Agrarpolitik Und Ländlicher Raum in Mecklenburg-Vorpommern Nach 1989
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Friedrich-Ebert-Stiftung Landesbüro Mecklenburg-Vorpommern Wolf Karge Agrarpolitik und Ländlicher Raum in Mecklenburg-Vorpommern nach 1989 Unter Mitarbeit von Gerhard Rudolphi Wolfgang Röhl Martin Just Reihe Beiträge zur Geschichte Mecklenburg-Vorpommern Nr. 15 © Copyright by Friedrich-Ebert-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern Arsenalstr. 8 D-19053 Schwerin Layout: uwe-sinnecker.de Fotos: H. Kienscherf, G. Rinas Druck: Altstadt-Druck GmbH Rostock 1. Auflage ISBN 978-3-86872-862-0 Schwerin November 2011 | 3 Inhaltsverzeichnis Seite Seite 5 Zum Geleit: Till Backhaus Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern 6 In eigener Sache:35 Politische Bildungsarbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung für die Landwirtschaft und den Ländlichen Raum von Mecklenburg-Vorpommern – Ein Rückblick auf Aktivitäten und Akteure (M. Just) 13 1. Nichts bleibt, wie es war35 Wendezeit und Neuorientierung 1989 bis 1992 28 2. Agrarpolitik und Landwirtschaft sind zwei verschiedene Dinge – Reformen der Marktordnung aufgrund der EU-Agrarstruktur ab 1993 bis 2000 42 3. Europa regiert die Agrarwirtschaft Agenda 2000 und die Folgen 49 4. Gemeinsame Agrarpolitik und Ankunft in Europa – GAP-Reform 2003 68 5. Kurzvorstellung ausgewählter Vereine, Verbände und Initiativen 73 6. Zusammensetzung des Landwirtschafts- bzw. Agrarausschusses im Landtag Mecklenburg-Vorpommern 76 Personenregister 78 Die Autoren 79 ANHANG, Faksimiles 106 Gründung und Geschichte des LAND-FRAUENVERBANDES Mecklenburg-Vorpommern 110 Dr. Hans Schwiderski: Erinnerungen an die Jahre des Aufbaus der Arbeitsgemeinschaft für Urlaub und Freizeit auf dem Lande M/V e. V. (2005 umbenannt in Landurlaub M/V) 114 Prof. Dr. Peter Kauffold - Zeitzeugenbericht 120 Stellungnahmen zu Fragen der Entwicklung des Ländlichen Raums in MV Dr. Lutz Laschewski, Sozialwissenschaftler, Neustrelitz 122 Corinna Cwielag, Geschäftsführerin des BUND Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 124 Angus Fowler, Kunsthistoriker, Bauforscher, Marburg 125 Dr. Sibylle Berger, Landwirtin und Kunsthistorikerin, Venze auf Rügen 126 Karin Johannsen, Museumsleiterin, Dishley 127 Karin Kaspar, Diplomökonomin, Grüssow 129 Solveig Leo, Diplomagraringenieur, Banzkow 130 Wolfgang Kniep, Lehrer, Liedermacher, Leisterförde 131 Hans-Thomas Sönnichsen, Diplomagraringenieur(FH), Dissau 132 Dr. Jürgen Walter, Hochschulprofessor, Neubrandenburg 133 Dr. Gerhard Rudolphi, Diplomagraringenieur, Dummerstorf 135 Zu empfehlende weiterführende Literatur | 5 Ich bin den Autoren dieser Schrift sehr dankbar, dass sie sich dieses wichtigen Themas deut- scher Geschichte nach der Wiedervereinigung angenommen haben. Auf Fakten und Untersu- chungen basierend, ergänzt durch persönliche Erlebnisse und Erfahrungen am Prozess Beteilig- ter sowie politischer Beobachter wird ein umfas- sendes Bild einer beeindruckenden Entwicklung gezeichnet. Die Land – und Ernährungswirt- schaft hat sich zu einem der erfolgreichsten Wirtschaftsbereiche entwickelt. Wettbewerbsfähig, ja durchaus wettbewerbsbestimmend was die Arbeitsproduktivität in Deutschland anbelangt, umweltgerecht und nachhaltig wirtschaften die Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern. Sie ha- ben sich veränderten Bedingungen gestellt und diese gemeistert und sie stehen wieder vor Verän- derungen im Hinblick auf die Neuausrichtung der gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik. Für mich war das Lesen dieses Werkes wie Zum Geleit ein Streifzug in die eigene Vergangenheit. Zu DDR-Zeiten als Abteilungsleiter in einer LPG Von Dr. Till Backhaus, Pflanzenproduktion tätig, habe ich in der ersten Minister für Landwirtschaft, Umwelt freigewählten Volkskammer am Landwirt- und Verbraucherschutz schaftsanpassungsgesetz mitgearbeitet. Später als Abgeordneter des Landtags von Mecklenburg-Vor- pommern und Vorsitzender des Agrarausschusses In keinem anderen Bereich hat sich nach der beschäftigte mich z.B. der Flächenerwerb nach Wende ein solch tiefgreifender Strukturwandel Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetz. vollzogen wie in der ostdeutschen Landwirt- Seit 1998 als Minister für die Landwirtschaft und schaft. In kaum einem anderen Bereich spitzten die ländlichen Räume zuständig, habe ich all sich ideologische Auseinandersetzungen um die im Buch dargestellten Entwicklungen mit Eigentum, Unternehmensstruktur und Herkunft begleitet. Dabei ging es mir stets darum, die auf derart zu wie in der ostdeutschen Landwirtschaft. europäischer Ebene eingeleiteten Reformen in Alteigentümer, Wiedereinrichter, kleinbäuerliche Mecklenburg-Vorpommern so umzusetzen, dass Landwirtschaft, Genossenschaft, Agrarfabrik – sie der heimischen Landwirtschaft Wettbewerbs- Begriffe, die aufeinander prallten und polari- fähigkeit und Entwicklungsspielräume sichern. sierten. In den Medien wurde mache Schlacht Darum wird es auch in Zukunft gehen. ausgetragen, oftmals sehr emotional. Denn – und auch das stellt eine Besonderheit Dr. Till Backhaus dar - die Beziehung zum Grund und Boden, zum Acker, aus dem die Frucht gedeiht, zu den Tieren, für deren Wohl man sorgt, ist auch immer eine stark emotionale. 6 | POLITISCHE BILDUNGSARBEIT In eigener Sache: richtern“ , wovon in den nächsten Kapiteln später eingehender berichtet wird. Aus dem Politische Bildungsarbeit Westen drängten Enteignete der Bodenreform der Friedrich-Ebert-Stiftung auf den Markt der Begehrlichkeiten. Bauern, die vor der mit Zwang verbundenen Kollektivie- für die Landwirtschaft und rung und wegen des hochgeschraubten Abga- den Ländlichen Raum von Meck- bensolls in den frühen DDR-Jahren ihre Höfe lenburg-Vorpommern – verließen, meldeten ihre Ansprüche auf deren Ein Rückblick auf Aktivitäten Rückübertragung an und bekamen sie zurück, durch die Bodenreform-Enteignete bekanntlich und Akteure (M. Just) zum größten Teil nicht. Sie konnten, gesetzlich gesteuert bevorzugt als „Alteigentümer“ einen Teil ihrer Flächen zum Teil preisbegünstigt Unser Landesbüro begann mit seiner Arbeit zurückkaufen. Dieser Prozess setzt sich bis im Januar 1991. Das erste Büro befand sich in heute fort, dabei gibt es Streit zwischen den Schwerin am Großen Moor Nr. 6. Gemeinsam Interessenten an lukrativem Pachtland. Ab mit dem ersten Landesbüro des ZDF bezogen Mitte der 90er Jahre meldeten sich die sog. wir die Oberetage eines denkmalgeschützten „Kreispachtgeschädigten“, deren „Arbeitseigen- Bürgerhauses. tum“, erworben in der Bodenreform, nach dem Es lag in der Natur dieses Bundeslandes: Ag- Ausscheiden aus der Landwirtschaft wieder in rarpolitik war von Anfang an ein Schwerpunkt den staatlichen Bodenfonds zurückfiel. unserer Arbeit. Mecklenburg-Vorpommern als Überall gab es also Baustellen und Konflikte. historisch gewachsenes Agrarland bildete dafür Diese in die politische Bildung eines Landes- günstige Voraussetzungen. büros einzubeziehen, war und ist nicht leicht, Es gab dramatische Veränderungen in den eben wegen dieser angedeuteten Interessen- ersten Jahren nach der friedlichen Revolution. konflikte zwischen den Personengruppen. Diese öffentlich zu diskutieren und mögli- Und dann wegen der Zuständigkeiten, die che Alternativen und Lösungen anzubieten, zwischen der EU, dem Bund und dem Land stand auf unserer Tagesordnung. Es ging um aufgeteilt sind: der Löwenanteil der Beihilfen Erklärungen von Trends, die einer umge- der Marktordung kommt aus Brüssel , wie der kehrten „Hockeyschlägerkurve“ glichen. Am größte Teil der agrarsozialen Sicherung aus schlimmsten war wohl der radikale Abbau der dem Bundeshaushalt kommt, da bleibt für die Arbeitskräfte von rund 189.000 AK in der Land- Landesebene oft nur ein enger Spielraum. Es und Forstwirtschaft 1989 auf rund 35 000 im verlangt politisches Geschick, diese Spiel- Jahre 1993, leicht degressiv bis heute. Arbeitslos räume optimal zu nutzen. Und dann gibt es wurden Tausende Betriebsschlosser, Betriebs- den Grundkonflikt zwischen Landwirtschaft handwerker, Traktoristen und Tierpfleger, mit und Umweltschutz. Diese Ressorts sind in der und ohne Facharbeiterabschluss. Diese waren abgelaufenen Legislaturperiode in MV unter teilweise schlecht bezahlt, aber zu DDR-Zeiten einem Dach vereint. Eine Harmonisierung der sicher ein Arbeitsleben lang unter dem Dach widerstrebenden Kräfte ist also eine ständige der Genossenschaften und volkseigenen Güter Aufgabe, die wir versucht haben zu begleiten. aufgehoben. Unsere erste agrarpolitische Veranstaltung im Die Rechtsformen und Betriebsstruktu- Lande war im Juni 1991 mit Till Backhaus und ren änderten sich infolge des Wirkens des dem damaligen Landwirtschaftsminister von Landwirtschaftsanpassungsgesetzes der letzten Brandenburg Edwin Zimmermann. Till Back- Volkskammer und seiner Novellierungen hin zu haus war damals als SPD-Mitglied des ersten einer Vielfalt von juristischen und natürlichen Landtages und als Abgeordneter der letzten frei Personen, „Neueinrichtern“, und „Wiederein- gewählten Volkskammer der DDR gemeinsam | 7 mit seinem Landtagskollegen Peter Kauffold, persönlichen Engagement und ihrer Ausdauer Staatssekretär im letzten Agrarministerium sind die Veränderungen im politischen Raum zu der DDR, prädestiniert, die Agrarfrage aus verdanken, sie sind nicht ersetz- oder austausch- sozialdemokratischer Sicht in Mecklenburg- bar. Im folgenden kommt eine Auswahl , wie sich Vorpommern zu behandeln. die Bildungsarbeit unseres Büro zum Thema Landwirtschaft und Ländlicher Raum entwickelt An zentraler Stelle standen Tagungen und der und aufgefächert hat. sich später ab 1995 etablierte „Agrarpolitische Die tabellarische Darstellung kann das besser Gesprächskreis“ zu verschiedenen Themen, als eine verbale Reihung widerspiegeln. Die