LANDTAG Mecklenburg-Vorpommern LANDTAGS NACHRICHTEN

28. September 6 / 2017 www.landtag-mv.de

+++ Regierungserklärung von Ministerpräsidentin +++ Das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer +++ Aus- schreitungen beim G20-Gipfel in Hamburg +++ Erzieherausbildung +++ Gesichtsverschleierung verbieten? +++ Kinderarmut in Mecklenburg-Vorpommern +++ Baugeschehen am Schloss +++ 2 Inhalt

3 Gastkolumne Joachim Böskens, NDR, kommentiert den Wechsel an der Spitze der Landesregierung

4 – 23 AUS DEM PLENUM 4 – 5 Aktuelle Stunde „Grenzen schützen – Solidarität mit Italien“ – Debatte über das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer

6 – 17 Berichte Regierungserklärung von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig Debatte zu den Auschreitungen beim G20-Gipfel in Hamburg Zweite Lesung Kita-Gesetz (Erzieherausbildung) Aktionsplan gegen Kinderarmut Debatte zum Thema Gesichtsverschleierung Stasi-Überprüfungskommission konstituiert Mandatsveränderung

18 Weitere Beschlüsse Zweite Lesung Rundfunkänderungsstaatsvertrag Zweite Lesung Kommunalabgabengesetz Zweite Lesung Gesetz zur Änderung der Verfassung und Volksabstimmungsgesetz Umsetzung der Beschlüsse des Parlamentsforums Südliche Ostsee

19 – 24 AUS DEN AUSSCHÜSSEN Wirtschaftsausschuss: Expertengespräch zur Situation des Handwerks Expertengespräch mit Kassenvertretern zur Ärzteversorgung Energieausschuss: Expertengespräch zum Radverkehr Informationsfahrt nach Brüssel Agrarausschuss: Informationsfahrt in das Biosphärenreservat Südostrügen Sozialausschuss: Anhörungen zum Thema „Jung sein in M-V” geplant Internationales: Ostseeparlamentarierkonferenz in Hamburg

25 – 27 PANORAMA Zum aktuellen Baugeschehen am Schloss 28 CHRONIK Titelfoto (Uwe Sinnecker): : Das Schweriner Schloss mit der Orangerie der mit Schloss Schweriner : Das Sinnecker): (Uwe Titelfoto

IMPRESSUM Herausgeber: Layout: Uwe Sinnecker, Namentlich gekennzeichnete Beiträge Landtag Mecklenburg-Vorpommern www.uwe-sinnecker.de geben nicht in jedem Fall die Meinung des - Öffentlichkeitsarbeit - Herausgebers wieder. Schloss, Lennéstraße 1, 19053 Schwerin Druck: produktionsbüro TINUS Alle Abbildungen sind urheberrechtlich Fon: 0385 / 525-2183, Fax 525-2151 Gedruckt auf Recyclingpapier geschützt. Nachdruck nur mit schriftlicher E-Mail: [email protected] Genehmigung des Herausgebers. Internet: www.landtag-mv.de Zugunsten des Leseflusses und aus Platz- gründen haben wir bei der Bezeichnung Die LANDTAGSNACHRICHTEN können Redaktion: von Menschengruppen manchmal nur die kostenlos bezogen werden. Bestellungen Referat Öffentlichkeitsarbeit, männliche Form verwendet. In solchen sind an den Herausgeber zu richten. Claudia Richter Fällen ist die weibliche Form mitgedacht. Redaktionsschluss 8. Mai 2017

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 Gastkolumne 3

Frischer Wind in der Staatskanzlei

Joachim Böskens ist trimedialer Chefredakteur im NDR Landesfunkhaus M-V und leitet somit die Hörfunk-, Fernsehen- und Onlineredaktionen. Zuvor war er in mehreren Führungspositionen sowohl beim Privatradio als auch im NDR tätig.

Der Generationswechsel ist vollzo- Wenn ein Mann führt, ist er tough. terne Mitarbeiter – für sie zum Teil leid- gen – schneller als erwartet. Nach dem Wenn eine Frau dies tut, ist sie brutal voll – zur Kenntnis nehmen, aber auch überraschenden Amtsverzicht von und berechnend. Minister. Nepotismus und alte Seilschaf- Erwin Sellering weht nun mit Manuela ten sind passé – eine große Chance für Schwesig ein neuer Wind in der Staats- Nun regiert Manuela Schwesig nicht al- eine konstruktive, produktive Regie- kanzlei. Jung, erfolgreich, zielstrebig, leine dieses Land. Zum einen hat sie Mi- rungszeit. ehrgeizig, mediengewandt – Eigen- nisterinnen und Minister ihrer eigenen schaften, die auf die neue Regierungs- Partei am Tisch, die von ihrem Wohl- Es wird also interessant, welche Projekte chefin zutreffen. gefallen abhängig sind; zum anderen und Entscheidungen Manuela Schwesig nach dem Bundestagswahlkampf und der Bundestagswahl angeht. Dass die Inhaltlich deutet vieles auf ein Ministerpräsidentin durchsetzungsfähig „ ist, hat sie ja bereits eindrucksvoll unter „Weiter so“ hin. Beweis gestellt. „ Joachim Böskens

Inhaltlich deutet vieles auf ein „Weiter einen Partner an ihrer Seite, der sich von so“ hin. Ob bei den Themen Kita, Innere der Landtagswahlschlappe erst müh- Sicherheit, Löhne und Tarife, Wirtschaft, sam erholt und sich ohnehin als Ver- Umweltschutz: Neue Akzente sind in lierer der Koalitionsverhandlungen vor diesen Punkten kaum zu erkennen. Hier einem Jahr sieht. Die wunde Seele der ein bisschen mehr Geld, da eine wohl- CDU noch weiter zu schinden, ist sicher formulierte Absichtserklärung. Kontinui- kein guter Rat. Zumal die Union mit Vin- tät und Solidität. Warum sollte auch der cent Kokert ebenfalls den Generations- erfolgreiche Kurs der Landesregierung wechsel vollzogen hat. geändert werden? Wenn zwei junge, dynamische Politi- ker, denen man durchaus Ambitionen Die Umfragen geben Manuela Schwesig zu (noch) Höherem nachsagt, in Streit recht. Spannend ist, was im Hintergrund geraten, passt das – zugegeben stark und vor allem was nach der Bundes- strapazierte – Bild der Lokomotiven, die tagswahl passieren wird. Die neue Mi- aufeinander zurasen. So etwas geht sel- nisterpräsidentin hat – so hört man – ten gut. einen völlig anderen Führungsstil als ihr Mentor Erwin Sellering. Sie ist deut- Die neue Ministerpräsidentin zeigt je- lich impulsiver, hat eine sehr direkte Art denfalls den Ehrgeiz, Strukturen und der Kommunikation. Dies trifft natürlich Abläufe ihres Regierungs- und Verwal- nicht bei allen am Kabinettstisch auf Ge- tungsapparats auf den Prüfstand zu genliebe. Es gilt die alte Weisheit: stellen. Dies mussten schon jetzt subal-

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 4 Aus dem Plenum/Aktuelle Stunde

Das Dilemma im Mittelmeer Aktuelle Stunde zeigt, wie vielschichtig das Problem ist

Enrico Komning (AfD) Innenminister Dirk Friedriszik (SPD)

Das Mittelmeer: Für tausende ein Schlepperboot zu erreichen. „Das ist und noch mehr „Mittel und Materialien“ Flüchtlinge ist es der Weg nach Euro- keine Rettungsmission, das ist pseudo- gegen Schleuser eingesetzt werden pa. Für Italien ein zunehmendes Pro- humanitärer Menschenhandel.“ Für ihn müssen. Mehr Schiffe ins Mittelmeer blem. Täglich machen sich von Libyen sei es „unerträglich“, wie „einfallslos“ die zu schicken, werde dabei nicht reichen. aus unzählige Schlepperboote auf Bundesregierung reagiere. Italien einen Caffier plädierte für eine Vereinbarung eine illegale und gefährliche Reise. Bis Teil der Flüchtlinge abzunehmen, steu- analog zum Türkei-Abkommen. „Damit Jahresmitte kamen mehr als 85.000 ere auf die nächste Asylkrise zu. Nun sei würde den Schleusern die Geschäfts- Flüchtlinge in Italien an. Das Land Sizilien zwar nicht Rügen. „Aber wir alle grundlage entzogen.“ Das seien aber sieht sich am Rande seiner Kapazi- sind Europa. Wir müssen uns deshalb Entscheidungen, die nicht in M-V ge- täten und wirft nichtstaatlichen Hilfs- auch in Mecklenburg-Vorpommern fra- troffen würden. „Deswegen tun wir gut organisationen (NGOs) im Mittelmeer gen, was diese Tragödie beenden kann.“ daran, uns im Landtag mit der Versor- vor, Flüchtlinge immer dichter an der Komning appellierte an die Landes- gung und Integration der Menschen, libyschen Grenze aus Seenot zu retten regierung, „die Taxifunktion“ der Ret- die nach Mecklenburg-Vorpommern und damit den Schleppern in die Hän- tungsschiffe zu unterbinden und Helfer, kommen, zu befassen“ statt „Stimmung de zu spielen. Darüber müsse im Hin- die Ertrinkende nach ihrer Rettung nicht zu erzeugen“. blick auf mögliche Folgen für Deutsch- an die libysche Küstenwache überge- land und Mecklenburg-Vorpommern ben, strafrechtlich zu verfolgen. „Wer illegale Einwanderung eindäm- auch im Landtag geredet werden, be- men will, muss legale Einwanderungs- fand die AfD-Fraktion und setzte für Das Handeln der privaten Hilfsorga- möglichkeiten schaffen“, sagte Dirk die letzte Aktuelle Stunde vor der nisationen bringe ihn in einen „mora- Friedriszik (SPD). Dafür brauche es feste Sommerpause das Thema „Grenzen lischen Konflikt“, sagte Innenminister Kontingente, über die Schutzbedürf- schützen – Solidarität mit Italien“ auf Lorenz Caffier. „Wenn man das Gefühl tige kontrolliert und nach einem festen die Tagesordnung. bekommt, dass Schleuser ihre Boote Schlüssel auf alle EU-Mitgliedsstaaten mehr oder weniger an die privaten verteilt werden – „ohne kriminelle Hilfsorganisationen übergeben, damit Schlepper und die Risiken lebensge- Wer Menschen vor der libyschen Küste diese die Flüchtlinge direkt nach Italien fährlicher Fluchtrouten“. Das helfe, die rette und dann nach Europa bringe, bringen, dann hat das einen bitteren Integration besser vorzubereiten und mache sich nicht nur strafbar. Er kurbele Beigeschmack.“ Gleichwohl könne man die Kontrolle über die Einwanderung auch das Geschäft der Schlepper an die Flüchtlinge im Mittelmeer nicht ih- nach Deutschland zu behalten. Dass und sei mitverantwortlich für den Tod rem Schicksal überlassen. In Anbetracht sich einzelne Mitgliedsstaaten dem ge- vieler Menschen, argumentierte Enrico der Flüchtlingszahlen sei es selbstver- meinsam beschlossenen europäischen Komning (AfD). „So lange die Menschen ständlich, dass Italien um Hilfe rufe. Be- Asylsystem nach wir vor verweigern, sei eine reale Hoffnung haben, durch die- dauerlicherweise falle die Reaktion sehr für ihn nicht hinnehmbar. Wenn die AfD se gefährliche Überfahrt nach Europa unterschiedlich aus. „Während Deutsch- mehr Solidarität mit Italien erwarte, lege zu kommen, so lange werden auch land zusicherte, Italien monatlich mehr das für ihn den Schluss nahe, dass sie viele Unschuldige im Mittelmeer er- Flüchtlinge abzunehmen, fährt Öster- im Umkehrschluss eine EU-weite Vertei- trinken.“ Er warf den NGO-Schiffen vor, reich am Brenner die Radpanzer auf.“ lung von Flüchtlingen befürworte und sich regelrechte Wettrennen mit der Für ihn stehe außer Zweifel, dass die zugunsten sicherer EU-Außengrenzen libyschen Küstenwache zu liefern, um EU-Außengrenzen besser geschützt von ihrer Forderung nach nationalem

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 Aus dem Plenum/Aktuelle Stunde 5

Karsten Kolbe (DIE LINKE) Marc Reinhardt (CDU) Nikolaus Kramer (AfD)

Grenzschutz abrücke. „Die deutschen Ihnen sogar, Ihre Parteifreunde von der europäischen Armeen hätten dafür im Grenzen zu sichern, wäre ja auch kein PiS-Party in Polen oder andere davon Moment keine Kapazitäten. Beitrag zur Solidarität mit Italien.“ Wich- zu überzeugen, ihren Verpflichtungen tige Voraussetzungen für sichere Au- nachzukommen. Gäbe es hier mehr Anstatt mit einem Spaten die Wurzel ßengrenzen seien eine gemeinsame wirklich gelebte Solidarität zwischen des Übels zu packen, habe die Debat- Fotos: Uwe Sinnecker Fotos: europäische Grenzschutzpolizei und den EU-Mitgliedsstaaten, wäre Italien te wie eine Heckenschere am Buchs- eine gemeinsames Grenzschutzkon- tatsächlich ungemein geholfen.“ baum herumgeschnippelt, resümierte zept. Ein erster Schritt sei mit der jüngst Nikolaus Kramer (AfD). Wer versäumt eingerichteten Grenz- und Küsten- Für Marc Reinhardt (CDU) stellte sich habe, einen gemeinsamen Grenzschutz schutzagentur getan. die Frage, was die AfD unter „Solidari- und eine gemeinsame Asylverwaltung tät mit Italien“ verstehe: Dass Deutsch- aufzubauen, dürfe sich über die Flücht- Über das Solidaritätsverständnis der AfD land mehr Flüchtlinge aufnehmen soll? lingskrise nicht wundern. „Obwohl wir könne er nur staunen, sagte Karsten Italien mehr Geld zur Verfügung stellt? mit deren Folgen noch zu kämpfen ha- Kolbe (DIE LINKE). „Wenn der Innenminis- Oder die europäischen Grenzen stärker ben, hat sich am Grundproblem nichts ter feststellt, dass Österreich Radpan- geschützt werden? Enrico Komnings geändert.“ Ein Grund dafür sei „die zer an der Grenze aufstellt, und Ihre Rede habe gezeigt: Nichts von all dem. falsch verstandene Solidarität“ linksal- Fraktion laut applaudiert, ist das nicht „Am Ende geht es lediglich darum, die ternativer Mitbewerber und der NGOs. Solidarität, sondern eine ganz große Flüchtlinge möglichst fernzuhalten.“ Er „Eine weitere Migrationskrise wie vor Portion Menschenverachtung.“ Allein unterstrich, dass die EU-Innenminister zwei Jahren ist nicht verkraftbar.“ in diesem Jahr seien schon minde- inzwischen einen Verhaltenskodex ver- stens 1.000 Menschen im Mittelmeer einbart haben, der intensivere Kontrol- ertrunken. „Dass das vor unserer Haus- len der NGOs und eine Stärkung der AfD-Fraktion gespalten tür passiert, ist eine Schande für Eu- libyschen Küstenwache beinhaltet. Hin- ropa. Aber darüber verlieren Sie kein zu komme: Wenn die libysche Küsten- Am 25. September teilten die bishe- Wort. Stattdessen warnen Sie im be- wache nicht willens sei, Flüchtlinge von rigen Abgeordneten der AfD-Fraktion sten NPD-Sprech vor einer erneuten NGO-Schiffen zu übernehmen, „können Dr. Matthias Manthei, Ralf Borschke, ,Flutung‘ Deutschlands mit fremden sie mit ihren Booten immer im Kreis Christel Weißig und Bernhard Wildt Menschen“. Rettungsschiffe zu be- fahren und werden nicht einen Flücht- mit, dass sie die AfD-Fraktion verlassen schlagnahmen, Schleuser militärisch ling los“. Auch er würde ein nordafrika- und sich zur Fraktion „Bürger für Meck- zu bekämpfen oder sich abzuschot- nisches Flüchtlingsabkommen begrü- lenburg-Vorpommern (BMV)“ zusam- ten, löse die Probleme nicht. Gefragt ßen, so Reinhardt. „Sie müssen aber mengeschlossen haben. Bei der Plenar- sei eine Politik, die die Lasten auf alle erst mal einen finden, der mit Ihnen ein Berichterstattung in diesem Heft über Schultern verteilt, Fluchtursachen Abkommen schließt und dann auch die Juli-Sitzungen ist bei den genann- bekämpft und legale Fluchtrouten noch in der Lage ist, es umzusetzen.“ ten Abgeordneten die Fraktionsanga- schafft. „Wenn Sie also wirklich solida- Sichere Zonen in Nordafrika zu schaffen, be AfD mit einem Sternchen versehen, risch mit Italien sein wollen, dann brin- käme derzeit auch nicht in Frage. Wer das den Wechsel und die neue Frakti- gen Sie sich aktiv ein, wie das europä- solle die beschützen? Von Russland und onszugehörigkeit kenntlich macht. ische Asylsystem vernünftig reformiert Amerika sei in diesem Punkt nur wenig Die Redaktion werden kann. Vielleicht gelingt es Unterstützung zu erwarten, und die

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 6 Aus dem Plenum/Regierungserklärung

Der Koalitionsvertrag bleibt die Richtschnur Wirtschaft, Familien, sozialer Zusammenhalt, Bürgerdialog: Manuela Schwesig erklärt ihre Regierungsziele

Mittwoch, 12. Juli, 10 Uhr. Der Plenarsaal ist bis zur letzten Besucherreihe gefüllt. Es ist Sitzung eins nach Manuela Schwesigs Wahl zur Ministerpräsidentin vor acht Tagen. Ganz oben auf der Tagesordnung steht ihre Regierungs­- erklärung. Es ist ihre erste große Rede im neuen Amt. Darin kündigt sie an, die inhaltlichen Schwerpunkte, die die große Koalition unter ihrem Vorgänger Erwin Sellering gesetzt habe, beizubehalten. Der vor wenigen Monaten zwischen SPD und CDU ausgehandelte Koalitionsvertrag bleibe „die Richtschnur für die Politik in dieser Legislatur“: Wirtschaft, Infra- struktur, Familien, Bildung, sozialer Zusammenhalt und solide Finanzen – all das werde auch unter ihrer Federführung ganz oben auf der Agenda stehen, so Schwesig. Die Redner der beiden Regierungsfraktionen stärkten ihr dafür den Rücken. Die Opposition befürchtet viele leere Versprechen.

stehe, „auf Verlässlichkeit und Kontinu- ität“. Gute Arbeit und gute Löhne, fami- lienfreundlichere Arbeitsbedingungen, Schuldenabbau, Fachkräftesicherung, innere Sicherheit, Extremismus, das Ver- Foto: Cornelius Kettler Cornelius Foto: hältnis zwischen Land und Kommunen – Schwesig riss in ihrer Rede zahlreiche Themenfelder an. Auf vier ging sie dabei ganz besonders ein.

Wirtschaftspolitik

„Unsere wichtigste Aufgabe besteht auch in Zukunft darin, Mecklenburg- Vorpommern wirtschaftlich voranzu- bringen.“ Dazu müsse sich das Land aber wirtschaftlich noch breiter auf- stellen. Der Tourismus sei zweifelsfrei eine wichtige und erfolgreiche Branche. „Strandkorb allein reicht aber nicht.“ Sie setze auch auf Land- und Ernährungs- Ministerpräsidentin Manuela Schwesig: wirtschaft, erneuerbare Energien, Ge- sundheitswirtschaft, maritime Industrie, „Kontinuität und Verlässlichkeit“ Handwerk und Zulieferer für die Auto- mobil-, Luftfahrt- und Raumfahrtindus­ trie, so Schwesig. Ein entscheidender Bevor Manuela Schwesig zur Tages- den gemacht zu haben. All das verdiene Punkt sei auch die Digitalisierung. Sie ordnung übergeht und politisch wird, „gro­ßen Respekt und Dank“. soll mit einem 10-Millionen-Programm würdigt sie einmal mehr die Arbeit von Der Wechsel an der Landesspitze finde des Landes weiter vorangebracht wer- Erwin Sellering, der aus gesundheit- zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt den. Davon profitieren sollen insbe- lichen Gründen als Ministerpräsident statt – gerade einmal zehn Monate nach sondere kleinere und mittlere Betriebe. zurückgetreten war: „Er hat das Land der Landtagswahl. Die Ziele für diese Le- Nach dem Vorbild von Technologie- souverän, verlässlich und erfolgreich gislatur habe die Große Koalition gerade und Gründerzentren sollen Zentren regiert. Er war den Bürgern zugewandt, frisch gesteckt. „Ich war selbst an diesen für digitale Start-ups entstehen. Lang- hat mit deutlichen Worten mehr Respekt Verhandlungen beteiligt und bin davon zeitarbeitslosen verspricht sie einen für die ostdeutsche Lebensleistung ein- überzeugt, wir haben einen guten Ver- öffentlichen Beschäftigungssektor: In gefordert und für Augenhöhe in einem trag ausgehandelt, der Richtschnur für diesem Jahr sollen 200, im nächsten 500 vereinten Deutschland gekämpft.“ Nicht die Politik in dieser Legislatur ist.“ Sie Langzeitarbeitslose einen von Land und viele Ministerpräsidenten in Deutsch- setze bei den Schwerpunkten ihrer Re- Bundesagentur für Arbeit geförderten land könnten von sich behaupten, in gierungsarbeit trotz des Generations- Job in Kommunen, Vereinen und Unter- ihrer Regierungszeit keine neuen Schul- wechsels, für den sie mit ihren 43 Jahren nehmen erhalten.

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 Aus dem Plenum/Regierungserklärung 7

Die Schülerinnen und Schüler aus Friedland haben Glück – sie können die Debatte zur Regierungserklärung auf der Gästetribüne live erleben. Foto: Uwe Sinnecker

Familien- und Bildungspolitik breite ehrenamtliche Engagement im Bürgerdialog Land. „Mehr als 40 Prozent der Bürger Manuela Schwesig kündigt an, im engagieren sich für das Gemeinwesen.“ Die Ministerpräsidentin kündigt eine kommenden Jahr einen Zeitplan zur Das seien die Menschen, die das Land enge Kommunikation mit den Bürgern Umsetzung der beitragsfreien Kita zusammenhalten. Die Ehrenamtsstif- an. „Für mich ist es wichtig, aus erster vorzulegen. Sie wisse, dass viele Eltern tung habe deshalb auch in Zukunft Hand zu erfahren, was den Menschen darauf warten. Zunächst müsse jedoch ihre volle Unterstützung. Sozialer Zu- unter den Nägeln brennt.“ Deshalb wer- geschaut werden, wie sich nach der sammenhalt spiegele sich für sie aber de sie regelmäßig Bürgerdialoge anbie- Bundestagswahl die angekündigten auch in den Renten wider. Ungeachtet ten, über soziale Medien in Dialog treten Steuerentlastungen auswirken. der beschlossenen Rentenangleichung und an „Praxistagen“ einen Tag lang in Für den Bereich Schule umreißt sie drei gebe es hier weiteren Verbesserungs- Betrieben oder Einrichtungen mitarbei- Schwerpunkte: Inklusion umsetzen, mehr bedarf. Sie kämpfe deshalb für eine ten. „Ich lade deshalb alle Bürger ein: Ganztagsschulen schaffen und den Leh- Solidarrente und einen Gerechtigkeits- Sprechen Sie mich an, bringen Sie sich rerbedarf sichern. Sie begrüßt, dass sich fonds, der die Probleme der Renten- ein!“ Das gelte ausdrücklich auch für die der Bund künftig an der Sanierung von überleitung Ost löse. Opposition im Landtag. „Es wird immer Schulen beteiligen könne. „Dieses Geld Eine große Herausforderung bleibe viele Fragen geben, in denen wir unter- brauchen wir. Noch nicht jede Schu- auch der demografische Wandel. Hier schiedlicher Auffassung sind. Aber ich le sieht so aus, wie wir es gerne hätten.“ wirbt sie vor allem für eine stärkere würde mir wünschen, dass wir bei wich- Gute Familienpolitik bedeute außerdem, Verzahnung von stationären und am- tigen Fragen, in denen es um die Zukunft Kinderarmut weiter zu bekämpfen und bulanten Angeboten im ländlichen unseres Landes geht, auch zu parteiü- pflegenden Angehörigen die Vereinbar- Raum. bergreifenden Lösungen kommen.“ keit von Familie und Beruf zu erleichtern. Nicht zuletzt schließe sozialer Zusam- menhalt auch die Integration von Manuela Schwesig spricht gut eine Flüchtlingen ein, die in Deutschland Stunde. Danach haben die Landtags- Sozialer Zusammenhalt bleiben dürfen. „Ich werde nicht zulas- fraktionen Gelegenheit, darüber zu dis- sen, dass gegen die Menschen, die bei kutieren. Alle vier Fraktionen schicken Beim Thema sozialer Zusammenhalt uns Schutz suchen, und gegen die, die dazu jeweils ihre Vorsitzenden ans Red- setzt Schwesig auch weiterhin auf das ihnen helfen, gehetzt wird.“ nerpult.

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 8 Aus dem Plenum/Berichte Fotos: Uwe Sinnecker Fotos:

Leif-Erik Holm (AfD) Thomas Krüger (SPD)

auf diesem Gebiet durchzusetzen. Zu wie Sie die Kita kostenfrei stellen wol- Die Debatte Schwesigs Dialogangebot sagt er: Par- len.“ Krüger verteidigt die Regierungs­ teiübergreifende Lösungen im Land- chefin gegen die Vorwürfe der AfD, Leif-Erik Holm (AfD): tag – das wünsche sich auch seine Linksextremismus zu verharmlosen. „Ich Fraktion. Dass dies ein ehrlich gemein- weise das in aller Form zurück.“ Manuela „Enttäuschende tes Angebot sei, könne er aber nur Schwesig habe das nicht getan und sich schwer glauben. „Davon sprach Ihr Vor- zu allen Zeiten gegen rechten und linken Ausführungen“ gänger auch. Die Praxis allerdings sah Extremismus gewandt. Holms Rede sei im Parlament dann häufig anders aus.“ der beste Ausdruck dafür, warum die SPD mit dessen Fraktion nicht zusammenar- „Früher war mehr Lametta“, fasst beite: Er erinnert an die Leugnung des Leif-Erik Holm (AfD) seinen Eindruck Thomas Krüger (SPD): Klimawandels, an das Bestreben, Rund- zusammen. Seine Fraktion sei sehr funkstaatsverträge zu kündigen, Frauen gespannt gewesen, ob Schwesig den „Erfolgsgeschichte zurück an den Herd schicken zu wollen ein oder anderen neuen Ton anschla- und ein atomares Endlager ins Land zu ge – und enttäuscht worden. „Es bleibt von M-V holen. All das helfe dem Land nicht wei- beim ,Weiter so‘.“ Wichtige Fragen habe ter. Manuela Schwesig nicht beantwortet, fortschreiben“ etwa zum Schutz vor Gewalttätern und Terroristen, zur Bewältigung der Simone Oldenburg (DIE LINKE): Auswirkungen der Migrationskrise „Mit Manuela Schwesig haben wir eine und zum Windkraftausbau. Die Aus- Ministerpräsidentin, die auf allen Ebe- „Nicht kleckern, führungen zu Familie und Kindern nen der Politik in Deutschland Verant- seien für viele Eltern enttäuschend. wortung getragen und gute Arbeit sondern klotzen“ „Denn es bleibt offensichtlich dabei: geleis­tet hat“, sagt Thomas Krüger (SPD). Die kostenfreien Kitas kommen auch „Sie kennt das Land, sie kennt die Bürger, bis 2021 nicht.“ Und anstatt darüber die Erwartungen, die Nöte – und sie ist „Kostenlose Kitas, Volldampf bei der zu sprechen, wie das Bildungsniveau gut vernetzt.“ All das seien optimale Vor- Digitalisierung, ein besseres Schienen- in Schulen wieder angehoben werden aussetzungen, um die bisherige Erfolgs- netz – bei all diesen Botschaften haben könne, „reden Sie lieber von Inklusion, geschichte des Landes fortzuschreiben. Sie uns an Ihrer Seite“, kündigt Simone einem ideologiegetriebenen Projekt, „Auch wenn der Kapitän von Bord ge- Oldenburg (DIE LINKE) an. Ihre Fraktion das nur in wenigen Fällen wirklich hen musste, bleibt die Koalition unter werde genau hinschauen, dass es nicht funktioniert“. Mehr Raum hätte seiner neuer Führung gemeinsam auf Kurs.“ nur bei Versprechungen und Prüfauf- Meinung nach auch die innere Sicher- Schwesigs Schwerpunkte untermauert trägen bleibe. Ihr Vertrauen in derlei heit verdient gehabt. „Ich hoffe nicht, er mit Beispielen, die seiner Fraktion in Ankündigungen sei durch die Regie- dass Sie diesem Thema tatsächlich so der weiteren Regierungsarbeit beson- rungsarbeit der vergangenen Jahre wenig Priorität einräumen, wie es in Ih- ders wichtig seien: mehr Tarifbindung, erschüttert. Das betreffe auch den rer Rede den Anschein hatte.“ Mit Blick mehr altersgerechte Wohnungen, Breit- jetzt versprochenen Dialog mit der auf die G20-Krawalle in Hamburg warf bandausbau, sozialer Wohnungsbau, Opposition. Sie kritisierte, dass Anträ- er Schwesig vor, seit Jahren zu lasch eine moderne Infrastruktur. „All das wol- ge der Linken in der Regel abgelehnt im Umgang mit Linksextremismus zu len wir realisieren bei einem ausgegli- würden. „Wir können Ihre ständigen sein. „Mir ist auch aufgefallen, dass Sie chenen Haushalt.“ Der AfD wirft er vor, Ausreden nicht mehr hören, dass die nichts zum Thema Abschiebungen ge- nur Forderungen zu stellen, diese aber Regierung längst an diesem Problem sagt haben.“ Er erwarte von ihr mehr nicht mit Konzepten zu unterfüttern. dran ist und es unseres Antrags nicht Anstrengungen, den Rechtsstaat auch „Ich habe bisher kein Konzept gesehen, bedarf oder wir zu spät kommen.“

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 Aus dem Plenum/Berichte 9

Simone Oldenburg (DIE LINKE) Vincent Kokert (CDU)

Würde die Regierung schon machen, Vincent Kokert (CDU): position auf, in der anstehenden Haus- wäre jetzt nicht jede dritte Kommune haltsdebatte eigene Akzente zu setzen verschuldet, würden Arbeitnehmer „Freiheit, und mit konkreten Finanzvorschlägen gerechte Löhne verdienen, gäbe es zu untermauern. „Wir werden jeden Vor- schon kostenlose Kitas, wäre die Pfle- Gleichheit schlag intensiv unter die Lupe nehmen.“ geausbildung kostenfrei und müssten Für das Land wünsche er sich eine breit Polizisten, Richter und Lehrer nicht und Solidarität“ angelegte Debatte über die Zukunft. unzählige Überstunden leisten, so „Lassen Sie uns jetzt gemeinschaftlich Oldenburg. Mecklenburg-Vorpom- darüber diskutieren, wo wir uns im Ka- mern trage trotz zahlreicher Entwick- Er könne verstehen, dass die Opposition non der anderen Bundesländer wieder- lungen in vielen Bereichen noch die die Regierungserklärung für eine Ge- finden.“ Dabei müsse man sich auch rote Laterne. Die Langzeitarbeits­ neraldebatte nutze. „Aber bitte erwe- fragen: Worauf können wir stolz sein? losigkeit sei „enorm verfestigt“, die cken Sie nicht immer den Anschein, als Identifikation mit der Heimat sei wich- angekündigte Bürgerarbeit da nur „ein wenn wir nur die Hände in den Schoß tig, beispielsweise über Wissenschafts- zögerlicher Anfang“. Oldenburgs Emp- legen“, entgegnet Vincent Kokert (CDU). standorte. „Lassen Sie uns dieses Thema fehlung: „Seien Sie mutig, Frau Schwesig. Er lobt die SPD als verlässlichen Koaliti- in der Großen Koalition mutig angehen. Nicht kleckern, sondern klotzen!“ Erst onspartner. In den ersten zehn Monaten Sonst tun es andere, die es aus meiner wenn die Linksfraktion höre, dass Kitas nach der Landtagswahl habe die Große Sicht nicht verdient haben.“ Für seine kostenfrei sind, zusätzliche Erzieher Koalition schon viel erreicht, allem vor- Fraktion stehe die Regierungsarbeit un- und Lehrer eingestellt wurden und die an eine Einigung mit den Kommunen ter dem Dreiklang „Freiheit, Gleichheit Regierung der Forderung nach Regio- über das Finanzausgleichsgesetz, die und Solidarität" – und zwar auch in die- nalbudgets zugestimmt habe, „dann Novellierung des Kindertagesförde- ser Reihenfolge und ganz bewusst zu- glauben wir an Ihre Botschaften und rungsgesetzes und den Entwurf für den sammen. „Dafür werden wir uns auch in Ihre Regierungsarbeit“. Doppelhaushalt. Kokert forderte die Op- dieser Legislaturperiode einsetzen.“ START-Stipendiaten

Am 13. Juli besuchten Jugendliche mit Migrationshintergrund den Land- Foto: Landtag M-V Landtag Foto: tag. Sie besichtigten das Schloss, ver- folgten eine Plenardebatte und trafen sich mit der jüngsten Abgeordneten Nadine Julitz (4.v.l.). „Ich schätze, dass wir nach diesem Ausflug alle viel besser ver- standen haben, was uns die Lehrer im Unterricht beigebracht haben, und auch viel mehr Achtung vor der Arbeit der Politiker bekommen haben“, schreibt Anastasia auf der START-Web- site. START vergibt Stipendien an Jugend- liche, die erst seit wenigen Jahren in Deutschland leben, und unterstützt sie bei ihrer Ausbildung und Integration.

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 10 Aus dem Plenum/Berichte

Die Krawalle während des G-20-Gipfels überschatteten die friedlichen Proteste Hunderttausender. Landtag verurteilt G20-Krawalle Fraktionen streiten über Ursachen und Folgen der Ausschreitungen

Juli 2017, G20-Gipfel, Hamburg: Dank und Wertschätzung. Zu den Ur- Vermummte ziehen durch Hamburg. sachen und Folgen der Krawalle gin- Flaschen und Molotowcocktails flie- gen die Meinungen jedoch auseinan- Fotos: Jens Büttner gen auf Polizisten. Autos brennen. Ge- der. Anstelle eines gemeinsamen nen? „Sollen damit Bilder erzeugt wer- schäfte werden geplündert. Gut Antrags brachten CDU/SPD, AfD und den, die man braucht, um nach schär- 19.000 Polizisten sind im Einsatz. 476 DIE LINKE daher jeweils eigene Anträ- feren Instrumenten zu suchen?“ Von der werden verletzt, elf von ihnen stam- ge in die Debatte ein. Landesregierung verlangt er Aufklärung men aus M-V. Wie konnte es zu den über den Polizeieinsatz und im Innen- gewalttätigen Ausschreitungen kom- „Ich bin mir sicher, dass uns alle die ausschuss nähere Informationen über men? Wer trägt Schuld daran? Und Ereignisse empört, fassungslos und die an den Ausschreitungen beteiligten welche Konsequenzen müssen gezo- wütend gemacht haben“, sagte Peter Personen aus Mecklenburg-Vorpom- gen werden? Darüber debattierten Ritter (DIE LINKE). „Was in Hamburg an mern. „Es ist kein Geheimnis, dass sich die Abgeordneten anderthalb Stun- Gewalt und Zerstörungswut zu erleben auch Rechtsextremisten unter die De- den lang. In zwei Punkten waren sich war, ist nicht links und hat mit linker monstranten gemischt haben.“ Bei allen alle vier Fraktionen einig: Gewalt kann Politik nichts zu tun!“ Er frage sich, wie Diskussionen rücke eines völlig in den kein Mittel von Protest sein und den eine Szene, deren Gefährdungspoten­ Hintergrund: „Sinn oder Unsinn“ des Polizisten – 700 von ihnen kamen aus zial dem Verfassungsschutz bekannt sei, Gipfels. Immer wieder würden Hilfspro- Mecklenburg-Vorpommern – gebührt sich trotzdem so habe austoben kön- gramme für Afrika versprochen, ohne

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 Aus dem Plenum/Berichte 11

dass danach wirklich etwas erfolge. Sachbeschädigung. „Meine Fraktion hat eins: Kriminelle, Randalierer, Chaoten, „Gegen solch eine Politik muss in einer immer wieder darauf hingewiesen, wie für die in unserem Rechtsstaat kein Demokratie Widerstand möglich sein“, viel Gewaltpotenzial in der linksextre- Platz ist.“ Bei der Abstimmung über den weshalb seine Fraktion die friedlichen men Szene steckt. Da müssen wir anset- Antrag von CDU und SPD enthielt sich Proteste in Hamburg ausdrücklich un- zen, da müssen wir etwas tun.“ DIE LINKE. In den Reihen der AfD gab es terstütze. eine Enthaltung und drei Gegenstim- Innenminister Lorenz Caffier sieht das men. Die Anträge von AfD und DIE LIN- „Die ganze Relativierung seitens der ähnlich. „Das Ausmaß der Gewalt und KE scheiterten. Linken geht mir auf den Keks“, entgeg- der Radikalität war erschreckend.“ Er nete AfD-Fraktionschef Leif-Erik Holm. sprach von einer „feigen Guerillataktik“ In der anderthalb- Ob der G20-Gipfel Sinn gemacht habe, der „vermummten Schwerverbrecher“, stündigen Debat- sei unerheblich. „Entscheidend ist, was für die die Polizisten nicht nur sprich- te ergriffen weitere dort passiert ist.“ Das sei nicht das Werk wörtlich ihren Kopf hingehalten hätten. Abgeordnete aller vier Fraktionen das von Aktivisten, sondern „linken Terro- Den Beamten jetzt die Verantwortung Wort. Die Diskussion im vollen Wortlaut risten“ gewesen. Nun diejenigen, die für die Ausschreitungen zuzuschieben, können Sie auf dem YouTube-Kanal des „im Pflastersteinhagel standen“, für die mache ihn fassungslos und sei „völlig in- Landtages nachhören oder im Wortpro- Eskalationen verantwortlich machen akzeptabel“. Vorwürfe, die Polizei habe tokoll der Plenarsitzung nachlesen unter zu wollen, „ist ein Schlag ins Gesicht je- provoziert und unverhältnismäßig rea- www.landtag-mv.de des Polizisten“. Nach Ansicht von Holm giert, wies er entschieden zurück. Sol- sei es nicht länger hinnehmbar, dass che Behauptungen von „Sofa-Experten“ Dringlichkeitsantrag CDU/SPD-Koalition Linksextremismus gesellschaftlich we- seien „Schwachsinn“. Caffier warnte vor Drucksache 7/852 niger geächtet werde als rechter oder jeder Form der Relativierung. „Das dür- Dringlichkeitsantrag AfD religiöser Extremismus. „Es gibt keine fen wir so nicht durchgehen lassen.“ Drucksache 7/851 deutliche Abgrenzung vieler vermeint- Linksextreme Straftäter dürften „keinen Dringlichkeitsantrag DIE LINKE lich demokratischer Politiker vom Links- politischen Rabatt“ auf ihre Taten erhal- Drucksache 7/838 extremismus.“ Diese „klammheimliche ten. Hier müsse energischer als bisher Sympathie“ ermutige die Extremisten durchgegriffen werden. „So, wie wir in immer wieder zu „Terror auf der Stra- den zurückliegenden Jahren gemein- ße“. „Wir brauchen eine Null-Toleranz- sam den Rechtsextremismus bekämpft Politik gegen jeglichen Extremismus.“ haben, sollten wir es über Parteigrenzen Dazu gehöre auch, Vereinen, die staat­- hinweg in gleicher Intensität mit dem l­iches Geld erhalten, ein Bekenntnis zum Linksextremismus tun.“ Für Extremismus Grundgesetz abzuverlangen und zu gebe es in der Gesellschaft keinen Platz, prüfen, „ob die gewalttätigen Gruppen egal, aus welcher Richtung er komme. der Antifa als terroristische Organisation „Darüber müssen wir uns einig sein.“ einzustufen und zu verbieten sind.“ „Gewalt ist an keiner Stelle ein legitimes „Ich nehme gar nichts zurück“ Kritik an der Polizei – die verbat sich Mittel der Auseinandersetzung“, unter- auch Ann Christin von Allwörden strich auch Jochen Schulte (SPD). Es Im Anschluss an die Debatte gab (CDU). „Die Polizisten standen an vor- müsse selbstverständlich sein, dass eine Christel Weißig (AfD*) eine persön- derster Front, um unsere Werteordnung Veranstaltung wie der G20-Gipfel auch liche Erklärung ab. Am 8. Juli, dem Tag und unser Verständnis von Demokratie in einer Stadt wie Hamburg stattfinden nach den schweren Krawallen beim zu beschützen und verteidigen.“ Dafür könne. Demokraten dürften sich nicht G20-Gipfel, hatte die Alterspräsidentin gebühre ihnen großer Dank. Ihnen jetzt von einigen wenigen Gewaltberei- des Landtages bei Facebook gepostet: eine Mitschuld an den Ausschreitungen ten vorschreiben lassen, wo politische „Plünderer werden sofort erschossen, zu geben, sei unangebracht. Die Schuld Konferenzen stattfinden und wo nicht. warum gilt das bei uns nicht?“ Dafür liege einzig und allein bei den linken „Diejenigen, die sich feige vermummt wurde sie auch im Laufe der Debatte Gewalttätern. Deren Krawalle seien und maskiert zu Straftaten zusammen- zu den G20-Ausschreitungen kritisiert. organisiert und vorsätzlich gewesen. gefunden haben, haben letztlich auch In ihrer Erklärung stand sie weiter zu „Linksautonome Gewalt, wie wir sie in denjenigen geschadet, die zu einem ihrer – inzwischen bei Facebook ge- Hamburg erleben mussten, ist kein Ein- friedlichen Protest zusammengekom- löschten – Äußerung: „Ich nehme gar zelfall und auch kein neues Phänomen.“ men waren.“ Für seine Fraktion sei es am nichts zurück. Ich habe eine zuspitzen- Dass politische Veranstaltungen wie der Ende egal, „welches Mäntelchen sich de Frage zum Umgang mit Plünderern G20-Gipfel auch auf Kritik stoßen, liege die Randalierer umhängen möchten, gestellt. Und ich habe in den Raum in der Natur der Sache. Friedlicher Pro- ob sie sich als Linksautonome bezeich- gestellt, wie man mit Plünderern an- test sei „absolut legitim“, Meinungsfrei- nen, sich als völkisch-pseudonationale derswo umgeht. Ich will, dass niemand heit aber kein Freifahrtschein für Ran- Kämpfer gerieren oder unter dem Deck- erschossen wird, aber die Polizei muss dale, Vandalismus, Körperverletzung, mantel eines religiösen Fundamentalis- sich angemessen wehren können.“ Landfriedensbruch, Nötigung oder mus agieren: Am Ende sind sie alle nur

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 12 Aus dem Plenum/Berichte

Die neue duale Ausbildung soll helfen, den Fachkräftebedarf in den Kitas abzusichern. Foto: Jens Büttner

oder Physiotherapeuten in Kitas ar- Fachkraft-Kind-Relation gewesen, ihre Neue beiten. Die verkürzte Ausbildung be- Betreuung während der praktischen Ar- ginnt zum 1. August. Bundesweit an- beit in den Kitas und Horten sowie die Ausbildung für erkannt wird ihr Abschluss aber nicht. pädagogische Grundqualifizierung von Seiteneinsteigern. Erzieher startet Die Einführung der neuen Ausbildung sei ein Thema gewesen, das für viele Sozialministerin Stefanie Drese sprach Verkürzte Lehrzeit soll Fachkräf- kontroverse Diskussionen gesorgt habe, von einer „attraktiven und zukunfts- temangel entgegenwirken fasste Torsten Koplin, Vorsitzender des weisenden Ausbildung“. „Damit sind Sozialausschusses, die Beratungen zum wir nach Baden-Württemberg und Gesetzentwurf zusammen. Dass auf Sachsen-Anhalt das dritte Bundesland, Die Nachfrage nach Kita- und Hort- den Fachkräftebedarf reagiert werden das mit einer auf den frühkindlichen plätzen ist ungebrochen. Diesen Be- müsse, darüber bestehe fraktionsüber- Bereich spezialisierten, dualorientierten treuungsbedarf mit Fachkräften abzu- greifender Konsens. „Erhebliche Mei- Ausbildung aufwarten kann.“ Von ei- sichern, stellt Träger zunehmend vor nungsunterschiede gibt es allerdings ner „Schmalspurausbildung“ könne Schwierigkeiten. Wer Erzieher werden darin, welcher Weg einzuschlagen ist.“ bei rund 2.300 theoretischen und min- möchte, muss sich bislang vier Jahre Allem voran beim Abschluss, der auf destens ebenso vielen praktischen lang ohne Vergütung und rein schu- die Betreuung von bis zu 10-Jährigen Unterrichtsstunden keine Rede sein. lisch ausbilden lassen. An dieser Stelle beschränkt werde. Vor diesem Hinter- Mit diesem immer wieder geäußerten schlägt das Land jetzt einen neuen grund werde die Landesregierung in Vorwurf drücke DIE LINKE den neuen Weg ein: Mit einer dualen Ausbildung der Entschließung zum Gesetzentwurf Auszubildenden einen abwertenden zum „Staatlich anerkannten Erzieher aufgefordert, bis 2020 Regelungen zur Stempel auf. „Das ist fachlich Unsinn für 0- bis 20-Jährige“. Diese dauert Weiterqualifizierung für die Altersgrup- und menschlich unerträglich.“ Drese drei Jahre, findet in Berufsschule und pe der 11- bis 27-Jährigen zu schaffen, begrüßte, dass künftig auch Seitenein- Kindereinrichtung statt und wird ver- sodass damit auch die Tätigkeit in Ju- steiger wie Logopäden oder Kinder- gütet. Die entsprechenden Ände- gendeinrichtungen möglich wird. „Zu- krankenpfleger unter den Erziehern zu rungen des Kindertagesförderungs- dem soll im gleichen Zeitraum der neue finden sein werden. Das bereichere die gesetzes wurden mit den Stimmen Abschluss über die Kultusministerkon- „Multiprofessionalität“ der Kitas. Eine von SPD und CDU beschlossen. Damit ferenz bundesweit anerkannt werden.“ zwingend vorgeschriebene kindheits- können künftig auch Seiteneinsteiger Weitere Streitpunkte seien die An- pädagogische Grundqualifizierung von wie Tanzpädagogen, Hebammen rechnung der Auszubildenden auf die mindestens 250 Stunden und ein acht-

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 Aus dem Plenum/Berichte 13

wöchiges Praktikum sollen dabei das rechnung der Azubis auf den Fachkräf- Christian Brade (SPD) wies die Kritik hohe Qualitätsniveau sicherstellen. Die teschlüssel. „Damit verhindern wir auch, der Opposition zurück und bezeichne- Ministerin lobte das „rasante Gesetzge- dass sich die Elternbeiträge durch die te den Gesetzentwurf als „sehr gutes bungsverfahren“ und betonte, dass die neue Ausbildung erhöhen.“ Auch sie Signal“ an Jugendliche und Familien. Er Abschlüsse zum „Staatlich anerkannten betonte die Gleichwertigkeit mit der erleichtere die Vereinbarkeit von Familie Erzieher“ und zum „Staatlich aner- regulären Erzieherausbildung. „Genau und Beruf, sichere die Qualität der Kin- kannten Erzieher für 0 bis 10-Jährige“ genommen ist die Anzahl der theore- derbetreuung auf einem hohen Niveau gleichwertig seien. „Das ist ein klares tischen Stunden in der neuen Ausbil- und verhindere Kita-Schließungen. „Ich politisches Signal für gleiche Gehälter.“ dung sogar höher.“ Ihre Empfehlung an bin überzeugt, dass sich unser Ausbil- die Opposition: „Warten Sie doch erst dungsmodell auch in anderen Bundes- Ja, Mecklenburg-Vorpommern brau- einmal unvoreingenommen den Verlauf ländern etablieren wird.“ Auf eine duale che mehr Erzieher. Nach Ansicht von der Ausbildung ab, bevor Sie wieder das Ausbildung zu setzen, halte er für rich- Christel Weißig (AfD*) werde die neue Haar in der Suppe suchen.“ tig und wichtig. Die Erfahrung aus an- Ausbildung dazu aber nicht beitragen. deren Branchen zeige, dass diese Form „Ihr Gesetzentwurf ist eine Mogelpa- „Wir suchen nicht das Haar in der Sup- der beruflichen Qualifikation ein sehr ckung“ und widersprüchlich: „Einerseits pe. Da ist eine ganze Perücke drin!“, hohes Ansehen genieße und beiden betonen Sie die große Bedeutung der erwiderte Jacqueline Bernhardt (DIE Seiten Vorteile bringe: „Mit erfahrenen frühkindlichen Bildung, und anderer- LINKE). Wie soll ein Träger den Fach- Mentoren an ihrer Seite wachsen die seits verkürzen Sie die Ausbildung für kraft-Kind-Schlüssel sichern, wenn die Auszubildenden in den beruflichen All- diese Fachkräfte um ein Jahr.“ Im Ergeb- Auszubildenden in der Berufsschule tag hinein und können Erlerntes unmit- nis werde nicht für mehr Personal ge- sind? Wie, wo und in welchem Zeitraum telbar anwenden. Träger profitieren von sorgt, sondern für „eine Verschiebung sollen sich Seiteneinsteiger grundqua- einer frühen Integration der künftigen in die bezahlte, aber zweitklassige Aus- lifizieren? Wie sollen die Mentoren ne- Fachkräfte in die tägliche Arbeit sowie bildung“. Weißig befürchtet außerdem ben ihrer eigentlichen Arbeit in der Kita neuen Impulsen, die durch die Ausbil- eine Qualitätsminderung in der Kinder- noch Auszubildende betreuen? Wird dungsinhalte in die Einrichtungen ge- betreuung: Immer neue Berufsgruppen der Abschluss überhaupt bundesweit tragen werden.“ Die Änderungsanträge zuzulassen, werde „den Damm der Qua- anerkannt? All das sei noch ungeklärt. der Opposition lehne die SPD ab. „Sie litätssicherung“ eines Tages brechen „Was Sie heute vorlegen, ist ein halb- gehen weit an der Lebenswirklichkeit lassen. Einem solch „schlecht durch- gewalktes Gesetz“, das Auszubildende vorbei.“ dachten Schnellschuss“ werde ihre zu „Versuchskaninchen“ mache. „Sie lo- Fraktion nicht zustimmen. Anstatt ein cken junge Leute in eine Ausbildung, In der Debatte ergriffen „Zweiklassensystem von Erziehern“ zu indem Sie ein Ausbildungsentgelt zah- noch weitere Redner erzeugen, solle die Landesregierung lie- len, und dann ist noch nicht einmal klar, das Wort. Die Reden im vollen Wortlaut ber das Schulgeld abschaffen, Erziehern wie viel der Beruf am Ende wert sein können Sie sich auf dem YouTube-Kanal eine angemessene Ausbildungsvergü- wird.“ Damit leite die Koalition „eine des Landtages ansehen oder als Wort- tung zahlen und den Betreuungsschlüs- vorsätzliche Verschlechterung“ der Be- protokoll in der Parlamentsdatenbank sel reduzieren. Die Fraktion schlug für treuungsqualität ein. Die Linksfraktion unter www.landtag-mv.de nachlesen. Kinder bis zum ersten Geburtstag eine forderte, die Ausbildungskapazitäten Fachkraft-Kind-Relation von 1:4 und bis der bisherigen Ausbildungsgänge den Gesetzentwurf SPD/CDU-Koalition zum dritten Geburtstag von 1:6 vor. Der aktuellen Entwicklungen anzupassen Drucksache 7/412 Änderungsantrag fand jedoch keine und für alle angehenden Erzieher eine Beschlussempfehlung Sozialausschuss Mehrheit. Ausbildungsvergütung einzuführen. Ihr Drucksache 7/815 Änderungsantrag fand jedoch keine Änderungsantrag AfD Maika Friemann-Jennert (CDU) be- Mehrheit. Drucksache 7/839 tonte, dass der Gesetzentwurf seit sei- Änderungsantrag DIE LINKE ner Ersten Lesung „praxistauglicher Drucksache 7/848 und bedarfsgerechter“ geworden sei. „Wir sind mit den Änderungen in vielen Duale Erzieher-Ausbildung an Freien Schulen Punkten auf die berechtigten Forde- rungen der Verbände, Gewerkschaften Die neue Ausbildung zum „Staatlich sitzung ein. Damit wurde die Lan- und Eltern eingegangen.“ Das Ergeb- anerkannten Erzieher für 0- bis 10-Jäh- desregierung aufgefordert, schnellst- nis sei alles andere als eine „Erziehe- rige“ soll nach dem Willen von SPD möglich einen entsprechenden Ge- rausbildung light“. Im Gegenteil: „Die und CDU auch für Schulen in freier setzentwurf vorzulegen. AfD und neue Ausbildung ist gerade für all die- Trägerschaft gelten. Dazu muss je- DIE LINKE stimmten gegen den Antrag. jenigen von Vorteil, die sich explizit für doch das Schulgesetz geändert wer- eine Tätigkeit mit der Altersgruppe der den. Einen entsprechenden Antrag Antrag CDU/SPD-Koalition 0- bis 10-Jährigen interessieren.“ Eine brachten die Koalitionsfraktionen Drucksache 7/791 der wichtigsten Anpassungen sei die ebenfalls zur vergangenen Landtags- nach Ausbildungsjahr gestaffelte An-

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 14 Aus dem Plenum/Berichte Foto: Jens Büttner Jens Foto:

Dem Netzwerk gegen Kinderarmut in M-V zufolge gilt jedes vierte Kind im Land als arm oder armutsgefährdet.

Bernhardt (DIE LINKE). Für einen allein- „Warum haben wir statistisch gesehen Kinderarmut erziehenden Haushalt mit einem Kind eine überdurchschnittliche Kinder- bedeute das weniger als 1.039 Euro im armuts-Gefährdungsquote? Weil das in M-V Monat zum Leben. Damit blieben den Lohnniveau nur etwa 75 bis 80 Prozent Betroffenen viele Kleinigkeiten des All- des Bundesdurchschnitts erreicht.“ Die DIE LINKE fordert einen tags verwehrt; kulturelle oder sportliche Landesregierung sei sich dessen sehr Aktionsplan / SPD und CDU Angebote, Urlaub, neue Kleidung zum wohl bewusst und handele. Etwa mit halten Kritik für überzogen Beispiel. Sie warf der Landesregierung Angeboten zur Eltern- und Familien- vor, die Augen davor zu verschließen. bildung, massiven Investitionen in die Im Koalitionsvertrag tauche das Thema Kindertagesförderung, Programmen Die Landeregierung unternimmt gar nicht auf, in den Ausschüssen wer- gegen Langzeitarbeitslosigkeit und nach Ansicht der Linksfraktion zu we- de es wegdiskutiert. Das komme einer höheren Zuschüssen für Erholungs- nig gegen Kinderarmut. Rund 68.000 „politisch gewollten Kindeswohlgefähr- maßnahmen sozial schwacher Familien. Kinder und Jugendliche in Mecklen- dung“ gleich. Sie forderte die Landesre- Von „politisch gewollter Kindeswohl­ burg-Vorpommern seien arm oder ar- gierung auf, gemeinsam mit Bund und gefährdung“ zu sprechen, sei deshalb mutsgefährdet. Um die Chancen- Kommunen in einem Aktionsplan Maß- „ein starkes Stück“. Auch die Einbezie- gleichheit von Kindern zu verbessern, nahmen zu entwickeln, die es Kindern hung aller Akteure sei bereits „gelebte hat DIE LINKE eine „Charta für Kinder- und Jugendlichen trotz Armut erlau- Praxis“, für die es keinen Aktionsplan rechte“ vorgelegt. Im Mittelpunkt ben, am gesellschaftlichen und kultu- mehr brauche. steht eine Kinderkarte für alle 6- bis rellen Leben teilzunehmen. „Und bitte 16-Jährigen. Diese soll einen Wert von kommen Sie jetzt nicht ans Rednerpult, Jörg Heydorn (SPD) hob hervor, dass 50 Euro im Monat haben und außer- um nur zu resümieren, was sie alles Tol- der „Rundumschlag“ der Linksfraktion schulische Bildung sowie eine aktive les in den letzten Monaten und Jahren finanziell überhaupt nicht zu stemmen Freizeitgestaltung unterstützen. Da- getan haben.“ sei: Mit der Charta für Kinderrechte mit verbunden sind auch Forde- käme auf das Land eine Mindestbelas­ rungen nach einem landesweiten Ak- Diesen Gefallen werde sie ihr nicht tun, tung von 365,6 Millionen Euro zu. Wer tionsplan gegen Kinderarmut. Die entgegnete Sozialministerin Stefanie mit Zahlen über die statistische Einkom- Koalitionsfraktionen halten die Vor- Drese. Ja, der Anteil an Kindern, die in mensgrenze hantiere, ab der man als würfe für überzogen und die Vor- Bedarfsgemeinschaften leben, sei hoch. armutsgefährdet gilt, dürfe deren Zu- schläge für unbezahlbar. „Und ich stimme Ihnen zu: Jedes dieser sammensetzung nicht verschweigen: Kinder ist eines zu viel.“ Die Aktivität der „Da kommt alles an Nettoeinkommen „In Mecklenburg-Vorpommern leben Linksfraktion sei aber unübersehbar rein, auch Sozialleistungen. Es fallen nach Angaben der Hans-Böckler-Stif- dem Bundestagswahlkampf geschul- aber auch eine ganze Menge von Din- tung 29 Prozent aller Kinder unterhalb det. Das schmälere die eigentlich löb- gen nicht rein.“ Leistungen aus dem der Armutsschwelle“, sagte Jacqueline liche Initiative dann doch gewaltig. Bildungs- und Teilhabepaket etwa, oder

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 Aus dem Plenum/Berichte 15

Beiträge für Kita und Essengeld, wenn tag unmittelbar helfen.“ Dazu gehöre diese von den Kommunen übernom- für ihn auch ein kostenloses zweites Mandats- men werden. „Man kann doch nicht so Frühstück und ein kostenloses, frisch zu- tun, als wenn das überhaupt keine Rolle bereitetes Mittagessen für Schüler. veränderung spielt.“ Kinderarmut sei zweifelsfrei ein wichtiges Thema, das es anzupacken „Ich behaupte nicht, dass sozial- und gelte. „Die Maßnahmen dazu muss man familienpolitisch alles gut ist. Ihre Sicht aber schwerpunktmäßig betreiben, auf die Dinge ist aber überzogen“, ent- wenn man nur eine begrenzte Summe gegnete Maika Friemann-Jennert von Mitteln zur Verfügung hat. Wir ha- (CDU) den Linken. Kontinuierliches

ben hier im Landtag des Öfteren darü- Wirtschaftswachstum, hohe Beschäfti- M-V Landtag Foto: ber gesprochen, welche Dinge wir vor- gungszahlen, niedrige Arbeitslosigkeit – haben, und das werden wir konsequent „das zeigt doch, dass es den Menschen abarbeiten.“ in unserem Land zumindest materiell so gut geht wie nie zuvor“. Auch die Die Erfolge und Maßnahmen der ver- Chance des sozialen Aufstiegs sei keine gangenen Jahre darzustellen, helfe bei Frage des Geldbeutels. „Hier haben wir solch einem wichtigen Thema nicht uns erheblich verbessert in den vergan- weiter, so Bernhard Wildt (AfD*). „Es genen Jahrzehnten. Auch Kinder aus Ar- geht nicht darum, ein Scherbengericht beiterfamilien können heute mit Fleiß, Am 21. August hat Landtags-Vizeprä- zu veranstalten, sondern darum, die Re- Willen und staatlicher Unterstützung sidentin Beate Schlupp den langjäh- alität anzuerkennen.“ Dem Gedanken, einen Hochschulabschluss erwerben.“ rigen Abgeordneten Helmut Holter einen Aktionsplan zu erarbeiten, könne Die Landesregierung finde sich keines- verabschiedet. Mit Wirkung zum 16. Au- sich seine Fraktion deshalb anschließen. wegs mit Armut oder Armutsrisiken ab. gust 2017 hatte dieser sein Landtags- „Uns geht es hier allerdings nicht darum, Die CDU-Politikerin empfahl den Linken mandat niedergelegt, nachdem er am per Brainstorming des Landtages ein dazu noch einmal einen Blick in den Ko- Folgetag das Amt des Bildungsministers Sammelsurium an Vorschlägen zusam- alitionsvertrag. Dort stehe eine Menge in Thüringen übernommen hatte. menzuschustern.“ Auch die Kinderkarte für Kinder, Jugendliche und Familien Der 64-Jährige war 1994 erstmals in sei eine gute Idee. An anderen Stellen drin. „Das können Sie nicht einfach den Landtag M-V gewählt worden und verliere der Antrag Kinder jedoch zu wegreden.“ Fakt sei aber auch: „Es kann wirkte in zahlreichen politischen Funk- weit aus dem Blick. Hier behandle DIE nur das Geld ausgegeben werden, das tionen im Parlament wie auch in der LINKE unter der Überschrift Kinderar- erwirtschaftet wird. Ausgaben müssen Landesregierung – so als Ausschussvor- mut alle möglichen Probleme: geringes wir mit Blick auf künftige Generationen sitzender, Vorsitzender seiner Fraktion Lohnniveau, Langzeitarbeitslosigkeit, mit Augenmaß vornehmen.“ DIE LINKE, Minister und Stellvertreter fehlenden preiswerten Wohnraum. Er des Ministerpräsidenten. Der Landesre- bestreite nicht die „Rückkopplungs- „Es erschreckt mich, was ich hier ge- gierung gehörte er von 1998 bis 2006 effekte“, die das auch auf Kinder habe. hört habe. Aber es verwundert mich als Arbeitsminister an. „Aber mir fehlen die wirklichen Sofort- auch nicht. Gewisse Schoten bin ich ja maßnahmen, die Kindern in ihrem All- von Ihnen schon gewohnt“, resümierte Jacqueline Bernhardt (DIE LINKE) die Volksinitiative Debatte. Wenn viele der Forderungen tatsächlich bereits gelebte Praxis seien, gegen Kinderarmut DIE LINKE Foto: warum gebe es dann noch immer kei- Im Februar 2017 hat ein Netzwerk aus nen Ganztagsanspruch auf einen Hort- mehreren Verbänden in Mecklenburg- platz, keine kostenfreie Kita? „Nur hinstel- Vorpommern eine Volksinitiative ge- len und schönreden hilft niemandem.“ gen Kinderarmut gestartet. Dem Netz- Der Bund halte 150 familienpolitische werk zufolge gilt jedes vierte Kind im Leistungen vor. „Warum 13 Prozent der Land als arm oder armutsgefährdet. Fördersumme bei den reichsten zehn Mecklenburg-Vorpommern ist dem- Prozent der Familien landen und nur nach mit Ausnahme von Bremen das sieben bei den ärmsten zehn Prozent, Bundesland mit dem höchsten Ar- das müssen Sie mal erklären.“ Ihr Vor- Listen-Nachfolger von Helmut Holter mutsrisiko für Kinder. Das Netzwerk schlag: „Solange sich nicht jedes Kind in ist Henning Foerster aus Schwerin. Er fordert vor allem bessere Bildungs- Mecklenburg-Vorpommern einen Kino- rückte am 25. August für DIE LINKE in chancen für Kinder aus ärmeren Fami- besuch im Monat leisten kann, sollten den Landtag nach. Foerster war bereits lien. Als arm gelten Haushalte, deren Sie auch darauf verzichten, ins Kino zu in der vergangenen Wahlperiode Mit- Einkommen weniger als 60 Prozent gehen. Wie wäre das?“ glied des Landtages und hatte bei der des mittleren Einkommens beträgt. Wahl am 4. September 2016 den Wie- Antrag DIE LINKE 7/786 dereinzug knapp verpasst.

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Gesichts- schleier verbieten? Büttner Jens Foto: Gesetzentwurf der AfD findet keine Mehrheit

Die AfD fordert, das Verschleiern des Gesichts in Mecklenburg- Vorpommern zu verbieten. Ein be- decktes Gesicht verhindere eine of- Diese Frau trägt keine Burka, sondern einen Nikab – die Augen sind durch den Seeschlitz zu erkennen. fene Kommunikation und stehe im Widerspruch zur freiheitlich-demo- Gesetzentwurf keine Einschränkung, Gruftis rumlaufen: total zugekleistert kratischen Werteordnung Deutsch- sondern mehr Freiheit: Mehr Freiheit für und geschminkt“ oder „Menschen, die lands, argumentiert die Alternative für Frauen und mehr Freiheit für die offene von oben bis unten tätowiert sind. Auch Deutschland. SPD, CDU und DIE LINKE Kommunikation.“ da ist das Gesicht mitunter vollkommen sehen in der Vollverschleierung zwar bedeckt.“ Wenn Herr Holm den Eindruck ebenfalls ein Symbol für die Unterdrü- Auch für Innenminister Lorenz Caffier erwecke, mit einem Verbot schlussend- ckung von Frauen und Integrations- haben „Burka und Nikab in unserer lich auch den Burka tragenden Frauen hindernis. Ein pauschales Verbot hal- offenen freiheitlich-demokratischeneinen Gefallen zu tun, so sei ihm gesagt: ten sie aber für nicht gerechtfertigt Gesellschaft nichts verloren“. Dabei „Das sehen diese teilweise ganz anders.“ und verfassungswidrig. spiele für ihn keine Rolle, wie viele Unter dem Deckmantel, für eine offene Frauen hierzulande überhaupt ihr Ge- Gesellschaft kämpfen zu wollen, gehe Seine Fraktion habe lange darüber dis- sicht verhüllen. „Das ist eine Grund- es der AfD einmal mehr darum, „eine kutiert, ob sich ein liberaler Rechtsstaat satzfrage“, sagte er und warnte vor Menschengruppe, die sie hier nicht überhaupt mit dem Thema beschäfti- Parallelgesellschaften. „Ich möchte kei- haben will, zu gängeln“, so Tegtmeier. gen müsse – und sei zu dem Schluss ge- ne Geschlechterapartheid, ich möchte Das werde ihre Fraktion nicht mitma- kommen: „Ja, er muss. Zwingend sogar“, meinem Gegenüber die Hand geben, chen. „Deshalb werden wir den Gesetz- begründete AfD-Fraktionschef Leif-Erik in die Augen sehen, die Mimik deu- entwurf in Erster Lesung ablehnen.“ Holm den Gesetzentwurf. Toleranz kön- ten können.“ Er betonte, dass sich die ne nicht so weit reichen, „die Symbolik Landesregierung in dieser Frage einig Offene Kommunikation ist ein Gesell- von Feinden der offenen Gesellschaft“ sei. Nichtsdestotrotz könne nicht alles schaftsideal, das geschützt werden zu dulden. „Die Burka ist kein Zeichen verboten werden, was einem nicht ge- müsse, wandte Nikolaus Kramer (AfD) gelebter Religion, sie ist das Zeichen falle. Vollverschleierung im öffentlichen ein. „Sie ist prägend für das Zusammen- eines intoleranten fundamentalisti- Raum allgemein zu untersagen, halte leben in einer freiheitlich-demokrati- schen Islams.“ In der Öffentlichkeit Burka er für verfassungswidrig. Schon des- schen Gesellschaft.“ Ein Burka-Verbot und Nikab zu tragen, schüre Ängste, ver- halb könne dem Gesetzentwurf nicht auf Teilbereiche des öffentlichen Lebens hindere Integration, missachte die Men- zugestimmt werden. Außerdem müs- zu beschränken, hält er nicht für zielfüh- schenwürde und sei ein „Affront gegen sen Vollverschleierungen qua Bundes- rend. „Kommunikation findet nicht nur die liberale Gesellschaft“. Hier müsse ein gesetz seit Juni bereits im Dienst bei bei Demonstrationen oder in Gerichts- klarer Trennstrich gezogen werden. „To- Behörden und bei Wahlen abgelegt sälen, Schulen, Kindergärten oder bei leranz endet beim Nichttolerierbaren.“ werden. „Das ist auf jeden Fall erst mal Passkontrollen statt, sondern in allen Holm blickte auf bereits geltende Burka- ein guter Kompromiss. Damit sollten Bereichen unseres Lebens.“ Verbote in Belgien und Frankreich und wir dann auch alle leben können.“ Frauenrechte seien eine hart er- betonte: „Wir bezwecken mit diesem kämpfte Errungenschaft, Burkas hin- Für Martina Tegtmeier (SPD) geht der gegen Zeichen einer Kultur, in der Burka und Nikab Gesetzentwurf der AfD am Bedarf vor- Frauen als Bürger zweiter Klasse gel- bei. „Ich habe bei uns in Mecklenburg- ten. „Letztlich ist der Schleier nichts Die Burka ist ein Ganzkörperschleier, Vorpommern noch niemanden ge- anderes als ein von muslimischen Fun- dessen Sehschlitz mit einem Gitter- troffen, der nur mit einem Sehschlitz damentalisten geprägtes Instrument netz versehen ist. Beim Nikab, der als Muslima unterwegs war.“ Andere zur Unterdrückung der Frau.“ Wer zusammen mit einem langen Kleid Gruppen, deren Gesichter man eben- nicht bereit sei, ihn abzulegen, trage getragen wird, sind die Augen der falls nicht sehen könne, begegneten deutlich seinen Unwillen zur Schau, Muslima durch den Sehschlitz noch zu ihr viel häufiger: Motorradfahrer mit sich zu integrieren. Kramer sieht kei- erkennen. Totenkopfmasken, „Menschen, die als nen Grund, den Gesetzentwurf nicht

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zu weiteren Beratung in den Innen- schleierung verbiete. „Inhaltlich kon- eine Schmerzgrenze erreicht. Ich wüsste ausschuss zu überweisen. „Da können struktive Arbeit scheint nicht die Sache nicht, worüber ich im Innenausschuss wir uns ausführlich über die Verfas- der AfD zu sein. Vielmehr geht es um mit Ihnen reden soll. Deshalb wird mei- sungsmäßigkeit unterhalten.“ Polemik und Schaufensteranträge.“ Ihre ne Fraktion einer Überweisung nicht Fraktion werde den Gesetzentwurf da- zustimmen.“ Ann Christin von Allwörden (CDU) be- her ablehnen. zeichnete die Vollverschleierung von Am Ende der Ersten Lesung lehnten Frauen als „menschenverachtend, frau- Gebote und Verbote, ob aus religiösen SPD, CDU und DIE LINKE eine Überwei- enfeindlich und integrationshemmend“. oder staatlichen Gründen, lehnt Peter sung in den Innenausschuss ab. In der Das dürfe aber nicht außer Acht lassen, Ritter (DIE LINKE) gleichsam ab. „Das Plenarsitzung am 27. September steht dass Deutschland ein Land sei, in dem hat für mich nichts mit einer offenen der Gesetzentwurf zur Zweiten Lesung jeder per Grundgesetz seine Persönlich- und freien Gesellschaft zu tun.“ Frauen auf der Tagesordnung des Landtages. keit entfalten dürfe und ein Recht auf sollten den Gesichtsschleier vielmehr freie Religionsausübung habe. Gerade ablegen „dürfen“, aber nicht „müssen“. Gesetzentwurf AfD Drucksache 7/773 deshalb brauche es in puncto Vollver- Unabhängig davon frage er sich, was schleierung umsetzbare Lösungen. Die der Gesetzentwurf überhaupt soll. „In biete die AfD aber nicht an. „Ihrem Ge- der Begründung räumen Sie selbst ein, Bundestagsbeschluss setzentwurf fehlt es an der Abwägung dass wir über eine sehr geringe Perso- geltender Grundrechte.“ Sie unterstrich, nenzahl reden. Genaue Zahlen sind we- Änderung Bundesbeamtengesetz dass der Gesetzentwurf schon wort- der Ihnen noch mir bekannt. Das Thema Im April 2017 verabschiedete der wörtlich in die Landtage von Branden- ist hierzulande völlig irrelevant.“ Er warf Deutsche Bundestag ein Gesetz zu burg, Baden-Württemberg, Sachsen, der AfD vor, einmal mehr nur Stimmung bereichsspezifischen Regelungen Sachsen-Anhalt und Thüringen einge- machen zu wollen. „Sie glauben doch zur Gesichtsverhüllung. Danach ist bracht worden sei. „Bereits dort wurde nicht im Ernst, dass Städte wie Demmin es Beamtinnen und Beamten sowie auf verfassungsrechtliche Probleme oder Anklam mit einem Burka-Verbot Soldatinnen und Soldaten untersagt, hingewiesen.“ Das werde aber ebenso sicherer wären, als sie es jetzt sind?!“ Er bei Ausübung ihres Dienstes oder bei wenig berücksichtigt wie das inzwi- sei zwar immer dafür, Gesetzentwürfe Tätigkeiten mit unmittelbarem Dienst- schen verabschiedete Bundesgesetz, der Opposition in die Ausschüsse zu bezug das Gesicht durch Kleidung o.Ä. das Beamten im Dienst eine Vollver- überweisen. „Aber selbst bei mir ist jetzt zu verhüllen. Holger Arppe aus AfD-Fraktion

Foto: Landtag M-V Landtag Foto: ausgetreten

Holger Arppe ist aus der AfD ausgetre- ten und hat auch die AfD-Landtagsfraktion verlassen. Die Fraktion hat ihn zugleich aus allen Fraktionsfunkti- onen und Landtags- gremien abberufen. Mit dem Partei- und Fraktionsaustritt kam Arppe einem Die Mitglieder der Stasi-Überprüfungskommission des Landtages: v.l. Dr. Stefan Mahlburg, Kommissions- vorsitzende Anne Drescher, Rainer Prachtl. Landtags-Vizepräsidentin Beate Schlupp (2.v.r.) war bei der Ausschluss zuvor, nachdem seine ge- Konstituierung zugegen. waltverherrlichenden und kinderporno- grafischen lnternetchats öffentlich ge- Stasi-Überprüfungskommission worden waren. Arppe gehört dem Landtag als fraktionsloser Abgeordne- Zu Mitgliedern der Kommission ge- 25. Juli im Beisein von Landtags-Vizeprä- ter weiterhin an. mäß § 48 Absatz 3 Abgeordneten- sidentin Beate Schlupp konstituiert. Das Thema steht auch auf der Tages- gesetz M-V hatte der Landtag am 18. Mai Die Kommission prüft, ob Landtagsab- ordnung der Plenarsitzung am 28. Sep- die Landesbeauftragte für die Stasi-Un- geordnete hauptamtlich oder inoffiziell tember. In einem gemeinsamen Antrag terlagen Anne Drescher, den früheren für den Staatssicherheitsdienst der DDR fordern die Fraktionen von SPD, CDU Parlamentspräsidenten Rainer Prachtl tätig waren. Die Stasi-Überprüfung der und DIE LINKE Holger Arppe auf, sein sowie den Richter Dr. Stefan Mahlburg Abgeordneten ist freiwillig. Landtagsmandat sowie alle öffentlichen gewählt. Das Gremium hat sich am Ämter unverzüglich niederzulegen.

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 18 Aus dem Plenum/Berichte

Homepage und eine gemeinsame App ferne. Damit der 20. Rundfunkände- Weitere entwickelt sowie die Zusammenarbeit rungsstaatsvertrag in Kraft treten kann, zwischen Hochschulen und wissen- müssen auch alle Landtage ihm zu- Beschlüsse schaftlichen Einrichtungen ausgebaut stimmen. werden. Der Landtag hat der Entschlie- Drucksachen 7/372 und 7/690 ßung zur Umsetzung der Beschlüsse Straßenausbaubeiträge einstimmig zugestimmt. Antrag SPD, AfD, CDU, DIE LINKE Landesverfassung Die Kommunen müssen beim Aus- Drucksache 7/789 bau von Straßen auch künftig Grund- Die Beteiligungs-Quoren bei Volks- stückseigentümer an den Kosten betei- begehren und Volksentscheiden wer- ligen. Ein Gesetzentwurf der Rundfunkstaatsvertrag den nicht weiter gesenkt. SPD, CDU AfD-Fraktion, die Erhebungspflicht im und DIE LINKE lehnten den AfD-Vor- Kommunalabgabengesetz abzuschaf- Der Hörfunkrat des Deutschlandra- schlag ab, die Mindestzahl der Unter- fen und es den Kommunen zu überlas- dios muss die Anzahl seiner staatlichen schriften für ein Volksbegehren von sen, ob sie die Anlieger an den Kosten und staatsnahen Mitglieder reduzieren. 100.000 auf 40.000 zu reduzieren und beteiligen, hatte bereits in der Ersten Von den künftig 45 statt 40 Mitgliedern das Zustimmungsquorum beim Volks- Lesung am 5. April 2017 keine Mehrheit darf nur ein Drittel von staatlichen In- entscheid – derzeit liegt es bei einem gefunden. Damals hatte Innenminister stitutionen entsandt werden. Auch Viertel der Wahlberechtigten – abzu- Caffier in der Debatte darauf verwiesen, beim Verwaltungsrat sind Anpas- schaffen. Nach den Plänen der AfD hät- dass die konkrete Höhe der Beiträge sungen nötig. Das soll nach einem Ur- te beim Volksentscheid dann die Mehr- schon jetzt im Ermessen der Kommu- teil des Bundesverfassungsgerichts heit derjenigen, die sich an der Wahl nen liege und das Kommunalabgaben- den staatlichen Einfluss auf die Gre- beteiligen, ausreichen sollen. Den Ge- gesetz lediglich vorgebe, dass Gemein- mien verringern. Aus diesem Grund setzentwurf in den Ausschüssen zu be- den mindestens zehn Prozent der muss der Rundfunkstaatsvertrag geän- raten, hatten die Koalitionsfraktionen Kosten zu tragen hätten. dert werden. Damit einher gehen auch und DIE LINKE bereits in der Ersten Die AfD-Novelle wurde auch in Zwei- erweiterte Inkompatilitäts-Regelungen Lesung am 2. Mai 2017 abgelehnt. ter Lesung am 12. Juli von den anderen zur Sicherung der persönlichen Staats- Gesetzentwurf AfD Drucksache 7/539 Fraktionen SPD, CDU und DIE LINKE nicht unterstützt. Bei der von der AfD geforderten namentlichen Abstim- mung votierten 14 Abgeordnete mit Ja, 44 mit Nein. Stimmenthaltungen gab es nicht.

Gesetzentwurf AfD M-V Landtag Foto: Drucksache 7/398

Parlamentsforum südliche Ostsee

Der Europäischen Route der Back- steingotik, die in wesentlichen Teilen auch durch Mecklenburg-Vorpom- mern führt, soll ein stärkeres Augen- merk gewidmet werden. Ebenso wie Brandenburgs Landtagspräsidentin Britta Stark (l.) mit ihrer Amtskollegin Sylvia Bretschneider. allen anderen europäischen Kulturrou- ten im südlichen Ostseeraum. Darauf Landtagspräsidentin Brandenburgs zu Gast haben sich die Teilnehmer des „Parla- mentsforum südliche Ostsee“ verstän- Im Rahmen ihres Besuchs in der Beim Erfahrungsaustausch der beiden digt. Im Mittelpunkt stand die Entwick- Landeshauptstadt Schwerin kam die Präsidentinnen ging es auch um die lung und Erweiterung der Kulturrouten. Präsidentin des Landtages Branden- Arbeitsbedingungen in einem neu ge- Die Delegierten haben bei der Konfe- burg Britta Stark natürlich auch in den bauten Plenarsaal. Das Land Branden- renz Ende Mai in Stettin eine Resoluti- Landtag M-V im Schweriner Schloss. burg hat 2013 seinen neuen, modernen on dazu verabschiedet. Darin sprechen Hier wurde sie von Amtskollegin Landtag hinter der historischen Fassade sie sich dafür aus, die Routen effektiv Sylvia Bretschneider empfangen, trug des einstigen Potsdamer Stadtschlos- zu entwickeln, zu beleben und öffent- sich ins Gästebuch des Landtages ein ses in Besitz genommen – der Landtag lichkeitswirksam zu bewerben. Dazu und nahm auch als Gast an der Juli- M-V tagt seit 27. September in seinem soll unter anderem eine gemeinsame Plenarsitzung und am Sommerfest teil. neuen Plenarsaal.

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 Aus den Ausschüssen 19

Handwerk in M-V Fotos: Jens Büttner Jens Fotos: Wirtschaftsausschuss informiert sich über aktuelle Situation

Eine gute Auftragslage, stabile Be- schäftigung – das Handwerk verzeich- nete das beste Frühjahr seit 2007. Dies erklärte der Geschäftsführer der Ar- beitsgemeinschaft der Handwerks- kammern Mecklenburg-Vorpommern, Jens-Uwe Hopf, bei einem Experten- gespräch im Wirtschaftsausschuss am Mehr als 20.000 Handwerksbetriebe mit rund 100.000 Beschäftigten und über 6.000 Lehrlingen erwirtschaf- 29. Juni. Zu den Herausforderungen ten in M-V einen jährlichen Umsatz von rund neun Milliarden Euro. gehörten insbesondere die Themen Fachkräfte, Nachwuchssicherung, Be- werklichen Ausbildung gewesen. In tet. Dieses Thema bleibe auch in den triebsübernahmen und Qualifizie- diesem Jahr wären bisher 569 neue Aus- kommenden Jahren hochaktuell: So rungen. bildungsverträge geschlossen worden stünden etwa 3.500 Übernahmen von (Stand: 1. Juni 2017). Fachkräfte fehlen Betrieben an, deren Inhaber älter als 60 Der Auftragsvorlauf liege je nach Ge- Hopf zufolge vor allem in der Gesund- Jahre sind. Nur etwa 40 Prozent der Be- werk zwischen neun Wochen und neun heits- und der Baubranche. triebsübergaben fänden innerhalb der Monaten, sagte Hopf im Ausschuss. Im vergangenen Jahr haben in Meck- Familie statt. Die 2008 gestartete Meisterkampagne lenburg-Vorpommern 244 Handwerker Ein weiteres Gesprächsthema war das sowie die im Jahr 2009 ins Leben ge- die Meisterausbildung abgeschlossen. Europäische Dienstleistungspaket, ge- rufene bundesweite Imagekampagne Das durchschnittliche Alter eines Jung- gen das Bundestag und Bundesrat des Handwerks hätten das Handwerk meisters beträgt 34 Jahre. 2016 hätten Subsidiaritätsrügen erhoben haben. sowie seine Berufe bekannter gemacht sich 1.021 Handwerksunternehmen neu Schließlich stellte Hopf die grundsätz- und damit auch zu einer besseren Be- gegründet, zudem hätten die Hand- lichen Erwartungen des Handwerks an rufsorientierung geführt. 2016 seien lan- werkskammern im vergangenen Jahr die Politik vor. desweit 4.971 Lehrlinge in einer hand- 113 Betriebsübernahmen aktiv beglei-

Gesundheits- versorgung Wirtschaftsausschuss mit Kassenvertretern im Gespräch

Am 6. Juli stand das Thema Ge- sundheit auf der Tagesordnung des Wirtschaftsausschusses. Geladen war u.a. Wirtschaftsminister Harry Glawe, der die Abgeordneten über die aktu- elle Situation am Kreiskrankenhaus Wolgast informierte. Außerdem spra- In M-V praktizieren ca. 1.200 Hausärzte. Etwa neun Prozent der Hausarztstellen sind noch unbesetzt. chen die Landespolitiker mit Vertre- tern der AOK Nordost und der Landes- Insbesondere der andauernde massive Umdenken bewogen. So wurde am vertretung M-V des Verbandes der Protest vor Ort gegen die Schließung 1. Juni 2017 am Krankenhaus Wolgast Ersatzkassen e. V. über die ärztliche der Kinderklinik am Krankenhaus Wol- das Projekt der Portalpraxisklinik für Versorgung im Land. gast hatte die Verantwortlichen zum Kinder und Jugendliche gestartet. Ziel

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 20 Aus den Ausschüssen

ist es, die sektorübergreifende Notfall- versorgung in die Regelversorgung aufzunehmen. Vier Arzt- und 6,5 Kinder- krankenpflegestellen stehen laut Wirt-

schafts- und Gesundheitsminister Harry Büttner Jens Foto: Glawe für die Portalpraxisklinik mit ihren zehn Betten zur Verfügung. In den ers­ ten drei Wochen seit dem Projektstart hätten 203 Kinder und Jugendliche die Notfallsprechstunde aufgesucht. Die Portalpraxisklinik wird für die Dauer von drei Jahren mit 1,66 Mio. Euro gefördert, zudem besteht die Option der Verlän- gerung um weitere drei Jahre. Das Pro- jekt wird vom Institut für Community Medicine in wissenschaftlich Touristische Radwege sollen besser mit Alltagsstrecken verknüpft werden. begleitet und evaluiert. Beim Gespräch mit den Krankenkas- blem, dass der Radwegeausbau, die sen ging es um die Schwerpunkte und Radverkehr Unterhaltung sowie die Instandsetzung Herausforderungen bei der Kranken- von Radwegen unterfinanziert seien hauslandschaft, die ärztliche Versor- Expertengespräch und bisweilen unkoordiniert abliefen. gung in den ländlichen Räumen und im Energieausschuss Vor diesem Hintergrund rief der Minister den Rettungsdienst. In Mecklenburg- dazu auf, Absprachen zwischen dem Vorpommern gibt es 37 Krankenhäuser Land, den Kreisen und den Gemeinden mit mehr als 11.000 Betten. Die Energie- und die Mobilitäts- zu verbessern und touristische Radwege Im Fokus der Krankenkassen stehen wende sind untrennbar miteinander mit Alltagsradstrecken zu verknüpfen. Er neben der Qualität der ärztlichen Ver- verbunden. In diesem Zusammen- kündigte an, dass die verfügbaren Mittel sorgung sektorübergreifende Modelle hang gewinnt der Radverkehr zuneh- aus unterschiedlichen Ressorts neben einschließlich telemedizinischer und mend an Bedeutung. Er trägt zum Kli- dem Lückenschlussprogramm noch digitalisierter Ansätze, wie sie derzeit maschutz bei, fördert die Gesundheit stärker gebündelt werden sollen und im Land erprobt werden. Ziel sei es, und hat mittlerweile einen wichtigen dass geprüft werde, inwieweit mehr eine qualitativ hochwertige, bedarfsge- Stellenwert für die Wirtschaft im Tou- europäische Fördermittel für Bau und rechte Versorgung sicherzustellen. Zwar rismusland Mecklenburg-Vorpom- Unterhaltung von Radwegen genutzt sei das Land mit Blick auf die Infrastruk- mern. Insofern sind die Radverkehrs- werden könnten. tur der Krankenhäuser im Vergleich zum Infrastruktur und deren Finanzierung Die Städte und Gemeinden im Land Bundesdurchschnitt gut aufgestellt, in den Städten, Gemeinden und Land- seien mit Planung, Bau, Unterhaltung dennoch gebe es an einigen Standor- kreisen, die Verknüpfung des Radver- sowie Beschilderung von Radwegen ten inzwischen wieder einen Investiti- kehrs mit anderen Verkehrsträgern überfordert, sagte der Vertreter des onsbedarf. sowie die Verbesserung der Verkehrs- Städte- und Gemeindetages M-V e.V. Zudem wurde über die Neuerungen sicherheit von Radfahrern von zen- Grundsätzlich halte er die Kreisebene infolge des 2015 geänderten Rettungs- traler Bedeutung. Der Energieaus- für die geeignete Planungs- und Steu- dienstgesetzes berichtet. Hierzu ge- schuss führte hierzu am 5. Juli mit erungsebene. Er warb dafür, den Inte- hörten u. a. die Einführung eines neuen Vertretern des Städte- und Gemein- grierten Landesverkehrsplan als Steue- Ausbildungsberufes „Notfallsanitäter“ detages, des Landkreistages, des rungsinstrument für den Radwegebau und die Ausweitung des Rettungsdiens- ADFC sowie des Tourismusverbandes im Land zu nutzen. Vom Land forderte tes auf die Wasserrettung. Mit dem Weg- M-V ein Expertengespräch durch. er ein landesweites Zielnetz, insbeson- fall der Sondergebiete gilt nun grund- dere um die zentralen Orte miteinander sätzlich, dass im gesamten Land in 90 Als wichtigste Akteure bei der Planung, zu verknüpfen. Auch sollten Ausgleichs- Prozent der Fälle innerhalb der Hilfsfrist dem Bau sowie der Unterhaltung von zahlungen für Landwirte, die Flächen ein geeignetes Rettungsmittel am Ort Rad- und Fernradwegen gingen Land- für Radwege zur Verfügung stellten, in sein muss. Im Landkreis Vorpommern- kreise unterschiedlich an die Aufgabe angemessener Höhe erfolgen. Als wich- Greifswald soll ein Modellvorhaben für heran, sagte der zuständige Landesmi- tig nannte er außerdem die bessere Ver- eine flächendeckende Versorgung im nister Christian Pegel: Manche verstün- knüpfung von Radverkehr und ÖPNV. Bereich des Rettungsdienstes gestartet den sich als zentrale Koordinatoren und Der Vertreter des Landkreistages werden, das mit Landesmitteln in Höhe böten zusammen mit den interessieren unterstrich die Notwendigkeit, die von etwa 5,4 Millionen Euro für die Dau- Gemeinden freiwillige Leistungen an; Zuständigkeiten des Landkreises für er von drei Jahren gefördert wird. manche würden diese Steuerungs- sämtliche Radwege an einer Stelle zu funktion gern beim Land angesiedelt konzentrieren, um die Koordination von wissen. Grundsätzlich bestehe das Pro- Maßnahmen zu verbessern. Als deutlich

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 Aus den Ausschüssen 21

über dem Landesdurschnitt liegend nannte er den Landkreis Ludwigslust- Parchim. Dort seien 53 Prozent der Bun- desstraßen sowie 30 Prozent der Lan-

desstraßen mit straßenbegleitenden M-V Landtag Foto: Radwegen versehen. Das vorhandene Radwegenetz weise nur wenige Lücken aus und entspreche den allgemeinen Anforderungen an ein Alltagsrouten- netz. Das touristische Wegenetz sei 2002 auf der Grundlage eines Konzeptes des Regionalen Planungsverbandes erstellt worden und umfasse 185 km Radfern- wege, 668 km Radwanderwege und 552 regional bedeutsame Tourenwege. Die Zuständigkeiten seien in der Regel bei den Straßenbaulastträgern ange- siedelt. Der Landkreis übernehme die Steuerung einer einheitlichen Beschil- derung bei den Radfernwegen. Vertraten den Landtag Mecklenburg-Vorpommern bei der Ostseeparlamentarierkonferenz in Hamburg: Auch der Vertreter des ADFC M-V e.V. v. l. Dirk Friedriszik, Vizepräsidentin Beate Schlupp, Karsten Kolbe. sprach sich dafür aus, die Zuständig- keiten für den Radverkehr zu konzen- Bericht zur maritimen Politik 2016- trieren, ausreichend Mittel zur Verfü- Gemeinsam 2017 zugeleitet, Sylvia Bretschneider, gung zu stellen sowie den Radverkehr Landtagspräsidentin und HELCOM- besser mit dem ÖPNV zu verknüpfen. im Ostseeraum Beobachterin der BSPC, hatte einen Im Rahmen eines „Fahrradklimatests“ Bericht über die Wahrnehmung des für das Radwegenetz im Land seien Ostseeparlamentarier fordern BSPC-Beobachtermandats in der Zeit 2016 vier Fernrouten (Oder-Neiße-Rad- nachhaltigen Tourismus und 2016-2017 vorgelegt. Beide Sonder- weg, Mecklenburgischer Seen-Radweg, die gemeinsame Vermarktung mandate des Landtages wurden durch Ostseeküsten-Radweg und Berlin- der Region den Ständigen Ausschuss der Konfe- Kopenhagen-Radweg) begutachtet renz einstimmig für die Zeit 2017-2018 und benotet worden. Im Ergebnis habe An der 26. Ostseeparlamentarier- bestätigt. man feststellen müssen, dass die Rad- konferenz (BSPC), die Anfang Sep- Darüber hinaus wurde Sylvia Bretschnei- wegeinfrastruktur schlecht bewertet tember in Hamburg stattfand, nah- der einstimmig zu Berichterstatterin der worden und Mecklenburg-Vorpom- men rund 190 Delegierte aus BSPC für den Themenkomplex „Nachhal- mern in der Beliebtheit als Radreiseland nationalen und regionalen Parlamen- tiger Tourismus“ bestimmt. Mit dieser auf den siebten Rang abgerutscht sei. ten, parlamentarischen Organisati- neu geschaffenen Funktion zieht die Der Vertreter des Tourismusverbandes onen des Ostseeraums sowie Exper- Konferenz die Konsequenz aus dem M-V e.V. unterstrich die wirtschaftliche ten aus Regierungen, Hochschule erfolgreichen Abschluss der zu diesem Bedeutung des Fahrradtourismus für und Wirtschaft teil. Den Landtag Me- Themenkomplex eingesetzten Arbeits- das Land. Leider habe das Land in Bezug cklen-burg-Vorpommern vertraten gruppe, die nach zwei Jahren intensiver auf die Möglichkeiten sowie die Qualität Vize-Präsidentin Beate Schlupp so- Arbeit unter dem Vorsitz Bretschneiders des Radwegenetzes seine Kernkom- wie die Abgeordneten Dirk Friedris- in Hamburg ihren Abschlussbericht vor- petenz verloren. Benachbarte Bundes- zik und Karsten Kolbe. Im Mittelpunkt gelegt hat. länder sowie Polen gewännen immer der Beratungen standen die Themen In den kommenden zwei Jahren wird mehr an Attraktivität für Radurlauber. nachhaltiger Tourismus, demokra- sich eine neue Arbeitsgruppe der BSPC Ziel sei es deshalb, durch kreative Ansät- tische Teilhabe im digitalen Zeitalter, mit „Migration und Integration“ be- ze die Qualität des Radwegenetzes und Ostseekooperation und Wissen- fassen. Damit wird ein Thema vertieft, dessen Möglichkeiten wieder zu ver- schaftspolitik. Auch der Umgang mit das auch im Ostseeraum besonders bessern. Vor diesem Hintergrund arbei- Flüchtlingen wurde im Zusammen- sensibel ist – in der BSPC arbeiten von te man eng mit dem ADFC zusammen. hang mit der Einsetzung einer neuen Russland über die skandinavischen Auch der TMV sprach sich dafür aus, Arbeitsgruppe thematisiert. und baltischen Staaten auch Polen die Zuständigkeiten zu bündeln und und Deutschland mit. Auf der Grund- Bau und Unterhaltung von Radwegen Der Landtag Mecklenburg-Vorpom- lage von Expertenanhörungen und besser zu finanzieren. Letztlich müsse mern war intensiv in die Vorbereitung Stellungnahmen der Regierungen im Land politisch entschieden werden, der Konferenz eingebunden. Jochen des Ostseeraums sollen zunächst Zwi- welche Bedeutung der Radverkehr ha- Schulte, Abgeordneter und maritimer schenergebnisse für die nächste Jah- ben solle. Berichterstatter, hatte der BSPC einen reskonferenz erarbeitet werden. Diese

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 22 Aus den Ausschüssen

wird vom 26. bis 28. August 2018 in Mariehamn auf den Åland Inseln statt- finden. „Bemerkenswert ist für mich, dass es trotz zum Teil ganz unterschiedlicher politischer Grundeinstellungen der De- legationen gelungen ist, Kompromisse zu finden und die Resolution einstim- mig zu verabschieden“, lautet das Fazit von Vizepräsidentin Beate Schlupp. Für das Tourismusland Mecklenburg- Vorpommern sei es ein besonderer Erfolg und auch Verpflichtung, dass dem nachhaltigen Tourismus ein so hoher Stellenwert eingeräumt werde und dass der Landtag mit der neuen Berichterstatterin für dieses Thema ein weiteres Sondermandat erhalten habe, so Schlupp. „Ich kann mir vorstellen, dass es für die neue Arbeitsgruppe zu Migration und Integration eine beson- dere Herausforderung sein wird, sich auf eine gemeinsame Herangehenswei- Der Energieausschuss des Landtages bei seiner Brüssel-Exkursion. Foto: Landtag M-V se und später auf Schlussfolgerungen und Ergebnisse zu verständigen“, blickt verbandes des deutschen Handwerks den auch die energiepolitischen Ziele die Vizepräsidentin voraus. Bereits bei sowie der Ständigen Vertretung der der EU bis 2030, die deutlich über die der Hamburger Konferenz sei deutlich Bundesrepublik Deutschland bei der sogenannten 20/20/20-Ziele hinausge- geworden, dass sich die Positionen der EU erörtert wurden. Wichtige Themen hen: Senkung der Treibhausgasemissi- Delegationen deutlich unterscheiden. waren u.a. die Auswirkungen des Bre- onen um 40 Prozent gegenüber dem xit, der Breitbandausbau in ländlichen Stand von 1990, Erhöhung des Anteils Regionen, Initiativen zur Förderung erneuerbarer Energien am Endenergie- alternativer Kraftstoffe und sauberer verbrauch um mindestens 27 Prozent Blick über den Fahrzeuge und der Übergang zur emis- sowie Steigerung der Energieeffizienz Tellerrand sionsarmen Mobilität. Diskutiert wur- um mindestens 27 Prozent. Energieausschuss informiert MV-Abgeordnete im EU-Ausschuss der Regionen sich in Brüssel Tilo Gundlack wird voraussichtlich im Oktober an der 125. AdR-Plenartagung Vom 20. bis 22. Juni führte der En- in Brüssel teilnehmen. ergieausschuss eine Informationsreise Der seit 1994 bestehende Ausschuss nach Brüssel durch, um sich über die der Regionen ist die Versammlung fachpolitischen Entwicklungen auf der Regional- und Kommunalvertre- europäischer Ebene und ihren Auswir- ter der EU. Seine 350 Mitglieder aus kungen auf das Bundesland Mecklen- allen EU-Mitgliedstaaten haben den burg-Vorpommern zu informieren. Auftrag, die regionalen und loka- Zeitweise wurde der Ausschuss von len Gebietskörperschaften und die Landesminister Christian Pegel be- Am 11. Juli wurden die Abgeordneten durch sie vertretene Bevölkerung in gleitet. Tilo Gundlack (l.) und Jochen Schulte den Beschlussfassungsprozess der durch den ECOFIN-Rat (Rat der EU für EU einzubinden und sie über die EU- Im Fokus standen energie-, infrastruk- Wirtschaft und Finanzen) als Mitglie- Politik zu informieren. Die Europä- tur-, verkehrs- sowie raumordnungs­ der im Europäischen Ausschuss der ische Kommission, das Europäische relevante Politikbereiche, die mit Vertre- Regionen (AdR) nominiert. Sie wirken Parlament und der Rat sind verpflich- tern des Europäischen Parlaments, von in der laufenden AdR-Mandatsperiode tet, den AdR in den für die Städte Generaldirektionen der Europäischen (2015-2020) in den Fachkommissi- und Regionen relevanten Politik- Kommission, des GdW Bundesver- onen für natürliche Ressourcen (NAT) bereichen anzuhören. bandes Deutscher Wohnungs- und Im- und für Wirtschaftspolitik (ECON) mit. mobilienunternehmen e.V., des Zentral-

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 Aus den Ausschüssen 23

Alleenschutz Agrarausschuss im Biosphären- reservat Südostrügen Fotos: Sebastian HaerterFotos:

Während seiner letzten Sitzung vor der parlamentarischen Sommer- pause hat der Agrarausschuss am 6. Juli das Biosphärenreservat Südostrügen besucht. Nach dem UNESCO-Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ sollen Biosphären- reservate als Modellregionen für eine nachhaltige Entwicklung einer Regi- on dienen. Im Unterschied zu Natio- nalparks sind dabei die Ortschaften ausdrücklich mit eingeschlossen. Auf Intakte Allee der Tagesordnung des Ausschusses standen dabei Themen wie der Allee- nschutz sowie die Zukunft der Stell- netzfischerei.

Nach einer Einführung durch die Amts- leiterin in die Aktivitäten in ihrem Zu- ständigkeitsbereich haben sich die Abgeordneten während einer kleinen Rundreise ein Bild davon gemacht, wie Alleen das Landschaftsbild im südöst- lichen Teil der Insel prägen. Allerdings gibt es vielerorts Probleme bei dem in der Landesverfassung verankerten Al- leenschutz. Selbst an zur „Deutschen Alleenstraße“ gehörenden Landesstra- ßen sind seit Jahren keine Nachpflan- zungen mehr vorgenommen worden, oder diese sind in dem bundesrechtlich Ehemalige Allee mit Baumverlust vorgeschriebenen Abstand zur Fahrbahn erfolgt, was das Erscheinungsbild der ßen, an denen kontinuierlich in der Linie und dabei auszuloten, inwieweit un- Alleen und ihre einstige Funktion – die des Altbestandes nachgepflanzt wurde. ter bestimmten Bedingungen Abwei- Beschattung der Straße – entscheidend Einig waren sich die Ausschussmit- chungen vom Technischen Regelwerk beeinträchtigt. Als Grund hierfür führte glieder darin, den Alleenschutz zum Ge- „Straßenbau“ für die Nachpflanzung die Straßenbauverwaltung die Gewähr- genstand einer gemeinsamen Beratung von Alleebäumen möglich sind. leistung der Verkehrssicherheit an. Dass mit dem Ausschuss für Energie, Infra- es auch anders geht, zeigen die Kreisstra- struktur und Digitalisierung zu machen Alleenschutz Bürgerbeauftragter berichtet im Bildungsausschuss

Land, Gemeinden und Kreise schützen Am 13. September stellte der Bür- engen gesetzlichen Vorgaben bei der und pflegen die Landschaft mit ihren gerbeauftragte Matthias Crone im Genehmigung für den Besuch einer Naturschönheiten, Wäldern, Fluren Bildungsausschuss auszugsweise Schule außerhalb des verbindlichen und Alleen, die Binnengewässer und seinen Jahresbericht 2016 vor. Rund Einzugsbereiches. Beim Thema Inklu- die Küste mit den Haff- und Bodden- ein Drittel der Petitionen aus dem sion, zu dem den Bürgerbeauftragten gewässern. Der freie Zugang zu ihnen Bereich Bildung, Wissenschaft und im vergangenen Jahr ebenfalls Petiti- wird gewährleistet. Kultur betrafen das Thema Schule, onen erreichten, forderte Crone zum Landesverfassung M-V, hier vor allem die Beförderungssitua- Handeln mit dem „richtigen Maß“ auf Artikel 12 (Umweltschutz), Absatz 2 tion der Schülerinnen und Schüler im und mahnte insgesamt zu mehr Bür- Land, gefährliche Schulwege und die gernähe und Lebenswirklichkeit.

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 24 Aus den Ausschüssen Fotos: Cornelius Kettler Cornelius Fotos:

Sacharbeit mit den Forderungen der Mehr Gehör für Jugendlichen zu befassen. Die Anhörungen sollen kontinuierlich Jugendliche begleitet werden von zehn Jugend- lichen, die mit den elf Abgeordneten Sozialausschuss startet des Sozialausschusses und den jewei- Anhörungsreihe ligen, für das spezielle Thema eingela- denen Sachverständigen zusammen Die Anliegen Jugendlicher sollen die verschiedenen Themen beraten. im Landtag mehr Gehör bekommen. Außerdem wird es zwei weitere öffent- Bei dem Projekt „Jugend im Landtag” hatten im Juni Der Sozialausschuss beschloss am 2016 ca. 100 junge Menschen aus ganz Mecklenburg- liche Anhörungen geben, in denen die- 19. September einstimmig eine Anhö- Vorpommern teilgenommen, unter ihnen auch se zehn Jugendlichen zusammen mit Jannis Eike Reck aus Rostock und Antonia Huhn aus rungsreihe zum Thema „Jung sein in Stralsund. den Abgeordneten die gewonnenen M-V". Erkenntnisse auswerten.

Damit wird eine Forderung von „Jugend Öffentliche Anhörungen im Landtag 2016“ erfüllt. Die Teilneh- menden hatten in ihrem Jugendregie- Geplant sind ab 2018 folgende öffentliche Anhörungen: rungsprogramm eine Enquete-Kommis- • 17. 01. 2018 Teilhabe und Mitwirkung von Jugendlichen sion „Jung sein in M-V“ gefordert – als • 23. 05. 2018 Übergangsmanagement Schule, Bildung und Beruf Pendant zur Enquete-Kommission des • 26. 09. 2018 Medienbildung für junge Leute im Kontext der Digitalisierung Landtages der 6. Wahlperiode „Älter • 05. 12. 2018 Anhörung zur Zwischenauswertung werden in Mecklenburg-Vorpommern“. Der Landtag hatte diese Forderung in Weitere Anhörungen im Jahr 2019: seiner Plenarsitzung am 6. April 2017 • Mobilität im ländlichen Raum diskutiert. Eine Enquete-Kommission für • Ehrenamt und Erprobungsräume Jugendthemen fand dabei keine Mehr- • Kinderarmut und Chancengleichheit heit, jedoch wurde der Sozialausschuss • Auswertungsanhörung beauftragt, sich im Rahmen seiner

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 Panorama 25

Baustelle Schloss Der Plenarsaal ist fertig – gebaut wird auf der Schlossinsel trotzdem tüchtig weiter

Baukran abgebaut

Auf unserem Titelfoto haben wir den Kran mit dem Computer verschwinden lassen. Das ist seit einigen Tagen nicht mehr nötig – der Kran ist weg! Anfang September hat die Firma Siloco Ham- burg den Kran Segment für Segment demontiert. Nur das Betonfundament vor dem Burg- seeflügel des Schlosses erinnert noch daran, dass mit dem 45-Meter-Riesen mehr als drei Jahre lang alle Lasten für Stück für Stück wird der Baukran für den Abtransport in Einzelteilen zerlegt. Fotos: Uwe Sinnecker die Sanierung des Schlossgartenflügels und den Plenarsaal-Bau in die oberen Stockwerke gehievt wurden. Übrigens: Auf YouTube gibt es einen tollen Film vom Aufbau des Krans, der auch tolle Schlossbilder präsentiert. (Suchbegriff: Siloco Kranaufbau Foto: Cornelius Kettler Cornelius Foto: Schwerin) Reparaturen am Hauptturm

Seit Ende Juni präsentiert sich der Hauptturm des Schweriner Schlosses „verkleidet“. Grund: Für Maßnahmen der laufenden Bauunterhaltung ist der Turm eingerüstet. Bei den Arbeiten geht es vor allem um Reparaturen am Dach und Tonnenschwere Gegengewichte haben dafür gesorgt, dass der Kran selbst bei Sturm sicher stand. Jetzt an den innen liegenden Dachrinnen. haben sie ihre Pflicht getan. Die Bleche haben Risse bekommen, so- dass es zu Wassereinbrüchen ins Mauer- werk gekommen ist. Damals hatten Bergsteiger die schlimmsten Stellen ab- gedichtet. Eine fachgerechte Reparatur können die Dachklempner aber nur über ein Gerüst vornehmen. Bei dieser Gelegenheit werden natürlich auch gleich die Fenster repariert und gestri- chen sowie Risse in der Fassade neu ver- putzt. Wenn alles nach Plan läuft, kann das Gerüst voraussichtlich im Winter ab- gebaut werden. Ein völlig gerüstfreies Schloss wird es wohl auch in Zukunft kaum geben: Bei der Größe des Gebäudes ist immer et- was zu reparieren, um die Bausubstanz in gutem Zustand zu erhalten. Schäden an Dach und Fassade des 70 Meter hohen Hauptturms des Schlosses werden ausgebessert.

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 26 Panorama

Eine riesige Plane wirbt im Schlosshof für die Schlossfestspiele 2018 des Schweriner Theaters. Foto: Cornelius Kettler Sanierung Kirchgang

Ein Baugerüst verhüllt noch eine gan- ze Weile die Hoffassade des Burggarten-

flügels. Unter der Regie des Landesbe- M-V Landtag Foto: triebes für Bau und Liegenschaften (BBL) wird der Kirchgang statisch gesichert und restauriert. Schlaue Köpfe haben aus der Not eine Tugend gemacht und das Gerüst kurzerhand zur Riesen-Werbeflä- che umfunktioniert. Geworben wird für Kultur: nämlich die Schlossfestspiele 2018 des Mecklenburgischen Staatstheaters. Auf der traditionellen Spielfläche Alter Garten ist vom 22. Juni bis 28. Juli die Puccini-Oper „Tosca“ zu erleben. Neu hinzu kommt – von vielen herbeige- sehnt – als zweite Spielstätte endlich wieder der Schloss-Innenhof. Vom 30. Juni bis 21. Juli lockt Theaterintendant Lars Tietje mit dem Schauspiel nach Der Schlosshof wird originalgetreu gepflastert. Bram Stoker „Dracula“ ins historische Am- biente und versprich: „Alte Schlösser, Pflasterung Innenhof endgültiges Pflaster. Die Arbeiten erfolgen übernatürliche Erscheinungen und be- abschnittsweise, sodass Kirche und Land- kannte Elemente aus Vampirsagen trafen Eine weitere große Baumaßnahme ist tagsbistro durchgängig erreichbar sind. nicht nur im 19. Jahrhundert auf die Lust die Pflasterung des Innenhofes. Nach Fer- Aus Sicherheitsgründen kann der Innen- am Schaudern, sondern laden auch heu- tigstellung der Versorgungstrasse für den hof in der Bauzeit, die bis zum Frühjahr te noch zu einem unvergesslichen Som- neuen Plenarsaal erhält der Hof anhand 2018 kalkuliert ist, am Wochenende leider mertheater-Erlebnis ein!“ von alten Unterlagen und Archivfotos sein nicht für Besucher geöffnet werden.

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017 Foto: Claudia Gaschler Dieses Foto entstand Ende Juni bei dem Beteiligungsprojekt „Jugend fragt nach“. „Jugend Foto Beteiligungsprojekt dem entstandDieses bei Juni Ende Chance, sich Sitzungssaal den modernen Landtages des anzuschauen. vorNoch der feierlichen Eröffnung neuen des Plenarsaals am Besuchernutzten 23. September Hunderte die boten. Insgesamt hat die Auktion rund Stuhl ge Euroeinen für 300 über sogar aber tiefer in die Tasche gegriffen und zehnbei Euro, viele der Bieter haben zer gefunden. Das Mindestgebot lag viele Bieterben ihre und letztlich Besit restlichen der insgesamt 71 Stühle ha des und Landtages, auch diemerfest folg versteigert. Drei bereits beim Som aber nicht hat –der Landtag sie mit Er siegelt. Auf dem Müll gelandet sind sie der Abgeordneten-StühleSchicksal be zung im alten Plenarsaal war auch das Alle Abgeordneten-Stühle versteigert Abgeordneten-Stühle Alle Mit Ende der letzten LandtagssitMit Ende der letzten ------mus anregen. mus Extremis Rassismus und mit setzung Auseinander inhaltlicher sowie ment willEs gesellschaftlichem zu Engage gerufen. ins Leben Fraktionen tischen präsidentin als Vertreterin aller demokra tholischen Kirchen sowie der Landtags- de, des DGB, der evangelischen und ka Vereinigung Unternehmensverbän der wurde auf Anfang Initiative 2008 der zugutekommen werden. Das Bündnis Bündnisses „WIR. braucht Erfolg Vielfalt“ landesweiten und überparteilichen Euro4.600 erbracht, die der Arbeit des ------LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2017LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern Der alte wird Plenarsaal Der umgebaut. Baustelle alter Plenarsaal alter Baustelle tagsnachrichten. wir in der Oktober-Ausgabe der Land die Festrede hielt,Lammert berichten der Bundestags-Präsident Dr. Norbert 26. am September, Plenarsaals en bei Über die feierliche Eröffnung desneu beteiligt waren. Plenarsaals neuen des 50 Firmen, Bau am die tagspräsidentin über den bei Sylvia Bretschneider einem BaustellenfestBei sich bedankte Land größeren neuen Raum schmücken. Präsidium bleibt erhalten und wird den 1980er-Jahrenden hinter früheren dem tungsräume. aus Die Holzverkleidung anderen beiden als zusätzliche Bera ner die für Landespressekonferenz, die Hier entstehen drei neue Räume –ei tische Probleme gefördert. zutage untersuchungen auch haben sta u.a. der Umbau Erste begonnen. Bestand narsitzung vor der Sommerpause hat ment aus. Gleich Ple nach der letzten So siehtSo der alte Plenarsaal im Mo Panorama ------Fotos: Uwe Sinnecker Foto: Landtag M-V 27 27 Foto: Landtag M-V Landtag Foto:

Am 18. Juni besuchte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auch den Landtag und wurde hier von Parlamentspräsidentin Sylvia Bretschneider (Mitte) und ihrer Stellvertreterin Beate Schlupp begrüßt. Bei seiner Deutschlandreise machten das neue Staatsoberhaupt und seine Gattin Elke Büdenbender zwei Tage Station in Mecklenburg-Vorpommern, trafen hier auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und weitere Mitglieder der Landesregie- rung. Im Anschluss an die Gespräche in der Landeshauptstadt reiste Steinmeier weiter nach Rostock sowie zu Terminen im Landesteil Vorpommern.

Foto: Cornelius Kettler Cornelius Foto: Wenn die Damen vom amtierenden deutschen Volleyball-Meister SSC Palmberg Schwerin in die neue Bundesliga-Saison starten, ist das Schweriner Schloss mit dabei: Erstmals ziert das Wahrzeichen der Landeshauptstadt das Trikot der Schweriner Schmetterlinge. Beim Drachenboot-Festival am letzten Augustwochenende präsentierten die beiden neuen Libe- ra Elisa Lohmann (l.) und Luna Carozzi die SSC-Trikots der Öffentlichkeit.

Die Präsidentin des Landtages und des Tourismusverbandes M-V Sylvia Bretschneider nahm am 27. Wirtschaftsforum in Krynica-Zdrój (Polen) teil. In einer Podiumsdiskussion, in der es um den Einfluss des Images von Ländern und Regionen auf die touristische und wirtschaft- liche Entwicklung ging, warb sie für Mecklenburg-Vorpommern als beliebtestes Urlaubs- land der Deutschen, stellte das Land aber auch als attraktiven Wirtschaftsstandort vor. Das größte Netzwerktreffen der Wirtschaft Osteuropas mit mehreren tausend Teilnehmern findet seit 1991 jährlich Anfang September statt. Das Forum richtet sich an Global Player der Wirtschaft, Politiker, Wissenschaftler sowie Vertreter von Medien und NGOs. Es gilt als die bedeutendste Wirtschaftskonferenz Osteuropas. In diesem Jahr stand die Konferenz unter

Foto: Landtag M-V Landtag Foto: dem Motto: „Project Europe – what recipe for the next decade?”

Am 28. und 29. August tagte die Arbeitsgruppe „Zukunft der Demokratie im digitalen Raum“ der Direktorinnen und Direktoren der deutschen Landesparlamente, beim Deutschen Bundestag und des Bundesrates im Schweriner Schloss. Die leitenden Vertreter von zwölf Parlamentsverwaltungen tauschten sich insbesondere zur Nutzung so genannter Sozialer Medien wie Facebook und Twitter durch Parlamente aus. Rechtliche Fragen im Zusammen- hang mit der Nutzung von WhatsApp sowie die Darstellung von Parlamenten in der On- line-Enzyklopädie Wikipedia kamen ebenso zur Sprache. Zum Programm gehörte natürlich auch ein Blick in die Baustelle des neuen Plenarsaals, wo Landtagsdirektor Armin Tebben die Gestaltungsidee sowie den Stand der Arbeiten erläuterte.

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