Mecklenburg-Vorpommern 5
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Montag, 4 22. August 2011 MECKLENBURG-VORPOMMERN 5 Abpfiff für den FC MeckPomm Aus, aus. Die Saison ist aus. Am 4. September geht mit der Landtagswahl die fünfjährige Spielzeit für die Landesregierung zu Ende. Die OZ sieht das sportlich und hat die Arbeit des Kabinetts fußballerisch betrachtet – mit einem Augenzwinkern. Schließlich gab es nicht immer was zu lachen seit dem Antritt der Regierungsmannschaft. Der FC MeckPomm hat unter den Spielführern Harald Ringstorff und Erwin Sellering großartige Siege gefeiert (Tourismus-Rekorde, ausgeglichener Haushalt, schöne neue Straßen), schwere Niederlagen erlitten (Werften-Krise, Fördersumpf, Nachsitzen bei der Kreisreform) und kämpft nach wie vor gegen den Abstieg (Arbeitslosigkeit, Abwanderung, Niedriglöhne). Welche Leistungen die einzelnen Minister-Spieler ablieferten, haben die Autoren Jörg Köpke und Thomas Pult zusammengefasst, illustriert von Karikaturist Berndt Skott. HARALD RINGSTORFF (SPD) Der Ministerpräsident („El Capitano“) Drehung. Liebt die kontrollierte Offensive. hing als Kapitän nach zehn Jahren 2008 Kenner der Szene behaupten, sie würde be- teils freiwillig, teils altersbedingt die reitsinderkommendenSaisoninderChampi- Töppen an den Nagel. Agierte stets aus onsLeaguespielenwollenunddafürnachBer- einer sicheren Abwehr heraus mit viel lin wechseln. Doch „Küsten-Barbie“, wie sie Übersicht. Kam am liebsten durch die „Don Caffier“ etwas süffisant taufte, demen- Mitte.TriebseineMannenruhigundoh- tiertfleißig alle Gerüchte. Ein Trikottausch sei ne viele Worte an – wenn nötig, manch- derzeit kein Thema. mal auch auf Platt. Trug sein Trikot mit Stolz. Lächelte so gut wie nie. Als mürri- TILL BACKHAUS (SPD) scher Interview-Partner gefürchtet. Ist als Umwelt- und Landwirtschaftsminister, Dennoch von allen unangefochten als („diePferdelunge“)einLiebhabervonLuxus- Nummereinsakzeptiert,verehrtundge- karossen und Edelrössern. Hauptsache pfer- schätzt bis heute. destark. Rennt und rennt und rennt. Fischt gern als Hecht im Karpfenteich, angelte sich OTTO EBNET (SPD) eineblutjungeFreundinaufeinerHengstauk- ErwarVerkehrs-undzuvorWirtschafts- tion.DerunberechenbareAntreiberimMittel- minister(„derWasserträger“):KamMit- feld. Schrieb neben seiner Profi-Karriere eine te der 90er vom FC Bayern in den hohen vielbeachtete Doktorarbeit. Zitat Ringstorff: Norden. Diente sich als Wasserträger „Der Mann braucht nicht viel Schlaf.“ Wenn an. Ringstorffs Mann für die Blutgrät- die Mannschaft unter Druck gerät, verdrib- schen. Machte sich so über die Jahre belt sich Backhaus allerdings häufig. Sorgt zum unverzichtbaren Bestandteil der mit unüberlegten Aussagen und Eskapaden Mannschaft. Sorgte immer wieder mit nebendemSpielfeldimmerwiederfürnegati- spektakulären Aktionen auch außer- ve Presse. Wurde deshalb von den Rängen halbdesregulärenSpielfeldsfürSchlag- schon mehrfach mit faulen Eiern und Toma- zeilen. Schonte weder sich selbst noch ten beworfen (Dioxin-Skandal, EHEC-Krise) seine Gegner. Immer hart am Rande ei- und fiel unangenehm durch Schwalben im nes Platzverweises. Otto ebnete dabei Strafraum auf (Vogelgrippe). aber auch viele (Lauf-)Wege. War be- rüchtigt für seinen Schneid, mit dem er VOLKER SCHLOTMANN (SPD) das eine oder andere Band durchtrenn- Als Verkehrsminister („die Lokomotive“) te. Wurde deshalb auch „Otto mit den bringt sich der Hardrock-Fan vor dem Anpfiff Scherenhänden“ genannt. Beendete am liebsten mit „Hells Bells“ von AC/DC auf seine Karriere 2008 mit Ringstorff. Betriebstemperatur. Als (Vierer-)Kettenrau- cher taucht er auf dem Platz häufig unter und SIGRID KELER (SPD) pfeift nicht selten auf dem letzten Loch. Setzt Als Finanzministerin („die Titanin“) kaum spielentscheidende Akzente, obwohl hieltsieihren Kastensauber.Stabilisier- er als gelernter Binnenschiffer eigentlich das te als strenge (Tor-)Hüterin eine zuvor Kapitänspatent besitzt. Gilt dennoch als Lieb- völlig verunsicherte Hintermannschaft ling und enger Vertrauter Sellerings. Soll in und befreite den völlig verschuldeten der kommenden Saison mehr Verantwortung Verein als Spieler-Managerin aus größ- übernehmen. Abwehr, Sturm? ter Not. Nur selten unterliefen ihr grobe Patzer. In einem Fall ermittelt allerdings HEIKE POLZIN (SPD) bisheutedieSchiedsstellederUEFAwe- Kam 2008 als Finanzministerin, („die Un- gen eines möglichen Regelverstoßes scheinbare“) nur ins Team, nachdem der ge- (unerlaubte Subventionen mit Kernge- planteMillionen-Transfer vonMathias„Mes- bietsbescheinigungen). Trat 2008 mit si“ Brodkorb am Widerstand des Mann- Ringstorff und Ebnet zurück. 2010 schaftsrats gescheitert war. Besitzt mit Staats- Comeback beim FC Hansa Rostock. sekretär Jost Mediger („die graue Eminenz“) Hielt dort nach dem Abstieg in die dritte einen ausgezeichneten persönlichen Konditi- Liga den Laden zusammen. onstrainer, der sie perfekt in Form bringt und Defizite geschickt ausgleicht. Mit ihr ist der ERWIN SELLERING (SPD) Kasten für gegnerische Stürmer wie verna- Als Ministerpräsident („der Schlitt- gelt.DasMottoheißtähnlichwiebeiihrerVor- schuhläufer“) ist er wieselflink, wendig gängerin „Titanin“ Keler: Die (schwarze) und kaum zu fassen. Wechselt die Posi- Null muss stehen. tionen je nach Spielsituation in atembe- raubendem Tempo. Stürmt am liebsten UTA-MARIA KUDER (CDU) über den linken Flügel. Kam als Ein- Die Justizministerin („die Diva“) hüllt sich auf wechselspieler und Allrounder 2008 dem Spielfeld gern in italienische Desig- nach dem Rücktritt Ringstorffs ein we- ner-Mode.ImGegensatzzuVolker„Lokomo- nig überraschend zur Kapitänsbinde. tive“ Schlotmann raucht die Rheinländerin MussmitdemEndederlaufendenSpiel- nur heimlich in der Umkleidekabine oder auf zeit erstmals beweisen, ob er das „Sie- der Toilette. Hält sich sonst aber streng an die ger-Gen“ besitzt und in der Lage ist, ein Spielregeln. Wechselt am Ende der Saison Team erfolgreich zu führen. Wechselte freiwillig den Verein, um in der fußballeri- im Verlauf der Saison die Spielerfrau, schen Provinz Südvorpommern im Manage- was von den Rängen teils mit Pfiffen be- ment der Regional-Liga neu durchzustarten. dacht, am Ende aber akzeptiert wurde. JÜRGEN SEIDEL (CDU) LORENZ CAFFIER (CDU) Der Wirtschaftsminister („das Phantom“) gilt Als Innenminister („Don Caffier“) ein alstrainingsfaulundkonditionsschwach.Mit- Abwehrrecke aus altem Schrot und spielerspottenhäufig,ermüssezumJagenge- Korn. Geht keinem Zweikampf aus dem tragen werden. Dennoch eine erfahrene Stüt- Weg und reibt sich notfalls vor dem ze im zentralen Mittelfeld. Strahlt Ruhe und Match mit Knoblauch ein, um seine Ge- Gelassenheit aus und behält die Übersicht. genspieler auf Distanz zu halten. Die Über seine weitere sportliche Zukunft Mannschaften „Zwietracht NPD“ und schweigt sich Jürgen „Phantom“ Seidel be- „1. Funktionärsclub Altkreis“ können harrlich aus. Insider wollen ihn bereits mehr- ein Lied davon singen. Technisch nicht mals beim heimlichen Angeln und Musizie- eben filigran, dafür knallharte rechte ren an der Müritz gesichtet haben. Klebe, schusssicher und als erfahrenes Schlitzohr umso versierter und gefürch- HENRY TESCH (CDU) teter. Schielt in diesem Jahr erstmals Der Bildungsminister („Unglücksrabe“): Was nach der Kapitänsbinde von Sellering. er auch anpackte, irgendwie ging in der abge- laufenen Spielzeit alles schief. Vielleicht lag MANUELA SCHWESIG (SPD) es daran, dass er erstmals Fußball spielte, an- Sie ist Sozialministerin, SPD-Bundesvi- statt in der Schule Kinder zu trainieren. Wirkte ze („Küsten-Barbie“) und gilt als foto- häufig hüftsteif und unerfahren. Zu defensiv gen,telegenundmedien-affin. Dieküh- eingestellt. Konnte die Angriffe seiner Gegner le Blonde wirft sich gern vor den Mikro- zuletzt nur noch mühsam abwehren. Es hagel- fonen und Kameras der Journalisten in te Gelbe Karten. Wenn er doch mal vorpresch- Pose, stolpert aber bisweilen auf dem te, stand er meist im Abseits und legte sich zu Spielfeld. Redet manchmal mehr, als ih- oft mit dem Schiedsrichter (Wähler) an. Gilt als rem Chef lieb ist. Schießt gern aus der sicherer Kandidat für die Auswechselbank..