DISSERTATION

Titel der Dissertation

„Wacht an der Grenze“

Die Grenzschutztruppe des Österreichischen Bundesheeres

Verfasser

Mag.phil. Mario Strigl

angestrebter akademischer Grad

Doktor der Philosophie (Dr.phil.)

Wien, im Jänner 2008

Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 092 312 Dissertationsgebiet lt. Studienblatt: Geschichte Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Gerhard Jagschitz

Mario Strigl

Wacht an der Grenze Die Grenzschutztruppe des Österreichischen Bundesheeres

Inhalt

Vorwort des Verfassers ...... 10 Danksagung ...... 11 Einleitung ...... 13 1 Theorien und Begriffsbestimmungen ...... 17 Die Theorie des „Verteidigens“ und die „Verteidigungsdoktrin“ ...... 17 Theorie der „Bewaffneten Macht“ ...... 17 Wehrpflicht und Miliz ...... 18 Entstehung und Ausformungen der allgemeinen Wehrpflicht in Europa ...... 18 Theorie und geschichtliche Entwicklung der Wehrpflicht in Österreich ...... 20 Milizbegriff und Milizorganisation in Österreich ...... 21 2 Die Österreichische Verteidigungspolitik ...... 25 Österreich als „Wehrhaftes Volk“ – eine Illusion? ...... 25 Die Verteidigungsdoktrin in Österreich 1955 bis 1970 ...... 30 Die österreichische Neutralität 1955 ...... 30 Die österreichische Sicherheitspolitik 1955 bis 1970 ...... 33 Die Verteidigungsdoktrin Österreichs 1955 bis 1970 im Spiegel der Politik . . . . . 34 Bundesheer und Politik – ein gespaltenes Verhältnis ...... 43 Die Umfassende Landesverteidigung ...... 46 Österreich in Europa 1955 bis 1970 ...... 50 Österreichs Außenpolitik ...... 51 Österreich und die Europäische Sicherheitspolitik ...... 53 Österreich in der UNO und das Engagement in den Friedenstruppen 1960 bis 1970 ...... 60 3 Die Aufstellung der Österreichischen Grenzschutztruppe ...... 65 Vorgeschichte ...... 65 Planungen ...... 66 Die Zollwache als Kader ...... 77 Der Reservekader des österreichischen Bundesheeres ...... 85 1961 – Der Grenzschutz entsteht ...... 86 Aufbau und Gliederung des Österreichischen Bundesheeres 1961 ...... 87 Der Beschluss der Aufstellung des Grenzschutzes ...... 88 Geplante Aufgaben der Grenzschutztruppe ...... 91 Geplante Organisation der Grenzschutztruppe ...... 92 Die Zusammenarbeit mit zivilen Behörden ...... 95 Exkurs 1 Grenzschutzeinheiten und Milizarmeen im Vergleich ...... 97 Die NATO – Staaten ...... 97 Die Staaten des Warschauer Paktes ...... 100 Neutrale und blockfreie Staaten Europas ...... 101 Exkurs 2 Von der Schutzgrenze zum Grenzschutz: die historischen Wurzeln von Grenzschutz, Miliz und in Österreich ...... 105 Anfänge und die Tiroler und Vorarlberger Schützenkompanien ...... 105 Die österreichische Militärgrenze und die Grenzer ...... 106 Die Landwehr 1809 bis 1852 ...... 108 Die Landwehr und der Landsturm 1868 bis 1918 ...... 109 Die Erste Republik 1918 bis 1938 ...... 110 4 Die Aufstellung des Grenzschutzbataillons 114 „Mühlviertel“ ...... 117 Die Vorarbeiten in Oberösterreich ...... 117 Logistische Vorarbeiten ...... 120 Personelle Vorarbeiten ...... 122 Entwurf der Einsatzpläne für die Grenzschutzkompanie ...... 124 „Zwischenrapport“ ...... 127 Der 3. Generalstabskurs und die Militärakademie im Mühlviertel ...... 128 Taktische Weisungen an das Grenzschutzbataillon Mühlviertel ...... 130 Das Grenzschutz-Fernmeldewesen ...... 134 Transport- und Lagerprobleme, fehlendes Schulungsmaterial – ein schwieriger Start ...... 143 Erste Standesevidenzkontrollen des österreichischen Grenzschutzes ...... 149 Die Ausgabe von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen an das Grenzschutzbataillon 114 ...... 155 5 Die Errichtung der Grenzschutztruppe in ganz Österreich ...... 165 Steuerung der Einberufung von Jungmännern zur Schaffung einer ausreichenden Zahl von Reservisten ...... 165 Die erste Aufstellungsphase der Grenzschutzverbände ...... 167 Grenzschutzabzeichen und Grenzschutzmarsch ...... 168 Der erste Grenzschutztag des österreichischen Bundesheeres ...... 175 Das Neuerungen des Jahres 1962 ...... 182 Der Grenzschutz als Bindeglied zwischen Bundesheer und ziviler Bevölkerung ...... 185 „Der Grenzschützer“ – das Mitteilungsblatt des GzB 114 ...... 191 Die Zeitschrift „Der Grenzjäger“ ...... 197 Der „Grenzjägerverband Mühlviertel“ ...... 197 Das GzB 114 und die Freiwilligen Oberösterreichischen Schützen ...... 213 Die Grenzjäger und das „unbedankte weibliche Element“ ...... 216 Inspektionen, Instruktionen und Neuaufstellungen in ganz Österreich ...... 218 Die Fernmelde- und Stabsrahmenübung „Randgebirge“ ...... 223 6 1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe – eine Zwischenbilanz ...... 225 Die Aufgaben des Grenzschutzes ...... 227 Gliederung und Ausrüstung ...... 229 Die Gliederung der Grenzschutztruppe ...... 229 Die Ausrüstung der Grenzschutzeinheiten ...... 230 Inspektionen und Instruktionen ...... 240 Richtlinien der Inspektionen und Instruktionen ...... 240 Kaderinstruktion und Vollinstruktion (Kompanieinstruktion) ...... 246 Erfahrungsberichte und Schlussfolgerungen ...... 259 Disziplinäre Schwierigkeiten bei Instruktionen und Inspektionen und deren Ahndung ...... 270 Freiwillige Waffenübungen ...... 272 Landesbefestigungen und Sperren ...... 286 Der taktische Zweck der Festen Anlagen und Sperren ...... 288 Die Befestigungsanlage der „Brucker Pforte“ ...... 290 Die Landesbefestigungsanlagen im Mühlviertel ...... 292 Inspektionen und Instruktionen der Landesbefestigungen ...... 300 Der Grenzschutz und die Medien ...... 300 7 Die österreichische Grenzschutztruppe 1965 bis 1968 ...... 303 Das Grenzschutzbataillon 114 und seine Entwicklung von 1965 bis 1968 ...... 307 Der erste Grenzschutz-Waffenübungskurs 1965 ...... 307 Neue Grenzschutzkompanien in Oberösterreich ...... 319 Die territorialen Sicherungskompanien in Oberösterreich ...... 319 Instruktionen, Inspektionen und Kommandantenwechsel im Grenzschutz OÖ 322 Die Grenzschutz- und Sicherungskompanien in Österreich 1968 ...... 323 8 Die Landwehr und die territoriale Verteidigung ...... 329 Das Raumverteidigungskonzept ...... 329 Das Landwehrkonzept ...... 331 Die Landwehr erbt die Probleme des Grenzschutzes ...... 336 9 Problemstellungen der österreichischen Grenzschutztruppe und Resümee ...... 339 Waffenübungen und Alarmübungen ...... 339 Die aktiven Kader im Grenzschutz ...... 340 Die Reservekader der Grenzschutzeinheiten ...... 341 Das Jahr 1968 als Zäsur ...... 345 Die CSSR-Krise 1968 ...... 345 Der Einsatz des österreichischen Bundesheeres 1968 ...... 346 Aussagen von Zeitzeugen zu den Ereignissen 1968 ...... 351 8

Bürokratie und Politik als Totengräber des Grenzschutzes ...... 353 Das fehlende Vertrauen der militärischen Führung in die Leistungsfähigkeit des Grenzschutzes ...... 356 Bundesheer und Bevölkerung – ein gespaltenes Verhältnis ...... 357 Der österreichische Grenzschutz – das Scheitern eines Verteidigungskonzeptes ...... 361 Schlusswort ...... 365 Anhang ...... 367 Personen ...... 367 Aufstellung aller Grenzschutz- und Sicherungskompanien 1968 ...... 373 Die Eingliederung der Grenzschutz- und Sicherungskompanien in die Landwehr ...... 377 Dokumente ...... 379 Abkürzungen ...... 415 Quellen und Literatur ...... 416 Primärquellen ...... 416 Zeitschriften und Zeitungen, Meldungen der Presse Agentur ...... 423 Primärliteratur ...... 424 Sekundärliteratur ...... 425 Autor ...... 442 9

Den Angehörigen der ehemaligen Grenzschutztruppe des Österreichischen Bundesheeres gewidmet 10

Vorwort des Verfassers

Während ich in meinem Grundstudium das Hauptaugenmerk auf die Geschichte der Ersten Österreichischen Republik gelegt hatte, und mich im Zuge der Recherchen zu meiner Diplomarbeit auf die paramilitärischen Verbände zu spezialisieren begann, änderte sich dies während meines Dokto- ratsstudiums. Bedingt durch meine Tätigkeit als Milizoffizier des Österreichischen Bundesheeres erweckte die jüngere militärische Zeitgeschichte mein Interesse. Ergänzend dazu kamen Kindheits- erinnerungen an das oberösterreichische Mühl- viertel, in denen mir die zahlreichen Landesbe- festigungen aufgefallen waren, die die militärisch neuralgischen Punkte zu sichern hatten. Meinen Forschungsschwerpunkt sollten nun die Konzeption dieses militärischen Modells und die Männer bilden, die hinter den vergrabenen Panzertürmen standen, die Motivation dieser Grenzschutzsoldaten für ihr jahrelanges Engagement für die österreichische Landesverteidigung, sowie ihre Beweggründe für die oftmals in der Freizeit geleisteten freiwilligen Waffenübungen und Fortbildungen. Einen großen Reiz bei meinen Forschungen übten die Zeit- zeugengespräche aus, in denen durch Informationen aus erster Hand die „Geschichte“ und ihre „Geschichten“ greifbarer wurden, und in dieser Dissertation wiedergegeben werden.

Vorwort 11

Danksagung

Für seine über Jahre hinweg ausdauernde Geduld möchte ich meinem Betreuer, Univ.-Prof. Dr. Gerhard Jagschitz des Institutes für Zeitgeschichte der Universität Wien, danken, der die Hoffnung nie aufgab, dass dieses Werk vollendet werde. Beson- derer Dank gilt meinem zweiten Begutachter, Nationalratspräsident a.D. Univ.-Prof. Dr. Heinrich Neisser, der trotz seines Lehrauftrages an der Universität Innsbruck Zeit für mich aufbringen konnte. Eine große Hilfe bei meiner Forschungstätigkeit stellte die Unterstützung der Militärgeschichtlichen Forschungsabteilung des Heeresgeschichtlichen Museums dar, namentlich Hofrat Dr. Wolfgang Etschmann und Herwig Alexander Mackinger sowie als „Initiator“ dieses Werkes ObstdhmfD Dr. Hubert Speckner, die vor allem durch die Organi- sation eines Grenzschutzsymposiums mit Zeit- zeugen im Mühlviertel im Jahr 2005 einen Grund- stein für diese Arbeit legten. Weiters meinen herzlichen Dank an folgende Personen in alphabetischer Reihenfolge: HR Dr. Gerhard Artl, ÖStA/AdR; Alexander Barthou, MilKdo ÖÖ; i.R. Dr. Alfred Beneder, Steyr; Margit Bernadiner, Linz; Nils Dunkl, Graz; Peter Kaczirek sen., Ried/I.; Oberst a.D. Josef Kolmer, Aussertreffling; Oberst a.D. Dr. Peter Konecny, Freistadt; Vzlt Franz Kraml, PzStbB 4, Linz; Peter Lawatsch, Wien; LAbg. Mag. Axel Neuhuber, Wien; Hptm a.D. Gunter Polesny, Linz; allen Mitarbeitern des ÖVP Landtagsklub Wien unter Klubobmann Dr. Matthias Tschirf; Manfred Schindl, Klosterneuburg; Lambert Schön, ÖStA/AdR; Dr. Johann Stolzer, Graz; Rosa Theusinger, Linz; Berta Weinkopf, Oberndorf; Dipl.- Ing. Ursula Wimmer, Neulengbach.

Danksagung 12 13

Einleitung

Diese wissenschaftliche Studie hat ein zentrales Entwicklung des Grenzschutzes zu ermöglichen. Element des österreichischen Bundesheeres und da- Vor allem die Begriffe „Wehrpflicht“ und „Miliz“ mit der militärischen Sicherheitspolitik der Zweiten sind von Bedeutung und verdienen daher auch Republik zum Inhalt: die österreichischen Grenz- bezüglich ihrer historischen Entwicklung und schutztruppen in den 60iger Jahren des 20. Jahr- Ausformungen eine nähere Behandlung. hunderts. Speziell wird der oberösterreichische Raum be- Abkürzungen: leuchtet, da im „Modellfall Mühlviertel“ der Grenz- Das Österreichische Bundesheer bedient sich wie schutz seinen Ausgangspunkt hatte und ein Beispiel jede Armee der Welt militärischer Abkürzungen. für ganz Österreich werden sollte. Mit dem Grenz- Um den Text flüssiger zu gestalten und auch dem in schutz nahm das heute noch gültige österreichische der militärischen Schreibweise ungeschulten Leser Miliz- und Reservesystem mit all seinen Ausfor- ein besseres Verständnis zu ermöglichen, wurde mungen seinen Anfang, deshalb werden auch diese weitgehend auf Abkürzungen verzichtet, woraus Aspekte näher untersucht. Wichtig sind ferner die zum Teil etwas antiquierte Schreibweisen wie z.B. politischen Hintergründe für so manche verteidi- die „Telegraphentruppe“ resultieren. Ganz ohne gungspolitische Entscheidung, daher wird sowohl Abkürzungen war jedoch die Bearbeitung dieser auf die Unterschiede der Verteidigungskonzepte Thematik unmöglich, ein Verzeichnis im Anhang der einzelnen österreichischen Parteien als auch auf soll etwaige Unklarheiten beseitigen helfen. die Rolle Österreichs zwischen den großen militäri- schen Machtblöcken der Welt eingegangen. Einen Illustrationen und Abbildungen: Schwerpunkt bilden die zahlreichen Probleme und Die eingefügten Photographien und Tabellen Schwierigkeiten des österreichischen Grenzschutzes sind als visuelle Quellen konkret auf die Themen- ebenso wie die Versuche ihrer Bewältigung, getra- stellung bezogen. Diese Abbildungen dienen daher gen von viel Engagement aber auch Improvisation, einer besseren Veranschaulichung von Gliederun- sowie seine Bedeutung für die österreichische gen, und Ausrüstung, und sind nicht Bevölkerung. Eine ausführliche Darstellung von bloß Illustration. Portraits und kurze Lebensläufe manchen Themen wie z.B. der „Raumverteidigung“ sollen die führenden Charaktere des Grenzschutzes oder die Landwehr unterbleibt unter Hinweis auf personalisieren. Im Dokumentenanhang werden die engere Themenstellung der vorliegenden Arbeit zahlreiche Akten, Schriftstücke und Merkblätter und die bereits umfangreiche wissenschaftliche zum ersten Mal veröffentlicht, Karten und Skizzen Bearbeitung. verdeutlichen die räumlichen und landschaftlichen Umfeldbedingungen. Begriffsdefinitionen: Oftmals können Stimmungsbilder durch soge- Einige militärische Begriffe werden zu Beginn nannte „Schnappschüsse“ besser ausgedrückt wer- dieser Arbeit einer Definition und Untersuchung den. Gerade für die österreichischen Grenzschutz- unterzogen, um ein besseres Verständnis für die truppen waren diese Stimmungsbilder von großer

Einleitung 14

Bedeutung, da im Grenzschutz vor allem persönli- vor „Streng Geheim“ und gesperrt. So lag zwar ches Engagement und Eigeninitiative gefragt manches Dokument prinzipiell vor, war aber versie- waren, Momentaufnahmen sollen diese sehr per- gelt und konnte für diese Dissertation nicht bearbei- sönlichen Erfahrungen illustrieren und zu einem tet werden. Hier gilt es wohl noch einige Jahre abzu- erweiterten Verständnis beitragen. warten, bis eine Freigabe erfolgt.3 Einen wahren Glücksfall stellen die unveröffent- Zur Quellenlage: lichten „Grenzschutz-Chroniken“ in drei Bänden Die Quellenlage ist in der einen Hinsicht befrie- dar, die von Oberst Lois Kogler, einem Pionier des digend, da ein Großteil der Akten und Geschäfts- österreichischen Grenzschutzes und einer der ersten stücke des Bundesheeres im Archiv der Republik oberösterreichischen Grenzschutzkompanie-Kom- verwahrt wird, bzw. sich wichtige Unterlagen in mandanten, verfasst wurden. In diesen großforma- den Nachlässen zahlreicher hoher Militärs im tigen und aufwendig gestalteten Chroniken sind die Kriegsarchiv finden ließen. Leider wurde aber so Kommandotagebücher der oberösterreichischen manches Schriftstück schon vor Jahrzehnten entlie- Grenzschutzkompanien, illustriert und ergänzt hen und nie retourniert. Die Rückmeldung „ausge- durch Photographien und Dokumente, abgebildet. hoben seit“ oder „nicht existent“ war daher keine Diese Bände bilden somit eine chronologische Seltenheit, was die Recherche bedeutend erschwer- Leitlinie, an der sich Teile dieser Dissertation orien- te.1 Aushelfen konnte hier in einigen wenigen Fällen tieren konnten. die Befehlssammlung des Bundesheeres der Militär- Eine weitere gute Quelle waren die Tagebücher geschichtlichen Forschungsabteilung, doch zahlrei- des ersten Generaltruppeninspektors im Österreichi- che Akten bleiben bis heute unauffindbar. Bei man- schen Bundesheer, General Erwin Fussenegger im chen Aktenstücken wiederum ist ihre Einordnung österreichischen Kriegsarchiv, der stets in äußerst in übergeordnete Grundzahlen nicht nachzuvollzie- ehrlichen Worten seine Eindrücke wiedergab.4 hen. So finden sich die Erfahrungsberichte der Relevante Passagen werden daher aufgrund ihrer Tiroler und Salzburger Grenzschutzkompanien Eindringlichkeit im originalen Wortlaut zitiert. 1964 in einem Akt über die versuchsweise Ein- führung von Namensschildern für das Bundes- Literaturstudium: heer2, das Aufspüren dieser Akten kann man daher Es wurde versucht, alle Untersuchungen zum als reinen Zufall bezeichnen. Bundesheer und der Landesverteidigung mit einzu- Einige Akten aus dem Verteidigungsminis- beziehen, egal welche Intention hinter ihrer Ver- terium den Grenzschutz betreffend sind nach wie öffentlichung stand. Deshalb finden kritische Werke

1 Vgl. z.B. die Aktenzahlen BMfLV Zl. 227.777-Ausb/III/59, Zl. 30.091-Gz/III/61, Zl. 304.396-Org/III/61, Zl. 324.749- Mob/61, Zl. 324.661-Mob/63, Zl. 350.980-Mob/67 oder Zl. 356.218-Mob/67. 2 Vgl. u.a. „Erfahrungsbericht über die GzKpInstruktionen Frühjahr 1964“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 357.553-Mob/64. 3 „Diese Geheimnistuerei um den Grenzschutz war von Anfang an kontraproduktiv! Vor allem im Ausland sollte doch jeder wissen, dass Österreich über Grenzschutztruppen verfügte und keine Aggression tolerieren würde!“ Zitat von General i.R. Anton Leeb anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 23.08.2007. 4 „Ich habe das Tagebuch meistens nach Besprechungen oder gewissen Ereignissen, unmittelbar unter dem Eindruck dieser Ereignisse geschrieben. Sicher erfolgten diese Aufzeichnungen manchmal unter dem Eindruck einer Emotion, sodaß mein Urteil mitunter hart ausfiel. […] Ich habe nachträglich im Tagebuch nie etwas ergänzt noch etwas gestrichen. Es blieb alles so stehen, wie ich es unmittelbar nach den Ereignissen diktiert habe.“ Letzter Eintrag im Tagebuch vom 30.12.1970. Tagebuch, Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967 - 1970, S. 152.

Einleitung 15

von Wilfried Daim und Felix Ermacora genauso sation“ der Landwehr angesehen wird. Letztendlich Beachtung wie rein militärische Abhandlungen in erlaubte daher nur die genaue Erfassung und der Österreichischen Militärischen Zeitschrift oder Analyse der Quellen die Erstellung dieser Disser- in der Zeitschrift „Truppendienst“. tation zum Thema „Grenzschutz“ als erstes eigen- Zu den Grenzschutzeinheiten des Zweiten ständiges Werk zu dieser Thematik, aufgrund der Österreichischen Bundesheeres gibt es, abgesehen vielen bisher unveröffentlichten Fakten werden von zeitgenössischen Artikeln in militärischen manche Aspekte detaillierter behandelt. Zeitschriften, keine historische Aufarbeitung. In diesen wenigen Beiträgen5, deren Autoren großteils Zeitzeugen: Angehörige des österreichischen Berufsoffiziers- Ein Vorteil der hier behandelten Thematik ist, korps waren, werden zwar die Organisation und dass es sich um eine Periode der jüngeren Zeit- Aufgaben des Grenzschutzes dargestellt und wie- geschichte handelt. Dadurch war es möglich, Zeit- derholt auf ihre große Bedeutung für die österreichi- zeugen zu ihren persönlichen Erfahrungen und sche Landesverteidigung hingewiesen, doch fehlt Erlebnissen zu befragen. Im Rahmen eines Zeit- jede kritische Durchleuchtung ihrer realistischen zeugensymposiums, das die Militärgeschichtliche Umsetzung bzw. Erfolgschancen in einem konkre- Forschungsabteilung des Heeresgeschichtlichen ten Einsatzfall – lediglich in einem einzigen Artikel6 Museums 2005 in Oberösterreich veranstaltete, wird auf die unzureichende Bewaffnung des Grenz- konnten erste fruchtbare Kontakte geknüpft werden. schutzes hingewiesen. Auch in den Arbeiten über Besonders erwähnen möchte ich hier Oberst a.D. die österreichischen Landwehrformationen7 finden Josef Kolmer und a.D. Gunter Polesny, sich nur kurze Abhandlungen über den Grenz- die in zahlreichen persönlichen Gesprächen so man- schutz, da dieser als eine Art „Vorläuferorgani- che Unklarheit beseitigen halfen.8

5 Vgl. hierzu Wimmer, Paul: „Aufbau der österreichischen Grenzschutztruppe“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 1. Jahrgang 1962, Nr. 2; sowie Wimmer, Paul: „Grenzschutz als erster Schritt zur territorialen Verteidigung Österreichs“, in: Der Schweizer Soldat. Wehrzeitung, Nr. 1 vom 15.09.1965 „10 Jahre Österreichisches Bundesheer“. 6 Vgl. Schönbauer, Aemilian: „Grenzschutz ohne Artillerie?“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 4. Jahrgang 1965, Nr. 6. 7 Vgl. hier vor allem die Dissertation von Steiger, Andreas: „Vom Schutz der Grenze zur Raumverteidigung. Beiträge zur Geschichte des österreichischen Bundesheeres von 1968 bis 1978“, Wien 2000 (Diss.). 8 Als z.B. ein Eintrag im Kommandotagebuch des Grenzschutzbataillons 114 über eine am 02.07.1965 auf dem Sternstein stattgefundene „Erkundung für Stellungen, Lager und Räumlichkeiten für die neu aufzustellenden Grenzschutzkompanien Pregarten und Neufelden“ aufgrund der räumlichen Entfernung Fragen aufwarf, brachte ein kurzes Gespräch mit Hptm a.D. Gunter Polesny Aufklärung: Es dürfte sich hier wohl um eine „Besprechung“ in der von den Mühlviertler Grenzjägern sehr geschätzten Waldschenke am Sternstein gehandelt haben.

Einleitung 16 17

1 Theorien und Begriffsbestimmungen

Die Theorie des „Verteidigens“ übernimmt und die Unversehrtheit des Territo- und die „Verteidigungsdoktrin“ riums garantiert. Alle Maßnahmen auf militäri- schem Gebiet dienen der „Verteidigung“, der Ab- „Ruft laut, dass man´s in jede Hütte hört: Nicht wert wehr eines bewaffneten Angriffes auf das eigene ist, eine Heimat zu besitzen, der sich nicht tapfer um die Staatsgebiet. Manchmal wurde dieser Begriff unter Heimat wehrt!“ – Ottokar Kernstock dem Vorwand „Angriff sei die beste Verteidigung“ ad absurdum geführt. In der Geschichte wurde so Fürst Raimund Montecuccoli schrieb über „Ver- mancher „Blitzkrieg“ als Verteidigungsmaßnahme teidigung“: propagiert.2 Leitlinie für die Sicherheitspolitik eines Landes „In der Verteidigung, wer zweifelt daran, ist es nicht ist die Verteidigungsdoktrin, eine Art politisch-stra- allein gerecht, sondern auch nötig, Gewalt mit Gewalt tegische Lagebeurteilung. Sie ist die Summe der auf zu beantworten; [...] man verteidigt nicht allein sich eingehende Analysen zurückgehenden Überlegun- selbst und die Seinen gerecht, indem man mit den gen, die zu einer politischen Entscheidung führen, Waffen die Freiheit, das Vaterland und die warum und mit welchen Zielen ein Staat zu vertei- Staatsangehörigen beschützt; man verteidigt gerech- digen ist. Aufgrund dieser Lagebeurteilung wird terweise auch die Gefährten und die Unterdrückten, der Verteidigungsplan erstellt, der die Verteidi- da die Treue erfordert, daß man denjenigen zu Hilfe gungsziele und Schwerpunkte ausführt. Die Vertei- kommt, denen man laut Vertrag Beistand zu leisten digungsdoktrin eines Landes kann aufgrund der hat, auch jenen, welche von einer großen Macht und sich dauernd ändernden politischen und militäri- von einer äußersten Tyrannei unterdrückt sind, weil schen Umfeldbedingungen keine ewige Gültigkeit das gemeinschaftliche Band der menschlichen haben,3 sondern muss ständig den neuen Situa- Gesellschaft dazu zwingt, und wer es nicht verteidigt tionen angepasst werden. und dem Angriffe keinen Widerstand leistet, wenn er doch kann, ebenso schuldig ist, wie wenn er seine Verwandten, das Vaterland und seine Gefährten ver- Theorie der „Bewaffneten Macht“ ließe [...].“1 „Wer als Soldat im Dienste des Vaterlandes Ein Staat ist, wenn es um die Einschätzung des steht, betrachte sich als Diener der Sicherheit und Militärs geht, in erster Linie von „Feinden“ oder der Freiheit der Völker.“ – Papst Johannes Paul II. potentiellen „Gegnern“ umgeben. Man benötigt Eine der Hauptaufgaben eines Staates ist es, sich daher eine Armee, die den Schutz der Grenzen als Macht in seinem ideellen und materiellen

1 Fürst Raimund Montecuccoli, kaiserlicher Feldmarschall, geschrieben um 1650; aus: „Abhandlung über den Krieg“, Direktion des k.u.k. Kriegsarchivs, Band 1, S. 21ff. 2 Jacobsen, Hans-Adolf: „Europäische Sicherheitsgemeinschaft und Wehrform deutscher Streitkräfte. Ist die allgemeine Wehrpflicht noch zeitgemäß? Anmerkungen zu einem kontroversen Thema“, in: Foerster, Roland G. (Hrsg.): „Die Wehrpflicht. Entstehung, Erscheinungsformen und politisch-militärische Wirkung“, Beiträge zur Militärgeschichte Band 43, München 1994, S. 7f.

Theorien und Begriffsbestimmungen 18

Bestand zu erhalten. Die Existenz jedes Staates Armee oder einer anderen Wehrformation seines steht und fällt mit seiner souveränen Macht- Landes zu dienen. Die Wehrpflicht als historisch stellung, die Folge ist die Pflicht zur Selbster- erfassbares Phänomen begann erst mit der haltung. Zur Durchsetzung des staatlichen Willens Entwicklung von Bürgerrechten, da sie den mit ver- werden der Verwaltung bzw. den Behörden ver- fassungsmäßigen Gleichheitsrechten ausgestatte- schiedene Mittel zur Verfügung gestellt, die diese ten Staatsbürger voraussetzt. Die „allgemeine“ nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit an- Wehrpflicht verpflichtete im Prinzip jeden Bürger zuwenden hat. Das letzte seiner Funktion nach ohne Rücksicht auf seine gesellschaftliche Stellung außerordentliche Mittel des Staates zur Durch- zum Dienst mit der Waffe. Diese Rechte und gesell- setzung seiner Interessen ist die „Bewaffnete schaftlichen Veränderungen haben sich in den Macht“. Die bewaffnete Macht vereinigt in sich alle unterschiedlichen Staaten zu verschiedenen Zeiten dem Staate zur Verfügung stehenden Gewaltmittel, entwickelt, daher wurde die Wehrpflicht nicht nur „ihre Funktion ist die letzte Durchführung des staatli- zeitlich versetzt in den einzelnen Ländern einge- chen Willens, die tatsächliche Behauptung des Staates in führt, es entwickelte auch jedes Land eine spezifi- seiner vollen rechtlichen und tatsächlichen Existenz“4. sche Form seiner Wehrpflicht.6 Der Staat darf jedoch die bewaffnete Macht als letz- Die Wiege der allgemeinen Wehrpflicht steht tes Gewaltmittel erst dann in Aktion treten lassen, laut aktuellem Forschungsstand in Frankreich. Die wenn alle übrigen Initiativen oder Möglichkeiten französische Nationalversammlung hatte am 23. versagen, und der Staat selbst in seiner Existenz Februar 1793 ein Wehrpflichtgesetz für alle dienst- bedroht ist.5 Dieses Gewaltmonopol des Staates bil- tauglichen Männer zwischen dem 18. und 40. det die Grundlage des österreichischen Rechts- Lebensjahr beschlossen. Im August 1793 folgte ein staates. weiteres Wehrpflichtmodell, das auf einer umfas- senden allgemeinen Dienstpflicht inklusive Frauen beruhte, aber schon viele Elemente eines Miliz- Wehrpflicht und Miliz systems in sich trug: als demokratiepolitischen Grundsatz die gleichmäßige Belastung aller waf- „alle Bewohner des Staats sind geborne Verteidiger fenfähigen Bürger mit den Pflichten des Heeres- desselben“ – Gerhard von Scharnhorst dienstes, als verteidigungspolitischen Grundsatz der Einsatz der Armee ausschließlich für die Verteidigung des nationalen Territoriums, und als Entstehung und Ausformungen der budgetpolitischen Grundsatz die Erkenntnis, dass allgemeinen Wehrpflicht in Europa eine Armee von Wehrpflichtigen geringere Kosten verursacht als die aufwendigen stehenden Heere Als Wehrpflicht bezeichnet man die Pflicht eines des fürstlichen Absolutismus. Durch die von Staatsbürgers, für einen gewissen Zeitraum in der Napoleon eingeführte Heeresorganisation von

3 Vgl. Ermacora, Felix (Hrsg.): „Weißbuch zur Lage der Landesverteidigung Österreichs an Stelle eines noch immer fehlen- den Berichtes der Regierung Kreisky über den Stand der umfassenden Landesverteidigung“, Wien 1973, S. 91f. 4 Vgl. Frick, Wilhelm: „Die Wehrpflicht und die außerdienstlichen militärischen Pflichten nach schweizerischem Recht“, Basel 1920 (Diss.), S. 2. 5 Ebenda, S. 1f. 6 Vgl. Foerster, Roland G. (Hrsg.): „Die Wehrpflicht. Entstehung, Erscheinungsformen und politisch-militärische Wirkung“, Beiträge zur Militärgeschichte Band 43, München 1994, S. XI – XIII.

Die Grenzschutztruppe 19

1800, die auf dem Ergänzungsprinzip beruhte und Während der beiden Weltkriege „bewährte“ sich die Stellvertretung der Wehrpflichtigen zuließ, das Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht, der enor- geriet das Wehrpflichtmodell von 1793 jedoch bald me Bedarf an Soldaten ließ gar kein anderes System in Vergessenheit. zu. Seit dem Zweiten Weltkrieg jedoch verlieren die In Preußen wurden ab 1807 unter der Feder- Massenarmeen zunehmend an Bedeutung, hoch führung Gerhard von Scharnhorsts Maßnahmen in technisierte Waffengattungen erfordern immer mehr die Wege geleitet, den Staatsbürger in die Ver- Spezialisten und schufen den neuen Typ des „kämp- teidigung seines Nationalstaates unmittelbar einzu- fenden Technikers“. In den Zeiten des Kalten bauen. Schon 1808 wurde eine Landesmiliz der Krieges machte jedoch alleine die allgemeine Bürger eingeführt, im Jahre 1814 schließlich die all- Wehrpflicht in den meisten NATO-Ländern eine gemeine Wehrpflicht, getragen durch die nationale einigermaßen aussichtsreiche Verteidigung gegen Begeisterung aufgrund der Siege gegen Napoleon. die konventionelle Überlegenheit des Warschauer 1860 wurde die Wehrpflicht aktualisiert und mit Paktes möglich, der „Staatsbürger in Uniform“ als dem Aufbau einer starken Reserve begonnen.7 Staat Leitbild setzte sich allgemein durch. Seit dem Fall und Gesellschaft wurden militarisiert, es wurde ver- des Eisernen Vorhangs stellt sich die Frage erneut, ob sucht, aus allen Bürgern Soldaten zu formen – das die Beibehaltung von Wehrpflichtstreitkräften wirk- Militärische wurde zum Kern der Politik.8 lich sinnvoll und zweckmäßig ist. Einige europäi- Der Leitgedanke bei der Einführung der allge- sche Länder wie z.B. Frankreich oder Spanien haben meinen Wehrpflicht in allen Ländern war die Über- daraus schon Konsequenzen gezogen und sich von legung, im heraufkommenden Zeitalter der Massen- der allgemeinen Wehrpflicht verabschiedet.11 armeen über möglichst zahlreiche und ausreichend Man darf aber nicht auf die große Bedeutung ausgebildete Soldaten zu verfügen, um angesichts der innenpolitischen Instrumentalisierung der der zunehmenden Industrialisierung auch einen Wehrpflicht in all den Jahrhunderten ihres Be- über Jahre dauernden Krieg mit den Merkmalen stehens vergessen: zu Beginn als Erziehungsmittel eines „Volkskrieges“ führen zu können. Volkskrieg zur staatstragenden Einschwörung auf Gott, Kaiser und Massenarmee waren ohne eine allgemeine und Vaterland als auch als bürgeridentitätsstiften- Wehrpflicht nicht denkbar.9 Die moralische Seite die- de Zugehörigkeit zum Militär als Symbol des ser Entwicklung fasste der greise Feldmarschall Staates; nach der Wiedereinführung 1935 als Helmuth von Moltke in folgende Worte: „Schlimm „Schule der Nation“ für die rassenideologische genug, wenn sich die Armeen zerfleischen müssen; man Indoktrination im Dritten Reich und nicht zuletzt führe doch nicht die Völker gegeneinander, das ist kein als Instrument zur Feindbildvermittlung von den Fortschritt, sondern ein Rückschritt in die Barbarei.“10 Befreiungskriegen bis heute.

7 Vgl. Magenheimer, Heinz: „Zur Frage der allgemeinen Wehrpflicht. Standortbestimmung - Alternativen – Konsequenzen“, Schriftenreihe der Landesverteidigungsakademie 3/1999 Nationale Sicherheit, Wien 1999, S. 4 – 6, 8. 8 Vgl. Jacobsen, Hans-Adolf: „Europäische Sicherheitsgemeinschaft und Wehrform deutscher Streitkräfte. Ist die allgemeine Wehrpflicht noch zeitgemäß? Anmerkungen zu einem kontroversen Thema“, in: Foerster, Roland G. (Hrsg.): „Die Wehrpflicht. Entstehung, Erscheinungsformen und politisch-militärische Wirkung“, Beiträge zur Militärgeschichte Band 43, München 1994, S. 4. 9 Vgl. Magenheimer, Heinz: „Zur Frage der allgemeinen Wehrpflicht. Standortbestimmung – Alternativen – Konsequenzen“, Schriftenreihe der Landesverteidigungsakademie 3/1999 Nationale Sicherheit, Wien 1999, S. 7. 10 Herre, Franz: „Moltke. Der Mann und sein Jahrhundert“, Stuttgart 1984, S. 306. 11 Vgl. Magenheimer, Heinz: „Zur Frage der allgemeinen Wehrpflicht. Standortbestimmung – Alternativen – Konsequenzen“, Schriftenreihe der Landesverteidigungsakademie 3/1999 Nationale Sicherheit, Wien 1999, S. 8.

Theorien und Begriffsbestimmungen 20

Positiver Aspekt der allgemeinen Wehrpflicht verschaffte und bis 1848 auf etwa 300.000 Mann ist eine qualitative Aufwertung der Armee, da auch anwuchs. Erst die Niederlage gegen Preußen 1866 die Angehörigen der gehobenen Bildungs- und führte zu einer grundlegenden Heeresreform und Führungsschicht ihren Dienst leisten müssen. Dem dem Wehrpflichtgesetz von 1868: Alle dienstfähi- gegenüber steht eine Berufsarmee wie in Groß- gen männlichen Staatsbürger waren für die Dauer britannien, die in der Regel die untersten sozialen von zehn Jahren (Landwehr zwölf Jahre) wehr- Schichten anlockt. pflichtig, die aktive Dienstzeit im Feldheer betrug Zusammenfassend kann die Erkenntnis gewon- davon drei Jahre, ab 1912 zwei Jahre. Somit wurde nen werden, dass das Prinzip der Wehrpflicht nicht die Voraussetzung für eine gründliche Ausbildung notwendig an den demokratisch-freiheitlichen und mittels der Landwehr ein Mobilmachungsheer Staat gebunden ist. Wehrpflichtige haben im Laufe von 800.000 Mann geschaffen. Ausnahmeregelun- der Geschichte in allen Armeen der Welt gekämpft gen gab es nur noch sehr vereinzelt.14 und sind dorthin marschiert, wohin sie befohlen In Österreich gab es ab 1918 praktisch keine wurden. „Eine Wehrpflichtarmee ist zu allem gut, Erfahrungen mehr mit einem Heer der allgemeinen solange sie nur populistisch begründet und auf geeignete Wehrpflicht, im Ständestaat wurde sie erst 1936 Weise motiviert wird.“12 Die Wehrpflichtarmeen sind wieder eingeführt. Die deutsche konn- somit keine Garantie für eine demokratische Ver- te als Vergleich nicht herangezogen werden. 1955 fassung einer Gesellschaft und keinesfalls Garant musste daher General Dr. Emil Liebitzky, der Leiter für eine zurückhaltende und friedliche Außen- des am 17. Juli 1955 neu errichteten Amtes für Lan- politik.13 desverteidigung, mit wenigen Mitarbeitern bei der Festlegung der Rahmenbedingungen für das kom- mende Bundesheer durch die Koalitionsparteien Theorie und geschichtliche weitgehend improvisieren. SPÖ und ÖVP wollten Entwicklung der Wehrpflicht zwar beide die allgemeine Wehrpflicht, hatten aber in Österreich gegensätzliche Vorstellungen von der Dienstzeit. Es gibt prinzipiell zwei Nutzungsarten für die In den habsburgischen Erblanden führte bereits allgemeine Wehrpflicht: zum einen die Verwen- Maria Theresia 1781 das System der Konskription dung der Wehrpflichtigen in einer stets einsatzbe- ein, eine personelle Heeresergänzung auf Grund reiten stehenden Truppe, zuerst mit einer Aus- einer selektiven Rekrutierung. Aufgrund der zahl- bildungsphase mit Hilfe eines Kaderrahmens, reichen Ausnahmeregelungen für die im Prinzip dann in einer Nutzungsphase. Der Vorteil ist, dass generell dienstpflichtigen männlichen Bürger man keine Mobilmachung benötigt. Die zweite konnte man jedoch noch nicht von einer allgemei- Variante führt über die Grundausbildung in einer nen Wehrpflicht sprechen. Erzherzog Carl setzte Ausbildungsorganisation zu einer erst durch 1808 die Errichtung der Landwehr durch, die der Mobilmachung einsatzbereiten Truppe, entweder regulären Armee eine rasch verfügbare Reserve mit aktivem Kaderrahmen als Reservetruppe oder

12 Vgl. Foerster, Roland G. (Hrsg.): „Die Wehrpflicht. Entstehung, Erscheinungsformen und politisch-militärische Wirkung“, Beiträge zur Militärgeschichte Band 43, München 1994, S. XIV. 13 Ebenda, S. XIIIf. 14 Vgl. Magenheimer, Heinz: „Zur Frage der allgemeinen Wehrpflicht. Standortbestimmung – Alternativen – Konsequenzen“, Schriftenreihe der Landesverteidigungsakademie 3/1999 Nationale Sicherheit, Wien 1999, S. 6f.

Die Grenzschutztruppe 21

ohne aktiven Kaderrahmen als Miliztruppe. Bei zur Verweigerung des Dienstes mit der Waffe auf- dieser Variante sind regelmäßige Übungen notwen- grund religiöser oder Gewissensgründe zugestan- dig, um die Einsatzbereitschaft zu gewährleisten. den wurde. Für diese Waffendienstverweigerer Die ÖVP forderte 1955 das erste Modell mit dauerte der ordentliche Präsenzdienst allerdings einer Dienstzeit von zwölf Monaten ohne Übun- zwölf Monate. Somit waren alle gesetzlichen Vor- gen, was eine ständige Reaktionsbereitschaft des aussetzungen geschaffen, und am 15. Oktober 1956 Bundesheeres gewährleistet hätte. Die SPÖ forder- rückten die ersten 12.823 Wehrpflichtigen zur te sechs Monate Dienstzeit plus 90 Tage Wieder- Ableistung ihres Präsenzdienstes im Zweiten öster- holungsübungen, also das zweite Modell mit einer reichischen Bundesheer ein.17 Reaktionsbereitschaft nach einer vorhergehenden Die allgemeine Wehrpflicht fand aber nicht nur Mobilmachung. Die beiden Parteien einigten sich Befürworter. Die Industrie empfand besonders in schließlich auf neun Monate (inklusive 14 Tagen Zeiten der Hochkonjunktur die allgemeine Wehr- Dienstfreistellung vor dem Abrüsten) ohne Wieder- pflicht als einschneidende Störung der Wirtschaft. holungsübungen. Ein schlechter Kompromiss, Daher strebte die Industrie nach einer möglichst denn zum einen war keine Einsatzbereitschaft ge- kurzen Dienstzeit für die wehrpflichtigen Staats- geben, zum anderen war aufgrund der fehlenden bürger.18 Übungen die Ausbildung nach spätestens drei Jahren wertlos – was wiederum die Sinnhaftigkeit der allgemeinen Wehrpflicht in Frage stellte.15 Der Milizbegriff und Milizorganisation VdU war von Anfang an gegen eine allgemeine in Österreich Wehrpflicht in Österreich, da seiner Meinung nach der dafür notwendige Wehrwille bei den Soldaten Miliz ist bis heute ein wenig geklärter Begriff, fehle. Schuld daran wären die beiden Regie- was auch der Verfasser dieser Arbeit aus eigener rungsparteien ÖVP und SPÖ, die das Soldatentum Erfahrung bestätigen kann. Als ich mich im seit 1945 „in Bausch und Bogen diskriminiert“ und Rahmen eines Seminars am Sprachinstitut der so der österreichischen Bevölkerung jede Wehr- Landesverteidigungsakademie als „ motivation geraubt hätten.16 der Miliz“ vorstellte, brachte mir das kritische Die Wehrdienstpflicht zur Leistung eines ordent- Blicke osteuropäischer Militärs ein, da in diesen lichen Präsenzdienstes wurde auf männliche öster- Ländern oftmals spezielle innerstaatliche Polizei- reichische Staatsbürger beschränkt, als Anleihe aus und Ordnungskräfte aber auch paramilitärische dem Milizsystem konnten Wehrpflichtige zu einem Einheiten als „Miliz“ bzw. „Milizen“ bezeichnet außerordentlichen Präsenzdienst einberufen wer- werden. Eine Begriffsdefinition ist hier daher not- den. Bemerkenswert ist, dass gleichzeitig das Recht wendig.

15 Vgl. Duic, Mario: „Das Erbe von Kriegs- und Nachkriegszeit“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 93, 96 – 99. 16 Vgl. Kernic, Franz: „Die freiheitliche Wehrpolitik in der Zweiten Republik. Studie zur Wehrprogrammatik und -politik des VdU und der FPÖ von 1946 bis 1986“, Wien 1987 (Diss.), S. 125. 17 Vgl. Penkler, Hans: „Der Rechtsrahmen des Heeres“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichi- sche Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 216, 220. 18 Vgl. Jetzl, Erwin: „Probleme der Ausbildung eines Reserveheeres“, in: Truppendienst, 9. Jahrgang 1970, Nr. 3, S. 215.

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Der Begriff „Miliz“ bürgerte sich gegen Ende vom Reservestand in den Milizstand versetzt wird. des 16. Jahrhunderts im englischen und im Verlauf Bis 2006 befanden sich im Milizstand auch jene des 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachraum ein. Wehrpflichtigen, die einen Grundwehrdienst von Er stammt vom lateinischen Wort „militia“, was weniger als acht Monaten geleistet und die restliche „Kriegsdienst“ bzw. „Gesamtheit der Soldaten“ Zeit in Form von alljährlichen Truppenübungen bedeutet. Bis zum 18. Jahrhundert bezeichnete abzuleisten hatten.20 „Miliz“ das Kriegs- bzw. Militärwesen im Allge- Bei einer internationalen Enquete in Brüssel 1972 meinen. Ab dem 19. Jahrhundert verstand man dar- zum Thema „Verteidigungsmöglichkeiten kleiner unter ein Bürger- oder Volksheer im Gegensatz Länder“, an der Vertreter von 34 Nationen teilnah- zum stehenden Heer, also eine Art Reserveverband. men, kam man zu dem einmütigen Ergebnis, dass Seit dem 20. Jahrhundert ist „Miliz“ eine Bezeich- ein Milizsystem „den Verteidigungswillen kleiner nung a) für Streitkräfte, die in Friedenszeiten in einer Länder am wirkungsvollsten zur Geltung“21 bringen zusammenhängenden, meist kurzen Dienstzeit und würde – Österreich fühlte sich dadurch in seiner periodischen Übungen für den Kriegsfall ausgebil- Meinung bestätigt und ging seinen Weg eines miliz- det werden (hier wird oftmals auf den besonderen artigen Systems der Landesverteidigung weiter. Aufbau der Schweizer Streitkräfte verwiesen, aber Mit der Wehrgesetznovelle 1977 und dem Be- auch auf die Heimwehren der skandinavischen ginn des Aufbaues der „neuen“ Landwehr wurde in Staaten), oder b) für paramilitärisch kasernierte Österreich für diese Landwehr der Begriff „Miliz“ Polizeieinheiten in Diktaturen, in Russland und vie- verwendet. Der Ausdruck „Milizheer“ wurde über len ehemaligen Staaten des Ostblocks für die ge- Nacht kreiert, ohne ausführlich interpretiert zu wer- wöhnliche Polizei,19 oder c) auch für paramilitäri- den, Verwechslungen mit der „Reserve“ waren vor- sche oder Freischärlerverbände, die aufgrund ethni- programmiert.22 Dabei besitzt das österreichische scher, religiöser, politischer oder anderweitiger Bundesheer der Zweiten Republik zwar eine Interessenskonstellationen gemeinsam agieren und milizartige Komponente, ist aber keine Milizarmee, sich diese Bezeichnung selbst geben. Für Österreich da das milizartige Organisationsprinzip nur in und unser Verständnis ist a) zutreffend: Der Miliz- Teilen des Heeres zum Tragen kommt. Bei den Ein- stand zeichnet sich dadurch aus, dass der Miliz- heiten und Verbänden der territorialen Landwehr, soldat zwar in das österreichische Bundesheer ein- jetzt die territorialen Jägerbataillone bei den Mili- gegliedert, jedoch nur zu Übungs- und Einsatz- tärkommanden, kam es noch am stärksten zur zwecken militärisch tätig ist und ansonsten einem Geltung, doch auch hier hatte das Berufskader Zivilberuf nachgeht. Demnach ist „Milizsoldat“, meist eine leitende und dominierende Rolle.23 Die wer beispielsweise im Zuge einer Mobilmachung Landwehrrahmenverbände waren ein Teil der

19 Vgl. „Miliz“ in „Meyers großes Taschenlexikon in 24 Bänden“, Mannheim-Leipzig-Wien-Zürich 1995; als auch „Brockhaus Enzyklopädie in 20 Bänden“, Wiesbaden 1971. Ergänzend dazu wäre zu erwähnen, dass sich auch die Angehörigen geistlicher Ritterorden wie etwa der Ritterorden vom Heiligen Grabe zu Jerusalem als „Milizen“ bezeichnen. Vgl. dazu u.a. Elm, Kaspar/Fonseca, Cosimo Damiano (Hrsg.): „Militia Sancti Sepulcri: Idea e istituzioni“, Atti del Colloquio Internazionale tenu- to presso la Pontificia Università del Laterano, 10-12 aprile 1996; Hierosolimitana: Acta et Monumenta, Vatikan Stadt 1998. 20 Vgl. Kraljic, Franz: „Miliz in Österreich. Neueinführung oder Wiederentdeckung“, in: „Der Soldat“, Nr. 10 vom 25.05.1980, S. 7. 21 Bernadiner, Ernest: „Raumverteidigung und Milizsystem“, in „Der Soldat“, Nr. 16 vom 27.08.1978, S. 1. 22 Vgl. Kraljic, Franz: „Miliz in Österreich. Neueinführung oder Wiederentdeckung“, in: „Der Soldat“, Nr. 10 vom 25.05.1980, S. 7. 23 Vgl. Fernau, Heribert: „Miliz und Demokratie in Österreich. Zur weiteren Reform der militärischen Landesverteidigung“, Wien 1986 (Diss.), S. 65 – 68. Zur Einsatztauglichkeit und militärstrategischen Wirksamkeit von Miliztruppen siehe Eder, Erich: „Faktoren zur Entwicklung des Bundesheeres zu einem Milizheer“, in: „Der Soldat“ vom 25.09.1985, S. 3.

Die Grenzschutztruppe 23

milizartigen Heeresstruktur, sozusagen dessen organisation grundsätzlich verändern zu müssen.24 „aktive“ Komponente. Dabei handelte es sich vor Verfassungsrechtlich verankert wurde das allem um Verbände der Führungs-, Unterstützungs- Milizprinzip schlussendlich 1988, ein den öster- und Versorgungstruppen sowie in Einzelfällen auch reichischen Bedürfnissen angemessenes und eigen- der Kampftruppen, die einen relativ hohen Anteil ständig gewachsenes Milizsystem wurde dadurch an Berufskader aufwiesen und nach Auffüllung sichergestellt25 und der Status des Milizstandes durch die Soldaten der Reserve (der Miliz) ihre (neben dem Präsenz- und Reservestand) geschaf- Einsatzbereitschaft erreichten – ohne ihre Friedens- fen.26

24 Vgl. Eder, Erich: „Faktoren zur Entwicklung des Bundesheeres zu einem Milizheer“, in: „Der Soldat“ vom 23.10.1985, S. 3. 25 Vgl. „Was bedeutet Miliz (4). Analyse eines prägenden Begriffs der österreichischen Wehrrechtsordnung“, in: „Der Soldat“, Nr. 8 vom 25.04.2007, S. 9. 26 Vgl. „Was bedeutet Miliz (5). Die rechtliche Verankerung des Milizsystems“, in: „Der Soldat“, Nr. 14 vom 25.07.2007, S. 11.

Theorien und Begriffsbestimmungen 24

Die Grenzschutztruppe 25

2 Die österreichische Verteidigungspolitik

Österreich als „Wehrhaftes Volk“ 49 % der Befragten, die eine positive Einstellung – eine Illusion? zum Bundesheer zeigten, der Meinung, die Armee könne einer Invasion durch einen Nachbarstaat „Eine Armee mit bedingter Bereitschaft wäre die wenigstens eine Woche Widerstand leisten. Doch gefährlichste Illusion, die ein Volk sich leisten könnte.“ bei einem etwaigen Angriff einer Großmacht waren – Edgar Schumacher sich zwei Drittel der Befragten sicher, dass das Bun- desheer einfach überrollt werde, nur 17 % hofften In der am 27. April 1945 proklamierten provisori- auf zumindest einige Stunden Abwehrkampf. Auf- schen österreichischen Staatsregierung befand sich grund der bestehenden militärischen Blocksysteme zunächst auch ein Staatssekretär für Heerwesen. war ein Angriff durch einen Nachbarn eher un- Doch schon acht Monate später endete seine Tätig- wahrscheinlich, eine Verteidigung gegen eine Groß- keit aufgrund eines Beschlusses der Alliierten Kom- macht wiederum sinnlos – eine „sparsame“ Ver- mission. War sein Wirken auch nur von kurzer teidigung war also nach allgemeiner Ansicht der Dauer, so dokumentierte es doch den eindeutigen österreichischen Bevölkerung vollkommen ausrei- Willen der Staatsführung, die Unabhängigkeit Öster- chend.3 reichs durch eigene Streitkräfte schützen zu wollen.1 Aus all diesen Gründen war und ist der Stellen- In der österreichischen Bevölkerung selbst herr- wert der militärischen Landesverteidigung in schte kaum eine Begeisterung für ein neues Heer. Österreich im Vergleich zu den anderen europäi- Die Masse der Österreicher glaubte in der Regel schen Staaten gering. Der Anteil der Militäraus- sehr wohl an die Notwendigkeit der Landesver- gaben am BIP betrug zwischen 1960 und 1989 teidigung, jedoch nicht an ihre Erfolgsmöglich- durchschnittlich 1,21 %, und war somit der niedrig- keiten. In den vergangenen Jahrhunderten hatten ste aller OECD Staaten mit mehr als einer Million österreichische Soldaten immer im Verband einer Einwohner. Nach einer kurzen Aufbauphase begin- Großmacht gekämpft, die Vorstellung, dass ein nend 1952 bzw. 1955 war es der allgemeine Konsens Kleinstaat wie Österreich seine Unabhängigkeit der Parteien wie der großen Interessenvertretungen, verteidigen könnte, konnte sich auf keine Tradition den Budgetanteil der Landesverteidigung niedrig stützen.2 In einer 1973 durchgeführten Bundesheer- zu halten, was auch der überwiegenden Einstellung studie bestätigte sich diese Theorie: Zwar waren der Bevölkerung entsprach.4 Nach den traumati-

1 Vgl. Leeb, Anton: „Die Wehrpolitik der Zweiten Republik“, in: Zehn Jahre Bundesheer, Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 3. Jahrgang 1965, Heft 5, S. 314. 2 Ein großes Handicap der österreichischen Streitkräfte war der Artikel 13 des Staatsvertrages, in dem durch das „Verbot von Spezialwaffen“, also von Raketenwaffen, die Wehrhoheit empfindlich eingeschränkt wurde. Vgl. Leeb, Anton: „Die Wehrpolitik der Zweiten Republik. Grundlagen“, in: Werdertor Verlag (Hrsg.): „Tagwache. Friedensheer in Ausbildung und Einsatz“, Wien 1968, S. 49. 3 Vgl. Gehmacher, Ernst: „Das Sicherheitsbewusstsein der Österreicher“, in: Neisser, Heinrich/Windhager, Fritz (Hrsg.): „Wie sicher ist Österreich? Beiträge zu einer konzeptiven Sicherheitspolitik“, Schriftenreihe „Sicherheit und Demokratie“, Band 2, Wien 1982, S. 143; sowie Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „Die Österreicher und ihr Bundesheer. Ergebnisse einer Umfrage des Institutes für empirische Sozialforschung (IFES) im Auftrag des Bundesministeriums für Landesverteidigung“, Wien 1973, S. 2 – 5. 4 Vgl. Skuhra, Anselm: „Österreichische Sicherheitspolitik“, in: Dachs, Herbert (Hrsg.): „Handbuch des politischen Systems Österreichs“, Wien 1997, S. 742.

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schen Erlebnissen der beiden Weltkriege darf diese buch bezüglich eines Gesprächs über das Vertei- Haltung der meisten Österreicher nicht verwun- digungsbudget mit Bundesminister Graf im Juni dern. Für die Bevölkerung war das Bundesheer 1960: bestenfalls ein Nothelfer in Katastrophenfällen und ein kostenloser Arbeitsdienst.5 „Der Minister glaubt, mit einem 2 Milliarden Budget Divisionär Dr. Josef Bystricky formulierte dieses durchzukommen, was viel zu wenig ist. Das mindeste Dilemma folgendermaßen: wäre ein Budget von 2,5 Milliarden. An das will der Minister aber nicht heran, weil weder bei der SPÖ „Müssen wir nicht ein ungutes Gefühl bekommen, noch bei der ÖVP eine Liebe vorhanden ist, uns das wenn wir uns und dem Ausland einreden wollen, wir zu geben, was unbedingt notwendig ist.“9 seien so arm, daß wir für die Verteidigung unserer Existenz nicht mehr als 4 bis 5 % des Jahresbudgets 1961 war keine Besserung in Sicht, wie aus aufwenden können? Sollte uns einmal eine Gefahr einem streng vertraulichen Brief Fusseneggers an drohen, deren Beseitigung über unsere Kräfte hinaus- die Gruppenkommandanten hervorgeht: ginge, bliebe uns nichts anderes übrig, als uns um Hilfe umzusehen. Können wir aber auch auf eine „Die finanzielle Situation ist arg genug, sodaß ich sie echte und wirksame Hilfe rechnen, wenn wir nicht den Herren nicht im Einzelnen auseinander zu setzen selbst zuvor alle eigenen Möglichkeiten erschöpft brauche. Trotz aller Memoranden, die wir schreiben haben?“6 und vorlegen, ist nicht damit zu rechnen, daß im Jahre 1962 das Heeresbudget fühlbar erhöht wird. Ob die Republik Österreich durch derart niedri- […] Unser neuer Bundesminister bemüht sich ehr- ge Ausgaben für die militärische Landesverteidi- lich, sein möglichstes zu erreichen, er wird aber bei gung darüber hinaus seine neutralitätsrechtliche der durch die politischen Parteien selbst verschulde- Rüstungspflicht verletzt, ist eine Frage, die nach ten finanziellen Lage nicht die Summe bekommen, die wie vor diskutiert wird.7 wir uns erträumen. […] Auf jeden Fall ist es ausge- Die Folge waren immer wiederkehrende Hilfe- schlossen, an eine Vermehrung der Einheiten und rufe und Forderungen des Bundesheeres nach Kommanden zu denken. […] Es ist verlorene Zeit, neuem Material bzw. mehr Budget.8 Generaltrup- wenn wir uns mit solchen Dingen befassen. Im peninspektor Fussenegger notierte in seinem Tage- Augenblick kämpfen wir um unsere Existenz. Ich

5 Vgl. Leeb, Anton: „Die Wehrpolitik der Zweiten Republik“, in: Zehn Jahre Bundesheer, Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 3. Jahrgang 1965, Heft 5, S. 315. 6 Bystricky, Josef: „Neutralität und Landesverteidigung“, in: Werdertor Verlag (Hrsg.): „Tagwache. Friedensheer in Ausbildung und Einsatz“, Wien 1968, S. 67. 7 Vgl. hierzu Rotter, Manfred: „Verletzt Österreich seine neutralitätsrechtliche Rüstungspflicht?“, in: Neisser, Heinrich/Windhager, Fritz (Hrsg.): „Wie sicher ist Österreich? Beiträge zu einer konzeptiven Sicherheitspolitik“, Schriftenreihe „Sicherheit und Demokratie“, Band 2, Wien 1982, S. 283 – 296. 8 „Zwischen 1945 und 1956 hatte die Waffentechnik eine bedeutende Entwicklung hinter sich. Nach 1956 konnte man „end- lich“ an den Aufbau eines Heeres heran. Aber Österreich war ökonomisch geschwächt, dringende Investitionen waren erforderlich, so daß für einen zeitgemäßen Aufbau kein Geld da war. So wurde nur wenig für das neue Heer ausgegeben. Dabei entstand zunächst ein bürokratischer Wasserkopf, eine Offiziersversorgungszentrale. Ein General kommt eben immer noch viel billiger als ein Flugzeug.“ Daim, Wilfried: „Analyse einer Illusion. Das österreichische Bundesheer“, Gladenbach 1969, S. 25. GTI Fussenegger war ähnlicher Ansicht: „80 Generäle und Brigadiere kann man einem südamerikanischen, aber nicht einem europäischen Kleinstaat zumuten.“ Abschiedsrede des GdI Erwin Fussenegger vom 16.12.1970. Tagebuch, Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967, S. 140. 9 Tagebuch-Eintrag vom 27.06.1960; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1960, S. 119.

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bitte diesen Brief vertraulich zu behandeln und nach „Nach 15 Jahren Erfahrung kann ich ganz offen aus- Kenntnisnahme zu vernichten.“10 sprechen, das Geld werden wir nie bekommen. Diese harte Feststellung muß endlich einmal geglaubt wer- Schließlich notierte GTI Fussenegger auch 1964 den und Planungen, die mit dieser Feststellung nicht resignierend bezüglich der Budgetdebatte im im Einklang stehen, sind sinnlos, utopisch und daher Nationalrat: gefährlich.“12

„Daß es doch noch Nationalräte gibt die erklären, daß Vor allem die Instandhaltung der gesamten Aus- das Bundesheer mehr Geld braucht, ist eine Heu- rüstung und Bewaffnung war in den Anfangsjahren chelei, denn sie bestimmen ja die Höhe des Budgets. unbefriedigend. Der Großteil des Materials war aus Solange aber diese innere Bereitschaft fehlt, wird das US-amerikanischen Hilfslieferungen13 und heillos Budget niedrig bleiben. Wir sind das 5. Rad am veraltet, eine Erneuerung aufgrund der finanziellen Wagen und werden nur mitgeschleppt. Wir sind un- Lage fast ausgeschlossen, manche dringend benö- interessant gegenüber den anderen Problemen, mit tigte Ersatzteile wurden gar nicht mehr erzeugt.14 denen sich der Staat beschäftigt. […] Man muß sich Die daraus resultierenden Mängel bildeten eine im- nur fragen, wozu dann das Ganze? Jedes Jahr wird mer größer werdende Gefahr für die Einsatzbereit- dort ein Film abgerollt, ohne daß sich etwas ändert, schaft des Bundesheeres.15 Dies löste selbst in maß- ohne daß ein Lichtblick für die Zukunft aufscheint.“11 geblichen NATO-Kreisen ernste Besorgnis aus, da das neutrale Österreich mit dem weltweit gering- Bei seiner Abschiedsrede 1970 fasste Fussen- sten Verteidigungsbudget zu einer ernsten Gefahr egger schließlich zusammen: für die NATO-Konzeption werden konnte.16 Auch

10 Brief des GTI an die Befehlshaber der Gruppen I, II und III und des Kommando Luft. Tagebuch, Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1961, S. 51. 11 Tagebuch-Eintrag vom 01.12.1964; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1964, S. 94f. 12 Abschiedsrede des GdI Erwin Fussenegger vom 16.12.1970. Tagebuch, Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967, S. 138. 13 Von Ende August bis Oktober 1955 hatten die Amerikaner insgesamt 1.986 Güterwaggons mit Waffen und Ausrüstung nach Hörsching geliefert. Vgl. Duic, Mario: „Das Erbe von Kriegs- und Nachkriegszeit“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 110. Dieses so genannte „Livorno-Paket“ umfasste Rüstungsgüter für etwa 28.000 Mann und sollte dem österreichi- schen Heer eine Gliederung von acht Infanteriebrigaden und leichten Panzereinheiten ermöglichen. Vgl. Etschmann, Wolfgang: „Wehrpflicht in der Zweiten Republik Österreich. Vorgeschichte und Entwicklung einer Wehrpflichtarmee zwi- schen den großen Blöcken von 1945 bis heute“, in: Foerster, Roland G. (Hrsg.): „Die Wehrpflicht. Entstehung, Erscheinungsformen und politisch-militärische Wirkung“, Beiträge zur Militärgeschichte Band 43, München 1994, S. 220. 14 Z.B. waren die ersten österreichischen Panzer sowjetische Panzer T 34 und amerikanische Aufklärungspanzer M 24, gefolgt von Panzer M 41 und M 47 und der Panzerhaubitze M7B2 „Priest“ – Teile davon standen noch 1975 in Gebrauch. Vgl. Weinkopf, Gustav: „Die Hauptwaffen des österreichischen Bundesheeres“, in: Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „20 Jahre österreichisches Bundesheer 1955 – 1975“, Wien 1975, S. 27. 15 Im Jahr 1960 betrug der finanzielle Aufwand für die Landesverteidigung pro Kopf der Bevölkerung in Österreich ATS 266,-, in den anderen neutralen Ländern Schweiz dagegen ATS 1.446,-, und in Schweden ATS 1.963,-. Vgl. „Bericht an den Landesverteidigungsrat über die Landesverteidigung Österreichs – Übersendung.“; Heeresgeschichtliches Museum/ Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 3.634-geh/S II/61 – Geheim, S. 24-28, 56. 16 Vgl. Stöckl, Christine: „Die Verteidigungspolitik der ÖVP und der Stellenwert der militärischen Landesverteidigung im österreichischen Neutralitätskonzept (1955-1985)“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft Band 8, Wien 1985, S. 142f.

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die Schweiz und die Bundesrepublik Deutschland Ernest König gliederte die österreichische äußerten offiziell ihre Bedenken bezüglich der Rüstungswirtschaft sehr treffend in drei Stadien: ein schwachen Verteidigungsbereitschaft Österreichs.17 Pionierstadium von 1955 bis 1962, gekennzeichnet Vor allem die Diskussionen um eine Verkürzung von viel Initiative, wenig Bürokratie, wenig Mittel der Wehrdienstzeit 1970 lösten in der Schweiz „ver- und einer gewissen Ziellosigkeit. Gefolgt von zwei ständnisloses Erstaunen“ und eine große Besorgnis Konsolidierungsstadien von 1963 bis nach 1970, aus: „Man spricht in der Schweiz ziemlich offen von unterbrochen von Zeiten der chaotischen Resigna- einer wesentlichen Schwächung der österreichischen tion. Dies belegt anschaulich, dass sich das Bundes- Verteidigungsbereitschaft.“18 Die Bundesrepublik heer nie vom finanziellen Fehlstart 1955 erholen Deutschland hatte jedes Vertrauen in das öster- konnte.20 Eine Verbesserung dieser Misere war erst reichische Bundesheer verloren, wie ein Artikel der zu verspüren, als auf verschiedenen Gebieten eine Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 19. Juli 1971 österreichische Rüstungsproduktion anlief. Durch eindrucksvoll belegt: die Entwicklung „eigener“ österreichischer Waffen und Geräte, die den ausländischen Produkten quali- „Das kranke Heer. Das österreichische Heer ist der tativ zumindest gleichwertig waren, kam es endlich Schatten eines militärischen Instruments. Theorien, zu einer einheitlicheren Ausstattung.21 Durchset- die Armee könnte die Neutralität des Landes garantie- zungsschwierigkeiten und politische Entschei- ren, gehören in den Bereich der Phantasie. […] Die dungsschwäche bei rüstungspolitischen Schlüssel- Schweiz und Jugoslawien können auf diesen Partner fragen waren und sind jedoch bis heute system- nicht zählen. Die österreichische Armee ist von immanent (Vgl. dazu Abb. 1 auf Seite Anfang an ein Spielball der Parteiinteressen gewesen. Unterrichtsminister Heinrich Drimmel wies Alle Verteidigungsminister haben sich ihrer für ihre anlässlich des ersten wehrpolitischen Seminars im persönliche Karriere oder zum Nutzen ihres Bundes- Oktober 1962 in Graz auf die geringe Bereitschaft kanzlers oder der Parteien im allgemeinen bedient. der Österreicher zur Landesverteidigung hin. Er Meist ging es um populäre Kürzungen des Militär- bezeichnete es daher als unbedingt notwendig, haushaltes; zuletzt musste ein Wahlversprechen ein- dass die Akademiker des Landes, die Ressort- gelöst und die Dienstzeit herabgesetzt werden. Es fehlt politiker und die Funktionärsschicht des staatli- an Rahmenpersonal. Die Qualität der Bewaffnung ist chen Systems eine verpflichtende positive Ein- fragwürdig. Die soziale Lage der Soldaten aller Grade stellung zu Bundesheer und Landesverteidigung ist bescheiden. Die Zukunft steht nur auf dem Papier. an den Tag zu legen hätten. Dies deshalb, weil man Denn Pläne, gute Pläne sind vorhanden. Aber der nur so angesichts der geringen Budgetmittel für Wille der politischen Führung, aus der uniformierten das Bundesheer wenigstens ein Minimum von Organisation eine Truppe wachsen zu lassen, fehlt.“19 Abwehrbereitschaft in der Bevölkerung hervorru-

17 Vgl. Böhner, Gerhard: „Die Wehrprogrammatik der SPÖ“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft, Band 6, Wien 1982, S. 62, 77. 18 „Nur die Feuerwehr ist gut! Die Schweiz und Oesterreichs Bundesheer-Pläne“, in „Kurier“, vom 28.10.1970, S. 3. 19 Ermacora, Felix (Hrsg.): „Weißbuch zur Lage der Landesverteidigung Österreichs an Stelle eines noch immer fehlenden Berichtes der Regierung Kreisky über den Stand der umfassenden Landesverteidigung“, Wien 1973, S. 73f. 20 Vgl. König, Ernest: „Bemerkungen zum Stand der Finanzen und der Rüstungswirtschaft in den Jahren 1955 – 1970“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 184f. 21 Vgl. Hamburger, Walter A.: „40 Jahre österreichisches Bundesheer der 2. Republik“, Wien 1994, S. 19f.

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fen könne.22 Die Gründung der Österreichischen schen Ländern belegt die stets sehr niedrige perso- Offiziersgesellschaft 1960 und der Gesellschaft zur nelle Stärke des österreichischen Heeres. Schweden Förderung der Landesverteidigung 1963 waren ein hatte 1969 bei einer Einwohnerzahl von 7,9 Mio. weiterer Versuch, das Bundesheer in der Gesell- eine Kriegsstärke der Streitkräfte von 600.000 Mann, schaft zu etablieren.23 Vor allem die „Österreichi- zu denen noch 100.000 Angehörige der Heimwehr sche Gesellschaft zur Förderung der Landesvertei- kamen. Somit waren 9,5 % der schwedischen Bevöl- digung“ (später: „Österreichische Gesellschaft für kerung zur Verteidigung aufgeboten. Die Schweiz Landesverteidigung und Sicherheitspolitik“) mach- wies zur gleichen Zeit eine Mobilisierungsstärke te es sich zum Ziel, durch Vorträge und Veröffent- von Heer, Territorialverteidigung und Luftstreit- lichungen die Öffentlichkeit zu informieren und die kräften von 660.000 Mann auf, was etwas mehr als staatsbürgerliche politische Diskussion im Allge- zehn Prozent der Gesamtbevölkerung entsprach. meinen zu fördern, um „den Willen zum Widerstand „Die Schweiz hat keine Armee – sie ist eine Armee“ gegen die Bedrohung der österreichischen Demokratie zu lautete ein bekannter Ausspruch.26 Österreich hin- wecken und zu stärken“.24 gegen hatte 1969 bei 7,32 Millionen Einwohnern Der Stellenwert der Landesverteidigung in der eine Mobilisierungsstärke des Bundesheeres von Bevölkerung war also gering, was sich auch auf die maximal 150.000 Mann und somit bloß knappe zwei Stellung der Berufssoldaten in der Gesellschaft aus- Prozent der Gesamtbevölkerung unter Waffen.27 wirkte. Waren in der Monarchie und in der Ersten Verteidigungsbereitschaft, auch unter dem Be- Republik Angehörige der Armee hoch geachtet und griff „Wehrgesinnung“ verwendet, sollte prinzipiell für reiche Bürgerstöchter anzustrebende Ehepart- eine Angelegenheit aller Bürger sein. Man versteht ner, wurde der Soldatenberuf im Zweiten Bundes- darunter jene gefühlsmäßige Einstellung, die sich in heer in der öffentlichen Meinung zu einem Job für der Zustimmung ausdrückt, für die Bewahrung der Leute, die für einen zivilen Beruf zu minder quali- eigenen Kultur und Gesellschaft gegenüber Bedro- fiziert waren.25 Dies führt uns zu einem weiteren hungen auch persönlich einzutreten, wobei als aus- Problem des Bundesheeres: seine schwache perso- schlaggebend gilt, bis zu welchem Grad man bereit nelle Ausstattung. ist, Opfer an Geld, Mühe und eventuell auch den Ein Vergleich mit anderen neutralen europäi- Einsatz von Gesundheit und Leben zu akzeptieren.28

22 Vgl. Rumerskirch, Udo: „Akzeptanz – Traum und Wirklichkeit“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 280f. 23 Vgl. Magenheimer, Heinz: „Das österreichische Bundesheer 1955 – 1975. Ein Beitrag zur Chronik der Ereignisse“, in Öster- reichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 13. Jahrgang 1975, Heft 3, S. 188. 24 Bayer, Richard/Kempf, Hubert: „Entwicklung der Umfassenden Landesverteidigung in Österreich. Chronologie“, Broschüre der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Landesverteidigung, Wien o.J. (1974), S. 27. 25 „Intelligente junge Leute gehen dem Offiziersberuf meist aus dem Wege. Auch sind heute oft weder Arbeiter noch Bauern begeistert, wenn ihre Tochter einen Offizier oder anderen aktiven Soldaten heiraten will, weil man den Militärstand weitge- hend als nicht zukunftsträchtig empfindet.“ Und: „Offiziere, die über das Militär hinaus einen ordentlichen Beruf erlernten, gehen oft vom Heer weg, weil sie die fragwürdige militärische Existenzform aus einem Gefühl für moralische Reinlichkeit nicht aushalten.“ Daim, Wilfried: „Analyse einer Illusion. Das österreichische Bundesheer“, Gladenbach 1969, S. 29, 31. 26 Vgl. Danzmayr, Heinz: „Das Bundesheer – ein Heer der Staatsbürger. Eine wehrpolitische Fragestellung“, in Österreichi- sche Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 13. Jahrgang 1975, Heft 3, S. 209. 27 Vgl. Heller, Otto: „Die „Schild-Schwert-These“ und die Neutralen. Eine strategisch/operative Betrachtung über die Zeit von der Aufstellung des zweiten Bundesheeres bis zum Beginn der Reform 1970“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 78. 28 Vgl. Gehmacher, Ernst: „Verteidigungsbereitschaft und soziale Identifikation in der modernen Gesellschaft“, in: „Kultur und Gesellschaft. Gemeinsamer Kongreß Deutsche, Österreichische, Schweizerische Gesellschaft für Soziologie. Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen“, 24. Deutscher Soziologentag, 11. Österreichischer Soziologentag, 8. Kongreß der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988, S. 840.

Die österreichische Verteidigungspolitik 30

„Der Grad der Verteidigungsbereitschaft steht in November notifizierte die Bundesregierung den engem Zusammenhang mit der allgemeinen Beur- Text dieses Gesetzes allen Staaten, am 6. Dezember teilung der Verteidigungswürdigkeit in Verbindung erkannten die vier Großmächte die österreichische mit der Verteidigungsnotwendigkeit dessen was ver- Neutralität an.30 Die anderen Staaten schlossen sich teidigt werden soll.“29 dieser Anerkennung zum Teil an oder nahmen sie nur zur Kenntnis, von keinem Staat jedoch wurde In Österreich sind sich Teile der Bevölkerung diese Neutralität garantiert.31 bis heute nicht sicher, was es zu verteidigen gilt Die Neutralität wurde vom Großteil der öster- bzw. was man überhaupt verteidigen will. Diese reichischen Bevölkerung 1955 zunächst bestenfalls labile Wehrgesinnung ist ein grundlegendes akzeptiert, war man doch aufgrund der jahrhun- Problem der Zweiten Republik, und manifestiert dertelangen geschichtlichen Entwicklung und als sich in den geringen Budgetmittel für die Landes- Erbe des Habsburgerreiches nicht unbedingt prä- verteidigung. destiniert für ein neutrales Selbstverständnis. Erst im Laufe der Jahre wurde die Neutralität zu einem Symbol für ein neues Nationalbewusstsein und zur Die Verteidigungsdoktrin in Mitbegründerin der heutigen österreichischen Österreich 1955 bis 1970 Identität, eine Entwicklung, die man allerdings eng an das österreichische Wirtschaftswunder gekop- „Sie schreien nach uns um Hilfe, wann ihnen das pelt sehen muss.32 Die österreichischen Regierun- Wasser in das Maul rinnt, und wünschen uns vom gen vertraten stets den Standpunkt, dass die öster- Hals, kaum als einen Augenblick dasselbige ver- reichische Neutralität eine militärische, nicht aber schwunden.“ eine wirtschaftliche oder gar ideologische sei. Dies – Prinz Eugen von Savoyen, 22. September 1704 stellte Bundeskanzler Raab schon in seiner Parla- mentsrede zur Verabschiedung des Neutralitätsge- setzes am 26. Oktober 1955 klar: Die österreichische Neutralität 1955 „Ich will weiters hervorheben, daß die militärische Das Bundesverfassungsgesetz über die Neutra- Neutralität, die Sie, meine Damen und Herren heute lität Österreichs, das dem Schweizer Vorbild hin- beschließen werden, keinerlei Verpflichtungen und sichtlich der „immerwährenden“ Neutralität folgte, Bindungen auf wirtschaftlichem und kulturellen erlangte am 5. November 1955 Rechtskraft. Am 14. Gebiet beinhalten wird.“33

29 Rumerskirch, Udo: „Erziehung zur Verteidigungsbereitschaft in Österreich. Pädagogik im Bundesheer“, Broschüre der Österreichischen Gesellschaft für Landesverteidigung und Sicherheitspolitik Nr. 48, Wien 1994, S. 5. 30 Vgl. Enzelsberger, Ernest F. „Immerwährend heißt nicht ewig. Die österreichische Neutralität – eine Bestandsaufnahme 2004“, Broschüre der Österreichischen Gesellschaft für Landesverteidigung und Sicherheitspolitik Nr. 72, Wien 2004, S. 8f. 31 Vgl. Leeb, Anton: „Die Wehrpolitik der Zweiten Republik. Grundlagen“, in: Werdertor Verlag (Hrsg.): „Tagwache. Friedensheer in Ausbildung und Einsatz“, Wien 1968, S. 49. 32 Vgl. Hollnbuchner, Birgit: „Österreich und die Neutralität – Politische Dimension oder historische Illusion? Konstanten und Brüche in der Bedeutung und Interpretation der Neutralität in Österreich vom Staatsvertrag 1955 bis zur Diskussion eines NATO-Beitritts 1999“, Wien 1999 (Dipl.-Arb.), S. 88f. Zahlreiche Hinweise deuten darauf, dass die österreichische Identität in manchen Teilen oberflächlich geblieben ist, da die Identifikation mit der österreichischen Nation mit den jeweili- gen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen steigt und sinkt. Für den Wiener Politikwissenschafter Peter Gerlich ist das österreichische Nationalbewusstsein daher mit einem „Schönwetterbewusstsein“ zu vergleichen. Ebenda, S. 91. 33 Stenographisches Protokoll des Nationalrates, VII. GP, 80. Sitzung vom 26.10.1955, S. 3.690.

Die Grenzschutztruppe 31

Denn Österreich verstand sich stets als eine Jede Infragestellung der Neutralität wird als westliche Demokratie und betrieb seit seiner Sakrileg empfunden, Zweifler an der weiteren Teilnahme am Marshallplan von sich aus offensiv Sinnhaftigkeit der Neutralität stellen dadurch indi- seine Integration in den westlich-amerikanischen rekt den Gründungsmythos der Zweiten Republik Macht-, Kultur- und Wirtschaftsbereich. Die Pro- in Frage. Durch die Verbindung von Gewinnung klamation der Neutralität änderte daran nichts, der Unabhängigkeit und der Neutralität im kollek- international wurde Österreich nach wie vor als tiven Gedächtnis der Österreicher wurde eine sach- heimlicher Verbündeter des Westens betrachtet.34 liche Diskussion über die Vor- und Nachteile der In der Bevölkerung jedoch stilisierte sich die Neutralität bis heute scheinbar unmöglich. Darüber österreichische Neutralität zu einem Mythos hoch. hinaus betrachten die Österreicher die Neutralität Die Neutralität wurde zu einem elementaren Be- als wirksamen Schutz gegen sicherheitspolitische standteil der österreichischen Identität und der Schwierigkeiten aller Art. Ein Großteil der öster- österreichischen Staatsidee, zur „Identitätsdoktrin“. reichischen Bevölkerung erwartet sich, im Falle Das Selbstverständnis „wir sind neutral“ begann eines Angriffes von anderen Staaten Unterstützung schon bald die österreichische Öffentlichkeit zu prä- zu erhalten bzw. in einem neutralen Staat generell gen, wobei einem Großteil der Bevölkerung bis nicht angegriffen zu werden. Für einen nicht uner- heute nicht wirklich klar ist, was unter Neutralität heblichen Prozentsatz bedeutet die immerwähren- völkerrechtlich korrekt zu verstehen ist. Sie ist aber de Neutralität gar die Garantie, in keine militäri- ein passender Rahmenbegriff für die seit 1945 end- schen Konflikte verwickelt zu werden.37 lich akzeptierte Kleinstaatexistenz, die folgendes vermitteln soll: „Österreich ist klein, tut niemandem „Neutralität ist daher schlicht und einfach ein etwas, will auch in Ruhe gelassen werden.“35 Der Synonym für ,Österreich‘ geworden wie es ist: selbst- Innsbrucker Politologe Anton Pelinka bekräftigte bezogen, selbstzufrieden, eng. […] Nein, das öster- diese Ansicht: reichische Neutralitäts-Selbstbewußtsein hat mit tatsächlicher ,Neutralität‘ wenig zu tun.“38 „In der Bevölkerung ist die Neutralität bis heute populär, sie ist zum Symbol der Erfolgsstory der Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Zweiten Republik geworden.“36 Neutralität in Österreich vor allem in ihrer Bevöl-

34 Vgl. Hollnbuchner, Birgit: „Österreich und die Neutralität – Politische Dimension oder historische Illusion? Konstanten und Brüche in der Bedeutung und Interpretation der Neutralität in Österreich vom Staatsvertrag 1955 bis zur Diskussion eines NATO-Beitritts 1999“, Wien 1999 (Dipl.-Arb.), S. 161. 35 Bruckmüller, Ernst: „UNO und Neutralität“, in: „Das neue Österreich. Die Ausstellung zum Staatsvertragsjubiläum 1955/2005“, Wien 2005, S. 205; sowie Bruckmüller, Ernst: „Mythen, Bilder, Stereotypen. Selbst- und Fremdbilder über Öster- reich“, in: Römer, Franz (Hrsg.): „1000 Jahre Österreich – Wege zu einer österreichischen Identität“, Vorträge anlässlich des Dies Academicus der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien am 10. Jänner 1996, Wiener Universitätsreden Neue Folge Band 6, Wien 1997, S. 29 – 31. 36 Enzelsberger, Ernest F.: „Die Neutralität ist in den Herzen der Österreicher. Die Neutralitätsdiskussion in Österreich im Jubiläumsjahr 2005“, Wissenschaftliche Reihe der Österreichischen Gesellschaft für Landesverteidigung und Sicherheitspolitik Nr. 8, Wien o.J. (2006), S. 19. 37 Vgl. Hollnbuchner, Birgit: „Österreich und die Neutralität – Politische Dimension oder historische Illusion? Konstanten und Brüche in der Bedeutung und Interpretation der Neutralität in Österreich vom Staatsvertrag 1955 bis zur Diskussion eines NATO-Beitritts 1999“, Wien 1999 (Dipl.-Arb.), S. 93, 148. 38 Bruckmüller, Ernst: „Österreichbewußtsein im Wandel. Identität und Selbstverständnis in den 90er Jahren“, Schriftenreihe des Zentrums für angewandte Politikforschung, Band 4, Wien 1994, S. 134f.

Die österreichische Verteidigungspolitik 32

kerung zum Merkmal der Unabhängigkeit, Eigen- wurde von den Regierungsparteien jedoch nie ständigkeit sowie Stabilität und des Selbstbewusst- ernsthaft ins Auge gefasst, das rituelle Bekenntnis seins geworden ist – alles Eigenschaften, die in der zur Neutralität wurde von ihrer beliebigen Inter- Ersten Republik nicht vorhanden waren. Unter pretation abgelöst. Die Oppositionsparteien ließen Bundeskanzler Kreisky wurde die Neutralität zum dagegen eine klare Neutralitätspolitik erkennen: Mythos erhoben, seit den 1990er Jahren wurde sie Von der FPÖ sowie dem Liberalen Forum wurde zunehmend zum Gegenstand des parteipolitischen die Neutralität konsequent als nicht mehr zeitge- Populismus.39 Dies zeigte sich vor allem im mäß abgelehnt, vom Liberalen Forum ein NATO- Zusammenhang mit der politischen Debatte um Beitritt stets gefordert. Die Grünen dagegen erwie- den österreichischen EU-Beitritt und dessen Verein- sen sich, neben den Kommunisten, als die bedin- barkeit mit der Neutralität. Die ÖVP fuhr hier lange gungslosesten und härtesten Verfechter der Neu- Zeit eine parteitaktische Doppelstrategie: Auf der tralität.40 einen Seite bekannte sie sich verbal zur Neutralität Von einer Neutralität nach dem Haager Abkom- und beteuerte ihre Sinnhaftigkeit, auf der anderen men von 1907 ist Österreich heute weit entfernt. Seite hielt sie in der Praxis Abstand und versuchte, Wenn der zur Zeit im Amt befindliche Bundesmi- unangenehme Konsequenzen zu umgehen oder nister für Landesverteidigung Norbert Darabos die erst gar nicht mitzutragen. Sie reagierte auf die Meinung vertritt, dass sich Österreich vor den weltpolitischen Veränderungen besonders rasch „Battle Groups“, den Kriseninterventionskräften und flexibel und handhabte als erste Partei die der EU, nicht verschließen darf, und betont, dass Neutralität „dynamisch“, die Zukunft der öster- diese Beteiligung mit der österreichischen Neutra- reichischen Sicherheitspolitik sah sie in einem lität vereinbar sei („Das ist klar geregelt.“)41, stellt sicherheitspolitisch solidarischen Europa. Die SPÖ sich die Frage, was Darabos eigentlich noch unter geriet durch die ständigen Initiativen der ÖVP Neutralität versteht.42 unter Zugzwang und schwankte in ihrer Beur- Ein großes Problem für das Bundesheer ist es, teilung der Neutralität zwischen einem NATO- dass der Zusammenhang zwischen Neutralität und Beitritt und einer Neutralitätsauffassung Kreisky- Bewaffnung im Bewusstsein der österreichischen scher Prägung. Schließlich einigte sie sich unter Bevölkerung weitgehend verloren ging. Es ist nicht größten internen Meinungsverschiedenheiten und gelungen, das geistige Band zwischen Außenpolitik, Flügelkämpfen auf eine enge militärische Defini- Neutralität, Wehrpolitik, Verteidigungspolitik und tion der Neutralität. Eine Aufgabe der Neutralität Sicherheitspolitik in der Gesellschaft zu verankern.43

39 Vgl. Hauser, Gunther: „Die europäischen Neutralen und Bündnisfreien im Vergleich“, in: Österreichische Gesellschaft für Landesverteidigung und Sicherheitspolitik (Hrsg.): „Neutralität 2005. Symposium 5. November 2005, Rorschacherberg/Schweiz. Tagungsbericht“, „, Sonderheft der Österreichischen Gesellschaft für Landesverteidigung und Sicherheitspolitik Nr. 14, Wien o.J. (2006), S. 35f. 40 Vgl. Vgl. Hollnbuchner, Birgit: „Österreich und die Neutralität – Politische Dimension oder historische Illusion? Konstanten und Brüche in der Bedeutung und Interpretation der Neutralität in Österreich vom Staatsvertrag 1955 bis zur Diskussion eines NATO-Beitritts 1999“, Wien 1999 (Dipl.-Arb.), S. 115 – 137, 163f. 41 Interview mit Norbert Darabos in „Der Soldat“, Nr. 17 vom 12.09.2007, S. 3. 42 Ähnliche Verständnisprobleme dürfte 1993 Bundeskanzler Franz Vranitzky gehabt haben, als er die Neutralität als „Ableh- nung aller Kriege“ definierte, was jeglicher inhaltlichen Aussage entbehrt. Vgl. Hollnbuchner, Birgit: „Österreich und die Neutralität – Politische Dimension oder historische Illusion? Konstanten und Brüche in der Bedeutung und Interpretation der Neutralität in Österreich vom Staatsvertrag 1955 bis zur Diskussion eines NATO-Beitritts 1999“, Wien 1999 (Dipl.-Arb.), S. 104. 43 Vgl. Neisser, Heinrich: „Österreichische Wehrgesinnung mit Erosionserscheinungen“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 26. Jahrgang 1987, Sonderheft 2, Symposium „25 Jahre Truppendienst – Geistige Aufrüstung in Heer und Gesellschaft“, S. 14f.

Die Grenzschutztruppe 33

Ein gutes Beispiel dafür ist die Wahrung der „Ich bin mir heute sicher, daß wir in Österreich nie österreichischen Neutralität im Luftraum, die seit eine Luftwaffe aufstellen werden, außer man verwech- jeher ein besonderes Problem unserer Landesver- selt ein Transportunternehmen mit einer Luftwaffe. teidigung darstellt. Schon 1964 war eine Luftraum- Hubschrauber sind ein Transportunternehmen und verteidigungskommission im Bundesministerium keine Luftwaffe.“44 für Landesverteidigung gebildet worden, die eine wirksame Verteidigung des Luftraumes im Frieden Diese Auffassung spiegelt noch heute die durch- einforderte. Während des Prager Frühlings 1968 schnittliche österreichische Ansicht zur österreichi- war die österreichische Luftraumüberwachung erst- schen Fliegertruppe deutlich wieder: Während mals rund um die Uhr im Einsatz, von einer große Teile der Bevölkerung von den erst kürzlich „Sicherung“ oder gar „Verteidigung“ konnte jedoch erworbenen „Black Hawk“-Hubschraubern hellauf keine Rede sein. Dies änderte sich erst 1988, als das begeistert sind, da diese in erster Linie zu huma- österreichische Bundesheer 24 Saab „Draken“ in nitären Einsätzen bei Naturkatastrophen eingesetzt den Dienst stellte, und damit die zahlreichen „unab- und von den Medien äußerst positiv dargestellt sichtlichen“ Luftraumverletzungen durch Militär- werden, stoßen Kampfflugzeuge auf Ablehnung. maschinen der Warschauer Pakt-Staaten ein Ende Dass man mit Hubschraubern aber keinen Luft- fanden. Der neutrale Staat benötigt nicht nur eine raum schützen kann, dringt nur wenigen Inte- Luftraumüberwachung, die grundsätzlich mittels ressierten ins Bewusstsein. Radar vom Boden aus erfolgt, sondern auch eine wirksame Luftraumsicherung. Der Schutz und die Wahrung der staatlichen Autorität können nicht Die österreichische Sicherheitspolitik zehn Meter über dem Boden enden. Die aktuelle 1955 bis 1970 Diskussion über die Anschaffung der „Eurofighter“, die von Un- und Halbwahrheiten geprägt zu einer Die ersten 15 Jahre des österreichischen Bundes- Farce verkam, führte schlussendlich zu einer erheb- heeres waren gekennzeichnet von einer durchaus lichen Schwächung der österreichischen Luftraum- starken Verteidigungspolitik im traditionellen überwachung („Schönwetterluftwaffe“). „Mit allen Verständnis. In der Zeit der Großen Koalition bis zu Gebote stehenden Mitteln“ wurde nicht die zum Ende der ÖVP-Alleinregierung waren die militärische Landesverteidigung gestärkt, sondern Militärausgaben relativ gesehen am höchsten. Die das Bundesheer erneut mit einem sensiblen Thema Alliierten hatten bei ihrem Abzug eine Menge an in den Wahlkampf hineingezogen. Die Politik hat Ausrüstung, Fahrzeugen etc. für das junge öster- einmal mehr gezeigt, dass sie trotz aller Beschwö- reichische Bundesheer hinterlassen. Dadurch konn- rungen der österreichischen Neutralität nicht ge- te im September 1955 ein Heer mit allgemeiner willt ist, dem Bundesheer die dafür notwendige Wehrpflicht beschlossen werden, mit einer starken Unterstützung zu geben. Bereitschaftstruppe von länger dienenden Zeitsol- 1970 stellte der langjährige Generaltruppen- daten und Berufssoldaten. In Folge der Berlin-Krise inspektor Erwin Fussenegger in seiner Abschieds- wurde mit der Heeresgliederung 1962 eine Neu- rede fest: organisation des Heeres beschlossen, die eine

44 Abschiedsrede des GdI Erwin Fussenegger vom 16.12.1970. Tagebuch, Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967, S. 139.

Die österreichische Verteidigungspolitik 34

Verbesserung der Einsatzbereitschaft und der ope- Vietnamkrieg war gerade in seiner Schlussphase – rativen Mobilität bezweckte. Durch den damit ver- dominiert wurde. Grundzüge dieser Kleinkriegs- bundenen zu groß konzipierten Organisations- führung erschienen für ein österreichisches Vertei- rahmen war jedoch die Finanzierung von Anfang digungskonzept ideal – die „Raumverteidigung“ an ein Problem.45 Der im Herbst 1963 von Univer- war geboren.49 sitätsprofessor Hans Thirring präsentierte Plan, der die vollständige Abrüstung Österreichs und die Sicherung seiner Neutralität durch internationale Die Verteidigungsdoktrin Verträge forderte, löste schließlich eine umfangrei- Österreichs 1955 bis 1970 im che Debatte über die österreichische Landesver- Spiegel der Politik teidigung aus.46 In die beschriebene Periode fielen die Ungarn- Das österreichische Bundesheer und die politi- krise 1956, die Südtirolkrise 1967 und die CSSR- schen Parteien sind eng miteinander verflochten. Krise 1968 als die ersten Bewährungsproben für das Sämtliche wehrpolitisch relevanten Grundsatzent- Bundesheer. Während die ersten beiden Krisen scheidungen, wie Stellung und Auftrag des Heeres, erfolgreich bewältigt werden konnten, offenbarte Wehrsystem und Wehrrecht, sind politische Ent- der Prager Frühling gravierende Unzulänglichkei- scheidungen, die von politischen Parteien getroffen ten in der politischen Führung des Militärs mit werden. Wehrpolitik ist somit in erster Linie Partei- einem damit verbundenen Glaubwürdigkeitsverlust politik.50 der bestehenden Militärkonzeption. Ein Volksbe- Die Verteidigungspolitik eines Staates stellt gehren zur völligen Abschaffung des Bundesheeres neben der Außenpolitik und der Politik zur inneren war die Folge, die ÖVP büßte es mit dem Verlust der Sicherheit das dritte Element in dem Gesamtsystem Mehrheit bei den Nationalratswahlen 1970.47 „Sicherheit“ dar. Nur alle drei Elemente zusammen Es folgte eine heftige Strategiediskussion in den können den Gesamtbereich Sicherheit abdecken, frühen 1970er Jahren, die neben der Atomstrategie ein Element alleine kann den Erfordernissen nicht vor allem von der „Kleinkriegsstrategie“48 – der gerecht werden.51

45 Vgl. Skuhra, Anselm: „Österreichische Sicherheitspolitik“, in: Dachs, Herbert (Hrsg.): „Handbuch des politischen Systems Österreichs“, Wien 1997, S. 743. 46 Vgl. hierzu Thirring, Hans: „Mehr Sicherheit ohne Waffen. Denkschrift an das österreichische Volk und seine gewählten Vertreter“, Wien 1963. 47 Vgl. Skuhra, Anselm: „Österreichische Sicherheitspolitik“, in: Dachs, Herbert (Hrsg.): „Handbuch des politischen Systems Österreichs“, Wien 1997, S. 744. 48 Durch den Kleinkrieg sollte der Kampf der geschlossenen Verbände ergänzt und unterstützt werden, indem der Feind auch in seiner Tiefe bedroht wird und dadurch Kampftruppen des Feindes gebunden werden, seine Verbindungs- und Führungs- möglichkeiten behindert werden und durch eine Summe kleinerer Aktionen dem Feind personelle und materielle Verluste zugefügt werden. Vgl. Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „Truppenführung“, Vorschrift zu Erlass Zl. 384.357-Op/65, Wien 1965, S. 224 – 226. Zu Möglichkeiten des Kleinkrieges in Österreich siehe Hochauer, Günter: „Raumverteidigung und ,Kleinkrieg‘“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 13. Jahrgang 1975, Heft 3, S. 223 – 227. 49 Vgl. Marolz, Josef: „Raumverteidigung in der Praxis – das österreichische Modell“, in: Bühl, Hartmut (Moderator): „Strategiediskussion. NATO-Strategie im Wandel – alternative Sicherheitskonzepte – strategische Defensive“, München 1987, S. 194f. 50 Vgl. Kernic, Franz: „Die freiheitliche Wehrpolitik in der Zweiten Republik. Studie zur Wehrprogrammatik und -politik des VdU und der FPÖ von 1946 bis 1986“, Wien 1987 (Diss.), S. 12. 51 Vgl. Pernthaler, Peter: „ULV – zwischen Utopie und Realität“, in: Neisser, Heinrich/Windhager, Fritz (Hrsg.): „Wie sicher ist Österreich? Beiträge zu einer konzeptiven Sicherheitspolitik“, Schriftenreihe „Sicherheit und Demokratie“, Band 2, Wien 1982, S. 392.

Die Grenzschutztruppe 35

Die Verteidigungspolitik der Österreichischen die ÖVP zu einer Rücknahme ihrer Forderung nach Volkspartei (ÖVP) mehr Mittel zwang. 1959 musste Graf einen weite- ren Rückschlag verzeichnen, und bei den Budget- Für die ÖVP war mit Abschluss des Staats- verhandlungen zugunsten sozialer Wohnbaupro- vertrages unstrittig, dass die neue österreichische jekte eine Reduktion seines Etats um 200 Mio. Neutralität entsprechend der Schweizer Auffassung Schilling auf nur noch 1,8 Mrd. Schilling hinneh- zu verteidigen sei. Die Aufstellung einer bewaffne- men. Gedrängt von den Interessensgruppen der ten Streitmacht stellte für sie eine staatspolitische Wirtschaft war der Widerstand in der restlichen Notwendigkeit dar. Mit dem Wehrgesetz 1955 ÖVP freilich gering. 1960 scheiterte Graf erneut mit wurde die erste Phase des Bundesheeres eingeläu- seinen Budgetwünschen. Vom ÖVP-Abgeordneten tet, die neunmonatige Dienstzeit war der erste Franz Regensburger wurden drei Gründe für die Kompromiss mit der SPÖ. Parteipolitische Überle- schlechte Dotierung der Landesverteidigung ange- gungen sollten ab diesem Zeitpunkt die Verteidi- geben: Erstens glaube niemand an einen Krieg, gungspolitik prägen, was sich äußerst negativ aus- zweitens hält man allgemein für den Fall eines tota- wirkte. len Krieges alle Maßnahmen für sinnlos und drit- Nach der Ungarnkrise 1956 forderte die ÖVP in tens befürchte man von erhöhten Militärausgaben aller Öffentlichkeit die Erstellung eines Landes- eine Senkung des Lebensstandards. Dafür konnten verteidigungsplanes. Vor allem Alfons Gorbach von Minister Graf Waffenübungen auf freiwilliger sprach sich sowohl für die dringend nötige Ein- Basis und somit die Voraussetzung für die Schaf- führung von Pflichtwaffenübungen aus als auch fung des Führungskaders eines Reserveheeres für einen organisierten zivilen Luftschutz. Und durchgesetzt werden, von der Forderung nach Bundeskanzler Julius Raab stellte in einer Rund- Pflichtwaffenübungen musste aber Abstand ge- funkansprache klar, dass die allgemeine Wehr- nommen werden. Darüber hinaus konnte mit den pflicht ein wichtiger Garant für eine erfolgreiche Vorarbeiten zur Aufstellung territorialer Grenz- Landesverteidigung sei. schutzeinheiten begonnen werden.52 Die ÖVP Im 1958 beschlossenen Grundsatzprogramm betonte in dieser Aufbauphase des Bundesheeres „Was wir wollen“ bekannte sich die ÖVP erneut stets die nichtmilitärischen Aspekte des Heeres, zur bewaffneten Neutralität. Zusätzlich bekräftigte wie etwa die Rolle als Wirtschaftsfaktor oder auch sie die Möglichkeit, an internationalen Friedens- die erzieherische Funktion.53 operationen mitzuwirken, um so die militärische 1961 übernahm Dr. Gorbach vom erkrankten Neutralität Österreichs zu profilieren. Julius Raab das Bundeskanzleramt und bekannte Verteidigungsminister Graf kämpfte seit seinem sich in seiner Regierungserklärung vorbehaltlos zu Amtsantritt um ein höheres Budget für die Lan- einer wirksamen Landesverteidigung. Dr. Karl desverteidigung. Dies stieß jedoch beim Koalitions- Schleinzer, im Zweiten Weltkrieg in partner SPÖ stets auf taube Ohren wie z.B. 1958, als einem Gebirgsjägerregiment, wurde neuer Ver- der sozialistische Slogan „Schulen statt Kasernen“ teidigungsminister und leitete die Phase der

52 Vgl. Stöckl, Christine: „Die Verteidigungspolitik der ÖVP und der Stellenwert der militärischen Landesverteidigung im österreichischen Neutralitätskonzept (1955-1985)“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft Band 8, Wien 1985, S. 75f, 88f, 101f, 107. 53 Vgl. Gerlich, Peter: „Die Landesverteidigung im Konzept der politischen Parteien“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 197.

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Konsolidierung und Reform des Bundesheeres ein. 1963 trat Dr. Josef Klaus an die Spitze der Öster- Er übernahm ein schweres Erbe, da die ungenügen- reichischen Volkspartei, 1964 wurde er Bundes- de finanzielle Dotierung des Heeres und die damit kanzler. Auch Klaus betonte in seiner Regie- verbundenen erheblichen personellen und materiel- rungserklärung, dass für die staatspolitische Not- len Mängel eine Reorganisation der Armee unum- wendigkeit der Landesverteidigung Opfer ge- gänglich machten. In seiner drei Jahre währenden bracht werden müssen. An seiner Seite stand als Amtszeit wurde als sein Verdienst um die Wehr- neuer Verteidigungsminister Dr. Georg Prader, der politik der Aufbau einer Umfassenden Landes- im Zweiten Weltkrieg zuletzt den Rang eines Ober- verteidigung eingeleitet, und das Wehrbudget regel- innehatte. Im Gegensatz zu seinem Vor- mäßig über die Vier-Prozent-Grenze gehoben. Da gänger Schleinzer war Prader eher reformunwillig, jedoch auch dies zu wenig Mittel brachte, war man grundlegende Veränderungen unterblieben in sei- bei der weiteren Ausrüstung auf meist ausländische ner Amtszeit. Doch waren ihm zwei Dinge von Kredite angewiesen.54 Bundesminister Schleinzer Anfang an sehr wichtig: die Erhöhung des Wehr- brachte diese Problematik 1961 in einer Rede an budgets von 2,5 auf 3,5 Mrd. Schilling und die Militärakademie zur Sprache: Beendigung der Kampagne für eine Dienstzeit- verkürzung. Außerdem versuchte Prader, das Heer „Ich habe als Bundesminister für Landesverteidigung mittels wehrpolitischer Veranstaltungen wie Para- die verantwortungsvolle, jedoch in Friedenszeiten den und Waffenschauen aus seiner gesellschaftli- mehr als undankbare und unpopuläre Aufgabe, ein chen Isolierung herauszuführen. besseres Verteidigungsbudget fordern zu müssen. […] Nach dem triumphalen Wahlsieg folgte die Er- Viele wichtige Maßnahmen, die für den weiteren klärung zur Alleinregierung am 20. April 1966. Ausbau der Landesverteidigung unerlässlich sind, Bemerkenswert daran war der Versuch eine können jedoch unter den gegenwärtigen budgetären Revidierung des Artikels 13 des Staatsvertrages Verhältnissen überhaupt nicht durchgeführt wer- und damit den Erwerb von Luftabwehrraketen zu den.“55 erreichen – was von der Sowjetunion aber abge- lehnt wurde. Die Volkspartei erhöhte das Budget Die Organisation des Heeres wurde umgeglie- für die Landesverteidigung jedoch nicht, ÖVP- dert und die so genannten „Druckknopfbrigaden“ Finanzminister Wolfgang Schmitz ging sogar geschaffen, um personell die Einsatzbereitschaft zu soweit, in einem Vortrag vor der Offiziersgesell- erhöhen. Auch der Grenzschutz und damit die ter- schaft Wien alle Ausgaben für die Landesver- ritoriale Verteidigung wurden endlich errichtet, die teidigung vom volkswirtschaftlichen Standpunkt Einführung von Inspektionen und Instruktionen aus als eine Fehlinvestition zu bezeichnen. ermöglichte eine weitere Ausbildung der Reser- Im Sommer 1966 setzten massive Vorwürfe der visten. Opposition gegen die Personalpolitik Praders und

54 Bis 1965 lief ein mehrstufiges Kredit-, Ausbildungs- und Beschaffungsprogramm der USA, in dessen Rahmen das öster- reichische Bundesheer zum Teil moderneres Gerät bekam als eine Reihe von NATO-Staaten, etwa auf dem Fernmeldesektor und bei Kampfpanzern. Vgl. Clausen, Hannes-Christian: „Österreich und das strategische Konzept des Westens 1955-1970“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 22. 55 „Ansprache des Hrn. Bundesministers für Landesverteidigung Dipl. Ing. Dr. Karl Schleinzer (gehalten am 9.9.1961, anläß- lich der feierlichen Verabschiedung von 530 Reserveoffiziersanwärtern in der Militärakademie von Wiener Neustadt.)“, in: Kommando der Militärakademie (Hrsg.): „Alma Mater Theresiana“, Jahrbuch der Militärakademie 1961, S. 11.

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seiner „ÖAAB-Armee“ ein, Streitobjekt war unter Die Verteidigungspolitik der Sozialistischen anderem eine angeblich im Verteidigungsministe- Partei Österreichs (SPÖ) rium existierende, personalpolitische Kartei. SPÖ und FPÖ forderten die Einsetzung eines Untersu- Die Wehrpolitik der SPÖ war stets gekennzeich- chungsausschusses, die SPÖ zog aber schließlich zu- net von einem Misstrauen gegenüber dem Heer aus rück, da sie kein brauchbares Beweismaterial fand. wahltaktischen und propagandistischen Überle- Fast gleichzeitig verabschiedete der Nationalrat in gungen. Die Prämisse war, das Bundesheer so klein letzter Einmütigkeit aller Parteien die Wehrgesetz- und unbedeutend wie möglich zu halten. Eine novelle, die in der Koalitionszeit noch heftig umstrit- nicht unbedeutende Ursache dafür waren die ten war. Im Februar 1968 musste Prader erneut Ein- Erfahrungen aus der Ersten Republik, als das sparungen beim Heer verfügen und sogar 30 Trup- Bundesheer in den Februarunruhen 1934 gegen peneinheiten auflösen, was als „kleine Reform“ be- den aufständischen Schutzbund eingesetzt wurde, zeichnet wurde. Diese Maßnahmen lösten einige und dadurch ein bis heute nicht bewältigtes Debatten aus, die aber aufgrund der CSSR-Krise zu- Trauma der Sozialdemokratie verursachte. 1955 nächst in den Hintergrund gedrängt wurden. 1970 bekannte sich die SPÖ zwar aufgrund des Partei- hatte der Wahlkampf schließlich als zentrales Thema beschlusses vom 13. Mai 1955 zur Aufstellung eines die Präsenzdienstzeitfrage. Als sich die ÖVP in letz- Bundesheeres, doch vor allem die sozialistischen ter Minute zu einer Diskussion um die Herab- Studenten reagierten darauf äußerst negativ und setzung der Wehrdienstzeit bereit erklärte, war es zu polemisch.57 Während sich die SPÖ von 1955 bis spät: Der Slogan „Sechs Monate sind genug“ der 1957 in der großen Koalition mit der ÖVP nach SPÖ hatte schon in der Bevölkerung gegriffen, die ihrem kleinen Triumph der neunmonatigen Wehr- Regierungszeit der ÖVP war somit zu Ende.56 dienstzeit zumeist sehr kooperativ zeigte, änderte Zusammenfassend betrachtet kann man fest- sich dies 1957 schlagartig. Mit der Wahl Bruno stellen, dass die ÖVP der Landesverteidigung prin- Pittermanns zum Parteivorsitzenden der SPÖ und zipiell positiv gegenüberstand und das Bundesheer Vizekanzler schlug diese einen härteren wehrpoliti- zu unterstützen versuchte. Doch machten es viele schen Kurs ein. Dies manifestierte sich 1959 mit der ÖVP-Kreise dem Verteidigungsminister oft nicht Ablöse von Staatssekretär Stephani, den mit seinem einfach, wenn die Forderungen nicht den eigenen Minister Graf ein gutes sachliches Arbeitsklima ver- Interessen entsprachen. Bauernbund und Industri- band, durch Otto Rösch58 auch in personeller ellenverband hatten eine starke Lobby, der Ver- Hinsicht, und verhinderte in den Koalitionsjahren teidigungsminister stand im Vergleich mit seinen bis 1966 jede gemeinsame Wehrpolitik. Ebenfalls Apellen für eine Stärkung des Bundesheeres auf 1959 forderte die SPÖ die Auflösung des Verteidi- verlorenem Posten. gungsministeriums und eine Unterstellung des

56 Vgl. Stöckl, Christine: „Die Verteidigungspolitik der ÖVP und der Stellenwert der militärischen Landesverteidigung im österreichischen Neutralitätskonzept (1955-1985)“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft Band 8, Wien 1985, S. 109-117, 129-132, 145-148, 157-161, 181. 57 Vgl. Böhner, Gerhard: „Die Wehrprogrammatik der SPÖ“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft, Band 6, Wien 1982, S. 126 – 128. 58 Otto Rösch, geboren 1917 in Wien, studierte in Wien und Graz Jura bzw. Philosophie; zunächst NSDAP- und SA-Mitglied, beendete er als Hauptmann und Kommandeur eines Granatwerferbataillons den 2. Weltkrieg. Nach der Kriegsgefangenschaft Mitglied der SPÖ, Landtagsabgeordneter, Staatssekretär für Landesverteidigung, Landesrat und unter Kreisky schließlich Innenminister. Vgl. Böhner, Gerhard: „Die Wehrprogrammatik der SPÖ“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft, Band 6, Wien 1982, S. 134.

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Militärs unter das Bundeskanzleramt, was aber Schleinzer und Rösch kam es daraufhin ab dem selbst Bundespräsident Schärf zu weit ging.59 In vie- Jänner 1964 zu einem offenen Konflikt. len der SPÖ nahe stehenden Tageszeitungen er- Die SPÖ hatte mit der Umfassenden Landesver- schienen immer wieder Artikel, die die Einfluss- teidigung von Anfang an gewisse Schwierigkeiten, nahme der ÖVP im Bundesheer hervorhoben. So weshalb sie auch im „Programm für Österreich“ berichtete unter anderem der „Volkswille“, dass „die nicht einmal erwähnt wird. Vor allem lehnte sie den ÖVP das Bundesheer zu einer Parteigarde machen will. Begriff der geistigen Landesverteidigung als „un- Sie strebt die Alleinherrschaft nicht nur im Parlament, realistische Wertung“ ab und befürchtete, er könne sondern auch in der Exekutive an.“60 eine „konservative militaristische Verzerrung“ er- Als 1962 durch Minister Schleinzer die „Knopf- fahren. Es kam daher in der Folge zwischen den druckbrigaden“ als kurzfristig alarmierbare Ein- sozialistischen Ministern und dem Landesverteidi- satzverbände geschaffen wurden, stieß das auf er- gungsministerium zu keiner Koordinierung der heblichen Widerstand seines Staatssekretärs Rösch, Interessen bei der Umfassenden Landesverteidi- der eine Rückumwandlung des Heeres in eine reine gung. Besonders Innenminister Franz Olah lehnte Ausbildungsorganisation forderte. Das historisch oft jede Zusammenarbeit ab, beispielsweise waren begründete Misstrauen der SPÖ gegen stets verfüg- unter ihm freiwillige Waffenübungen von Ange- bare einsatzbereite Verbände, die ohne Mobil- hörigen der Exekutive unerwünscht. Auch gelang machungsorder des Bundespräsidenten alleine es bis 1965 nicht, die militärische Luftraumüber- durch die Kommandogewalt des Verteidigungs- wachung mit der dem sozialistisch geführten ministers alarmiert werden konnten, führte zu Verkehrsministerium unterstellten zivilen Luft- scharfen Protesten. Rösch präsentierte einen eige- raumkontrolle zu koordinieren.63 nen, vom Milizpostulat der SPÖ gekennzeichneten 1964 erreichten die Angriffe der SPÖ gegen das Plan zur Verkürzung der Wehrdienstzeit, der kurz Heer und den Verteidigungsminister einen Höhe- vor dem Wahljahr 1964 präsentiert und 1966 in punkt. In der sozialistischen Presse warfen Autoren abgeänderter Form in das sozialistische „Programm den jungen aktiven Offizieren und den Reserve- für Österreich“ aufgenommen wurde.61 Bei den offizieren eine nationalsozialistische Vergangenheit Militärfachleuten stieß der Rösch-Plan auf scharfe vor, die Kameradschaftsverbände wurden als Ablehnung, sie befürchteten bei einer Wehrdienst- „Träger nationalsozialistischer Soldatentraditio- zeit von nur sechseinhalb Monaten katastrophale nen“ bezeichnet. Im Februar 1964 erschien in der Ausbildungsverhältnisse. Auch bezweifelten sie so- Arbeiter-Zeitung eine mehr oder weniger offene wohl die von Rösch genannte Geldersparnis als Aufforderung, die Jugend solle sich dem Wehr- auch die Beseitigung des Leerlaufs.62 Zwischen dienst entziehen. In der Oktoberausgabe der

59 Vgl. Stöckl, Christine: „Die Verteidigungspolitik der ÖVP und der Stellenwert der militärischen Landesverteidigung im österreichischen Neutralitätskonzept (1955-1985)“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft Band 8, Wien 1985, S. 93, 102. 60 Rumerskirch, Udo: „Akzeptanz – Traum und Wirklichkeit“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 286. 61 Vgl. Stöckl, Christine: „Die Verteidigungspolitik der ÖVP und der Stellenwert der militärischen Landesverteidigung im österreichischen Neutralitätskonzept (1955-1985)“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft Band 8, Wien 1985, S. 103, 117. 62 Vgl. Böhner, Gerhard: „Die Wehrprogrammatik der SPÖ“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft, Band 6, Wien 1982, S. 140f.

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Zeitschrift der Sozialistischen Jugend „Trotzdem“ lich. Weiters behauptete sie, Übungen des Heeres publizierte man einen Artikel mit dem Titel verletzen die Straßenverkehrsordnung, die Natur- „Prader-Prater“ und bildete ein paar Seiten weiter schutzbestimmungen und das Vereinsgesetz, außer- Kommissstiefel, Kriegstote und Massengräber mit dem würde der Fremdenverkehr geschädigt. Die dem Satz „Offiziere, ein Beruf für Tüchtige – lebens- Folge war einmal mehr ein heftiger Koalitionsstreit. wichtig für alle“ ab. Dies führte zu Protesten selbst Nach dem Zusammenbruch der großen Koalition bei der sozialistischen Gewerkschaft und beim 1965 entbrannte zwischen Verteidigungsminister Bund Sozialistischer Akademiker und schließlich zu Prader und Staatssekretär Rösch der so genannte einer Entschuldigung in der Dezemberausgabe von „Kanonenkugelskandal“67 um den Ankauf von „Trotzdem“.64 Doch gab es auch bei sozialistischen Luftabwehrwaffen, der aber keiner Meinungs- Politikern Personen, die Partei für das Bundesheer bildung mehr dienen sollte sondern nur noch als ergriffen. So betonte der frühere Nationalrat und Wahlkampfstrategie anzusehen ist. Schulsprecher der SPÖ, Dr. Leopold Zechner, als Nach der Wahlniederlage im März 1966 bis zur Präsident des Wiener Stadtschulrates in einem Wahl Bruno Kreiskys als neuem Parteivorsitzenden Artikel der sozialistischen Zeitschrift „Zukunft“ war die Verteidigungspolitik der SPÖ von politi- vom März 1965, die militärische Landesverteidi- scher Passivität gekennzeichnet. 1966 dokumen- gung sei eine österreichische Verpflichtung.65 tierten die Sozialisten mit der Zustimmung zur Auf die Werbekampagnen66 Verteidigungsminis- Wehrgesetznovelle ihren Willen zur positiven Mit- ter Praders und den Aufbau eines Vortragsteams des arbeit am Ausbau der Landesverteidigung ein letz- BMfLV für Schulen reagierte die SPÖ mit Drohun- tes Mal. Mit dem Amtsantritt Kreiskys beherrschte gen und bezeichnete diese Aktionen als ungesetz- fortan Kritik und Konfrontation die sozialistische

63 Vgl. Stöckl, Christine: „Die Verteidigungspolitik der ÖVP und der Stellenwert der militärischen Landesverteidigung im österreichischen Neutralitätskonzept (1955-1985)“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft Band 8, Wien 1985, S. 120f, 124f. 64 Vgl. Böhner, Gerhard: „Die Wehrprogrammatik der SPÖ“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft, Band 6, Wien 1982, S. 152. 65 „Die Pflicht zur Verteidigung unserer Neutralität kann durch nichts beiseite geschoben werden, nicht durch Ideologien und nicht durch moralische Erwägungen über den Krieg. Die Verteidigung des eigenen Landes ist ebenso moralisch wie die persönliche Notwehr gegenüber einem anderen Angreifer, vor allem, wenn der zu verteidigende Staat seinen Bürgern Freiheit und soziale Sicherheit garantiert. Also doch auch militärische Verteidigung, auch wenn sie gegenüber einem poten- tiellen Gegner unter Umständen nicht von endgültigem Erfolg sein kann.“ Bayer, Richard/Kempf, Hubert: „Entwicklung der Umfassenden Landesverteidigung in Österreich. Chronologie“, Broschüre der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Landesverteidigung, Wien o.J. (1974), S. 36. 66 1965 wurden erstmals wehrpolitische Seminare an den Universitäten in Wien und Salzburg veranstaltet. Außerdem wurde ein Staatspreis für Geistige Landesverteidigung durch das Bundesministerium für Unterricht eingeführt, und beim Öster- reichischen Jugendwettbewerb ein Thema zur Geistigen Landesverteidigung eingebaut. 1966 folgte ein Seminar „Publizistik und Geistige Landesverteidigung“ in Strobl, und die Herausgabe der „Wehrpolitischen Nachrichten“ als Informationsblatt des Bundesministeriums für Landesverteidigung, 1967 ein „Informationsblatt für Geistige Landesverteidigung und Schulfunksendungen im österreichischen Rundfunk sowie die Einsetzung eines speziell geschulten Lehrers für die Geistige Landesverteidigung an allen Berufsbildenden Höheren Schulen Österreichs. Vgl. Bayer, Richard/Kempf, Hubert: „Entwicklung der Umfassenden Landesverteidigung in Österreich. Chronologie“, Broschüre der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Landesverteidigung, Wien o.J. (1974), S. 36 – 38, 40f, 43, 45, 54, 58. 67 Im „Kanonenkugelskandal“ ging es um die Bestellung von Fliegerabwehrwaffen bei der Schweizer Firma Oerlikon. Die ÖVP hatte in den Budgetverhandlungen von der SPÖ gefordert, bei den von ihr verwalteten Bundesbahnen 500 Mio. Schilling für den Ankauf der neuen Waffen einzusparen, die SPÖ dagegen verwies auf den 450 Mio. Schilling umfassenden außerordentli- chen Haushaltstopf für Sonderausgaben des von der ÖVP verwalteten Ressorts für Landesverteidigung. In der Folge kam es zu Auseinandersetzungen über Fliegerabwehrsysteme der Firmen Oerlikon und Bofors (bei Stöckl als „Bosfors“ bezeichnet), dann zu Diskussionen über Panzer- oder Lastwagenkäufe. Vgl. Stöckl, Christine: „Die Verteidigungspolitik der ÖVP und der Stellenwert der militärischen Landesverteidigung im österreichischen Neutralitätskonzept (1955-1985)“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft Band 8, Wien 1985, S. 142.

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Wehrpolitik: der Einsatz des Bundesheeres an der Aussage zur Wehrpolitik.71 Das von dieser Kom- italienischen Grenze 1967, das Militärleistungs- mission mühsam erarbeitete sozialistische Wehr- gesetz 1968 oder der Versuch Praders, die Überlie- konzept wurde von Kreisky schließlich fallen gelas- ferungspflege im Bundesheer neu zu regeln.68 sen, da es seiner Meinung nach „unausgereift, kon- Im November 1967 stellt Kreisky in einer Rede ventionell, teuer und keine Offenbarung sei“.72 ein neues, eigenes Neutralitätsverständnis vor. Als 1970 die Reformkommission tagte, um einen Nach seiner Auffassung stünde nicht die eng mit Weg für die Verkürzung der Dienstzeit auf sechs der Neutralität verknüpfte militärische Landesver- Monate zu finden, führte die oftmalige Absenz der teidigung im Vordergrund, sondern eine aktive sozialistischen Delegierten in der Kommission für Friedenspolitik. Kreisky verließ damit zum ersten Kritik: Mal die von der Schweiz geprägte klassische Neutralitätskonzeption und näherte sich der sowjet- „So schwänzten die Vertreter der Sozialistischen Ju- ischen Neutralitätsauffassung, die den dauernd gend, der Gewerkschaftsjugend und des Verbandes neutralen Staat zur Führung einer aktiven friedlie- Sozialistischer Studenten zwei der vier Plenar- benden Außenpolitik verpflichtete.69 Dies war der sitzungen. In den beiden Sitzungen, die nicht ge- erste Schritt einer Relativierung des Grundgedan- schwänzt wurden, ließen sich die sozialistischen kens der Militärischen Landesverteidigung. Jugendvertreter durch Vertreter vertreten. Obwohl 1968 ergriffen die sozialistischen Jugendorgani- jedes Kommissionsmitglied in jedem Arbeitsausschuß sationen wieder die Initiative. Es gelang ihnen, die mitwirken kann, sind die sozialistischen Jugendfunk- SPÖ auf die verbindliche Zusage einer Herab- tionäre nur in zwei von zehn Ausschüssen präsent. setzung der Wehrdienstzeit auf sechs Monate fest- Vor allem der Verband Sozialistischer Studenten, der zulegen. Kreisky verpflichtete sich bei einem etwai- bisher noch an jedem 1. Mai mit Antibundesheer- gen günstigen Wahlausgang, diese Forderung parolen aufmarschierte, glänzt durch Absenz. Nur in durchzusetzen.70 Das berühmte „Wahlprogramm einer der ersten Ausschußsitzungen plädierte der der 1.400 Experten“ von 1969, das der SPÖ schließ- VSStÖ-Funktionär gemeinsam mit dem Vertreter der lich die Mehrheit brachte und die Regierung Hochschülerschaft für die Installierung eines ,allöster- Kreisky einleitete, enthielt aber trotz der Tätigkeit reichischen Soldatensowjets‘.“73 einer sozialistischen Wehrkommission keine einzige

68 Vgl. Stöckl, Christine: „Die Verteidigungspolitik der ÖVP und der Stellenwert der militärischen Landesverteidigung im österreichischen Neutralitätskonzept (1955-1985)“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft Band 8, Wien 1985, S. 138f, 142, 144, 149, 151-155. 69 Vgl. Böhner, Gerhard: „Die Wehrprogrammatik der SPÖ“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissen- schaft, Band 6, Wien 1982, S. 160f. 70 Vgl. Stöckl, Christine: „Die Verteidigungspolitik der ÖVP und der Stellenwert der militärischen Landesverteidigung im österreichischen Neutralitätskonzept (1955-1985)“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft Band 8, Wien 1985, S. 178f. 71 Vgl. Gerlich, Peter: „Die Landesverteidigung im Konzept der politischen Parteien“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 203. 72 Im Wahlkampf wurde den Wählern ein „allgemeiner Teil eines sozialistischen Wehrkonzepts“ vorgetäuscht, in dem Ein- sparungen in Höhe von 267 Millionen Schilling aufgrund zweifelhafter Berechnungen in Aussicht gestellt wurden. Die SPÖ berief sich darin in inkorrekter Form auf die Entscheidungen von Militärexperten, verschwieg unter anderem die Ein- führung von Waffenübungen etc. Vgl. Böhner, Gerhard: „Die Wehrprogrammatik der SPÖ“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft, Band 6, Wien 1982, S. 169, 173. 73 „Mangelndes Interesse. Politiker und Jugendfunktionäre schwänzen die Sitzungen der Reformkommission.“ in „Wochenpresse“, Nr. 35 vom 02.09.1970, Inland S. 3.

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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die sich an einer derartigen Strategie Offiziere wie die sozialistische Wehrpolitik stets von wahltaktischen von Kreisky eingesetzten Verteidigungsminister und propagandistischen Gesichtspunkten gekenn- Johann Freihsler oder Karl Lütgendorf beteiligt hät- zeichnet war.74 Ermacora beschreibt dies als die ten, ist jedoch zu bezweifeln. „von der SPÖ stets konsequent und kompromisslos prak- tizierte Doktrin, innenpolitisch nur das zu vertreten, was Die Verteidigungspolitik des Verbandes der Stimmengewinne einbringt“.75 Streitigkeiten mit dem Unabhängigen (VdU) und der Freiheitlichen Partei Koalitionspartner wurden in der österreichischen Österreichs (FPÖ) Öffentlichkeit ausgetragen, eine gemeinsame Ver- teidigungspolitik wurde dadurch fast unmöglich Der 1949 gegründete Verband der Unabhängi- gemacht. Besonders Kreisky versuchte, durch gen befasste sich bis 1955 nicht dezidiert mit Fragen scharfe Angriffe gegen Minister Prader und das der Landesverteidigung. Erst die FPÖ bekannte sich unpopuläre Bundesheer neue Wählerkreise zu zum Grundsatz der Wehrhaftigkeit und zur Not- erschließen. Kreisky selbst hatte generell ein sehr wendigkeit einer Verteidigung, abgestützt auf ein gespaltenes Verhältnis zum Bundesheer, sein Urteil schlagkräftiges Heer und einem vorbereiteten Zivil- über die österreichischen Offiziere war vernich- schutz. Im Bad Ischler Programm 1968 wurde tend: schlussendlich definiert, dass die Aufgabe der Landesverteidigung der Schutz Österreichs und sei- „Wie wir wissen, sind das in den bürgerlichen Staaten ner Freiheit sei. Der Wehrwillen erfordere Achtung nicht immer die intelligentesten Leute und es hängt oft vor der soldatischen Pflichterfüllung, Beseitigung vom Zufall, Stand und Aussehen ab, ob einer in die jeder Diskriminierung der Kriegsteilnehmer und Armee geht. […] Ich habe das Gefühl, daß sich zu die- die ausreichende Versorgung der Kriegsopfer. Der sem Beruf Leute mit einer ganz bestimmten Denk- Zivilschutz wurde erneut propagiert, dafür findet weise entschließen, und habe selten besondere Bega- die „Neutralität“ keine Erwähnung. Erst 1970 bungen unter den Militärs angetroffen.“76 wurde die Neutralität in dieser Erklärung veran- kert, und aus der Landesverteidigung wurde die Ermacora geht in seinem Weißbuch gar so weit, „Umfassende Landesverteidigung“. Der geringe als offensichtliches Ziel der sozialistischen Wehr- Stellenwert wehrpolitischer Aussagen in den Jahren politik unter der Regierung Kreisky die Zerschla- 1949 bis 1970 steht wohl in engem Zusammenhang gung des Bundesheeres zu definieren, „um dann mit der generell sehr knappen Parteiprogrammatik sozusagen aus der Konkursmasse des Heeres ein neues, der FPÖ in den ersten beiden Jahrzehnten ihres sicherlich ein ,sozialistisches Heer‘, aufzubauen“.77 Ob Bestehens.78

74 Vor allem der Wahlkampf 1970 bietet hierfür reichlich Belege: „Die Tragödie begann mit der sozialistischen Idee, aus dem Bundesheer einen Wahlschlager zu machen.“ Inge Sautner: „Demontage des österreichischen Bundesheeres?“, in: Die Weltwoche, Nr. 37 vom 11.09.1970, S. 11. 75 Ermacora, Felix (Hrsg.): „Weißbuch zur Lage der Landesverteidigung Österreichs an Stelle eines noch immer fehlenden Berichtes der Regierung Kreisky über den Stand der umfassenden Landesverteidigung“, Wien 1973, S. 31. Diese Strategie trifft mit Sicherheit auch auf andere politische Parteien zu, wohl aber nicht so ausgeprägt. 76 Kreisky, Bruno: „Im Strom der Politik. Der Memoiren zweiter Teil“, Berlin-Wien 1988, S. 104. 77 Ermacora, Felix (Hrsg.): „Weißbuch zur Lage der Landesverteidigung Österreichs an Stelle eines noch immer fehlenden Berichtes der Regierung Kreisky über den Stand der umfassenden Landesverteidigung“, Wien 1973, S. 31. 78 Vgl. Kernic, Franz: „Die freiheitliche Wehrpolitik in der Zweiten Republik. Studie zur Wehrprogrammatik und -politik des VdU und der FPÖ von 1946 bis 1986“, Wien 1987 (Diss.), S. 74 – 77, 81f, 105

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Organisatorisch trat die FPÖ in der Anfangs- Zeillinger war die Person des Verteidigungs- phase des Bundesheeres für ein Freiwilligenheer ministers Dr. Georg Prader. Diese Angriffe waren mit einer sechsjährigen Dienstzeit ein. Parallel dazu aber meist politisches Schauspiel, sachliche Argu- forderte sie eine Abschaffung des sicherheitspolizei- mente traten in den Hintergrund. Im Juli 1968 trat lichen Einsatzes im Inneren, dafür aber eine allge- Zeillinger mit einigen wehrpolitischen Forderun- meine Dienstpflicht von sechs Monaten für Zwecke gen an die Öffentlichkeit, deren spektakulärste die des Zivilschutzes (Bundes-Arbeitsdienst).79 Nach Verkürzung der Wehrdienstzeit auf sechs Monate dem Amtsantritt Schleinzers präsentierte die FPÖ darstellte. Er plante, endlich ein echtes FPÖ- den so genannten „Kindl-Plan“80, in dem sehr Konzept zusammenzustellen und forcierte die detaillierte und militärisch ausgearbeitete Vor- Konstitution eines freiheitlichen Arbeitskreises für schläge für eine territoriale Verteidigung entwickelt Wehrpolitik – der jedoch nie neue Konzepte erstel- wurden. Daran gekoppelt war eine Forderung nach len konnte. Verkürzung der Wehrdienstzeit auf sechs Monate.81 Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Der Kindl-Plan war jedoch selbst in der Freiheit- sich die FPÖ lange Zeit nicht im Klaren war, wel- lichen Partei umstritten und wurde daher nie als ches Wehrsystem sie präferieren sollte. Bis Mitte offizielles FPÖ-Wehrkonzept beschlossen. Dennoch der 1970er Jahre gab es Stimmen, die ein Berufsheer bildete er eine wichtige Grundlage für die freiheitli- für zweckmäßiger hielten, erst dann bekannte man che Wehrpolitik, auf die sie in den folgenden Jahren sich eindeutig zu einem milizartigen System. Von immer wieder zurückgreifen konnte. Mitte der Beginn an war man sich jedoch einig, dass das 1960er Jahre übte die FPÖ besonders heftige Kritik Bundesheer im Frieden zu groß und im Einsatz zu an der Verbürokratisierung des Heeres, die sich klein konzipiert war.83 äußerst nachteilig auf die Einsatzfähigkeit der Trup- pe auswirkte. Das Bundesheer wurde als „schwarz- Die Verteidigungspolitik der Kommunistischen rote Proporzarmee“ bezeichnet, in der parteilose Partei (KPÖ) oder der FPÖ nahe stehende Offiziere keine Mög- lichkeit hätten, in echte Schlüsselpositionen auf- Da sich die KPÖ bis 1959 im österreichischen zurücken.82 Ein weiteres Angriffsziel der Freiheit- Parlament befand, soll auch ihre Wehrpolitik hier lichen und besonders ihres Wehrsprechers Gustav kurz skizziert werden.

79 Vgl. Penkler, Hans: „Der Rechtsrahmen des Heeres“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichi- sche Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 215. 80 Benannt nach seinem Urheber Wilhelm Kindl, geboren 1917 in St. Valentin, im Zweiten Weltkrieg Leutnant in der Deutschen Wehrmacht, nach dem Krieg Betriebsratsobmann der Semperitwerke, Nationalratsabgeordneter von 1953 – 1956 und 1959 – 1966, Wehrsprecher der FPÖ, Präsident des österreichischen Zivilschutzverbandes. Vgl. Kernic, Franz: „Die frei- heitliche Wehrpolitik in der Zweiten Republik. Studie zur Wehrprogrammatik und -politik des VdU und der FPÖ von 1946 bis 1986“, Wien 1987 (Diss.), S. 45f. 81 Vgl. Gerlich, Peter: „Die Landesverteidigung im Konzept der politischen Parteien“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 200. 82 Bei der Gründung des Bundesheeres waren etwa ein Drittel der Offiziere und die Hälfte der Unteroffiziere der SPÖ zuzu- ordnen, 1967 ergaben nach elf Jahren ÖVP-Ministern die Personalvertretungswahlen im BMLV 75 % für die ÖVP-nahe FCG und 25 % für die SPÖ-nahe FSG. Vgl. Skuhra, Anselm: „Österreichische Sicherheitspolitik“, in: Dachs, Herbert u.a. (Hrsg.): „Handbuch des politischen Systems Österreichs“, Wien 1997, S. 751. 83 Vgl. Kernic, Franz: „Die freiheitliche Wehrpolitik in der Zweiten Republik. Studie zur Wehrprogrammatik und -politik des VdU und der FPÖ von 1946 bis 1986“, Wien 1987 (Diss.), S. 152f, 157, 161, 171f, 173f, 350f; sowie Josseck, Helmuth: „Mehr Geld für Österreichs Verteidigung“, in: Neisser, Heinrich/Windhager, Fritz (Hrsg.): „Wie sicher ist Österreich? Beiträge zu einer konzeptiven Sicherheitspolitik“, Schriftenreihe „Sicherheit und Demokratie“, Band 2, Wien 1982, S. 347 – 354.

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1955 wandte sich die KPÖ gegen ein stehendes Ein neutraler Kleinstaat wie Österreich konnte es Heer mit allgemeiner Wehrpflicht und einem sich nicht leisten, sicherheitspolitische Probleme Kader von Berufsoffizieren. Sie forderte eine zum Gegenstand von Parteiengezänk zu machen.87 demokratische Miliz mit kurzer Dienstzeit und ein Doch war parteipolitisches Prestigedenken in der Verteidigungssystem nach Schweizer Muster. Sicherheitspolitik in Österreich an der Tagesord- Außerdem forderten sie vor der Aufstellung eines nung. Das Bundesheer kritisierte mehrfach, dass Heeres eine Volksabstimmung. Im Grundsatz- die „Angelegenheiten der Landesverteidigung noch programm von 1958 garantierte sie, „einen dauern- immer nicht ausschließlich vom staatspolitischen Stand- den und zähen Kampf gegen die Stärkung des reak- punkt aus betrachtet werden“.88 In einer „Information tionären Einflusses im Bundesheer zu führen, und macht für den Herrn Bundesminister“ wies Generaltrup- alle Anstrengungen, um die Einsetzung des Bundes- peninspektor Fussenegger am 29. Jänner 1960 auf heeres für die Klasseninteressen des Kapitals gegen das diese Problematik explizit hin: Volk zu verhindern“.84 „In der Befehlshaberbesprechung am 28.1.1960 vor- mittags wurde von den anwesenden Herren zum Bundesheer und Politik Ausdruck gebracht, daß die Staatsführung klar beken- – ein gespaltenes Verhältnis nen müßte, ob eine wirksame Landesverteidigung notwendig sei oder nicht. Unterbleibe diese Stellung- In der österreichischen Bevölkerung sind seit nahme und werden keine entsprechenden Maßnah- Beginn der Zweiten Republik das Interesse an und men durchgeführt, dürfe man die militärische Füh- damit das Wissen über sicherheits- und verteidi- rung für spätere Folgen nicht verantwortlich machen. gungspolitische Erfordernisse relativ gering ausge- Sollte die Staatsführung weiterhin den militärischen prägt. Damit in Einklang stehend wird das Heer Interessen so wenig Rechnung tragen wie bisher, wird von der Politik als notwendiges Übel hingenom- sich vielleicht die Notwendigkeit ergeben, das men:85 „Egal unter welcher Regierung, welches politi- Ungenügen der bisherigen Maßnahmen den hiefür sche Couleur auch an der Macht war: Das Bundesheer Verantwortlichen klar aufzuzeigen.“89 hatte nie Unterstützung von der Politik! Wir waren das unerwünschte Kind des Staatsvertrages, und so wurden Aufgrund der parteipolitischen Querelen mus- wir auch behandelt!“86 ste sich die österreichische Verteidigungspolitik oft Das Konzept der österreichischen Sicherheits- mit der Suche nach dem kleinsten gemeinsamen und Verteidigungspolitik musste den politischen Nenner begnügen. Man tat das Nötigste, um die Willen aller parlamentarischen Kräfte ausdrücken. Armee nicht sterben zu lassen. Meistens tat man

84 Vgl. Kernic, Franz: „Parteien und Bundesheer. Quellen zur Stellung der österreichischen politischen Parteien zu Fragen der Landesverteidigung seit 1955“, Wien 1988, S. 28, 43. 85 Vgl. Rumerskirch, Udo: „Akzeptanz – Traum und Wirklichkeit“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 293. 86 Zitat von General i.R. Anton Leeb anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 23.08.2007. 87 Vgl. Neisser, Heinrich: „Dimensionen der österreichischen Sicherheitspolitik“, in: Neisser, Heinrich/Windhager, Fritz (Hrsg.): „Wie sicher ist Österreich? Beiträge zu einer konzeptiven Sicherheitspolitik“, Schriftenreihe „Sicherheit und Demokratie“, Band 2, Wien 1982, S. 341. 88 Leeb, Anton: „Die österreichische Wehrpolitik“, in: „Der Schweizer Soldat“, Wehrzeitung, Nr. 1 vom 15.09.1965 „10 Jahre Österreichisches Bundesheer“, S. 13. 89 „Information für den Herrn Bundesminister“ vom 29.01.1960, BMfLV/GTI Zl. 21/GTI/1960 – Verschluss. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1960, S. 18.

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jedoch nichts, und hoffte darauf, dass sich die Dinge Kopf liegen, könnte es einmal sein, daß ein SPÖ- schon irgendwie von selbst regeln werden. Die Minister Heeresminister wird.92 Dann erst habe ich Haltung der Parteien gegenüber dem Bundesheer die Möglichkeit mich als Mann, der sich außerhalb kann als durchaus halbherzig und inkonsistent der Parteien gestellt, schützend vor das Heer zu stel- angesehen werden. Besonders galt das für die SPÖ, len und eine Umwandlung in ,rot‘ zu verhindern. in etwas geringerem Maße für die ÖVP und auch Daß diese Situation von gewissen Parteipolitikern die FPÖ.90 Ein Zitat des damaligen Redakteurs der der ÖVP nicht erkannt wird, ist kein Wunder, denn Arbeiter-Zeitung Hans Walter Christ sollte die eine übermäßige Aussicht haben diese Leute nie Einstellung der SPÖ zum Bundesheer charakterisie- gehabt. […] Es ist weiters möglich, daß beide ren, ist aber im Prinzip für alle Parteien gültig: Parteien unsere Forderungen, doch etwas mehr zu tun, als unbequem empfinden und durch eine „Der reichlich unsichere Standpunkt, die Janus- Zersplitterung der militärischen Organisation hof- köpfigkeit, gipfelt […] meist in der etwas verwirren- fen, dass wir uns gegenseitig zerreiben und nach den Feststellung: Wir sind dafür, weil es sein muß, im außen keine Wirkung haben. […] Wir sind jetzt dort, Grunde aber dagegen, weil es nicht sein müßte.“91 wo schon die 1. Republik war. Ein willenloses Heer zu haben, das schlecht geführt und schlecht ausgerü- Für das Bundesheer waren die anhaltenden stet im Jahr 1938 vor eine Aufgabe gestellt wurde, die Streitereien zwischen den Parteien äußerst kontra- nicht zu lösen war […] Beide Koalitionsparteien produktiv und demotivierend. 1961 musste General- fühlen sich ihrer Lage sehr sicher, haben den Staat truppeninspektor Fussenegger nach fünf Jahren aufgeteilt, leben aber neben der Bevölkerung und Aufbau des Bundesheeres eine traurige Bilanz zie- nicht mit ihr. […] Irgendwie haben wir einen Punkt hen: erreicht, wo ich eigentlich aufgeben müßte und die Frage aufwerfen sollte: Hat alles noch einen Sinn? „Ich bin mit Absicht keiner politischen Partei beige- Sollen wir nicht besser einen Strich durch das ganze treten, weil ich mich außerhalb der Parteien halten machen und eine Reduzierung auf ein Scheinheer will, denn Parteien kommen und gehen, sie verlieren verlangen? Auf jenes Scheinheer, auf das mich der oder gewinnen Wahlen, aber das Heer muß bleiben damalige Vizekanzler bei meinem Antrittsbesuch im und vor allem das Heer muß außerhalb der Parteien Jahre 1956 hingewiesen hat, mit der symbolischen stehen. Ich habe mich bemüht, ein gutes Verhältnis Verteidigung. […] Scheinbar steht der Bundes- mit der SPÖ zu erreichen und die Mauer, die sich seit minister Schleinzer unter Parteidruck einer Clique, Jahrzehnten zwischen den Parteien und dem Heer die gegen uns steht, die von uns nichts wissen will, aufgestellt hat, einzureißen und die SPÖ zu einer bei uns aber Leute gefunden hat, die bereit sind etwas vernünftigen Einstellung zur Landesverteidigung gegen uns zu unternehmen, weil sie damit selbst zu bringen. In Österreich, wo beide Parteien Kopf an einen Posten bekommen.“93

90 Vgl. Gerlich, Peter: „Die Landesverteidigung im Konzept der politischen Parteien“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 194f. 91 Böhner, Gerhard: „Die Wehrprogrammatik der SPÖ“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft, Band 6, Wien 1982, S. 156. 92 Eine sehr weitblickende Sichtweise, doch war 2007 General Erwin Fussenegger leider schon verstorben... 93 Tagebuch-Eintrag vom 16. und 17.06.1961; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1961, S. 70 – 72.

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Vor allem mit Kreisky hatte das österreichische einer starken Lobby. Wann immer sich militärische Bundesheer große Probleme.94 General Anton Leeb, Experten der drei Parteien in die politische Debatte unter Minister Schleinzer dessen Kabinettschef, eingeschaltet hatten, waren sie erfolglos geblieben. unter Minister Prader Leiter der Gruppe Wehr- Das unpopuläre Bundesheer war wahlpolitisch im- politik im BMLV, berichtete von der „kolossalen mer ein Hemmnis, seinen Forderungen wollte aus Schwierigkeit“, Kreisky klarzumachen, was das wahltaktischen Gründen niemand nachgeben.97 Bundesheer eigentlich leisten könne: Dazu kam, dass in der Zeit des Wirtschaftswunders das Bundesheer in der österreichischen Bevölkerung „Ich sagte zu Kreisky, wir können das ganze öster- als wirtschaftlich unrentabel angesehen wurde. reichische Bundesheer in ein Fußballstadion setzen, Schließlich würde es nichts zur Hebung des nationa- und es würden immer noch Plätze frei bleiben. Was len Einkommens beitragen, im Gegenteil: Es konsu- sollte man mit 35.000 Mann groß anstellen? Kreisky miere nur, noch dazu auf Kosten anderer sozialer beharrte darauf, dass im Falle einer Aggression Wien Gruppen.98 Vor allem in der SPÖ wurden immer verteidigt werden müsse, aber mit welchen Soldaten? wieder Stimmen laut, die das Militär für wirtschaft- Ihm fehlte jeder Sinn für militärische Realität!“95 lich und kulturell unproduktiv hielten, „denen jeder Groschen für Militärausgaben leid tat und die stolz darauf General Albert Bach musste ähnliche Erfahrun- waren, daß Österreich mit seinen Ausgaben für die gen machen, als er als Mitglied der Bundesheer- Landesverteidigung – gemessen am Bruttosozialprodukt – reformkommission gegen die vom damaligen an letzter Stelle in Europa lag“.99 Verteidigungsminister Karl Lütgendorf mehr oder Als Kreisky Anfang 1970 die, gegen seine Pläne minder im Alleingang durchgesetzte Heeresglie- zur Wehrdienstzeitverkürzung opponierenden, derung 72 opponierte: „Es ist wenig erfreulich, wenn Generäle einmal mehr in der Öffentlichkeit scharf Generaltruppeninspektor und Befehlshaber in die Lage mit der Feststellung angriff, „dass es für viele Länder gebracht werden, im Landesverteidigungsrat gegen die kein Vorteil war, wenn die Generale deren Politik leite- Meinung ihres Ministers auszusagen.“ ten“100, führte dies zu der Entgegnung Fussen- Bundeskanzler Kreisky stellte jedoch die sachli- eggers: „Diese, Ihre Aussagen, Herr Bundeskanzler, lie- chen Aussagen von General Bach als politische gen nicht mehr im Bereich eines gerade in einer Demo- Opposition hin, worauf dieser mit Ende des Jahres kratie notwendigen ,Fair Play‘, von Regeln der gesell- 1972 um seine Versetzung in den Ruhestand bat.96 schaftlichen Höflichkeit gar nicht zu reden.“101 Nach Ein gravierendes Problem des österreichischen dem offenen „Brief der 1.700 Offiziere“ gegen die Bundesheeres war in all diesen Jahren das Fehlen Verabschiedung der Wehrgesetznovelle 1971 an die

94 Vgl. hierzu auch Ermacora, Felix (Hrsg.): „Weißbuch zur Lage der Landesverteidigung Österreichs an Stelle eines noch immer fehlenden Berichtes der Regierung Kreisky über den Stand der umfassenden Landesverteidigung“, Wien 1973, S. 37 – 41. 95 Zitat von General i.R. Anton Leeb anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 23.08.2007. 96 Vgl. Eder, Erich: „Die Raumverteidigung in Österreich. Entwicklung und Entstehung“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 43. Jahrgang 2005, Heft 6, S. 762. 97 Vgl. Gerlich, Peter: „Die Landesverteidigung im Konzept der politischen Parteien“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 205. 98 Vgl. Rumerskirch, Udo: „Akzeptanz – Traum und Wirklichkeit“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 289. 99 Vgl. Böhner, Gerhard: „Die Wehrprogrammatik der SPÖ“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft, Band 6, Wien 1982, S. 130. 100 Eder, Erich: „Die Raumverteidigung in Österreich. Entwicklung und Entstehung“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 43. Jahrgang 2005, Heft 6, S. 763. 101 Ebenda.

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Abgeordneten im Parlament griff Kreisky erneut deren jahrelange Erfahrungen beim Aufbau einer das Offizierskorps auf unschöne und beleidigende Organisation der Umfassenden Landesverteidi- Weise an. Diesmal schrieb als amtierender General- gung zu Nutze zu machen. Es folgten Vorträge des truppeninspektor General Otto Seitz einen Brief an Schweizer Oberst im Generalstab Franz König, dem den Bundeskanzler, worauf dieser seine Angriffe damaligen Chef der Sektion „Schutz, Abwehr, Wehr- einstellte.102 wirtschaft“ im Eidgenössischen Militär Departe- Vor allem die zahlreichen in der Öffentlichkeit ment, vor zahlreichen österreichischen Regierungs- ausgetragenen Diskussionen um die militärische mitgliedern in Wien.104 Landesverteidigung lösten im europäischen Aus- Diese Ausführungen über das Schweizer Kon- land Befremden und Verwunderung aus: zept der „Totalen Landesverteidigung“ (Gesamt- verteidigung) hatten einen maßgeblichen Anteil „Ein bißchen lachen, ein bißchen weinen müssen die daran, dass in der Regierungserklärung des dama- schweizerischen Militärstellen über die ganze Art ligen Bundeskanzlers Julius Raab vom 17. Juli 1959 und Weise, in der in Österreich ,strategisch hoch- der Landesverteidigung erstmals auf staatspoliti- wichtige Dinge in der Öffentlichkeit breitgeschlagen scher Ebene eine nicht nur militärische Bedeutung werden. […] Der österreichische Offizier hat es schon zugemessen wurde. Zwei Jahre später, am 18. Juli bisher schwer gehabt, stolz auf seinen Stand zu sein‘, 1961, beschloss der Ministerrat endlich, die Landes- meint man in Bern, ,nach all den peinlichen Dis- verteidigung Österreichs „umfassend“, also auf kussionen muß er sich ja fast genieren‘.“103 geistiger, ziviler, wirtschaftlicher und militärischer Ebene aufzubauen.105 Im Sinne des Organisationsrahmens wurden im Die Umfassende Landesverteidigung Laufe der Jahre 1962 und 1963 folgende Arbeits- ausschüsse ins Leben gerufen: Der Begriff „Landesverteidigung“ schafft allein • Arbeitsausschuss für militärische Landesver- durch seine Wortprägung in erster Linie die Vor- teidigung, federführend das Bundesministerium für stellung ausschließlich militärischer Maßnahmen. Landesverteidigung; Es bedurfte in Österreich einer gewissen Zeit- • Arbeitsausschuss für zivile Landesverteidi- spanne, bis die Erkenntnis reifte, dass „Landesver- gung, federführend das Bundesministerium für teidigung“ über diesen Rahmen rein militärischer Inneres; Erfordernisse hinausgeht. Es setzten daher schon • Arbeitsausschuss für wirtschaftliche Landes- bald Bemühungen ein, die Landesverteidigung aus- verteidigung, federführend das Bundesministerium zudehnen, die ersten Vorarbeiten beschäftigten sich für Handel und Wirtschaft; mit dem Aufbau eines Zivilschutzes. Gleichzeitig • Arbeitsausschuss für geistige Landesverteidi- wurden von militärischer Seite aus die ersten gung, federführend das Bundesministerium für Kontakte mit der Schweiz aufgenommen, um sich Unterricht und der

102 Vgl. Ermacora, Felix (Hrsg.): „Weißbuch zur Lage der Landesverteidigung Österreichs an Stelle eines noch immer fehlen- den Berichtes der Regierung Kreisky über den Stand der umfassenden Landesverteidigung“, Wien 1973, S. 40f. 103 „Nur die Feuerwehr ist gut! Die Schweiz und Oesterreichs Bundesheer-Pläne“, in „Kurier“, vom 28.10.1970, S. 3. 104 Vgl. Strohschneider, Hermann: „Der Aufbau der Umfassenden Landesverteidigung in Österreich“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 2. Jahrgang 1966, Heft 1, S. 75f. 105 Vgl. Böhner, Gerhard: „Die Wehrprogrammatik der SPÖ“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft, Band 6, Wien 1982, S. 36.

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• Sonderausschuss für Verkehr und Nachrich- Darunter versteht man alle Bemühungen, die dar- tenwesen, federführend das Bundesministerium auf abzielen, die seelische Bereitschaft des Staats- für Verkehr und Entwicklung. bürgers zur Verteidigung Österreichs zu wecken, zu Diese Arbeitsausschüsse schufen ihrerseits wie- fördern und zu erhalten. Eine wesentliche Voraus- der Arbeitsgruppen oder -kreise, die sich mit den setzung dafür ist, dass die österreichische Bevöl- Fragen, die im einzelnen oder kleineren Rahmen kerung die Existenz ihres Staates und seine gesell- anfielen, befassten, und die organisatorische Arbeit schaftliche Struktur unbedingt bejaht. Jeder Staats- leisteten. bürger muss sich zu Österreich bekennen und die Aufgrund des im Juni und Juli 1962 durchge- staatsbürgerlichen Pflichten über seine persönlichen führten 1. Landesverteidigungsseminars wurden Neigungen stellen. Dazu bedarf es der psychologi- die in Frage kommenden Bedrohungsfälle in drei schen Rüstung, der Festigung des demokratischen Gruppen gegliedert: und freiheitlichen Bewusstseins im Staatsbürger. • Der Zustand internationaler Spannung und Die Schule hat hier als erste die Aufgabe, eine vor- Konfliktgefahr fi Krisenfall; bereitende Erziehungsarbeit im Sinne von Heimat- • Der Krieg in der Nachbarschaft fi Neutrali- kunde zu leisten, an den höheren Schulen ist Geis- tätsfall; tige Landesverteidigung hauptsächlich im Ge- • Der militärische Angriff auf Österreich fi schichtsunterricht und Politischer Bildung zu be- Verteidigungsfall. rücksichtigen. 1966 begann man daher an der Stabs- Für all diese Bedrohungsfälle galt es nun, Richt- akademie Wien mit Spezialseminaren für Lehrer, linien und Zielsetzungen zu schaffen. Zunächst um ihnen die Problematiken aufzuzeigen und Hin- musste festgestellt werden, über welche Kräfte und weise für die praktische Arbeit im Unterricht zu Möglichkeiten die Umfassende Landesverteidi- geben.107 Ein weiterer wesentlicher Faktor für die gung verfügt. Dies wurde in einem Bericht von Geistige Landesverteidigung sind die Medien, vor Verteidigungsminister Prader am 10. September allem die Massenmedien, die Presse hat in staats- 1964 festgehalten. Nachdem die Ergebnisse der politischer Hinsicht eine große Verantwortung zu Untersuchungen der einzelnen Arbeitsausschüsse tragen.108 Umgelegt auf die drei oben definierten miteinander abgestimmt wurden, konnte Minister Bedrohungsszenarien hat die Geistige Landesver- Prader dem Ministerrat am 11. Mai 1965 die Ziele teidigung dafür zu sorgen, dass die Bevölkerung für den Aufbau der Umfassenden Landesver- im Krisenfall der nervlichen Anspannung eines sol- teidigung und die Aufträge an die einzelnen chen Zustandes standhält und damit verbundene Arbeitsausschüsse vorlegen, die der Ministerrat Einschränkungen mit Verständnis trägt; im Neu- zum Beschluss erhob.106 tralitätsfall den steigenden Belastungen gewachsen Den Kern der Umfassenden Landesverteidi- bleibt und keinen Zweifel daran lässt, dass sie gung bildet die „Geistige Landesverteidigung“. jedem Angriff entschlossen gegenübertreten werde;

106 Vgl. Strohschneider, Hermann: „Der Aufbau der Umfassenden Landesverteidigung in Österreich“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 4. Jahrgang 1966, Heft 1, S. 76f. 107 Vgl. Finder, Josef: „Geistige Landesverteidigung. Gedanken, Aufgaben, Ziele“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 4. Jahrgang 1966, Heft 4, S. 321 – 324. 108 Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist die am 19.10.1967 stattgefundene Premiere des ersten österreichischen Kurzfilms zur Geistigen Landesverteidigung, „Die Entdeckung von Österreich“, der eine Woche später in allen Wiener Kinos laufen sollte. Vgl. Bayer, Richard/Kempf, Hubert: „Entwicklung der Umfassenden Landesverteidigung in Österreich. Chronologie“, Broschüre der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Landesverteidigung, Wien o.J. (1974), S. 58.

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und im Verteidigungsfall ihren Wehrwillen erhält werden.111 Konjunktur und Wirtschaftswunder der und die politische und militärische Führung voll 1950er Jahre hatten die Voraussetzung für diese unterstützt.109 Maßnahmen geschaffen. Dies trug auch wiederum Die „Wirtschaftliche Landesverteidigung“ zur Geistigen Landesverteidigung bei, da durch umfasst einen sehr breiten Themenkatalog, der sich das gestiegene soziale und wirtschaftliche Niveau von der Bevorratungsplanung, der Regelung des des Einzelnen fast jeder Österreicher viel zu verlie- Außenhandels zur Lenkung der Importe und ren hatte. Exporte, der Devisenbewirtschaftung, Budgetvor- Jeder erfolgreiche Einsatz der eigenen militäri- sorgen, Maßnahmen zur Sicherung des inländi- schen Streitkräfte ist in Frage gestellt und weitge- schen Geld- und Kapitalverkehrs bis zur Treibstoff- hend sinnlos, wenn nicht die Zivilbevölkerung bewirtschaftung, Produktions- und Energiever- nach besten Kräften geschützt wird. Aufgabe der teilungsplanung und gegen eine ungeregelte Ent- „Zivilen Landesverteidigung“ ist es daher, in wicklung von Preisen und Löhnen spannt.110 Ziel Katastrophen- und Krisenzeiten sowie im akuten der Wirtschaftlichen Landesverteidigung ist die Bedrohungsfall zum einen den Fortbestand eines Erhaltung der österreichischen Wirtschaftsordnung auf die dringlichsten Erfordernisse reduzierten in den drei Gruppen der möglichen Bedrohungs- öffentlichen Lebens zu garantieren, zum anderen fälle. Im Krisenfall soll trotz störender Auswir- der Masse der Zivilbevölkerung die größtmögliche kungen, wie Ausbleiben von Auslandslieferungen Chance zum Überleben zu bieten. Dazu kommen oder Wegfallen des Fremdenverkehrs, die Auf- die Sicherung der Funktionsfähigkeit der Gesetz- rechterhaltung eines ausreichenden Lebensstan- gebung und Vollziehung sowie der Schutz lebens- dards der Bevölkerung auch über längere Zeit- wichtiger Objekte.112 Dieser „Zivilschutz“ hat räume gewährleistet werden, wofür eine entspre- daher Vorsorge zu treffen, dass im Krisenfall die für chende Bevorratung eine entscheidende Voraus- den Verteidigungsfall zu treffenden Vorkehrungen setzung darstellt. Im Neutralitätsfall soll das Durch- in den Zustand voller Bereitschaft gesetzt werden haltevermögen der Wirtschaft trotz zunehmender können. Im Neutralitätsfall müssen alle Maßnah- störender Einwirkungen für einen optimalen Zeit- men zum Schutz von Leben, Hab und Gut gegen raum gesichert bleiben, wobei auch der Ausfall von Auswirkungen der Kampfhandlungen voll wirk- Lager- und Produktionsstätten durch Feindeinwir- sam, Vorkehrungen für die Aufnahme von Flücht- kungen und ein zusätzlicher Bedarf für die Ver- lingen aus dem Ausland getroffen und erforderli- sorgung von Flüchtlingen aus dem Ausland berück- chenfalls Evakuierungen der eigenen Bevölkerung sichtigt werden muss. Und im Verteidigungsfall aus den gefährdeten Grenzgebieten sichergestellt muss die lebenswichtige Versorgung von Bevöl- werden. Und im Verteidigungsfall muss die größt- kerung und Heer gegebenenfalls auch in den von mögliche Sicherheit der Bevölkerung und die Zufuhren abgeschnittenen Gebieten sichergestellt Funktionsfähigkeit der Behörden und sonstiger

109 Vgl. Strohschneider, Hermann: „Die Aufträge an die einzelnen Bereiche der Umfassenden Landesverteidigung“, in Öster- reichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 4. Jahrgang 1966, Heft 2, S. 157. 110 Vgl. Hanisch, Ernst: „Grundlagen und Planungen der wirtschaftlichen Landesverteidigung“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 4. Jahrgang 1966, Heft 3, S. 248 – 253. 111 Vgl. Strohschneider, Hermann: „Die Aufträge an die einzelnen Bereiche der Umfassenden Landesverteidigung“, in Öster- reichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 4. Jahrgang 1966, Heft 2, S. 157. 112 Vgl. Dworak, Friedrich: „Zivile Landesverteidigung“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 4. Jahrgang 1966, Heft 6, S. 499 – 504.

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lebenswichtiger Einrichtungen gewährleistet wer- Räumen konzentrierte Einsatzverbände zu verstär- den.113 ken oder Verteidigungsaufgaben an Stelle der Ein- Die „Militärische Landesverteidigung“ schluss- satzverbände zu übernehmen.114 Voraussetzung endlich musste Vorbereitungen dafür treffen, dass dafür, und hier spannt sich der Bogen zur Geistigen im Krisenfall eine vorsorgliche Konzentrierung von Landesverteidigung, war, dass sich das ganze Volk Einsatzverbänden im voraussichtlich wichtigsten geschlossen hinter die Landesverteidigung stellt. Raum jederzeit vorgenommen werden kann, die „Es gab und gibt keine zuständigen Verteidiger des Grenzschutz- und territorialen Sicherungskräfte Vaterlandes. Alle sind zuständig, da alle, Zivilisten wie aufgeboten, Maßnahmen zur Erhöhung der Ein- Soldaten, davon betroffen sind.“115 Das Bundesheer satzbereitschaft des Bundesheeres und die erfor- konnte nur unter diesen Voraussetzungen ein derlichen Schritte zur Mobilmachung gegebenen- glaubwürdiger Faktor der Sicherheit sein – denn falls bis zur Herstellung der vollen Verteidigungs- ein Volk, das sich nicht verteidigen will, braucht bereitschaft kurzfristig vollzogen werden konnten. auch kein Heer. Im Neutralitätsfall mussten sofort Einsatzverbände In der Umfassenden Landesverteidigung stellt auch ohne Mobilmachung zur Verfügung stehen, die Militärische Landesverteidigung den exekuti- im Bedarfsfalle mit Hilfe von Mobilmachungsmaß- ven Teil dar. Die Zivile und Wirtschaftliche Lan- nahmen die volle Verteidigungsbereitschaft sicher- desverteidigung sind die materiell einschneidend- gestellt werden und fremde Truppen, die auf öster- sten und schmerzlichsten Bereiche, die Geistige reichisches Territorium auszuweichen versuchen, Landesverteidigung ist der politisch empfindlich- zurückgeschlagen oder entwaffnet und interniert ste. Obwohl gleichrangig mit der Militärischen werden. Im Verteidigungsfall schließlich musste Landesverteidigung werden bis heute die drei einem direkten militärischen Angriff jederzeit an anderen Bereiche in der Öffentlichkeit weit weniger der Staatsgrenze entgegengetreten werden, um den beachtet,116 was wohl auch an den zuständigen Versuch einer Besetzung österreichischen Staats- Ministerien liegt, die ihren Bereich der Landesver- gebietes abzuwehren. Ein mit überlegenen Kräften teidigung oft sehr stiefmütterlich behandeln. Bei geführter Angriff auf bestimmte Gebiete musste einer Mobilmachung des Bundesheeres müssen durch schnelle Konzentration in dem für die Ver- alle Maßnahmen, die langfristig auf geistigem, zivi- teidigung günstigen Raum aufgehalten und damit lem, wirtschaftlichem und militärischem Gebiet der Angreifer am raschen Erreichen seines An- vorbereitet wurden, so rechtzeitig ausgelöst wer- griffszieles gehindert werden. Die Kräfte der terri- den, dass das gesamte Verteidigungspotenzial torialen Verteidigung wie Grenzschutz und Siche- Österreichs in einem Bedrohungsfall so rasch als rungsverbände mussten in der Lage sein, in ihren möglich zur Verfügung steht.117

113 Vgl. Strohschneider, Hermann: „Die Aufträge an die einzelnen Bereiche der Umfassenden Landesverteidigung“, in Öster- reichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 4. Jahrgang 1966, Heft 2, S. 157. 114 Vgl. „Umfassende Landesverteidigung; Neufassung des Organisationsschemas“, Vortrag an den Ministerrat am 08.06.1966, BMfLV Zl. 8.935-PräsB/66; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Ministerratsprotokolle: Verhandlungsschrift Nr. 8 über die Sitzung des Ministerrates am 14.06.1966. 115 „Bericht an den Landesverteidigungsrat über die Landesverteidigung Österreichs – Übersendung.“; Heeresgeschichtliches Museum/ Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 3.634-geh/ S II/61 – Geheim, S. 17. 116 Vgl. Marolz, Josef: „Raumverteidigung in der Praxis – das österreichische Modell“, in: Bühl, Hartmut (Moderator): „Strategie- diskussion. NATO-Strategie im Wandel – alternative Sicherheitskonzepte – strategische Defensive“, München 1987, S. 185. 117 Vgl. Grohs, Maximilian: „Mobilmachung in Österreich“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 10. Jahrgang 1971, Nr. 2, S. 110.

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Ende Oktober 1968 und im April 1969 beschloss übte gerade in der Zeit des Kalten Krieges eine die Landeshauptmännerkonferenz aufgrund der große Anziehungskraft aus.119 Eindrücke der CSSR-Krise, bei der Verbindungs- Als Österreich im Jahre 1955 seine Souveränität stelle der Bundesländer in Wien ein Komitee zu bil- durch den Staatsvertrag wiedererlangte und seine den, um die Auffassungen der Länder mit dem dauernde Neutralität erklärte, war damit an der Innenministerium erörtern und abstimmen zu kön- Schnittlinie zwischen den Staaten des „Ostens“ nen. Zusätzlich wurden bei allen Landesregierun- und des „Westens“ neben der Schweiz ein weiterer gen Landeskoordinationsausschüsse konstituiert, in neutraler Staat erstanden. Das Misstrauen zwi- denen die Landesregierung, die Sicherheitsdirek- schen diesen Blöcken wuchs, und die Großmächte tion und das Militärkommando vertreten waren, suchten sich durch ein System von Pakten zu und in weiterer Folge Bezirkskoordinationsaus- sichern. Die Politik wurde wesentlich von strategi- schüsse.118 Bis 1970 waren diese organisatorischen schen Fragen bestimmt. Maßnahmen weitgehend abgeschlossen. In den Jahren 1945 bis 1948 wurden von den Ostblockstaaten bilaterale Verträge mit der Sowjet- union abgeschlossen und durch Pakte untereinander Österreich in Europa 1955 bis 1970 ergänzt. Als 1948 der „Kalte Krieg“ seinem ersten Höhepunkt zusteuerte, wandten sich die Brüsseler- „Heiß umfehdet, wild umstritten, liegst dem Erdteil Pakt-Mächte Großbritannien, Frankreich und die du inmitten einem starken Herzen gleich…“ Beneluxstaaten an die USA, um im Falle einer Ag- – Zweite Strophe der Österreichischen Bundes- gression deren militärischen Beistand zu erhalten. hymne, Text von Paula von Preradovich Daraus resultierte der Abschluss des Nordatlantik- paktes NATO als kollektiver Sicherheitspakt, der am Die österreichische Lage in Europa war seit 4. April 1949 von zwölf Staaten unterzeichnet jeher bestimmt durch seine zentrale Verkehrsposi- wurde. Belgien, Großbritannien, Kanada, Däne- tion. Verkehrslinien von großer internationaler Be- mark, Frankreich, Island, Italien, Luxemburg, die deutung durchziehen Österreich: die Verbindun- Niederlande, Norwegen, Portugal und die USA gen von Deutschland nach Italien und in die Bal- waren die Gründungsmitglieder. Sie vereinbarten kanstaaten, die Verbindungen im Donautal sowie eine kollektive Selbstverteidigung, wobei jedoch die Verkehrswege vom Wienerraum und aus West- keine automatische militärische Beistandspflicht ungarn über Kärnten nach Italien. Nicht zu verges- vorgesehen war: Jeder Vertragspartner war ver- sen sind die Luftwege über das österreichische pflichtet, die seiner Meinung nach erforderlichen Hoheitsgebiet, die ab Mitte der 1950er Jahre immer Maßnahmen zur Wiederherstellung und Erhaltung mehr an Bedeutung gewannen. Österreich ist somit der Sicherheit zu treffen. Am 18. Februar 1952 traten einer der Knotenpunkte (die „Straßenkreuzung auch die Türkei und Griechenland der NATO bei. Mitteleuropas“), wenn nicht sogar die Schlüssel- Als am 9. Mai 1953 die Bundesrepublik Deutsch- zone im mitteleuropäischen Verkehrssystem – und land in die NATO aufgenommen wurde, reagierte

118 Vgl. Bayer, Richard: „Die Entwicklung der Umfassenden Landesverteidigung“, in: Neisser, Heinrich/Windhager, Fritz (Hrsg.): „Wie sicher ist Österreich? Beiträge zu einer konzeptiven Sicherheitspolitik“, Schriftenreihe „Sicherheit und Demokratie“, Band 2, Wien 1982, S. 381f. 119 Vgl. „Bericht an den Landesverteidigungsrat über die Landesverteidigung Österreichs – Übersendung.“; Heeresgeschichtliches Museum/ Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 3.634-geh/S II/61 – Geheim, S. 1f.

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der Ostblock knappe fünf Tage später mit dem Ab- Zum Schutz der österreichischen Neutralität schluss des Warschauer Paktes als kollektivem war daher der Aufbau einer wirksamen Landesver- Sicherheitspakt, der die bereits bestehenden bilatera- teidigung unausweichlich. len Verträge innerhalb der Ostblockstaaten integrier- te. Gründungsmitglieder waren die Sowjetunion, Bulgarien, Tschechoslowakei, Ungarn, Polen, Rumä- Österreichs Außenpolitik nien, die DDR und Albanien.120 Im Gegensatz zur NATO sah der Warschauer Pakt eine automatische Die Außenpolitik jedes Staates hat ein grund- Beistandsverpflichtung im Falle eines bewaffneten sätzliches Ziel: die Sicherung der Unabhängigkeit Überfalls in Europa auf einen oder mehrere Teil- und Souveränität des Staates als völkerrechtliches nehmerländer des Vertrages vor. Die Schaffung einer Subjekt. Die staatliche Unabhängigkeit wiederum supranationalen Militärorganisation ermöglichte ist die Voraussetzung für eine eigenständige dem Ostblock die Stärkung seines Wehrpotenzials.121 Außenpolitik. Österreichs Sicherheit hing immer Mitten zwischen diesen beiden militärischen direkt von den Verhältnissen in der Staatenge- Organisationen lag Österreich, es diente den Groß- meinschaft, besonders von der Sicherheit in Europa mächten abwechselnd als Begegnungsort für Ver- ab.123 Bis zum Staatsvertrag 1955 kann daher die handlungen, als Drehscheibe für Spionage und als österreichische Außenpolitik vor allem als eine Schauplatz für strategische Gedankenspiele. Bei Phase der nationalen und staatlichen Selbstbe- einer drastischen Verschlechterung des Klimas zwi- hauptung charakterisiert werden.124 schen den beiden Machtblöcken erschien Öster- Der Beitritt zu den Vereinten Nationen 1955 und reich als Objekt des „Testfalls“ ganz besonders zum Europarat und der Europäischen Menschen- gefährdet, vor allem wenn es aufgrund seiner rechtskonvention 1956 manifestierte die Zielsetzung militärischen Schwäche innerhalb von wenigen der österreichischen Regierung, „in aktiver Mitarbeit Stunden eingenommen werden konnte. Durch in den weltumfassenden Vertragsorganisationen alles dar- einen Handstreich konnte ein Angreifer Österreich anzusetzen, um einen Beitrag für die internationale Ver- besetzen und den anderen Block in Zugzwang ständigung zu leisten“125. Das entschiedene Auftreten bringen. Ob dieser dann zur Befreiung Österreichs, während der Ungarn-Krise 1956 und die beispiel- dem gegenüber keine Bündnispflicht bestand, eine haften humanitären Leistungen bei der Aufnahme unter Umständen verhängnisvolle Eskalation ris- und der Betreuung der Flüchtlinge brachten ein kiert hätte, ist zu bezweifeln.122 äußerst positives internationales Image im Westen,

120 Albanien nahm ab 1960 an den gemeinsamen Aktionen nicht mehr teil und trat im September 1968 auch offiziell aus. 121 Vgl. Kuntner, Wilhelm: „Die militärische Rolle neutraler und blockfreier Staaten im europäischen Sicherheitssystem“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 8. Jahrgang 1970, Heft 5, S. 395; sowie „Österreich in der Schnittlinie zwi- schen Staaten der NATO und des Warschauer Paktes“, in „Bundesheer Illustrierte“, Nr. 2/1962, S. 2. 122 Vgl. Neuhold, Hanspeter: „Grundlagen österreichischer Sicherheitspolitik“, in: Neisser, Heinrich/Windhager, Fritz (Hrsg.): „Wie sicher ist Österreich? Beiträge zu einer konzeptiven Sicherheitspolitik“, Schriftenreihe „Sicherheit und Demokratie“, Band 2, Wien 1982, S. 251. 123 Vgl. Ceska, Franz: „Internationale Abrüstung und die Sicherheit Österreichs“, in: Neisser, Heinrich/Windhager, Fritz (Hrsg.): „Wie sicher ist Österreich? Beiträge zu einer konzeptiven Sicherheitspolitik“, Schriftenreihe „Sicherheit und Demokratie“, Band 2, Wien 1982, S. 317. 124 Vgl. Quendler, Franz: „Österreich in internationalen Organisationen“, in: Dachs, Herbert u.a. (Hrsg.): „Handbuch des politi- schen Systems Österreichs“, Wien 1997, S. 793. 125 Erklärung Außenminister Leopold Figls bei der Unterzeichnung des Staatsvertrages. Kramer, Helmut: „Strukturentwicklung der Außenpolitik (1945 – 1996)“, in: Dachs, Herbert u.a. (Hrsg.): „Handbuch des politischen Systems Österreichs“, Wien 1997, S. 719.

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aber auch eine vorübergehende schwere Belastung heitspolitik, die militärische Komponente wurde der Beziehungen zur Sowjetunion. Als 1958 anläss- merklich zurückgedrängt.130 Im Bundesheer war lich der Libanonkrise amerikanische Transportflug- man sich von Anfang an einig, dass die Landesver- zeuge ohne Autorisierung österreichisches Territo- teidigung der Außenpolitik zu dienen hat. Deren rium überflogen, hatte das einen scharfen diploma- Ziele waren daher in Bezug auf das Bundesheer die tischen Protest seitens Österreichs zur Folge, und es Wahrung des Friedens und der Unabhängigkeit kam zu ernsten Spannungen mit den USA.126 Der Österreichs mittels der immerwährenden Neutra- Beitritt Österreichs zur Donaukonvention 1959 ver- lität, und im Falle eines Angriffes gegen Österreich stärkte diese Spannungen noch, das Verhältnis soll- die Verteidigung der Souveränität des Staates.131 te sich erst Anfang der 1960er Jahre wieder beruhi- Das Vertrauen des Bundesheeres in die öster- gen.127 Die österreichische Bevölkerung bekam von reichische Außenpolitik erlebte Mitte der 1960er diesen Spannungen wenig mit, aufgrund des anlau- Jahre einen Tiefpunkt. GTI Fussenegger notierte da- fenden kleinen Wirtschaftswunders und der sich zu in seinem Tagebuch: entwickelnden Wohlfahrt wurde das Kräftemessen zwischen den Großmächten wenig beachtet.128 Als „Auch zu unserer Außenpolitik habe ich kein großes besonders wichtig ist die Besuchsdiplomatie Öster- Vertrauen mehr. Ich habe den Eindruck, daß sie zwi- reichs in den osteuropäischen Staaten einzuschät- schen dem Anschluß an die EWG einerseits und der zen, die eine nicht zu unterschätzende positive Furcht, es sich mit dem Osten zu verscherzen ande- Funktion für die politische Entspannung zwischen rerseits, pendelt. Dies ist ganz falsch, denn mit Furcht Ost und West in Europa erfüllte.129 kann man dem Russen nie imponieren, sondern nur Mit Außenminister Kreisky, der 1959 das Außen- durch eine strikte und klare Einhaltung unserer Neu- ministerium erstmals als selbstständiges Ministeri- tralität. Daß wir selbst nie aggressiv werden, ist um eingerichtet hatte, wurde die Außenpolitik zu selbstverständlich und bedarf wohl keiner weiteren der bei weitem wichtigeren Komponente der Sicher- Worte.“132

126 Während bis 1958 von der NATO durchgeführte Nord-Süd-Transporte über österreichisches Territorium stillschweigend geduldet wurden, und vom Amt für Zivilluftfahrt Hunderte von Überflugsgenehmigungen routinemäßig im vorhinein erteilt wurden, änderte sich dies 1958 durch die sich immer enger an der strikten Schweizer Handhabung von Überflügen orientierenden Politik Österreichs. Vgl. Hollnbuchner, Birgit: „Österreich und die Neutralität – Politische Dimension oder historische Illusion? Konstanten und Brüche in der Bedeutung und Interpretation der Neutralität in Österreich vom Staatsvertrag 1955 bis zur Diskussion eines NATO-Beitritts 1999“, Wien 1999 (Dipl.-Arb.), S. 32f. 127 Vgl. Kramer, Helmut: „Strukturentwicklung der Außenpolitik (1945 – 1996)“, in: Dachs, Herbert u.a. (Hrsg.): „Handbuch des politischen Systems Österreichs“, Wien 1997, S. 717 – 721. 128 Vgl. König, Ernest: „Die Reorganisationsvorhaben des österreichischen Bundesheeres und deren Rahmenbedingungen – Rückblick, Stand, Ausblick“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 33. Jahrgang 1995, Heft 5, S. 508. 129 Vgl. Kramer, Helmut: „Strukturentwicklung der Außenpolitik (1945 – 1996)“, in: Dachs, Herbert u.a. (Hrsg.): „Handbuch des politischen Systems Österreichs“, Wien 1997, S. 722f. 130 Vgl. Rauchensteiner, Manfried: „Landesverteidigung und Außenpolitik – Feindliche Brüder?“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien- Köln 1991, S. 168. 131 Vgl. Bach, Albert: „Österreichs Möglichkeiten der Verteidigung. Eine strategische und operativ-taktische Skizze“, in: Öster- reichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 3. Jahrgang 1965, Heft 5, S. 317. 132 Tagebuch-Eintrag vom 28.05. bis 13.06.1967; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967, S. 36.

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Österreich und die Europäische Lebensfähigkeit zu gefährden. Eine waffenlose Ver- Sicherheitspolitik teidigung etwa durch Generalstreik und passiven Widerstand, auch als „soziale Verteidigung“133 be- Österreich als neutraler Staat zeichnet, wie sie von manchen Kreisen für Öster- reich immer wieder gefordert wurde134, lässt sich, Für das immerwährend neutrale Österreich abgesehen von der zweifelhaften Effizienz derarti- ergaben sich die Rechte und Pflichten im Krieg vor ger Maßnahmen, nicht mit den Neutralitätspflich- allem aus dem V. Haager Abkommen von 1907 und ten eines dauernd neutralen Staates vereinbaren. aus dem Völkergewohnheitsrecht. Im Frieden folg- Ziel der österreichischen Neutralitätspolitik muss es te die Verpflichtung zu einer bewaffneten Neutra- daher sein, anderen Staaten deutlich vor Augen zu lität nach Schweizer Vorbild aus dem Bundesver- führen, dass Österreich keine Verletzung der Neu- fassungsgesetz über die Neutralität unter Zuhilfe- tralität dulden und auch in der Lage sein wird, sich nahme der Schweizer Klausel des Moskauer Memo- im Falle eines Angriffes wirksam zu verteidigen.135 randums, sowie dem Hinweis der österreichischen Denn „jeder Staat hat über kurz oder lang eine Armee im Bundesregierung auf das Schweizer Vorbild und Land – entweder die eigene oder eine fremde!“136 erneut dem völkerrechtlichen Gewohnheitsrecht. Die österreichische Neutralität war stets nur Demnach darf der dauernd neutrale Staat erstens sicherheitspolitisch, nicht ideologisch oder wirt- keinen Krieg beginnen und muss zweitens dafür schaftlich definiert. Die österreichische Neutralität sorgen, dass im Falle eines Krieges zwischen und die Formel ihrer Verteidigung „mit allen zu Drittstaaten die Regeln des Neutralitätsrechtes ein- Gebote stehenden Mitteln“ wurden als primär militä- gehalten werden. Daraus folgt, dass der Staat risch bewaffnete verstanden. Dies drückte sich auch bereits im Frieden völkerrechtlich verpflichtet ist, im schon erwähnten Ministerratsbeschluss zur auf wirtschaftlichem, politischem und militäri- „Umfassenden Landesverteidigung“ vom Juli 1961 schem Gebiet alles zu tun, um nicht in einen zu- sowie im einstimmig beschlossenen Verfassungs- künftigen Krieg hineingezogen zu werden. Die völ- gesetz zur Landesverteidigungsdoktrin vom 10. kerrechtlich militärische Vorsorgepflicht, auf die in Juni 1975 aus. Damit verbunden sollten alle Arten diesen Ausführungen das Hauptaugenmerk gelegt von Abhängigkeiten von einem anderen Staat, also werden soll, bestimmt, dass Österreich seine Neu- auch auf nichtmilitärischem Gebiet, vermieden wer- tralität mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln den.137 1968 brachte der Amtsantritt von Außen- verteidigen soll, ohne dabei die wirtschaftliche minister Dr. Kurt Waldheim eine Änderung des

133 Vgl. hierzu Windhager, Fritz: „Soziale Verteidigung: Konzept und Kritik“, in: Neisser, Heinrich/Windhager, Fritz (Hrsg.): „Wie sicher ist Österreich? Beiträge zu einer konzeptiven Sicherheitspolitik“, Schriftenreihe „Sicherheit und Demokratie“, Band 2, Wien 1982, S. 365 – 378. 134 General Fussenegger warnte mehrfach vor einer totalen Abrüstung Österreichs: „In den letzten Tagen war eine russische Delegation der FRUNSE-Akademie hier, die uns sehr klar zu verstehen gegeben hat, daß ein Kleinstaat keine Waffen braucht, denn wir haben ja ohnehin nur lauter Freunde. Das beweist, daß die Russen nicht die Absicht haben, unseren Staatsvertrag zu lockern und auch kein Interesse an einer österreichischen Armee haben, weil sie unser Gebiet als Aufmarschraum benutzen wollen [...] Aber sie können keinen starken Kleinstaat brauchen, weil dieser ihnen im Weg steht. Sie allein wollen stark sein und die andern müssen daher schwach bleiben.“ Tagebuch-Eintrag vom 28.05. bis 13.06.1967; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967, S. 35. 135 Vgl. Böhner, Gerhard: „Die Wehrprogrammatik der SPÖ“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft, Band 6, Wien 1982, S. 23f, 26 – 32; sowie Vetschera, Heinz: „Bewaffnete Neutralität – Grundlage der Verteidigung“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 13. Jahrgang 1975, Heft 3, S. 177 – 181. 136 Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „Information“, Wien o.J. (1975), S. 2. 137 Vgl. Skuhra, Anselm: „Österreichische Sicherheitspolitik“, in: Dachs, Herbert (Hrsg.): „Handbuch des politischen Systems Österreichs“, Wien 1997, S. 742.

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österreichischen Neutralitätsverständnisses: Zwar heitsrates, zu NATO und EU auswirkt.141 sollte an der Neutralität und der durch sie auferleg- Die Neutralität Österreichs war seit ihrem Beginn ten Pflichten sowie der Entschlossenheit, diese Neu- 1955 für alle europäischen Staaten von großer strate- tralität mit allen Mitteln zu verteidigen, festgehalten gischer Bedeutung. Im Falle einer europäischen Aus- werden, aber darüber hinaus sollte an der interna- einandersetzung lag Österreich, verlängert durch tionalen Entspannungspolitik und Zusammenar- die ebenfalls neutrale Schweiz, als trennender Rie- beit aktiv mitgewirkt werden. Das bedeutete die gel quer durch die Front der Konfliktparteien. Bei Propagierung von Außenpolitik als Sicherheitspoli- Truppenverschiebungen bedeutete das eine große tik und relativierte die militärische Landesver- Behinderung für alle Kriegführenden, wobei die teidigung in ihrer bisherigen neutralitätspolitischen Kräfte des Westens zunächst zu größeren Umwegen Bedeutung.138 Bruno Kreisky schuf zur gleichen gezwungen gewesen wären als die des Ostens. Zeit den Begriff der „aktiven Neutralitätspolitik“, Andererseits bot dieser neutrale Riegel den Kontra- die sich vor allem auf ein friedliches Engagement henten auch Vorteile, da sie an den Riegel ihre innerhalb internationaler Organisationen wie der Flanken anlehnen und dadurch bedeutende Kräfte UNO oder Institutionen wie der KSZE stützen soll- anderweitig verwenden konnten. Der Osten hatte te.139 Daraus entwickelte sich ein integrales Neutra- den zusätzlichen Vorteil, dass der Westen keine litätsverständnis in Österreich, das die meisten Landverbindung über Tirol und die Schweiz hatte. außenpolitischen Bereiche prägte. Während sich die Für den Westen wiederum entstand durch den neu- Schweiz ein modernst bewaffnetes, gut ausgebilde- tralen Riegel nördlich der Alpen eine erhebliche tes und motiviertes Militär leistete, um seinen Frontverkürzung, da er so seinen rechten Flügel Willen zur Verteidigung ausreichend zu dokumen- nördlich von Passau belassen und ihn nicht bis zum tieren, verlegte sich Österreich unter Außenminister Alpenhauptkamm verlängern musste. Italien war Waldheim und vor allem in der Ära Kreisky auf die bei einer Neutralität Jugoslawiens am Lande voll- politische Ebene einer geistigen Landesverteidi- kommen geschützt, bei einem Kriegseintritt Jugo- gung.140 Erst seit 1989 lässt sich die Hinwendung zu slawiens war der Frontverlauf durch das neutrale einem differentiellen Neutralitätskonzept feststel- Österreich erheblich verkürzt.142 Es war daher nicht len, was sich insbesondere auf das Verhältnis zu den verwunderlich, dass sich die Masse des italienischen Vereinten Nationen, den Beschlüssen des Sicher- Heeres immer im Nordosten Italiens befand.143

138 Vgl. Stöckl, Christine: „Die Verteidigungspolitik der ÖVP und der Stellenwert der militärischen Landesverteidigung im österreichischen Neutralitätskonzept (1955-1985)“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft Band 8, Wien 1985, S. 157f. 139 Vgl. Hauser, Gunther: „Die europäischen Neutralen und Bündnisfreien im Vergleich“, in: Österreichische Gesellschaft für Landesverteidigung und Sicherheitspolitik (Hrsg.): „Neutralität 2005. Symposium 5. November 2005, Rorschacherberg/Schweiz. Tagungsbericht“, „, Sonderheft der Österreichischen Gesellschaft für Landesverteidigung und Sicherheitspolitik Nr. 14, Wien o.J. (2006), S. 31. 140 Vgl. Hollnbuchner, Birgit: „Österreich und die Neutralität – Politische Dimension oder historische Illusion? Konstanten und Brüche in der Bedeutung und Interpretation der Neutralität in Österreich vom Staatsvertrag 1955 bis zur Diskussion eines NATO-Beitritts 1999“, Wien 1999 (Dipl.-Arb.), S. 80. 141 Vgl. Skuhra, Anselm: „Österreichische Sicherheitspolitik“, in: Dachs, Herbert (Hrsg.): „Handbuch des politischen Systems Österreichs“, Wien 1997, S. 743. 142 Vgl. „Bericht an den Landesverteidigungsrat über die Landesverteidigung Österreichs – Übersendung.“; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 3.634-geh/S II/61 – Geheim, S. 3. 143 Vgl. Freistetter, Franz: „Das strategische Konzept des Ostens und Österreich 1955-1970“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 41.

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Voraussetzung für die Erhaltung dieses neutra- Außen- und Sicherheitspolitik“ (GASP) der EU len Riegels war aber seine ausreichende militärische nicht aufrechterhalten lässt. Es bleibt aber Öster- Sicherung. Die Schweiz hatte seit Jahrhunderten in reich als politische Option im Rahmen der GASP – überzeugender Weise für diese Sicherung gesorgt, wie jedem anderen Staat – unbenommen, sich im die österreichischen Bemühungen standen im Einzelfall neutral zu verhalten.146 Vergleich noch in den Kinderschuhen. Eine schwa- che Verteidigung Österreichs wiederum wäre gera- Österreich und die NATO dezu eine Aufforderung an die kriegführenden Nationen, ihre Interessen auf unserem Staatsgebiet Die „North Atlantic Treaty Organization“ selbst sicherzustellen. Allein aus Selbsterhaltungs- (NATO) ist ein westliches Militärbündnis, das am 4. trieb würde der Unsicherheitsfaktor Österreich von April 1949 in Washington D.C. auf Basis von den Kontrahenten beseitigt werden, um der laten- Artikel 51 der UN-Charta, der Staaten das Recht ten Gefahr gegnerischer Operationen zuvorzukom- auf individuelle und kollektive Selbstverteidigung men. Die trennende geographische Lage bot Öster- gestattet, geschlossen wurde. Dieses Bündnis sieht reich und seiner Neutralität eine große strategische die wirtschaftliche und politische Kooperation, die Chance, die aber nur durch eine wirksame militäri- Konsultationspflicht sowie die gemeinsame mili- sche Landesverteidigung genutzt werden konnte.144 tärische Verteidigung bei einem bewaffneten An- 2007 lässt sich im aktuellen Regierungspro- griff auf ein oder mehrere Mitglieder mit Bei- gramm im Kapitel „Äußere Sicherheit und Landes- standspflicht vor, als auch eine ständige politische verteidigung“ in Bezug auf die Neutralität folgen- und militärische Organisation. Ein Teil des Proto- de Passage finden: kolls befasst sich mit den Rechten und Pflichten ausländischer Streitkräfte im Hinblick auf „Die Bundesregierung setzt sich für eine umfassende Truppenstationierungen. Friedenspolitik ein. Auf der Grundlage seiner verfas- Die NATO hat eine zivile und eine militärische sungsrechtlich bestimmten immerwährenden Neutra- Struktur. Oberstes Gremium im zivilen Bereich ist lität wird Österreich weiterhin ein verlässlicher und der Nordatlantikrat, dem alle Mitglieder angehören. solidarischer Partner in der Welt sein und sich aktiv Die Außen- und Verteidigungsminister treffen sich an der weiteren Entwicklung der Europäischen zweimal jährlich, auf den Gipfeln kommen die Sicherheits- und Verteidigungspolitik beteiligen.“145 Staats- und Regierungschefs zusammen. Den Vor- sitz hat der Generalsekretär der NATO mit Sitz in Rechtlich gesehen ist daher Österreich nicht Brüssel, immer durch einen Europäer verkörpert. mehr uneingeschränkt immerwährend neutral, da Die höchste militärische Instanz ist der Militär- sich die allgemeine Verpflichtung, in sämtlichen ausschuss, bestehend aus den Stabschefs der an der denkbaren Kriegsfällen neutral zu bleiben, ange- militärischen Struktur beteiligten Mitgliedsländer, sichts des Engagements in der „Gemeinsamen unterstützt durch einen Internationalen Militärstab.

144 Vgl. „Bericht an den Landesverteidigungsrat über die Landesverteidigung Österreichs – Übersendung.“; Heeresgeschichtliches Museum/ Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 3.634-geh/S II/61 – Geheim, S. 4. 145 Ulrich, Christoph: „Landesverteidigung. Das aktuelle Regierungsprogramm vor dem Hintergrund der geltenden Wehrrechtslage.“, in: Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „Milizinfo. Information für Angehörige der Einsatzorganisation des Bundesheeres“, Nr. 2, Wien 2007, S. 16. 146 Ebenda, S. 16f.

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Daneben umfasst die NATO eine regionale Plan- Österreich und der Warschauer Pakt ungsgruppe Kanada-USA, sowie die beiden alliier- ten Kommandobereiche Atlantik und Europa. Der Der Warschauer Pakt wurde am 14. Mai 1955 als Oberste Befehlshaber Atlantik und der Oberste „Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und Befehlshaber Europa werden stets von den USA gegenseitigen Beistand“ in Warschau ins Leben besetzt.147 gerufen und stellte einen multilateralen Zusammen- Die Österreicher hatten immer ein gespaltenes schluss dar. Der Vertragstext ähnelte dem der Verhältnis zur NATO. War man auf der einen Seite NATO: Die Mitglieder verpflichteten sich zu Be- froh, ein derart starkes westliches Militärbündnis ratungen in allen wichtigen internationalen Fragen, im Rücken zu haben, lehnte man auf der anderen die ihre gemeinsamen Interessen berührten. Im Falle Seite einen Beitritt stets ab. Alle in Österreich durch- eines bewaffneten Überfalls in Europa auf einen der geführten Umfragen sprachen sich gegen eine Teilnehmer war jeder Partner zu einem automati- NATO-Mitgliedschaft und für eine Beibehaltung schen Beistand verpflichtet. Die Teilnahme an ande- der Neutralität aus, teils mit eindrucksvollen ren Bündnissystemen und die Einmischung in inne- Mehrheiten. Hier ist eine deutliche Ablehnung aus- re Angelegenheiten waren untersagt. Durch Verträge zumachen, die quer durch alle politischen Lager mit Polen, der DDR, Rumänien, Ungarn und der Österreichs geht.148 Tschechoslowakei war es der Sowjetunion möglich, Seit der Wende 1989 hat sich die NATO neu ori- ihre Truppen in diesen Staaten zu stationieren. entiert, aus einer Organisation der kollektiven Hauptquartier und Sitz aller ständigen Organe war Verteidigung wurde eine Organisation zur Ge- Moskau. Gebietsmäßig war das Bündnis auf Europa währleistung der gesamteuropäischen Stabilität. begrenzt, der asiatische Teil der Sowjetunion blieb in Im Rahmen der „NATO-Partnerschaft für den den ersten Jahren ausgeklammert. Frieden“ (PfP) hat die NATO die ehemaligen kom- Die überwiegend einzelstaatlichen Armeen wur- munistischen Länder Europas sowie die neutralen den großteils einem vereinten Oberkommando und bündnisfreien Staaten eingeladen, bei gemein- unterstellt, dessen Oberkommandierender stets ein samen friedenserhaltenden und friedensschaffen- sowjetischer General oder Marschall war. Höchstes den Einsätzen zusammenzuarbeiten. Seit 1995 politisches Organ des Warschauer Paktes war der gehört Österreich der PfP an, die militärische „Politische Beratende Ausschuss“ (PBA), der sich Zusammenarbeit konzentriert sich insbesondere jährlich abwechselnd in den Hauptstädten der Mit- auf die Bereiche Friedenserhaltung, humanitäre glieder zu Beratungen traf und auch militärische Einsätze und Katastrophenhilfe sowie Such- und Funktionen hatte. Als Delegationsleiter bei der Rettungseinsätze. Innerhalb der NATO verhält sich Fixierung langfristiger Grundsätze und Ziele fun- Österreich heute bereits wie ein Mitglied – unter gierten die kommunistischen Parteichefs. Als politi- Berücksichtigung seiner verfassungsrechtlich-neu- sches Gremium agierte noch das Komitee der tralitätspolitischen Situation.149 Außenminister, als militärisches Gremium das

147 Vgl. Gehler, Michael: „Bündnispolitik und Kalter Krieg 1949/55-1991“, in: Kernic, Franz/Hauser, Gunter (Hrsg.): „Handbuch zur europäischen Sicherheit“, Frankfurt am Main 2005, S. 57f. 148 Vgl. Magenheimer, Heinz: „Zur Frage der allgemeinen Wehrpflicht. Standortbestimmung – Alternativen – Konsequenzen“, Schriftenreihe der Landesverteidigungsakademie 3/1999 Nationale Sicherheit, Wien 1999, S. 18f. 149 Vgl. Hauser, Gunter: „Österreich – Zehn Jahre Mitgliedschaft in der NATO-Partnerschaft für den Frieden“, in Österreichi- sche Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 43. Jahrgang 2005, Heft 6, S. 749 – 758.

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Komitee der Verteidigungsminister. Die UdSSR eines atomaren Krieges schuf sehr früh ein Klima, hatte stets eine dominante Rolle in diesem Bündnis, in dem sich beide Seiten von der Notwendigkeit da sie die einzige Atommacht war, doch widersetzte politischer Verhandlungen zur Verhinderung eines sich etwa Rumänien wiederholt den Moskauer Krieges überzeugen ließen. Die Sowjetunion richte- Befehlen.150 te 1954 als erster an die Westmächte, etwas später Die österreichische Haltung zum Warschauer auch an die USA, den Vorschlag für einen gesam- Pakt war stets von großer Vorsicht geprägt. Als teuropäischen Vertrag, der in erster Linie eine Anfang der 1970er Jahre strategische Studien des Sicherung der sowjetischen Vormachtstellung in Ostblocks bekannt wurden, in denen die Besetzung Europa zum Ziel hatte. In den folgenden Monaten Österreichs geplant war, galten diese als psycholo- folgten weitere Versuche der UdSSR, die jedoch alle gische Warnhinweise für die österreichische Lan- im Sand verliefen. 1955 schlugen sie im Rahmen desverteidigung. Vor allem die Operationsstudie eines europäischen Sicherheitsvertrages sogar die „Polarka“, die neben der Besetzung des Ostens und Auflösung der beiden großen Militärbündnisse vor, Südostens Österreichs auch bis ins Detail gehende doch auch dies fand im Westen keine Resonanz. Bis Pläne für eine sicherheitstechnische Behandlung 1965 folgten noch zahlreiche Vorschläge von Seiten der österreichischen Bevölkerung beinhaltete, der UdSSR und Polens, die erstmals auch die Schaf- wurde mit großer Besorgnis behandelt. Regierung fung kernwaffenfreier Zonen in Europa beinhalte- und vor allem Bundesheer versuchten in der Folge, ten. Auch das neutrale Finnland schlug im Mai Maßnahmen für ein Gegengewicht im konventio- 1963 ein kernwaffenfreies Nordeuropa vor, doch nellen Bereich zu entwickeln – wobei das die beiden NATO-Staaten Norwegen und Däne- Bundesheer über weite Strecken allein gelassen mark äußerten sofort Bedenken.152 wurde.151 Die Sowjetunion betonte wiederholt ihre Bereit- schaft zur Auflösung des Warschauer Paktes, falls Gemeinsame Europäische Sicherheitspolitik die NATO das Gleiche täte, doch wurde dies von der NATO stets abgelehnt.153 Innerhalb der NATO Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Ost-West- hatte sich inzwischen das Konzept einer Euro- Konflikt, die Teilung der Welt in zwei militärische päischen Verteidigungsgemeinschaft und einer und ideologische Lager, das beherrschende Span- gemeinsamen europäischen Armee entwickelt, das nungsfeld des europäischen Kontinents. Von zen- 1953 durch das Vorhaben einer Europäischen tralem Interesse war immer Europa, da sich hier die Politischen Gemeinschaft zur politischen Führung hochgerüsteten Armeen der beiden Bündnissys- ergänzt wurde. 1954 einigten sich die Staats- und teme NATO und Warschauer Pakt unmittelbar Regierungschefs, die Westeuropäische Union als gegenüberstanden. Die dauernd drohende Gefahr europäischen Pfeiler der NATO auszubauen.154

150 Vgl. Vgl. Gehler, Michael: „Bündnispolitik und Kalter Krieg 1949/55-1991“, in: Kernic, Franz/Hauser, Gunter (Hrsg.): „Handbuch zur europäischen Sicherheit“, Frankfurt am Main 2005, S. 61f. 151 Vgl. Freistetter, Franz: „Das strategische Konzept des Ostens und Österreich 1955-1970“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 56 – 59. 152 Vgl. Aichinger, Wilfried: „Europäische Sicherheit. Eine Chronologie der Konferenzen“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 21. Jahrgang 1983, Heft 5, S. 396f. 153 Vgl. Gehler, Michael: „Bündnispolitik und Kalter Krieg 1949/55-1991“, in: Kernic, Franz/Hauser, Gunter (Hrsg.): „Handbuch zur europäischen Sicherheit“, Frankfurt am Main 2005, S. 61. 154 Vgl. Loinger, Martin: „Europäische Integration und die Idee der GASP und ESVP“, in: Kernic, Franz/Hauser, Gunter (Hrsg.): „Handbuch zur europäischen Sicherheit“, Frankfurt am Main 2005, S. 71.

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Entspannungsbereitschaft auf westlicher Seite pa erörtert werden müsste. Die KSZE war in den fol- signalisierte erstmals die Bundesrepublik Deutsch- genden Jahren die einzige politische multilaterale land im März 1966, und bot Verhandlungen über Plattform, auf der Österreich die Ost-West-Be- Abrüstung, Nichtverbreitung von Kernwaffen, ziehung kreativ mitgestalten konnte. Nur hier konn- Friedenssicherung und Verzicht von Gewaltan- te ein neutraler Kleinstaat wie Österreich seine wendung an. Nun begannen die Bemühungen kon- außenpolitische Linie darlegen.156 1975 schuf die kretere Formen anzunehmen. Zunächst regte KSZE mit der Schlussakte von Helsinki ein Regel- Dänemark eine europäische Entspannungskon- werk, mit dem die Zusammenarbeit zwischen ferenz an, kurz darauf forderte der Warschauer Staaten und ihren Bürgern in friedliche Bahnen Pakt eine Konferenz für Sicherheit und Zusam- gelenkt werden sollen. Jedoch ist die Verpflichtung menarbeit in Europa. Die USA und die NATO sig- zur Einhaltung dieser Regeln nicht rechtlicher, son- nalisierten Verhandlungsbereitschaft, knüpften dern vielmehr politisch-moralischer Natur. Als diese aber an Gespräche über Truppenreduzie- wahre Domäne der KSZE, jetzt OSZE, gilt daher die rungen in Europa. Nun ergriff Finnland wieder die Früherkennung potentieller Konflikte und die Ver- Initiative und bot sich als Gastgeber einer Sicher- hinderung von deren Eskalation.157 heitskonferenz an, was überwiegend positiv aufge- Die Prinzipien der Charta von Paris 1990 und nommen wurde (nur Albanien lehnte eine KSZE der KSZE bilden die Grundlage der Europäischen generell ab). Da die KSZE aber von Beginn an als Sicherheitsgemeinschaft. Entsprechend dem Ver- sowjetisches Projekt galt und daher im Westen auf trag von Maastricht 1992 sollte eine „echte europäi- Misstrauen stieß, dauerte es noch bis 1973, bis am sche Sicherheits- und Verteidigungsidentität“ und 3. Juli endlich die Eröffnungssitzung der Konferenz eine größere europäische Verantwortung in Vertei- für Sicherheit und Zusammenarbeit in Helsinki digungsfragen im Rahmen der „Gemeinsamen stattfinden konnte.155 Außen- und Sicherheitspolitik“ (GASP) angestrebt Österreich zeigte von Anfang an starkes Inter- werden.158 Die WEU wurde weitgehend in die EU esse an einer europäischen Sicherheitskonferenz. integriert, die 1997 aufgrund einer schwedisch-fin- Als erste Initiative im Rahmen der Vorbereitung nischen Initiative im Vertrag von Amsterdam auch einer KSZE begrüßte Österreich in einem Memo- deren so genannte Petersberg-Aufgaben (huma- randum die Einberufung einer Konferenz, vertrat nitäre Aufgaben und Rettungseinsätze, friedenser- aber die Ansicht, dass dort unbedingt die Frage haltende Aufgaben sowie Kampfeinsätze bei der einer Verminderung des Militärpotenzials in Euro- Krisenbewältigung einschließlich friedensschaffen-

155 Vgl. Aichinger, Wilfried: „Europäische Sicherheit. Eine Chronologie der Konferenzen“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 21. Jahrgang 1983, Heft 5, S. 397 – 400. Zur Konferenz und ihrer Bedeutung für Österreich siehe Steiner, Ludwig: „Die sicherheitspolitische Bedeutung der KSZE für Österreich und Europa“, in: Neisser, Heinrich/Windhager, Fritz (Hrsg.): „Wie sicher ist Österreich? Beiträge zu einer konzeptiven Sicherheitspolitik“, Schriftenreihe „Sicherheit und Demokratie“, Band 2, Wien 1982, S. 309 – 316. 156 Vgl. Glatzl, Christian: „Die sicherheitspolitische Bedeutung der KSZE für Österreich sowie der Beitrag Österreichs im Rahmen dieser Konferenz“, in Kernic, Franz: „Österreichs Sicherheit und die KSZE. KSZE: Entwicklung, Stand und Perspektiven“, Wien 1985, S. 80, 90 – 92, 127. 157 Vgl. Hollnbuchner, Birgit: „Österreich und die Neutralität – Politische Dimension oder historische Illusion? Konstanten und Brüche in der Bedeutung und Interpretation der Neutralität in Österreich vom Staatsvertrag 1955 bis zur Diskussion eines NATO-Beitritts 1999“, Wien 1999 (Dipl.-Arb.), S. 155f. 158 Vgl. Jacobsen, Hans-Adolf: „Europäische Sicherheitsgemeinschaft und Wehrform deutscher Streitkräfte. Ist die allgemeine Wehrpflicht noch zeitgemäß? Anmerkungen zu einem kontroversen Thema“, in: Foerster, Roland G. (Hrsg.): „Die Wehrpflicht. Entstehung, Erscheinungsformen und politisch-militärische Wirkung“, Beiträge zur Militärgeschichte Band 43, München 1994, S. 9f.

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der Maßnahmen) übernommen hat. Das Konzept Auswirkungen wie z.B. illegale Migration in die der „Europäischen Sicherheits- und Verteidigungs- euroatlantische Zone eindringen.160 politik“ (ESVP) wurde während der österreichi- Die gemeinsame Verteidigungspolitik der Euro- schen EU-Präsidentschaft 1998 initiiert. In Öster- päischen Union befindet sich trotz aller Bemü- reich ist seitdem wieder eine heftige Diskussion um hungen und Initiativen nach wie vor im Aufbau- die österreichische Neutralität entbrannt. Im No- stadium, da viele Staaten die Außen- und Sicher- vember des gleichen Jahres erfolgte auf Initiative heitspolitik als eine nationale Domäne betrach- des damaligen österreichischen Verteidigungs- ten.161 Es wurden zwar seit 1999 verschiedenste ministers Werner Fasslabend das erste EU-Ver- Konzepte auf operationeller und strategischer teidigungsministertreffen. Einen Monat später ent- Ebene implementiert, um diesem Politikbereich schieden Frankreich und Großbritannien, die auch ein gewisses inhaltlich-konzeptives Gewicht europäische Verteidigungssäule zu stärken. Auf zu verleihen, doch wird erst die Zukunft zeigen den Gipfeln des Europäischen Rates in Köln und inwieweit diese entscheidende Akzente setzen kön- Helsinki wurde 1999 die Schaffung einer EU- nen. Das wichtigste Gremium der ESVP ist das Krisenbewältigungstruppe in der Stärke von 60.000 „Politische und Sicherheitspolitische Komitee“ Mann beschlossen. Bei den Gipfeln von Brüssel (PSK), das sich selbst gerne aber doch etwas und Thessaloniki wurde schlussendlich eine globa- anmaßend als „Sicherheitsrat der EU“ bezeichnet.162 le EU-Sicherheitsstrategie als Antwort auf die glo- Weiters wurde durch eine gemeinsame Aktion des balen Bedrohungen entwickelt, die das Ziel hat, Ministerrats vom 12. Juli 2004 die „Europäische Krisenprävention und Krisenbewältigung im Verteidigungsagentur“ (EVA) eingerichtet, doch Interesse Europas und der NATO zu koordinieren sind ihre Kompetenzen beschränkt. Zu ihren Auf- und zu verbessern. Die EU bildet somit mit der gaben zählen die Verbesserung der Verteidigungs- NATO eine strategische Partnerschaft, was sich vor fähigkeiten der EU, insbesondere im Bereich der allem in den gemeinsamen Einsätzen im ehemali- Krisenbewältigung; die Förderung der Rüstungszu- gen Jugoslawien manifestiert.159 Der Übergang sammenarbeit; die Stärkung der industriellen und eines europäischen Systems der kollektiven Ver- technischen Verteidigungsbasis und Schaffung teidigung in das System der kollektiven Sicherheit eines wettbewerbsfähigen europäischen Marktes scheint vollzogen, die erste „Verteidigungslinie“ für Verteidigungsgüter sowie die Förderung von liegt heute oftmals im außereuropäischen Bereich. Forschungsprojekten, die auf die Stärkung des Hier hat sich der Begriff der „erweiterten Landes- industriellen und technologischen Potenzials Euro- verteidigung“ als sicherheitspolitisches Prinzip eta- pas im Verteidigungsbereich ausgerichtet sind. In bliert, durch dessen Anwendung versucht wird, Österreich wurde die EVA im militärischen Zu- Konfliktherde an ihren Entstehungsorten zu kal- ständigkeitsbereich des BMLV durch die Bundes- mieren, bevor aus diesen Räumen destabilisierende ministeriengesetznovelle 2007 gesetzlich veran-

159 Vgl. Hauser, Gunther: „Die Sicherheit Europas im Wandel transatlantischer Beziehungen“, Schriftenreihe der Landesverteidigungsakademie 5/2004, Wien 2004, S. 9f, 48, 67, 77, 90. 160 Vgl. „Bericht der Bundesheerreformkommission. Bundesheer 2010“, o.O., o.J., S. 158. 161 Vgl. Magenheimer, Heinz: „Zur Frage der allgemeinen Wehrpflicht. Standortbestimmung – Alternativen – Konsequenzen“, Schriftenreihe der Landesverteidigungsakademie 3/1999 Nationale Sicherheit, Wien 1999, S. 13f. 162 Vgl. Rehrl, Jochen: „Mehrheitsentscheidung – Europäische Armee – Gemeinsame Verteidigung. Entwicklungstendenzen der ESVP“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 45. Jahrgang 2007, Heft 6, S. 655.

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kert.163 Aufgrund der sehr eingeschränkten Kom- für Österreich Ausnahmeregeln gelten würden. petenzen ist ein wirklicher „Output“ dieser Dass dies ein Trugschluss sein könnte, bekräftigte Organisation aber noch nicht merkbar, die wenig- der Generalsekretär der NATO Javier Solana schon sten wissen dass eine derartige Einrichtung über- 1996 in aller Deutlichkeit: haupt existiert. Die NATO bleibt daher nach wie vor die einzige zentrale Institution der kollektiven „Diese Neutralität hat jetzt wenig Sinn. Wir sind Verteidigung in Europa. doch dabei, Sicherheitsstrukturen zu schaffen, in Für die Republik Österreich bedeutet diese Ent- denen wir niemanden isolieren wollen. Es gibt keine wicklung in Europa zusammenfassend folgende Neutralität, wenn wir alle gemeinsam etwas Neues Aufgaben: Mit dem Beitritt zur EU verpflichtete sie bauen wollen.“165 sich zur Mitwirkung an der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP), die auch militärische Krisenmanagement-Aufgaben beinhaltet. Öster- Österreich in der UNO und das reich beabsichtigt zur Erfüllung seiner daraus Engagement in den Friedens- erwachsenen europäischen Solidaritätsverpflich- truppen 1960 bis 1970 tungen einen adäquaten Beitrag im gesamten Spek- trum der „Petersberg-Aufgaben“ zu leisten. Dar- Die Mitgliedschaft in internationalen Organi- über hinaus hat sich Österreich zur Teilnahme an sationen nahm nach 1945 eine zentrale Rolle in der Maßnahmen der internationalen Konfliktverhü- österreichischen Außenpolitik ein. Österreich er- tung, Krisenbewältigung und Friedenssicherung im hoffte sich durch eine aktive Präsenz und einer sich Rahmen der UNO und der OSZE in Kooperation daraus konstituierenden Funktion in der Staaten- mit der NATO bereit erklärt. Damit verbunden ist gemeinschaft eine Garantie für seine Unabhängig- die Mitwirkung im internationalen Krisenmana- keit. Eine rasche Aufnahme Österreichs in die gement, die humanitäre Hilfe und Katastrophen- Vereinten Nationen scheiterte aber zunächst am hilfe sowie der sicherheitspolizeiliche Assistenz- Veto der Sowjetunion und am Fehlen eines Staats- einsatz an der Schengen-Außengrenze.164 Öster- vertrages. So konnte der Beitritt erst am 14. reich ging somit mit der Übernahme aller Aufgaben Dezember 1955 vollzogen werden. In den Anfangs- aus der GASP und der Ratifizierung des Amster- jahren seiner Mitgliedschaft konzentrierte sich damer Vertrages sowie dem Beitritt zur UNO ver- Österreich primär auf die Mitarbeit in der UN- tragliche Verpflichtungen ein, die mit der Neutra- Generalversammlung. Erst mit Beginn der 1960er lität im ursprünglichen Sinn nicht zu vereinbaren Jahre wurde die Rolle zunehmend aktiver und sind. Getragen wurde diese Vorgehensweise von manifestierte sich vor allem im humanitären und der Überzeugung, dass es nie zu einer unangeneh- sozialen Bereich.166 Der Beitritt zu den Vereinten men Entwicklung kommen werde, und falls doch, Nationen 1955 war der erste Schritt zu einer spezi-

163 Vgl. Moser, Christoph: „Europäische Verteidigungsagentur. Rechtsfolgen der BMG-Novelle 2007 für das BMLV.“, in: Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „Milizinfo. Information für Angehörige der Einsatzorganisation des Bundesheeres“, Nr. 2, Wien 2007, S. 21f. 164 Vgl. „Bericht der Bundesheerreformkommission. Bundesheer 2010“, o.O., o.J., S. 9. 165 Hollnbuchner, Birgit: „Österreich und die Neutralität – Politische Dimension oder historische Illusion? Konstanten und Brüche in der Bedeutung und Interpretation der Neutralität in Österreich vom Staatsvertrag 1955 bis zur Diskussion eines NATO-Beitritts 1999“, Wien 1999 (Dipl.-Arb.), S. 164, 166. 166 Vgl. Quendler, Franz: „Österreich in internationalen Organisationen“, in: Dachs, Herbert u.a. (Hrsg.): „Handbuch des politi- schen Systems Österreichs“, Wien 1997, S. 793 – 796.

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fisch österreichischen Ausprägung der Neutralität, Welt zeigen dies sehr deutlich und bringen Öster- da die als Vorbild wirkende Schweiz eine UNO- reich nicht unerhebliches politisches Kapital.169 Mitgliedschaft bis 2002 mit seiner Neutralität als Eine Bewährung österreichischer militärischer Ein- nicht vereinbar betrachtete.167 Diese Frage der heiten im Rahmen friedenserhaltender Operatio- Unvereinbarkeit der klassischen Neutralität mit der nen steigert darüber hinaus das internationale Ver- Charta der Vereinten Nationen, vor allem mit trauen in seine militärische Stärke. So wuchs seit Artikel 51, der „kollektiven Verteidigung“, wurde Beginn des Engagements Österreichs das solidari- durch deren Artikel 103 gelöst, dem Anwendungs- sche Interesse der Staatengemeinschaft an Öster- vorrang der UNO-Charta gegenüber allen sonsti- reichs Sicherheit in einem solchen Maß, wie für gen internationalen Abkommen. Somit wäre die einen etwaigen Angreifer die Rentabilität einer Satzung der UNO Primärrecht, die international Verletzung der nationalen Sicherheit Österreichs anerkannte Neutralität Österreichs Sekundärrecht sank. Die Etablierung internationaler Organisatio- und damit nachgeordnet. Österreich selbst inter- nen, wie der IAEO 1957 und der UNIDO 1967, in pretierte seine Neutralität immer als „dynamisch“, Österreich und die damit verbundene physische also den jeweiligen innen- und außenpolitischen Anwesenheit organisatorischer Einrichtungen und Verhältnissen angepasst, durch seine Mitglied- internationaler Beamter trug zweifellos ebenfalls schaft in der UNO und EU sollte man aber wohl zu einer Aufwertung bei.170 besser von einem „allianzfreien“ als einem neutra- Am 15. September 1960 wurde über einen len Staat sprechen.168 Ministerratsbeschluss dem Ansuchen des General- Österreich als dauernd neutraler Staat ist ein sekretärs der Vereinten Nationen stattgegeben, ein berechenbarer, glaub- und vertrauenswürdiger Sanitätskontingent in der Stärke von 51 Mann und Faktor im militärischen, politischen und wirtschaft- zwei medizinisch-technischen Assistentinnen in lichen Kräftegleichgewicht in Europa und der Welt. den ehemaligen Belgisch-Kongo zu entsenden. Die Vereinten Nationen haben sich von ihrer Dies war nicht nur der Auftakt zu insgesamt fünf ursprünglichen Konzeption als System der kollekti- Sanitätseinsätzen im Kongo, sondern auch der ven Sicherheit zu einem System der kollektiven Beginn einer sich immer mehr ausbauenden Hilfe- Neutralität entwickelt. In diesem System werden leistung für die Friedenseinsätze der Vereinten dauernd neutrale Staaten nicht nur geduldet, son- Nationen.171 Im Bundesheer selbst herrschte zu- dern in zunehmendem Maße zur Durchführung nächst Skepsis gegenüber diesem Unternehmen – von Aufgaben herangezogen. Die Einsätze öster- die österreichische Teilnahme ging vom Außen- reichischer „Blauhelme“ in Krisenregionen in aller ministerium aus – die absolute Freiwilligkeit der

167 Vgl. Hollnbuchner, Birgit: „Österreich und die Neutralität – Politische Dimension oder historische Illusion? Konstanten und Brüche in der Bedeutung und Interpretation der Neutralität in Österreich vom Staatsvertrag 1955 bis zur Diskussion eines NATO-Beitritts 1999“, Wien 1999 (Dipl.-Arb.), S. 33. 168 Vgl. Hauser, Gunther: „Die europäischen Neutralen und Bündnisfreien im Vergleich“, in: Österreichische Gesellschaft für Landesverteidigung und Sicherheitspolitik (Hrsg.): „Neutralität 2005. Symposium 5. November 2005, Rorschacherberg/Schweiz. Tagungsbericht“, Sonderheft der Österreichischen Gesellschaft für Landesverteidigung und Sicherheitspolitik Nr. 14, Wien o.J. (2006), S. 28f, 33. 169 Vgl. Vetschera, Heinz: „Bewaffnete Neutralität – Grundlage der Verteidigung“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 13. Jahrgang 1975, Heft 3, S. 181. 170 Vgl. Trauttmansdorff, Ferdinand: „Das System der Vereinten Nationen und die nationale Sicherheit Österreichs“, in: Neisser, Heinrich/Windhager, Fritz (Hrsg.): „Wie sicher ist Österreich? Beiträge zu einer konzeptiven Sicherheitspolitik“, Schriftenreihe „Sicherheit und Demokratie“, Band 2, Wien 1982, S. 277f. 171 Vgl. Magenheimer, Heinz: „Das österreichische Bundesheer 1955 – 1975. Ein Beitrag zur Chronik der Ereignisse“, in ÖMZ, 13. Jahrgang 1975, Heft 3, S. 186.

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Teilnahme förderte zumindest die Akzeptanz in vollbracht, obwohl wir von allem Anfang wegen die- der Bevölkerung.172 ser Aktivität heftigster Kritik ausgesetzt waren.“174 Während der dreimonatigen Tätigkeit des ersten Kontingents im Kongo waren rund 9.000 Kranke bei Es folgten Einsätze in Zypern beginnend 1964 nur 96 Todesfällen behandelt worden – im Vergleich und die Entsendung von zehn Militärbeobachtern zu den zuvor zu verzeichnenden fast 200 Todes- an den Suezkanal 1967. fällen täglich eine beeindruckende Verringerung. Durch die Entsendung österreichischer Kontin- Die Zeltstadt in Bakwanga wurde nach dem Abzug gente ins Ausland hatten sich verfassungsrechtliche der Österreicher von Ärzten der Weltgesund- Probleme ergeben. Zu deren Lösung beschloss der heitsorganisation und des Roten Kreuzes übernom- Nationalrat das „Bundesverfassungsgesetz vom 30. men. Das zweite Sanitätskontingent reiste am 12. Juli Juni 1965 über die Entsendung österreichischer Ein- 1961 in den Kongo. Bis September war es aushilfs- heiten zur Hilfeleistung in das Ausland auf Er- weise im schwedisch-dänischen Lazarett in Kamina suchen internationaler Organisationen“. Durch die- tätig, am 19. September wurde das Kontingent beste- ses Gesetz wurde die Bundesregierung ermächtigt, hend aus 33 Mann und zehn Ärzten nach im Einvernehmen mit dem Hauptausschuss des Stanleyville verlegt, wo es bis Anfang 1963 im öster- Nationalrates und unter Bedachtnahme auf die im- reichischen Lazarett die dort stationierten UNO- merwährende Neutralität Österreichs Truppen ins Truppen betreute und die ambulante Behandlung Ausland zu entsenden, basierend auf dem Prinzip kranker Eingeborener durchführte.173 An ihrem letz- freiwilliger Meldung.175 ten Einsatzort in Luluabourg organisierten die Heute, im Jahre 2007, ist das Bundesheer nur Österreicher von Februar bis Juli 1963 die gesamte noch bedingt in der Lage, den steigenden Anfor- Sanitäts- und Hygieneversorgung der Provinz derungen internationaler Operationen gerecht zu Kasai. Nach der Rückkehr der letzten Freiwilligen werden. Vor allem in ausrüstungstechnischen und aus dem Kongo fasste Außenminister Kreisky im personellen Gebieten besteht ein enormer Nachhol- Nationalrat den Einsatz des österreichischen UNO- bedarf, der rasch gedeckt werden müsste. Ein Sanitätskontingents folgenderweise zusammen: Qualitätsmangel an Zusammenarbeitsfähigkeit würde den politischen Handlungsspielraum für „Dieses UNO-Kontingent hat dem Namen Öster- eine Mitwirkung in internationaler Konfliktver- reich große Ehre gemacht und hat, was noch viel hütung und Krisenmanagement erheblich ein- wichtiger ist, zehntausenden armen, von furchtbaren schränken.176 Krankheiten geplagten Menschen geholfen, wieder Das ist aber einmal mehr eine Frage der budge- gesund zu werden, und manchen geholfen, überhaupt tären Kapazitäten, und somit eine politische am Leben zu bleiben. Wir haben damit ein gutes Werk Entscheidung.

172 Vgl. Schmidl, Erwin A.: „Die österreichische Teilnahme an UN-Friedenseinsätzen“, in: Etschmann, Wolfgang/Speckner, Hubert (Hrsg.): „Zum Schutz der Republik … 50 Jahre Bundesheer. 50 Jahre Sicherheit: gestern – heute – morgen ...“, Schriften zur Geschichte des Österreichischen Bundesheeres. Sonderband „50 Jahre Bundesheer“, Wien 2005, S. 350. 173 Vgl. „Bundesheer Illustrierte“ Nr. 1/1962, S. 6f. 174 Schmidl, Erwin A.: „Die österreichische Teilnahme an UN-Friedenseinsätzen“, in: Etschmann, Wolfgang/Speckner, Hubert (Hrsg.): „Zum Schutz der Republik … 50 Jahre Bundesheer. 50 Jahre Sicherheit: gestern – heute – morgen …“, Schriften zur Geschichte des Österreichischen Bundesheeres. Sonderband „50 Jahre Bundesheer“, Wien 2005, S. 351. 175 Vgl. Spannocchi, Emil: „Die UN-Einsätze des Österreichischen Bundesheeres“, in: Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „20 Jahre österreichisches Bundesheer 1955 – 1975“, Wien 1975, S. 20f. 176 Vgl. Ertl, Roland Hans: „Aktuelle Probleme der militärischen Landesverteidigung 2004. Vortrag am 22.11.2004 in Wien“, Mitteilungsblatt der Österreichischen Gesellschaft für Landesverteidigung und Sicherheitspolitik Nr. 57, Wien o.J. (2004), S.6f.

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Abb. 1: Magenheimer, Heinz: „Das österreichische Bundesheer 1955 – 1975. Ein Beitrag zur Chronik der Ereignisse“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 13. Jahrgang 1975, Heft 3, S. 197.

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3 Die Aufstellung der Österreichischen Grenzschutztruppe

1945 startete die provisorische österreichische NATO und Warschauer Pakt lag Österreich mitten Regierung den ersten Versuch, ein eigenes öster- in Europa an der Grenze zwischen Ost und West, reichisches Heer aufzustellen. Noch im April wurde durfte sich aber keinem dieser Machtblöcke mili- innerhalb der Staatskanzlei in Wien ein eigenes tärisch angliedern, musste „blockfrei“ bleiben. Heeresamt errichtet, das sich neben der De- Österreich war hingegen infolge des Staatsvertrages mobilisierung der Deutschen Wehrmacht auf öster- und auf Grund der herrschenden Völkerrechtsauf- reichischem Boden auch mit den Vorarbeiten für die fassung verpflichtet, zur Wahrung der Unantastbar- Neuaufstellung einer österreichischen Armee befas- keit seines Staatsgebietes dieses mit allen zu Gebote sen sollte. Doch bereits am 10. Dezember 1945 stehenden Mitteln zu verteidigen. Das heißt mit an- befahl der Alliierte Rat, die Tätigkeiten einzustellen. deren Worten, dass die österreichischen Grenzen So besaß die junge Republik die folgenden zehn des militärischen Schutzes bedurften, mit der Auf- Jahre keine eigene Armee, „was eine in mehrfacher stellung des Bundesheeres musste daher in großer Beziehung schwer zu schließende Lücke hinter- Eile begonnen werden. ließ“.1 Zwar begann man 1948 mit der Aufstellung mobiler Gendarmerieeinheiten und Alarm-Batail- lone, doch konnte man erst der 1952 formierten Vorgeschichte B-Gendarmerie einen militärischen Charakter als einsatzbereiter Exekutivkörper zusprechen, obwohl Am 17. Jänner 1956 stimmte der Ministerrat diese als militärische Formation gesetzlich nicht den Organisationsgrundsätzen für das Bundesheer verankert war.2 zu und beschloss somit die Heeresgliederung 1956. Mit der Unterzeichnung des Staatsvertrages am Bundeskanzler Ing. Julius Raab hatte in seinem 15. Mai 1955 erhielt Österreich seine staatliche Vortrag an den Ministerrat betont, dass es das Unabhängigkeit und damit auch seine Wehrhoheit oberste Ziel der Landesverteidigung sein müsse, zurück. Verbunden war damit die Möglichkeit, sein einem Angreifer schon an den Staatsgrenzen mit Wehrsystem selbstständig zu gestalten. Am 26. eigenen Streitkräften wirkungsvoll entgegentreten Oktober wurde mit Bundesverfassungsgesetz die zu können. Um dies zu bewerkstelligen sollten die „immerwährende Neutralität Österreichs“ als be- Streitkräfte in drei Grenzräume mit insgesamt acht waffnete Neutralität kundgemacht.3 Durch seine kleinen gemischten Heeresverbänden gegliedert strategische Lage zwischen den Machtblöcken werden.4

1 Allmayer-Beck, Johann Christoph: „Die historische Entwicklung des Bundesheeres in der zweiten Republik Österreich“, in: Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „20 Jahre österreichisches Bundesheer 1955 – 1975“, Wien 1975, S. 31. 2 Zur Geschichte der B-Gendarmerie siehe Blasi, Walter: „Die B-Gendarmerie. Keimzelle des Bundesheeres, 1952 – 1955“, Wien 2002. 3 Vgl. Arbeitsgemeinschaft Wehrrecht (Jost Jungwirth, Peter Lausch, Hans Penkler, Helmut Wimmer): „20 Jahre Wehrgesetz- gebung“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 13. Jahrgang 1975, Heft 3, S. 199. 4 Vgl. „Vortrag des Bundeskanzlers Ing. Julius Raab an den Ministerrat über die Organisationsgrundsätze und Dislokation des Bundesheeres im Frieden (Entwurf) vom 11.01.1956“, BKA, Amt für Landesverteidigung, Zl. 48 geh-III/Org/1955, in: „Das Bundesheer der Zweiten Republik. Eine Dokumentation“; Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums/Militär- wissenschaftliches Institut, Band 9, Wien 1980, S. 22f.

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Selten dürfte ein Heer unter ähnlich schwierigen Aus sicherheits- und staatspolitischen Gründen Verhältnissen fast über Nacht geschaffen worden war die Schaffung eines „Grenzschutzes“ für Öster- sein wie das Bundesheer der Zweiten Republik. An reich notwendig. Gerade der neutrale Staat musste Ausrüstung und Bewaffnung konnte man zwar auf auf jede Spannung in seiner Nachbarschaft mit zahlreiche Geschenke der ehemaligen Besatzungs- Beweisen einer absolut ernst gemeinten Neutrali- mächte zurückgreifen (meist ohne Bedienungsanlei- tätspolitik reagieren können. Eine Möglichkeit bot tungen, und wenn doch, dann in fremder Sprache), die Aktivierung eines Grenzschutzes, ohne noch doch war es nur der langjährigen Erfahrung der das Heer als solches aufbieten zu müssen.8 kriegsgedienten Unteroffiziere und Offiziere zu ver- danken, dass schon 1956 mit der Ausbildung der ersten Rekruten begonnen werden konnte.5 Planungen Ein weiteres Handicap war der im Staatsvertrag verankerte so genannte „Oberst-Paragraph“, der Das Bundesministerium für Landesverteidigung die Einstellung von ehemaligen Soldaten verbot, (BMfLV) wurde mit dem Aufbau des Bundesheeres die in der Wehrmacht den Dienstgrad eines Obers- beauftragt und begann sofort, Vorbereitungen für ten oder höher inne gehabt hatten. Dadurch war den Einsatz des Bundesheeres zur Erfüllung seines das Bundesheer personell gesehen eine Pyramide Auftrages „Schutz der Grenzen“ zu treffen. Da ohne Spitze, was große Nachteile vor allem auf der grundsätzlich mit Angriffen aus allen Nachbar- Führungsebene bedeutete.6 staaten der NATO und des Warschauer Paktes zu Bis 1960 war das Bundesheer gekennzeichnet rechnen war, wurden für alle Bedrohungsfälle Ab- durch Improvisationen aller Art. Zunächst erhielten wehrmaßnahmen mittels Operationsplänen vorbe- die Brigaden zweimal jährlich Rekruten, und waren reitet. Das operative Konzept sah territoriale daher nichts anderes als eine reine Aus- „Grenzschutztruppen“ vor, die den Kampf mit bildungstruppe. Später gab man den Brigaden ein- einem Aggressor an der Grenze aufnehmen, schwa- mal ein Jahreskontingent an Rekruten, die eine che Kräfte über die Grenze zurückwerfen und Hälfte im Frühjahr und die andere Hälfte im Herbst. gegen überlegene Angreifer einen hinhaltenden Dies führte dazu, dass das Bundesheer über Kampf führen sollten.9 Es musste also zunächst Soldaten verfügte, die entweder nur im Sommer neben dem aktiven Heer eine Organisation geschaf- oder nur im Winter ihr Handwerk gelernt hatten. fen werden, die in erster Linie zur Sicherung des Vorsorgen für eine etwaige Mobilmachung waren Grenzraumes schon in Spannungszeiten zur Ver- keine vorhanden, eine grundlegende Umgliederung fügung stand.10 Sie sollte die Mobilmachung der der Streitkräfte war daher notwendig. 1961 wurden Einsatzverbände des Bundesheeres schützen und in schließlich die dafür nötigen Schritte gesetzt.7 der Folge diese verstärken. Doch es sollte noch

5 Vgl. Leeb, Anton: „Die Wehrpolitik der Zweiten Republik. Grundlagen“, in: Werdertor Verlag (Hrsg.): „Tagwache. Friedensheer in Ausbildung und Einsatz“, Wien 1968, S. 51. 6 Information von General i.R. Anton Leeb anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 23.08.2007. 7 Vgl. Leeb, Anton: „Zwanzig Jahre Bundesheer“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 13. Jahrgang 1975, Heft 3, S. 170. 8 Vgl. „Warum Grenzschutz?“ in „Bundesheer Illustrierte“, Nr. 1/1962, S. 3. 9 Vgl. Bach, Albert: „Die Entwicklung der österreichischen Streitkräfte der 2. Republik bis zur Heeresreform der Regierung Kreisky“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 33. Jahrgang 1995, Heft 5, S. 518 – 520. 10 Vgl. Wimmer, Paul: „Grenzschutz als erster Schritt zur territorialen Verteidigung Österreichs“, in: „Der Schweizer Soldat. Wehrzeitung, Nr. 1 vom 15.09.1965 „10 Jahre Österreichisches Bundesheer“, S. 40.

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Jahre dauern, bis man wirklich an die Aufstellung Grenzen zu den Warschauer Pakt-Staaten gelegenen dieses Grenzschutzes ging. Grund hiefür könnte Garnisonen als Stützpunkt für den sich territorial gewesen sein, dass man für eine sofortige Bildung ergänzenden künftigen Grenzschutz. Eine rein sym- einer Art Grenzmiliz nur auf die im Grenzraum bolische Landesverteidigung hielt er für verantwor- wohnenden Kriegsteilnehmer hätte zurückgreifen tungslos.14 Er forderte folgende Richtlinien für die können. Das lehnte aber die österreichische Bun- österreichische Landesverteidigung: Erhaltung der desregierung ab, diese wollte lieber abwarten, bis staatlichen Unabhängigkeit, Schutz des Staatsge- genügend Reservisten des Zweiten Bundesheeres bietes und seiner Bürger sowie die Wahrung der vorhanden waren.11 Es zeigte sich aber schon bald, Neutralität. Für diese Aufgaben seien schnell aufzu- dass man zumindest für die Kommandantenfunk- bietende Grenzschutzkräfte unerlässlich. tionen auf kriegsgediente Soldaten, Zollwachbe- Die Planungen des BMfLV hatten 1958 zunächst amte und Reservisten zurückgreifen musste, da vor nur eine aus Reservisten zu bildende Grenzschutz- allem auf dem Unteroffizierssektor keine Reservis- truppe zum Ziel. Entlang der gesamten österreichi- ten aus dem Zweiten Bundesheer in ausreichender schen Staatsgrenze sollte ein verstärkter Grenzüber- Zahl verfügbar waren.12 Daher erging schon 1959 wachungs- und Grenzsicherungsdienst aufgebaut die Weisung, dass „zur Deckung des Ergänzungsbe- werden.15 Hinter diesem möglichst rasch aufgebau- darfes an Unteroffizieren auch auf Wehrpflichtige, die im ten Sicherungsschleier sollten die aktiven Heeres- Kriege als Unteroffiziere gedient haben, zurückzugreifen körper zur beweglichen Verwendung bereitgestellt ist, wenn keine oder nicht genügend entsprechende werden. Der Grenzschutz musste dabei unabhängig Reservisten aus dem 2. Bundesheer oder ehemalige An- vom aktiven Heer gebildet werden, Beistellungen gehörige der B-Gendarmerie zur Verfügung stehen“.13 vom aktiven Kaderpersonal waren nicht möglich. Am 25. Februar 1958 fand die erste Sitzung des Durch das Zusammenfallen des Aufstellungs- Landesverteidigungsrates unter dem Vorsitz von raumes mit dem Einsatzraum sollten optimale Bundeskanzler Julius Raab statt. Während Raab das Bedingungen für die Erfüllung der Einsatzaufträge Sicherheitsgefühl der Bevölkerung im Grenzgebiet geschaffen werden, die zunächst auf die militäri- zwar wichtig war, und er daher dort zahlreiche vor- sche Grenzbeobachtung und Grenzüberwachung geschobene Garnisonen errichten wollte, hielt er gerichtet waren.16 einen definitiven Kampfeinsatz des österreichischen Ein Grenzschutzbataillon sollte aus folgenden Bundesheeres für unrealistisch. Verteidigungs- Teilen bestehen: Stab und Stabskompanie, beste- minister Graf hingegen bezeichnete die an den hend aus einem Stabszug, einem Aufklärungszug,

11 Vgl. Leeb, Anton: „Grenzschutz“, in: „Der Soldat“, Nr. 4 vom 26.02.1961, S. 2. 12 Nationalratspräsident Dr. Alfons Gorbach hatte schon 1956 angeregt, auch ehemalige Angehörige der SS in das Bundesheer aufzunehmen, und für diese keine Sondersperre zu verfügen. Vgl. Tagebuch-Notizen vom 17.09.1956; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1956, S. 67. 13 „Beorderung kriegsgedienter Soldaten im Mobfall“; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 2.141-geh/III/59 – Geheim. 14 Vgl. „Gedächtnisniederschrift über die Diskussion in der Sitzung des Landesverteidigungsrates am 25.2.1958 im Anschluss an den Bericht des Bundesministers für LV“, Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1958, S. 32f. 15 Vgl. Wimmer, Paul: „Die Formierung der österreichischen Landwehr“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 4, S. 321. 16 Vgl. Heller, Otto: „Die Aufgaben und Organisation der Landwehr“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 2, S. 109.

Die Aufstellung 68 Abb.: MilKdo OÖ

Abb. 2: Grenzschutz-Orgpläne 1959, Bataillonskommando und Stabszug, aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik).

Die Grenzschutztruppe 69 Abb.: MilKdo OÖ

Abb. 3: Grenzschutz-Orgpläne 1959, Bataillonskommando und Stabszug, aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik).

Die Aufstellung 70 Abb.: MilKdo OÖ

Abb. 4: Grenzschutz-Orgpläne 1959, Kompanie, aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik).

Die Grenzschutztruppe 71 Abb.: MilKdo OÖ

Abb. 5: Grenzschutz-Orgpläne 1959, Kompanie, aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutz- bataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik).

Die Aufstellung 72 Abb.: MilKdo OÖ

Abb. 6: Grenzschutz-Orgpläne 1959, Kompanie, aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutz- bataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik).

Die Grenzschutztruppe 73 Abb.: MilKdo OÖ

Abb. 7: Grenzschutz-Orgpläne 1959, Kompanie, aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutz- bataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik).

Die Aufstellung 74

einem Telegraphenzug, einem Pionierzug, einem sieren und daher nicht zu stark zu halten waren. Die Fliegerabwehrzug, einem Sanitätszug und einem Führung eines Grenzschutzbataillons musste sich in Versorgungszug; die „Grenzschutzschützenkompa- Hinblick auf die zu deckenden weiten Räume auf nie“ mit einem Kompanietrupp, einer Telegraphen- reine Koordinierung und Verbindung beschränken, gruppe, einer Aufklärergruppe und einer Sanitäts- taktische Schwerpunktbildungen würden nicht gruppe, sowie drei Schützenzügen mit jeweils einem möglich sein. Daher wurde eine Stabskompanie mit Zugtrupp, einem Telegraphentrupp, einem PAR- einem Aufklärungszug und einem Pionierzug für Trupp, drei Schützengruppen, einer Pioniergruppe, überflüssig gehalten, dafür ein erweiterter Gefechts- einem Granatwerfertrupp und einem Sanitätstrupp, stab mit einem Telegraphenzug für ausreichend an- dazu einem vierten Zug als Pionierzug mit einem gesehen. Eine Grenzschutzkompanie sollte sich da- Zugtrupp, einem Telegraphentrupp, drei Pionier- her wie folgt gliedern: einem Kompaniekommando; gruppen und einer Sanitätsgruppe, sowie einem zwei Schützenzügen mit je einem Zugtrupp, einem fünften Zug als PAK-Zug und dem Kompanietross. PAR-Trupp und drei Schützengruppen; einem Pio- Ein Sicherungsbataillon sollte sich aus folgenden nierzug mit Zugtrupp und drei Pioniergruppen; Teilen zusammensetzen: Stab und Stabskompanie, einem Unterstützungszug mit einer leichten oder bestehend aus einem Stabszug, einem Tele- mittleren Granatwerfergruppe und einer rPAK- graphenzug, einem Versorgungszug, einem PAK- Gruppe.18 Zug und einem Sanitätszug; einer Unterstützungs- Geplant waren zunächst insgesamt neun Grenz- kompanie mit einem Granatwerferzug, einem PAK- schutzkompanien, dazu eventuell zwei bis drei Zug und einem Fliegerabwehrzug; je nach Bedarf Gebietskommanden.19 aus mindestens drei Sicherungskompanien mit 1959 rechnete man noch nicht mit einer baldigen jeweils einem Kompanietrupp, einer Telegraphen- Aufstellung der Grenzschutzeinheiten. Nichts- gruppe und einer Sanitätsgruppe; drei Schützen- destoweniger wurden Organisationspläne erstellt, zügen mit einem Zugtrupp, einem PAR-Trupp und die als Unterlagen für Schulungszwecke (Plan- vier Schützengruppen; einem vierten Zug als spiele etc.) sowie als Arbeitsunterlagen für weitere Pionierzug mit drei bis vier Pioniergruppen und Planungen dienen sollten. Aus diesen Plänen ist dem Kompanietross.17 ersichtlich, dass man von einer organisatorischen Der Grenzschutzabteilung im BMfLV waren Zweiteilung der geplanten Grenzschutzeinheiten diese Strukturen zu aufgebläht. Sie war der Ansicht, ausging: einer Grenzschutz-Ausbildungskompanie dass für die Aufgaben der Überwachung, Ver- sowie einem Grenzschutzbataillonskommando mit schleierung, Sicherung, des hinhaltenden Kampfes Stabszug und Grenzschutzkompanie.20 und des Überganges zum Kleinkrieg die Grenz- Die Grenzschutz-Ausbildungskompanie sollte schutzeinheiten als Kleinkampfgruppen zu organi- nur im Frieden bestehen und den Kader der mob-

17 Vgl. Dienstzettel vom 10.09.1958, in „Grenzschutz-Baon (GzBaonsKdo, StbZg, GzKp, GzAusbKp); OrgPlan I 1118 b, I 1128 b, I 198 b vom 1.10.1959 – Ausgabe“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 219.812- Org/III/59 Verschluss. 18 Vgl. „OrgPläne für GzEinheiten“, Stellungnahme der GzAbt vom 05.03.1959, in „Grenzschutz-Baon (GzBaonsKdo, StbZg, GzKp, GzAusbKp); OrgPlan I 1118 b, I 1128 b, I 198 b vom 1.10.1959 – Ausgabe“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 219.812-Org/III/59 Verschluss. 19 Vgl. „Abteilungsleiterbesprechung am 26.4.1957, 0900 Uhr“, BMfLV/Sekt II/GTI Zl. 125/GTI/57. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1957, S. 54. 20 Vgl. „Grenzschutz-Baon (GzBaonsKdo, StbZg, GzKp, GzAusbKp); OrgPlan I 1118 b, I 1128 b, I 198 b vom 1.10.1959 – Ausgabe“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 219.812-Org/III/59 – Verschluss.

Die Grenzschutztruppe 75

mäßig aufzustellenden Grenzschutzbataillone bil- zug umfasste 44 Mann24 und bestand aus einer den. Zu ihren Aufgaben gehörte die laufende Aus- Stabsgruppe, einer Telegraphengruppe, einem bildung der mobmäßig beim Grenzschutzbataillon Nachschubtrupp, einer Sanitätsgruppe und einer eingeteilten Soldaten, sowie die Wartung der für Einsatz-Verwaltungsstelle.25 jede Grenzschutzkompanie in eigenen Lagern auf- Schwerwiegende Bedenken äußerte die Wirt- bewahrten Waffen, Munition, Fahrzeuge etc. Diese schaftsabteilung der Gruppe Intendanzwesen im bereitgestellten Waffen und Ausrüstung waren im BMfLV von Anfang an gegen den Plan, die Grenz- Frieden für die Ausbildung heranzuziehen. Für schutzeinheiten nicht mit Feldkochgelegenheiten jedes Grenzschutzkompanielager war ein „Lager- auszustatten. Für die Zubereitung der Verpflegung aufseher“ bei der Grenzschutz-Ausbildungskompa- sollten vorhandene ortsfeste Kochgelegenheiten wie nie eingeteilt, der im Mobilisierungsfall der Dienst- in Gasthöfen genutzt werden. Grenzschutzein- führende (DfUO, „Spieß“) der betref- heiten waren zwar in erster Linie dazu bestimmt, im fenden Grenzschutzkompanie war. Die Grenz- Grenzgebiet, das heißt im Wohngebiet der Ange- schutzausbildungskompanie bestand aus einem hörigen der Grenzschutzeinheiten, eingesetzt zu Kompaniekommando mit Kommandogruppe so- werden, jedoch waren sie als bewegliche Kräfte wie einer Ausbildungs- und Inspektionsgruppe, mit konzipiert. Eine erhöhte Beweglichkeit erforderte einer Gesamtstärke von 30 Mann.21 Im Mobilisie- jedoch eine Unabhängigkeit von ortsfesten Koch- rungsfall würde es zur Aufstellung der Grenz- stellen. Es wurde daher angeregt, auch die Grenz- schutzkompanie in einer Stärke von 163 Mann22 schutzeinheiten mit Feldküchen bzw. Feldkoch- kommen, bestehend aus dem Kompaniekommando herden auszustatten. Dies wurde aber von der mit Kommandogruppe und dem Fernsprechtrupp, Grenzschutzabteilung im BMfLV abgelehnt.26 zwei Schützenzügen mit jeweils einem Zug- und Ein Heranziehen von Reservisten zu Übungen Panzerabwehrtrupp sowie vier Schützengruppen, war nur durch die „Standesevidenzkontrollen“ einem Pionierzug mit Zugtrupp und drei Pionier- möglich, die lediglich einer ein- bis dreistündigen gruppen, einem Unterstützungszug mit Zugtrupp Überprüfung der für eine Einberufung im Mobfall und einer leichten Granatwerfergruppe sowie einer vorgesehenen Reservisten durch die Ergänzungs- rPAK-Gruppe und dem Munitions-LKW.23 Das kommanden dienten. „Ort, Tag und Stunde der Stan- Grenzschutz-Bataillonskommando mit dem Stabs- desevidenzkontrollen sind so zu wählen, dass den einzel-

21 Friedensstärke: 1 Offizier, 14 Unteroffiziere, 13 Chargen, 2 Wehrmänner. Vgl. „Organisationsplan (Stärkenachweisung) Grenzschutz-Ausbildungs-Kompanie (GzAusbKp)“ vom 01.10.1959, Zl. I 198b Verschluss S. 1f, sowie „Organisationsplan Ausrüstungsnachweisung (AN) Grenzschutz-Ausbildungs-Kompanie“ vom 01.10.1959, Zl. I 198c – Verschluss, S. 1 – 4; bei- des Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 22 Kriegsstärke: 3 Offiziere, 11 Unteroffiziere, 54 Chargen, 95 Wehrmänner. 23 Vgl. „Organisationsplan (Stärkenachweisung) Grenzschutz-Kompanie (GzKp)“ vom 01.10.1959, Zl. I 1128b – Verschluss, S. 1 – 3, sowie „Organisationsplan Ausrüstungsnachweisung (AN) Grenzschutz-Kompanie (Nur für den Einsatzfall)“ vom 01.10.1959, Zl. I 1128c – Verschluss, S. 1 – 4; beides Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 24 Kriegsstärke: 5 Offiziere, 9 Unteroffiziere, 14 Chargen, 16 Wehrmänner. 25 Vgl. „Organisationsplanentwurf (Stärkenachweisung) Grenzschutz-Baonskommando und Stabszug (GzBaonsKdo und StbZg)“ vom 01.10.1959, Zl. I 1118b – Verschluss, S. 1f; in „Grenzschutz-Baon (GzBaonsKdo, StbZg, GzKp, GzAusbKp); OrgPlan I 1118 b, I 1128 b, I 198 b vom 1.10.1959 – Ausgabe“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 219.812-Org/III/59 – Verschluss. 26 Vgl. „Stellungnahme zum OrgPlan – Grenzschutz – BaonsKdo und StbsKp (I 1118b v. 1.3.1959)“, in „Grenzschutz-Baon (GzBaonsKdo, StbZg, GzKp, GzAusbKp); OrgPlan I 1118 b, I 1128 b, I 198 b vom 1.10.1959 – Ausgabe“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 219.812-Org/III/59 – Verschluss.

Die Aufstellung 76

nen Wehrpflichtigen der Reserve möglichst wenig der Personalreserven könne durch eine ausgeklü- Arbeitszeit verloren geht.“27 Eine etwaige Ausbildung gelte rasche Mobilmachung erreicht werden, dass war durch das Wehrgesetz nicht gedeckt. Ebenso in wenigen Stunden die fehlenden Reservisten in war eine Mobilmachung nur im Rahmen einer der Kaserne eintreffen. „Allgemeinen Mobilmachung“ möglich, was eine Einberufung aller Reservisten im gesamten Bundes- „Voraussetzung dazu ist eine territoriale Ergänzung, gebiet Österreichs zur Folge gehabt hätte.28 Die die weite Anmärsche und Anfahrten erspart. Wenn ersten Standesevidenzkontrollen für Reservisten nun in der Kaserne alles vorbereitet ist, jeder Mann wurden vom 12. bis 31. Oktober 1959 in den Lan- seine passende Bekleidung, seine für ihn vorgesehene deshauptstädten sowie den Bezirken Neusiedl am Waffe im Magazin liegen hat, so sind gewisse Trup- See und Mattersburg durchgeführt.29 penteile binnen Stunden marschbereit. […] Vor allem Am 17. Februar 1960 wurde aus der Grenz- muss die Grenze beobachtet und bewacht werden. Dies schutzabteilung die Gruppe Grenzschutz im erfordert keine besonders stoßkräftige, wohl aber zahl- Rahmen der Sektion II errichtet. Mit der Führung reiche kleine und feuerkräftige Einheiten. Hinter dieser wurde Oberst dhmD Anton Leeb betraut. Der Grenzbewachung sollen Reserven liegen, die den Gruppe Grenzschutz unterstanden die gleichzeitig Angreifer nach Überschreiten der Grenze zurückwer- errichteten Abteilungen „Operation“ (Op Abt, fen. Beide Aufgaben kann keine aktive Armee allein III/Op, Leiter wiederum Leeb), „Mobilmachung“ lösen. Sie braucht hiezu eine Unterstützung. In der (Mob Abt, III/Mob, Leiter dhmD Regel werden für den Grenzschutz Einheiten im Otto Heller) und „Landesbefestigung“ (LB Abt, Mobilmachungsfall aufgestellt, die sich aus der Grenz- III/LB, Leiter Oberstleutnant dhmD Erich Winter).30 bevölkerung ergänzen, in Grenzorten zusammentre- Der Generaltruppeninspektor und Leiter der ten und von jenen Organen geführt werden, die täg- Sektion II General Erwin Fussenegger wies mehr- lich den Dienst an der Grenze versehen, diese daher mals auf die Notwendigkeit von Grenzschutz- eingehend kennen. Die Aufgabe der Grenzeinheiten ist kräften hin. In seinem Bericht „Militärische Pro- es, festzustellen, wo der Feind die Grenze überschrei- bleme eines Kleinstaates“ nahm er zu der Frage tet, schwache Kräfte – vor allem Aufklärung – selbst Stellung, wie weit ein Kleinstaat wie Österreich zurückzuweisen, bei einem starken Angriff kämpfend erfolgreich Widerstand gegen einen Aggressor lei- von günstiger Stellung zu günstiger Stellung auszu- sten könne. Dabei kam er zu folgenden Schluss- weichen und durch dauernde Meldungen der folgerungen: Unter der Voraussetzung ausreichen- Führung ein Bild über die Feindlage zu geben.“31

27 „Erlass über die Durchführung von Standesevidenzkontrollen vom 22.04.1959“, BMfLV Zl. 104.325-Erg/I/59, in: „Das Bundesheer der Zweiten Republik. Eine Dokumentation“; Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums/Militärwissenschaftliches Institut, Band 9, Wien 1980, S. 46. 28 Vgl. Wimmer, Paul: „Die Formierung der österreichischen Landwehr“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 4, S. 321. 29 Vgl. „Zeittafel zur Geschichte des Bundesheeres“, in: Heeresgeschichtliches Museum/ Militärwissenschaftliches Institut (Hrsg.): „1918 – 1968. Die Streitkräfte der Republik Österreich“, Katalog zur Sonderausstellung im Heeresgeschichtlichen Museum Wien 1968, Wien 1968, Anhang C, S. 447. 30 Vgl. „Errichtung der Gruppe Grenzschutz“ vom 17.02.1960, BMfLV Zl. 10.110-Praes/I/60; Heeresgeschichtliches Museum/ Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik. 31 „Militärische Probleme eines Kleinstaates“; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1960, S. 143, 147-149.

Die Grenzschutztruppe 77

Die Zollwache als Kader Die Ausbildung von Angehörigen der Zoll- wache fand in Grenzschutzkursen bei Feldjäger- Der Vorrat an Reservisten in den meist dünn bataillonen statt, die in der Regel acht bis zwölf besiedelten Grenzräumen stieg bis 1960 so weit an, Wochen dauerten. Ausgewählt dafür wurden sub- dass zumindest theoretisch pro Bezirk eine Grenz- alterne Offiziere der Zollwache aller Finanzlan- schutzeinheit gebildet werden konnte. Die Opera- desdirektionen, zumeist im Range eines Oberleut- tive Abteilung in der Gruppe Grenzschutz des nants. Das Schwergewicht der Ausbildung lag in BMfLV entwickelte den Plan, die Zollwache und der praktischen Handhabung des Truppen- auch die Gendarmerie mit diesen Reservisten zu dienstes auf der Zugs- und Kompanieebene. Die kombinieren.32 Vor allem das in Zugs- und Kom- Kursteilnehmer wurden als Zugs- und stellvertre- paniekommandanten-Kursen geschulte Personal tende Kompaniekommandanten eingeteilt, Übun- der Zollwache33 war als Kader vorgesehen, da noch gen bei Nacht und außerhalb der Garnison waren keine Reserveoffiziere zur Verfügung standen. Man Teil des Dienstplanes. Einmal wöchentlich wur- begann zu diesem Zeitpunkt erst die theoretischen den sie zu einem Planspiel bzw. einer Gelände- Vorbereitungen für freiwillige Waffenübungen besprechung unter Leitung des Kurskomman- (fWÜ) zu treffen, und erwartete sich dadurch ab danten herangezogen. Die Kursteilnehmer wur- Mitte 1961 einen Zuwachs an Offizieren und Unter- den mit Kampfanzügen und der benötigten Aus- offizieren der Reserve.34 Die Zusammenarbeit mit rüstung durch die jeweiligen Truppenkörper aus- der Zollwache war für das Bundesheer nichts gestattet, hatten aber beim Unterricht, den Mahl- Neues, hatte doch das Bundesheer 1956 durch zeiten (die beim Offizierskorps einzunehmen mehr als zwei Monate hindurch bei der verstärkten waren) und außerhalb der Dienststunden die Uni- Grenzüberwachung gegenüber Ungarn Assistenz form der Zollwache zu tragen. Disziplinaran- geleistet, und dabei seine Soldaten ohne alle Kom- gelegenheiten der Kursteilnehmer wurden durch petenzbedenken der Zollwache unterstellt.35 Auch die vorgesetzten Zollwachdienststellen wahrge- für den Fall, dass es im Sommer 1958 zu einer Aus- nommen. Die Kurskommandanten hatten bei einandersetzung wegen der Konflikte um Berlin Kursende eine schriftliche Beurteilung zu verfas- gekommen wäre, hatte das BMfLV eine Verstär- sen und gemeinsam mit einem Erfahrungsbericht kung der Zollwache durch Soldaten zur Errichtung dem BMfLV zu übermitteln.37 eines bewaffneten Neutralitätsschutzes in den Der erste Zugskommandantenkurs für 30 unmittelbaren Grenzräumen vorbereitet.36 Zollwachebeamte fand vom 22. September bis 10.

32 Information von General i.R. Anton Leeb an den Verfasser anlässlich eines Interviews am 23.08.2007. 33 „Die Besprechungen mit BMfI und Zollwache sind weiterzuführen mit dem Auftrag 1. die Zollwache als Führungspersonal zur Aufstellung von Grenzschutzeinheiten zu verwenden, hiezu 2. die Zollwache zu animieren, ihre Beamten in Kurse, die von uns geführt werden, zu entsenden. Wir werden natürlich etwas zahlen müssen, um den Leuten einen finanziellen Anreiz zu geben, da die Meldung nur auf freiwilliger Basis beruht. […] Erst ab 1959 ist es möglich, den Grenzschutz im ein- zelnen mit allen materiellen, personellen und Verbindungsfragen zu organisieren.“ Tagebuch-Notizen vom 14.02.1958; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1958, S. 28. 34 Vgl. Wimmer, Paul: „Die Formierung der österreichischen Landwehr“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 4, S. 321. 35 Siehe hierzu auch den Bericht über den Einsatz der Alarmkompanie der Militärakademie 1956 in: Eder, Erich: „Einsatz einer Alarmkompanie“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 5. Jahrgang 1966, Nr. 6, S. 495 – 497. 36 Vgl. Leeb, Anton: „Grenzschutz“, in: „Der Soldat“, Nr. 4 vom 26.02.1961, S. 2. 37 Vgl. u. a. BMfLV Zahl 316.254 – Ausb/62 vom 24.10.1962: „Ausbildung von Angehörigen der Zollwache; Grenzschutzkurs A 2.Teil bei TrpKörpern des BH (12.11. – 1.12.62)“, S. 1 – 4; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik.

Die Aufstellung 78 Abb.: Kraml

Abb. 8: Deckblatt der Funktionsmappe „Kompaniekommandanten-Kurs der Zollwache 1959“; Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

Die Grenzschutztruppe 79 Abb.: Kraml

Abb. 9: „Kompaniekommandanten-Kurs der Zollwache 1959: Befehl für die Sicherungen einer Grenzschutzeinheit“; Funktionsmappe, Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

Die Aufstellung 80

Zugskommandantenkurs 1958: Teilnehmer aus OÖ und NÖ am Truppenübungsplatz Allentsteig; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutz- bataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

Zugskommandantenkurs 1958: Zollwach-Oberkontrollor Lois Kogler am amerikanischen lMG A2 in Allentsteig; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

Die Teilnehmer des Kompaniekommandanten-Kurses 1959 an der Infanterie-Schule Groß-Enzersdorf; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ

Die Grenzschutztruppe 81

„Die Zollwach-Oberkontrollore Lois Kogler, Rudolf Lehner und Josef Obernauer beim Manöver am Pötschenpass vom 13.05. – 03.06.1960“, aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. Foto: MilKdo OÖ

„Österreichische Zollwache – Schützer der Grenze“; aus „130 Jahre Österreichische Zollwache 1830 – 1960“, Ölgemälde von ZwOKtr Wagner; Postkarte der Redaktion „Die Zollwache“ (Hrsg.). Foto: Strigl

Die Aufstellung 82

Oktober 1958 in Allentsteig statt.38 Jeweils zehn Granatwerfer, der viel zu kompliziert ist, wurde von den Zollwachbeamte aus den Bundesländern Ober- Leuten verlangt. Die Leute werden das bald vergessen. österreich39, Niederösterreich und dem Burgenland Überhaupt gefehlt hat die Ausbildung an der 5,7 cm nahmen an diesem „1. Lehrgang für praktische rPAK. Der Lehrplan ist entsprechend zu ändern.“41 Geländeausbildung und technischen Grenzdienst Der erste Kompaniekommandantenkurs für für Zollwachbeamte“ teil. Die Beamten wurden Zollwachbeamte fand als „1. Sonderlehrgang für angewiesen, sich schon am 21. September bis praktische Geländeausbildung und technischen spätestens 19.00 Uhr in der Zollwachschule Wien Grenzdienst für Zollwachbeamte“ in zwei Teilen in einzufinden, von wo aus in den frühen Morgen- der Infanterieschule Groß-Enzersdorf statt. Der stunden des 22. September die Verlegung nach erste Teil vom 4. bis 25. November 1959 diente pri- Allentsteig mittels Autobussen erfolgte. Von den mär dem theoretischen Unterricht, verbunden mit Lehrgangsteilnehmern mussten die Dienstwaffen einem Scharfschiessen mit der rPAK 106 M40A1.42 (Karabiner M1, Pistole PPK) ohne Munition, der Der zweite Teil vom 2. Mai bis 4. Juni 1960, an dem Regenschutz, die Diensttasche, Leibwäsche sowie insgesamt 19 Zollwachbeamte teilnahmen, glieder- eine Ausgangs- und eine „noch tragbare“ Uniform te sich wiederum in zwei Teile: in eine Wieder- für den praktischen Dienst mit Bergmütze mitge- holung des ersten theoretischen Teils mit ansch- bracht werden. Sonstige Waffen, Ausrüstung und ließender Gefechtsübung im Verbande einer Grenz- Arbeitskleidung wurden vom Bundesheer beige- schutzkompanie bei der Infanterieschule Groß- stellt.40 Nach Meinung des GTI Fussenegger, der Enzersdorf (3. bis 11. Mai 1960), sowie eine prakti- dem Kurs am letzten Tag einen Besuch abstattete, sche Verwendung als stellvertretende Komman- hatten sich die Zollwachangehörigen bemüht, den danten von Schützenkompanien im Rahmen der seiner Ansicht nach zu umfangreichen Lehrstoff zu Verbandsübungen des Bundesheeres (13. Mai bis 3. beherrschen. „Meines Erachtens war der Kursplan Juni 1960) bei den vorgesehenen Betreuungstrup- nicht glücklich aufgebaut. Ein Übermaß an theoretischen penkörpern.43 Als Betreuungstruppenkörper für Kenntnissen, wie Brückensprengungen und 8 cm die drei oberösterreichischen Teilnehmer Alois

38 Vgl. „Abteilungsleiterbesprechung am 17.9.1958 1500 Uhr“, BMfLV/Sektion II/GTI Zl. 190/GTI/58. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1958, S. 81. 39 Alle aus Oberösterreich einberufenen Zollwachbeamten waren Kommandanten einer Mühlviertler Zollwachabteilung: Zollwachoberkontrollor Karl Kern (Zollwachabteilung Wullowitz), Zollwachoberkontrollor Alois Kogler (ZA Deutsch Hörschlag), Zollwachoberkontrollor Hubert Leitner (ZA Schöneben), Zollwachoberkontrollor Franz Nesser (ZA Ober- schwarzenberg), Zollwachoberkontrollor Josef Obernauer (ZA Hörleinsedt), Zollwachkontrollor Ernst Pesl (ZA Diendorf), Zollwachoberkontrollor Josef Preinfalk (ZA Unterwald), Zollwachoberkontrollor Ernst Radner (ZA Weigetschlag), Zollwachkontrollor Rupert Schauberger (ZA Stiftung), Zollwachoberkontrollor Johann Wiesinger (ZA Wurmbrand). Vgl. Finanzlandesdirektion für Oberösterreich, Abteilung VI: „Amtsvortrag“ zu Zahl 1/49-G-1958 vom 08.09.1958 Vertraulich; sowie BMfF „1. Lehrgang für praktische Geländeausbildung und technischen Grenzdienst für Zollwache- beamte“ vom 03.09.1958, Zl. 115.244-22/58 Verschluss. Beides in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenz- schutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik). 40 Vgl. BMfF „1. Lehrgang für praktische Geländeausbildung und technischen Grenzdienst für Zollwachebeamte“ vom 03.09.1958, Zl. 115.244-22/58 Verschluss, in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 41 Tagebuch-Notizen vom 10.10.1958; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1958, S 93. 42 Vgl. Schreiben des Präsidiums der Finanzlandesdirektion für Oberösterreich an den Zollwachoberkontrollor Alois Kogler vom 29.10.1959, Zl. 10/446 – Praes./1959; in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 43 Vgl. BMfF „Erster Sonderlehrgang für praktische Geländeausbildung und technischen Grenzdienst für Zollwachbeamte 2.Teil“, Zl. 53.621-22/1960 Verschluss, sowie Schreiben des Präsidiums der Finanzlandesdirektion für Oberösterreich an den Zollwachoberkontrollor Alois Kogler vom 19.04.1960, Zl. 10/122-Praes/1960; in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

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Kogler, Hubert Leitner und Josef Obernauer diente tenspielen und Garnisonsbällen teil und zeigten das oberösterreichische Infanterie-Bataillon Nr. 14, sich sehr interessiert. Die Folge war die Einteilung in dessen Rahmen daher das Manöver am von Zollwachbeamten als stellvertretende Kompa- Pötschen-Pass absolviert wurde.44 niekommandanten schon bei den noch 1960 stattfin- Mit diesen Betreuungstruppenkörpern ent- denden Verbandsübungen des Bundesheeres.47 wickelte sich in der Folge eine rege Zusammen- Höhere Offiziere der Zollwache blickten neidvoll arbeit. Die Zollwachebeamten hatten sich bereit auf ihre jüngeren Kollegen, die im Bundesheer eine erklärt, auch in der Freizeit für weiterführende militärische Karriere in der Reserve machten. Nach Schulungen bei ihren zuständigen Truppenkörpern Mitteilung von Zollwachoffizieren führte dies sogar zur Verfügung zu stehen, und wurden daher zu zu Überheblichkeiten einzelner Beamter gegenüber Übungen, Planspielen etc. sowie zu geselligen Ver- ihrem Vorgesetzten. Um diesen Verstimmungen ent- anstaltungen eingeladen. Das Verteidigungsminis- gegenzutreten wurden schon für den Jahreswechsel terium wies ausdrücklich auf die außerordentliche 1960/61 Einweisungskurse für höhere Offiziere der Wichtigkeit einer engen kameradschaftlichen Zu- Zollwache geplant. Diese sollten aber keine sammenarbeit mit den Angehörigen der Zollwache Kommandantenstellen übernehmen, sondern in hin und ordnete an, dass „von allen Kommandanten Stäben eingesetzt werden. Es wurde aber wiederholt diese Zusammenarbeit immer weiter vertieft wird“.45 Die darauf hingewiesen, dass der Grenzschutz absicht- erste „Offizier-Ausbildung“ des Infanterie-Batail- lich „von unten an aufgebaut“ werde, da man in lons 14 mit Beteiligung von Zollwachangehörigen erster Linie dringend ortskundige Kommandanten fand schon am 27. Oktober 1960 statt, und hatte für die Grenzschutzkompanien benötigte.48 unter anderem den „ABCR-Abwehrdienst“ und Mitte Juni 1960 waren insgesamt 63 Zugskom- den „Offizierschlüssel“ zum Thema.46 Die Betreu- mandanten und 18 Kompaniekommandanten aus- ungstruppenkörper wurden angewiesen, viertel- gebildet worden.49 Die absolvierten Kurse galten für jährlich Erfahrungsberichte über ihre Tätigkeit die Zollwachebeamten als Waffenübungen und abzuliefern. Aus diesen geht hervor, dass sich die Voraussetzung zur Ernennung zum Leutnant der persönliche Verbindung zwischen Zollwachange- Reserve. Zwischen 1962 und 1963 wurden insge- hörigen und dem Offizierskorps der betreuenden samt 32 Zollwachebeamte vornehmlich aus Ober- Bataillone äußerst positiv entwickelte. Die Zoll- österreich und dem Burgenland zu Reserveoffi- wachebeamten nahmen an Unterrichten, Sandkas- zieren ernannt.50 Die ersten beim Grenzschutz ein-

44 Vgl. Schreiben des O.Oe. Infanterie-Bataillon Nr. 14 an den Zollwachoberkontrollor Alois Kogler vom 09.02.1960; in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. Bei diesen Betreuungstruppenkörpern fanden auch etwa halbjährliche weiterführende Offiziersausbildungen statt. 45 „Betreuungstruppenkörper für Absolventen des Zollwache-KpKdtLehrganges“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 300.138-Ausb/III/60 Verschluss. Die Betreuungstruppenkörper waren für die Gruppe I das Infanteriebataillon 2 sowie das Feldjägerbataillon 9, für die Gruppe II die Jägerbataillone 19 und 29 sowie die Feldjägerbataillone 17 und 25 und für die Gruppe III das Infanteriebataillon 14. 46 Vgl. „Offizier-Ausbildung“; Schreiben des Infanterie-Bataillon 14 an ZwOKtr Alois Kogler vom 24.10.1960, Zl. 3.485-III/60, Privatarchiv Vzlt Kraml, Linz. 47 Vgl. „Absolventen des Zollwache-KpKdten-Lehrganges – Erfahrungsbericht über die Betreuung.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 303.133-Ausb/III/60 – Verschluss. 48 Vgl. „Betreuungstruppenkörper für Absolventen des Zollwache-Kp-Kdt-Lehrganges.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 303.121-Ausb/III/60 – Verschluss. 49 Vgl. „Besprechungsprotokoll über die Abteilungsleiterbesprechung am 10.6.1960, 0830 Uhr“, BMfLV Zl. 95/2/GTI/1960 Verschluss. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1960, S. 113f. 50 Vgl. Pisecky, Helmut: „Die Personalstruktur des österreichischen Bundesheeres von 1955 bis 1966“, Wien 1997 (Diss.), S. 119.

Die Aufstellung 84 Abb.: Kraml

Abb. 10: Schreiben des Infanterie-Bataillon 14 als Betreuungstruppenkörper an ZwOKtr Alois Kogler vom 24.10.1960, Zl. 3.485-III/60, Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

Die Grenzschutztruppe 85

geteilten Mühlviertler Zöllner, die im Februar 1963 ten ordentlichen Präsenzdienst einberufen. Von zu Leutnanten der Reserve befördert wurden, diesen konnten aber nach erfolgreicher Absol- waren die Zollwach-Oberleutnante Lehner und vierung des Kurses nur die über 28jährigen mit Stöby sowie Zollwachoberkontrollor Alois Kogler.51 militärischen Reservedienstgraden eingestuft wer- 1961 wurden Zollwachoffiziere im Einverneh- den, für die jüngeren gab es hiefür noch keine ge- men mit dem Bundesministerium für Landesver- setzliche Regelung.55 Die Kursteilnehmer wurden teidigung an die Theresianische Militärakademie in in den Grundzügen des militärischen Exerzier- und Wiener Neustadt gerufen. Die ersten beiden jeweils Gefechtsdienstes so ausgebildet, dass sie zunächst einwöchigen Informationskurse fanden vom 10. bis im Rahmen einer Grenzschutzkompanie als Grup- 15. April mit 24 Teilnehmern bzw. vom 24. bis 29. penkommandant-Stellvertreter fungieren konnten, April mit 23 Teilnehmern statt.52 Von Seiten der und die Grundlage für eine spätere militärische Militärakademie wurde von den Kursteilnehmern Offiziersausbildung erhielten. Im Waffen- und „eine tadellose Ausgangsuniform, eine einwandfreie Schießdienst wurden das StG 58, das lMG 42, das Dienstuniform für den Außendienst (Stiefel oder 9cm PAR, der 6cm Granatwerfer und die Hand- Bergschuhe), Regenschutzbekleidung und nur Berg- granate, im Telefondienst die Feldfernsprecher F-1 mütze mit Goldpassepoilierung“53 gefordert – man und EE-8 und die Tornisterfunkgeräte AN/PRC-6, war bezüglich der Adjustierung der Zollwache AN/PRC-10 und SCR-300 ausgebildet. Als Auf- wohl etwas skeptisch. sichtsführender Offizier wurde den Schülern ein 1963 ging man erstmals daran, auch angehende Offizier der Zollwache zugeteilt56, Kurskomman- Zollwachoffiziere militärisch auszubilden, um sie dant war ein Offizier der Jägerschule57. in der Grenzschutztruppe verwenden zu können. Der 1. militärische Grundkurs für 28 Offiziers- schüler der Zollwache54 fand vom 24. April bis 22. Der Reservekader des Juni an der Jägerschule Saalfelden statt. Sechs der österreichischen Bundesheeres Offiziersschüler hatten bereits ihren Grundwehr- dienst im Bundesheer geleistet, und nahmen daher Ab dem Jahr 1957 wurde alle neun Monate ein in Form einer freiwilligen Waffenübung an diesem voll ausgebildeter Jahrgang ehemaliger Rekruten in Kurs teil. 18 Teilnehmer hatten noch keine militäri- die Reserve entlassen. Da jedoch keine Übungen sche Ausbildung, sie wurden daher zum verkürz- für diese Reservisten möglich waren, gingen ihre

51 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114“, 2. Jahrgang 1963, 2. Folge, S. 3. 52 Vgl. Kommando der Militärakademie (Hrsg.): „Alma Mater Theresiana“, Jahrbuch der Militärakademie 1961, S. 62f. 53 „Informationskurse für Zollwachoffiziere an der Militärakademie in Wr. Neustadt“, Schreiben des Bundesministeriums für Finanzen an die Finanzlandesdirektion für Oberösterreich vom 31.03.1961, Zl. 45.294 – 22a/61; in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 54 Für die Offiziersschüler war dieser Kurs Teil ihres 2. Vorbereitungslehrganges zur gehobenen Fachprüfung für die Zollwache. 55 Vgl. „1. militärischer Grundkurs für Offiziersschüler der Zollwache an der Jägerschule Saalfelden vom 24.4. – 22.6.1963 – Einberufung zum verkürzten ordentlichen Präsenzdienst bzw. zur Ableistung einer freiwilligen Waffenübung“; Österreichi- sches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 117.020-PersM/63. 56 Dieser Offizier war Zollwach-Oberleutnant Emil Pohl, Absolvent des Grenzschutzkurses A und Kommandant einer Grenzschutzkompanie. Vgl. „Ausbildung von Angehörigen der Exekutive; Militärischer Grundkurs für OffzSchüler der Zollwache – Vorbereitende Maßnahmen“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 323.326-Ausb/63. 57 Kurskommandant war Hptm Dr. Friedrich Amberg. Vgl. „Grenzschutz – Personelles. Militärischer Grundkurs für Offiziersschüler der Zollwache; Maßnahmen zur Festsetzung eines Dienstgrades der Reserve“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.533-Mob/63.

Die Aufstellung 86

mühsam erlernten militärischen Fertigkeiten bald Reservisten, ein. Am 20. Jänner 1962 konnte Bun- verloren. Selbst die Einjährig-Freiwilligen, die als despräsident Dr. Schärf die ersten 175 Reserve- Reserveoffiziersanwärter abrüsteten, hatten keine offiziere ernennen. Möglichkeit für Übungen. Das Bundesheer konnte Die Reaktionen in der Öffentlichkeit waren daher seine Mob-Stärke nie ausschöpfen und sah erwartungsgemäß unterschiedlich. Während die sich bald mit der öffentlichen Frage nach der Sinn- meisten Tageszeitungen durchaus positiv berichte- haftigkeit der allgemeinen Wehrpflicht konfron- ten, fand die kommunistische „Volksstimme“ nur tiert.58 General Leeb fasste dieses Dilemma zusam- negative Worte. Auch weite Kreise der Wirtschaft men: „Das Bundesheer war wie eine Ziegelei. Jedes Jahr sowie zunächst auch die SPÖ hatten Bedenken wurden zehntausende Ziegel erzeugt, doch nie wurde gegen die geplante Art der Durchführung der frei- einer verbaut! Genauso ging es den Reservisten: Sie wur- willigen Waffenübungen. Die SPÖ vermutete nicht den ausgebildet, aber nie genützt.“59 Somit war ihre zu Unrecht, dass sich in erster Linie eher ÖVP-nahe Ausbildung auf ihre Nachhaltigkeit gesehen völlig Kreise bewerben würden. Doch als dann Staats- umsonst und verlor militärisch jeden Sinn. sekretär Otto Rösch als Hauptmann der Reserve Erst durch die Wehrgesetz-Novelle 1960, BGBl. eine Waffenübung beim Jägerbataillon 4 ableistete 310/1960, konnte entsprechend einer bereits anläss- und sich sogar ein Redakteur der Arbeiterzeitung lich der Verabschiedung des Wehrgesetzes von 1955 freiwillig meldete, war der Bann gebrochen und die erhobenen Forderung der militärischen Führung meisten Kritiker verstummten.62 Ein erster wichti- die Möglichkeit geschaffen werden, aufgrund frei- ger Schritt zur Errichtung eines brauchbaren williger Meldung einen außerordentlichen Präsenz- Reserveheeres war getan. dienst in Form von Waffenübungen zu leisten. So- mit konnte man endlich daran gehen, den dringend nötigen Reservekader an Offizieren und Unter- 1961 – Der Grenzschutz entsteht offizieren aufzubauen. Durch das Bundesgesetz über Ansprüche aus der Ableistung freiwilliger 1961 war sich die österreichische politische Waffenübungen, BGBl. 311/1960, wurden die Wehr- Führung einig, dass Österreich in einem künftigen pflichtigen für die Dauer ihrer „freiwilligen Waffen- europäischen Konflikt nicht Hauptkriegsschauplatz übung“ finanziell abgesichert.60 Die ersten Waffen- sondern maximal Nebenschauplatz sein würde. Die übungen fanden in der Zeit vom 1. Juli bis 31. Garantien sowohl des sowjetischen Verteidigungs- Oktober 1961 statt,61 das Interesse dafür übertraf alle ministers Rodion Malinowsky63 als auch der West- Erwartungen: Hatte das Bundesheer ursprünglich mächte, jeweils nie als erste die Neutralität Öster- mit maximal 400 Bewerbern gerechnet, so rückten reichs zu verletzen, versprachen eine – möglicher- im Juli 1961 mehr als doppelt so viel, insgesamt 831 weise trügerische – Sicherheit. Aufgabe des Bundes-

58 Vgl. Steiger, Andreas: „Die Bundesheerreform 1963“, Wien 1994 (Dipl.Arb.), S. 92. 59 Zitat von General i.R. Anton Leeb anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 23.08.2007. 60 Vgl. Penkler, Hans: „Der Rechtsrahmen des Heeres“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichi- sche Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 220f. 61 Vgl. „Die ersten Waffenübungen“, in: „Der Soldat“, Nr. 4 vom 26.02.1961, S. 1. 62 Vgl. Steiger, Andreas: „“Die Bundesheerreform 1963“, Wien 1994 (Dipl.Arb.), S. 92f. 63 Rodion Jakowlewitsch Malinowski (* 23. November 1898 in Odessa, † 31. März 1967 in Moskau) war ein hoch dekorierter Marschall der Roten Armee und Oberbefehlshaber der sowjetischen Landstreitkräfte sowie von 1957 bis 1967 Verteidigungsminister der Sowjetunion. Vgl. Dorst, Klaus/Hoffmann, Birgit: „Kleines Lexikon Sowjetstreitkräfte“, 1. Auflage, Militärverlag der DDR 1987.

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heeres musste es daher sein, weder an der Ost- kaufes von 15 Stück schwedischen Jagdbombern noch an der Westgrenze durch eine beabsichtigte Saab J 29 nicht in Sicht.65 Neutralitätsverletzung jemandem die Veranlas- Der Personalkader des Friedensheeres ergab mit sung zu der Behauptung zu geben, die Neutralität 1. Oktober 1961 folgenden Stand: 1.732 Offiziere, Österreichs sei nicht mehr aufrecht. Es galt daher, 6.059 Unteroffiziere, 6.038 Chargen, 76 Wehrmänner jede Provokation an der Grenze zu verhindern, und als zeitverpflichtete Soldaten (zvS), 946 Beamte, die Welt von der österreichischen Wehrbereitschaft 1.694 Vertragsbedienstete (VB) I sowie 3.016 Ver- zu überzeugen.64 tragsbedienstete (VB) II, was eine Gesamtsumme von 19.561 Mann Kaderpersonal ergab.66 Das Fehl an Offizieren betrug somit etwa 36 % (1.638 statt Aufbau und Gliederung des 2.500), das Fehl an Unteroffizieren und Chargen ca. Österreichischen Bundesheeres 1961 30 % (12.000 statt 18.000). Durch den jährlichen Zuwachs und Bedarf würde dieser Mangel an Offi- 1961 hatte das österreichische Friedensheer eine zieren erst in etwa zehn Jahren, an Unteroffizieren durchschnittliche Jahresstärke von etwa 40.000 und Chargen in etwa vier bis fünf Jahren ausgegli- Soldaten. Es waren die notwendigen Vorkehrungen chen sein. Für den 1961 vorgesehenen Stand des getroffen worden, dieses Friedensheer für einen Einsatzheeres fehlten ebenfalls 2.000 Reserveoffi- Einsatzfall erheblich zu verstärken. Die im Frühjahr ziere sowie etwa 10.000 Reserveunteroffiziere und 1961 vorgesehene maximale Stärke des Einsatz- Chargen sowie Spezialisten. Zwar waren im Bun- heeres betrug ca. 75.000 Mann, wozu noch etwa desheer seit 1956 ca. 145.000 Mann ausgebildet und 30.000 Mann Personalreserve kamen, bedingt durch in die Reserve überführt worden, bei einem jährli- die neunmonatige Präsenzdienstzeit. chen Zuwachs von 35.000 Reservisten war jedoch Das Bundesheer gliederte sich im Frieden wie keine Entlastung oder Besserung in Sicht. auch im Einsatzfall in drei Gruppen mit drei Infan- Trotz der unzulänglichen eigenen Mittel war die teriebrigaden, vier Gebirgsbrigaden, drei Panzerbri- materielle Lage in vielen Beziehungen relativ gaden und den Gruppentruppen, den Luftstreit- befriedigend, da allein die US-Streitkräfte wesentli- kräften, den Heerestruppen einschließlich der che Teile der Ausrüstung für ein Heer in der Stärke Heeresversorgungstruppen und den Ergänzungs- von 60.000 Mann geliefert hatten. Erhebliche kommanden. Bei den Brigaden und Gruppen- Schwierigkeiten zeigten sich jedoch vor allem bei truppen war der Aufbau im Wesentlichen abge- den Wartungsdiensten, was zunehmende Instand- schlossen, bei den Heerestruppen waren noch haltungsmängel im gesamten Heeresbereich zur Ergänzungen hinsichtlich Artillerie und Versorgung Folge hatte. notwendig. Die Luftstreitkräfte jedoch waren weit Zusammenfassend ergab sich daher 1961 fol- rückständiger, eine Besserung war trotz des An- gendes Bild der Leistungsfähigkeit des Bundes-

64 Vgl. „Gedächtnisprotokoll über die Besprechung am 29. Juni 1960 auf Schloß Wartenstein“ zwischen Verteidigungsminister Ferdinand Graf und Außenminister Dr. Bruno Kreisky sowie den höchsten Beamten beider Ressorts; Heeresgeschichtliches Museum/ Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 1.203- geh/RWuwpolAng/61 – Geheim bzw. Zl. 3.628-geh/SII/61 – Geheim. 65 Vgl. „Grundlagen für den weiteren Aufbau der militärischen Landesverteidigung. Besprechungsunterlagen; Übersendung“; Heeresgeschichtliches Museum/ Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 3.588-geh/SII/61 – Geheim. 66 Vgl. Steiger, Andreas: „Die Bundesheerreform 1963“, Wien 1994 (Dipl.Arb.), S. 136.

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heeres: Aufgrund der noch nicht ausreichenden findlich und konnte seine Kampfkraft nur sehr be- Vorbereitungen zur Mobilmachung hätte eine dingt entfalten. Gegen einen materiell überlegenen Umstellung vom Friedens- auf das Einsatzheer am Gegner wäre daher ein erfolgreicher Widerstand Truppensektor mindestens eine Woche gedauert, in vermutlich nur wenig aussichtsreich.67 der Versorgung sogar zwei Wochen. Infolge Fehlen Daher war es vordergründig nötig, die Mobili- einer ausreichenden Luftverteidigung war das sierung des Bundesheeres zu schützen. Die Errich- Bundesheer gegen Fliegerangriffe besonders emp- tung des Grenzschutzes war das Gebot der Stunde. Abb.: ÖMZ

Abb. 11: Heeresgliederung 1956/57; Magenheimer, Heinz: „Das österreichische Bundesheer 1955 – 1975. Ein Beitrag zur Chronik der Ereignisse“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 13. Jahrgang 1975, Heft 3, S. 184.

Der Beschluss der Aufstellung Minister Graf und Staatssekretär Rösch waren unter des Grenzschutzes anderen General Erwin Fussenegger, Ferdinand Linhart, Generalintendant Dr. Franz Am 27. Jänner 1961 fand unter Vorsitz des Ver- Zobel, Oberst dG Albert Bach, Oberst dG Edmund teidigungsministers Ferdinand Graf die entschei- Rothansel, Oberst dG Anton Leeb, Oberstleutnant dende Besprechung über die Aufstellung des Grenz- dG Otto Heller, Oberstleutnant dG Johann Freihsler schutzes und der Grenzschutzkompanien statt.68 Die und Oberstleutnant dVD Heinrich Marboe anwe- Teilnehmerliste dieser Konferenz liest sich wie das send. Da das Ergebnis dieser Besprechung grundle- „Who is Who“ des damaligen Bundesheeres. Neben gende Bedeutung für den Grenzschutz haben sollte,

67 Vgl. „Grundlagen für den weiteren Aufbau der militärischen Landesverteidigung. Besprechungsunterlagen; Übersendung“; Heeresgeschichtliches Museum/ Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 3.588-geh/SII/61 – Geheim. 68 Vgl. Tagebuch-Notizen vom 27.01.1961; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1961, S. 8.

Die Grenzschutztruppe 89

wird hier eine kurze Zusammenfassung der wichtig- stellung von drei nebeneinander liegenden Grenz- sten Aspekte wiedergegeben. schutzkompanien im oberösterreichischen Mühl- General Fussenegger erläuterte zunächst die viertel, da hier besonders viele Reservisten des besondere Bedeutung des Grenzschutzes als Ver- zweiten Bundesheeres zur Verfügung stehen: in der stärkung der aktiven Verbände des Bundesheeres: Bezirkshauptmannschaft Freistadt für eine Grenz- Der Grenzschutz solle zunächst an der Grenze, spä- schutzkompanie Deutsch-Hörschlag 229 Infante- ter aber auch in der Tiefe aufgestellt werden, das risten, 42 Pioniere, 24 Panzerjäger, 13 Fernmelder Ziel sei in jeder Bezirkshauptmannschaft eine Kom- und 15 Sanitäter; in der Bezirkshauptmannschaft panie. Mehrere Kompanien werden unter einem Urfahr für eine Grenzschutzkompanie Haslach 126 Bataillonskommando zusammengefasst, das – Infanteristen, 12 Pioniere, 3 Panzerjäger, 11 Fern- wenn es die Personallage erlaubt – von einem akti- melder und 12 Sanitäter; und in der Bezirkshaupt- ven Offizier geführt werde. Diese Grenzschutz- mannschaft Rohrbach für eine Grenzschutzkom- bataillone unterstehen wiederum den Gebietskom- panie Ulrichsberg 244 Infanteristen, 50 Pioniere, 19 manden. Endziel der Organisation waren 150 Panzerjäger, 10 Fernmelder und 23 Sanitäter – wo- Kompanien in 30 Bataillonen mit etwa 25.000 bis bei für die GzKp Haslach weitere Reservisten aus 30.000 Mann. Bundesminister Graf betonte, dass es dem Bezirk Urfahr Stadt bzw. Überschüsse aus bei der Organisation des Grenzschutzes vor allem dem Bezirk Rohrbach herangezogen werden könn- auf Einfachheit ankomme. Die historischen Vor- ten. Daher machte Oberst dG Leeb den Vorschlag, bilder in der österreichischen Landesverteidigung im Mühlviertel als ersten Schritt eine Versuchs- sollen weitgehend Berücksichtigung finden. organisation (Modellfall Mühlviertel) zu errichten, Oberst dG Leeb legte als erstes großes Ziel dem Minister Graf zustimmte. gemäß der ursprünglichen Planung die Aufstel- Bundesminister Graf bestimmte, dass der lung von 55 Grenzschutzkompanien gegliedert in Grenzschutz zunächst nur im grenznahen Gebiet 24 Grenzabschnittsbataillone (gemäß den Grenzbe- aufgestellt werden dürfe, eine Aufstellung im zirkshauptmannschaften) fest: Als Kader stehen Landesinneren wie z.B. in Kapfenberg oder Bruck zunächst Angehörige der Zollwache zur Ver- habe zu unterbleiben. Einzige Ausnahme sei die fügung, später vor allem das durch die freiwilligen Aufstellung von Einheiten zur Besetzung beson- Waffenübungen entstehende Reservekader. Insge- ders wichtiger militärischer Punkte wie der Donau- samt seien 19 Kompaniekommandanten und 98 übergänge. Zugskommandanten der Zollwache verfügbar, Die materielle Situation erlaube mit gewissen etwa 18 weitere Zugskommandanten dürften nach Einschränkungen die Aufstellung dieser 30 Grenz- nochmaliger Schulung die Eignung zum Kompa- schutzkompanien. Bei der Ausrüstung solle der niekommandanten haben. Als Bataillonskomman- Grenzschutz möglichst gleichwertig mit den akti- danten sollen aufgrund der Bedeutsamkeit des ven Verbänden ausgestattet werden, die aktiven Grenzschutzes hauptamtlich aktive Offiziere fun- Kampfverbände müssen jedoch unbedingt den gieren. Somit stehen vorerst 30 Kompaniekomman- Vorrang haben. Daher sei der Grenzschutz zu- danten und 110 Zugskommandanten bereit, der nächst mit amerikanischen Waffen auszustatten, bis mobplanmäßigen Aufstellung von 30 Grenzschutz- alle aktiven Verbände mit dem Sturmgewehr 58 kompanien stehe somit nichts mehr im Wege. und dem MG 42 ausgerüstet sind. PAR und Granat- Günstig seien die Voraussetzungen für die Auf- werfer seien vorhanden, die 10,6 cm rPAK fehle

Die Aufstellung 90

vorerst. LKW werden aus dem zivilen Sektor be- Truppe hin, da diese zum einen aus Soldaten reitgestellt, Küchenausstattungen seien vorrätig. bestehe, die schon eine vollwertige militärische Tuchuniformen M 56 seien ebenfalls ausreichend Ausbildung erhalten haben, zum anderen der vorhanden, doch bestimmte Minister Graf, dass junge Altersdurchschnitt von 20 bis 25 Jahren eine Unterwäsche von den Grenzschützern selbst mit- überdurchschnittliche Leistung ermögliche. Ab- zunehmen sei. Im Gegensatz zur aktiven Truppe sei gerundet durch ein gutes Führungspersonal der Grenzschutz nicht mit Sturmgepäck, sondern (Reserveoffiziere) und Kader (Zollwache) entstehe einem möglichst einfachem Rucksackmodell aus- hier eine wichtige Struktur in der österreichischen zustatten. Landesverteidigung. Fussenegger hielt es aber für Sektionsrat Dr. Kolb betonte ausdrücklich, dass dringend erforderlich, dass der Grenzschutz in sei- alles unternommen werden müsse, beim Grenz- ner Organisation, Ausrüstung und Ausbildung schutz nicht den Eindruck einer „Truppe 2. Klasse“ soweit möglich auch darauf ausgerichtet werde, entstehen zu lassen. Dies erfordere entsprechende nach Durchführung seiner primären Aufgabe – Bekleidung, Bewaffnung, aber auch aktive Batail- Grenzsicherung und Beobachtung – im Rahmen lonskommandanten. Auch warf er die Frage auf, ob der Brigaden weiterzukämpfen. Die zahlenmäßig die Bezeichnung „Grenzschutz“ wirklich zweck- schwachen aktiven Infanterieverbände auch nach mäßig sei, da ja auch Aufgaben im Landesinneren einer Mobilmachung des Bundesheeres würden es zu erfüllen seien. Doch wurde sein Vorschlag erfordern, Teile des Grenzschutzes zur Verstär- „Landesschützen“ abgelehnt. kung der Brigaden heranzuziehen. Er wies auch Nach einem Vortrag von Generalmajor Linhart darauf hin, dass kurze Pflichtwaffenübungen das wurde beschlossen, die Standesevidenzkontrollen Gefüge und die Ausbildung der Grenzschutz- der Grenzschutzkompanien in einer Dauer von einheiten verbessern und dem Niveau und Kampf- maximal 24 Stunden durchzuführen. Dadurch wert der Schweizer Einheiten angleichen könnten. solle die Durchführung einfacher Übungen ermög- licht werden. Alle Anwesenden waren sich jedoch „Durch den Entschluß, den Gz aufzustellen, ist ein einig, dass diese Standesevidenzkontrollen nur ein entscheidender und großer Schritt in der Gesamt- Provisorium darstellen können, auf Dauer müsse landesverteidigung getan worden. Wenn es uns eine andere Regelung gefunden werden.69 gelingt etwa 30 Kp aufzustellen, so haben wir eine General Fussenegger als Leiter der Sektion II 50 %ige Vermehrung der Infanterie oder eine 12 %ige des BMfLV ergänzte dieses Besprechungsergebnis Vermehrung des Bundesheeres, gemessen an der mit einem persönlichen Statement, das die hohe Anzahl der Einheiten erreicht. Es ist seit langem keine Bedeutung des Grenzschutzes verdeutlichen soll- so wichtige Entscheidung für die Verstärkung der te. Er wies vor allem auf den „Hohen Kampfwert“ Landesverteidigung gefallen, wie bei dieser Be- dieser vorwiegend infanteristisch ausgerichteten sprechung.“70

69 Vgl. „Maßnahmen für die Aufstellung des Grenzschutzes“; Heeresgeschichtliches Museum/ Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 3.522-geh/SII/61 – Geheim. 70 Ebenda. Bundesminister Graf war von dieser Ergänzung Fusseneggers nicht begeistert und ließ den Akt mit dem Vermerk „läuft nicht aus“ bzw. seiner eigenen handschriftlichen Ergänzung „Auch Sek II hat sich an Ergebnis der Besprechung zu halten.“ sperren. In der Tags darauf erschienenen „offiziellen“ Version des Besprechungsprotokolls ist keine Anmerkung von Fussenegger bzw. der Sektion II mehr zu finden. Vgl. „Protokoll über die Besprechung „Maßnahmen für die Aufstellung des Grenzschutzes“; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 3.537-geh/SII/61 – Geheim.

Die Grenzschutztruppe 91

Die SPÖ hatte zwar keine Bedenken bezüglich schem Gerät wie Puch Haflinger oder Feldtele- der Aufstellung des Grenzschutzes, doch fürchtete phonen zu unterstützen. Am 23. September 1961 sie einen eventuellen parteipolitischen Missbrauch. wurde die „verschärfte Grenzüberwachung“ Als Verteidigungsminister Schleinzer in Kärnten schlussendlich aufgenommen, ohne personelle ein Grenzschutzbataillon probeweise alarmieren Beteiligung durch das österreichische Bundesheer.73 wollte, musste er dies aufgrund vorherrschender Bedenken der Sozialistischen Partei unterlassen.71 Möglicherweise ist auch die zögerliche Einbindung Geplante Aufgaben der der Gendarmerie in das Grenzschutzkonzept auf Grenzschutztruppe diese Befürchtungen zurückzuführen – das Innen- ministerium unterstand damals einem sozialisti- Mit der verstärkten Zollwache sollten sich die schen Minister.72 Aufgaben der verstärkten Grenzüberwachung bis Als im gleichen Jahr 1961 zahlreiche Spreng- zur Zurückweisung von Bandeneinfällen geringen stoffanschläge durch Österreicher und Deutsche in Ausmaßes bewerkstelligen lassen, ohne dass noch Italien begangen wurden, die offenbar über Nord- offiziell das Bundesheer in Erscheinung treten müs- tirol nach Italien gelangt waren, erklang der Ruf ste. Erst wenn Ereignisse als Aggression gewertet nach einer verstärkten Grenzüberwachung. Einer- werden und ein militärisches Einschreiten erfor- seits sollte die Kontrolle an den zugelassenen Grenz- dern, würde die verstärkte Zollwache in den be- übergangsstellen intensiviert, andererseits ein ver- drohten Grenzräumen der militärischen Führung stärkter Patrouillendienst an der Grünen Grenze ein- als „Grenzschutz“ unterstellt.74 gerichtet werden. Dazu wurden den zuständigen Am 31. Juli 1961 gab die Mobilisierungsab- Gendarmerieposten in Tirol zusätzliche 200 Gen- teilung eine Information an die Sektion IV, die darmeriebeamte zugeteilt, um vor allem die Zu- Ergänzungsabteilung und die Gruppenkomman- gangswege zu den Gebirgsübergängen zu überwa- den über die allgemeinen Vorarbeiten zur Auf- chen. Direkt an der Grenze wurde nur die Tiroler stellung der Grenzschutztruppen unter Zugrunde- Zollwache eingesetzt, unterstützt von Kriminal- legung von Erfahrungen aus dem Modellfall beamten. Eine Heranziehung des Bundesheeres kam Mühlviertel heraus.75 Diese Erfahrungen nahm für den sozialistischen Innenminister Josef Afritsch man als Anlass, um sofort mit der Einleitung der nicht in Frage, „da dies einen zu kriegsmäßigen erforderlichen wesentlichen Vorarbeiten für die Eindruck machen würde“. Er stellte jedoch an das weitere Aufstellung von Grenzschutzeinheiten BMfLV das Ansuchen, die Gendarmerie mit techni- beginnen zu können.

71 „Der Verteidigungsminister konnte nicht einmal in seinem Heimat-Bundesland den Grenzschutz probeweise alarmieren. Die Opposition suchte alles, was mit Landesverteidigung zu tun hatte, zu verhindern.“ Zitat von General i.R. Anton Leeb anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 23.08.2007. 72 Vgl. Steiger, Andreas: „Vom Schutz der Grenze zur Raumverteidigung. Beiträge zur Geschichte des Bundesheeres von 1968 bis 1978“, Wien 2000 (Diss.), S. 16. 73 Vgl. „Maßnahmen zur verstärkten Überwachung der italienisch-österreichischen Grenze“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 2.859-Verschl-Na/61 – Verschluss sowie Beilage dazu. 74 Vgl. Leeb, Anton: „Grenzschutz“, in: „Der Soldat“, Nr. 4 vom 26.02.1961, S. 2. 75 Vgl. „Aufstellung von Grenzschutztruppen. Mitwirkung der Behörden der allgemeinen staatlichen Verwaltung“; Öster- reichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 11.513-Präs/61 Verschluss.

Die Aufstellung 92

Als die Aufgaben des Grenzschutzes wurden Geplante Organisation der definiert: Grenzschutztruppe

„1. Die Grenzbeobachtung und Grenzsicherung von Erst als der Ministerrat am 26. September 1961 Zollwache und Gendarmerie verdichten (Verstärkter gemäß § 13 (1) Wehrgesetz den Organisations- Grenzaufsichtsdienst). grundsätzen für die Aufstellung des Grenzschutzes 2. – Eigene Maßnahmen im Grenzraum sichern und zustimmte, war die Grundlage für die tatsächliche verschleiern. Grenzverletzungen schwächerer Feind- Aufstellung der Grenzschutztruppen der ersten kräfte (Banden, Infiltrationen) mit eigenen Mitteln Phase gegeben.79 abweisen oder lokalisieren. – Sabotage im Grenzgebiet verhindern. – Grenzüberschreitungen und Vordringen stärkerer Feindkräfte im Grenzraum durch hinhaltenden Kampf (Sperrenkampf) verzögern. (Diese Maßnahmen fallen in den militärisch geführ- ten Grenzschutzdienst) Weiterführung des Kampfes im Rahmen mobiler Teile des Bundesheeres.“76

Für den Grenzschutz war kein konkreter Kampf- auftrag vorgesehen, da man sich in der Gruppe Grenzschutz klar war, dass ein definitiver „Schutz der Grenzen“ unmöglich war: „Der Russe hatte nur beschränkten Respekt vor unserer Neutralität. Hätte er wirklich gewollt, hätte er sofort die östlichen österreichi- schen Gebiete wie zur Besatzungszeit eingenommen.“77 Der Grenzschutz war daher ursprünglich nicht als Kampfgruppe konzipiert. „Wir brauchten einen ,Sack

voll Flöhe‘ an allen österreichischen Grenzen, verteilte Abb.: ÖMZ Kräfte, die kleinere Probleme selbst bereinigen konnten Abb. 12: Wimmer, Paul: „Aufbau der Grenzschutz- und vor allem Augen und Ohren offen hielten, um feind- truppe“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift liche Bewegungen sofort zu melden!“78 (ÖMZ), 3. Jahrgang 1965, Heft 5, S. 371.

76 „Information der Mobilisierungs-Abteilung über die erforderlichen Vorarbeiten zur Aufstellung von Grenzschutz(Sicherungs)Einheiten“, BMfLV Zl. 3.683-geh-Mob/III/61 Geheim, in: „Das Bundesheer der Zweiten Republik. Eine Dokumentation“; Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums/Militärwissenschaftliches Institut, Band 9, Wien 1980, S. 48f. – Hier wird dieses Schriftstück aber als „undatiert“ bezeichnet. 77 Zitat von General i.R. Anton Leeb anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 23.08.2007. 78 Ebenda. 79 Vgl. „Aufstellung von Grenzschutztruppen.“, Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 323.747-Mob/61 – Geheim; die Geheimhaltungsstufe später gestrichen und auf Verschluss herabgesetzt.

Die Grenzschutztruppe 93

Der Grenzschutz sollte aus gemischten Kom- nellen und materiellen Voraussetzungen in Etappen panien gebildet werden, was neben rein infanteris- aufgestellt werden sollten.84 tischen Kräften auch Pioniere und schwere Waffen Der ursprüngliche Organisationsplan für Grenz- beinhaltete. Als Grundform der Organisation schutzkompanien von 1959 wurde prinzipiell beibe- wurde die Grenzschutzkompanie bestimmt. Je halten, doch wurde die leichte Granatwerfergruppe nach örtlicher Lage sollten etwa drei bis fünf gestrichen und so der Unterstützungszug auf die Kompanien unter einem Bataillonskommando rPAK-Gruppe reduziert, was eine erhebliche Schwä- zusammengefasst werden, das wiederum dem chung der Grenzschutzkompanie bedeutete. Somit jeweiligen Gebietskommando unterstand.80 Die hatte eine Grenzschutzkompanie nur noch eine Stär- Grenzschutzkompanien sollten kalendermäßig aus ke von 147 Mann85, bestehend aus dem Kompanie- Reservisten des Grenzbereichs nach streng territo- kommando mit Kommandogruppe und dem Fern- rialen Gesichtspunkten gebildet werden, und erst sprechtrupp, zwei Schützenzügen mit jeweils einem im Falle der Alarmierung des Grenzschutzes an Zug- und Panzerabwehrtrupp sowie vier Schützen- bestimmten Sammelorten zusammentreten.81 Um gruppen, einem Pionierzug mit Zugtrupp und drei in den einzelnen Grenzschutzbataillons-Abschnit- Pioniergruppen sowie einer rPAK-Gruppe mit zwei ten eine einheitliche und vor allem kontinuierliche rPAK-Trupps und dem Munitions-LKW.86 Bei jeder Organisation sicherzustellen, wurde angestrebt, für Grenzschutzkompanie sollte bei einem ausreichen- jedes Bataillon einen aktiven Offizier als Bataillons- den Vorrat an Reservisten zusätzlich ein dritter In- kommandanten hauptamtlich einzusetzen.82 Bis zur fanteriezug aufgestellt werden. Aufstellung von territorialen Militärkommanden Rascheste Einsatzbereitschaft der Grenzschutz- musste die anfallende Arbeit für die Grenz- truppe galt als oberstes Prinzip. Daher wurde fol- schutzeinheiten durch einen Offizier der Brigade gendes System festgelegt: erledigt werden, unterstützt vom für den Fall der In erster Linie wurden jene Reservisten ausge- Aufbietung vorgesehenen Dienstführenden Unter- wählt, die in einem Grenzstreifen von etwa 20 km offizier, der vor allem den Mobkalender anzulegen Tiefe bzw. im Umkreis von zehn Kilometer zum und zu verwalten hatte.83 Die Gesamtplanung um- Sammelort ihren Arbeitsplatz und Wohnort hatten. fasste 120 Kompanien, die nach Maßgabe der perso- In zweiter Linie Reservisten, deren Arbeitsplatz

80 Vgl. „Bericht über die Landesverteidigung Österreichs“ 1961, S. 10; Heeresgeschichtliches Museum/ Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik. 81 Vgl. „Grenzschutztruppen des Bundesheeres – Organisationsgrundsätze; Beschluss der Bundesregierung gem. § 13 Abs. 1 des Wehrgesetzes“, BMfLV Zl. 323.039-Mob/61; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik /Ministerratsprotokolle: Verhandlungsschrift Nr. 17 über die Sitzung des Ministerrates am 26.09.1961. 82 Vgl. „Information der Mobilisierungs-Abteilung über die erforderlichen Vorarbeiten zur Aufstellung von Grenzschutz(Sicherungs)Einheiten“, BMfLV Zl. 3.683-geh-Mob/III/61 – Geheim, in: „Das Bundesheer der Zweiten Republik. Eine Dokumentation“; Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums/Militärwissenschaftliches Institut, Band 9, Wien 1980, S. 49. 83 Vgl. „Aufstellung von GzKompanien 1. Aufstellungsphase.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.446-Mob/61 Verschluss. 84 Vgl. „Grenzschutztruppen des Bundesheeres – Organisationsgrundsätze; Beschluss der Bundesregierung gem. § 13 Abs. 1 des Wehrgesetzes“, BMfLV Zl. 323.039-Mob/61; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Ministerratsprotokolle: Verhandlungsschrift Nr. 17 über die Sitzung des Ministerrates am 26.09.1961. 85 Stärke: 2 Offiziere, 9 Unteroffiziere, 50 Chargen, 86 Wehrmänner. 86 Vgl. den durch die MobAbt „im Sinne der GTI-Besprechung am 2.8.61“ handschriftlich korrigierten „Organisationsplan (Stärkenachweisung) Grenzschutz-Kompanie (GzKp)“ vom 01.10.1959, Zl. I 1128b – Verschluss, S. 1 – 3, in „Aufstellung von GzKompanien 1. Aufstellungsphase.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.446-Mob/61 – Verschluss.

Die Aufstellung 94

außerhalb dieser Bereiche lag, sofern sie täglich festgelegt und ein Sperrplan erstellt. Die vorgesehe- zum Wohnort zurückkehrten. Wenn die Anzahl der nen Kompanie- und Zugskommandanten sollten Reservisten nicht ausreichte, mussten entsprechend eingewiesen und bei Erkundungen im Einver- größere Radien gewählt werden. nehmen mit ihren zuständigen Arbeitsgebern fall- Bekleidung, Ausrüstung, Gerät und Verpfle- weise herangezogen werden.87 gung sollten in grenznahen Orten mit Gendarme- Von einer Alarmierung durch akustische riekommanden mit ständigem Inspektionsdienst Zeichen wie Sirenen sah man schlussendlich ab, da gelagert werden, wobei eine Dezentralisierung bis diese bei der Bevölkerung noch weitgehend mit zur Größe von Zugslagern angestrebt wurde. Die einem „Fliegeralarm“ in Verbindung gebracht wor- Ausgabe von Bekleidung und Mannesausrüstung den wären, was unter Umständen zu einer gewis- an die Reservisten war schon geplant, gesetzlich sen Unruhe geführt hätte.88 aber noch nicht möglich. Mit BMfLV Zl. 608-strgeh-Mob/III/61 wurde Waffen und Munition sollten im Mobilisierungs- eine Aufstellungsplanung mit vorläufigen Aufstel- fall aus den Kasernen bzw. Munitionslagern zu den lungsorten als erste Aufbaustufe an die Gruppen Sammelplätzen transportiert werden. bekannt gegeben.89 Die Planung für die erste Phase Die Sammelplätze sollten am Ort der Lager fest- der Aufstellung von Grenztruppen sah vor, dass in gelegt werden, in einer Grenzentfernung von etwa allen Bundesländern mit Ausnahme von Vorarl- fünf bis zehn Kilometer. berg und Wien insgesamt 24 einzelne Kompanien Die Alarmierung sollte durch Sirenen oder ähn- aufgestellt werden sollten.90 In der Gruppe I waren liche Alarmeinrichtungen der Ortsfeuerwehr, das dies die Grenzschutzkompanien Eisenstadt, Neu- Sammeln durch beigestellte Kraftfahrzeuge von siedl/See, Bruck/Leitha, Hainburg/Donau, Zwöl- Gemeinden erfolgen. Für eine stille Einberufung faxing (als erste Sicherungskompanie), Mistelbach, waren Einberufungsbefehle vorgesehen. Horn, Allentsteig, Götzendorf und eine weitere in Ein Marsch beziehungsweise Transport zur Zwölfaxing, die beiden letzteren vorgesehen als Grenze oder einem allfälligen anderen Einsatzraum Panzerinfanterie-Kompanien. In der Gruppe II sollte mit in den Sammelorten freiwillig zur Verfü- waren Pinkafeld, Fehring, Strass, Leibnitz, Wolfs- gung gestellten oder eingezogenen Zivilkraftfahr- berg (nur als vorläufiger Aufstellungsort), Klagen- zeugen erfolgen. furt und geplant. In der Gruppe III waren Schlussendlich waren als vorbereitende Arbei- neben den Mühlviertler Kompanien in Rohrbach, ten für den Einsatz hauptsächlich Erkundungs- Freistadt und Leonfelden die Kompanien in Wörgl, und Kartenarbeit durchzuführen. Es wurden die Innsbruck, Saalfelden und Ried (statt Salzburg) Kompaniebereiche, Lager und Sammelplätze, Ge- vorgesehen.91 Von einer Vorarlberger Grenzkom- fechtsstände sowie die Fernmeldeverbindungen panie wurde vorerst abgesehen, da eine Auf-

87 Vgl. „Information der Mobilisierungs-Abteilung über die erforderlichen Vorarbeiten zur Aufstellung von Grenzschutz- (Sicherungs)Einheiten“, BMfLV Zl. 3.683-geh-Mob/III/61 – Geheim, in: „Das Bundesheer der Zweiten Republik. Eine Dokumentation“; Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums/Militärwissenschaftliches Institut, Band 9, Wien 1980, S. 49f. 88 Vgl. „Grenzschutz – Organisatorisches. Alarmierung der Grenzschutzkompanien durch akustische Zeichen; Vorschlag“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 328.191-Mob/63. 89 Vgl. „Aufstellung von Grenzschutztruppen.“, Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 323.747-Mob/61 – Geheim Verschluss. 90 Vgl. BMfLV, Dienstzettel Nr.5/10: „Verwaltung und Aufstellung von GzTruppen, Verbindungsaufnahme mit zivilen Dienststellen“ vom 16.10.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 11.513-Präs/61 – Verschluss. 91 Vgl. „Aufstellung von GzKompanien 1. Aufstellungsphase.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.446-Mob/61 – Verschluss.

Die Grenzschutztruppe 95

stellung entlang der Schweizer Grenze deplaziert Inneres reagierte auf das Ansuchen des Vertei- schien, im Bregenzer Wald wiederum aufgrund sei- digungsministeriums unverzüglich und sagte die ner dünnen Besiedlung die erforderliche Anzahl Unterstützung der Bundesgendarmerie bei der geeigneter Reservisten nicht gegeben war. Erst in Anlage grenznaher Lager für die Grenzschutz- der zweiten Aufstellungsphase war die Errichtung einheiten grundsätzlich zu.94 von zwei Grenzkompanien vorgesehen.92 Die Wiener Reservisten wurden in der ersten Phase „Dass das Zusammenspiel von Bundesheer, Zoll- ebenfalls nicht berücksichtigt. wache und Gendarmerie so reibungslos klappen würde, obwohl hier immerhin drei verschiedene Ministerien – Finanz, Inneres und Verteidigung – Die Zusammenarbeit mit zivilen involviert waren, hatte niemand wirklich gehofft. Wir Behörden waren alle positiv erstaunt und begeistert!“95

Bei der praktischen Durchführung der Aufstel- Auch bei der Anlage der Kartei über den Vorrat lung von Grenztruppen wurde die Mitwirkung an Reservisten war eine enge Zusammenarbeit mit örtlicher Behörden, Dienststellen und Organisa- den zivilen Behörden notwendig. Zunächst wur- tionen als unerlässlich angesehen. Es wurden da- den alle Reservisten des Grenzbezirks, das heißt her alle Landesregierungen, Landesgendarmerie- der politische Bezirk bzw. Gerichtsbezirk, auf eige- kommanden, Sicherheitsdirektionen, Finanzlan- nen Karteikarten erfasst. Danach sprach der Grenz- desdirektionen, Bezirkshauptmannschaften und schutz-Kompaniekommandant beim zuständigen Zollwachabteilungsinspektorate um Mitarbeit und Bezirkshauptmann vor und ersuchte ihn um Unter- Unterstützung bei der Organisierung der Grenz- stützung der Gemeinden. In der Folge wurden die truppen ersucht. Die Gruppenkommanden, Briga- Karteikarten an die jeweiligen Gemeinden zur Aus- dekommanden und Ergänzungskommanden wur- füllung übergeben, bei gleichzeitiger Überprüfung den wiederum angewiesen, mit den oben genann- des Wohnortes und der Anschrift. Im Anschluss ten Stellen Verbindung aufzunehmen, um die Be- wurden die Karteikarten wieder bei der Bezirks- reiche der Grenzschutzkompanien, deren Sammel- hauptmannschaft abgeholt und geschlossen an die plätze, Lager sowie Gefechtsstände festzulegen Ergänzungsabteilung gesandt, wo sie in Hinblick und die Einberufung der Reservisten sowie auf die Verwendungsmöglichkeit der erfassten Vorsorgen für die Bereitstellung von Kraftfahr- Reservisten für den Grenzschutz ausgewertet wur- zeugen zu regeln.93 Die Generaldirektion für die den. Dieser ganze Vorgang erforderte einen zeitli- öffentliche Sicherheit im Bundesministerium für chen Aufwand von etwa acht Wochen.96

92 Vgl. MobAbteilung „Stellungnahme zur Einsichtsbemerkung des Herrn Staatssekretärs vom 10.11.61; Pkt 2“ vom 23.11.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 11.513-Präs/61 – Verschluss. 93 Vgl. „Aufstellung von Grenzschutztruppen. Mitwirkung der Behörden der allgemeinen staatlichen Verwaltung“; Öster- reichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 11.513-Präs/61 – Verschluss. 94 Vgl. BMI „Aufstellung von Grenzschutztruppen. Mitwirkung der Bundesgendarmerie“ vom 22.11.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 13.067-Präs/61 Verschluss. 95 Zitat von General i.R. Anton Leeb anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 23.08.2007. 96 Vgl. „Erfahrungsbericht über die Erfassung und Auswertung des Vorrates an Reservisten u. die papiermäßige Aufstellung bei der Bildung des 1. GzBaons im Mühlviertel.“ von Paul Wimmer, in: „Aufstellung des Grenzschutzes.“; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 3.671-geh-Mob/III/61 – Geheim, Beilage 4.

Die Aufstellung 96

Die einzelnen Landesregierungen reagierten und Ergänzungskommanden des Österrreichischen durchwegs positiv und versprachen ihre vollste Bundesheeres unmittelbar zusammenzuarbeiten. In Unterstützung. Die Ämter der Kärntner, der Steier- diesen Bundesländern mussten sich in Folge die ter- märkischen und der Tiroler Landesregierungen ritorial zuständigen Brigade- und Ergänzungs- lehnten es jedoch ab, die ihnen nachgeordneten kommanden in allen Angelegenheiten der Auf- Dienststellen wie die Bezirkshauptmannschaften stellung von Grenzschutztruppen an die betreffen- und Gemeinden zu ermächtigen, mit den Brigade- den Ämter der Landesregierung wenden.97

97 Vgl. „Aufstellung von Grenzschutztruppen. Mitwirkung der Behörden der allgemeinen staatlichen Verwaltung – Stellungnahmen der Ämter der Landesregierungen“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landes- verteidigung – Zl. 13.155-Präs/61 – Verschluss.

Die Grenzschutztruppe 97

Exkurs 1 Grenzschutzeinheiten und Milizarmeen im Vergleich

Zahlreiche Staaten besaßen in den 1960er Jahren aufgrund des baldigen Kriegsausbruches nie umge- eigene militärische Formationen zum Schutz des setzt.1 unmittelbaren Grenzraumes. Manche Länder dage- In der Bundesrepublik Deutschland besteht der gen, wie etwa Jugoslawien, planten den Einsatz seit 1951 dem Bundesministerium für Inneres unter- nicht an der Grenze, sondern bereiteten sich auf eine stellte „Bundesgrenzschutz“ (BGS), eine voll moto- Territorialverteidigung (dort „Allgemeiner Volks- risierte Polizeitruppe mit Kombattantenstatus, der verteidigungskrieg“ genannt) vor. Im Folgenden die Sicherung des deutschen Bundesgebietes bis zu werden die jeweiligen Eigenheiten der verschiede- einer Tiefe von 30 km ab der Staatsgrenze gegen nen Grenzschutztruppen der Länder skizziert, auf- „Störungen der öffentlichen Ordnung“ zu gewährleis- gegliedert in NATO-, Warschauer-Pakt- und block- ten hat. Beim Grenzschutzkommando Küste existie- freie Staaten, mit dem Schwerpunkt auf Europa. ren auch Bundesgrenzschutz-Flotillen zur Überwa- chung des Küstenraumes. Anfang der 1960er Jahre betrug die Stärke des Bundesgrenzschutzes etwa Die NATO-Staaten 15.000 Mann. Wehrpflichtige deutsche Staatsbürger können wahlweise an Stelle des Grundwehrdiens- Die Bundesrepublik Deutschland tes 18 Monate Dienst im BGS als Bundespolizei- beamte ableisten, auf Wunsch ist die Verlängerung Bereits in der Weimarer Republik baute das dieses Beamtenverhältnisses möglich.2 Im Unter- Deutsche Reich eine bodenständige Grenzschutz- schied zum österreichischen Grenzschutz wird der organisation auf, deren Kern die Zollwache bildete. Bundesgrenzschutz im Verteidigungsfall von der Dieser Kader konnte durch die im Grenzgebiet in Grenze abgezogen, da er infolge seiner polizeilichen einer Tiefe von vier bis zehn Kilometer ansässigen Ausrüstung und Bewaffnung dem Angriff eines Reservisten aufgefüllt werden. Eine Verstärkung auf starken Gegners nicht gewachsen ist. Der BGS das Doppelte bis Dreifache ergab den „Verstärkten erhält dann einen Schutzauftrag im Rahmen der Grenzaufsichtsdienst“ (VGAD), der immer noch der Gesamtverteidigung, den er mit seiner Kampfkraft Zollwache unterstellt war. Die Verstärkung der erfüllen kann.3 Zollwache durch Reservisten auf militärische Ab 1966 wurde eine territoriale Heimatschutz- Verbände ergab die „Grenzwacht“, die nunmehr gruppe durch Pflichwaffenübungen von Reservis- eine militärische Formation darstellte und militäri- ten gebildet, die vor allem aus Jägereinheiten be- schen Dienststellen unterstand. Nach dem An- steht. Der Verband der Reservisten der Bundes- schluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde wehr wirkt an der freiwilligen Weiterbildung die- dieses System auch in Österreich eingeführt, aber ser Reservisten mit.4

1 Vgl. Wimmer, Paul: „Aufbau der österreichischen Grenzschutztruppe“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 1. Jahrgang 1962, Nr. 2, S. 101. 2 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 2. Jahrgang 1963, 5. Folge, S. 5f. 3 Vgl. Wiener, Friedrich: „Die Armeen der NATO-Staaten. Organisation – Kriegsbild – Waffen und Gerät“, Truppendienst- Taschenbuch Band 3, Wien 1966, S. 75. 4 Vgl. Duic, Mario: „Landwehr und Miliz. Untersuchung, Vergleiche, Folgerungen“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 11. Jahrgang 1973, Nr. 6, S. 431.

Exkurs 1 98

Dänemark Teile Norwegens vom Feind besetzt werden, führt die Heimwehr in diesem Gebiet notfalls im Rücken Die dänische Landesverteidigung ist als Regio- des Feindes den Kampf als Kleinkrieg weiter. Jeder nalverteidigung streng territorial gegliedert. Er- Norweger vom 16. bis zum 65. Lebensjahr ist in der gänzt wird sie durch die „Heimwehr“, einer Frei- Heimwehr dienstpflichtig, dieser Dienst wird als willigenmiliz in der Stärke von 500 Kompanien mit Ehrendienst an der Gesellschaft aufgefasst. Auch 70.000 Mann. Alle Heimwehrmänner verwahren die Luft- und Seeverteidigung verfügt über Heim- ihre Waffen und ihre Ausrüstung zu Hause und wehreinheiten mit Flugabwehrbatterien und einer nehmen regelmäßig am Ausbildungsdienst teil. Die Küstenwache für Sicherungsaufgaben.6 Landesbe- Aufgaben der Heimwehr liegen im Objektschutz festigungen spielen eine wichtige Rolle, vor allem und im Sicherungsdienst, ihr Auftrag ist „Sehen, die Fjorde werden durch die Küstenartillerie in Melden, Sperren und Kämpfen“. Oberbefehlshaber stark befestigten Forts mit Kanonen, Torpedos und der Heimwehr ist ein General oder Oberst des Minenfeldern überwacht.7 dänischen Heeres. Daneben verfügt das Heer über stets einsatzbe- Italien reite „Deckungsverbände“, deren Aufgabe es ist, einen Handstreich gegen dänisches Territorium zu In Italien ist zur Territorialverteidigung die verhindern und dadurch den NATO-Verbänden Mob-Aufstellung von Sicherungs- und Pionierver- Zeit zum Herstellen der Gefechtsbereitschaft und bänden vorgesehen. Unterstützt werden diese von zum Eingreifen zu verschaffen.5 der Gendarmerie (Carabinieri) mit 80.000 Mann und in den Grenz- und Küstengebieten vom Zoll- Norwegen grenzschutz (Finanzieri) mit 35.000 Mann. Neben den mechanisierten Carabinieri stehen als Eingreif- Die norwegische Armee hat für den Einsatzfall verbände auch die Infanteriebrigaden zur Verfü- sieben brigadestarke Regimentskampfgruppen mit gung, die sowohl gegen einen von außen eindrin- 50.000 Mann auf streng regionaler Basis bereit. In genden Feind als auch zur Bandenbekämpfung ein- der Territorialverteidigung werden diese von einer gesetzt werden können. Im Norden des Landes ste- 120.000 Mann starken „Heimwehr“ unterstützt, hen die selbstständigen Regimenter und Bataillone deren Aufgabe in erster Linie Aufklärung, Siche- der Festungsinfanterie, die die ständigen Befesti- rung und Sperren wichtiger Geländeteile ist. Falls gungen zu besetzen haben.8

5 Vgl. Wiener, Friedrich: „Die Armeen der NATO-Staaten. Organisation – Kriegsbild – Waffen und Gerät“, Truppendienst- Taschenbuch Band 3, Wien 1966, S. 102f, 106. 6 Vgl. Wiener, Friedrich: „Die Armeen der NATO-Staaten. Organisation – Kriegsbild – Waffen und Gerät“, Truppendienst- Taschenbuch Band 3, Wien 1966, S. 107 – 109. 7 Vgl. Forster, Franz-Xaver: „Die Rolle der Reservisten im internationalen Wehrstrukturvergleich“, in Steinkamm, Armin A./Schössler, Dietmar (Hrsg.): „Wehrhafte Demokratie 2000 – zu Wehrpflicht und Wehrstruktur. Politische, rechtliche, gesellschaftliche und militärische Dimensionen des Wehrstrukturproblems der Bundesrepublik Deutschland in der „post- konfrontativen Periode“; Dokumentation des „Wehrstruktur-Symposiums“ des Instituts für Internationale Politik, Sicherheitspolitik, Wehr- und Völkerrecht der Universität der München, vom 17. bis 19. Juli 1996 in München mit ergänzenden Beiträgen“, Wehrdienst und Gesellschaft Band 5, Baden-Baden 1999, S. 126. 8 Vgl. Wiener, Friedrich: „Die Armeen der NATO-Staaten. Organisation – Kriegsbild – Waffen und Gerät“, Truppendienst- Taschenbuch Band 3, Wien 1966, S. 114, 117.

Die Grenzschutztruppe 99

Griechenland „National Defence Act“ eine Struktur aus aktiven Streitkräften, der Reserve und der Nationalgarde Für die griechische Territorialverteidigung sind festgelegt, alles ausschließlich Freiwilligentruppen. im ganzen Land 17 Militärkommanden gebildet Erste Einheiten in Form einer Miliz wurden bereits worden. Die Masse der ihr angehörenden Verbände 1636 in der damals britischen Kolonie Massachusetts besteht aus ausgesuchten Angehörigen der TEA- zum Schutz der Siedlungen aufgestellt. Während Miliz, die ihren Wehrdienst abgeleistet haben und des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges spiel- laufend am sonntätigen Milizdienst teilnehmen ten die Milizionäre, auch „Minutemen“ genannt, müssen. Ein starker Rückhalt ist durch das griechi- beim Sieg über die britische Armee eine Schlüs- sche Sicherheitskorps (Gendarmerie) mit 20.000 selrolle. 1824 erhielt die Miliz im Bundesstaat New Mann gegeben, das Kombattantenstatus besitzt und York zum ersten Mal den Namen „National Guard“, einem General des Heeres untersteht. Für Siche- den sie ab diesem Zeitpunkt beibehalten sollte. 1912 rungsaufgaben und Objektschutz sind 100 Batail- wurde die U.S. Army Reserve geschaffen, gefolgt lone mit 50.000 Mann der Nationalgarde sowie als von der Reserve der Coast Guard 1941 und der Air Eingreifverbände zwölf leichte Infanterieregimenter Force Reserve 1946.11 vorhanden.9 Die National Guard untersteht der Regierung des jeweiligen Bundesstaates und wird bei Not- Türkei ständen als Sicherheits- und Hilfsdienst aktiviert. Sie hat eine Stärke von etwa 400.000 Mann, die mei- In der Türkei steht für die Territorialverteidigung sten Angehörigen sind ungedient oder haben nur allein die aus 20.000 Mann bestehende National- eine kurze Armeedienstzeit hinter sich. Daher müs- garde mit etwa 40 Bataillonen sowie einigen Bat- sen sie regelmäßig an Instruktionsabenden und terien und technischen Kompanien zur Verfügung, Wochenendausbildungen teilnehmen und jährlich davon sind etwa zehn Bataillone als Eingreiftruppe ein 14tägiges Manöver absolvieren.12 motorisiert. Zum Objektschutz können Einheiten Der Präsident kann die Nationalgarde bei einem der Gendarmerie mit 63.000 Mann und der Forst- Angriff oder Aufstand durch einen „Call“ aufrufen. wache mit 100.000 Mann herangezogen werden.10 Nach Ausrufung des nationalen Notstandes hat er darüber hinaus die Möglichkeit, bis zu einer Million Die Vereinigten Staaten von Amerika Reservisten und zusätzlich Mitglieder der Natio- nalgarde bis zu 24 Monate in den aktiven Dienst zu Die USA haben eine lange Tradition mit Frei- stellen. Der Kampfwert der National Guard ist aber willigen-Streitkräften. 1920 wurde durch den als bescheiden anzusehen, ein Einsatz über einfache

9 Vgl. Wiener, Friedrich: „Die Armeen der NATO-Staaten. Organisation – Kriegsbild – Waffen und Gerät“, Truppendienst- Taschenbuch Band 3, Wien 1966, S. 124f. 10 Vgl. Wiener, Friedrich: „Die Armeen der NATO-Staaten. Organisation – Kriegsbild – Waffen und Gerät“, Truppendienst- Taschenbuch Band 3, Wien 1966, S. 130f. 11 Vgl. Dieter, Hans-Heinrich: „All-Volunteer-Forces, Massenmiliz und freiwilligen-intensive Wehrsysteme. Vergleichbarkeit und Specifica“, in Steinkamm, Armin A./Schössler, Dietmar (Hrsg.): „Wehrhafte Demokratie 2000 – zu Wehrpflicht und Wehrstruktur. Politische, rechtliche, gesellschaftliche und militärische Dimensionen des Wehrstrukturproblems der Bundes- republik Deutschland in der „postkonfrontativen Periode“; Dokumentation des „Wehrstruktur-Symposiums“ des Instituts für Internationale Politik, Sicherheitspolitik, Wehr- und Völkerrecht der Universität der Bundeswehr München, vom 17. bis 19. Juli 1996 in München mit ergänzenden Beiträgen“, Wehrdienst und Gesellschaft Band 5, Baden-Baden 1999, S. 90f. 12 Vgl. Kraljic, Franz: „Miliz in Österreich. Neueinführung oder Wiederentdeckung“, in: „Der Soldat“, Nr. 18 vom 28.09.1980, S. 7.

Exkurs 1 100

Bewachungs- oder Sicherungsaufgaben ist aufgrund Die Deutsche Demokratische Republik des niedrigen Ausbildungsstandes problematisch.13 Während die meisten europäischen Länder ihre Grenzschutzeinheiten zum Schutze der Grenzen Die Staaten des Warschauer Paktes gegen einen äußeren Feind errichteten, war die Grenzsicherung der DDR in erster Linie nach innen In den Warschauer Pakt-Staaten wurden zwei gerichtet. Trotzdem sollen die Grenztruppen der Arten von Grenzschutz unterschieden: die „Grenz- DDR hier näher beleuchtet werden. sicherung“ militärischen Charakters an den Gren- Als 1947 die Grenzpolizei der DDR angewiesen zen zu den „kapitalistischen“ Staaten, und die wurde, die Demarkationslinie in der sowjetischen „Grenzüberwachung“ gegenüber den kommunisti- Okkupationszone Deutschlands zu schützen, unter- schen Ländern. Diese Grenzüberwachung wurde stand sie dem Abschnittskommando der sowjeti- mehr nach polizeilichen als nach militärischen schen Besatzungstruppe. Für Waffen und Munition Grundsätzen durchgeführt, war jedoch erheblich sowie das Transport- und Nachrichtenwesen der schärfer als zwischen den Staaten des freien Grenzpolizei sorgten die zuständigen Kommanden Westens. Besondere Bedeutung kam den Grenzauf- der sowjetischen Militäreinheiten.15 Erst 1961 klärern zu, besonders ausgewählten und ausgebil- wurde die Grenzpolizei auf Befehl des Vorsitzenden deten Unteroffizieren, die in jeder Grenzkompanie des Nationalen Verteidigungsrates Walter Ulbricht zu einer eigenen Gruppe zusammengefasst wur- dem Ministerium für Nationale Verteidigung unter- den. Diese Aufklärergruppe hatte möglichst unbe- stellt, gleichzeitig wurde das „Kommando der merkt die Grenzposten zu überwachen und die Grenztruppen der DDR“ gebildet. Somit wurde aus Grenzanlagen zu überprüfen. Im 50 km tiefen der einstigen Grenzpolizei eine rein militärisch aus- Grenzgebiet überwachten Freiwillige aus kommu- gerichtete und strukturierte Grenztruppe im nistischen Jugendverbänden als „Grenztruppen- Rahmen der Nationalen Volksarmee.16 helfer“ die Grenzzone. Neben dem Schutz der Grenzen hatten die Mit Ausnahme der DDR, wo die Grenztruppen Grenzschutztruppen der DDR einen konkreten ein Teil der NVA waren, unterstand der Grenz- Kampfauftrag, der weit über die eigenen Grenzen schutz in den übrigen kommunistischen Ländern hinausging. Dazu zählten im Falle einer Aggres- dem Innenministerium. Da die Organisation des sion grenzüberschreitende Stoßtruppunternehmen, Grenzschutzes in den Ländern sehr ähnlich geglie- die die Einnahme und das Halten von wichtigen dert war, sollen nur zwei unterschiedliche Systeme Brücken, Straßenkreuzungen und Eisenbahnkno- herausgegriffen werden: die DDR und die CSSR.14 tenpunkten bezweckten. Die Eroberung oder Zer-

13 Vgl. Dieter, Hans-Heinrich: „All-Volunteer-Forces, Massenmiliz und freiwilligen-intensive Wehrsysteme. Vergleichbarkeit und Specifica“, in Steinkamm, Armin A./Schössler, Dietmar (Hrsg.): „Wehrhafte Demokratie 2000 – zu Wehrpflicht und Wehrstruktur. Politische, rechtliche, gesellschaftliche und militärische Dimensionen des Wehrstrukturproblems der Bundes- republik Deutschland in der „postkonfrontativen Periode“; Dokumentation des „Wehrstruktur-Symposiums“ des Instituts für Internationale Politik, Sicherheitspolitik, Wehr- und Völkerrecht der Universität der Bundeswehr München, vom 17. bis 19. Juli 1996 in München mit ergänzenden Beiträgen“, Wehrdienst und Gesellschaft Band 5, Baden-Baden 1999, S. 93f. 14 Vgl. Wiener, Friedrich: „Die Armeen der Warschauer-Pakt-Staaten. Organisation – Kriegsbild – Waffen und Gerät“, Truppendienst-Taschenbuch Band 2, Wien 1974, S. 101 – 104. 15 Vgl. „Richtlinien für die Organe der deutschen Polizei zum Schutz der Demarkationslinie in der sowjetischen Okkupations- zone Deutschlands“, in Koop, Volker: „Den Gegner vernichten. Die Grenzsicherung der DDR“, Bonn 1996, S. 61f. 16 Vgl. Deutscher Militärverlag (Hrsg.): „Handbuch für Grenzsoldaten“, Berlin 1965.

Die Grenzschutztruppe 101

störung wichtiger militärischer Objekte wie funk- neben den Heeresverbänden bestehenden Streitkräf- technischer Einrichtungen oder Beobachtungsstel- ten des Innenministeriums in einer Stärke von 18 len waren weitere Ziele dieser Unternehmungen. Grenzschutzbrigaden19 und Verbänden der Inneren Schon in Friedenszeiten waren diese strategisch Sicherheit kamen nach der Umgliederung zusätzlich relevanten Einrichtungen und Objekte umfassend verschiedene Truppenteile des Heeres zur Territo- und wiederholt aufzuklären und deren Einnahme rialverteidigung. Vor allem die Masse der Fliegerab- vorzubereiten.17 wehrtruppe wurde hier eingegliedert.20 Schwer- Zu Beginn der 1960er Jahre wies die Grenz- punkte der Grenzsicherung waren die Grenzen zur schutztruppe der DDR eine Stärke von 38.318 Bundesrepublik Deutschland und zu Österreich. Mann auf, die sich in zwei Generäle, 4.167 Offiziere, Von 1966 bis 1971 wurden die Truppen des Grenz- 6.617 Unteroffiziere und 27.532 Soldaten aufglie- schutzes und des Werkschutzes der Kompetenz des derte. Fast zwei Drittel davon waren an der Staats- Innenministeriums entzogen und dem Verteidi- grenze zur Bundesrepublik Deutschland einge- gungsministerium unterstellt. Diese Reorganisation setzt. Obwohl ein Drittel der Grenzsoldaten Mit- sollte dazu beitragen, Truppen einzusparen und glied der SED war, wurde der politisch-moralische dem Innenministerium die Möglichkeit zu geben, Zustand als unbefriedigend bezeichnet, da „insbe- sich mehr auf die Fragen der inneren Sicherheit zu sondere die Zahl der Fahnenfluchten und anderen konzentrieren. Der Grenzschutz bildete in dieser besonderen Vorkommnissen sehr hoch“ lag.18 Zeitspanne eine eigene Truppe innerhalb der Armee.21 Die Tschechoslowakei

In der Tschechoslowakei bestand der Grenz- Neutrale und blockfreie Staaten schutz aus aktiven militärisch organisierten Trup- Europas pen, die dem Innenministerium unterstanden. Anfang der 1960er Jahre wiesen sie eine Stärke von Finnland etwa 25.000 Mann auf. Sie galten als Einheiten mit einem hohen Ausbildungsstand sowie vorzüglicher Finnlands Armee besteht aus der Luftwaffe, der Bewaffnung und Ausrüstung. Mit der Herabsetzung Marine und dem Heer mit operativen und territo- der personellen Heeresstärke in den Staaten des rialen Truppen. Aufgrund des Friedensvertrages Warschauer Paktes war überall auch eine Reform von Paris vom Jahre 1947 wurde Finnland die der Streitkräfte verbunden. Unter weitgehender Aufstellung einer Freiwilligenorganisation wie der Angleichung wurde dabei in der Tschechoslowakei Heimwehr verboten, mit Hilfe der allgemeinen zur vollen Mechanisierung übergegangen sowie Wehrpflicht und des Milizsystems konnte aber ein Waffen und Geräte modernisiert. Zu den bis 1959 Reserveheer geschaffen werden.22

17 Vgl. „Siebzig Minuten nach Alarm sind DDR-Grenztruppen gefechtsbereit“, in „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 17.04.1982, S. 5. 18 Koop, Volker: „Den Gegner vernichten. Die Grenzsicherung der DDR“, Bonn 1996, S. 112f. 19 Eine Grenzschutzbrigade bestand aus 4 Grenzschutzbataillonen mit je 5 Kompanien. 20 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 2. Jahrgang 1963, 6. Folge, S. 4f. 21 Vgl. Wiener, Friedrich: „Die Armeen der Warschauer-Pakt-Staaten. Organisation – Kriegsbild – Waffen und Gerät“, Truppendienst-Taschenbuch Band 2, Wien 1974, S. 103. 22 Vgl. Culik, Johann: „Milizsysteme. Ein Vergleich der Systeme der Schweiz, Schwedens, Finnlands und Österreichs“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 17. Jahrgang 1979, Heft 6, S. 465f.

Exkurs 1 102

Die etwa 3.000 Mann umfassenden Grenzschutz- Wert wird auf die Orientierung mit und ohne Karte verbände Finnlands sind aktive Truppenteile, in sowie auf den Sperr- und Fernmeldedienst gelegt. denen auch der Wehrdienst abgeleistet werden Die Sissi-Kompanien unternehmen in jedem Aus- kann. Sie unterstehen grundsätzlich dem Innen- bildungsturnus vier Streifzüge, die jeweils sieben ministerium und üben im Frieden die polizeiliche Tage dauern. Grenzkontrolle sowie die Zollüberwachung aus. Die Auswahl und Förderung des Kaderperso- Außerdem fallen ihnen der Jagd- und Fischerei- nals erfolgt weitgehend nach dem Leistungs- schutz, der Naturschutz, das Bergen von Schiff- prinzip. So werden nach der allgemeinen Grund- brüchigen etc. zu.23 Da den Grenzschutzverbänden ausbildung in den Jägerkompanien die 25 besten auch die militärische Grenzsicherung und der Männer zu -Lehrgängen komman- Küstenschutz obliegen, spielen sie in der Landes- diert. Diese Lehrgänge dauern 16 Wochen und fin- verteidigung eine wichtige Rolle. den zentral in einer Grenzschutzschule statt. Das Die Wehrdienstzeit in Finnland beträgt rund Ausbildungsziel ist der „Sissi“-Gruppenkomman- acht Monate (240 Tage). Soldaten, die eine Sonder- dant, am Ende des Lehrganges werden die besten ausbildung oder die Offizierslaufbahn anstreben, Teilnehmer zu Unteroffizieren befördert. Die Aus- müssen sich auf 330 Tage verpflichten. Ähnlich wie bildung der Reserveoffiziere für den Grenzschutz in Österreich erfolgt die Grundausbildung der jähr- erfolgt in gleicher Weise wie für die Infanterie.24 lich an drei gleich bleibenden Terminen einberufe- nen Rekruten bei Ausbildungskompanien. Vier in Schweden25 Finnland verteilte Jägerkompanien bilden die Aus- bildungseinheiten der Grenztruppe, zu denen Die allgemeine Wehrpflicht der männlichen jeweils rund 85 Rekruten, durchwegs Angehörige Staatsbürger stellt die Grundlage des schwedischen der Grenzbevölkerung, einrücken. Nach der in Wehrsystems dar. Neben dem regulären Heer, das einer Dauer von zehn Wochen abgehaltenen Grund- zu 85 % vom Milizkader geführt wird, besteht die ausbildung erfolgt eine 17-wöchige Sonderaus- schwedische Heimwehr in einer Stärke von etwa bildung, die so genannte „Sissi“-Ausbildung. Unter 100.000 Mann, eine überaus schlagkräftige freiwilli- dem Begriff „Sissi“ fassen die Finnen alles zusam- ge Organisation. Daneben bestehen noch weitere men, was für den selbstständigen Kampf von Jäger- freiwillige Verteidigungsorganisationen mit rund einheiten in ausgedehnten Waldgebieten erforder- einer Million Mitglieder, darunter mehrere 100.000 lich ist. Das Ausbildungsziel im Rahmen der späte- Frauen.26 ren „Sissi“-Kompanien liegt in der Heranbildung Die Rekrutierung für die Heimwehr erfolgt auf von Soldaten, die imstande sind, im Wald auf sich freiwilliger Basis, die Heimwehrmänner haben ihre allein gestellt zu leben und zu kämpfen, 20 % der Waffen, Bekleidung und Ausrüstung in ihrer per- Ausbildung erfolgen daher bei Nacht. Besonderer sönlichen Verwahrung. Die Heimwehr umfasst

23 Vgl. Wiener, Friedrich: „Die Armeen der neutralen und blockfreien Staaten Europas. Organisation – Kriegsbild – Waffen und Gerät“, Truppendienst-Taschenbuch Band 10, Wien 1972, S. 268. 24 Vgl. Malmén, S-E.: „Die Ausbildung beim finnischen Grenzschutz“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 4. Jahrgang 1965, Nr. 4, S. 319f. 25 Zum schwedischen Milizsystem siehe Eder, Erich: „Faktoren zur Entwicklung des Bundesheeres zu einem Milizheer“, in: „Der Soldat“ vom 09.10.1985, S. 3. 26 Vgl. Culik, Johann: „Milizsysteme. Ein Vergleich der Systeme der Schweiz, Schwedens, Finnlands und Österreichs“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 17. Jahrgang 1979, Heft 6, S. 463f.

Die Grenzschutztruppe 103

eine große Anzahl von Einheiten, zur Masse Grup- des gemeinsamen Dienens ohne Unterschied der pen und Züge, die schnell gesammelt werden und Sprache, des Glaubens, der politischen Überzeugung innerhalb weniger Stunden für örtlich begrenzte oder der sozialen Herkunft und leistet einen wesentli- Aufgaben eingesetzt werden können. chen Beitrag zur Festigung des inneren Zusammen- Zu den Kampfaufgaben der Heimwehr zählen haltes unserer Demokratie.“29 Bewachungs- und Verteidigungsaufgaben im Rah- men der Mobilmachung, Erkundung und Meldung Der Aufbau der Schweizer Armee geht auf die überraschender feindlicher Unternehmungen so- erste Wehrverfassung, das „Allgemeine Militär- wie deren Verhinderung bzw. Erschweren, und die reglement für die schweizerische Eidgenossen- Unterstützung sowie das Zusammenwirken mit schaft“ von 1817 zurück. Bis 1848 hatten die kanto- den lokalen Verteidigungsverbänden. nalen Behörden die Kompetenz, den allgemeinen Interessant erscheint die personelle Rekrutierung Grundsatz „Jeder männliche Einwohner des Kan- der schwedischen Heimwehr: Die Orts- oder allge- tons ist Soldat“ nach ihren eigenen Vorstellungen meine Heimwehr rekrutiert sich aus den jeweiligen durchzusetzen. Jeder Kanton stellte zwei Mann auf Ortsbewohnern, die Betriebswehr aus den Ange- 100 Einwohner an die Bundestruppe ab und kam hörigen des Betriebes. Die Dienstpflicht des Heim- für deren Ausbildung und Bewaffnung auf. Dies wehrmannes umfasst im Frieden jährlich 20 Stunden änderte sich mit der Bundesverfassung von 1848, in Ausbildung, die als örtliche Freizeitausbildung ent- der die allgemeine Wehrpflicht erstmals in einer weder am Wochenende oder am Abend durchge- schweizerischen Verfassung niedergelegt und die führt wird.27 Aufstellung eines stehenden Heeres dezidiert ver- boten wurde. Das erste Aufgebot („Auszug“) Schweiz28 wurde auf drei Mann von 100 erhöht, Stellver- tretung und Loskauf wurden abgeschafft. Wer kei- Das System der Massenmiliz der Schweiz reprä- nen Dienst leistete, musste eine Militärpflicht- sentiert eine besonders enge Koppelung zwischen Ersatzsteuer zahlen. Da aber viele Kantone die der Rolle des Bürgers und des Soldaten, was fol- gesetzlichen Vorschriften nicht erfüllten, wurde mit gende Passage aus dem Dienstreglement der der Revision der Bundesverfassung 1874 die Schweizer Armee belegt: Gesetzgebung über das Heerwesen allein zur Sache des Bundes. Von einer allgemeinen Wehrpflicht in „Unsere Milizarmee ist kein Fremdkörper innerhalb der Schweiz kann daher erst ab diesem Jahr gespro- des Staates, denn alle ihre Angehörigen sind Bürger chen werden, ab nun wurde das potenzielle Wehr- und Soldat zugleich. So wird sie auch zu einem Ort potential voll ausgeschöpft. Diese Wehrpflicht war

27 Vgl. Neururer, Richard: „Organisation, Gliederung, Stärke, Bewaffnung und Ausrüstung der territorialen Verteidigungskräfte im österreichischen Bundesheer (Landwehrorganisation – Grenzschutz und territoriale Sicherungskräfte in einem Gesamtrahmen von 100.000 Mann).“, 5. Generalstabskurs – Militärwissenschaftliche Dissertation, Innsbruck 1969, S. 18 – 24. 28 Zum Schweizer Milizsystem siehe Eder, Erich: „Faktoren zur Entwicklung des Bundesheeres zu einem Milizheer“, in: „Der Soldat“ vom 09.10.1985, S. 3. 29 Dieter, Hans-Heinrich: „All-Volunteer-Forces, Massenmiliz und freiwilligen-intensive Wehrsysteme. Vergleichbarkeit und Specifica“, in Steinkamm, Armin A./Schössler, Dietmar (Hrsg.): „Wehrhafte Demokratie 2000 – zu Wehrpflicht und Wehr- struktur. Politische, rechtliche, gesellschaftliche und militärische Dimensionen des Wehrstrukturproblems der Bundes- republik Deutschland in der „postkonfrontativen Periode“; Dokumentation des „Wehrstruktur-Symposiums“ des Instituts für Internationale Politik, Sicherheitspolitik, Wehr- und Völkerrecht der Universität der Bundeswehr München, vom 17. bis 19. Juli 1996 in München mit ergänzenden Beiträgen“, Wehrdienst und Gesellschaft Band 5, Baden-Baden 1999, S. 94.

Exkurs 1 104

von Anfang an ein reines Notwehrmodell und nur digung ein. Die Schweiz verfügt über drei befestig- zur Territorialverteidigung bestimmt.30 te Zonen im unmittelbaren Grenzbereich: St. Die Rekruten durchlaufen in der Grundaus- Maurice südlich des Genfersees, St. Gotthard und bildung eine sehr kurze aktive Dienstzeit, eine 17 Sargans. Zahllose Sperren sind über das ganze Wochen (118 Tage) dauernde Rekrutenschule. Da- Land verteilt. Die Angehörigen des Festungs- nach sind mehrwöchige Wiederholungs- und Er- wachkorps, regulär angestellte Soldaten und damit gänzungskurse zu leisten sowie eine Reihe von der auch gleichzeitig Bundesbeamte, gewährleisten als Truppengattung abhängige Umschulungskurse, Sicherheitsbesatzungen die Funktionsfähigkeit der insgesamt in der Dauer von weiteren 213 Tagen.31 zahlreichen Kampfanlagen noch vor dem Ein- Interessant dabei ist das System der „Beurlau- treffen der Kriegsbesatzungen nach der Mobil- bung“: Die Reservisten werden zwischen ihren machung.33 Danach werden die Festungen von den Wiederholungsübungen in das Zivilleben beur- Festungsbrigaden und zum Teil auch von Einheiten laubt. Dadurch handelt es sich bei der Schweizer der Grenzbrigaden besetzt. Armee in gewisser Weise um ein „stehendes Heer“, Taktisch fallen den Grenzverbänden folgende dessen Angehörige zwar zu Hause leben, aber bei Aufgaben zu: Die Feldarmeekorps führen den der erprobten schnellen Mobilmachung sofort prä- Abwehrkampf im Jura, im Schweizer Mittelland sent sind. Dieses eng mit der Gesellschaft verwobe- und im Voralpengebiet. Dabei dienen die Grenz- ne Milizsystem hat aber auch seine Nachteile. So ist brigaden als operative Sperrverbände, während die es in bestimmten Kantonen für einen auch ohne Grenzdivisionen dahinter als bewegliche Reserven eigenes Verschulden Wehrdienst-Untauglichen sehr bereitstehen. Ihr Auftrag ist es, schwächere Feind- schwierig, einen Arbeitsplatz oder auch eine Ehe- angriffe abzuschlagen und stärkeren Angriffs- frau zu finden. Der Offiziersdienstgrad wiederum kräften ein rasches Durchstoßen des Grenzraumes ist in der Regel eine zwingende Voraussetzung für zu verwehren. Überrollte Verbände und Einheiten eine zivile Karriere.32 haben den Kampf weiterzuführen und möglichst Die Landesbefestigungen nehmen einen wichti- rasch wieder Anschluss an die Feldarmee zu gen Stellenwert in der Schweizer Landesvertei- suchen.34

30 Vgl. Fuhrer, Hans Rudolf: „Das Schweizer System. Friedenssicherung und Selbstverteidigung im 19. und 20. Jahrhundert“; in Foerster, Roland G. (Hrsg.): „Die Wehrpflicht. Entstehung, Erscheinungsformen und politisch-militärische Wirkung“, Beiträge zur Militärgeschichte Band 43, München 1994, S. 196 – 199, 206. 31 Vgl. Fernau, Heribert: „Miliz und Demokratie in Österreich. Zur weiteren Reform der militärischen Landesverteidigung“, Wien 1986 (Diss.), S. 42 – 46. 32 Vgl. Dieter, Hans-Heinrich: „All-Volunteer-Forces, Massenmiliz und freiwilligen-intensive Wehrsysteme. Vergleichbarkeit und Specifica“, in Steinkamm, Armin A./Schössler, Dietmar (Hrsg.): „Wehrhafte Demokratie 2000 – zu Wehrpflicht und Wehrstruktur. Politische, rechtliche, gesellschaftliche und militärische Dimensionen des Wehrstrukturproblems der Bundes- republik Deutschland in der „postkonfrontativen Periode“; Dokumentation des „Wehrstruktur-Symposiums“ des Instituts für Internationale Politik, Sicherheitspolitik, Wehr- und Völkerrecht der Universität der Bundeswehr München, vom 17. bis 19. Juli 1996 in München mit ergänzenden Beiträgen“, Wehrdienst und Gesellschaft Band 5, Baden-Baden 1999, S. 97. 33 Heller, Otto: „Die „Schild-Schwert-These“ und die Neutralen. Eine strategisch/operative Betrachtung über die Zeit von der Aufstellung des zweiten Bundesheeres bis zum Beginn der Reform 1970“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 67f. 34 Vgl. Wiener, Friedrich: „Die Armeen der neutralen und blockfreien Staaten Europas. Organisation – Kriegsbild – Waffen und Gerät“, Truppendienst-Taschenbuch Band 10, Wien 1972, S. 75 – 77.

Die Grenzschutztruppe 105

Exkurs 2 Von der Schutzgrenze zum Grenzschutz: die historischen Wurzeln von Grenzschutz, Miliz und Landwehr in Österreich

Grenzschutz, Miliz und Landwehr haben eine schützenkompanien 1704, die Aufstellung der ers- eng verflochtene gemeinsame Geschichte in Öster- ten beiden „reinen“ Milizregimenter 1740 oder den reich. Um ein besseres Verständnis für diese Sys- Erlass des „Milizpatents“ 1802, um nur einige weni- teme zu entwickeln, ist eine historische Betrachtung ge zu nennen. 1864 gliederte sich die Landesver- notwendig. Erst dadurch wird die Bedeutung für teidigung in Tirol und Vorarlberg in schon im Frie- das österreichische Wehrsystem verständlich. Und den organisierte Landesschützenkompanien, in im es wird umso einleuchtender, warum zahlreiche Krieg aufzustellende freiwillige Scharfschützen- österreichische Grenzschutzkompanien die Tradi- kompanien und in den Landsturm. In all den Jahr- tionstruppenkörper von Landwehr- und Schützen- hunderten gab es zahlreiche Einsätze für die Tiroler regimentern werden sollten. Bauernmilizen zu bestehen, ein paar der Bekanntes- ten sollen hier kurz angeführt werden:

Die Anfänge und die Tiroler und • 1546/47: Im Schmalkadischen Krieg verhin- Vorarlberger Schützenkompanien dert der Landsturm ein Eindringen ins Inntal. • 1618/48: Im Dreissigjährigen Krieg werden „Landwehr“ und „Miliz“ existierten im alten die Pässe erfolgreich verteidigt, das Land weitge- Österreich gesetzlich schon seit 1230, als Leopold hend vom Krieg verschont. der Glorreiche das „Österreichische Landrecht“ • 1703: Der Einfall der Bayern in Nordtirol löst erlassen hatte. Vermutlich gab es schon vor diesem die allgemeine Volkserhebung aus. Edikt eine Art Wehrgesetz, denn die Babenberger • 1796/97: Aufgebot von 94 Tiroler Landes- konnten ihre Länder östlich der Enns nur gemein- schützenkompanien und Kämpfe bei Lavis, sam mit ihren Wehrbauern und Bürger- und Land- Calliano, Salurn, Tramin und Springs. wehren erobern und beschützen. Nach dem mit den • 1805: Verteidigung des Landes Tirol gegen Ständen abgeschlossenen „Landrecht“ wurden bis Bayern und Franzosen. zum Beginn des 19. Jahrhunderts in den Ländern • 1809: Freiheitskampf der Tiroler unter Hofer, des heutigen Österreich wiederholt die Bürger und Speckbacher und Haspinger. Bauern zur „Landwehr“, der Landesverteidigung, • 1813/14: Tiroler Scharfschützenkompanie im aufgeboten. In Tirol und Vorarlberg bestand bis zum Lützowschen Freikorps. Ende der k.u.k. Monarchie im „Elfjährigen Libell“ • 1848/49: Landesschützenkompanien kämp- von 1511 und im „Innsbrucker Libell“ von 1518 eine fen auf dem Stilfser Joch, in den Judicarien, im Wehrverfassung, die schon die allgemeine Wehr- Etschtal und Val Sugana. pflicht statuierte. In den folgenden Jahrzehnten und • 1859: Landesschützenkompanien verteidigen Jahrhunderten wurde diese Verfassung regelmäßig das Stilfser Joch. ergänzt und erneuert, wie z.B. durch das „Sturm- • 1866: Einsatz der Tiroler bei Spondalunga, patent“ 1647, die Aufstellung geworbener Scharf- Cimego, Ponte di Caffaro, Storo und Brezzecca.1

1 Vgl. Kraljic, Franz: „Miliz in Österreich. Neueinführung oder Wiederentdeckung“, in: „Der Soldat“, Nr. 10 vom 25.05.1980, S. 7.

Exkurs 2 106

• 1868 wurde mit Einführung der allgemeinen schen Waffenübungen und Feldarbeit teilte und Wehrpflicht auch in Tirol und Vorarlberg die Land- innerhalb von 48 Stunden mobilisiert werden konn- wehr neu aufgestellt. Das Schützenwesen behielt te. Die Bewohner, „Granitscharen“ genannt, hatten aber seine tragende Rolle, noch im Gesetz von 1874 das Privileg der Religionsfreiheit, der Abgaben- wurde festgelegt, dass in „Tirol und Vorarlberg freiheit und das Recht auf Türkenbeute und „vor- Schützengesellschaften zu dem Zweck errichtet sind, ohne nehme Gefangene“. Dafür mussten sie die Pflicht militärische Organisation die Elemente der Landesver- zum ständigen Kriegsdienst erfüllen, selbst hinter teidigung vorzubereiten und im Schießen auszubilden“. dem Pflug standen sie ständig unter Waffen. Ein Das Landesverteidigungsgesetz von 1887 bestimm- Wehrsold wurde den Grenzern nur bei einem for- te schließlich, dass das Institut der Landesvertei- mell erklärten Krieg bezahlt, dann aber mussten sie digung einen integrierenden Teil der bewaffneten ein Drittel der Beute an die Zahlmeisterei abliefern. Macht bildete und sich in die Landesschützen und An der Türkengrenze herrschte über Jahrhunderte den Landsturm gliederte, ergänzt durch das Schieß- ein ständiger Kleinkrieg, nach der damaligen Auf- standwesen.2 fassung galten jedoch Aktionen unter 4.000 Mann und ohne Artillerie nicht als Kriegshandlung son- dern nur als „Scharmützel“. Zu Beginn war dieses Die österreichische Militärgrenze System eine unkontrollierte Mischung aus allge- und die Grenzer 3 meiner Wehrpflicht, Freibeuter- und Söldnertum und Wehrbauernstand. Noch Ende des 17. Jahr- Die Idee, im Grenzraum unmittelbar aus der Be- hunderts wurden die Grenzer folgendermaßen völkerung örtlich gebundene Sicherungskräfte zu beschrieben: „Die Leute sind gute Soldaten, aber glei- organisieren, die innerhalb kürzester Zeit zum chen den barbarischen Völkern, etwas rau und wild. Nur Schutz der Grenze eingesetzt werden können, geht durch eiserne Strenge kann man sie in Zaum halten. Sie bis ins 16. Jahrhundert zurück. Zum Schutz der ent- lieben fremdes Eigentum. Ohne Raub und Mord können völkerten Südostgrenze des Reiches nach den sie nicht lange leben.“5 Die Grenzer waren bis Ende Türkeneinfällen 1529 und 1532 wurde durch die des 19. Jahrhunderts ein wichtiger Bestandteil der Ansiedlung von Wehrbauern der erste „Grenz- österreichischen Landesverteidigung, wie folgende schutz“ errichtet.4 Diesem lebenden Schutzwall aus Beispiele veranschaulichen: serbischen Flüchtlingen und katholischen Kroaten • 1529: Johann Katzianer von Katzenstein wurde Land verliehen, im Gegenzug verpflichteten wurde erster Generalkapitän der „windischen diese sich das Land zu schützen. Somit war eine Grenze“ mit Amtssitz in Laibach, wurde aber bald Art „Bauernmiliz“ erschaffen, die ihre Zeit zwi- wegen erwiesener Feigheit abgelöst.

2 Vgl. Joly, Wolfgang: „Standschützen. Die Tiroler und Vorarlberger k.k. Standschützen-Formationen im Ersten Weltkrieg. Organisation und Einsatz“, Schlern-Schriften 303, Innsbruck 1998, S. 15. 3 Zur k.k. Militärgrenze siehe vor allem: Berger, Walter: „Baut dem Reich einen Wall. Das Buch vom Entstehen der Militärgrenze wider die Türken“, Graz 1979; Heeresgeschichtliches Museum Wien (Hrsg.): „Die k.k. Militärgrenze. Beiträge zu ihrer Geschichte“, Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien 6, Wien 1973; Kaser, Karl: „Freier Bauer und Soldat. Die Militarisierung der agrarischen Gesellschaft an der kroatisch-slawonischen Militärgrenze (1535 – 1881)“, Wien 1997; Krajasich, Peter: „Die Militärgrenze in Kroatien“, Wien 1974 (Diss.); sowie Rothenberg, Gunther E.: „Die österreichische Militärgrenze in Kroatien 1522 bis 1881“ Wien 1970. 4 Vgl. Wimmer, Paul: „Aufbau der österreichischen Grenzschutztruppe“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 1. Jahrgang 1962, Nr. 2, S. 100. 5 Kraljic, Franz: „Miliz in Österreich. Neueinführung oder Wiederentdeckung?“, in: „Der Soldat“, Nr. 11 vom 08.06.1980, S. 7.

Die Grenzschutztruppe 107

• 1538: König Ferdinand I. verfügte das Privi- berüchtigte Pandurenkorps aus 1.000 Mann serbi- legium für die Militärgrenze. scher Miliz auf. Außer Freiwilligen der Militär- • 1540: Kaiser Karl V. genehmigte die Errich- grenze bestand die Truppe in erster Linie aus ehe- tung der kroatischen Militärgrenze. maligen Räubern und Dieben. • 1578: zählte man an den windischen und kroa- • 1742: Grenzer wurden in allen österreichi- tischen Grenzen 6.780 Husaren, Arkebusiere6, deut- schen Armeen, bei Khevenhüller, Mercy, Palffy etc., sche Knechte und Nationalfußtruppen. Die „deut- mit Erfolg eingesetzt. schen Knechte“ waren Berufssoldaten und als • 1749: Angliederung der Grenzregimenter mit Einzige im Gebrauch von Feuerwaffen geübt. Sie den Nummern 60 bis 76 an die übrigen österreichi- stellten das Korsett der Grenzarmee und waren in schen Infanterieregimenter. kleinen Trupps in Stützpunkten über die ganze • 1756 – 1763: Im Siebenjährigen Krieg stellte Grenze verteilt. die Militärgrenze insgesamt 90.000 Mann. • 1683 – 1699: An der Varasdiner und Karl- • 1776: Aus reinen Milizsoldaten war ein ste- städter Kulpa-Grenze wurden 5.000 Granitscharen hendes Heer von Grenztruppen von 61.700 Mann geworben, die Lika und Korbavia wurden durch geworden, das den Staat weniger als ein Drittel der die Grenzmilizen für den Kaiser erobert. Linientruppen der regulären Armee kostete. • 1701/02: wurden an der Save, Donau, Theiß • 1780: Maria Theresia starb und vermachte in und Marosch zwei weitere Grenzgeneralate ins ihrem letzten Willen ihren „tapferen Bauernsol- Leben gerufen, die herrenlosen Gebiete in Slawo- daten an der Grenze“ eine monatliche Gratisgage nien, Syrmien und der Bacska mit serbischen Im- von etwa 144.000 Gulden. migranten besiedelt. In Siebenbürgen wurde auch • 1792 – 1815: Die Granitscharen kämpften auf die Militärgrenze errichtet und erreichte eine Länge allen Schlachtfeldern Europas und verloren insge- von rund 1.000 Kilometern. samt 100.000 Mann – wovon sie sich nie mehr erho- • 1705: Jeder Grenzmilizionär hatte Anspruch len sollten. auf 24 Joch Ackerland und fünf Joch Wiesen, ver- • 1815: Die Militärgrenze stellte 18 Regimenter, bunden mit Maut- und Zollfreiheit. Bau- und benannt nach ihren Standorten. Der Grenzer stand Brennholz wurde kostenlos zur Verfügung gestellt. ab dem 18. Lebensjahr im aktiven Dienst und leiste- • 1735: Den Save-Grenzern wurde die Pflicht te jährlich sieben Monate und 20 Tage Militärdienst. auferlegt, auch außerhalb der Militärgrenze zu die- 1848: Die Grenzer mit ihren verschiedensten nen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Grenzer als Nationalitäten – Serben, Kroaten, Albaner, Juden, Miliz nur die Pflicht zum Kampf gegen die Türken Deutsche, Magyaren, Rumänen und Zigeuner – und die Mitwirkung an Befestigungsarbeiten. wurden in den Bürgerkrieg mit hineingezogen. Der • 1741: Obristwachtmeister (Major) Franz Banus von Kroatien, Joseph Jelaciç von Buzim, Freiherr von der Trenck7 stellte das berühmt- stürmte mit 40.000 Grenzern die Hauptstadt Wien.

6 Arkebusier: ein mit einer schweren Handfeuerwaffe ausgerüsteter Schütze. 7 Franz Freiherr von der Trenck, geboren am 01.01.1711 in Reggio di Calabria (Italien), verstorben am 04.10.1749 in Brünn, Oberst des Pandurenkorps. Im Alter von 17 Jahren trat er in kaiserliche Kriegsdienste. Wegen seines ausschweifenden Lebens und seiner ausgeprägten Streitlust bald wieder entlassen, trat er als in ein russisches Husarenregiment ein. Aber auch dort wurde er wegen Insubordination angeklagt und zu mehrmonatiger Strafarbeit auf der Festung Kiew verurteilt. Anschließend kehrte er auf seine Güter in Slawonien zurück, wo er 1741 das Pandurenkorps aufstellte. Dieses Korps bildete stets die Vorhut der Armee und zeichnete sich ebenso sehr durch Wagemut wie durch Grausamkeiten vor allem auch gegen Zivilisten aus. 1746 wurde Franz Freiherr von der Trenck wegen der von seiner Truppe im Österreichi- schen Erbfolgekrieg verübten Greueltaten, Ungehorsam und Unterschlagung zum Tod verurteilt, dann von Maria Theresia zu Gefangenschaft auf der Burg Spielberg begnadigt. Vgl. http://aeiou.iicm.tugraz.at/aeiou.encyclop.t/t766816.htm

Exkurs 2 108

• 1881: Endgültige Auflösung der k.k. Militär- Ihre Feuertaufe erhielten die meisten Landwehr- grenze durch Kaiser Franz Joseph I.8 soldaten bei den Rückzugskämpfen auf österreichi- schem Gebiet, um „entweder allein oder in Verbindung mit der Feldarmee den heimatlichen Herd zu verteidi- Die Landwehr 1809 bis 1852 gen“.9 Bei aller Anerkennung einzelner hervorra- gender Leistungen hatte sich jedoch bald gezeigt, Die Geschichte der österreichischen Landwehr, dass die Landwehrformationen ohne Anlehnung als eigentlicher Vorläufer der Landwehr des Zwei- an die reguläre Armee nicht selten versagten. ten Bundesheeres, beginnt mit einem kaiserlichen Nach dem Frieden von Schönbrunn 1809 blieben Patent vom 9. Juni 1808: Reserve und Landwehr nur noch schwache Kader der Landwehr bestehen, wurden errichtet, um „möglichst kostensparend“ 1812 wurden ihr durch kaiserliches Statut die bishe- (welch Parallele zur Zweiten Republik!; Anm. d. rige Selbstständigkeit und der quasi „demokrati- Verf.) die Streitkräfte der Monarchie im Kriegsfall sche“ Charakter genommen.10 1813 und 1818 fan- zu verstärken. Alle wehrfähigen Männer zwischen den grundlegende Umorganisationen der Land- dem 18. und 45. Lebensjahr unterlagen der Dienst- wehr statt, die in Wahrheit unter dem Namen pflicht für die Landwehr. Die Ausbildung erfolgte „Landwehr“ eine Verstärkung des regulären Heeres an Samstagen und Sonntagen für den Zug, für die bewirkten: Landwehreinheiten wurden zum 4. und Kompanie einmal monatlich und einmal jährlich in 5. Bataillon der Infanterieregimenter. 1852 kam das der Dauer von 21 Tagen für das ganze Bataillon. Als vorläufige Ende der Landwehr, sie wurde durch Ausbilder wurden gediente Soldaten und Unter- „Allerhöchstes Patent“ aufgehoben.11 offiziere herangezogen, die aber – wie auch 160 Führende Militärs waren sich der Wichtigkeit Jahre später – in ungenügender Anzahl vorhanden eines festen Wehrwillens in der Bevölkerung und waren. Es herrschte der Grundsatz der territorialen damit der Bedeutung der Landwehren bewusst. Ergänzung, die Soldaten einer Korporalschaft (25 Feldmarschall Joseph Graf Radetzky schrieb 1828: Mann) sollten möglichst in einer Gemeinde behei- matet sein. Die Landwehr erfuhr jedoch schon 1809 „[...] Und doch beruht die zuverlässigste Stärke eines eine empfindliche Schwächung, als die Freiwilli- Staates auf zweckmäßig gebildeten Landwehren. genbataillone aufgestellt wurden, zu denen vor- Diese Einrichtung ist die natürlichste und deshalb nehmlich die jungen Landwehrsoldaten strömten. auch die beste. Sie liefert dem Staat im Verhältnis sei- Diese Freiwilligenbataillone stießen direkt zur ner Bevölkerung die größte Anzahl Streiter; sie erhält Armee Erzherzog Carls und überschritten mit die- im Volk das Bewußtsein lebendig, daß es sich selbst ser am 10. April 1809 den Inn gegen die Streitkräfte verteidigt, eben dadurch auch einen kriegerischen Frankreichs. Von den etwa 600.000 kaiserlichen Geist, der nicht leicht ausarten wird, weil diejenigen, Soldaten waren 150.000 Angehörige der Landwehr. welche er belebt, niemals aufhören, Bürger zu sein.

8 Vgl. Kraljic, Franz: „Miliz in Österreich. Neueinführung oder Wiederentdeckung?“, in: „Der Soldat“, Nr. 11 vom 08.06.1980, S. 7, sowie Schindl, Raimund: „Von der Schutzgrenze zum Grenzschutz“, in: „Der Soldat“, Nr. 8 vom 28.04.1963, S. 9f. 9 Vgl. Wagner, Anton: „Zur Geschichte der Landwehr in Österreich“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 3, S. 218. 10 Vgl. Kraljic, Franz: „Miliz in Österreich. Neueinführung oder Wiederentdeckung?“, in: „Der Soldat“, Nr. 11 vom 08.06.1980, S. 7. 11 Vgl. Ableitinger, Alfred: „Zur Geschichte der steirischen Landwehr von 1808/09“, in: Landeszeughaus am Landesmuseum Johanneum (Hrsg.): „Die steirische Landwehr einst und jetzt“, Sonderausstellung im Landeszeughaus Graz, Herrengasse 16, 3. Juni bis 4. September 1977 und in anderen steirischen Orten, Veröffentlichungen des Landeszeughauses Graz Nr. 7, Graz 1977, S. 26.

Die Grenzschutztruppe 109

Ein solcher Geist auf einer solchen Höhe aber macht Ludovica-Akademie und die kaiserlich-königliche ein Volk unüberwindlich. Man wird es nicht unterjo- Franz-Josephs-Militärakademie sorgten neben den chen, viel weniger ausrotten können […]“12 Landwehrkadettenschulen für die laufende Heran- bildung von Offizieren. Das Wehrgesetz von 1889 brachte schließlich die einschneidendste Verände- Die Landwehr und der Landsturm rung: Erstmals leisteten Rekruten zwei volle Jahre 1868 bis 1918 aktiven Dienst bei den Landwehren, Ausbildung, Bewaffnung und Organisation wurden dem k.u.k. 1868 kam es zusammen mit der Einführung der Heer angeglichen.15 Die Landwehr war nun aus der allgemeinen Wehrpflicht zur Erneuerung der Land- Milizform zu einer Kaderformation geworden, zu wehr: In der österreichischen Reichshälfte entstand einer Truppe der Heereskategorie erster Linie. Zu- die kaiserlich königliche Landwehr, in Transleitha- erst als reine Hilfstruppe in der Territorialverteidi- nien die königlich ungarische Landwehr (Honvéd). gung in Notzeiten aufgestellt, hatte sie sich zu einem Nach dem Gesetz vom 13. Mai 1869 war die Land- gleichgestellten Kampfverband im Feldheer ent- wehr „im Kriege zur Unterstützung des stehenden Heeres wickelt.16 Bis zum Juni 1914 erreichte die k.k. und zur inneren Verteidigung, im Frieden ausnahmsweise Landwehr eine Stärke von 37 Landwehr-Infan- auch zur Aufrechterhaltung der inneren Ordnung und terieregimentern, drei Landesschützenregimentern, Sicherheit berufen“.13 Die neue Landwehr hatte den sechs Landwehr-Ulanenregimentern, einer Reiten- Charakter einer Miliz ohne Kader. Als Landwehr- den Tiroler Landesschützendivision, einer Reiten- evidenzhaltung waren pro Landwehrbataillon als den Dalmatiner Landesschützendivision, acht Land- Aktive nur ein Hauptmann, vier , vier wehr-Feldkanonendivisionen und acht Landwehr- Landwehrmänner und ein Büchsenmacher einge- Feldhaubitzendivisionen. Die Honvéd bestand aus teilt, erst bei den jährlichen 14tägigen Waffenübun- 32 Landwehr-Infanterieregimentern, zehn Land- gen (erst nach der Ernte) gelangten die Bataillone wehr-Husarenregimentern und acht Landwehr- durch Einberufung der Reservisten zur Aufstel- Feldkanonenregimentern. Über Sappeure und lung.14 Die Honvéd besaß erheblich stärkere Kader, Pioniere sowie eine Eisenbahn- und Telegraphen- je Bataillon waren drei Offiziere und 16 Mann an truppe verfügte die Landwehr jedoch nicht.17 Personal verfügbar. Darüber hinaus stand in jedem Mit der Aufrüstung der Landwehr wurde der Bataillon ständig eine Kompanie mit vier Offizieren „Landsturm“ zur neuen Miliztruppe. Das Tiroler und 100 Mann im aktiven Dienst. Landsturmstatut von 1870 zeigte dabei schon die Um eine Steigerung der Kampfkraft der Land- wesentlichsten Grundzüge einer Grenzschutzorga- wehr zu erreichen, wurde das aktive Ausbildungs- nisation: örtlich gebundene Verbände, territoriale personal in den kommenden Jahrzehnten ständig Regelung der Ergänzung, Lagerung von Waffen, erhöht. Die königlich-ungarische Landwehr- Ausrüstung und Vorräten in eigenen Zeughäusern

12 „Radetzky. Denkschriften militärisch-politischen Inhalts aus dem handschriftlichen Nachlaß“. Stuttgart 1858, S. 447. 13 Vgl. Wagner, Anton: „Zur Geschichte der Landwehr in Österreich“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 3, S. 218f. 14 Vgl. Kraljic, Franz: „Miliz in Österreich. Neueinführung oder Wiederentdeckung?“, in: „Der Soldat“, Nr. 12 vom 22.06.1980, S. 7. 15 Vgl. Wagner, Anton: „Zur Geschichte der Landwehr in Österreich“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 3, S. 220. 16 Vgl. Kraljic, Franz: „Miliz in Österreich. Neueinführung oder Wiederentdeckung?“, in: „Der Soldat“, Nr. 12 vom 22.06.1980, S. 7. 17 Vgl. Wagner, Anton: „Zur Geschichte der Landwehr in Österreich“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 3, S. 220f.

Exkurs 2 110

im Bereich der Sammelstellen.18 Zweck des Land- Die Erste Republik 1918 bis 1938 sturmes war die Unterstützung des Heeres und der Landwehr sowie die Entlastung dieser von Hilfs- Die Wehrverbände dienstleistungen. Neben der Vorbereitung und Bereitstellung von Truppenkörpern als Besatzungs- Grenzschutz war auch in der Ersten Republik Garnisons- und Etappentruppen oblag dem Land- ein ständig aktuelles Thema. Dies bewiesen die sturm die Grenzbewachung und Landesverteidi- Abwehrkämpfe in Kärnten und der Steiermark gung. Zum Landsturmdienst wurden auch die Bür- sowie die „Burgenlandaktion“ 1921. Schon im Bun- germilizen und Schützenkorps (1910: 14.000 Mit- desverfassungsgesetz von 1920 wurde in Artikel 79 glieder), die Militärveteranenvereine (1910: 140.000 festgelegt: „Dem Bundesheer liegt der Schutz der Gren- Mitglieder), das Personal der Gendarmerie, Finanz- zen der Republik ob.“ Doch waren die Voraussetzun- wache und Staatsforste sowie Formationen von gen dafür denkbar schlecht. Schränkten zuerst die Landsturm-Arbeiter-Abteilungen herangezogen. strengen militärischen Bestimmungen des Vertrages Im Ersten Weltkrieg sollte der Landsturm aber von von St. Germain den Aufbau des Bundesheeres ein, der reinen Hilfstruppe zur Fronttruppe mutieren.19 verhinderte in den 1930er Jahren die schlechte Mit der Mobilmachung 1914 wurden auch Wirtschaftslage einen effektiven Ausbau der Armee. Landwehr und Landsturm aufgerufen und bilde- Aushelfen konnten hier die zahlreichen Selbst- ten einen erheblichen Teil der österreichisch-unga- schutzverbände, die sich schon kurz nach Ende des rischen Streitkräfte. Die aufgebotenen Einheiten Ersten Weltkrieges vornehmlich zum Schutz vor bewährten sich in den Kämpfen in Russland und plündernden Soldaten zu formieren begannen. vor allem an der Südfront zu Italien, was den Waren die bürgerlichen und sozialdemokratischen Kaiser schon 1915 zur Verleihung von Fahnen als Wehrverbände noch in den frühen 1920er Jahren Anerkennung an die k.k. Landwehr bewog. 1917 bereit, im Bedrohungsfall auch gemeinsam die erhielten die österreichischen Landwehrregimenter Grenzen Österreichs zu schützen, änderte sich dies die Bezeichnung Schützenregimenter, die Landes- mit der Radikalisierung der Innenpolitik ab 1927 schützen wurden zu Kaiserschützen. Durch ziel- schlagartig. Die verschiedenen Wehrverbände führende Aufbauarbeit war aus anfänglich kader- spielten fortan in erster Linie als „Parteimilizen“ schwachen Formationen eine durchaus vollwertige eine politische Rolle und waren für die Landes- Truppe geschaffen worden.20 verteidigung unbrauchbar geworden.21

18 Vgl. Wimmer, Paul: „Aufbau der österreichischen Grenzschutztruppe“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 1. Jahrgang 1962, Nr. 2, S. 100f. 19 Vgl. Kraljic, Franz: „Miliz in Österreich. Neueinführung oder Wiederentdeckung?“, in: „Der Soldat“, Nr. 14 vom 27.07.1980, S. 7. 20 Vgl. Wagner, Anton: „Zur Geschichte der Landwehr in Österreich“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 3, S. 221f. 21 Richard Steidle, der Bundesleiter der Heimwehr, betonte 1928, dass die Heimwehr kein reiner Wehrverband sondern eine politische Organisation sei.

Die Grenzschutztruppe 111

Innenpolitisch nahm indessen der Einfluss der Die österreichische „Frontmiliz“ bürgerlichen Wehrverbände stetig zu, ihre Mitglie- derzahlen wuchsen, und gemeinsam gingen sie so- Das „Bundesverfassungsgesetz über die Ein- wohl gegen Sozialdemokraten und Kommunisten gliederung der Frontmiliz in die bewaffnete Macht“ vom als auch Nationalsozialisten vor. Zur Unterstützung 14. Juli 1937 erklärte die Frontmiliz zu einem Teil der Exekutive wurde aus dem Österreichischen der österreichischen Landesverteidigung. Im Front- Heimatschutz, den Wehrzügen der Christlich- milizgesetz wurden die Aufgaben festgelegt, die im Deutschen Turnerschaft, den Ostmärkischen Sturm- Prinzip denen des Bundesheeres entsprachen: scharen, den Burgenländischen Landesschützen Schutz der Grenzen des Bundesstaates Österreich, und dem Freiheitsbund im Jahre 1933 als „Hilfs- Schutz der verfassungsmäßigen Einrichtungen so- polizei“ das „Freiwillige Schutzkorps“ geschaffen. wie die Aufrechterhaltung der Ordnung und Angesichts der ständigen Bedrohung durch das Sicherheit im Inneren, Hilfeleistung bei Elementar- nationalsozialistische Deutsche Reich versuchte ereignissen. Das Aufgebot der Frontmiliz erfolgte man ab 1935, die bestehenden Wehrverbände in die durch den Verteidigungsminister im Einverneh- Landesverteidigung mit einzubauen und ihre men mit dem Bundeskanzler und dem „Front- Kräfte von der Innenpolitik gegen äußere Gegner führer“. Dem Führungsstab der Frontmiliz wurden umzuleiten. Am 2. Dezember 1935 wurden daher Offiziere des Bundesheeres zugeteilt, die Führer alle Freiwilligenverbände in einen gemeinsamen wurden durch das Verteidigungsministerium, die Wehrverband, die „Freiwillige Miliz – Österreichi- Unterführer von den territorialen Militärkomman- scher Heimatschutz“, verschmolzen. Am 11. Okto- den ernannt.23 ber 1936 wurden durch Ministerratsbeschluss alle An der Spitze der Frontmiliz stand der General- Wehrverbände aufgelöst, die „Freiwillige Miliz – kommandant (zunächst Vizekanzler Eduard Baar Österreichischer Heimatschutz“ in die neue „Front- von Baarenfels, dann bis 1938 Vizekanzler Feld- miliz“ der Vaterländischen Front überführt, und marschallleutnant d.R. Ludwig Hülgerth), ihm zur die unter Waffen stehenden Angehörigen des Frei- Seite ein aktiver Offizier des Bundesheeres als willigen Schutzkorps eingegliedert.22 Stabschef. Das Generalkommando gliederte sich in Die Frontmiliz wurde der Befehlsgewalt des ein Wehramt, Personalamt, Geräteamt und ein Ver- Bundesheeres unterstellt und zur „Landwehr“, der waltungsamt, als weitere Organe fungierten der „Miliztruppe“ der Ersten Republik. Obwohl ihr Be- Milizsanitätschef und der Milizvikar.24 stehen nur von kurzer Dauer sein sollte, war sie für Die Frontmiliz sollte gemeinsam mit der Bun- die österreichische Landesverteidigung von großer despolizei und Gendarmerie sowie der Zoll- und Bedeutung. Viele Aspekte der Frontmiliz finden sich Justizwache, die in der Ersten Republik in einem in den Grenz- und Sicherungstruppen sowie der weit höheren Maße in die Gesamtlandesverteidi- Landwehr und sogar in der Umfassenden Landes- gung eingebaut waren als in der Zweiten Republik, verteidigung in der Zweiten Republik wieder. in kritischen Zeiten mit dem Heer zusammenwir-

22 Zur wechselvollen Geschichte der österreichischen Selbstschutzverbände vergleiche u.a. Strigl, Mario: „Vom Legitimismus zum Nationalsozialismus. Die Frontkämpfervereinigung in Österreich“, Wien 2000 (Dipl.Arb.), S. 8 – 26; sowie „Heimat- schutz in Österreich“, Wien 1934 und „Heimatschutz in Österreich. Sein Werden und die Juli-Ereignisse“, Wien 1935; 23 Vgl. Steinböck, Erwin: „Österreichs Grenzschutz und Raumschutz im Jahre 1938“, Teil I in Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 14. Jahrgang 1970, Nr. 2, S. 143f. 24 Vgl. Kühnelt, Gerhard: „Vom Landsturmdistrikt zur Schlüsselzone. Die militärterritoriale Einteilung Österreichs im 20. Jahrhundert“, Linz 1991, S. 30.

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ken, und wurde offiziell, gemeinsam mit der an und übernahm auch deren Dienstgrade und genannten Exekutive, als „militärisch organisierter Distinktionen.26 Sie gliederte sich in eine „Allge- ziviler Körper zur Aufrechterhaltung der Ruhe und meine Miliz“ und die „Sondermilizen“. Das Ordnung im Inneren“ bezeichnet.25 Prinzip der Freiwilligkeit stand an erster Stelle, für den Dienst in der Allgemeinen Miliz bekam man keinen Sold. Die Rekrutierung beruhte streng auf dem Territorialprinzip und entsprach der politi- schen Verwaltung.27 Im Einsatz war die Allgemeine Miliz in eine „Jägermiliz“ für den mobilen Einsatz (mit speziellen Grenzschutzeinheiten) und in die „Standmiliz“ für örtlich gebundene Aufgaben (Raumschutz) unterteilt. Die Sondermilizen dage- gen hatten Aufgaben im Rahmen eines „Totalen Krieges“ (vgl. die Umfassende Landesverteidigung) zu erfüllen, und waren in eine Luftschutzmiliz, Eisenbahnmiliz, Post- und Telegraphenmiliz sowie in das Milizkraftfahrkorps gegliedert. Eigene Be- triebsmilizen bestanden in wehrwirtschaftlich be- deutenden Werken und Anlagen,28 auf den Univer- sitäten versuchte man mit eher mäßigem Erfolg eine eigene Hochschulmiliz aufzubauen. Abb.: Truppendienst Die Ausbildung fand hauptsächlich an Abenden Abb. 13: „Gliederung der Frontmiliz“, aus: Steinböck, und am Wochenende statt und erstreckte sich im Erwin: „Österreichs Grenzschutz und Raumschutz im Jahre 1938“, Teil I, Truppendienst. Zeitschrift für die Aus- Wesentlichen auf die Einzelausbildung, die Aus- bildung im Bundesheer, 14. Jahrgang 1970, Nr. 2, S. 146. bildung im Schießen und in kleinen Verbänden. Als Ausbilder und Unterführer wurden Milizange- Die Frontmiliz knüpfte an die Tradition der Frei- hörige29, die ihren Wehrdienst abgeleistet hatten willigenbataillone und Landwehr Erzherzog Carls oder ausgebildet waren, eingesetzt.30 Die „Führer-

25 Vgl. Wittas, Paul: „Unser Heer und seine Waffen. Kurzgefasste Österreichische Heereskunde in Bild und Wort“, Wien 1936, S. 32 – 37. 26 Vgl. Presseverein „Wiener Stadt-Stimmen“: „Österreichs Wehrmacht 1937“, Wien 1937, S. 39; sowie Heeresgeschichtliches Museum/Militärwissenschaftliches Institut (Hrsg.): „1918 – 1968. Die Streitkräfte der Republik Österreich“, Katalog zur Sonderausstellung im Heeresgeschichtlichen Museum Wien 1968, Wien 1968, S. 285. 27 Bei der Aufnahme in die Frontmiliz hatte der Milizangehörige folgendes Gelöbnis abzulegen: „Ich gelobe mit meinem Manneswort, alle meine Kräfte, wenn nötig auch mein Leben, für ein selbständiges, christliches, deutsches, berufsständisch geordnetes Österreich einzusetzen, die verfassungsmäßigen Einrichtungen und die gesetzmäßige Ordnung zu schützen, im Dienst und außer Dienst als Vorkämpfer für die Ziele der Vaterländischen Front zu wirken, dem Frontführer, dem Milizführer sowie allen meinen sonstigen Vorgesetzten treu und gehorsam zu sein.“ Kimmel, Josef: „Das österreichische Staatsbürgerbuch. Ein Handbuch der Staats- und Rechtskunde für jedermann“, Wien 1936, S. 594. 28 Vgl. Steinböck, Erwin: „Österreichs Grenzschutz und Raumschutz im Jahre 1938“, Teil I in Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 14. Jahrgang 1970, Nr. 2, S. 144. 29 Z.B. war der spätere erste Kommandant des Grenzschutzbataillons 114 „Mühlviertel“ Raimund Schindl vom 15. Juli 1937 bis 12. März 1938 als Oberjäger und Ausbilder beim Frontmiliz-Ausbildungskader in Retz tätig. Vgl. Lebenslauf von Raimund Schindl vom 12.10.1956 im Personalakt von Raimund Schindl; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung. 30 Vgl. Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „Handbuch der bewaffneten Macht für Heer und Volk“, Wien 1937, S. 156.

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auslese“ hatte bei der Frontmiliz eine besondere Bedeutung, ihre Ausbildung erfolgte in freiwilligen Abendkursen zur Führer- und Sonderausbildung. Daneben gab es geschlossene Kurse für Chargen, Zugskommandanten und Kompaniekommandan- ten sowie zur Führervorbereitung. Wehrsportliche Übungen, Skimeisterschaften und ein eigener Wasserrettungsdienst in der Badesaison waren wei- tere Aspekte.31 Besonderes Augenmerk wurde auf die „Vater- ländische Erziehung“ gelegt: Die Frontmiliz hatte „den Willen zur Wehrhaftigkeit im Volke zu erhalten und den Grundsatz zu vertreten, daß das Vorrecht des Waf- fentragens auch besondere Pflichten auferlegt, daß der Dienst am Vaterlande ein Ehrendienst sei, der den Willen zur Pflichterfüllung, zum unbedingten Gehorsam, zur selbstlosen Hingabe und Opferbereitschaft in sich schließt. Sie hat die breiten Massen des Volkes von der Überzeu- gung zu durchdringen, daß die höchste Wehrbereitschaft ein Gebot der Zeit ist“.32 Im Gegensatz zur „Geistigen Landesverteidigung“ in der Zweiten Republik, die einen allgemeinen Konsens aller österreichischen Parteien darstellt, war diese Vaterländische Erzie- hung ein alleiniges Produkt der Vaterländischen Front und diente der Propagierung des vom politi- schen Gegner abgelehnten Ständestaates. Sozial- demokraten, Kommunisten oder Nationalsozialis- ten waren bei der Entwicklung dieser „psychologi- schen Verteidigung“ nicht eingebunden und lehn- ten diese als „Gehirnwäsche“ ab. Die Mobstärke der Jägermiliz betrug 44.611 Mann, 2.962 Pferde und 557 Kraftfahrzeuge. An schweren Waffen standen 285 schwere Maschinen- gewehre M 7/12, vier 7,5 cm Gebirgskanonen M 15, 16 Feldkanonen 8 cm M 5 bzw. M 5/8 und 20 Abb.: Strigl Gebirgshaubitzen 10 cm M 16 zur Verfügung. Die Abb. 14: „Gradabzeichen der Frontmiliz“, aus: Wittas, Paul: Friedensstärke betrug dagegen nur knappe drei „Unser Heer und seine Waffen. Kurzgefasste Öster- reichische Heereskunde in Bild und Wort“, Wien 1936, S. 36. Prozent der Mobstärke. Daneben bestanden bei der

31 Vgl. Presseverein „Wiener Stadt-Stimmen“: „Österreichs Wehrmacht 1937“, Wien 1937, S. 40f. 32 Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „Handbuch der bewaffneten Macht für Heer und Volk“, Wien 1937, S. 155.

Exkurs 2 114

Jägermiliz noch besondere Grenzschutzeinheiten, Rauchensteiner misst der Frontmiliz einen gegliedert in Sicherungsbataillone und Grenz- schlechten Kampfwert bei, da sie seiner Ansicht schutzkompanien und -züge, Grenzschutz-MG- nach „sehr inhomogen, ja bisweilen ausgesprochen unzu- Kompanien und -Züge, Grenzschutz-Artillerie- verlässig war und zudem nur über eine mangelhafte Be- referenten und Grenzschutz-Minenwerferzüge. Sie waffnung verfügte“ und ein etwaiger Einsatz in einem hatten eine Gesamtstärke von 9.921 Mann, 1.336 Bedrohungsszenario sehr fraglich gewesen wäre.34 Pferde, 124 Kraftfahrzeuge, 432 Maschinenpistolen Entgegen dieser Meinung spielte die Frontmiliz im 9 mm M 34, 1.442 leichte Maschinengewehre M 30, österreichischen Verteidigungskonzept eine wichti- 98 schwere Maschinengewehre M 7/12, 79 ge Rolle, der Chef des Stabes des österreichischen Minenwerfer 14 cm M 18 und sechs 4,7 cm Bundesheeres, Feldmarschallleutnant Alfred Jansa, Infanteriekanonen M 35. Die Grenzschutzeinheiten bezeichnete sie als „das zur Tat werdende Volksaufgebot waren so organisiert, dass sie innerhalb von sechs und wesentliche Element der gesamten Landesverteidi- Stunden einsatzbereit an der Grenze stehen konn- gung“35. Vor allem war die Frontmiliz ein entschei- ten – im März 1938 sollten sie tatsächlich sechsein- dendes Element des österreichischen Grenzschutzes, halb Stunden brauchen. wie im folgenden Kapitel dargelegt wird. Die Standmiliz war kleiner konzipiert mit einer Mobstärke von 22.334 Mann, 358 Pferden und 353 Grenzschutzeinheiten und Grenzsicherung in Kraftfahrzeugen. Die Sondermilizen gliederten sich der Ersten Republik in eine Luftschutzmiliz mit Flugabwehreinheiten und einem Flugnachrichtendienst mit 7.271 Mann, Schon in der Ersten Republik war man sich der 70 Pferden, 238 Kraftfahrzeugen und 388 Flugab- wichtigsten Elemente der Landesverteidigung wehr-Maschinengewehren bzw. -Maschinenkano- bewusst: die bewaffnete Macht, der Luftschutz, die nen; ein Miliz-Kraftfahrkorps mit Kraftfahrabtei- Grenzschutzorganisationen, die Landesbefestigung lungen, Verkehrsregelungszügen, Werkstattkompa- und die Rohstoffversorgung. Im Falle eines An- nien und Benzin- und Reifenlagern mit einer griffes wurden für eine Mobilmachung mindestens Gesamtstärke von 20.338 Mann und 10.938 Kraft- sechs Tage veranschlagt, bis größere Teile des Bun- fahrzeugen aller Art; eine Fliegermiliz mit 20 Mann, desheeres in feldverwendungsfähigem Zustand vier Kraftfahrzeugen und sieben Sport- und Ver- eingesetzt werden konnten. Dadurch bestand die bindungsflugzeugen. Bezüglich Eisenbahnermiliz, Gefahr, dass die für die erste Sicherung vorbereite- Postmiliz, Straßenbahnerwehr und den Betriebs- ten Abwehrmittel wie Sperren von schnellen feind- milizgruppen sind leider keine Zahlen erhalten, die lichen Heeresverbänden überrannt werden könn- Hochschulmiliz blieb immer unbedeutend. ten. Um die gefährliche Zeitspanne der ersten sechs 1938 verfügte Österreich somit im Falle einer Tage zu überbrücken, musste also der Gegner „im Mobilmachung theoretisch über etwa 310.000 Mann Grenzraum durch rasch bereite, bodenständige Grenz- Bundesheer, Frontmiliz und Exekutive.33 schutzverbände, die sich auf ,Erste Sicherungen‘ und

33 Andere Historiker sprechen von etwa 275.000 Mann. Vgl. Steinböck, Erwin: „Österreichs Grenzschutz und Raumschutz im Jahre 1938“, Teil I in Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 14. Jahrgang 1970, Nr. 2, S. 145 – 148. 34 Vgl. Rauchensteiner, Manfried: „Das Bundesheer, die große Unbekannte“, in: Historisches Museum der Stadt Wien (Hrsg.): „Wien 1938“, Begleitband zur 110. Sonderausstellung, Wien 1988, S. 77. 35 Jedlicka, Ludwig: „Ein Heer im Schatten der Parteien. Die militärpolitische Lage Österreichs 1918 – 1938“, Graz-Köln 1955, S. 154.

Die Grenzschutztruppe 115

technisch verstärkte Geländeteile stützen können, solan- einen Verzögerungskampf im Grenzgebiet. Zahl- ge als möglich aufgehalten werden“.36 reiche Sperren sollten den Gegner schon an der Feldmarschallleutnant Alfred Jansa begann 1935 Grenze aufhalten, ebenso Minenfelder und der Ein- mit dem Aufbau des oben geforderten Grenz- satz chemischer Kampfstoffe. Den grenznahen schutzes, der im Falle der Aufbietung in möglichst Raum zwischen Salzach, Inn und Traun hätten die kurzer Zeit einsatzbereit an der Grenze stehen soll- rasch formierten Grenzschutzeinheiten der Front- te. Aus Angehörigen der Wehrverbände, der Exe- miliz gemeinsam mit der Gendarmerie, der Zoll- kutive und teilweise sogar aus Mitgliedern des wache und der Polizei zu verteidigen.38 Die eigent- bereits verbotenen Republikanischen Schutzbun- liche Verteidigungslinie begann erst hinter der des wurden Grenzschutzeinheiten gebildet, groß- Traun bzw. in nächster Stufe hinter der Enns, wo teils sehr improvisiert. Erst mit der Aufstellung der durch das inzwischen mobilisierte Bundesheer der Frontmiliz 1936 machte der Grenzschutz bemer- Wehrmacht ein weiterer hinhaltender Kampf (Ver- kenswerte Fortschritte. Hinter dem Grenzschutz zögerungskampf) geliefert werden sollte.39 wurden Einheiten der Frontmiliz und der Exeku- Der Grenzschutz sollte mit dem Stichwort tive als Reserve bereitgehalten. Die Grenzschutz- „Grenzbeobachtung“ alarmiert werden, kombiniert einheiten waren stärker bewaffnet als die übrigen mit dem Kennbuchstaben des Grenzschutzfalles Verbände der Frontmiliz, aber schwächer als das und den etwaigen Sperrmaßnahmen, jedoch ohne Bundesheer. Der Grenzschutz war bezogen auf die Waffengebrauch. Auf das Stichwort „Grenzsiche- Grenzen zu den Nachbarstaaten Österreichs orga- rung“ hingegen wären sämtliche Sperrmaßnahmen nisiert: Es gab somit einen „Grenzschutz DR“ einschließlich Verminung und Verseuchung in Kraft gegenüber dem Deutschen Reich, einen „Grenz- getreten, und die Grenze mit Waffengewalt gesichert schutz T“ zur Tschechoslowakei, einen „Grenz- worden. Bei überlegenen Feindkräften sollte sich der schutz U“ zu Ungarn, einen „Grenzschutz JU“ zu Grenzschutz hinhaltend kämpfend auf die Auf- Jugoslawien, einen „Grenzschutz I“ zu Italien und marschräume des Bundesheeres zurückziehen. einen „Grenzschutz CH“ zur Schweiz.37 Sperren und Stellungsartillerie boten entsprechen- Die Operationsabteilung im Verteidigungs- den Rückhalt.40 ministerium arbeitete mehrere Verteidigungspläne Die verschiedenen Sperren und Befestigungen gegen einen gemeinsamen tschechischen und jugo- der Grenzverteidigung wurden unter der Mitarbeit slawischen Angriff aus, am bekanntesten wurde hervorragender Geniestabsoffiziere, wie Major jedoch der „Kriegsfall DR“, auch „Jansa-Plan“ ge- Josef Zahradnik von der Operationsabteilung des nannt. Nachdem Jansa eine Entscheidungsschlacht BMfLV und Hauptmann Ing. Max Stiotta von den des österreichischen Bundesheeres gegen die deut- „Höheren Offizierskursen“, der auch bei den sche Wehrmacht für aussichtslos hielt, plante er Festen Anlagen der Zweiten Republik eine zentrale

36 Vgl. „Ausbau der Landesverteidigung.“, Amtsvortrag; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik, BMLV Zl. 3.608-I/35 – Verschluss. 37 Vgl. Steinböck, Erwin: „Österreichs Grenzschutz und Raumschutz im Jahre 1938“, Teil II in Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 14. Jahrgang 1970, Nr. 3, S. 236 – 238. 38 Vgl. Berghammer, Maria/Empacher, Susanne/Reifinger, Ingrid: „Das österreichische Bundesheer im März 1938“, in: Historisches Museum der Stadt Wien (Hrsg.): „Wien 1938“, Begleitband zur 110. Sonderausstellung, Wien 1988, S. 85f. 39 Vgl. hierzu und vor allem zu den politischen Entwicklungen: Jedlicka, Ludwig: „Ein Heer im Schatten der Parteien. Die militärpolitische Lage Österreichs 1918 – 1938“, Graz-Köln 1955, S. 135 – 152. 40 Vgl. Steinböck, Erwin: „Österreichs Grenzschutz und Raumschutz im Jahre 1938“, Teil II in Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 14. Jahrgang 1970, Nr. 3, S. 238.

Exkurs 2 116

Rolle spielen sollte, geplant.41 Das Schwergewicht Im Mobilmachungsfall wurden große Kontingente lag von Anfang an im deutschen Grenzraum – hier der Exekutive zum Grenzdienst herangezogen: die stand auch etwa ein Drittel der gut bewaffneten gesamte Zollwache und die Hilfszöllner, über die Grenzschutzeinheiten – ein umfassender Befesti- Hälfte der Gendarmerie und zwei Drittel der Hilfs- gungsplan wurde erst 1937 erstellt. gendarmen, eine kleine Zahl von Sicherheitswache- Man unterschied zwischen Raumsperren (Ver- beamten sowie einige Hilfspolizisten. Hilfspolizis- sumpfungen, Verseuchungen, etc.) und Straßen- ten und Hilfsgendarmen wurden außerdem für sperren (Verhaue, Verminungen, Panzerhindernis- den Sicherheits- und Hilfsdienst im Luftschutz und se), auch eine Verminung der Donau war vorgese- Luftschutzwarndienst eingeteilt.44 hen. Mit der Verteidigung der Sperren waren die Interessant waren die Grenzschutzpläne für Sperrkommandos der Frontmiliz und die Stellungs- Oberösterreich: So wurde schon 1935 festgelegt, artillerie des Bundesheeres beauftragt. Für diese Grenzschutzkompanien in Rohrbach, Urfahr und waren Feldbefestigungen vorgesehen, die zumin- Freistadt aufzustellen und in einen Grenzschutz- dest im Bereich der deutschen Grenze bis 1938 aus- abschnitt „Mühlviertel“ zusammenzufassen.45 Dass gebaut wurden, in den anderen Räumen befanden diese Pläne 25 Jahre später neue Aktualität erfahren sich die Sperren noch in einem sehr frühen Aus- sollten, zeigt das folgende Kapitel. baustadium. Insgesamt standen dafür 38.400 Mann 1938 kam die Bewährungsprobe für die öster- mit 145 schweren Maschinengewehren, elf Minen- reichische Frontmiliz: Am 11. März 1938 wurde um werfern und 94 Geschützen zur Verfügung.42 Zur 10.30 Uhr das Stichwort „Grenzbeobachtung DR – Verstärkung der Pioniere, die die Landesbefestigun- ohne Sperrmaßnahmen“ ausgegeben, um 17.00 Uhr gen und Sperren errichten sollten, sollte der „Frei- waren alle Stellungen von den Grenzschutzeinhei- willige Arbeitsdienst“ herangezogen werden. „Auch ten auftragsgemäß besetzt. Am Tag darauf er- könnten Arbeitslose – um gleichzeitig zur Lösung folgenden Einmarsch der Deutschen Wehrmacht der sozialen Frage beizutragen – in Baukompagnien änderte diese Demonstration eines „Wehrwillens“ formiert, für diese Arbeit verwendet werden.“43 durch die freiwilligen Milizen jedoch nichts mehr. Zur Sicherung der rückwärtigen Gebiete wur- Dem Bundesheer wurde auf Weisung der Bundes- den bedeutende Kräfte der Exekutive und der regierung verboten, den deutschen Truppen Wider- Frontmiliz, insbesondere die Sondermilizen, einge- stand zu leisten, die Frontmiliz wurde zurück- setzt. Für den Luftschutz war die Luftschutzmiliz gerufen und demobilisiert. Der Anschluss Öster- mit 8.971 Mann zuständig, für die Eisenbahnsiche- reichs an das Deutsche Reich wurde vollzogen, die rung sowohl Einheiten der Jägermiliz und Stand- Diskussion, ob zumindest ein „symbolischer miliz als auch die Eisenbahnmiliz mit insgesamt Widerstand“ die Opferrolle Österreichs eindeutiger 9.310 Mann, für die Straßensicherung 2.640 Mann. manifestiert hätte, ist bis heute nicht beendet.

41 Vgl. Jedlicka, Ludwig: „Ein Heer im Schatten der Parteien. Die militärpolitische Lage Österreichs 1918 – 1938“, Graz-Köln 1955, S. 136. 42 Eine genaue Auflistung der Sperren und Befestigungen sind zu finden bei Steinböck, Erwin: „Österreichs Grenzschutz und Raumschutz im Jahre 1938“, Teil II in Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 14. Jahrgang 1970, Nr. 3, S. 238 – 240. 43 „Ausbau der Landesverteidigung.“, Amtsvortrag, Beilage 3; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik, BMLV Zl. 3.608-I/35 – Verschluss. 44 Vgl. Steinböck, Erwin: „Österreichs Grenzschutz und Raumschutz im Jahre 1938“, Teil III in Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 14. Jahrgang 1970, Nr. 4, S. 319 – 323. 45 Vgl. „Ausbau der Landesverteidigung.“, Amtsvortrag, Beilage 2; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik, BMLV Zl. 3.608-I/35 – Verschluss.

Die Grenzschutztruppe 117

4 Die Aufstellung des Grenzschutzbataillons 114 „Mühlviertel“

Die Vorarbeiten in Oberösterreich besonders eingehend durchgeführt werden, um daraus Erfahrungen für die Aufstellung der übrigen Als am 2. Februar 1961 vom Bundesminister für Grenzschutzeinheiten zu gewinnen.3 Landesverteidigung die mobkalendermäßige1 Auf- Dass der Schwerpunkt damals inoffiziell aber stellung von drei Grenzschutzkompanien im Raum sehr wohl gegen den Ostblock gerichtet war, Mühlviertel mit Bataillonsstab in Linz angeordnet bewies die erste Sitzung der ab nun wöchentlich wurde, sollten diese als Modellfall für die stattfindenden Kommandobesprechungen bei der Organisation weiterer Grenzschutzkompanien in 4. Brigade am 24. Februar 1961. Erstmalig wurde ganz Österreich dienen. Im Mühlviertel waren der Einsatzraum der Grenzschutzkompanien im genug Reservisten für drei regional nahe aneinan- Mühlviertel festgelegt: Drei Kompanien sollten derliegende Grenzschutzkompanien vorhanden, nach Norden, in Richtung der tschechoslowaki- und so die Möglichkeit zur Bildung eines Grenz- schen Grenze gerichtet sein, nur ein Zug, später schutzbataillons gegeben. Die offizielle Version eventuell eine Kompanie, nach Westen in Richtung besagte jedoch, dass für die Aufstellung des ersten der Bundesrepublik Deutschland.4 Grenzschutzbataillons der Raum des Dreiländer- Nach der Erprobungsphase waren sowohl nach ecks deswegen vorgezogen wurde, um den klaren Ansicht der Operativen Abteilung als auch der 4. Neutralitätsstandpunkt gegenüber den beiden Brigade für das ganze Mühlviertel zumindest drei Bündnissystemen NATO und Warschauer Pakt zu Grenzschutzbataillone erforderlich, um eine wirksa- dokumentieren.2 Naheliegend ist jedoch auch die me Verteidigung garantieren zu können. Die Mob- Möglichkeit, dass sich die mit der Planung befas- Abteilung des BMfLV schränkte aber alle Planungen sten Offiziere im Verteidigungsministerium schlicht auf maximal zwei Mühlviertler Bataillone ein.5 und einfach die Pläne der Ersten Republik angese- Als hauptverantwortlicher Offizier der Mob- hen hatten und sich dieses Konzept als Grundlage Abteilung wurde Major Paul Wimmer6 dem Kom- nahmen (siehe vorhergehendes Kapitel). Die Auf- mando der 4. Brigade dienstzugeteilt und beauf- stellungsvorbereitungen für dieses erste österreichi- tragt, sämtliche erforderlichen Arbeiten im Einver- sche Grenzschutzbataillon (GzB Urfahr) sollten nehmen mit dem Gruppenkommando III und dem

1 Als „Mobkalender“ bezeichnet man das Formierungssystem des Österreichischen Bundesheeres, bestehend aus der Gesamtheit aller Maßnahmen, die zur Einnahme der Einsatzgliederung der aufgebotenen Kräfte, Mittel und Leistungen führen. In einer Reihe von Grundsatz- und Detailweisungen sind diese auf den gültigen Rechtsvorschriften basierenden Maßnahmen festgeschrieben und in Kalenderform dokumentiert. Vgl. hierzu http://www.bmlv.gv.at/miliz/mobilmachung.shtml. 2 Vgl. „Grenzschutz – Neutralitätsschutz“, in: „Der Soldat“, Nr. 19 vom 08.10.1961, S. 1. 3 Vgl. „Aufstellung des Grenzschutzbataillons 114 (GzBaon 114) URFAHR.“ vom 25.07.1961; im Personalakt von Raimund Schindl; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 3.670-geh-Mob/III/61 – Geheim. 4 Vgl. „Modellfall „Mühlviertel“. Besprechungsergebnis vom 24.2.1961 (Gedächtnisprotokoll)“, Beilage 2 zum Arbeitsprogramm; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 5 Vgl. „Gedächtnisprotokoll über die Besprechung am 27.11.1961“ der MobAbteilung vom 06.12.1961, S. 3f; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 6 Der spätere Generalmajor Paul Wimmer wurde schon 1960 der Grenzschutz-Mob-Abteilung bzw. der Gruppe Grenzschutz im BMfLV und vom 30.01. bis 30.4.1961 dem Ergänzungskommando Oberösterreich zugeteilt. Vgl. Ausbildungskartei Offiziere „Paul Wimmer“; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, BMfLV/S-III/Aus- bildung.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 118 Abb.: MGFA Abb. 15: Befehl zur Aufstellung des Grenzschutzbataillons 114 (GzBaon 114) Urfahr; HGM/MGFA, Befehlssammlung Bundesheer der Zweiten Republik, BMfLV Zl. 3.670-geh-Mob/III/61 – Geheim.

Die Grenzschutztruppe 119 Abb.: Wimmer

Abb. 16: Karikatur von Heinz Hailwax, die Generalmajor Paul Wimmer als “Vater des Grenzschutzes” darstellt. Abb.: Schindl

Abb. 17: Wehrdienstbuch Raimund Schindl, S. 2 und 3.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 120

Kommando der 4. Brigade durchzuführen. Insbe- mit einer Überlassung nicht mehr genützter Objekte sondere hatte er auch mit dem Ergänzungskom- oder Räumlichkeiten der Justizverwaltung gerech- mando Oberösterreich zwecks der Bereitstellung net werden könnte, um so erhebliche Bundesmittel geeigneter Reservisten unmittelbar Verbindung auf- einzusparen.9 Während man die Antwort des Justiz- zunehmen.7 Am 13. Februar 1961 begann Major ministeriums abwartete, wurde vorerst eine Ein- Wimmer mit der Aufstellung des Bataillons und der lagerung der Bekleidung und Ausrüstung des ge- Kontaktaufnahme mit den Behörden in Linz, planten Grenzbataillons 114 im Zentrallager Hör- Rohrbach und Freistadt sowie der Finanzlandes- sching angeordnet.10 Die erste Lieferung der Waffen- direktion, der Zollwache, der Gendarmerie, der zeuganstalt Wien von einem Waggon Waffen traf am Landesbaudirektion Oberösterreich bezüglich 12. Juni 1961 ein und wurde im Keller des Kasino- Pionierfragen, dem Österreichischen Kamerad- gebäudes in Hörsching eingelagert. Die zweite schaftsbund und dem Landesfeuerwehrkommando Waffenlieferung, wiederum im Ausmaß eines Wag- Oberösterreich.8 gons, kam am 19. Juni von der Waffenzeuganstalt Salzburg, am 23. Juni wurden die Waffenregale und die rPAK geliefert. Die Munition wurde in der Logistische Vorarbeiten Heeresmunitionsanstalt Stadl-Paura untergebracht. Am 21. August wurde schlussendlich die Beklei- Als eines der ersten zu lösenden Probleme dung im Wert von etwa ATS 3.000.000,- geliefert und erwies sich für Major Wimmer die Lagerung aller am Dachboden des Gebäudes der 4. Jägerbrigade zur Bekleidung und Ausrüstung der Angehörigen eingelagert.11 der Grenzschutzkompanien benötigten Gegen- Am 11. August 1961 teilte das Bundesminis- stände am geplanten Sammelort. Bei seiner Erkun- terium für Justiz dem BMfLV mit, dass es Räume in dung stieß er in einigen Ortschaften auf Arrest- Gefangenenhäusern bzw. Gerichtsgebäuden in fol- lokale bestehender oder aufgelassener Gerichte, die genden Städten zur Verfügung stellen könnte: er als sehr geeignete Lagermöglichkeiten erachtete. Hainburg an der Donau, Laa an der Thaya, Retz, Das BMfLV richtete daher an das BM für Justiz das Schrems, Weitra, Spitz an der Donau, Gföhl, Ersuchen, in einem aufgelassenen Gefangenenhaus Ottenschlag, Zwettl, Hollabrunn, Leibnitz, Mureck, in Leonfelden insgesamt acht Zellen, und in einem Eberndorf, Eisenkappl, Ferlach, Hermagor, Lem- Gerichtsgebäude in Lembach vier aufgelassene bach und Leonfelden.12 Das BMfLV meldete dar- Gefängniszellen zur Verfügung zu stellen. Des Wei- aufhin vorerst eine Belegung der Räumlichkeiten in teren wurde angefragt, inwieweit im Grenzgebiet Lembach und Leonfelden im Oktober 1961 an,13 ein

7 Vgl. BMfLV, Fernschrift Nr. 1028/529 vom 16.03.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung – Zl. 315.842-Mob/III/61. 8 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 9 Vgl. „Überlassung nicht mehr genützter Räumlichkeiten der Justizverwaltung an das BMfLV“ vom 05.05.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 317.545-Mob/III/61. 10 Vgl. BMfLV, Fernschrift Nr. 1722/875 vom 28.07.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 320.573-Mob/61. 11 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 12 Vgl. „Überlassung nicht mehr benützter Räume der Justizverwaltung an das Bundesministerium für Landesverteidigung“ vom 11.08.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 321.614-Mob/61 bzw. BMfJ Zl. 3490/61. 13 Vgl. „Überlassung nicht mehr benützter Räume der Justizverwaltung an das Bundesministerium für Landesverteidigung (Grenzschutztruppen)“ vom 11.08.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 321.614-Mob/61.

Die Grenzschutztruppe 121

Reservelagertrupp war zur Sicherung dieser Lager den Grenzschutz unabhängig von der Brigade zu geplant.14 errichten, doch fehlte es einmal mehr an den nöti- Mit der Lagerung ergab sich auch die Frage des gen Ressourcen. Die 4. Brigade wurde daher ange- Nachschubes. Das 4. Brigadekommando in Hör- wiesen, das Grenzschutzbataillon mit brigadeeige- sching dachte an die Schaffung einer eigenen nen LKW zu unterstützen.16 Grenzschutz-Nachschubstaffel bei den Gebietskom- Major Schindl nahm schon früh Kontakt mit der manden, die jedoch bereits friedensmäßig bei den Oberösterreichischen Landesregierung auf, um für Versorgungskompanien der Brigade eingebaut wer- Standesevidenzkontrollen bzw. einen Einsatz auf- den müsste, um als aktives Personal jederzeit bei grund § 2 um eine Beistellung von Lastkraftwagen Spannungszeiten sofort dem Grenzschutzkom- samt Fahrern aus dem Fuhrpark der Landesbau- mando voll zur Verfügung zu stehen. Ein Rückgriff direktion Oberösterreich zu ersuchen. Landesrat auf aktive Einheiten für derartige Arbeitskomman- Dr. Erwin Wenzl sagte ihm seine Unterstützung zu, dos wäre nicht durchführbar, da diese im Fall einer und stellte für den Einsatzfall vier LKW (zwei 4,2 t gleichzeitigen Generalmobilmachung mit dem Auf- Steyr Diesel 380 K und zwei 5 t Saurer Diesel) für ruf des Grenzschutzes vor einem unlösbaren die Verwendung beim Bataillonsstab zur Ver- Problem stünden. fügung.17 Für diese LKW wurden seitens der Bau- Die Aufstellung dieser Nachschubstaffel für direktion Oberösterreich Fahrer eingeteilt, die Munition als auch Verpflegung war daher unerläs- bereits im Bundesheer der Zweiten Republik ge- slich. Als Stärke der aktiven Staffel erachtete man dient hatten. Vom Ergänzungskommando Ober- vier LKW für ein Grenzschutzbataillon als ausrei- österreich erhielten die Fahrer eine entsprechende chend. Diese Staffel wäre zugleich die selbstständi- Beorderung18 und fassten eine Grenzschutzuni- ge Transportstaffel des Gebietskommandos, die form und Ausrüstung aus, die sie bei der Landes- auch schon friedensmäßig vorhanden wäre. Im baudirektion OÖ für den Einsatzfall deponieren Einsatzfall war als Verstärkung dieser Einheit das konnten. Um sie militärisch auf ihre künftige Auf- Einziehen von zivilen Kraftfahrzeugen und Kraft- gabe vorzubereiten, wurden mit der OÖ Landes- fahrern denkbar.15 regierung „Beladeübungen“ mit den LKWs und Die MobAbt des BMfLV stimmte diesen Vor- Fahrern vereinbart.19 Die erste Kooperation des schlägen zwar prinzipiell zu und erkannte die Grenzschutzes mit den öffentlichen oberöster- Notwendigkeit, eine eigene Nachschubeinheit für reichischen Stellen war somit geschlossen.

14 Vgl. „Antrag auf Genehmigung der Aufstellung eines Reservelagertrupps“ vom 11.12.1961, 4. BrigKdo Zl. 10.503- Verschl/61; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 15 Vgl. „Gedächtnisprotokoll über die Besprechung auf dem G IV-Sektor am 25.4.1961“ vom 26.04.1961, S. 2f; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 16 Vgl. „Gedächtnisprotokoll über die Besprechung am 27.11.1961“ der MobAbteilung vom 06.12.1961, S. 1f; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. Die Einsatzbrigaden blieben bis 31.12.1962 für die erste Zufuhr von Waffen, Munition, Spreng- und Zündmittel im Aufbietungsfall zuständig, ab 01.01.1963 waren die Militärkommanden dafür verantwortlich. Jedem Militärkommando standen dafür außer den heereseigenen Kraftfahrzeugen auf Anforderung zwei LKW der Bundesstraßenverwaltung zur Verfügung. Vgl. „Grenzschutz – Konsolidierung; Versorgung“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 328.453- Mob/63 Verschluss, 5. Einlageblatt. 17 Vgl. „Gedächtnisprotokoll anläßlich der Vorsprache des Mjr Schindl bei Landesrat Dr. Wenzl am 24.5.1961“ vom 25.05.1961; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 18 Vgl. „Gedächtnisprotokoll der Besprechung am 21.11.1963 mit Herrn OAR Bichler der Baudirektion Oberösterreich“; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 19 Vgl. „Kraftfahrzeuge der Straßenverwaltung – Mob-Verwendung beim Grenzschutz“ vom 05.12.1963, MilKdo OÖ Zl. 12.911-CH/Gz/63; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 122

Personelle Vorarbeiten Verstärkung zugeteilten Grenzschutz-Schützen- gruppe war. Alle der in Frage kommenden Zoll- Inzwischen wurden die Zollwachoberkon- wachbeamten nahmen die angebotenen Unter- trollore (ZwObKtr) Alois Kogler, Franz Nesser führerstellen an, was mit Sicherheit auch auf den (Kompaniekommandant Rohrbach) und Josef dringlichen „Wunsch“ des Zollwachzentralinspek- Obernauer (Kompaniekommandant Urfahr-Umge- torats in Wien zurückzuführen war, dass „die bung) mit organisatorischen Aufgaben im Rahmen Arbeiten der Zollwache im Rahmen des Grenz- der Errichtung der drei oberösterreichischen Grenz- schutzes positiv“ verlaufen sollten.22 Insgesamt 35 schutzkompanien betraut. Als Kommandant der Zollwachbeamte wurden als Kompanie-, Zugs- Kompanie Freistadt wurde ZwObKtr Alois Kogler und Gruppenkommandanten eingeteilt, als vorgesehen, ihm zur Seite gestellt wurden ZwObKtr Bataillonsadjutant sollte Zollwach-Oberleutnant Karl Kern, Leiter der Zweigstelle Wullowitz des Rudolf Lehner der Finanzlandesdirektion Linz Zollamtes Summerau, sowie ZwKtr Rupert fungieren.23 Vom BMfLV wurde aber immer wie- Schauberger, eingeteilter Beamter der Zollwachab- der darauf hingewiesen, dass der unmittelbare teilung Summerau, als Kommandanten des 1. bzw. Verkehr mit Zollwachbeamten sowie eine 2. Infanteriezuges.20 Die drei Kompaniekomman- Heranziehung der Zollwachbeamten zu Vorbe- danten hatten einen Entwurf über die Gliederung reitungsarbeiten für die Aufstellung der Grenz- ihrer Kompanie für den Fall des verstärkten Grenz- schutzkompanien nur nach vorheriger Zustim- schutzes und für die Ausgangsgliederung ihrer mung der zuständigen Finanzlandesdirektion Einheit im Kampf um Zeitgewinn (Verzögerung) erfolgen durfte.24 Ende April 1961 waren schließ- anzufertigen. Weiters sollten sie Skizzen der ortsfe- lich alle die Zollwache betreffenden personellen sten Postnachrichtenmittel und vorhandener priva- Arbeiten für die Aufstellung des Mühlviertler ter Telefonverbindungen vor allem in Hinblick auf Grenzschutzbataillons abgeschlossen. eine rasche Alarmierung erstellen, was bis Mitte Um genug Mannschaften für die Grenzschutz- Mai erledigt wurde.21 kompanien zu bekommen, beschloss man, in Ober- In der personellen Frage der Unterführer kam österreich um 20 % mehr Beorderungen durchzu- man zu dem Entschluss, die einzelnen Zollwach- führen. Aus einem eventuell dadurch sich ergeben- Abteilungsleiter mit der Führung von Infanterie- den personellen Überschuss sollten auf den Sam- Schützengruppen zu betrauen. Dadurch wurde er- melplätzen Gruppen bzw. Züge zusammengestellt reicht, dass im Alarmfall der jeweilige Abtei- und bei den Kompanien über das Orgplan-Soll lungsleiter zugleich Kommandant der ihm zur belassen werden. Diese Gruppen könnten dann als

20 Vgl. „Zollwache; Gz-Verwendung“, Schreiben der Finanzlandesdirektion für Oberösterreich, Abteilung VI Grenzreferat, Zl. 1/54/VI/G/1961 (Vertraulich) an Major Schindl vom 23.06.1961, Beilage 1; in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 21 Vgl. „Bericht zur Dienstreise vom 14.04.1961“ von ZwObKtr Alois Kogler; in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 22 Vgl. „Bericht über die von Zw.Ob.Ktr. Kogler in Zusammenarbeit mit Zw.Ob.Ktr. Kern und Zw.Ktr. Schauberger seit 1.3.1961 im Rahmen der Errichtung des Grenzschutzes getätigten Arbeiten“, Zl. Gz 11/1961 (Streng Vertraulich) an die Finanzlandesdirektion für OÖ vom 06.05.1961; in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 23 Vgl. „Zollwache; Gz-Verwendung“, Schreiben der Finanzlandesdirektion für Oberösterreich, Abteilung VI Grenzreferat, Zl. 1/54/VI/G/1961 (Vertraulich) an Major Schindl vom 23.06.1961, Beilage 2; in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 24 Vgl. Fernschrift Nr. 435/215 vom 08.01.1962; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 300.348-Mob/62.

Die Grenzschutztruppe 123

Reserve bzw. Ersatz für Ausfälle oder als Arbeits- musste eine telefonische Verbindung von den Kom- dienst verwendet werden.25 panie- und Zugsgefechtsständen errichtet werden. Die Werbemaßnahmen beim oberösterreichi- Nach Möglichkeit wurde auf Landärzte mit einer schen Kameradschaftsbund liefen zufriedenstel- Hausapotheke zurückgegriffen, Verträge mit diesen lend, bei Bezirksversammlungen des ÖKB in wurden vom Brigadearzt vorbereitet. Den Transport Rohrbach, Freistadt und Leonfelden wurden zahl- der Verwundeten und Kranken sollte in erster Linie reiche Freiwillige als Reservisten für den Grenz- eine zivile Rettungsorganisation wie das Rote Kreuz schutz gewonnen.26 Da sich auch die oberöster- durchführen. Leichte Fälle sollten soweit als möglich reichischen Behörden und Großbetriebe (VÖEST, in häusliche Pflege entlassen werden, schwere Fälle Stickstoffwerke, Schiffswerft etc.) bei der Freigabe entweder in stationäre Behandlung in das Kranken- von Grenzschutzreservisten zunächst kooperativ haus Freistadt oder bei komplizierten chirurgischen zeigten, standen Ende Juni 1961 zumindest auf dem Fällen in ein festgelegtes Spital nach Linz gebracht Papier die drei Grenzschutzkompanien und der werden. Das Freistädter Krankenhaus war als Ver- Bataillonsstab fest. Letzte personelle Korrekturen bandsplatz des Bataillons vorgesehen, ein eigener fanden im September statt, indem nicht geeignete Verbandsplatz im Bereich des Bataillonsstabes war Reservisten durch Angehörige des letzten Abrüs- nicht erforderlich.28 Im März 1962 wurde Majorarzt tungstermines ersetzt wurden.27 Dr. Anton Cmyral der Brigadesanitätskompanie 4 Mit dem Personal ergab sich auch die Frage der zum zuständigen Militärarzt des oberösterreichi- ärztlichen Versorgung. Als Bataillonsarzt war ein schen Grenzschutzes bestimmt.29 Bataillonsarzt des praktischer Arzt aus der näheren Umgebung vorge- Grenzschutzbataillons Mühlviertel wurde der sehen, wenn möglich ein Absolvent einer Waffen- Gemeindearzt Dr. Robert Hirtmayr.30 übung. Weitere Zivilärzte im Grenzgebiet waren für Am 25. Juli 1961 wurde das Gruppenkom- die einzelnen Kompanien erforderlich, zu diesen mando III beauftragt, die mobmäßige Aufstellung

25 Vgl. „Modellfall „Mühlviertel“. Besprechungsergebnis vom 9.3.1961 (Gedächtnisprotokoll)“, Beilage 5 zum Arbeits- programm; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 26 Der Österreichische Kameradschaftsbund (ÖKB), der sich als Gesinnungsgemeinschaft ehemaliger Soldaten versteht, ist im Zusammenhang mit dem Grenzschutz ideologiekritisch zu betrachten. Im Handbuch des österreichischen Rechtsextremis- mus wird der ÖKB als „eine der wichtigsten Gruppierungen im Vorfeld des Rechtsextremismus“ bzw. als „Träger eines wei- chen Rechtsextremismus“ verstanden – eine Charakteristik, von der sich der ÖKB deutlich distanziert. Vgl. Stiftung Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): „Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus“, Wien 1994, S. 262f. Als die ersten Vereine des ÖKB 1953 wiedergegründet wurden, waren in erster Linie Veteranen des Ersten Weltkrieges sowie des Ersten Bundesheeres federführend. Erst Jahre später bildeten aus alterstechnischen Gründen ehemali- ge Wehrmachtssoldaten die Mehrheit. Heute, im Jahre 2007, sind schon über 70 Prozent der 250.000 Mitglieder des ÖKB Angehörige des Zweiten Bundesheeres. Vgl. hierzu www.okb.at. In der österreichischen Grenzschutztruppe blieb der Einfluss des ÖKB stets gering, laut Aussagen ehemaliger Grenzschutzangehöriger fanden sich nur wenige motivierte Angehörige des Kameradschaftsbundes beim Grenzschutz wieder. Es gab im Gegenteil eher Versuche, Grenzschützer für den ÖKB zu gewinnen, die aber von mäßigem Erfolg gekrönt waren. Ideologische Verknüpfungen gab es keine, „uns jungen Soldaten waren Heldengeschichten mancher Kameraden aus der Wehrmachtszeit eher unangenehm“. Die einzigen gemein- samen Veranstaltungen von Grenzschutz und Kameradschaftsbund blieben die Kranzniederlegungen bei Kriegerdenkmälern im Rahmen der Allerseelenfeiern. Information von Hptm a.D. Gunter Polesny anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 12.11.2007. 27 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 28 Vgl. „Gedächtnisprotokoll über die Besprechung auf dem G IV-Sektor am 25.4.1961“ vom 26.04.1961, S. 3; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 29 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. Dr. Anton Cmyral, 1920 – 2002, zuletzt und Leiter der Sanitätsanstalt der Kaserne Hörsching, arbeitete nebenbei auch im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz. Information von GenLt i.R. Dr. Alfred Beneder anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 16.11.2007. 30 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114“, 2. Jahrgang 1963, 2. Folge, S. 3.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 124

des Grenzschutzbataillons 114 Urfahr im Bereich um Zeitgewinn (Verzögerung) anfertigen. Zur bes- der 4. Brigade bis zum 31. Dezember 1961 zum seren Veranschaulichung werden hier die Alarmie- Abschluss zu bringen. Als vorläufiger Standort des rungspläne der Grenzschutzkompanie Freistadt Bataillonskommandos wurde Hörsching ausge- dargestellt: wählt.31 Mit der Führung dieses Bataillons wurde Beim Einsatz im verstärkten Grenzschutz wer- mit sofortiger Wirkung Major Raimund Schindl den nach der Alarmierung zuerst die Zollwach- betraut, der schon seit 17. März mit der Bearbei- abteilungen Deutsch-Hörschlag, Wullowitz, Leo- tung der Grenzschutzagenden beim 4. Brigade- poldschlag, Mayrspindt, Unterwald und Schanz zur kommando befasst war. Dieser Bestellung zum Intensivierung des Streifendienstes verstärkt und als Kommandanten ging eine längere Diskussion ver- Stützpunkte für die verstärkte Grenzüberwachung schiedener Dienststellen voraus, da unter anderem gesichert. Im Anschluss werden alle erkundeten und die Organisationsabteilung des BMfLV die Befürch- festgelegten Beobachtungsstellen besetzt und ge- tung hatte, der Heeresplanung vorzugreifen. Der tarnt, sowie die Ortseingänge, Transformatoren, Bestellungsakt ging schließlich zu Oberstleutnant Postvermittlungen, Wasserdepots, Brücken und dhmD Gustav Weinkopf, dem Leiter der Personal- Kreuzungen gesichert. abteilung im BMfLV, der alle Bedenken verwarf Der Einsatzplan der Grenzschutzkompanie und eine Bestellung für dringend notwendig erach- Freistadt in der Einsatzart „Verzögerung“ gestalte- tete, da zum einen das Mühlviertel auf jeden Fall te sich folgendermaßen: ein Grenzschutzbataillon bekommen sollte und Der Kompaniegefechtstand befand sich im Post- somit einer Planung nicht vorgegriffen werde, zum amt Rainbach. Als Begründung wurde angeführt, anderen das GzB 114 einen aktiven Kommandan- dass sich der Haupteinsatz entlang der Straße ten brauche, um die Grenzschutzeinheiten „nicht Wullowitz-Freistadt ergeben werde, und daher die zur Truppe 2.er Güte zu machen“.32 Ein wichtiger Anwesenheit des Kompaniekommandanten in die- Schritt war somit getan, die Bedeutung der Grenz- sem Gebiet unbedingt erforderlich sei. Da bei Rain- schutzeinheiten auch im Bewusstsein der Berufs- bach außerdem die Straßen nach Reichental, Lich- soldaten zu verankern. tenau-Windhaag, Grünbach-Sandl und Deutsch- Hörschlag sowie Zulissen zusammenlaufen, schien Rainbach als eine Art Verkehrsknotenpunkt als Entwurf der Einsatzpläne für Stützpunkt sehr günstig. Vom Postamt Rainbach die Grenzschutzkompanie war überdies zu allen Zügen die Nachrichten- übermittlung mittels der ortsfesten Postleitung Wie oben erwähnt mussten die Kommandanten möglich. der drei Mühlviertler Grenzschutzkompanien Der 1. Infanteriezug sollte seinen Gefechtsstand einen Entwurf über die Gliederung ihrer Kompanie im Gasthof Sitz in der Ortschaft Kerschbaum für den Fall des verstärkten Grenzschutzes und für errichten. Durch die zentrale Lage im Einsatzraum die Ausgangsgliederung ihrer Einheit im Kampf des Zuges konnte der Kompaniegefechtsstand mit-

31 Vgl. „Aufstellung des Grenzschutzbataillons 114 (GzBaon 114) Urfahr“ vom 25.07.1961; im Personalakt von Raimund Schindl; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 3.670-geh-Mob/III/61 – Geheim. 32 Vgl. „Schindl Raimund, geb. 24.10.1917, Mjr 1. Kl., 4. BrigKdo; Bestellung zum Kommandanten des Grenzschutzbataillons 114“ vom 16.02.1962; im Personalakt von Raimund Schindl; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 79.362-PersM/61.

Die Grenzschutztruppe 125 Abb.: ÖStA/AdR Abb. 18: Bestellung von Major Raimund Schindl zum Kommandanten des Grenzschutzbataillons 114 vom 16.02.1962; im Personalakt von Raimund Schindl; Österreichisches Staatsarchiv/ Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 79.362-PersM/61.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 126 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 19: Bestellung von Major Raimund Schindl zum Kommandanten des Grenzschutzbataillons 114 vom 16.02.1962; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 79.362-PersM/61. Abb.: Schindl

Abb. 20: Eintrag im Wehrdienstbuch von Raimund Schindl, S. 11.

Die Grenzschutztruppe 127

samt dem dort zum Schwerpunkteinsatz bereitge- Oberhaid nach Summerau und die Bezirksstraße stellten U-Zug gesichert werden. Der Zug hatte Horny Dvoriste/Oberhaid-Rainbach unpassierbar eine Grenzlänge von etwa 23 km zu sichern. werden. Anschließend baute diese Gruppe die Die 1. Gruppe des 1. Zuges befand sich in einem Straßenenge in Kerschbaum zu einer Sperre aus. Gruppennest südlich des Zollhauses Deutsch- Die 2. Pioniergruppe sollte die Sprengung der Hörschlag. Zwei Mann beobachteten in Zulissen in Bundesstraßenbrücken in Wullowitz und beim so westlicher und nördlicher Richtung des Grenzge- genannten Zigeunereck vorbereiten und im An- bietes zwischen Reichenthal und Ober-Haid. schluss eine Straßensperre im Dorf Leopoldschlag Die 2. Gruppe sollte ihr Gruppennest entweder errichten. südlich der Ortschaft Hiltschen an der Straße von Die 3. Pioniergruppe hatte den Auftrag, eine Wullowitz oder am Nordrand von Dorf Leopold- Straßensperre in der Straßenenge in Mayrspindt schlag errichten, mit zwei Beobachtern auf der sowie eine Baumsperre an der alten Rosenhofer Höhe Eisenhut. Straße aufzubauen. Danach sollte sie die Spren- Für die 3. Gruppe war das Gruppennest im gung der Straßenbrücke östlich von Sandl vorberei- Raum Markt Leopoldschlag mit Beobachtungs- ten. posten zum Grenzabschnitt Bahnhof Certlov/ Der U-Zugskommandant hatte sich mit seinen Zattlersdorf – Dol. Dvoriste/Unterhaid – Suchdol/ Kommandanten der leichten Granatwerfer- und Suchental, Omlenice, Groß- und Klein-Umlowitz, rPAK-Trupps sofort auf Erkundung günstiger Ein- Sváti Kámen/Maria-Schnee, Rychnov n. Malsi/ satzpunkte für seine Waffen zu begeben, um vor Reichenau an der Maltsch, Hradiste/Radischen und allem die errichteten Sperren unter Beschuss neh- dem Bahnhof Kaplice/Kaplitz vorgesehen. men zu können.33 Die 4. Gruppe sollte das Gruppennest südlich der Ortschaft Hammern mit Beobachtungsmög- lichkeiten Richtung Cetviny/Zettwing errichten. „Zwischenrapport“ Der 2. Infanteriezug hatte seinen Gefechtsstand in Markt Windhaag, mit der 1. Gruppe in Hammern Nachdem Mitte 1961 das erste österreichische Ost, der 2. Gruppe in Mayrspindt, der 3. Gruppe in Grenzschutzbataillon zumindest auf dem Papier Hackelbrunn und der 4. Gruppe in Schloss existierte, taten sich bei der praktischen Umsetzung Rosenhof bei Sandl. Ein wichtiger Beobachtungs- schon bald die ersten Probleme auf. Vor allem die posten musste südlich von Cetviny zur Beobach- personelle Besetzung der Kompanien mit dem so tung des sich dort befindlichen tschechischen genannten Schlüsselpersonal, bestehend unter Militärpostens und der dort zur Grenze führenden anderem aus dem Dienstführenden Unteroffizier Straße errichtet werden. (DfUO), dem Wirtschafts- (WiUO) und dem Nach- Der Pionierzug sollte seinen Zugtrupp neben schubunteroffizier (NUO), war unzureichend. Da dem Kompaniegefechtsstand in Rainbach postieren. die Grenzschutzeinheiten eine Art Alarmeinheit Die 1. Pioniergruppe hatte die Sprengung des darstellten, war zum Unterschied zu regulären Bahnviaduktes in Deutsch-Hörschlag vorzuberei- Bundesheer-Einheiten zur Abwicklung aller perso- ten, womit die Eisenbahnlinie Horny Dvoriste/ nellen, organisatorischen und nachschubtechni-

33 Vgl. „Vorschläge zur Besprechung beim Zollwachabteilungsinspektorat in Freistadt am 1. März 1961“, S. 1-4; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 128

schen Angelegenheiten unter wesentlich kompli- Als Kochstelle für die 1. Grenzschutzkompanie zierteren Verhältnissen nur ein Minimum an Zeit war zum Beispiel die Küchenanlage der Kaserne in vorhanden. Zumindest eine gut funktionierende Freistadt vorgesehen. Da sich aber der Einsatzraum Kommandogruppe war daher unerlässlich, ihre der Kompanie im Falle des verstärkten Grenz- Mitglieder mussten zu 100 % mit ihren Aufgaben schutzes über einen Grenzabschnitt von 44 km vertraut sein. erstreckte, hätte dies eine Essensauslieferung an die Ein Problem war auch die Einberufung der im einzelnen Gruppen über eine Strecke von durch- Mob-Kalender erfassten Reservisten. Die meisten schnittlich 20 km bedeutet. Bei Warmverpflegung der Soldaten waren Pendler, die zwar ihren ständi- war dies keineswegs sinnvoll, außerdem hätte dies gen Wohnsitz in der jeweiligen Gemeinde hatten, eine erhebliche Zahl an Fahrzeugen und Personal werktags aber in Linz, Steyr, Wels oder einem ande- gebunden. Die Freistädter Grenzschutzkompanie ren Industrieort Oberösterreichs arbeiteten. Daher plante daher, bei der Zubereitung von warmen waren viele Reservisten im Falle eines Alarmes kei- Speisen auf die leistungsfähigen Großküchen der neswegs sofort in der Lage, zu ihrer Einheit ein- Schulen von Leopoldschlag, Rainbach, Sandl und zurücken – dies würde aber die komplette Mobili- Windhaag zurückzugreifen.36 sierung gefährden. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Ver- pflegung der Soldaten. Man dachte im Einsatzfall Der 3. Generalstabskurs und die an eine 48stündige Eigenverpflegung der Grenz- Militärakademie im Mühlviertel schützer gegen Bezahlung zuzüglich einer vollen und einer verkürzten „Eisernen Ration“ pro Mann. Der 3. Generalstabskurs37, der vom 16. Dezem- Zusätzlich sollten Vorräte für eine Woche – man ber 1959 bis 15. Dezember 1962 zunächst unter dem einigte sich schließlich auf drei Tage34 – im Einsatz- Kommando von Oberstleutnant dhmD Dr. Mario raum angelegt werden, bei der eine Lieferver- Duic beim Kommando „höhere Offizierskurse” in pflichtung durch örtliche Lebensmittelgeschäfte, Wien, später unter Generalmajor Albert Bach an der Mühlen etc. bestand. Im § 2-Fall hatten Zugs- und Stabsakademie stattfand, hatte erstmals auch die Kompaniekommandanten das Recht, Verpflegung Teilgebiete Landesbefestigung und MobWesen zum in der Höhe von fünf Tagessätzen zu requirieren. Thema. Der Punkt „Landesbefestigung“ sollte das Damit war aber noch nicht das Problem des Verständnis für die Voraussetzungen und Möglich- Nachschubs bei längerer Einsatzdauer geklärt.35 keiten von Festen Anlagen im Rahmen des operati-

34 Vgl. „Gedächtnisprotokoll über die Besprechung am 27.11.1961“ der MobAbteilung vom 06.12.1961, S. 7; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 35 Vgl. „Gedächtnisprotokoll über die Besprechung auf dem G IV-Sektor am 25.4.1961“ vom 26.04.1961, S. 1f; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 36 Vgl. „Stellungnahme zum BAONS-Tagesbefehl Nr. 1 vom 4.8.1961“ von Lois Kogler an das Kommando des Grenzschutzbataillons 114 vom 21.08.1961; in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 37 Frequentanten des 3. Generalstabskurses waren (der spätere Dienstgrad in Klammer): Hptm (Gen) Alexius Battyan, Hptm (GenLt) Oskar Bernt, Mjr (Bgdr) Johann Böhm, Hptm (GenMjr) Gerhard Donat, Hptm (Gen) Franz Fikeis, Hptm (Divr) Hans-Heinz Haufler, Mjr (KKdt) Günther Hoy, Mjr (Gen) Robert Lang, Hptm (GenLt) Karl Liko, Mjr (KKdt) Ernst Maerker, Mjr (GenMjr) Franz Nahrgang, Hptm (Bgdr) Roland Rabenstein, Hptm (Gen) August Segúr- Cabanac, Olt (Bgdr) Otto Vymetal, Hptm (Bgdr) Dr. Gerhard Zoppoth. Vgl. Bosezky, Sascha L.: „… des Generalstabs- dienstes. Die operative Ausbildung im Österreichischen Bundesheer von 1956 bis in die Gegenwart“ (= Schriften zur Geschichte des österreichischen Bundesheeres, Hrsg. vom Generalstab des Bundesministeriums für Landesverteidigung und der Militärgeschichtlichen Forschungsabteilung des Heeresgeschichtlichen Museums), Band 7, Wien 2006, S. 215.

Die Grenzschutztruppe 129

ven und taktischen Konzepts theoretisch und prak- Verteidigung erleichtern sollten. Die Grenzjäger tisch schulen. Im Rahmen der Übungsreise des durften ihre zugewiesenen Räume nicht verlassen, Kurses vom 11. bis 23. September 1961 fand daher höchstens unter Zwang örtlich ausweichen. Teile ein dreitägiger Besuch des Mühlviertels statt.38 mussten zumindest in der Nacht aktiv werden. Die Aufgabenstellung der taktischen Rundreise Hauptziel der Lage Neumarkt war es, einem even- im Mühlviertel war es, erstmals die Zusammen- tuellen Aggressor möglichst lange das Erreichen arbeit aktiver Truppenverbände mit dem Grenz- und Besetzen der Donau, vor allem im Gebiet zwi- schutz auszuarbeiten. Dazu wurde eine Lage „Neu- schen Steyregg und Aschach zu verwehren.39 markt im Mühlkreise“ entworfen, deren wichtigste Das Planspiel, das unter der Leitung des späteren Inhalte hier wiedergegeben werden: Armeekommandanten und damaligen Major dhmD Als Ausgangslage wurde eine zunehmende Ernest Bernadiner ausgearbeitet worden war und in Verschärfung eines Ost-West-Konfliktes angenom- den folgenden Monaten die Grundlage aller takti- men, aufgrund dessen der Grenzschutz aufgeboten schen Überlegungen zum Grenzschutz bilden sollte, und zunächst der Zollwache zum verstärkten ergab, dass im Mühlviertel ein Zeitgewinn von min- Grenzaufsichtsdienst unterstellt wurde. Meldungen destens zwei Tagen unter gewissen Voraussetz- über Mobilmachungsmaßnahmen und Truppen- ungen erkämpft werden konnte. Notwendig dazu bewegungen im „roten N-Staat“ im Grenzraum waren in erster Linie ausreichendes Material und bewirkten die Alarmierung der 4. Brigade, die ver- Kräfte als auch vor allem Zeit, um noch vor stärkt durch das Grenzschutzbataillon 114 die in Angriffsbeginn etwa 150 Straßen- und Gelände- Kürze zu erwartende eigene allgemeine Mobil- sperren errichten bzw. aktivieren zu können. Von machung zu sichern hatte. Man rechnete mit maxi- großer Bedeutung waren geeignete Funkgeräte, um mal zwei feindlichen Divisionen im oberösterreichi- während des Kampfes zumindest die Funkver- schen Grenzraum. Im Brigadebefehl für die bindung aufrechterhalten zu können, sowie eine Sicherung wurde als „Kampfführung“ festgelegt, Ausbildung der Truppe in der Panzernahbe- dass die 1. Staffeln in die Tiefe gestaffelt an den kämpfung. Hauptstraßen sperren sollten, die Grenzschutz- Die Taktik dieses Planspiels war es, das Batail- kompanien vor allem an Nebenstraßen. Es wurde lon tief zu gliedern und die einzelnen Teilkräfte darauf hingewiesen, die Grenzschutzkompanien beweglich zu halten. Diese Teilkräfte sollten in den möglichst geschlossen einzusetzen. Nach Zu- einzelnen Stellungen auf kürzeste Entfernung führung der 2. Staffeln sollten den Grenzschutz- gegen den erkannten Feind kämpfen, durchgebro- kompanien geschlossene Sicherungsbereiche zuge- chene Kräfte jedoch dem nächsten Abwehrriegel wiesen werden, die für den infanteristischen Kampf überlassen. Zweck dieser Taktik war es, den geeignet waren und einen eventuellen Übergang Vormarsch des Feindes in ein „Durchfressen“ zu zum Kleinkrieg im Sinne einer örtlichen aktiven verwandeln.40

38 Vgl. „Der Soldat“, Nr. 18 vom 24.09.1961, S. 5 sowie Bosezky, Sascha L.: „… des Generalstabsdienstes. Die operative Ausbildung im Österreichischen Bundesheer von 1956 bis in die Gegenwart“ (= Schriften zur Geschichte des österreichi- schen Bundesheeres, Hrsg. vom Generalstab des Bundesministeriums für Landesverteidigung und der Militärgeschichtlichen Forschungsabteilung des Heeresgeschichtlichen Museums), Band 7, Wien 2006, S. 35, 38. 39 Vgl. 3. Generalstabskurs, Übungsreise Sept. 1961, Geländebesprechung 12.9.: „Lage „Neumarkt im Mühlkreise“ (1)“ und „Plan der Durchführung – Lösungsvorschlag“ sowie „1. Fortsetzung der Lage“, alles Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“, Verschluss. 40 Vgl. Bernadiner, Ernest: „Planspiel Lage „Mühlviertel G“. Verzögerungskampf einer durch Grenzschutztruppen verstärkten Infanteriebrigade (4. Brig, GzBaon 114, Raum Mühlviertel).“, Ergänzungsprüfung für den Generalstabsdienst, taktischer Teil, o.O. o.J. (1961), S. 73f.

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Eine weitere Erkenntnis dieser Übung war, dass österreichischen Landesverteidigung zu betrach- ein Einsatz des Mühlviertler Grenzschutzes südlich ten, und daher bei künftigen Instruktionen den der Donau heftige psychologische Probleme ge- Grenzschutz durch die aktive Einsatztruppe kräftig schaffen hätte, da dadurch die Grenzjäger „ihren“ zu unterstützen.44 Viele aktive Kader sahen näm- Grund und Boden an der Grenze aufgeben und ihre lich den Grenzschutz, aufgrund der fallweise not- eigenen Familien schutzlos zurücklassen müssten, wendigen Abstellung von Ausbildungspersonal die von den Aggressoren wiederum als Druck- oder Fahrzeugen für Instruktionen, als den eigenen mittel genützt werden könnten.41 Außerdem hätte Ausbildungsbetrieb störende Einrichtung an. der Grenzschutz bei größeren regionalen Verschie- Am 7. September 1966 führte erneut die taktische bungen eine seiner wichtigsten Waffen, die in wie- Reise den 3. Jahrgang der Militärakademie in das derholten Übungen eingeübte genaue Orts- und Mühlviertel, wobei erstmals sieben Einjährig- Geländekenntnis, preisgegeben.42 Freiwillige schon vorab in den Grenzschutz und die Am 9. September 1964 fand mit Major Putzlager Territorialverteidigung eingewiesen wurden.45 eine erste Geländebesprechung für Militärakade- Diese Rundreisen des Ausmusterungsjahrganges miker im Raum Hellmonsödt statt, bei der der der MilAk sollten auch in den kommenden Jahren Grenzschutz in die Lage einbezogen wurde. Mitte immer zu den Befestigungsanlagen des Mühlviertels Juni 1965 wurden Wandtafeln als Behelfe für ein führen, hier wurden den angehenden Offizieren die Referat über den Grenzschutz an der Militäraka- taktischen Grundsätze von Grenzschutz und später demie angefertigt.43 Am 7. September 1965 wurden der Raumverteidigung nahe gebracht. im Verlauf der taktischen Rundreise des 3. Jahr- Militärakademiker unterstützten den Grenz- ganges der Militärakademie die angehenden Offi- schutz auch bei Übungen. So stellte unter anderem ziere im Mühlviertel mit Problemen des Grenz- die Militärakademie bei den Inspektionen und schutzes bekannt gemacht. In Kurzreferaten leite- Instruktionen der Grenzschutzkompanien Ober- ten der Chef des Stabes des MilKdos OÖ Oberst- pullendorf und St. Martin im Mai 1965 und April leutnant dG Erich Schink sowie Major Raimund 1966 das Kaderpersonal.46 Schindl nach einer militärgeographischen sowie einer taktischen Beurteilung des Mühlviertels auf einzelne Fragen im Zusammenhang mit der Taktische Weisungen an das Organisation, der Ausbildung, dem Einsatz und Grenzschutzbataillon Mühlviertel der Versorgung des oberösterreichischen Grenz- schutzes über. Major Schindl schloss seine Aus- Am 29. August 1961 wurde die Operations- führungen mit dem Appell an die Militäraka- abteilung beauftragt, die Ausarbeitung der takti- demiker, den Grenzschutz als eine besondere schen Weisungen, Aufträge und Sperrpläne durch Ausdrucksform des gemeinsamen Anliegens der das 4. Brigadekommando zu überwachen. Diese

41 Information von Oberst a.D. Josef Kolmer anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 14.09.2007. 42 Vgl. „Taktische Rundreise des 3. Generalstabskurses“, Studie; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“, Verschluss. 43 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 44 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 4. Jahrgang 1965, 6. Folge, S. 2. 45 Vgl. Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik). 46 Vgl. Kommando der Militärakademie (Hrsg.): „Alma Mater Theresiana“, Jahrbuch der Militärakademie 1965, S. 28 und Jahrbuch der Militärakademie 1966, S. 27.

Die Grenzschutztruppe 131

beauftragte den Major des Generalstabsdienstes 3. Sperrpläne, einschließlich einer überschlägi- Ernest Bernadiner47, ab 2. Oktober 1961 anhand des gen Berechnung des zur Errichtung der Sperren Grenzschutzbataillons 114 als Modellfall die takti- erforderlichen Material-, Arbeits- und Kostenauf- schen Probleme des Einsatzes von Grenzschutz- wandes. truppen einschließlich der Verbindungs- und Folgende Fälle waren zu berücksichtigen: Versorgungsfragen, deren Einsatzmöglichkeiten a. Verstärkung des Grenzaufsichtsdienstes unter und im Zusammenhang damit Fragen der Mitwirkung von Gendarmerie, Zollwache etc. Gliederung und Bewaffnung sowie der notwendi- b. Militärischer Einsatz im Grenzbereich gen Ausbildung zu studieren, zu prüfen und ent- während einer Spannungszeit und ab Feindangriff sprechende Weisungen zu entwerfen. ohne andere eigene Truppen. Besonderes Augenmerk sollte auf die Ausar- c. Militärischer Einsatz im Grenzbereich zusam- beitung folgender Punkte gelegt werden: men mit anderen eigenen Truppen. 1. Weisungen für die Kampfführung des Grenz- d. Militärischer Einsatz rückwärts des Grenzbe- schutzbataillons 114. reiches in günstigerem Gelände. 2. Aufträge an das Grenzschutzbataillon 114 bzw. Improvisierter militärischer Einsatz bei einem dessen Kompanien für die verschiedenen Varianten Feindangriff vor Abschluss des Zusammentretens des Einsatzes. der Grenzschutzkompanie.48 Abb.: Kraml

Abb. 21: „Die Aufgliederung der Grenzschutzabteilung im Gelände“, Funktionsmappe „Kompaniekommandanten- Kurs der Zollwache 1959“; Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

47 Der spätere General und Armeekommandant Ernest Bernadiner (1919 – 1995) war als G 4 dem 4. Brigadekommando in Hörsching dienstzugeteilt. Vgl. Bader, Stefan: „An höchster Stelle … Die Generale des österreichischen Bundesheeres der Zweiten Republik“ (= Schriften zur Geschichte des österreichischen Bundesheeres, Hrsg. vom Generalstab des Bundes- ministeriums für Landesverteidigung und der Militärgeschichtlichen Forschungsabteilung des Heeresgeschichtlichen Museums, Band 3), Wien 2004, S. 50. 48 Vgl. „Modellfall GzBaon 114 (Mühlviertel). Bearbeitung der taktischen Probleme“ vom 21.09.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 323.021-Op/61.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 132

Im November nahm das 4. Brigadekommando züglichen Kapazitäten der Zollwache bezweifelt zu diesen Punkten Stellung, wobei es auf zahlreiche wurden. unbedingt notwendige und rasch zu ergreifende Die 4. Brigade wies aber darauf hin, dass eine Maßnahmen hinwies. Man war sich klar geworden, Verstärkung des Grenzaufsichtsdienstes durch das dass dem Grenzschutz teilweise unlösbare Auf- Grenzschutzbataillon 114, also eine vollständige gaben zugedacht worden waren. Unterstellung der Assistenzzüge unter die Zoll- wache, eine entscheidende Schwächung des Ad 1. Weisung für die Kampfführung des Grenz- Bataillons bedeuten würde.50 Die jeweiligen Assis- schutzbataillons 114 tenz-Zugskommandanten könnten bestenfalls an- gewiesen werden, mit dem betreffenden Zollwach- Jeder Grenzschutzkompanie sollte organisato- inspektorat zusammenzuarbeiten und maximal risch ein Assistenzzug angegliedert werden, der in fünf Mann je Zollwachabteilung abzustellen. Der Stärke und Gliederung dem normalen Infanterie- Zugtrupp, die PAR-Schützen und die Funker müs- zug einer Grenzschutzkompanie entsprach. Dieser sten beim Zugskommandanten zu seiner unmittel- Assistenzzug war zur Verstärkung der Zollwache baren Verfügung bleiben.51 für den verstärkten Grenzaufsichtsdienst vorgese- Im Einsatz zur Sicherung gegen feindliche hen und sollte einen Grenzbeobachtungsdienst ein- Subversivkräfte während einer Spannungszeit hatte richten, um jede Grenzverletzung sofort melden zu der Kommandant des Grenzschutzbataillons 114 können. Im Idealfall hatten sie bereits die Bereit- von Anfang an darauf zu achten, dass die Grenz- stellung von aggressiven feindlichen Kräften zu schutzkompanien in jenen Bereichen eingesetzt wer- erkennen, und nach Beginn des feindlichen An- den, in welchen sie später zu kämpfen hatten. Jene griffes die Hauptstoßrichtung der Feindkräfte zu Teile, die zur Sicherung von Objekten oder zur melden. Nach erfülltem Auftrag sollten sich die Bekämpfung von Banden vorgesehen waren, sollten Beobachtungskräfte auf Schleichwegen absetzen, die ihnen im Falle eines Angriffes zugewiesenen um Anschluss an ihre Grenzschutzkompanie zu Kampfräume in maximal einer Stunde erreichen finden. Voraussetzung für ein Gelingen dieser können. Dafür sollten sie unter Zuhilfenahme des Operationen war ein funktionierendes Fernmelde- Requirierungsrechts behelfsmäßig mit zivilen Kraft- netz sowie eine ausreichende Ausstattung mit fahrzeugen ausgerüstet werden. Jagdkommandos Funkgeräten. Die Grenzschutzkompanie selbst waren maximal in einem Radius von zehn Kilometer würde durch die Abstellung dieses Assistenzzuges von ihrem Bereitstellungsraum einzusetzen.52 für ihre eigentliche Aufgabe ungeschwächt blei- Ein möglicher Einsatz des Grenzschutzbataillons ben.49 Ungelöst blieb die Frage der Versorgung und 114 gegen feindliche mechanisierte Angriffskräfte des Nachschubes der A-Züge bei einer etwaigen war, ging man von einem Agressor der Warschauer- Unterstellung unter die Zollwache, da die diesbe- Pakt-Staaten aus, gekennzeichnet durch eine zah-

49 Vgl. „Weisung für die Kampfführung des GzB 114“, Beilage 1 zu Zl. 5.231-geh/III/61 – Geheim, 3. Ausfertigung; und „Gedächtnisprotokoll über die Besprechung am 27.11.1961“ der MobAbteilung vom 06.12.1961, S. 2f; beides Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 50 Vgl. Schreiben des 4. Brigadekommandos an die Operationsabteilung des BMfLV vom 07.11.1961, Zl. 5.231-geh/III/61 – Geheim, 3. Ausfertigung; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 51 Vgl. „Modellfall GzB 114, Weiterbearbeitung der takt. Probleme“, Entwurf vom 29.01.1962, Zl. ? -geh/CH/62 – Geheim; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 52 Vgl. „Weisung für die Kampfführung des GzB 114“, Beilage 1 zu Zl. 5.231-geh/III/61 – Geheim, 3. Ausfertigung; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“.

Die Grenzschutztruppe 133

lenmäßige, waffen- und technische Überlegenheit setzung für die Erfüllung dieser Aufgabe war jedoch des Feindes. Einen kleinen Ausgleich schufen die eine hervorragende Spezialausbildung der Grenz- oft hervorragende Geländekenntnis der einheimi- schutzkräfte, denn ohne diese wäre ein Einsatz schen Grenzschützer sowie deren Unterstützung gegen mechanisierte Truppen ein sinnloses Opfer.55 durch die ortsansässige Bevölkerung. Das Ziel des Die Einsatzart der „Verzögerung“ schien für die Grenzschutzbataillons konnte es daher nur sein, Grenzschutzeinheiten noch als sinnvollste Auf- durch Verzögerung und Behinderung der Angriffs- gabe. Die oben beschriebenen Kampftaktiken bewegung des Feindes Zeit für die Bereitstellung wichen zwar von den bisher üblichen Methoden von Abwehrkräften in günstigem Gelände bzw. not- weitgehend ab, sollten aber die Grenzschützer im falls südlich der Donau zu gewinnen. Dazu musste Gegensatz zu anderen Möglichkeiten, wie dem sich der Grenzschutz auf ein System von Sperren überschlagenden Einsatz von Unterkampfgruppen stützen können, welches mit einem Schwergewicht oder dem schrittweisen Zurückweichen vor dem an den panzergünstigen Pisten anzulegen war.53 Feind, vor einer raschen Vernichtung bewahren.56 Der Kampf war in der ganzen Tiefe des Raumes Inwieweit diese Taktik von Erfolg gekrönt gewesen zu führen, wobei die ersten Teile den Kampf schon wäre, lässt sich schwer beurteilen. Die oftmals ge- möglichst nahe der Grenze an den ersten Sperren forderte „Spezialausbildung“ für den Grenzschutz aufzunehmen hatten, um das Schwergewicht des kam nie zustande, kritische Stimmen warnten vor Angriffes festzustellen, und so mit der Masse der einem Einsatz des Grenzschutzes als „Jagdkampf- eigenen Kräfte den Verzögerungskampf in dem da- infanterie“. Alle mit dieser Materie befassten Strate- für günstigsten Gelände fortsetzen zu können. Die gen waren sich nur in einer Sache einig: Der Kampf zahlenmäßige Unterlegenheit der Grenzschützer eines Grenzschutzbataillons würde in jedem Fall war durch Aufspaltung in kleinste Teile und schach- hart und verlustreich sein. brettartige Staffelung in der Tiefe der erkannten Stoßrichtung des Feindes zu verschleiern. Im Kampf Ad 2. Aufträge an das Grenzschutzbataillon 114 selbst würde das Schwergewicht auf der Panzernah- bekämpfung aus dem Hinterhalt und auf Störüber- Nach Ansicht der Brigade versprach ein Einsatz fälle in der Tiefe der feindlichen Flanke liegen, um des Grenzschutzbataillons nur dann einen Erfolg, die feindliche Angriffsspitze in für sie ungünstiges wenn von vornherein die ganze Tiefe des Raumes Gelände abzudrängen. Mit dieser Kampftaktik soll- ausgenützt werde.57 Als Raum wurde hier das te der Feind ständigen „Belästigungen“ ausgesetzt gesamte Mühlviertel, von der Staatsgrenze bis zur werden, und kein Ziel für seine schweren Waffen Donau, verstanden, ein militärischer Einsatz in und keinen Ansatzpunkt für die Entfaltung seiner einem Grenzstreifen alleine wurde als nicht sinn- vollen Stärke finden.54 Eine entscheidende Voraus- voll erachtet.

53 Vgl. „Weisung für die Kampfführung des GzB 114“, Beilage 1 zu Zl. 5.231-geh/III/61 – Geheim, 3. Ausfertigung; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 54 Vgl. „Modellfall GzB 114, Weiterbearbeitung der takt. Probleme“, Entwurf vom 29.01.1962, Zl. ? -geh/CH/62 – Geheim; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 55 Vgl. „Weisung für die Kampfführung des GzB 114“, Beilage 1 zu Zl. 5.231-geh/III/61 – Geheim, 3. Ausfertigung; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 56 Vgl. „Modellfall GzB 114, Weiterbearbeitung der takt. Probleme“, Entwurf vom 29.01.1962, Zl. ? -geh/CH/62 – Geheim; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 57 Vgl. Schreiben des 4. Brigadekommandos an die Operationsabteilung des BMfLV vom 07.11.1961, Zl. 5.231-geh/III/61 – Geheim, 3. Ausfertigung; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 134

Im Falle des alleinigen Einsatzes des Grenz- ner Kompanien einer Bataillonskampfgruppe der schutzbataillons 114, ohne der Unterstützung eige- Brigade direkt unterstellt werden. Die Kampf- ner Truppen, lautete der Auftrag in der durch mög- aufträge gingen dann direkt an die einzelnen liche intensive Feindtätigkeit gezeichneten Span- Grenzschutzkompanien, die nach einem Verzöge- nungszeit: rungskampf vor der Bataillonskampfgruppe haupt- sächlich deren Flanken gegen eine Umgehung „GzBaon 114 stellt über die Grenze eingedrungene schützen sollten.59 Sabotagetrupps und Banden, vernichtet sie oder treibt Bei einem Feindangriff vor Abschluss der sie über die Grenze zurück und sichert schützenswer- Mobilisierung der Grenzschutzkompanien – diese te Objekte gegen Anschläge subversiver Elemente.“ dauerte mindestens 24 Stunden – war nach Ansicht Bei einem direkten Angriff war der Auftrag wie folgt: der Brigade ein improvisierter Einsatz des GzB 114 „GzBaon 114 überwacht, stört, behindert die Bewe- nicht möglich, da bei der geringen Tiefe des gungen der feindlichen Angriffskräfte und verzögert Raumes mechanisierte feindliche Kräfte in wenigen nach Möglichkeit deren Vordringen an die Donau.“58 Stunden bis an die Donau vorstoßen könnten.60

Wenn nun das Grenzschutzbataillon gemein- Ad 3. Sperren sam mit anderen Truppen der 4. Brigade eingesetzt werde, waren folgende Szenarien zu unterschei- Mit der Errichtung der nötigsten Festen den: Bei einer Verstärkung durch geringe Teile der Anlagen, um entscheidende Lücken mit entspre- 4. Brigade, wie Einheiten der Panzerabwehr oder chender Panzerabwehr schließen zu können, konn- Aufklärer, lautete der Auftrag folgendermaßen: te frühestens ab 1964 begonnen werden. Ziel war „Verstärktes GzBaon 114 verzögert mit Schwerge- es, ein feindliches Vorstoßen durch das Mühlviertel wicht an den Hauptbewegungslinien möglichst zur Donau etwa zwei Tage verzögern zu können.61 lange das Vordringen der feindlichen Angriffs- kräfte in Richtung auf die Donauübergänge.“ Wenn Sperrkräfte mit schweren Waffen zur Verfügung Das Grenzschutz-Fernmeldewesen standen, konnte der Auftrag erweitert werden: „GzBaon 114 verzögert zunächst das Vordringen Voraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz der feindlichen Angriffskräfte und unterstützt des Grenzschutzbataillons waren, wie bei jeder dann den Kampf der Sperrkräfte durch Stör- militärischen Formation, gute Fernmeldeverbin- aktionen in der tiefen Flanke der Feindkräfte.“ Falls dungen. Nur mit Hilfe eines leistungsfähigen und jedoch die gesamte 4. Brigade im Mühlviertel ein- rasch funktionierenden Meldesystems konnte es gesetzt würde, musste das Grenzschutzbataillon möglich sein, der Führung rechtzeitig ein entspre- 114 aus taktischen Gründen aufgeteilt, und jede sei- chendes Lagebild zu vermitteln. Erschwert wurde

58 Vgl. „Aufträge an das GzBaon 114“, Beilage 2 zu Zl. 5.231-geh/III/61 – Geheim, 3. Ausfertigung; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 59 Vgl. „Aufträge an das GzBaon 114“, Beilage 2 zu Zl. 5.231-geh/III/61 – Geheim, 3. Ausfertigung; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 60 Vgl. Schreiben des 4. Brigadekommandos an die Operationsabteilung des BMfLV vom 07.11.1961, Zl. 5.231-geh/III/61 – Geheim, 3. Ausfertigung; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 61 Vgl. „Modellfall GzB 114, Weiterbearbeitung der takt. Probleme“, 2. Ausfertigung, Zl. 3.778-geh/Op/61 – Geheim; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“.

Die Grenzschutztruppe 135

dies durch die großen Abschnittsbreiten der aber im Einsatzfalle bei einem etwaigen Zurück- Grenzschutzeinheiten und den darin befindlichen weichen zurückgelassen werden musste. sehr spärlichen Postverbindungen, sowie die per- In die Gesamtplanung wurden auch die beste- sonell schwachen und unterschiedlich ausgebilde- henden Fernmeldeverbindungen von Gendarmerie ten Fernmeldekräfte in den OrgPlänen. und Zollwache einbezogen. Gerade durch die enge Eine Lösung dieses Problems schien zunächst Kooperation mit dem Zoll war schon bald deren nur möglich, in dem im Frieden ein eigenes Fern- Funknetz für Übungszwecke mitbenutzbar.64 Jede meldenetz für jeden Abschnitt geplant und das ent- oberösterreichische Zollwachabteilung verfügte – sprechende Fernmeldepersonal mobmäßig vorbe- mit Ausnahme des Zollamts Unterwald, dieses reitet wurde. Eine Einheitsausrüstung für alle kam hatte Funkverbindung mit dem Zollamt Wullowitz aufgrund der verschiedenen Geländeverhältnisse – über einen eigenen Fernsprechanschluss. Im in den Grenzabschnitten und der damit verbunde- Bereich von Rohrbach waren darüber hinaus alle nen oft sehr weiten Funkverbindungswege nicht in Zollämter an der bayrischen Grenze durch eine Frage. Die Fernmeldemittel mussten bereits im Ringleitung verbunden. Diese Telefonanschlüsse Frieden an den Einsatzpunkten gelagert bzw. nach waren auch außerhalb der Dienststunden der Möglichkeit schon eingebaut werden. Wichtige zuständigen Postämter infolge Dauerverbindung Leitungen mussten verlegt und wichtige Leitfunk- nutzbar, eine eventuelle Durchgabe musste aber stellen errichtet werden. Da Kraftfahrzeuge für verschlüsselt erfolgen. Seitens der Finanzlandes- einen mobilen Einsatz nicht zur Verfügung stan- direktion bestand zu vereinbarten Zeiten eine den, kam nur ein stationärer Betrieb mit Hand- Funkverbindung mit den vier Inspektoraten in oder Tretgeneratoren in Betracht.62 Freistadt, Rohrbach, Schärding und Braunau. Als Auf das Postnetz musste so gut als möglich Funkfahrzeuge besaß die Zollwache viersitzige zurückgegriffen werden. Man dachte auch an die DKWs, die bei einer Aufbietung des Grenzschutzes Mitbenützung von privaten Anschlüssen von als Gefechtsstand der Zugskommandanten be- Grenzschützern, für die bei der Postvermittlung stimmt waren. Ein Nachteil war jedoch deren eine entsprechend bevorzugte Bedienung veranlas- Ausstattung mit Schweizer Geräten65, die keine Ver- st wurde. Die Gefechtsstände sollten in diesem Fall bindung mit den Funkgeräten des Bundesheeres nahe oder unmittelbar bei den Postvermittlungen aufnehmen konnten. Aus diesem Grund wurden und Teilnehmeranschlüssen errichtet werden.63 die Zollwachen in Freistadt und Rohrbach an die Sehr ungünstig wirkte sich das Fehlen von Heeresleitung angeschlossen.66 Querverbindungen in Grenznähe aus. Hier musste Erst vom 11. bis 13. November 1963 erfolgte die auf das Feldkabel zurückgegriffen werden, welches Abnahme der Schaltungen für Telefon- und

62 Vgl. Sekt II/TelInsp „Information. Fernmeldeverbindung – Grenzschutz“ vom 06.03.1961, S. 1 – 3; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961 – „. 63 Vgl. „Fernmeldeverbindungen – Grenzschutz“ in: „Aufstellung des Grenzschutzes.“; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 3.671-geh- Mob/III/61 – Geheim, Beilage 3. 64 Vgl. „Information über den FM-Einsatz beim Grenz-Bataillon“ durch den BrigTelOffz vom 08.05.1961; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961 – „. 65 Die Zollwache war mit den Schweizer Handfunkgeräten „Autophon“ SE 18 (4 Kristalle, UKW, Reichweite bis zu 70 km) und damit mit weit leistungsfähigeren Geräten als das Bundesheer ausgestattet. Vgl. „Gz-Kompanieinstruktionen – Erfahrungsbericht“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 357.553-Mob/64, S. 3. 66 Vgl. „Verbindungsmittel Zoll“, o.D.; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 136 Abb.: Kraml

Abb. 22: „Merkblatt für den Tel-Einsatz im Grenzschutz“ des Militärkommando OÖ/Tel, Privatarchiv Franz Kraml, Linz

Die Grenzschutztruppe 137 Abb.: Kraml

Abb. 23: „Merkblatt für den Tel-Einsatz im Grenzschutz“ des Militärkommando OÖ/Tel, Privatarchiv Franz Kraml, Linz

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 138 Abb.: Kraml

Abb. 24: Skizze des TFF 1 und PRC 10; Funktionsmappe „Kompaniekommandantenkurs der Zollwache 1959“, Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

Die Grenzschutztruppe 139 Abb.: Kraml

Abb. 25: Bericht über die Erkundung von Funkverbindungen im Mühlviertel von ZwOKtr. Lois Kogler am 26. und 27.06.1961; Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 140 Abb.: Kraml

Abb. 26: Bericht über das Ergebnis der Funkerkundung am 7.9.1961; Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

Die Grenzschutztruppe 141 Abb.: Kraml

Abb. 27: Bericht über das Ergebnis der Funkerkundung am 7.9.1961; Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

„Erkundung der Funkverbindungen vom 20. bis 23.11.1962“, aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutz- bataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik). Foto: MilKdo OÖ

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 142 Abb.: Kraml

Abb. 28: Ergebnis der Funkerkundung am 7.9.1961; Privatarchiv Franz Kraml, Linz. Abb.: Kraml

Abb. 29: Funkplan eines Bataillons; Funktionsmappe „Kompaniekommandantenkurs der Zollwache 1959“, Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

Die Grenzschutztruppe 143

Telegraphenanschlüsse der Kompanie- und Zugs- räume im Block 12 der Kaserne Hörsching übersie- gefechtsstände im Mühlviertel unter Anwesenheit deln. Anfang November 1962 wurde mit dem der Postdirektion, des BMfLV und des Gruppenkom- Ausbau des Bataillonsgefechtsstandes am Truppen- mandos III. Ab Februar 1964 ging man an eine Koor- übungsplatz Treffling begonnen, der Kostenvor- dinierung des Grenzschutzbataillons 114 mit der anschlag dafür betrug ATS 300.000,-.71 Donausicherung „Nibelungenschatz“ in taktischer Ein Problem für die oberösterreichischen Grenz- und fernmeldetechnischer Hinsicht.67 Am 27. Juni schützer war, dass im Mühlviertel nur eine einzige 1964 übte die Telegraphenkompanie des Panzer- Kaserne des Bundesheeres existierte. Für die stabsbataillon 4 im Mühlviertel, erstmals wurde da- Instruktion des Grenzschutzes war jedoch für die bei das „Grenzschutznetz“ durchgeschaltet.68 Vom verschiedenen verwaltungsmäßigen Aufgaben wie 18. bis 24. September 1966 fand schließlich die Über- Einkleidung von neu beorderten Grenzschutzange- nahme des Grenzschutz-Postnetzes statt, sämtliche hörigen, ärztliche Untersuchung, Blutgruppenbe- Unteroffiziere der Grenzschutz-Ausbildungsgruppe stimmung, finanzielle Entschädigungen etc. die wurden durch Major Raimund Schindl in die Infrastruktur einer Bundesheerkaserne unbedingt Fernmeldeverbindungen eingewiesen.69 notwendig. Die Rohrbacher und Leonfeldner Kom- panie mussten daher auch nach Freistadt einberu- fen werden. Falls nun weder ein eigenes Kraftfahr- Transport- und Lagerprobleme, zeug noch eine ausreichend gute Verbindung durch fehlendes Schulungsmaterial Bus oder Bahn vorhanden war, sollten die Ge- – ein schwieriger Start meinden ein Fahrzeug zur Verfügung stellen.72 Am 5. Dezember 1962 hielt Major Raimund Am 16. Oktober 1961 meldete Major Raimund Schindl bei der Bürgermeisterkonferenz der Bezirks- Schindl an die Mob-Abteilung des BMfLV ein hauptmannschaft Urfahr-Umgebung ein Referat Namensverzeichnis der beim Bataillon eingeteilten über das Transportproblem des Grenzschutzes. Am Zollwacheangehörigen sowie ein Verzeichnis aller 27. August 1963 folgte eine Vorsprache bei Hofrat Dr. eingeteilten Kriegsteilnehmer (Freiwillige und Zoll- Schlegel von der Oberösterreichischen Landes- wacheangehörige), für die seitens des Ergänzungs- regierung wegen des gleichen Problems.73 Als am 5. kommandos Oberösterreich ein Ernennungsantrag September 1963 Major Schindl bei einer Bezirks- für eine Funktion beim österreichischen Bundes- hauptmänner-Konferenz in Ried neuerlich das heer gemäß § 28 (2) WG gestellt wurde.70 immer noch bestehende Transportproblem an- Im Februar 1962 konnte das Kommando des sprach, sagten die Bezirkshauptleute ihre bestmög- Grenzschutzbataillons 114 in seine neuen Dienst- liche Unterstützung zu. Ein Innviertler Bezirks-

67 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 68 1964 waren insgesamt drei Grenzschutz-Fernmeldenetze fertig gestellt: Das Mühlviertel, Kärnten und die Steiermark, das Grenzschutznetz Niederösterreich Nord war in Erprobung. Vgl. „TV-Konzept (Zl. 2577-geh/Op/63), Neufassung der Abschnitte VI. und VII., Vorlage“ bzw. „Untersuchungsergebnis der TV-Kommission über die Realisierungsmöglichkeiten des TV-Konzepts“, Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516- 3, BMfLV Zl. 2.576-geh/Op/63 – Geheim, Anlage 6 „Territoriale FM-Verbindungen“, S. 1. 69 Vgl. Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. 70 Vgl. „Verzeichnis der Zollwacheangehörigen“ vom 16.10.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung – Grenzschutz-Baon 114 Zl. 120/61. 71 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 72 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 3. Jahrgang 1964, 2. Folge, S. 2. 73 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 144

hauptmann stellte dabei fest, dass „es für jede Mit Beginn der Aufstellung der Grenzschutzein- Gemeinde eine Ehrensache sei, den Grenzschutz zu unter- heiten äußerten deren eingeteilte Zugs- und Kom- stützen, wobei uns die Schweiz Vorbild sein könnte“.74 paniekommandanten den Wunsch nach militäri- Das Militärkommando OÖ und die oberösterreichi- schen Vorschriften zum Selbststudium. Da es keine schen Bezirksverwaltungsbehörden trafen die Ver- eigenen Vorschriften für die Grenzschutztruppen einbarung, dass die Gemeinden dann helfend ein- gab, sollten an die Kommandantenfunktionen zu- springen, wenn der ortsansässige Grenzjäger weder mindest die Standardvorschriften des ÖBH ausge- durch ein öffentliches noch ein privates Fahrzeug folgt werden, wozu am 8. März 1962 eine Weisung rechtzeitig seinen Sammelort erreichen konnte.75 an die Vorschriftenabteilung hinausging.79 Als bis Persönliche Gespräche mit ehemaligen Mühlviertler November 1962 jedoch keine Zuweisung erfolgte, Grenzschützern ergaben jedoch, dass keinem eine ersuchte die Mobabteilung am 16. November 1962 Transporthilfe durch die betroffene Gemeinde erin- erneut um eine „entsprechende Veranlassung“.80 nerlich war, man half sich vielmehr intern durch Zwar wurden nun die Grenzschutzkompanien mit gegenseitige Unterstützung und Mitfahrzentralen Vorschriften beteilt, doch bekam jede Kompanie nur im oberösterreichischen Grenzjägerverband.76 jeweils vier Vorschriften „Allgemeiner Gefechts- Die Kommandanten der 2. und 3. Kompanie des dienst (AGD)“, „Die Schützengruppe“, „Der Grenzschutzbataillons 114, ZwOKtr Nesser und Schützenzug“, „Allgemeiner Exerzierdienst (AED)“ ZwOKtr Obernauer, schieden Anfang 1963 auf- und etwas später noch „Technische Hilfeleistung grund des Erreichens der im Wehrgesetz vorge- (THE)“.81 Die gerade beim Grenzschutz dringend schriebenen Altersgrenze aus dem Verband des benötigten Spreng- und Sperrvorschriften waren Bataillons aus. Am 24. April 1963 wurden als neuer entweder gar nicht vorhanden oder gerade in Kommandant der 2. Kompanie Leutnant dRes Dr. Bearbeitung und konnten daher nicht ausgegeben Franz-Josef Neuhuber und als Kommandant der 3. werden82 – was sich in der Folge für die Ausbildung Kompanie Oberleutnant dRes Johann Küblböck der Grenzjäger äußerst negativ auswirkte. dem Militärkommandanten Oberst dG Hubert In der Not behalfen sich die Grenzschützer mit Obermair gemeldet.77 Doch Küblböck musste schon anderer militärischer Literatur. So waren bei den im Herbst des gleichen Jahres aus gesundheitlichen Mühlviertler Grenzschutzoffizieren auch Vor- Gründen sein Kommando abgeben und wurde von schriften aus der DDR in Verwendung, wie z.B. das Oberleutnant dRes Hans Wurzer, einem Infanterie- „Handbuch für Grenzsoldaten“, auf das der damali- offizier des Zweiten Weltkrieges, abgelöst.78 ge Leutnant Gunter Polesny aufgrund einer Buch-

74 „Gz-Angelegenheiten MÜHLVIERTEL. Gedächtnisprotokoll – Vorlage“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 335.771-Mob/63. 75 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 2. Jahrgang 1963, 6. Folge, S. 4. 76 Information durch Obst a.D. Josef Kolmer und Hptm a.D. Gunter Polesny an den Verfasser anlässlich eines Gesprächs am 14.09.2007 in Linz. 77 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114“, 2. Jahrgang 1963, 3. Folge, S. 2. 78 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 2. Jahrgang 1963, 6. Folge, S. 6. 79 Vgl. „Vorschriften für Grenzschutzeinheiten.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 303.760-Mob/62. 80 Vgl. „Vorschriften für GzEinheiten“, Dienstzettel Nr. 91; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 318.168-Mob/62. 81 Vgl. „Grenzschutzeinheiten, Neuaufstellungen 1963, Beteilung mit Vorschriften“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 320.843-Vor/63. 82 Vgl. „Grenzschutzeinheiten, Beteilung mit Vorschriften.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 318.168-Mob/62.

Die Grenzschutztruppe 145 Abb.: MGFA

Abb. 30: Information über die leihweise Überlassung von Vorschriften an Grenzschutzangehörige; Archiv Gunter Polesny, Linz. Abb.: MGFA

Abb. 31: Ausgabeschein von Vorschriften an Grenzschutzangehörige; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 146 Abb.: MGFA

Abb. 32: Speziell an die Grenzjäger formulierter Aufruf zum Kauf der Bundesheer Illustrierten; aus „Der Grenzjäger“, Nr. 3/1966. Abb.: MilKdo OÖ

Abb. 33: Lagerorte des GzB 114, Stand 1963; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“.

Die Grenzschutztruppe 147

besprechung in der Zeitschrift „Truppendienst“ auf- Seite abtrennbar und mit entsprechendem Bild- merksam geworden war. Über seinen Vater, einen material versehen als Handzettel zu gestalten – dazu Linzer Buchhändler, konnten drei Exemplare dieses kam es jedoch nicht.86 Erst Ende Jänner 1964 wurden Handbuches für den Grenzjägerverband beschafft erste Arbeiten für eine Sammelmappe „Der Kom- werden. Als jedoch eine größere Anzahl dieser paniekommandant“ durchgeführt.87 In der Funk- Bücher für den Mühlviertler Grenzschutz geordert tionsmappe im Format DIN A4 von Hauptmann wurde, lehnte der Deutsche Militärverlag in Ost- Gunter Polesny finden sich folgende, jeweils ein- bis berlin die Bestellung ab und lieferte nicht aus.83 Die maximal zweiseitige kopierte Schriftstücke: „Aus- DDR befürchtete hier wohl einen Fall von Spionage zug aus der Ausbildungsvorschrift Allgemeiner gegen ihre eigenen Grenzschutztruppen. Exerzierdienst (AED)“, „Auszug aus dem Ausbil- 1963 erschienen im Grazer Verlag Leykam zwei dungsbehelf 7,62 mm Sturmgewehr“, „Auszug aus militärische Hefte, „Die Gruppe“ und „Der Zug“. dem Ausbildungsbehelf MG 42“, „Auszug aus der Die Zeitung „Der Soldat“ wies darauf hin, dass Ausbildungsvorschrift für die Infanterie. 9 cm Pan- Angehörige von Grenzschutzeinheiten diese Hefte zerabwehrrohr (PAR)“, sowie die Handzettel „Ge- zu einem Vorzugspreis von ATS 9,- bzw ATS 10,- öffnete Ordnung“, „Einrichten eines Gruppennestes erwerben könnten, um sich im Selbststudium auf verbunden mit Feuerkampf“, „Gruppe im Aufklä- die nächste Instruktion vorbereiten zu können.84 rungsdienst“, „Beobachtungsposten“, „Gefechtsauf- Einmal mehr waren Eigeninitiative und persönli- klärung – Befehl an Spähtruppkommandanten“, ches Engagement bei den Grenzjägern gefragt. „Befehl zum Einrichten eines Gruppennestes“, Durch Inserate und oftmals sehr bodenständig for- „Postenauftrag für einen Sicherungsposten“, mulierte Aufrufe sollten die Reservisten motiviert „Feuerkampf“, „Pionierdienst – Hindernisse gegen werden, sich selbstständig mit den nötigen Infor- Infanterie“, „Die 7,5 cm rückstoßfreie Panzer- mationen und Materialien für ihre militärische abwehrkanone“ und „Panzernahbekämpfung“.88 Weiterbildung zu versorgen. Probleme bereitete von Anfang an die sichere Ende April 1963 starteten erste Vorbereitungen Lagerung von Waffen und Munition für die oberö- für die Herausgabe einer „Funktionsmappe“.85 sterreichischen Grenzschutztruppen. Am 15. No- Diese Funktionsmappe, die in erster Linie für Kom- vember 1962 wurde die Gewehr- und Signal- mandanten von Grenzschutzformationen bestimmt munition von der Heeresmunitionsanstalt Stadl- war, sollte als Aufbewahrungsmappe für militäri- Paura in die fertig gestellten Munitionskästen der sche Handzettel und Ausbildungshilfen dienen. Kaserne Freistadt verlagert. Ende März 1963 wurden Diese Handzettel waren dringend notwendig, damit die restlichen Waffen für die A-Züge geliefert, sowie Kommandanten von Grenzschutzeinheiten vor die Puch-Haflinger neu zugewiesen. Am 7. Oktober etwaigen Übungen oder Instruktionen ihr Wissen 1963 fand eine Besichtigung der Artilleriekaserne auffrischen konnten. Man dachte daran, in einer an zwecks Übernahme von Lagerräumen für den alle Grenzjäger ergehenden Zeitschrift jeweils eine Grenzschutz mit dem Stab des 4. Brigadekom-

83 Information von Hauptmann a.D. Gunter Polesny anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 14.09.2007. 84 Vgl. „Der Soldat“, Nr. 12 vom 23.06.1963, S. 8. 85 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 86 Vgl. Kogler, Alois: „Erfahrungsbericht zur Kaderinstruktion der Grenzschutzkompanie Neufelden. Instruktionszeitraum: 18. – 21.4.1967“, Neufelden, 20.05.1967. 87 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 88 Vgl. „Funktionsmappe“, Archiv Gunter Polesny, Linz.

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mandos unter Leitung des Kommandanten Oberst unerlässlicher Hilfsmittel wie Karteien, Statistiken, dG Hubert Obermair statt. Vom 2. bis 4. Dezember Wandtafeln, Sonderunterlagen, Sammelbehelfen etc 1963 wurde die Munition von Stadl Paura nach waren oft große Anstrengungen aufzuwenden.90 Da Ebelsberg verlegt. Mitte Februar 1964 wurden die ist es nicht verwunderlich, wenn die Lieferung von Waffen und Geräte der Grenzschutzkompanie Frei- vier Kassen „Schwere Wiener“ am 26. Juni 196491 stadt in die Verwaltung des Kasernenkommandos einen eigenen Eintrag im Kommandotagebuch des Freistadt übergeben. Von 6. bis 12. Juni 1965 wurden GzB 114 wert war. Diese mitunter schlechten Teile der Einsatzmunition wieder zurück nach Stadl Arbeitsbedingungen forderten auch ihre Opfer. Als Paura gebracht.89 Gründe für diese oftmaligen wohl tragischster Vorfall kann der Selbstmord des Wechsel der Lagerorte könnten logistischer oder tak- langjährigen Nachschubunteroffiziers Offiziersstell- tischer Natur gewesen sein. Als einzig durchgehend vertreter Rudolf Pfoser92 aus Straßham gelten, der bewachte Munitionslagerstätten außerhalb von sich am 13. Jänner 1965 im Offizierstrakt des Militär- Stadl Paura standen nur die Kasernen Ebelsberg und kommandos in Hörsching erhängte. Offiziersstell- Freistadt zur Verfügung. In Freistadt waren die vertreter Pfoser, der seit den ersten Anfangstagen Lagerkapazitäten aber sehr beschränkt und im des Modellfalles Mühlviertel am Aufbau des Grenz- Prinzip nur für die ansässige Grenzschutzkompanie schutzes mitgearbeitet hatte, war laut Aussagen von vorhanden. Im Falle einer Agression aus der Zeitzeugen den nervlichen Beanspruchungen nicht Tschechoslowakei war Freistadt aufgrund seiner mehr gewachsen, „da er vieles, das nicht gleich oder Nähe zur Grenze daüber hinaus als erstes potenziel- les Angriffsziel anzusehen, hier die Munition für alle Mühlviertler Grenzschutzkompanien zu lagern könnte man daher bestenfalls als fahrlässig bezeich- nen. Die einzige direkte Verbindung nach Leon- felden und Rohrbach und somit zu den dort statio- nierten Kompanien war eine parallel zur Grenze verlaufende Bundesstraße, über die ein Munitions- transport im Falle einer Mobilisierung viel zu riskant gwesen wäre. Die jeweiligen Kommandanten der Einheiten kommentierten diese Faktoren, grenznahe versus rückwärtige Lagerung, wohl unterschiedlich, was zu den angeführten Verlegungen führte. Der Grenzschutz hatte oftmals mit großen orga- nisatorischen und verwaltungstechnischen Proble-

men zu kämpfen. Für die Anschaffung und Anlage Abb. 34: Kraml

89 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 90 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114“, 4. Jahrgang 1965, 2. Folge, S. 1. 91 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 92 Offiziersstellvertreter Rudolf Pfoser rückte 1931 zum damaligen Alpen-Regiment 7 in Linz ein und wurde 1938 als Berufsunteroffizier in die Deutsche Wehrmacht übernommen. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg machte er sich zuerst als Gärtner selbstständig, trat 1950 in den Dienst der oberösterreichischen Landesregierung und meldete sich mit Beginn der Aufstellung zum Zweiten Bundesheer. Dort diente er bis zu seinem Selbstmord als Zugskommandant, Dienstführender Unteroffizier und Nachschub-Unteroffizier. Vgl. „Der Soldat“, Nr. 21 vom 12.11.1961, S. 5.

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ausreichend bei der Organisation des Grenzschutzes Rahmen der Standesevidenzkontrolle an die Reser- funktionierte, persönlich nahm und als sein eigenes Ver- visten angeordnet.96 schulden verstand“93. Die angepasste Ausstattung wurde in einem Großrucksack oder Trosssack verpackt und mit dem Namenszettel mit der Anschrift des jeweiligen Erste Standesevidenzkontrollen Trägers versehen. Diese Rucksäcke wurden je nach des österreichischen Grenzschutzes Örtlichkeit und Möglichkeit kompanieweise oder zugweise am vorgesehenen Sammelplatz der Die erste Koordinierungsbesprechung beim Einheit gelagert. Für den Transport und die Aus- Bundesministerium für Landesverteidigung bzgl. gabe wurde ein Begleitpersonal beigestellt, in der der Standesevidenzkontrollen fand am 10. Oktober Stärke von einem Begleiter für zehn Reservisten.97 1961 unter Vorsitz des Leiters der Sektion II, Als Lagerorte standen die Kaserne Freistadt, das General Rüling, statt.94 Am 20. Oktober wurden Gefangenenhaus in Leonfelden (für Bekleidung, diese ersten Standesevidenzkontrollen für das Wirtschafts-, Tel-, Pionier- und sonstiges Gerät der Grenzschutzbataillon 114 angekündigt.95 Den 2. Kompanie des GzB 114), die festgelegten Angehörigen der drei Kompanien sollte bei dieser Gefängniszellen im Gerichtsgebäude von Lembach Gelegenheit Bekleidung und Ausrüstung ausgege- (für Bekleidung und Gerät des 3. Zuges der 3. Kom- ben werden, was aber infolge von Bedenken des panie des GzB 114)98 und privat angemietete Räume Staatssekretariats zunächst nicht durchgeführt wer- in Aigen-Schlägl zur Verfügung. Ein Reserve- den konnte. Um aber die Einsatzbereitschaft der lagertrupp hatte die ausgelagerten Gegenstände zu Grenzschutztruppen möglichst zu optimieren, pflegen und zu warten.99 Für die erforderliche wurde zumindest eine Anpassung der Bekleidung, Anfertigung von Lagerungs- und Transportkisten Ausrüstung und des erforderlichen Feldgeräts im wurde ein Budget von ATS 7.000,- bewilligt.100

93 Gespräch des Autors mit Vzlt Alois Kriegner am Grenzschutzsymposium in Freistadt am 03.06.2005. 94 Weiters anwesende waren: ObstdG Obermair, ObstdG Rothansel, ObstdG Krainz, Obst Lindmayer, ObstltdG Rudolf, ObstltdG Heller, ObstltdG Hruby, Sektionsrat Dr. Zlamala, MjrdG Kundigraber, MjrInt Riedl, MjrdG Zlaninger, MjrdG Wimmer, Mjr Schindl; vgl dazu Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 95 Vgl. „Meldung der Lokale für die Standesevidenzkontrollen“ vom 20.10.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.652-Mob. 96 Die Ausrüstung für Grenzschutzeinheiten umfasste an Bekleidung: Bergschuhe oder Strapazschuhe Ö oder D, Hosengamaschen aus Segeltuch, Überhose und Überjacke zum Kampfanzug, Leibriemen, Uniformhemd, Unterhose, Wollhandschuhe, 2 Paar Wollsocken, Hosengurt mit kleiner Schnalle, Feldkappe M 56, Tuchrock M 56, Tuchhose M 56, Krawatte, Kopfschützer. An Rüstung: 3 Aufschiebeschlaufen, Brotsack, 3 Mantelriemen, Stahlhelm mit Tarnnetz und Gummiband, Trosssack oder Rucksack, 2 Magazintaschen für das Sturmgewehr, Traggerüst. An Feldgerät: Essbesteck Ö oder D mit Futteral, Essgeschirr, Feldflasche Ö oder D, Spaten mit Tasche, Zeltblatt Ö oder D, 2 Zeltstöcke und 4 Zeltpflöcke Ö oder D, Zeltschnur, Zeltspanner, Einmannkocher mit 2 Reservebrennstoffpackungen, und die obligatorische Butterdose. Vgl. Beilage 1 zu Zl. 324.749-Mob/61. 97 Vgl. „Gedächtnisprotokoll der Besprechung am 20.4.1961, 10.00 Uhr, über materielle Fragen in Zusammenhang mit dem Aufbau des Gz-Baons“ vom 21.04.1961, S. 1f; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 98 Vgl. „Überlassung nicht benützter Räume der Justizverwaltung für GZ 114“ vom 28.10.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.105-Mob. 99 Vgl. „Verpassung der Bekleidung für die Angehörigen des Gz-Bataillons 114“ vom 24.10.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.749-Mob/61. Nach der Ausgabe von Bekleidung und Mannesausrüstung an die Grenzschutzangehörigen wurde dieser Trupp wieder aufgelöst. Vgl. „Gedächtnisprotokoll über die Besprechung am 27.11.1961“ der MobAbteilung vom 06.12.1961, S. 6; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 100 Vgl. „Ausgabebefugnis für Lagerungs- und Transportkisten für GzEinheiten des GrpKdos III“ vom 23.11.1961; Österreichi- sches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 326.478-Mob/61.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 150

Hörsching 1961: Vorbereitung der Trosssäcke für die GzKp Freistadt, Leonfelden und Rohrbach; aus Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutz- bataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik).

Hörsching 1961: Verladung der Trosssäcke zum Transport nach Freistadt; aus Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik). Fotos: MilKdo OÖ

Die Grenzschutztruppe 151 Abb.: Kraml Abb. 35: „Ladungsbescheid“ zur ersten Standesevidenzkontrolle des Grenzschutzes in Freistadt für ZwOKtr Lois Kogler vom 26.10.1961; Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 152 Abb.: Kraml Abb. 36: Privatarchiv Franz Kraml, Linz. Abb.: Kraml

Abb. 37: Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

Die Grenzschutztruppe 153 Abb.: Kraml

Abb. 38: Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 154

Am 27. Oktober 1961 wurden die Termine für Fussenegger, der Bezirkshauptmann und die Bür- die ersten Standesevidenzkontrollen des Grenz- germeister der betroffenen Gemeinden.106 schutzbataillons 114 festgesetzt: In Freistadt sollte Die Standesevidenzkontrolle in Leonfelden ge- sie am 4. November in der Kaserne Freistadt, in staltete sich zu Beginn etwas schwieriger. Aufgrund Rohrbach am 11. November im Bezirksgendar- der unzulänglichen öffentlichen Verkehrsanbin- meriekommando Rohrbach und für Leonfelden am dung für die im südlichen Teil des Bezirks wohnhaf- 18. November in der neuen Hauptschule Leon- ten Reservisten wurde befürchtet, den Zeitplan der felden, jeweils um 08.45, stattfinden.101 Aufgrund Standesevidenzkontrolle nicht einhalten zu können. kapazitärer Schwierigkeiten wurde am 2. Novem- Da Bahn und Post die Beistellung von Sonderkraft- ber die geplante Standesevidenzkontrolle in Rohr- wagen für diese Kurzstrecke ablehnten, mussten bach vom Bezirksgendarmeriekommando in das von der Heeresunteroffiziersschule Enns und dem Rohrbacher Kino verlegt.102 Die Dauer der Ver- Fliegerhorstkommando Hörsching Dieselbusse aus- anstaltung wurde mit jeweils etwa sechs Stunden geliehen werden.107 Die Standeskontrolle selbst ver- veranschlagt.103 lief dann unter der Leitung von General Rüling Am 4. November 1961 fand die erste Standes- ohne Zwischenfälle. evidenzkontrolle einer Grenzschutzkompanie des Alles in allem verliefen die Standesevidenzkon- österreichischen Bundesheeres in der Kaserne Frei- trollen von der ersten Vergatterung der Kompanien stadt statt. Der Kommandant der 4. Brigade, Oberst bis zur Verabschiedung reibungslos. Die Reser- dG Hubert Obermair, begrüßte die in Zivil angetre- visten, bei denen es sich hauptsächlich um Jung- tenen Grenzschützer. Obwohl die Einberufung männer und Freiwillige handelte, die in den Jahren selbst kurzfristig erfolgt war, fehlten nur neun 1956 bis 1960 ihren Präsenz- bzw. Waffendienst Prozent der rund 170 Einberufenen.104 Die ansch- geleistet hatten, fanden sich trotz ihrer zivilen ließende Einkleidung verlief nach dem vorgesehe- Kleidung rasch in die Kompanieeinteilung ein. nen Programm ohne Zwischenfälle, und fand rege Nach dem Antreten und Melden der Kompanien an Resonanz in österreichischen Tageszeitungen.105 den Brigadekommandanten Oberst dG Hubert Am 11. November 1961 folgte die Standesevi- Obermair wies dieser auf die Pflichten der Soldaten denzkontrolle in Rohrbach. Auch diese verlief ord- nach der Präsenzdienstzeit hin und umriss Stellung nungsgemäß, von den Stellungspflichtigen waren und Aufgabe im österreichischen Verteidigungs- nur zehn Mann nicht erschienen. Anwesend waren konzept. Nach ihm sprach der jeweilige Bezirks- unter anderem der Generaltruppeninspektor Erwin hauptmann zu den Soldaten und der großen Zahl

101 Vgl. „Zeitfestsetzung für die 1. Standesevidenzkontrolle des Gz-Baons 114“ vom 27.10.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.028-Mob. 102 Vgl. „Lokalaenderung fuer stek --rohrbach--“ vom 02.11.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.227-Mob. 103 Vgl. „Der Grenzschutz wird aufgerufen. Die 4. Brigade berichtet“, in: „Der Soldat“, Nr. 21 vom 12.11.1961, S. 5. 104 Vgl. „Erste Grenzschutzkompanie Österreichs formiert. Sie soll von der ersten Alarmstufe an bereit sein – Mobile Reserve mit deponierter Ausrüstung“; in Tagblatt Nr. 257 vom 06.11.1961, (17.) 65. Jahrgang, S.3. 105 Vgl. „Standesevidenzkontrolle der Soldaten der Reserve des OÖ Gz-Baons“ vom 06.11.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.382-Mob. Weitere Zeitungsartikel u.a. in den Mühlviertler Nachrichten und dem Linzer Volksblatt. 106 Vgl. „Standesevidenzkontrolle 3./GzB 114“ vom 13.11.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.811-Mob. 107 Vgl. „Gz-Baon 114 (Mühlviertel) – Standesevidenzkontrolle Leonfelden“ vom 08.11.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.717-Mob/61.

Die Grenzschutztruppe 155

von Bürgermeistern und Bürgern, die dem feierli- Die Ausgabe von Bekleidungs- chen offiziellen Teil der Evidenzkontrolle beiwohn- und Ausrüstungsgegenständen ten. Danach wurden Uniform und Kampfanzug an das Grenzschutzbataillon 114 angepasst, Blutgruppen festgestellt, Erkennungs- marken und Wehrdienstbücher ausgestellt und eine Zur schnellen Mobilmachung eines Grenz- Blutspendeaktion des Roten Kreuzes durchge- schutzverbandes war die Mitgabe von Bekleidung führt.108 Als „Mittagessen“ bekam jeder Reservist und Ausrüstung an die Grenzschutzreservisten eine Kaltverpflegung im Wert von ATS 7,- aus- unbedingt erforderlich.113 Doch war das Ende 1961 gehändigt.109 noch nicht möglich, da keine gesetzliche Regelung Die organisatorischen Vorarbeiten für den Auf- gegeben war. Man überlegte daher schon, privat- bau der österreichischen Grenzschutztruppe waren rechtliche Vereinbarungen mit den Reservisten zu somit vorläufig abgeschlossen. Von 588 einberufe- schließen, um diese zur ordnungsgemäßen Über- nen Reservisten waren insgesamt nur acht unent- nahme und Verwahrung von Bekleidung und schuldigt und 18 entschuldigt nicht erschienen,110 Ausrüstungsgegenständen zu verpflichten.114 Die was alle Erwartungen weit übertraf. Die Zusammen- Lösung brachte schließlich der Ministerratsbe- arbeit mit der oberösterreichischen Landesregie- schluss vom 21. November 1961, mit dem die ver- rung, der Finanzlandesdirektion mit den Bezirks- suchsweise Ausgabe von militärischen Bekleidungs- zollwachinspektoraten, dem Landes-Gendarmerie- und Ausrüstungsgegenständen an die Angehörigen kommandanten und der Landessicherheitsdirektion des ersten Grenzschutzbataillons Mühlviertel sowie den Bezirkshauptleuten der Bezirke Freistadt, genehmigt wurde.115 Urfahr-Umgebung und Rohrbach funktionierte sehr Die Ausgabe der Bekleidung und Ausrüstung gut111 – die gemachten Erfahrungen konnte man war ursprünglich für die nächste Standesevidenz- durchwegs als positiv bezeichnen.112 Man ging kontrolle Ende Jänner 1962 in Zusammenhang mit daher an die Vorbereitungen für die Aufstellung der Abhaltung eines Grenzschutztages vorgesehen. einer vierten oberösterreichischen Grenzschutz- Durch den Ministerratsbeschluss konnte man diese kompanie: der Grenzschutzkompanie Ried im Ausgabe vorverlegen, was sowohl im Hinblick auf Innkreis. eine rasche Erreichung der Einsatzbereitschaft als

108 Vgl. „Das erste Grenzschutz-Baon entsteht“, in: „Der Soldat“, Nr. 22 vom 26.11.1961, S. 9. 109 Vgl. „Gedächtnisprotokoll der Besprechung am 20.4.1961, 10.00 Uhr, über materielle Fragen in Zusammenhang mit dem Aufbau des Gz-Baons“ vom 21.04.1961, S. 2; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 110 Vgl. „Durchführung der Standesevidenzkontrollen des Gz-Baons 114“ vom 22.11.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 326.429-Mob; sowie „Die Grenzschutztruppe“, in: „Der Soldat“, Nr. 23 vom 10.12.1961, S. 1. 111 Vgl. „Dankschreiben an den Landeshauptmann von OÖ, Landessicherheitsdirektion und die Bezirkshauptleute der Bezirke Freistadt, Urfahr-Umgebung, Rohrbach, FLD und Landesgendarmeriekommando anlässlich der abgehaltenen Standesevidenzkontrolle“ vom 23.11.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 326.479-Mob/61. 112 Vgl. „Die Bevölkerung ist für den Grenzschutz aufgeschlossen“, in: „Der Soldat“, Nr. 22 vom 26.11.1961, S. 2. 113 Vgl. hiezu auch Mathis, Winfried: „Grenzschutz Österreichs gegen Italien 1915. Lehren für die heutige Zeit“, Militärwissenschaftliche Arbeit für den 2. Kurs für den höheren militärischen Dienst, Wien 1959, S. 95. 114 Vgl. „Mitgabe von Bekleidung und Ausrüstung an Grenzschutzreservisten“ – Information vom 08.11.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 327.000-Mob/61. 115 Vgl. Wimmer, Paul: „Die Formierung der österreichischen Landwehr“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 4, S. 322.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 156 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 39: Weisung über die Ausgabe von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen an die Angehörigen des GzB 114; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung, Zl. 327.000-Mob/61.

Die Grenzschutztruppe 157

Abb.: ÖStA/AdR Abb. 40: Weisung über die Ausgabe von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen an die Angehörigen des GzB 114; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung, Zl. 327.000-Mob/61.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 158 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 41: Beilage 1 zur Weisung über die Ausgabe von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen an die Angehörigen des GzB 114; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung, Zl. 327.000-Mob/61.

Die Grenzschutztruppe 159 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 42: Beilage 1 zur Weisung über die Ausgabe von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen an die Angehörigen des GzB 114; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung, Zl. 327.000-Mob/61.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 160 Abb.: ÖStA/AdR Abb. 43: Merkblatt über die Aufbewahrung und Pflege von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen für die Angehörigen der Grenzschutztruppen; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung, Zl. 327.000-Mob/61 – Beilage 2.

Abb. 44: Merkblatt über die Aufbewahrung und Pflege von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen für die Abb.: ÖStA/AdR Angehörigen der Grenzschutztruppen; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung, Zl. 327.000-Mob/61 – Beilage 2.

Die Grenzschutztruppe 161

auch für die Durchführung des Grenzschutztages Du zum Schutz der Grenzen aufgerufen wirst, um zweckmäßig erschien, da die Reservisten dann Dich gegen Kälte und Nässe, Wind und Wetter zu schon in Uniform auf den Sammelplätzen eintreffen schützen. könnten und so die Aufbewahrung der Zivil- Verwahre und behandle daher Uniform und Aus- kleidung in den Sammelorten entfallen würde. Die rüstung wie Dein persönliches Eigentum.“120 ausgegebene Bekleidung116 musste bei der Überga- be vom Reservisten quittiert werden und wurde in Auch nach dieser Ausgabe der Bekleidung und das Wehrdienstbuch eingetragen. Die Ausgabe Ausrüstung an die Reservisten verblieb noch zahl- selbst ging bei den zuständigen Gemeindeämtern reiches Material wie Sonderbekleidung, Küchen- vor sich. Für den Fall der Verhinderung eines Reser- gerät, Reserven etc. in der Verwaltung des visten, was etwa ein Fünftel der Grenzjäger betraf, Bataillons. Daher stellte das 4. Brigadekommando nahm der zuständige Gemeindesekretär die Aus- an das Gruppenkommando III in Salzburg den rüstung vorübergehend in Verwahrung.117 Die Aus- Antrag, neuerlich einen Reservelagertrupp aufzu- lieferung an rund 560 Reservisten in 96 Gemeinden stellen. Das Brigadekommando war der Ansicht, konnte bei etwa zehn bis zwölf Arbeitsstunden täg- dass grundsätzlich für jede Grenzschutzeinheit bzw. lich innerhalb von zwölf Tagen bis 20. Jänner 1962 jedes Grenzschutzbataillon ein bescheidener Stand im gesamten Mühlviertel abgeschlossen werden. an Stammpersonal für die regelmäßige Pflege und Von den beiden „fliegenden“ Ausgabekommandos Wartung der ausgelagerten Bekleidungs- und Aus- wurden dabei zusammen 2.600 km Fahrtstrecke rüstungsgegenstände erforderlich sei. Im Falle von zurückgelegt.118 Dazu wurde ein Merkblatt aus- Übungen und § 2-Einsätzen sollten an den drei gehändigt, welches ebenfalls ins Wehrdienstbuch Sammelorten der Kompanien mindestens je ein einzulegen war119 und neben Hinweisen zu Pflege Unteroffizier dieses Stammpersonals die Ausgabe und Aufbewahrung folgenden Wortlaut enthielt: der Waffen, des Gerätes und der Restbekleidung durchführen. Funktionspersonal einer aktiven Ein- „Grenzschutzsoldat! heit erachtete man für diese Aufgabe als nicht geeig- Die österreichische Bundesregierung hat beschlossen, net, da man den Austausch der neuen Lager- den Angehörigen der Grenzschutztruppen Bekleidung bestände des Grenzschutzes zugunsten der aktiven und Mannesausrüstung in die persönliche Ver- Truppe befürchtete. wahrung zu übergeben. Dieser Reservelagertrupp sollte folgende Stärke Damit übernimmst Du die Verantwortung über und Wirkungsbereich aufweisen: Staatseigentum im Werte von ca. 4.500,- S. • 1 Nachschubunteroffizier (NUO) für die Rechtfertige dieses Vertrauen! gesamten Waffen und das Nachschubgerät des Bekleidung und Ausrüstung sind für den Einsatz Grenzschutzbataillons 114 bestimmt. Du brauchst sie im besten Zustand, wenn • 1 Telegraphengeräte-Unteroffizier (TelGeräte-

116 Vgl. hierzu Fußnote 37. 117 Vgl. „Der Soldat“, Nr. 2 vom 28.01.1962, S. 8. 118 Vgl. „ausgabe von bekleidung und ausruestung gz-baon 114“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 401.062-Wi/62. 119 Vgl. „Ausgabe von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen an die Angehörigen des GzBaons 114“ vom 20.12.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 327.000-Mob/61. 120 „Merkblatt über Aufbewahrung und Pflege von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen für die Angehörigen der Grenzschutztruppen“, BMfLV R 1059.

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 162 Abb.: MilKdo OÖ Abb. 45: Gliederung GzB 114; aus Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik).

Die Grenzschutztruppe 163 Abb.: MilKdo OÖ Abb. 46: Gliederung GzB 114; aus Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik).

Aufstellung Grenzschutzbataillon 114 164

UO) für das gesamte Telegraphen- und Pioniergerät • 1 zeitverpflichteter Soldat mit Eignung zum des Bataillons Kraftfahrunteroffizier (KUO) als Fahrer des dem • 1 Wirtschaftsunteroffizier (WiUO) für die GzB 114 zugewiesenen Puch Haflingers, zugleich gesamte Bekleidung und die Ausrüstungsgegen- verantwortlich für die zivilen und handelsüblichen stände des GzB 114. Dieser WiUO hatte nach der Fahrzeuge des Bataillons. Ausgabe der Bekleidung an den Mann bei einem Im Falle von Übungen bzw. eines § 2-Einsatzes der häufig vorkommenden Personalwechsel infol- besetzte der Reservelagertrupp die entsprechenden ge Übersiedlung, Ableben, Arbeitsplatzwechsel etc. Funktionen und Dienstposten des Grenzschutz- die Bekleidung des Reservisten einzuziehen. Bataillonsstabes.121

121 Vgl. „Antrag auf Genehmigung der Aufstellung eines Reservelagertrupps“ vom 11.12.1961, 4. BrigKdo Zl. 10.503- Verschl/61; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“.

Die Grenzschutztruppe 165

5 Die Errichtung der Grenzschutztruppe in ganz Österreich

Nach dem Abschluss der Arbeiten für den Auf- Steuerung der Einberufung von bau des Grenzschutzes im Mühlviertel wurde mit Jungmännern zur Schaffung einer der Aufstellung weiterer Grenzschutzverbände ausreichenden Zahl von Reservisten begonnen. Bis Anfang Februar 1962 sollten 24 Grenzschutzkompanien mit 4.000 Mann entlang der Nach dem Organisationsplan der Grenzkom- gesamten Staatsgrenze aufgestellt und ausgerüstet panie einschließlich des Assistenzzuges sollte sich sein. Bis Ende 1962 war die Aufstellung von 50 eine Grenzschutzeinheit folgendermaßen zusam- Grenzschutzkompanien mit rund 8.000 Mann an- mensetzen: gestrebt. In den Jahren 1963, 1964 und 1965 sollten je 64 % Infanterie, 15 % Pioniere, 10 % Telegraphen, 20 bis 25 weitere Kompanien errichtet werden, und 8 % Panzerjäger und 3 % Sanität. somit das Ziel von rund 120 Grenzschutzkompanien Schon bald zeigte sich jedoch, dass der Vorrat an mit etwa 20.000 Mann erreicht werden.1 Man war Reservisten in den Grenzbezirken, aufgeschlüsselt sich jedoch von Anfang an klar, dass in allen nach Waffengattungen, sich nicht mit dem Bedarf Kompanien zunächst ein Mangel an Gruppen- und der Grenzschutztruppen deckte. Daher machte man Truppkommandanten sowie Funktionsoffizieren sich daran, einen entsprechenden Vorrat an Reser- herrschen würde.2 Doch Improvisation war schon visten in den Aufstellungsräumen zu schaffen. immer eines der bestechenden Merkmale des öster- Die bisherigen Erfahrungen zeigten, dass besten- reichischen Bundesheeres, zuversichtlich machte falls ein Drittel der Grundwehrdiener den An- man sich in den Bundesländern ans Werk. forderungen für eine Verwendung in einer Grenz- Die Aufstellung des Grenzschutzes blieb nicht schutzkompanie im Hinblick auf die Erreichung ohne Kritik in der politischen Opposition. Es wurde einer raschen Einsatzbereitschaft voll entsprach. Es sogar der Vorwurf gemacht, die Grenzschutz- war daher umso mehr erforderlich, dass diese weni- kompanien wären eine „Privatarmee des Bundes- gen brauchbaren Jungmänner in erster Linie zu den ministeriums für Landesverteidigung“. Das Bundes- oben angeführten Waffengattungen eingezogen heer entgegnete diesen Anschuldigungen vehement werden. Daher mussten für diese Männer schon bei und verwies auf die militärische Bedeutung des der Stellung folgende Gesichtspunkte berücksich- Grenzschutzes für die Souveränität und Neutralität tigt werden: Ihr Arbeitsplatz sollte am Wohnort Österreichs.3 oder in geringer Entfernung sein, was sich auch

1 Vgl. „Grenzschutz wird ausgebaut", in: „Der Soldat", Nr. 1 vom 14.01.1962, S. 3. 2 Vgl. „Aufstellung des Grenzschutzes."; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 3.671-geh-Mob/III/61 – Geheim. 3 „in seiner ansprache verteidigte generalmajor waldmueller die grenzschutzkompanien gegen oppositionelle stimmen, die, wie er sagte, nicht von oesterreichern, sondern von in oesterreich lebenden fremden kaemen, deren geistige oder politische heimat offenbar ausserhalb oesterreichs zu suchen sei." APA-Meldung vom 27.01.1962 (Innenpolitik).

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 166

nach dem Präsenzdienst nicht ändern durfte. Oder Ein besonders strenger Maßstab musste von den sie meldeten sich freiwillig für eine spätere Ergänzungsbehörden bei der Beurteilung von An- Verwendung in einer Grenzschutzeinheit und trägen Wehrpflichtiger der Reserve auf Freistellung ändern voraussichtlich ihren Wohnort nicht. Die von einer Einteilung zur Grenzschutztruppe ange- Karteimittel bzw. das Grundbuch dieser Männer wandt werden. Keinesfalls durften Freistellungen wurde schon bei der Stellung mit „Gz“ gekenn- dazu führen, dass in der Grenzschutztruppe nur zeichnet, ihre Einberufung erfolgte in die grenz- bestimmte zivile Berufsgruppen vertreten waren. nächsten Garnisonen geschlossen nach Waffen- Die berufliche Gliederung der Angehörigen einer gattungen zu einer Kompanie.4 Dadurch wurde Grenzschutzkompanie sollte ungefähr der berufli- gegen Ende des Präsenzdienstes die Voraussetzung chen Gliederung der Bevölkerung ihres Einsatz- für eine Sonderausbildung in den Einsatzarten der raumes entsprechen – nur so konnte eine volksna- Grenzschutztruppe geschaffen.5 Voraussetzung he Verankerung der Truppe erreicht werden.7 dafür war eine enge Zusammenarbeit zwischen Alle Präsenzdiener der Grenzgemeinden sollten Ergänzungsabteilungen und Militärkommanden, in erster Linie zur Infanterie einberufen werden, da die Grenzschutz-Sachbearbeiter bei den Militär- um in den meist dünn besiedelten Grenzgebieten kommanden die Möglichkeit erhalten mussten, in die Aufstellung und später die personelle Er- die bei den Ergänzungsabteilungen aufliegenden gänzung des Assistenzzuges sicher zu stellen. In Grundbücher Einsicht zu nehmen. General August allen Grenzbezirken sollten bei künftigen Einbe- Rüling wies daher persönlich alle Kommandanten rufungen die Waffengattungen Infanterie, Pioniere, der Ergänzungsabteilungen darauf hin, eng mit den Telegraphen, Panzerjäger und Sanität mit Vorrang Militärkommanden und MobReferenten der behandelt werden. Gruppen zusammenzuarbeiten.6 Diese angeführten Gesichtspunkte waren in Ein weiteres wichtiges Kriterium war der Beruf erster Linie in den Bezirken zu beachten, in denen des Reservisten. Von den Ergänzungsbehörden die nächsten Aufstellungen von Grenzschutzkom- musste daher schon vor der Einteilung eines Wehr- panien vorgesehen waren. Diese teilten sich folgen- pflichtigen der Reserve zur Grenzschutztruppe dermaßen auf: überprüft werden, ob der Betreffende nicht einer Im Burgenland Neusiedl und Mattersburg; in Berufsgruppe angehört, durch die er im Falle der der Steiermark Radkersburg und Leibnitz; in Mobilisierung als unabkömmlich (uk) eingestuft Kärnten Völkermarkt, -Land, Villach- werden würde. Eine Nichtbeachtung einer solchen Land und Hermagor; in Osttirol Lienz; in Vor- vorausschauenden Prüfung könnte sonst im Ein- arlberg Bregenz; in Tirol Reutte, Innsbruck-Land, satzfall zu einem teilweisen Ausfall ganzer Ein- Schwaz und Kufstein; in Salzburg Zell am See und heiten führen. St. Johann; in Oberösterreich die schon in Auf-

4 Vgl. „Steuerung der Einberufung von Jungmännern zur Schaffung des erforderlichen Vorrates für die Aufstellung von GzTruppen" vom 21.12.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 327.812-Mob/61. 5 Vgl. Fernschrift Nr. 1112/523 vom 14.12.1962; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 319.234-Mob/62. 6 Vgl. „Gz-Bearbeiter bei den MilKden – Zusammenarbeit mit den ErgKden."; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 318.238-Mob/62. 7 Vgl. Neuhuber, Franz Joseph: „Die Grenzschutztruppe als Teil der territorialen Verteidigung (TV)", schriftliche Hausarbeit für die Hauptmannsprüfung (Verschluss), Linz 1968, S.5.

Die Grenzschutztruppe 167

stellung befindlichen Rohrbach, Urfahr-Umgebung Reserve Walther Fritz in der Kaserne Lendorf unter und Freistadt; und in Niederösterreich Hollabrunn Beisein des Verteidigungsministers Schleinzer und Gänserndorf.8 durchgeführt. Am gleichen Tag wurde die Auf- stellung der Grenzschutzkompanie Radkersburg in der Kaserne Strass organisiert. Am Tag darauf Die erste Aufstellungsphase wurde die Grenzschutzkompanie Leibnitz, eben- der Grenzschutzverbände falls in der Kaserne Strass, aufgestellt, am 20. Jänner die Grenzschutzkompanie Villach unter dem Kom- Der Erfahrungsbericht über die Abhaltung der mando von Leutnant der Reserve Ebner, am 21. Standesevidenzkontrolle des Grenzschutzbataillons Jänner als dritte Kompanie des Militärkommando- 114 wurde im Dezember 1961 allen Gruppen- und bereiches Steiermark die Grenzschutzkompanie Brigadekommandanten übergeben und diente die- Fehring unter Beisein von Landeshauptmann Dr. sen als Anhalt für die Vorbereitungen zu weiteren Joseph Krainer, seinem Stellvertreter Fritz Matzner Standesevidenzkontrollen. Zunächst waren diese und zahlreichen weiteren Politikern, und am 27. Standesevidenzkontrollen vom 23.12.1961 bis Jänner die Kompanie Wolfsberg unter Hauptmann 06.01.1962 geplant, doch wurde dies in Anbetracht der Reserve Anton Schmied in Völkermarkt.10 der Feiertage verschoben. Da Ende Jänner 1962 die Die erste burgenländische Grenzschutzkom- Stellungskommissionen und somit die Ergänzungs- panie wurde am 13. Jänner in der Schulkaserne in kommanden ihre Arbeit für den nächsten wehr- Eisenstadt dem Kommandanten der 1. Brigade, pflichtigen Jahrgang aufnehmen würden, legte man Oberst dG Josef Knotzer, gemeldet. Von den 141 schließlich den Zeitraum vom 7. bis 28. Jänner 1962 aufgerufenen Reservisten erschienen, bis auf einen fest. Die Standesevidenzkontrolle selbst sollte an Entschuldigten, alle. Ein Reservist erschien sogar, einem Samstag oder Sonntag stattfinden. Bei einer da er sich einen Knochenbruch zugezogen hatte, sonntäglichen Standesevidenzkontrolle war den mit einem Gipsbein.11 Gepflogenheiten der Landbevölkerung Rechnung Ebenfalls am 13. Jänner 1962 wurde die Standes- tragend vorgesehen, eigene Soldatenmessen für die evidenzkontrolle der Grenzschutzkompanie Mistel- Angehörigen der jeweiligen Grenzschutzkompanie bach durch Oberstleutnant Bilogan mit einer durch den Brigadepfarrer abhalten zu lassen.9 Im Belehrung der Reservisten über ihre Pflichten im Jänner 1962 wurden folgende Standesevidenz- Falle einer Einberufung eröffnet. Die 2. Brigade kontrollen abgehalten: stellte am 14. Jänner in Bruck an der Leitha unter Am 13. Jänner wurde die Standesevidenz- Anwesenheit von Brigadekommandant Oberst dG kontrolle der Grenzschutzkompanie Klagenfurt Ignaz Reichel ihre erste Grenzschutzkompanie auf. unter dem Kommando von Hauptmann der In Neusiedl am See fand am 20. Jänner die

8 Vgl. „Steuerung der Einberufung von Jungmännern zur Schaffung des erforderlichen Vorrates für die Aufstellung von GzTruppen" vom 21.12.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 327.812-Mob/61. 9 Vgl. „Abhaltung der STEK für die GzKpen der ersten Aufstellungsphase."; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 327.477-Mob/61 Verschluss, sowie die darin enthaltene „Information für den Herrn Bundesminister über Abhaltung der weiteren Standesevidenzkontrollen für GzEinheiten." vom Leiter der Sektion III vom 12.12.1961. 10 Vgl. „Wacht an der Grenze. Die 7. Gebirgsbrigade berichtet", in: „Der Soldat", Nr. 3 vom 11.02.1962, S. 7; sowie „Wieder neue Grenzschutzkompanien", in „Der Soldat", Nr. 3 vom 11.02.1962, S. 14. 11 Vgl. Schreiben des Brigadekommandanten Knotzer an das BMfLV vom 15.01.1962; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 425-Min/B.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 168

Standesevidenzkontrolle der zweiten burgenländi- ten sich entschuldigt, fünf Reservisten blieben schen Grenzschutzkompanie statt. Dabei hielten unentschuldigt fern.15 Die Meldung erstattete der Landeshauptmann Josef Lentsch und Brigade- Kommandant dieser brigadeunmittelbar geführten kommandant Oberst dG Knotzer Ansprachen über Kompanie, Hauptmann der Reserve Mertelseder, die Aufgabe und Organisation des Grenzschutzes. dem bei dieser Gelegenheit das Dekret seiner Am 21. Jänner folgten Götzendorf und die erste Ernennung zum Reserveoffizier überreicht wurde.16 Sicherungskompanie in Zwölfaxing, am Tag darauf Horn (unter Anwesenheit von über 60 Bürger- meistern des Bezirks) und Allentsteig (über 80 Grenzschutzabzeichen und Bürgermeister!), und am 28. Jänner Hainburg an der Grenzschutzmarsch Donau mit dem Befehlshaber der Gruppe I Generalmajor Leo Waldmüller und mit einem Um die Bedeutung der Grenzschutztruppe Konzert der Kapelle des Gardebataillons.12 schon mit Beginn der ersten Aufstellungen beson- Im Gruppenbereich III wurde am 20. Jänner die ders hervorzuheben, beschloss das BMfLV, für erste Grenzschutzkompanie Salzburgs in der diese Truppe ein eigenes Truppenabzeichen einzu- Wallnerkaserne in Saalfelden aufgestellt. Bei den führen, das jeder Grenzschützer auf seiner Uniform 200 Reservisten, die zur Standeskontrolle einberu- zu tragen habe. Bezüglich der Trageweise war man fen worden waren, handelte es sich hauptsächlich sich zunächst unschlüssig, ob das geplante Ab- um Jungmänner und Freiwillige aus dem Pinzgau, zeichen als Ärmelabzeichen aus Stoff, als Brust- die in den Jahren 1956 bis 1961 ihren Präsenzdienst abzeichen aus Stoff oder Metall, oder als Kappen- absolviert hatten.13 abzeichen aus Metall bzw. als Abziehbild für den Die beiden ersten Tiroler Grenzschutzkom- Stahlhelm gestaltet werden sollte. Man war sich panien wurden am 20. Jänner in der Innerkofler- jedoch einig, dass dieses Abzeichen in verkleinerter kaserne in Wörgl unter Hauptmann der Reserve Form auch als Anstecknadel an der Zivilkleidung Friedrich Böck und am 27. Jänner in der Kloster- getragen werden soll, um so ein verbindendes kaserne in Innsbruck unter Hauptmann der Zeichen für alle Grenzschutzreservisten zu reprä- Reserve Karl Hamerl aufgestellt.14 sentieren. Verschiedenste Entwürfe wurden in der Als eine der letzten Grenzschutzkompanien der Folge den einzelnen Sektionen des BMfLV vorge- ersten Aufstellungsphase wurde am 27. Jänner 1962 legt und von diesen beurteilt.17 die Grenzschutzkompanie Ried im Innkreis in der Mit Erlass vom 4. Dezember 1961 wurde Kaserne des Feldjägerbataillons 13 durch ihre erste schließlich der Entwurf „12b“ ausgewählt und für Standesevidenzkontrolle aufgestellt. Dem Ladungs- die Angehörigen der Grenzschutztruppe als neues bescheid folgten 180 von 191 Reservisten, sechs hat- „Grenzschutztruppenabzeichen“ verordnet.

12 Vgl. „Zum Schutze der Grenzen", in: „Der Soldat", Nr. 2 vom 28.01.1962, S. 8; „Wieder neue Grenzschutzkompanien", in „Der Soldat", Nr. 3 vom 11.02.1962, S. 14 sowie „Grenzschutz wird ausgebaut", in: „Der Soldat", Nr. 1 vom 14.01.1962, S. 3. 13 Vgl. „Zum Schutze der Grenzen", in: „Der Soldat", Nr. 2 vom 28.01.1962, S. 8. 14 Vgl. „Wieder neue Grenzschutzkompanien", in: „Der Soldat", Nr. 3 vom 11.02.1962, S. 14. 15 Vgl. „standesevidenzkontrolle der gz-kompanie ried"; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 301.473-Mob/62. 16 Vgl. „Standesevidenzkontrolle der Gz-Einheiten" vom 23.12.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung – Zl. 328.040-Mob; sowie „Innviertler schützen ihre Grenzen", in: „Der Soldat", Nr. 24 vom 24.12.1961, S. 14; und „Wieder neue Grenzschutzkompanien", in: „Der Soldat", Nr. 3 vom 11.02.1962, S. 14. 17 Vgl. „Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe."; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, als Beilage die verschiedenen Entwürfe.

Die Grenzschutztruppe 169

Dieser Entwurf orientierte sich stark am Ab- Dieser Tradition folgend diente als Symbol der zeichen der Grenzjägertruppe der k.u.k. Armee: „neuen“ Grenzschutztruppe ein Adler mit geöffne- Auf dem Rockkragen und den Blusenparolis tru- ten Schwingen, auf einem Felsblock wachend.20 Die gen die Offiziere und Offiziersaspiranten ebenso beiden gekreuzten Eichenlaubzweige wurden grün wie die Mannschaften einen „auffliegenden, ein- ausgeführt, nach fünf- bzw. zehnjähriger Zuge- köpfigen Adler“ als Grenzjägerabzeichen. Das Ab- hörigkeit zur Grenzschutztruppe sollten diese zeichen war für Offiziere von der VIII. Rangklasse Zweige aus silbergrauer bzw. goldgelber Seide abwärts silbergestickt, für jene von der IX. Rang- gestickt sein – was aber nie verwirklicht wurde.21 klasse aufwärts gold gestickt, für Offiziers- Während man ursprünglich daran dachte, das Ab- aspiranten und die Mannschaften aus Packsong18 zeichen am linken Ärmel des Uniformrockes auf- gepresst und versilbert.19 zunähen, wurde diese Anbringung am 29. Jänner 1962 auf den rechten Ärmel geändert. Der Grund hiefür war, dass durch diese Änderung die Sicht- barkeit des Grenzschutztruppenabzeichens bei gleichzeitigem Anlegen einer Rot-Kreuz-Arm- binde, die nach internationalen Gepflogenheiten unbedingt am linken Ärmel zu tragen war, gewähr- leistet werden konnte.22 Diese Änderung und die damit verbundene Unsicherheit der Grenzjäger bezüglich der Trageweise hatten zur Folge, dass es zu unterschiedlichsten Adjustierungen und An- bringungen der beiden verschiedenen Modelle der gestickten Grenzschutzadler kam, wie aus zeit- genössischen Fotografien ersichtlich ist. Zunächst wurden 1.000 Stück maschinengestick- te Ausführungen zum Aufnähen sowie weitere 1.000 Stück emaillierte Anstecknadeln mit dem Grenzschutzabzeichen für den Zivilanzug bestellt, Abb.: Strigl die erstmals an das Grenzschutzbataillon 114 zur Abb. 47: Auflagen für Kragenspiegel der k.u.k. Grenzjäger- Truppe; Privatsammlung, Graz. Ausgabe gelangen sollten.23

18 Packsong ist eine chinesische Metalllegierung, bestehend aus Nickel, Kobalt, Zink und Kupfer. 19 Die Uniformen der Grenzjägertruppe bestanden aus hechtgrauem Rock, Bluse, Mantel und Kniehose, einer grasgrünen Egalisierungsfarbe und glatten, gelben Knöpfen. Vgl. „Ajustierung der Grenzjägertruppe", Normalverordnungsblatt für das k.u.k. Heer, Nr. 2282/14, Beilage S. 1 – 7. 20 Vgl. „Grenzschutz bekommt Abzeichen", in: „Der Soldat", Nr. 3 vom 11.02.1961. 21 Vgl. „Einführung und Tragweise des Grenzschutztruppenabzeichens;" Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.944-Zentr/61. Diese geplanten silbernen bzw. goldenen Eichenlaubblätter für fünf bzw. zehn Jahre Grenzschutztätigkeit finden sich später in den Auszeichnungsborten der einzelnen Truppenkörper des Bundesheeres für langjährige Zugehörigkeit wieder. 22 Vgl. „Trageweise des Grenzschutztruppenabzeichens – Änderung" vom 29.01.1962; Heeresgeschichtliches Museum/Militär- geschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik, BMfLV Zl. 301.494-Zentr/62. 23 Vgl. „Auftrag zur Beschaffung der Grenzschutzabzeichen"; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.639-Zentr/61; sowie „Der Grenzschutzsoldat. Silbergrauer Adler", in: „Der Soldat", Nr. 9 vom 12.05.1963, S. 8.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 170

k.u.k. Grenzjägerzug 2/2 MG-Kompanie, datiert 16.07.1916; Privatsammlung, Wien.

Einjährig-Freiwilliger Cadett-Feldwebel der Grenzjäger-Truppe; Privatsammlung, Graz.

Hauptmann des österreichischen Grenzschutzes in „richtiger“ Adjustierung mit dem Grenzschutzabzeichen auf dem rechten Ärmel; Privatsammlung, Wien. Fotos: Strigl

Die Grenzschutztruppe 171 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 48: Trageweise des Grenzschutzabzeichens an der Uniform und der Zivilkleidung; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Beilageblatt zu Erl. Zl. 325.944-Zentr/61.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 172 Abb.: Strigl Abb.: Strigl

Abb. 49: Grenzschutzabzeichen erste Form. Abb. 50: Grenzschutzabzeichen zweite Form.

1962 komponierte der Gefreite dRes Leopold ponierte den ersten Grenzschutzmarsch“. In die- Pötscher, ein Volksschullehrer aus Rainbach und sem Bericht wurde Pötscher als Komponist und Angehöriger des Grenzschutzes, einen Grenzschutz- Texter in einer Person dargestellt, und auf seine marsch, dessen Text folgendermaßen lautet: Tätigkeit als Kapellmeister der Feuerwehrmusik Windhaag bei Freistadt hingewiesen. Doch damit „Wir Soldaten an der Grenze halten Wacht fürs nicht genug: Dieser Zeitungsartikel wurde an das Vaterland, BMfLV weitergeleitet und von dort aus auf schützen unsrer Väter Erbe, Heimatliebe ist das Anweisung des Bundesministers mit dem Volks- Pfand. schullehrer Verbindung aufgenommen: Öst’reichs Fahne soll als Zeichen über unsren Reihen wehn, „Das Bundesministerium für Landesverteidigung dass wir niemals wollen weichen, Österreich soll ewig beehrt sich hiermit mitzuteilen, daß an diesem steh’n!“24 Marsch besonderes Interesse besteht und wäre für eine gelegentliche Übersendung der Partitur zum Diese Komposition schlug mediale Wellen. So Zwecke der Einsichtnahme dankbar. Hiedurch sollen erschien am 18. Februar 1963 ein Artikel im Linzer Ihre Dispositionen betreffend der Uraufführung die- Volksblatt mit dem Titel „Rainbacher Lehrer kom- ses Marsches in keiner Weise betroffen werden.“25

24 „Grenzschutzmarsch", in: „Der Soldat", Nr. 3 vom 10.02.1963, S. 4; bzw. auch in: „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114", 2. Jahrgang 1963, 1. Folge, S. 1. 25 „Grenzschutzmarsch von Leopold Pötscher, Windhaag bei Freistadt, OÖ. – Meldung im Linzer Volksblatt v. 18.2.1963"; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 2.692-MinB/63.

Die Grenzschutztruppe 173

Ende der 60er Jahre wurde dieser Marsch durch die Freiheit sie muß bleiben, sind wir auch längst einen neuen „Grenzjäger-Marsch“ von Oskar schon tot Reiter, Triotext von Obstlt Robert Schenk, ersetzt: die Freiheit sie muß bleiben, sind wir auch längst schon tot.“26 „Männer der Grenze sind wir in grüner Kluft. Wir tragen sie nicht immer, nur wenn die Heimat Warum es zu einer Änderung des Marsches ruft. kam, konnte nicht genau eruiert werden. Rück- Wir wollen friedlich leben in unsrem Vaterland, fragen bei ehemaligen Grenzschutzangehörigen doch kommt der Feind, so nehmen wir die Waffe in die ergaben, dass die erste Version niemandem erinner- Hand. lich ist, der Grenzjäger-Marsch von Robert Schenk Denn wir lieben unser Österreich, die Fahne rot- dagegen heute noch von vielen Grenzschützern weiß-rot auswendig gesungen werden kann. die Freiheit sie muß bleiben, sind wir auch längst Im Text sind zahlreiche Hinweise auf den Miliz- schon tot charakter des Grenzschutzes zu finden, interessant die Freiheit sie muß bleiben, sind wir auch längst sind auch die ausdrücklich positiven, friedensbeja- schon tot. henden Passagen. Vor allem die Zeilen „Wir wollen friedlich leben“ bzw. „Wir leben alle gerne, wir Männer der Grenze sind jederzeit bereit suchen nicht den Tod“ erscheinen eher unüblich für in Uniform mit Waffe, doch auch im Arbeitskleid. einen militärischen Marsch und heben sich stark Ob Bürger oder Bauer, wir stehen Haupt bei Haupt von den normalerweise beim österreichischen weil jeder stolz und selbstbewußt an seine Heimat Bundesheer gesungenen Liedern ab.27 Ein etwaiger glaubt. „Kampf“ wird als erzwungen bezeichnet, der Tod Denn wir lieben unser Österreich, die Fahne rot- als letzte Konsequenz. An erster Stelle steht die weiß-rot Heimat als höchstes schützenswertes Gut, in der die Freiheit sie muß bleiben, sind wir auch längst Tradition der Militärgrenze der k.u.k. Monarchie schon tot wird die Grenzbevölkerung als hart und leidge- die Freiheit sie muß bleiben, sind wir auch längst prüft beschrieben. Hier klingt eine leichte schon tot. Reminiszenz an die Zeit der russischen Besatzung im Mühlviertel durch, die für viele Ober- Männer der Grenze sind hart in Leid und Not. österreicher traumatische Erinnerungen bedeute- Wir leben alle gerne, wir suchen nicht den Tod. ten. Durch die Wacht an der Grenze durch „Bürger Doch sollte man uns zwingen, sind wir im Kampf und Bauern“ sollte vermutlich den eigenen bereit Familien, Verwandten und Freunden versichert für unser Land zu sterben, getreu dem Fahneneid. werden, dass das Bundesheer und vor allem der Denn wir lieben unser Österreich, die Fahne rot- Grenzschutz alles tun würden, um eine erneute weiß-rot Besetzung Österreichs zu verhindern.

26 Vgl. „Grenzjägermarsch" von Oskar Reiter, gewidmet dem Landwehr-Stammregiment Nr. 42, o.J.; Archiv Gunter Polesny, Linz. 27 Vgl. hierzu Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „Österreichisches Soldaten-Liederbuch", Wien 1962.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 174 Abb.: MGFA

Abb. 51: Grenzjägermarsch von Obstlt Robert Schenk und Oskar Reiter, Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 175

Der erste Grenzschutztag des Wohnort zum Sammelpunkt abgeholt, um rechtzei- österreichischen Bundesheeres tig bei Beginn der Standesevidenzkontrolle um 7.30 Uhr in den Kompaniesammelorten anwesend zu Nach der Errichtung von insgesamt 21 Grenz- sein.29 Beeinträchtigt wurde diese nächtliche schutzkompanien der ersten Aufstellungsphase im „Mühlviertler Sternfahrt“ von katastrophalen gesamten Bundesgebiet wurde als Höhepunkt der Schneeverwehungen mit bis zu zwei Metern Höhe, Aufbauarbeit die zweite Standesevidenzkontrolle Glatteis sowie Schneestürmen von bis zu 90 km für das Grenzschutzbataillon 114 Mühlviertel als Stundengeschwindigkeit. Schneepflugfahrer und „Grenzschutztag“ geplant. Als Ort dieser großen Räumkommandos des Straßendienstes waren seit militärischen Veranstaltung wurde Rohrbach aus- Samstag im Einsatz, um die benötigten Zufahrts- gewählt, womit ausgedrückt werden sollte, dass straßen passierbar zu machen.30 Der Organisations- der österreichische Grenzschutz als „Wacht gegen stab der 4. Brigade hielt bereits ab 3.00 Uhr das Osten und Westen“ bestimmt war, und somit die Gemeindeamt Rohrbach besetzt, um bei Zwischen- Neutralität Österreichs nach allen Seiten dokumen- fällen entsprechende telephonische Weisungen tiert werde. Als Zeitpunkt für den ersten Grenz- erteilen zu können. Allerdings konnte dieser schutztag wurde Sonntag, der 18. Februar 1962, Organisationsstab nur von Dauerverbindungen, bestimmt, eine detaillierte Beschreibung des wie Gendarmerieposten, Ärzten etc., aus erreicht Ablaufes soll neben der organisatorischen Leistung werden, da die Masse der Mühlviertler Postämter vor allem aber die Bedeutung der erstmaligen während des Wochenendes geschlossen hatte. Mit Präsentation des Grenzschutzes in der österreichi- der Landesbaudirektion Oberösterreich und mit schen Öffentlichkeit veranschaulichen. den an der Fahrstrecke liegenden Gemeindeämtern Es war ein sehr dichtes Programm vorgesehen: wurden wegen eines allfälligen Streu- oder Straßen- Zuerst sollten die Standesevidenzkontrollen kom- räumdienstes Vereinbarungen getroffen. Darüber panieweise in den drei Sammelorten Freistadt, hinaus stand zentral in Leonfelden ein bundesheer- Leonfelden und Rohrbach durchgeführt werden, eigener Abschleppwagen bereit, der allerdings nicht um danach das Bataillon geschlossen in Rohrbach einzugreifen brauchte31 – es war nur ein einziger zu versammeln. Die Angehörigen des Bataillons- leichter Unfall eines LKWs ohne Personenschaden stabes trafen sich in Freistadt.28 Nach dem von den zu verzeichnen.32 Bundesheerdienststellen ausgearbeiteten Fahrplan, Sofort nach Ankunft der Grenzschützer begann der die Abholung der einzelnen Reservisten vom das dicht gedrängte Programm mit der Überprü- jeweils zuständigen Gemeindeamt mit LKWs vor- fung der Personalien, Bestätigung der Teilnahme sah, war die Nacht von Samstag auf Sonntag für an der Standesevidenzkontrolle und dem Ein- manche Grenzschützer sehr kurz. Die ersten stanzen der bereits festgestellten Blutgruppen in Soldaten wurden bereits um 3.00 Uhr früh nach die Erkennungsmarke. Es wurden die Adjustierung einem mitunter kilometerweiten Anmarsch vom und Ausrüstung kontrolliert sowie die Sturm-

28 Vgl. „Grenzschutztag Rohrbach – 2. Standesevidenzkontrolle des Grenzschutzbataillons 114" vom 26.01.1962; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 301.212-Mob/62. 29 Vgl. „Wacht gegen Ost und West", in: „Der Soldat", Nr. 4 vom 25.02.1962, S. 3. 30 Vgl. „Mühlviertler Bote", Nr. 8 vom 24.02.1962. 31 Vgl. „Wacht gegen Ost und West", in: „Der Soldat", Nr. 4 vom 25.02.1962, S. 3. 32 Vgl. „1. grenzschutztag rohrbach"; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 302.676-Mob/62.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 176 Abb.: Kaml

Abb. 52: Einladung zum 1. Grenzschutztag Rohrbach am 18.02.1962; aus: „Tagebuch des Gz-Baons 114 „Mühlviertel“ I. Teil; Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

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gewehre ausgegeben, über die noch eine kurze und zahlreiche hohe Beamte des BMfI und des Einweisung erfolgte. Im Anschluss daran wurden BMfF sowie leitende Offiziere des BMfLV, an ihrer die Kenntnisse im Exerzierdienst aufgefrischt.33 Spitze der Generaltruppeninspektor General Erwin Zwischendurch fanden Konzerte der teilnehmen- Fussenegger.37 Insgesamt 200 der 320 geladenen den Musikkapellen statt: die Kapelle der 3. Ehrengäste waren erschienen, was anbetracht der Panzerbrigade aus Niederösterreich in Freistadt, die schlechten Witterung ein gutes Ergebnis war.38 Militärmusik der 8. Gebirgsbrigade aus Salzburg in Gegen 12.30 Uhr trafen die Wagenkolonnen mit Leonfelden und die oberösterreichische Kapelle der den Grenzschützern aus Leonfelden und Freistadt 4. Brigade in Rohrbach.34 Das Konzert im hochgele- am Festplatz ein. Die Rohrbacher Kompanie war genen Rohrbach musste in die wärmere Mittagszeit zu Fuß zum Antreteplatz des Bataillons, dem verlegt werden, da unter drei Grad minus ein Sportplatz von Rohrbach, marschiert, da der Spielverbot für die Militärmusik bestand.35 Um Hauptplatz für eine Ehrenformation zu klein 10.00 Uhr konnten schließlich die Grenzschutz- gewesen wäre. Punkt 14.00 Uhr meldete der kompanie Freistadt die Kaserne und um 11.00 Uhr Bataillonskommandant Major Schindl die angetre- die Grenzschutzkompanie Leonfelden die Haupt- tenen rund 580 Mann Grenzschutz inklusive schule in Kolonnenfahrt verlassen, um sich mit den Musik an den Verteidigungsminister. Als erster übrigen Teilen des Grenzschutzbataillons in Rohr- Redner hob Landeshauptmann Gleißner die bach zu vereinigen.36 Einsatzfreude der Grenzschutzangehörigen hervor Auf dem Hauptplatz in Rohrbach fanden sich und betonte, dass das „Bundesheer die große mittlerweile die Ehrengäste ein. Die Liste der pro- Durchbruchsschlacht um das Vertrauen der minenten Gäste war lang: der Bundesminister für Bevölkerung gewonnen“ habe.39 Landesverteidigung Dr. Karl Schleinzer, der Nächster Redner war der Bundesminister für Landeshauptmann von Oberösterreich DDr. Landesverteidigung Schleinzer, der auf Fragen der Heinrich Gleißner mit seinem Stellvertreter Johann Landesverteidigung und speziell die Aufgaben des Blöchl, der Leiter der Sektion III im BMfLV General Grenzschutzes einging: Insbesondere neutrale der Infanterie Otto Seitz, der Befehlshaber der Staaten wie die Schweiz oder Schweden würden Gruppe III Generalmajor Dr. Zdenko Paumgartten, zum Schutz ihres Grenzraumes besondere der Staatssekretär im Bundesministerium für Formationen aufbieten. Denn der neutrale Staat sei Inneres Dr. Otto Kranzlmayr, sämtliche National-, im Ernstfall auf sich alleine gestellt, ihn schützen Bundesräte und Landtagsabgeordneten sowie alle keine Bündnisse. Sollte die internationale Ent- Bürgermeister des Mühlviertels, der Sicherheits- wicklung einmal zu einer Spannung führen, aus der direktor von Oberösterreich Hofrat Dr. Häußler, für Österreich militärische Gefahren entstehen

33 Vgl. „Wacht gegen Ost und West", in: „Der Soldat", Nr. 4 vom 25.02.1962, S. 3. 34 Vgl. „Grenzschutztag Rohrbach – 2. Standesevidenzkontrolle des Grenzschutzbataillons 114" vom 26.01.1962; Österreichi- sches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 301.212-Mob/62. 35 Vgl. „Grenzschutztag ROHRBACH; Programmvorschlag – Vorlage."; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung – Zl. 301.147-Mob/62. 36 Vgl. „Wacht gegen Ost und West", in: „Der Soldat", Nr. 4 vom 25.02.1962, S. 3. 37 Vgl. „Erster Grenzschutztag in Rohrbach/OÖ am 18. Feber 1962. Einladung von Ehrengästen" vom 05.02.1962; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. AE 1.133-Präs/62. 38 Vgl. „1. grenzschutztag rohrbach"; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 302.676-Mob/62. 39 Vgl. „Wacht gegen Ost und West", in: „Der Soldat", Nr. 4 vom 25.02.1962, S. 3 + 7.

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könnten, so würden die Einheiten des Grenz- einer Gefahr für unser Land werden könnte, wenn sie zu schutzes unverzüglich der Exekutive zur Seite ste- einem Alleingang in Schwäche wird, wenn wir zu ihrer hen und die Grenzüberwachung verstärken helfen. Verteidigung nicht fähig sind!“41 Denn bei jedem Angriff auf österreichisches Gebiet Schleinzer kündigte in der Folge die Neu- würde es vor allem um eines gehen: um die Zeit. stiftung des traditionsreichen Grenzschutztruppen- „Es ist eine entscheidende Aufgabe des Grenzschutzes, abzeichens an, und heftete dieses mit folgenden im Ernstfalle beizutragen, den Kampf um die Zeit zu Worten dem Kommandanten des Grenzschutz- gewinnen. Die Bereitschaft des Grenzschutzes ist damit bataillons Major Schindl auf den rechten Ärmel des eine wesentliche Voraussetzung, um in einer möglichen Kampfanzuges:42 „Ihr Grenzschutzabzeichen, das ich Krise Österreich den Frieden zu erhalten.“40 Schleinzer Ihnen heute übergebe, dessen Kernstück, der Adler, dem dankte in der Folge der Mühlviertler Bevölkerung Abzeichen der tapferen Grenzjäger aus dem ersten für ihre tatkräftige Unterstützung und drückte seine Weltkriege entnommen ist, soll sie verpflichten, stets Freude über die ausgezeichnete Zusammenarbeit bereit zu sein und jederzeit für Ihre Heimat, für unser zwischen Bundesheer, Gendarmerie und Zollwache gemeinsames Vaterland, die Republik Österreich, einzu- aus. treten.“43 Dann kam er auf die besondere Aufgabe der Damit war der Höhepunkt der militärischen Grenzschützer zu sprechen: Sie arbeiten in ihrem Feierlichkeiten erreicht und das Bataillon nahm zivilen Beruf und stünden gleichzeitig als Soldaten Aufstellung zur Defilierung. An der Spitze fuhr zum Einsatz in den Grenzschutzeinheiten bereit. Major Schindl im Wagen, dann die lange Marsch- Nicht zu Unrecht würde ihr System der kolonne der insgesamt 51144 eingerückten Grenz- Alarmierung mit jenem der Feuerwehr verglichen, schützer, den Abschluss bildeten die rPak-Fahr- weshalb wie auch bei der Feuerwehr fallweise zeuge des Bataillons. Dazu spielte die Musikkapelle Instruktionen für den Grenzschutz notwendig den Schönfeldmarsch und schloss sich dem seien. „Jeder Soldat des Grenzschutzes muss genau seine Bataillon an. Gegen 15.30 war auch dieser Pro- Aufgabe kennen und nicht nur heute und morgen, son- grammpunkt abgeschlossen, die auswärtigen Ein- dern auch übermorgen in der Lage sein, diese erfolgreich heiten wurden in ihre Sammelorte, die Musik- zu erfüllen.“ Die Soldaten des Grenzschutzes wären kapellen in ihre Garnisonen und die Grenzschutz- im besonderen Maße ein Bindeglied zwischen soldaten in ihre Heimatgemeinden entlassen.45 Bundesheer und Zivilbevölkerung und daher beru- Im Rahmen des Grenzschutztages wurde auf fen, auch in ihrem zivilen Lebenskreis die Überzeu- Wunsch des Verteidigungsministeriums auch ein gung zu festigen, dass ein Staat in der Lage sein Sonderpostschalter mit vier Sonderpoststempeln muss, seine Freiheit verteidigen zu können. durch die Post- und Telegraphenverwaltung in „Erinnern Sie daran, dass Österreichs Neutralität zu Rohrbach eingerichtet, das von 10.00 bis 16.00 Uhr

40 „Es geht um die Zeit!", Rede des Verteidigungsministers Schleinzer beim ersten Grenzschutztag, in: „Der Soldat", Nr. 4 vom 25.02.1962, S. 1. 41 Ebenda, S. 1f. 42 Vgl. „Wacht gegen Ost und West", in: „Der Soldat", Nr. 4 vom 25.02.1962, S. 7. 43 „Es geht um die Zeit!", Rede des Verteidigungsministers Schleinzer beim ersten Grenzschutztag, in: „Der Soldat", Nr. 4 vom 25.02.1962, S. 1. 44 97 % der geladenen Grenzschützer (511 von 528 Mann) waren eingerückt, ein sehr hoher Prozentsatz angesichts der ausge- sprochen katastrophalen Wetterlage. Vgl. „1. grenzschutztag rohrbach"; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 302.676-Mob/62. 45 Vgl. „Wacht gegen Ost und West", in: „Der Soldat", Nr. 4 vom 25.02.1962, S. 7.

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1. Grenzschutztag Rohrbach: BM Schleinzer, LH Gleißner, Staatssekretär Kranzlmayr und OberstdG Obermair beim Abschreiten der Front; Besitz Dipl.-Ing. Ursula Wimmer, Neulengbach. Fotos: Wimmer

1. Grenzschutztag Rohrbach: BM Schleinzer, LH Gleißner, Staatssekretär Kranzlmayr und OberstdG Obermair beim Abschreiten der Front; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ

1. Grenzschutztag Rohrbach: Major Schindl neben BM Schleinzer; Privatarchiv, Wien. Fotos: Strigl

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1. Grenzschutztag Rohrbach: BM Schleinzer heftet Major Schindl das Grenzschutz- Abzeichen an die Uniform; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

1. Grenzschutztag Rohrbach: Vorbeimarsch des GzB 114 vor den Ehrengästen am Marktplatz; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 53: Marschordnung für die Grenzschutzkompanien am 1. Grenzschutztag; „Grenzschutztag ROHRBACH am 18.2.1962“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 302.593-Mob/62, Beilage 5.

Die Grenzschutztruppe 181

geöffnet war.46 Damit auch die Grenzschutz- Worte, in dem er den Grenzschutztag „irgendwie als soldaten selbst einen Sonderstempel erwerben gelungen“ bezeichnete. Er bemängelte aber zu Recht konnten, wurde für diese in der Mittagszeit in der die schlechte materielle Ausstattung des Hauptschule Rohrbach ein Feldpostamt eingerich- Grenzschutzbataillons – „Das ganze Bataillon hat kein tet.47 Rund 7.000 Abstempelungen wurden an die- Fernglas, kein Scherenfernrohr, keine Bussole und vieles sem Tag vorgenommen, und an Briefmarken Werte mehr“ – und dass seiner Ansicht nach der Grenz- im Betrag von ATS 5.000,- verkauft.48 schutz zu einem Politikum geworden sei: „Ich habe Der Grenzschutztag war medial gesehen ein mich sehr geärgert, dass nicht ein einziger SPÖ-Mann Erfolg. Zwei Sonderautobusse der Post hatten ca. dabei war. Ein Zeichen dafür, dass er als eine ÖVP- 80 Vertreter der Presse und Fotoreporter aus Wien, Angelegenheit angesehen wird.“52 Salzburg und Linz vom Linzer Hauptbahnhof nach Dieser erste Grenzschutztag war eine der größ- Rohrbach gebracht.49 Die österreichische Presse ten Veranstaltungen des Bundesheeres in der berichtete durchwegs positiv von der Veran- Öffentlichkeit vor der Truppenparade anlässlich staltung. Am 19. Februar wurden um 19.30 Uhr der Angelobung von Bundespräsident Dr. Adolf sowohl eine Reportage vom 1. Grenzschutztag mit Schärf in Wien 1963. Durch die Miteinbeziehung einer Ansprache des Verteidigungsministers der Mühlviertler Familien, die Seite an Seite mit Schleinzer im ersten Programm des Studio Wien als höchsten Vertretern von Politik und Exekutive dem auch ein Hörbericht zusätzlich mit der Ansprache Aufmarsch ihrer Ehemänner, Söhne und Väter in des Landeshauptmanns Gleißner im 1. Programm den Reihen des Grenzschutzes beiwohnten, wurde des Studio Linz übertragen.50 Durch die verschie- einmal mehr die Bedeutung einer von allen denen Zeitungsartikel und Rundfunksendungen Bürgern getragenen Landesverteidigung herausge- gewann der Grenzschutzgedanke schlagartig an strichen. Der erste Grenzschutztag wurde wie ein Aktualität, in manchen zivilen aber auch militäri- Volksfest zelebriert und blieb allen Teilnehmern bis schen Kreisen glaubte man sogar, die Grenzschutz- heute in Erinnerung. Die Abteilung für Öffentlich- truppe stelle eine neue und eigene Organisation keitsarbeit im BMfLV hatte ganze Arbeit geleistet. neben dem Bundesheer dar.51 Die Arbeiten für die erste Aufbauphase der öster- Sogar der ewig kritische Generaltruppen- reichischen Grenzschutztruppe hatten mit diesem inspektor General Erwin Fussenegger fand lobende Tag ihren Abschluss gefunden.

46 Die Kosten betrugen für die Sonderstempel ATS 1.000,- und für den Sonderpostschalter ATS 1.562,60,-. Vgl. „Erster Grenzschutztag in Rohrbach/OÖ am 18.2.1962, Sonderpoststempel" vom 06.02.1962, BMfLV Zl. 1.227-Präs/62; „Erster Grenzschutztag in Rohrbach, OÖ 18.2.1962; Sonderpostschalter und Sonderpoststempel" vom 09.12.1962, BMfLV Zl. 1319- Präs/62; „Erster Grenzschutztag in Rohrbach, Oberösterreich am 18.2.1962. 1 Erlagschein" vom 26.02.1962; alles Österreichi- sches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung. 47 Vgl. Mühlviertler Bote Nr. 7 vom 17.02.1962. 48 Vgl. Mühlviertler Nachrichten Nr. 8 vom 22.02.1962, S. 1. 49 Vgl. „Grenzschutztag ROHRBACH am 18.2.1962"; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 302.593-Mob/62, Beilage 8 sowie Mühlviertler Nachrichten Nr. 7 vom 15.02.1962, S. 1. 50 Vgl. „Grenzschutztag 18.2.1962 Rohrbach. Beistellung eines Tonaufnahmewagens durch das BMfLV" vom 12.02.1962; Öster- reichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 1416-MinB. Es musste auch der Tonwagen des Büros des Verteidigungsministers zur Lautsprecherübertragung herangezogen werden, da die Anlage der 4. Brigade infolge des herrschenden Sturmes nicht ausreichte. 51 Vgl. Wimmer, Paul: „Aufbau der österreichischen Grenzschutztruppe", in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 1. Jahrgang 1962, Nr. 2, S. 100. 52 Tagebuchnotizen vom 18.02.1962. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1962, S. 20.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 182 Abb.: ÖMZ

Abb. 54: Magenheimer, Heinz: „Das österreichische Bundesheer 1955 – 1975. Ein Beitrag zur Chronik der Ereignisse“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 13. Jahrgang 1975, Heft 3, S. 187.

Die Neuerungen des Jahres 1962 wacht mit verstärkter Grenzaufsicht keine einsatz- bereiten Verbände zur Verfügung stünden. Es soll- Mit Beschluss der Bundesregierung vom 17. ten daher so hohe Einsatzstände geschaffen wer- Februar 1962 wurde als „Heeresgliederung 1962“ den, dass auch ohne vorherige Mobilmachung die die Änderung der Heeresorganisation festgelegt. Sie sofortige Einsatzbereitschaft sichergestellt wäre.55 sah eine Teilung der Verbände des Bundesheeres in In einem Vortrag an den Landesverteidigungsrat „Ausbildungstruppen“ und „Einsatztruppen“ vor am 30. Juni 1962 wies Bundesminister Schleinzer und schuf eine territoriale Organisation.53 Somit darauf hin, dass durch eine Umgliederung der umfasste das Bundesheer fünf Jägerbrigaden, zwei Heeresorganisation die Einsatzbereitschaft des Panzergrenadierbrigaden und drei Reservebriga- Bundesheeres entscheidend erhöht werden könnte. den, die aus drei Ausbildungsregimentern gebildet Die Kräfte der bestehenden neun Brigaden sollten werden konnten.54 konzentriert und bei gleichzeitiger Verringerung der Eine interne Untersuchung der Einsatzbereit- Einheitsstärken in sieben stets einsatzbereite schaft des Bundesheeres hatte ergeben, dass ohne Brigaden umgegliedert werden. Zum Zweck der eine vorherige Mobilmachung selbst für beschränk- dreimonatigen Elementarausbildung wurden diesen te militärische Aktionen wie für die Neutralitäts- Brigaden und den Gruppen Ausbildungstruppen

53 Vgl. Bach, Albert: "Die Entwicklung der österreichischen Streitkräfte der 2. Republik bis zur Heeresreform der Regierung Kreisky", in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 33. Jahrgang 1995, Heft 5, S. 524f. 54 Vgl. König, Ernest: „Die Reorganisationsvorhaben des österreichischen Bundesheeres und deren Rahmenbedingungen – Rückblick, Stand, Ausblick", in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 33. Jahrgang 1995, Heft 5, S. 508. 55 Vgl. Stöckl, Christine: „Die Verteidigungspolitik der ÖVP und der Stellenwert der militärischen Landesverteidigung im österreichischen Neutralitätskonzept (1955-1985)", Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft Band 8, Wien 1985, S. 115.

Die Grenzschutztruppe 183

unterstellt, die die Grundausbildung durchführen Sperren zur Unterstützung des Kampfes der Grenz- und zugleich den Rahmen für Reserveformationen schutztruppen. Bis zum Bau dieser Anlagen sollten im Zuge der Mobilmachung bilden sollten. zumindest an den wichtigeren Einfallsstraßen Außerdem sollten die Wehrpflichtigen ab Jänner Sperren, wie z. B. der „Tobruk-Stand“ für Schützen, 1963 jeweils Anfang Jänner, April, Juli und Oktober PAR-Schützen oder Zündtrupp, den Abwehrwillen zum Präsenzdienst einberufen werden.56 Um die grenznah dokumentieren. Die künftigen Grenz- Brigaden von ihren territorialen Aufgaben zu entla- soldaten sollten schon vor ihrem Einrücken zwecks sten, wurde in jedem Bundesland ein Militär- richtiger Einteilung als solche bekannt gegeben kommando geschaffen, dessen Aufgabe unter ande- werden und bei den benötigten Waffengattungen rem die Führung von Grenzschutz- und Sicherungs- wie Pioniere oder Panzerjäger Dienst tun. In der Zeit truppen, Errichten von Sperren und die Zusammen- der Verbandsausbildung sollten diese Teile im arbeit mit den zivilen Behörden vor allem im Grenzraum zur Schulung zusammengezogen Rahmen der Umfassenden Landesverteidigung werden.60 war.57 Zusätzlich hatte es die örtliche Sicherung Mit der Wehrgesetz-Novelle 1962 konnten die militärischer Anlagen sowie die Verwaltung aller wesentlichen gesetzlichen Voraussetzungen ge- militärischer Unterkünfte und Liegenschaften und schaffen werden, um mit den praktischen Maß- der diesen Einrichtungen zugehörigen Mobilien und nahmen zur Formierung der Grenzschutztruppen Ausrüstungen zu organisieren.58 Die Aufgabe der zu beginnen: Es wurden die schon lange geforder- Militärkommanden bestand somit auch darin, die ten kurzfristigen Wiederholungsübungen in der Einsatztruppen von allen Funktionen, die nicht Höchstdauer von zwei mal zwei Tagen pro Jahr für unmittelbar mit der Kampfführung zusammenhin- alle Reservisten in der Form von Inspektion und gen, zu befreien, und dadurch die Schwerpunkt- Instruktion festgelegt (§ 33a).61 Der dazu notwendi- bildung der rasch verschiebbaren Einsatzverbände ge „Aufforderungsbescheid“ wurde am 13. Sep- zu erleichtern.59 tember 1962 durch das BMfLV eingeführt und in Die Erhöhung der Abwehrkraft der Grenzschutz- einer ersten Auflage von 5.000 Stück gedruckt.62 kompanien und eine richtige Grenzschutzplanung Am 26. und 27. Oktober 1962 wurden schließlich waren eine der vordringlichsten Aufgaben der zum ersten Mal drei Kompanien des Grenz- Operationsabteilung des Bundesheeres. Mehrere schutzes, eine für jeden Gruppenbereich, zu einer Studien beschäftigten sich mit der wirksamen zweitägigen Instruktion in die Kasernen Saal- Verwendung Fester Anlagen und vorbereiteter felden, Allentsteig und Klagenfurt einberufen.

56 Vgl. „Vortrag an den Landesverteidigungsrat" vom 30.06.1962, Zl. 6.056-Präs/62, S. 4f; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Ministerratsprotokolle: Verhandlungsschrift Nr. 56 über die Sitzung des Ministerrates am 17.07.1962. 57 Vgl. Bach, Albert: "Die Entwicklung der österreichischen Streitkräfte der 2. Republik bis zur Heeresreform der Regierung Kreisky", in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 33. Jahrgang 1995, Heft 5, S. 525. 58 Vgl. „Umgliederung des Bundesheeres", in „Bundesheer Illustrierte", Nr. 1/1963, S. 2. 59 Vgl. Habermann, Gustav: „Die Organisation der österreichischen Streitkräfte", in: „Der Schweizer Soldat". Wehrzeitung, Nr. 1 vom 15.09.1965 „10 Jahre Österreichisches Bundesheer", S. 16. 60 Vgl. „Erlass der Operationsabteilung zur Erstellung von Vorschlägen über die Erhöhung der Kampfkraft der Grenzschutz- truppen", BMfLV Zl. 2.463-geh-Op/62 Geheim, in: „Das Bundesheer der Zweiten Republik. Eine Dokumentation"; Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums /Militärwissenschaftliches Institut, Band 9, Wien 1980, S. 64f. 61 Bei „Inspektionen" wurde die rasche Herstellung der Einsatzbereitschaft des Grenzschutzes geübt und durch „Instruktionen" seine Kampfkraft aufrechterhalten. Vgl. Habermann, Gustav: „Die Organisation der österreichischen Streitkräfte", in: „Der Schweizer Soldat". Wehrzeitung, Nr. 1 vom 15.09.1965 „10 Jahre Österreichisches Bundesheer", S. 17. 62 Vgl. „Inspektionen, Instruktionen; Aufforderungsbescheid, vorläufige Einführung."; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 314.142-Mob/62.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 184

Unter Anwesenheit von Verteidigungsminister • Gendarmerie: Schleinzer wurde an den Waffen ausgebildet und Landesgendarmeriekommandant und leitende nach nächtlicher Alarmierung eine siebenstündige Offiziere des Landesgendarmeriekommandos; Gen- Gefechtsübung absolviert.63 Um die Bedeutung darmerieabteilungs- und Gendarmeriebezirkskom- dieser Instruktionen in der Öffentlichkeit hervorzu- mandanten der betroffenen Bezirke heben, wurde durch das BMfLV eine Liste von Ehrengästen aus Politik, Zollwache, Gendarmerie • Bundesheer: und Bundesheer erstellt, die zu Instruktionen ein- Befehlshaber; Angehörige der Gruppenkom- zuladen waren. Diese Liste repräsentiert sehr manden nach Weisung der Befehlshaber, der für die anschaulich die Wichtigkeit, die diesen Instruk- jeweilige Grenzschutzkompanie zuständige Bri- tionen beigemessen wurde: gade- und Militärkommandant und Angehörige die- ser Kommanden nach Weisung ihrer Komman- • Zivile Ehrengäste: danten; Leiter der Ergänzungskommanden bzw. Nationalräte des Wahlkreises, aus dem die zuständigen Außenstellen nach Weisung des Leiters; Angehörigen der Grenzschutzkompanien stammten Sowie alle Personen, die sich bei der Aufstellung der bzw. in dem die Übung der Grenzschutzkompanie Grenzschutzkompanie besonders verdient gemacht vorgesehen war; Bundesräte und Landtags- haben, nach Ermessen des zuständigen Gruppen- abgeordnete des betroffenen Bundeslandes; Landes- bzw. Brigadekommandos.64 hauptmann und übrige Mitglieder der Landes- Ein weiterer wichtiger Punkt der Wehrgesetz- regierung; leitende Beamte des Amtes der Landes- novelle vom 12. Juli 1962 war die Mitgabe militäri- regierung; Sicherheitsdirektor und leitende Beamte scher Bekleidung und Ausrüstungsgegenstände in der Sicherheitsdirektion; Präsident der Finanz- die persönliche Verwahrung aller Reservisten landesdirektion; Landesfeuerwehrkommandant; (§ 33).65 Für die ordnungsgemäße Vorbereitung und Bezirkshauptmänner und Bürgermeister der betrof- die Übergabe dieser Bekleidung und Ausrüstung fenen Bezirke, aus denen die Angehörigen der war die zuständige Brigade allein verantwortlich.66 Grenzschutzkompanien stammten bzw. in denen die Die Bezirksverwaltungs- und Bundespolizeibe- Übung der Grenzschutzkompanie vorgesehen war. hörden sowie die Gemeinden wurden bei der Vor- bereitung und Durchführung der Inspektionen und • Zollwache: Instruktionen zur Mitwirkung angewiesen (§ 33b).67 leitende Zollwachoffiziere der Finanzlandes- Dies hatte nicht nur militärische Bedeutung, son- direktion; Leiter der Zollwachinspektorate der dern brachte vor allem in wehrpolitischer Hinsicht betroffenen Bezirke die Grundlage zur Zusammenarbeit der territoria-

63 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114", 1. Jahrgang 1962, 1. Folge, S. 2. 64 Vgl. „Instruktionen – Einzuladender Personenkreis."; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung – Zl. 315.081-Mob/62. 65 Vgl. Verlautbarungsblatt des Bundesministeriums für Landesverteidigung, Jahrgang 1962, 7. Folge, Wien 30. Juli. Inhalt: 91. Bundesgesetz vom 12.07.1962, mit dem das Wehrgesetz neuerlich abgeändert wird (Wehrgesetz-Novelle 1962), S. 144 – 146. 66 Vgl. „Abhaltung von Inspektionen für die Grenzschutzkompanien der 1. Aufstellungsphase; Übergabe von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen."; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 313.919-Mob/62. 67 Vgl. Verlautbarungsblatt des Bundesministeriums für Landesverteidigung, Jahrgang 1962, 7. Folge, Wien 30. Juli. Inhalt: 91. Bundesgesetz vom 12.07.1962, mit dem das Wehrgesetz neuerlich abgeändert wird (Wehrgesetz-Novelle 1962), S. 144 – 146.

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len Kommanden des Bundesheeres mit den zivilen gesetzt, die Unterstützung durch die Grenzjäger aus Behörden. Das Bindeglied „Reservist“ schuf einen der Umgebung war groß. Unterkünfte oder engen Kontakt zwischen dem Bundesheer und der Besprechungsräume in Bauernhöfen, Kinosälen oder Bevölkerung mit einer Streuung über das gesamte Schulen wurden bereitwillig zur Verfügung gestellt, Bundesgebiet bis ins kleinste Dorf.68 Durch die Auf- selbst so mancher Pfarrhof half mit seinem Telefon- stellung von Reserveverbänden und der damit ver- anschluss bei Verbindungsschwierigkeiten. Nachbe- bundenen Reservistenausbildung fand sich bald in reitungen von Instruktionen oder Inspektionen jeder österreichischen Familie ein „Bürger in konnten in den Gemeindesälen durchgeführt wer- Uniform“, die zuhause verwahrte Uniform machte den, die Gemeinde selbst spendierte dafür oft das Militär zu etwas Alltäglichem und „Normalem“. Verpflegung für die Grenzschützer. Der Grenzschutz Nach einem Jahrzehnt Besatzungszeit, in dem wurde bald zu einer überregionalen Verbindung Soldaten in erster Linie als fremd und bedrohlich über den rein militärischen Betrieb hinaus.69 empfunden wurden, bedeutete dies einen wichti- Das Grenzschutzbataillon Mühlviertel begann gen Sinneswandel, in breiten Schichten der Be- schon 1962 mit einer Reihe kultureller Veran- völkerung erwachte der Wehrwille wieder zu staltungen, um die Verbundenheit zwischen dem neuem Leben. In den Ortschaften des Grenzgebietes aktiven Bundesheer und den Soldaten des Reserve- war man nun nicht mehr nur Nachbar, sondern standes zu festigen. Am 30. Mai wurde der erste auch Kamerad: Der Hausarzt war nun auch der Kameradschaftsabend mit einer Filmvorführung Bataillonsarzt, der Bürgermeister Zugskomman- und anschließendem geselligen Beisammensein im dant, der Volksschullehrer der Kinder Wirtschafts- Gasthaus Niedersüß in Rohrbach veranstaltet, zu offizier, der Ortsgendarm Gruppenkommandant, dem sich 200 Präsenzdiener und Grenzschutzange- der Arbeitskollege der Ehefrau der MG-Schütze 2. hörige, unter ihnen der Bataillonskommandant Das Bundesheer war nach neun Monaten Präsenz- Major Schindl und alle drei Kompaniekomman- dienstzeit nicht mehr „erledigt und vergessen“, son- danten, einfanden. Selbst Grenzschützer aus dern wirkte nachhaltig in das zivile Leben mit ein. Sarleinsbach, Haslach und Aigen erschienen, Ver- Diese Verbundenheit galt es zu vertiefen. treter der Gemeinde Rohrbach, des Zollwach- inspektorates, der Gendarmerie, der Schulleitung, der Straßenverwaltung – die Veranstaltung war ein Der Grenzschutz als Bindeglied voller Erfolg.70 zwischen Bundesheer und Am 11. August 1962 wurde von der Garnison ziviler Bevölkerung und der Grenzschutzkompanie Freistadt ein erstes Bestschießen mit dem Sturmgewehr 58 durchge- Im Mühlviertel bestand von Anfang an eine führt, zu dem trotz der laufenden Erntearbeiten 53 große Vertrauensbasis und Verbundenheit zwischen Grenzjäger erschienen. Der Kompaniekomman- Grenzschutz und Bevölkerung. Alteingesessene dant, ZwOktr Lois Kogler, konnte feststellen, dass und bekannte Bürger wie Zollbeamte, Gendarmen eine hohe Zahl der Grenzschutzsoldaten die oder Lehrer wurden in Kommandofunktionen ein- gestellte Bedingung von fünf Treffern in einer

68 Vgl. Wimmer, Paul: „Die Formierung der österreichischen Landwehr", in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 4, S. 322. 69 Information von Oberst a.D. Josef Kolmer am Grenzschutz-Symposium in Freistadt am 03.06.2005. 70 Vgl. „Grenzschutz und aktive Truppe", in: „Der Soldat", Nr. 12 vom 24.06.1962, S. 2.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 186

Brustfigur auf eine Entfernung von 150 Meter Bevölkerung mit den Soldaten und als Zeichen des erfüllte.71 Im Oktober trafen sich am 6. Oktober Vertrauens in den Grenzschutz eine Bataillonsfahne zunächst die Rohrbacher und dann am 20. Oktober gestiftet hat. […] Die Bevölkerung unseres Landes muss die Leonfeldner Grenzschützer zu einem kamerad- sich unter eurem Schutz immer sicher fühlen.“78 Ein schaftlichen Beisammensein mit Filmvorführung, Bericht über diese Fahnenweihe wurde am 24. Juli in dessen Anschluss Major Schindl die Herausgabe 1963 in der Sendung „Streiflichter aus Österreich“ eines regelmäßig erscheinenden Mitteilungsblattes im Österreichischen Fernsehen gebracht.79 ankündigte, um den Kontakt innerhalb des Mühl- Am 16. Mai 1965 wurde im Rahmen der Staats- viertler Grenzschutzes weiter zu vertiefen.72 vertragsgedenkfeier in Linz durch die drei Bezirks- Immer wieder wurden an den Grenzschutz An- hauptleute des Mühlviertels je ein Fahnenband für suchen um Beistellung von Abordnungen für diese Fahne überreicht. Am 6. und 7. Juni 1964 fand Fahnen- und Glockenweihen, Kriegerdenkmal- eine Instruktion der GzKp Ried mit einer Fahnen- enthüllungen etc. gestellt.73 Selbst bei Volksfesten übergabe durch Landeshauptmann DDr. Gleissner nahmen Züge der Grenzschutzeinheiten teil und statt, an der 6.000 Angehörige des Österreichischen präsentierten ihre Truppe und Ausrüstung. Der Kameradschaftsbundes und Kriegsopferverbandes Kärntner Abwehrkämpferbund widmete im Febru- Innviertel sowie mehrere Tausend Zuschauer teil- ar 1962 den Kärntner Grenzschutzeinheiten eine nahmen.80 Und auch dem Vorarlberger Grenzschutz, Fahne,74 was zu Protesten in slowenischen Medien namentlich der Grenzschutzkompanie Bregenz I, führte.75 wurde von ihrer Landeshauptstadt am 26. Oktober Ende 1962 stiftete auch die oberösterreichische 1967 eine Fahne durch den Bürgermeister und den Landesregierung dem Grenzschutzbataillon 114 Militärkommandanten, geweiht vom Landes- eine Fahne.76 Am 20. Juli 1963 fand in Bad bischof, übergeben.81 Leonfelden deren Weihe und Übergabe durch Schon Ende 1962 wurden in zahlreichen Ort- Landeshauptmann DDr. Heinrich Gleissner statt.77 schaften des Mühlviertels so genannte „Ortsälteste Gleissner, dessen Ehefrau die Patenschaft für die des Grenzschutzes“ bestimmt, die den Kontakt der Fahne übernahm, hielt in seiner Rede fest, dass die Grenzschützer innerhalb des Ortes aufrechterhal- Landesregierung „als Zeichen der Verbundenheit der ten und als Ansprechpartner für in der gleichen

71 Vgl. „Grenzschutz sucht Schützenkönig", in: „Der Soldat", Nr. 15 vom 12.08.1962, S. 4; und „Grenzschutzsoldaten am MG und StG", in: „Der Soldat", Nr. 16 vom 26.08.1962, S. 6. 72 Vgl. „Ministerbesuch in Ebelsberg – Treffen des Grenzschutzes", in „Der Soldat", Nr. 20 vom 28.10.1962, S. 5. 73 Vgl. „Der Grenzschutzsoldat. Abordnungen", in „Der Soldat", Nr. 8 vom 28.04.1963, S. 6. 74 Vgl. „Wacht an der Grenze. Grenzschutz – Erbe der Abwehrkämpfer", in „Der Soldat", Nr. 3 vom 11.02.1962, S. 7. 75 Vgl. „Kärntner Abwehrkämpferbund. Stellungnahme zu einem Artikel im „Slovenski Vestnik" über die Übernahme der Tradition des Kärntner Abwehrkämpferbundes durch den Grenzschutz; Werbung von Traditionsträgern", Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 7.995-Präs/63. 76 Vgl. „Fahne für das Grenzschutz-Baon 114 – Stiftung der OÖ. Landesregierung", Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 320.239-Zentr/63. 77 Zum genauen Ablauf dieser Fahnenübergabe siehe „Fahnenübergabe an das Gz-Bataillon 114"; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – MilKdo OÖ Zl. 6.410-Gz/63. 78 "Der Grenzschutzsoldat. Fahne für das erste Grenzschutzbataillon – Grenzschutzsoldaten des Mühlviertels", in „Der Soldat", Nr. 15 vom 11.08.1963, S, 7. 79 Vgl. „fahnenuebergabe an gzbaon 114", Fernschreiben vom 23.07.1963; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 332.200-Mob/63. 80 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65", Band 1, Linz 1985. 81 Vgl. Fitz, Erwin: "Das Militärkommando Vorarlberg 1963 bis 1988 sowie die militärischen Ereignisse 1953 bis 1988", o.O., o.J., S. 65.

Die Grenzschutztruppe 187

Segnung der Bataillonsfahne des GzB 114 am 19./20.07.1963 in Leonfelden; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

Segnung der Bataillonsfahne des GzB 114 am 19./20.07.1963 in Leonfelden. Fahnentrupp mit LtdRes Lehner, OffzStv Kriegner und LtdRes Schwentner; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

Segnung der Bataillonsfahne des GzB 114 am 19./20.07.1963 in Leonfelden unter regem Anteil der Bevölkerung; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 188 Abb.: MGFA

Abb. 55: Staatsvertragsfeier am 16.05.1965 in Linz. Aufforderung zur freiwilligen Meldung als Fahnenoffizier; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 189

Staatsvertragsfeier am 16.05.1965 in Linz. Die Fahnengruppe zieht auf; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

Staatsvertragsfeier am 16.05.1965 in Linz. Die Fahnenbänder der BH Freistadt, Rohrbach und Urfahr-Umgebung sind zur Segnung aufgelegt; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

Staatsvertragsfeier am 16.05.1965 in Linz. LH Gleißner schreitet die Front ab; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 190

Fahnenübergabe am 07.06.1964 an die Grenzschutzkompanie Ried im Innkreis; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. Fotos: MGFA Fahnenübergabe am 07.06.1964 an die Grenzschutzkompanie Ried im Innkreis. Das Fahnenband; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

Die Grenzschutztruppe 191

Gemeinde wohnhafte Angehörige der Reserve- eigener Schneider beigestellt. Am zweiten Tag, der verbände dienen sollten.82 Parade selbst, trug der rechte Flügelmann jeder Doch man nutzte auch Ausstellungen und Grenzschutzkompanie eine Tafel, die die betreffen- andere Veranstaltungen für Werbezwecke für den de Kompanie gegenüber den Zuschauern kenn- Grenzschutz. Als die Bezirkshauptmannschaft zeichnete. Insgesamt 471 Grenzschützer nahmen an Urfahr-Umgebung im Oktober 1963 ihren 60jähri- der Parade teil, und wurden mit großem Beifall von gen Bestand feierte, zeigte der Mühlviertler den Zuschauern empfangen.87 Grenzschutz im Rahmen einer damit verbundenen Ausstellung neben diversem Bild- und An- schauungsmaterial auch Waffen und Ausrüstung „Der Grenzschützer“ – das einer Grenzschutzkompanie.83 Mitteilungsblatt des GzB 114 Ein wichtiges Ereignis war die Truppenparade am 22. Mai 1963 anlässlich der Angelobung von Im Mai 1962 schlug der Leiter des Presse- und Bundespräsident Dr. Adolf Schärf.84 Die Grenz- Informationsdienstes des Bundesheeres erstmals schutzkompanien Bruck I, Götzendorf und Neu- die Herausgabe eines Grenzschutz-Flugblattes vor. siedl wurden hiezu im Rahmen einer zweitägigen Als Inhalt war eine Seite Wehrpolitik, zwei Seiten Instruktion einberufen85 und unter dem Komman- Ausbildungsfragen und eine Seite Nachrichten vor- do des Jägerbataillons 1 zu einem Grenzschutz- gesehen. Da man aber personell selbst nicht in der bataillon zusammengefasst. Am ersten Tag wurde Lage war, die dafür notwendigen Beiträge zu ver- am Truppenübungsplatz Bruck an der Leitha die fassen, wurde dieses Vorhaben wieder eingestellt.88 Parade vorgeübt und Bekleidung und Ausrüstung Die oberösterreichischen Grenzschützer hinge- überprüft.86 Bis ins kleinste Detail wurde geplant gen griffen diese Idee auf und verwirklichten sie. und kontrolliert, um ein einheitliches Auftreten der Mitte November 1962 erschien die erste Folge des Grenzjäger zu garantieren wurde jedem Mann neuen Mitteilungsblattes des Grenzschutzbataillons Nadel und Zwirn zum Aufnähen der Grenzschutz- Mühlviertel „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt abzeichen ausgegeben sowie jeder Kompanie ein des Grenzschutzbataillons 114“.

82 Die ersten „Ortsältesten" des GzB 114 waren: 1. Kompanie: Freistadt: Wm Franz Schick, Grünbach: Kpl Josef Hofstadler, Lasberg: Kpl Alois Etzelstorfer, Leopoldschlag: Gfr Herbert Preinfalk, Rainbach: ZwOKtr Alois Kogler, Sandl: Gfr Rudolf Wagner, St. Oswald: Gfr Karl Schmidt, Weitersfelden: Gfr Alois Stellnberger, Windhaag: Gfr Max Pointner; 2. Kompanie: Alberndorf: Gfr Johann Puchner, Engerwitzdorf: Kpl Josef Kolmer, Feldkirchen: Gfr Wilfried Winzer, Gramastetten: Kpl Franz Atzelsberger, Leonfelden: Kpl Hubert Manzenreiter, Oberneukirchen: Gfr Gerold Haas, Reichenthal: Zgf Franz Pötscher, Vorderweissenbach: Franz Matheis; 3. Kompanie: Aigen: Gfr Walter Patrasso, Altenfelden: Gfr Hermann Furtmüller, Arnreith: Adolf Furtmüller, Haslach: Gfr Kurt Bocksrucker, Kollerschlag: Zgf Josef Kepplinger, Lembach: Zgf Erwin Feichtinger, Niederkappl: Gfr Heinrich Heinzl, Peilstein: Wm Friedrich Paster, Pfarrkirchen: Gfr Hubert Rosenberger, Rohrbach: Olt Johann Küblböck, Sarleinsbach: Gustav Glaser, Ulrichsberg: Josef Lanzerstorfer. Vgl. dazu „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114", 1. Jahrgang 1962, 1. Folge, S.4. 83 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114", 2. Jahrgang 1963, 4. Folge, S. 2. 84 Vgl. „Der Grenzschutzsoldat. Grenzschutz paradiert", in: „Der Soldat", Nr. 11 vom 09.06.1963, S. 6. 85 Vgl. „Grenzschutz – Inspektionen – Instruktionen. Instruktionen anläßlich der Truppenparade." Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 326.721-Mob/63. 86 GTI Fussenegger wohnte dieser Vorübung bei und vermerkte dazu in seinem Tagebuch: „Hiebei waren 2 gute Kpen, die Neusiedler und die Brucker, während die Götzendorfer, wie schon einmal, aus sehr viel Gesindel besteht." Tagebucheintrag vom 21.05.1963. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1963, S. 26. 87 Vgl. "Truppenparade 1963 anlässlich der Angelobung des Herrn Bundespräsidenten – Paradebefehl", Beilage 3, 5 und 6. Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik, BMfLV Zl. 325.054-GTI/63. 88 Vgl. „Grenzschutztruppe – Mitteilungsblatt" vom 30.01.1963, Aktenvermerk; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 321.415-Mob/63.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 192 Abb.: MGFA

Abb. 56: „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114“, 1. Folge des 1. Jahrgangs 1962; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 193 Abb.: MGFA

Abb. 57: „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 5. Folge des 2. Jahrgangs 1962; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 194

Die Zeitschrift informierte in erster Linie über daß man höherenorts wirklich bestrebt ist, engste oberösterreichische Angelegenheiten des Grenz- Verbindung mit den Reservisten aufzunehmen und schutzes sowie regionale Ereignisse wie Garnisons- zu erhalten. Sie begrüßen es, daß sie nicht nur mit bälle, Kranzniederlegungen oder Stadtfeste. In den Kommandostellen, sondern auch untereinander einer eigenen Rubrik wurden Neuigkeiten aus dem über den ,Grenzschützer‘ Verbindung halten können Verteidigungsministerium, dem Militärkommando und geben dem Wunsch Ausdruck, daß dies der und der Brigade bekannt gegeben. Personelle Gemeinschaft dienende Mitteilungsblatt durch Änderungen, Beförderungen und Verabschiedun- Berichte über das Mitwirken des Bundesheeres, über gen von Grenzjägern der einzelnen Kompanien Veranstaltungen anderer Grenzschutzeinheiten […] wurden veröffentlicht, auf sportliche Wettkämpfe, belebt wird.“89 vor allem Skimeisterschaften und Schießwett- kämpfe, und kulturelle Ereignisse wie Theater- und Als 1963 aufgrund interner Einsparungsmaß- Filmvorführungen hingewiesen. Aber auch rechtli- nahmen des BMfLV die weitere Herausgabe dieser che und soziale Belange wurden behandelt, Fragen ersten österreichischen Grenzschutzzeitung gefähr- zu verschiedensten Themen aus Leserbriefen be- det schien, sprangen Mühlviertler Behörden und antwortet. Kleine Karikaturen und Illustrationen auch zivile Stellen mit einer finanziellen Unter- sowie Anekdoten aus Instruktionen und Inspek- stützung ein.90 Unter anderem stellten die Bezirks- tionen rundeten das Bild ab. Unter der Rubrik hauptmannschaft Urfahr-Umgebung eine Spende „Grenzschutz anderswo“ blickte man über die von ATS 2.000,-91 und die Landes-Landwirtschafts- österreichischen Staatsgrenzen hinaus und be- kammer Oberösterreich ATS 1.000,- zur Verfügung, schrieb die Grenzschutztruppen anderer europäi- die Bezirkshauptmannschaft Rohrbach übernahm scher Staaten. „Mitteilungsblatt“ war mit Sicherheit die Materialkosten.92 Es dürfte dies der erste Fall in ein gut gewählter Titel für diese Zeitschrift, da sie Österreich gewesen sein, dass Angelegenheiten der in erster Linie informierte, kritische Artikel oder Landesverteidigung mit ressortfremden Mitteln Diskussionen blieben aus. gesponsert wurden. Das Mitteilungsblatt konnte in Die Zeitschrift fand unter den oberösterreichi- der Folge neben den oberösterreichischen Grenz- schen Grenzschützern ein breites Echo, was sich in schützern auch verschiedenen Behörden kostenlos zahlreichen Leserbriefen manifestierte. Als Beispiel zugestellt werden.93 Ab der Septembernummer des sei hier einer der ersten Leserbriefe aus Rohrbach Jahres 1963 (5. Folge) wurde auch die Grenzschutz- zitiert: kompanie Ried im Innkreis in die Zeitschrift „Der Grenzschützer“ miteinbezogen. In diesem Zusam- „Die Grenzschutzsoldaten von Rohrbach haben das menhang wurde auch der Name auf „Der Grenz- Erscheinen des ,Grenzschützers‘ mit Freude und schützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“ Dank aufgenommen und sehen dies als Beweis dafür, geändert.94 Ab 1. Jänner 1964 kamen die Kom-

89 Leserbrief von OltdR Johann Küblböck in „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114", 2. Jahrgang 1963, 1. Folge, S. 4. 90 Vgl. "Der Grenzschutzsoldat. Förderung des Grenzschutzes", in: „Der Soldat", Nr. 10 vom 26.05.1963, S. 5. 91 Vgl. Fernschreiben 88 „besonderer vorfall – subvention fuer den grenzschutz" von Mjr Schindl an das BMfLV sowie das Gruppenkommando III vom 06.05.1963; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung; BMfLV Zl. 327.259 – Mob. 92 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65", Band 1, Linz 1985. 93 Vgl. Neumann, Walter: „Grenzschutz eine Notwendigkeit", in: „Der Soldat", Nr. 14 vom 28.07.1963, S. 8. 94 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes", 4. Jahrgang 1965, 6. Folge, S. 1.

Die Grenzschutztruppe 195

panien des Grenzschutzbataillons Mühlviertel wie Die große Resonanz des Mitteilungsblattes des die aktiven Truppen des Bundesheeres in den GzB 114 ließ im BMfLV schon bald die verworfenen Genuss des Jahreskreditverlages für Bildung und Pläne für eine gesamtösterreichische Grenzschutz- Kultur, womit die weitere Herausgabe der Zeit- zeitung mit dem Titel „Der Grenzschutzsoldat“ wie- schrift zunächst gesichert war.95 Im November 1965 der aufleben. Initiativen für lokale Grenzschutz- erschien mit der sechsten Folge des vierten zeitungen in den Bundesländern Vorarlberg, Tirol Jahrganges die letzte Folge der oberösterreichi- und Salzburg waren im Sand verlaufen.101 schen Grenzschutzzeitung, hauptsächlich mangels Am 15. November 1963 fand unter der An- einer weiteren Kostendeckung musste das Er- wesenheit von Bundesminister Schleinzer zum scheinen schlussendlich doch eingestellt werden.96 ersten Mal eine Besprechung sämtlicher Grenz- In Oberösterreich wurde darüber hinaus ab schutz-Sachbearbeiter des Ministeriums, der März 1963 in vier Wochenzeitungen, den „Mühl- Gruppen- und Militärkommanden sowie der bereits viertler Nachrichten“, dem „Mühlviertler Boten“, betrauten Grenzschutz-Bataillons- und aller einge- der „Rieder Volkszeitung“ und der „Neuen Warte teilten Kompaniekommandanten aus dem gesam- am Inn“, eine Rubrik mit dem Titel „Für den Grenz- ten Bundesgebiet in der Wiener Fasangartenkaserne schutz“ regelmäßig mit Artikeln über den Grenz- statt.102 Bei dieser „Grenzschutzkommandanten- schutz beliefert.97 Bis August 1963 wurden über 100 tagung“ wurde beschlossen, alle bisherigen lokalen Beiträge in diesen Wochenzeitungen veröffentlicht, Mitteilungsblätter einzustellen und durch eine zen- die dafür von den jeweiligen Redaktionen bezahl- tral versandte, von der Redaktion „Der Soldat“ redi- ten Geldbeträge konnten wiederum für die gierte Zeitung zu ersetzen. Diese sollte alle zwei Grenzschutzzeitung verwendet werden.98 Durch Monate als Beilage des „Der Soldat“ erscheinen und diese Veröffentlichungen in regionalen Zeitungen kostenlos an die Grenzjäger verschickt werden.103 wurde ein weiterer wesentlicher Beitrag zur Auf acht Seiten waren neben dem Leitartikel und Verankerung des Grenzschutz-Gedankens in der grundsätzlichen Fragen des Grenzschutzes – nach Bevölkerung der Grenzbezirke geleistet.99 Aber Bundesländern gegliedert – Lokalnachrichten und auch ausländische Zeitungen und Zeitschriften Bilder geplant.104 Doch erst eineinhalb Jahre später, widmeten Beiträge dem österreichischen Grenz- am 19. Mai 1965, konnte das erste Exemplar der schutz, wie z.B. die deutsche „Neue Illustrierte neuen bundesweiten Zeitschrift „Der Grenzjäger“ Wochenschau“ im Dezember 1962.100 versandt werden.105

95 Vgl. „BuK – Kulturelle Truppenbetreuung; Jahreskreditverlag für die GzBaone"; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung; BMfLV Zl. 339.371-Ausb/63. 96 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes", 4. Jahrgang 1965, 6. Folge, S. 1. 97 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65", Band 1, Linz 1985. 98 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes", 2. Jahrgang 1963, 5. Folge, S. 6. 99 Vgl. "Nachrichten vom Grenzschutz", in: „Der Soldat", Nr. 14 vom 28.07.1963, S. 8. 100 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65", Band 1, Linz 1985. 101 Vgl. „Mitteilungsblätter für Grenzschutztruppe"; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – GrpKdo III Salzburg Zl. 35.847-II/63 bzw. BMfLV Zl. 334.612-Mob/63. 102 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes", 2. Jahrgang 1963, 6. Folge, S. 2. 103 Vgl. „Gedächtnisprotokoll der Grenzschutzbesprechung am 15.11. [1963] in Wien"; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition", Akt „Grenzschutz 1961-". 104 Vgl. „Grenzschutz – Organisatorisches; Besprechung über Einführung einer GzZeitung „Der GzSoldat" – Einberufung", Fernschrift Nr. 685/269 vom 10.10.1963; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung; BMfLV Zl. 338.718-Mob/63. 105 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65", Band 1, Linz 1985.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 196

Grenzschutz-Kommandanten- Besprechung am 15.11.1963 in der Fasangartenkaserne in Wien. BM Schleinzer und Major Schindl; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. Foto: MilKdo OÖ

Grenzschutz-Kommandanten- Besprechung am 15.11.1963 in der Fasangartenkaserne in Wien. BM Schleinzer und Major Schindl; Besitz Manfred Schindl, Klosterneuburg. Foto: Schindl Abb.: Kolmer

Abb. 58: Zeitungsartikel über die Grenzschutzkommandantentagung; Privatarchiv Josef Kolmer, Linz.

Die Grenzschutztruppe 197

Die Zeitschrift „Der Grenzjäger“ Der „Grenzjägerverband Mühlviertel“

Die für ganz Österreich erscheinende Zeitschrift Um neben den kurzen Instruktions- und „Der Grenzjäger“ umfasste 20 Seiten und sollte Inspektionszeiten die menschlichen Kontakte und geplanter Weise zehnmal jährlich an alle Ange- die Kameradschaft innerhalb der Grenzschützer zu hörigen des österreichischen Grenzschutzes ver- pflegen und zu intensivieren, überlegte man schon sendet werden.106 1965 erschienen jedoch nur sechs bald die Bildung einer auf freiwilliger Basis aufge- Exemplare, und 1966 legte man sich endgültig auf bauten „Grenzschutzkameradschaft“. Im Mühl- sechs Exemplare jährlich fest. viertel bildete sich ein Proponentenkomitee von Die erste Ausgabe 1/65 war mit einem Geleit- Grenzschützern mit dem Ziel, im regionalen wort von Verteidigungsminister Dr. Georg Prader Aufstellungsraum jeder Grenzschutzkompanie des versehen, der der Zeitschrift zur Erfüllung ihrer für Mühlviertels eine Grenzschutzkameradschaft zu die Landesverteidigung wichtigen Aufgabe gutes gründen, diese einzelnen Grenzschutzkamerad- Gelingen wünschte. Weiters stellte sich eine schaften in einem Dachverband zusammenzufas- Arbeitsgemeinschaft „Der Grenzjäger“ vor, die die sen und, als Voraussetzung für die Ausdehnung Redaktion der Zeitschrift innehatte. Ziel war es, dieser Kameradschaften auf das ganze österreichi- eine lebendige Zeitschrift zur Vertiefung und sche Bundesgebiet, Erfahrungen zu sammeln.109 Erweiterung des militärischen Wissens der Grenz- Angehörige der Grenzschutzkompanien Frei- schützer zu gestalten, und somit der gesamten stadt, Leonfelden und Rohrbach gründeten am Landesverteidigung Österreichs zu dienen.107 7. September 1963 in Bad Leonfelden den „Grenz- Die Artikel befassten sich nicht nur mit Waffen- jägerverband Mühlviertel“ mit Zweigverbänden und Gerätekunde, auch Themen wie Sport, Erste am Sitz jeder Kompanie mit der Bezeichnung Hilfe, Ortskampf, geistige Landesverteidigung, „Grenzschutzkameradschaft“. Jeder dieser Kame- ergänzt durch zahlreiche Fotos und Graphiken, radschaften stand „zur Erfüllung der Vereins- wurden behandelt. Historische Beiträge, Kurz- und zwecke“ ein monatlicher Betrag von bis zu ATS Soldatengeschichten oftmals sehr heroischen 500,- zur Verfügung, die aus Subventionen der Inhalts, Rätsel und Cartoons vervollständigten die oberösterreichischen Landesregierung für den Ausgaben.108 Verband stammten. Zum ersten Obmann des Die Zeitschrift „Der Grenzjäger“ erschien bis Grenzjägerverbandes wurde der Kommandant der Ende 1967, dann wurde sie in Hinblick auf die Grenzschutzkompanie Leonfelden, Leutnant der geplante Errichtung der Landwehr und der Reserve Regierungsrat Dr. Franz-Josef Neuhuber, Territorialverteidigung eingestellt. gewählt.110

106 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes", 4. Jahrgang 1965, 4. Folge, S. 2. 107 Vgl. „Der Grenzjäger", 1. Jahrgang 1965, 1. Folge, S. 2 und 19. 108 Vgl. „Der Grenzjäger", 1.-3. Jahrgang 1965-1967, 1.-6. Folge. 109 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes", 2. Jahrgang 1963, 6. Folge, S. 3f. 110 Vgl. „Der Grenzschutzsoldat. Grenzschutzkameradschaften – Vereinsgründungen", in: „Der Soldat", Nr. 18 vom 22.09.1963, S. 7; sowie Information von Hptm a.D. Gunter Polesny an den Verfasser anlässlich eines Interviews am 17.11.2007.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 198 Abb.: MGFA

Abb. 59: „Der Grenzjäger“, Nr. 1/1965; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Bestand Grenzschutz.

Die Grenzschutztruppe 199 Abb.: MGFA

Abb. 60: „Der Grenzjäger“, Nr. 1/1965; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Bestand Grenzschutz.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 200

In seinen Satzungen gab der Verband als seine und soziale Betreuung von Grenzschutzange- Aufgaben folgende Punkte an: hörigen in Miet- und Berufsangelegenheiten sowie rechtlichen Schwierigkeiten übernommen.113 Im „a) Die Förderung des traditionellen österreichischen Oktober 1963 konnte der Grenzjägerverband eine Heimat- und Grenzschutzgedankens sowie die Pflege erste soziale Hilfeleistung für die Grenzschützer der Kameradschaft; erbringen. Aufgrund der teilweise schlechten zivi- b) die Durchführung von heimatkundlichen Vorträ- len Motorisierung der Grenzschützer konnte bei gen und Wanderungen; einer Leonfeldner Fahrschule eine 20 %ige Er- c) die Durchführung von sportlichen Veranstaltun- mäßigung der Kosten des Fahrschulkurses für gen für die Mitglieder; Grenzschutzangehörige erzielt werden.114 d) die Wahrung und Vertretung der sozialen und Am 5. Jänner 1964 fand das erste gesellschaftli- wirtschaftlichen Interessen der Mitglieder, soweit die che Ereignis des Grenzschutzverbandes Mühl- Gesetze es zulassen; viertel statt, der 1. Grenzjägerball im Gasthaus e) die Durchführung von Veranstaltungen zur Ver- „Zum Böhmertor“ in Bad Leonfelden, unter Ehren- tiefung des Grenzschutzgedankens bei der Bevöl- schutz des Landeshauptmanns DDr. Gleissner. Um kerung.“111 einen guten Besuch zu gewährleisten, wurden Autobusse bereitgestellt, um die Grenzschützer mit Jedes Mitglied bekam einen nummerierten ihren Familien aus den benachbarten Bezirken Mitgliedsausweis mit Lichtbild, der neben persön- abzuholen und wieder nach Hause zu bringen.115 lichen Daten auf der zweiten Umschlagseite folgen- Schlussendlich kam eine so große Anzahl von den Text enthielt: Besuchern, dass sich die Räumlichkeiten als zu klein erwiesen und manche Gäste umliegende „Wir bitten die Organe der Bundesgendarmerie, der Gaststätten aufsuchen mussten.116 Unter den Bundespolizei und der Gemeinde, unserem Mitglied Klängen des Tanzorchesters der Oberösterreichi- mit Rücksicht darauf, daß er als Grenzschutzsoldat schen Militärmusik wurde ab 17.00 Uhr getanzt, einen großen Teil seiner Freizeit für seine Weiter- und um Mitternacht gab es ein „Sauschädelessen“ bildung verwendet und auch im Ernstfalle bereit ist, für alle Ballbesucher. Aufgrund des großen Erfolges sein Leben zur Verteidigung unseres Vaterlandes wurde der nächste Grenzjägerball für den 9. Jänner einzusetzen, dann, wenn er in Not gerät, zu helfen, 1965 geplant und durchgeführt117, und fand in der wie auch er erklärt hat, jedem, der in Not ist, beizu- Folge alljährlich statt. Der siebte und letzte stehen.“112 Grenzjägerball wurde am 10. Februar 1970 am Pöstlingberg in Linz veranstaltet. Ursprünglich hatte das Betreuungsreferat beim Am 27. Juni 1964 fand die erste Generalver- Militärkommando OÖ Ende 1962 die rechtliche sammlung des Grenzjägerverbandes Mühlviertel

111 Vgl. „Satzungen des Grenzjägerverbandes Mühlviertel". Archiv Gunter Polesny, Linz. 112 Vgl. Mitgliedskarte Nr. 5 des Grenzjägerverbandes Mühlviertel von FhrdRes Gunter Polesny, ausgestellt am 21.03.1964. Archiv Gunter Polesny, Linz. 113 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114", 2. Jahrgang 1963, 1. Folge, S. 4. 114 Vgl. „Der Grenzschutzsoldat. Motorisierung wird gefördert", in: „Der Soldat", Nr. 20 vom 20.10.1963, S. 5. 115 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes", 3. Jahrgang 1964, 1. Folge, S. 2f. 116 Vgl. 1. Rundschreiben des Grenzjägerverbandes Mühlviertel vom 29.05.1964; in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65", Band 1, Linz 1985. 117 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114", 4. Jahrgang 1965, 2. Folge, S. 2.

Die Grenzschutztruppe 201 Abb.: Polesny

Abb. 61: Mitgliedskarte Nr. 5 des Grenzjägerverbandes Mühlviertel, ausgestellt am 21.03.1964 auf Gunter Polesny; Archiv Gunter Polesny, Linz. Abb.: Polesny

Abb. 62: Mitgliedskarte Nr. 5 des Grenzjägerverbandes Mühlviertel, ausgestellt am 21.03.1964 auf Gunter Polesny; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 202 Abb.: Kraml

Abb. 63: Ehrenkarte des 1. Grenzjägerballes am 05.01.1964 in Bad Leonfelden; aus: „Tagebuch des Gz-Baons 114 „Mühlviertel“ I. Teil; Privatarchiv Franz Kraml, Linz. Abb.: Kraml

Abb. 64: Ehrenkarte des 1. Grenzjägerballes am 05.01.1964 in Bad Leonfelden; aus: „Tagebuch des Gz-Baons 114 „Mühlviertel“ I. Teil; Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

Die Grenzschutztruppe 203

5. Grenzjägerball am 06.01.1968: die Militärmusik Oberösterreich; aus Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz- Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985.

5. Grenzjägerball am 06.01.1968: die traditionelle „Sauschädlgruppe“; aus Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz- Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985.

5. Grenzjägerball am 06.01.1968: die Sauschädlgruppe mit OltdRes Neuhuber; aus Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz- Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 204

5. Grenzjägerball am 06.01.1968: „LtdRes Wutzlhofer führt die Polonaise an“; aus Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz- Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985.

5. Grenzjägerball am 06.01.1968: „dichtgedrängt auf der Tanzfläche“; aus Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985.

5. Grenzjägerball am 06.01.1968: „Oberst dG Paul Wimmer mit Gattin Ursula“; aus Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ

Die Grenzschutztruppe 205

im Gasthaus Gottfried Hochreiter in Bad Leon- organisierten kompanieübergreifende Veranstaltun- felden statt. Ein hoher Prozentsatz der Angehöri- gen. So fand Ende 1965 ein erstes Fußball-Freund- gen der Grenzschutzkompanien Leonfelden und schaftsspiel zwischen Innviertler und Mühlviertler Freistadt sowie einige Rohrbacher nahmen daran Grenzschützern statt. In Ried wurde eine Innviertler teil.118 Oberst dG Schink hielt bei diesem Treffen Grenzschutz-Musikkapelle ins Leben gerufen, die einen Vortrag „Der Grenzjäger im Grenzjäger- nicht nur über eine Tanzband sondern auch über verband“, als Vorhaben wurden die Errichtung eine 40köpfige Marschmusikkapelle verfügte. eines Unterstützungsfonds für die Mitglieder und Der Grenzjägerverband half auch immer wieder eines Grenzjägerheimes besprochen.119 bei Instruktionen aus. Als bei der Kader-Voll- Die einzelnen Grenzschutzkameradschaften instruktion 1964 die Kradmelder mangels Gerät mit führten auch eigene Veranstaltungen durch. Als ihren eigenen Motorrädern einrückten, übernahm erste Kompanie führte die Kameradschaft Leon- der Grenzjägerverband Mühlviertel die angefalle- felden einen „Abend der 2./GzB“ am 7. November nen Benzinkosten.123 1964 in Bad Leonfelden durch, an dem 50 Grenz- Eine weitere Serviceleistung des Grenzjäger- schützer teilnahmen. Der Kompaniekommandant verbandes war eine Zusatzversicherung für alle Leutnant dRes Dr. Franz-Joseph Neuhuber spende- Mitglieder. Dieser Versicherungsschutz war für alle te zwei Hektoliter Bier und organisierte einen Bus- Angehörigen kostenlos, der Verband übernahm zur transfer von Linz-Urfahr nach Bad Leonfelden und Gänze die Prämienzahlung. Einzige Bedingung, zurück.120 um in den Genuss dieser Versicherung zu kommen, Mitte 1965 waren von den Grenzschutz- war die beitragsfreie Mitgliedschaft im Grenzjäger- kompanien Freistadt und Leonfelden bereits 80 % verband. Ziel war es, den Grenzjäger im Falle eines der Kompanieangehörigen im Grenzjägerverband Unfalles oder einer durch die Instruktion bedingten erfasst. Der Aufbau der Kompanie Rohrbach ge- Erkrankung über die ihm aus öffentlichen Mitteln staltete sich etwas schwieriger, eine Organisation im gebotene Heilbehandlung hinaus durch Abschluss Innviertel für die dortige GzKp Ried war aufgrund dieser Zusatzversicherung die finanzielle Einbuße der großen räumlichen Ausdehnung nicht mög- seines täglichen Verdienstes während der Zeit sei- lich.121 Im Juni 1966 wurden nach Aufstellung der ner Arbeitsunfähigkeit zu ersetzen. Die Leistungen Grenzschutzkompanien Pregarten und Neufelden der Versicherung betrugen für jeden Grenzjäger bei auch dort Kameradschaften als Vereine konstituiert. Todesfall bzw. Invalidität ATS 40.000,-, für Heil- 1968 hatte der Verband über 1.000 Mitglieder.122 kosten ATS 1.000,- bzw. ein Taggeld von ATS 20,- Die Grenzjäger blickten schon bald über den bei einem im Zusammenhang mit einer Instruktion Bereich ihrer jeweils eigenen Kompanie hinaus und notwendig gewordenen Krankenhausaufenthalt.124

118 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes", 3. Jahrgang 1964, 2. Folge, S. 2. 119 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65", Band 1, Linz 1985. 120 Vgl. Schreiben von Dr. Franz-Joseph Neuhuber an die Kompanieangehörigen vom 14.10.1964, sowie Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65", Band 1, Linz 1985. 121 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes", 4. Jahrgang 1965, 4. Folge, S. 2. 122 Vgl. „Grenzjägerverband Mühlviertel. Tätigkeitsbericht 1963 bis 1968", S. 3f; Archiv Gunter Polesny, Linz. 123 Vgl. „Kader-Vollinstruktion; Erfahrungsbericht" vom 05.10.1964 an das GzB 114 beim MilKdo OÖ; Privatarchiv Franz Kraml, Linz. 124 Vgl. Schreiben von Franz-Joseph Neuhuber an Alois Kogler vom 24.08.1965; in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65", Band 1, Linz 1985, sowie „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes", 4. Jahrgang 1965, 5. Folge, S. 1.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 206

Die sozialen und wirtschaftlichen Hilfestel- Freitag in den Abendstunden von 18.00 bis 21.00 lungen wurden in den nächsten Jahren ausgeweitet. Uhr abgehalten. An einem Tag pro Woche wurden Mit Rücksicht auf ein Durchschnittsalter der ganztägig Außensprengungen in St. Georgen, Mühlviertler Grenzjäger von 26 Jahren wurde ein Mauthausen und Perg und auch Unterwasser- rechtlicher Beistand bei Kaufverträgen, Wohnungs- sprengungen in der Donau durchgeführt. Die und Kreditansuchen sowie bei der Berufswahl Teilnahme am Kurs war kostenlos, nur die staatli- angeboten und von den Grenzschützern gerne chen Prüfungsgebühren mussten von den Kandi- angenommen. In den ersten beiden Jahren konnte daten selbst getragen werden.127 Aufgrund des so in sieben Fällen an der positiven Erledigung von großen Erfolges wurde der Kurs fortan jährlich Ansuchen um Gewährung eines Darlehens aus dem durchgeführt. Landes-, Wohn- und Siedlungsfonds, in drei Fällen Mit der Einteilung von Reservisten zum Grenz- von Gewerbekreditansuchen mitgewirkt werden. In schutz setzte man zwar prinzipiell voraus, dass den fünf Fällen wurden Grenzjäger bei der Abfassung Reservisten die weitere Umgebung ihres Wohn- von Rechtsmitteln in Verwaltungsstrafverfahren ortes geländetechnisch bekannt sein sollte, doch unterstützt und für eine günstige Erledigung inter- war dies nicht immer der Fall. Von den Grenzjäger- veniert. Drei Angehörigen des Grenzschutzes konn- kameradschaften wurden daher alljährlich Wande- te vom Obmann des Verbandes eine Wohnung ver- rungen im Einsatzstreifen der Grenzschutzkom- mittelt und dadurch die Eheschließung ermöglicht panie durchgeführt. Diese Wanderungen hatten werden.125 All diese Hilfeleistungen waren in erster vor allem den Zweck, die eingeteilten Komman- Linie durch die guten persönlichen Kontakte von danten mit der Geschichte ihres Einsatzgeländes Dr. Franz-Joseph Neuhuber zur oberösterreichi- bekannt zu machen und ausführliche Geländebe- schen Landesregierung und den Mühlviertler sprechungen durchzuführen.128 Da keine militäri- Bezirkshauptmannschaften möglich, sollten aber schen Landkarten zur Verfügung standen, wurden nicht die alltäglichen bzw. primären Aufgaben des vom Grenzjägerverband Wanderkarten angeschafft Verbandes bilden.126 und an die Kommandanten ausgegeben. Durch Der Grenzjägerverband betätigte sich aber auch den Obmann Franz-Joseph Neuhuber konnten auf dem Gebiet der militärischen Weiterbildung. ergänzend Kataster- und Flächenwidmungspläne Vom 15. bis 29. Mai 1966 wurde ein Sprengbe- beschafft werden, die aufgrund ihrer Genauigkeit fugtenkurs für insgesamt 17 oberösterreichische eine große Hilfe darstellten.129 Grenzschützer in Linz durchgeführt, und mit einer Durch den Grenzjägerverband wurden neben staatlich anerkannten Prüfung durch das Linzer dem Sprengbefugtenkurs auch Erste Hilfe Kurse Wirtschaftsförderungsinstitut abgeschlossen. Um sowie Jungjägerkurse mit Scharfschützenaus- auch den berufstätigen Grenzjägern die Teilnahme bildung, die mit dem Erwerb der Landesjagdkarte zu ermöglichen, wurde der Kurs von Montag bis abgeschlossen wurden, organisiert.130 Vom 3. bis

125 Vgl. „Grenzjägerverband Mühlviertel. Tätigkeitsbericht 1963 bis 1968", S. 10; Archiv Gunter Polesny, Linz. 126 Information von Hptm a.D. Gunter Polesny an den Verfasser anlässlich eines Interviews am 17.11.2007. 127 Vgl. Schreiben des Grenzjägerverbandes Mühlviertel vom 28.01.1966; in Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68", Band 2, Linz 1985. 128 Vgl. „Grenzjägerverband Mühlviertel. Tätigkeitsbericht 1963 bis 1968", S. 7; Archiv Gunter Polesny, Linz. 129 Information von Oberst a.D. Josef Kolmer anlässlich des Grenzschutz-Symposiums in Freistadt am 3.06.2005. 130 Vgl. „Märzrundschreiben an alle Kp.-Angehörigen" der GzKp Neufelden vom 15.03.1967; in: Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68", Band 2, Linz 1985.

Die Grenzschutztruppe 207

Sprengkurs vom 15.-29.05.1966: die Teilnehmer des Kurses mit dem Militärkommandanten von OÖ Oberst dG Lawatsch und Konsulent Inselbacher vom WIFI im Steinbruch Mauthausen; „Tagebuch des Gz-Baons 114 „Mühlviertel“ II. Teil; Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

Sprengkurs vom 15.-29.05.1966: bei den Vorbereitungen zu einer Felsabsprengung im Steinbruch Mauthausen; „Tagebuch des Gz- Baons 114 „Mühlviertel“ II. Teil; Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

Sprengkurs vom 15.-29.05.1966: bei den Vorbereitungen zu einer Felsabsprengung im Steinbruch Mauthausen; „Tagebuch des Gz- Baons 114 „Mühlviertel“ II. Teil; Privatarchiv Franz Kraml, Linz. Fotos: Kraml

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 208

Sprengkurs vom 15.-29.05.1966: „LtdRes Dieter Wutzlhofer (WiO) bereitet eine Unterwasser- sprengung in der Donau vor“; „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. Foto: MilKdo OÖ

Ehrenkarte zum 1. Grenzjäger-Kränzchen 1968; aus Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. Foto: MilKdo OÖ

Grenzjäger-Stammtisch in Linz; Besitz Axel Neuhuber, Wien. Foto: Neuhuber

Die Grenzschutztruppe 209

10. Juni 1964 nahmen erstmals Angehörige des 1972 wurde nochmals offiziell des Grenz- Grenzschutzes an der internationalen Militärpilger- schutzes gedacht: Am 20. Mai 1972 fand anlässlich fahrt nach Lourdes teil.131 des zehnjährigen Bestehens des Grenzjäger- Mit der Aufstellung von weiteren Grenzschutz- verbandes Mühlviertel in Andorf bei Schärding im kompanien in ganz Oberösterreich Ende der 1960er Rahmen des Andorfer Volksfestes der „2. öster- Jahre wurde der Grenzjägerverband Mühlviertel in reichische Grenzschutztag“ statt. Festredner waren den „Grenzjägerverband Oberösterreich“ umbe- der oberösterreichische Landeshauptmann Dr. nannt, und die Vereinstätigkeit auf die neuen Erwin Wenzl und der Verteidigungsminister Karl Kompanien ausgedehnt. Mit der Umgliederung Lütgendorf. Danach fanden eine Kranznieder- des Landwehrregiments 301 im Jahre 1977 zu legung am Kriegerdenkmal von Andorf sowie eine einem Milizverband und mit der Aufstellung der Vorführung der Fallschirmspringergruppe Mühl- Landwehrstammregimenter 41, 42 und 43 wurde viertel statt.135 Bundesminister Lütgendorf wies in zwangsläufig die intensive Vereinstätigkeit einge- seiner Rede auf den Wehrwillen und die selbstlose schränkt,132 da die „alten“ Grenzschutzkader und Mitarbeit aller Angehörigen des Grenzschutzver- somit der Großteil der Unteroffiziere und Chargen bandes hin, ohne die „das Vertrauen, das künftige nicht in die Landwehr übernommen und in der Schwergewicht unserer Selbstbehauptung der Landwehr Folge entordert wurden. Eine wichtige Rolle spielte zu übertragen und damit die Verteidigungsbereitschaft die Gründung des Österreichischen Milizverbandes, der gesamten Bevölkerung zu dokumentieren, nicht der zumindest in Oberösterreich eine Konkurrenz denkbar gewesen“ wäre. Er dankte den Grenzjägern für den Grenzjägerverband darstellte, und dem und der oberösterreichischen Bevölkerung für ihre fortan die Milizsoldaten nach ihrem Grundwehr- Pionierarbeit.136 Die Grenzschützer wurden vom dienst beitraten. Dem Grenzschutz fehlte somit der Bundesminister als „Wehrbürger in vorderster Nachwuchs, nur noch wenige Offiziere blieben dem Front“ und deren Geist als „beispielgebend“ Verband erhalten. Das Vereinsleben schlief in den bezeichnet.137 folgenden Jahren immer weiter ein, bis im Jahr 1988 Der Vorstand des Grenzjägerverbandes Mühl- das endgültige Ende des Grenzjägerverbandes viertel verlieh für Verdienste um den Grenzschutz Mühlviertel kam.133 Das Restvermögen des Ver- ein Grenzjäger-Ehrenzeichen in den Stufen Silber bandes in Höhe von ATS 6.834,60 wurde dem Land- und Gold, das ähnlich wie die Zivilnadel gestaltet wehrstammregiment 42 für Milizzwecke zur war, jedoch mit einem zusätzlichen Lorbeerkranz Verfügung gestellt.134 in Silber bzw. Gold adaptiert war.

131 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes", 2. Jahrgang 1963, 5. Folge, S. 3. 132 Vgl. „Kurzbericht über die Lage betreffend die Organisation des Grenzjägerverbandes" vom 21.05.1981, S. 2f; Archiv Gunter Polesny, Linz. 133 Information von Hptm a.D. Gunter Polesny an den Verfasser anlässlich eines Interviews am 17.11.2007. 134 Vgl. Schreiben von Dr. Peter Konecny bzw. Gunter Polesny betreffend den Grenzjägerverband Mühlviertel vom März 1988 sowie Schreiben des Kommandanten des LWSR 42 Oberst Alfred Aichberger an Gunter Polesny vom 13.12.1988; alles Archiv Gunter Polesny, Linz. 135 Vgl. „10 Jahre Grenzschutztruppe in Österreich 1972", Einladung zur Festversammlung sowie Programm und diverse Begleitschreiben; alles Archiv Gunter Polesny, Linz. 136 Vgl. Grußworte BM Lütgendorfs in „Rieder Volkszeitung", Sondernummer zum Andorfer Volksfest 19. – 22.05.1972, S. 2. 137 Vgl. „10 Jahre Grenzschutz", in „Der Soldat", Nr. 14 vom 26.05.1972, S. 3.

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 210 Abb.: MGFA

Abb. 65: Einladung zum 2. Grenzschutztag am 20.05.1972 in Andorf; Archiv Gunter Polesny, Linz. Abb.: MGFA

Abb. 66: Einladung zum 2. Grenzschutztag am 20.05.1972 in Andorf; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 211

2. Grenzschutztag am 20.05.1972 in Andorf: LH Wenzl als Festredner; aus Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985. Foto: MilKdo OÖ

2. Grenzschutztag am 20.05.1972 in Andorf: BM Karl Lütgendorf als Ehrengast; aus Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985. Foto: MilKdo OÖ

Grenzjäger-Ehrenzeichen in Gold; Besitz Axel Neuhuber, Wien. Foto: Strigl

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 212 Abb.: Wimmer

Abb. 67: Urkunde zum Grenzjäger-Ehrenzeichen in Gold, verliehen am 2. Grenzschutztag 1972 an OberstdG Paul Wimmer; Besitz Dipl.-Ing. Ursula Wimmer, Neulengbach.

Die Grenzschutztruppe 213

Das GzB 114 und die Freiwilligen führung der Tradition der Schützenverbände durch Oberösterreichischen Schützen die Grenzschutztruppe den Grenzschutzgedanken auch ideell zu untermauern. Auch konnte durch die Schon Anfang April 1963 richtete der Kamerad- Zusammenfassung in Kameradschaften unter der schaftsbund der ehemaligen k.k. Freiwilligen Führung von Ortsältesten der Zusammenhalt der Schützen Salzburgs an das Verteidigungsminis- Grenzschutzkompanien auch außerhalb der terium das Ansuchen, dass die zukünftigen Grenz- Instruktionen gefördert werden und im Alar- schutztruppen des Bundeslandes Salzburg die mierungsfall eine raschere Mobilisierung ermögli- Tradition der Salzburger Landwehren, Schützen chen. Das Militärkommando Salzburg schlug daher und Freiwilligen Schützen übernehmen sollten. vor, das geplante GzB 118 Salzburg nach Anton von Weiters bat der Bund, die neuen Grenzschutz- Rauchenbichler zu benennen, das GzB 128 Grödig kompanien zuzüglich mit dem Namen eines „hel- nach Josef Struber, und das GzB 138 Zell am See denmütigen Schützenoffiziers“ aus dem Jahre 1809 nach Anton Wallner.140 Auch das Gruppenkom- zu bezeichnen, und seitlich auf der Feldkappe das mando III begrüßte in einem Schreiben an das Salzburger Landeswappen zu tragen.138 Die Dienst- BMfLV diese Idee, und wies die Militärkommanden stelle für Heimatpflege im Amt der Salzburger von Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg an, eben- Landesregierung schlug daraufhin folgende falls sondierende Gespräche mit den Landes- „Namenspatrone“ vor: für die Stadt Salzburg den regierungen und Schützenverbänden zu führen.141 Oberleutnant des 1. k.k. Salzburger Landwehr- Bei der Suche nach einem Namenspatron für bataillons Anton von Rauchenbichler, den Organi- das Grenzschutzbataillon 114 Mühlviertel dachte sator und geistigen Führer des Widerstandes 1800, man u.a. an Egon Freiherr von Harrucker aus 1805 und 1809; für den Standort Hallein den Führer Schenkenfelden, den Proviantmeister von Prinz des Pongauer und Gollinger Widerstandes bei der Eugen, dem in Linz auch eine Straße gewidmet ist. Verteidigung des Passes Lueg, Major Josef Struber; Auch das Militärkommando Oberösterreich ver- und für den Standort Zell am See Johann Wallner, sprach sich sowohl von diesem Vorhaben eine stär- der 1809 das Kommando über den Pinzgau und kere Verbindung mit den Schützenverbänden und Pongau innehatte.139 einer damit verbundenen Förderung der Grenz- Das Militärkommando Salzburg wandte sich an schutzeinheiten, etwa durch eine Bereitstellung das Gruppenkommando III und unterstützte dieses von Kraftfahrzeugen, als auch die Vertiefung des Vorhaben. Man erhoffte sich durch die Weiter- Wehrgedankens in den Traditionsregimentern.142

138 Vgl. Schreiben der Kameradschaft der Freiwilligen Schützen Salzburg an das MilKdo Salzburg vom 03.04.1963; Österreichi- sches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 330.720-Zentr/63. 139 Vgl. Schreiben der Dienststelle für Heimatpflege im Amte der Landesregierung Salzburg an den Salzburger Militärkommandanten OberstdG Reinhold Mössler vom 10.05.1963; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 330.720-Zentr/63. 140 Vgl. Schreiben des MilKdo Salzburg an das GrpKdo III vom 14.05.1963; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 330.720-Zentr/63. 141 Vgl. Schreiben des GrpKdo III an das BMfLV vom 28.06.1963; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 330.720-Zentr/63. Auch das BMfLV hielt die Traditionsübernahme durch die Grenzschutztruppe für zweckmäßig, sah es aber zu diesem Zeitpunkt als verfrüht an, vor dem Abschluss der Aufstellungen und Zusammenfassung in Truppenkörpern in den einzelnen Bundesländern eine Namensgebung durchzu- führen. Vgl. „Traditionsübernahme durch die Grenzschutztruppen"; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 330.720-Zentr/63. 142 Vgl. „Aktenvermerk Anruf Obstlt Lacchini v. 25.6.1963" mit zahlreichen handschriftlichen Ergänzungen; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition", Akt „Grenzschutz 1961-".

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 214

Prof. Dr. Hans Commenda als Leutnant der Freiwilligen Oberösterreichischen Schützen, um 1918; Privatarchiv, Wien. Foto: Strigl

Fahnenband der Kameradschaft ehemaliger Freiwilliger Oberöster- reichischer Schützen für das GzB 114; aus Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. Foto: MilKdo OÖ

Großes Wiedersehensfest der ehemaligen Freiwilligen Oberösterreichischen Schützen am 9. Juli 1967 in Bad Wimsbach- Neydharting: „Es spricht Olt.i.R. Prof. Dr. Hans Commenda beim Kriegerdenkmal des Traditionsregiments“; aus Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. Foto: MilKdo OÖ

Die Grenzschutztruppe 215

Großes Wiedersehensfest der ehemaligen Freiwilligen Oberösterreichischen Schützen am 9. Juli 1967 in Bad Wimsbach- Neydharting: „Es spricht MajordRes Otto Grabner beim Kriegerdenkmal des Traditionsregiments“; aus Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985.

Großes Wiedersehensfest der ehemaligen Freiwilligen Oberösterreichischen Schützen am 9. Juli 1967 in Bad Wimsbach- Neydharting: „Es spricht MajordRes Otto Grabner beim Kriegerdenkmal des Traditionsregiments“; aus Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985.

Treffen der „OÖ Jungschützen“ 1969: „Mit den alten Herren des Traditionsregiments von 1914/18“, aus Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ

Grenzschutztruppe in ganz Österreich 216

Das Grenzschutzbataillon Mühlviertel stieß bei GzB 114 die ehemaligen Freiwilligen Schützen OÖ seiner Suche schließlich auf die Freiwilligen Ober- an das GzB 114 bei einer festlichen Feier am Haupt- österreichischen Schützen, die 1915 als Freiwilligen- platz in Freistadt ein geweihtes Fahnenband. Der truppe in Linz aufgestellt wurden, um die Tiroler letzte lebende Offizier der Jungschützen, Ober- Stand- und Landesschützen an der Grenze zu leutnant i.R. Hofrat Prof. Dr. Hans Commenda, wies Italien zu unterstützen und zu verstärken. Bereits bei der Feier auf die große Ähnlichkeit der Auf- bei der 50-Jahr-Feier der Freiwilligen Schützen OÖ gaben der ehemaligen Freiwilligen Schützen mit 1965 in Bad Neydharting nahmen Major Schindl denen der österreichischen Grenzschutzeinheiten und eine Abordnung der Stabskompanie des GzB hin. Als am 9. Juli 1967 das große Wiedersehensfest 114 in Zugstärke teil.143 In der Folge kam es zu einer der ehemaligen Freiwilligen Oberösterreichischen engen Zusammenarbeit mit den ehemaligen Schützen in Bad Wimsbach-Neydharting stattfand, „Jungschützen“. Mit Erlass des Bundesminis- nahm eine große Abordnung der oberösterreichi- teriums für Landesverteidigung vom 18. Juli 1967 schen Grenzschutzkompanien teil.145 wurden die Traditionstruppenkörper der Öster- Am 5. Dezember 1967 fand eine Gefallenen- reichisch-Ungarischen Monarchie und des Ersten ehrung beim Regimentsehrenmal der Freiwilligen Bundesheeres schlussendlich festgelegt. In dieser Oberösterreichischen Schützen in Bad Neydharting Regelung wurden dem Militärkommando Ober- aus Anlass der 50. Wiederkehr der Erstürmung des österreich als Traditionstruppenkörper das Frei- Meletta-Massives durch die OÖ Schützen statt, an willige Oberösterreichische Schützenregiment und der neben dem oberösterreichischen Militärkom- das Landsturm-Infanterieregiment Nr. 2 zugewie- mandanten auch eine Delegation der Grenz- sen. Aufgrund dieser Anordnung wiederum über- schützer teilnahm.146 Beim Wiedersehenfest im Juli trug das Militärkommando dem oberösterreichi- 1968 war ebenfalls eine große Abordnung des GzB schen Grenzschutz, insbesondere dem Grenz- 114 vertreten.147 schutzbataillon 114 „Mühlviertel“, die Traditions- pflege der ehemaligen OÖ-Schützen. Als Gedenktag für den oberösterreichischen Grenzschutz wurde Die Grenzjäger und das vom BMLV der 5. Dezember 1917, die Erstürmung „unbedankte weibliche Element“ des Meletta-Massives im Rahmen der 12. Isonzo- schlacht, und als Traditionsmarsch der „Kaiser- Die Grenzjäger, die in erster Linie eine zivile schützenmarsch“, komponiert vom Kärntner Profession hatten und ihre Tätigkeit beim öster- Landeskapellmeister Rudolf Kummerer, festge- reichischen Grenzschutz zumeist in der Freizeit legt.144 oder im Urlaub absolvierten, mussten ihre fami- Am 6. Oktober 1966 übergaben im Rahmen einer liären Umstände berücksichtigen. Für ihr Engage- zweitägigen Instruktion des Kaderpersonals des ment war der Rückhalt durch ihre Gemahlinnen

143 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65", Band 1, Linz 1985. 144 Vgl. „Traditionspflege des Militärkommandos OÖ; Gedenktag des GzB 114 (freiw. OÖ Schützen)" vom 30.11.1967, MilKdo OÖ Zl. 22.669-CH/Gz/67; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition", Akt „Grenzschutz 1961-". 145 Vgl. Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68", Band 2, Linz 1985. 146 Vgl. „Traditionspflege im Bundesheer – Regimentstag der OÖ Freiwilligen Schützen", Informationsdienst des Militärkommando Oberösterreich, Mitteilungen an die Presse vom 01.12.1967, MilKdo OÖ Zl. 22.813-1/Pr/67; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition", Akt „Grenzschutz 1961-". 147 Vgl. Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68", Band 2, Linz 1985.

Die Grenzschutztruppe 217

und Lebensgefährtinnen und das Verständnis in auch die Kinder vom Vater fern zu halten und zu den betroffenen Familien Bedingung. Dazu kam beschäftigen. Es soll auch vorgekommen sein, dass das wiederum die Sorge der Grenzjäger um ihre eige- weibliche Element während Übungen zu Kund- nen Familien in einem etwaigen Ernstfall. Wie schafterdiensten eingesetzt wurde. wichtig die innerfamiliäre Unterstützung für die Damit ergab sich aber auch zwangsläufig das Problem Angehörigen des Grenzschutzes war, ist folgenden der Geheimhaltung. Ich habe es so gehalten, dass Worten des a.D. Gunter Polesny zu meine Frau bei unseren vielen Fahrten zwar viel vom entnehmen, der von Beginn an dem Grenzschutz- mittleren Mühlviertel gesehen hat, aber keinerlei bataillon Mühlviertel angehörte und aus seinen Einzelheiten der diversen Planungen kannte. Es soll- eigenen Erfahrungen berichtet: te damit jede Möglichkeit ausgeschaltet werden, über sie an militärische Informationen heranzukommen. „Für die Moral der Männer und damit das Gefüge Den Hintergrund für diese Überlegungen lieferte mir und Funktionieren der Einheiten ist der Einfluss der ein Gespräch mit einem meiner Kunden, der als Mütter, Freundinnen und Frauen nicht zu unter- Kaufmann Geschäfte mit der CSSR abwickelte. Bei schätzen. Greifen wir einige markante Punkte heraus: einem seiner Besuche bei seinem tschechischen Anders als im militärischen Alltag während des Partner nannte ihm dieser zum Beweis dafür, dass Präsenzdienstes ist weibliche Hilfe bei der Säuberung man über seine finanzielle Situation gut informiert und Pflege der Bekleidung nach den Übungen sehr sei, seine Kontostände bei einer Linzer Bank. Diese gefragt. In den üblicherweise nicht sehr großen und einige weitere Informationen über geheimdienst- Wohnungen, die den Familien in den 60er-Jahren zu liche Aktivitäten der anderen Seite veranlassten mich Verfügung standen, trugen auch die Aufbewahrung auch, mit meiner Frau Überlegungen anzustellen, der Ausrüstung und die ,ärarische Duftnote‘ in den wann, auf welchen Wegen und wohin sie sich abzu- Kleiderschränken nicht unbedingt zur Freude der setzen hätte. Hausfrauen bei. Als kleiner Dank für so manche ,Und wenn man ihn braucht, ist er nicht da!‘ Dieses Mühe empfunden wurden die Einladungen der Problem war von Einrückenden immer wieder zu Damen zu verschiedenen Veranstaltungen, vor allem hören, die aus wichtigen Tätigkeiten gerissen wurden zu den Grenzjägerbällen, aber auch zu den traditio- und vielfach ihre Frauen damit belasten mussten. nellen Kranzniederlegungen zu Allerheiligen. Vor Aber auch das gab es: Am Abend des ersten Instruk- allem bei den Bällen führte die fast familiäre, lockere tionstages bat ein Grenzjäger dringend um Urlaub Atmosphäre (man tanzte – auch in Bergschuhen und über Nacht, weil seine Frau überraschend zu früh ,M 56‘ – mit der Frau des Kommandanten, der wie- entbunden hatte. Beim morgendlichen Antreten derum die Ehre hatte, die Damen seiner Jäger aufs stand er pünktlich, etwas schwankend und glücklich Parkett zu führen) zu privaten Kontakten und damit lächelnd in der Einteilung. Nicht heiter war in einer zur Festigung der Bindungen in den Gruppen, ähnlichen Situation ein Anruf aus dem Krankenhaus, Zügen und Kompanien. der Mann möge dringend kommen, seiner hoch- Nicht selten leisteten die Frauen und Freundinnen schwangeren Frau gehe es schlecht. Der Abrüstungs- vor allem an Wochenenden Fahrerdienste für die von vorgang dauerte ca. 15 Minuten. ,ihren‘ Kommandanten durchzuführenden Erkun- ,Die Helden sind müde‘ nach den anstrengenden dungen. Nicht nur das, sie hatten während der zu Tagen, einige schleppen sich wegen des bei vielen ,taktischen Reisen‘ ausartenden Wochenendausflüge Übungen kalten Herbstwetters mit schweren Er-

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kältungen nach Hause und lösen damit zusätzlichen Wally an den Leiter der Inspektion, Major Lichem- Pflegebedarf aus. Auch die Uniform bedarf der Löwenburg, gemeldet werden.150 Säuberung … aber die Freude über die überstandenen Am 26. Oktober fanden sich 188 Grenzschutz- Beschwernisse und auf das Wiedersehen mit dem soldaten aus dem Pinzgau für zwei Tage in der weiblichen Element ist groß.“148 Wallnerkaserne in Saalfelden zu ihrer ersten Instruktion ein.151 Nach Einkleidung und einer kur- Diese Ausführungen zeigen die große Be- zen Einweisung rückte die Grenzschutzkompanie deutung der Ehefrauen und Lebenspartnerinnen zu einer vierstündigen allgemeinen und zweistün- der Grenzschützer für deren oftmals freiwillige digen Spezialausbildung in das Gelände ab. Zuerst Tätigkeit beim österreichischen Bundesheer. Die wurde in das Sturmgewehr 58 und das Maschinen- Familien der Grenzschützer wurden selbst zu gewehr 42 unterwiesen, dann die Spezialfunk- einem Teil des Grenzschutzes, militärische Kurse tionen Pionier, Sanitäter und Fernmelder ausgebil- und Erkundungsaufträge beeinflussten die det sowie panzerbrechende Waffen und die Panzer- Wochenend- und Urlaubsplanung. Durch die nahbekämpfung unterrichtet. Bis zum Zapfen- gesellschaftlichen Ereignisse und Veranstaltungen streich um 21.00 Uhr war dadurch ein äußerst entwickelte sich zwischen den Familien der umfangreiches Programm geboten. In den Morgen- Grenzjäger eine über die militärischen Aspekte hin- stunden des nächsten Tages rückten die Grenzjäger ausgehende Bindung, die sich durch keine noch bei Dunkelheit zu einer mehrstündigen Dienstgradunterschiede einschränken ließ und Gefechtsübung in den Raum Steinpass-Unken- noch weit über das Bestehen der eigentlichen Lofer aus. Man nahm an, dass der „Feind“ Truppen „Truppe“ hinaus gepflegt werden sollte. im Alpenvorland zusammengezogen habe und versuchen werde, die Nord-Süd-Verbindung im Raum Salzburg und Tirol in Besitz zu nehmen. Die Inspektionen, Instruktionen Grenzschutzkompanie sollte das Vordringen des und Neuaufstellungen in ganz Feindes aus vorbereiteten Stellungen bis zur Österreich Heranführung aktiver Truppenteile verzögern und mit Tiroler Einheiten Verbindung aufnehmen. Aufgrund der Wehrgesetznovelle 1962 konnte im Unter der Führung von Oberleutnant dRes Resch Oktober in Straß die erste Inspektion im Bereich der konnte die Kompanie ihren Kampfauftrag erfüllen 5. Gebirgsbrigade abgehalten werden: Die Männer und im Anschluss in die Kaserne zurückkehren, wo der Grenzschutzkompanie Radkersburg erhielten mit einem Festakt die Instruktion beendet ihre Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände, in wurde.152 feierlicher Form wurde ihnen das Grenzschutz- Auch in Niederösterreich fanden Inspektionen abzeichen übergeben.149 209 Grenzjäger konnten statt: 180 Grenzschützer der Grenzschutzkompanie von ihrem Kommandanten Oberleutnant dRes Horn wurden in der Albrechtskaserne in Horn ein-

148 Aus einem Schreiben von Hptm a.D. Gunter Polesny an den Verfasser vom 28.08.2007. 149 Vgl. „Steirischer Grenzschutz tritt an", in: „Der Soldat", Nr. 20 vom 28.10.1962, S. 5. 150 Vgl. „Ausrüstung wartet auf Grenzschutz", in: „Der Soldat", Nr. 22 vom 25.11.1962, S. 3; und „Der Grenzschutz tritt an", in: „Der Soldat", Nr. 21 vom 11.11.1962, S. 10. 151 Vgl. „GzKp Saalfelden: 1. Instruktion", in: „Der Soldat", Nr. 20 vom 28.10.1962, S. 4. 152 Vgl. „Der Grenzschutz tritt an", in: „Der Soldat", Nr. 21 vom 11.11.1962, S. 9f.

Die Grenzschutztruppe 219 Abb.: Kraml

Abb. 68: Beilage der Bundesheer Illustrierten Nr. 1/1962.

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gekleidet und ausgerüstet.153 Die Inspektion der ihrer ersten Inspektion aufgerufen, und übernahm Grenzschutzkompanie Mistelbach verlief ähnlich, Bekleidung und Ausrüstung.157 Die Besonderheit in Allentsteig schloss sich eine Instruktion an, bei der GzKp Ried lag in ihrem besonders breiten der ein Zug durch Unterstellung unter ein Sicherungsabschnitt und dem vergleichsweise groß- Zollwachabteilungsinspektorat übungsweise im flächigen personellen Ergänzungsbereich.158 Nur verstärkten Grenzschutz eingesetzt wurde.154 vier Reservisten waren nicht erschienen, trotz Am 26. Oktober wurde die Grenzschutzkom- schlechter Verkehrsbedingungen und ungünstigem panie Klagenfurt unter ihrem Kommandanten Wetter war die Stimmung unter den Teilnehmern Hauptmann dRes LAbg. Fritz zu einer zweitägigen gut, und mehr als die Hälfte der Kompanie verließ Instruktion einberufen. Ähnlich wie in Saalfelden die Kaserne in Uniform.159 begann man mit einer Schießausbildung und einer Zeitgleich wurden vom Ergänzungskommando darauffolgenden Spezialausbildung. Der zweite Kärnten Inspektionen der Grenzschutzkompanie Tag begann mit einem Alarm um 03.30 Uhr, dem Villach unter Oberleutnant dRes Hugo Ebner und eine Gefechtsübung im Gelände folgte. In Tirol der Kompanie Völkermarkt unter Hauptmann wurde am 27. Oktober in der Innerkoflerkaserne in dRes Anton Schmid durchgeführt.160 Vorarbeiten Wörgl die erste Grenzschutzkompanie Wörgl aus- für die Aufstellung weiterer Grenzschutzkompa- gerüstet und eingekleidet. Bis auf drei Mann konn- nien im Jahr 1963 in Hermagor und im Lavanttal te Kompaniekommandant Hauptmann dRes Fritz waren im Gange,161 1964 sollte auch im Lesachtal Böck aus Kufstein alle Angehörigen der Kompanie eine Einheit errichtet werden.162 pünktlich begrüßen.155 Im November folgte die 1963 war die Aufstellung von 20 weiteren Inspektion der hauptsächlich aus Wipptalern, Grenzschutzkompanien der 2. Aufstellungsphase Stubaiern und Innsbruckern bestehenden Grenz- vorgesehen, neun im Bereich der Gruppe I, sechs schutzkompanie Innsbruck-Süd unter Hauptmann Kompanien bei der Gruppe II sowie fünf dRes Karl Hamerl.156 Kompanien bei der Gruppe III.163 Als vierte Grenzschutzkompanie des Militär- Am 19. und 20. April 1963 fanden zweitägige kommandos Oberösterreich wurde am 24. Novem- Instruktionen der Grenzschutzkompanien Pinkafeld ber 1962 die Grenzschutzkompanie Ried unter dem und Horn statt.164 In Horn erschienen die einberufe- Kommando von Oberleutnant dRes Franz Huber zu nen 172 Wehrpflichtigen der Reserve vollzählig. Eine

153 Vgl. „1. Inspektion der GzKp Horn", in: „Der Soldat", Nr. 22 vom 25.11.1962, S. 4. 154 Nach Meinung des der Instruktion in Allentsteig beiwohnenden GTI Fussenegger war die Grenzschutzkompanie Allentsteig infolge der schlechten Auswahl an Chargen nicht einsatzfähig. Vgl. Tagebuchnotiz vom 26.10.1962. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1962, S. 60. 155 Vgl. „Der Grenzschutz tritt an", in: „Der Soldat", Nr. 21 vom 11.11.1962, S. 9f. 156 Vgl. „Umgliederung in vollem Gange – 2. Gz-Kompanie Tirols einsatzbereit", in: „Der Soldat", Nr. 22 vom 25.11.1962, S. 4. 157 Vgl. "Gz-Kompanie Ried eingekleidet", in: „Der Soldat", Nr. 23 vom 09.12.1962, S. 4. 158 Vgl. Huber, Franz: „10 Jahre Grenzschutz im Innviertel"; in: „Rieder Volkszeitung", Sondernummer zum Andorfer Volksfest 19. – 22.05.1972, S. 40. 159 Vgl. „Gz-Kp Ried, Abhaltung der Inspektion"; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – MilKdo OÖ Zl. 29.735-MilKdo/Gz/62. 160 Vgl. „Reservisten fassen Uniformen", in: „Der Soldat", Nr. 23 vom 09.12.1962, S. 7. 161 Vgl. "Grenzschutz wird ausgebaut", in: „Der Soldat", Nr. 6 vom 24.03.1963, S. 5. 162 Vgl. "Grenzschutz im Lavanttal", in: „Der Soldat", Nr. 23 vom 08.12.1963, S. 4. 163 Vgl. „Grenzschutzeinheiten, Neuaufstellungen 1963, Beteilung mit Vorschriften"; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 320.843-Vor/63. 164 Vgl. "1. Instruktion der GzKp Pinkafeld", in: „Der Soldat", Nr. 8 vom 28.04.1963, S. 6.

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Woche später fanden die erste Inspektion und dorf in Villach (Jägerkaserne), GzKp Radkersburg in Instruktion der neu aufgestellten Grenzschutz- Strass (Kommandant Oberleutnant dRes Wally), kompanie Güssing statt. Gleichzeitig wurde auch GzKp Salzburg 1 (Kaserne Siezenheim, Komman- die neue Grenzschutzkompanie Kaisersteinbruch dant Hauptmann dRes Alfred Schichtl), GzKp unter ihrem Kompaniekommandanten Leutnant Gänserndorf; 24./25. GzKp Schrems, GzKp dRes Reiter instruiert, die sich ausschließlich aus Hermagor in Villach. Reservisten des Ergänzungsbereiches Wien rekru- • Juni 1963: 7./8. GzKp Wiener Neustadt (Kom- tierte. Zur Aufstellung der Grenzschutzkompanie mandant Hauptmann dRes Dr. Bammer), GzKp Seefeld waren am 3. und 4. Mai 1963 ehemalige Eisenstadt (Kommandant Leutnant dRes Hrase), Präsenzdiener aus dem Raume Innsbruck-Telfs und GzKp Villach in Seebach (Kommandant Oberleut- vom Seefelder Sattel einberufen worden, von denen nant dRes Walter Florian), GzKp Saalfelden (Kom- 184 Mann vom Kompaniekommandanten Haupt- mandant Oberleutnant dRes Resch); 14./15. GzKp mann dRes Dr. Arthur Florian dem Militärkom- Oberpullendorf (Kommandant Leutnant dRes mandanten in der Klosterkaserne Innsbruck gemel- Hetlinger), GzKp Innsbruck Süd (Kommandant det werden konnten. Zeitgleich trat die Grenz- Hauptmann dRes Hamerl); 21./22. GzKp Bruck an kompanie Eisenkappel zu einer Inspektion in der der Leitha 3 in Kaisersteinbruch, GzKp Fehring, Kaserne Lendorf an.165 Und in der Alpenjäger- GzKp Völkermarkt in Wolfsberg (Kommandant kaserne in Bregenz meldete am 3. Mai Hauptmann Hauptmann Schmied), GzKp Werfen in St. Johann/ dRes (Zollwach-Major) Rudolf Volgger dem Landes- Pongau (Kommandant Oberleutnant dRes Anton hauptmann die ersten 180 Vorarlberger Grenz- Wicker); 28./29. GzKp Hollabrunn. schützer der Grenzschutzkompanie Bregenz I.166 • Juli 1963: 19./20. 2. Kp/GzB 114 und Stab, ver- Im weiteren Verlauf des Jahres 1963 fanden noch bunden mit Aufstellung der Assistenzzüge bei zahlreiche weitere Inspektionen und Instruktionen allen Kompanien sowie Fahnenweihe und Fahnen- von Grenzschutzkompanien (GzKp) statt. Die fol- übergabe in Leonfelden; 26./27. 3. Kp/GzB 114 gende Aufstellung soll den Elan und das Engage- Rohrbach. ment verdeutlichen, die in den ersten Jahren des • August 1963: 2./3. 1. Kp/GzB 114 Freistadt. Grenzschutzes gezeigt wurden. • September 1963: 13./14. GzKp Ried, GzKp • April 1963: 19./20. GzKp Völkermarkt; Mistelbach, GzKp Neusiedl am See, GzKp Zwölf- 26./27. GzKp Villach. axing 1, GzKp Eisenkappel in Lendorf, GzKp • Mai 1963: 3./4. GzKp Neunkirchen, GzKp Salzburg 1; 20./21. GzKp Zwölfaxing 2, GzKp Leibnitz in Strass; 10./11. GzKp Deutschlandsberg Hollabrunn, GzKp Wiener Neustadt, Einzelins- in Wies, GzKp Bruck an der Leitha 2 in Kaiser- truktion GzKp Ried, GzKp Ferlach in Lendorf; steinbruch, GzKp Ferlach in Lendorf (Komman- 27./28. 1. Kp/GzB 114 Freistadt in Allentsteig, dant Oberleutnant Fantur), GzKp Ried im Innkreis; GzKp Gänserndorf, GzKp Kaisersteinbruch, GzKp 17./18. GzKp Jenbach in Schwaz (Kommandant Riegersdorf in der Jägerkaserne Villach, GzKp Hauptmann dRes Hans Sollereder), GzKp Riegers- Werfen, GzKp Seefeld; 28./29. GzKp Jenbach in der

165 In Seefeld war ein Grenzjäger eingerückt, der ein paar Wochen zuvor mit seiner linken Hand in eine Kreissäge geraten war und dabei ein paar Finger verloren hatte. Sein Kommentar dazu: „Schiaß´n tua i mit der Rechten und der fahlt nix ...." Vgl. "Der Grenzschutz tritt an", in: „Der Soldat", Nr. 9 vom 12.05.1963, S. 8f; und Nr. 10 vom 26.05.1963, S. 8. 166 Vgl. Fitz, Erwin: "Das Militärkommando Vorarlberg 1963 bis 1988 sowie die militärischen Ereignisse 1953 bis 1988", o.O., o.J., S. 53.

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Pionierkaserne Schwaz anlässlich der Landesfeier Dunkelheit und Nebel, sowie auf durch Regen und „Tirol 600 Jahre bei Österreich“. laufender Rübenernte schmierigen Straßen erfolg- • Oktober 1963: 4./5. GzKp Allentsteig, GzKp ten, jedoch kein einziger Unfall vermeldet werden Bruck 2, GzKp Pinkafeld, GzKp Radkersburg, musste.168 GzKp Hermagor in der Jägerkaserne Villach, GzKp Mit Abschluss der Inspektionen und Instruk- Bregenz (Kommandant Oberleutnant dRes Köh- tionen 1963 wurden als Minimum für alle Grenz- lmeier); 11./12. 3. Kp/GzB 114, GzKp Götzendorf, schutzkompanien der ersten und zweiten Auf- GzKp Hainburg, GzKp Güssing, GzKp Leibnitz in stellungsphase folgende Ziele definiert: Jeder Strass, GzKp Völkermarkt in Wolfsberg, GzKp Grenzjäger musste mit seinen zugeteilten Waffen Saalfelden mit Zollwache (Kommandant Haupt- im scharfen Schuss geschossen haben. Die Eignung mann dRes Robert Janschitz), GzKp Wörgl; 18./19. der Kommandanten und Unterführer musste über- 2. Kp/GzB 114 und Stab in Leonfelden, GzKp prüft und zumindest diese mussten im Einsatz- Schrems, GzKp Bruck 3, GzKp Fehring, GzKp gelände entsprechend eingewiesen worden sein. Deutschlandsberg in Strass, GzKp Villach in Vor allem die eingeteilten Kompanie- und Zugs- Seebach, GzKp Innsbruck-Süd. kommandanten hatten ihre Aufgaben selbstständig • November 1963: 8/9. GzKp Neunkirchen, durchzuführen, damit das aktive Ausbildungs- GzKp Klagenfurt in Lendorf, GzKp Jenbach; personal soweit als möglich reduziert werden 15./16. GzKp Bruck 1; 22./23. GzKp Horn, GzKp konnte.169 Eisenstadt.167 Um die Bedeutung der Inspektionen und Nach Beendigung der letzten Instruktionen Instruktionen in der Öffentlichkeit hervorzuheben, 1963, an denen samt Ausbilder, Fahrer und sonsti- wurden zu diesen die jeweils betroffenen Landes- gem Begleitpersonal pro Bundesland oft bis zu hauptleute, Bezirkshauptleute sowie Bürgermeister 1.200 Personen teilgenommen hatten, konnte man durch die Gruppen- bzw. Militärkommanden ein- eine erfolgreiche Bilanz präsentieren. Allein die geladen. Diese Ehrengäste sollten dadurch die vier oberösterreichischen Grenzschutzkompanien Möglichkeit haben, „ihre“ angetretenen Grenz- hatten mit rund 30 Fahrzeugen eine Fahrtstrecke schutzkompanien besichtigen zu können, sowie von annähernd 40.000 km bewältigt, wobei ca. auf Wunsch auch der Ausbildung selbst beizuwoh- 14.000 Liter Benzin verbraucht wurden. Hervor- nen. Durch diese Maßnahme erhoffte man sich, den zuheben ist dabei, dass diese Transporte meist bei Kontakt zu den zivilen Behörden zu fördern.170

167 Vgl. „Grenzschutz; Inspektionen und Instruktionen im Frühjahr 1963 – Teilnahme." Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.961-Mob/63; sowie Fernschrift Nr. 895/429 vom 09.08.1963, Fernschrift Nr. 1795/830 vom 22.08.1963 und Fernschrift Nr. 1953/895 vom 26.08.1963; alle drei Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 332.840-Mob/63 bzw. Zl. 333.614-Mob/63 bzw. Zl. 333.965-Mob/63; sowie "Der Grenzschutzsoldat. Inspektionen und Instruktionen", in: „Der Soldat", Nr. 9 vom 12.05.1963, S. 8; und Nr. 10 vom 26.05.1963, S. 5; und Nr. 13 vom 07.07.1963, S. 7; und Nr. 17 vom 08.09.1963, S. 5; und „Der Grenzschutz tritt an", in: „Der Soldat", Nr. 11 vom 09.06.1963, S. 6; und Nr. 12 vom 23.06.1963, S. 8; und Nr. 20 vom 20.10.1963, S. 5; und Nr. 21 vom 03.11.1963, S. 12; und „120 Grenzschutzkompanien", in: „Der Soldat", Nr. 13 vom 07.07.1963, S.7; und „Nachrichten vom Grenzschutz", in: „Der Soldat", Nr. 14 vom 28.07.1963, S. 8. 168 Vgl. "Der Grenzschutzsoldat. Fahrt um die Erde", in: „Der Soldat", Nr. 21 vom 03.11.1963, S. 5. 169 Vgl. „Grenzschutz; Inspektionen – Instruktionen Herbst 1963, Durchführung." Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 332.406-Mob/63. 170 Im Anschluss an die Besichtigung wurden die Gäste zu einem Imbiss, einer Kaltverpflegung wie sie auch die Grenzschützer selbst bekamen, eingeladen. Dazu wurde von Seiten des BMfLV für jeden Gast eine Ausgabebefugnis von ATS 12,- erteilt. Vgl. „Grenzschutz – Inspektionen bzw. Instruktionen im Frühjahr 1963; Einzuladender Personenkreis"; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.863-Mob/63.

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Die in ganz Österreich durchgeführten Inspek- an der Glan) und das SiB 776 (Lienz), sowie das tionen und Instruktionen zeigten, dass die aufgeru- Grenzregiment 70 mit den Grenzschutzbataillonen fenen jungen Reservisten dem Grenzschutzge- 702 (Villach), GzB 703 (Ferlach) und dem GzB 704 danken generell Verständnis entgegenbrachten. Die (Bleiburg). Das Militärkommando Steiermark betei- Basis der österreichischen Landesverteidigung ligte sich mit den Sicherungsbataillonen 554 erhielt folglich durch die Grenzschutztruppe eine (Knittelfeld), SiB 555 (Leoben), SiB 556 (Gröbming) wertvolle Stärkung und Erweiterung.171 und dem SiB 557 (Liezen) sowie dem Stab des Grenzschutzregiments 15. Als Gliederung für diese Übung wurden die gültigen Organisationspläne Die Fernmelde- und angenommen172 – schließlich existierte keines der Stabsrahmenübung „Randgebirge“ hier angeführten Bataillone in realiter, von „Regimentern“ ganz zu schweigen. Es übten nur Im Spätherbst 1963 fand die Fernmelde- und die Stäbe auf Bataillons- und Regimentsebene im Stabsrahmenübung „Randgebirge“ der Gruppe II großen Stil und regional entfernt im Gelände einge- statt, in der erstmals die Militärkommanden im setzt, Schiedsrichter ordneten Einlagen an und Rahmen einer operativen Übungslage eingesetzt beurteilten deren Lösung.173 Die Erkenntnis der wurden und somit auch der Grenzschutz eine Rolle Übung war, dass die im hinhaltenden Kampf einge- spielte. Grundlage der Übung war der Angriff star- setzten Teile des Grenzschutzes rasch von den ker mechanisierter feindlicher Kräfte aus dem feindlichen mechanisierten Kräften durchstoßen westungarischen Raum über die Steiermark und wurden, und dadurch die von der aktiven Truppe Kärnten in Richtung Oberitalien. Der Auftrag errichtete Verteidigungslinie am Randgebirge besagte, mit den Grenzschutztruppen und vorge- selbst nicht rechtzeitig fertiggestellt werden konnte schobenen Kräften an der Staatsgrenze den Kampf – die vorbereitete Verteidigungsstrategie miss- aufzunehmen und das Vordringen des Gegners zu lang.174 Die darauf folgenden neuen Planungen verzögern. Eingesetzt wurden vom Militärkom- gingen daher langsam von der Grenze zurück, erste mando Kärnten die Sicherungsbataillone 773 Überlegungen befassten sich mit Raumsicherung (Klagenfurt), SiB 774 (Völkermarkt), SiB 775 (St. Veit und Raumverteidigung.

171 Vgl. „1. Inspektion der GzKp Horn", in: „Der Soldat", Nr. 22 vom 25.11.1962, S. 4. 172 Vgl. „FM- und Stabsrahmenübung – Übersendung der Unterlagen"; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 757/geh-III/63 – Geheim, S. 1 – 3. 173 Information von General i.R. Erich Eder, 1963 als Oberleutnant und Frequentant des 4. Generalstabskurses mit der Planung zur Übung Randgebirge befasst, anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 22.11.2007. 174 Information von General i.R. Horst Pleiner anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 22.11.2007.

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6 1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe – eine Zwischenbilanz

Das Jahr 1964 eignet sich hervorragend für eine teidigung dem Ministerrat vorlegte, war das Echo Zwischenbilanz, da man nach dreijähriger Aufbau- in der Presse vernichtend. So schrieb der Kurier am arbeit, zahlreichen Inspektionen und Instruktionen 15. Juli des Jahres, dass das Bundesheer in eine Not- einige Erkenntnisse gewinnen konnte, die sich vor lage geraten und die Landesverteidigung nicht ge- allem auf die gedachten Aufgaben und die realisti- sichert sei. In den Salzburger Nachrichten lautete sche Einsatzkraft der Grenzschutzeinheiten aus- die Überschrift einen Tag später „Das ist Mord, wirkte. Herr Abgeordneter!“ und in einem Kommentar Das österreichische Bundesheer hatte mit einem wurde die Frage gestellt, ob Österreich überhaupt gewichtigen Problem zu kämpfen: seinen personel- noch die Kraft habe, ein Staat zu sein: len und materiellen Kapazitäten. Während man bei den Anfangsplanungen des Grenzschutzes noch „Nach fast zehn Jahren Aufbau des Bundesheeres ist davon ausgegangen war, im Jahre 1964 die Errich- Österreich so gut wie wehrlos. Luftverteidigung haben tung der 100. Grenzschutzkompanie feiern zu kön- wir überhaupt keine. Die sogenannten Einsatzver- nen, verfügte man im Juli 1964 erst über 44 Kom- bände des Bundesheeres bestehen zwar theoretisch, panien1 – und das GzB 114 Mühlviertel war nach doch sich hinter ihnen sicher zu fühlen, ist wohl wie vor das einzig „echte“ Grenzschutzbataillon in Illusion. Selbst dort, wo sie zu einem Teil genügend Österreich. ausgerüstet sind, heben Mängel in einem anderen Teil Einer der Hauptgründe dafür waren die nach den Kampfwert der Truppe wieder auf. Die Territorial- wie vor ungenügenden finanziellen Mittel für die verteidigung, die sogenannten Grenzschutzverbände, Landesverteidigung. Die Kosten für die Aufstellung auf die sich die Einsatzverbände im Ernstfall stützen einer Grenzschutzkompanie für Bekleidung, Aus- müßten, sind überhaupt erst zu einem Drittel aufge- rüstung, Waffen und Gerät sowie der Munitions- stellt und selbst die bestehenden 44 Kompanien sind so erstausstattung betrugen rund drei Millionen schlecht ausgerüstet, daß sie praktisch wertlos sind. Schilling.2 Die jährlichen Instruktionskosten für Das Kaderpersonal hat große Lücken, die aus den ver- zwei Instruktionen pro Kompanie wurden mit rund schiedensten Gründen nicht aufgefüllt werden kön- 150.000 Schilling veranschlagt. Gemessen am nen.“3 Budget war man sich schon 1961 bewusst, dass der Friedensstand des Heeres maximal 20.000 Mann Man war sich also einig, dass die österreichische und ein Einsatzheer maximal 50.000 Mann umfas- Landesverteidigung in einem katastrophalen sen konnte. Zustand war, niemand traute ihr die Wahrung ihrer Als Minister Prader im Juni 1964 den alarmie- Aufgaben wie den Schutz der Grenzen zu.4 Von renden Bericht über den Stand der Landesver- Seiten der Operationsabteilung kamen zur Verbes-

1 Vgl. „Besprechungsbemerkungen für den Herrn Bundesminister“. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1964, S. 37f. 2 Vgl. „TV-Konzept (Zl. 2577-geh/Op/63), Neufassung der Abschnitte VI. und VII., Vorlage“ bzw. „Untersuchungsergebnis der TV-Kommission über die Realisierungsmöglichkeiten des TV-Konzepts“, Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-3, BMfLV Zl. 2.576-geh/Op/63 – Geheim, S. 13.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 226 Abb.: ÖStA/KA

Abb. 69: Stand und Bedarf der Territorialen Verteidigung 1964; „Die militärische Landesverteidigung. Zustandsbericht 1964“; Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-6.

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serung der personellen Lage sogar Vorschläge, die griffenen Kombattanten sollten entwaffnet und an Grundwehrdienstzeit auf zumindest zwölf bis die zuständigen Behörden zwecks Internierung sogar 15 Monate zu verlängern, um mehr Personal weitergeleitet, die Kommandostellen des Bundes- zu erhalten. Man regte auch ein Gesetz an, im § 2- heeres über die Situation im Grenzbereich laufend Fall Zivilpersonen zu militärischen Dienstleistun- unterrichtet werden. Die weiter abgesetzt liegen- gen oder Hilfsdiensten im Rahmen der militäri- den eigentlichen Kampftruppen konnten in ihren schen Erfordernisse heranziehen zu können, vor Bereitstellungsräumen verbleiben und im allem um eine Verbesserung der Sanitätsver- Einsatzfall geschlossen agieren.6 sorgung zu erreichen.5 Im Falle eines Angriffs gegen Österreich selbst Wie stand es nun um den angeblich so schlecht bildeten die Grenzschutzeinheiten einen ersten ausgestatteten Grenzschutz? Man schaffte es immer- Widerstand und sollten versuchen, den Feind auf- hin bis Ende des Jahres 1964, 58 Grenzschutz- zuhalten. Der Gegner sollte gezwungen werden, kompanien mit insgesamt 12.000 Mann zu formieren sich zu entwickeln und dadurch Zeit zu verlieren, und auszurüsten. wodurch die eigenen „aktiven“ Streitkräfte sich Zunächst gilt es die definitiven Aufgaben der gefechtsbereit machen und ihre Reserveverbände Grenzschutztruppe zu analysieren. einsetzen konnten. Damit der Grenzschutz dieser Aufgabe nachkommen konnte, mussten eine rasche Gefechtsbereitschaft und ein gut geplanter Einsatz Die Aufgaben des Grenzschutzes vorausgesetzt werden – eine glatte Überrumpelung musste ausgeschlossen sein.7 Als Hauptaufgabe des Grenzschutzes definierte Der ersten Aufgabe als Verstärkung der Grenz- man in erster Linie die Sicherung, Überwachung sicherung der Exekutive war der Grenzschutz zwei- und eventuelle Besetzung der Staatsgrenzen, damit fellos gewachsen. Durch die Einberufung der das Bundesgebiet weder im Verlauf innerer Wirren Assistenzzüge konnte eine ausreichende militäri- eines Nachbarlandes noch in einem Konflikt zwei- sche Grenzbeobachtung und Überwachung sicher- er Nachtbarstaaten bzw. Machtblöcke verletzt wer- gestellt, sowie der Abwehrwille des Staates nach den konnte. In beiden Fällen besteht seitens der außen dokumentiert werden.8 Streifen und Posten Nachbarländer keine Angriffsabsicht gegen Öster- sowie Wachen zur Sicherung gefährdeter Objekte reich. Die auf österreichischem Staatsgebiet aufge- waren die äußeren Formen dieses Einsatzes, der sich

3 Rumerskirch, Udo: „Akzeptanz – Traum und Wirklichkeit“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 283. 4 „Intelligente Militärs […] wissen, daß es so auf die Dauer nicht geht, daß das Bundesheer nur sekundären Aufgaben gerecht zu werden vermag, seine eigentliche Aufgabe im gegebenen völkerrechtlichen Rahmen nicht erfüllen kann und sie daher eine absurde Drohnenexistenz führen, eine Art Nobelarbeitsloser darstellen. Den Labilen unter ihnen wird das Selbstbewußtsein untergraben, sie haben blinde Aggressionen. So korrumpieren sie moralisch oft in erschreckendem Maß. Manche sind schon zu Mittag betrunken, wissen sie doch mit sich selbst nichts anzufangen.“ Daim, Wilfried: „Analyse einer Illusion. Das österreichische Bundesheer“, Gladenbach 1969, S. 29. 5 Vgl. „TV-Konzept (Zl. 2577-geh/Op/63), Neufassung der Abschnitte VI. und VII., Vorlage“ bzw. „Untersuchungsergebnis der TV-Kommission über die Realisierungsmöglichkeiten des TV-Konzepts“, Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-3, BMfLV Zl. 2.576-geh/Op/63 – Geheim, S. 18f, 22. 6 Vgl. Aue, Gilbert: „Die Grenzschutztruppe des österreichischen Bundesheeres“, in: „Allgemeine Schweizer Militärzeitung“, Nr. 7/1964, S. 455. 7 Vgl. Schönbauer, Aemilian: „Grenzschutz – Territorialverteidigung“, in: „Der Soldat“, Nr. 13 vom 07.07.1963, S. 1. 8 Vgl. Neuhuber, Franz Joseph: „Die Grenzschutztruppe als Teil der territorialen Verteidigung (TV)“, schriftliche Hausarbeit für die Hauptmannsprüfung (Verschluss), Linz 1968, S. 12f.

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routinemäßig und in aller Öffentlichkeit vollziehen Bei einem Auftreten von mehreren Kleinkriegs- sollte, was aufgrund der demonstrativen Wirkung kräften rückte jedoch die Sicherheit des Gesamtab- erwünscht war. Gelegentlich sollte es zu Polizei- schnittes in den Vordergrund: Dann musste die aktionen kommen, wie illegale Grenzgänger oder Grenzschutzkompanie mit reinen Abwehrmaß- ortsfremde verdächtige Personen zu stellen und vor- nahmen das Auslangen finden, Eindämmung und läufig festzunehmen. Der Grenzschutz hatte in die- Verzögerung waren das taktische Ziel. Maximal sem Fall den Charakter einer „Hilfspolizei“. sollten verfügbare Teilkräfte zu den wichtigsten Schien aber die Neutralität Österreichs bedroht, Gefahrenherden in Marsch gesetzt werden, um würde der Einsatz der Grenzschutztruppen mili- diese zu sichern bzw. zu verteidigen. tärische Formen annehmen. Der grenznahe Raum Falls nun tatsächlich die Angriffswucht zu groß wird zum Frontgebiet, die Grenzschutzkompanien sein sollte und der Grenzschutz überrollt wird, soll- zum Hauptträger der Aufklärung, Beobachtung ten die Grenzjäger im Rücken des Feindes aktiv und Sicherung. Wird die Neutralität schließlich tat- werden, diesen mit der Taktik der „kleinen Nadel- sächlich verletzt, wird aus einer Überwachung der stiche“ schwächen und seinen Angriffsschwung Neutralität der Schutz der Neutralität. Die ersten dämpfen.9 Zu diesem Zweck wurde von verschie- Reaktionen des Grenzschutzes waren in einem sol- denen Stellen gefordert, für den Grenzschutz- chen Fall von entscheidender militärischer und psy- soldaten eine speziell abgestimmte aktive „All- chologischer Bedeutung, nicht nur für die militäri- round“-Ausbildung zu schaffen, in der auch das sche Führung, sondern auch für die österreichische Thema „Kleinkriegführung“10 nicht zu kurz kom- Bevölkerung. men sollte.11 Es war jedoch von vornherein klar, Man darf aber nie vergessen, dass der Grenz- dass der Grenzschutz für einen lang anhaltenden schutz nie mehr sein konnte als eine Art „Feuer- Kleinkrieg im Rücken des Feindes nicht geeignet wehr“: Er war nur in der Lage, einen Kleinbrand zu war, da ihm für den Jagdkampf im eigentlichen löschen, in seltenen Fällen vielleicht mehrere Klein- Sinne entscheidende Voraussetzungen in Ausbil- brände, aber mit Sicherheit nie einen Großbrand. dung und Ausrüstung fehlten.12 Das heißt, das Bekämpfen eines vereinzelt auftre- Als letzte taktische Möglichkeit bei starkem tenden schwachen Feindes sollte durchaus möglich Feinddruck wurde erwogen, sich in einem Zuge sein, die dafür geplante Kampftaktik war der Jagd- abzusetzen, um die Kampfkraft für einen späteren kampf im Sinn einer kampfkräftigen Aufklärung. Einsatz zu erhalten. In diesem Falle musste man Bis zum örtlichen Auftreten eines maximal zugstar- aber die nachteilige psychologische Wirkung auf ken Feindes war daher eine aktive Reaktion kein die Bevölkerung und die Soldaten einkalkulieren, taktisches, sondern mehr ein kampftechnisches das Preisgeben „seines Landes“ war für den Problem. Gelang es dem Kompaniekommandan- Grenzjäger mit Sicherheit moralisch belastend. ten, rechtzeitig Teileinheiten am Feind zusammen- Dieses Vorgehen verlangte aber nach straffer zufassen, waren durchaus Erfolgschancen gegeben. Führung und einer tadellosen Disziplin, denn jedes

9 Vgl. Kohaut, Karl: „Kampfaufgaben der Grenzschutzkompanie“ I + II, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 6. Jahrgang 1967, Nr. 2, S. 116 – 118, und Nr. 3, S. 213 – 216. 10 Zum Thema „Kleinkrieg“ siehe im Besonderen: Wimmer, Paul: „Kleinkrieg – wesentliche Grundlagen“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 3. Jahrgang 1965, Nr. 6, S. 440 – 446. 11 Vgl. Neumann, Walter: „Grenzschutz eine Notwendigkeit“, in: „Der Soldat“, Nr. 14 vom 28.07.1963, S. 8. 12 Vgl. hierzu auch Wanetschek, Josef: „Landwehr als „Jagdkampfinfanterie“ – Illusion oder Realität“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 18. Jahrgang 1979, Nr. 4, S. 301 – 308.

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Absetzen, das in eine Flucht ausartet, würde den Grenzschutzes jedoch weiter gefasst. Ein Absetzen Kampfwert der Truppe zerstören.13 wurde nur noch als letzte Konsequenz in Erwägung Zwischen den 1959 bzw. 1961 geplanten und den gezogen, vorher sollte sich der Grenzschutz überrol- 1964 tatsächlich existenten Aufgaben der Grenz- len lassen14 und im Rücken des Gegners im Sinne schutztruppe finden sich zum Teil gravierende von Jagdkampf und Guerillataktik aktiv werden. Abweichungen. Umgelegt auf die durch die Um- Hier machen sich erste Einflüsse der seit 1961 beim fassende Landesverteidigung 1962 vorgegebenen US-amerikanischen Heer durchgeführten „Ranger“- Bedrohungsszenarien – Krisenfall, Neutralitätsfall, Ausbildung österreichischer Soldaten bemerkbar, Verteidigungsfall – lassen sich folgende Unterschiede die 1963 zum ersten Jagdkommandokurs des herausarbeiten: Bundesheeres führten.15 Diese Taktik der „Klein- Die Maßnahmen im Krisen- und Neutralitäts- kriegsführung“ stieß jedoch schon damals auf Kritik fall, dem verstärkten Grenzaufsichtsdienst als und Ablehnung, eine realistische Umsetzung durch Unterstützung von Zollwache und Gendarmerie, den Grenzschutz wurde bezweifelt. Es lässt sich blieben prinzipiell gleich. Die dazu vorgesehenen jedoch feststellen, dass der ursprüngliche Auftrag Assistenzzüge der Grenzschutzkompanien hatten „Schutz der Grenze“ nunmehr weiträumiger aufge- bis 1964 mehrfach Gelegenheit, bei gemeinsamen fasst wurde, erste Anzeichen eines Konzepts der Instruktionen mit der Zollwache ihre Einsatzbe- Raumsicherung sind erkennbar. reitschaft und Leistungsfähigkeit zu überprüfen, die ihnen zugewiesenen Aufgaben erwiesen sich durchaus als lösbar. Gliederung und Ausrüstung Anders verhielt es sich im konkreten Verteidi- gungsfall: Bei den Planungen ging man davon aus, Die Gliederung der Grenzschutztruppe dass bei einem militärischen Angriff auf Österreich der Grenzschutz zunächst einen Verzögerungs- Eine Grenzschutzkompanie umfasste 160 bis 180 kampf führen sollte, um die Mobilisierung der Mann, das Bataillon über 550 Mann. Es bestand aus Einsatzverbände des Bundesheeres zu ermöglichen dem Bataillonskommando und drei Kompanien. und sich im Anschluss in diese einzugliedern. Das Mit Ausnahme des Kommandos, dem Komman- hieß also in erster Linie Melden der Feindbewe- danten mit seinem kleinen Stab, setzte sich das gungen, Aktivieren der Sperren und hinhaltender Bataillon nur aus Reservisten zusammen, da für Kampf, danach Absetzen zur eigenen aktiven Grenzschutzeinheiten keine aktiven Kader vorgese- Truppe. 1964 wurden die Abwehrmaßnahmen des hen waren.16

13 Vgl. Kohaut, Karl: „Kampfaufgaben der Grenzschutzkompanie“ I + II, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 6. Jahrgang 1967, Nr. 2, S. 116 – 118, und Nr. 3, S. 213 – 216. 14 Hier ist eine Anlehnung an das taktische Konzept der Schweizer Grenzschutzformationen erkennbar, auch dort haben überrollte Verbände und Einheiten den Kampf weiterzuführen. Vgl. Wiener, Friedrich: „Die Armeen der neutralen und blockfreien Staaten Europas. Organisation – Kriegsbild – Waffen und Gerät“, Truppendienst-Taschenbuch Band 10, Wien 1972, S. 77. 15 Zur Ranger- und Jagdkommandoausbildung vgl. Flödl, Manfred: „Der erste Jagdkommandokurs 1963“, in: Etschmann, Wolfgang/Speckner, Hubert (Hrsg.): „Zum Schutz der Republik … 50 Jahre Bundesheer. 50 Jahre Sicherheit: gestern – heute – morgen ...“, Schriften zur Geschichte des Österreichischen Bundesheeres. Sonderband „50 Jahre Bundesheer“, Wien 2005, S. 419 – 452. Flödl schreibt hier in seinen abschließenden Bemerkungen in Bezug auf den Grenzschutz: „Diese Gz- Kompanien und Gz-Bataillone waren für die Grenzsicherung durchaus geeignet, ungeeignet aber für den Jagdkampf gegen einen ernst zu nehmenden Gegner, da ihnen dafür die harte Ausbildung fehlte.“ Ebenda, S. 451. 16 Vgl. Aue, Gilbert: „Die Grenzschutztruppe des österreichischen Bundesheeres“, in: „Allgemeine Schweizer Militärzeitung“, Nr. 7/1964, S. 457.

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Für die ersten drei Aufstellungsphasen galt der Die Ausrüstung der Organisationsplan von 1961. Nach diesem bestand Grenzschutzeinheiten eine Grenzschutzkompanie aus dem Kompanie- kommando und der Kommandogruppe (1 Offizier/ Die Grenzschutzeinheiten waren gemäß ihren 3 Unteroffiziere/7 Chargen/6 Wehrmänner), dem Aufgaben reine Infanterieeinheiten, die Aufschlag- I. und II. Schützenzug (1/1/14/28 bzw. 0/2/14/28), farbe ihrer Uniformspiegel daher wie bei der Jäger- einem Pionierzug (-/2/10/21), einem Assistenzzug truppe grasgrün.22 Auch die Pioniere und Panzer- (wie der Schützenzug)17 und einem Unterstützungs- jäger des Grenzschutzes trugen daher grasgrüne zug bestehend aus einem Zugtrupp, einer leichten Spiegel, nur das Sanitätspersonal behielt im Sinne Granatwerfergruppe und einer rPAK-Gruppe der Genfer Konvention seine blaue Aufschlagfarbe.23 (1/3/9/12).18 Nach einer Besprechung des General- Mit Errichtung der Festen Anlagen machte man sich truppeninspektors wurden jedoch noch 1961 der für deren Besatzungen Gedanken um ihre Waffen- Zugtrupp des Unterstützungszuges sowie die farbe. Da die Angehörigen der 1962 so bezeichneten Granatwerfergruppe gestrichen, und dieser dadurch „Festungstruppe“ (Festungsbataillone) mit der zu einer reinen rPAK-Gruppe und einem Munitions- Grenzschutztruppe eng zusammenwirken mussten, kraftwagen mit zwei Mann Besatzung dezimiert (- wurde ihnen die grasgrüne Aufschlagfarbe der /1/5/3). Dass dies eine erhebliche Schwächung der Infanterie zugewiesen. Eine Ausnahme bildeten nur Grenzschutzkompanien bedeutete, wird im folgen- die Festungspioniere, die innerhalb des Festungs- den Kapitel deutlich.19 Nach Fertigstellung der bataillons organisatorisch in einer Festungspionier- Festen Anlagen wurden auch die Besatzungen die- kompanie zusammengefasst wurden, und daher die ser Anlagen im Kompaniebereich der Grenzschutz- stahlgrüne der Pioniertruppe beka- kompanie eingegliedert (-/1/4).20 men.24 1964 wurde für die Soldaten der Grenz- Im März 1963 legte das BMfLV fest, dass die schutzkompanien die Bezeichnung „Grenzjäger“ Kürzung des OrgPlanes bezüglich des Unter- beantragt, womit sich die MobAbteilung einverstan- stützungszuges für das Grenzschutzbataillon 114 den erklärte.25 Neben der Bekleidung verfügten die keine Geltung habe, für dieses Bataillon daher Zug- Grenzschützer über einen Tross- und Kleinrucksack trupp und Granatwerfergruppe erhalten blieben.21 sowie einen Brotsack mit Gurt.

17 Der III. Zug der Grenzschutzkompanien wurde intern als „Russenzug“ bezeichnet, ursprünglich bestand er fast vollständig aus Zollwachbeamten. Vgl. „Rede anlässlich Regimentstag Jg 4 am 8. März 1996, Amtsgebäude Garnisonstraße“ von Oberst a.D. Dr. Peter Konecny, S. 5. Von diesem persönlich zur Verfügung gestellt. 18 Vgl. Neuhuber, Franz Joseph: „Die Grenzschutztruppe als Teil der territorialen Verteidigung (TV)“, schriftliche Hausarbeit für die Hauptmannsprüfung (Verschluss), Linz 1968, S. 9f. 19 Vgl. „Aufstellung von GzKompanien 1. Aufstellungsphase.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung – Zl. 325.446-Mob/61 – Verschluss, S. 2. 20 Vgl. Neuhuber, Franz Joseph: „Die Grenzschutztruppe als Teil der territorialen Verteidigung (TV)“, schriftliche Hausarbeit für die Hauptmannsprüfung (Verschluss), Linz 1968, S. 10. 21 Vgl. Fernschrift Nr. 1733/814 des BMfLV vom 25.03.1963; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landes- verteidigung – BMfLV Zl. 324.990-Mob/63. 22 Bei der Aufstellung der Grenzschutzkompanien waren zu wenig grasgrüne Dienstgradabzeichen vorhanden, was zu kuriosen Provisorien führte. So mussten die Grenzschutzkompanien der Gruppe II zunächst ohne Dienstgradabzeichen eingekleidet werden, manche wurden vorübergehend mit gelbgrünen Aufschlägen ausgestattet. Vgl. Fernschreiben des GrpKdo II an das BMfLV vom 18.03.1963; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 324.622-Mob/63. 23 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114“, 2. Jahrgang 1963, 4. Folge, S. 6. 24 Vgl. „Aufschlag-(Waffen)farbe für die Grenzschutztruppe und die Festungstruppe – Festlegung“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 317.966-Org/62. 25 Vgl. „Grenzschutz; Inspektionen/Instruktionen Frühjahr 1964; Erfahrungsberichte – Auswertung.“ Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 361.491-Mob/64 Verschluss, Beilage S. 2 – 18 sowie die jeweiligen Stellungnahmen der Abteilungen des BMfLV.

Die Grenzschutztruppe 231

1964 machte man sich erste Gedanken um die Namensbänder einzuführen, sondern Namens- Anbringung von Namensschildern für den Kampf- schildanhänger aus Leder an die Soldaten auszuge- anzug von Grenzschutzsoldaten. Erstmals wurden ben.27 Es sollte noch weitere 25 Jahre dauern, bis bei der Inspektion und Instruktion der Grenz- endlich auch die zum Präsenzdienst einrückenden schutzkompanien Gänserndorf und Hainburg an Grundwehrdiener ihren eigenen Namen auf der der Donau durch das Militärkommando Wien ver- Uniform tragen konnten. suchsweise über der linken Brusttasche Namens- Im Dezember 1967 gab das BMfLV einen Erlass schildchen angeheftet. Diese Maßnahme bewährte betreffend die materiellen Mob-Vorsorgen – Zusam- sich ausgezeichnet, da die einzelnen Grenzjäger mensetzung des Kampfanzuges für Wehrpflichtige aus der Anonymität herausgehoben werden konn- der Reserve heraus, in dem diese zur Abgabe der ten, bei der Ausgabe von Waffen, Munition, Vor- feldgrauen Uniform M 56 aufgefordert wurden.28 schriften und Verpflegung erheblich Zeit gespart Nur noch Offiziere und Unteroffiziere sollten einen wurde, und sich die Soldaten auch leichter mit Uniformrock und -hose, mit dem dazu passenden Namen kennen lernten. Das Gruppenkommando I Gurt, den Gamaschen und der Wollkrawatte nach machte daher den Vorschlag, einen 10 cm langen dem Muster 56 behalten. Die Uniform M 56 wurde und 1,5 cm breiten Namensstreifen 1 cm oberhalb bei den Wehrpflichtigen hauptsächlich als zusätzli- der linken Brusttasche des Kampfanzuges anzu- che Winterbekleidung unter dem Kampfanzug ge- bringen, und bei Funktionsdienstgraden diesen tragen, im Austausch dafür bekamen sie als Kälte- noch mit einem zweiten direkt darüber befestigten schutz eine Trainingshose und einen Wollpullover.29 Streifen mit der jeweiligen Bezeichnung (z.B. Da somit viele Chargendienstgrade und Grenzjäger „KpKdt“ oder „DfUO“) zu ergänzen. Als Streifen ihre „Ausgangsuniform“ verloren, verfasste der wurde das amerikanische BONDEX-Band empfoh- Grenzjägerverband daraufhin im Februar 1968 eine len, das einfach aufgebügelt werden konnte und Resolution, in der er darauf hinwies, dass dieser auch in der US-Armee Verwendung fand. Mittels Erlass einer in keiner Weise sachlich gerechtfertig- eines Setzkastens mit Gummibuchstaben und ten Entkleidung des Grenzschutzes gleichkomme. Stempelfarbe sollten diese Streifen einheitlich be- Die geplante Maßnahme würde bei allen An- schriftet werden, im Notfall auch mit einer gehörigen der fünf Mühlviertler Grenzschutz- gewöhnlichen Schreibfeder mit Blockbuchstaben.26 kompanien zu einem Umschlagen der Wehrge- Die MobAbteilung des BMfLV äußerte sich sehr sinnung führen und schwerste psychologische positiv zu diesem Antrag und empfahl eine rasche Folgen haben.30 Die Resolution dürfte erfolgreich Realisierung. Doch erst über drei Jahre später kam gewesen sein. Es finden sich zwar keine die Causa die Uniformkommission zu dem Beschluss, keine betreffenden offiziellen Reaktionen des BMfLV,

26 Vgl. „Grenzschutz; Namensschilder für Kampfanzug; Antrag“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung – Zl. 359.838-Mob/64, mit beiliegenden Stoffproben und Muster. 27 Vgl. „Grenzschutz – materielles; Namensschilder für Kampfanzug – Antrag.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 354.347-Mob/64. 28 Vgl. Erlass des BMfLV vom 15.12.1967, Zl. 356.218-Mob/67. 29 Vgl. „Bekleidung und Ausrüstung der Gz-Angehörigen – Vorschlag“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 306.302-Mob/66, sowie „Zusammensetzung des Kampfanzuges für Reservisten und Mitgabe von Teilen desselben bei Instruktionen – Neuregelung“, Fernschrift Nr. 356/106; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 355.161-Mob/67. 30 Vgl. Resolution des Grenzjägerverbandes Mühlviertel vom 16.02.1968; in: Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985.

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doch trugen die Mühlviertler Grenzjäger noch bis gewehre 42 wurden die veralteten MG A6 bzw. MG Mitte der 1970er Jahre ihre Uniform M 56 bei A2 angewiesen, und anstelle der 8 cm Granatwerfer Inspektionen und Instruktionen sowie Kranz- M 1 die 6 cm Granatwerfer M 2. Von den ange- niederlegungen. Erst bei den letzten Entorderungen forderten 34 Panzerabwehrrohren waren „mangels „alter“ Grenzschützer im Zuge der Aufstellung der Material“ nur 17 Stück nach Oberösterreich ge- leichten Landwehrbataillone verschwanden die langt.35 Mitte 1963 waren nach wie vor nur sechs feldgrauen Röcke endgültig aus dem Übungsbild Stück 10,6 cm rPAK, noch dazu ohne Waffenträger, des Bundesheeres.31 beim GzB 114 angekommen. Und die dringend An Bewaffnung standen das 7,62 mm Sturmge- benötigten Leuchtpistolen galten als „nicht realisier- wehr 58, die 9 mm Pistole 38, die Sturmhandgranate bar”.36 Dafür wurden ab 1974 Maschinenpistolen Pl 5932, das 7,62 mm Maschinengewehr 42, das MP 41 an Kradmelder, PAR-Schützen und ähnliche 12,7 mm FlaMG M2 (in Oberösterreich bekam man Funktionen ausgegeben.37 Erst in den Folgejahren erst im Jahre 1971 ein Stück pro Kompanie)33, das wurden diese Fehlbestände sukzessive ausgegli- 9 cm Panzerabwehrrohr A M20A1, die 10,6 cm rück- chen bzw. durch neuere Waffen ersetzt. Vor allem stoßfreie Panzerabwehrkanone rPAK 66 (M40A1), durch die Ausstattung mit den veralteten Maschi- die 7,5 cm Hohlladungsgewehrgranate 57 sowie der nengewehren A6 bzw. A2 in Kombination mit dem 8 cm Granatwerfer M 1 bzw. M 29 zur Verfügung. StG 58 kam es zu Komplikationen, da es dadurch Ab August 1963 wurden anstatt der vorgesehenen erforderlich war, zweierlei Arten von Munition 10,6 cm rPAK die veralteten Kaliber 7,5 cm rPAK zuzuführen. Außerdem konnte es bei dieser kaliber- M20 bzw. 5,7 cm rPAK M18 eingesetzt. Im Juni 1968 mäßig gleichen, jedoch größenmäßig verschiedenen bekamen die oberösterreichischen Grenzschützer Munition zu Verwechslungen kommen, die speziell die erste Lieferung von 8,4 cm PAR 66 „Carl Gustav“ bei nicht aktiven Verbänden infolge der geringen aus Salzburg.34 Schulung zu befürchten waren. Daher wurde schon Das Grenzschutzbataillon Mühlviertel musste im Jänner 1962 vom BMfLV die folgende Weisung bei seiner Aufstellung aber zunächst mit älteren herausgegeben: „Um eine einheitliche Munitionsaus- Modellen auskommen. Anstelle der geforderten 66 stattung bei den GzEinheiten zu sichern, sind ab sofort Stück 9 mm Pistole 38 bekam es 30 Stück 11,43 mm alle MG A6 und MG A2 von diesen Einheiten abzuzie- Pistole 11, als Ersatz für fehlende Pistolen wurden hen und bis zur Ausstattung mit MG 42 durch StG 58 Sturmgewehre ausgegeben. Statt der Maschinen- zu ersetzen.“38 Diese Maßnahme hatte aber wieder-

31 Information von Hptm a.D. Gunter Polesny anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 21.11.2007. 32 Vgl. „4. BrigKdo – Zuweisung von Munition 1. FA für ein Grenzschutzbataillon“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 426.822-WuG/IV/61 – Verschluss. 33 Information von Hptm a.D. Gunter Polesny anlässlich des Grenzschutz-Symposiums in Freistadt am 02.06.2005. 34 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel“, Band 1, a.a.O; sowie „Organisationsplan Ausrüstungsnachweisung (AN) (vorläufig) Grenzschutz-Kompanie I 1128c“, in „Aufstellung von GzKompanien 1. Aufstellungsphase.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.446-Mob/61 – Verschluss. 35 Vgl. „Waffenzuweisung für die 4. Brigade“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 426.324-WuG/IV/61 – Verschluss. Auch bei der Bekleidung gab es anfänglich Engpässe, die durch Sperrvorräte ausgegli- chen werden mussten. Vgl. „Bekleidung und Mannesausrüstung für GzBaon im Bereich der 4. Brigade – Zuweisung“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 426.568-Wi/IV/61 – Verschluss. 36 Vgl. „Grenzschutz – Konsolidierung; Versorgung“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 328.453-Mob/63 – Verschluss, 2. Einlageblatt. 37 Information von Hptm a.D. Gunter Polesny anlässlich des Grenzschutz-Symposiums in Freistadt am 02.06.2005. 38 „GzEinheiten – Abziehen der MG A6 – MG A2 und Anforderung von Waffen und Gerät für die 3. InfZüge“; Österreichi- sches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 300.394-Mob/62.

Die Grenzschutztruppe 233 Abb.: ÖMZ Abb. 70: Beispiele der Einführung von Waffen und Gerät in das Bundesheer; Magenheimer, Heinz: „Das österreichi- sche Bundesheer 1955 – 1975. Ein Beitrag zur Chronik der Ereignisse“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 13. Jahrgang 1975, Heft 3, S. 193.

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um zur Folge, dass viele Grenzeinheiten in ihrer gen Ernstfall damit rechnen mussten, im Idealfall Anfangszeit ohne Maschinengewehre auskommen maximal zwei Schüsse abgeben zu können und sich mussten, was einen erheblichen Nachteil in der dann schnellstmöglich abzusetzen hatten. Der Jeep Ausbildung bedeutete. hatte hier eine große psychologische Bedeutung, da Vor allem die oben erwähnten Mängel in der durch ihn ein rascheres Zurückziehen ermöglicht Panzerabwehr waren Generaltruppeninspektor werden konnte.40 Fussenegger ein Dorn im Auge, und veranlassten Bei der Einteilung der Grenzjäger zu den einzel- ihn am 12. Juni 1963 zu folgender Stellungnahme: nen Waffen wurde auf ihre Ausbildung oft wenig Rücksicht genommen, es kam daher vor, dass ein „Die Ausrüstung der Grenzschutzkompanien muß am schweren Granatwerfer ausgebildeter mit einer ordentlichen Panzerabwehr gekoppelt sein. als MG-Schütze 1 eingeteilt wurde.41 Ohne Panzerabwehr ist der Grenzschutz hilflos und Ursprünglich war für die Grenzschutztruppe zwecklos. Die 7,5 rPAK, für die nur wenig Munition auch eine Ausbildung im Sperrdienst vorgesehen, vorhanden ist, ist keine geeignete Panzerabwehr. Hier was Sprengungen und die Handhabung von Minen brauchen wir die 10,6 rPAK oder eine gleichrangige beinhaltet. Daher wurden an das BMfLV wiederholt Waffe. Ich muß daher verlangen, daß die rPAK mit der Ansuchen um Spreng- und Zündmittel wie Plastik- notwendigen Munition (pro Geschütz 50 Schuß) ein- sprengstoff, Bohrpatronen, Trichterladungen, Pan- gekauft und die Grenzschutzkompanien damit aus- zer- und Schützenminen etc. für „Gewöhnungs- gerüstet werden. Die Bewegungsfähigkeit dieser rPAK sprengen“ und „Belehrungssprengen“ gestellt.42 Da ist nicht wesentlich. Es genügt, wenn sie auf einem jedoch die notwendige Ausrüstung selbst beim LKW verladen sind, weil die rPAK aus einer festen Mob-Heer nicht vorhanden war, bekam der Grenz- Stellung heraus und nicht beweglich eingesetzt werden schutz so gut wie kein Material. „Für Einsatz un- muß. Die Beweglichkeit einer rPAK mit Jeep gehört zu tragbar. Beschaffungsmöglichkeiten nicht zu über- den Spielereien einer Friedensausbildung.“39 sehen“ ergab eine diesbezügliche Bestandsauf- nahme des BMfLV.43 Daher unterblieb eine Zu- Die Kritik in Bezug auf das zu kleine Kaliber weisung durch das Ministerium an die Grenz- war vollkommen berechtigt, in Oberösterreich soll- schutztruppe, wodurch die Grenzschützer zu den te es aber noch bis 1974 dauern, bis alle Grenz- schon erwähnten, privat organisierten „Sprengbe- schutz- bzw. zu diesem Zeitpunkt schon Land- fugtenkursen“ gezwungen waren. wehreinheiten mit der 10,6 cm rPAK ausgerüstet An fernmeldetechnischer Ausrüstung verfügten sein sollten. Hingegen war die Beweglichkeit der die Grenzschützer im Fernsprechverkehr außer rPAK durch Montage auf einem Jeep für die Grenz- postalischen Leitungen über mittleres Feldkabel jäger von großer Wichtigkeit, da sie in einem etwai- (mFK), im Funkverkehr über Kurzwellen- und

39 „Grenzschutz – Konsolidierung; Versorgung“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 328.453-Mob/63 Verschluss, Stellungnahme vom 12.06.1963. 40 „Das Motto war: Feuern und weg!“ Information von Hptm a.D. Gunter Polesny anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 21.11.2007. 41 Ausführungen von Hptm a.D. Gunter Polesny anlässlich des Grenzschutz-Symposiums in Freistadt am 2. Juni 2005. 42 Vgl. „zuweisung von spreng- und zuendmittel fuer die ausbildung der gztruppe – antrag“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 434.036-WuG/63. 43 „TV-Konzept (Zl. 2577-geh/Op/63), Neufassung der Abschnitte VI. und VII., Vorlage“ bzw. „Untersuchungsergebnis der TV-Kommission über die Realisierungsmöglichkeiten des TV-Konzepts“, Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/ Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-3, BMfLV Zl. 2.576-geh/Op/63 – Geheim, S. 9.

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Ultrakurzwellengeräte. Als Fernsprechgeräte stan- In Bezug auf die Fernmeldeausstattung der den die Feldvermittlung BD 72 mit zwölf An- Grenzschutzeinheiten kam eine 1964 durchgeführ- schlüssen, die Feldvermittlung SB 22A/PT mit zwölf te Untersuchung des Verteidigungsministeriums Anschlüssen und die Behelfsvermittlung SB 993/GT zu einem ernüchternden Ergebnis: mit sechs Anschlüssen zur Verfügung. Bei all diesen Vermittlungseinrichtungen bestand aber keine Mög- „Derzeit Gerät nur in Notausstattung für 33 bereits lichkeit zum Wählbetrieb in das postalische Fern- bestehende Kp vorhanden. Weitere Ausstattung ist sprechnetz. An weiteren Geräten verfügte man über abhängig vom Ankauf. Erst wenn durch Einbau neuen den Feldfernsprecher EE 8 und TA 43/PT, das Feld- Gerätes in das Mob-Heer dessen bisherige Bestände kabel KF 1-0 (mFK) und die Kabeltrommeln DR 4 für teilweise frei werden, kann voraussichtlich eine weitere 1.600 m und DR 8 für 400 m Feldkabel. An Funkge- Ausstattung der TV-Einheiten erfolgen.“47 räten besaß man zunächst das Tornisterfunksprech- gerät AN/PRC 10 (UKW mit einer Reichweite von Der Telegrapheninspektor im BMfLV und späte- maximal sieben Kilometer), den Funksatz SCR 694 re Generalmajor, Oberstleutnant Franz Hajny, (KW mit einer Reichweite von maximal 16 km) und bemängelte das Fehlen eines Einsatzkonzeptes für das Tornisterfunksprechgerät SCR 300 (UKW mit die Fernmeldekräfte des Grenzschutzes und forder- einer Reichweite von maximal fünf Kilometer).44 Die te die rasche Aufstellung von FM-Zügen bzw. FM- angegebenen Reichweiten setzen den Idealfall von Kompanien bei jedem Militärkommando für die keinerlei Geländehindernissen voraus, was im bergi- Wartung der Grenzschutz-Fernmeldenetze. Außer- gen Mühlviertel utopisch war. dem wies er darauf hin, dass die vorhandenen FM- Man erkannte schon bald, dass sich die Feld- Gerätebestände einschließlich der laufenden Liefe- fernsprecher TA 43/PT mit Feldkabel für den rungen aus dem US-Kredit nur für die Einsatzver- Grenzschutzeinsatz nicht besonders eigneten, den- bände und die Reservebrigaden bestimmt seien. noch wurden sie bis Ende der 1960er Jahre verwen- Daher könnten maximal 50 Grenzschutzkompanien det. Für den Funkverkehr standen das Tornister- mit Fernmeldegerät ausgestattet werden, für alle funksprechgerät AN/PRC 1045 auf Kompanie- und weiteren Einheiten müsste neues Material ange- Zugsebene sowie das alte Handfunksprechgerät schafft werden. Typ 536 auf Gruppenebene zur Verfügung. Da diese alten 536er jedoch im Kurzwellenbereich „Im Zusammenhang damit muß allerdings darauf arbeiteten und nur bei Tag verwendbar waren, hingewiesen werden, daß das derzeitige System, konnte mit ihnen kein Kontakt mit den Tornister- wonach die GzEinheiten mit den veralteten Geräte- funksprechgeräten AN/PRC 10 aufgenommen typen der SCR-Serie ausgerüstet werden, auf die werden. Sie wurden daher gegen das Handfunk- Dauer nicht aufrechterhalten werden kann. In dem sprechgerät AN/PRC 6 ausgetauscht, was jedoch Augenblick, da alte Gerätetypen nur noch bei den bei manchen Einheiten bis 1968 dauerte.46 GzEinheiten eingesetzt sind, fehlt jede Möglichkeit

44 Vgl. „Merkblatt für den Tel-Einsatz im Grenzschutz“ des Militärkommando OÖ/Tel, sowie „Kurzinformation Nr. 1 für den TelDienst im Gz – Einsatz“ des Militärkommando OÖ/TelRef; beides Privatarchiv Vzlt Franz Kraml, Linz. 45 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 46 Vgl. Kogler, Alois: „Erfahrungsbericht zur Kaderinstruktion der Grenzschutzkompanie Neufelden. Instruktionszeitraum: 18. – 21.4.1967“, Neufelden, 20.05.1967. 47 „TV-Konzept (Zl. 2577-geh/Op/63), Neufassung der Abschnitte VI. und VII., Vorlage“ bzw. „Untersuchungsergebnis der TV-Kommission über die Realisierungsmöglichkeiten des TV-Konzepts“, Österreichisches

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eines Umsetzens der Trockenbatterien in Einsatz- wendeten Treibstoff übernahm der Grenzjäger- verbänden (die dort verwendeten Typen der GRC- verband Mühlviertel – nur so konnte nach Ausfall Serie in Einsatzverbänden werden mit anderen von Draht und Funk der Meldedienst aufrechterhal- Batterien gespeist). Darüber hinaus wird zum glei- ten werden.51 Erst ab 1966 wurden jeder Grenz- chen Zeitpunkt auch die Frage der Ersatzteilbe- schutzkompanie drei Kräder zugewiesen. vorratung schwierig. Es wird daher auf lange Sicht Einer Grenzschutzkompanie stand somit fol- unerläßlich sein, die Einsatz- und auch die Gz- und gende Zahl von Waffen und Gerät zu: 15 Pistolen, Territorialverbände mit einheitlichen FM-Gerätetypen drei MP, 169 StG 58, zwölf lMG 42, acht PAR, zwei auszurüsten.“48 rPAK, und zwei lGrW oder zwei mGrW, sowie ein PKW, 17 LKW und drei Kräder (verlastet).52 An weiterer Ausrüstung standen die Leucht- Das Fehlen schwerer Waffen ist hier signifikant. pistole 57, ein Pionierausrüstungssatz, ein Spreng- Obwohl die Grenzschutzkompanien im unmittelba- und Zündmittel- sowie Spreng-Ausrüstungssatz, ren Grenzraum und entlang der wichtigsten Ein- Ein- und Zweimann-Kettensägen sowie ein Zimmer- fallstraßen eingesetzt werden sollten, mussten sie mann- und Tischlerwerkzeugsatz zur Verfügung. ohne Unterstützung schwerer Waffen anderer Ein- Der Fahrzeugpark bestand zumindest auf dem heiten ihren Auftrag erfüllen. Dadurch wurde es Papier aus einem Jeep, dem Dodge WC-51/52, dem dem Grenzschutz unmöglich gemacht, schon auf GMC CCKW 353, dem Steyr 580G Allrad, dem größere Entfernung den Kampf aufzunehmen bzw. Puch Haflinger 700 AP sowie als Instandsetzungs- sich rechtzeitig vom Feind abzusetzen. Die ersten fahrzeug dem VW 265 B.49 Die Realität sah jedoch Gefechtsübungen zeigten, dass eine zusätzliche Aus- anders aus: „Kraftfahrzeuge: Weder für vorhandene, rüstung mit zumindest einer mGrWGrp und einer noch für vorgesehene Einheiten Bestände vorhanden. Für sMGGrp unbedingt notwendig war, um die gerade Masse der Einheiten wird voraussichtlich nur die Mob- im hinhaltenden Kampf so notwendige Feuer- Einziehung von Kraftfahrzeugen eine beschränkte Aus- wirkung auf größere Entfernungen sicherzustellen.53 rüstung ermöglichen.“50 Dazu fehlten aber 1964 nach Die beiden auf Jeeps lafettierten 7,5 cm rPAK wie vor die gesetzlichen Voraussetzungen. stellten zusammen mit den bei den Schützen- Ein Manko war das Fehlen von Meldefahrzeugen gruppen vorhandenen Panzerabwehr-Rohren eine wie Mopeds oder Motorräder. Die Grenzschützer für den Grenzschutzeinsatz problematische Panzer- halfen sich, indem sie private Mopeds bei den Übun- abwehrbewaffnung dar. Während es mit der gen verwendeten. Die Kosten für den damit aufge- anfänglich vorgesehenen 10,6 cm rPAK noch mög-

Staatsarchiv/Kriegsarchiv/Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-3, BMfLV Zl. 2.576-geh/Op/63 – Geheim, S. 8. 48 „TV-Konzept (Zl. 2577-geh/Op/63), Neufassung der Abschnitte VI. und VII., Vorlage“ bzw. „Untersuchungsergebnis der TV-Kommission über die Realisierungsmöglichkeiten des TV-Konzepts“, Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-3, BMfLV Zl. 2.576-geh/Op/63 – Geheim, Anlage 6 „Territoriale FM-Verbindungen“, S. 3 49 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 50 „TV-Konzept (Zl. 2577-geh/Op/63), Neufassung der Abschnitte VI. und VII., Vorlage“ bzw. „Untersuchungsergebnis der TV-Kommission über die Realisierungsmöglichkeiten des TV-Konzepts“, Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/ Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-3, BMfLV Zl. 2.576-geh/Op/63 – Geheim, S. 9. 51 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 4. Jahrgang 1965, 1. Folge, S. 4. 52 Vgl. Neuhuber, Franz-Joseph: „Die Grenzschutztruppe als Teil der territorialen Verteidigung (TV)“, schriftliche Hausarbeit für die Hauptmannsprüfung (Verschluss), Linz 1968, S. 11. 53 Vgl. „Erfahrungsbericht über die Instruktion der Gz-Kp Klagenfurt am 26. u. 27. 10. 1962“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 317311-Mob/62.

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rPAK auf Jeep, Seitenansicht; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

rPAK auf Jeep, Vorderansicht; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

rPAK bei Mauthausen; aus: Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ

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Ausbildung an der rPAK; Archiv Josef Kolmer, Linz. Foto: Kolmer

rPAK auf Lafette; aus Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985. Foto: MilKdo OÖ

rPAK auf Lafette; aus Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985. Foto: MilKdo OÖ

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lich gewesen wäre, aufgrund deren Reichweite gün- ersetzen. Dieses hätte man jeweils von hinten in die stige Stellungen im Gelände einzunehmen, sah man geplante Wechselstellung vorschieben können, was sich mit der 7,5 cm rPAK oftmals gezwungen, im Einsatz die ohnedies durch Kampf und große Vorderhangstellungen zu beziehen. Wenn man sich Marschleistungen ausgelasteten Grenzjäger nicht dazu vor Augen hält, dass das Richten dieser zusätzlich belastet hätte. Durch das weitere Geschütze wesentlich schwieriger war, und diese Zusammenwirken mit Gewehrgranatschützen – lagebedingt oft einzeln eingesetzt werden mussten, deren Effektivität jedoch von weiten militärischen standen die Chancen dieser „schwersten“ Waffe des Kreisen bezweifelt wurde – hoffte man eine reelle Grenzschutzes relativ schlecht. Der damalige oberö- Chance im Kampf gegen feindliche Panzer errei- sterreichische Grenzschutz-Kompaniekommandant chen können.57 Diese Vorschläge stießen in der Lois Kogler schlug als Lösung vor, die 7,5 cm rPAK militärischen Führung jedoch auf keine Akzeptanz. von den Jeeps abzumontieren und mit einer einfa- Das Problem mit den Panzerabwehrrohren im chen und billigen Radlafette anstatt des Dreibeins Grenzschutz wurde 1968 dadurch gelöst, indem die zu versehen, die in der Stellung von der Geschütz- Bazooka durch die sehr effektive 8,4 cm PAR 66 bedienung und beim Transport durch den Jeep fort- Carl Gustav abgelöst wurde. bewegt werden konnte.54 Schon ein Jahr zuvor war Aus all diesen Gründen forderte man schon die 10,6 cm rPAK, die zu Beginn ebenfalls auf einem bald eine stärkere Bewaffnung, es kam sogar die Jeep montiert war, was durch die schlechte Schwer- Idee einer „Grenzschutzartillerie“ auf. In jedem punktlage der Waffe zu vielen Unfällen führte,55 Grenzschutzbataillon sollte eine Grenzschutz- modifiziert und auf eine Radlafette österreichischer batterie eingegliedert werden, die aus sechs Erzeugung aufgesetzt worden.56 Bei der 7,5 cm Geschützen mit einem Kaliber von maximal 10,5 rPAK wurde diese Modifikation jedoch nicht durch- cm bestehen sollte.58 Die Kampfkraft eines Grenz- geführt, da diese ohnehin von der 10,6 cm rPAK schutzbataillons wäre durch diese Zuteilung zwar abgelöst werden sollte. zweifellos erhöht worden, doch wurden diese Die Panzerabwehrrohre „Bazooka“ wiederum Überlegungen schlussendlich verworfen. Eine waren für einen überschlagenden Einsatz zwischen Fliegerabwehr des Grenzschutzes blieb in allen den Stützpunkten viel zu schwer und unhandlich, Jahren seines Bestehens rein „passiv“, was im ihr Zündungsvorgang mittels Dynamo führte zu Klartext „Ducken und Verstecken“ bedeutete und großer Trefferungenauigkeit. Es gab daher Überle- in einem etwaigen Ernstfall zu einem katastropha- gungen, diese durch ein Panzerfaustmodell zu len Ergebnis geführt hätte.59

54 Vgl. Kogler, Alois: „Erfahrungsbericht zur Kaderinstruktion der Grenzschutzkompanie Neufelden. Instruktionszeitraum: 18. – 21.4.1967“, Neufelden, 20.05.1967. 55 Der hohe Schwerpunkt des Fahrzeuges war bei hoher Geschwindigkeit gefährlich, um ein schnelles Fahren zu verhindern wurde der 3. Gang des Jeeps mit 3-Gang-Getriebe gesperrt. Vgl. Flödl, Manfred: „Militärisches Umfeld in Oberösterreich 1957“, in „40 Jahre Offiziersgesellschaft Oberösterreich 1957 – 1997. Festschrift“, Linz 1997, S. 40. 56 Vgl. Lagler, Engelbert: „Die 10,6 cm rPAK auf Radlafette. Eine zweckmäßige Weiterentwicklung“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 5. Jahrgang 1966, Nr. 2, S. 102 – 104. 57 Vgl. Kogler, Alois: „Erfahrungsbericht zur Kaderinstruktion der Grenzschutzkompanie Neufelden. Instruktionszeitraum: 18. – 21.4.1967“, Neufelden, 20.05.1967. 58 Vgl. Schönbauer, Aemilian: „Grenzschutz ohne Artillerie?“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 4. Jahrgang 1965, Nr. 6, S. 561f. 59 Information durch Obst a.D. Josef Kolmer und Hptm a.D. Gunter Polesny an den Verfasser anlässlich eines Gesprächs am 14.09.2007 in Linz.

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Inspektionen und Instruktionen wendig, eine Prüfungskommission ein. Die Gesamt- organisation der Instruktionen oblag den Militär- Nachdem sich aus den Standesevidenzkontrollen kommanden nach Weisungen des BMfLV, die Ein- die „Inspektionen“ entwickelt hatten, dienten diese berufungen erfolgten durch das zuständige Ergän- in erster Linie dazu, den Reservisten mit seiner Ein- zungskommando, das die Inspektionen leitete.61 heit vertraut zu machen. Der Wehrpflichtige wurde Die Militärkommanden hatten im Rahmen der durch das zuständige Ergänzungskommando in den Inspektionen folgende Maßnahmen durchzuführen: Sammelort der aufzustellenden Kompanie einberu- Einkleidung und Ausrüstung der Reservisten, die fen und im Zeitraum eines halben bis eines ganzen Einteilung der Kompanie sowie die Feststellung der Tages überprüft. Eignung ihrer Unterführer, des Funktionspersonals und der Spezialisten, die Kompaniebelehrung im Hinblick auf die Aufbietung des Grenzschutzes, die Richtlinien der Inspektionen und Bestimmung des Ortsältesten unter Zugrunde- Instruktionen legung der örtlichen Verhältnisse, die Ausgabe von fehlenden Erkennungsmarken, die Blutgruppen- Aufgrund der Erfahrungen der 1962 durchge- bestimmung und abschließend die Übergabe der führten Inspektionen und Instruktionen wurden im zivilen Anstecknadel der Grenzschutztruppe.62 März 1963 die ersten Durchführungsbestimmun- Das Ausbildungsprogramm für die Instruktio- gen erlassen. Die bisher gemachten Erfahrungen nen war durch die Militärkommanden zu erstellen, hatten einheitliche Richtlinien dringend notwendig die aus ihrem Personalstand auch das Ausbildungs- gemacht. personal bereitzustellen hatten. Notwendiges zu- Die Durchführung von Inspektionen bzw. sätzliches Ausbildungspersonal musste von dem, Instruktionen wurde bisher alleine vom BMfLV dem Instruktionsort nächstgelegenen Jäger-, Panzer- angeordnet.60 Durch die neuen Durchführungsbe- grenadier- oder Pionier-Bataillon beigestellt werden. stimmungen konnten erstmals Instruktionen auf Dazu waren auch die eingeteilten Kompanie- und Antrag eines Truppenkörpers durchgeführt werden, Zugskommandanten, eventuell auch geeignete um Wehrpflichtigen der Reserve die Ablegung von Gruppenkommandanten heranzuziehen. Die Grup- Prüfungen auch außerhalb von freiwilligen Waffen- penkommanden sollten dazu als Dienstführende übungen zu ermöglichen, die Gültigkeit von Luft- Unteroffiziere eingeteilte aktive Unteroffiziere zu fahrscheinen aufrechtzuerhalten sowie das Kader- den Militärkommanden versetzen bzw. diese beauf- personal der Grenzschutztruppen und Festen An- tragen, für einen Ersatz aus ihrem eigenen Personal- lagen weiterbilden zu können. Der Truppenkörper stand zu sorgen. Die Ergänzungskommanden stell- legte in diesem Fall mit dem Wehrpflichtigen den ten bei den Instruktionen nur das Personal zur erfor- Zeitpunkt der Instruktion fest und berief, wenn not- derlichen Standesbehandlung ab.63

60 Vgl. „Inspektionen – Instruktionen; vorläufige Durchführungsbestimmungen.“ Aktenvermerk; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.656-Mob/63. 61 Vgl. 1. und 2. Einlageblatt zu „Inspektionen – Instruktionen; vorläufige Durchführungsbestimmungen.“ Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.656-Mob/63. 62 Vgl. „Anhalt für die Maßnahmen, die im Rahmen der Inspektionen von den Militärkommanden durchzuführen sind“; Beilage 2 zu „Inspektionen – Instruktionen; vorläufige Durchführungsbestimmungen.“ Österreichisches Staatsarchiv/ Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.656-Mob/63. 63 Vgl. 2. und 3. Einlageblatt zu „Inspektionen – Instruktionen; vorläufige Durchführungsbestimmungen.“ Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.656-Mob/63.

Die Grenzschutztruppe 241

Instruktionen waren so anzulegen, dass in mög- wehrgranaten, dem Werfen von scharfen Hand- lichst kurzer Zeit ein Ausbildungsstand erreicht granaten und jeweils zwei Schuss PAR bzw. rPAK je wurde, der die Einsatzfähigkeit der jeweiligen eingeteiltem PAR- oder rPAK-Schützen. Der zweite Grenzschutzkompanie für ihre vorgesehene Auf- Tag wurde zur Gefechtsausbildung im vorgesehe- gabe garantierte. Im Rahmen der Spezialausbildung nen Einsatzgelände in der Schützengruppe, eventu- kam der Gruppen- und später der Zugsausbildung ell im Schützenzug, bzw. zur taktischen Schulung besondere Bedeutung zu, wobei die eingeteilten des Führungspersonals genutzt, wobei besonderes Kommandanten aktiv an der Ausbildung mitzuwir- Augenmerk auf die Geländekenntnisse aller Kom- ken hatten. Die Gefechtsausbildung war grundsätz- panieangehörigen gelegt wurde.66 lich durch Lagen, die dem Auftrag der Einheit ent- Um einen reibungslosen Ablauf von Instruk- sprachen, möglichst realitätsnah zu gestalten, tionen zu garantieren, musste der Reservist vom Theorie sollte hintangestellt werden.64 Durch die Betreten der Kaserne an nach einem genau festgeleg- Instruktionen wurden alle Teile des MobHeeres real ten Plan ausgerüstet und ausgebildet werden. Das aufgestellt, für viele Reservisten bedeutete dies die Wort „Leerlauf“ ist jedem Bundesheerangehörigen erste Kontaktaufnahme mit dem aktiven Personal. nach wie vor ein Begriff. Erst durch eine straffe Kommanden und Stäbe konnten sich einspielen, Organisation, eine harte aber interessante Aus- und das Spezialpersonal weiter geschult werden.65 bildung sowie eine sinnvolle Ausnützung der zur Weitere Ziele der Ausbildung waren das Vertraut- Verfügung stehenden Zeit konnte der Reservist von machen des Wehrpflichtigen mit Waffen und Gerät, der Notwendigkeit seines Wehrdienstes überzeugt das Hineinwachsen des Führungspersonals in seine werden. Nur durch die Ableistung eines wirklichen Aufgaben sowie die möglichst frühzeitige Ver- „Dienstes“ bekam der Grenzjäger Vertrauen und legung der taktischen Ausbildung in das voraus- eine innere Bindung zu seiner Einheit.67 sichtliche Einsatzgelände der betreffenden Einheit. Man unterschied drei Instruktionsarten: die Bei einer gleichzeitig stattfindenden zweitägigen Kaderinstruktionen (KI) für das MobSchlüsselper- Inspektion und Instruktion war am ersten Tag nach sonal, Führungs-, Funktions- und Spezialpersonal, der durchgeführten Inspektion eine stationsweise die Offiziers- und Unterführerreserve und sonstiges Waffenausbildung am StG 58 und MG 42 vorgese- nicht eingeteiltes Kaderpersonal; Truppeninstruk- hen. Der Vormittag des zweiten Tages war mit einem tionen (TI) für die orgplanmäßigen Einheiten, klei- Scharfschießen von StG 58 und MG 42, dem Werfen nen und großen Verbände, Dienststellen, Anstalten, von Übungshandgranaten und Panzernahbekämp- Lager etc.; und die Nachinstruktionen für einer der fung ausgefüllt, der Nachmittag mit einer Spezial- vorgenannten Instruktionen ferngebliebenen Reser- ausbildung in den einzelnen Waffengattungen. Bei visten.68 Während bei „normalen“ Instruktionen der reinen Instruktionen diente der erste Tag dem Prozentsatz der Nichtanwesenden bei niedrigen Scharfschießen mit StG 58, lMG 42 und Übungsge- neun bis elf Prozent lag, waren es bei Nach-

64 Vgl. „Richtlinien für die Ausbildung“, Beilage 1 zu „Inspektionen – Instruktionen; vorläufige Durchführungs- bestimmungen.“ Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.656-Mob/63. 65 Vgl. Paar, Hans /Salzer, Kurt: „Inspektionen und Instruktionen“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 6. Jahrgang 1967, Nr. 6, S. 533. 66 Vgl. „Richtlinien für die Ausbildung“, Beilage 1 zu „Inspektionen – Instruktionen; vorläufige Durchführungs- bestimmungen.“ Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.656-Mob/63. 67 Vgl. Paar, Hans /Salzer, Kurt: „Inspektionen und Instruktionen“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 6. Jahrgang 1967, Nr. 6, S. 533, 535. 68 Ebenda, S. 533.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 242 Abb.: MGFA

Abb. 71: Aufforderung zur Instruktion vom 19.-20.07.1963 in Leonfelden für Gunter Polesny; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 243 Abb.: MGFA

Abb. 72: Aufforderung zur Instruktion vom 19.-20.07.1963 in Leonfelden für Gunter Polesny; Archiv Gunter Polesny, Linz.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 244

Instruktion der GzKp Freistadt (1./114) vom 11.-12.09.1964 im alten Lager in der Ramsau; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

Instruktion der GzKp Freistadt (1./114) vom 11.-12.09.1964: “beim Einlernen des Kompanieliedes”; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

Instruktion der GzKp Freistadt (1./114) vom 11.-12.09.1964: “beim Einlernen des Kompanieliedes”; aus: Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ

Die Grenzschutztruppe 245

Abb.: MGFA Abb. 73: Aufforderung von Major Schindl an die Kommandanten des GzB 114 vom 22.04.1964, sich freiwillig zu Kaderfortbildungen zu melden. Archiv Gunter Polesny, Linz.

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instruktionen deutlich höhere 28 Prozent. Von die- zieren, Kartenkunde, Befehlsgebung, Pionier- und sen blieben die meisten unentschuldigt fern, was zu Fernmeldedienst sowie Waffenausbildung am zahlreichen Anzeigen bzw. Strafverfahren führte.69 StG 58 und MG 42. Der zweite Tag war von einem Die betroffenen Einheiten reagierten meist rasch Gefechtsdienst geprägt, an dem sich eine praktische und entorderten die unwilligen Grenzjäger bzw. Einweisung der Kompaniekommandanten in die versuchten sie durch junge Reservisten zu ersetzen. Aufträge in ihrem Abschnitt anschloss.72 Im Vergleich zu den Truppenübungen der Land- Eine Vollinstruktion war für das komplette wehr in den 1970er Jahren, bei denen im Schnitt 20 Grenzschutzbataillon 114 aus organisatorischen bis 40 % der Einberufenen nicht einrückten,70 konn- Gründen nicht möglich, da zum einen die Kapa- ten sich die Instruktionen des Grenzschutzes jedoch zitäten der einzigen Mühlviertler Kaserne in Frei- einer regen Teilnahme erfreuen. stadt nicht ausreichten, zum anderen die drei Kompanien in ihren Einsatzräumen üben sollten, diese aber zu weit voneinander entfernt waren. Kaderinstruktion und Vollinstruktion Daher übte am 25. und 26. September 1964 zunächst (Kompanieinstruktion) die 2. Kompanie gemeinsam mit dem Bataillonsstab. Der erste Tag begann mit einem Stationsbetrieb mit Im Frühjahr 1964 wurden die Instruktionen der Exerzieren, Pionier- und Waffenausbildung, um Grenzschutzkompanien erstmals als zweitägige 14.00 Uhr erfolgte der Abmarsch von der Kaserne Kaderinstruktionen für Führungs- und Funktions- Freistadt zur 24-Stunden-Übung. Die Übungslage personal sowie als zweitägige Kompanieinstruk- nahm an, dass ein im Raum Vyssi Brod in der CSSR tionen für die gesamte Kompanie durchgeführt. In festgestelltes motorisiertes Schützenbataillon im Salzburg wurden bei den Instruktionen der Grenz- Raum Vorderweissenbach-Weigetschlag-Leonfel- schutzkompanien Werfen, Salzburg 1 und Saal- den-Zwettl-St. Stefan die österreichische Bundes- felden die Kader erstmals einer Überprüfung und grenze überschreiten und die dort eingesetzten Beurteilung unterzogen, was bei den Grenzschutz- Grenzschutzeinheiten angreifen werde, um den angehörigen auf wenig Verständnis und Unwillen nachfolgenden Truppen den Vorstoß in das Donau- stieß. Zitat eines Grenzschützers zu einem Aus- tal zu ermöglichen. Die Grenzjäger sollten mit bilder: „Mich können Sie beurteilen, wie Sie wollen.“71 Sperren und den Landesbefestigungsanlagen diesen Die erste Kaderinstruktion des Grenzschutz- Vorstoß bis zur Heranführung aktiver Truppenteile bataillons 114 fand am 4. und 5. September 1964 in des österreichischen Bundesheeres verzögern.73 der Kaserne Freistadt statt. Durch einen Stations- Fähnrich der Reserve Gunter Polesny, der bei betrieb konnten verschiedene Teile gleichzeitig diesen Instruktionen als Kommandant des I. Zuges instruiert werden. Der erste Tag beinhaltete Exer- eingeteilt war, findet in seinem Erfahrungsbericht

69 Vgl. „Erfahrungsbericht über die Nachinstruktion des GzBaons 114 und der GzKompanie Ried/I“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 336.979-Mob/63. 70 Bei einer Truppenübung der Sicherungskompanie Enns im Jahr 1977 waren z.B. bei einer vorgesehenen Personalstärke im Ausmaß von 307 Reservisten 126 Mann nicht erschienen. Vgl. Kolmer, Josef: „Bericht über die Truppenübung der Sicherungskp. Enns vom 28. 1. bis 11. 2. 1977“, in: Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik). 71 „Kaderinstr – GzKpen SALZBURG, Erfahrungsbericht“, Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung – Zl. 354.774-Mob/64, Bericht und Beilage 18. 72 Vgl. „Kaderinstruktion des Gz-Bataillons 114“; MilKdo OÖ Zl. 11.430-Gz/64; Privatarchiv Gunter Polesny, Linz. 73 Vgl. „Vollinstruktion der 2./GzB 114 und des Stabes GzB 114“; MilKdo OÖ Zl. 12.553-Gz/64; Privatarchiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 247 Abb.: MGFA

Abb. 74: Programm der Kaderinstruktion des GzB 114 vom 04. – 05.09.1964 in der Kaserne Freistadt; Archiv Gunter Polesny, Linz.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 248 Abb.: MGFA Abb. 75: Programm der Kaderinstruktion des GzB 114 vom 04. – 05.09.1964 in der Kaserne Freistadt; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 249 Abb.: MGFA Abb. 76: Programm der Kaderinstruktion des GzB 114 vom 04. – 05.09.1964 in der Kaserne Freistadt; Archiv Gunter Polesny, Linz.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 250 Abb.: MGFA Abb.: MGFA

Abb. 77: Programm der Kaderinstruktion des GzB 114 vom 04. – 05.09.1964 in der Kaserne Freistadt; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 251 Abb.: MGFA

Abb. 78: Programm der Vollinstruktion der 2. Kompanie und des Stabes des GzB 114 vom 25.-26.09.1964 in Freistadt und Leonfelden; Archiv Gunter Polesny, Linz.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 252 Abb.: MGFA

Abb. 79: Programm der Vollinstruktion der 2. Kompanie und des Stabes des GzB 114 vom 25.-26.09.1964 in Freistadt und Leonfelden; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 253 Abb.: MGFA

Abb. 80: Programm der Vollinstruktion der 2. Kompanie und des Stabes des GzB 114 vom 25.-26.09.1964 in Freistadt und Leonfelden; Archiv Gunter Polesny, Linz.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 254 Abb.: MGFA Abb.: MGFA

Abb. 81: Programm der Vollinstruktion der 2. Kompanie und des Stabes des GzB 114 vom 25.-26.09.1964 in Freistadt und Leonfelden; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 255 Abb.: MGFA

Abb. 82: Programm der Vollinstruktion der 2. Kompanie und des Stabes des GzB 114 vom 25.-26.09.1964 in Freistadt und Leonfelden; Archiv Gunter Polesny, Linz.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 256 Abb.: MGFA

Abb. 83: Programm der Vollinstruktion der 2. Kompanie und des Stabes des GzB 114 vom 25.-26.09.1964 in Freistadt und Leonfelden; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 257 Abb.: MGFA

Abb. 84: Programm der Vollinstruktion der 2. Kompanie und des Stabes des GzB 114 vom 25.-26.09.1964 in Freistadt und Leonfelden; Archiv Gunter Polesny, Linz.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 258 Abb.: MGFA Abb.: MGFA

Abb. 85: Programm der Vollinstruktion der 2. Kompanie und des Stabes des GzB 114 vom 25.-26.09.1964 in Freistadt und Leonfelden; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 259

ernüchternde Worte: Bei der Kaderinstruktion sei war, um motorisierten Verbänden, die darüber hin- ein zu umfangreiches Programm vorgesehen gewe- aus durch Panzer, Jagdbomber und Artillerie unter- sen, wodurch der Wechsel von einer Station zur stützt werden würden, einen entsprechenden anderen nicht im Zeitplan durchgeführt werden Widerstand zu leisten. Aufklärung und Jagdkampf konnte. Weiters verfügten einige der eingeteilten schienen die einzig möglichen Kampfführungen Ausbilder der aktiven Truppe über zu geringe für die Grenzjäger zu sein.76 Kenntnisse beim MG 42 und der rPAK 7,5, was dazu führte, dass „ein Teil der Grenzjäger unbeschäf- tigt im Kasernengelände herumstand“74. Erfahrungsberichte und Bei der Vollinstruktion taten sich weitere Proble- Schlussfolgerungen me auf: Im Laufe des Jahres 1964 wurden die Erfah- „Anläßlich der Verteilung der Waffen stellte sich her- rungsberichte über die Kader- und Vollinstruk- aus, daß der Org.-Plan des Zuges geändert worden tionen der Grenzschutzeinheiten von ganz Öster- war und jede Gruppe nunmehr über ein PAR verfügt. reich ausgewertet, um die dabei aufgetretenen Pro- Kompanie- und Zugskommandanten waren von die- bleme bei künftigen Neuaufstellungen zu vermei- ser Änderung nicht unterrichtet worden. Die Ein- den. Man kam aufgrund dieser Erfahrungsberichte teilung der PAR-Schützen erfolgte in der Weise, daß bei der MobAbteilung des Ministeriums zu folgen- der Zug in Linie zu 4 Gliedern vergattert und die den Erkenntnissen: Grenz-Jäger der 5. und 6. Rotte als PAR-Schtz 1 und 2 eingeteilt wurden. Einwände der Soldaten, daß sie Allgemeines an dieser Waffe nicht ausgebildet wären, wurden Durch die vorgestaffelte Kaderinstruktion des überhaupt nicht beachtet. Es erfolgte auch keine Ein- Führungspersonals konnten Mängel in der Kom- weisung am Gerät. Entgegen dem Gebrauch, daß der mando- und Befehlssprache bei den davon in erster PAR-Schtz 1 als Zusatzbewaffnung eine Pistole er- Linie betroffenen Gruppenkommandanten behoben hält, mußten die Männer ein StG ausfassen. Die werden, was sich auf die nachfolgenden Kompanie- Stimmung unter der Mannschaft war der Behand- instruktionen äußerst positiv auswirkte. Die Mob- lung entsprechend.“75 Abteilung ordnete daher an, Kaderinstruktionen auch weitherhin wiederholt durchzuführen.77 Die Übung selbst war in taktischer Hinsicht aus- gesprochen günstig für die Grenzjäger angelegt, Organisatorisches wodurch der Erfolg für die Verteidiger gewährlei- 1964 betreute die Einsatztruppe jeder Brigade stet war. Realistisch gesehen war ein hinhaltender im Schnitt zehn Grenzschutzkompanien. Dies Kampf im Sinne der Übung aber kaum möglich, da bedeutete jährlich Inspektionen und Instruktionen die Beweglichkeit der Grenzjäger viel zu gering an 20 Wochenenden. Addierte man die Belastung

74 „Bericht über Kader-Instruktion (4./5.9.64) und Voll-Instruktion (25./26.9.64)“ von Fhr Gunter Polesny; Privatarchiv Gunter Polesny, Linz. 75 Ebenda. 76 Vgl. ebenda. 77 Vgl. „Grenzschutz; Inspektionen/Instruktionen Frühjahr 1964; Erfahrungsberichte – Auswertung.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 361.491-Mob/64 – Verschluss, Beilage S. 2 – 18 sowie die jeweiligen Stellungnahmen der Abteilungen des BMfLV.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 260

des Aktivkaders durch Wochenend- und Feiertags- trupp sowie eine Instruktionsgruppe beinhalten. In dienste im Rahmen der Einsatztruppe – in etwa 13 der Instruktionsgruppe wären vor allem die Aus- Dienste jährlich – ergab sich für den aktiven, im bildungs-Unteroffiziere mit Schwerpunkt Infanterie Rahmen der Grenzschutzausbildung eingesetzten, und Pionierwesen zusammenzufassen. Verantwort- Kadersoldaten die Tatsache, dass er im Schnitt lich für Ausbildung und Verwendung des Instruk- jedes zweite Wochenende Dienst zu versehen hatte. tionspersonals sollte das Militärkommando (Chef Ein Zeitausgleich war jedoch aufgrund der dünnen des Stabes – S 3) bleiben, wobei die Heranziehung Kaderdecke nicht möglich.78 Alles in allem bedeu- eines Regimentskommandanten als Leiter der Aus- tete dies eine ernste Belastung der Einsatztruppe bildung durchaus vertretbar erschien. Hauptauf- und ihrer Einsatzbereitschaft. gabe dieses Regimentskommandanten musste je- Die Aufstellung von je einem Ausbildungs- doch die Durchführung seiner Obliegenheiten als zentrum oder eines Grenzschutz-Ausbildungs- bzw. Kommandant eines dem Militärkommando unter- Instruktionszuges pro Militärkommando (mit Aus- geordneten Führungsstabes sein. Unter diese Auf- nahme Vorarlbergs) wurde daher als äußerst wichtig gaben fielen hauptsächlich alle örtlich notwendigen und dringend eingestuft. Alle Gruppenkommanden Vorbereitungen für den Einsatz (Erkundungen, Lan- betonten, dass in Hinblick auf die geplante Auf- desbefestigungen, Sperren, Verbindungen, Kampf- stellung von Sicherungsverbänden sowie die ver- aufträge etc.). Der Instruktionszug dagegen hatte in mehrten Instruktionen ein fixes Instruktionselement erster Linie die Aufgabe der Ausbildung des Kader- in der territorialen Organisation eine Voraussetzung personals der Reserve und der Wehrpflichtigen der sein müsste. Die Bildung von Instruktionselementen Reserve bei den Instruktionen. Darüber hinaus in der territorialen Organisation war daher eine wurde es von Seiten der MobAbteilung für notwen- Schlüsselfrage für die Einsatzbereitschaft und den dig erachtet, dass das Instruktionspersonal zugleich Kampfwert erheblicher Teile des Bundesheeres. Es das aktive Mob-Schlüsselpersonal für die Grenz- wurde die Organisationsabteilung im BMfLV ange- schutzeinheiten und die territorialen Reserveein- wiesen, Instruktionszüge zunächst bei den Militär- heiten einschließlich der Führungsstäbe (Regiment, kommanden zu systemisieren, um die Einsatz- Bataillon) bildete. Dadurch würden dieser Männer truppe zu entlasten und eine einheitliche und straffe im Falle einer Aufbietung den Stäben und Einheiten Ausbildung zu gewährleisten. Diese regte an, einen sofort zur Verfügung stehen. Da nach wie vor pro im Rahmen des jeweiligen Militärkommandos zu Grenzschutzeinheit nur ein aktiver DfUO vorgese- bildenden territorialen Regimentsstab mit der hen war, wiesen sie im Hinblick auf die Herstellung Durchführung der Instruktionen zu beauftragen. einer raschen Einsatzbereitschaft und eines echten Dieses Grenzschutz-Regimentskommando in einer Kampfwertes der territorialen Reserveeinheiten dar- Stärke von mindestens 25 bis 30 Mann sollte, neben auf hin, dass eine Vermehrung des aktiven Kader- dem Kommandanten und einem Ausbildungs- und personals sowohl bei den Einheiten als auch bei den Verwaltungsoffizier, eine Stabsgruppe bestehend noch aufzustellenden Führungsstäben unerlässlich aus einem Kanzleitrupp und einem Verwaltungs- wäre.79 1964 winkte das BMfLV aber ab, da der für

78 Vgl. „TV-Konzept (Zl. 2577-geh/Op/63), Neufassung der Abschnitte VI. und VII., Vorlage“ bzw. „Untersuchungsergebnis der TV-Kommission über die Realisierungsmöglichkeiten des TV-Konzepts“, Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/ Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-3, BMfLV Zl. 2.576-geh/Op/63 – Geheim, S. 12. 79 Vgl. „Territoriale Verteidigung; Instruktionszüge bei den MilKden, Systemisierung“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 338.533-Op/63 – Verschluss.

Die Grenzschutztruppe 261

die Instruktionszüge nötige Bedarf an aktivem bilder, bei der dünnen Personalstärke des Bundes- Kaderpersonal, in Summe 210 qualifizierte Aus- heeres nicht gedeckt werden konnte.80 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 86: „Schematische Darstellung der Eingliederung des Instruktionszuges in das MilKdo; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 338.533-Op/63 – Verschluss.

Ausbildung lichst in den separat durchgeführten Kaderinstruk- Die Abhaltung von Instruktionen im Einsatz- tionen in den Einsatzraum eingewiesen werden raum der Grenzschutzkompanie wurde für die mussten.81 Angeregt wurde die Teilnahme von Ausbildung als ungünstig bezeichnet, da Übungen Grenzschutzeinheiten an Übungen der Brigade nach im scharfen Schuss und Gefechtsdienst im Gelände entsprechender Abstimmung mit den Instruktions- nicht möglich waren. Die MobAbteilung regte da- und Inspektionsterminen.82 her an, Kompanieinstruktionen erst dann im Ein- Da die Einsätze sehr häufig an ausgesprochen satzraum abzuhalten, wenn der für den Auftrag panzergünstigen Bewegungslinien erfolgten, wur- erforderliche Ausbildungsstand im Schieß- und den zahlreiche Grenzjäger zu der demotivierenden Gefechtsdienst erreicht war, was die Operative Vermutung veranlasst, dass es sich bei der Grenz- Abteilung des BMfLV jedoch ablehnte. Einig war schutztruppe „ohnehin nur um Kanonenfutter man sich darin, dass die Kommandanten baldmög- handle“83.

80 Vgl. „TV-Konzept (Zl. 2577-geh/Op/63), Neufassung der Abschnitte VI. und VII., Vorlage“ bzw. „Untersuchungsergebnis der TV-Kommission über die Realisierungsmöglichkeiten des TV-Konzepts“, Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/ Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-3, BMfLV Zl. 2.576-geh/Op/63 – Geheim, Anlage 5 „Die Ausbildung der TV-Einheiten (Studie)“, S. 3. 81 Vgl. „Grenzschutz; Inspektionen/Instruktionen Frühjahr 1964; Erfahrungsberichte – Auswertung.“ Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 361.491-Mob/64 Verschluss, Beilage S. 2 – 18 sowie die jeweiligen Stellungnahmen der Abteilungen des BMfLV. 82 Vgl. „Zusammenstellung der Besprechungswünsche der Befehlshaber der Gruppen I, II und III für die nächste Befehlshaberbesprechung“ vom 01.02.1965; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik, „Besprechungen GTI“. 83 Aussage von Hptm a.D. Gunter Polesny anlässlich des Grenzschutz-Symposiums in Freistadt am 3. Juni 2005.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 262

Das Militärkommando Oberösterreich schlug um logistische bzw. regionale Probleme, die in der eine grundlegende Änderung der Ausbildung von Folge von den Militärkommanden selbst gelöst Grenzschutzsoldaten vor: Die für den Grenzschutz werden konnten.85 Z.b. wurden in Klagenfurt die bestimmten ordentlichen Präsenzdiener sollten Grenzjäger mit veralteten und daher oft wasser- während der Grundausbildung neben dem allge- durchlässigen Zeltblättern „Zwei-Mann D“ (ameri- meinen Dienst in einer Jägerkompanie schwerge- kanischer Herkunft) ausgestattet, dazu aber nur wichtsmäßig im Pionier- und Sperrdienst, Fern- zwei Zeltstöcke „Alu“ pro Mann ausgegeben. Mit meldedienst und der Kleinkriegsführung ausgebil- vier Zeltstöcken konnte aber kein „Zwei-Mann-Zelt det werden. Nach etwa viereinhalb Monaten D“ aufgestellt werden, da dafür sechs Zeltstöcke Dienstzeit sollten sie aus dem Präsenzdienst entlas- erforderlich waren. Die alte Feldflasche „D“ wieder- sen und gleichzeitig verpflichtet werden, die restli- um konnte mit den ausgegebenen Aufschiebe- che Ausbildungszeit von vier Monaten in jährli- schlaufen nicht ordnungsgemäß am Leibriemen be- chen 14-tägigen Übungen auf die Dauer von acht festigt werden.86 Generell gab es ein großes Fehl an Jahren zu leisten. Dadurch entstünden zusammen- Feldflaschen und Essbesteck, und die Grenzjäger geschweißte Einheiten mit ausreichenden Gelände- wurden aufgefordert, zu Instruktionen eigenes Be- kenntnissen in den Einsatzräumen und eine auf steck mitzunehmen.87 Auch die an die Grenz- den Grenzschutz speziell ausgerichtete Aus- schützer ausgegebenen Bergschuhe sorgten allge- bildung. Nach acht Jahren sollten diese Soldaten in mein für Schwierigkeiten, da diese trotz genauer die Reserve versetzt werden, wodurch das Durch- Anpassung zu zahlreichen Fußschäden durch schnittsalter der Grenzjäger niedrig gehalten Blasenbildung führten. Da von den Grenzjägern im würde, und der Personalwechsel in den Einheiten Einsatzfall beachtliche Marschleistungen gefordert von rund zwölf Prozent jährlich vertretbar wäre.84 wurden, wurde angeregt, die Bergschuhe gegen Dieser Vorschlag klang zwar durchaus vernünftig hohe Schuhe Muster 61 auszutauschen, oder den und auch realisierbar, war jedoch mit erheblichen Grenzschutzsoldaten eine Tragegenehmigung zum legistischen Änderungen verknüpft und wurde „Einlaufen“ der Bergschuhe zu erteilen. Interes- daher verworfen. santerweise wurde auch die Ausgabe von, zuletzt in der Ersten Republik gebräuchlichen Achselrollen Wirtschaftliches als notwendig erachtet, da den Soldaten ständig das Während die Verpflegung generell als reichlich geschulterte Gewehr von der Schulter rutschte – und ausgezeichnet beurteilt wurde, taten sich in doch dieser Vorschlag wurde nicht weiter verfolgt.88 manchen Bundesländern Mängel bei Bekleidung Bei der Grenzschutzkompanie Wörgl wurde und Ausrüstung auf. Doch ging es hier vor allem 1964 erstmals der Versuch unternommen, den

84 Vgl. „Zusammenstellung der Besprechungswünsche der Befehlshaber der Gruppen I, II und III für die nächste Befehlshaberbesprechung“ vom 01.02.1965; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik, „Besprechungen GTI“. 85 Vgl. „Grenzschutz; Inspektionen/Instruktionen Frühjahr 1964; Erfahrungsberichte – Auswertung.“ Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 361.491-Mob/64 Verschluss, Beilage S. 2 – 18 sowie die jeweili- gen Stellungnahmen der Abteilungen des BMfLV. 86 Vgl. „Erfahrungsbericht über die Instruktion der Gz-Kp Klagenfurt am 26. u. 27. 10. 1962“; Österreichisches Staatsarchiv/ Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 317311-Mob/62. 87 Vgl. „Grenzschutz – Konsolidierung; Versorgung“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 328.453-Mob/63 Verschluss, 1. Einlageblatt. 88 Vgl. „GzKp Horn; Erfahrungsbericht“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 327.547-Mob/63 – Verschluss.

Die Grenzschutztruppe 263

Assistenzzug mittels zur Instruktion mitgenomme- war aufgrund der unterschiedlichen Geräte gar ner ziviler Kraftfahrzeuge beweglicher zu machen unmöglich.91 Die Grenzschützer mussten darüber – natürlich mit Einverständnis der PKW-Besitzer hinaus oft mit verschlissenen Maschinengewehren und auf deren eigenes Risiko. Dies wirkte sich bei 42 ihrer Patentruppenkörper üben, da sie noch über der Verlegung, beim Verpflegungsnachschub bei keine eigenen MG verfügten. Die oftmaligen Lade- der Verbindungsaufnahme sowie beim etappen- hemmungen führten nicht unbedingt zu einem weisen Absetzen äußerst günstig aus.89 Doch war großen Vertrauen seitens der Grenzjäger zu diesen dies natürlich kein Idealzustand, schließlich sollte Waffen, was sich wiederum negativ auf die Aus- das Bundesheer selbst imstande sein, für „seine“ bildung auswirkte. Als kurios zu bezeichnen war Soldaten die nötigen Transportkapazitäten zur Ver- das Fehlen von Sanitätsmaterial selbst bei realen fügung zu stellen. Erste Hilfe-Vorfällen, da die vorhandene San-UO- Tasche als MobVorrat bei Übungen nicht in Ver- Versorgung wendung genommen werden durfte. Die Mob- Die für die Ausbildung vorhandene Munition Abteilung reagierte zwar sofort und gab der wurde generell als unzureichend eingestuft. Vor Heeres-Sanitätsabteilung die entsprechenden allem wurde die Zuweisung von scharfen Hand- Weisungen,92 doch kam die Abteilung Sanitäts- granaten beantragt, da viele Grenzjäger noch nie wesen im BMfLV über die ärztliche Betreuung der eine scharfe Granate geworfen hatten. Die Gruppe Grenzschutztruppe zu folgendem vernichtenden Versorgung im BMfLV lehnte dies jedoch ab, da Resümee: „Es lässt sich jedoch schon zum gegenwärti- durch die allgemeine Sperre der Bestände und gen Zeitpunkt feststellen, daß mangels gesetzlicher deren langsame Prüfung nicht einmal die aktiven Grundlage jede ernst zu nehmende Maßnahme Impro- Einsatz- bzw. Ausbildungsverbände mit einer visation und Angelegenheit des guten Willens bleibt.“93 Handgranate pro Mann bedacht werden konnten. Ende 1963 fanden aufgrund dieser Problematik Für die Pionierausbildung war zu wenig Material mehrere Besprechungen im Verteidigungsminis- vorhanden, um den Stellungsbau sinnvoll üben zu terium mit dem Thema Sanitätsversorgung im können. Sprengstoff sowie Übungsminen für die Alarm- und Mobilisierungsfall statt. Die SanAbt Anlage von Sperren waren so gut wie gar nicht vor- des BMfLV stellte dabei fest, dass auf dem Sanitäts- handen, was die Operative Abteilung zu einem ver- sektor des Bundesheeres ein Fehl von 50 aktiven nichtenden Urteil führte: „Die Sperrausbildung liegt Sanitätsoffizieren und über 200 Sanitätskraftwagen überall im Argen.“90 Große Probleme bereitete die zu verzeichnen sei. Sie forderte daher die Beorde- unzureichende Funkausstattung innerhalb des rung von etwa 1.000 Zivilärzten, die Heranziehung Grenzschutzes, eine Verbindung mit der Zollwache von Sanitätskraftfahrzeugen ziviler Organisationen

89 Vgl. „Erfahrungsbericht über die GzKpInstruktionen Frühjahr 1964“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung – Zl. 357.553-Mob/64, Beilage S. 2. 90 Vgl. „Grenzschutz; Inspektionen/Instruktionen Frühjahr 1964; Erfahrungsberichte – Auswertung.“ Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 361.491-Mob/64 – Verschluss, Beilage S. 2 – 18 sowie die jeweiligen Stellungnahmen der Abteilungen des BMfLV. 91 Vgl. „Gz-Kompanieinstruktionen – Erfahrungsbericht“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 357.553-Mob/64, S. 3f. 92 Vgl. „Grenzschutz; Inspektionen/Instruktionen Frühjahr 1964; Erfahrungsberichte – Auswertung.“ Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 361.491-Mob/64 – Verschluss, Beilage S. 2 – 18 sowie die jeweiligen Stellungnahmen der Abteilungen des BMfLV. 93 Vgl. „Grenzschutz – Konsolidierung; Versorgung“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 328.453-Mob/63 – Verschluss, Dienstzettel 4/64 vom 02.01.1964.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 264 Abb.: ÖStA/AdR Abb. 87: Aufbau der Sanitätsversorgung; „Allgemeine MobVorsorgen; SanVers im Alarm- und MobFall; Besprechungsergebnis.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 339.627- Mob/63 – Verschluss.

Die Grenzschutztruppe 265 Abb.: ÖStA/AdR Abb. 88: Sanitätsversorgung im Einsatz; „Allgemeine MobVorsorgen; SanVers im Alarm- und MobFall; Besprechungsergebnis.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 339.627- Mob/63 – Verschluss.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 266

wie z.B. des Roten Kreuzes im Ausmaß von etwa Wehrmacht wurden berücksichtigt) die Vorgesetz- 500 Fahrzeugen sowie den Aufbau einer territoria- ten-Untergebenen-Verhältnisse umkehrten. Hier len Sanitätsorganisation. Für den Grenzschutz konnte die Anrechnung von Zugs- und Kompanie- wurde die Aufstellung von Sanitätsstaffeln bei den kommandantenkursen eine höhere Kongruenz zivi- Grenzschutz-Regimentskommanden durch die ler und militärischer Positionen sicherstellen.95 Als OrgAbt gefordert. Das Grenzschutzregiment be- Gruppen- oder Zugskommandanten eingesetzte nötige im Einsatzfall unbedingt einen Arzt und Zollwachangehörige, die weder einen dieser Kurse einen Schreiber sowie drei SanKW mit Kraft- noch eine freiwillige Waffenübung absolviert oder fahrern, darüber hinaus für einen längeren Einsatz im Bundesheer der Zweiten Republik gedient hat- eine Reserve von fünf bis sechs Ärzten. Jede Grenz- ten, wurde kein militärischer Dienstgrad zuer- schutzkompanie sollte in Hinblick auf ihre weiträu- kannt.96 Es kam immer wieder zu Fällen, bei denen migen Aufgaben ein eigenes Sanitätselement besit- ein bei der Zollwache Untergebener dann beim zen, bestehend aus einem Arzt und drei Sanitätern Grenzschutz zum militärischen Vorgesetzten seines sowie einem SanKW. Für die Sanitätsversorgung zivilen Zollwachvorgesetzten wurde. Dies führte bei der Festen Anlagen waren außerdem eine Feld- den Instruktionen und Inspektionen zu Problemen ambulanz und etwa sechs Sanitätsstaffeln, später mit den eingerückten Grenzschutzsoldaten, da diese eine weitere Feldambulanz und noch drei Sanitäts- ihre Vorgesetzten nicht anerkannten. Diese und staffeln mobmäßig vorzusehen. Hier war in materi- andere disziplinäre Schwierigkeiten wurden aber oft eller Hinsicht, vor allem die Kraftfahrzeuge betref- „intern geregelt“ und somit ein erfolgreicher fend, wiederum eine Abstützung auf das Öster- Übungsablauf fast reibungslos sichergestellt.97 reichische Rote Kreuz und andere zivile Gesund- 1964 war es aus politischen Gründen noch heitsdienste notwendig.94 Dies alles waren höchst immer nicht möglich, im Rahmen von Pflicht- notwendige Maßnahmen, ihre Umsetzung jedoch waffenübungen das während der Wehrdienstzeit sollte noch Jahre dauern und konnte schlussendlich erworbene Wissen der Reservisten zu vertiefen und erst in den Landwehrregimentern verwirklicht zu ergänzen. Lediglich im Rahmen freiwilliger werden. Waffenübungen in der Dauer von maximal vier Wochen in zwei Jahren konnte eine Unterweisung Weitere Problemstellungen von Reservedienstgraden durchgeführt werden. Weiters gab es Schwierigkeiten mit der Über- Alle Reservisten konnten nur bei den Instruktionen führung von Zollwachebeamten in ihre militärische ausgebildet werden, deren viel zu kurze Dauer – in Einsatzfunktion, wenn die ungleiche militärische Er- der Regel zwei Tage – schon 1963 heftig kritisiert fahrung und Ausbildung (auch Dienstleistungen wurde. Eine Instruktion sollte die Waffen- und bzw. Dienstgrade in der ehemaligen Deutschen Schiessausbildung, eine Spezialausbildung für Kom-

94 Vgl. „Allgemeine MobVorsorgen; SanVers im Alarm- und MobFall; Besprechungsergebnis.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 339.627-Mob/63 – Verschluss. 95 Vgl. Pisecky, Helmut: „Die Personalstruktur des österreichischen Bundesheeres von 1955 bis 1966“, Wien 1997 (Diss.), S. 163; sowie „Erfahrungsbericht über Inspektionen und Instruktionen Frühjahr 1964 – Stellungnahme“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 243.762-PersM/64 AV. 96 Vgl. „Festsetzung von militärischen Dienstgraden für im Gz verwendete Zollwachebeamte; Antrag des MilKdos N.Ö.“, hand- schriftliche Aktenvermerke; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 335.513-Mob/63. 97 „Bei dem Kommandanten haben wir es gut, wenn ihr uns das Klima versaut, dann verdreschen wir euch!“ Zitat eines Grenzjägers anlässlich der Befehlsverweigerung eines GrpKdt, der früher in der B-Gendarmerie gedient hatte, gegenüber seinem ZgsKdt. Information von Wm i.R. Johann Madlmayer beim Grenzschutzsymposium am 03.06.2005 in Freistadt.

Die Grenzschutztruppe 267

mandanten und Fachpersonal, Gefechtsübungen Ein erhebliches Manko bei den durchgeführten und weitere notwendige Unterrichte beinhalten, ein Instruktionen war das Fehlen eines echten Feind- schier unmögliches Unterfangen in dieser kurzen darstellers. Da das aktive Heer keine Einheiten dafür Zeit.98 Viele Grenzjäger selbst äußerten den Wunsch zur Verfügung stellte, musste über Jahre hinweg der nach einer zumindest viertägigen Instruktion, sogar den Grenzschutzkompanien angeschlossene A-Zug unter Beibehaltung der zweimaligen Einberufung.99 als Feinddarsteller eingesetzt werden. Dieser hatte Das fehlende Fachwissen zeigte sich bei den jeweili- aber im Ernstfall ganz andere Aufgaben zu erfüllen, gen Überprüfungen sehr rasch, und führte in den wie die Unterstützung der Zollwache etc., konnte Erfahrungsberichten oftmals zu vernichtenden Ur- aber in diese Funktion nie wirklich eingeschult wer- teilen. Im Funksprechverkehr gab es aufgrund der den.102 fehlenden Praxis erhebliche Schwierigkeiten in der Die Kaderinstruktionen fanden darüber hinaus Sprachdisziplin und der Handhabung der Geräte: zumeist an Wochenenden statt, was für das Fami- „Oft werden die primitivsten Einsatzvoraussetzun- lienleben vieler Grenzschützer nicht unbedingt för- gen außer Betracht gelassen und dadurch auftre- derlich war. Erst 1965 wurde diese Regelung geän- tende Verkehrsmißerfolge den Geräten angelastet dert und die Reservisten unter der Woche einberu- […]. Die im Verlauf der Übung beim Stützpunkt im fen, was auch für die aktive Truppe eine erhebliche Funk- bzw. durch Melder eingelangten, schriftli- Entlastung bedeutete.103 chen und mündlichen Meldungen waren zum Teil Beim Militärkommando Oberösterreich versuch- mangelhaft, jedoch verwendbar. Wesentlich man- te man, zumindest die Kommandanten des Grenz- gelhafter, ja zum Teil unbrauchbar, waren die von schutzbataillons 114 auch außerhalb der Instruk- den übenden Gruppenkommandanten an den Zug tionen weiterzubilden. Die Kompaniekomman- vorgelegten Stellungsskizzen und Feuerpläne. Hier danten und der Bataillonsadjutant wurden regel- ist noch viel Schulung, auch im Bezug auf taktische mäßig monatlich vom Kommandanten des GzB 114 Zeichen (Handzettel) erforderlich.“ Und in einem zu einer Kommandantenbesprechung eingeladen. Bericht von 1967 ist bezüglich der Instruktion der Erörtert wurden fachliche Fragen und künftige Ziel- rPAK-Bedienungen zu lesen: „Hier ist an Positivem setzungen sowie Vorschläge und diverse Anträge, nur der gute Wille der Kommandanten aufgefallen.“100 die Bedeutung dieser Besprechungen wurde durch Als sich dann noch spezielle und oftmals neue die zeitweilige Anwesenheit des Militärkomman- Ausbildungsinhalte entwickelten, wie etwa die danten von OÖ oder des Chef des Stabes unterstri- ABC-Abwehr, die auch für den Grenzschutz von chen. In den oft mehrstündigen Sitzungen kamen großer Wichtigkeit waren, stellte das eine zusätzli- auch verschiedene Fachreferenten zu Wort, soweit che Belastung dar.101 sie für den Grenzschutz von Bedeutung waren.

98 Zum Ablauf von Inspektionen und Instruktionen siehe auch: Paar, Hans /Salzer, Kurt: „Inspektionen und Instruktionen“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 6. Jahrgang 1967, Nr. 6, S. 533 – 535. 99 Vgl. „GzKp Hollabrunn; Erfahrungsbericht“; BMfLV Zl. 331.675-Mob/63 Verschluss, sowie „GzKp Bruck 3; Erfahrungsbericht“; BMfLV Zl. 331.674-Mob/63 Verschluss; beides Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung. 100 Kogler, Alois: „Erfahrungsbericht zur Kaderinstruktion der Grenzschutzkompanie Neufelden. Instruktionszeitraum: 18. – 21.4.1967“, Neufelden, 20.05.1967. 101 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114“, 4. Jahrgang 1965, 2. Folge, S. 2. 102 Vgl. Kogler, Alois: „Erfahrungsbericht zur Kaderinstruktion der Grenzschutzkompanie Neufelden. Instruktionszeitraum: 18. – 21.4.1967“, Neufelden, 20.05.1967. 103 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 4. Jahrgang 1965, 3. Folge, S. 3.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 268

Abgeschlossen wurden diese Besprechungen, dem „Während der Vorbereitungsphase für die Gefechts- „verbindenden“ Grenzschutzgedanken entspre- übung im Raum Sandl erleidet ein Grenzjäger einen chend, mit einem gemeinsamen Abendessen.104 epileptischen Anfall. Vor Oberleutnant Gumpold und Durch Inspektionen und Instruktionen von jähr- mir beginnt er plötzlich im Kreis zu gehen und stürzt, lich Tausenden Reservisten wurde trotz aller von Krämpfen geschüttelt, zu Boden. Seine größte geschilderten Kritikpunkte eine große Breiten- Sorge: Dass er aus gesundheitlichen Gründen aus wirkung in allen Schichten der Bevölkerung erzielt. dem Grenzschutz ausgeteilt wird!“107 1962 wurden etwa 5.000 Grenzschützer herangezo- gen, 1963 etwa 9.000 Mann und 1964 ca. 12.000 Ein wichtiger Aspekt der Instruktionen war die Mann, dazu weitere 4.500 Mann MobSchlüssel- Vertiefung der Beziehung zwischen Grenzschutz personal. Damit wurden erstmals jene Reservisten, und Bevölkerung. Vor Übungsbeginn wurden deren Tätigkeit für die Durchführung der Mobil- daher die übenden Gruppenkommandanten den machung besondere Bedeutung zukam, ebenfalls jeweils betroffenen Grundbesitzern in ihrem Ab- einer Schulung unterzogen. 1965 waren Instruk- schnitt vorgestellt und der Beginn der Übung tionen für etwa 13.000 Mann Grenzschutztruppe bekannt gegeben. Die Grundbesitzer wurden be- und 2.500 Reservisten von Einheiten und Truppen- fragt, ob sie Schanzarbeiten auf ihrem Besitz bei körpern des übrigen Mob-Heeres vorgesehen.105 anschließender Wiederherstellung des ursprüngli- Damit verbunden war eine steigende Akzep- chen Zustandes ohne Entschädigungsforderungen tanz unter den Reservisten für die Übungen. zustimmen würden, was diese großteils zusagten. Während zu Beginn einer Inspektion die Stimmung Die Erfahrungsberichte zeigen, dass in der Bevöl- unter den Grenzjägern oft etwas gedrückt war und kerung vor allem die ehemaligen Weltkriegsteil- für viele die Einberufung für zwei Tage „vergeude- nehmer und die Jugend an der übenden Truppe te Zeit und vergeudetes Geld“ bedeutete, änderte interessiert waren, was „in fast allen Fällen im sponta- sich diese Ansicht oft zum Positiven. Dies zeigte nen Nachschub einer echten ,Mühlviertler Speckjause‘ sich unter anderem darin, dass im Schnitt 50 % der und eines respektablen Kruges Most für die im Besitz- Grenzjäger ihre Heimreise in Uniform antraten, bereich übende Gruppe“108 gipfelte. Die Grenz- während zwei Tage zuvor noch die Meinung vor- schützer wurden daher bei jeder Instruktion ange- herrschte, dass man „in einem solchen Aufzug“ wiesen, durch tadelloses Verhalten das Ansehen keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen könne. der Grenzschutztruppe bei den Bewohnern ihres Generell waren die Grenzschützer nach einer Einsatzraumes zu festigen. Inspektion der Meinung, dass man sich in Uniform Die Teilnahme an Inspektionen und Instruktionen keinesfalls schämen müsste.106 Viele Reservisten war ein Teil der Wehrpflicht. Die Reservisten beka- waren stolz auf ihre Zugehörigkeit zum Grenz- men für einen nachgewiesenen Erwerbsentgang eine schutz, ein Ausscheiden kam für sie nicht in Frage: Entschädigung in Höhe von bis zu ATS 150,- zuer-

104 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 105 Vgl. Wimmer, Paul: „Mehr Instruktionstage!“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 4. Jahrgang 1965, Nr. 5, S. 430. 106 Vgl. „GzKp Kaisersteinbruch; Erfahrungsbericht.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 327.790-Mob/63 Verschluss. 107 Aussage von Hptm a.D. Gunter Polesny beim Grenzschutzsymposium in Freistadt am 02.06.2005. 108 Kogler, Alois: „Erfahrungsbericht zur Kaderinstruktion der Grenzschutzkompanie Neufelden. Instruktionszeitraum: 18. – 21.4.1967“, Neufelden, 20.05.1967.

Die Grenzschutztruppe 269

kannt. Studenten waren von dieser Regelung ausge- Familie oder an seinen Arbeitsplatz nicht möglich nommen und bekamen zunächst keine Geldmittel war, trat der Betreuungsoffizier des zuständigen ausbezahlt, was zu zahlreichen Verstimmungen führ- Militärkommandos in Aktion. Dieser war für die te.109 Die Festsetzung der Höhe des Verdienstent- sozialrechtliche Betreuung der Teilnehmer von ganges war oft mit großen Schwierigkeiten verbun- Instruktionen bzw. Inspektionen zuständig und den, da viele Grenzjäger bei ihrer Einberufung nur musste die rechtzeitige Verständigung der Familien- unzureichende Bestätigungen über ihr Einkommen angehörigen und des Arbeitgebers veranlassen.114 mit sich führten. Außerdem war die damit verbunde- Instruktionen waren, neben den allgemeinen ne Prozedur sehr zeitaufwendig, was sich negativ auf Voraussetzungen wie einer guten Beurteilung oder die Ausbildungszeit auswirkte.110 Wenn die erhalte- Unbescholtenheit, eine Bedingung für die Beför- ne Entschädigung den Betrag von ATS 20,- überstieg, derung von Grenzschutzangehörigen zu einem musste sie versteuert werden. Erst mit der Ein- höheren Dienstgrad. Für Chargendienstgrade gal- kommenssteuernovelle 1965 wurden diese Ent- ten folgende Beförderungsrichtlinien: schädigungen vollkommen steuerfrei.111 Ebenfalls ab • zum Gefreiten der Reserve mindestens zwei 1965 wurde ein Verdienstentgang für die Tage der Instruktionen; An- und Abreise der Übungsteilnehmer vergütet.112 • zum der Reserve mindestens drei Ab Ende 1966 wurden die Entschädigungen mit ATS Instruktionen als Gefreiter mit einer Mindest- 125,- für Wehrmänner, Gefreite und Korporäle, ATS wartezeit von 18 Monaten; 140,- für Zugsführer, ATS 155,- für Unteroffiziere und • zum Zugsführer der Reserve mindestens drei ATS 175,- für Offiziere pauschaliert.113 Instruktionen als Korporal mit einer weiteren 1963 wurde vom BMfLV festgelegt, dass Wehr- Mindestwartezeit von 18 Monaten; pflichtige der Reserve, die bei Inspektionen oder • wobei die Gesamtzahl der Beförderungen Instruktionen Gesundheitsschäden erleiden, wie 25 % bei Gefreiten, 15 % bei Korporälen und 10 % Soldaten zu versorgen waren. Da dafür aber noch bei Zugsführern der Reserve der Kompaniestärke keine gesetzliche Regelung bestand, nahm man als nicht überschreiten durfte. Das Recht der Beför- Grundlage das Kriegsopferversorgungsgesetz von derung stand dem Grenzschutz-Truppenkomman- 1957. Der leitende Sanitätsoffizier des zuständigen danten, sofern er ein Berufsoffizier war, sonst dem Militärkommandos hatte im Falle einer Verletzung zuständigen Militärkommandanten zu, jeweils auf einen Bericht als Unterlage für das Versorgungs- Antrag des Grenzschutzkompaniekommandanten. verfahren beim Landesinvalidenamt zu verfassen. Die Bekanntgabe der Beförderung erfolgte nach Wenn durch einen Unfall eines Wehrpflichtigen der Möglichkeit im Rahmen der Instruktion vor der Reserve seine rechtzeitige Rückkehr zu seiner versammelten Grenzschutzkompanie.115

109 Vgl. „Der Grenzschutz wird ausgebaut“, in: „Der Soldat“, Nr. 8 vom 28.04.1963, S. 3; und Aue, Gilbert: „Die Grenzschutztruppe des österreichischen Bundesheeres“, in: „Allgemeine Schweizer Militärzeitung“, Nr. 7 vom 1964, S. 456. 110 Vgl. „Erfahrungsbericht über die Instruktion der Gz-Kp Klagenfurt am 26. u. 27. 10. 1962“; Österreichisches Staatsarchiv/ Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 317311-Mob/62. 111 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 4. Jahrgang 1965, 5. Folge, S. 4. 112 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 4. Jahrgang 1965, 6. Folge, S. 2. 113 Vgl. „Der Grenzjäger“, 3. Jahrgang 1967, 3. Folge, S. 11. 114 Vgl. „Inspektionen – Instruktionen; Versicherungs- und Versorgungsschutz der an Inspektionen und Instruktionen teilneh- menden WpfldRes.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 332.655-Mob/63, S. 3f. 115 Vgl. „Beförderung von Wehrmännern und Chargen der Reserve nach Teilnahme an Instruktionen gemäß § 33a des Wehrgesetzes – Richtlinien.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 214.879- PersM/64; und „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 4. Jahrgang 1965, 1. Folge, S. 3f.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 270

In den Jahren 1964 und 1965 wurden österreich- Disziplinäre Schwierigkeiten bei weit insgesamt 92 Kader- und 128 Kompanie- Instruktionen und Inspektionen und instruktionen durchgeführt.116 deren Ahndung Die erste Instruktion eines nicht dem Grenz- schutz zugehörigen Reservebataillons des öster- Durch die Wehrgesetznovelle 1962 wurde die reichischen Bundesheeres wurde im Juni 1965 Möglichkeit geschaffen, Wehrpflichtige der Reserve durch das Jägerbataillon 37, in der Masse aus ober- zur Teilnahme an Inspektionen und Instruktionen österreichischen Industriearbeitern bestehend, in aufzufordern. Diese Inspektionen und Instruk- Trofaiach in der Steiermark abgehalten, und über- tionen fanden zwar im Rahmen eines militärischen traf durch ihren disziplinierten und ambitionierten Verbandes statt, doch musste man beachten, dass Verlauf alle Erwartungen.117 Aufgrund der dabei Reservisten während Instruktionen keine eigentli- gemachten Erfahrungen wurden 1966 17.000 Reser- chen „Soldaten“ waren, und deshalb auch nicht den visten, die nicht dem Grenzschutz angehörten, zu Bestimmungen des Heeresdisziplinargesetzes bzw. Instruktionen und Inspektionen in ganz Österreich des Anhanges zum Strafgesetz (Sonderbestim- einberufen.118 Erst bei den 1967 durchgeführten mungen für Soldaten) unterlagen. Gemäß § 47 Instruktionen wurde erstmals die Führung der Wehrgesetz konnten Ordnungswidrigkeiten und Einheiten dem Reservekader übertragen, das einen Dienstvergehen nur durch die zuständige Bezirks- Tag früher als die Mannschaft einberufen wurde, verwaltungsbehörde, Vergehen und Verbrechen um auf seine Aufgaben vorbereitet zu werden.119 nach dem Allgemeinen Strafgesetz durch die Staats- Anhand der Erfahrungsberichte kann man die anwaltschaft – nach Anzeige durch die militärische Motivation der Grenzschützer bei Instruktionen Dienststelle – geahndet werden.121 und Inspektionen mit folgenden Worten zusam- Wenn der begründete Verdacht bestand, dass ein menfassen: „95 % der Leute waren zwar nicht mit Reservist der Aufforderung zur Teilnahme an einer besonderer Freude, jedoch mit erkennbar gutem Willen Inspektion oder Instruktion vorsätzlich keine Folge bei der Sache.“120 leistete, war eine zwangsweise Vorführung durch Abb.: RIS Abb. 89: Bundesgesetzblatt Nr. 185/1966; Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS).

116 Vgl. „Der Grenzjäger“, 2. Jahrgang 1966, 1. Folge, S. 20. 117 Vgl. Leeb, Anton: „Die Wehrpolitik der Zweiten Republik. Grundlagen“, in: Werdertor Verlag (Hrsg.): „Tagwache. Friedensheer in Ausbildung und Einsatz“, Wien 1968, S. 55. 118 Vgl. „Der Grenzjäger“, 2. Jahrgang 1966, 2. Folge, S. 19. 119 Vgl. „Der Grenzjäger“, 3. Jahrgang 1967, 6. Folge, S. 19. 120 Kogler, Alois: „Erfahrungsbericht zur Kaderinstruktion der Grenzschutzkompanie Neufelden. Instruktionszeitraum: 18. – 21.4.1967“, Neufelden, 20.05.1967. 121 Vgl. Paar, Hans /Salzer, Kurt: „Inspektionen und Instruktionen“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 6. Jahrgang 1967, Nr. 6, S. 533.

Die Grenzschutztruppe 271

die Bundespolizeibehörde und eine Bestrafung Beorderung zu einer anderen Mob-Verwendung durch die zuständige Bezirksverwaltungsbehörde aus militärischen Gründen aus dem Grenzschutz möglich.122 Das Strafausmaß konnte eine Geldstrafe ausgestoßen, und die zuständige Heimatgemeinde von bis zu ATS 30.000,- oder Arrest bis zu sechs von der Umbeorderung informiert.126 Wochen betragen. Bei erschwerenden Umständen Die Erfahrungen zeigten jedoch, dass die Straf- konnten auch beide Strafen gleichzeitig verhängt verfahren großteils sehr schleppend durchgeführt werden.123 Der Betreffende wurde in der Folge zu wurden. Da die Strafe daher nicht unmittelbar auf einem späteren Zeitpunkt zu einer nachträglichen die strafbare Handlung folgte, konnte der diszi- Inspektion oder Instruktion (Nachinstruktion) ein- plinäre Erfolg nicht erzielt werden.127 Es war daher berufen.124 Aufgabe jedes Grenzschutzkommandanten, seine Auch Vergehen während einer Instruktion führ- Unterführer in einem solchen gesellschaftlichen ten zu oft drastischen Strafen. Als sich im Rahmen Kreis seines Zivillebens zu führen und zu halten, in einer Instruktion der Grenzschutzkompanie dem eine Strafe bzw. damit verbundene Degra- Steinach in Tirol ein Grenzjäger aus religiösen dierung eine solche Ehrenminderung bedeutete, Gründen weigerte, die mitgebrachte Uniform dass sie zum Ausschluss des Übeltäters aus seinem anzuziehen und ein Sturmgewehr auszufassen, gesellschaftlichen Umfeld führen würde.128 wurde er angezeigt und in der Folge von der Für das Verteidigungsministerium war das eine Bundespolizeidirektion Innsbruck rechtskräftig zu unbefriedigende Situation. Ein geordneter militäri- einer Geldstrafe von ATS 500,- bzw. fünf Tagen scher Betrieb während der Instruktionen und Arrest bestraft.125 Als der Mühlviertler Grenzjäger Inspektionen schien nur gewährleistet, wenn die Walter K. wegen einer starken Alkoholisierung Strafbestimmungen straff und in ganz Österreich 1965 während einer Instruktion dienstuntauglich gleich und rasch gehandhabt wurden. Durch die war, wurde er von der Bundespolizeidirektion Linz unterschiedliche Rechtslage konnte es vorkommen, mit einer Geldstrafe von ATS 1.000,- sowie einer dass ein und dasselbe Delikt bei einem Soldaten als gleichzeitig verhängten Arreststrafe von einer Verbrechen qualifiziert wurde, bei einem Teilnehmer Woche belegt. Weiters wurde er unter gleichzeitiger an einer Inspektion und Instruktion aber nur als

122 Vgl. „Instruktionen – weitere Weisungen für die Durchführung; vorläufige Richtlinien.“; Österreichisches Staatsarchiv/ Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 315.749-Mob/62. 123 Vgl. „Bundesgesetz vom 7. Juli 1966, mit dem wehrrechtliche Bestimmungen abgeändert werden“, im Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich Nr. 185, Jahrgang 1966, § 47c. 124 Vgl. „Abwesenheit bei Instruktionen“, in: „Der Soldat“, Nr. 14 vom 28.07.1963, S. 8. Z.B. leistete der Grenzjäger Alois W. der GzKp Leonfelden der Einberufung zur Instruktion keine Folge, weil „es ihn gerade nicht freute“. Die Folge waren ATS 300,- Geldstrafe sowie drei Tage Arrest. Vgl. „Der Grenzschutzsoldat. Hatte er das notwendig“, in: „Der Soldat“, Nr. 19 vom 06.10.1963, S. 5. 125 Vgl. „Erfahrungsbericht über die GzKpInstruktionen Frühjahr 1964“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung – Zl. 357.553-Mob/64, Beilage S. 2. 126 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 4. Jahrgang 1965, 4. Folge, S. 3. 127 Z.B. wandte sich im September 1963 der Kdt des GzB 114 Mjr Schindl an die oberösterreichischen Bezirkshauptleute mit der Bitte, die vom Ergänzungskommando übermittelten Anträge auf Bestrafung unentschuldigt ferngebliebener Grenzschutzangehöriger schneller zu behandeln, da „von den bisher übermittelten 6 Strafanträgen noch kein einziger erledigt“ sei. Vgl. „Gz-Angelegenheiten MÜHLVIERTEL. Gedächtnisprotokoll – Vorlage“; Österreichisches Staatsarchiv/ Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 335.771-Mob/63. 128 Vgl. Neuhuber, Franz-Joseph: „Die Grenzschutztruppe als Teil der territorialen Verteidigung (TV)“, schriftliche Hausarbeit für die Hauptmannsprüfung (Verschluss), Linz 1968, S. 14-17. Als 1963 in Tirol ein Grenzjäger zu einer Instruktion betrunken einrückte, wurde er vom Kommandanten gerügt und ihm der Ausschluss aus dem Grenzschutz angedroht. „Mit der inständigen Bitte, dies nicht zu tun, versprach er Besserung, weil er sonst in seinem Heimatort unmöglich wäre.“ „Der Soldat“, Nr. 10 vom 26.05.1963, S. 11.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 272

Verwaltungsübertretung verfolgt werden konnte. Schon früh vertraten manche Teile des Bundes- Daher forderte das BMfLV, die Strafbestimmungen heeres die Ansicht, auf die freiwilligen Waffen- des § 47 WG mit entsprechender Schärfe zu handha- übungen kriegsgedienter Offiziere verzichten zu ben.129 Das Justizministerium wurde vom BMfLV können, da diese zu alt wären bzw. genügend gebeten, das Ergebnis von Strafverfahren gegen Teil- Nachwuchs an Reserveoffiziersanwärtern des nehmer von Instruktionen und Inspektionen dem zweiten Bundesheeres vorhanden wären. Der Leiter zuständigen Militärkommando mitzuteilen, da der Gruppe Grenzschutz Oberst dG Anton Leeb trat geplant war, aus Gründen der Generalprävention dieser Auffassung entschieden entgegen, indem er die jeweils verhängten Strafen bei den folgenden auf den großen Personalmangel des Bundesheeres Inspektionen bzw. Instruktionen zu verlautbaren.130 hinwies. 1961 fehlten rund 1.400 Offiziere, im 6. Die Militärkommanden hatten den zuständigen Er- Mobabschnitt sollte diese Zahl auf rund 1.600 gänzungskommanden die in Rechtskraft erwachse- Offiziere steigen. Zuzüglich einer 25 %igen nen Strafen zur Eintragung in das Grundbuch des Personalreserve kam man auf einen Bedarf von Grenzjägers mitzuteilen.131 Das Justizministerium rund 2.000 Offizieren. Etwa die Hälfte der Fehl- teilte dem BMfLV jedoch mit, dass es nach § 497 stellen waren Zugskommandanten oder gleichwer- Abs. 3 StPO verpflichtet war, Verurteilungen eines tige Posten, die allmählich durch Reserveoffiziers- Reservisten dem zuständigen Ergänzungskom- anwärter besetzt werden konnten. Die übrigen mando mitzuteilen. Durch die starke Belastung der etwa 1.000 Fehlstellen waren aber Kompanie- Gerichte mit Mitteilungspflichten war eine Benach- kommandanten aufwärts oder Spezialfunktionen richtigung des Militärkommandos nicht möglich.132 wie Ärzte, Techniker oder Wirtschaftsoffiziere, die nur von ehemaligen Kriegsoffizieren erfüllt werden konnten. Der Bedarf an Offizieren für den im Freiwillige Waffenübungen Aufbau befindlichen Grenzschutz war dabei noch gar nicht berücksichtigt. Aus diesen Berechnungen Alle Reservisten des österreichischen Bundes- war zu erkennen, dass das Bundesheer beim heeres hatten seit 1961 die Möglichkeit, freiwillige Aufbau der Landesverteidigung auf Jahre hinaus Waffenübungen abzuleisten. Das Wehrgesetz auf die Mitwirkung kriegsgedienter Offiziere kei- schrieb für die erste freiwillige Waffenübung eine nesfalls verzichten konnte, vielmehr geradezu auf Dauer von vier Wochen fest, ab der zweiten Waffen- diese angewiesen war. „Ganz abgesehen davon, daß übung konnte diese in Teilabschnitten von zwei mal sich die Landesverteidigung ein Abseitsstehen der 14 Tagen in einem Zeitraum von insgesamt zwei Generation mit Kriegserfahrung auch im Frieden einfach Jahren abgeleistet werden.133 gar nicht leisten kann.“134

129 Vgl. „Allgemeine MobVorsorgen; Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Disziplin bei Instruktionen (Inspektionen).“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 346.958-Mob/64, Einlageblatt 1 und 2. 130 Vgl. Brief des BMfLV an das Bundesministerium für Justiz vom 29.02.1964, in „Allgemeine MobVorsorgen; Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Disziplin bei Instruktionen (Inspektionen).“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung – Zl. 346.958-Mob/64. 131 Vgl. Fernschrift Nr. 684/267 vom 08.04.1964; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 349.652-Mob/64. 132 Vgl. „Allgemeine MobVorsorgen; Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Disziplin bei Instruktionen (Inspektionen).“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 356.211-Mob/64. 133 Vgl. Wehrgesetz in der Fassung der Wehrgesetz-Novelle 1962, BGBl. Nr. 221/1962, § 28 Absatz 7. 134 „Freiwillige Waffenübungen gem. § 52 WG.“; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 3.523-geh-GZ/III/61 – Geheim.

Die Grenzschutztruppe 273 Abb.: MGFA

Abb. 90: Aufruf in der Zeitschrift „Der Grenzjäger“, sich zu freiwilligen Waffenübungen zu melden; „Der Grenzjäger“, Nr. 2/1966.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 274 Abb.: MGFA

Abb. 91: Verlautbarung zur Ableistung freiwilliger Waffenübungen 1962; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 275 Abb.: MGFA

Abb. 92: Merkblatt zum Bewerbungsbogen für freiwillige Waffenübungen 1962; Archiv Gunter Polesny, Linz.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 276 Abb.: MGFA

Abb. 93: Merkblatt zur Ableistung freiwilliger Waffenübungen 1962; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 277 Abb.: MGFA

Abb. 94: Merkblatt zur Ableistung freiwilliger Waffenübungen 1962; Archiv Gunter Polesny, Linz.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 278 Abb.: MGFA

Abb. 95: Merkblatt zur Ableistung freiwilliger Waffenübungen 1962; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 279 Abb.: MGFA

Abb. 96: Merkblatt zur Ableistung freiwilliger Waffenübungen 1962; Archiv Gunter Polesny, Linz.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 280 Abb.: MGFA

Abb. 97: Merkblatt zur Ableistung freiwilliger Waffenübungen 1962; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 281 Abb.: MGFA

Abb. 98: Merkblatt für die Entschädigungs- und Leistungsansprüche aus der Ableistung freiwilliger Waffenübungen (Merkblatt als Beiblatt zum Anhang der Beilage 1 (!));Archiv Gunter Polesny, Linz.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 282

Wie Inspektionen konnten auch freiwillige „fWÜ“ (freiwillige Waffenübung) zu führen hatten. Waffenübungen dazu dienen, einen höheren Dienst- Ehemalige Portepeeunteroffiziere mit Matura grad zu erlangen. Für Reserveoffiziersanwärter war wurden als fWÜ (ROA) bzw. dazu eine Prüfung abzulegen, die normaler Weise fWÜ Stabsfeuerwerker (ROA) einberufen. Ehe- in der letzten Woche der freiwilligen Waffenübung malige Unteroffiziere ohne Portepee und Chargen abzulegen war, in Ausnahmefällen aber auch als mit Matura wurden als fWÜ (ROA) Sammeltermin bis zu sechs Wochen nach Abschluss bzw. fWÜ Feuerwerker (ROA) einberufen. der fWÜ.135 Nach mehreren Änderungen und Ehemalige Unteroffiziere mit Portepee und Novellen wurden bei einer Besprechung in der ohne Matura wurden mit folgenden Dienstgraden Präsidentschaftskanzlei am 12. Juli 1963 zwischen einberufen: Feldwebel bzw. Wachtmeister als fWÜ dem Kabinettsdirektor des BMfLV Dr. Trescher und Wachtmeister bzw. fWÜ Feuerwerker, Oberfeld- Oberst dG Gottfried Koiner sowie dem Leiter der webel bzw. als fWÜ Stabswacht- Sektion II General August Rüling im Beisein des meister bzw. fWÜ Stabsfeuerwerker, Stabsfeld- Leiters PersM Oberstleutnant dG Gustav Weinkopf webel bzw. Stabswachtmeister und ernannte und dessen Referenten Oberstleutnant Kurt Hauptfeldwebel bzw. Hauptwachtmeister als fWÜ Sochatzy Richtlinien dazu festgelegt und durch den Offizierstellvertreter. Bundespräsidenten genehmigt:136 Ehemalige Unteroffiziere ohne Portepee und Für Wehrpflichtige, die schon in der Wehrmacht Chargen ohne Matura wurden mit folgenden oder im Bundesheer der Ersten Republik gedient Dienstgraden einberufen: Oberschützen und Ge- hatten, wurde folgende Richtlinie festgelegt, um für freite als fWÜ Gefreite, Obergefreite, Hauptgefreite sie einen geeigneten Dienstgrad im Bundesheer der und Stabsgefreite als fWÜ Korporäle, Unteroffiziere Zweiten Republik bestimmen zu können. und bzw. Unterwachtmeister als fWÜ Zugsführer. Richtlinien für die Erste Bildung der Stände an Für den militärmedizinischen Dienst der Reserve Offizieren, Unteroffizieren und Chargen der wurden ehemalige Unteroffiziere mit Portepee als Reserve gemäß § 52 WG in der Fassung der WG- fWÜ Sanitätsstabswachtmeister (ROA), ehemalige Novelle 1962, BGBl. Nr 221/1962 Unteroffiziere ohne Portepee und Chargen als fWÜ Wehrpflichtige, die aufgrund ihrer militärischen Sanitätswachtmeister (ROA) einberufen, insofern sie Ausbildung und Erfahrung für die Verwendung als die medizinischen, tierärztlichen bzw. pharmazeuti- Reserveoffiziere des Truppendienstes vorgesehen schen Studien vollendet hatten und zur selbständi- waren, wurden zu ihrer 1. freiwilligen Waffen- gen Ausübung ihres Berufes berechtigt waren oder übung grundsätzlich mit ihrem letzten militäri- die Aspirantenprüfung abgelegt hatten. Ehemalige schen Dienstgrad der Wehrmacht oder des Bundes- Unterärzte und Assistenzärzte (auch Veterinäre und heeres der Ersten Republik als „vorläufigen Dienst- Apotheker) wurden, da kein entsprechender öster- grad“ des Bundesheeres der Zweiten Republik ein- reichischer Dienstgrad vorhanden war, ausnahms- berufen, wobei sie vor ihrem Dienstgrad das Kürzel weise als fWÜ Oberleutnantarzt einberufen.

135 Vgl. Stellungnahmen des Heeresintendanzchefs als auch der Ausbildungsabteilung des BMfLV zu Erlass Zl. 327.131- Ausb/61 vom 16.12. bzw. 20.12.1961; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung. 136 Vgl. „Dienstanweisung Nr. 5 für die Durchführung freiwilliger Waffenübungen – 2. Neufassung: 1. Richtlinien für die Erste Bildung der Stände an Offizieren, Unteroffizieren und Chargen der Reserve gemäß § 52 WG i.d.F. der WG-Novelle 1962, BGBl. Nr. 221/1962, 2. Richtlinien für die Beförderung von Reserveoffizieren, Reserveunteroffizieren und Chargen der Reserve.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 129.300-PersM/63.

Die Grenzschutztruppe 283

Ehemalige Sanitätsoffiziere ab aufwärts Wehrpflichtige, die aus politischen Gründen in wurden mit dem entsprechenden österreichischen der Deutschen Wehrmacht an der Erlangung eines Dienstgrad einberufen. Dienstgrades gehindert oder in der Beförderung be- Für den höheren militärtechnischen Dienst der nachteiligt waren, konnten nach Ableistung der 1. Reserve wurden ehemalige Unteroffiziere mit freiwilligen Waffenübung auch für die Ernennung Portepee als fWÜ Zeugsstabswachtmeister (ROA), zu einem höheren Dienstgrad vorgeschlagen wer- ehemalige Unteroffiziere ohne Portepee und den. Für derartige Fälle musste jedoch die Vorge- Chargen als fWÜ Zeugswachtmeister (ROA) einbe- nehmigung der Präsidentschaftskanzlei eingeholt rufen, sofern sie die Studien an einer Technischen werden. Hochschule bzw. chemische oder physikalische Für Zollwachbeamte, die bereits vor Durch- Studien an einer Universität vollendet hatten. Ehe- führung der allgemeinen freiwilligen Waffenübung malige Ingenieuroffiziere wurden mit dem entspre- im Hinblick auf ihre geplante Verwendung im chenden Dienstgrad dhmtD (des höheren militär- Rahmen der Grenzschutztruppen mehrwöchige technischen Dienstes) einberufen. Ehemalige Ange- Zugs- und Kompaniekommandantenkurse sowie hörige des Ingenieurkorps der Deutschen Wehr- Verbandsübungen beim Bundesheer absolviert hat- macht – sie galten als Beamte und hatten volle ten, galten diese Kurse als Waffenübungen. Die Ausbildung an einer technischen Hochschule sowie Absolventen der Kompaniekommandantenkurse den vorgeschriebenen Präsenzdienst – wurden wie konnten auch dann zur Ernennung zum Leutnant folgt einberufen: Regierungsinspektoren und Flie- der Reserve beantragt werden, wenn sie die für die- geringenieure als fWÜ Oberleutnant dhmtD, sen Dienstgrad festgelegten Voraussetzungen nicht Regierungsoberinspektoren und Fliegeroberinge- erfüllten.137 nieure als fWÜ Hauptmann dhmtD, Regierungsräte Die Ableistung der 1. freiwilligen Waffenübung und Fliegerstabsingenieure als fWÜ Major dhmtD, entfiel bei all jenen Personen, die nach dem 21. Oberregierungsräte als fWÜ Oberstleutnant dhmtD. September 1955 mindestens drei Monate im Bundes- Nach Ableistung der 1. freiwilligen Waffen- heer als Offizier verwendet worden waren, sowie bei übung konnten bei mindestens „guter“ Beurteilung den Vertragsbediensteten des Bundesheeres.138 diese vorläufig zuerkannten Dienstgrade bestätigt Die mit Anfang Juli 1961 begonnenen freiwilli- bzw. der nächst höhere Dienstgrad mit dem Zusatz gen Waffenübungen brachten eine Teilnehmerzahl „dRes“ (der Reserve) verliehen werden. Die Er- von 837 Mann, was in den begleitenden Presse- nennungen bis zum Zugsführer der Reserve waren berichten durchwegs anerkennende Aufmerksam- durch den Truppenkörper, bei dem die 1. freiwilli- keit fand. Im Jahre 1963 leistete ein Drittel der ge Waffenübung abgeschlossen wurde, auszuspre- übenden Reservisten bereits seine zweite Übung chen. Die Ernennungen zu einem Unteroffiziers- ab, wodurch mit Stand vom 15. August 1963 insge- dienstgrad waren sofort nach Beendigung der samt 2.633 Mann zum Reserveoffiziersanwärter Waffenübung beim BMfLV zu beantragen. ausgebildet worden waren.139

137 Vgl. „Dienstanweisung Nr. 5 für die Durchführung freiwilliger Waffenübungen – 2. Neufassung: 1. Richtlinien für die Erste Bildung der Stände an Offizieren, Unteroffizieren und Chargen der Reserve gemäß § 52 WG i.d.F. der WG-Novelle 1962, BGBl. Nr. 221/1962, 2. Richtlinien für die Beförderung von Reserveoffizieren, Reserveunteroffizieren und Chargen der Reserve.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 129.300-PersM/63, Beilage 1, S. 1 – 7. 138 Vgl. Wehrgesetz in der Fassung der Wehrgesetz-Novelle 1962, BGBl. Nr. 221/1962, § 52 Absatz 4. 139 Vgl. Magenheimer, Heinz: „Das österreichische Bundesheer 1955 – 1975. Ein Beitrag zur Chronik der Ereignisse“, in Öster- reichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 13. Jahrgang 1975, Heft 3, S. 187.

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Die Institution von freiwilligen Waffenübungen Sonderschullehrer an freiwilligen Waffenübungen stieß nicht bei allen Dienstgebern auf Wohlwollen. teilgenommen.141 Schon 1962 machte der Stadtschulrat für Wien das Noch schwieriger gestaltete es sich bei Großbe- BMfLV darauf aufmerksam, dass „zufolge der trieben wie den ÖBB oder auch der VÖEST in Ober- schwierigen Dienstpostenlage eine Beurlaubung österreich, die aufgrund ihrer großen Zahl an von Lehrkräften während des Schuljahres zum Beschäftigten einen bedeutenden Pool für den Zwecke der Ableistung einer Waffenübung nicht Grenzschutz darstellten. Im Auftrag des BMfLV möglich ist“. Das BMfLV sollte seine Kurse in die erfolgten daher schon 1961 im Interesse eines klag- Sommermonate Juli und August verlegen, dann losen Wirtschaftsablaufes und zur Vermeidung inn- wären auch Lehrkräfte in der Lage, daran teilneh- erbetrieblicher Störungen wiederholte und langwie- men. In einem Aktenvermerk des Bundesheeres zu rige Verhandlungen mit der VÖEST über die Ab- dieser Causa entpuppt sich dieses Problem als alt- kömmlichkeit von Werksangehörigen. Im Verlauf bekannt, da das Bundesministerium für Unterricht dieser Vorbesprechungen wurde von Major Schindl schon 1961 ein ähnlich lautendes Schreiben an das dem Sachbearbeiter für Bundesheerfragen der BMfLV gesandt hatte. Laut BMfLV war es „allge- VÖEST und dem Personalchef für Arbeiter eine mein bekannt, daß sich Lehrkräfte für freiwillige Liste von 27 Werksangehörigen überreicht, die Waffenübungen von sich aus oft bewußt außerhalb überwiegend beim Stab des Grenzschutzbataillons der Ferien zu Waffenübungen melden, da sie dafür Mühlviertel eine Mobverwendung finden sollten. nur ungern einen Teil ihrer Ferien opfern wollen. Die Werksleitung zeigte für die vorgebrachten Daher dürfte auch das offensichtlich aus Lehrer- Wünsche volles Verständnis, bat aber acht der kreisen selbst in Umlauf gesetzte Gerücht entstan- Männer von der Liste zu streichen. Aufgrund ver- den sein, daß für die Spezialwaffengattungen nur schiedener Wohnsitzwechsel waren bei den Standes- im Monat September Waffenübungen stattfinden“. evidenzkontrollen im Dezember 1961 bzw. im Das BMfLV entgegnete diesen Gerüchten vehement Februar 1962 nur noch 15 Werksangehörige der und teilte mit, dass unter besonderer Rücksicht- VÖEST im Grenzschutz beordert. Unmittelbar vor nahme auf die Lehrerschaft für Waffenübungen dem Grenzschutztag Rohrbach 1962 wurde seitens aller Waffengattungen und Speziallaufbahnen die der Werksleitung eine Anfrage über ein eventuell Monate Juli und August per Erlass festgelegt wor- zustehendes Entgelt für die durch eine Standes- den waren. Darüber hinaus wären Bewerber für evidenzkontrolle versäumte Arbeitszeit an das freiwillige Waffenübungen, die ihren ordentlichen GzB 114 gerichtet. Wie in allen anderen Fällen erteil- Präsenzdienst bereits im Bundesheer der Zweiten te das Bundesheer die Auskunft, dass eine Geld- Republik abgeleistet hätten, generell an keinen be- entschädigung durch das Bundesheer nicht vorgese- stimmten Termin gebunden.140 Insgesamt war das hen war, sondern lediglich eine Fahrtkostenver- Interesse von Lehrern an freiwilligen Waffen- gütung gewährt werden könnte, falls der Transport übungen als groß zu bezeichnen, bis zum 31. nicht sowieso kostenlos durch Bundesheerfahrzeuge Dezember 1962 hatten 46 Volksschullehrer, 39 erfolgte. Im Mai 1962 teilte daraufhin die Werks- Hauptschullehrer, 15 Berufsschullehrer und fünf leitung der VÖEST mit, dass eine weitere

140 Vgl. „Freiwillige Waffenübungen von Lehrkräften – Schreiben des Stadtschulrates für Wien vom 26.04.1962, Zl. II-417- 1962“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 216.444-Pers/62. 141 Vgl. „Landeslehrer gem. § 13 Abs. 2 FAG 1959; Teilnahme an freiwilligen Waffenübungen – Mitteilung“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 101.859-PersM/63.

Die Grenzschutztruppe 285

Mobverwendung von Angestellten der VÖEST nicht die Hospitation beim Lebenskunde-Unterricht gesichert werden könne, bis die Frage des durch eine sowie ein lebenskundlicher Lehrauftritt geübt wer- Grenzschutzverwendung verursachten Verdienst- den. Nach einer abschließenden Prüfung durch den entganges geklärt sei. Auf Intervention des Zentral- Militärprovikar sowie jeweils einen Offizier des betriebsrates der VÖEST wurden schließlich alle Militärseelsorgedienstes und des Stammtruppen- Beorderungen von Mitarbeitern der VÖEST beim körpers sollte die Möglichkeit zur Beförderung zum Grenzschutz aufgehoben.142 Als auch die ÖBB eine Fähnrich der Reserve bestehen. Es dauerte fast zwei Befreiung der Übungspflicht für ihre Beamten errei- Jahre, bis die Personalabteilung des BMfLV diesen chen konnten,143 gingen dem Grenzschutz dadurch Antrag ablehnte, da zum einen für Militärseelsorger wichtige Personalressourcen verloren. kein Dienstgrad in der Reserve vorgesehen war, zum Das Militärvikariat, welches sichtlich um Nach- anderen Theologiestudenten von der Stellungs- wuchs für die Militärseelsorge bemüht war, stellte pflicht und in der Folge vom Präsenzdienst befreit an das BMfLV den Antrag, Theologie studierenden waren.144 ROA-Zugsführern die Teilnahme an freiwilligen Die Möglichkeit zu freiwilligen Waffenübungen Waffenübungen zu ermöglichen. Die ersten zwei wurde hauptsächlich von Offizieren genutzt. An Wochen der Waffenübung sollten beim Stamm- ausgebildeten Unteroffizieren und Chargen der truppenkörper des Soldaten zur seiner „soldatisch Reserve bestand weiterhin ein großer Mangel, was männlichen Abhärtung“ dienen, und ihm als hauptsächlich auf die geringe Zahl der freiwilligen Priesteramtskandidaten einen engen Kontakt mit Meldungen zurückgeführt wurde. Die Personal- der Truppe ermöglichen. Hauptaufgabe des Wehr- abteilung „M“ des BMfLV war der Ansicht, dass pflichtigen wäre die sittlich moralische Beein- vielfach in Unkenntnis der militärischen Gegeben- flussung seiner Kameraden während dieser Zeit. heiten bei Ausbildung und Beförderungsrichtlinien Die weiteren zwei Wochen der Übung sollten zur sowie der materiellen Entschädigung die Mel- theoretischen und praktischen Ausbildung in der dungen zu freiwilligen Waffenübungen unterblie- Militärpfarre genutzt werden: Theoretisch war die ben. Aufgrund der starken Konjunktur der 1960er Unterweisung in der Dienstanweisung für Militär- Jahre und der damit verbundenen guten Verdienst- seelsorger, die Matrikelführung im Bereich der möglichkeiten in der Wirtschaft überlegten es sich Militärpfarre sowie der Aufbau und die Gestaltung viele Reservisten zweimal, bevor sie sich freiwillig von Soldatengottesdiensten vorgesehen. Praktisch zu einer Übung meldeten – vor allem, da viele mit sollten der Aufbau eines Feldaltares und die Gestal- einem ähnlichen Taggeld wie während des Grund- tung eines Soldatengottesdienstes in der Kaserne, wehrdienstes rechneten. Die Personalabteilung

142 Vgl. „Bericht über die Verwendung von Angehörigen der VÖEST beim Gz-Baon 114“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 307.962-Mob/62. Die Interventionen der Werksleitung und des Zentralbetriebsrates der VÖEST erfolgten vermutlich über Ersuchen der betroffenen Angestellten, da die Teilnahme an den Instruktionen einen erheblichen Verdienstausfall für die in erster Linie als Schichtarbeiter Tätigen bedeutet hätte. Information von Hptm a.D. Gunter Polesny anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 14.09.2007. Dies berührte eine damals gravierende Problematik: Während für Beamte die Bezüge während der Instruktion weiterliefen, erhielten Arbeitnehmer der Privatwirtschaft in den Anfangsjahren keinen bzw. später nur einen limitierten Verdienstentgang ersetzt. Beamten der Heeresverwaltung wurden dagegen Übungen in ihren Mobfunktionen sogar als Überstunden bezahlt. Diese Orientierung an den für Beamte geltenden Regelungen richtete bei den Reservisten und Milizsoldaten großen Schaden an, da sie sich – zu Recht – benachteiligt fühlten. 143 Vgl. Pisecky, Helmut: „Die Personalstruktur des österreichischen Bundesheeres von 1955 bis 1966“, Wien 1997 (Diss.), S. 162. 144 Vgl. „Durchführung von freiw. Waffenübungen für Theologen mit Dienstgrad Zgsf dRes“; Österreichisches Staatsarchiv/ Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 310.939-Ausb/62 bzw. Zl. 225.537-Pers/62.

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schlug daher eine speziell an Unteroffiziere und zu kleinen Reserveunteroffizierskader.146 Die ganze Chargen gerichtete Werbekampagne in österreichi- Idee verlief schlussendlich im Sande, eine spezielle schen Tageszeitungen vor, um diese zu freiwilligen Werbeaktion für Unteroffiziere wurde nie durchge- Waffenübungen zu motivieren.145 Während dieser führt. Vorschlag von der Ausbildungsabteilung äußerst positiv aufgenommen wurde, zeigte sich die MobAbteilung des BMfLV sehr skeptisch. Landesbefestigungen und Sperren147 Statistische Untersuchungen des Reservisten- vorrates hatten ergeben, dass 50 % des Kader- „Wie die Kanonen, so sind auch die Festungen nur personals der Reserve Funktionspersonal waren, Waffen, die ihren Zweck nicht allein erfüllen können. sodass für die dringend benötigten Komman- Sie müssen richtig angewendet und gehandhabt wer- dantenfunktionen ebenfalls nur 50 % blieben. Die den.“ – Napoleon Gruppe der Unteroffiziere umfasste in beiden Sparten nur ein Prozent des gesamten erfassten Österreich ist in weiten Teilen ein Gebirgsland, Reservistenvorrates. Die Ausbildung von Reserve- was für den Verteidiger zunächst Vorteile bringt. unteroffizieren war somit auch für die MobAb- Doch vor allem im Norden und Osten wirken sich teilung eine klare Notwendigkeit, doch war dies die leicht gangbaren Räume sehr nachteilig aus, da laut deren Meinung auf breiter Basis nur durch sie die größten Teile des politischen, personellen Pflichtwaffenübungen möglich. Freiwillige Waffen- und wirtschaftlichen Potenzials aufweisen. Die Ver- übungen stießen bei Unteroffizieren und Chargen teidigungsmöglichkeiten könnten durch den Bau im Gegensatz zu Offizieren auf wenig bis gar kein Fester Anlagen und vorbereiteter Sperren verbessert Interesse. Während bei den Offizieren neben Ver- und damit die Defizite der geringen Truppenstärke antwortungsbewusstsein und Staatsgesinnung in und der nicht ausreichend vorhandenen schweren erster Linie Standes- und Traditionsgründe aus- Waffen etwas ausgeglichen werden.148 schlaggebend waren, fielen diese Motive bei Unter- Es galt schon immer der Grundsatz: je schwächer offizieren und Chargen weitgehend weg. Für viele die Kräfte, desto größer die Bedeutung des Faktors Arbeitnehmer war aus beruflichen Gründen die Gelände. Auf dem Gebiet der Landesbefestigung Ableistung der 1. freiwilligen Waffenübung im konnte durch die Vorbereitung von Sperren und die Umfang von vier Wochen unmöglich, hier hätte Errichtung kleiner Kampfanlagen die taktisch-ope- eine Teilung in zwei mal 14 Tage eine Erleichterung rative Situation in einigen Grenzabschnitten verbes- für die Bewerbung geschaffen. Die MobAbteilung sert werden. Die Errichtung der Anlagen erfolgte begrüßte daher zwar die Idee einer Werbeaktion an durch zivile Unternehmen, zum Teil auch durch sich, sah darin aber keine Lösung des Problems der Pioniere eines eigenen Pionierzuges zbV.149

145 Vgl. „Werbeaktion für freiwillige Waffenübungen von Chargen und UO der Reserve – Vorschlag“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 151.162-PersM/63. 146 Vgl. „Werbeaktion für freiwillige Waffenübungen für Chargen und Unteroffiziere der Reserve“, Stellungnahme der Mob- Abteilung vom 09.12.1963; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 151.162-PersM/63. 147 Da in Kürze eine Dissertation zu den Landesbefestigungsanlagen des Österreichischen Bundesheeres erscheinen wird, wer- den hier nur die für den Grenzschutz relevanten Aspekte näher beleuchtet. Anmerkung des Verfassers. 148 Vgl. Duic, Mario: „Die strategische Lage Österreichs und die Rolle seiner Streitkräfte“, in: Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „20 Jahre österreichisches Bundesheer 1955 – 1975“, Wien 1975, S. 15. 149 Vgl. Bach, Albert: „Die Entwicklung der österreichischen Streitkräfte der 2. Republik bis zur Heeresreform der Regierung Kreisky“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 33. Jahrgang 1995, Heft 5, S. 526.

Die Grenzschutztruppe 287 Abb.: Strigl

Abb. 99: Dienstausweis des BMfLV für DI Max Stiotta vom 27.06.1957; Privatsammlung, Graz.

Für die Planung der Landesbefestigungen konn- zumindest ansatzweise Geheimhaltung der Festen te 1957 der ehemalige General der technischen Anlagen dadurch ermöglicht.152 Truppen Ing. Max Stiotta gewonnen werden150, der Die Landesbefestigungsanlagen führten in der aufgrund des Obersten-Paragraphen nicht als Bevölkerung und in den Medien zu zahlreichen Offizier in das Bundesheer übernommen werden Diskussionen, im Volksmund bürgerte sich für die konnte. Er wurde daher mit Werkvertrag als Befestigungsanlagen der Brucker- und Ödenburger Konsulent in der Gruppe Grenzschutz, Abteilung Pforte die Bezeichnung „Schleinzer-Wall“ ein.153 Feldbefestigungen, angestellt.151 Von Beginn an stellte einmal mehr die Finan- Eine wichtige Maßnahme für die Landesbe- zierung der Befestigungen ein Problem dar. Man festigungen war das am 10. Juli 1963 erlassene kam daher zu der kostengünstigen Lösung, „zu- Bundesgesetz über militärische Sperrgebiete. Durch nächst nur einen Schacht auszuheben und darauf einen dieses Gesetz wurde die Möglichkeit geschaffen, Panzerturm zu setzen – fertig war die Feldbefestigung. dem Bundesheer zur Verfügung stehende Gebiete Wir konnten von den Engländern billigst Charioteer- und Anlagen für militärische Übungen per Ver- Panzer kaufen. Die Panzer an sich waren schlecht, die ordnung zu Sperrgebieten zu erklären. Das Betreten 9 cm Turmkanonen aber ideal für unsere Verteidigungs- und Befahren sowie das Fotografieren und Filmen zwecke. Deshalb nahmen wir einfach die Türme ab und dieser militärischen Gebiete wurde verboten, eine verbauten sie in den Anlagen.“154

150 Vgl. Tagebucheintrag vom 15.05.1957. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1957, S. 60. 151 Information von General i.R. Anton Leeb an den Verfasser anlässlich eines Interviews am 23.08.2007. 152 Vgl. Bayer, Richard /Kempf, Hubert: „Entwicklung der Umfassenden Landesverteidigung in Österreich. Chronologie“, Broschüre der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Landesverteidigung, Wien o.J. (1974), S. 28. 153 Vgl. APA-Meldung vom 22.09.1962 (Innenpolitik). 154 Zitat von General i.R. Anton Leeb anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 23.08.2007.

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Der taktische Zweck der Festen und andauernder Wirkung des vorbereiteten eige- Anlagen und der Sperren nen Feuers aus starker Deckung. Weitere Stärken sind die relativ sicheren Verbindungen und gedeck- Um dem Grenzschutz eine wirksame Verteidi- ten Bewegungsmöglichkeiten von Teilen, durch die gung zu ermöglichen, musste entlang der Einfalls- der Feind im Kampfverlauf auf unterer Ebene oft straßen, die als Schwergewicht einer feindlichen überrascht werden kann. Ein schwerwiegender Aggression angesehen wurden, ein weit verzweig- Nachteil der Festen Anlagen ist die meist fehlende tes System von Landesbefestigungen errichtet wer- Überraschung des Feindes, der oft Lage und Art den. In der örtlichen Breite waren unter bester Aus- der Befestigung kennt, sowie die psychologische nützung des Geländes Feste Anlagen und an diese Belastung der Besatzung im Kampf in isolierten angelehnt Stützpunkte so zu wählen, dass in die und abgeschlossenen Anlagen. Aus diesen Grün- Tiefe gestaffelte Widerstandslinien gebildet werden den ist die strikte Geheimhaltung aller Angelegen- konnten. Durch ein derart sinnvoll gegliedertes heiten der Landesbefestigung, die Gewöhnung der Stützpunktesystem sollte eine Grenzschutzkom- Besatzung an das Leben in Festen Anlagen sowie panie in der Lage sein, von Widerstandslinie zu die drillmäßige Bedienung der Waffen und Ein- Widerstandslinie eine zeitlich begrenzte Verteidi- richtungen, als auch die Ausbildung der Besat- gung durchzuführen, und so den feindlichen Vor- zungen im Kampf außerhalb der Anlagen unerläs- stoß aufzuhalten und die Feindkräfte zur Entfal- slich. Eine hohe Kampfmoral der Besatzung ist tung zu zwingen. Sobald ein Stützpunkt nicht mehr Bedingung, sie muss sich als Elitetruppe sehen.156 gehalten werden konnte, war das Gefecht auf Der „Ausfall“ aus den Anlagen, der Nahkampf und Befehl abzubrechen und die Grenzschutzkompanie der Gegenstoß sind wichtige taktische Maß- musste sich auf die nächste befohlene Widerstands- nahmen. „Ausfall“ ist hier keine taktische Notmaß- linie absetzen – nicht ohne vorher die vorbereiteten nahme gegen eine Einschließung der Besatzung, Sperranlagen und Pionierfallen zu aktivieren.155 sondern vielmehr eine gewollte und vorbereitete Als Leiter der Operationsabteilung im BMLV aktive Kampfmaßnahme der Infanterie im Kampf hatte der spätere Generalmajor Dr. Mario Duic aus Festen Anlagen.157 schon 1962 „Vorläufige Richtlinien für den Kampf Für die Besatzungen Fester Anlagen gibt es nur in Anlagen der Landesbefestigung“ verfasst, deren den Kampfauftrag „Verteidigung“. Kein Komman- wichtigste Bestimmungen hier zusammengefasst dant ist berechtigt, bevor die Munition zur Neige wiedergegeben werden: geht aus eigenem Entschluss den Kampf einzustel- Anlagen der Landesbefestigung sind „in das len, sich zu ergeben oder die kampffähige Anlage Gelände eingebaute Taktik“, sie unterliegen den aufzugeben. Sobald eine Landesbefestigung nicht allgemeinen taktischen Grundsätzen der Ver- mehr kampffähig ist, gliedert sich die Besatzung in teidigung. Ihr Wert liegt im erhöhten Schutz der die Außenverteidigung ein. „In der Ausbildung ist Besatzung vor feindlichem Feuer sowie erhöhter der Gegenstoß auch kleinster beherzter Trupps mit

155 Vgl. Neuhuber, Franz-Joseph: „Die Grenzschutztruppe als Teil der territorialen Verteidigung (TV)“, schriftliche Hausarbeit für die Hauptmannsprüfung (Verschluss), Linz 1968, S. 13f. 156 Vgl. „Vorläufige Richtlinien für den Kampf in Anlagen der Landesbefestigung“, Österreichisches Staatsarchiv/ Kriegsarchiv/Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-2, BMfLV Zl. 311.866-Op/62, S. 1 – 5; sowie Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „Truppenführung“, Vorschrift zu Erlass Zl. 384.357-Op/65, Wien 1965, S. 64 – 66 und 214 – 216. 157 Vgl. Hochauer, Günter: „Die Raumverteidigung. Ein glaubhafter Beitrag zur Strategie des neutralen Kleinstaates“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 11. Jahrgang 1973, Teil II, Heft 5, S. 389, 393.

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Panzernahkampfmitteln zu betonen.“ Wird eine Zum Unterschied zu den Festen Anlagen wur- Anlage auf Befehl endgültig aufgegeben, sind alle den Sperren als Geländeverstärkungen vor allem Kampfmittel, die nicht abtransportiert werden kön- an Engen vorbereitet, um deren Überwindung zu nen, unbrauchbar zu machen.158 erschweren. Tiefgegliederte Sperrsysteme brachten Natürlich konnten derart einfache Verteidi- die gewünschte stark verzögernde Wirkung. Ge- gungsanlagen im Verteidigungsfall vom Angreifer messen wurde eine Sperre an ihrem „Sperrwert“, durchbrochen werden, wichtig war jedoch der Zeit- der sich aus dem technischen und dem taktischen gewinn. Im Idealfall wurde ein Aggressor zu Um- Sperrwert zusammensetzte. Unter dem technischen gehungen veranlasst und dadurch sein Vorgehen Sperrwert versteht man jene Zeit, die erforderlich ist, kanalisiert, das heißt sein Vormarsch in eine die Sperre rein technisch wie etwa durch Räumung gewünschte Richtung gelenkt. Somit lag der Vorteil zu überwinden. Der taktische Sperrwert dagegen ist dieser Feldbefestigungen einmal in der Möglichkeit, jener geschätzte Zeitbedarf, der durch die Überwa- Kräfte einzusparen und Verbände zweckmäßiger chung, Sicherung oder Verteidigung einer Sperre einzusetzen, zum anderen darin, dem Angreifer dem Feind voraussichtlich zur Inbesitznahme der Zeitverluste abzuringen. Gerade der Zeitfaktor war Sperre erwächst. Je stärker eine Sperre technisch bei der österreichischen Landesverteidigung von wirkt, desto leichter ist sie zu verteidigen. Je stärker ausschlaggebender Bedeutung. Musste ein Aggres- eine Sperre verteidigt wird, desto besser kommt ihr sor damit rechnen, dass die österreichischen Streit- technischer Sperrwert zum Tragen.161 kräfte die strategisch wichtigen Räume erfolgreich Aufgrund der ständigen Veränderungen des oder zumindest eine gewisse Zeit lang behaupten Landschaftsbildes etwa infolge von Wachstum konnten, würde ein Angriff auf Österreich mit zu oder Schlägerung des Waldbestandes, Erweiterung hohen Risiken verbunden und daher unrentabel des Güterwegenetzes, fortgesetzten Ausbaues von sein.159 Hier kam wieder das Argument des „hohen Siedlungen, Straßen, Brücken etc. waren eine stän- Eintrittspreises“, der Abhaltestrategie, zu tragen. dige Kontrolle der vorbereiteten Sperren und der Das war der strategische Wert der Festen Anlagen: Festen Anlagen und damit verbunden immer wie- Österreich konnte schon im Frieden seinen Abwehr- der aktualisierte Sperr- und Panzerabwehrpläne willen sichtbar dokumentieren und seine Verteidi- notwendig.162 gungsbereitschaft glaubhaft machen. Dadurch Zusammenfassend kann man feststellen, dass waren die Landesbefestigungen ein wirkungsvoller Feste Anlagen und Sperren für einen technisch Beitrag zu Kriegsverhinderung, da ihre Wirkung für unterlegenen Kleinstaat wie Österreich von großer den Feind am schwierigsten im Voraus zu berech- Bedeutung waren, da sie dieses technische Manko nen war.160 zeitlich und örtlich begrenzt auszugleichen hal-

158 Vgl. „Vorläufige Richtlinien für den Kampf in Anlagen der Landesbefestigung“, Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-2, BMfLV Zl. 311.866-Op/62, S. 1 – 5; sowie Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „Truppenführung“, Vorschrift zu Erlass Zl. 384.357-Op/65, Wien 1965, S. 64 – 66 und 214 – 216. 159 Vgl. dazu Artikel der „Oberösterreichischen Nachrichten“ im März 1964, in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 160 Vgl. Greindl, Günther: „Feste Anlagen und Sperren“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 5, S. 421. 161 Vgl. Holenia, Rudolf: „Territoriale Vorsorgen für die Landesverteidigung“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 1, S. 18f. 162 Vgl. Neumann, Walter: „Grenzschutz eine Notwendigkeit“, in: „Der Soldat“, Nr. 14 vom 28.07.1963, S. 8.

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fen.163 Über einen forcierten Ausbau der Landes- das neu aufgestellte Festungsbataillon 1, fand aber befestigungen hatte man aber im Bundesheer sehr nur eine Festungs-Pionier-Kompanie vor: „Die unterschiedliche Auffassungen, da die Anlagen anderen Kpen sind erst in Fragmenten vorhanden. Weder zum einen mit der zunehmenden Treffergenauig- Kaderlage, Unterkunfts- und Kfz-Lage noch sonst etwas keit von Raketenwaffen erhöht gefährdet waren, ist ausreichend. Mit einem Wort – papiermäßige Auf- zum anderen mitunter nach einigen Jahren operativ stellung, ohne Sicherstellung der materiellen Grund- gesehen in den falschen Räumen lagen. General Dr. lagen.“167 Raimund Truxa, 1965 Adjutant des Bundespräsi- Bei einem Planspiel am 26. Juli 1963 wurde erst- denten Franz Jonas und Taktiklehrer an der Landes- mals die Struktur der Brucker Festungs-Grenz- verteidigungsakademie, fasste diese Bedenken in schutzkompanien festgelegt, die sich in die folgen- folgende Worte: „Feste Anlagen sind eine tolle Sache, den drei großen Abschnitte gliederte: insbesondere dann, wenn man sie bewegen könnte – dann Der Abschnitt Nord von der Donau bis Rohrau wäre es aber ein Panzer!“164 war ein typisches Panzergelände mit einer Breite von rund 6,5 km, wodurch ein Einsatz von zumin- dest zwei Grenzschutzkompanien erforderlich war. Die Befestigungsanlage Im Unterabschnitt Schafflhof war die Grenzschutz- der „Brucker Pforte“ kompanie Zwölfaxing 1 eingesetzt, die sich auf sechs Charioteer-Türme und fünf PAK-Stände stüt- Im Osten Österreichs schien insbesondere in zen konnte. Im Unterabschnitt Oberfeld war die Hinblick auf Wien die Befestigung der „Ödenbur- Grenzschutzkompanie Zwölfaxing 2 eingesetzt, mit ger-“ und „Brucker Pforte“ vordringlich. Zu Beginn drei Charioteer-Türmen und einem PAK-Stand. Der des Jahres 1958 einigten sich der Verteidigungs- Abschnitt Mitte reichte mit sechs Kilometer Breite minister, Oberstleutnant dhmD Bach, Oberst- von Rohrau bis Harrachknie und war gekennzeich- leutnant dhmD Leeb, General a.D. Stiotta und net durch die Leitha-Niederung, einem Auenge- Generalmajor Fussenegger über das „Übungswerk lände mit mehreren Leitha-Armen und zahlreichen Bruck“ als erste Verteidigungsanlage der Grenz- Brücken. Die hier eingesetzte Grenzschutzkom- schutzbauten. Oberst dhmD Otto Mitlacher als panie Götzendorf brauchte vor allem starke Pionier- Leiter der Sektion III stellte als Finanzierung drei kräfte zur Anlage von Sperren und rPAK zur Millionen Schilling in Aussicht, mit dem Bau konn- Sicherung der Übergänge. Der Abschnitt Süd von te begonnen werden.165 Im März 1959 wurde das Harrachknie bis westlich Königsberg mit rund zehn erste Werk der Brucker Pforte fertig gestellt, und Kilometer Breite beinhaltete die Feste Anlage Bruck, seine Verwaltung dem Kommando des Truppen- und teilte sich in vier Unterabschnitte: Im Unterab- übungsplatzes übergeben.166 Im Februar 1963 schnitt Gaisberg waren die Stellungen der Grenz- besuchte Generaltruppeninspektor Fussenegger schutzkompanie Bruck 2 mit fünf Charioteer-

163 Vgl. Greindl, Günther: „Feste Anlagen und Sperren“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 5, S. 422. 164 Vgl. König, Ernest: „Die Reorganisationsvorhaben des österreichischen Bundesheeres und deren Rahmenbedingungen – Rückblick, Stand, Ausblick“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 33. Jahrgang 1995, Heft 5, S. 509. 165 Vgl. Tagebucheintrag vom 11.02.1958. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1958, S 25. 166 Vgl. „Einstellung von Maschinenwarten für Grenzschutzbauten“; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 2.009-geh/-Org/III/59 – Geheim. 167 Tagebuch-Eintrag vom 21.02.1963; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1963, S. 10.

Die Grenzschutztruppe 291 Abb.: Kraml

Abb. 100: Darstellung der territorialen Truppen und der Landesbefestigungsanlagen 1964; „Die militärische Landes- verteidigung. Zustandsbericht 1964“; Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-6.

Türmen und zwölf PAK-Ständen. Im Unterab- Ende 1964 schienen die Befestigungen zwischen schnitt Waldstellung hatte die Grenzschutzkom- Bruck und der Donau soweit ausgebaut, um sie panie Bruck 1 insgesamt 38 Waldstände zur Verfü- Mitte 1965 der Truppe zu übergeben. Die Befesti- gung, die pro Stand vier Mann Besatzung erforder- gungsabteilung hatte hier sehr gute Arbeit geleistet, ten. Im Unterabschnitt Schieferberg waren zwei einzig die Fliegerabwehr fehlte vollkommen. Es Charioteer-Türme und sechs PAK-Stände für die gab daher Überlegungen, die Befestigungsanlagen Grenzschutzkompanie Bruck 3 vorbereitet, sowie 26 mit einer Grenzschutz-Fliegerabwehrkompanie zu Kampfstände für jeweils vier Mann Besatzung. Der verstärken.169 Unterabschnitt Königsberg diente zur Deckung der Im Juni 1967 wurde die Landesbefestigung Bruck rechten Flanke und zum Anschluss an den Sperr- neuerlich vom Generaltruppeninspektor besichtigt: verband Leithagebirge und sollte von der Grenz- schutzkompanie Bruck 4 besetzt werden – die aber „Die GzKompanien Hainburg und Neusiedl, die im zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierte.168 Vorfeld der Festung liegen, haben Aufgaben, die nicht

168 Vgl. „Gliederung der GzKpen (Festg)“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 333.116-Mob/63 – Verschluss. 169 Vgl. Tagebucheintrag vom 01.10.1964. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1964, S. 82.

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zu lösen sind, da sie ohne PzAbwehr, vor allem im Im Oktober 1963 begannen schließlich die Winter, nicht in der Lage sind, ihre Aufgaben zu lösen. Arbeiten an den Festen Anlagen im Mühlviertel,171 Ihre Aufgabe kann nur während des Neutralitäts- die sofort von der ortsansässigen Bevölkerung mis- schutzes einen Sinn haben, da bei einem Angriff beide strauisch beäugt wurden. Der erste Bunker wurde Kompanien zerbrechen und weggefegt werden und auf einer Anhöhe über der Bundesstraße am Wald- wir beide Kompanien, ohne einen positiven Einsatz zu rand der kleinen Ortschaft Dreißgen (Gemeinde erreichen, verlieren. Zu melden, wenn der Feind ein- Rainbach bei Freistadt) errichtet. Zwei weitere mas- rückt kann man mit weniger Mittel auch erreichen. sive Bunker aus Eisenbeton folgten an der Straße […] Innerhalb der Festung ist vieles unbefriedigend. nach Alberndorf im Gemeindegebiet von Neumarkt In so einer Festung ist es notwendig, daß jeder seine im Mühlkreis. Umfangreiche Sprengarbeiten waren Aufgaben genau kennt. Jeder AbschnittsKdt bis zum zuvor im felsigen Gelände notwendig, wobei der Zugskommandanten und den Unterführern hat eine Granit der Mühlviertler Masse die Arbeiten be- schriftliche Weisung zu erhalten, was er zu verrichten trächtlich erschwerte. Mit den Bauarbeiten im Mühl- hat. Hier fehlt noch sehr viel, aber nicht aus Mangel an viertel wurde eine zivile Baufirma, Baumeister Personal. […] Ich habe den Eindruck, daß man dem Robert Spendlingwimmer aus Neumarkt, beauf- Festungskommandanten und auch den Offizieren tragt. Die Bunker wurden in einer Entfernung von etwas auf die Zehen treten muß.“170 etwa 200 m Luftlinie errichtet, insgesamt 20 solcher festen Verteidigungsanlagen waren zunächst ge- plant. Als Bewaffnung dienten in erster Linie aus- Die Landesbefestigungsanlagen rangierte und nicht mehr fahrbereite russische im Mühlviertel Kampfpanzer T 34, die in die Anlage einbetoniert wurden.172 Die Bevölkerung von Neumarkt und Am 7. August 1962 wurde die erste Erkundigung Rainbach war zunächst von der Errichtung dieser von ortsfesten Verteidigungsanlagen im Mühlviertel Bunkeranlagen nicht besonders begeistert, da sie vor vom Grenzschutzbataillon 114 gemeinsam mit allem um den Fremdenverkehr fürchtete. Das Major dG Bernadiner durchgeführt. Am 15. Jänner BMfLV konnte zwar beruhigen, indem es die An- 1963 fand eine Besprechung über die Errichtung von lagen in einer dem jeweiligen Gelände angepassten Befestigungsanlagen im Mühlviertel unter Vorsitz Weise tarnen ließ, um das Landschaftsbild nicht zu von Oberst dG Hubert Obermair mit Oberstleutnant beeinträchtigen. Doch brachten manche Zeitungen dG Erich Winter, Oberstleutnant dG Erich Schink, weiterhin negative Beiträge über die Bunkeranlagen. Major Fritz Achleitner, Major Raimund Schindl und Verteidigungsminister Dr. Georg Prader äußerte sich Hauptmann Karl Teuschl statt. Im Juli 1963 ergin- zu diesen Zeitungsartikeln folgendermaßen: „Heute gen vom BMfLV die personellen Weisungen zur glaubt schon jeder, der selbst noch keinen scharfen Schuß Aufstellung der künftig dem Grenzschutzbataillon gehört hat, sich ein fachmännisches Urteil über das 114 anzugliedernden Panzerbesatzungen der Bundesheer und seine ihm durch das Neutralitätsgesetz Befestigungsanlagen. auferlegten Pflichten erlauben zu können.“173

170 Tagebucheintrag vom 19.06.1967. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967, S. 41f. 171 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 172 Vgl. Oberösterreichische Nachrichten vom 19.03.1964, S. 1 + 6. 173 „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O,Ö, Grenzschutzes“, 3. Jahrgang 1964, 2. Folge, S.1.

Die Grenzschutztruppe 293 Abb.: Kraml Abb. 101: Artikel der OÖ Nachrichten über den Bau von Festen Anlagen im Mühlviertel; Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

Bei den Bunkern handelte es sich um so genann- Insgesamt 24 Kampfpanzer T 34 standen im te „Feldbefestigungen“ mit Kampf- und Schutzan- Mühlviertel als Erstausstattung zur Verfügung. 16 lagen und keine weit reichenden Bunkeranlagen, davon sollten in die ortsfesten Anlagen bzw. ausge- da schon in der Bevölkerung und in zahlreichen baute Sperrstellungen, teilweise in Kombination Zeitungsmeldungen eine „Maginotlinie des Mühl- mit einer rPak eingebaut werden. Die restlichen viertels“ befürchtet bzw. kolportiert wurde.174 Die acht Kampfpanzer waren noch fahrbereit und Kosten für eine Bunkeranlage wurden mit unter jeweils paarweise für einen Einsatz an den vier ATS 200.000,- bemessen.175 neuralgischen Donauübergängen – Steyregg, Linz

174 „weder bei den anlagen in der brucker pforte noch bei sonstigen sperranlagen in oesterreich handelt es sich um irgendeine art von maginotlinie.“ Bundesminister Schleinzer in einer APA-Meldung vom 27.10.1961 (Innenpolitik). 175 Vgl. dazu Artikel der „Oberösterreichischen Nachrichten“ im März 1964, in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 294

Eisenbahnbrücke, Linz Nibelungenbrücke und Ramsau nach Ebelsberg war der erste schwere Aschach – vorgesehen.176 Autounfall seit Bestehen des Grenzschutzes zu ver- Mitte Juni 1964 wurden die ersten T 34 in die melden: Ein Lastkraftwagen „GMC“ durchstieß in Festen Anlagen gebracht, und am 17. und 18. Juli der Nähe des Bahnhofes Grünburg im Ortsgebiet wurde die erste Instruktion für die Besatzungen in von St. Nikola auf einer Bachbrücke das Brücken- Ebelsberg durchgeführt – 87 Mann waren anwe- geländer und stürzte samt Anhänger in das vier send, acht hatten sich entschuldigt. Am 5. Oktober Meter tiefer liegende betonierte Bachbett. Von den 1964 wurde ein Panzer vom Arsenal zum Schieß- 23 auf dem Wagen befindlichen Grenzschützern platz Ramsau transportiert. Dieser Truppenübungs- wurden vier schwer und neun leicht verletzt.179 platz Ramsau wurde für die Besatzungen der Am 22. Juli 1964 fanden die ersten Besprech- Landesbefestigungen adaptiert, in dem Panzer- ungen bezüglich neuer Bunkeranlagen von Oberst- scheiben-Zuganlagen für Ziel- und Schießübungen leutnant Harrer und Major Schindl mit Vertretern errichtet wurden.177 Somit konnte die zweite von Baufirmen im Haselgraben statt.180 Am 21. Instruktion der Besatzungen am 16. und 17. Oktober Februar 1964 besichtigte Generaltruppeninspektor 1964 nun neben Ebelsberg auch schon am TÜPl Erwin Fussenegger die beabsichtigten Sperranlagen Ramsau stattfinden.178 Beim Rückweg von der in Mauthausen. Seiner Ansicht nach waren die Sperren im Süden und vor allem im Norden gut geplant.181 Am 24. März 1965 besuchte General Fussenegger erneut die Landesbefestigungsanlagen im Mühlviertel. Insgesamt 20 Türme der T 34 Panzer waren mittlerweile zur Sperrung und Panzerabwehr in einem leichten Bogen nördlich von Mauthausen bis einschließlich Aschach in den Festen Anlagen eingesetzt. Fussenegger beurteilte die Anlagen als ideal platziert und die Türme (bis auf einen, der gegen Fliegerbeschuss ungedeckt war) als taktisch richtig eingebaut. Ein Problem stellte die Munition für die Geschütze dar, die noch nicht ausgelagert war, und die fehlenden Richtsätze für die 7,62 mm Kanonen.182 Die Standorte der Sperren und Festen Anlagen unterlagen der strengsten Geheimhaltung – theore-

Abb.: Der Soldat tisch. Praktisch wusste jeder Anrainer darüber Abb. 102: „Der Soldat“ vom 15.11.1964. Bescheid, da die Bauarbeiten nicht besonders

176 Vgl. „Elaborat über taktischen Einsatz und ortsfesten Einbau von Pz T 34“, o.D.; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 177 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 178 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 3. Jahrgang 1964, 2. Folge, S. 2. 179 Vgl. „Der Soldat“ vom 15.11.1964, S. 9. 180 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 181 Vgl. Tagebuch-Eintrag vom 21.02.1964; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1964, S. 23. 182 Vgl. Tagebuch-Eintrag vom 24.03.1965; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1965, S. 48.

Die Grenzschutztruppe 295 Abb.: Kraml

Abb. 103: Der verunglückte GMC im Ortsgebiet von St. Nikola; Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

unauffällig vor sich gingen und auch zivile Firmen ten.184 Die „Tarnung“ der Panzer ließ generell zu daran beteiligt waren. Außerdem wurden die wünschen übrig: Parzellen für die Befestigungen entweder vom Bundesheer von der ansässigen Bevölkerung durch „In der ersten Phase wurden die T 34 einfach an den Grundablösen erworben oder gepachtet. Beide für sie bestimmten Platz geschleppt und um sie Vorgänge mussten über die Grundverkehrskom- herum eine Scheune gezimmert. Vorne wurde eine mission laufen und wurden ins Grundbuch einge- breite Schießscharte eingeschnitten, damit der Panzer tragen – in das jeder Bürger Einsicht nehmen kann. seinen Turm mit der Kanone schwenken konnte, und Im Grundbuch beigelegt waren genaue Lagepläne darunter eine Schürze als Verstärkung betoniert – fer- mit Grundskizzen, da die Parzellen exakt vermes- tig war die Feste Anlage. In der zweiten Phase wurde sen wurden.183 Ein kurzer Blick in das Grundbuch ein Loch ausgehoben, in das der Panzer hineingefah- war daher vollkommen ausreichend, um die Lage ren wurde und so zumindest die Wanne eingegraben der Festen Anlagen zu eruieren. war. Der Turm blieb beweglich, darauf wurde eine Ein schwerer Mangel der in die Landesbefesti- Holzhütte gesetzt – wieder fertig. Die Landesbefesti- gungen eingebauten T 34 zeigte sich schon bald: gungen waren für einen etwaigen Angreifer nicht zu Die Schussentfernung der Turmkanone reichte verfehlen, vom Gastgarten manches Mühlviertler nicht so weit, als die Festen Anlagen von der Feind- Mostwirten hatte man einen wunderschönen Aus- seite aus eingesehen und bekämpft werden konn- blick auf die Panzertürme.“185

183 Information durch Obst a.D. Josef Kolmer und Hptm a.D. Gunter Polesny an den Verfasser anlässlich eines Gesprächs am 29.08.2007 in Linz. 184 Vgl. Neuhuber, Franz-Joseph: „Die Grenzschutztruppe als Teil der territorialen Verteidigung (TV)“, schriftliche Hausarbeit für die Hauptmannsprüfung (Verschluss), Linz 1968, S. 12. 185 Information durch Obst a.D. Josef Kolmer und Hptm a.D. Gunter Polesny an den Verfasser anlässlich eines Gesprächs am 29.08.2007 in Linz.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 296

Da die Kavernen mit den T 34 feindseitig „offen In Oberösterreich wurden insgesamt 76 Feste wie ein Scheunentor“ waren, wären sie für die Anlagen errichtet, 19 davon waren mit T 34 Panzern Besatzungen zu reinen Todesfallen geworden, da ausgestattet. Am 9. Oktober 2007 wurde der letzte ein „Ausbooten“ bzw. das Bergen von Verwundeten T 34 aus seinem 60 cm dicken Stahlbetonbunker bei etlichen Festen Anlagen nur auf der dem Gegner befreit und trat den Weg zur Restaurierung an, um zugewandten Seite möglich war. Manche Zugänge in Zukunft im Bunkermuseum am Wurzenpass der zu den Kavernen waren steil in den Fels führende Öffentlichkeit präsentiert zu werden.188 Leitern – den betroffenen Besatzungen dieser An- lagen war bewusst, dass sie im Ernstfall keine Fluchtmöglichkeit haben würden, was sich äußerst negativ auf die Kampfmoral auswirkte. Darüber hinaus hatten Teileinheiten der Grenzschutzkom- panien den Auftrag, ihre Verteidigung in An- lehnung an die Festen Anlagen durchzuführen, wodurch diese Züge vielfach in für sie ungünstigen Geländeteilen gebunden waren und keine reelle Chance auf einen erfolgreichen Gefechtsausgang hatten.186 Kurios war auch die Bewaffnung mancher Anlagen: So verfügte z.B. die Sicherungskompanie Enns in einer Verteidigungsanlage zwar über zwei Panzertürme, doch war der eine ein T 34 und der andere ein Charioteer. Neben der dadurch notwen- digen separaten Ausbildung an zwei verschiedenen Kanonen bedingte diese Kombination auch die Lagerung verschiedener Munitionsarten, von den Problemen des Nachschubes gar nicht zu sprechen. In anderen Anlagen wurden ferner die Panzertürme Abb.: Der Soldat M 24 und M 47 verwendet, ab 1985 kamen zu diesen Modellen auch noch Panzertürme mit dem Kaliber 105 mm des englischen Typs Zenturion hinzu.187 Abb. 104: „Der Soldat“ vom 23.10.2007, S. 18.

186 Information von Hptm a.D. Gunter Polesny anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 14.09.2007. 187 Information von Oberst a.D. Josef Kolmer anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 14.09.2007. 188 Vgl. „Der Soldat“, Nr. 20 vom 23.10.2007, S. 18.

Die Grenzschutztruppe 297

Feste Anlage im Mühlviertel; Grenzschutzsymposium 2005.

Feste Anlage im Mühlviertel; Grenzschutzsymposium 2005.

Einstieg zu einer Festen Anlage im Mühlviertel; Grenzschutzsymposium 2005. Fotos: Scherer

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 298

Fernmeldeanschluss einer Festen Anlage im Mühlviertel; Grenzschutzsymposium 2005.

Eingang zu einer Festen Anlage im Mühlviertel; Grenzschutzsymposium 2005.

Neuzeitliche Nutzung einer ehemaligen Festen Anlage im Mühlviertel; Grenzschutzsymposium 2005. Fotos: Scherer

Die Grenzschutztruppe 299

Neuzeitliche Nutzung einer ehemaligen Festen Anlage im Mühlviertel; Grenzschutzsymposium 2005. Foto: Scherer

Abtransport des letzten T 34 aus seiner Festen Anlage im Mühlviertel am 9.10.2007. Foto: Simader

Abtransport des letzten T 34 aus seiner Festen Anlage im Mühlviertel am 9.10.2007. Foto: Simader

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 300

Inspektionen und Instruktionen der neben der Panzerbedienung auch Teile der infante- Landesbefestigungen ristischen Stützpunktbesatzung benötigt wurden. Diese konnten in diesem Zeitraum wiederum ihre Eine grundsätzliche Bedingung für die Be- Schanzarbeiten nicht durchführen, was den Zeit- satzungen der Festen Anlagen war, dass ihre punkt der Gefechtsbereitschaft der Anlage erheblich Ausbildung an der Kanone ihres Panzers zu erfol- beeinflusste.190 gen hatte. Nur wenn sie immer in ihrem Panzer und Problematisch war auch die oftmals schlechte ihrem Geschütz übten, konnten sie die technischen Fernmeldeverbindung bzw. mangelhafte Zusam- Mängel ihrer Kanone kennen lernen und einen Blick menarbeit zwischen den Besatzungen der Festen für die speziellen Stärken und Schwächen ihrer Anlagen und den an sie angelehnt eingesetzten Anlage entwickeln. Bei Instruktionen hatten die infanteristischen Zügen des Grenzschutzes. Noch Panzerbesatzungen für den Abbau der friedens- 1979 findet sich in einem Erfahrungsbericht einer mäßigen Tarnung zu sorgen, die Anlage gefechts- Inspektion der Sicherungskompanie Enns bzgl. der mäßig zu tarnen und mit den leichten Waffen ihres Koordination zwischen Festen Anlagen und Zugs- Panzers den Abwehrkampf zu unterstützen. kommandanten folgende Passage: „Diese müßte Dazwischen wurden sie zu Reinigungs- und unbedingt noch speziell geschult und geübt werden (es Konservierungsarbeiten an ihrem Panzer herange- kann einfach nicht sein, daß bei einem fdl. Angriff die Pz- zogen. Durch diesen auf Einsatz und Pflege ihres Kanone in eine ganz andere Richtung schaut)“.191 Panzers abgestimmten Ausbildungsrahmen beka- men die Soldaten den erforderlichen Kontakt mit „ihrer“ Anlage und wurden zu deren Besatzung. Der Grenzschutz und die Medien So die Theorie, die Praxis sah zumeist anders aus. Bei vielen Übungen standen die Panzerbe- Von seiner Entstehung bis zu seiner Eingliede- satzungen vor dem Problem, dass sich die friedens- rung in die Landwehr war der Grenzschutz wieder- mäßige Tarnung der Festen Anlage nicht entfernen holt in den österreichischen Medien vertreten. Durch ließ.189 Dies führte dazu, dass „die übende Panzer- seine enge Verbindung mit der Bevölkerung waren besatzung, obwohl sie bis heute noch nie ihren Meldungen vor allem in regionalen Zeitungen fast Panzer sah, auch diesmal infanteristisch eingesetzt an der Tagesordnung. Doch auch im Ausland war werden musste“. Dadurch konnten auch keine der österreichische Grenzschutz Berichte in der Erfahrungen über den Zeitbedarf zum Abbau der Presse wert, sogar Dokumentationen für das Tarnung etc. gewonnen werden. Erschwerend kam Fernsehen wurden produziert. hinzu, dass zum Abbau der zum Teil sehr schweren Vom Presse und Informationsdienst des BMfLV Einzelteile der Friedenstarnung und zu deren wurde der Standpunkt festgelegt, dass gegen eine Abtransport aus der unmittelbaren Bunkernähe wahrheitsgetreue Berichterstattung grundsätzlich

189 Über zehn Jahre später, bei einer Übung 1979, waren diese Probleme nach wie vor gegeben: „Beile und Drahtstifte für das Abbauen der Tarnung einer FA waren überhaupt nicht zu beschaffen.“ Kolmer, Josef: „Bericht über die Durchführung der KÜ bzw. BTÜ der SpKp 3/411 vom 13. bis 24. 3. 1979 aus der Sicht des Kompaniekommandanten.“, S. 8, Archiv Oberst a.D. Josef Kolmer, Linz. 190 Kogler, Alois: „Erfahrungsbericht zur Kaderinstruktion der Grenzschutzkompanie Neufelden. Instruktionszeitraum: 18. – 21.4.1967“, Neufelden, 20.05.1967. 191 Kolmer, Josef: „Bericht über die Durchführung der KÜ bzw. BTÜ der SpKp 3/411 vom 13. bis 24. 3. 1979 aus der Sicht des Kompaniekommandanten.“, S. 13, Archiv Oberst a.D. Josef Kolmer, Linz.

Die Grenzschutztruppe 301 kein Einwand bestehe. Eine direkte oder indirekte auch der Grenzschutz eine Rolle spielen und in Einflussnahme seitens des Bundesheeres, kritische Mettmach aufgeführt werden sollte. Am 30. Mai Meldungen zu unterbinden, wurde abgelehnt. Es 1963 wurde eine einstündige Sendung unter dem wurde jedoch empfohlen, derartige Artikel so Titel „Grenzschutz – jedes Heer dient seinem Volk“ abzufassen, dass „die positiven Momente bei weitem im ersten Programm des Österreichischen Rund- überwiegen und geeignet sind, auch durch eine kritische funks Ö 1 ausgestrahlt, in deren Verlauf ein Darstellung das Vertrauen der Bevölkerung in die Arbeit geschichtlicher Überblick über den österreichischen des Bundesheeres zu stärken“.192 Grenzschutz sowie Interviews vom einfachen Neben dem medialen Großereignis des ersten Grenzjäger bis zum Militärkommandanten ge- österreichischen Grenzschutztages als auch den bracht wurden.195 Zahlreiche weitere Rundfunk- eigenen Zeitschriften wie „Der Grenzschützer“ oder beiträge und Vorträge vor verschiedensten Bevöl- „Der Grenzjäger“ beherrschte der Grenzschutz in kerungsschichten trugen zur Popularität der Grenz- den ersten Jahren seiner Aufstellung die Titelseiten schützer bei.196 Selbst ein Team des ZDF kam im aller militärischen Zeitungen wie „Der Soldat“ oder September 1963 im Rahmen einer Sendung über die „Truppendienst“. Auch in den österreichischen militärische Neutralität Österreichs ins Mühlviertel, Tageszeitungen fanden sich zahlreiche Berichte. um Aufnahmen aus dem zivilen Berufsleben und Durchschnittlich wurden in den 1960er Jahren aus dem örtlichen Einsatz der Grenzschutzsoldaten monatlich und pro Bundesland etwa fünf Artikel in zu drehen.197 den Lokal- und Tageszeitungen über den Grenz- Im Dezember 1963 erschien in der französischen schutz veröffentlicht, in der Anfangszeit waren es Zeitschrift „Le Figaro“ ein Artikel mit der Über- aufgrund der Neuaufstellungen noch mehr.193 schrift „Grenzschutz: das österreichische Beispiel“. Vom November bis Dezember 1962 wurde ge- Es war ein durchwegs positiver Artikel, in dem dar- meinsam vom BMfLV und dem Österreichischen auf hingewiesen wurde, dass in Frankreich die ope- Fernsehen ein Dokumentarfilm über den Grenz- rative Verteidigung des Territoriums noch immer im schutz gedreht, dessen Aufnahmen zum großen Teil Projektstadium feststecke, da parlamentarische im Mühlviertel in den Ortschaften Vorderweißen- Kommissionen heftig dagegen agieren würden. Die bach, Sandl, Hörsching, Freistadt und am TÜPl österreichische Armee dagegen liefere ein Beispiel Treffling gemacht wurden. Am 15. Jänner 1963 konkreter Realisierungen. Der französische Verteidi- wurde dieser Film im ersten Programm des ORF gungsminister Messmer habe bei seinem Besuch in unter dem Titel „Montur ohne Zauber – Grenz- Österreich an einer Alarmübung teilgenommen und schutz“ ausgestrahlt.194 Das Landestheater Linz sich vom Engagement der gesamten Bevölkerung bereitete Ende 1962 ein Theaterstück vor, in dem am Grenzschutz überzeugen können.198

192 „Bericht in der Tiroler Tageszeitung vom 17.6.63 über eine Übung der GzKompanie Süd; Stellungnahme an das Militärkommando Tirol zum FS ho. Zl. 329.966-Zentr/63“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung – BMfLV Zl. 6.284-MinB/63. 193 So erschienen in der Steiermark im Jahr 1963 im Monat Mai 12, im Juni 6 und im Juli 4 Artikel zum Grenzschutz in Tageszeitungen. Vgl. dazu die Meldungen des MilKdo Steiermark an das BMfLV Abteilung Presse und Informationsdienst. Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 7.936-MinB/63. 194 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114“, 2. Jahrgang 1963, 1. Folge, S. 4. 195 Vgl. „Der Grenzschutzsoldat. Rundfunksendung“, in: „Der Soldat“, Nr. 10 vom 26.05.1963, S. 5; sowie „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des Grenzschutzbataillons 114“, 2. Jahrgang 1963, 3. Folge, S. 4. 196 Vgl. Neumann, Walter: „Grenzschutz eine Notwendigkeit“, in: „Der Soldat“, Nr. 14 vom 28.07.1963, S. 8. 197 Vgl. „Der Grenzschutzsoldat. Fernsehen“, in: „Der Soldat“, Nr. 17 vom 08.09.1963, S. 5. 198 Vgl. „Vorlage eines Zeitungsartikels „Grenzschutz in Österreich“, „Figaro“ 4. 12. 1963“ durch die österreichische Botschaft in Paris an das Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung – BMfLV Zl. 12.763-MinB/63.

1964: Drei Jahre Grenzschutztruppe 302

1965 wurde im Auftrag des BMfLV ein Film Die Berichterstattung war nicht nur positiv. Als über die österreichische Pionierwaffe und ihre viel- Minister Schleinzer in einer parlamentarischen An- fältigen Aufgaben im Falle der Verletzung der fragebeantwortung über die Aufstellung von 44 österreichischen Neutralität produziert. Eingebaut Grenzschutzkompanien referierte, ließ die Presse in den Rahmen der frei erfundenen Handlungen mit kritischen Artikeln nicht lange auf sich warten. dieses Films wurde den Aufgaben der Pionierzüge So stellte die „Neue Zeit“ am 10. April 1963 die der Grenzschutzkompanien breiter Raum gewid- Aufstellung von Grenzschutzeinheiten als Ver- met. Speziell im Sperreinsatz für den Kampf um schwendung von Steuergeld mit dem Argument dar, Zeitgewinn ausgebildet, zeigten die Grenzschutz- „diese Ausgaben sind für das neutrale Österreich völlig pioniere die Aktivierung der im Grenzraum Öster- überflüssig“.201 Die Zeitung „Wahrheit“ stieß am sel- reichs bereits bestehenden oder im Bau befindli- ben Tag in das gleiche Horn und polemisierte eben- chen Stecksperren. Die Vorbereitung und Akti- falls gegen die weitere Aufstellung von Grenz- vierung weiterer Sperrmöglichkeiten wie Straßen- schutzkompanien.202 Zeitungsberichte über Miss- absprengungen, Baumsperren oder Verminungen, stände bei Inspektionen oder Instruktionen führten wurden ebenfalls vorgeführt. Bei der Inter- zumeist zu Untersuchungen durch das BMfLV. In nationalen Woche für den militärischen Film in der Regel wurde das zuständige Militärkommando Paris wurde dieser Film mit dem zweiten Preis, der angewiesen, den Fall zu überprüfen und dem „Silbernen Sonne“, ausgezeichnet. Im österreichi- Ministerium eine Stellungnahme zu übermitteln.203 schen Fernsehen wurde er 1965 unter dem Titel In der slowenischen Zeitung „Slovenski Vestnik“ „Unternehmen Fischotter“ ausgestrahlt.199 erschien am 17. Mai 1963 ein sehr polemischer Am 30. März 1966 wurde im zweiten Programm Artikel gegen die geplante Traditionspflege der des Österreichischen Rundfunks eine Sendung über Kärntner Abwehrkämpfer durch die Kärntner den Grenzschutz unter Mitwirkung von Major Grenzschutzeinheiten. Die Argumentation des Schindl und Leutnant dRes Neuhuber übertragen. Abwehrkämpferbundes für den Grenzschutz als Vom 10. bis 12. Mai 1967 wurden Aufnahmen der Traditionstruppenkörper war objektiv betrachtet CITY-Film bei der Grenzschutzinstruktion in auch etwas aggressiv formuliert: Die Grenzschützer Freistadt sowie beim territorialen Pionierzug am „sollen das Erbe jener tapferen Männer antreten, die mit TÜPl Ramsau durchgeführt. Am 20. Jänner 1968 ihrem kühnen Einsatz in aussichtslos scheinender Lage fand ein Interview mit Oberstleutnant Paul vor mehr als vierzig Jahren das Grenzland für Kärnten Kaczirek, dem Kommandanten des oberösterreichi- gerettet haben.“ Die slowenische Empörung über schen Grenzschutzes, über die Grenzschutztruppen diese Pläne reichte bis in das österreichische statt, das noch am gleichen Tag in einer 20minütigen Innenministerium, wo sie aber schlussendlich als Sendung im Radio ausgestrahlt wurde.200 irrelevant angesehen und „abgelegt“ wurde.204

199 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 4. Jahrgang 1965, 5. Folge, S. 2. 200 Vgl. Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. 201 „Neue Zeit“ vom 10.04.1963, S. 3. 202 Vgl. „Wahrheit“ vom 10.04.1963, S. 3. 203 Vgl. „Bericht in der Tiroler Tageszeitung vom 17.6.63 über eine Übung der GzKompanie Süd; Stellungnahme an das Militärkommando Tirol zum FS ho. Zl. 329.966-Zentr/63“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 6.284-MinB/63. 204 Vgl. „Kärntner Abwehrkämpferbund. Stellungnahme zu einem Artikel im „Slovenski Vestnik“ über die Übernahme der Tradition des Kärntner Abwehrkämpferbundes durch den Grenzschutz; Werbung von Traditionsträgern“, Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 7.995-Präs/63.

Die Grenzschutztruppe 303

7 Die österreichische Grenzschutztruppe 1965 bis 1968

Bis zum Frühjahr 1965 hatten die Grenzschutz- einer akzeptablen Zeit durchzuführen.5 Eine weite- einheiten der ersten drei Aufstellungsphasen die re wichtige Änderung war die vermehrte Aus- vorgesehenen Instruktionen absolviert, sodass an stattung mit schweren Waffen bei starker Betonung der Frühjahrsparade 1965 bereits acht Grenzschutz- der Panzerabwehr sowie eine größere Beweglich- kompanien teilnehmen konnten.1 keit der Truppen.6 Mit Beschluss der Bundesregierung vom 11. Mai In diesem Erlass waren vor allem die Punkte 4 1965 wurde im Rahmen eines Auftrages an die und 5 von besonderer Bedeutung, wonach die Glie- Umfassende Landesverteidigung auch ein Auftrag derung der bis dahin bestehenden Grenzschutz- an die militärische Landesverteidigung erteilt: Im kompanien nach den neuen Organisationsplänen Krisenfall wären der Grenzschutz – mittlerweile und der Zeitpunkt des Vollzuges mit gesondertem hatte man insgesamt 60 Grenzschutzkompanien Erlass festgelegt und für die danach aufgestellten aufgestellt2 – und die territorialen Sicherungsver- Grenzschutzkompanien die Gliederung jeweils im bände mobilzumachen und die erforderlichen Aufstellungserlass angeordnet werden sollte. Aus Schritte zur Gesamtmobilmachung so vorzuberei- dieser Bestimmung ist zu schließen, dass sich das ten, dass sie kurzfristig vollzogen werden können, Bundesministerium für Landesverteidigung zu und im Neutralitätsfall mit Hilfe von Mobil- diesem Zeitpunkt bezüglich einer bundesweit ein- machungsmaßnahmen die volle Verteidigungs- heitlichen Gliederung der Grenzschutzkompanien bereitschaft sichergestellt wäre.3 Die Kräfte der ter- noch nicht binden wollte, bzw. es den zuständigen ritorialen Verteidigung mussten in der Lage sein, in Militärkommanden überlassen wollte, die Gliede- ihren Räumen konzentrierte Einsatzverbände zu rung ihrer Grenzschutzkompanien den jeweiligen verstärken oder Verteidigungsaufgaben an Stelle örtlichen Begebenheiten anzupassen. Ansonsten der Einsatzverbände zu übernehmen.4 sah dieser Organisationsplan eine weitgehende Die nun schon seit vier Jahren gesammelten Annäherung an die Gliederung einer Jägerkom- praktischen Erfahrungen führten 1965 zu einer panie mit einer Stärke von 179 Mann vor, mit einem Neufassung des Organisationsplanes für Grenz- Kompaniekommando (1 Offizier/7 Unteroffiziere/ schutzkompanien. Vor allem pioniertechnische 11 Chargen/6 Wehrmänner), zwei Jägerzügen (je Kräfte wurden zahlenmäßig verstärkt, da der bei 1/5/12/22), einem Pionierzug (1/6/15/29), einer der Kompanie bestehende Pionierzug weder perso- rPAK-Gruppe (-/3/6/1) und einer sMG-Gruppe nell noch ausrüstungsmäßig in der Lage war, die (-/1/6/6). Verglichen mit der Organisation von im Kompaniebereich vorgesehenen Arbeiten in 1961 zeigt sich, dass kein dritter Schützenzug bzw.

1 Vgl. Pisecky, Helmut: „Die Personalstruktur des österreichischen Bundesheeres von 1955 bis 1966“, Wien 1997 (Diss.), S. 44. 2 Vgl. Steiger, Andreas: „Die Bundesheerreform 1963“, Wien 1994 (Dipl.Arb.), S. 91. 3 Vgl. Grohs, Maximilian: „Mobilmachung in Österreich“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 10. Jahrgang 1971, Nr. 2, S. 111. 4 Vgl. „Vortrag des Bundesministers für Landesverteidigung, Dr. Georg Prader, an den Ministerrat, betreffend die Zielsetzung der Umfassenden Landesverteidigung“, BMfLV Zl. 5.679-Präs/65, in: „Das Bundesheer der Zweiten Republik. Eine Dokumentation“; Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums/Militärwissenschaftliches Institut, Band 9, Wien 1980, S. 76. 5 Vgl. Kogler, Alois: „Erfahrungsbericht zur Kaderinstruktion der Grenzschutzkompanie Neufelden. Instruktionszeitraum: 18. – 21.4.1967“, Neufelden, 20.05.1967. 6 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 4. Jahrgang 1965, 5. Folge, S. 3.

Die Grenzschutztruppe 1965 bis 1968 304

Assistenzzug mehr vorgesehen war, was im Hin- Ministerratsbeschluss vom 17. Mai 1966 machte die blick auf die geplanten Verteidigungsaufträge eine Aufstellung von 140 Sicherungskompanien im Erschwernis bedeutete. Schließlich sollten die Sinne des § 13, Abs. 1 des Wehrgesetzes möglich.11 Grenzschutzkompanien zum Unterschied zu den Diese Sicherungstruppen wurden organisiert, „um Jägerkompanien in den meisten Fällen ohne An- das übrige Staatsgebiet im Falle einer Verwendung der schluss an einen rechten oder linken Nachbarn ihre Einsatzverbände militärisch nicht zu entblößen, um den Aufträge erfüllen7, was einen dritten Schützenzug Einsatzverbänden den Rücken zu decken, die Durch- als Sicherung dringend notwendig machte. führung der Mobilmachung im gesamten Bundesgebiet Somit wurden 1965 folgende Typen von Grenz- sicherzustellen und die Besetzung der bereits fertigge- schutzkompanien festgelegt: stellten und der noch in Bau befindlichen Landesbefesti- • die „reine“ Grenzschutzkompanie wie oben gungsanlagen zu ermöglichen […]“12. Dadurch wurde beschrieben mit 179 Mann; eine entscheidende Lücke im territorialen Verteidi- • die Grenzschutzkompanie verstärkt durch gungssystem geschlossen, da feindliche Fallschirm- eine mittlere Granatwerfergruppe mit 197 Mann; und Luftlandetruppen sowie Kommandounter- • die Grenzschutzkompanie verstärkt durch nehmen unter Umständen die erste Welle eines eine zweite rPAK-Gruppe mit 189 Mann. Angriffs bilden könnten.13 Zu diesem Zweck mus- Damit wurden die ursprünglichen Organi- sten diese Sicherungstruppen im Wesentlichen aus sationspläne von 1959 endgültig außer Kraft ge- Infanterieeinheiten mit starker Panzerabwehr und setzt. Nach wie vor gab es aber keinen gültigen Sperrpionieren bestehen. Zur Bekämpfung feindli- Plan für das Grenzschutz-Bataillonskommando mit cher Luftlandeeinheiten sollten auch Flugabwehr- einer entsprechenden Stabseinheit.8 So konnten erst Waffen zugeteilt werden.14 Die Aufstellung der 1966 acht Bataillonskommanden errichtet werden, ersten, sich wie der Grenzschutz territorial ergän- wodurch die Grenzschutztruppe auf der mittleren zenden Kompanien wurde noch im gleichen Jahr Führungsebene straffer zusammengefasst wurde.9 vorbereitet und 1967 durchgeführt. Ende 1967 waren es zehn Grenzschutz-Bataillons- Die Wehrgesetznovelle vom 7. Juli 1966 brachte kommanden mit 68 Grenzschutzkompanien in entscheidende Verbesserungen für die Vorberei- einer Stärke von rund 15.000 Mann.10 tung und Durchführung der Mobilmachung von Schon 1962 war im Bundesministerium für Lan- Grenzschutz- und Sicherungstruppen, denn sie desverteidigung mit Planungen zur Aufstellung ermöglichte die Teilmobilisierung der territorialen von territorialen Sicherungskompanien in der Tiefe Reservetruppen und die Zusammenlegung der des Staatsgebietes begonnen worden. Doch erst der zwei mal zwei Instruktionstage zu einer jährlichen

7 Vgl. Neuhuber, Franz-Joseph: „Die Grenzschutztruppe als Teil der territorialen Verteidigung (TV)“, schriftliche Hausarbeit für die Hauptmannsprüfung (Verschluss), Linz 1968, S. 10f. 8 Vgl. „Heeresorganisation Truppengliederung; Organisationspläne – Grenzschutz Ausgabe; Richtlinie Nr. 39“; Österreichi- sches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 379.820-Org/65 – Verschluss. 9 Vgl. „Der Grenzjäger“, 2. Jahrgang 1966, 2. Folge, S. 19. 10 Vgl. APA-Meldung vom 13.11.1967 (Innenpolitik). 11 Vgl. Wimmer, Paul: „Die Formierung der österreichischen Landwehr“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 4, S. 322. 12 „Territoriale Verteidigung; Aufstellung von territorialen Sicherungstruppen“, Vortrag an den Ministerrat am 13.05.1966, BMfLV Zl. 7.399-PräsB/66; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Ministerratsprotokolle: Verhandlungsschrift Nr. 5 über die Sitzung des Ministerrates am 17.05.1966. 13 Vgl. Schönbauer, Aemilian: „Grenzschutz – Territorialverteidigung“, in „Der Soldat“, Nr. 13 vom 07.07.1963, S. 1. 14 Vgl. Rietzler, Siegbert: „Territorialverteidigung“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 4. Jahrgang 1965, Nr. 1, S. 24.

Die Grenzschutztruppe 305

4-Tage-Übung. 1969 brachte eine weitere Wehr- und Panzerabwehrgerät sowie das Fehlen einer gesetznovelle die Möglichkeit des Zusammen- führungsfähigen Bataillonsebene als zu gering ein- legens von jährlich vier Instruktionstagen zu acht- gestuft wurde.17 tägigen Instruktionen alle zwei Jahre.15 Da 1966 mit Im April 1967 wurde erstmals eine Grenzschutz- oben erwähnter Novelle auch der Bereitstellungs- kompanie im Angriff eingesetzt. Bei einer Übung in schein eingeführt wurde, in dem der Ort, an dem Seefeld wurde die Grenzschutzkompanie alarmiert sich der Wehrpflichtige im Einberufungsfall einzu- und war in zweieinhalb Stunden, allerdings ohne finden hat, bereits angegeben war, wurde eine wei- Munition, abmarschbereit. Nach einem Einsatz in tere wesentliche Voraussetzung für eine rasche Ab- der Verteidigung ging die Kompanie zum Angriff wicklung des Mobilmachungsvorganges im Ver- über, der aber schließlich erfolglos abgebrochen wer- ordnungswege geschaffen.16 den musste – das Brigadekommando hatte die Mit- 1966 fand die Übung „Rosenstock“ statt, bei der nahme von Skiern anzuordnen vergessen, der An- erstmals fast alle mobilen Kommanden der großen griff blieb buchstäblich stecken.18 Verbände des Bundesheeres mit der Einsatz- Das österreichische Bundesheer wurde bis 1967 zentrale der Luftstreitkräfte und mit den territoria- nie zu einer innenpolitischen Assistenz eingesetzt, len Kommanden eines großen Gebietes gemeinsam obwohl sich schon mehrfach eine Aufbietung an- den Neutralitätsfall und den Verteidigungsfall deutete: Das erste Mal war im Jahre 1962, als übten. Als Aggressor wurde ein Angriff aus dem während eines Poststreiks für die Fernmeldeein- Norden gegen das Wald- und das Mühlviertel an- heiten Funkbereitschaft angeordnet wurde, Minis- genommen. Gravierende Erkenntnisse dieser ter Schleinzer aber jeden Einsatz des Heeres unter- Übung waren, dass eine effektive Verteidigung der sagte. Im September 1964 sollte das Bundesheer Donaubrücken und Kraftwerke nicht möglich war, während der Streiks im Zusammenhang mit der und sich die Stärke des mobilgemachten Bundes- Olah-Affäre wiederum Assistenzen zur Verfügung heeres als ungenügend erwies. Obwohl der ange- stellen, was aber Generaltruppeninspektor Fussen- nommene Feind zahlenmäßig kaum überlegen war, egger verweigerte und Bundeskanzler Klaus war eine erfolgreiche Abwehr nicht zu bewerkstel- schließlich regelrecht verbot. Und im November ligen. Vor allem die Verstärkung durch Grenz- 1964 forderte während der Fussach-Affäre der schutztruppen, die aus nicht gefährdeten Gebieten Bezirkshauptmann von Bregenz Assistenzkräfte der in den Kampfraum verlegt wurden, wurde als nicht Garnison an, was Fussenegger den bereits alarmier- zielführend angesehen, da der Kampfwert auf- ten Einheiten auf das Entschiedenste verbot. 1967 grund der unzulänglichen Ausstattung mit Pionier- war es jedoch schließlich soweit.19

15 Vgl. Wimmer, Paul: „Die Formierung der österreichischen Landwehr“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 4, S. 322. 16 Vgl. Pisecky, Helmut: „Die Personalstruktur des österreichischen Bundesheeres von 1955 bis 1966“, Wien 1997 (Diss.), S. 70. 17 Vgl. „Erfahrungen aus der Übung „ROSENSTOCK“„, vertraulicher Brief von ObstdG Dr. Mario Duic an den GTI General Erwin Fussenegger vom 29.11.1966; Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-3, S. 1 – 7. 18 „Die Übung selbst war mehr eine körperliche Anstrengung für die Leute, vor allem deshalb, weil das BrigKdo die Mitnahme von Skiern anzuordnen vergessen hatte und die Leute daher Schwierigkeiten hatten, im tiefen Schnee weiterzu- kommen. Dies dürfte bei einer Gebirgsbrigade nicht passieren.“ Tagebuch-Eintrag vom 06.04.1967; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967, S. 20. 19 Vgl. Rauchensteiner, Manfried: „Landesverteidigung und Außenpolitik – Feindliche Brüder?“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien- Köln 1991, S. 156f.

Die Grenzschutztruppe 1965 bis 1968 306

Als 1967 in Italien die Arbeiten an einem truppeninspektor Fussenegger stand dem Einsatz Autonomiestatut für Südtirol in vollem Gange sehr skeptisch gegenüber: waren, kam es an der Porzescharte zu einem Mord- anschlag, der vier italienischen Soldaten das Leben „Das Ganze ist mehr ein Wunschbild, um den kostete. Gemeinsame österreichisch-italienische Italienern zu zeigen, daß wir die Tätigkeit der Untersuchungen ergaben, dass es sich dabei um ein Terroristen unterbinden wollen, als eine wirkliche Attentat der so genannten „Südtirol-Bumser“ ge- Maßnahme. Denn die einzige wirksame Maßnahme handelt hatte.20 Daher ordnete die Bundes- wäre es, diese 30 Terroristen einzusperren. Warum regierung über Anforderung des Bundesminis- das nicht gemacht wird, weiß ich nicht. Ich habe den teriums für Inneres den Einsatz von Teilen des Eindruck, daß es in Österreich Leute gibt, denen die Bundesheeres zur Assistenz an der Tiroler und Terroristentätigkeit angenehm ist.“23 Salzburger Grenze an. Zwischen 11. Juli und 31. Dezember wurden 1.400 Soldaten an der Grenze zu Während Einheiten des österreichischen Bun- Südtirol eingesetzt.21 Die zivilen Behörden erstell- desheeres an der italienischen Grenze Dienst taten, ten die Vorgaben für den Einsatz und erteilten die kam es im Norden Österreichs zu einem erhebli- Aufträge an das Bundesheer. Der konkrete Auftrag chen Grenzzwischenfall: Bei einem Fluchtversuch an die eingesetzten Verbände war, den ungesetzli- von vier DDR-Bürgern durch die Tschechoslowakei chen Personen- und Güterverkehr von Österreich war es am 27. August zu einer Grenzverletzung an nach Italien und umgekehrt zu unterbinden, um in der March und zur Tötung eines der Flüchtlinge auf erster Linie Terroranschläge zu verhindern oder österreichischem Hoheitsgebiet gekommen. Die aufzuklären.22 Obwohl es hier um eine örtlich FPÖ forderte die Bundesregierung auf, Einheiten begrenzte Grenzraumüberwachung ging, für die des Grenzschutzes bzw. des Bundesheeres zum ortskundige Grenzschutzeinheiten prinzipiell prä- Patrouillendienst an der österreichisch-tschechi- destiniert gewesen wären, wurden die Tiroler schen Grenze heranzuziehen. Am 31. August kam Grenzschutzkompanien nicht aufgeboten. Man es zu einem weiteren Zwischenfall und einer vermutete vielleicht Sympathien der Nordtiroler Erneuerung der freiheitlichen Forderung, was je- Bevölkerung für die „Südtirol-Bumser“, und setzte doch beides abgelehnt wurde.24 Grenzverletzungen daher zunächst lieber aktive Verbände aus durch Soldaten aus der CSSR waren keine Selten- Vorarlberg, Wien und Kärnten ein. Der General- heit, im Mühlviertel wurden des Öfteren tschecho-

20 Vgl. Stöckl, Christine: „Die Verteidigungspolitik der ÖVP und der Stellenwert der militärischen Landesverteidigung im österreichischen Neutralitätskonzept (1955-1985)“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft Band 8, Wien 1985, S. 150f. 21 Vgl. Steiger, Andreas: „Vom Schutz der Grenze zur Raumverteidigung. Beiträge zur Geschichte des Bundesheeres von 1968 bis 1978“, Wien 2000 (Diss.), S. 17. 22 Vgl. Kirchler, Thomas: „Der Assistenzeinsatz des Österreichischen Bundesheeres an der Grenze zu Südtirol im Jahre 1967“, Wiener Neustadt 2003 (Dipl.Arb.); S. 30; sowie Hofer, Horst: „Südtirol 1967. Das Bundesheer im Assistenzeinsatz an der Tiroler Grenze“, in: Etschmann, Wolfgang/Speckner, Hubert (Hrsg.): „Zum Schutz der Republik … 50 Jahre Bundesheer. 50 Jahre Sicherheit: gestern – heute – morgen …“, Schriften zur Geschichte des Österreichischen Bundesheeres. Sonderband „50 Jahre Bundesheer“, Wien 2005, S. 481 – 490. 23 Tagebucheintrag vom 03.07. bis 11.07.1967. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967, S. 44f. Fussenegger trat daher im Oktober auch für eine sofortige Reduzierung der eingesetzten Truppen ein, „da ich nicht glauben kann, daß diese Grenzsicherung einen wirklichen Erfolg gehabt hat, da die Terroristen auf der Hinfahrt bequemere Möglichkeiten haben, als über das Gebirge zu steigen“. Tagebucheintrag vom 18.10. bis 20.10.1967. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967, S. 55. 24 Vgl. Kernic, Franz: „Die freiheitliche Wehrpolitik in der Zweiten Republik. Studie zur Wehrprogrammatik und –politik des VdU und der FPÖ von 1946 bis 1986“, Wien 1987 (Diss.), S. 164.

Die Grenzschutztruppe 307

slowakische Grenzsoldaten gesichtet, „die sich auf einem Zeitpunkt erfolgen, an dem ein Einsatz des österreichischem Staatsgebiet hinter Kühen zu ver- Heeres angeordnet oder Truppen für einen solchen stecken suchten.“ Die Verunsicherung in der ansäs- Einsatz bereitgestellt werden.27 sigen Bevölkerung war dementsprechend groß.25 Vermutlich aufgrund der Vorfälle an der italieni- schen und tschechoslowakischen Grenze erprobte Das Grenzschutzbataillon 114 das Bundesheer noch 1967 eine „Grenzschutz- und seine Entwicklung von Reitergruppe“ in Allentsteig. Als spezielle Aufgabe 1965 bis 1968 dieser berittenen Truppe wurde die „Sicherung und Überwachung des Grenzraumes in ungünstigen Einen Höhepunkt stellte für das GzB 114 die Geländeverhältnissen im Falle eines Krisenfalles“ große Bundesheerparade am 27. April 1965 auf der formuliert. Die rasche Mobilisierung der Grenz- Ringstraße in Wien anlässlich des 20. Jahrestages schutzreiter sowie deren genaue und intensive Auf- der Beendigung des Zweiten Weltkrieges sowie des klärungstätigkeit im Grenzgebiet sollten die Haupt- 10. Jahrestages des Abschlusses des Staatsvertrages merkmale der Truppe sein. Bei dieser Übung setzte dar. Insgesamt acht Grenzschutzkompanien aus sich die Reitergruppe aus zwei Trupps mit je fünf ganz Österreich nahmen an der Parade teil, darun- Mann zusammen und war mit Maschinenpistolen ter erstmals zwei Kompanien sowie der Batail- und Funkgeräten ausgestattet, die jeder Reiter auf lonsstab aus dem Mühlviertel.28 Als Anerkennung seinem Rücken trug. Die zweiwöchige Übung im für ihr tadelloses Auftreten bekam jeder der aus- Oktober 1967 in Allentsteig beinhaltete neben einer gerückten Grenzschutzangehörigen als Erinnerung reinen Reitausbildung und Unterweisung in die ein Foto mit einer persönlichen Widmung des Pferdepflege durch Veterinäroffiziere auch eine Aus- Verteidigungsministers zugesandt.29 bildung im Gefechtsdienst. Insbesondere Auf- klärung, Sicherung, Orientieren im Gelände, Waffen und Schießdienst sowie Fernmeldedienst waren die Der erste Grenzschutz- Ausbildungsinhalte.26 Da sich aber später keine Waffenübungskurs 1965 Hinweise auf berittene Grenzschutzeinheiten mehr finden lassen, dürfte diese Übung die einzige ihrer Von 6. September bis 2. Oktober 1965 fand der Art gewesen, eine Aufstellung nie realisiert worden erste freiwillige Waffenübungskurs von Ange- sein. hörigen des österreichischen Grenzschutzes statt, Durch das Militärleistungsgesetz vom 14. März der unter tatkräftiger Mitwirkung des Mühlviertler 1968 wurde das seit Jahren geforderte Einziehen Grenzjägerverbandes organisiert wurde. Insgesamt ziviler Kraftfahrzeuge für den Bedarf des Bundes- 26 oberösterreichische Grenzschützer fanden sich heeres sichergestellt. Eine Anwendung dieses Ge- zu einem Kurs unter der Leitung von Major setzes war nicht nur für den Fall einer Mobil- Albrecht Walter, dem Kommandanten der Stabs- machung vorgesehen, sondern konnte bereits zu kompanie des Militärkommandos Oberösterreich,

25 Information von Hptm a.D. Gunter Polesny anlässlich eines Gesprächs mit dem Verfasser am 17.09.2007. 26 Vgl. APA-Meldung vom 28.10.1967 (Innenpolitik). 27 Vgl. Grohs, Maximilian: „Mobilmachung in Österreich“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 10. Jahrgang 1971, Nr. 2, S. 112. 28 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 4. Jahrgang 1965, 3. Folge, S. 1. 29 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 4. Jahrgang 1965, 4. Folge, S. 2.

Die Grenzschutztruppe 1965 bis 1968 308

Erstes öffentliches Auftreten einer Grenzschutzformation bei der Truppenparade anlässlich der Angelobung von Bundespräsident Dr. Adolf Schärf am 22.05.1963. Bestand Truppenparade 1963, HGM/MGFA. Foto: MGFA

Parade in Wien am 27.04.1965: der Fahnentrupp mit LtdRes Kastner, OffzStv Kriegner und LtdRes Polesny; Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

Parade in Wien am 27.04.1965: die 2./114 unter LtdRes Neuhuber; Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ

Die Grenzschutztruppe 309 Abb.: MGFA

Abb. 104: Truppenparade in Wien am 27.04.1965; Titelblatt der Zeitschrift „Der Grenzjäger“ Nr. 2/1965.

Die Grenzschutztruppe 1965 bis 1968 310 Abb.: MGFA

Abb. 105: Schreiben an die Frequentanten des 1. Grenzschutz-fWÜ-Kurses 1965; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 311 Abb.: MGFA Abb.: MGFA

Abb. 106: Einberufungsbefehl zum 1. Grenzschutz-fWÜ-Kurs 1965 für LtdRes Gunter Polesny; Archiv Gunter Polesny, Linz.

Die Grenzschutztruppe 1965 bis 1968 312

1. Grenzschutz-fWÜ-Kurs in Freistadt vom 06.09.-03.10.1965: Der Kurskommandant mit den Teilnehmern in Zulissen; Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

1. Grenzschutz-fWÜ-Kurs in Freistadt vom 06.09.-03.10.1965: „Standortbestimmung“; Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

1. Grenzschutz-fWÜ-Kurs in Freistadt vom 06.09.-03.10.1965: „Beim Üben der Kommando- sprache“; Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ

Die Grenzschutztruppe 313

Abschlussabend des 1. Grenzschutz-fWÜ-Kurses in Freistadt am 01.10.1965; Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

Abschlussabend des 1. Grenz- schutz-fWÜ-Kurses in Freistadt am 01.10.1965; Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

Abschlussabend des 1. Grenz- schutz-fWÜ-Kurses in Freistadt am 01.10.1965; Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ

Die Grenzschutztruppe 1965 bis 1968 314

in der Kaserne Freistadt ein.30 Durch die Wahl von stellt.33 Nachtübungen und ein gesicherter 25 km Freistadt als Kursort konnte die Ausbildung in dem Orientierungsmarsch stellten hohe Anforderungen Gelände durchgeführt werden, in dem der Grenz- an die Teilnehmer. Die Abschlussübung befasste sich schutz im Mobilisierungsfalle eingesetzt werden mit der Aktionsart „Verteidigung“ in Anlehnung an sollte. Außerdem wurde den Kursteilnehmern die die Landesbefestigungsanlagen, für Reserve- Gelegenheit gegeben, sich mit dem im Raum Offiziers- sowie Unteroffiziersanwärter gab es im Freistadt befindlichen Landesbefestigungsanlagen Anschluss eine kommissionelle Abschlussprüfung.34 und Straßensperren vertraut zu machen.31 Das Den Abschluss bildete im Sinne der Kamerad- Schwergewicht des Kurses lag in der praktischen schaftspflege ein geselliger Abend am 1. Oktober, an Ausbildung von Infanteriewaffen und der Panzer- dem bis in die Morgenstunden die Ausbildungs- kanone T 34, dem Gefechts-, Pionier- und ABC- inhalte reflektiert wurden. Dienst, dem Telegraphenwesen und der Ersten Der Dienstplan musste im Laufe des Kurses ver- Hilfe sowie einer Körper- und Nahkampfaus- schiedentlich abgeändert werden, da auf den Ge- bildung. Ausbildungsziel für die teilnehmenden bieten des Pionier-, Telegraphen- und Sanitäts- Zugs- und Gruppenkommandanten war eine wesens sowie der Nahkampfausbildung eine inten- merkbare Besserung in der Ausbildung im sivere Schulung notwendig war. Vor allem der Gefechtsdienst, die Sicherheit im Auftreten vor der Sanitätsdienst musste forciert werden, da zu diesem Front, in der Kommandosprache und Befehlsge- Zeitpunkt die Versorgung der Verwundeten im bung, sowie eine „Festigung in Haltung, Auffassung Einsatzfall noch nicht restlos geklärt war, und daher und Entschlussfreudigkeit“32. Im Umgang mit den jeder Grenzschützer auf diesem Gebiet besonders Kursteilnehmern wurde extra darauf hingewiesen, geschult werden musste. Die Scharfschießübungen dass es sich großteils um ältere, verheiratete Reser- stießen auf positive Resonanz, die Ausbildung von visten handelte, und daher eine „besondere Vor- Scharfschützen beim Grenzschutz wurde mehrfach gangsweise“ vonnöten war. angeregt.35 Der Kurs entsprach in jeder Hinsicht Der Kurs war in zwei Hälften geteilt, einem allen Erwartungen, das Engagement der teilneh- Gruppenkommandantenkurs in den ersten beiden menden Grenzschützer veranlasste den ober- Wochen für die grundlegende Ausbildung, sowie österreichischen Militärkommandanten, Brigadier einer gehobenen Ausbildung in der zweiten Kurs- Hubert Obermaier, zu folgendem Resümee: „Der hälfte als Zugskommandantenkurs. Ein Lehrzug in Arbeitseifer, man kann sagen die Begeisterung der der Stärke von 20 Mann wurde dem Kurs beige- Kursteilnehmer, waren erstaunlich.“36

30 Vgl. „Freiw. Waffenübung von Angehörigen des Grenzschutzes“ vom 19.08.1965, MilKdo OÖ Zl. 14.562-3/65; Österreichi- sches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 386.776-Ausb/65. 31 Vgl. „Erfahrungsbericht“ vom 18.10.1965, in „GzAusbildungskurs des MilKdo OÖ in FREISTADT – Erfahrungsberichte“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 396.157-Ausb/65. 32 Fernschrift Nr. 788/310 des BMfLV vom 09.08.1965; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 386.776-Ausb/65. 33 Ebenda. 34 Vgl. Dienstplan des 1. Grenzschutz-Waffenübungskurses, in Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 35 Vgl. „Erfahrungsbericht“ vom 18.10.1965, in „GzAusbildungskurs des MilKdo OÖ in FREISTADT – Erfahrungsberichte“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 396.157-Ausb/65. 36 „Erste gemeinsame Waffenübung von Grenzschutzkommandanten“ MilKdo OÖ vom 03.11.1965, in GzAusbildungskurs des MilKdo OÖ in FREISTADT – Erfahrungsberichte“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – BMfLV Zl. 396.157-Ausb/65.

Die Grenzschutztruppe 315 Abb.: Kraml

Abb. 107: Artikel des Linzer Volksblattes vom 15.09.1965 über den 1. Grenzschutz-fWÜ-Kurs; Privatarchiv Franz Kraml, Linz.

Die 26 Grenzschützer, die aus den verschiedens- dierbrigade und des Militärkommandos Oberöster- ten Berufssparten kamen, hatten nicht alle die volle reich vorgeführt.39 Unterstützung ihrer Arbeitgeber. Manche mussten Aufgrund des großen Erfolges dieses ersten frei- ihren Erholungsurlaub dafür einlösen, anderen willigen Waffenübungskurses wurde auch 1966 ein blieb nur die Möglichkeit eines unbezahlten Ur- weiterer Kurs veranstaltet, dieses Mal mit 36 Teil- laubes, wofür sie vom Bundesheer einen Verdienst- nehmern in der Dauer von zwei bzw. vier Wochen. entgang von ATS 40,– bis 150,– täglich bezahlt be- Erstmals wurden bei diesem Kurs auch Panzer, wie kamen. Ihr freiwilliges Engagement war ein gutes der Aufklärungspanzer M 24, der österreichische Beispiel einer „Wehrbereitschaft von unten“ und Schützenpanzer 4K4FA, die leichte Panzerhaubitze fand großes positives Echo in der Bevölkerung und 105 mm M 7 (A) „Priest“ sowie der Bergepanzer den Medien.37 Der Bürgermeister von Bad Leon- M 88 (A) eingesetzt.40 Vom 11. September bis felden Franz Traxler gab als Dank für das bewiese- 8. Oktober 1967 folgte der dritte freiwillige Waffen- ne Engagement für die Kursteilnehmer zusammen übungskurs in der Tillykaserne in Freistadt mit 30 mit mehreren Gemeindevertretern einen Empfang Teilnehmern. Der fünfte und letzte Kurs fand vom im Rathaus.38 Teile des Kurses wurden gefilmt und 13. Oktober bis 8. November 1969 erneut in am 26. Juli 1966 den Offizieren der 4. Panzergrena- Freistadt statt.41

37 Vgl. „Vom Büroschreibtisch auf die Soldatenwiese. Dreißig Mühlviertler Grenzschutz-Männer geben ein Beispiel gelebter Wehrbereitschaft“, Linzer Volksblatt vom 15.09.1965, S. 4. 38 Vgl. „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 4. Jahrgang 1965, 6. Folge, S. 3. 39 Vgl. Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. 40 Vgl. Ebenda. 41 Vgl. Ebenda.

Die Grenzschutztruppe 1965 bis 1968 316

2. Grenzschutz-fWÜ-Kurs 1966: die Teilnehmer mit dem Bergepanzer M 88 (A); Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985.

2. Grenzschutz-fWÜ-Kurs 1966: Schützenpanzer 4 K 4 FA; Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985.

2. Grenzschutz-fWÜ-Kurs 1966: Aufklärungspanzer M 24 und leichte Panzerhaubitze 105 mm M-7 „Priest“; Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ

Die Grenzschutztruppe 317

Abschlussabend des 3. Grenz- schutz-fWÜ-Kurses am 06.10.1967 im Gasthof „Laterndl“ in Linz; Archiv Josef Kolmer, Linz.

Abschlussabend des 3. Grenz- schutz-fWÜ-Kurses am 06.10.1967 im Gasthof „Laterndl“ in Linz; Archiv Josef Kolmer, Linz.

Abschlussabend des 3. Grenz- schutz-fWÜ-Kurses am 06.10.1967 im Gasthof „Laterndl“ in Linz; Archiv Josef Kolmer, Linz. Fotos: Kolmer

Die Grenzschutztruppe 1965 bis 1968 318

Grenzschutz-Erkundungsflug am 13.07.1965; Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985.

Grenzschutz-Ehrenposten am Kriegerdenkmal Pregarten 1966; Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985.

Grenzschutz-Ehrenposten am Kriegerdenkmal Bad Leonfelden am 01.11.1965; Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. Fotos: MGFA

Die Grenzschutztruppe 319

Neue Grenzschutzkompanien schutzkompanie Pregarten mit dem Stabszug des in Oberösterreich Grenzschutzbataillons 114 im Einsatzraum der Kompanie sowie gleichzeitig die Instruktion der Am 21. und 24. Jänner 1964 wurden mit den Pionierzüge der Grenzschutzkompanien Freistadt, Offizieren sowie den Beamten im Offiziersrang eine Pregarten und Bad Leonfelden in der Ramsau Geländeerkundung sowie eine Geländebesprech- statt.45 ung über den Einsatz des Grenzschutzes in Neu- felden durchgeführt. Am 19. und 20. November 1965 kam es schließlich zur Aufstellung der GzKp Die territorialen Sicherungskompanien Neufelden in Freistadt (4. Phase).42 Ende 1966 in Oberösterreich wurde Oberleutnant dRes Lois Kogler zum Kom- paniekommandanten dieser neuen GzKp Neu- Am 16. Februar 1966 hatten erste Besprech- felden ernannt, da er mittlerweile zum Zollwachab- ungen über eine Donau-Sicherung mit Major Karl teilungsinspektorat Rohrbach mit Wohnsitz in Hamberger stattgefunden.46 Nach dem Minister- Neufelden versetzt worden war.43 ratsbeschluss vom 17. Mai 1966 konnte man sich in Eine Woche zuvor, am 12. und 13. November Oberösterreich an die Aufstellung von territorialen 1965, war die Grenzschutzkompanie Pregarten in Sicherungskompanien machen. Freistadt errichtet worden.44 Von 27. Februar bis 5. Schon zu Beginn versuchte man, in den Siche- März 1966 fand eine Erkundung von Gefechts- rungskompanien ein ähnliches Zusammengehörig- ständen und Ausweichgefechtsständen sowie von keitsgefühl zu entwickeln, wie es beim Grenz- Lagerräumen für die beiden neuen Grenzschutz- schutz der Fall war. Man dachte an die Schaffung kompanien statt. Ab 6. März 1966 wurde das Gerät eines eigenen Abzeichens zur äußeren Kenn- der Grenzschutzkompanie Neufelden in das Gefan- zeichnung der Sicherungssoldaten, die Bedeutung genenhaus Neufelden ausgelagert. des Sicherungsdienstes in der Tiefe des Staatsge- Die erste Kaderinstruktion der Grenzschutz- bietes sollte hervorgehoben werden.47 Durch die kompanien Pregarten und Neufelden fand am 11. bald erfolgende Zusammenführung mit dem und 12. Mai 1966 in der Kaserne Ebelsberg und am Grenzschutz zu einer einheitlichen Landwehr kam TÜPl Treffling statt. Die Vollinstruktion der GzKp es jedoch nicht mehr dazu. Pregarten wurde am 2. und 3. Juni 1966 in Auch die Sicherungskompanien sollten an der Pregarten und am TÜPl Ramsau durchgeführt, die Traditionspflege teilhaben und einen Truppen- der GzKp Neufelden am 23. und 24. Juni in körper der k.u.k. Monarchie übernehmen. Den Neufelden und ebenfalls in der Ramsau. Vom 15. bis oberösterreichischen Sicherungskompanien und 18. Mai 1968 fand die Instruktion der Grenz- hier in erster Linie dem Sicherungsbataillon Linz

42 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 43 Vgl. Schreiben von Lois Kogler an die Angehörigen der GzK Neufelden vom 20.11.1966; in: Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. 44 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 45 Vgl. Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. 46 Vgl. Ebenda. 47 Vgl. Neururer, Richard: „Organisation, Gliederung, Stärke, Bewaffnung und Ausrüstung der territorialen Verteidigungskräfte im österreichischen Bundesheer (Landwehrorganisation – Grenzschutz und territoriale Sicherungskräfte in einem Gesamtrahmen von 100.000 Mann).“, 5. Generalstabskurs – Militärwissenschaftliche Dissertation, Innsbruck 1969, S. 53.

Die Grenzschutztruppe 1965 bis 1968 320 Abb.: MilKdo OÖ

Abb. 108: Die Gliederung des GzB 114 1967/68; Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985.

Die Grenzschutztruppe 321 Abb.: MilKdo OÖ

Abb. 109: Die Gliederung des GzB 114 1967/68; Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985.

Die Grenzschutztruppe 1965 bis 1968 322

wurde daher die Traditionspflege des ehemaligen Instruktionen, Inspektionen und Landsturm-Infanterieregimentes Nr. 2 übertragen. Kommandantenwechsel im Als Gedenktag wurde der 29. Oktober 1917, die Grenzschutz Oberösterreich Eroberung von Görz, und als Traditionsmarsch der „Zweier-Schützenmarsch“ von Dr. Bruno Studeny Vom 21. März bis 2. April 1966 fand der erste festgelegt.48 Kurs für Reserveoffiziere der österreichischen Die Gliederung der Sicherungskompanie orien- Grenzschutz-Bataillonskommanden an der Jäger- tierte sich am Organisationsplan 1967 der Grenz- schule in Saalfelden statt. Eine Instruktion des schutzkompanie und umfasste folgende Teile: Kom- gesamten Kaderpersonals des GzB 114 wurde unter paniekommando, Kommandogruppe, Versorgungs- Leitung von Major Grimm am 15. und 16. Juni 1966 gruppe, I., II. und III. Jägerzug, und eine mGrW- in Freistadt veranstaltet. Am 12. Jänner 1968 fand Gruppe.49 eine Reserveoffiziers-Fortbildung unter Anwesen- Ab 1966 wurden südlich der Donau die Siche- heit der Grenzschutz- und Sicherungskompanie- rungskompanien Enns, Linz und Aschach sowie Kommandanten statt. Thema war die Ausarbeitung die Sperrkompanien Klaus und Bad Ischl aufge- einer Übung im Rahmen der Grenzschutzkom- stellt.50 Vom 3. bis 6. April 1968 fand die Instruktion panien Pregarten-Freistadt-Leonfelden durch die der Sicherungskompanie Aschach unter ihrem Kommandanten der Grenzschutztruppen. Am 4. Kommandanten Oberleutnant dRes Bachinger Juni 1968 wurde eine Unteroffiziersausbildung der statt. Vom 8. bis 11. Mai 1968 wurde die Instruktion Grenzschutzausbildungsgruppe am TÜPl Ramsau der Sicherungskompanie Enns durchgeführt. Vom durchgeführt, bei der erstmals scharfe Hand- 25. bis 28. September 1968 fand die Instruktion der granaten geworfen werden konnten sowie ein Sicherungskompanie Linz in der Linzer Artillerie- Schießen mit der PAR 9 cm durchgeführt wurde.52 kaserne sowie am TÜPl Treffling unter ihrem Kom- 1967 wurde im oberösterreichischen Grenz- mandanten Oberleutnant dRes Jakowitsch statt, schutz ein Kommandantenwechsel vollzogen: und vom 9. bis 12. Oktober 1968 die erste Ins- Durch die 1965 erfolgte Einführung der Funktion truktion der Sperrkompanie Bad Ischl in der eines „Kommandanten der Grenzschutztruppen Kavalleriekaserne Enns sowie am TÜPl Treffling.51 von Oberösterreich“ – erster Kommandant wurde

48 Vgl. „Traditionspflege des MilKdos OÖ“ vom 05.12.1967, MilKdo OÖ Zl. 23.074-Kdt/67; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 49 Vgl. Neururer, Richard: „Organisation, Gliederung, Stärke, Bewaffnung und Ausrüstung der territorialen Verteidigungskräfte im österreichischen Bundesheer (Landwehrorganisation – Grenzschutz und territoriale Sicherungskräfte in einem Gesamtrahmen von 100.000 Mann).“, 5. Generalstabskurs – Militärwissenschaftliche Dissertation, Innsbruck 1969, S. 58 50 Vgl. „Kurzbericht über die Lage betreffend die Organisation des Grenzjägerverbandes“ vom 21.05.1981, S. 1; Archiv Gunter Polesny, Linz. 51 Vgl. Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. 52 Vgl. Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985.

Die Grenzschutztruppe 323

am 1. September 1965 Oberstleutnant Ludwig Am 1. November 1967 fand erstmalig eine Groth53 – wurde die Bataillonskommandantenstelle Heldenehrung eines unter Waffen stehenden Ehren- des Grenzschutzbataillons 114 von nun an mit zuges des Mühlviertler Grenzschutzes bei den einem Reservisten besetzt. Daher wurde der lang- Kriegerdenkmälern in Altenfelden und Neufelden jährige Kommandant Oberstleutnant Raimund statt.55 Am 31. Mai 1968 wurde ein vom „Österrei- Schindl versetzt, zu seinem Nachfolger wurde cher Verein Zürich“ gestiftetes Fahnenband an das Major dRes Otto Grabner ernannt. Als Komman- GzB 114 in Bad Leonfelden übergeben.56 dant der Grenzschutztuppen Oberösterreich löste Ende 1968 kam das Ende für das Grenzschutz- 1967 Oberstleutnant Paul Kaczirek, zuvor Kom- bataillon 114: Aus den oberösterreichischen Grenz- mandant der Heeresunteroffiziersschule in Enns, schutz- und Sicherungskompanien wurden die Oberstleutnant Groth ab.54 Landwehrregimenter 301 und 302 gebildet.

Die Grenzschutz- und Sicherungskompanien in Österreich 1968

Nach jahrelangen Planungen von Seiten des Bundesministeriums für Landesverteidigung wurde am 19. März 1968 vom Ministerrat eine neue Friedens- und Mobilmachungsgliederung des Bundesheeres beschlossen. Das Bundesheer wurde nun in das Armeekommando, die Akademien und Schulen, das Feldheer und die territoriale Organi- sation bestehend aus aktiven und Reservetruppen gegliedert. Als Reservetruppe der territorialen Ver- teidigungsorganisation wurde die Landwehr be- stimmt, die sich aus den Grenzschutz- und territo- rialen Sicherungstruppen zusammensetzen sollte.

Abb.: MilKdo OÖ Oberstes Ziel der militärischen Landesverteidigung Oberst Paul Kaczirek, der erste Kommandant des Land- war aber nach wie vor, „die Republik schon an den wehrregiments 301; Kogler, Lois: „Das Landwehr- regiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985. Staatsgrenzen wirkungsvoll zu schützen“.57 Das

53 Vgl. Obstlt Ludwig Groth, geboren 1911, wurde mit Wirkung vom 01.09.1965 gemäß Org-Plan TE S 003 als „Kdt GzT – im Fachstab“ eingeteilt. Vgl. „Obstlt Ludwig GROTH – Diensteinteilung beim Militärkommando OÖ“, BMfLV Erlass vom 28.07.1965 Zl. 385.934-Org/65 im Personalakt „Ludwig Groth“, Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/ Landesverteidigung – Verschluss. 54 Vgl. „Traditionspflege GzB 114 – Vorlage des Berichtes.“ vom 23.10.1968, Kommando GzT OÖ Zl. 470/VIII/1//68; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 55 Vgl. „Heldenehrung in Altenfelden und Neufelden; Stellung eines Ehrenzuges durch die GzKp-Neufelden“ vom 03.11.1967; Privatarchiv Vzlt Kraml, Linz. 56 Vgl. Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. 57 Vgl. „Erlass über die Organisation und Gliederung des Bundesheeres“, BMfLV Zl. 306.410-Org/68, in: „Das Bundesheer der Zweiten Republik. Eine Dokumentation“; Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums/Militärwissenschaftliches Institut, Band 9, Wien 1980, S. 89f.

Die Grenzschutztruppe 1965 bis 1968 324

Der Ehrenzug der GzKp Neufelden am Kriegerdenkmal Neufelden am 01.11.1967; Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. Foto: MilKdo OÖ

Fahnenband-Verleihung an das GzB 114 in Bad Leonfelden am 31.05.1968; „Tagebuch des Gz- Baons 114 „Mühlviertel“, Teil II; Privatarchiv Franz Kraml, Linz. Fotos: Kraml

Fahnenband-Verleihung an das GzB 114 in Bad Leonfelden am 31.05.1968; „Tagebuch des Gz- Baons 114 „Mühlviertel“, Teil II; Privatarchiv Franz Kraml, Linz. Foto: Kraml

Die Grenzschutztruppe 325

bedeutete das Ende der eigenständigen Grenz- in der militärischen Planung immer mehr in den schutz- und Sicherungskompanien. Durch ihre Ein- Vordergrund trat. Die Aufstellung von Sicherheits- gliederung in die Landwehr verloren sie ihren kompanien wurde forciert, im Vergleich wurden autonomen Charakter. Grenzschutzkompanien nur noch vereinzelt reali- Zwischen 1961 und 1968 ergeben sich folgende siert. Taktisch ging man ab 1966 vom „Schutz der Zahlen an Aufstellungen von Bataillonskomman- Grenzen“ zurück in das Landesinnere zu Kleinkrieg den bzw. Kompanien pro Jahr: und Raumsicherung, die ursprünglich geplante • 1961: 1 Grenzschutz-Bataillonskommando und dichte Grenzsicherung durch eng aneinander statio- 3 Grenzschutzkompanien; nierte Grenzschutzkompanien schien nicht mehr • 1962: 21 Grenzschutzkompanien; zwingend notwendig. • 1963: 20 Grenzschutzkompanien; Anhand der Aufstellung aller errichteten Grenz- • 1964: 14 Grenzschutzkompanien; schutz- und Sicherungskompanien (siehe Anhang) • 1965: 8 Grenzschutz-Bataillonskommanden und lassen sich sehr abweichende Gliederungen der 6 Grenzschutzkompanien; einzelnen Kompanien und Bataillone erkennen. • 1966: 1 Grenzschutzkompanie; Grundsätzlich schwanken die Personalzahlen der • 1967: 1 Grenzschutz-Bataillonskommando und Grenzschutzkompanien, je nachdem ob sie über 3 Grenzschutzkompanien sowie 1 Sicherungs- eine mGrW-Gruppe verfügten, zwischen 191 und Bataillonskommando und 11 Sicherungskom- 209 Mann, die Sicherungskompanien waren auf 137 panien; Mann festgelegt. Viele Kompanien hatten jedoch • 1968: 3 Grenzschutzkompanien und 4 Siche- ihre Eigenheiten aufgrund spezifischer territorialer rungskompanien.58 Gegebenheiten, zum Beispiel wurde bei größeren Auffallend daran ist vor allem der „Einbruch“ Einsatzräumen den Kompanien ein zusätzlicher an Aufstellungen nach dem Jahr 1965, in dem das Jägerzug eingegliedert. Die wichtigsten Unter- Bundesheer zum ersten Mal hart an seine organisa- schiede waren folgende: torischen und personellen Grenzen stieß. Mit Die Wiener Grenzschutzbataillone I, II und III Stichtag 25. November 1968 waren somit insgesamt waren mit je 856 Mann die größten und einzigen zehn Grenzschutz-Bataillonskommanden mit 71 Bataillone, die über einen eigenen Telegraphenzug Grenzschutzkompanien sowie ein Sicherungs- und eine schwere Kompanie verfügten. In Wien Bataillon mit 15 Sicherungskompanien aufgestellt befand sich zum Schutz der Bundeshauptstadt worden. Es wurde also, lässt man die Sicherungs- auch das einzige Sicherungsbataillon Österreichs. verbände außer Acht, nur etwas mehr als die Hälfte Die Kompanien des Grenzschutzbataillons Mühl- der geplanten 120 Grenzschutzkompanien ver- viertel bestanden nach wie vor in ihrer ursprüngli- wirklicht. chen Form mit einem inkludierten Kampfunter- Ein Grund für diese niedrige Zahl könnte, neben stützungszug und jeweils 207 Mann. Den Grenz- den schon angeführten logistischen und personel- schutzkompanien Hornstein, Ferlach, Riegersdorf, len Problemen, darin liegen, dass mit Mitte der St. Paul, Werfen und Steinach wurde aufgrund 1960er Jahre die Konzeption der Raumverteidigung ihrer weiträumigen Sperranlagen zusätzlich ein

58 Vgl. Neururer, Richard: „Organisation, Gliederung, Stärke, Bewaffnung und Ausrüstung der territorialen Verteidigungskräfte im österreichischen Bundesheer (Landwehrorganisation – Grenzschutz und territoriale Sicherungskräfte in einem Gesamtrahmen von 100.000 Mann).“, 5. Generalstabskurs – Militärwissenschaftliche Dissertation, Innsbruck 1969, S. 37 – 41.

Die Grenzschutztruppe 1965 bis 1968 326 Abb.: MilKdo OÖ

Abb. 110: Die Gliederung des LWR 301 1969/78; Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985.

Die Grenzschutztruppe 327 Abb.: MilKdo OÖ

Abb. 111: Die Gliederung des LWR 301 1969/78; Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985.

Die Grenzschutztruppe 1965 bis 1968 328

Sperrzug zugeteilt, diese besaßen daher mindes- Im „Einheitsbrei“ Landwehr ließen sich diese tens 210 bis zu 260 Grenzjäger. Die Grenzschutz- unterschiedlichen Strukturen nicht mehr aufrech- sperrkompanie Schaftenau in Tirol hatte eine terhalten, die Sonderformation Grenzschutz mit Sondergliederung mit nur einem Jägerzug und ihren spezifischen regionalen Ausprägungen fand dafür zwei Sperrzügen mit insgesamt 180 Mann.59 ihr Ende.

59 Vgl. Neururer, Richard: „Organisation, Gliederung, Stärke, Bewaffnung und Ausrüstung der territorialen Verteidigungskräfte im österreichischen Bundesheer (Landwehrorganisation – Grenzschutz und territoriale Sicherungskräfte in einem Gesamtrahmen von 100.000 Mann).“, 5. Generalstabskurs – Militärwissenschaftliche Dissertation, Innsbruck 1969, S. 37 – 41.

Die Grenzschutztruppe 329

8 Die Landwehr und die Territoriale Verteidigung

Das Raumverteidigungskonzept sierten Feind erschienen, führte das zu weiteren Überlegungen von Seiten der Generäle Otto Heller 1968 schien nach der Niederschlagung des und Erwin Jetzl. Vor allem General Erwin Jetzl als Prager Frühlings ein Konflikt zwischen den Macht- Leiter der Ausbildungsabteilung im BMfLV, der im blöcken NATO und Warschauer Pakt als äußerst Zweiten Weltkrieg 1943 als Major und Kommandeur wahrscheinlich. Die Philosophie der österreichi- des Grenadierregiments 268 in Stalingrad in russi- schen Landesverteidigung war es daher einmal sche Gefangenschaft geriet3, forderte den Kleinkrieg mehr, nicht in einen derartigen Konflikt der beiden in der gesamten Tiefe des feindlichen Durch- Weltmächte hineingezogen zu werden. Aus dieser marsches und schuf so die Grundlage des Raum- Denkweise heraus entstand das Prinzip der Raum- verteidigungskonzeptes. Der spätere Armeekom- verteidigung: Kein Aggressor sollte das österreichi- mandant General Emil Spannocchi griff diese Idee sche Staatsgebiet betreten. auf4, entwickelte sie weiter und kreierte das eigentli- Auf politischer Ebene hatte Verteidigungsminis- che Raumverteidigungskonzept, das als „Span- ter Schleinzer bereits am 30. Juni 1962 vor der nocchi-Doktrin“ in die österreichische Verteidi- Bundesregierung die Notwendigkeit einer tief gungspolitik eingehen sollte. gestaffelten territorialen Verteidigung betont.1 Als Die Raumverteidigung5 sollte als Ganzheits- einer der ersten Militärs bearbeitete Generalmajor system der militärischen Landesverteidigung allen Dr. Mario Duic schon 1963 als Leiter der Opera- möglichen Bedrohungen flexibel begegnen können. tionsabteilung im BMfLV ein Konzept für die Miliz- Sie basierte auf einem System orts- und raumgebun- truppen in der Tiefe. Doch traf dies auf heftigen dener Kräfte, die entsprechend der operativ-takti- Widerstand seitens der SPÖ, die einen Einsatz des schen Wertigkeit der verschiedenen Räume des Bundesheeres im Inneren des Staatsgebietes rigoros österreichischen Staatsgebietes ihre Aufgaben hat- ablehnte.2 Als wenige Jahre später in der Schweiz ten. Das Hauptcharakteristikum war die Kon- und in Deutschland Werke über den Kampf vertei- zentration auf eine örtlich und zeitlich begrenzte digender Infanterie gegen angreifenden mechani- Verteidigung aller für Feindoperationen entschei-

1 Vgl. Müller, Harald: „Die Entwicklung der Konzeption der Raumverteidigung“, unveröffentlichte Militärwissenschaftliche Arbeit an der Landesverteidigungsakademie, Wien 1988, S. 38. 2 Aussage von Generalmajor i.R. Dr. Mario Duic anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 19.07.2007. 3 Vgl. Bader, Stefan: „An höchster Stelle … Die Generale des österreichischen Bundesheeres der Zweiten Republik“ (= Schriften zur Geschichte des österreichischen Bundesheeres, Hrsg. vom Generalstab des Bundesministeriums für Landesverteidigung und der Militärgeschichtlichen Forschungsabteilung des Heeresgeschichtlichen Museums, Band 3), Wien 2004, S. 145. 4 „Spannocchi hatte jeden Tag eine andere Idee, das war äußerst mühsam. Vor allem wollte er dauernd die Panzerwaffe ver- stärken, dabei hatten wir doch schon viel zu viele Panzer. Höhepunkt war seine Idee eines österreichischen Panzerkorps – eine Schnapsidee! Was soll man mit einem Panzerkorps in Österreich? Ohne Luftwaffe und ohne Fliegerabwehr kommen die nicht mal aus der Kaserne!“ Zitat von General i.R. Anton Leeb anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 23.08.2007. 5 Zum Raumverteidigungskonzept siehe u.a. Eder, Erich: „Skizzen zur Gesamtraumverteidigung“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 12. Jahrgang 1974, Heft 3, S. 298f; Jetzl, Erwin: „Kleinkrieg gegen mechanisierten Feind“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Heft 1, S. 3ff; Pleiner, Horst: „Die Kampfverfahren der Raumverteidigung“, in Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 20. Jahrgang 1981, Nr. 5, S. 455f; Spannocchi, Emil: „Die Verteidigung des Kleinstaates“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 8. Jahrgang 1970, Heft 5, S. 370ff; Steiger, Andreas: „Vom Schutz der Grenze zur Raumverteidigung. Beiträge zur Geschichte des Bundesheeres von 1968 bis 1978“, Wien 2000 (Diss.).

Landwehr und Territoriale Verteidigung 330

denden Schlüsselräume durch die territoriale Land- Die Tatsache allerdings, dass dieses Konzept wehr und auf die Verteidigung eines möglichst den totalen Krieg mit allen sich daraus ergebenden großen Zentralraumes, um die Republik als hand- Konsequenzen im eigenen Land bedeutet hätte, lungsfähiges Völkerrechtssubjekt zu erhalten.. wurde dem österreichischen Volk nicht vor Augen Gleichzeitig sollte eine wirkungsvolle territoriale geführt.7 Nicht alle hohen österreichischen Militärs Flächensicherung des gesamten übrigen Staatsge- waren vom Landwehrkonzept überzeugt, da einem bietes durch leichte und bewegliche Kampfele- Kleinkrieg bzw. dem Partisanen- oder Guerilla- mente erfolgen, deren Aufstellungsdichte, Ver- kampf ohne der Unterstützung durch die vermut- teilung und taktisches Verhalten vom voraussichtli- lich stark verängstigte österreichische Bevölkerung chen Ausmaß der Feindbedrohung und des Ge- keine Erfolgsaussichten eingeräumt wurden.8 ländes abhängig war. Der Auftrag dieser Elemente ist daher nicht das Halten von Geländeteilen, son- „Dem Kleinkrieg jedoch operative Bedeutung zuzu- dern das Beherrschen großer Räume und die Ver- messen, hieße seine Möglichkeiten maßlos zu über- nichtung eingedrungener feindlicher Kräfte. Die schätzen.“9 zur statischen Verteidigung eingerichteten „Schlüsselräume“ sollten als Rundumverteidigung Im Mai 1970 ließ Generaltruppeninspektor Fus- so organisiert werden, dass sie auch nach einer senegger das erste Planspiel über eine Territoriale eventuellen Umgehung bzw. Umfassung weiterhin Verteidigung ausarbeiten und beauftragte den verteidigt werden konnten. Schlagworte wie Salzburger Militärkommandanten Brigadier Ing. „Jagdkampf“, „Taktik der 1.000 Nadelstiche“ und Ludwig Ehm mit der Lösung. Die Lage „Salzburg“ „Kleinkrieg“ prägten in weiterer Folge die militäri- nahm eine Großoffensive des Warschauer Paktes mit sche Diskussion, der Kampf im Rücken des Feindes Hauptstoßrichtung in den Süddeutschen Raum an: erhielt eine immense Aufwertung. Die Wirkung der Feindliche Truppen hatten die österreichische Staats- Raumverteidigung lag in erster Linie darin, zu ver- grenze im Norden und Osten überschritten und hindern, dass der Angreifer durch eine einzige durch massive Luftlandungen das Donautal im Schlacht zum Sieg gelangt. Vielmehr wurde einem Raum Schwechat, Tulln, Linzer Becken und Salz- Agressor eine Vielzahl einzelner zeitraubender burg geöffnet. Durch Konzentrierung aller verfügba- Gefechte aufgezwungen, sogenannte „Kleine ren westdeutschen Truppen im süddeutschen Raum Kriege“, die für diesen eine andauernde Beun- konnte zwar die Offensive auf der Linie München- ruhigung und Bedrohung bedeuteten. An die Stelle Nürnberg vorerst gestoppt werden, die österreichi- des Haltens von Gelände im Sinne einer linearen sche Gruppe III wurde jedoch mit Masse zerschla- Konzeption, wie dem Schutz der Grenze, trat die gen, die Gruppe II unter schweren Verlusten nach Beherrschung des gesamten Raumes und damit die Westen abgedrängt. Zumindest konnte ein divisi- Entwertung des Kleinstaates Österreich als Opera- onsstarker Nebenstoß aus dem Raum Rosenheim in tionsbasis für den Feind.6 Österreich das Inntal bis einschließlich Wörgl öffnen.

6 Vgl. Hochauer, Günter: „Die Raumverteidigung. Ein glaubhafter Beitrag zur Strategie des neutralen Kleinstaates“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 11. Jahrgang 1973, Teil I in Heft 4, S. 299 – 305; Teil II in Heft 5, S. 387 – 393. 7 Vgl. Hamburger, Walter A.: „40 Jahre österreichisches Bundesheer der 2. Republik“, Wien 1994, S. 28, 30. 8 Vgl. Duic, Mario: „Zum Aufbau des österreichischen Generalstabes 1956 – 1965“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 44. Jahrgang 2006, Heft 6, S. 725. 9 Heller, Otto: „Die Aufgaben und Organisation der Landwehr“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 2, S. 111.

Die Grenzschutztruppe 331

Angesichts der geringen verfügbaren eigenen Siche- Das Landwehrkonzept rungstruppen wurden sämtliche Alpenhauptkamm- übergänge – Felbertauern, Tauerntunnel, Glockner – Grundüberlegungen und Strukturmaßnahmen gesprengt. zu einer österreichischen Landwehr finden sich Dem Militärkommando Salzburg mit Gefechts- erstmals im Ministerratsbeschluss vom 19. März stand in Bischofshofen standen in dieser Lage neben 1968. In diesem Beschluss wurde die Organisation versprengten Teilen der Gruppe I und II in den der Landwehrverbände als Reservetruppen der ter- Räumen Saalfelden, Zell am See und Radstadt im ritorialen Verteidigungsorganisationen festgelegt.12 wesentlichen das Landwehrregiment 311 mit Sperr- zügen am Pass Lueg sowie die Landwehrkom- panien Oberndorf, St. Gilgen, Werfen und Bischofs- hofen sowie das Landwehrbataillon IV/311 Pinz- gau zur Verfügung. Der Auftrag an den Salzburger Militärkommandanten verlangte nun, die Kom- mandoführung über alle in Salzburg befindlichen Truppen zu übernehmen und die Verteidigung des noch gehaltenen Raumes zu übernehmen. Darüber hinaus sollten Kleinkriegsaktionen gegen rückwär- tige Feindteile gestartet werden. Zahlreiche Ein- lagen wie feindliche Kommandounternehmen, Streik von Teilen der ÖBB und Sabotageaktionen erschwerten den Verteidigungsauftrag.10 Das Planspiel musste schlussendlich abgebro- chen werden. Brigadier Ehm konnte die gestellte Aufgabe nicht ausreichend erfüllen, dem General- truppeninspektor waren die erarbeiteten Aufträge zu wenig konkret, wichtige Punkte wie die Fest- Abb.: Strigl legung des Schwergewichts und der taktische Abb. 112: Ärmelabzeichen der Landwehrtruppe, einge- 11 Zweck fehlten. Es zeigte sich, dass auch führende führt mit VBl. 199/1967. Ab 01.01.1968 behielten somit österreichische Militärs in der taktischen Um- die Grenzschutztruppen das ursprüngliche 1961 einge- führte Grenzschutzabzeichen, den übrigen Einheiten setzung der Territorialen Verteidigung noch große der Landwehr wurde das o.a. Abzeichen verliehen; Schwierigkeiten hatten. Privatsammlung Wien.

10 Vgl. „Lage „Salzburg“. Planspiel Territoriale Verteidigung“; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik. 11 „Seine Lösung war allerdings unbrauchbar, was ich gar nicht anders erwartet habe, da er gar nicht über das notwendige geistige Potential verfügt.“ GTI Fussenegger über den Salzburger Militärkommandanten. Tagebucheintrag vom 08.05.1970. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967 – 1970, S. 107. 12 Vgl. Steiger, Andreas: „Vom Schutz der Grenze zur Raumverteidigung. Beiträge zur Geschichte des Bundesheeres von 1968 bis 1978“, Wien 2000 (Diss.), S. 189.

Landwehr und Territoriale Verteidigung 332

Das Landwehrkonzept sah die Bildung von 280 allem der Objektschutz sein sollte. Durch diesen soll- Landwehreinheiten aus den Grenzschutz- und te die staatliche Führung mit ihren Einrichtungen, Sicherungstruppen vor. Dazu kamen die Sperrtrup- die Verbindungen und die Massenmedien sowie die pen, die für die Besetzung der Festen Anlagen und wichtigsten Versorgungselemente unter einen ver- den Kampf aus diesen vorgesehen waren. Zu einem lässlichen Schutz gestellt werden. Die dafür vorgese- späteren Zeitpunkt war die Aufstellung von 50 henen Kräfte wurden als IV. oder V. Bataillone in die „Wachkompanien“ geplant13, deren Aufgabe vor Landwehrregimenter eingegliedert.14 Abb.: ÖMZ

Abb. 113: Magenheimer, Heinz: „Das österreichische Bundesheer 1955 – 1975. Ein Beitrag zur Chronik der Ereignisse“, in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 13. Jahrgang 1975, Heft 3, S. 194.

Die Landwehr war der eigentliche Träger des eine höhere Qualität in der Verteidigungsbereit- Volksaufgebotes, das „Volksheer“, und die Orga- schaft – schließlich würden die Landwehrsoldaten nisation, mit der das Konzept der Raumver- um ihre engere Heimat kämpfen, selbst dann, wenn teidigung im Besonderen verwirklicht werden soll- der Feind über sie hinweggestoßen sei.15 te. Durch das Milizsystem sollte eine weitgehende Das Wesentliche des Landwehrkonzeptes im Ausschöpfung des menschlichen Potenzials der Unterschied zum Grenzschutz war die Forderung Bevölkerung sichergestellt werden, durch das terri- der Sicherung des gesamten Staatsgebietes in der toriale Ergänzungsprinzip wie beim Grenzschutz Tiefe. Unverändert blieb zwar der Auftrag zur Be-

13 Vgl. „Richtlinien für den Einsatz der Landwehr und die territoriale Verteidigung“ vom 05.02.1970, BMfLV Zl. 5.115-geh- Fü/70 Geheim, in: „Das Bundesheer der Zweiten Republik. Eine Dokumentation“; Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums/Militärwissenschaftliches Institut, Band 9, Wien 1980, S. 107. 14 Vgl. Holenia, Rudolf: „Territoriale Vorsorgen für die Landesverteidigung“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Aus- bildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 1, S. 20. 15 Vgl. Hochauer, Günter: „Die Raumverteidigung. Ein glaubhafter Beitrag zur Strategie des neutralen Kleinstaates“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 11. Jahrgang 1973, Teil II, Heft 5, S. 387.

Die Grenzschutztruppe 333

obachtung und Sicherung der Grenze und des Gemäß Erlass vom 11. Mai 1968 war folgende Grenzraumes, neu waren jedoch die Sicherung der Gliederung für die Landwehr vorgesehen: Aufstellung und des Aufmarsches der übrigen Im Gruppenbereich I unter dem Militärkom- Reservetruppen sowie der sehr weit gefasste Auf- mando Wien das Landwehrregiment 101 (LWR 101) trag zur Führung eines Abwehrkampfes. Damit und das Landwehrregiment 102 (LWR 102), unter änderte sich auch das operative Konzept: War der dem Militärkommando Burgenland das Landwehr- Schutz der allgemeinen Mobilmachung bis zu die- regiment 111 (LWR 111) und das Landwehrbataillon sem Zeitpunkt ausschließlich Aufgabe der Grenz- 112 (LWB 112), und unter dem Militärkommando schutztruppe, oblag dieser Auftrag von nun an zu- Niederösterreich die Landwehrregimenter 121, 122 mindest in den Hauptbedrohungsräumen primär und 123 (LWR 121, LWR 122, LWR 123). den Einsatzverbänden. Im Gruppenbereich II unter dem Militärkom- Ein weiterer wichtiger Gegensatz zum Grenz- mando Steiermark die Landwehrregimenter 201, 202 schutz war, dass der Einsatz der Landwehr nicht und 203 (LWR 201, LWR 202, LWR 203), und unter mehr ausschließlich ortsgebunden erfolgen sollte. dem Militärkommando Kärnten die Landwehr- Schon im Krisenfall sollten Landwehrteile aus weni- regimenter 211 und 212 (LWR 211, LWR 212). ger bedrohten Abschnitten in die Gebiete verlegt Im Gruppenbereich III unter dem Militärkom- werden können, in denen die größte Gefahr drohte. mando Oberösterreich die Landwehrregimenter 301 Dazu war eine teilweise bis sogar weitgehende und 302 (LWR 301, LWR 302), unter dem Militär- Unterstellung von Landwehreinheiten unter die kommando Salzburg das Landwehrregiment 311 Einsatzverbände des Feldheeres notwendig – die (LWR 311) und das Landwehrbataillon 312 (LWB Landwehr wurde auf diese Weise zur Infanterie des 312), unter dem Militärkommando Tirol die Land- Feldheeres. wehrregimenter 321 und 322 (LWR 321, LWR 322) Waren die Grenzschutzeinheiten auf ihre jeweili- sowie das Landwehrbataillon 323 (LWB 323), und ge Einsatzaufgabe hin besonders gegliedert, konnte unter dem Militärkommando Vorarlberg das selbst- dies in der Landwehr nicht länger beibehalten wer- ständige Landwehrbataillon 331 (LWB 331).18 den. Das Landwehrkonzept fasste die Grenzschutz- Mit Wirkung vom 15. Dezember 1968 wurden und Sicherungseinheiten in gleichartige Verbände acht Landwehrregimenter mit teilaktiven Regi- zusammen. Sie wurden einheitlich gegliedert und mentskommanden sowie ein selbstständiges Land- ausgerüstet und grundsätzlich an die Organisation wehrbataillon mit einem teilaktiven Bataillonskom- der aktiven Infanterieverbände, den Jägerbatail- mando aufgestellt und als eigene Standeskörper lonen, angegliedert.16 Als Kosten für die Landwehr- dem territorial zuständigen Militärkommando truppen wurden 2,3 Milliarden Schilling veran- unterstellt. Die jeweiligen Landwehrregimentskom- schlagt, ein Jägerbataillon kostete komplett mit allen manden bzw. das Landwehrbataillonskommando Kraftfahrzeugen 88 Millionen Schilling.17 (LWRKdo bzw. LWBKdo) wurden in folgenden

16 Vgl. Heller, Otto: „Die Aufgaben und Organisation der Landwehr“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 2, S. 110f. 17 Vgl. Tagebucheintrag vom 19. und 20.09.1967. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967, S. 52. 18 Vgl. „Erlass über die Organisation und Gliederung des Bundesheeres“, BMfLV Zl. 306.410-Org/68, in: „Das Bundesheer der Zweiten Republik. Eine Dokumentation“; Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums/Militärwissenschaftliches Institut, Band 9, Wien 1980, S. 95f.

Landwehr und Territoriale Verteidigung 334

Städten errichtet: LWRKdo 101 in Wien, LWRKdo Ein Landwehrregiment gliederte sich in drei 111 in Eisenstadt (die Verlegung des LWRKdo 111 in Bataillone mit je vier Kompanien, wobei die jeweils den Raum Pöttsching-Sauerbrunn war geplant), vierte Kompanie als „schwere“ Kompanie (sKp) LWRKdo 123 in St. Pölten, LWRKdo 202 in Graz, aufgestellt wurde. Als 13. Kompanie wurde eine LWRKdo 211 in Klagenfurt, LWRKdo 301 in Linz, Pionierkompanie, und als 14. Kompanie eine LWRKdo 311 in Salzburg (die Verlegung des Artilleriekompanie gruppiert, die beide unmittel- LWRKdo 311 nach St. Johann/Pongau war geplant), bar dem Regimentskommando unterstellt wurden. LWRKdo 321 in Solbad Hall und das LWBKdo 323 In der Stabskompanie des Regimentskommandos in Lienz.19 war zusätzlich ein beweglicher Sicherungszug vor- Die bereits bestehenden Grenzschutz- und gesehen. Das selbstständige Landwehrbataillon be- Sicherungskompanien sowie die Bataillonskom- stand aus dem Bataillonskommando mit der Stabs- manden wurden in die neuen Landwehrverbände kompanie und vier Landwehrkompanien mit der eingegliedert. Ausnahmen bildeten die Grenz- vierten Kompanie als schwere Kompanie.22 schutzbataillone Bruck I, II und III, die in Sperr- 1968 wies die Planung des BMfLV zunächst eine bataillone umbenannt und als territoriale Reserve- Anzahl von 16 Landwehrregimentern und vier truppen dem Sperr- und Truppenübungsplatz- selbstständigen Landwehrbataillonen auf. Insge- Kommando Bruckneudorf unterstellt wurden, samt wurde ein Endziel von 100.000 Mann gesteckt, sowie die Grenzschutzkompanie Hainburg, die was eine Kapazität von etwa 27 Landwehr- ebenfalls Bruckneudorf untergeordnet wurde.20 regimentern und zwei selbstständigen Landwehr- Die Besatzungen der Festen Anlagen, der Außen- bataillonen bedeutete. Das hieß, dass noch über 400 sicherungen und der damit in Verbindung stehen- Kompanien aufzustellen waren, was aufgrund der den Sperren wurden zu Sperrzügen zusammenge- Erfahrungen mit der Aufstellung der Grenz- und fasst und den Landwehrverbänden eingegliedert. Sicherungskompanien einen Zeithorizont von über Die teilaktiven Landwehrregimentskommanden 20 Jahren bedeutete. Schätzungen gingen davon aus, erhielten einen Stabszug, das selbstständige dass das Gesamtziel von 100.000 Mann Landwehr, Landwehrbataillonskommando eine Stabsgruppe. eine Maximallösung angesichts der beschränkten Das Personal für die Aufstellung dieser Komman- materiellen und finanziellen Rahmenbedingungen, den mit Stab wurde aus den bisherigen Ausbil- im Jahr 1991 erreicht worden wäre.23 dungsgruppen und den territorialen Gerätever- Die österreichische Landwehr war eine Wehr- waltungstrupps des Grenzschutzes im Bereich der pflichtmiliz, aufgrund des vorhandenen aktiven zuständigen Militärkommanden entnommen.21 Kaders überwiegend eine Kader-Wehrpflicht-Miliz.

19 Vgl. „Erlass über die Organisation und Gliederung der Landwehr“, BMfLV Zl. 316.622-Org/68 – Verschluss, in: „Das Bundesheer der Zweiten Republik. Eine Dokumentation“; Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums/Militärwissen- schaftliches Institut, Band 9, Wien 1980, S. 102f. 20 Vgl. Neururer, Richard: „Organisation, Gliederung, Stärke, Bewaffnung und Ausrüstung der territorialen Verteidigungskräfte im österreichischen Bundesheer (Landwehrorganisation – Grenzschutz und territoriale Sicherungskräfte in einem Gesamtrahmen von 100.000 Mann).“, 5. Generalstabskurs – Militärwissenschaftliche Dissertation, Innsbruck 1969, S. 46 – 48. 21 Vgl. Steiger, Andreas: „Vom Schutz der Grenze zur Raumverteidigung. Beiträge zur Geschichte des Bundesheeres von 1968 bis 1978“, Wien 2000 (Diss.), S. 190f. 22 Vgl. Neururer, Richard: „Organisation, Gliederung, Stärke, Bewaffnung und Ausrüstung der territorialen Verteidigungs- kräfte im österreichischen Bundesheer (Landwehrorganisation – Grenzschutz und territoriale Sicherungskräfte in einem Gesamtrahmen von 100.000 Mann).“, 5. Generalstabskurs – Militärwissenschaftliche Dissertation, Innsbruck 1969, S. 45. 23 Vgl. Ebenda, S. 84, 94f, 100.

Die Grenzschutztruppe 335

Man war mit dieser Formation den schwedischen Am 10. Juni erfolgte die Verankerung der „Um- Heimwehren ähnlicher geworden als dem fassenden Landesverteidigung“ in der Bundesver- Schweizer System.24 fassung. Der „Schutz der Grenzen“ wurde ausge- Die Umgestaltung des Bundesheeres in ein klammert, der neue Auftrag lautete: System mit einer starken Milizkomponente wurde in der Armee als etwas völlig Neues dargestellt. Der „Dem Bundesheer obliegt die militärische Landesver- spätere General Siegbert Kreuter, der zu diesem teidigung.“27 Zeitpunkt zufällig mit dem Schöpfer des Grenz- schutzes Oberst dG Paul Wimmer und dem ersten Damit war die Voraussetzung für die neue Mühlviertler Bataillonskommandanten Oberstleut- Konzeption der Raumverteidigung geschaffen nant Raimund Schindl in der Mobilmachungsab- worden. Das Raumverteidigungskonzept sollte bis teilung des BMfLV diente, sah, wie die beiden Offi- 1991 die Grundlage des österreichischen Landes- ziere das Ende ihres Lebenswerkes erleben mussten. verteidigungsplanes bilden. Als Folge der verän- „Sie waren sehr traurig, weil man plötzlich vergaß, dass derten militärstrategischen Lage nach dem Ende Österreich mit dem Grenzschutz seit 1961 eine klassische des Kalten Krieges wurde dieses Konzept durch Miliz aufgebaut hatte. Es war bedrückend zu beobachten, einen flexiblen Einsatz einer grenznahen Sicherung wie man immer wieder ganz neu anfing, ohne auf den und Abwehr ersetzt.28 Damit wurde wie schon 1955 gewonnenen Erfahrungen weiterzubauen.“25 das Schwergewicht wieder im Schutz der Grenzen Generaltruppeninspektor Fussenegger stand gesehen. dem Landwehrkonzept von Anfang an sehr skep- Der Grenzschutz war in der Bevölkerung jedoch tisch gegenüber: nicht vergessen. Noch 1986 erschien in den Mühl- viertler Nachrichten ein Artikel mit dem Titel „Lan- „Zur ganzen Angelegenheit möchte ich sagen, daß die desrat rückte das letzte Mal zum Grenzschutz ein“, in Frage der Landwehr heller Wahnsinn ist, weil wir dem eine Truppenübung beschrieben wurde, an nicht einmal in der Lage sind, unsere 7 Brigaden zu der u.a. der spätere Staatssekretär Mag. Helmut erhalten und aus den Brigaden die Landwehrtruppe Kukacka teilgenommen hatte. Explizit wurde die nicht aufgestellt werden kann, es sei denn, wir begnü- ehemalige Grenzschutzkompanie Bad Leonfelden gen uns damit, sie zur Bewachung von Kriegsgefan- genannt, der Oberleutnant Kukacka und seine mit genenlagern auszubilden und nicht zu einer schlag- ihm verabschiedeten drei Kameraden seit Mitte der kräftigen Kampftruppe.“26 1960er Jahre angehört hatten.29

24 Vgl. Duic, Mario: „Landwehr und Miliz. Untersuchung, Vergleiche, Folgerungen“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 11. Jahrgang 1973, Heft 6, S. 431. 25 Kreuter, Siegbert: „Erlebtes Bundesheer … Teil 1. Vom Hilfsgendarm zum Kompaniekommandanten 1952 bis 1963“ (= Schriften zur Geschichte des österreichischen Bundesheeres, Hrsg. vom Generalstab des Bundesministeriums für Landesverteidigung und der Militärgeschichtlichen Forschungsabteilung des Heeresgeschichtlichen Museums, Band 6/1), Wien 2006, S. 340. Kreuter wies noch 1987 auf die Pioniertätigkeit des Grenzschutzes für das österreichische Milizsystem hin. Vgl. Kreuter, Siegbert: „Worte genügen, um eine Armee zu zerstören!“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 26. Jahrgang 1987, Sonderheft Nr. 2, S. 44. 26 Tagebucheintrag vom 19. und 20.09.1967. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967, S. 52f. 27 Bundesgesetzblatt Nr. 368 vom 10.06.1975. 28 Vgl. Ertl, Roland Hans: „Aktuelle Probleme der militärischen Landesverteidigung 2004. Vortrag am 22. November 2004 in Wien“, Mitteilungsblatt der Österreichischen Gesellschaft für Landesverteidigung und Sicherheitspolitik Nr. 57, Wien o.J. (2004), S. 5. 29 Das Bild zeigt Olt Mag. Kukacka und Mag. Rochowanski neben Hptm Polesny vor einer Wandkarte des Grenzraumes zur CSSR. Vgl. „Mühlviertler Nachrichten“, Nr. 38 vom 18.09.1986, S. 11.

Landwehr und Territoriale Verteidigung 336

Die Landwehr erbt die Probleme Denn keine Staatsführung und kein militärischer des Grenzschutzes Kommandant wären „moralisch berechtigt, eine Truppe einzusetzen, bei der Führung und Ausbildung infolge Dass mit der Errichtung der Landwehr in der mangelnder gesetzlicher Grundlagen und nicht beigestell- österreichischen territorialen Landesverteidigung ter Budgetmittel unzureichend sind“.33 Die Probleme alles eitel Wonne geworden wäre, ist ein Trug- der „neuen“ Landwehr waren die gleichen wie die schluss. Die Defizite auf materiellem Gebiet hielten des „alten“ Grenzschutzes. Das von der politischen noch jahrelang an, die personelle Lage verschlech- Führung Österreichs beschlossene Raumverteidi- terte sich sogar noch. gungskonzept wurde von derselben Führung finan- Von Anfang an wurde festgelegt, dass die Auf- ziell nie vollzogen. stellung der schweren Kompanien sowie der Die personelle Situation war in erster Linie Pionier- und Artillerieeinheiten der Landwehr „nur gekennzeichnet durch ein Fehl an Kaderpersonal. schrittweise nach Maßgabe der verfügbaren Geräte Vor allem untere Kader waren mangels der Mög- erfolgen“ könne. Außerdem wurde die Ausstat- lichkeit von Pflichtkaderübungen so gut wie nicht tung der Landwehr mit Heereskraftfahrzeugen auf vorhanden.34 Die noch im Grenzschutz erprobten ein Mindestmaß beschränkt, „mobilzumachende Reserve-Unteroffiziere und -Chargen waren 1976 Kraftfahrzeuge“ waren als Grundausstattung vor- zum Großteil entordert worden, ein Ersatz für sie gesehen.30 Somit wurde die Landwehr zwar wie musste erst mühevoll wieder aufgebaut werden. das Feldheer gegliedert, aufgrund finanzieller und Daher konnten beispielsweise bei einer Truppen- materieller Berücksichtigungen aber nicht gleich- übung der Sicherungskompanie Enns (13/IV/LWR wertig ausgestattet. Der Minimalismus in Bezug 301) und des ihr unterstellten II. Sperrzuges des auf Ausrüstung und Gerät, der schon dem Grenz- LWR 301 im Februar 1977 folgende Funktionen schutz Probleme bereitete, sollte auch die Land- nicht besetzt werden: ein Zugskommandant, elf wehr begleiten. 1970 waren an Munitionsvorräten Gruppenkommandanten einschließlich Funktions- 40 % des Solls nicht vorhanden, eine Einsatzver- unteroffizieren wie Kraftfahr-UO oder Nachschub- sorgung auf dem Sanitätssektor war nicht einmal UO etc., ein Gruppenkommandant-Stellvertreter für kurze Zeit möglich.31 Kritik aus den Reihen des und 13 Truppkommandanten.35 Bundesheeres ließ nicht auf sich warten. Oberst dG Ebenfalls äußerst problematisch war die perso- Paul Wimmer von der MobAbteilung im BMLV: nelle Situation bei den Mannschaften: Während bei Instruktionen und Inspektionen der Grenzschutz- „Wenn wir nicht in der Lage sind, die wesentlichsten truppe ein durchaus kalkulierbares Fehl von durch- Voraussetzungen für die Landwehr zu schaffen, dann schnittlich zehn Prozent der Reservisten zu ver- ist es besser, wir stellen sie nicht auf.“32 zeichnen war, steigerte sich der Prozentsatz der mit

30 Vgl. „Erlass über die Organisation und Gliederung der Landwehr“, BMfLV Zl. 316.622-Org/68 Verschluss, in: „Das Bundesheer der Zweiten Republik. Eine Dokumentation“; Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums/Militärwissen- schaftliches Institut, Band 9, Wien 1980, S. 103. 31 Vgl. Eder, Erich: „Die Raumverteidigung in Österreich. Entwicklung und Entstehung“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 43. Jahrgang 2005, Heft 6, S. 765. 32 Inge Sautner: „Demontage des österreichischen Bundesheeres?“, in: Die Weltwoche, Nr. 37 vom 11.09.1970, S. 11. 33 Ebenda. 34 Vgl. Eder, Erich: „Die Raumverteidigung in Österreich. Entwicklung und Entstehung“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 43. Jahrgang 2005, Heft 6, S. 765. 35 Zwei Jahre später, 1979, war noch keine Besserung eingetreten: „Ausgesprochen negativ ist festzuhalten, daß noch immer nicht geeignetes Kaderpersonal in ausreichender Zahl zur Verfügung steht. Dies betrifft nicht nur Zugtrupp- und

Die Grenzschutztruppe 337

zum Teil fragwürdigen Entschuldigungen nicht ein- beispielsweise Granatwerfer nicht eingesetzt, Feste gerückten Reservisten bei den Truppenübungen der Anlagen nur zum Teil aktiviert werden. Das darun- Landwehr auf bis zu 30 Prozent – bei oben ange- ter auch die fachliche Ausbildung litt, liegt auf der führter TÜ in Enns erschienen von 307 einberufenen Hand.37 Reservisten nur 181, wodurch 72 Funktionen über- Diese Probleme bestanden in allen neuen Land- haupt nicht besetzt werden konnten.36 Von der wehreinheiten in ganz Österreich. Es war nicht mög- Euphorie der oft freiwilligen Meldungen im Grenz- lich, das über Jahre erworbene Wissen und die schutz war in der Landwehr nichts mehr zu ver- Erfahrungen der eingearbeiteten und mittlerweile spüren, der Dienst in der Reserve war zu einer entorderten Unteroffiziere und Chargen des Grenz- unangenehmen Pflicht geworden. schutzes zu kompensieren. Die Reserve-Kompanie- Das Fehlen all dieser Reservisten hatte für die kommandanten wurden daher von den Militärkom- Truppenübungen oft verheerende Auswirkungen: manden angehalten, mit ehemaligen Grenz- Komplette Schützenzüge konnten nicht aufgestellt, schützern Kontakt aufzunehmen, um diese zu einer rPAK-Trupps nur unter Einsatz von Kraftfahrern freiwilligen Weiterverpflichtung zu überreden, was oder Küchenpersonal aktiviert werden. Kraftfahrer unter den gegebenen Bedingungen jedoch großteils waren generell Mangelware und mussten teilweise abgelehnt wurde.38 Die ehemaligen Grenzschützer aus anderen Bundesländern geholt werden, aktive waren nicht bereit, nach den oftmals sehr unfreund- Unteroffiziere mussten als Zugskommandanten und lichen „Verabschiedungen“ durch die Ergänzungs- Gruppenkommandanten aushelfen. Da bei den abteilungen zurückzukehren. Darüber hinaus konn- schweren Waffen oft das geschulte Bedienungsper- ten sich viele mit den neuen Einsatzkonzepten der sonal der Reserve den Übungen fernblieb, konnten Landwehr – weg vom „Schutz der Grenze“, dafür

Gruppenkommandanten, sondern vor allem auch Funktionspersonal, wo sich dieser Mangel ganz besonders bemerkbar macht. So sind derzeit beispielsweise nicht namentlich besetzt: FMUO, Kzl.UO, WiUO, KUO“. Vgl. Kolmer, Josef: „Bericht über die Durchführung der KÜ bzw. BTÜ der SpKp 3/411 vom 13. bis 24. 3. 1979 aus der Sicht des Kompaniekommandanten.“, S. 3f. Im Jahre 1981 das gleiche Bild: „Die personelle Situation im Bereich des Funktions- personals und der Kommandanten ist völlig unbefriedigend und konnte nur durch Improvisation halbwegs gemeistert werden. Viele wichtige Funktionen sind unbesetzt, in anderen Fällen sind die eingeteilten Leute nicht eingerückt. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, daß mehrere eingeteilte „Berufssoldaten“ für die Übung nicht greifbar waren. Dazu einige Beispiele: Für die 5 Züge war ursprünglich nur 1 ZgKdt eingeteilt, die übrigen wurden aus der Offiziersreserve eingeteilt, da auch hier Ausfälle waren, mußte man sogar auf eine Aushilfe von außerhalb des SpB 411 zurückgreifen. Nicht zur Verfügung standen die eingeteilten Kdt VersGrp, WiUO, NUO und KUO, SanUO. Sie wurden zwar in der Folge personell ersetzt, was jedoch in keiner Weise auch qualitativ verstanden werden darf. Überhaupt nicht eingeteilt waren im I. SpZg 1 MGSch 2; II. SpZg 2 stvGrpKdt + 3 MGSch 2; III. SpZg 2 stvGrpKdt + 3 MGSch 2; IV. SpZg 2 FuMel + 2 SSch + SanUO + SanGeh + 1 stvGrpKdt + 1 MGSch 1 + 3 MGSch 2; V. SpZg SanUO + 3 MGSch 2. Dazu kommen noch zahlreiche Ausfälle, sodaß es im Kdt.-Bereich zu spürbaren Engpässen kam. Ohne BeobUO konnte beispielsweise die mGrWGrp nicht eingesetzt werden. Die Personallage auf dem Gebiet der Führungskräfte ist äußerst schlecht. Die Einbe- rufung der Einheit unter diesen Voraussetzungen zu einer Truppenübung ist kaum zu verantworten. […] von einer Schlagkraft und Einsatzfähigkeit der eigenen Truppe kann ehrlicherweise kaum gesprochen werden.“ Kolmer, Josef: „Bericht über die Truppenübung der 3/411 im Raum Mauthausen vom 3. bis 14. März 1981“, S. 2f, 9. Beides Archiv Oberst a.D. Josef Kolmer, Linz. 36 Vgl. Kolmer, Josef: „Bericht über die Truppenübung der Sicherungskp. Enns vom 28. 1. bis 11. 2. 1977“, in: Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985. 37 Im Bericht über die Truppenübung der Sikp Enns 1977 finden sich folgende Mängel: Ein kompletter Schützenzug konnte nicht aufgestellt werden und der zweite rPAK-Trupp nur unter Einsatz von Kraftfahrern aktiviert werden. Diese Kraftfahrer wiederum mussten teilweise aus Steyr und Salzburg geholt werden, da in Oberösterreich zu wenige vorhanden waren. Als Kommandant des Sperrzuges musste ein aktiver Unteroffizier und als Kommandant der Pioniergruppe des Sperrzuges ein der Kompanie zugeteilter Unteroffizier eingeteilt werden. Im sZug konnte lediglich ein mGrW eingesetzt werden, von den beiden im Einsatzraum befindlichen Festen Anlagen mangels eines zweiten Richtschützen lediglich eine Anlage aktiviert werden. Die Besatzung der zweiten Anlage musste infanteristisch eingesetzt werden. Ebenda. 38 Information durch Obst a.D. Josef Kolmer und Hptm a.D. Gunter Polesny an den Verfasser anlässlich eines Gesprächs am 29.08.2007 in Linz.

Landwehr und Territoriale Verteidigung 338

Verteidigung einer „Schlüsselzone“ oder eines verteidigung ermöglichen könnte, ist vorläufig das „Basisraums“ fernab vom eigenen Haus und Hof – Aschenbrödel.“39 nicht mehr identifizieren. So hatte es das Bundesheer geschafft, sich seines eigenen spärlichen Reserve- Die Sicherungskompanie Enns hatte im Rahmen kaders für die Landwehreinheiten zu berauben – es ihrer Truppenübung 1977 am dreitägigen Manöver sollte fast ein Jahrzehnt dauern, bis zumindest ein „Rösslsprung“ teilgenommen, das einmal mehr auf- Grundgerüst an Chargen und Unteroffizieren für die zeigte, dass die aktive Truppe mit territorialen Landwehrbataillone zur Verfügung stand. Einheiten wenig anzufangen wusste. Kommandant Generalmajor Dr. Mario Duic fasste das Dilemma Leutnant der Reserve Josef Kolmer bemängelte in der Landwehr 1977 zusammen: seinem Übungsbericht, dass „die Sicherungskompanie Enns lediglich als willkommene Staffage für ansonsten „Die territoriale Landwehr aber, die Miliz, die als ein- fehlende Infanterieeinheiten eingesetzt wurde“40, das ziges Element erweiterungsfähig und zukunftsträch- Vertrauen in den Kampfwert der Milizverbände tig ist, die allein auch einmal eine Gesamtraum- war nach wie vor dürftig.

39 Duic, Mario: „Unbewältigte Landesverteidigung“, Graz-Wien-Köln 1977, S. 122. 40 Kolmer, Josef: „Bericht über die Truppenübung der Sicherungskp. Enns vom 28. 1. bis 11. 2. 1977“, in: Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985: „Der links eingesetzte Sperrzug wurde von der Kompanie losgelöst und später wieder unterstellt. Sowohl von der Loslösung als auch von der neuerlichen Unterstellung erfuhr der KpKdt in erster Linie vom Sperr-ZgsKdten – und dies obwohl diesem Sperrzug die Pioniere unterstehen, denen die Sperrung der Donaubrücke Mauthausen oblag; die ganze Zeit gab es keinerlei Feindberührung. Selbst der als Einlage vorgesehene Spähtrupp lief offensichtlich an den Stellungen der Kompanie vorbei; auch das Absetzen erfolgte ohne Feinddruck; bei Erreichen der sicheren Widerstandslinie war ein als Schiedsrichter eingesetzter (aktiver) Hauptmann sichtlich erstaunt, daß auch eine Landwehrkompanie mit von der Partie sei.“

Die Grenzschutztruppe 339

9 Problemstellungen der österreichischen Grenzschutztruppe und Resümee

Waffenübungen und Stellen vorgebracht, sodaß das Gesetz nicht abge- Alarmübungen schlossen und dem Nationalrat überreicht werden kann. Es ist auch nicht anzunehmen, daß dieses Seit Beginn der Aufstellung des Grenzschutzes Gesetz noch in diesem Jahr herauskommt. In Öster- wies die militärische Führung darauf hin, dass die reich hat niemand ein Interesse an der Landesver- wichtigste Voraussetzung für die Erhöhung des teidigung, daher wird diese Sache in die Länge gezo- Kampfwertes und der Erhaltung der Schlagkraft gen und keine Entscheidung herbeigeführt.“3 der Grenzschutztruppe die Abhaltung von Übun- gen sei. Es musste die gesetzliche Voraussetzung Die Erreichung der Alarmfähigkeit der Grenz- geschaffen werden, die gesamte Kompanie wieder- schutztruppe wiederum setzte die Abhaltung frie- holt zu kurzfristigen Pflichtwaffenübungen im vor- densmäßiger Alarmübungen voraus, die erforder- aussichtlichen Einsatzraum einzuberufen. Nur ten, dass die Grenzjäger bei einem Übungsalarm dann wäre die Möglichkeit gegeben, das örtliche ihren Arbeitsplatz unverzüglich verlassen konnten. System der Aufbietung einzuspielen und die Als Minimum wurde gefordert, ein bis zwei solcher Einheit führungs- und ausbildungsmäßig zusam- Alarmübungen pro Jahr durchzuführen.4 menzuschweißen, um sie so für einen raschen Abgesehen davon, dass ein 1958 in die Reserve Einsatz vorzubereiten.1 Durch Pflichtwaffenübun- entlassener Funker oder Panzerfahrer ohne entspre- gen wäre auch eine Aufstockung der Reservekader chende Waffenübungen 1962, vier Jahre später, in aus den Chargen der Reserve, einschließlich der seiner Funktion wohl kaum voll verwendungsfähig Kriegsgedienten, denkbar gewesen, man überlegte war, spielten auch die dauernden Umstrukturier- sogar eine Ausbildung der so genannten „weißen ungen im Bundesheer eine große Rolle. So hätte ein Jahrgänge“ dadurch zu ermöglichen. Im Idealfall Soldat, der 1958 vom Feldjägerbataillon 1 abgerüstet sollten Reservisten Reservisten ausbilden.2 hatte, 1963 dort ein Panzerbataillon 1 vorgefunden, Schon 1959 übte Generaltruppeninspektor ein anderer die BAA 3 als PzAA 3. Fussenegger heftige Kritik an den fehlenden ge- Der im Grundwehrdienst „angelernte“ Soldat setzlichen Grundlagen: kann erst im Rahmen von Waffenübungen seine Truppe kennen lernen und in sie hineinwachsen. „Es ist alles eingeschlafen, es geht nichts weiter, vor Allein die Waffenübungen ermöglichen es, das Fehl allem nicht das Gesetz über die Reserveübungen. Es an Kaderpersonal für das Einsatzheer zu verrin- werden dauernd Einsprüche von allen möglichen gern und den Ausbildungsstand der Reservisten

1 Vgl. Wimmer, Paul: „Aufbau der österreichischen Grenzschutztruppe“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 1. Jahrgang 1962, Nr. 2, S. 103; und „Der Aufbau der österreichischen Grenzschutztruppe“, in: „Der Soldat“, Nr. 7 vom 14.04.1963, S. 2. 2 Vgl. „TV-Konzept (Zl. 2577-geh/Op/63), Neufassung der Abschnitte VI. und VII., Vorlage“ bzw. „Untersuchungsergebnis der TV-Kommission über die Realisierungsmöglichkeiten des TV-Konzepts“, Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-3, BMfLV Zl. 2.576-geh/Op/63 – Geheim, S. 19f. 3 Tagebuch-Notizen vom 18.02.1959; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1959, S. 20. 4 Vgl. Wimmer, Paul: „Aufbau der Grenzschutztruppe“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 3. Jahrgang 1965, Heft 5, S. 372.

Problemstellungen und Resümee 340

aufrechtzuerhalten.5 Selbst die Bundesheerreform- Die ursprüngliche Minimalforderung von 1961 kommission forderte 1971 die Bundesregierung verlangte pro Einheit vier Mann aktives Personal auf, Pflichtwaffen- und Alarmübungen als gesetzli- für Führungs- und Versorgungsaufgaben und etwa che Maßnahmen endlich einzuführen und die gleich viel für die Bataillonskommanden. Bis 1970 Instruktionen zu verlängern.6 Pflichtwaffenübun- konnte diese Forderung nicht erfüllt werden, gen oder gar Alarmübungen blieben aber Utopie. obwohl dies die Mindeststärke war, um die Vorbe- Das Angebot zu freiwilligen Waffenübungen reitung und Durchführung einer Mobilmachung wurde von zahlreichen Angehörigen des Reserve- sicher zu stellen.10 Im BMLV standen für diese Auf- standes angenommen: 1966 leisteten mehr als 1.200 gaben nach wie vor nur ein Generalstabsoffizier Reservisten eine freiwillige Waffenübung ab, davon und ein Unteroffizier sowie im Gruppenkom- waren 36,7 % kriegsgediente Soldaten, 1967 erhöh- mando ein Offizier zur Verfügung. Dieser „Offizier te sich diese Zahl noch.7 Diese Übungen reichten für Grenzschutzangelegenheiten“ beim G III des aber bei weitem nicht aus, den Bedarf an Reserve- Gruppenkommandos blieb auch im Einsatzfall offizieren bei einer Mobilmachung, insbesondere Bearbeiter der Grenzschutzangelegenheiten. Falls aber an Unteroffizieren, Chargen und qualifizier- das Gruppenkommando verlegt wurde, trat dieser tem Spezialpersonal zu decken.8 Offizier zum Militärkommando über, da dieses dann den Grenzschutz führte.11 Auf der Ebene der Militärkommanden wurden Die aktiven Kader im Grenzschutz die Grenzschutzaufgaben lediglich „nebenbei“ vom S 3 des Militärkommandos besorgt. Erst mit Ein großes Problem bei der Bildung der Per- der Planung und dem Baubeginn der Festen sonalstände waren die Kader. Von ihnen hing in Anlagen kam ein Pionieroffizier dazu.12 So bat erster Linie der Einsatzwert der Grenzschutzein- Major Schindl schon im Juli 1963 um seine Ent- heit ab. Träger einer Mobilmachung konnten nur bindung als S 3 beim Militärkommando Oberöster- Teile des aktiv dienenden Kaderpersonals sein, sie reich, da die Aufgaben als Kommandant des bildeten das Gerippe der aufzustellenden Einheit. GzB 114 seine volle Aufmerksamkeit erforderten. Ihre Aufgabe war es, die Reservisten zu erfassen, Seine einzigen Hilfen als S 3 und als Bataillons- den Organisationsplänen gemäß zu gliedern, aus- kommandant waren ein Schreiber sowie ein als zurüsten, allenfalls auszubilden und in jeder Schreiber zugeteilter gelernter Tischler mit einer Hinsicht zu versorgen.9 verkrüppelten rechten Hand, der einzige Unter-

5 Vgl. Scharff, Heinz: „Waffenübungen und Reservekader“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 2. Jahrgang 1963, Nr. 2, S. 85f. 6 Vgl. Grohs, Maximilian: „Mobilmachung in Österreich“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 10. Jahrgang 1971, Nr. 2, S. 112. 7 Vgl. APA-Meldung vom 13.11.1967 (Innenpolitik). 8 Vgl. Fischer, Fritz: „Personelle Probleme des praktischen Einsatzes der Reservisten des Bundesheeres“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 2. Jahrgang 1963, Nr. 4, S. 278. 9 Vgl. Fischer, Fritz: „Personelle Probleme des praktischen Einsatzes der Reservisten des Bundesheeres“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 2. Jahrgang 1963, Nr. 4, S. 277. 10 Vgl. Wimmer, Paul: „Die Formierung der österreichischen Landwehr“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 4, S. 322f. 11 Vgl. „Studie über die Errichtung von Gebiets- und Grenzschutzkommanden“; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik; BMfLV Zl. 2.167-geh- Gz/III/59 – Geheim. 12 Vgl. Neuhuber, Franz-Joseph: „Die Grenzschutztruppe als Teil der territorialen Verteidigung (TV)“, schriftliche Hausarbeit für die Hauptmannsprüfung (Verschluss), Linz 1968, S. 6f.

Die Grenzschutztruppe 341

offizier musste das komplette Kanzlei-, Wirtschafts- Vor allem die vom 8. bis 15. November 1969 und Nachschubwesen des Grenzschutzbataillons durchgeführte Verbandsübung „Bärentatze“ im managen.13 Auch die dringende Besetzung eines Alpenvorland und im Donautal bewies eindeutig, hauptamtlichen DfUO wurde rasch erkannt und dass es unmöglich war, aus Reservistenverbänden für das zuständige Militärkommando gefordert.14 mit derart geringen aktiven Kaderanteilen eine der Doch erst 1964 wurden dem S 3 ein Kanzlei-UO, ein aktiven Einsatztruppe gleichwertige Formation zu NUO und vier Ausbildungsunteroffiziere zugeteilt. schaffen – bei aller Anerkennung des vorbildlichen Selbst wenn man von der Annahme ausgeht, Leistungswillens der Reservisten.17 Anstatt die dass es den unterstellten Grenzschutzkompanien Leistungsfähigkeit des Bundesheeres zu beweisen, gelungen wäre, sich selbst auf Grund von freiwilli- deckte die Übung schonungslos die Schwächen der gen Waffenübungen Unteroffiziere der Reserve zu militärischen Verteidigung Österreichs auf. Trotz Ausbildnern heranzubilden – wie es bei den Mühl- verzögernder Leitungsmaßnahmen gelang es der viertler Grenzschützern etwa gelungen war – war angreifenden mechanisierten „feindlichen“ Divi- es unmöglich, mit dem oben angeführten Kader- sion rasch, die eigenen infanteristischen Verzöge- personal z. B. in Oberösterreich fünf Grenzschutz- rungskräfte zu durchbrechen18 – die Jägerbrigade und drei Sicherungskompanien im Sinne der erteil- wurde einfach überrollt. Nach dem Manöver ten Aufträge zu führen und zu verwalten. Zwar wurde zunehmend das Konzept der Heeresglie- wurde 1966 ein Grenzschutztruppenkommando in derung 68 hinterfragt, die Rufe nach einer grundle- jedem Bundesland errichtet, doch wurde dessen genden Bundesheer-Reform wurden lauter. Kommandant dem Militärkommando als Referent ohne weitere Gehilfen zugeteilt. Die zur Erfüllung der Aufgaben unbedingt notwendige Zuteilung Die Reservekader der eines aktiven Offiziers als Adjutant und Aus- Grenzschutzeinheiten bildungsoffizier, sowie die Aufstellung einer Ver- sorgungsgruppe, bestehend aus einem Kanzlei-, Das österreichische Bundesheer war und ist einem Wirtschafts-, einem Telegraphen-, einem kein Repräsentationsheer sondern ein Ausbil- Kraftfahrzeug- und einem Ausbildungstrupp, war dungs- und Einsatzheer für den Ernstfall. Daher unterblieben.15 Ende 1965 war als einzige Maß- war man stets bestrebt, einen entsprechend großen nahme die Aufstellung eines Feldzeug-Verwaltungs- leistungsfähigen und jederzeit verfügbaren Füh- trupps Grenzschutz OÖ erfolgt.16 Somit gab es zwar rungskader heranzubilden. Das personelle Wehr- einen Kommandanten, aber keine Kommando- potenzial nahm mit jedem Jahrgang der aus dem gruppe – er war somit de facto handlungsunfähig. Wehrdienst Entlassenen zu, im Ernstfall musste für

13 Vgl. „GzBaonKdten – vorübergehende Dienstzuteilung zum BMfLV/MobAbt“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung, Zl. 336.079-Mob/63. 14 Vgl. Fernschreiben des GrpKdos II an das BMfLV vom 17.09.1963; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung, Zl. 335.527-Mob/63. 15 Vgl. Neuhuber, Franz-Joseph: „Die Grenzschutztruppe als Teil der territorialen Verteidigung (TV)“, schriftliche Hausarbeit für die Hauptmannsprüfung (Verschluss), Linz 1968, S. 8f. 16 Vgl. Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. 17 Vgl. Wimmer, Paul: „Die Formierung der österreichischen Landwehr“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 4, S. 322f. 18 Vgl. Trauner, Karl-Reinhart: „Die Arbeit der Bundesheerreformkommission 1970“, in: Etschmann, Wolfgang/Speckner, Hubert (Hrsg.): „Zum Schutz der Republik …. 50 Jahre Bundesheer. 50 Jahre Sicherheit: gestern – heute – morgen …“, Wien 2005, Schriften zur Geschichte des Österreichischen Bundesheeres. Sonderband „50 Jahre Bundesheer“, S. 532.

Problemstellungen und Resümee 342

dieses Potenzial eine entsprechende Anzahl ausge- berufung von Unteroffizieren des Zweiten Welt- bildeter Chargen, Unteroffiziere und Offiziere zur krieges mit einem provisorischen Dienstgrad des Verfügung stehen. Je größer und besser ausgebildet Bundesheeres, selbst wenn sie keine Waffenübung dieser Führungskader der Miliz bzw. Reserve war, absolviert hatten. Diese Idee wurde aber schlus- umso stärker war im Ernstfall auch die Einsatzkraft sendlich verworfen.24 des Bundesheeres.19 Um vermehrt Freiwillige für Reservekader zu Doch waren die Reservekader stets weder quan- finden, wurde die Idee geboren, den Reservisten für titativ noch qualitativ ausreichend. Auf dem Gebiet jedes Jahr, in dem eine Kaderübung oder eine frei- der Reserveoffiziere war die Lage noch relativ gün- willige Waffenübung abgeleistet wird, einen stig, da zu einer bedeutenden Anzahl von kriegsge- Steuerfreibetrag zu gewähren. Dieser Vorschlag ging dienten Reserveoffizieren immer mehr jüngere auf das Schweizer Modell der Wehrersatzsteuer für Offiziere der Maturanten- bzw. EF-Kompanien des all jene zurück, die ihre Wehrpflicht nicht ausrei- Zweiten Bundesheeres stießen. Das zeigte auch der chend erfüllen können. Der Staat sollte somit jenen, österreichische Reserveoffizierstag am 19. und 20. die eine höhere Wehrpflichtleistung freiwillig auf September 1964 in Salzburg, der als Inspektion und sich nehmen, eine entsprechend verminderte Steuer- Instruktion durchgeführt wurde, und an dem, mit pflichtleistung gewähren. Eine nicht unwichtige Sonderzügen der ÖBB befördert, 1.300 Reserve- Nebenwirkung dieses Vorschlages wäre eine offiziere teilnahmen.20 Allein aus Oberösterreich Hebung des Niveaus der Reservekader gewesen, da waren 107 Offiziere und Offiziersanwärter erschie- vor allem die „Besserverdiener“ mit höherer Steuer- nen.21 Viel schwieriger jedoch war die Unterführer- leistung, also erfolgreiche und leistungswillige lage: Während Tradition, Familie und Freundes- Personen in Führungspositionen etc., in der Regel kreis so manchen Maturanten veranlassten, die vor allem an Steuerbegünstigungen interessiert Reserveoffiziers-Laufbahn anzustreben, gab es kei- sind.25 Doch auch diese Idee fand keine Befürworter. nen Anreiz für die Laufbahn eines Reserveunter- In der Steiermark versuchte man, Präsenzdiener offiziers.22 Ihre Zahl blieb stets gering, selbst wenn am Ende ihrer Dienstzeit für eine Charge beim man ausgeschiedene aktive Unteroffiziere oder Grenzschutz zu gewinnen. 1965 wurden im Grenz- sogar die Reserveoffiziers-Anwärter heranzog.23 In schutz-Ausbildungslager Wagna 35 Präsenzdiener dieser personellen Not dachte man an die Ein- aus dem Militärkommandobereich Steiermark zu

19 Vgl. „Verabschiedung der Reserveoffiziersanwärter“, in „Bundesheer Illustrierte“, Nr. 4/1962, S. 5. 20 Vgl. Zemann, Walter: „Österreichischer Reserveoffizierstag 1964 in Salzburg“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 3. Jahrgang 1964, Nr. 4, S. 304f; und: „Reserveoffizierstag 1964 in Salzburg“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 3. Jahrgang 1964, Nr. 6, S. 587. 21 Vgl. „Instruktionen 1964; RO-Tag Salzburg, Durchführungsbestimmung Nr. 2. Teilnehmerverzeichnis“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 229.625-PersM/64 – Verschluss. 22 Das Ansehen des Soldatenberufes hatte in den 1960er Jahren einen historischen Tiefstand erreicht. „Ernstlich wäre die Frage zu prüfen, ob jemand, der sich in einem militärischen Apparat wohl fühlt, normal ist, nicht vielmehr ein defekter Mensch, dem man helfen sollte. Eingehende Untersuchungen sind hierzu notwendig.“ Daim, Wilfried: „Analyse einer Illusion. Das österreichische Bundesheer“, Gladenbach 1969, S. 81. 23 Vgl. Liko, Karl: „Reserveheer und Reservekader. Probleme des Überganges zu einer milizartigen Struktur – Neue Wege beim Aufbau des Reservekaders“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 10. Jahrgang 1971, Nr. 6, S. 517f. 24 Vgl. „Gedächtnisprotokoll der Grenzschutzbesprechung am 15.11. [1963] in Wien“; Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“, Akt „Grenzschutz 1961-“. 25 Vgl. Liko, Karl: „Reserveheer und Reservekader. Probleme des Überganges zu einer milizartigen Struktur – Neue Wege beim Aufbau des Reservekaders“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 10. Jahrgang 1971, Nr. 6, S. 519.

Die Grenzschutztruppe 343

einem dreiwöchigen Kurs zusammengezogen, um Friedensgliederung des Bundesheeres bedingt war. sie auf ihre künftige Verwendung als Gruppen- und Viele Freiwillige waren bei den „interessanten“ Truppkommandanten in den steirischen Grenz- Truppen wie Panzer, Fernmelder oder Artillerie zu schutzkompanien vorzubereiten. Das Schwerge- finden, der Grenzschutz brauchte aber in erster wicht der Ausbildung unter der Leitung des Linie Jäger.28 So konnte nie eine ausreichende Zahl Kommandanten des Arbeitsstabes Grenzschutz zielgerichtet ausgebildeter Infanteristen erzielt wer- beim MilKdo Steiermark lag im Gefechtsdienst mit den, dafür standen bei groß angelegten Manövern einer besonderen Betonung auf einen Einsatz als zahlreiche Spezialisten wie Panzerfahrer, Richt- Jagdkommando. Die weitere Ausbildung umfasste schützen und Fernmelder herum, für die keine sinn- Scharfschießen, Pionierdienst, Heimat- und Staats- volle und adäquate Verwendung zu finden war.29 bürgerkunde sowie Erste Hilfe.26 Das bedeutete eine enorme Vergeudung von War nun ein halbwegs erfahrenes und erprobtes Ressourcen, eine gewisse Enttäuschung bei den Kaderpersonal in einer Grenzschutzkompanie ge- „überflüssigen“ Reservisten und zugleich auch eine wonnen, mussten aufgrund von Wohnsitzwechsel Verringerung der Einsatzfähigkeit der Streitkräfte.30 oder Erreichen der Altersgrenze schon wieder die Noch 1971 wurde bemängelt, dass die Masse ersten Abgänge von Reservisten verzeichnet wer- der bisher aufgestellten Reserveeinheiten nur über den, was die Einsatzfähigkeit der Grenzschutzkom- einen Bruchteil der erforderlichen Reserveunter- panien stark beeinträchtigte. Allein dieser natürliche offiziere verfügte, sodass auf eine große Anzahl Abgang machte jährlich durchschnittlich zehn Pro- dieser wichtigen Führungspositionen Reserve- zent der Wehrpflichtigen aus, daher versuchte man chargen gesetzt werden mussten, die den damit ab Mitte der 1960er Jahre die eingeteilten Grenz- verbundenen Anforderungen oftmals nicht ge- schützer zumindest zehn Jahre in ihrer Kompanie zu wachsen waren.31 Alle versuchten Ausweichlö- halten, eingeteilte Gruppen-, Zugs- und Kompanie- sungen, wie eine gesonderte Ausbildung des kommandanten sogar bis zu 15 Jahre.27 Kaderpersonals der Reserve32 in Form von Kader- Ein weiteres Problem war die waffengattungs- instruktionen oder Kommandantenbesprechungen mäßige Aufteilung, die weitgehend durch die und der Zusendung schriftlicher Ausbildungs-

26 Vgl. Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985. 27 Vgl. Neuhuber, Franz-Joseph: „Die Grenzschutztruppe als Teil der territorialen Verteidigung (TV)“, schriftliche Hausarbeit für die Hauptmannsprüfung (Verschluss), Linz 1968, S. 5. 28 Vgl. Liko, Karl: „Reserveheer und Reservekader. Probleme des Überganges zu einer milizartigen Struktur – Neue Wege beim Aufbau des Reservekaders“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 10. Jahrgang 1971, Nr. 6, S. 517f. 29 Diese Erfahrung machte auch der Verfasser, der als ausgebildeter Kommandogruppenkommandant bei einer Waffenübung aufgrund fehlender Jäger die Funktion des MG 1 in einer Jägergruppe übernehmen durfte. Vgl. hierzu auch Kuntner, Wilhelm: „Dienstzeit und Wehrstruktur“, in: Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „20 Jahre österreichisches Bundesheer 1955 – 1975“, Wien 1975, S. 35f. 30 Mit im Prinzip identen Problemen hatte die deutsche Bundeswehr zu kämpfen: „Es wurden z.B. fünfmal soviel Fernmelder, das Vierfache an Panzersoldaten und die dreifache Zahl an Artilleristen im Grundwehrdienst ausgebildet als man später für den Reservisteneinsatz braucht (von Kraftfahrern und Stabsdienstsoldaten einmal ganz zu schweigen).“ Hahn, Oswald: „Ökonomische Aspekte der Wehrstrukturmodelle“, in Steinkamm, Armin A./Schössler, Dietmar (Hrsg.): „Wehrhafte Demokratie 2000 – zu Wehrpflicht und Wehrstruktur. Politische, rechtliche, gesellschaftliche und militärische Dimensionen des Wehrstrukturproblems der Bundesrepublik Deutschland in der „postkonfrontativen Periode“; Dokumentation des „Wehrstruktur-Symposiums“ des Instituts für Internationale Politik, Sicherheitspolitik, Wehr- und Völkerrecht der Universität der Bundeswehr München, vom 17. bis 19. Juli 1996 in München mit ergänzenden Beiträgen“, Wehrdienst und Gesellschaft Band 5, Baden-Baden 1999, S. 86. 31 Vgl. Grohs, Maximilian: „Mobilmachung in Österreich“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 10. Jahrgang 1971, Nr. 2, S. 112. 32 Die Qualität dieser Kaderausbildungen ließ bisweilen sehr zu wünschen übrig. Die Aufgaben, die z.B. zwei burgenländi- schen Grenzschutzkompanien im Rahmen einer Kaderausbildung in Eisenstadt zugewiesen wurden, waren schlicht

Problemstellungen und Resümee 344

unterlagen erbrachten wohl teilweise Verbesser- niederen Offizier gegrüßt.35 Die Gründe für diese ungen, konnten jedoch an der unbefriedigenden Geringschätzung der Miliz beim aktiven Kader sind Gesamtsituation nichts ändern.33 vielfältiger Natur: Zum einen machte sich ein Zwischen dem hauptberuflichem Kader und der gewisses Konkurrenzdenken zwischen Berufs- und Miliz bestanden von Anfang an Spannungen wegen „Freizeit“-Soldaten bemerkbar, der Spruch „Bist Du fehlender rechtlicher Gleichstellung und zu gerin- aktiv oder sind Sie Reservist“ drückte die Meinung ger Durchlässigkeit der Laufbahnen. Die Miliz- der Berufssoldaten sehr passend aus. Zum anderen konzeption einer dezentralen, kleinräumigen hielten die Milizionäre bei Inspektionen gegenüber Ausrichtung mit regionaler Bindung war in Öster- den aktiven Kadern nicht mit offener Kritik zurück, reich schwerer als in der Schweiz zu verwirkli- was für diese ungewohnt war und oftmals sehr per- chen.34 Dazu kam, dass die Milizsoldaten vom sönlich genommen wurde. Die Berufssoldaten Großteil der hauptberuflichen Militärpersonen nie waren bis zur Einführung der Miliz nur Rekruten vollkommen akzepiert, sondern als „Soldaten zwei- gewohnt, als nun erstmals Reservisten einrückten ter Klasse“ eingestuft wurden. Diese Charakteri- waren viele damit überfordert. Nur die aus der sierung war von zahlreichen Nicklichkeiten beglei- Deutschen Wehrmacht kommenden Unteroffiziere tet, die das kameradschaftliche Verhältnis zwischen und Offiziere hatten Erfahrung mit Reservedienst- Miliz und Aktiven immer wieder auf eine harte graden. Die Verbürokratisierung vieler Abläufe im Probe stellten. So war es noch Ende der 1970er Jahre Bundesheer stieß bei den in der „freien Wirtschaft“ den Reserveoffizieren in vielen Offizierscasinos tätigen Reservisten häufig auf Unverständnis, was untersagt, die Aufenthaltsräume zu benützen, da wiederum zu Reibereien führte. Ein weiterer Grund „sie mit den Knöpfen am Tarnanzug die Polster- könnte der militärische Nachholbedarf der Miliz möbel beschädigen könnten“ – die meisten Reserve- gewesen sein, der zumindest in der Anfangsphase offiziere hatten aber nur den Tarnanzug als einzige nicht immer durch gutes Führungsverhalten ausge- Uniform. Ähnliche Erfahrungen machten auch die glichen werden konnte. Mit zunehmendem Fach- Reserveunteroffiziere, sodass diese ihre Mahlzeiten wissen besserte sich zwar das Verhältnis zwischen lieber im Mannschaftsspeisesaal einnahmen als in Berufssoldaten und Grenzschutz, doch konnte bis den Unteroffiziersmessen. Reserveoffiziere wurden heute eine vollkommene Integration der Milizsol- gerügt, wenn sie einen höheren Offizier im Casino daten in das „aktive“ Bundesheer nicht verwirklicht nur mit einer Verbeugung grüßten – dagegen wurde werden – mag die Bedeutung der Miliz in noch so am Kaserngelände ein Reserveoffizier kaum von vielen Reden und Ansprachen hoher Militärs und einer Charge, einem Unteroffizier oder einem rang- Politiker beschworen werden.

undurchführbar. Ein Zug wäre bei einem Panzerangriff völlig vernichtet worden, was die Grenzschützer zur berechtigten Frage veranlasste: „Was geschieht eigentlich mit uns?“ GTI Fussenegger notierte dazu in seinem Tagebuch: „Solche Aufgaben dürfen nicht gestellt werden, denn sie tragen dazu bei, daß die Leute der GzKompanien als verlorener Haufen angesehen werden. […] Das ganze ist ein typisches Beispiel dafür, wie man es nicht machen soll.“ Tagebucheintrag vom 02.04.1965. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1965, S. 59. 33 Vgl. Wimmer, Paul: „Mehr Instruktionstage!“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 4. Jahrgang 1965, Nr. 5, S. 430. 34 Vgl. Skuhra, Anselm: „Österreichische Sicherheitspolitik“, in: Dachs, Herbert (Hrsg.): „Handbuch des politischen Systems Österreichs“, Wien 1997, S. 751. 35 Vgl. Kolmer, Josef: „Bericht über die Durchführung der KÜ bzw. BTÜ der SpKp 3/411 vom 13. bis 24. 3. 1979 aus der Sicht des Kompaniekommandanten.“, S. 5f. Archiv Oberst a.D. Josef Kolmer, Linz.

Die Grenzschutztruppe 345

Das Jahr 1968 als Zäsur der KP in der Gesellschaft zielte. Dieser parteipoli- tische Reformkurs war allerdings nicht zuletzt in- Das Jahr 1968 stellte nicht nur organisatorisch folge der Aufhebung der Pressezensur im Februar das Ende des Grenzschutzes dar, sondern auch in schon in der öffentlichen Diskussion über die Neu- wehrpolitischer Hinsicht. Ausschlaggebend dafür gestaltung der Gesellschaft vorweggenommen waren die Ereignisse rund um den „Prager worden, die Meinungsführerschaft hatte inzwi- Frühling“. schen von der Partei zum Volk gewechselt. Einer der Höhepunkte war das „Manifest der 2.000 Worte“ des Schriftstellers Ludvik Vaculik, in dem Die CSSR-Krise 1968 die beschleunigte Fortsetzung des Demokrati- sierungsprozesses gefordert wurde. Seit Beginn der 1960er Jahre befand sich die Die Sowjetunion reagierte skeptisch auf die CSSR in einer schweren ökonomischen und gesell- tschechoslowakische Entwicklung. Schon im März schaftlichen Krise: Das bürokratisch-zentralistische 1968 waren in Dresden Regierungsvertreter der Planungssystem hatte zu einer dramatischen CSSR mit denen der UdSSR, Bulgariens, Ungarns, Stagnation der Wirtschaft geführt, eine stalinisti- Polens und der DDR zusammengekommen, um sche Führungsspitze dominierte die Kommunis- über die Tschechoslowakische Problematik zu spre- tische Partei. Mit dem Höhepunkt der Wirtschafts- chen. Weitere Treffen dieser so genannten „War- krise 1963 wurden schließlich Stimmen innerhalb schauer Fünf“ fanden, diesmal ohne tschechoslo- und außerhalb der Partei lauter, die grundlegende wakische Beteiligung, im Mai und Juni statt. Dabei Wirtschaftsreformen forderten: Die Planwirtschaft wuchs der sowjetische Druck auf die Prager sollte einer „sozialistischen Marktwirtschaft“ wei- Regierung, die Reformen deutlich einzudämmen, chen, autonome Gewerkschaften, privat geführte selbst eine militärische Intervention gehörte bald Kleinbetriebe und Kooperationen mit westlichen zum Drohpotenzial. Als Anfang August die konser- Firmen zugelassen werden. Am 4. Jänner 1968 ent- vative tschechoslowakische Opposition die Sowjet- luden sich auf dem Treffen des Zentralkomitees der union um eine Intervention zur Verhinderung einer KPC die jahrelangen Spannungen zwischen dem Konterrevolution in der CSSR bat, wurden die lau- konservativen und dem reformerischen Flügel der fenden sowjetischen Vorbereitungen zum Ein- Partei. Der 1. Sekretär der Kommunistischen Partei marsch in die Tschechoslowakei intensiviert. der Slowakei Alexander Dubcek übernahm den Am späten Abend des 20. August 1968 begann Vorsitz der KPC und markierte dadurch den Auf- die Operation „Donau“ zur „Abwehr der Konter- takt zu dem Reformkurs der tschechoslowakischen revolution“ in der CSSR: Truppen der Sowjetunion, Regierungspartei, der in Verbindung mit dem Polens, Ungarns und Bulgariens marschierten in die Druck der kritisch gewordenen Öffentlichkeit zum Tschechoslowakei ein und besetzten innerhalb von Phänomen „Prager Frühling“ führte. zehn bis zwölf Stunden die wichtigsten strategi- Als Grundlage für die Reformen diente das schen Positionen des Landes, zwei Divisionen der Aktionsprogramm der KPC, das insbesondere auf Nationalen Volksarmee der DDR standen an der Wirtschaftsreformen, Meinungs- und Informations- Grenze bereit. Die Führung der CSSR hatte schon freiheit, einer Aufarbeitung der stalinistischen Ver- am Abend davor beschlossen, keinen militärischen gangenheit und einer Neuausrichtung der Rolle Widerstand zu leisten. Dubcek und andere hochran-

Problemstellungen und Resümee 346

gige Regierungsmitglieder wurden festgenommen Decknamen „Urgestein“ Weisungen an die Grup- und nach Moskau gebracht. Aufgrund des gewalt- penkommanden ergingen. Das Bundesheer sollte losen und geschlossenen Protests der tschechoslo- bei einem Eingreifen von Streitkräften des War- wakischen Bevölkerung funktionierte der eigentli- schauer Paktes in der CSSR durch die Sicherung der che Plan der Sowjetunion, eine neue Regierung in Nordgrenze den unbedingten Neutralitätswillen der CSSR zu präsentieren, nicht. Daher wurde am Österreichs manifestieren. Der Einsatz dieser Kräfte 23. August der tschechoslowakische Präsident war in drei Phasen vorgesehen: Ludvik Svoboda offiziell zu Verhandlungen nach In der ersten Phase hatte die 1. Jägerbrigade die Moskau gerufen, an denen auch die inhaftierten Grenze im Weinviertel zu sichern, die 3. Panzer- Regierungsmitglieder um Dubcek teilnahmen. Das grenadierbrigade die Grenze im Waldviertel und Moskauer Protokoll, das drei Tage später verab- die 4. Panzergrenadierbrigade die Grenze im Mühl- schiedet wurde, enthielt eine Aufhebung fast aller viertel. In der zweiten Phase waren die 5., 6. und 7. Reformprojekte. Mit diesem Ergebnis einer fakti- Jägerbrigade zur Verstärkung und Verdichtung ein- schen Kapitulation kehrte Dubcek in die CSSR zusetzen. Erst in der dritten Phase sollten die nie- zurück – der Prager Frühling war zu Ende.36 derösterreichischen Grenzschutzkompanien und das Grenzschutzbataillon Mühlviertel die einge- setzten Truppen ergänzen oder ablösen. Dies Der Einsatz des österreichischen widersprach allen Einsatzgrundsätzen des öster- Bundesheeres 1968 reichischen Grenzschutzes, und dokumentiert die skeptische Haltung der obersten militärischen Schon am 22. März hatte die Gruppe Nach- Führung und Einsatzplanung gegenüber dem aus richtenwesen des BMfLV dem Bundesminister Dr. Reservisten bestehenden Grenzschutz.37 Als am Georg Prader sowie dem Bundespräsidenten Franz Tag darauf eine Besprechung zwischen Verteidi- Jonas und dem Bundeskanzler Dr. Josef Klaus eine gungsminister Prader und dem Chef des Füh- Sonderinformation über die Entwicklungen in der rungsstabes Grenzsicherung Brigadier Johann CSSR vorgelegt, und darin eine Intervention sowjet- Freihsler stattfand, gab Minister Prader die folgen- ischer Truppen in der CSSR nicht ausgeschlossen. schwere Weisung, dass die Einheiten des Bundes- Zahllose Besprechungen waren die Folge, es sollte heeres in einem Abstand von 30 km zur Staats- aber noch bis zum 24. Juli dauern, bis unter dem grenze zu verbleiben hatten – „Eine idiotische Ent-

36 Vgl. Pauer, Jan: „Prag 1968. Der Einmarsch des Warschauer Paktes. Hintergründe. Planung. Durchführung“, Bremen 1995; Steiger, Andreas: „… zum Schutz der Grenze bestimmt“? Das Bundesheer und die CSSR-Krise 1968“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 36. Jahrgang 1998, Heft 5, S. 535 – 540; und Stöckl, Christine: „Die Verteidigungspolitik der ÖVP und der Stellenwert der militärischen Landesverteidigung im österreichischen Neutralitätskonzept (1955-1985)“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft Band 8, Wien 1985, S. 161-163; sowie zum Verlauf der Intervention Magenheimer, Heinz: „Die Intervention der Warschauer-Pakt-Truppen in der Tschechoslowakei 1968. Zur Chronik der Ereignisse vor und nach dem 21.8.1968“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 16. Jahrgang 1978, Heft 5, S. 384 – 392. 37 Vgl. Pleiner, Horst: „Die CSSR-Krise 1968. Der Einsatz des Österreichischen Bundesheeres“, in: Etschmann, Wolfgang/Speckner, Hubert (Hrsg.): „Zum Schutz der Republik … 50 Jahre Bundesheer. 50 Jahre Sicherheit: gestern – heute – morgen …“, Schriften zur Geschichte des Österreichischen Bundesheeres. Sonderband „50 Jahre Bundesheer“, Wien 2005, S. 498, 502f. Die Ausbildungsabteilung des BMfLV hatte 1964 dem Grenzschutz einen schlechten bis nicht vorhandenen Kampfwert attestiert: „Nur wenn die künftigen TV-(= Territorialverteidigung)Verbände – zum Unterschied zu den jetzigen Gz-Einheiten – über einen Kampfwert verfügen, ist die TV-Organisation vertretbar.“ „TV-Konzept (Zl. 2577-geh/Op/63), Neufassung der Abschnitte VI. und VII., Vorlage“ bzw. „Untersuchungsergebnis der TV-Kommission über die Realisierungs- möglichkeiten des TV-Konzepts“, Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-3, BMfLV Zl. 2.576-geh/Op/63 – Geheim, Anlage 5 „Die Ausbildung der TV-Einheiten (Studie)“, S. 5.

Die Grenzschutztruppe 347

scheidung, die niemand von uns damals verstand!“38 Grunde war man aber ziemlich ratlos.43 Selbst An- Der Befehl lautete im Wortlaut: träge des Gruppenkommandos III, die Festen An- lagen im Mühlviertel durch Kaderpersonal zu be- „Ein Einsatz des Alarmzuges oder der gesamten setzen, um so zumindest die wichtigsten Punkte zu Truppe sowie ein Überschreiten der gegebenen Linie sichern, wurden abgelehnt. Somit blieb fast das darf nur über den ausdrücklichen Befehl des Bun- gesamte Mühlviertel ungesichert.44 desministers für Landesverteidigung erfolgen.“39 Als in der Nacht vom 20. zum 21. August die Operation „Donau“ begann, trafen ab 01.05 Uhr Während also die Bevölkerung einen Einsatz erste Meldungen in Österreich ein. Im Grenzraum des Bundesheeres an der Grenze erwartete, und die wurden Funkpatrouillen der Gendarmerie in militärischen Befehlshaber darauf drängten, ver- Marsch gesetzt und schon eine knappe Stunde spä- weigerte dies die politische Führung – diese wollte ter ein gemeinsamer Überwachungsdienst von jede mögliche Eskalation durch Zwischenfälle an Zollwache und Gendarmerie aufgenommen. Trotz der Grenze vermeiden.40 Die Regierung war nicht der starken personellen Belastung der Gendarmerie fähig, wie während der Ungarnkrise 1956 deutlich aufgrund der seit 1967 stattfindenden verstärkten den Willen zu manifestieren, dass sie gegen jede Überwachung der Grenze zu Südtirol fanden sich Verletzung der territorialen Integrität Österreichs bis Mittag weitere 930 Gendarmen als Verstärkung gemäß den aus der Neutralität resultierenden der Grenzüberwachung gegen die CSSR ein. Ab Pflichten unnachsichtig militärisch vorzugehen 03.30 Uhr alarmierte Brigadier Freihsler die für die gewillt sei.41 Eine noch im Juni 1968 von Ver- Grenzüberwachung vorgesehenen Kommanden teidigungsminister Prader gehaltene Rede, in der und Verbände und ordnete die Herstellung der Ab- dieser von der Notwendigkeit einer stets bereiten marschbereitschaft an. Erst um 10.00 Uhr wurde Truppe und einer raschen Mobilmachung allein schließlich allen Kommandanten der Gruppen- schon aus staatspolitischen Gründen sprach, klingt truppen und Brigaden eröffnet, dass eine Sicherung rückwirkend betrachtet wie blanker Hohn.42 Auch unmittelbar an der Grenze nicht vorgesehen war, der Landesverteidigungsrat hatte kein Konzept. und den Bataillonen Räume bzw. Garnisonen zuge- Aus allgemeiner Furcht vor der Sowjetunion wurde wiesen. Ab 16.00 Uhr erfolgte schließlich der Ab- zwar eine Teilmobilmachung angeordnet, im marsch der Truppen zur Verstärkung der Garni-

38 Zitat des späteren Mag. Dr. Mario Duic, 1968 als Chef des Stabes des Gruppenkommandos III in Salzburg tätig, anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 19.07.2007. 39 „Befehl zu Verstärkung der Garnisonsbereiche nördlich der Donau“ vom 21.08.1968, BMfLV Zl. 7.258-geh-Stb/68 – Geheim, in: Etschmann, Wolfgang/Speckner, Hubert (Hrsg.): „Zum Schutz der Republik … 50 Jahre Bundesheer. 50 Jahre Sicherheit: gestern – heute – morgen …“, Schriften zur Geschichte des Österreichischen Bundesheeres. Sonderband „50 Jahre Bundesheer“, Wien 2005, S. 882 – 887. 40 Vgl. Steiger, Andreas: „Vom Schutz der Grenze zur Raumverteidigung. Beiträge zur Geschichte des Bundesheeres von 1968 bis 1978“, Wien 2000 (Diss.), S. 33. 41 1956 stellte Verteidigungsminister Graf eindeutig fest: „Wer böse Absichten gegen Österreich hat, muss wissen, dass wir uns wehren wollen und wehren werden.“ Stöckl, Christine: „Die Verteidigungspolitik der ÖVP und der Stellenwert der militärischen Landesverteidigung im österreichischen Neutralitätskonzept (1955-1985)“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft Band 8, Wien 1985, S. 88. 42 „mobilmachung ist bereits in spannungszeiten eine wirksame demonstration des willen oesterreichs, seinen verpflichtun- gen nachzukommen und jede spekulation auszuschalten. […] wir werden alles daran setzen, dass jede in oesterreich verfuegbare waffe im ernstfalle zum einsatz kommt.“ BM Prader in einer APA-Meldung vom 22.06.1968. 43 Vgl. Kreisky, Bruno: „Im Strom der Politik. Der Memoiren zweiter Teil“, Berlin – Wien 1988, S. 253. 44 Aussage von Generalmajor i.R. Dr. Mario Duic anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 19.07.2007.

Problemstellungen und Resümee 348

sonen nördlich der Donau, wo sie ihre zugewiese- Bundesheer seinem Sicherungsauftrag vollkommen nen Standorte einnahmen und abwarteten.45 Ab nachgekommen sei. Anhand der Sprachregelung, dem 22. August kam es zu zahlreichen, fast plan- von den Ereignissen rund um den Prager Frühling mäßig anmutenden Luftraumverletzungen durch nicht von einem Krisenfall sondern einer „krisen- sowjetische Aufklärungsflüge, die zu scharfen haften Situation“ zu sprechen, könnte man jedoch Protesten Österreichs beim sowjetischen Botschafter schließen, dass die Bundesregierung selbst Zweifel führten – und äußerst skeptisch macht hinsichtlich an der Richtigkeit der von ihr gesetzten Maßnah- der tatsächlichen Achtung, die der österreichischen men hatte. „Man könnte daran sogar den Ausdruck Neutralität von Seiten der Sowjetunion im Krisen- eines schlechten Gewissens erkennen.“50 Sogar der fall entgegengebracht worden wäre.46 Bundesheer-kritische Wilfried Daim war über die Als Anfang September Gerüchte von einem be- Vorgehensweise erstaunt: „Während der CSSR-Krise vorstehenden Einmarsch der sowjetischen Streit- zeigte Österreichs Bundesheer eine rührende Geschäftig- kräfte in Österreich aufkamen, entschloss sich Bun- keit, wobei es unmöglich war, an den Nordgrenzen der despräsident Franz Jonas zu einer vorläufigen Republik so etwas wie eine ,Front‘ aufzubauen, sondern Aufschiebung der Rückversetzung in die Reserve nur ,Stützpunkte‘ wie an der Ostfront des Zweiten für alle Wehrpflichtigen, die sonst Ende September Weltkrieges im Winter bei minus 40 Grad.“51 abgerüstet hätten.47 Nachdem sich die Situation in Während der „krisenhaften Situation“ von 1968 der CSSR wieder normalisiert zu haben schien, kam die Regierung zu keinem einhelligen Be- wurde die Alarmbereitschaft zwar aufrechterhalten, schluss, ob die Grenzschutzverbände mobilisiert die eingesetzten Truppen aus den Befehlsbereichen werden sollten. Die Angehörigen der Grenzschutz- Salzburg und Wien aber in ihre Heimatgarnison truppe wussten jedoch, was zu tun war: Als in den zurückgebracht.48 Der Abschlussbericht über den Medien vom Einmarsch der Warschauer Pakt Einsatz des Bundesheeres 1968 deckte alle Mängel Truppen in der Tschechoslowakei berichtet wurde, schonungslos auf, was den Verteidigungsminister verabschiedeten sie sich von der Familie, beende- veranlasste, die Veröffentlichung und Verbreitung ten ihre Arbeit, nicht wenige unterbrachen ihren des Berichts zu verbieten.49 Minister Prader wies im Urlaub um ihre Heimat zu schützen.52 Während Gegenteil immer wieder darauf hin, dass das also diese Reservisten des Grenzschutzes schon im

45 Vgl. Pleiner, Horst: „Die CSSR -Krise 1968. Der Einsatz des Österreichischen Bundesheeres“, in: Etschmann, Wolfgang/ Speckner, Hubert (Hrsg.): „Zum Schutz der Republik … 50 Jahre Bundesheer. 50 Jahre Sicherheit: gestern – heute – morgen …“, Schriften zur Geschichte des Österreichischen Bundesheeres. Sonderband „50 Jahre Bundesheer“, Wien 2005, S. 506 – 513. 46 Vgl. Hollnbuchner, Birgit: „Österreich und die Neutralität – Politische Dimension oder historische Illusion? Konstanten und Brüche in der Bedeutung und Interpretation der Neutralität in Österreich vom Staatsvertrag 1955 bis zur Diskussion eines NATO-Beitritts 1999“, Wien 1999 (Dipl.-Arb.), S. 43. 47 Vgl. Freistetter, Franz: „Das strategische Konzept des Ostens und Österreich 1955-1970“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 54. 48 Vgl. Stöckl, Christine: „Die Verteidigungspolitik der ÖVP und der Stellenwert der militärischen Landesverteidigung im österreichischen Neutralitätskonzept (1955-1985)“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft Band 8, Wien 1985, S. 164f. 49 Dieser Bericht ist bis heute unter Verschluss, eine öffentliche Einsichtnahme ist nicht möglich. Information von Hofrat Dr. Wolfgang Etschmann, Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, am 26.11.2007. 50 Vgl. Heller, Otto: „Die „Schild-Schwert-These“ und die Neutralen. Eine strategisch/operative Betrachtung über die Zeit von der Aufstellung des zweiten Bundesheeres bis zum Beginn der Reform 1970“, in: Etschmann, Wolfgang (u.a.): „Schild ohne Schwert. Das österreichische Bundesheer 1955-1970“, Forschungen zur Militärgeschichte 2, Graz-Wien-Köln 1991, S. 84. 51 Daim, Wilfried: „Analyse einer Illusion. Das österreichische Bundesheer“, Gladenbach 1969, S. 93. 52 Vgl. Steiger, Andreas: „Es brennt zwar nicht der Hut, aber es glost die Jacke! Der Einsatz des österreichischen Bundesheeres während der CSSR-Krise 1968“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 43. Jahrgang 2005, Heft 5, S. 619.

Die Grenzschutztruppe 349

Laufe des Vormittags des 21. August 1968 selbst- intensiviert worden.“55 Auch General Siegbert ständig an den Sammelplätzen einrückten und sich Kreuter, während der Krise Major dG und Chef des ohne besonderen Befehl auf den Einsatz vorzuberei- Stabes der 1. Jägerbrigade, verstand die Problematik ten begannen, trafen sie auf keine Offiziere der nur zu gut: „Die in den Grenzorten lebenden Reserve- Brigaden: Diesen war verboten worden, an die offiziere des Grenzschutzes sahen sich als Garanten für Grenze vorzugehen. Diese verordnete Untätigkeit dieses Engagement [= Schutz der Grenzen, Anm. des führte nicht zu Unrecht bei vielen Reservisten zu Verfassers] und wurden von den Bürgern als solche einer tiefen Sinnkrise und wenig Verständnis. Nicht angesehen. Im August 1968 durften sie während der Krise nur die Bevölkerung, sondern auch die Angehörigen nicht einmal ihre Uniform tragen. […] Den Zoll- der Gendarmerie und Zollwache an der Grenze wachebeamten wurde 1956 versichert, sie würden in einer fühlten sich im Stich gelassen.53 Ein Offizier der Krise immer gemeinsam mit dem Bundesheer die Grenze Zollwache formulierte es treffend: „Es mag viele sichern. […] Im August 1968 mussten Zollwachebeamte Gründe geben, das Bundesheer von der Grenze fern- auch als Reserveoffiziere des Bundesheeres die Grenze zuhalten. Sie alle ändern aber nichts daran, dass wir gemeinsam mit der Gendarmerie sichern. Das war das alleine gelassen wurden.“54 Auch die aktiven Ende der engen Zusammenarbeit zwischen Zollwache Soldaten verstanden diese Maßnahme nicht, wie und Bundesheer.“56 verschiedene Aussagen damaliger führender Offi- Während das Bundesheer im Jahre 1956 den ziere belegen. General Josef Marolz, damals Major Auftrag „Schutz der Grenze“ improvisierte57 und so dG und Chef des Stabes der 3. Panzergrenadier- das Vertrauen der Politik und der Bevölkerung brigade, stellte fest: „Das Nichtaufbieten des Grenz- gewann, durfte ein gut vorbereitetes Bundesheer schutzes wurde mit Bedauern zur Kenntnis genommen; zwölf Jahre später den im Wehrgesetz geforderten zweifellos wäre dadurch die Grenzbeobachtung wesentlich „Schutz der Grenzen“ nicht mehr erfüllen.58 Die jah-

53 Vgl. Steiger, Andreas: „Vom Schutz der Grenze zur Raumverteidigung. Beiträge zur Geschichte des Bundesheeres von 1968 bis 1978“, Wien 2000 (Diss.), S. 20, 28f, 37-39. 54 Vgl. Kreuter, Siegbert: „Das Selbstverständnis des österreichischen Soldaten gestern und heute“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 34. Jahrgang 1995, Nr. 5, S. 397. 55 Marolz, Josef: „Einsatz der 3. Panzergrenadierbrigade während der CSSR-Krise im Jahre 1968“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 17. Jahrgang 1978, Nr. 4, S. 325. 56 Vgl. Kreuter, Siegbert: „Erlebtes Bundesheer… Teil 2. Vom S 3 im Brigadestab in den Generalstabsdienst 1963 bis 1973“ (= Schriften zur Geschichte des österreichischen Bundesheeres, Hrsg. vom Generalstab des Bundesministeriums für Landesverteidigung und der Militärgeschichtlichen Forschungsabteilung des Heeresgeschichtlichen Museums, Band 6/2), Wien 2007, S. 343. 57 „Improvisation“ ist die richtige Bezeichnung für die Ereignisse 1956. General i.R. Anton Leeb, 1956 Oberstleutnant und Leiter der Grenzschutzabteilung der Sektion II, besaß damals nicht einmal eine militärische Uniform und musste sich mit einer Gendarmerieuniform behelfen. Im Ministerium selbst herrschte während der Alarmierung aufgrund der Vorkomm- nisse in Ungarn Chaos, die Zivilbediensteten bekamen von all dem nichts mit und gingen bei Dienstschluss nach Hause – es gab daher keine Chauffeure und Sekretärinnen, die Telefonzentrale hatte nur die übliche Notbesetzung. Zur ungarischen Grenze selbst hatte man keine telephonische Verbindung. Wenn man mit dem dort eingesetzten österreichischen Militär Kontakt aufnehmen wollte, rief das Ministerium bei einem dem Stützpunkt nahegelegenen Postamt an und bat, per Boten den zuständigen Kommandanten von der Grenze an den Apparat zu holen. Verwirrung stifteten auch die zahlreichen eigenmächtigen Aktionen von BM Graf, der täglich Briefe von verängstigten Bauern an der Grenze erhielt und persönlich Soldaten zu deren Sicherung ausschickte – die dann natürlich woanders fehlten. Höhepunkt war mit Sicherheit der Anruf eines persönlichen Freundes von BM Graf, seines Zeichens Cafetier in der Steiermark, der sich „unsicher“ fühlte und den Minister um militärischen Schutz bat. Graf schickte ihm die einzige österreichische Panzerkompanie, bestehend aus geschenkten russischen Panzern, die eigentlich in Bruck an der Leitha stationiert war, und nun das Cafe in der Obersteiermark beschützen sollte. „Wir suchten die Panzer in Bruck und konnten sie dort nicht mehr finden, es dauerte einige Zeit bis uns Graf von seiner „Umbeorderung“ informierte und wir die Panzer zurückholen konnten. Doch trotz all dieser Komplikationen funktionierte unser Schutz der Grenzen 1956 ausgesprochen gut.“ Zitat von General i.R. Anton Leeb anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 23.08.2007. 58 Vgl. Steiger, Andreas: „Vom Schutz der Grenze zur Raumverteidigung. Beiträge zur Geschichte des Bundesheeres von 1968 bis 1978“, Wien 2000 (Diss.), S. 48.

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relang geprobte „Schild und Schwert“-Theorie der lich groß!“62 Alle Erklärungen der Regierung, man österreichischen Verteidigung wurde ad absurdum habe die Sowjetunion nicht provozieren wollen, geführt, das „Schild“ gar nicht aufgeboten. Dies wurden mit dem Hinweis auf den Einsatz des hatte einen schwerwiegenden Image- und Motiva- Bundesheeres an der ungarischen Grenze 1956 als tionsverlust bei der Bevölkerung59, den betroffenen unsinnig abgetan. Angehörigen von Grenzschutz und Exekutive sowie Die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Bundes- des Bundesheeres selbst zur Folge. Die gedrückte heeres und des Wehrdienstes rückte in den Vorder- Stimmung bei den aktiven Soldaten wurde durch grund der innen- und tagespolitischen Berichter- die freiheitlichen und sozialistischen Oppositions- stattung und beeinflusste nicht unwesentlich das parteien noch verstärkt, die dem Bundesheer vor- Wahlverhalten im März 1970.63 Wider besseren warfen, nicht in der Lage gewesen zu sein, die Wissens getätigte Aussagen des SPÖ-Bundespartei- Grenze richtig zu sichern. „Man warf dem Bundes- vorsitzenden Dr. Bruno Kreisky in der Vorwahl- heer vor, etwas nicht gekonnt zu haben, was es nicht kampfzeit, wie „Die Einsatzbereitschaft während der hatte tun dürfen.“60 Heiße Diskussionen über diese CSSR-Krise war eine Blamage!“64 trugen das ihre unberechtigte Kritik in den Offizierskasinos waren dazu bei, diese Meinung nachhaltig in der öster- die Folge, man verdächtigte Politiker und hohe reichischen Bevölkerung zu verankern. Dabei hatte sozialistische Offiziere, böswillig den Rückzug von Kreisky 1968 im Landesverteidigungsrat die der Grenze vorgeschlagen zu haben.61 General Warnungen hoher Militärs vor einer Eskalation der Anton Leeb, damals Leiter der Gruppe Wehrpolitik Situation als übertrieben und dramatisierend abge- im BMLV, stellte ebenfalls ein Versagen der politi- tan, und den Offizieren in Bezug auf einen befürch- schen Führung fest: „Seit Beginn des Bundesheeres teten Angriff der Sowjetunion auf Österreich vorge- wurde immer wieder von „oben“, von den Politikern, der worfen: „Meine Herren, Sie sind alle ehemalige deutsche militärischen Führung dreingeredet. 1968 war dann die Offiziere, und nur aufgrund Ihrer Erfahrungen in der Misere perfekt: Es gab keine Mobilisierung, keinen deutschen Wehrmacht können Sie zu einer solchen Auf- Schutz der Grenzen, der Zorn im Heer war unbeschreib- fassung gelangen.“65

59 In zahlreichen Publikationen wurde das Bundesheer heftig kritisiert, aber auch der Regierung Fahrlässigkeit vorgeworfen. Z. B. schreibt Alfred Schneider 1968, das Bundesheer solle sich auf seine erfüllbaren Aufgaben konzentrieren, und schlägt eine Umbenennung des BMLV in „Bundesministerium für Grenzbewachung (Partisanenbekämpfung, Abgedrängten- und Über- läuferentwaffnung), Verfassungsschutz und Katastrophenhilfe“ vor. Vgl. Schneider, Alfred: „Fehlinvestition Bundesheer. Kritische Bemerkungen zu einem aktuellen Thema mit Reproduktionen nach Originalen des Verfassers“, Wels 1968, S. 38f. 60 Kreuter, Siegbert: „Erlebtes Bundesheer… Teil 2. Vom S 3 im Brigadestab in den Generalstabsdienst 1963 bis 1973“ (= Schriften zur Geschichte des österreichischen Bundesheeres, Hrsg. vom Generalstab des Bundesministeriums für Landesverteidigung und der Militärgeschichtlichen Forschungsabteilung des Heeresgeschichtlichen Museums, Band 6/2), Wien 2007, S. 343f. 61 Ebenda, S. 344. 62 Zitat von General i.R. Anton Leeb anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 23.08.2007. 63 Vgl. Pleiner, Horst: „Die CSSR-Krise 1968. Der Einsatz des Österreichischen Bundesheeres“, in: Etschmann, Wolfgang/ Speckner, Hubert (Hrsg.): „Zum Schutz der Republik … 50 Jahre Bundesheer. 50 Jahre Sicherheit: gestern – heute – morgen …“, Schriften zur Geschichte des Österreichischen Bundesheeres. Sonderband „50 Jahre Bundesheer“, Wien 2005, S. 528. 64 Steiger, Andreas: „Vom Schutz der Grenze zur Raumverteidigung. Beiträge zur Geschichte des Bundesheeres von 1968 bis 1978“, Wien 2000 (Diss.), S. 48. 65 Kreisky, Bruno: „Im Strom der Politik. Der Memoiren zweiter Teil“, Berlin – Wien 1988, S. 254. Z.B. hatte General Fussen- egger immer wieder vor der „kommunistischen Weltherrschaft“ gewarnt: „Mit einem Wort, der Russe bleibt nach wie vor unser Feind und je mehr sie von Frieden und Freundschaft reden, umso gefährlicher sind sie. Es herrschte noch nie eine solche Diskrepanz zwischen Worten und Taten und es wurde noch nie so viel gelogen wie heute.“ Tagebuch-Eintrag vom 28.05. bis 13.06.1967; Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967, S. 35.

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Aussagen von Zeitzeugen zu „Die Zunahme der Spannungen und der militärischen den Ereignissen 1968 Bewegungen wurden interessiert verfolgt. Mit Zuspitzung der Lage rechneten wir Gz-Soldaten sicher Wie erlebten nun die oberösterreichischen Grenz- mit der Alarmierung und Aufbietung des Grenz- schutzsoldaten die Ereignisse 1968? In der Folge sol- schutzes.“67 len die Erfahrungen ausgewählter Zeitzeugen wie- dergegeben und analysiert werden. Innerhalb des Grenzschutzes funktionierte der Hauptmann Gunter Polesny, 1968 Leutnant und Informationsaustausch nach wie vor gut. Durch die Kommandant des I. Zuges der Grenzschutzkom- jahrelangen engen Kontakte mit dem Zoll war man panie Bad Leonfelden: über die Lageentwicklung ziemlich gut informiert, die Kontaktnahmen verdichteten sich. Josef Kolmer, „Noch Ende Mai 1968 hatte unsere Kompanie eine 1968 im Zivilberuf Direktionsassistent bei der Land- mehrtägige Gefechtsübung im Mühlviertel, mit Ver- und Forstwirtschaftlichen Sozialversicherungsan- zögerungskampf und begrenzter Verteidigung. Mit stalt in Linz, wurde an seinem Arbeitsplatz mit zahl- dem Grenzschutzbataillon 114 standen im Mühl- reichen Anfragen seiner Kameraden konfrontiert: viertel somit in sich gefestigte Einheiten zur Ver- fügung, die in der Bevölkerung des grenznahen „Die Telefone allerdings liefen heiß! Durch die persön- Raumes akzeptiert und gut verankert waren. […] Wie liche Verbundenheit der Gz-Kameraden gab es zahlrei- so viele Krisen in den 60er-Jahren beobachtete ich die che Anrufe und Rückfragen. Sie erreichten mich meist Entwicklung in der CSSR mit Interesse und einer an meinem Arbeitsplatz. Für unsere Kollegen in der gewissen Spannung. Trotzdem war der Schock groß, Telefonvermittlung war dies eine zusätzliche Belas- als die Morgennachrichten am 21.8. vom Einmarsch tung. […] Die Kameraden wollten wissen, ob der der WAPA-Truppen berichteten. Ich informierte sofort Grenzschutz aufgeboten wird, ob sie auch ohne Einbe- meine Familie, dass wahrscheinlich mit meiner Mobi- rufung zum Sammelort kommen sollen, wie die Lage lisierung zu rechnen sei. Entsprechend erstaunt war beurteilt wird, ob es zu einem Kampfeinsatz kommen ich, als ich sowohl von meinem Kompaniekomman- wird, wann und wo Waffen und Munition ausgegeben danten als auch vom Kommando des Grenzschutzes werden, was sie ihren Angehörigen und ihren Dienst- erfuhr, dass vorerst nicht an ein Aufgebot des Grenz- gebern sagen sollen […] Es herrschte also große Un- schutzes gedacht sei. Ich wunderte mich, kam mir sicherheit. Wie ich vom Gendarmerieposten Leonfel- etwas blöd vor, war aber insgesamt erleichtert und den erfuhr, seien einige Gz-Soldaten mit ihrer Rüs- fuhr einige Tage später auf Urlaub nach Pula.“66 tung am Sammelort eingetroffen und wurden schließ- lich wieder nach Hause geschickt.“68 Ähnliche Erlebnisse hatte Oberst Josef Kolmer, damals WmROA und eingeteilt als rPAK-Gruppen- In diesen Ausführungen lässt sich einmal mehr kommandant im sZug der Grenzschutzkompanie die Bereitschaft der Grenzschützer erkennen, in Leonfelden: einem Krisenfall sofort selbstständig alle Vor-

66 Aussage von Hptm a.D. Gunter Polesny anlässlich des Grenzschutz-Symposiums in Freistadt am 2. Juni 2005. 67 „Der Prager Frühling. Eindrücke eines ehemaligen Grenzschutzsoldaten“, Auszug aus einem Brief des Oberst a.D. Josef Kolmer an den Verfasser vom August 2007, S. 1. 68 Ebenda, S. 2.

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kehrungen für eine Mobilisierung zu treffen und an „Eine Information durch das ÖBH blieb allerdings die Grenze zu gehen. Die Nichteinberufung stieß vollkommen aus. Auch Rückfragen blieben erfolglos. auf Unverständnis und führte nicht selten zu Ent- […] Bei den Angehörigen des Grenzschutzes bestand täuschung, die Grenzjäger fühlten sich von der größte Enttäuschung über den Informationsmangel militärischen Führung als nicht voll genommen. durch die zuständigen Stellen.“70 Viele fragten sich, wozu sie seit Jahren Wochen- enden und Urlaube für das österreichische Bundes- Er selbst so wie viele seiner Kameraden erfuhr heer opferten, wenn sie ihre ureigenste Aufgabe – vom Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes den Schutz der Grenze – nicht erfüllen durften. Ein in der CSSR durch Radiomeldungen. Gefühl der Sinnlosigkeit machte sich breit, zahlrei- Da offizielle Auskünfte des Bundesheeres unter- che Grenzjäger wurden in ihrem Umfeld mit dem blieben, ergriffen die Grenzjäger selbst die Initia- Vorwurf, sich für eine „Schönwettertruppe“ zu tive, Improvisation gehörte schließlich seit Jahren engagieren, konfrontiert. Ein Mangel an Wert- zu den hervorstechendsten Merkmalen des Grenz- schätzung für die Grenzschutztruppe in der Be- schutzes. WmROA Josef Kolmer nutzte 1968 seine völkerung war die Folge. Mittagspausen, um sich einen Überblick über den Die aktive Truppe sah das zweifellos nüchter- Einsatz des österreichischen Bundesheeres zu ver- ner. Vizeleutnant Alois Kriegner, damals Dienst- schaffen: führender Unteroffizier des Grenzschutzbataillons 114 beim Militärkommando Oberösterreich: „Durch Information von Bürokollegen erfuhr ich, dass im Bereich Hellmonsödt Truppen des Bundesheeres in „Während dieser Krisenzeit gab es laufend telefoni- Stellung gegangen seien. Ich benützte die verlängerte sche Anfragen von einfachen Grenzschutzsoldaten, Mittagspause, um mich an Ort und Stelle zu infor- warum es keine Alarmierung gibt. Ich war während mieren. Ausgerüstet mit dem Wehrdienstbuch konnte dieser Zeit im Dienst, es wurden jedoch keine beson- ich dort die Maßnahmen zur Luftraumüberwachung deren militärischen Maßnahmen getroffen.“69 kennenlernen und wurde auch am Radar direkt einge- wiesen. So erhielt ich erste Kenntnis vom Einsatz Da eine Alarmierung des GzB 114 in der mili- unserer Truppen. […] Bei einem Ausflug am Wochen- tärischen Planung nicht vorgesehen war, erfolgte ende nach Freistadt konnte ich bis unmittelbar an die sie auch nicht. Für das Militärkommando Ober- Staatsgrenze gelangen und die jenseits aufgefahrenen österreich war damit die Sache erledigt, die Inter- Panzer sehen. Auch die Alarmierungsmaßnahmen in pellationen der Grenzschützer wurde als eher lästig der Tilly-Kaserne waren öffentlich wahrzunehmen.“71 empfunden. Für die Grenzjäger war diese Vor- gangsweise unverständlich, wie Oberst Josef Doch auch die eingesetzte aktive Truppe war Kolmer darlegt: über die Rolle des Grenzschutzes nicht ausreichend

69 Aus einem Brief von Vzlt i.R. Alois Kriegner an den Verfasser vom 17.08.2007. 70 „Der Prager Frühling. Eindrücke eines ehemaligen Grenzschutzsoldaten“, Auszug aus einem Brief des Oberst a.D. Josef Kolmer an den Verfasser vom August 2007, S. 1f. 71 „Der Prager Frühling. Eindrücke eines ehemaligen Grenzschutzsoldaten“, Auszug aus einem Brief des Oberst a.D. Josef Kolmer an den Verfasser vom August 2007, S. 2f.

Die Grenzschutztruppe 353

informiert. So wurde beispielsweise dem Panzer- ans Werk: „Dass das Zusammenspiel von Bundesheer, bataillon 14 der Auftrag gegeben, nach dem Be- Zollwache und Gendarmerie so reibungslos klappen ziehen der Stellungen in Treffling bei Linz Verbin- würde, obwohl hier immerhin drei verschiedene dung mit dem Grenzschutz aufzunehmen72 – dass Ministerien – Finanz, Inneres und Verteidigung – invol- dieser nicht mobilisiert worden war, war den Ein- viert waren, hatte niemand wirklich gehofft. Wir waren heiten nicht mitgeteilt worden. alle positiv erstaunt und begeistert!“73 Doch schon bald Zusammenfassend lässt sich aus diesen Aus- traten die ersten Schwierigkeiten auf, der äußere führungen die große Enttäuschung und Resigna- Schein einer einmütigen Begeisterung aller politi- tion herauslesen, die sich bei den Grenzschützern schen Ebenen für die Anliegen der militärischen nach den Ereignissen 1968 breitmachte. Sie wollten Landesverteidigung trog. an die Grenze, sie wollten ihre seit Jahren geübte Große Probleme bereitete hier das von Anfang Aufgabe erfüllen, aber sie durften nicht. Viele Re- an falsche Konzept des Bundesheeres, da dieses servisten stellten sich die Frage nach dem Sinn organisatorisch, materiell und personell schlicht ihres Engagements – und fanden keine Antwort. irreal war. Die in der Folge durchgeführten Um- gliederungen erfüllten nicht die in sie gesetzten Er- wartungen, zu sehr träumte man noch von einer Bürokratie und Politik als „Minigroßmachtarmee“. Der springende Punkt für Totengräber des Grenzschutzes die zahlreichen Probleme des Bundesheeres war die fehlende materielle Zuwendung durch die Regier- Bei der Aufstellung des Grenzschutzes waren ungsparteien. Mit einem größeren Budget wäre es Politiker auf allen Veranstaltungen vertreten. Es sicherlich gelungen, den Kaderstand aufzufüllen gab keine Inspektion oder Instruktion, bei der der und die Bewaffnung und Ausrüstung auf allen Ge- Landeshauptmann oder sein Stellvertreter sowie bieten auf ein annehmbares Niveau zu heben, was die regionalen politischen Vertreter fehlten, Land- sich auch positiv auf den Grenzschutz ausgewirkt tagsabgeordnete und Bundesräte rundeten das Bild hätte.74 Der spätere General Prof. Mag. Ernest König ab. Oftmals waren der Verteidigungsminister selbst stellte noch 1994 fest, dass sich der Grad der oder sein Staatssekretär sowie Repräsentanten des Ernsthaftigkeit politischen Handelns im Bereich der Innenministeriums anwesend. Somit sicherte die militärischen Landesverteidigung an der Höhe des offizielle politische Seite dem Grenzschutz in zahl- Budgets messen lasse: „Neben der Sachkollision zwi- reichen Reden und Ansprachen seine volle Unter- schen erkannter Notwendigkeit und Budgetkonsolidie- stützung zu, die Umsetzung dieser Versprechun- rung steht das Dilemma zwischen ebenfalls sachlicher gen ließ jedoch zu wünschen übrig. Notwendigkeit einerseits und Stimmen bei den nächsten Zu Beginn war die Euphorie jedoch groß, voller Wahlen andererseits.“75 Hauptverantwortung für Elan machten sich die verschiedensten Behörden diese Entwicklung trug daher in erster Linie die

72 „Ich wohne am Rande des TÜPl Treffling und konnte daher mitverfolgen, dass die Panzertruppe von Wels hierher verlegt wurde. Wie mir der damalige Kommandant in einem späteren Gespräch mitteilte, hätte er u.a. den Auftrag gehabt, Verbindung mit dem Grenzschutz herzustellen.“ Aussage von Oberst a.D. Josef Kolmer anlässlich des Grenzschutz- Symposiums in Freistadt am 3. Juni 2005. 73 Zitat von General i.R. Anton Leeb anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 23.08.2007. 74 Vgl. Böhner, Gerhard: „Die Wehrprogrammatik der SPÖ“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft, Band 6, Wien 1982, S. 53f. 75 König, Ernest: „Österreichs Streitkräfte vor neuen Aufgaben. Das Bundesheer im Spannungsfeld mehrdimensionaler Veränderungen“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 32. Jahrgang 1994, Heft 1, S. 17.

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politische Führung, doch ist es auch der militäri- So wandelte sich die ursprüngliche breite Unter- schen Führung anzulasten, dass sie ihre Forder- stützung aller Parteien für das Bundesheer langsam ungen mit zu wenig Nachdruck gegenüber den in Ablehnung oder bestenfalls in Ignoranz. Vor Politikern vertreten haben. Publizistische Vorstöße allem Vertreter der SPÖ suchten eine Stärkung des von Offizieren des Bundesheeres zeigten nicht die Heeres zu verhindern, boykottierten dessen offizi- gewünschte Wirkung und waren oft von Kritik elle Veranstaltungen und verhinderten über Jahre begleitet. Ein österreichischer General fasste die jede Art von Alarmübungen. Dies wurzelte ver- Misere mit folgenden Worten zusammen: mutlich in der stets kritischen und übervorsichti- gen Haltung der Sozialisten gegenüber einem Ein- „Als Offiziere, die den Eid auf die demokratische satz des Bundesheeres im Landesinneren, daher Republik geleistet haben, wissen wir sehr gut, daß es stand man auch der Aufstellung der Sicherungs- niemals unsere Aufgabe sein kann, politische Ent- verbände von Anfang an äußerst reserviert gegenü- scheidungen zu fällen. Aber als verantwortungsbe- ber. Das Problem der unbefriedigenden Ausbil- wußte Kommandanten dürfen wir nicht schweigen, dungs- und Übungsmöglichkeiten für Grenz- wenn die Aushungerung des Heeres dazu führt, daß schützer blieb über all die Jahre bestehen. Die Bun- unsere Soldaten im Verteidigungsfall nur billiges Ka- desregierung wurde mehrfach von der militäri- nonenfutter sind.“76 schen Führung aufgefordert, unter anderem von der von ihr selbst eingesetzten Bundesheerreform- Dem Bundesheer fehlte jedoch die nötige Unter- kommission 1971, Pflichtwaffen- und Alarmübun- stützung durch die Bevölkerung, um seinen Apellen gen als gesetzliche Maßnahmen einzuführen und an die Staatsführung mehr Gewicht zu verleihen. die Instruktionen zu verlängern. Doch stießen all Durch die sogenannte „aktive Neutralitätspolitik“ diese Apelle auf taube Ohren. Die militärische Kreiskys wurde der Bevölkerung Österreichs ein Führung war sich daher klar, dass in einem Ernstfall falsches Gefühl der Sicherheit vermittelt und diese die Aufbietung des Grenzschutzes ein Risiko für in der Illusion bestärkt, „Österreich werde schon allein alle Beteiligten darstellen würde, und warnte daher kraft seiner charmanten Existenz von allen geliebt und davor, „weil die in einem § 2-Fall entstehenden sinnlo- geachtet“77. Mehr Geld für die militärische Landes- sen Blutopfer infolge Versagens der Kader niemand – verteidigung schien daher unnötig und wurde in auch kein Politiker – verantworten kann“.78 Das Fazit der breiten Öffentlichkeit als Verschwendung ange- des Generaltruppeninspektors Fussenegger war sehen. Dass jedoch diplomatische Leistungen allei- dementsprechend vernichtend: ne keinesfalls ausreichen konnten, die Neutralität Österreichs den anderen Staaten auf Dauer unent- „Es wird immer von einem Einsatzheer gesprochen behrlich zu machen, konnte der Bevölkerung nicht aber wir haben keines, weil 1. die Leute nichts können vermittelt werden. 2. dieses Heer keine 100 %-ige Einsatzbereitschaft

76 „Alarm im Bundesheer: Soll man zusperren?“, in „Kleine Zeitung“, Nr. 191 vom 23.08.1970, S. 1. 77 Hollnbuchner, Birgit: „Österreich und die Neutralität – Politische Dimension oder historische Illusion? Konstanten und Brüche in der Bedeutung und Interpretation der Neutralität in Österreich vom Staatsvertrag 1955 bis zur Diskussion eines NATO-Beitritts 1999“, Wien 1999 (Dipl.-Arb.), S. 102. 78 „TV-Konzept (Zl. 2577-geh/Op/63), Neufassung der Abschnitte VI. und VII., Vorlage“ bzw. „Untersuchungsergebnis der TV-Kommission über die Realisierungsmöglichkeiten des TV-Konzepts“, Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/ Sammlungen und Nachlässe – Bestand Mario Duic B 1516-3, BMfLV Zl. 2.576-geh/Op/63 – Geheim, Anlage 5 „Die Aus- bildung der TV-Einheiten (Studie)“, S. 3.

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hat, da wir personell weit darunter liegen 3. wir nicht „Prader war ein Mann, der unbelehrbar war und genug Fahrzeuge haben um fahren zu können. […] dadurch um sich eine Hoffnungslosigkeit verbreitet Der BM hat sich alles angehört und dann alles abge- hat, daß doch nichts geändert werden kann. Er wuss- lehnt. Mit einem Wort, eine Besserung ist von ihm te alles besser und hat alles nach seinem Kopf ge- nicht zu erwarten. Er will nicht hören. Nun ist das macht, ohne von viel Kenntnissen beleckt zu sein. Problem, was wir weiter machen sollen.“79 Doch Schwamm darüber. Auch er ist in der Versen- kung verschwunden.“82 Der scheinbare Unwillen der Politik, den An- liegen des Bundesheeres Gehör zu schenken, zog Politische Entscheidungen spielten auch stets sich über Jahre hin. „Egal unter welcher Regierung, beim Ankauf von Ausrüstung und Bewaffnung des welches politische Couleur auch an der Macht war: Das Bundesheeres eine Rolle. Während man im Grenz- Bundesheer hatte nie Unterstützung von der Politik!“80 schutz und auch in der aktiven Einsatztruppe mit Der Öffentlichkeit waren diese Vorgänge großteils „Notausrüstungen“ und veraltetem Gerät das Aus- nicht bewusst, hier entstand der Eindruck, dass das langen finden musste, Improvisation zum Marken- Bundesheer selbst schuld sei an seiner Misere. Die zeichen des Österreichischen Bundesheeres wurde, zahlreichen Initiativen und Verbesserungsvor- wurden beträchtliche Budgetmittel für den Ankauf schläge, die seitens der militärischen Führung an von öffentlichkeitswirksamen Prestigeobjekten ver- die jeweiligen Verteidigungsminister herangetragen wendet. Dabei war von Anfang an klar, dass ein wurden, wurden nie publik. Als Generaltrup- Kleinstaat wie Österreich im technischen Standard peninspektor Erwin Fussenegger 1965 Minister mit Großmächten nicht Schritt halten kann. Es ist Prader einen Plan zur Erhöhung der Schlagkraft des aber für einen Minister wohl PR-technisch vorteilhaf- Bundesheeres vorlegte, verbot Prader dessen ter, ein Patrouillenboot zu taufen oder einer Flug- Realisierung.81 Die Folge waren Resignation und zeugstaffel zuzuwinken, als dringend benötigte mitunter Pessimismus, die führende Militärs Funkgeräte oder Winterkleidung anzuschaffen. Ein- gegenüber der Politik verspürten, was sich aus fol- wände der Generalität und von militärischen Fach- genden Worten des Generaltruppeninspektors leuten blieben unberücksichtigt, die Waffenkom- Erwin Fussenegger deutlich herauslesen lässt: mission des Bundesheeres wurde ruhiggestellt.83

79 Tagebucheintrag vom 26.06.1967. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967, S. 42f. 80 Zitat von General i.R. Anton Leeb anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 23.08.2007. 81 „Beim Plan von 1965 haben Sie mir jede Weiterverfolgung verboten, mir sogar den Durchschlag abverlangt. Alle diese Akten haben Sie bei Ihrem Abgang vernichten lassen; eine Maßnahme, die ich zumindest für ungesetzlich halte. […] Von Vorschlägen und Einwänden, die Ihnen andere Generäle vorgetragen oder vorgelegt haben, will ich gar nicht reden. Ich erinnere nur an die zahlreichen Initiativen, die GdI Bach bei den Befehlshaberbesprechungen ergriffen hat. Meistens ohne Erfolg; in einigen Fällen selbst ohne eine Antwort von Ihrer Seite. Denn diese Besprechungen waren für Sie nur dazu da, um uns Ihre Ansicht vorzutragen, nicht aber um Gegeneinwände von Seiten der Generäle vorzubringen. Für eine echte Diskussion oder für unsere Vorschläge hatten Sie in der Regel gar keine Zeit.“ Aus einem vertraulichen Brief des GTI Erwin Fussenegger an den aus dem Amt geschiedenen Verteidigungsminister Dr. Georg Prader vom 22.07.1970. Heeresge- schichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik. 82 Letzter Eintrag in Fusseneggers Tagebuch vom 30.12.1970. Tagebuch, Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1967 – 1970, S. 152. 83 „Weiters muß ich in Erinnerung bringen, daß ich wiederholt gegen viele Ihrer Maßnahmen Einspruch erhoben habe, wie z.B. beim Ankauf der SAAB-Maschinen, wo ich nur 20 Stück wollte, weil ich diese Anzahl für mehr als genug hielt, Sie aber auf 40 Maschinen bestanden haben. Ich habe ihnen sehr genau erklärt, daß diese Maschine ein Schulflugzeug ist und sich für den Einsatz nur dann eignet, wenn sie von schnellen Jägern begleitet und gedeckt wird. Sie haben alle Einwände aus politischen Gründen abgelehnt und dieser Mehreinkauf hat uns rund eine halbe Milliarde Schilling gekostet. Weiters haben Sie die Waffenkommission nicht mehr zusammentreten lassen, weil Sie Angst hatten, daß diese Ihnen verschiedenes

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Parteipolitik und eine traditionell kurzsichtige Soldaten zu erfüllen. Die jeweiligen Beweggründe Haltung der verantwortlichen Politiker kennzeichne- für diese Entscheidungen der betroffenen Bundes- ten die österreichische Verteidigungspolitik, was sich regierungen sind zwar höchst unterschiedlich, Fakt auf die Leistungsfähigkeit der österreichischen ist jedoch, dass politisches Unvermögen und Landesverteidigung äußerst nachteilig auswirkte. Schwäche in beiden Fällen tiefe Betroffenheit und Die Ereignisse rund um den Prager Frühling Enttäuschung in Bevölkerung und Bundesheer 1968 können als Höhepunkt des Unvermögens der sowie vor allem bei den im Stich gelassenen politischen und militärischen Führung angesehen Milizverbänden auslösten. werden. Der Befehl „Urgestein“ auf der einen Seite und der schließlich realisierte Regierungsbeschluss mit Ministerbefehl auf der anderen Seite sind ein Das fehlende Vertrauen der Musterbeispiel für den fehlenden Kontakt und Kon- militärischen Führung in die sens zwischen Verteidigungsminister und General- Leistungsfähigkeit des truppeninspektor, für die nicht existente Zusam- Grenzschutzes menarbeit zwischen politischer und militärischer Spitze in einer für den Staat prekären und existenzi- Es erweckt den Eindruck, dass der Grenzschutz ellen Phase.84 Leidtragende waren die kämpfenden Zeit seines Bestehens nicht das uneingeschränkte aktiven Truppen85 sowie die Reserveeinheiten, in Vertrauen der militärischen Führung besaß. Die erster Linie der österreichische Grenzschutz.86 zahlreichen Änderungen in den OrgPlänen führten Während des Prager Frühlings 1968 finden sich zu einer Verschlechterung von Ausrüstung und interessante Parallelen zum Einmarsch der Deut- Personal, die betroffenen Kompanien wurden davon schen Wehrmacht in Österreich 1938. In beiden oftmals nicht unterrichtet und vor vollendete Tat- Fällen sammelten sich die aus Milizionären beste- sachen gestellt. Die Folge war, dass Soldaten in henden Truppen des Grenzschutzes bzw. der Front- Funktionen eingeteilt wurden, für die sie nicht aus- miliz an der österreichischen Staatsgrenze, um ihr gebildet waren, was wiederum die Durchführung Vaterland nach Möglichkeit zu schützen. In beiden von Instruktionen erschwerte, wenn nicht sogar Fällen jedoch wurde es dem Berufsheer von der deren Erfolg verhinderte. Die stete Forderung nach politischen Führung verboten, ebenfalls an die stärkerer Bewaffnung wurde negiert oder nur sehr Grenze zu gehen und ihren ureigensten Auftrag als schleppend erfüllt, die alternative Lösung einer

ablehnt, z.B. die Beschaffung des Patrouillenbootes „Niederösterreich“, den Ankauf von mehr als 100 PzJg „K“ und viele andere Dinge. Sie haben Ihre eigene Vorschrift betreffend Waffenkommission außer acht gelassen und Bestellungen getätigt, ohne die Fachleute zu fargen. Sie selbst, Herr Hofrat, haben als Bundesminister in vielen Fällen nicht der Ansicht der Fachleute Rechnung getragen, sondern Entscheidungen getroffen, die Sie vermutlich aus parteipolitischen aber nicht aus fachlichen Ansichten für richtig gehalten haben.“ Aus einem vertraulichen Brief des GTI Erwin Fussenegger an den aus dem Amt geschiedenen Verteidigungsminister Dr. Georg Prader vom 22.07.1970. Heeresgeschichtliches Museum/Militär- geschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik. 84 Vgl. Duic, Mario: „Zum Aufbau des österreichischen Generalstabes 1956 – 1965“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 44. Jahrgang 2006, Heft 6, S. 725. 85 „Wir wurden nicht gebraucht und fühlten uns nutzlos. Dafür hatten wir uns nicht jahrelang vorbereitet und geübt.“ Aussage von Oberst i.R. Alfred Aichberger anlässlich des Grenzschutz-Symposiums in Freistadt am 2. Juni 2005. 86 „Das Jahr 1968 brachte für uns Angehörige vom Grenzschutz Enttäuschungen und Demotivation. Davon abgesehen, dass es keine Einberufung gab, gab es schlichtweg keine Informationen für uns Kommandanten von Grenzschutzeinheiten, von einer Nachbereitung gar nicht zu reden. Wir mussten uns unsere Informationen in Eigeninitiative beschaffen. Das Verhalten der Politik 1968 war eine Frechheit und unverantwortlich!“ Aussage von Oberst a.D. Josef Kolmer anlässlich des Grenzschutz-Symposiums in Freistadt am 3. Juni 2005.

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intensiveren Ausbildung der Grenzjäger zu Jagd- „Solche Aufgaben dürfen nicht gestellt werden, denn kämpfern generell abgelehnt. Das Ergebnis waren sie tragen dazu bei, daß die Leute der GzKompanien als vernichtende Erfahrungsberichte der Zugs- und verlorener Haufen angesehen werden.“87 Gruppenkommandanten und eine gewisse Demoti- vation unter den Grenzschützern, die bis zur Resi- gnation führte – „Sind wir wirklich nur Kanonen- Bundesheer und Bevölkerung futter?“ – ein gespaltenes Verhältnis Bei einigen (Fehl-) Planungen des Bundesheeres stellt sich rückblickend die Frage, ob hier wirklich Ein großes Problem war das generell geringe nur Unvermögen und Unwissenheit die Ursache Interesse der Österreicher gegenüber ihrer Landes- dafür waren, oder ob manche Kreise den Grenz- verteidigung. Zwar bejahte eine große Mehrheit schutz zu sabotieren suchten. Ein gutes Beispiel da- prinzipiell die Idee der militärischen Landesvertei- für sind die Landesbefestigungen: Feste Anlagen mit digung, eigenes Engagement war jedoch fraglich. Notausstiegen auf der Feindseite sind äußerst be- Die Ursachen dafür waren ein zum Teil mangelndes denklich, die Bewaffnung mit unterschiedlichen Nationalbewusstsein, eine Art „unbedarftes“ Neu- Panzertürmen in einer Anlage schlichtweg absurd. tralitätsverständnis, das viele Österreicher glauben Diese Liste ließe sich noch fortführen, sei es die un- ließ und nach wie vor lässt, ihnen könne aufgrund zureichende und mit der Zollwache nicht kompa- ihrer Neutralität nichts geschehen, ein auf wirt- tible Fernmeldeausrüstung, die veraltete Bewaff- schaftlichen Wohlstand ausgerichtetes Denken, eine nung, die paradoxen Einsatzpläne. Die Hinter- teilweise feindliche Einstellung gegenüber dem gründe für derartige Konzeptionen sind nicht er- Bundesheer und eine große Skepsis gegenüber den sichtlich, „Sabotage“ erscheint hier nicht unmöglich. eigenen Verteidigungsmöglichkeiten.88 Diese Skep- Ein Grund dafür könnte gewesen sein, dass sich sis führte dazu, dass die an sich potenziell gegebe- der Grenzschutz als erste österreichische Formation nen Möglichkeiten einer leistungsfähigen Landes- in einer gewissen Weise „von unten nach oben“ verteidigung durch das Bundesheer vom öster- aufbaute, in dem er sich vor allem in der An- reichischen Volk ungerechtfertigterweise und oft fangsphase in der Bevölkerung selbst rekrutierte. mit viel Voreingenommenheit bei weitem unter- Dies schien vermutlich manchen Stabsoffizieren schätzt wurde.89 Eine Informationskampagne des und Generälen suspekt. Vielen Berufssoldaten Bundesheeres in den 1960er Jahren schuf hier kurz- waren die „aufmüpfigen“ Reservisten ein Dorn im fristig Erleichterung, konnte aber an der weit ver- Auge, man traute den Milizsoldaten nicht. Als klei- breiteten Gleichgültigkeit und dem Desinteresse der ne Revanche wurden den Grenzschutzkompanien Bevölkerung an „ihrem“ Bundesheer nur wenig Aufgaben zugewiesen, die schlicht undurchführbar ändern. Aufgrund der sozialen Sicherheit und den waren. Der Generaltruppeninspektor Fussenegger Errungenschaften des Wohlfahrtsstaates nahm die notierte dazu in seinem Tagebuch: Verteidigungsbereitschaft stetig ab, militärische

87 Tagebucheintrag vom 02.04.1965. Nachlass Erwin Fussenegger, Kriegsarchiv B 941, 1965, S. 59. 88 Vgl. Böhner, Gerhard: „Die Wehrprogrammatik der SPÖ“, Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft, Band 6, Wien 1982, S. 78. 89 Vgl. Bach, Albert: „Die Entwicklung des österreichischen Bundesheeres seit 1955“; in: Organ der Offiziersgesellschaft Steiermark, Sondernummer anlässlich 30 Jahre Offiziersgesellschaft Steiermark, Graz 1990, S. 12.

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Kampfkraft ebenso wie Patriotismus und Helden- Der Grenzschutz leistete durch seine enge Ver- verehrung wurden entwertet.90 Das österreichische wobenheit mit der Bevölkerung auch im Bereich Bundesheer als Friedensfaktor wurde nie wirklich der Geistigen Landesverteidigung einen bedeuten- begriffen. Der Zivildienst dagegen erfährt vor allem den Beitrag: „Keine Maßnahme der LV war so richtig, in der veröffentlichten Meinung gegenüber dem so volksverbunden und der Denkweise des Österreichers Dienst mit der Waffe eine geradezu liturgische so entsprechend wie die Aufstellung des Gz.“94 Verklärung.91 Die Grenzjäger konnten in ihrem persönlichen Die österreichischen Massenmedien waren da- Umfeld die Verankerung des Bundesheeres in der für mitverantwortlich. Während viele regionale Bevölkerung intensivieren, mitunter blieb diese Medien großteils positive Artikel zum Grenzschutz positive Stimmung der Bevölkerung zur Landes- veröffentlichten, war in den meisten „großen“ Zei- verteidigung jedoch regional auf die Grenzgebiete tungen Kritik am Bundesheer an der Tagesord- beschränkt. Vor allem im Mühlviertel waren noch nung. Schlagzeilen wie „NATO-Untersuchungen die Übergriffe sowjetischer Truppen bei ihrem Ein- ergaben, daß das österreichische Bundesheer neben den marsch im April 1945 sowie das nicht gelöste Pro- Streitkräften Albaniens die schwächste Armee am blem von Repressalien gegen Familien in der Be- Kontinent ist“ („Volkszeitung Klagenfurt“ vom 23. satzungszeit in relativ frischer Erinnerung. Die Oktober 1979), „Bundesheer ist eine Schule der Grenzschutztruppen schafften alleine durch ihre Antidemokratie“ („Die Zukunft“, Heft 14, 1970, S. 1) Existenz für die Grenzbevölkerung ein Gefühl der oder „Österreich – militärisches Vakuum“ („Die Sicherheit und hatten deren vollste Unterstützung. Presse“ vom 3. Jänner 1971) waren nicht sehr ver- Im Inneren Österreichs konnte erst mit Aufstellung trauensbildend.92 Derart negative Beurteilungen in der Sicherungskompanien eine ähnliche den Massenmedien hatten eine beträchtliche multi- „Kampagne von unten“ betrieben werden, die je- plikative Wirkung auf die öffentliche Meinung. doch im Vergleich zum Grenzschutz fast fünf Jahre Dazu kam, dass man in Österreich keine historische verspätet einsetzte und nicht annähernd den glei- Erfahrung mit einer öffentlichen politischen Dis- chen Erfolg brachte. Mit der Auflösung der Grenz- kussion um das Verteidigungssystem kannte. Das schutzkompanien schaffte es das Bundesheer, die Heer war in Österreich bis zu diesem Zeitpunkt über Jahre mühsam aufgebaute, wehrpolitisch immer eine Institution, die über der Tagespolitik grundsätzlich positive Stimmung der Reservisten stand, jede Kritik am Bundesheer wog daher beson- und der Bevölkerung auf einen Schlag ins ders schwer.93 Gegenteil zu verkehren.

90 Vgl. Gehmacher, Ernst: „Verteidigungsbereitschaft und soziale Identifikation in der modernen Gesellschaft“, in: „Kultur und Gesellschaft. Gemeinsamer Kongreß Deutsche, Österreichische, Schweizerische Gesellschaft für Soziologie. Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen“, 24. Deutscher Soziologentag, 11. Österreichischer Soziologen- tag, 8. Kongreß der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988, S. 841. 91 Vgl. Krejci, Herbert: „Wehrgesinnung – ein Existenzproblem einer modernen Demokratie“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 26. Jahrgang 1987, Sonderheft 2, Symposium „25 Jahre Truppendienst – Geistige Aufrüstung in Heer und Gesellschaft“, S. 10. 92 Vgl. Ermacora, Felix (Hrsg.): „Weißbuch zur Lage der Landesverteidigung Österreichs an Stelle eines noch immer fehlen- den Berichtes der Regierung Kreisky über den Stand der umfassenden Landesverteidigung“, Wien 1973, S.. 70f. 93 Vgl. Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „Die Österreicher und ihr Bundesheer. Ergebnisse einer Umfrage des Institutes für empirische Sozialforschung (IFES) im Auftrag des Bundesministeriums für Landesverteidigung“, Wien 1973, S. 50f. 94 „Stand der umfassenden LV“, in „Dienstbesprechung mit den Befehlshabern, BrigKdt, MilKdt usw. am 15. November 1963“; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik.

Die Grenzschutztruppe 359

Allen angeführten Kritikpunkten zum Trotz gibt Beruhigungseffekt vor allem für die im Grenzraum es daher an einem nichts zu rütteln: Die Reservisten ansässige Beölkerung war kolossal!“97 der Grenzschutz- und Sicherungseinheiten, vor allem die Kader der Reserve und die wenigen akti- Vor allem durch den oberösterreichischen ven Offiziere, Unteroffiziere und Chargen, haben Grenzjägerverband, der eine Vorbildfunktion für Jahre hindurch beispielhafte Initiative gezeigt und ganz Österreich haben sollte,98 und die damit ver- überdurchschnittliche Leistungen für den Aufbau bundenen persönlichen Kontakte, die weit über den einer sinnvollen Landesverteidigung Österreichs rein militärischen Bereich hinausgingen, wurde eine erbracht. Selbst die in der Regel weniger motivier- Verbundenheit und Kameradschaft geschaffen, die ten Mannschaften haben stets eine anerkennens- seit Jahrzehnten bis in die heutigen Tage gehalten werte Einsatzbereitschaft gezeigt. Die zivilen Be- hat. Diese betraf nicht nur den Grenzschützer allei- hörden und die Bevölkerung stellten seit den ersten ne, auch ihre Frauen und Familien wurden einbezo- Aufstellungsmaßnahmen ihr Interesse und ihre gen, bei privaten Feiern, Hochzeiten aber auch Bereitschaft zur Mitarbeit voll unter Beweis.95 Die Volksfesten gehörten Grenzschützer bis in die spä- österreichische Grenzbevölkerung vor allem in den ten 1970er Jahre zum „Straßenbild.“99 Die Familien ehemals sowjetisch besetzten Gebieten Österreichs, der Grenzschützer wurden zu einem Teil des Grenz- die in den ersten Nachkriegsjahren durch mutwilli- schutzes selbst. Es kann daher nur folgendes ge Tötungen und Verschleppungen großes Leid Resümee gezogen werden: erfahren musste, fühlte sich wieder beschützt.96 Es gelang dem Grenzschutz, das „ungeliebte Stief- „Keine wehrpolitische Maßnahme in der Zweiten kind“ Bundesheer zum ersten Mal in der Bevöl- Republik hatte bei der Bevölkerung so uneinge- kerung zu verankern: schränkte Zustimmung gefunden wie die Aufstellung der Grenzschutzeinheiten.“100 „Die Bevölkerung hatte vollstes Verständnis für die Bedürfnisse des Grenzschutzes, vor allem die Bauern Viele Grenzschützer wurden im zivilen Leben unterstützten ihn wo sie nur konnten! […] Der aufgrund ihrer Beorderung in einer Grenzschutz- Grenzschutz war eine äußerst sinnvolle Idee, genau einheit mit Problemen konfrontiert. So standen sie richtig konzipiert für die Möglichkeiten der öster- unter spezieller Beobachtung osteuropäischer reichischen Landesverteidigung. Der psychologische Nachrichtendienste, manche bekamen kein Visum

95 Vgl. Wimmer, Paul: „Die Formierung der österreichischen Landwehr“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 4, S. 323f. 96 Information durch Obst a.D. Josef Kolmer und Hptm a.D. Gunter Polesny an den Verfasser anlässlich eines Gesprächs am 29.08.2007 in Linz. 97 Zitat von General i.R. Anton Leeb anlässlich eines Interviews mit dem Verfasser am 23.08.2007. 98 „Grenzschutzvereine – Nachahmung des Beispieles „Mühlviertel“ empfohlen. Statuten gehen den Befehlshabern zu.“ in „Weisungen des Herrn Bundesministers für das Jahr 1965 anläßlich der Befehlshaberbesprechung am 18.12.1964“; Heeres- geschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik – Verschluss, S. 8. 99 Information durch Obst a.D. Josef Kolmer und Hptm a.D. Gunter Polesny an den Verfasser anlässlich eines Gesprächs am 14.09.2007 in Linz. 100 Heller, Otto: „Die Aufgaben und Organisation der Landwehr“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 2, S. 111. General i.R. Anton Leeb argumentierte ähnlich: „Besonders die Aufstellung des Grenzschutzes als erste Maßnahme auf dem Gebiet der Territorialverteidigung fand viel Verständnis und Sympathie in der Bevölkerung – die Grenzschutztruppe ist in der kurzen Zeit ihres Bestandes wahrhaft populär geworden.“ Leeb, Anton: „Die Wehrpolitik der Zweiten Republik. Grundlagen“, in: Werdertor Verlag (Hrsg.): „Tagwache. Friedensheer in Ausbildung und Einsatz“, Wien 1968, S. 53.

Problemstellungen und Resümee 360

mehr für Staaten wie die Tschechoslowakei.101 waren die Folgen. Eine offizielle Nachbereitung bei „Wenn wir mit der Familie mal nach Krumau oder den Reservisten gab es nicht, obwohl Einberufungen Budweis fuhren, begrüßten uns die tschechischen Zöllner zu weiteren Instruktionen stattfanden. Eine Chance, an der Grenze mit unseren Namen und Dienstgrad – sie die Bereitschaft zur militärischen Landesverteidigung wussten alles über uns und unsere Tätigkeit beim Grenz- zu festigen, wurde versäumt.“104 schutz.“102 Dies veranlasste viele Grenzjäger, für den Fall ihrer Mobilisierung spezielle Sicherheitsvor- Die Republik selbst dankte vielen Grenz- kehrungen für ihre Familien vorzubereiten. Es zeigt schützern für ihr jahrelanges Engagement unter oft aber auch das große Interesse der ausländischen schwierigen Verhältnissen nur bedingt. Bei der Nachrichtendienste an der österreichischen Grenz- Überleitung in die Landwehr wurden alle Gruppen- schutztruppe.103 Die Armeen des Warschauer Pak- kommandanten der Grenzschutzeinheiten ihrer tes dürften dem Grenzschutz mehr Kampfkraft und Funktion enthoben und entordert. Oberst a.D. Potenzial zugetraut haben als die eigene militäri- Dr. Peter Konecny fasste seine persönlichen Er- sche und politische Führung. lebnisse folgendermaßen zusammen: Dass gerade die lange erwartete Bewährungs- probe 1968 misslang, war in erster Linie ein politi- „1976 kam es zur ,Entsorgung‘ der alten Grenz- sches Versagen. Das aktive Bundesheer wollte ver- schutzsoldaten. Die Verabschiedung erfolgte unper- teidigen, die Grenzschützer standen bereit, doch die sönlich und ohne jeden feierlichen Rahmen. Es wurde Regierung verbot den „Schutz der Grenzen“. Das mir sogar verboten, bei der Abnahme der Bekleidung hatte unmittelbare Auswirkung auf die Einstellung meiner Soldaten in Ebelsberg als Kompaniekomman- der Grenzschützer. dant anwesend zu sein.“105

„Die Entwicklung im Rahmen des Prager Frühlings Diese „Besondere Aufforderung zur Rückgabe wurde von den Grenzschutz-Angehörigen sehr auf- der militärischen Bekleidungs- und Ausrüstungs- merksam verfolgt. Diesbezüglich gab es einen regen gegenstände“ mit dem Hinweis, dass eine Nichtbe- Gedankenaustausch und die Erwartung, bei einer folgung eine Anzeige wegen Verwaltungsüber- Eskalation in der CSSR zum Schutz des eigenen tretung und eine Geldstrafe zur Folge habe, war für Staates aufgeboten zu werden. Dies ist nicht erfolgt. zahlreiche Grenzjäger der letzte „Dank des Vater- Informationsmangel, Unsicherheit, Enttäuschung landes“ für ihren oft über Jahrzehnte bewiesenen und Demotivation bei den Grenzschutzsoldaten, aber Einsatz für die österreichische Landesverteidi- auch bei Kreisen der Bevölkerung im Grenzgebiet, gung.106

101 „Ab meiner Einteilung als Zugskommandant beim Grenzschutz bekam ich kein Visum mehr für die CSSR.“ Zitat von Major i.R. Prof. Julius Kastner anlässlich des Grenzschutz-Symposiums in Freistadt am 2. Juni 2005. 102 Information durch Obst a.D. Josef Kolmer und Hptm a.D. Gunter Polesny an den Verfasser anlässlich eines Gesprächs am 29.08.2007 in Linz. 103 Z. B. wurde 1965 der ehemalige Panzersoldat Karl Rohner des Verbrechens der „Ausspähung“ (Spionage) von einem Schöffensenat für schuldig befunden und zu einem Jahr schweren verschärften Kerker verurteilt. „Der traurige Vorfall soll- te für die zumeist in Grenznähe wohnenden Grenzschutzsoldaten Anlaß sein, ihre Gespräche in militärischen Angelegenheiten besonders gegenüber Fremden in Hinkunft unter noch größerer verantwortungsbewußter Kontrolle zu halten.“ „Der Grenzschützer. Mitteilungsblatt des O.Ö. Grenzschutzes“, 4. Jahrgang 1965, 4. Folge, S. 3. 104 „Der Prager Frühling. Eindrücke eines ehemaligen Grenzschutzsoldaten“, Auszug aus einem Brief von Oberst a.D. Josef Kolmer an den Verfasser vom August 2007, S. 3. 105 „Rede anlässlich Regimentstag Jg 4 am 8. März 1996, Amtsgebäude Garnisonstraße“ von Oberst a.D. Dr. Peter Konecny, S. 6. Von diesem persönlich zur Verfügung gestellt.

Die Grenzschutztruppe 361

Der österreichische Grenzschutz – lich. Allein schon aus ökonomischen Gründen mus- das Scheitern eines ste jeder Aggressor danach trachten, schnell vollen- Verteidigungskonzeptes dete Tatsachen zu schaffen. Der Kleinstaat Öster- reich musste daher die Zeit als Waffe gebrauchen Die ersten Jahre nach Abschluss des Staatsver- und sich auf eine lange Kriegsdauer einstellen. Der trages hatten gezeigt, wie leicht es geschehen konn- Zeitfaktor musste für den Angreifer zu einem te, dass politische Krisen wie in Ungarn, Berlin Unsicherheitsfaktor werden, die einfache Formel oder am Suez auf das österreichische Staatsgebiet lautete: der Verteidiger hat Zeit, der Angreifer übergreifen. Österreich konnte sich weder der nicht.108 Die Grenzschutzeinheiten in Verbindung europäischen Flankenposition noch dem damit ver- mit Landesbefestigungen und Sicherungskompa- bundenen Spannungsfeld entziehen. Um eine stete nien waren daher in den Zeiten des Kalten Krieges Sicherung der Grenzen Österreichs zu gewährlei- der richtige Weg, einen „Abhalteeffekt“ bei mögli- sten, war Anfang 1960 die Errichtung des Grenz- chen Aggressoren zu erzeugen. Damit waren auch schutzes im Rahmen des Bundesheeres eine folge- schon alle militärischen Möglichkeiten Österreichs richtige Handlung der österreichischen Bundes- ausgeschöpft. regierung. Die Wehrbereitschaft und den Wehr- Das operative Konzept des Grenzschutzes hatte willen vor allem im Grenzgebiet zu fördern, war aber einige Mängel. Grundlegendes Problem waren damals mehr als ein Schlagwort, es war eine fehlende Mittel, seien sie personeller oder materiel- Lebensfrage des jungen österreichischen Staates. ler Natur. Es gelang nicht, eine genügende Zahl von Mit dem Modellfall Mühlviertel nahm alles seinen Grenzschutzeinheiten aufzustellen geschweige denn Anfang, der Ausspruch „Wien wird im Mühlviertel auszurüsten, um einen lückenlosen Grenzschutz verteidigt“ wurde geboren. sicherzustellen. Vor allem das personelle Dilemma Die „Strategie des hohen Eintrittspreises“ für wurde der militärischen Führung bereits 1963 lang- einen potenziellen Aggressor war für einen Klein- sam bewusst, da die Unterführerlage bei weitem staat wie Österreich im Prinzip richtig. Die nicht ausreichend war, trotzdem hielt man noch am Verteidigungskraft und die Verteidigungsbereit- ursprünglichen Ziel der 120 Grenzschutzkompanien schaft mussten demonstrativ zur Schau gestellt wer- fest.109 Ein Jahr später, im Dezember 1964, wurde den, für jeden überzeugend wirken.107 Für einen man etwas realistischer und beschloss, weitere Angreifer, der Österreich in erster Linie als Durch- Grenzschutzkompanien erst nach Sicherstellung der marschland benutzen wollte, war weniger das Aus- materiellen Voraussetzungen aufzustellen, dafür die maß der für die Aktion anzusetzenden Kräfte als Errichtung der Bataillonskommanden voranzutrei- vielmehr der voraussichtliche Zeitaufwand maßgeb- ben.110 Die Folge war ein langsames Zurückweichen

106 Vgl. „Besondere Aufforderung zur Rückgabe der militärischen Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände“ an den Offizierstellvertreter der Reserve Otto Klein vom 21.06.1979, MilKdo OÖ Zl. 240/242-4210/90/79 C-32. 107 Vgl. Ermacora, Felix (Hrsg.): „Weißbuch zur Lage der Landesverteidigung Österreichs an Stelle eines noch immer fehlen- den Berichtes der Regierung Kreisky über den Stand der umfassenden Landesverteidigung“, Wien 1973, S. 23f. 108 Vgl. Heller, Otto: „Gedanken zur Bundesheerreform“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 9. Jahrgang 1971, Heft 3, S. 138 sowie Hochauer, Günter: „Die Raumverteidigung. Ein glaubhafter Beitrag zur Strategie des neutralen Kleinstaates“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 11. Jahrgang 1973, Teil I, Heft 4, S. 300. 109 Vgl. „Stand der umfassenden LV“, in „Dienstbesprechung mit den Befehlshabern, BrigKdt, MilKdt usw. am 15.11.1963“; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik. 110 Vgl. „Weisungen des Herrn Bundesministers für das Jahr 1965 anläßlich der Befehlshaberbesprechung am 18.12.1964“; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik – Verschluss, S. 5.

Problemstellungen und Resümee 362

der Grenzschutzkompanien von der Grenze selbst von Sicherungskompanien „nur“ gesichert, sondern sowie ein forciertes Aufstellen der Sicherungskom- von Anfang an verteidigt: Die neue Prämisse war, im panien im Landesinneren. Dieses Umdenken führte Raum um den Raum zu kämpfen. von einer traditionellen Verteidigungsvorstellung, Die österreichische Grenzschutztruppe war dem „Schutz der Grenze“, zum für einen neutralen nicht nur für die militärische, sondern auch die Kleinstaat mit seinen spezifischen Sicherheitsbe- geistige Landesverteidigung von großer Bedeu- dürfnissen glaubhafteren Konzept der Raumvertei- tung und ein theoretisch gutes Konzept, das mit digung. Das lineare, stationäre Verteidigungskon- viel Euphorie jedoch zu wenig durchdacht ange- zept des Grenzschutzes konnte nicht realisiert wer- gangen wurde, und wegen schwerer Mängel der den, ein Kleinstaat wie Österreich musste seinen politischen Ebene und dem großen Misstrauen der Raum als aktiven Faktor operativ-taktisch nützen. militärischen Führung letztendlich zum Scheitern Die Tiefe des Raumes wurde dadurch nicht mehr verurteilt war. Abb.: Wimmer

Abb. 114: Karikatur von Heinz Hailwax über Generalmajor Paul Wimmer und seine Probleme mit der „Politik“, in diesem Fall Bundesminister Bruno Kreisky.

Die Grenzschutztruppe 363 Abb.: Wimmer

Abb. 115: Karikatur von Heinz Hailwax über Generalmajor Paul Wimmer und seine Probleme mit der „Politik“, in diesem Fall Bundesminister Karl Lütgendorf. Abb.: Wimmer

Abb. 116: Karikatur von Heinz Hailwax über Generalmajor Paul Wimmer und seine Probleme mit der Planungsarbeit im Österreichischen Bundesheer, in diesem Fall Armeekommandant General Emil Spannocchi.

Problemstellungen und Resümee 364

Die Grenzschutztruppe 365

Schlusswort „Es ist mir ein Anliegen, Dir auf diesem Weg für die Realisierung des Zeitzeugensymposiums und der Die Grenzschutztruppe hatte nicht nur im dazu erfolgten Einladung in Freistadt zu danken. […] Rahmen der militärischen Landesverteidigung Man erinnert sich trotz aller Widrigkeiten gerne an Bedeutung erlangt, sondern auch in staatspoliti- die gemeinsam verbrachten Stunden, ,Abenteuer‘ und scher und wehrpolitischer Hinsicht positive Aus- Herausforderungen, die man gemeinsam gemeistert wirkungen gebracht. Die Schaffung einer Organi- hat, zurück. Manches wird rückblickend nostalgisch sation zum direkten Schutz der Grenzen sollte als verklärt. […] Eines wird wohl aber immer essentieller eine eindeutige Dokumentation des Willens angese- Bestandteil dieser gemeinsamen Vergangenheit blei- hen werden, dass Österreich seinen völkerrechtli- ben: die Kameradschaft. Eine Kameradschaft, die chen Verpflichtungen nachkommen werde. Rück- Berufsoffiziere und Offiziere der Miliz/des Grenz- blickend gesehen kann die Aufstellung der Grenz- schutzes zum Großteil verbunden hat und zu gemein- schutztruppe aber nur als erster Schritt zum Aufbau samen Leistungen angespornt hat, in der Hoffnung, einer territorialen Verteidigung im gesamten Staats- nie den Ernstfall erleben zu müssen. Diese Kamerad- gebiet gelten. Die Planung zum Aufbau einer schaft war es wert, allen Unbilden der Natur, des Raumverteidigung sah, neben der Aufstellung von Systems Bundesheer an sich und der Politik getrotzt Reserveeinheiten im Grenzraum, nach dem glei- zu haben. […] Für diese Kameradschaft möchte ich chen Prinzip auch die Bildung von Reservekräften hiermit allen danken.“111 in der Tiefe des Staatsgebietes als Sicherungs- und Wacheinheiten vor. Die Landwehr war geboren, das Diese Publikation soll dazu dienen, der öster- Projekt „Grenzschutz“ wurde eingestellt. reichischen Grenzschutztruppe ihren Platz in der Trotz aller angeführten Kritikpunkte ist der österreichischen Militärgeschichte zukommen zu Rückblick der ehemaligen Grenzjäger auf ihre lassen. Ein weiterer wichtiger Schritt zu einer leben- „aktive“ Zeit durchwegs positiv, wie sich in den digen Traditionspflege wird durch das Militär- geselligen Runden des Grenzschutz-Symposiums kommando Oberösterreich gesetzt, das den Grenz- 2005 in Freistadt zeigte. Exemplarisch sei aus dem jägern im Jahr 2008 einen eigenen Traditionsraum Brief eines ehemaligen Offiziers des Grenzschutz- widmen wird – der Grenzschutz kehrt somit an sei- bataillons Mühlviertel an einen der Organisatoren nen einstigen Ausgangspunkt in der Kaserne des Symposiums zitiert: Hörsching zurück.

111 Brief eines Offiziers des Mühlviertler Grenzschutz an Hofrat Dr. Wolfgang Etschmann, Leiter der Militärgeschichtlichen Forschungsabteilung des Heeresgeschichtlichen Museums, vom 04.06.2005. Archiv Dr. Wolfgang Etschmann, Wien.

Problemstellungen und Resümee 366

Die Grenzschutztruppe 367

Anhang – Personen

In diesem Personenverzeichnis sollen Kurzbiographien von vier Offizieren und für den Grenzschutz maßgebli- chen Personen dargestellt werden, von denen zwei der aktiven Truppe und zwei der Miliz angehörten: Der Zöllner und einer der ersten Kompaniekommandanten des oberösterreichischen Grenzschutzbataillons Oberst dRes Alois Kogler; der „Vater“ des Grenzjägerverbandes Mühlviertel Oberst dRes Franz-Joseph Neuhuber; der erste Kommandant des Grenzschutzbataillons Mühlviertel Oberst dRes Raimund Schindl und der Schöpfer des Grenzschutztruppe Generalmajor Paul Wimmer.

Alois Kogler, Oberst dRes

Geboren am 13. Mai 1921 rückte Alois Kogler 1941 als Rekrut zur Luftwaffe nach Wien ein. Von November 1941 bis Juni 1942 wurde er als Funker in Russland eingesetzt, danach als Sendestellenleiter des Fliegerhorsts Stubendorf. Von Mai 1943 bis August 1944 war Kogler als Geräteausbilder und im infanteristischen Kampfeinsatz in Frankreich tätig, ansch- ließend bis zum Kriegsende als Funkmessgeräteführer in Norwegen, wo er in englische Kriegsgefangenschaft geriet. Alois Kogler war im Zivilberuf Abteilungsinspektor der Zollwache. 1958 absolvierte Kogler einen Zugskomman- dantenkurs in Allentsteig sowie in den folgenden Jahren Kompaniekommandantenkurse, worauf er 1962 zum Leutnant und Kommandanten einer Grenzschutzkompanie ernannt wurde. 1973 wurde Kogler zum Kommandanten des IV. Bataillons des Landwehrregiments 301 bestellt, 1986 zum Kommandanten des Ersatzregimentes 42 (Mob). Am 23. Jänner 1973 verstarb Kogler im 72. Lebensjahr.

Beförderungen: 01.05.1944 Unteroffizier 01.10.1970 Major d.Res. 14.11.1962 Leutnant d.Res. 01.04.1975 Oberstleutnant d.Res. 28.04.1966 Oberleutnant d.Res. 19.05.1984 Oberst d.Res. 10.04.1969 Hauptmann d.Res.

Auszeichnungen: Bundesheerdienstzeichen 1., 2. und 3. Klasse1, Silbernes Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich, zahlreiche Auszeichnungen des Österreichischen Kameradschaftsbundes.

1 Vgl. Personalakt „Alois Kogler“, Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Verschluss.

Anhang 368

Dr. Franz-Josef Neuhuber, Oberst dRes

Geboren am 1. Oktober 1923 in Kirchberg bei Braunau am Inn rückte Franz-Joseph Neuhuber an seinem 17. Geburtstag am 1. Oktober 1940 als Matrose zur in Stralsund ein. Von Mai 1941 bis Oktober 1943 absolvierte er seine Bord- dienstzeit bei der 1. Unterseeboot-Lehrdivision in der Nord- und Ostsee. Danach begann er seine Offiziersausbildung am Leichten Kreuzer „Köln“ und der Marinekriegsschule. Anfang 1945 nahm Neuhuber an einem Zugführer-Lehrgang bei der 11. Schiffstammabteilung teil, ab Februar wurde er infanteristisch als Zugskommandant der Schüler der Kavallerieschule Bromberg eingesetzt. Von Mai bis August 1945 befand sich Neuhuber in englischer Kriegsgefangenschaft. Im Zivilberuf war Neuhuber als wirklicher Hofrat in der Agrar- und Forstrechtsabteilung bei der oberösterreichischen Landesregierung tätig. 1961 nahm Neuhuber an einem Reserve- Ordonanzoffizierskurs bei der Maturantenkompanie 1 teil. 1963 wurde er Kommandant der 3. Kompanie des Jägerbataillons 14, 1965 Kompaniekommandant im Grenzschutzbataillon 114. 1968 wurde er Kommandant der 3. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 13 und absolvierte danach den Hauptmanns- sowie den Stabsoffizierskurs. Am 1. März 1973 wurde Neuhuber zum Kommandanten des II. Bataillons des Landwehrstammregiments 301 ernannt, bis zu seinem Ruhestand war er als stellvertre- tender Regimentskommandant des Landwehrstammregiments 42 eingeteilt. Franz-Joseph Neuhuber ver- starb an seinem 61. Geburtstag 1984.

Beförderungen: 01.10.1941 Gefreiter 28.04.1966 Oberleutnant dRes 01.10.1942 Obergefreiter 06.12.1968 Hauptmann dRes 01.10.1943 Seekadett 11.11.1969 Major dRes 01.10.1944 Fähnrich zur See 01.10.1974 Oberstleutnant dRes 01.02.1945 Oberfähnrich zur See 24.04.1981 Oberst dRes 20.12.1961 Leutnant dRes

Auszeichnungen: Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, Bundesheerdienstzeichen 2. und 3. Klasse, Silbernes Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich, Ritter des päpstlichen Orden des Heiligen Sylvester.2

2 Vgl. Personalakt „Franz-Josef Neuhuber“, Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Verschluss.

Die Grenzschutztruppe 369

Raimund Schindl, Oberst

Geboren am 24. Oktober 1917 in Stockerau als Sohn des Metallarbeiters Franz Schindl und seiner Frau Maria. Nach der Volksschule besuchte Raimund Schindl das Bundesreal- gymnasium in Stockerau und legte 1935 die Matura mit gutem Erfolg ab. Vom 1. September 1935 bis 3. September 1936 diente Schindl als Einjährig Freiwilliger beim Infanterieregiment Nr. 6 in Krems, konnte aber aufgrund der Vielzahl der Bewerber die angestrebte Berufsoffizierslaufbahn nicht einschlagen. Von Juli 1937 bis März 1938 war Schindl als Ausbildner (Oberjäger) bei der Frontmiliz in Retz aktiv. Ab Juni 1938 war Schindl als pro- visorischer Rechnungsbeamter bzw. Regierungsinspektor- anwärter bei der Niederösterreichischen Landesregierung tätig. Nach einer vierwöchigen Waffenübung als Unteroffizier in Döberitz 1938 wurde Schindl im August 1939 zum 1. Offizier- Anwärterkurs einberufen. Anschließend kam Schindl zum Infanterieregiment 132 (44. Infanteriedivision) und machte in diesem Verband den Frankreich- und Russland-Feldzug mit. Nach insgesamt sieben Verwundungen wurde Schindl zu immer anderen Truppenkörpern abkommandiert, bei denen er als Zugskommandant, Bataillonsadjutant, Kompanie- und zuletzt als Bataillonskommandant tätig war. Vom November 1942 bis Jänner 1943 war er mit dem Grenadierregiment 755 (334. ID) in Nordafrika bzw. Tunis, von November 1943 bis Juni 1944 mit dem Grenadierregiment 673 (376. ID) in Holland, Nordfrankreich und Russland, vom August bis Oktober 1944 mit dem Volksgrenadierregiment 912 (349. ID) in Litauen und Ostpreussen, und schließlich vom Februar bis April 1945 bei der 6. Volksgrenadierdivision im Raum Görlitz. Bei Kriegsende befand sich Schindl nach Erbeutung zweier russischer T 34 auf Tapferkeitsurlaub in seiner Heimat. Vom 11. September 1945 bis 30. Juni 1946 war Schindl als Hauptmann im Innen- ministerium, Abteilung 12 K als Stellvertreter und danach Leiter der Heimkehrerentlassungsstelle Bernhardstal tätig, danach in verschiedenen zivilen Verwendungen, u.a. als Bezirksparteisekretär der ÖVP in Melk und Wien. 1956 wurde Schindl als Hauptmann und Kompaniekommandant beim Feldjägerbataillon 13 einge- stellt. Ab 1957 war Schindl G 1 des 4. Brigadekommandos, 1962 wurde er zum Kommandanten des Grenz- schutzbataillons 114 „Mühlviertel“ ernannt. 1969 wurde Schindl als Referatsleiter zur Mobilmachungs- abteilung in das BMfLV nach Wien versetzt. Bis 1978 war er mit der Aufstellung territorialer Einheiten betraut, danach zu AK/G 5 diensteingeteilt. Am 30. Juni 1979 wurde Schindl in den dauernden Ruhestand versetzt, am 21. Februar 1990 verstarb er.

Anhang 370

Beförderungen: 01.02.1936 Gefreiter 04.04.1956 Hauptmann 01.07.1936 Korporal 11.12.1956 Hauptmann 1. Klasse 14.08.1936 Kadett-Korporal 01.07.1959 Major 2. Klasse 01.01.1940 Feldwebel 01.01.1962 Major 1. Klasse 01.02.1940 Leutnant dRes 01.07.1967 Oberstleutnant 01.03.1942 Oberleutnant dRes 01.07.1972 Oberst 01.06.1944 Hauptmann (akt.)

Auszeichnungen: Eisernes Kreuz 2. (1940) und 1. Klasse (1942), Infanterie-Sturmabzeichen in Silber (1941), Verwundetenabzeichen in Schwarz (1941), Silber (1943) und Gold (1944), Nahkampfspange in Bronze (1944), Panzervernichtungsstreifen (1945), Ärmelband „Afrika“ (1944), Deutsch-Italienische Feldzugsmedaille Afrika (1943), Medaille Winterschlacht im Osten 1941/42 (1942), Reiterabzeichen in Bronze (1943). Ehrenblattspange beantragt. Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1976), Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich (1967), Bundesheer-Dienstzeichen 3. (1964) und 2. Klasse (1969), Spange zum Bundesheer-Dienstzeichen 3. Klasse (1969), Verdienstmedaille des Roten Kreuzes in Bronze (1955) und Silber (1964), Oberösterreichische Erinnerungsmedaille für Katastropheneinsatz (1963), Oberösterreichisches Feuerwehr-Verdienstkreuz 2. Stufe (1967), Österreichisches Sport- und Turnabzeichen in Gold 1. Klasse (1958), Reiterabzeichen in Bronze (1963), Abzeichen der Österreichischen Wasserrettung (Lehrscheinklasse, 1961), Jerusalemkreuz in Silber (1969), Kriegserinnerungskreuz 1939 – 1945 des ÖKB (1962), Silbernes Bundesverdienstkreuz des ÖKB (1967).3

3 Vgl. „Raimund Schindl“; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Ausbildungskartei Offiziere BMfLV/S-III/Ausbildung – Verschluss; sowie Personalakt „Raimund Schindl“, Österreichisches Staatsarchiv/ Archiv der Republik/Landesverteidigung – Verschluss; sowie militärische Unterlagen der Familie Schindl.

Die Grenzschutztruppe 371

Paul Wimmer, Generalmajor

Geboren am 3. September 1918 in Ebersberg bei Neulengbach als Sohn der Landwirte Johanna und Karl Wimmer. Nach der Volks- und Hauptschule in Neulengbach Besuch der Bundes- lehrerbildungsanstalt in St. Pölten, Matura am 15. Juni 1937. Am 30. September 1937 Eintritt in das Österreichische Bun- desheer als Einjährig Freiwilliger beim Infanterieregiment Nr. 6 in St. Pölten. Meldung als Anwärter für die aktive Offiziers- laufbahn, Anfang März Aufnahmeprüfung an der Militäraka- demie. Nach erfolgter Eingliederung des Österreichischen Bun- desheeres in die Deutsche Wehrmacht wurde Paul Wimmer nach abgeschlossener Umschulung zum neu aufgestellten Kavallerie-Schützen-Regiment 10 in St. Pölten versetzt. Als Gruppenkommandant im Polen-Feldzug eingesetzt, schlug Wimmer danach die Reserveoffizierslaufbahn ein und wurde am 1. März 1940 Leutnant. Im Frankreich-Feldzug war Wimmer zunächst Ordonnanzoffizier, später Zugskommandant, und wurde am 30. Mai 1940 bei einem Stoßtruppunternehmen vor Dünkirchen durch einen Beckenschuss verwundet. Nach einem Jahr Lazarettaufenthalt fand Wimmer als Ausbildungsoffizier beim Ersatztruppenteil Verwendung und ließ sich aktivieren. Nach der Kommandierung auf einen Kompanieführerlehrgang an der Panzertruppen- schule Wünsdorf bei Berlin und einem Schießlehrerlehrgang für leichte Infanterie- und Panzerwaffen in Bruck/Leitha ging Wimmer im Sommer 1942 als Kommandant einer Schützen-Panzerwagenkompanie zum Schützenregiment Nr. 10 an die russische Front ab. Bei der russischen Winteroffensive wurde Wimmer durch einen Granatsplitter im Rücken abermals verwundet. Nach der Entlassung aus dem Lazarett kam Wimmer zunächst zum Ersatztruppenteil und wurde von dort im August 1943 zum -Lehrgang der Panzertruppenschule Ohrdruff (später Groß-Glienike bei Berlin) als Lehroffizier versetzt. Wimmer fungierte dort zuerst als Hörsaaloffizier, später als Adjutant und zuletzt als Inspektionschef. Im Jänner 1945 wurde Wimmer zum Festungsbau Berlin als Abschnitts- kommandeur befohlen, Ende März 1945 als Ia zu einer Panzergrenadierdivision an die Westfront versetzt, wo er im April 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet. Mitte Juli 1945 wurde er aus dem Kriegsgefangenenlager Mauerkirchen entlassen. Am 13. November 1945 trat Wimmer in die Bundesimmo- bilienverwaltung als Vertragsbediensteter ein und wurde am 23. Jänner 1948 pragmatisiert. Am 2. Juli 1956 erfolgte sein Dienstantritt im Zweiten Österreichischen Bundesheer, und er wurde der Militärakademie in Enns als Adjutant zugeteilt. 1958 erfolgte seine Versetzung zu den Offizierskursen der Militärakademie in der Stiftskaserne, am 1. Jänner 1960 in die Grenzschutz-(Mob)-Abteilung des BMfLV. 1961 wurde Wimmer dem Ergänzungskommando Oberösterreich bzw. dem 4. Brigadekommando dienst- zugeteilt, danach in die Mobabteilung des BMfLV versetzt. Am 1. April 1974 wurde Wimmer zum Leiter der Mobabteilung ernannt, am 30. September 1978 in den dauernden Ruhestand versetzt. Generalmajor Paul Wimmer verstarb am 18. Jänner 1995.

Anhang 372

Beförderungen: 01.10.1938 Gefreiter 01.10.1958 Major 2. Klasse 01.07.1939 Unteroffizier 01.07.1960 Major 1. Klasse 01.10.1939 Wachtmeister 04.07.1961 Major dG 01.03.1940 Leutnant 01.01.1963 Oberstleutnant dG 01.04.1942 Oberleutnant 01.07.1966 Oberst dG 01.04.1944 Hauptmann 01.07.1972 Oberst dG (Dienstklasse VIII) 27.02.1957 Hauptmann 1. Klasse 19.09.1978 Generalmajor

Auszeichnungen: Eisernes Kreuz 2. (1940) und 1. Klasse (1942), Verwundetenabzeichen in Schwarz (1940), Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange „Prager Burg“ (1939). Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1975), Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1965), Bundesheer-Dienstzeichen 3. (1963) und 2. Klasse (1972), Spange zum Bundesheer-Dienstzeichen 3. Klasse (1964), Fernmelde-Bewährungsabzeichen (1976), Akademiering der Theresianischen Militärakademie (1957), Regimentsabzeichen für zehn- jährige Regimentszugehörigkeit zum Sperr-Regiment Bruckneudorf (1972), Österreichisches Sport- und Turnabzeichen für Versehrte in Gold (1956), Grenzjäger-Ehrenzeichen in Gold (1972), Landes- ehrenkreuz in Gold des ÖKB Niederösterreich (1981).4

4 Vgl. „Paul Wimmer“; Heeresgeschichtliches Museum/Militärgeschichtliche Forschungsabteilung, Ausbildungskartei Offiziere BMfLV/S-III/Ausbildung – Verschluss; sowie Informationen von Frau Dipl.-Ing. Ursula Wimmer.

Die Grenzschutztruppe 373

Anhang – Aufstellung aller Grenzschutz- und Sicherungskompanien 1968

In der Folge werden alle mit Stichtag 25. November 1968 in Österreich errichteten Kompanien, gegliedert nach ihrer territorialen Zugehörigkeit, dargestellt:5 Zahlen werden der Übersichtlichkeit wegen auch in Zahlen ausgedrückt, und nicht in Worten.

Territorialverteidigungs-Kommando Wien: " GzB I mit Kdo, 1 StbZg und 1 TelZg mit insgesamt 51 Mann ! 1., 2., 3. Kp mit je 1 Kdo, 3 JgZg und 1 PiZg mit insgesamt 202 Mann pro Kp ! sKp mit Kdo, 1 PiZg, 1 rPAKZg, 1 sGrWZg und 1 FlaZg mit insgesamt 199 Mann " GzB II mit Kdo, 1 StbZg und 1 TelZg mit insgesamt 51 Mann ! 1., 2., 3. Kp mit je 1 Kdo, 3 JgZg und 1 PiZg mit insgesamt 202 Mann pro Kp ! sKp mit Kdo, 1 PiZg, 1 rPAKZg, 1 sGrWZg und 1 FlaZg mit insgesamt 199 Mann " GzB III mit Kdo, 1 StbZg und 1 TelZg mit insgesamt 51 Mann ! 1., 2., 3. Kp mit je 1 Kdo, 3 JgZg und 1 PiZg mit insgesamt 202 Mann pro Kp ! sKp mit Kdo, 1 PiZg, 1 rPAKZg, 1 sGrWZg und 1 FlaZg mit insgesamt 199 Mann " GzKp Gänserndorf mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp Hainburg mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp Neusiedl/S mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp Stopfenreuth mit Kdo, 2 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 192 Mann " SiBKdo Wien mit Kdo und 1 StbZg mit insgesamt 28 Mann ! 1., 2., 3. SiKp Wien 1 – 3 mit je 1 Kdo, 2 JgZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 137 Mann pro Kp

Territorialverteidigungs-Kommando Burgenland: " GzBKdo Oberpullendorf mit Kdo und 1 StbZg mit insgesamt 28 Mann ! GzKp Mattersburg mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann ! GzKp Neunkirchen mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann ! GzKp Oberpullendorf mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 209 Mann ! GzKp St. Martin mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 209 Mann " GzKp Eisenstadt mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp Hof mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp Hornstein mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 SperrZg mit insgesamt 210 Mann " GzKp Wr. Neustadt mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann

5 Diese Gliederung orientiert sich hauptsächlich an der 1969 verfassten militärwissenschaftlichen Dissertation des späteren Generalleutnants und Militärkommandanten von Tirol Richard Neururer: „Organisation, Gliederung, Stärke, Bewaffnung und Ausrüstung der territorialen Verteidigungskräfte im österreichischen Bundesheer (Landwehrorganisation – Grenzschutz und territoriale Sicherungskräfte in einem Gesamtrahmen von 100.000 Mann).“, 5. Generalstabskurs – Militärwissenschaftliche Dissertation, Innsbruck 1969, S. 37 – 41.

Anhang 374

Territorialverteidigungs-Kommando Niederösterreich: " GzBKdo Allentsteig mit Kdo und 1 StbZg mit insgesamt 28 Mann ! GzKp Allentsteig mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann ! GzKp Horn mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann ! GzKp Schrems mit Kdo, 4 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 235 Mann " GzKp Hollabrunn mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp Mistelbach mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp Retz mit Kdo, 2 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 147 Mann " SiKp Krems/Mautern mit Kdo, 2 JgZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 137 Mann " SiKp Scheibbs mit Kdo, 3 JgZg und 1 PiZg mit insgesamt 202 Mann " SiKp Stadt Haag mit Kdo, 3 JgZg und 1 PiZg mit insgesamt 202 Mann " SiKp Tulln mit Kdo, 2 JgZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 137 Mann " SiKp Ybbs/D mit Kdo, 2 JgZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 137 Mann

Territorialverteidigungs-Kommando Steiermark: " GzBKdo Fürstenfeld mit Kdo und 1 StbZg mit insgesamt 28 Mann ! GzKp Fehring mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 209 Mann ! GzKp Fürstenfeld mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann ! GzKp Güssing mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 209 Mann " GzKp Deutschlandsberg (Sammelort Wies) mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 209 Mann " GzKp Leibnitz (Sammelort Strass) Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 209 Mann " GzKp Oberwart mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp Rechnitz mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 209 Mann " GzKp Radkersburg mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp St. Oswald/Soboth mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 234 Mann " GzKp Stegersbach mit Kdo, 2 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 147 Mann " GzKp Strass mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 209 Mann " SiKp Bruck/Mur mit Kdo, 2 JgZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 137 Mann " SiKp Mürzzuschlag mit Kdo, 3 JgZg und 1 PiZg mit insgesamt 202 Mann

Territorialverteidigungs-Kommando Kärnten: " GzBKdo Villach mit Kdo und 1 StbZg mit insgesamt 28 Mann " GzBKdo z.b.V. Völkermarkt mit Kdo und 1 StbZg mit insgesamt 28 Mann " GzKp Arnoldstein mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp Eisenkappel mit Kdo, 4 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 235 Mann " GzKp Ferlach mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 SperrZg mit insgesamt 254 Mann " GzKp Hermagor mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann

Die Grenzschutztruppe 375

" GzKp Klagenfurt 1 mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 209 Mann " GzKp Klagenfurt 2 mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 209 Mann " GzKp Klagenfurt 3 mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 209 Mann " GzKp Kötschach mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp Lienz mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 209 Mann " GzKp Riegersdorf (Sammelort St. Leonhard bei Siebenbrunn) mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 SperrZg mit insgesamt 256 Mann " GzKp St. Paul mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 SperrZg mit insgesamt 260 Mann " GzKp Villach mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp Völkermarkt mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann

Territorialverteidigungs-Kommando Oberösterreich: " GzBKdo 114 (Sammelort Linz) mit Kdo und 1 StbZg mit insgesamt 44 Mann ! GzKp Freistadt mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg und 1 UZg mit insgesamt 207 Mann ! GzKp Leonfelden mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg und 1 UZg mit insgesamt 207 Mann ! GzKp Rohrbach mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg und 1 UZg mit insgesamt 207 Mann " GzKp Neufelden mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp Pregarten mit Kdo, 2 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 147 Mann " GzKp Ried/I mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " SiKp Aschach mit Kdo, 2 JgZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 137 Mann " SiKp Bad Ischl mit Kdo, 3 JgZg und 1 PiZg mit insgesamt 202 Mann " SiKp Enns mit Kdo, 2 JgZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 137 Mann " SiKp Linz mit Kdo, 2 JgZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 137 Mann

Territorialverteidigungs-Kommando Salzburg: " GzKp Bischohshofen mit Kdo, 2 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 192 Mann " GzKp Oberndorf mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp Saalfelden mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp Werfen mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 SperrZg mit insgesamt 251 Mann " SiKp St. Gilgen mit Kdo, 2 JgZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 137 Mann

Territorialverteidigungs-Kommando Tirol: " GzBKdo Wörgl mit Kdo und 1 StbZg mit insgesamt 28 Mann ! GzKp Kufstein mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 209 Mann ! GzSperrKp Schaftenau (Sondergliederung) mit Kdo, 1 JgZg, 1 PiZg und 2 SperrZg mit insgesamt 180 Mann ! GzSperrKp Wörgl mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 209 Mann

Anhang 376

" GzKp Jenbach mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann " GzKp Seefeld mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 mGrWGrp mit insgesamt 209 Mann " GzKp Steinach mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg, 1 rPAKGrp und 1 SperrZg mit insgesamt 247 Mann

Territorialverteidigungs-Kommando Vorarlberg: GzKp Bregenz mit Kdo, 3 JgZg, 1 PiZg und 1 rPAKGrp mit insgesamt 191 Mann

Die Grenzschutztruppe 377

Anhang – Die Eingliederung der Grenzschutz- und Sicherungskompanien in die Landwehr

Die bereits bestehenden Grenzschutz- und Sicherungskompanien sowie die Bataillonskommanden wurden in die neuen Landwehrverbände eingegliedert. Ausnahmen bildeten die Grenzschutzbataillone Bruck I, II und III, die in Sperrbataillone umbenannt und als territoriale Reservetruppen dem Sperr- und Truppenübungsplatz-Kommando Bruckneudorf unterstellt wurden, als auch die Grenzschutzkompanie Hainburg, die ebenfalls Bruckneudorf unterge- ordnet wurde. In Klammer wird die geplante Truppenzugehörigkeit der unterstellten Einheiten nach der Aufstellung der übrigen Landwehrkommanden angeführt, z.B. I. Bataillon des Landwehrregiment 101 = I/LWR 101:

" Landwehrregiment 101: Sicherungsbataillon (SiB) Wien I mit den Sicherungskompanien (SiKp) Wien 1, 2 und 3 (alle I/LWR 101)

" Landwehrregiment 111: Grenzschutzbataillonskommando (GzBKdo) Oberpullendorf mit der Grenzschutzkompanie (GzKp) Oberpullendorf und GzKp St. Martin (alle I/LWR 111); GzKp Mattersburg, GzKp Eisen- stadt, GzKp Hornstein (alle II/LWR 111); GzKp Neusiedl (III/LWR 111); GzKp Güssing, GzKp Stegersbach, GzKp Rechnitz, GzKp Oberwart (alle LWB 112)

" Landwehrregiment 123: SiKp Ybbs (II/LWR 123); SiKp Scheibbs, SiKp Haag (alle III/LWR 123); GzKp Kopfstetten, GzKp Gänserndorf (alle I/LWR 122); GzKp Mistelbach, GzKp Hollabrunn, GzKp Retz (alle II/LWR 122); GzBKdo Allentsteig, GzKp Horn, GzKp Allentsteig, GzKp Schrems (alle III/LWR 122); SiKp Tulln, SiKp Krems (alle IV/LWR 122); GzKp Neunkirchen (I/LWR 121); GzKp Wr. Neustadt (II/LWR 121); GzKp Hof (III/LWR 121)

" Landwehrregiment 202: GzKp Strass, GzKp Radkersburg, GzKp Leibnitz (alle I/LWR 202); GzKp St. Oswald, GzKp Deutschlandsberg (alle II/LWR 202); GzBKdo Fürstenfeld, GzKp Fehring, GzKp Fürstenfeld (alle I/LWR 201); SiKp Mürzzuschlag (III/LWR 201); SiKp Bruck (I/LWR 203)

" Landwehrregiment 211: GzKp St. Paul (I/LWR 211); GzBKdo Völkermarkt, GzKp Eisenkappl, GzKp Völkermarkt (alle II/LWR 211); GzKp Ferlach, GzKp Klagenfurt 1, GzKp Klagenfurt 2, GzKp Klagenfurt 3 (alle III/LWR 211); GzBKdo Villach, GzKp Arnoldstein, GzKp Riegersdorf, GzKp Villach (alle I/LWR 212); GzKp Kötschach, GzKp Hermagor (alle III/LWR 212)

Anhang 378

" Landwehrregiment 301: GzKp Freistadt, SiKp Enns, GzKp Pregarten (alle I/LWR 301); GzBKdo 114, GzKp Leonfelden, SiKp Linz (alle II/LWR 301); GzKp Rohrbach, GzKp Neufelden, SiKp Aschach (alle III/LWR 301); GzKp Ried/I. (II/LWR 302); SiKp Bad Ischl (III/LWR 302)

" Landwehrregiment 311: GzKp Oberndorf, SiKp St. Gilgen (alle I/LWR 311); GzKp Werfen, GzKp Bischofshofen (alle II/LWR 311); GzKp Saalfelden (III/LWR 311)

" Landwehrregiment 321: GzBKdo Wörgl, GzKp Kufstein, GzKp Wörgl (alle I/LWR 321); GzKp Schaftenau (Sperrzüge des I/LWR 321); GzKp Jenbach (II/LWR 321); GzKp Steinach (III/LWR 321); GzKp Seefeld (I/LWR 322)

" Landwehrbataillon 323: GzKp Lienz (LWB 323)

" Landwehrbataillon 331: GzKp Bregenz (LWB 331)6

6 Vgl. Neururer, Richard: „Organisation, Gliederung, Stärke, Bewaffnung und Ausrüstung der territorialen Verteidigungskräfte im österreichischen Bundesheer (Landwehrorganisation – Grenzschutz und territoriale Sicherungskräfte in einem Gesamtrahmen von 100.000 Mann).“, 5. Generalstabskurs – Militärwissenschaftliche Dissertation, Innsbruck 1969, S. 46 – 48.

Die Grenzschutztruppe 379

Anhang – Dokumente Abb.: ÖSt/AdR

Abb. 117: Entwurf eines Organisationsplanes für das Grenzschutz-Bataillonskommando und den Stabszug 1959; in „Grenzschutz-Baon (GzBaonsKdo, StbZg, GzKp, GzAusbKp); OrgPlan I 1118 b, I 1128 b, I 198 b vom 1.10.1959 – Ausgabe“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 219.812-Org/III/59 Verschluss.

Anhang 380 Abb.: ÖSt/AdR Abb. 118: Entwurf eines Organisationsplanes für das Grenzschutz-Bataillonskommando und den Stabszug 1959; in „Grenzschutz-Baon (GzBaonsKdo, StbZg, GzKp, GzAusbKp); OrgPlan I 1118 b, I 1128 b, I 198 b vom 1.10.1959 – Ausgabe“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 219.812-Org/III/59 Verschluss.

Die Grenzschutztruppe 381 Abb.: ÖSt/AdR Abb. 119: Entwurf eines Organisationsplanes für die Grenzschutz-Kompanie 1959; in „Grenzschutz-Baon (GzBaonsKdo, StbZg, GzKp, GzAusbKp); OrgPlan I 1118 b, I 1128 b, I 198 b vom 1.10.1959 – Ausgabe“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 219.812-Org/III/59 Verschluss.

Anhang 382 Abb.: ÖSt/AdR Abb. 120: Entwurf eines Organisationsplanes für die Grenzschutz-Kompanie 1959; in „Grenzschutz-Baon (GzBaonsKdo, StbZg, GzKp, GzAusbKp); OrgPlan I 1118 b, I 1128 b, I 198 b vom 1.10.1959 – Ausgabe“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 219.812-Org/III/59 Verschluss.

Die Grenzschutztruppe 383 Abb.: ÖSt/AdR Abb. 121: Entwurf eines Organisationsplanes für die Grenzschutz-Kompanie 1959; in „Grenzschutz-Baon (GzBaonsKdo, StbZg, GzKp, GzAusbKp); OrgPlan I 1118 b, I 1128 b, I 198 b vom 1.10.1959 – Ausgabe“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 219.812-Org/III/59 Verschluss.

Anhang 384 Abb.: ÖSt/AdR Abb. 122: Entwurf eines Organisationsplanes für die Grenzschutz-Ausbildungs-Kompanie 1959; in „Grenzschutz-Baon (GzBaonsKdo, StbZg, GzKp, GzAusbKp); OrgPlan I 1118 b, I 1128 b, I 198 b vom 1.10.1959 – Ausgabe“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 219.812-Org/III/59 Verschluss.

Die Grenzschutztruppe 385 Abb.: ÖSt/AdR Abb. 123: Entwurf eines Organisationsplanes für die Grenzschutz-Ausbildungs-Kompanie 1959; in „Grenzschutz-Baon (GzBaonsKdo, StbZg, GzKp, GzAusbKp); OrgPlan I 1118 b, I 1128 b, I 198 b vom 1.10.1959 – Ausgabe“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 219.812-Org/III/59 Verschluss.

Anhang 386 Abb.: ÖSt/AdR Abb. 124: Organisationsplan für die Grenzschutz-Kompanie 1961 mit handschriftlichen Korrekturen im Sinne der GTI Besprechung vom 02.08.1961; in „Aufstellung von GzKompanien 1. Aufstellungsphase.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.446-Mob/61 Verschluss.

Die Grenzschutztruppe 387 Abb.: ÖSt/AdR Abb. 125: Organisationsplan für die Grenzschutz-Kompanie 1961 mit handschriftlichen Korrekturen im Sinne der GTI Besprechung vom 02.08.1961; in „Aufstellung von GzKompanien 1. Aufstellungsphase.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.446-Mob/61 Verschluss.

Anhang 388 Abb.: ÖSt/AdR Abb. 126: Aufstellung der Ausrüstung einer Grenzschutz-Kompanie 1959; „Aufstellung von GzKompanien 1. Auf- stellungsphase.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.446-Mob/61 Verschluss, Anlage.

Die Grenzschutztruppe 389 Abb.: ÖSt/AdR Abb. 127: Aufstellung der Ausrüstung einer Grenzschutz-Kompanie 1959; „Aufstellung von GzKompanien 1. Auf- stellungsphase.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.446-Mob/61 Verschluss, Anlage.

Anhang 390 Abb.: ÖSt/AdR Abb. 128: Aufstellung der Ausrüstung einer Grenzschutz-Kompanie 1959; „Aufstellung von GzKompanien 1. Auf- stellungsphase.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.446-Mob/61 Verschluss, Anlage.

Die Grenzschutztruppe 391 Abb.: ÖSt/AdR Abb. 129: Aufstellung der Ausrüstung einer Grenzschutz-Kompanie 1959; „Aufstellung von GzKompanien 1. Auf- stellungsphase.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.446-Mob/61 Verschluss, Anlage.

Anhang 392 Abb.: ÖSt/AdR Abb. 130: Aufstellung der Ausrüstung einer Grenzschutz-Kompanie 1959; „Aufstellung von GzKompanien 1. Auf- stellungsphase.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.446-Mob/61 Verschluss, Anlage.

Die Grenzschutztruppe 393 Abb.: ÖSt/AdR Abb. 131: Aufstellung der Ausrüstung einer Grenzschutz-Kompanie 1959; „Aufstellung von GzKompanien 1. Auf- stellungsphase.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.446-Mob/61 Verschluss, Anlage.

Anhang 394 Abb.: ÖSt/AdR Abb. 132: Aufstellung der Ausrüstung einer Grenzschutz-Kompanie 1959; „Aufstellung von GzKompanien 1. Auf- stellungsphase.“; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.446-Mob/61 Verschluss, Anlage.

Die Grenzschutztruppe 395 Abb.: ÖSt/AdR

Abb. 133: Befehl zur Aufstellung des Grenzschutzbataillons 114 vom 25.07.1961; im Personalakt von Raimund Schindl; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 3.670-geh-Mob/III/61 – Geheim.

Anhang 396 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 134: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf a; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage a. Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 135: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf b; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage b.

Die Grenzschutztruppe 397 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 136: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf c; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage c. Abb.: ÖStA/AdR Abb. 137: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf d; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage d.

Anhang 398 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 138: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf e; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage e. Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 139: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf Nr. 1; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage 1.

Die Grenzschutztruppe 399 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 140: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf Nr. 8; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage 8. Abb.: ÖStA/AdR Abb. 141: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf Nr. 3; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage 3.

Anhang 400 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 142: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf Nr. 4; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage 4. Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 143: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf Nr. 5; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage 5.

Die Grenzschutztruppe 401 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 144: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf Nr. 6; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage 6. Abb.: ÖStA/AdR Abb. 145: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf Nr. 2; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage 2.

Anhang 402 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 146: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf Nr. 7a; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage 7a. Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 147: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf Nr. 7b; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage 7b.

Die Grenzschutztruppe 403 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 148: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf Nr. 9a; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage 9a. Abb.: ÖStA/AdR Abb. 149: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf Nr. 9b; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage 9b.

Anhang 404 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 150: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf Nr. 10; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage 10. Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 151: Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe: Entwurf Nr. 11; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 324.558-Mob/61, Beilage 11.

Die Grenzschutztruppe 405 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 152: Einführung und Trageweise des Grenzschutztruppenabzeichens; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Zl. 325.944-Zentr/61 Beilageblatt. Diese geplanten silbernen bzw. goldenen Eichenlaubblätter für fünf bzw. zehn Jahre Grenzschutztätigkeit finden sich später in den Auszeichnungsborten der Truppenkörper des Bundesheeres für langjährige Zugehörigkeit wieder.

Anhang 406 Abb.: ÖStA/AdR

Abb. 153: Trageweise des Grenzschutzabzeichens an der Uniform und der Zivilkleidung; Österreichisches Staats- archiv/Archiv der Republik/Landesverteidigung – Beilageblatt zu Erl. Zl. 325.944-Zentr/61.

Die Grenzschutztruppe 407 Abb.: Kraml

Abb. 154: Wappenentwurf für die oberösterreichischen Grenzschutzkompanien; Privatarchiv Franz Kraml, Linz. Abb.: MilKdo OÖ

Abb. 155: Kompaniewappen des Landwehrregiments 301, beginnend links oben: Pregarten, Zell, Leonfelden, Rohrbach, Neufelden, Enns, Linz und Aschach; in Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985.

Anhang 408 Abb.: Kraml

Abb. 156: Artikel über den Grenzschutz in „Bundesheer Illustrierte“, Nr. 1/1962.

Die Grenzschutztruppe 409 Abb.: Kraml

Abb. 157: Artikel über den Grenzschutz in „Bundesheer Illustrierte“, Nr. 1/1962.

Anhang 410

Abb. 158 Fahne des Grenzschutzbataillons 114, Vorderseite; in Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985.

Abb. 159 Fahne des Grenzschutzbataillons 114, Rückseite; in Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985.

Abb. 160 Wimpel der oberösterreichischen Grenzschutzkompanien, Vorderseite; in Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ

Die Grenzschutztruppe 411

Abb. 161 Wimpel der Grenzschutzkompanie Neufelden, Rückseite; in Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985.

Abb. 162 Wimpel der Grenzschutzkompanie Leonfelden, Rückseite; in Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985.

Abb. 163 Wimpel der Grenzschutzkompanie Pregarten, Rückseite; in Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985. Fotos: MilKdo OÖ

Anhang 412 Abb.: MilKdo OÖ

Abb. 164: Teilnehmer des Grenzschutz-Symposiums vom 2. – 3. Juni 2005 in Freistadt. Grenzschutz Mühlviertler Der Zeitzeugensymposium Programm Abb.: MGFA

Abb. 165: Programm des Grenzschutz-Symposiums vom 2. – 3. Juni 2005 in Freistadt.

Die Grenzschutztruppe 413 • AG Garnisonsstraße • Rohrbach/Hauptplatz Unteroffiziersmesse Tillykaserne Obst Axel BARTHOU ETSCHMANN Wolfgang HR Dr. OWm MOA Mag. Mario STRIGL Siegbert KREUTER Gen i.R. Prof. Obst a.D. Josef KOLMER Peter KONECNY Obst a.D. Dr. Obst a.D. Josef KOLMER Hptm a.D. Gunther POLESNY Obst AICHBERGER i.R. Alfred Obst AICHBERGER i.R. Alfred Alois KRIEGNER Vzlt i.R. OWm MOA Mag. Mario STRIGL Siegbert KREUTER Gen i.R. Prof. FLÖDL Bgdr i.R. Manfred Obst i.R. Rudolf ROLLETSCHEK Abfahrt Zubringerbusse Jause Eröffnung des Symposiums 1200 Uhr 1300 Uhr „Aufstellung“ • Einführung • Anfänge und Bevölkerung • Grenzschutz • Grenzjägerverband • Ausbildung/GzJ-Verband • Ausrüstung „Bestand“ • Inspektionen/Instruktionen • Personal der ersten Stunde • Personal-(Probleme) des Grenzschutz • „Ausbreitung“ Anlagen“ • „Feste Abendveranstaltung (1900 Uhr): • Empfang durch den Militärkommandanten von OBERÖSTERREICH Donnerstag, 2. Juni 2005 Uhr 1100 Abb.: MGFA

Abb. 166: Programm des Grenzschutz-Symposiums vom 2. – 3. Juni 2005 in Freistadt. Freitag, 3. Juni 2005 Lehrsaal Tillykaserne Unteroffiziersmesse Unteroffiziersmesse Tillykaserne • AG Garnisonsstraße • Rohrbach/Hauptplatz Hptm a.D. Gunther POLESNY Obst a.D. Josef KOLMER Siegbert KREUTER Gen i.R. Prof. FLÖDL Bgdr i.R. Manfred Obst AICHBERGER i.R. Alfred Tillykaserne Unteroffiziersmesse Rainbach Abfahrt Weiterführung des Symposiums Mittagessen Info-Schau JgB 15 Frühstück Zubringerbusse Platzkonzert der Militärmusik OÖ Zapfenstreich und anschließendem 0800 Uhr 0900 Uhr „Abrüstung“ • „1968“ zur Miliz • Übergang 1200 Uhr Exkursion (Raum Rainbach) Anlagen • Feste • Einsatz des Grenzschutzes ab 1600 Uhr ab 0730 Uhr Abendveranstaltung (2000 Uhr): • an der Angelobung in Rainbach mit großem Teilnahme • Empfang durch den Bürgermeister von Rainbach Abb.: MGFA Abb. 167: Programm des Grenzschutz-Symposiums vom 2. – 3. Juni 2005 in Freistadt.

Anhang 414

Die Grenzschutztruppe 415

Abkürzungen

a.D. außer Dienst NUO Nachschub-Unteroffizier BM(f)LV Bundesministerium für Landesver Obst Oberst teidigung Obstlt Oberstleutnant DfUO Dienstführender Unteroffizier („Spieß“) ÖBH Österreichisches Bundesheer dG des Generalstabsdienstes ÖKB Österreichischer Kameradschaftsbund dhmD des höheren militärischen Dienstes OffzStv Offiziersstellvertreter dRes der Reserve Olt Oberleutnant FlaZg Fliegerabwehrzug OrgPlan Organisationsplan FM Fernmelder OWm Oberwachtmeister Gen General PAK Panzerabwehrkanone GenMjr Generalmajor PAR Panzerabwehrrohr GenLt Generalleutnant PiZg Pionierzug Gfr Gefreiter rPAK rückstoßfreie Panzerabwehrkanone Grp Gruppe sGrW schwerer Granatwerfer GzAusbKp Grenzschutz-Ausbildungskompanie SiB Sicherungsbataillon GzB Grenzschutzbataillon SiKp Sicherungskompanie GzJg Grenzjäger sKp schwere Kompanie GzKp Grenzschutzkompanie SperrZg Sperrzug GzSperrKp Grenzschutz-Sperrkompanie StbZg Stabszug Hptm Hauptmann STEK Standesevidenzkontrolle i.R. in Ruhe TelZg Telegraphenzug JgZg Jägerzug TÜ Truppenübung Kdo Kommando TÜPl Truppenübungsplatz Kp Kompanie UZg Kampfunterstützungszug Kpl Korporal ULV Umfassende Landesverteidigung KUO Kraftfahr-Unteroffizier Vzlt Vizeleutnant lGrW leichter Granatwerfer WiUO Wirtschafts-Unteroffizier Lt Leutnant Wm Wachtmeister MG Maschinengewehr zbV zur besonderen Verwendung mGrW mittlerer Granatwerfer Zg Zug Mjr Major Zgf Zugsführer Mob Mobilisierung ZwKtr Zollwachkontrollor MPi Maschinenpistole ZwOKtr Zollwachoberkontrollor

Abkürzungen 416

Quellen und Literatur

Primärquellen

Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik:

• Bestand Bundesministerium für Finanzen: – „1. Lehrgang für praktische Geländeausbildung und technischen Grenzdienst für Zollwachebeamte“ vom 03.09.1958, Zl. 115.244-22/58 – Verschluss – „Erster Sonderlehrgang für praktische Geländeausbildung und technischen Grenzdienst für Zollwachbeamte 2. Teil“, Zl. 53.621-22/1960 – Verschluss – „Informationskurse für Zollwachoffiziere an der Militärakademie in Wr. Neustadt“, Schreiben des Bundesministeriums für Finanzen an die Finanzlandesdirektion für Oberösterreich vom 31.03.1961, Zl. 45.294-22a/61 • Bestand Landesverteidigung: – „1. Grenzschutztag Rohrbach“ – Zl. 302.676-Mob/62 – „1. militärischer Grundkurs für Offiziersschüler der Zollwache an der Jägerschule Saalfelden vom 24.4. – 22.6.1963 – Einberufung zum verkürzten ordentlichen Präsenzdienst bzw. zur Ableistung einer freiwilligen Waffenübung“ – Zl. 117.020-PersM/63 – „4. BrigKdo – Zuweisung von Munition 1. FA für ein Grenzschutzbataillon“ – Zl. 426.822-WuG/IV/61 – Verschluss – „Abhaltung der STEK für die GzKpen der ersten Aufstellungsphase.“ – Zl. 327.477-Mob/61-Verschluss, sowie die darin enthaltene „Information für den Herrn Bundesminister über Abhaltung der weiteren Standesevidenzkontrollen für GzEinheiten.“ vom Leiter der Sektion III vom 12.12.1961 – „Abhaltung von Inspektionen für die Grenzschutzkompanien der 1. Aufstellungsphase; Übergabe von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen.“ – Zl. 313.919-Mob/62 – „Abhaltung von Inspektionen und Instruktionen; Wirtschaftliche Weisungen.“ – Zl. 414.250-Wi/62 – „Absolventen des Zollwache-KpKdten-Lehrganges – Erfahrungsbericht über die Betreuung.“ – Zl. 303.133 Ausb/III/60 – Verschluss – „Allgemeine MobVorsorgen; Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Disziplin bei Instruktionen (Inspektionen).“ – Zl. 346.958-Mob/64 – „Allgemeine MobVorsorgen; Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Disziplin bei Instruktionen (Inspektionen).“ – Zl. 356.211-Mob/64 – „Allgemeine MobVorsorgen; SanVers im Alarm- und MobFall; Besprechungsergebnis.“ – Zl. 339.627 Mob/63 Verschluss – „Aufschlag-(Waffen)farbe für die Grenzschutztruppe und die Festungstruppe – Festlegung“ – Zl. 317.966-Org/62 – „Aufstellung von GzKompanien 1. Aufstellungsphase.“ – Zl. 325.446-Mob/61 Verschluss – „Aufstellung von Grenzschutztruppen.“ – Zl. 323.747-Mob/61 Geheim Verschluss – „Aufstellung von Grenzschutztruppen. Mitwirkung der Behörden der allgemeinen staatlichen Verwaltung“ – Zl. 11.513-Präs/61 Verschluss – „Aufstellung von Grenzschutztruppen. Mitwirkung der Behörden der allgemeinen staatlichen Verwaltung – Stellungnahmen der Ämter der Landesregierungen“ – Zl. 13.155-Präs/61 Verschluss – „Auftrag zur Beschaffung der Grenzschutzabzeichen“ – Zl. 324.639-Zentr/61 – „Ausbildung von Angehörigen der Exekutive; Militärischer Grundkurs für OffzSchüler der Zollwache – Vorbereitende Maßnahmen“ – Zl. 323.326-Ausb/63 – „Ausgabe von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen an die Angehörigen des GzBaons 114“ vom 20.12.1961 – Zl. 327.000-Mob/61 – „Ausgabe von Bekleidung und Ausruestung gz-baon 114“ – Zl. 401.062-Wi/62 – „Ausgabebefugnis für Lagerungs- und Transportkisten für GzEinheiten des GrpKdos III” vom 23.11.1961 – Zl. 326.478-Mob/61

Grenzschutztruppe 417

– „Beförderung von Wehrmännern und Chargen der Reserve nach Teilnahme an Instruktionen gemäß § 33a des Wehrgesetzes – Richtlinien.“ – Zl. 214.879-PersM/64 – „Bekleidung und Mannesausrüstung für GzBaon im Bereich der 4. Brigade – Zuweisung“ – Zl. 426.568 Wi/IV/61 – Verschluss – „Bekleidung und Ausrüstung der Gz-Angehörigen – Vorschlag“ – Zl. 306.302-Mob/66 – „Bericht über die Verwendung von Angehörigen der VÖEST beim Gz-Baon 114“ – Zl. 307.962-Mob/62 – „Betreuungstruppenkörper für Absolventen des Zollwache-KpKdtLehrganges“ – Zl. 300.138-Ausb/III/60 Verschluss – „Betreuungstruppenkörper für Absolventen des Zollwache-Kp-Kdt-Lehrganges.“ – Zl. 303.121 Ausb/III/60 – Verschluss – BMfLV, Dienstzettel Nr.5/10: „Verwaltung und Aufstellung von GzTruppen, Verbindungsaufnahme mit zivilen Dienststellen“ vom 16.10.1961 – Zl. 11.513-Präs/61 Verschluss – BMfLV, Fernschrift Nr. 1028/529 vom 16.03.1961 – Zl. 315.842-Mob/III/61 – BMfLV, Fernschrift Nr. 1722/875 vom 28.07.1961 – Zl. 320.573-Mob/61 – BMI „Aufstellung von Grenzschutztruppen. Mitwirkung der Bundesgendarmerie“ vom 22.11.1961 – Zl. 13.067-Präs/61 Verschluss – „BuK – Kulturelle Truppenbetreuung; Jahreskreditverlag für die GzBaone“ – Zl. 339.371-Ausb/63. – „Dankschreiben an den Landeshauptmann von OÖ, Landessicherheitsdirektion und die Bezirkshauptleute der Bezirke Freistadt, Urfahr-Umgebung, Rohrbach, FLD und Landesgendarmeriekommando anlässlich der abgehaltenen Standesevidenzkontrolle“ vom 23.11.1961 – Zl. 326.479-Mob/61 – „Dienstanweisung Nr. 5 für die Durchführung freiwilliger Waffenübungen – 2. Neufassung: 1. Richtlinien für die Erste Bildung der Stände an Offizieren, Unteroffizieren und Chargen der Reserve gemäß § 52 WG i.d.F. der WG-Novelle 1962, BGBl. Nr. 221/1962, 2. Richtlinien für die Beförderung von Reserveoffizieren, Reserveunteroffizieren und Chargen der Reserve.“ – Zl. 129.300-PersM/63 – „Durchführung der Standesevidenzkontrollen des Gz-Baons 114“ vom 22.11.1961 – Zl. 326.429-Mob – „Durchführung von freiw. Waffenübungen für Theologen mit Dienstgrad Zgsf dRes“ – Zl. 310.939-Ausb/62 bzw. Zl. 225.537-Pers/62 – „Einführung eines Truppenabzeichens für die Grenzschutztruppe.“ – Zl. 324.558-Mob/61 – „Einführung und Tragweise des Grenzschutztruppenabzeichens“ – Zl. 325.944-Zentr/61 – „Erfahrungsbericht“ vom 18.10.1965, in „GzAusbildungskurs des MilKdo OÖ in FREISTADT – Erfahrungsberichte“ – BMfLV Zl. 396.157-Ausb/65 – „Erfahrungsbericht über die GzKpInstruktionen Frühjahr 1964“ – Zl. 357.553-Mob/64 – „Erfahrungsbericht über die Instruktion der Gz-Kp Klagenfurt am 26. u. 27. 10. 1962“ – Zl. 317311-Mob/62 – „Erfahrungsbericht über die Nachinstruktion des GzBaons 114 und der GzKompanie Ried/I“ – Zl. 336.979Mob/63 – „Erfahrungsbericht über Inspektionen und Instruktionen Frühjahr 1964 – Stellungnahme“ – Zl. 243.762 PersM/64 – „Erste gemeinsame Waffenübung von Grenzschutzkommandanten“ MilKdo OÖ vom 03.11.1965, in GzAusbildungskurs des MilKdo OÖ in FREISTADT – Erfahrungsberichte“ – BMfLV Zl. 396.157-Ausb/65 – „Erster Grenzschutztag in Rohrbach/OÖ am 18. Feber 1962. Einladung von Ehrengästen“ vom 05.02.1962 – Zl. AE 1.133-Präs/62 – „Erster Grenzschutztag in Rohrbach, OÖ 18.2.1962; Sonderpostschalter und Sonderpoststempel“ vom 09.12.1962 – BMfLV Zl. 1319-Präs/62 – „Erster Grenzschutztag in Rohrbach/OÖ am 18.2.1962, Sonderpoststempel“ vom 06.02.1962 – BMfLV Zl. 1.227-Präs/62 – „Fahne für das Grenzschutz-Baon 114 – Stiftung der OÖ. Landesregierung“ – Zl. 320.239-Zentr/63 – „fahnenuebergabe an gzbaon 114“, Fernschreiben vom 23.07.1963 – Zl. 332.200-Mob/63 – Fernschreiben 88 „besonderer vorfall – subvention fuer den grenzschutz“ von Mjr Schindl an das BMfLV sowie das Gruppenkommando III vom 06.05.1963 – Zl. 327.259 – Mob – Fernschrift Nr. 435/215 vom 08.01.1962 – Zl. 300.348-Mob/62 – „Festsetzung von militärischen Dienstgraden für im Gz verwendete Zollwachebeamte; Antrag des MilKdos N.Ö.“ – Zl. 335.513-Mob/63 – „Freiwillige Waffenübungen von Lehrkräften – Schreiben des Stadtschulrates für WIEN vom 26.04.1962, Zl. II-417-1962“ – Zl. 216.444-Pers/62

Quellen und Literatur 418

– „Freiw. Waffenübung von Angehörigen des Grenzschutzes“ vom 19.08.1965, MilKdo OÖ Zl. 14.562-3/65 – BMfLV Zl. 386.776-Ausb/65 – „Gliederung der GzKpen (Festg)“ – Zl. 333.116-Mob/63 Verschluss – „Grenzschutz – Inspektionen bzw. Instruktionen im Frühjahr 1963; Einzuladender Personenkreis“ – Zl. 325.863-Mob/63 – „Grenzschutz – Inspektionen – Instruktionen. Instruktionen anläßlich der Truppenparade.“ – Zl. 326.721- Mob/63 – „Grenzschutz; Inspektionen – Instruktionen Herbst 1963, Durchführung.“ – Zl. 332.406-Mob/63 – „Grenzschutz; Inspektionen/Instruktionen Frühjahr 1964; Erfahrungsberichte – Auswertung.“ – Zl. 361.491-Mob/64 Verschluss – „Grenzschutz; Inspektionen und Instruktionen im Frühjahr 1963 – Teilnahme.“ – Zl. 325.961-Mob/63 – „Grenzschutz – Konsolidierung; Versorgung“ – Zl. 328.453-Mob/63 – Verschluss – „Grenzschutz – materielles; Namensschilder für Kampfanzug – Antrag.“ – Zl. 354.347-Mob/64 – „Grenzschutz; Namensschilder für Kampfanzug; Antrag“ – Zl. 359.838-Mob/64 – „Grenzschutz – Organisatorisches. Alarmierung der Grenzschutzkompanien durch akustische Zeichen; Vorschlag“ – Zl. 328.191-Mob/63 – „Grenzschutz – Organisatorisches; Besprechung über Einführung einer GzZeitung „Der GzSoldat“ – Einberufung“, Fernschrift Nr. 685/269 vom 10.10.1963 – Zl. 338.718-Mob/63 – „Grenzschutz – Personelles. Militärischer Grundkurs für Offiziersschüler der Zollwache; Maßnahmen zur Festsetzung eines Dienstgrades der Reserve“ – Zl. 325.533-Mob/63 – „Grenzschutz-Baon (GzBaonsKdo, StbZg, GzKp, GzAusbKp); OrgPlan I 1118 b, I 1128 b, I 198 b vom 1.10.1959 – Ausgabe“ – Zl. 219.812-Org/III/59 – Verschluss – „Grenzschutzeinheiten, Beteilung mit Vorschriften.“ – Zl. 318.168-Mob/62 – „Grenzschutzeinheiten, Neuaufstellungen 1963, Beteilung mit Vorschriften“ – Zl. 320.843-Vor/63 – „Grenzschutztag 18.2.1962 Rohrbach. Beistellung eines Tonaufnahmewagens durch das BMfLV“ vom 12.02.1962 – Zl. 1416-MinB – „Grenzschutztag Rohrbach – 2. Standesevidenzkontrolle des Grenzschutzbataillons 114“ vom 26.01.1962 – Zl. 301.212-Mob/62 – „Grenzschutztag ROHRBACH am 18.2.1962“ – Zl. 302.593-Mob/62 – „Grenzschutztag ROHRBACH; Programmvorschlag – Vorlage.“ – Zl. 301.147-Mob/62 – „Grenzschutztruppe – Mitteilungsblatt“ vom 30.01.1963 – Zl. 321.415-Mob/63 – „Gz-Angelegenheiten MÜHLVIERTEL. Gedächtnisprotokoll – Vorlage“ – Zl. 335.771-Mob/63 – „Gz-Baon 114 (Mühlviertel) – Standesevidenzkontrolle Leonfelden“ vom 08.11.1961 – Zl. 325.717-Mob/61 – „Gz-Bearbeiter bei den MilKden – Zusammenarbeit mit den ErgKden.“ – Zl. 318.238-Mob/62 – „GzEinheiten – Abziehen der MG A6 – MG A2 und Anforderung von Waffen und Gerät für die 3. InfZüge“ – Zl. 300.394-Mob/62 – „GzKp Bruck 3; Erfahrungsbericht“ – Zl. 331.674-Mob/63 – Verschluss – „GzKp Hollabrunn; Erfahrungsbericht“ – Zl. 331.675-Mob/63 Verschluss – „GzKp Horn; Erfahrungsbericht“ – Zl. 327.547-Mob/63 – Verschluss – „GzKp Kaisersteinbruch; Erfahrungsbericht.“ – Zl. 327.790-Mob/63 – Verschluss – „GzKp Oberpullendorf; Erfahrungsbericht“ – Zl. 331.222-Mob/63 – Verschluss – „Gz-Kp Ried, Abhaltung der Inspektion“ – MilKdo OÖ Zl. 29.735-MilKdo/Gz/62 – „gz-kp ried – verwendung von zollwachpersonal“ – Zl. 300.677-Mob/62 – „Heeresorganisation Truppengliederung; Organisationspläne – Grenzschutz Ausgabe; Richtlinie Nr. 39“ – Zl. 379.820-Org/65 – Verschluss – „Inspektionen, Instruktionen; Aufforderungsbescheid, vorläufige Einführung.“ – Zl. 314.142-Mob/62 – „Inspektionen – Instruktionen; vorläufige Durchführungsbestimmungen.“ – Zl. 324.656-Mob/63 – „Inspektionen – Instruktionen; Versicherungs- und Versorgungsschutz der an Inspektionen und Instruktionen teilnehmenden WpfldRes.“ – Zl. 332.655-Mob/63 – „Instruktionen 1964; RO-Tag Salzburg, Durchführungsbestimmung Nr. 2. Teilnehmerverzeichnis“ – Zl. 229.625-PersM/64 – Verschluss – „Instruktionen – Einzuladender Personenkreis.“ – Zl. 315.081-Mob/62 – „Instruktionen – weitere Weisungen für die Durchführung; vorläufige Richtlinien.“ – Zl. 315.749-Mob/62 – „Kaderinstr – GzKpen SALZBURG, Erfahrungsbericht“ – Zl. 354.774-Mob/64

Grenzschutztruppe 419

– „Landeslehrer gem. § 13 Abs. 2 FAG 1959; Teilnahme an freiwilligen Waffenübungen – Mitteilung“ – Zl. 101.859-PersM/63 – „Lokalaenderung fuer stek --rohrbach--“ vom 02.11.1961 – Zl. 325.227-Mob – „Meldung der Lokale für die Standesevidenzkontrollen“ vom 20.10.1961 – Zl. 324.652-Mob – „Merkblatt über Aufbewahrung und Pflege von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen für die Angehörigen der Grenzschutztruppen“, BMfLV R 1059 – „Merkblatt über Inspektionen und Instruktionen“, BMfLV R 2100 – „Mitgabe von Bekleidung und Ausrüstung an Grenzschutzreservisten“ – Information vom 08.11.1961 – Zl. 327.000-Mob/61 – „Mitteilungsblätter für Grenzschutztruppe“ – GrpKdo III Salzburg Zl. 35.847-II/63 bzw. BMfLV Zl. 334.612- Mob/63 – MobAbteilung „Stellungnahme zur Einsichtsbemerkung des Herrn Staatssekretärs vom 10.11.61; Pkt 2“ vom 23.11.1961 – Zl. 11.513-Präs/61 – Verschluss – „Modellfall GzBaon 114 (Mühlviertel). Bearbeitung der taktischen Probleme“ vom 21.09.1961 – Zl. 323.021- Op/61 – „Obstlt Ludwig GROTH – Diensteinteilung beim Militärkommando OÖ – Zl. 385.934-Org/65 – Personalakten: Gerhard Buchberger-Eliatschek, Ferdinand Foltin, Maximilian Grohs, Ludwig Groth, Paul Kaczirek, Alois Kogler, Friedrich Lawatsch, Franz-Josef Neuhuber, Hubert Obermair, Raimund Schindl, Paul Wimmer – „Regelung der Einteilung von Zollwachebeamten zur Grenzschutztruppe.“ – Zl. 302.884-Mob/62 – Verschluss – „Schindl Raimund, geb. 24.10.1917, Mjr 1.Kl., 4. BrigKdo; Bestellung zum Kommandanten des Grenzschutzbataillons 114“ vom 16.02.1962 – Zl. 79.362-PersM/61 – Schreiben des Brigadekommandanten Knotzer an das BMfLV vom 15.01.1962 – Zl. 425-Min/B – „Standesevidenzkontrolle 3./GzB 114“ vom 13.11.1961 – Zl. 325.811-Mob – „Standesevidenzkontrolle der Gz-Einheiten“ vom 23.12.1961 – Zl. 328.040-Mob – „standesevidenzkontrolle der gz-kompanie ried“ – Zl. 301.473-Mob/62 – „Standesevidenzkontrolle der Soldaten der Reserve des OÖ Gz-Baons“ vom 06.11.1961 – Zl. 325.382-Mob – Stellungnahmen des Heeresintendanzchefs als auch der Ausbildungsabteilung des BMfLV zu Erlass Zl. 327.131-Ausb/61 vom 16.12. bzw. 20.12.1961 – „Steuerung der Einberufung von Jungmännern zur Schaffung des erforderlichen Vorrates für die Aufstellung von GzTruppen“ vom 21.12.1961 – Zl. 327.812-Mob/61 – „Territoriale Verteidigung; Instruktionszüge bei den MilKden, Systemisierung“ – Zl. 338.533-Op/63 – Verschluss – „Traditionsübernahme durch die Grenzschutztruppen“ – Zl. 330.720-Zentr/63 – „Überlassung nicht benützter Räume der Justizverwaltung für GZ 114“ vom 28.10.1961 – Zl. 325.105-Mob – „Überlassung nicht mehr genützter Räumlichkeiten der Justizverwaltung an das BMfLV“ vom 05.05.1961 – Zl. 317.545-Mob/III/61 – „Überlassung nicht mehr benützter Räume der Justizverwaltung an das Bundesministerium für Landesverteidigung“ vom 11.08.1961 – Zl. 321.614-Mob/61 bzw. BMfJ Zl. 3490/61 – „Verpassung der Bekleidung für die Angehörigen des Gz-Bataillons 114“ vom 24.10.1961 – Zl. 324.749- Mob/61 – „Verzeichnis der Zollwacheangehörigen“ vom 16.10.1961 – Grenzschutz-Baon 114 Zl. 120/61 – „Vorschriften für Grenzschutzeinheiten.“ – Zl. 303.760-Mob/62 – „Vorschriften für GzEinheiten“, Dienstzettel Nr. 91 – Zl. 318.168-Mob/62 – „Waffenzuweisung für die 4. Brigade“ – Zl. 426.324-WuG/IV/61 – Verschluss – „Werbeaktion für freiwillige Waffenübungen von Chargen und UO der Reserve – Vorschlag“ – Zl. 151.162- PersM/63 – „Zeitfestsetzung für die 1. Standesevidenzkontrolle des Gz-Baons 114“ vom 27.10.1961 – Zl. 325.028-Mob – „Zusammensetzung des Kampfanzuges für Reservisten und Mitgabe von Teilen desselben bei Instruktionen – Neuregelung“, Fernschrift Nr. 356/106 – Zl. 355.161-Mob/67 – „zuweisung von spreng- und zuendmittel fuer die ausbildung der gztruppe – antrag“ – Zl. 434.036- WuG/63

Quellen und Literatur 420

• Ministerratsprotokolle: – Verhandlungsschrift Nr. 17 über die Sitzung des Ministerrates am 26.09.1961: „Grenzschutztruppen des Bundesheeres – Organisationsgrundsätze; Beschluss der Bundesregierung gem. § 13 Abs. 1 des Wehrgesetzes“, BMfLV Zl. 323.039-Mob/61 – Verhandlungsschrift Nr. 56 über die Sitzung des Ministerrates am 17.07.1962: „Vortrag an den Landesverteidigungsrat“ vom 30.06.1962, BMfLV Zl. 6.056-Präs/62 – Verhandlungsschrift Nr. 5 über die Sitzung des Ministerrates am 17.05.1966: „Territoriale Verteidigung; Aufstellung von territorialen Sicherungstruppen“, Vortrag an den Ministerrat am 13.05.1966, BMfLV Zl. 7.399-PräsB/66 – Verhandlungsschrift Nr. 8 über die Sitzung des Ministerrates am 14.06.1966: „Umfassende Landes- verteidigung; Neufassung des Organisationsschemas“, Vortrag an den Ministerrat am 08.06.1966, BMfLV Zl. 8.935-PräsB/66

• Nationalratsprotokolle: – Stenographisches Protokoll des Nationalrates, VII. GP, 80. Sitzung vom 26.10.1955

Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv:

• Sammlungen und Nachlässe: – Bestand Erwin Fussenegger – „Abteilungsleiterbesprechung am 26.4.1957, 0900 Uhr“, BMfLV/Sekt II/GTI Zl. 125/GTI/57. B 941, 1957, S. 54 – „Abteilungsleiterbesprechung am 17.9.1958 1500 Uhr“, BMfLV/Sektion II/GTI Zl. 190/GTI/58. B 941, 1958, S. 81 – „Besprechungsprotokoll über die Abteilungsleiterbesprechung am 10.6.1960, 0830 Uhr“, BMfLV Zl. 95/2/GTI/1960 – Verschluss – „Gedächtnisniederschrift über die Diskussion in der Sitzung des Landesverteidigungsrates am 25.2.1958 im Anschluss an den Bericht des Bundesministers für LV“, B 941, 1958, S. 32f. – „Militärische Probleme eines Kleinstaates“; B 941, 1960 – Tagebuch Erwin Fussenegger; Kriegsarchiv B 941 – Bestand Dr. Mario Duic – „Erfahrungen aus der Übung ,ROSENSTOCK‘„ vertraulicher Brief von ObstdG Dr. Mario Duic an den GTI General Erwin Fussenegger vom 29.11.1966 – Vorläufige Richtlinien für den Kampf in Anlagen der Landesbefestigung“, B 1516-2, BMfLV Zl. 311.866- Op/62 – „TV-Konzept (Zl. 2577-geh/Op/63), Neufassung der Abschnitte VI. und VII., Vorlage“ bzw. „Untersuchungsergebnis der TV-Kommission über die Realisierungsmöglichkeiten des TV-Konzepts“, B 1516-3, BMfLV Zl. 2.576-geh/Op/63 – Geheim – Bestand Max Stiotta

Heeresgeschichtliches Museum:

• Militärgeschichtliche Forschungsabteilung/Befehlssammlung Bundesheer der 2. Republik: – „Aufstellung des Grenzschutzbataillons 114 (GzBaon 114) URFAHR.“; BMfLV Zl. 3.670-geh-Mob/III/61 – Geheim – „Aufstellung des Grenzschutzes.“; BMfLV Zl. 3.671-geh-Mob/III/61 – Geheim – „Ausbau der Landesverteidigung.“; BMLV Zl. 3.608-I/35 – Verschluss – „Ausbildung von Angehörigen der Zollwache; Grenzschutzkurs A 2.Teil bei TrpKörpern des BH (12.11. – 1.12.62)“ vom 24.10.1962, S. 1 – 4; BMfLV Zl. 316.254 – Ausb/62 – „Beorderung kriegsgedienter Soldaten im Mobfall“; BMfLV Zl. 2.141-geh/III/59 – Geheim – „Bericht an den Landesverteidigungsrat über die Landesverteidigung Österreichs – Übersendung.“; BMfLV Zl. 3.634-geh/S II/61 – Geheim – „Einstellung von Maschinenwarten für Grenzschutzbauten“; BMfLV Zl. 2.009-geh/-Org/III/59 – Geheim – „Errichtung der Gruppe Grenzschutz“ vom 17.02.1960; BMfLV Zl. 10.110-Praes/I/60 – „FM- und Stabsrahmenübung – Übersendung der Unterlagen“; BMfLV Zl. 757/geh-III/63 – Geheim

Die Flüchtlingshilfe im Österreichischen Bundesheer 421

– „Freiwillige Waffenübungen gem. § 52 WG.“; BMfLV Zl. 3.523-geh-GZ/III/61 – Geheim – „Gedächtnisprotokoll über die Besprechung am 29. Juni 1960 auf Schloß Wartenstein“ zwischen den Kabinetten der Bundesminister Graf und Kreisky; BMfLV Zl. 1.203-geh/RWuwpolAng/61 – Geheim bzw. Zl. 3.628-geh/SII/61 – Geheim – „Grundlagen für den weiteren Aufbau der militärischen Landesverteidigung. Besprechungsunterlagen; Übersendung“; BMfLV Zl. 3.588-geh/SII/61 – Geheim – „Lage „Salzburg“. Planspiel Territoriale Verteidigung“ – „Maßnahmen für die Aufstellung des Grenzschutzes“; BMfLV Zl. 3.522-geh/SII/61 – Geheim – „Protokoll über die Besprechung „Maßnahmen für die Aufstellung des Grenzschutzes“„; BMfLV Zl. 3.537- geh/SII/61 – Geheim – „Stand der umfassenden LV“, in „Dienstbesprechung mit den Befehlshabern, BrigKdt, MilKdt usw. am 15. November 1963“ – „Studie über die Errichtung von Gebiets- und Grenzschutzkommanden“; BMfLV Zl. 2.167-geh-Gz/III/59 – Geheim – „Trageweise des Grenzschutztruppenabzeichens – Änderung“ vom 29.01.1962; BMfLV Zl. 301.494-Zentr/62 – „Truppenparade 1963 anlässlich der Angelobung des Herrn Bundespräsidenten – Paradebefehl”; BMfLV Zl. 325.054-GTI/63 – Verlautbarungsblatt des Bundesministeriums für Landesverteidigung, 7. Folge, Wien 1962: 91. Bundesgesetz vom 12.07.1962, mit dem das Wehrgesetz neuerlich abgeändert wird (Wehrgesetz-Novelle 1962) – „Weisungen des Herrn Bundesministers für das Jahr 1965 anläßlich der Befehlshaberbesprechung am 18.12.1964“ – Verschluss – „Zusammenstellung der Besprechungswünsche der Befehlshaber der Gruppen I, II und III für die nächste Befehlshaberbesprechung“ vom 01.02.1965

• Militärgeschichtliche Forschungsabteilung/Ausbildungskartei Offiziere BMfLV/S-III/Ausbildung: – Raimund Schindl, Paul Wimmer

Weitere Archive:

• Archiv des Militärkommandos Oberösterreich, Bestand „Tradition“: – Akt „Grenzschutz 1961-“ – Kogler, Lois: „Der Modellfall Mühlviertel. Das Grenzschutzbataillon 114. Der Aufbau 1958/65“, Band 1, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik) – Kogler, Lois: „Das Grenzschutzbataillon 114 und das Kommando der Gz-Truppen OÖ 1966/68“, Band 2, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik) – Kogler, Lois: „Das Landwehrregiment 301 1969/78“, Band 3, Linz 1985 (unveröffentlichte Chronik)

• Privatarchiv Franz Kraml, Linz: – Funktionsmappe „Kompaniekommandantenkurs der Zollwache 1959“ – „Heldenehrung in Altenfelden und Neufelden; Stellung eines Ehrenzuges durch die GzKp – Neufelden“ vom 03.11.1967 – „Kader-Vollinstruktion; Erfahrungsbericht“ vom 05.10.1964 des GzB 114 OÖ – „Kurzinformation Nr. 1 für den TelDienst im Gz – Einsatz“, MilKdo OÖ/Tel – „Merkblatt für den Tel-Einsatz im Grenzschutz“ des MilKdo OÖ/Tel – „Offizier-Ausbildung“; Schreiben des Infanterie-Bataillon 14, Zl. 3.485-III/60 – „Tagebuch des Gz-Baons 114 „Mühlviertel“ I. Teil“ und „II. Teil“, originale Manuskripte von Lois Kogler für die Grenzschutz-Chroniken I und II

• Privatarchiv Josef Kolmer, Linz – „Bericht über die Durchführung der KÜ bzw. BTÜ der SpKp 3/411 vom 13. bis 24. 3. 1979 aus der Sicht des Kompaniekommandanten – „Bericht über die Truppenübung der 3/411 im Raum Mauthausen vom 3. bis 14. März 1981“

Quellen und Literatur 422

• Privatarchiv Gunter Polesny, Linz – „10 Jahre Grenzschutztruppe in Österreich 1972“, Einladung zur Festversammlung sowie Programm und diverse Begleitschreiben – „Bericht über Kader-Instruktion (4./5.9.64) und Voll-Instruktion (25./26.9.64)“ – „Funktionsmappe“ des Grenzschutzbataillons 114 – „Grenzjägermarsch“ von Oskar Reiter, gewidmet dem LWSR 42, o.J. – „Grenzjägerverband Mühlviertel. Tätigkeitsbericht 1963 bis 1968“ – „Kaderinstruktion des Gz-Bataillons 114“; MilKdo OÖ Zl. 11.430-Gz/64 – „Kurzbericht über die Lage betreffend die Organisation des Grenzjägerverbandes“ vom 21.05.1981 – „Mitgliedskarte Nr. 5“ des Grenzjägerverbandes Mühlviertel, ausgestellt am 21.03.1964 auf FhrdRes Gunter Polesny – „Satzungen des Grenzjägerverbandes Mühlviertel“, o.J. – Schreiben von Dr. Peter Konecny bzw. Gunter Polesny betreffend den Grenzjägerverband Mühlviertel vom März 1988 – Schreiben des Kommandanten des LWSR 42 Oberst Alfred Aichberger an Gunter Polesny vom 13.12.1988 – „Vollinstruktion der 2./GzB 114 und des Stabes GzB 114“; MilKdo OÖ Zl. 12.553-Gz/64

Zeitzeugengespräche:

• Grenzschutz-Symposium der Militärgeschichtlichen Forschungsabteilung am 2. und 3. Juni 2005 in Freistadt/Oberösterreich mit ehemaligen Angehörigen des GzB 114 Mühlviertel bzw. dem LWSR 42 sowie ehemaligen höheren Militärs als Rahmenzeitzeugen:

Persönliche Interviews mit: – Generalleutnant i.R. Mag. Dr. Alfred Beneder (Steyr), Leiter der Gruppe Ergänzungswesen im BMLV – Generalleutnant i.R. Oskar Bernt (Graz), stellvertretender Kommandant des Korpskommando I – Brigadier i.R. Gerhard Buchberger-Eliatschek (Bruck/Mur), Kommandant der Heeresunteroffiziersschule Enns – Generalmajor i.R. Mag. Dr. Mario Duic (Wien), Kommandant der Landesverteidigungsakademie – General i.R. Erich Eder (Wr. Neustadt), Kommandant der Landesverteidigungsakademie – Generalmajor i.R. Ferdinand Foltin (Linz), Kommandant der 3. Panzergrenadierbrigade – Oberst a.D. Josef Kolmer (Linz), Kommandant des Sperrbataillons 411 – Oberst a.D. Dr. Peter Konecny (Freistadt), Kommandant des Ersatzregiments 42 – General i.R. Prof. Siegbert Kreuter (Wien), Leiter der Gruppe Inspektion im BMLV und stellvertretender Generaltruppeninspektor – Vizeleutnant i.R. Alois Kriegner (Leonding), Dienstführender Unteroffizier des Grenzschutzbataillons 114 beim Militärkommando Oberösterreich – General i.R. Anton Leeb (Wien), Generaltruppeninspektor – General i.R. Horst Pleiner (Langenzersdorf), Generaltruppeninspektor – Hauptmann a.D. Gunter Polesny (Linz), Kommandant Grenzschutzkompanie Bad Leonfelden (2./GzB 114 bzw. 2./LWSR 422) – Vizeleutnant i.R. Gerhard Wiesinger (Freistadt), Nachschub-Unteroffizier und Karteimittelführer im Grenzschutzbataillon 114 – Dipl.-Ing. Ursula Wimmer (Neulengbach), Witwe von Generalmajor Paul Wimmer.

Grenzschutztruppe 423

Zeitschriften und Zeitungen, Meldungen der Austria Presse Agentur

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Grohs, Maximilian: „Der Ungarneinsatz des österreichischen Bundesheeres im Jahre 1956“, 2 Teile, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 15. Jahrgang 1976, Nr. 5, S. 353 – 356; Nr. 6, S. 436 – 439.

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Kohaut, Karl: „Kampfaufgaben der Grenzschutzkompanie“ I + II, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 6. Jahrgang 1967, Nr. 2, S. 116 – 118, und Nr. 3, S. 213 – 216.

Leeb, Anton: „Der Grenzschutz“, in: Der Soldat, 1961, Nr. 4, S. 1 – 2.

Leeb, Anton: „Vor zehn Jahren – Einsatz an der ungarischen Grenze. Damals und heute“, in: Truppendienst, 5. Jahrgang 1966, Nr. 6, S. 493 – 495.

Liko, Karl: „Der Grenzschutzeinsatz des Bundesheeres im Herbst 1956“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 3. Jahrgang 1965, Nr. 5, S. 308 – 313.

Malmén, S-E.: „Die Ausbildung beim finnischen Grenzschutz“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 4. Jahrgang 1965, Nr. 4, S. 319f.

Marolz, Joseph: „Einsatz der 3. Panzergrenadierbrigade während der CSSR-Krise im Jahre 1968“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 17. Jahrgang 1978, Nr. 4, S. 322 – 325.

Mathis, Winfried: „Grenzschutz Österreichs gegen Italien 1915. Lehren für die heutige Zeit“, Militärwissenschaftliche Arbeit für den 2. Kurs für den höheren militärischen Dienst, Wien 1959.

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Schönbauer, Aemilian: „Grenzschutz ohne Artillerie?“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 4. Jahrgang 1965, Nr. 6, S. 561f.

Sinn, Norbert: „Schutz der Grenzen. Der Sicherungseinsatz des Österreichischen Bundesheeres an der Staatsgrenze zu Ungarn“, Wien 1986.

Sinn, Norbert: „Ostgrenze 1956. Der erste Einsatz des Bundesheeres der 2. Republik“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 34. Jahrgang 1996, Heft 6.

Steiger, Andreas: „Es brennt zwar nicht der Hut, aber es glost die Jacke! Der Einsatz des österreichischen Bundesheeres während der CSSR-Krise 1968“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 43. Jahrgang 2005, Heft 5, S. 615 – 624.

Steiger, Andreas: „“ … zum Schutz der Grenze bestimmt“? Das Bundesheer und die CSSR-Krise 1968“, in: Öster- reichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 36. Jahrgang 1998, Heft 5, S. 535 – 540.

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Thilo, Karl Wilhelm: „Die Tschechenkrise 1968, wie der kommandierende General des II. Korps diese erlebt hat“, in: Thoß, Bruno (Hrsg.): „Vom Kalten Krieg zur deutschen Einheit. Analysen und Zeitzeugenberichte zur deutschen Militärgeschichte 1945 bis 1995“, München 1995.

Wimmer, Paul: „Aufbau der Grenzschutztruppe“, in: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), 3. Jahrgang 1965, Nr. 5, S. 370 – 373.

Wimmer, Paul: „Aufbau der österreichischen Grenzschutztruppe“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 1. Jahrgang 1962, Nr. 2.

Wimmer, Paul: „Grenzschutz als erster Schritt zur territorialen Verteidigung Österreichs“, in: Der Schweizer Soldat. Wehrzeitung, Nr. 1 vom 15.09.1965 „10 Jahre Österreichisches Bundesheer“.

3. Landwehr:

Ableitinger, Alfred: „Zur Geschichte der steirischen Landwehr von 1808/09“, in: Landeszeughaus am Landesmuseum Johanneum (Hrsg.): „Die steirische Landwehr einst und jetzt“, Sonderausstellung im Landeszeughaus Graz, Herrengasse 16, 3. Juni bis 4. September 1977 und in anderen steirischen Orten, Veröffentlichungen des Landeszeughauses Graz Nr. 7, Graz 1977, S. 7 – 32.

Flödl, Manfred: „Vorschläge zur Ausarbeitung der Jahresplanung im Landwehr-Stammregiment“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 18. Jahrgang 1979, Nr. 4, S. 357 – 360.

Heller, Otto: „Die Aufgaben und Organisation der Landwehr“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 2, S. 109 – 112.

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Landeszeughaus am Landesmuseum Johanneum (Hrsg.): „Die steirische Landwehr einst und jetzt“, Sonderausstellung im Landeszeughaus Graz, Herrengasse 16, 3. Juni bis 4. September 1977 und in anderen steiri- schen Orten, Veröffentlichungen des Landeszeughauses Graz Nr. 7, Graz 1977.

Lohmer, Anton: „Die Ausbildung von Landwehreinheiten. Erfahrungen – Folgerungen – Feststellungen“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 1, S. 72 – 76.

Quellen und Literatur 432

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Wimmer, Paul: „Die Formierung der österreichischen Landwehr“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 9. Jahrgang 1970, Nr. 4, S. 321 – 324.

Wimmer, Paul: „Österreichs Landwehr entstand im Mühlviertel“; in: „Rieder Volkszeitung“, Sondernummer zum Andorfer Volksfest 19. – 22.05.1972, S. 36f.

4. Milizsystem:

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Grohs, Maximilian: „Mobilmachung in Österreich“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 10. Jahrgang 1971, Nr. 2, S. 110 – 114.

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Klocker, Friedrich: „Miliz. Prüfstein für den neuen Minister“, in: Die Zukunft, Nr. 9 1983, S. 19f.

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Kreuter, Siegbert: „Worte genügen, um eine Armee zu zerstören!“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 26. Jahrgang 1987, Sonderheft Nr. 2, S. 43f.

Kuntner, Wilhelm: „Dienstzeit und Wehrstruktur“, in: Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): „20 Jahre österreichisches Bundesheer 1955 – 1975“, Wien 1975, S. 35 – 37.

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Paar, Hans/Salzer, Kurt: „Inspektionen und Instruktionen. Vorbereitung und Durchführung“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 6. Jahrgang 1967, Nr. 6, S. 533 – 535.

Scharff, Heinz: „Waffenübungen und Reservekader“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 2. Jahrgang 1963, Nr. 2, S. 85f.

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Wimmer, Paul: „Mehr Instruktionstage!“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 4. Jahrgang 1965, Nr. 5, S. 430.

Zemann, Walter: „Österreichischer Reserveoffizierstag 1964 in Salzburg“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 3. Jahrgang 1964, Nr. 4, S. 304f.

Zemann, Walter: „Reserveoffizierstag 1964 in Salzburg“, in: Truppendienst. Zeitschrift für die Ausbildung im Bundesheer, 3. Jahrgang 1964, Nr. 6, S. 587.

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Quellen und Literatur 442 443

Lebenslauf

Geboren am 16. Oktober 1972 in Linz an der Donau/Oberösterreich besuchte ich nach der Volksschule das Gymnasium der Jesuiten Kollegium Aloisianum, in dem ich 1991 meine Matura ablegte. Danach lei- stete ich meinen Grundwehrdienst beim Österreichischen Bundesheer als Panzergrenadier und Aufklärer. Nach einem Jahr Studium der Volkswirtschaft und Handelswissenschaften an der Johannes-Kepler- Universität Linz setzte ich im WS 1993/94 meine Studien der Volkswirtschaftslehre, Politischen Wissenschaften und Neueren Geschichte an der Ludwig Maximilians-Universität München fort. Nach Abschluss des ersten Studienabschnitts der Volkswirtschaftslehre konzentrierte ich mich auf die Studien der Politischen Wissenschaften und der Neueren Geschichte, und konnte nach insgesamt sechs Semestern das Studium der Politischen Wissenschaften mit Schwerpunkt Europa sowie den ersten Abschnitt der Neueren Geschichte vollenden. Zur Finanzierung meines Studiums arbeitete ich als Sachverständiger bei zwei Münchner Auktionshäusern, daneben engagierte ich mich in der Studienvertretung. Im WS 1996/97 wechselte ich an die Universität Wien, wo ich nach den erforderlichen Ergänzungs- prüfungen zunächst das Studium der Politikwissenschaft sowie den ersten Abschnitt der Geschichte auch in Österreich abschließen, und im SS 2000 das Studium der Zeitgeschichte mit ausgezeichnetem Erfolg und dem akademischen Grad Mag.phil. beenden konnte. Im SS 2001 begann ich ein Doppel- Doktoratsstudium der Geschichte und Politischen Wissenschaften an der Universität Wien. Beruflich war ich mit Beginn des Jahres 1999 als Pressereferent des ÖVP-Landtagsklub Wien tätig, ab Mitte 2000 hauptverantwortlicher Koordinator in den Bereichen Akquisition, Public Relations und Unternehmensmarketing bei einem Wiener Marktforschungsinstitut. Mitte 2002 wurde ich im Zuge der Nationalratswahlen Pressesprecher des ÖVP-Landtagsklub Wien. Mitte 2003 wurde ich mit den Ressorts Sicherheit, Integration, Wehrpolitik und Internationale Beziehungen betraut, Ende 2005 zum Leiter der Organisationsabteilung bestellt. Meine militärische Laufbahn als Milizsoldat führte mich über die Unteroffiziers- und Stabsunter- offiziers-Schiene (Kommandogruppenkommandant) an die Jägerschule Saalfelden und die Militär- akademie. Nach Absolvierung des Führungs- und Stabslehrganges wurde ich in den letzten Jahren in ver- schiedenen Stäben als S1 und S5 bzw. als Informations- und Presseoffizier verwendet, 2008 zum Verbindungsoffizier des Militärkommandos Wien bestellt. An der Landesverteidigungsakademie wurde ich zum Kulturgüterschutzoffizier ausgebildet; mein aktueller Dienstgrad ist Hauptmann. 444 445

„Wacht an der Grenze“ Die Grenzschutztruppe des Österreichischen Bundesheeres

Die ersten Jahre nach Abschluss des Staatsvertrages hatten gezeigt, wie leicht es geschehen konnte, dass politische Krisen in Europa auf das österreichische Staatsgebiet übergreifen. Um eine stete Sicherung der Grenzen Österreichs zu gewährleisten, war Anfang 1960 die Errichtung des Grenzschutzes im Rahmen des Bundesheeres eine folgerichtige Handlung der österreichischen Bundesregierung. Die Wehrbereitschaft und den Wehrwillen vor allem im Grenzgebiet zu fördern, war damals mehr als ein Schlagwort, es war eine Lebensfrage des jungen österreichischen Staates. Mit dem Modellfall Mühlviertel nahm alles seinen Anfang, der Ausspruch „Wien wird im Mühlviertel verteidigt“ wurde geboren.

Die „Strategie des hohen Eintrittspreises“ für einen potentiellen Aggressor war für einen Kleinstaat wie Österreich im Prinzip richtig. Die Verteidigungskraft und die Verteidigungsbereitschaft mussten demon- strativ zur Schau gestellt werden. Für einen Angreifer, der Österreich in erster Linie als Durchmarschland benutzen wollte, war weniger das Ausmaß der für die Aktion anzusetzenden Kräfte sondern vielmehr der voraussichtliche Zeitaufwand maßgeblich. Die Grenzschutzeinheiten in Verbindung mit Landesbefestigungen und Sicherungskompanien waren daher in den Zeiten des Kalten Krieges der richti- ge Weg, mittels des unberechenbaren Zeitfaktors einen „Abhalteeffekt“ bei möglichen Aggressoren zu erzeugen. Damit waren auch schon alle militärischen Möglichkeiten Österreichs ausgeschöpft.

Maßgebend für den Aufbau der österreichischen Grenzschutztruppe war der Ministerratsbeschluss vom 26. September 1961, in dem die Organisationsgrundsätze, Auftrag und Umfang festgelegt wurden. Demnach war die Grenzschutztruppe ein Teil des Bundesheeres und wurde nach territorialem Prinzip aus Reservisten gebildet. Sie gliederte sich in Kompanien, mehrere Kompanien wurden unter einem Bataillonskommando zusammengefasst, die Bataillone im Rahmen der Territorialen Organisation den Militärkommanden unterstellt. Je nach Bedrohungsszenario wurden als Aufgaben des Grenzschutzes die militärische Grenzbeobachtung und Überwachung, dann die Abwehr kleinerer bewaffneter Angriffe und im schlimmsten Fall der Schutz der Mobilmachung des Heeres und dessen Verstärkung definiert.

Das operative Konzept des Grenzschutzes hatte aber einige Mängel. Grundlegendes Problem waren fehlende Mittel personeller und materieller Natur. Es gelang nicht, die Mindestzahl von 120 Grenzschutzkompanien aufzustellen geschweige denn auszurüsten, um einen lückenlosen Grenzschutz sicherzustellen. Der militärischen Führung wurde dieses personelle Dilemma bereits 1963 bewusst, vor allem die Unterführerlage war bei weitem nicht ausreichend. Die Folge war ein langsames Zurückweichen der Grenzschutzkompanien von der Grenze selbst sowie ein forciertes Aufstellen der Sicherungskompanien im Landesinneren. Dieses Umdenken führte von einer traditionellen Verteidigungsvorstellung, dem „Schutz der Grenze“, zum für einen neutralen Kleinstaat mit seinen spe- zifischen Sicherheitsbedürfnissen glaubhafteren Konzept der Raumverteidigung. Das lineare, stationäre Verteidigungskonzept des Grenzschutzes konnte nicht realisiert werden, ein Kleinstaat wie Österreich 446

musste seinen Raum als aktiven Faktor operativ-taktisch nützen. Die Tiefe des Raumes wurde dadurch nicht mehr von Sicherungskompanien „nur“ gesichert, sondern von Anfang an verteidigt: Die neue Prämisse war, im Raum um den Raum zu kämpfen. Die Landwehr war geboren, das Projekt „Grenzschutz“ wurde eingestellt.

Die Grenzschutztruppe hatte nicht nur im Rahmen der militärischen Landesverteidigung Bedeutung erlangt, sondern auch in staatspolitischer und wehrpolitischer Hinsicht positive Auswirkungen gebracht. Letztendlich jedoch war dieses theoretisch gute Konzept, das mit viel Euphorie, jedoch zu wenig durch- dacht, angegangen wurde, aufgrund des großen Misstrauens in der politischen und militärischen Führung zum Scheitern verurteilt. 447

“Guarding the border” The border forces of the Austrian Army

The first years after the conclusion of the State Treaty had shown how easy it could happen that politi- cal crises in Europe overlap on the Austrian territory. To guarantee a continual protection of the borders of Austria, the establishment of the border troops in the early 1960 was a logical act of the Austrian Federal Government. To promote the readiness and the military will was more than a slogan, it was a que- stion of life of the young Austrian state. With the model case “Mühlviertel” everything took its beginning, the phrase „Vienna is defended in the Mühlviertel“ was born.

The „strategy of the high entry price“ for a potential aggressor was right for a small country like Austria. The defensive strength and the defensive readiness had to be exhibit demonstratively. For an attacker who wanted to pass Austria as fast as possible, in the first place the time calculation was important. The border units, in connection with fortifications and covering forces, were in times of the Cold War the right way to prevent potential aggressors. With that all military possibilities of Austria were exhausted.

Decisive for the construction of the Austrian border troops was the Ministerial Council Decision of 26 September 1961, in which the organisation principles, mission and scope were fixed. Accordingly the bor- der forces were part of the federal army and formed under territorial principle from reservists. They were divided into companies, several companies were summarised under a battalion command, and these bat- talions were subordinated under the military commands within the domain of the territorial organisation. Depending on the scenario as tasks of the border troops were defined the military border observation and supervision, then the defence of smaller armed attacks and in the worst case the protection of the mobili- sation of the army and it’s strengthening.

But the operational concept of the border forces had some defects. The basic problem was a lack of human and material resources. It was not possible to organize the minimum of 120 companies to guaran- tee a complete protection of the border. This personnel dilemma became conscious by the military guidan- ce already in 1963. The result was a slow stepping back of the border troops from the border itself as well as a forced establishment of the security companies in the country’s interior. This change resulted from a traditional defensive concept, the „protection of the border“, to for a small neutral state with its specific security needs more plausible concept of the area defence. The linear, stationary defensive concept of the protection of the borders could not be realized; a small country like Austria had to use its space as an active factor operationally-tactically. This was the beginning of a new unit – the “Landwehr”.

The border troops were not only significant within the country’s military defence; they also brought positive effects in state-political and military-political terms. At last it was a good concept in theory con- cerned with a lot of euphoria, but too little well-devised. Finally because of the great mistrust in the poli- tical and military leadership it has to fail. 448