ich auch Bremer Philharmoniker Teilzeitstellen beim ASB, und Mi- meine Aufgaben immer wieder 2019/2020 chael ist für uns auf Honorarbasis neu sortieren, bewerten und ab- by Marcus Meyer aktiv. In den Jahren traten durch- wägen. Im Frühjahr 2021 werde aus Situationen auf, die uns an ich mit unseren Pflegedienstlei- unsere Grenzen brachten. In der tungen sowie Michelle und Mi- Glocke bei Beethovens „Neunter“ chael über das weitere Vorgehen hatten wir 93 Anmeldungen. In entscheiden. Ich danke Ihnen der Kunsthalle zur Picasso- oder für Ihr durchgehendes Interesse zur Caillebotte-Ausstellung ka- an unseren Angeboten, für viele men gut 100 Gäste. Da waren schöne Dialoge und Eindrücke. das Anmeldegeschehen und die Ich würde mich sehr über ihre Begleitung vor Ort eine echte Meinung freuen. Mailen sie mir Herausforderung. So sind auch unter stefan.block@asb-bremen. mal Pannen und Fehler passiert. de oder Michelle Behrens unter Doch hatte ich immer das Ge- michelle.behrens@asb-bremen. fühl, die ASB Gäste schätzen de, wie sie zum Themen-Café unser Programm. Wir haben uns stehen. Stefan Block über Kunst ausgetauscht und das breite Spektrum der Kultur miteinander schätzen gelernt. Leider mussten wir ab März 2020 alle Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie absagen.

36 Zum Anbeten Themen-Café-Gäste besuchten die Ausstellung „Ikonen“ in der Kunsthalle

Was ist eine Ikone? Ist es ein Kunsthallen-Mitarbeiterin Bea Heiligenbild? Eine Madonna? Rademacher, eine von drei Sind es Hollywood-Legende Gästeführer*innen an diesem Marilyn Monroe oder Werders Nachmittag, präsentierte elo- Fußball-Held Claudio Pizzaro? quent einen ausgewählten Teil Mit der Ausstellung „Ikonen. der Schau. Und schwärmte Was wir Menschen anbeten“ gab gleich zu Beginn von einer „spek- die Kunsthalle im vergangenen takulären Ausstellung“ und „noch Herbst und Winter Antworten nie Dagewesenem“. „Die ganze auf Fragen wie diese. Das ge- Kunsthalle wurde dafür entleert. samte Haus feierte Werke von 130 Gemälde des Hauses sind der russischen Ikone bis zu auf Reisen gegangen nach Bilbao Andy Warhol. Zu sehen waren ins Guggenheim-Museum.“ Wer 60 Objekte, Fotografien und Ge- an Ikonen denke, denke an den mälde in 60 Räumen, in jedem Urtypus aus Russland, erklär- Raum nur eine Ikone. Im Oktober te Bea Rademacher eingangs hatte der ASB seine Mitglieder der Führung. In der heutigen eingeladen, die große Schau Zeit gebe es aber ganz andere Bild des afro-amerikanischen per Führung zu erkunden. Auf- Kunstwerke, die an Ikonen er- Künstlers Kehinde Wiley, geteilt in drei Gruppen machten innerten wie beispielsweise die gemalt im Stil einer Ikone aus dem 17. Jahrhundert, wie sich die Besucher*innen auf Mona Lisa. Zum Auftakt empfing Bea Rademacher erklärte. den Weg durch diverse Räume die Besucher*innen im ersten des ersten Obergeschosses. Obergeschoss aus zahllosen

Die „Gebirgslandschaft mit Regenbogen“ (1809/1810) von Caspar David Friedrich brachte die Romantik in die Kunsthalle.

37 Lautsprechern geistiges Liedgut aus dem 16. Jahrhundert – und weiter im ersten Raum ein rus- sisches Mandylion, gemalt von einem anonymen Künstler. Die älteste Form der Heiligenvereh- rung seien Reliquienschreine, erläuterte Bea Rademacher bei der Betrachtung einer Vitrine mit allerlei religiösen Devotionali- en. Hinter Glas prunkte ein mit Gold und Edelsteinen besetzter Schrein, der die Gebeine von vier Heiligen aufbewahrte und ebenso Darstellungen von Maria und den Aposteln zeigte. Bunt, bunter kam dagegen das Werk von Ke- hinde Wiley daher, der sein Bild des Hiphop-Tänzers Malak Luns- ford eigens für die Ausstellung in der Kunsthalle gemalt hatte: „Im Stil einer Ikonen-Darstellung des 17. Jahrhunderts, sehr selbstbe- wusst und mit einem etwas her- ablassenden Blick“, befand Bea Rademacher. Der afro-amerikani- Verschiedene Devotionalien schmücken einen Hausaltar sche Künstler habe auch schon den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama porträtiert. Zu heftigen Reaktionen soll indes die neon-gelbe Madonnen-Figur der Künstlerin Katharina Fritsch ge- führt haben. Aufgestellt mitten in Münster sei sie zweimal zerstört und schließlich als Gipsabdruck rekonstruiert worden, erzählte Bea Rademacher. Es hätten aber auch Menschen Blumen zu Füßen der Madonna gelegt. Weniger Aufregung erregte da ein Hausaltar mit verschiedenen Reliquien. Das Gemälde „Heiliger Franziskus in Ekstase“ (um 1598) des italienischen Künstlers Gio- vanni Battista Crespi vermochte wiederum mehr zu polarisieren. Russisches Christusbild aus Wie auch das Bild „Fragment dem 16. Jahrhundert (anonym). of a Crucifixion“ (1950) des bri- Fotos (6): Doris Friedrichs tischen Malers Francis Bacon.

38 „Sie erahnen vielleicht ein Kreuz, erschreckend, übersinnlich, erha- Menschen, Blut verschmiert, eine ben. Romantisches gleich wenige Person attackiert scheinbar eine Schritte weiter: ein Bild des andere“, beschrieb Bea Rade- britischen Malers William Turner, macher das Werk. „Erlösung ist „Sunrise with a Boat between nicht die Intension von Bacon. Headlands“ (zirka 1840) und Er möchte die Leiden und den „Gebirgslandschaft mit Regen- Schmerz, die vom Zweiten Welt- bogen“ (1809/1810) von Caspar krieg ausgingen, zeigen.“ Das David Friedrich. Und auch Vin- monumentale Ölgemälde „The cent van Gogh fehlte nicht bei Great Day of His Wrath“ (1851- der Schau. Der niederländische 1853) des englischen Künstlers Meister war mit einem Selbst- John Martin brachte die Apo- porträt vertreten. kalypse in die Kunsthalle, kurz: Doris Friedrichs

Skulptur der belgischen Apokalyptisches vom englischen Künstler John Martin: Künstlerin Berlinde de „The Great Day of His Wrath“ (1851-1853) Bruyckere

39 Der letzte seiner Zunft Führung durch die Fassfabrik Alfred Krogemann GmbH im Rahmen des Themen-Cafés

Die Böttcherstraße in Bremen ist die einzige Fassfabrik, die gehört bekanntermaßen zu den Bremen noch geblieben ist – und touristischen Attraktionen der ebenso ganz Norddeutschland. Hansestadt. Ihren Namen ver- Anfang März, kurz vor dem dankt sie den dort in früheren Deutschland weiten Lockdown Zeiten ansässigen Böttchern und wegen der Corona-Pandemie, Küfern. Zehn Böttchereien gab es schlossen sich zahlreiche ASB- immerhin noch nach dem Zweiten Mitglieder einer Führung durch Weltkrieg in Bremen. 1959, als Al- die Werkhallen an der Kap- fred Krogemann Senior die Firma Horn-Straße an. Sie erfuhren viel seines verstorbenen Lehrmeisters Wissenswertes, unter anderem Alfred Krogemann (links) Hinrich Hoppe übernahm, waren über die Herstellung von neuen erzählte viel Wissens- es bereits nur noch sechs. Heute und Umarbeitung von gebrauch- wertes über neue und gebrauchte Fässer sowie führt Alfred Krogemann Junior ten Fässern. So auch, dass die deren Umarbeitung. das Unternehmen, das seinen Firma Krogemann 1972 mit der Fotos (5): Doris Friedrichs Sitz am Industriehafen hat. Es Herstellung von Barrique-Fässern aus deutscher Eiche für den Export nach Übersee begann. In den Jahren bis 1994 produzierte das Unternehmen zirka 30.000 Fässer für Australien. „Aber das war plötzlich vorbei, weil die Amerikaner auf den Weltmarkt strömten und die Preise unterbo- ten“, erzählte der Firmeninhaber. Immerhin war da bereits die Herstellung von Barrique-Fässern für deutsche Winzer angelaufen. Einer der wichtigsten Arbeits- schritte ist die Feuerung der Fäs- ser, auch Toastung genannt. Sie verleiht dem Wein das Aroma, je nach Wunsch der Winzer. Wenn das Holz gebogen ist, wofür es in einer riesigen, über 100 Jahre alten Maschine in der Werkshalle „gekocht“ wird, wird es einen Tag später „getoastet“. „Dafür stellen wir einen Eimer mit Holzwolle in das Fass und befeuern es für etwa eine Stunde“, erläuterte Alfred Krogemann. „Im Eichen- holz ist Gerbsäure. Das gibt dem Wein das Besondere. Durch das Feuer wird die Gerbsäure in einen anderen Geschmack umgewan- delt, zum Beispiel Vanille. Aber jeder empfindet das anders. So verleihen stark getoastete Fäs- ser dem Wein Röstaromen wie Kaffee.“ Schließlich werden dem Fass Ringe aus verzinktem Eisen umgelegt, und es erfährt auf der Drehbank seinen letzten Schliff. Schilf wird übrigens auch benö- tigt für die Fassherstellung: für die Abdichtung der Fugen. „Es kommt aus Frankreich, wird geerntet, so lange es noch grün ist, hängt Whiskey und dann zwei Rum. „Allein bis drei im Januar Wochen, haben wir je nach 200 Umar- Witterung, beitungen bis es gelb durchge- ist und wird führt“, so dann zum Alfred Kro- Abdichten gemann. Da- der Fugen rüber hinaus verwendet“, hat sich das Verzinkte Eisenreifen berichtet der Unternehmen bezieht die Fassfabrik Experte. Und au- seit langem ein Krogemann aus dem ßerdem, dass neben weiteres Standbein Saarland. Insgesamt sechs Neuanfertigungen auch zugelegt: Die Fertigung werden 225 Liter-Barrique- Fässern umgelegt. viele Umarbeitungen stattfinden: von Deko-Artikeln für den Garten Aus großen alten Fässern wer- wie Blumenkübel, Regentonnen den kleine neue hergestellt. So und mehr vom Frühjahr bis in den entstehen aus gebrauchten Fass- Herbst. Ab August kommt die dauben 20 bis 220 Liter-Fässer Produktion für die Winzer hinzu. für hochwertige Destillate wie Bei all dem gesteht der 77-Jäh- rige, dass er eigentlich nicht in das Geschäft seines Vaters habe einsteigen wollen. „Ich wollte Maurer werden, habe Ingenieur- wesen studiert, habe meinem Vater dann aber geholfen, als er krank wurde.“ Alfred Krogemann blieb der Böttcherei treu, ebenso sein Sohn, gelernter Tischler. Von der Handwerkskammer erhielt der Firmeninhaber die Erlaubnis, Lehrlinge auszubilden, obwohl er das Handwerk nicht gelernt hatte – und er bildete auch aus. Aber das sei schwierig geworden, weiß Krogemann. „Die Berufsschule ist in der Wachau in Österreich.“ Doris Friedrichs

Lasse Wendelken, einer von fünf Mitarbeitern im Unternehmen, an der Fräsmaschine.

42 Bunt ist Trumpf ASB-Mitglied Ewald Wefer setzt auf fröhliche Farben gegen Langeweile

Wie viele Bilder Ewald Wefer in den vergangenen Jahren gestaltet hat, kann er nicht mit Sicherheit sagen. Sicher ist aber eines in seiner Kunst: Bunt ist stets Trumpf. Mit Acrylfarben, die ihm seine Schwester und sein Schwa- ger vor sechs Jahren schenkten, fing alles an. „Ich wusste wohl, dass ich ein bisschen malen kann, aber das habe ich zuletzt als Kind gemacht“, erzählt Ewald Wefer. „In Naturkunde musste ich beispielsweise mal ein Wild- schwein malen. Im Zeichnen hatte ich immer eine Eins.“ Also ließ er sich im Rentenalter noch einmal auf das Abenteuer Kunst ein. Besser sei das, als immer nur zu Hause herumzusitzen. Freunde habe er nicht, und seine Nachbarn hätten auf Einladungen von ihm nicht reagiert. Von seiner Frau, mit der er nur kurz verheira- tet war, ist er längst geschieden. Zu seiner Tochter, seinen zwei Enkeln und einem Urenkel habe er auch kaum Kontakt, gesteht Ewald Wefer. Dafür umso bes- seren zu seiner Schwester und seinem Schwager, seit er in ihrer Nähe in der Bremer Neustadt wohnt. Einmal in der Woche kommt im Rahmen der Nachbar- Gespräch dabei ist, schwärmt Ewald Wefer bei der „Arbeit“. schaftshilfe eine Frau zum Putzen geradezu von den Bildern des Fotos (2): Dieter Lübkemann vorbei. Darüber hinaus unterstützt 69-Jährigen. Von der Fantasie, ihn täglich der ASB. Aber das ist die in seinen Bildern einfließt. Von es auch schon weitestgehend der Farbintensität. Und in der Tat, mit Kontakt. Was also lag näher, die Farben scheinen nahezu in als sich ein erfüllendes Hobby zu vielen Werken Wefers zu explo- suchen. Ewald Wefer hat es im dieren. So nennt er denn auch Malen gefunden. Sein Schwager den österreichischen Künstler Dieter Lübkemann, der beim Friedensreich Hundertwasser

43 als sein großes Vorbild, der ja es Ewald Wefer indes noch nicht vor allem intensive, leuchtende gebracht. Das hält ihn aber nicht Farben bevorzugt haben soll. Der davon ab, in seiner Wohnung gebürtige Bremer kopiert aber weiter zu malen. Oder er widmet nicht einfach. Er interpretiert neu, sich seiner zweiten Leidenschaft, was er sieht. Bei Stadtansichten dem Sammeln von Modellautos. kommt schon mal Werbung hin- In einer Vitrine in seinem Wohn- zu, von einem Bild mit vier Zebras zimmer sind diverse zu bestau- lässt er zwei weg und stellt ein nen. Weitere schmücken ein Kudu dazu. Ein Schwarz-Weiß- Regal. Und dann seien da noch Gemälde mit einer Windmühle im Verborgenen mehrere Kisten erhält neue Farben: die Mühle mit Modellautos. Früher habe er ein Hellblau, die Sonne dahinter auch aus Bausätzen ganze Ge- wird Rosa und der Himmel gelb. bäude nachgestaltet, erzählt der Nichts ist mehr, wie es war. Eins ehemalige Lagerist. Heute baut er Auch die Welt von Pinguinen zu eins ist nichts für Ewald Wefer. manchmal noch aus Legosteinen kann durchaus fröhlich sein. Natur, Landschaften, Stadtan- Häuser, Kirchen und mehr. „Man sichten und sogar die alt-ehrwür- muss ja immer etwas zu tun ha- digen Bremer Stadtmusikanten ben“, meint Ewald Wefer. Und er werden neu in Szene gesetzt: wisse sich eben zu helfen. Letztere mit einem Sarg als Bei- Doris Friedrichs werk. Eine politische Anspielung? Schwarzer Humor. Und schon ist der „Meister“ bei der Erklärung zu seinem nächsten Werk. Da dürfen auch Comic-Figuren nicht fehlen, beispielsweise Popeye mit seiner Freundin Olivia. Dieter Lübke- mann hat zahlreiche Bilder seines Schwagers inzwischen rahmen lassen. Zu einer Ausstellung hat

Das hat was: zwei kunterbunte Zebras und ein Kudu. Foto: Doris Friedrichs

44 Zurück ins Berufsleben Melanie Polz und Yvonne Loock sehen die Hauswirtschaft als guten Wiedereinstieg für Mütter

Was tun, wenn es gilt, Kinder und Arbeit unter einen Hut zu bringen. Melanie Polz fand vor dreieinhalb Jahren die Lösung beim ASB. Sie bewarb sich als Hauswirtschafts- kraft bei der ambulanten Pflege in Bremen-Mitte. Aber irgendwann reichte ihr der Aufgabenbereich nicht mehr. Pflegedienstleiterin Susanne Frost bot ihr an, sich zur Pflegehelferin weiterbilden zu lassen. Die 32-Jährige stimmte zu und absolvierte über acht Wo- chen ein Seminar mit Praktikum beim Deutschen Roten Kreuz. Danach arbeitete Melanie Polz weiterhin 20 Wochenstunden, aber die Aufgaben änderten sich mit der bestandenen Fortbildung. „Jetzt darf ich zum Beispiel den Kunden die Tabletten reichen, ihnen Stützstrümpfe anziehen, sie duschen, waschen und anziehen. „Die Arbeitszeiten hier sind nur Melanie Polz (links) ist Vorher war es reine Hausarbeit“, vormittags. Das passt bestens“, inzwischen Pflegehelferin, sagt Melanie Polz. „Einige von freut sich die 36-Jährige. Alles, Yvonne Loock hat ihre Hauswirtschaftskundinnen den Senioren, denen ich vorher was im Haushalt so anfalle, er- übernommen. schon geholfen habe, betreue ich ledige sie für ihre ausschließlich Foto: Doris Friedrichs jetzt als Pflegekraft.“ Sie bereue weiblichen Kunden. Die seien den Wechsel nicht, bekräftigt die zwischen Mitte 50 und 105 Jahre Bremerin. Die Arbeit mache ihr alt. „Man freut sich, dass die älte- noch mehr Spaß, weil sie jetzt ren Menschen durch unsere Hilfe einen direkteren Kontakt zu den länger in ihrer häuslichen Umge- Kund*innen habe. Der ASB Mitte bung bleiben können“, ergänzt hat aber nicht nur eine Pflegehel- Melanie Polz, die einige Jahre ihre ferin gewonnen, sondern auch Großmutter betreute, bis diese eine neue Hauswirtschaftskraft. im November 2016 verstarb. „Es Denn die bisher von Melanie ist eine Arbeit mit viel positivem Polz unterstützten Seniorinnen Feedback durch die Senioren, die übernahm im Oktober vergange- weiterzuempfehlen ist, gerade nen Jahres ihre Cousine Yvonne auch für Mütter als Wiedereinstieg Loock. Auch für sie war es ins Berufsleben.“ Darin sind sich schwer, mit drei Kindern einen die Cousinen einig. geeigneten Job zu finden. Doris Friedrichs

45 Eine erfüllende Aufgabe Ethel Röpke und Joachim Schulz arbeiten gerne in der Hauswirtschaft

betreut er, der jüngste, ein an Multipler Sklerose Erkrankter, ist Anfang 50, der älteste über 90. „Das ist wie eine Familie“, erklärt Joachim Schulz. „Es ist schön, wenn da etwas zurückkommt von den Menschen, ein Lächeln, ein Dankeschön.“ In seinem früheren Berufsleben war das nicht so. „Nur Leistung und eine enorme Flexibilität waren gefragt“, so der studierte Elektrotechniker, der seit sieben Jahren Erwerbsmin- derungsrente erhält. „Die Aufgabe beim ASB gibt mir die Gewissheit, anderen Menschen eine Hilfe zu sein. Hier wird Menschlichkeit noch großgeschrieben, und das ist mir wichtig.“ Schon länger ist er als Nachbarschaftshelfer aktiv. Seine Frau, die bei der Bremer Lebensgemeinschaft arbeitet, Ethel Röpke und Joachim Schulz ist schon ein habe ihn darauf aufmerksam Joachim Schulz sind Routinier in der Hauswirtschaft. gemacht, dass dort Unterstützung zwei von neun Hauswirt- 2015 begann er beim ASB in für die Hauswirtschaft benötigt schaftskräften beim ASB Bremen-Mitte – und ist immer wird. „Drei Stunden wöchentlich in Bremen-Mitte im Alter 50 plus. noch dabei. An seiner Einstel- als Nachbarschaftshelfer und Foto: Doris Friedrichs lung zum Job hat sich bis heute zehn Stunden als Hauswirt- nichts geändert. Vor vier Jahren schaftskraft, das ist genau die wurde er schon einmal für die richtige Mischung, nicht zu viel Kund*innen-Zeitung der Ambu- und nicht zu wenig“, meint Joa- lanten Pflege interviewt. „Die Zeit, chim Schulz. Regelmäßig nimmt die ich mit den Senioren verbrin- er über den ASB an Schulungen ge, mich mit Ihnen unterhalte, tut teil, zum Beispiel zu Hygiene- ihnen gut und mir auch“, sagte er Standards, für den Umgang mit damals, und so ist es geblieben. dementiell Erkrankten und die Ebenso sind seine Aufgaben Auffrischung in Erste-Hilfe. Der weitestgehend noch dieselben: 56-Jährige ist einer von 18 Haus- Alle im Haushalt anfallenden wirtschaftskräften beim ASB in Tätigkeiten sowie Begleitung bei Bremen-Mitte, neun davon sind Arztbesuchen und zum Einkaufen. im Alter 50 plus. Eine von ihnen Auch seine handwerklichen und ist auch Ethel Röpke. Als sie 2013 technischen Fähigkeiten sind beim ASB startete, lag ein wech- stets gefragt. Sieben Kund*innen selvolles berufliches Leben hinter

46 ihr. Die 68-Jährige lernte zunächst nach ihren Worten aber vor allem Friseurin, arbeitete im Im- und am PC abspielte. Mit 63 dann die Export und bei der Innungskran- Rente. Der Einstieg beim ASB kenkasse. Nach der Scheidung erfolgte schon früher – und somit von ihrem Ehemann holte sie mit auch der Kontakt zu anderen 27 Jahren ihr Abitur nach und Menschen, den Ethel Röpke in ih- absolvierte anschließend ein rem Berufsleben zuletzt sehr ver- Hochschulstudium in Architektur. misst hatte. „Die Menschen sind Ausgestattet mit einem Stipendi- so dankbar. Sie wollen jemanden um und der spanischen Sprache zum Reden haben, jemanden, mächtig, zog sie für ein Lehmbau- der ihnen zuhört. Es fehlt einfach Projekt für 18 Monate nach Me- an Zuwendung in unserer Gesell- xiko. Aus den anderthalb Jahren schaft. Ich kann auch viel von den wurden insgesamt neun. „Ich Älteren lernen, wie sie ihr Leben habe mich in das Land und einen bewerkstelligen. Eine schöne, Mann verliebt“, erzählt Ethel Röp- erfüllende Aufgabe mit Menschen ke. Sie bekam eine Tochter, aber zu arbeiten“, findet die Hauswirt- die Liebe hielt nicht. Die gebürtige schaftskraft und ergänzt: „Ich Verdenerin kehrte nach Deutsch- fühle mich sehr wohl damit.“ Und land zurück. „Mein Herz hing am so denkt Ethel Röpke auch noch ökologischen Bauen, aber das nicht ans Aufhören. Das Leben sei steckte in den 80er Jahren noch spannend, sagt sie, und dass sie in den Anfängen“, erklärt Ethel noch ein bisschen weitermachen Röpke. Auch mit Energieberatung will beim ASB. verdiente sie ihr Geld, was sich Doris Friedrichs

MOBILER SERVICE Sie schaffen es nicht zu uns zu kommen, Osterholzer Landstraße 32 dann nutzen Sie unseren Service 28327 Bremen vor Ort. Wir messen Ihre Sehschärfe und beraten Sie bei der Auswahl Ihrer Öffnungszeiten Brille direkt bei Ihnen zu Hause. Mo. – Sa. 9 – 13 Uhr Mo., Di., Do., Fr. 14 – 18 Uhr Vereinbaren Sie einfach einen Termin Mi. und Sa. Nachmittag Telefon 0421 17315900 geschlossen

47 Wichtige Tipps für Pflegebedürftige Beratungsbesuche sind für Geldleistungsbezieher verpflichtend

sätzlich haben Pflegebedürftige, die Pflegegeld nach § 37 SGB XI beziehen, nicht nur Anspruch auf Beratungsbesuche, sie sind dazu gesetzlich verpflichtet. „Wenn die Termine nicht wahrgenommen werden, kann das Pflegegeld gekürzt oder sogar ganz gestri- chen werden“, erklärt Renata Liedke. „Der Pflegebedürftige muss den Pflegedienst im Übri- gen selbst beauftragen.“ Konkret bedeutet dies: Bei Pflegegrad 2 und 3 muss der Beratungs- besuch im eigenen Haushalt einmal halbjährlich stattfinden, bei Pflegegrad 4 und 5 einmal vierteljährlich. Außerdem können Pflegebedürftige des Pflegegra- des 1 sowie Pflegebedürftige, Katharina Knoch und Neu im Pflegesystem und auf die Pflegesachleistungen von Renata Liedke helfen, das der Suche nach einem Weg im einem ambulanten Pflegedienst häusliche Pflegesystem Paragraphendschungel. Katha- beziehen, einmal halbjährlich zu optimieren. rina Knoch und Renata Liedke einen Beratungsbesuch in Foto: Doris Friedrichs vom ASB in Bremen-Nord helfen, Anspruch nehmen. Katharina das häusliche Pflegesystem zu Knoch und Renata Liedke führen optimieren: für Neukund*innen für den ASB Bremen weit die wie auch für Stammkund*innen. meisten Beratungsgespräche „Wir informieren über alles, was durch und steuern diese für alle mit der Pflegeversicherung zu Niederlassungen des ASB in der tun hat“, sagt die stellvertretende Hansestadt. Insgesamt sind es Pflegedienstleiterin Renata Lied- etwa zwischen 1.200 und 1.600 ke. Sie und ihre Kollegin Katha- Beratungen pro Jahr, die die rina Knoch geben pflegerische Mitarbeiter*innen leisten. Tipps, beraten, welche Geld- und Doris Friedrichs Sachleistungen die Kund*innen, die Pflegegeld beziehen, abrufen können und helfen, das Pfle- gesystem zu optimieren. „Die Pflegebedürftigen können uns darüber hinaus jederzeit zu den Öffnungszeiten unseres Büros für weitere Informationen anrufen“, betont Renata Liedke. Grund-

48 Gute Erstattungsleistungen Kosten für Schutzmittelbedarfe explodiert / AOK zahlt pünktlich

Ich neige eher zur Provokation gen der Kund*innen erfahren. Bei und dazu, negative Aspekte in beiden wurden im April zirka 10 den Mittelpunkt zu rücken. Doch Prozent weniger an Leistungen es gibt auch Lichtblicke im Mitei- „eingekauft“. Auch das haben wir nander mit den Kassen. Ich emp- als Erstattungsantrag eingereicht finde die Erstattungsmöglichkei- und anstandslos und zeitnah von ten im Rahmen des § 150 SGB der AOK überwiesen bekommen. XI als eine ausgezeichnete Un- Selbstverständlich haben wir für terstützung. In Bremen ist für uns eine Prüfung genauestens do- als ASB die AOK zuständig. Ich kumentiert, welche Kund*innen habe seit März 2020 jeden Monat abgesagt haben. Unsere anderen einen Erstattungsantrag für die beiden Dienste hatten auch Ab- enorm gestiegenen Schutzmittel- sagen, jedoch genügend neue bedarfe gestellt. Die Kosten dafür Anfragen zur Kompensation. sind im Vergleich zu 2019 um 300 Es sollte wirklich nur beantragt Prozent gestiegen. Besonders im werden, was einem fehlt, um die April sind die Preise auch noch laufenden Kosten fair abdecken explodiert, und die Notlage wur- zu können. Mit den Erstattungs- de von Händlern erbarmungslos leistungen können Personal- und ausgenutzt. 8.063 Euro Mehr- Sachkosten gedeckt werden, kosten hatten wir in dem einen trotz schwieriger Zeiten. Das Monat. Die Kasse bezahlt absolut ist ein Auffangnetz für uns Pfle- pünktlich meine Anträge. So geanbieter, das trägt. Ich freue haben wir für drei Monate gute mich sehr darüber, dass hier die 15.000 Euro erstattet bekommen. Zusammenarbeit mit der AOK Das finde ich fair, und es hilft uns vorbildlich läuft. Es wäre schön, in der Praxis sehr. Nach intensi- wenn wir diese vertrauensvolle ver interner Beratung haben un- Ebene halten und ausweiten kön- sere Qualitätsmanager*innen und nen. Ich gebe auch nach 27 Jah- Hygienefachkräfte empfohlen, ren Chefleben in der ambulanten im Pflegebereich nur mit FFP2 Pflege die Hoffnung nicht auf. Masken zu arbeiten. Das haben Stefan Block wir im Führungskreis beschlos- sen und an alle Mitarbeiter*innen als Anweisung herausgegeben. Auch dieser Mehrbedarf steckt in den Erstattungsbeträgen. Das bietet uns allen Sicherheit im Umgang mit pflegebedürftigen Menschen in der häuslichen Pflegeumgebung. Darüber hinaus haben zwei unserer vier Bremer Pflegedienste deutliche Umsatz- einbrüche durch Auftragsabsa-

49 Immer Ärger um stützende Verbände Muss die Krankenkasse zahlen?

Nach § 37 Abs. 2 Satz 1 SGB V KR 2/13 R). Das An- und Ablegen erhalten Versicherte als häusliche eines Stützkorsetts zur Verhütung Krankenpflege Behandlungspfle- der Verschlimmerung einer Wirbel- ge, wenn diese zur Sicherung des säulenerkrankung ist eine solche Ziels der ärztlichen Behandlung krankheitsspezi-fische verrich- erforderlich ist. Dieser Anspruch tungsbezogene Pflegemaßnahme, umfasst auch nach der Änderung die im Rahmen der Behandlungs- des Pflegebedürf-tigkeitsbegriffs pflege von der Krankenkasse zu durch die Pflegestärkungsge- leisten ist (so: SG Aachen, Urt. setze verrichtungsbezogene v. 13.9.2011, S 13 KN 70/11 KR; krank-heitsspezifische Pflege- andere Auffassung: SG Magde- maßnahmen, auch in den Fällen, burg, Urt. v. 23.9.2011, S 22 KR in denen dieser Hilfebedarf bei 341/08). Beruht das Tragen des Feststellung der Pflegebedürf- Stützkorsetts ursächlich auf einer tigkeit nach §§ 14, 15 SGB XI zu diagnostizierten Erkrankung, so Rechtsanwalt berücksichtigen ist; beispielswei- sollen eine Verschlimmerung der Prof. Ronald Richter se weil diese Pflegemaßnahme Wirbelsäulenerkrankung verhütet auch für die Zuerkennung des und die Krankheitsbeschwerden Pfle-gegrades im Modul 5 – Be- gelindert werden. Diese Voraus- wältigung von und selbständiger setzung ist ganz ein-fach zu prü- Umgang mit krankheits- oder fen: Wenn die Krankenkasse die therapiebedingten Anforderungen Anschaffungskosten für das Stütz- und Belastungen gezählt wurde. korsett übernommen hat, ist die Krank-heitsspezifische Pflege- Verordnung häuslicher Kranken- maßnahmen sind nach § 15 Abs. pflege krankheitsbedingt erfolgt, 5 Satz 3 SGB XI Maßnah-men der sodass auch diese Kosten von der Behandlungspflege, bei denen Krankenkasse übernommen wer- der behandlungspflegerische den. Sonst hätte die Krankenkas- Hilfebedarf aus medizinisch- se auch die Kosten für das Stütz- pflegerischen Gründen regelmäßig korsett nicht überneh-men dürfen. und auf Dauer untrennbarer Be- Das An- und Ausziehen des standteil einer pflegerischen Maß- Stützkorsetts ist untrennbarer Be- nahme in den in § 14 Abs. 2 SGB standteil der im Modul 4 – Selbst- XI genannten sechs Modulen ist versorgung genannten Kriterien oder mit einer solchen notwendig der Körperpflege beim Wa-schen/ in einem unmittelbaren zeitli-chen Duschen/Baden als auch beim und sachlichen Zusammenhang An- oder Auskleiden des Ober- steht. Bei den körperbezogenen körpers. Das An- und Ausziehen Pflegemaß-nahmen kommt es sowie eine elementare Körperpfle- infolgedessen zu Überschnei- ge sind unabdingbare Grundbe- dungen, wenn diese zugleich dürfnisse. Praxistipp: Prüfen Sie, krank-heitsspezifisch sind und ob die Krankenkasse die Anschaf- der Behandlungssicherung dienen fungskosten des Korsetts oder die (so BSG, Urt. v. 16.7.2014, B 3 Materialien der stabilisierenden

50 Verbände übernommen hat. Dann Urt. v. 22.12.2010, L 1 KR 81/10). wurde von der Krankenkasse die Mit ähnlicher Begründung wur- „Krankheitsbezogenheit“ bereits de die Techniker Krankenkasse geprüft und bejaht. Die von ei- zur Kosten-übernahme von nigen Krankenkassen vertretene Behandlungspflege für das zwei Auffassung, das An- und Ablegen Mal tägliche Anlegen einer Knie- des Stützkorsetts unterfällt dem orthese verurteilt (SG München, üblichen An- und Auskleiden im Gerichtsbescheid v. 18.7.2018, S Rahmen der Körperpfle-ge und sei 39 KR 607/18). Das An- und Ab- daher der Grundpflege und mithin legen der Orthese ist regelmäßig der Pflegekasse zuzuordnen mit eine verrichtungsbezogene krank- der Folge, dass eine Leistung heitsspezifische Pflegemaßnahme, der häuslichen Krankenpflege im die von der Krankenkasse zu Sinne des § 37 Abs. 2 Satz 1 SGB finanzieren ist. Der Gesetzgeber V nicht gewährt werden könne, hat für alle verrichtungsbezogenen greift zu kurz. Dabei müsste zu- Maßnahmen der Behandlungssi- nächst eine Begründung angege- che-rungspflege eine Doppelzu- ben werden, warum das Anlegen ständigkeit von Krankenkasse und eines Stützkorsetts grundsätzlich Pflegekasse geschaf-fen. Ist also dem üblichen An- und Auskleiden das Anlegen der Orthese krank- entsprechen soll. Die erforderli- heitsbedingt, etwa weil die Knieor- chen Abläufe zum Anlegen des these nach einer Knie-TEP-Opera- Stützkorsetts werden bei dieser tion zur dynamischen Redression Argumentation nicht be-trachtet, getragen werden soll, so muss die sodass auch der Zeitaufwand ärztliche Verordnung genehmigt im Vergleich zum Anziehen von werden. Die Knieorthese dient Alltagsklei-dung nicht beleuchtet dann zur Behandlung der Arthrose wird. Insbesondere ist der benö- und ist damit krankheitsbedingt. tigte Zeitaufwand zum Anlegen Das Tragen der Orthese soll dazu des Stützkorsetts nicht mit dem beitragen, die Krankheit zu heilen erforderlichen Aufwand für das bzw. ihre Verschlimmerung zu ver- Anziehen von han-delsüblicher hüten und Krankheitsbeschwer- Miederware vergleichbar. Das den zu lindern und ist damit zur liegt schon in dem Umstand be- Sicherung des Ziels der ärztlichen gründet, dass ein Korselett im Behandlung erforderlich. Daher Bereich der Miederware allenfalls hat die Krankenkasse die Kosten formend, aber nicht stützend insoweit zu übernehmen. wirkt. Zum Aufbau der Stützfunk- tion ist eine wesentlich höhere Rechtsanwalt Kompression erfor-derlich mit der Prof. Ronald Richter Folge, dass zum Anlegen eines Stützkorsetts sehr viel mehr Kraft auf-gewandt werden muss (vgl. LSG Niedersachsen-Bremen,

51 Eine Bewegung, die die Welt erfasst hat Von der Idee der „Friday-for-Future“-Demonstrationen

Junge Menschen strömen auf rierten Menschen kommen zu die Straßen und demonstrieren Wort. Wetzel ist als Redakteur der friedlich und in großer Solidarität Süddeutschen Zeitung ein Kom- für den Klimaschutz. Freitags munikationsprofi. Das merkt man zur Schulzeit. Schulverweigerer? den sehr schön geschriebenen Nein, gerade dieser Termin schafft Texten an. Er macht neugierig und eine enorme Aufmerksamkeit erzählt Geschichten. Er schätzt und spaltet die verantwortlichen Wert und bietet verständliche Lehrer*innen. Bestrafen oder Grundlageninformationen. Er hat Loben für das gesellschaftliche auch eine klare Meinung: „Wir Engagement? Es ist beeindru- sind das einzige Wesen der Natur, ckend, wie durch die neuen das in die Zukunft gucken kann Kommunikationskanäle eine und ein Konzept von Endlichkeit Person in kürzester Zeit tausende hat – aber wir verhalten uns so in Bewegung bringt. Die Basis dermaßen kurzsichtig.“ (Seite Jakob Wetzel – entsteht am 20. August 2018. An 101). Das Ganze wird noch von „Fridays for Future“ diesem Tag geht die fünfzehn- Fotos und Dokumenten der Be- ISBN 978-3-86497-531-8 jährige Greta Thunberg nicht zur wegung aufgewertet. Ein Buch, Schule, sondern streikt vor dem das mich hineingezogen hat. schwedischen Parlament. Sie hat Klasse – ein Dank an den Autoren ein Schild erstellt: „Skolstrejk för und die motivierten jungen Men- klimatet“. Sie verteilt Handzettel schen der Bewegung. Bitte weiter und spricht in der belebten Straße so! Stefan Block Menschen an. Greta bleibt konse- quent die Tage dabei, twittert das Thema und ihre Ideen und setzt das Motto: „Fridays for Future“. Auch nach vielen Monaten und unzähligen Streikorten mit vielen tausenden von Menschen ist die- se Initiative aktiv. Basisorientiert, regional organisiert, ohne partei- politische Bindung kommen junge Menschen zusammen und ringen um eine lebenswerte Umwelt und Zukunft. In einem wunder- schönen kleinen Buch hat Jakob Wetzel die Idee der „Fridays for Future“-Demonstrationen erfasst und versucht eine Erklärung für den Erfolg zu finden. Viele andere „Fridays“-Aktionen von Ärzt*innen, Wissenschaftler*innen und anderen engagierten, inspi-

52 Kleine Gase – Große Wirkung Das Thema Klimawandel verständlich zusammengefasst

Zwei junge Männer machen sich die wir der nächsten auf den Weg, das Thema Klima- Generation über- wandel allgemeinverständlich lassen. „Friday für aufzuarbeiten. Angeregt durch Future“ ist ein kon- eine kurze Information in einer sequentes Ergebnis Fachzeitschrift habe ich mir die der Ignoranz von Website www.klimawandel-buch. uns erwachsenen de aufgerufen und war gefangen Bürger*innen. Das von der wunderschönen Gestal- Buch ist tatsächlich tung. Die beiden Autoren haben bereits in zweiter sehr viel fachliche Informationen Auflage erschienen, ausgewertet und dabei kein hoch gelobt und als Werk gefunden, dass all diese „Spiegel“-Bestseller Einflüsse zum Thema Klima- positioniert. Zu wandel verständlich und knapp Recht. Bitte kaufen, zusammenfasst. Die Idee, diesen lesen und weiter- Makel durch ein eigenes Buch zu verschenken. Ich David Nelles & beheben, folgte konsequent. Das denke über das Fliegen, das Christian Serrer – komplexe Wissen rund um das Auto fahren, die Ernährung und „Kleine Gase – Thema „Klima – Gase – Wandel“ viele andere Dinge wieder einmal Große Wirkung / Der Klimawandel“ wurde neu formatiert, mit zahl- verstärkt nach. Ich kann bei Ver- ISBN 978-3-9819-6500-1 reichen Wissenschaftlern abge- änderungen nur bei mir anfangen, stimmt und dann in einem hand- also Vorbild sein. Das gelingt lichen, schlicht wunderschönen mir nicht wirklich, doch schon Buch zusammengefasst. Selbst- der Gedanke und kleine Schritte verständlich wurde das Buch helfen. Zudem kann jede/r von auf umweltfreundlichem Papier uns versuchen, Einfluss auf eine mit einem entsprechend zerti- sehr auf die Öl- und Autoindustrie fizierten Buchdeckel und einer ausgerichtete Politik zu nehmen. Farbe, die Mineralöl- und Kobalt Es gibt Alternativen, bereits bei frei ist, erstellt. Diese ganzheit- der Größe unserer Fahrzeuge liche Idee wird auch in den sehr und der Entscheidung, ob wir klaren, wunderbar schlichten wirklich jede kleine Fahrt mit dem Illustrationen von Stefan Kraiss Auto machen müssen. Warum ist erfasst. Das Buch lebt von den Deutschland die letzte Insel der prägnanten, kurzen Texten und Raser, weltweit? Man kann sein den Bildern. Beim Lesen wurde Ziel auch mit 30, 80 oder 120 mir klar, wie unsagbar komplex Stundenkilometern erreichen. und verschachtelt unsere Welt ist. Schnell ist keineswegs auch gut Wie fragil Eingriffe sich nachhaltig und gesund. Kleine Schritte sind auswirken, wurde mir ebenfalls der Start für jeden Langlauf. Dazu klar. Wir Menschen haben mas- hat mich dieses rundum empfeh- siven Einfluss auf unser Klima lenswerte Buch angeregt. Danke! und auf die Lebensbedingungen, Stefan Block

53 Spielball der anderen? Warum Pflege endlich Grenzen ziehen muss

Neulich in Deutschland: die „Pflege“ lässt sich das gefal- • Ein AOK-Mitarbeiter erklärt dem len, sei es aus Unwissenheit, aus Versicherten, der Pflegedienst Unsicherheit oder aus Gewohn- müsse die Rechnung über die heit!? Alles das sind reale Beispie- Verhinderungspflege direkt mit der le aus dem Alltag in Deutschland! Kasse abrechnen und nicht mit Die Verhinderungspflege ist im dem Kunden! Gesetz als Kostenerstattungsleis- • Ein Pflegebedürftiger ist ge- tung definiert, der Pflegedienst stürzt, die Pflegedienstmitarbei- darf eigentlich gar nicht direkt terin holt den Rettungsdienst. mit der Pflegekasse abrechnen. Die Rettungssanitäter maulen die Aber mit der maschinenlesbaren Pflegekraft an, warum sie über- Abrechnung des Pflegedienstes haupt geholt worden sind! spart die Pflegekasse Verwal- • In der Nacht ruft ein Notarzt an, tungsaufwand, also wird etwas der bei einem Pflegebedürftigen Falsches behauptet. Pflege- oder ist und verlangt, dass die Ruf- Pflegefachkräfte dürfen nicht bereitschaftsmitarbeiterin sofort diagnostizieren, auch wird man kommen soll! oftmals einen gestürzten Pflege- • Die Pflegebedürftigen sagen bedürftigen nicht allein „aufheben“ immer: „Die Schwester hat ja können. In Notfällen ist der gar keine Zeit zum Rettungsdienst zustän- Reden.“ dig, alles andere wäre • Die Kran- eine Kompetenz- kenkasse überschreitung. ruft beim Warum der Not- Pflegedienst arzt meint, die an und Rufbereitschaft verlangt anfordern zu noch einen dürfen, ist sein Medika- Geheimnis. mentenplan! Aber für die Was läuft Nachsorge hier eigent- nach einem lich falsch? Notfall ist Jedes dieser nicht der alltäglichen Pflegedienst Beispiele steht zuständig. Und für Grenzüber- eigentlich schreitungen gilt: anderer und Andreas Heiber, Unternehmensberater und Pflegeexperte. Foto: Fritz Stockmeier

54 Wer einen Auftrag erteilt, muss auch die Kosten übernehmen. Im Vertragsgespräch, als es darum geht, was der Pflegedienst ma- chen soll, wird das Angebot, noch etwas länger zu bleiben (pflege- rische Betreuung), abgelehnt. Es soll ja noch Pflegegeld übrigblei- ben. Trotzdem werden dann die Pflegemitarbeiter, die auftrags- gemäß nur das machen, was sie sollen, mit dem latenten Vorwurf konfrontiert, sie hätten ja keine Zeit. Zeit, die angeboten wurde, aber nicht gewollt wurde. Verord- net der Arzt eine Medikamenten- gabe, hat er die Präparate in der Verordnung zu benennen. Aber es geht für die Kasse schneller, den Pflegedienst anzurufen anstatt die zuständige Arztpraxis, wenn kein Präparat angegeben wurde. In der Rolle der fürsorglichen „Schwes- ter“ (Pfleger) ist die ambulante Pflege der Spielball aller mögli- chen Interessen und wird so Stück für Stück aufgerieben. Auch das macht die eigentlich spannende gar nicht zuständig ist. Aber und herausfordernde Arbeit unat- gleichzeitig glauben deshalb viele, traktiv: Wenn ständig die „Pflege“ das wird die „Pflege“ schon ma- an allem schuld ist, auch an dem, chen, wenn wir nur frech genug was andere verursacht haben. In fragen oder fordern. Es wird Zeit, allen anderen Berufen und insbe- Grenzen zu ziehen und konse- sondere bei den Ärzten gilt: Was quenter „Nein“ zu sagen! nicht bezahlt wird, wird nicht ge- Andreas Heiber macht. Oder wer hätte beim Arzt schon mal eine Unterschrift für ein Sportattest ohne die obligato- rische Igel-Gebühr bekommen? Einerseits ist die „Pflege“ zu gut für diese Welt, weil sie nicht stän- dig über das Geld und die Arbeit klagt, sondern einfach auch mal den Müll mitnimmt, obwohl sie

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IMPRESSUM

ASB Pflege Bremen I Nr. 27 Jahrgang 2020

Presserechtlich verantwortlich: ASB Ambulante Pflege GmbH, vertreten durch Stefan Block Elisabeth-Selbert-Straße 3 I 28307 Bremen Telefon 0421-4178716 I Fax 0421-4178747 www.asb-ambulante-pflege.de

Redaktion: Stefan Block, Doris Friedrichs Layout + Konzept: Doris Friedrichs Eingetragen im Handelsregister Nr. B 19744 beim Amtsgericht Bremen Vorsitzender des Aufsichtsrates: Jürgen Lehmann Geschäftsführer: Stefan Block Nr. 27 I Jahrgang 2020 KundInnenzeitung der ASB Ambulante Pflege GmbH und der ASB Altenwohn- und Pflegeheim GmbH Ihr Team der ASB Ambulante Pflege GmbH und der ASB Altenwohn- und Pflegeheim GmbH

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